13. Leipziger Echokardiographie- Symposium

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13. Leipziger
EchokardiographieSymposium
16. – 18.6.2016
Abstract-Band
Wissenschaftliche Leitung
Prof. Dr. med. A. Hagendorff
Veranstalter und Organisation
MIFO
Medizinische Information und Organisation
© MIFO 2016
13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Inhalt
Sitzung 1: Echokardiographie bei Arrhythmien
Einteilung von Rhythmusstörungen .................................................................................... 1
Besondere Aspekte der Dokumentation bei Patienten mit Arrhythmien ................................... 2
Emboliediagnostik bei Vorhofflimmern................................................................................ 4
Seltene Anforderungen an die Echokardiographie bei Arrhythmie-Patienten ............................ 5
Sitzung 2: Der interessante und komplexe Fall
Problemkonstellation bei der Aortenklappenstenose ............................................................. 7
Problemkonstellation bei kombinierten Vitien ...................................................................... 8
Sonderformen der Endokarditis ......................................................................................... 9
Sitzung 3: 4. Leipziger Arthur-Weber Lecture
Wann eignet sich das 2D- und 3D Speckle Tracking? Routineanforderungen und
Belastungsuntersuchungen ............................................................................................. 11
Sitzung 4: Die Differentialdiagnostik der linksventrikulären Hypertrophie
Die echokardiographische Differentialdiagnose der kardialen Speichererkrankungen (Morbus
Fabry, systemische Amyloidose, etc.) .............................................................................. 12
Myokardiale Wandverdickung durch Ödeme, Einblutung oder Schwielenbildung ..................... 14
Sitzung 5: Spezielle echokardiographische Konstellationen bei Rechtsherzbelastung
Die Myokarditis – eine echokardiographische Herausforderung ............................................ 15
Klassische Befunde bei thrombembolisch bedingter pulmonal-arterielle Hypertonie und Befunde
bei subklinischer PHT infolge rezidivierender Embolien ....................................................... 17
Die Rechtsherzbelastung bei Shuntvitien und Morbus Ebstein .............................................. 18
Die fehleinmündende Lungenvene und die Lungenvenenstenosierung .................................. 20
Sitzung 6: Spezielle Echokardiographie
Die Detektion von linksventrikulären und linksatrialen Thromben ........................................ 21
Koronarflussdetektion mit Kontrast und myokardiale Kontrastechokariographie ..................... 22
Die Beurteilung der Aorteninsuffizienz und der Aortenwurzelgeometrie mit 3D-Echokardiographie
................................................................................................................................... 24
Sitzung 7: Debatte: Die ischämische Mitralklappeninsuffizienz
Pro: Die echokardiographische Analyse der funktionellen ischämischen Mitralklappeninsuffizienz
nach erfolgter Revaskularisation bestimmt die weitere individuelle Klappentherapie: konservativ,
chirurgisch oder interventionell ....................................................................................... 26
Sitzung 8: Klinische Problemkonstellationen: Welche Rolle spielt die
echokardiographische Diagnostik?
Der Tumorpatient nach DES-Stent und bei hochgradigen Klappenerkrankungen .................... 27
Echokardiographisches Monitoring bei Chemotherapie ........................................................ 28
Der akute Schlaganfall infolge einer septischen Embolie bei Endokarditis .............................. 30
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 1
Sitzung 1: Echokardiographie bei Arrhythmien
Einteilung von Rhythmusstörungen
Prof. Dr. med. D. Pfeiffer, Universitätsklinikum Leipzig
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 1
Besondere Aspekte der Dokumentation bei Patienten mit Arrhythmien
Prof. Dr. med. A. Hagendorff, Universitätsklinikum Leipzig
Welche Sequenzen akquiriert man am besten bei Vorhofflimmern und/oder
ventrikulärer Extrasystolie? Worauf ist besonders bei der Anamnese einer VT
zu achten? Welche Ausschlussdiagnosen sind in diesem Falle zu
berücksichtigen?
Rhythmusstörungen während der Echokardiographie haben grundsätzlich mehrere
Folgen für den Untersucher. Zum einen treten sie in der Regel nicht regelmäßig auf,
zum anderen verursachen sie hämodynamische Veränderungen der kardialen
Hämodynamik.
Daraus folgen mehrere praktische Aspekte bei
der echokardiographischen
Dokumentation.
Zum
einen
sollten
Rhythmussstörungen
auch
bei
der
Echokardiographie – speziell seltene Arrhythmien, wenn sie auftreten – mit den
echokardiographischen Möglichkeiten dokumentiert werden. Zum andern sollten auch
die hämodynamischen Folgen dokumentiert werden. Bei häufigen Arrhythmien stellt
sich dann zudem die Frage, welche kardialen Sequenzen als hämodynamisch
repräsentativ anzusehen und auszuwerten sind.
Grundvoraussetzungen für die echokardiographische Dokumentation sind das Anlegen
eines guten 1-Kanal EKGs sowie die offensichtliche Notwendigkeit, dass man während
der Untersuchung auch auf dieses EKG sehen und es gegebenenfalls auch
interpretieren muss. Diese visuelle Kontrolle sollte zudem vermeiden, dass unsinnige
und nicht repräsentative Cineloops aufgenommen werden. So sollte z.B. bei
Extrasystolie bzw. DDD-PM-Stimulation nicht nur das prä- bzw. postextrasystolische
Intervall oder das stimulierte PV-Intervall bzw. VP-Intervall dokumentiert werden,
sondern jeweils die kompletten Sequenzen bezogen auf die RR-Intervalle. Diese
Fehltriggerungen sind auch wichtig bei der Interpretation in sogenannten
Postprocessing-Programmen. Diese Programme halten eine Triggerung auf EKGAusschläge für ein korrektes RR-Intervall. Falls dieses nicht zutrifft – und es sich nur
um Teilintervalle zwischen regulären RR-Abständen handelt – können keine korrekten
Funktionsanalyse vorgenommen werden. Dies betrifft sowohl Auswertungen von
Volumina der Herzhöhlen, als auch Analysen des Gewebe-Dopplers und des
deformations-Imaging (Speckle Tracking).
Grundsätzlich sollten auch bei Phasen von supraventrikulären und ventrikulären
Extrasystolen
mehrerer RR-Sequenzen
dokumentiert
werden.
