Vortrag 25

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46. Fortbildungsveranstaltung für Hals-NasenOhrenärzte
Vortrag 25
Diagnostik und Therapie von Speicheldrüsenerkrankungen
von Prof. Dr. med. Johannes Zenk, Erlangen
Autor: Prof. Dr. med. Johannes Zenk, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und
Halschirurgie des Universitätsklinikums Erlangen an der Universität Erlangen-Nürnberg,
Waldstr. 1, D-91054 Erlangen
E-Mail: [email protected]
Einleitung: Bei Erkrankungen der Speicheldrüsen steht einer geringen Anzahl von
Symptomen (Schwellung, Schmerz, Xerostomie, Sialorrhoe und Fazialisparese) eine
Vielzahl von Erkrankungen gegenüber, die differenzialdiagnostisch in Erwägung gezogen
werden müssen (Entzündungen, Autoimmunerkrankungen, Systemerkrankungen,
medikamenten-induzierte Störungen, Sialadenosen, Tumoren etc.). Von entscheidender
Bedeutung für die Stellung der richtigen Diagnose sind vor allem die ausführliche
Anamnese und die klinische Untersuchung. Hier kann schon eine Vielzahl von
Blickdiagnosen ohne weitergehende Diagnostik erkannt werden. Der Ultraschall gilt mit
neuen
Methoden
wie
der
Elastographie
als
Goldstandard
vor
der
Magnetresonanztomographie, der Magnetresonanzsialographie und der CT bei bestimmten
Fragestellungen. Erst nach Diagnosestellung kann die jeweils indizierte Therapie eingeleitet
werden. Im Vortrag soll hier vor allem auf neue Aspekte und Möglichkeiten des
Drüsenerhalts bei Tumoren und der obstruktiven Sialadenitis eingegangen werden.
Methode und Ergebnisse: Wichtig zu erwähnen ist, dass gerade in den letzten zwei
Jahren die chronisch sklerosierende Sialadenits (Küttner-Tumor) mit dem Hyper- IgG4Syndrom in Verbindung gebracht wird. Dies ist charakterisiert durch eine fokale oder diffuse
Vergrößerung eines oder mehrerer betroffener Organe, erhöhter Serum IgG4-Werte und
Organinfiltration von Lymphozyten und IgG4 –positiven Plasmazellen. Neben den
Speicheldrüsen können Pankreas, Tränendrüse, Lymphknoten oder Lunge befallen sein.
Auch eine Aortitis, eine interstitielle Nephritis, eine Cholangitis oder eine
Retroperitonealfibrose bzw. entzündliche Pseudotumoren sind nachweisbar. Wichtig für den
HNO-Arzt ist es vor allen differenzialdiagnostisch an diese „neue“ Entität zu denken und
eine weitere internistische Abklärung einzuleiten. Betroffen sind in der Regel Patienten über
50 Jahre. Die wirksame Therapie ist die Gabe von Cortison.
Die Ultraschalldiagnostik ist weiterhin die Domäne in der Bildgebung bei
Speicheldrüsenerkrankungen, dies insbesondere auch im Kindesalter. Neben jedem
Ultraschallgerät sollte Vitamin-C Pulver bei Verdacht auf eine Obstruktion heute nicht mehr
fehlen. Gangobstruktionen können durch diese einfache und billige Maßnahme signifikant
besser dargestellt werden. Inwieweit auch die Elastographie eine Verbesserung der
diagnostischen Aussagekraft darstellt lässt sich derzeit noch nicht sicher sagen. Bei der
MRT können im Zweifelsfall die MR-Sialographie bei obstruktiven Erkrankungen oder auch
diffusionsgewichtete Aufnahmen zur Tumordifferenzierung in der weiteren nichtinvasiven
Abklärung helfen.
Eindeutig indiziert ist heutzutage die Speicheldrüsenendoskopie zur definitiven Abklärung
von Ursachen der Drüsenschwellung. Hierbei wird deutlich, dass nicht nur Steine sondern
vor allem auch Stenosen der Ausführungsgänge, insbesondere bei der Gl. parotidea eine
wichtige Rolle spielen. Die Speicheldrüsenendoskopie kann die Stenosen direkt darstellen
und im gleichen Eingriff ist auch eine therapeutische Maßnahme möglich. Bei Steinen reicht
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dies von der Körbchen-Extraktion bis zur endoluminalen mechanischen Zerkleinerung und
bei Stenosen von der einfachen Dilatation mit dem Endoskop bis zur Einlage von Stents,
flankiert von regelmäßigen Kortison-Spülungen. Bei der Therapie gutartiger Tumoren der
Gl. parotidea gibt es inzwischen weitere valide Daten, dass umschriebenen
Operationstechniken (z.B. die Extrakapsuläre Dissektion) auch bei pleomorphen Adenomen
je nach Tumorlokalisation möglich sind und vor allem für den Patienten weniger belastend.
Des Weiteren stammen vor allem aus Korea Berichte über minimal- invasive endoskopisch
gestützte Techniken zur Drüsenentfernung, allerdings noch mit deutlich erhöhtem
Zeitaufwand.
Diskussion und Fazit: Einige wenige aber entscheidende Neuerungen in der Diagnostik
und Therapie von Speichelsteinerkrankungen führen zu einer deutlich schnelleren und
wenig invasiven Diagnosefindung. Minimal invasive Methoden und der Erhalt der Drüsen
kann bei obstruktiven Erkrankungen in über 90% und bei gutartigen Tumoren immerhin in
nahezu 60% aller Fälle erreicht werden.
Literatur:
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Otolaryngol Head Neck Surg. 2012 Jun 29. [Epub ahead of print]
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