Ein neuer gyroskopischer Apparat. Von N. JOUKOWSKY in Moskau. Das von mir konstruierte neue Gyroskop ist auf demselben Prinzip begründet, wie das perimetrische Gyroskop von Sire. Ein schwerer Kreisel A (Fig. 1) stützt sich mit seinem Rande M an eine breite vertikale kupferne Röhre B, wobei an der Peripherie des Kreisels in den Berührungspunkten ein Gummiband MN angebracht ist. Am untern Teile des Kreisels befindet sich eine Rolle D, an welcher ein unendlicher Gummiriemen sich befindet, der dem Kreisel gestattet, sich mit Hilfe des Rades E zu drehen. In der Rolle D ist eine konische Vertiefung angebracht, durch welche der Kreisel sich auf die unbewegliche Spitze 0 stützt. Der Radius R der Röhre B kommt an Gröfse dem Radius r der Peripherie M.N sehr nahe. Auf Fig. 2 ist dargestellt ein durch den Punkt M gehender horizontaler Durchschnitt des Apparates. Der Punkt G liegt hier auf der Axe der Röhre B, dagegen der Punkt A auf der Axe des Kreisels. Wenn der Kreisel sich in der Röhre JE? dreht, so beschreibt der Punkt A um G einen kleinen Kreis mit dem Radius R — r. B. Vorträge der Sektionssitzungen. 273 Wenn wir mit o die Winkelgeschwindigkeit bezeichnen, welche durch den unendlichen Eiemen dem Kreisel in der Richtung des Uhrenzeigers mitgeteilt wird, so wird sich der Punkt A in dem oben erwähnten Kreise mit der linearen Geschwindigkeit CD r in einer der Bewegung des Uhrenzeigers entgegengesetzten Richtung bewegen. Die Winkelgeschwindigkeit dieser Drehbewegung ist: co = E —r Diese Winkelgeschwindigkeit ist sehr grofs, da die Fig 2 Differenz JB — r nach der Voraussetzung sehr gering ist. Mit dieser Winkelgeschwindigkeit wird sich auch die obere Spitze F des Kreisels (Fig. 1) um die Vertikallinie 02 drehen. Auf der Axe 00 kann man einen Körper Q anhängen, der mit Hilfe einer horizontalen Nadel L von F eine Drehbewegung mit der Winkelgeschwindigkeit o/ empfängt. So erhält man einen sehr einfachen Apparat, welcher eine schnelle Drehbewegung verleiht. Die treibende Kraft dieser Bewegungsübertragung wird erhalten durch die Reibung im Punkte M, welche, dank der centrifugalen Kraft des Kreisels und dem gyroskopischen Effekte desselben, sehr bedeutend ist. Bezeichnen wir mit K das Trägheitsmoment des Kreisels um seine Axe DF und mit K' das Trägheitsmoment des Kreisels um die Axe DJ, wo DJ±. Df, so wird das Moment der den Kreisel an die Röhre JB drückenden Kraft sein: wo h= OA. Die Gröfse der Reibungskraft aber, welche als die treibende Kraft unseres Apparates erscheint, wird sein: wo f der Koeffizient der Reibung ist. Diese Kraft wird, wenn 03 grofs und E — r klein ist, sehr bedeutend. Verh. d. 1. Internat. Math.-Kongr. Zürich 1897. 18