Speziell
bei
Vorhofflimmern sollte man sich angewöhnen , immer mindestens drei konsekutive
Hertzschlagfolgen zu dokumentieren, bei extrem wechselnder Herzfrequenz noch
längere Sequenzen, wobei darauf geachtet werden sollte möglichst zwei längere RRIntervalle nach einer Schlagfolge kurzer RR-Intervalle zu dokumentieren. Aufgrund der
optimierten linksventrikulären Füllung ist der zweite längere Cineloop nach einer
tachyarrhythmischen Episode der Herzzyklus, der die beste Kontraktilität des linken
Ventrikels dokumentiert. Im Rahmen der Rhythmusstörung ist dieser Cineloop gut zur
Charakterisierung der möglichen Kontraktuilität des Ventrikels, jedoch nicht
repräsentativ für die durchschnittliche myokardiale Funktion des jeweiligen Herzens
bei dieser Rhythmusstörung.
Prinzipiell sind jegliche Arrhythmien zu dokumentieren, auch wenn zum Zeitpunkt der
Arrhythmien keine standardisierten Cineloops oder Spektren dokumentiert wurden.
Dies gilt insbesondere für selten auftretende SA- oder AV-Blockierungen oder
ventrikuläre Tachykardien.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Die Effekte der Rhythmusstörungen auf die Blutströmung im Herzen und in den
großen Gefäßen sowie auf die regionale linksventrikuläre Kinetik infolge der
unphysiologischen Erregungsmodalitäten bzw. unphysiologischen Kontraktion bei
unkoordinierten Klappenfunktionen lassen sich ebenfalls echokardiographisch
dokumentieren.
Ein bekanntes physiologisches Flussphänomen ist die postextrasystolische
Potenzierung des linksventrikulären Auswurfes. Bei normaler linksventrikulärer
Pumpfunktion führt eine vermehrte postextrasystolische Füllung infolge des FrankStarling-Mechanismus
zu
einer
Vergrößerung
des
postextrasystolischen
Schlagvolumens.
Unter
pathophysiologischen
Bedingungen
bei
starker
Kontraktilitätsminderung des linken Ventrikels ist dieses Phänomen nicht nachweisbar.
Bei AV-Blockierungen ist u.a. das Phänomen der diastolischen Mitralklappeninsuffizienz
zu beobachten. Bei tachyarrhythmischen Phasen lassen sich systolische
Aortenklappenregurgitationen nachweisen.
Bei unterschiedlichen RR-Zyklen bei Vorhofflimmern sind sowohl durch radiale
Wandbewegungsanalyse im anatomischen M-Mode als auch durch modernes Speckle
Tracking signifikante Effekte auf die Deformation und Kontraktilität beat- zu-beat
nachweisbar. Auch AV-Blockierungen mit unterschiedlicher linksventrikulärer Füllung
infolge der unregelmäßigen Vorhofkontribution führen zu signifikanten regionalen
Kinetikstörungen.
Bei vielen Rhythmusstörungen sollten gezielt, Fluss-Phänomene abgeleitet werden, zB.
Die Vorhofohr-Flussgeschwindigkeiten bei Vorhofflimmern oder die regionalen
Flussgeschwindigkeiten im linksventrikulären Ausflusstrakt bei hypertropher
Kardiomyopathie.
Bei
speziellen
Rhythmusstörungen
muss
nach
speziellen
strukturellen
Herzerkrankungen gefahndet werden, z.B. bei ventrikulären Arrhythmien nach Narben,
Ischämien, fokalen Läsionen (wie z.B. Sarkoidose), Speichererkrankungen oder nach
einer
rechtsventrikulären
arrhythmogenen
Dysplasie.
Bei
akzessorischen
Leitungsbahnen sollte nach Gefäßanomalien, u.a. nach Coronarsinusdivertikeln
gesucht werden.
Zusammenfassend sollte also, falls Arrhythmien beobachtet werden, ein gutes 1Kanal-EKG bei der Echokardiographie vorhanden sein. Bei Arrhythmien sollten nach
Möglichkeit immer repräsentative Cineloops gespeichert werden, die die gesamte
Rhythmusstörung erfassen. Bei plötzlich auftretenden und gegebenenfalls seltenen
Arrhythmien sollte man unabhängig vom echokardiographischen Bild diese auf jeden
Fall im Cineloop oder Spektrum dokumentieren und speichern. Rhythmusstörungen
haben hämodynamische Effekte auf die Blutströmungen, Klappenfunktionen sowie
regionalen Kontraktionsabläufe des Herzens. Diese Unterschiede sind bei der
Interpretation der Befunde zu berücksichtigen. Bei arrhythmogenen Erkrankungen ist
nach der jeweiligen kardiologischen Grunderkrankung bzw. dem morphologischen
arrhythmogenen Substrat zu fahnden.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 1
Emboliediagnostik bei Vorhofflimmern
Dr. med. D. Jurisch, Universitätsklinikum Leipzig
Wann und warum eine TEE bei Vorhofflimmern? Sollte man immer eine TEE
bei Vorhofflimmern durchführen? Echokardiographie bei Vorhofflimmern nach
Schlaganfall: wann? Echokardiographie bei Vorhofflimmern unter Therapie:
wann Kontrollen?
Thrombembolien sind für ca. ein Drittel aller ischämischen Hirninfarkte verantwortlich.
Zu differenzieren sind arterioarterielle und kardiale Emboliequellen. Wichtige
Erkrankungen und Befunde, die mit kardialen Embolien assoziiert sein können sind
Vorhofflimmern, Klappenvitien, reduzierte intrakardiale Flussgeschwindigkeiten, ein
persistierendes Foramen ovale, linksventrikuläre Thromben sowie Vegetationen im
Rahmen einer Endokarditis und intrakardiale Tumoren.
Das Vorhofflimmer-assoziierte Schlaganfallrisiko ist nicht gleichmäßig verteilt. Ein
wesentlicher Bestandteil der Behandlung von Vorhofflimmern umfasst daher die
Abschätzung des Schlaganfallrisikos und die Einleitung angemessener Maßnahmen zur
Thrombembolieprophylaxe. Mit dem CHA2DS2-VASc-Score existiert ein gut validiertes
Schema zur Abschätzung des Thrombembolierisikos. Der Score erlaubt eine
Differenzierung zwischen Hochrisikogruppe, die von einer therapeutischen
Antikoagulation profitiert, und Niedrigrisikogruppe, die keine therapeutische
Antikoagulation benötigt. Im Falle eines intermediären Risikos wird nach aktuellen
Leitlinien die Wahl zwischen einer Thrombozytenaggregationshemmung mit
Acetylsalicylsäure und einer therapeutischen oralen Antikoagulation (OAK) mittels
Vitamin-K-Antagonisten oder direkten oralen Antikoagulantien offen gelassen. Die OAK
sollte bevorzugt werden, jedoch ist zu bedenken, dass unter OAK ein seltenes, in
Einzelfällen relevantes Blutungsrisiko besteht. Zur diffizileren Risikostratifizierung der
intermediären Risikogruppe können echokardiographische Kriterien wie die
Morphologie des linksatrialen Vorhofohres und dessen Flussgeschwindigkeiten,
spontaner Echokontrast sowie die Größe und Funktion des linken Atriums
herangezogen werden.
Im Falle einer stattgehabten zerebralen Ischämie stellt die Echokardiographie ein
zentrales diagnostisches Instrument zur Klärung der Genese dar. Eine direkte kardiale
Emboliequelle kann in ca. 10-15 % der Fälle nachgewiesen werden. Lässt sich keine
direkte Emboliequelle nachweisen, so ermöglicht die Echokardiographie häufig eine
weitere Klärung der Embolieprädisposition. Reduzierte LAA-Flussgeschwindigkeiten,
Spontankontrast, Ventrikelaneurysmen, ein persistierendes Foramen ovale, große LADimensionen oder die LAA-Morphologie sowie ein erniedrigter Vorhofstrain können auf
ein thrombogenes Milieu mit erhöhtem Risiko für kardiale Embolien hindeuten.
Im Falle einer zerebralen Ischämie in Zusammenhang mit Vorhofflimmern ohne bisher
erfolgte
bzw.
unter
ineffektiver
therapeutischer
Antikoagulation
ist
die
transösophageale
Echokardiographie
(TEE)
prinzipiell
ohne
therapeutische
Konsequenz; es besteht die Indikation zur dauerhaften therapeutischen
Antikoagulation. Tritt ein Ereignis jedoch unter effektiver therapeutischer
Antikoagulation auf, sollte eine TEE erfolgen, um ggf. eine Thrombenbildung unter
Antikoagulation nachzuweisen und eine entsprechende Therapieanpassung einzuleiten.
Auch kann bei Patienten mit Vorhofflimmern und hohem Blutungsrisiko mit der TEE ein
interventioneller Verschluss des linksatrialen Vorhofohres als Alternative zur
therapeutischen Antikoagulation geplant und begleitet werden.
Des Weiteren stellt die TEE eine sichere Alternative zur therapeutischen
Antikoagulation vor der elektrischen oder medikamentösen Kardioversion von
persistierendem Vorhofflimmern dar; mit hoher Sicherheit können intrakardiale
Thromben oder ein thrombogenes Milieu ausgeschlossen und thrombembolische
Ereignisse im Rahmen der Kardioversion vermieden werden.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 1
Seltene Anforderungen an die Echokardiographie bei ArrhythmiePatienten
Prof. Dr. med. H. Kücherer, Kliniken im Naturpark Altmühltal, Eichstätt
& Kösching
Hämodynamische Relevanz Postextrasystolische Potenzierung ? HOCM, PW –
CW- ARVD und Muskeldystrophien
Im Focus dieses Beitrages stehen echokardiographische Anforderungen bei den relativ
seltenen Erkrankungen hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM, ¼ der HCM,
Häufigkeit > 50:100.000 E, autosomal dominant, „Erkrankung des Sarkomer“),
Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC, Häufigkeit 40:100.000E,
autosomal dominant, „Erkrankung des Desmosoms“ und Muskeldystrophien (Becker
und
Duchenne
<
1-9:100.000E,
X
chromosomal
rezessiv,
DystrophinSarkoglykankomplex). Im Folgenden soll daher auf den Beitrag der DopplerEchokardiographie in der Diagnostik und Prognoseeinschätzung in aktuellen
Standards- und Leitlinien sowie auf potentielle Neuentwicklungen eingegangen
werden.
HOCM: Nachweis und Ausmass der Ausflusstraktobstruktion (LVOTO) sind
imwesentlichen Kernkompetenz der echokardiographischen Aufarbeitung und ggf.
invasiv vor allem im Rahmen einer Septummyoablation zu untermauern.
Ruhegradienten sind variabel. Das klassische Brockenbroughphänomen zeigt die
postextrasystolische Provokartion bzw. die Zunahme des Druckgradienten.
CW-Doppler-Flußgeschwindigkeitsprofile reagieren sensibel auf unterschiedliche
Anlotungen. Eine genaue Positionierung im LVOT ist wichtig. Herzinsuffizienz und
herzinsuffizienzbedingte Todesfälle sowie Schlaganfälle treten vor allem bei
Ruhegradienten ≥ 30mmHg auf. Die Höhe des nachweisbaren Ruhe- oder
provozierbaren Gradienten trägt zur Planung des therapeutischen Vorgehens bei. Eine
operative oder interventionelle Therapie der Obstruktion ist bei Ruhegradienten ≥ 50
mmHg indiziert, insbesondere bei symptomatischen Patienten und bei solchen, die
unter Provokation einen Anstieg auf ≥ 50 mmHg vorweisen. Zur Provokation ist die
dynamische Ergometrie besser geeignet als das Valsalvamanöver. Maximale
Wanddicke, Vorhof- und Ventrikelgrössen sind weniger entscheidend. Basis für die
Entscheidung zur ICD Implantation als Primärprophylaxe des plötzlichen Herztodes
wird ein komplexes Risikokalkulationsmodell empfohlen in das echokardiographische
Variablen als kontinuierliche Werte (keine Grenzwerte mehr) und in stärkerer
Gewichtung Rhythmusstörungen und Familienanamnese einbezieht. Zusätzlich können
mittels MRT Fibrosegrad anhand des late enhancement-Phänomens bestimmt werden
(LGE > 15% als Risikomarker). Kontrast- und strain Imaging ebenso wie 3D
Echokardiographie sind noch kein Bestandteil von leitlinienbasierten Outcome-Studien.
ARVC: Die ARVC ist durch eine Substitution muskulären Gewebes durch Fettgewebe
gekennzeichnet. Überwiegend betroffen sind rechtsventrikuläre Basis, RV Ausflusstrakt
und die linkslaterale Wand. Neben histologischer Charakterisierung, Re- und
Depolarisationsstörungen, Arrhythmien und positiver Familienanamnese ist daher der
Nachweis globaler und regionaler myokardialer Funktionsstörungen mittels Bildgebung
wichtig. Die Diagnosestellung einer definitiven ARVC beruht auf einer Kombination von
Major- und Minorkriterien (Task Force Kriterien 2010). Echokardiographische Majorund Minorkriterien beziehen sich auf regionale A/Dyskinesie, Aneurysmabildung und
die Ausprägung einer Dilatation des Ausflusstraktes (PLAX RVOT major ≥ 32mmm,
minor 29-32mm und PSAX RVOT major ≥ 36mmm, minor 32-36mm) und die RV
fraktionelle Flächenverkürzung im Vierkammerblick (major ≤ 33%, minor > 33% bis ≤
40%). Interessanterweise entsteht hier eine Überlappung mit den entsprechenden
normalen Grenzwerten sowohl nach ASE 2010 und nach ASE/EACI Leitlinien 2015.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Zusätzlich weichen empfohlene und publizierte Messbeispiele (unbemerkt ?)
voneinander ab. Von zusätzlichem prognostischem Wert sind die Bestimmung der
TAPSE sowie der RA Grösse und der RV FAC und der Nachweis einer relevanten
Trikuspidalinsuffizienz. Die kardiale Magnetresonanztomographie ist vor allem
geeignet fokale d.h. regionale subepikardiale Veränderungen wie (Fett und Fibrose) zu
erfassen. Insbesondere die Sensitivität und der negative prädiktive Wert der MRT sind
dem Echokardiogramm (Sens 50%, NPV 37%, Spez 70%, PPV 80%) wohl überlegen.
Neuere Verfahren sind noch nicht Teil von etablierten evidenzbasierten
Leitlinienempfehlungen, können jedoch beitragen regionale Veränderungen zu
erfassen (z.B. speckle tracking).
Muskeldystrophie: Bei Muskeldystrophien sind LV-EF < 45%, regionale
A/Hypokinesie (posterobasal/lateral), LV-Dilatation, LV-Hypertrophie und LAVergrösserung zu beobachten – in der Zusammenschau unspezifische Auffälligkeiten.
Im MRT LV Dysfunktion und subepikardiale, inferolaterale Fibrose.
Empfohlene Publikationen:
Elliott EHJ ESC Guidelines 2014;35:2733
Geske JB; JACC Cardiovascular Interventions 2011
Panza JA JACC 1992;19:91
Nagueh SF, JASE 2011;24:473
Maron MS, NEJM 2003;348:295
Maron MS; Circ 2006;114:2232-9
Ommen SR et al J Am Coll Cardiol. 2005;46:470-6
O’Mahony EHJ 2014;35:2010-20
Chan et al. Circulation. 2014;130:484-495
Afonso LC.JACC Cardiovasc Imaging 2008;1:787-800
te Riele JACC Imaging 2015;8:597ff
Saguner AM, World J Cardiol 2014;6:154
Marcus FL, Eur Heart J 2010;31:806-814
Mast TP, Cardiology Journal 2015;22:362ff
Yoerger DM, JACC 2005;45:860ff
Lang RM, J Am Soc Echo 2015;28:1-39
Rudski LG, JASE 2010;23:685ff
Saguner AM. Circ Cardiovasc Imaging 2014;7:230ff
Pinamonti 2011; EHJ:32:1105
Verhaert D, Circ Cardiovasc Imaging 2011;4:67-76
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 2
Sitzung 2: Der interessante und komplexe Fall
Problemkonstellation bei der Aortenklappenstenose
Univ.-Prof. Dr. med. J. Bergler-Klein, Medizinische Universität Wien
Die Aortenstenose (AS) ist die häufigste Herzklappen Erkrankung in den entwickelten
Ländern, die Prävalenz nimmt mit zunehmendem Lebensalter zu und führt zu
Herzinsuffizienz sowie erhöhter Mortalität. Der Zeitpunkt zur Operation oder
Transkatheter Aortenklappen Intervention (TAVI) wird durch die Symptomatik und
Echokardiographie Parameter bestimmt. In 65-70% besteht durch die Doppler
Echokardiographie eine klare Wegweisung zum therapeutischen Management, in 2530% jedoch bestehen Diskrepanzen in der Schweregradbestimmung. In der
Berechnung der Aortenklappenfläche (AVA) ist insbesondere die genaue Ausmessung
des LV Ausflusstraktes bedeutsam, welcher oft oval ist. Die parallele CW Doppler
Ausrichtung (Jet Alignment) ist wichtig um die maximale Aorten Flußgeschwindigkeit
zu erfassen. Bei kleinem Aortendurchmesser kann das Phänomen der Druckerholung
besonders zum Tragen kommen, insbesondere sind oft ältere Frauen mit geringer
Körpergröße davon betroffen. Durch Abnahme der linksventrikulären Kontraktilität
und/oder des Schlagvolumens (SV) nehmen der transvalvuläre Fluß sowie die
Gradienten und Geschwindigkeit über der Aortenklappe ab. Bei der Berechnung
hingegen ergibt sich eine kleine Öffnungsfläche. Hier muss eine exakte Differenzierung
zwischen mittelgradiger und echter höhergradiger AS mit niedrigen Gradienten (Low
Flow AS) erfolgen. Die jüngste Einteilung unterscheidet zwischen Low Flow Low
Gradient AS mit erhaltener Auswurffraktion (Paradoxe Low Flow Preserved EF AS) und
klassischer Low Flow AS mit reduzierter EF. Die Paradoxe AS zeigt typischerweise eine
deutliche konzentrische Linksventrikel- Hypertrophie mit zunehmender diastolischer
(restriktiver) Steifheit, und ist definiert durch ein indexiertes <SV 35ml/m2. Patienten
mit Low Flow AS haben eine schlechte Prognose ohne Intervention. Daher ist die
Differenzierung von Meßfehlern, sowie Berücksichtigung insbesondere von
Mitralinsuffizienz
und
Regurgitationen,
sowie
der
Nachlast
(Hypertonie,
Valvuloarterielle Impedanz Zva) wichtig um eine Fehleinschätzung zu vermeiden.
Oftmals besteht bei paradoxer AS darüberhinaus eine Störung des longitudinalen
Strains im Speckle Tracking, sowie ein erhöhtes BNP im Labor.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 2
Problemkonstellation bei kombinierten Vitien
Prof. Dr. med. Ch. Firschke, Medical Park Bad Wiessee-Klinik St.
Hubertus
Die Prävalenz der gleichzeitigen Erkrankung mehrerer Herzklappen beträgt im „Euro
Heart Survey on valvular heart disease“ ca. 20% der Patienten mit nativen
Herzklappenerkrankungen. Die Ätiologie kann u.a. kongenital, rheumatisch,
degenerativ oder endokarditisch bedingt bzw. durch Bindegewebserkrankungen,
Radiatio oder Medikamente verursacht sein. Aufgrund der Vielzahl möglicher
Vitienkombinationen ist die Evidenzbasis für diagnostische und therapeutische
Empfehlungen gering. Somit steht die individualisierte klinische Expertenbeurteilung
bei Diagnostik und Therapie betroffener Patienten noch mehr als ohnehin bei
Herzklappenerkrankungen im Vordergrund.
Die Quantifizierung eines Herzklappenfehlers kann beim gleichzeitigen Vorliegen eines
weiteren Vitiums problematisch sein wenn durch hämodynamische Interaktionen
üblicherweise genutzte Meßwerte für den Schweregrad nicht mehr repräsentativ sind.
So kann etwa bei einem kombinierten Aortenvitium die Druckhalbwertszeit des
Regurgitationssignals im Fall linksventrikulärer Hypertrophie mit eingeschränkter
Relaxation verlängert und somit für die Schweregradbeurteilung der Insuffizienzkomponente nicht mehr aussagekräftig sein. Aortenklappenstenose und Mitralklappeninsuffizienz können sich in ihrem Erscheinungsbild wechselseitig komplex beeinflussen.
Eine hochgradige Mitralklappeninsuffizienz kann über die Reduktion des
linksventrikulären Schlagvolumens eine simultan bestehende hochgradige Aortenklappenstenose in Form der low flow/low gradient Variante erscheinen lassen. Dies
kann natürlich auch durch die Einschränkung der linksventrikulären Pumpfunktion
durch
eines
oder
beide
Vitien
geschehen.
Andererseits
kann
das
Regurgitationsvolumen einer organischen oder sekundären Mitralklappeninsuffizienz
durch Aortenklappen-stenose-bedingte erhöhte linksventrikuläre Drucke gesteigert
werden.
Diagnostik und Therapieentscheidung können also bei Vitien mit mehreren betroffenen
Klappen erschwert sein. Das kann zum einen dazu führen, dass alternative Parameter
und u. U. mehrere bildgebende Verfahren eingesetzt werden müsssen. Bei der
Therapieentscheidung stellt sich zum anderen nicht nur die Frage des Zeitpunkts der
Indikation zur Korrektur eines Vitiums sondern zusätzlich ob die Indikation nur für
eines oder mehrere der vorliegenden Vitien besteht. Bei der bei Herzklappenerkrankungen großen Gruppe (hoch-)betagter Patienten geht es zusätzlich darum, ob
operative oder interventionelle Verfahren, ggf. in Kombination und eventuell in
bestimmter, abgestufter Reihenfolge eingesetzt werden sollten. Dafür ist in der Regel
eine komplexe Risikostratifizierung erforderlich für die klassische Verfahren wie etwa
der STS-score meist nicht mehr ausreichend sind. Häufig müssen zusätzliche
Informationen wie frailty indices sowie der Einfluß von z. B. im STS-score nicht
erfasster, für das outcome gleichwohl relevanter Komorbiditäten mit erfasst werden.
Schließlich sind spezifische anatomische Details und prozedurale Besonderheiten der in
Frage kommenden therapeutischen Verfahren für die individuelle Auswahl zu
berücksichtigen. Die Fachgesellschaften empfehlen deshalb für die Behandlung von
Patienten mit valvulärer Herzerkrankung die Bildung von heart valve teams aus
Klinikern, auf die Behandlung struktureller Herzerkrankungen spezialisierter
interventioneller Kardiologen, Herzchirurgen und Spezialisten der verschiedenen
bildgebenden Verfahren an spezialisierten Zentren.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 2
Sonderformen der Endokarditis
Prof. Dr. med. A. C. Borges, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
Die
marantische
Endokarditis,
die
Libman-Sacks-Endokarditis,
die
Endokarditis lenta. Sollte man bei Verdacht immer eine TEE durchführen –
auch bei unauffälligem TTE Befund?
Die Endokarditis ist ein klinisch hochgradig variables Krankheitsbild mit einer Vielzahl
von Ursachen. Je nach Genese ist es sinnvoll, die Einteilung in infektiöse und nichtinfektiöse
Endokarditis
vorzunehmen.
Bei
der
infektiösen
Endokarditis
unterscheidet man die akut-progressive Form von der chronisch-subakuten Form, im
deutschen Sprachraum auch noch als Endokarditis lenta bezeichnet. Gleichzeitig kann
man auch die Blutkultur-positive von der Blutkulturnegativen Endokarditis
unterscheiden. Die nichtinfektiöse Endokarditis (oder auch die nonbacterial
thrombotic endocarditis) beinhaltet die sogenannte marantische Endokarditis (bei
malignen Tumor-Erkrankungen), die Libman-Sacks-Endokarditis, die Endokarditis bei
maligner
Eosinophilie,
bei
Karzinoid,
die
allergische
Endokarditis
nach
Schweineklappen-Bioprothesen, bei Sepsis und Verbrennungen und letztlich auch die
Poststreptokokken-Endokarditis).
Die Blutkultur-negative Endokarditis (nichtinfektiös und infektiös) wird definiert als
wahrscheinliche Endokarditis mit mindestens 3 negativen aeroben und anaeroben
Blutkulturen (über mindestens 48 h gesammelt) mit einer Negativität auch nach einer
Inkubationszeit von > 1 Woche.
Die Echokardiographie (E.) ist aufgrund der breiten Verfügbarkeit und universellen
Anwendbarkeit, der hohen zeitlichen und räumlichen Bild-Auflösung, der fehlenden
Strahlenbelastung und der fehlenden Kontrastgabe die ideale und bevorzugte
Diagnostikmethode bei Verdacht auf Endokarditis. Die E. erlaubt die Detektion von
Vegetationen mit hoher Sensitivität (TTE 55-65% und TEE 95-98%) und Spezifität
(78-90%), die Erfassung von begleitenden Erkrankungen und Vitien, von
Komplikationen (Abszess, Fistel), hämodynamischen Konsequenzen und die serielle
Nachuntersuchungen.
Die Befunde in der E. müssen immer im Zusammenhang zur Klinik und zu
Laborbefunden interpretiert werden. Die Differentialdiagnose von Vegetationen ist
dann besser möglich, obwohl es auch schon alleinige echokardiographische Hinweise
für Vegetationen gibt: geringere Echogenität, Klappenadhärenz und stromauswärtige
Position, irreguläre, amorphe Form, mobile, zum Teil oszillierende Bewegung und
assoziierte
Gewebeveränderungen
(Insuffizienz,
Abszeß).
Wichtige
Differentialdiagnosen der Vegetationen umfassen: papilläres Fibroelastom, LamblExkreszenz, Mitralanulus-Kalzifikationen mit mobilen Anteilen, Chordae tendinae,
Mikrocavitationen und Artefakte.
Die Marantische Endokarditis ist 1888 von Zeigler beschrieben worden anhand von
autoptischen Studien und meist ist nur eine Herzklappe betroffen (atriale Seite der
Mitralklappe oder ventrikuläre Seite der Aortenklappe. Die Häufigkeit beträgt 1,25%
bei maligen Tumoren (vs 0,2% in der Gesamtpopulation) und findet sich am
häufigsten beim Adeno-Karzinom. Bei der Entstehung spielen ein geringer
Endotheldefekt,
eine
paraneoplastisch
bedingte
Hyperkoagulobilität
eine
entscheidende Rolle.
Die Libman-Sacks-Endokarditis stellt eine Sonderform der nichtinfektiösen
thrombotischen Endokarditis dar, sie findet sich bei 50-60% der Patienten mit
systemischem Lupus erythematodes, aber auch bei Patienten mit Anti-PhospholipidAntikörper-Syndrom, Rheumatoider Arthritis und M. Behçet. Morphologisch sind die
Klappenveränderungen eher von rundlicher Struktur, sleten mit Klappendestruktionen
assoziiert.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Die echokardiographisch bestimmte Größe von Klappen-Vegetationen (> 10 mm bzw.
15 mm) bestimmt die Entscheidung zur herzchirurgischen Therapie schon vor einer
Embolisation.
Die Echokardiographie ist also zusammenfassend beteiligt an der Diagnosestellung,
der Therapieentscheidung, in der Verlaufsbeobachtung und Prognosebestimmung aller
Formen der Endokarditis.
Literatur
Habib G. et al. 2015 ESC Guidelines for the management of infective endocarditis. Eur
Heart J 2015.
Katsouli A et al. Current issues in the diagnosis and management of blood culturenegative infective and non-infective endocarditis. Ann Thorac Surg 2013; 95: 14671474.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 3
Sitzung 3: 4. Leipziger Arthur-Weber Lecture
Wann eignet sich das 2D- und 3D Speckle Tracking?
Routineanforderungen und Belastungsuntersuchungen
Dr. med. P. Søgaard, Aalborg University Hospital
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 4
Sitzung 4: Die Differentialdiagnostik der linksventrikulären
Hypertrophie
Die echokardiographische Differentialdiagnose der kardialen
Speichererkrankungen (Morbus Fabry, systemische Amyloidose, etc.)
Dr. med. D. Mereles, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
Rolle bei der Diagnose, Verlauf und Prognoseabschätzung
Die Echokardiographie ist die meist angewendete bildgebende Modalität für die
Erstbeurteilung bei Verdacht auf kardiale Beteiligung bei Speichererkrankungen sowie
zur Evaluierung des Therapieerfolges. Obwohl das Bild der kardialen Beteiligung in der
bidimensionalen Echokardiographie bei Sphingolipidosen wie Morbus Fabry, aber auch
bei den systemischen Amyloidosen ähnlich erscheint, liegen erhebliche Unterschiede in
der klinischen Präsentation, in den Therapiemöglichkeiten sowie in der Prognose vor.
Die Ablagerung von Sphingolipiden in den Endothelzellen oder Amyloid-Fibrillen in dem
kardialen Interstitium, mit der darauffolgenden direkten bzw. indirekten
Kardiotoxizität, Myokardhypertrophie, Myokardnekrose und Fibrose führen zum Bild
einer infiltrativen Kardiomyopathie mit progredienter Herzinsuffizienz, Initial durch
erhebliche Füllungsstörung mit erhaltener, im Verlauf auch mit verminderter
Auswurffraktion.
Typische Merkmale einer infiltrativen Kardiomyopathie sind: Zunahme der Wanddicken
der Herzkammer sowie der Ventrikelmasse in der bidimensionalen Echokardiographie,
Zunahme
der
Vorhofgröße,
Hinweise
auf
Füllungsstörungen
in
der
Dopplerechokardiographie, anfangs als Relaxationsstörung, später im Verlauf als
restriktives Füllungsmuster zu erkennen, Verdickung der Herzklappen und des
Vorhofseptums, Auftreten vom Perikarderguss, spät im Verlauf auch die Abnahme der
LV-EF und der RV-Funktion. Eine erhöhte, feinkörnige Echogenität des Herzmuskels
kann auch dokumentiert werden.
Eine der frühen Charakteristiken einer kardialen Beteiligung ist das Auftreten einer
Abnahme der longitudinalen kardialen Funktion. Die Einführung des Strain Imaging in
der klinischen Routine ermöglicht eine praktische, schnelle Beurteilung der globalen,
sowie der segmentalen myokardialen Mechanik, und somit eine zuverlässige Aussage
zum Zustand der longitudinalen Funktion.
Schließlich muss die klinische Präsentation in Betracht gezogen werden, da zufällige
Befunde milder Formen bei Untersuchungen zur Abklärung bei progredienter
Belastungsdyspnoe dokumentiert werden können. Die Früherkennung und rechtzeitige
Therapieeinleitung kann die Prognose erheblich verbessern.
Literatur
Putko BN et al. Anderson-Fabry cardiomyopathy: prevalence, pathophysiology,
diagnosis and treatment. Heart Failure Reviews, 2015.
Mereles D et al. Diagnosis of cardiac involvement in systemic amyloidosis by state-ofthe-art echocardiography: where are we now? Expert Opinion on Orphan Drugs, 2016.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Abbildung 1
Typisches Bild einer schweren kardialen Beteiligung bei systemischer
Amyloidose: deutlich verdickte Wanddicken (RV, Vorhofseptum und Klappen
mitbeteiligt), feinkörnige Textur im B-Bild, erweiterte Vorhöfe und Perikarderguss. Der
globale, longitudinale 2D-Strain ist deutlich vermindert.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 4
Myokardiale Wandverdickung durch Ödeme, Einblutung oder
Schwielenbildung
Prof. Dr. med. J. Voigt, University Hospital Leuven
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 4
Die Myokarditis – eine echokardiographische Herausforderung
Prof. Dr. med. A. Hagendorff, Universtiätsklinikum Leipzig
Charakteristische und typische Befunde bei Myokarditis.
Echokardiographische Befunde bei fraglicher Myokarditis, moderne
diagnostische Möglichkeiten der Echokardiographie bei Myokarditis: oder
wann doch MRT bzw. Biopsie?
Das diagnostische Problem in der Echokardiographie bei Patienten mit Myokarditis
besteht in der Detektion der myokardialen Entzündungsreaktion, d.h. in der
Erkennung des Ödem infolge der Inflammation mit potentieller regionaler
Funktionseinschränkung und Folgeerscheinungen. Aufgrund der fehlenden Möglichkeit
mit der Echokardiographie, eine „histologische Bildgebung“ durchzuführen, ist man
daher oft auf indirekte Befunde bei Myokarditis angewiesen. Zu diesen zählen bei
akuten
fulminanten
Verläufen
extreme
Einschränkungen
der
linksund
rechtsventrikulären Pumpfunktion sowie Thrombusformationen in beiden Ventrikeln,
die meistens in den Apexregionen zu finden sind. Bei weniger fulminanten Verläufen
wird derzeit die Diagnose einer Myokarditis in der Regel weiterhin durch die Biopsie
oder durch das Cardio-MRT bestätigt. In der Cardio-MRT zeigen „dark blood“ T2gewichtete Sequenzen in hellen Zonen bei der Myokarditis primär subepikardiale
gelegene Ödembildungen. Myokardnekrosen sind zudem durch das „delayed
enhancement“ nach Kontrastmittelgabe nachzuweisen.
Die Echokardiographie zeigt durch das moderne Deformations-Imaging neue
Möglichkeiten der Wandbewegungsanalyse auf, die auch bei der myokarditisDiagnostik eingesetzt werden sollten. Die normale Deformation des Myokards lässt
sich durch drei Hauptkomponenten beschreiben:



die longitudinale Deformation
die radiale Deformation und
die zirkumferentielle Deformation.
Die longitudinale Deformation spielt bei der Detektion der Ischämie-induzierten
Kinetikstörungen
eine wesentliche Rolle, da die inneren subendokard-nahen
Myokardschichten nahezu ausschließlich aus der inneren longitudinal angelegten
Faserschicht bestehen. Zudem kann die longitudinale Myokard-Deformation gut in den
apikalen Schnittebenen analysiert werden.
Die radiale Deformation resultiert aus der longitudinalen und zirkumferentiellen
Kontraktion und Relaxation, die bei guter parasternaler Schallbarkeit in den
parasternalen Kurzachsenschnitten beurteilt werden kann. Zudem können in
sogenannten anatomischen M-Modes auch die radialen Wandbewegungen aus apikalen
Schnittebenen bei allerdings limitierter lateraler Auflkösung analysiert werden.
Die zirkumferentielle Deformation ist derzeit nur in zweidimensionalen parasternalen
Schnittebenen
mit
modernem
Speckle
Tracking
zu
analysieren.
Diese
Deformationskomponente ist bei der Detektion der Myokarditis insofern von
Bedeutung, das eine myokarditische Beteiligung in den subepikard-nahen Schichten zu
dokumentieren ist, und gerade diese Schichten werden von den zirkumferentiellverlaufenden äußeren Muskelfasern gebildet.
Durch moderne Methoden kann man nun versuchen entweder durch eine
Schichtanalyse Deformationsveränderungen bzw. Deformationsgradienten zwischen
den subendokard-nahen und subepikard-nahen fasern zu erfassen, oder direkt die
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
zirkumferentielle Bewegung (u.a. auch in einer Schichtanalyse) zu analysieren. Hierbei
ermöglicht die Analyse der Rotationsbewegung des Herzens, d.h. der systolische Twist
bzw. das diastolische Untwisting, zusätzliche Informationen. Als Twist bzw. Untwisting
bezeichnet man die gegenläufigen Rotationsbewegungen des Apex im Vergleich zu
Herzbasis.
Bei allen Deformationsanalysen lassen sich immer höhere negative Strain Werte in den
subepikardnahen als in den subepikardnahen Bereichen dokumentieren. Lassen sich
jedoch extreme Unterschiede regional nachweisen, besteht der Verdacht auf regionale
subepikard-nahe Läsionen, die für eine Myokarditis sprechen.
Die Rotationsanalyse des linken Ventrikels zeigt normalerweise einen Maximalwert des
sogenannten Twistes am Ende der Systole und einen geordneten biphasischen Verlauf
einer Sinuskurve für das Untwisting mit einer positiven Welle zu Beginn der Systole,
Durchlaufen der Null-Linie am Ende der Systole und einer negativen Welle in der
frühen Diastole. Diese geordneten Kurven zeigen bei Patienten mit Myokarditis eher
eine „chaotisch“ anmutenden Verlauf.
Zusammenfassend
ermöglicht also die Echokardiographie ermöglicht keine
„bildgebende Histologie“ bei der Myokarditis, weswegen die Diagnose Myokarditis
aktuell immer noch durch Biopsie und Kernspintomographie gesichert werden sollte.
Es gibt jedoch klare echokardiographische Befunde, die zum Bild einer akuten
Myokarditis gehören (u. a. Einschränkung der LV-Pumpfunktion, Spontankontrast,
Thromben). Die neuen Methoden des Deformations-Imagings ermöglichen eine
sicherere
und
spezifische
Diagnostik
der
Myokarditis.
Funktionelle
Gewebecharakterisierungen sind somit schon derzeit mittels Echokardiographie
möglich und werden weiterentwickelt. Es ist anzunehmen, dass in naher Zukunft
neben dem MRT auch die echokardiographische Diagnostik der Myokarditis eine
zentrale Rolle in der kardiologischen Bildgebung einnehmen wird.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 5
Sitzung 5: Spezielle echokardiographische Konstellationen bei
Rechtsherzbelastung
Klassische Befunde bei thrombembolisch bedingter pulmonalarterielle Hypertonie und Befunde bei subklinischer PHT infolge
rezidivierender Embolien
Dr. Schmidt
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 5
Die Rechtsherzbelastung bei Shuntvitien und Morbus Ebstein
PD Dr. med. W. Fehske, St. Vinzenz-Hospital, Köln
Wie dokumentiert man die Volumenbelastung des rechten Herzens? Was
bedeutet Atrialisierung des rechten Herzens? Wie untersucht man den
Patienten nach operativ bzw. interventionell korrigierten Shuntvitien?
Die differentialdignostische Abklärung eines großen rechten Ventrikels sollte nach
einem standardisierten Schema erfolgen. Es sind dabei Patienten mit überwiegender
Druckbelastung von denen mit hauptsächlicher Volumenbelastung des rechten
Ventrikels zu unterscheiden. Differenzialdiagnostisch kommt bei einem großen rechten
Ventrikels
noch
die
abzuklärende
Möglichkeit
einer
rechtsventrikulären
Kardiomyopathie hinzu.
Definitionsgemäß besteht bei der Volumenbelastung des rechten Ventrikels neben den
Klappenvitien einer Pulmonal- oder Trikuspidalklappeninsuffizienz als Shuntvitium die
Differenzierungsnotwendigkeit zwischen einem Septum-Primum-Defekt (ASD I), einem
Septum-Sekundum-Defekt (ASD II), einem Sinus-venosus-Defekt (SVD) bzw. im
Rahmen der komplexen angeborenen Herzfehler auch noch einer kompletten
Lungenvenenfehlmündung. Am häufigsten ist im Erwachsenenalter ein ASD II zu
diagnostizieren. Auch im Rahmen der Indikationsstellung zur interventionellen bzw.
operativen Therapie ist die genaue morphologische und funktionelle Diagnostik
erforderlich.
Während
im
Kindesalter
hauptsächlich
wegen
der
guten
Schallbedingungen von subxyphoidal häufig die transthorakale Untersuchung
vollständig ausreicht, werden im Erwachsenenalter auch im Hinblick auf die
Bildgebung während des interventionellen Verschlusses alle echokardiographischen
Methoden
einschließlich
der
3D-TEE-Technik
einzusetzen
sein.
Zur
Standarddatenerhebung gehören die Bestimmung des Shuntvolumens, das
echokardiographisch ähnlich wie bei der Herzkatheteruntersuchung als Verhältnis des
Durchflusses durch die pulmonale Strombahn im Verhältnis zum Durchfluss durch die
Aorta als dimensionsloses Verhältnis Qp/Qs berechnet werden kann. Dazu werden die
Durchflussraten durch den rechts- bzw. linksventrikulären Ausflusstrakt jeweils
miteinander verglichen. Hierbei ist es meistens ausreichend, die beiden
Geschwindigkeitszeitintegrale miteinander ins Verhältnis zu setzen. Ab einem Q p/QsWert von >1,5 besteht eine eindeutige Indikation zum Verschluss des Defektes. Bei
unkomplizierten ASD II-Patienten werden in der Regel normale Drücke im PulmonalisStromgebiet gemessen, was dopplerechokardiographisch nach Standardkriterien über
die Trikuspidalinsuffizienz abgeschätzt werden kann. Bei assoziierten Fehlbildungen
bzw. im Zusammenhang mit Erkrankungen des linken Herzens kann es jedoch zu
großen Shuntvolumina mit Erhöhung des Pulmonalisdruckes bis hin zu einer
irreversiblen Eisenmenger-Reaktion kommen. Die Shunt-Größe ist zunächst von der
morphologischen Größe des Defektes im Septum secundum abhängig, je nach
Linksherz-Begleiterkrankung führt die Druckerhöhung im linken Vorhof jedoch auch
bei kleineren Defekten zu hohen Shuntvolumina mit daraus resultierenden
Druckerhöhungen in der Pulmonalarterie. Falls unter Berücksichtigung der
Gesamthämodynamik im Rahmen der Prognoseabschätzung die Indikation zum
Verschluss des ASD II gestellt wird, kann dies in den meisten Fällen heute
interventionell erfolgen. Dabei ist die genaue Vermessung des ovalen Defektes in
Systole und Diastole erforderlich. Dies geschieht zuverlässig unter Einsatz
dreidimensionaler transösophagealer Schallköpfe. Um einen zuverlässigen Verschluss
zu erreichen, muss vor der Intervention zudem der Auflage- bzw. Anheftungsrand um
den Defekt herum möglichst genau erfasst werden. Die differenzierte morphologische
Diagnostik ist auch erforderlich, um sog. fenestrierte Vorhofsepten oder zusätzliche
Membranen, eine prominente Eustachische Klappe oder Chiari -Netzwerk zu erfassen,
was jeweils den interventionellen Verschluss erschweren bzw. sogar unmöglich
machen kann. Nach dem operativen oder interventionellen Verschluss eines Defektes
© MIFO 2016
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
bilden sich die indirekten Zeichen der Volumenbelastung des rechten Ventrikels in
Abhängigkeit der zuvor bereits eingetretenen morphologischen Veränderungen zum
Teil nur sehr langsam zurück. Bei älteren Patienten insbesondere im Zusammenhang
mit bereits erhöhten systolischen Pulmonalisdrücken kann der Verschluss des Defektes
über die fixierte Druckbelastung des rechten Ventrikels zu einem komplizierten Verlauf
führen, der hinsichtlich der dann zu erwartenden Rechtsherzinsuffizienzzeichen
echokardiographisch detailliert erfasst und dokumentiert werden sollte, um
entsprechende therapeutische Entscheidungen treffen zu können.
Ein ASD I ist immer Teil einer embryonalen Fehlentwicklung, die beide AV-klappen
betrifft und regelhaft mit einer Spaltbildung im vorderen Mitralklappensegel verbunden
ist. Auch wenn hier kein zum vollständigen Bild des Endokartkissendefektes
gehörender Ventrikelseptumdefekte besteht, sollte in den meisten Fällen ein ASD I aus
prognostischen Gründen herzchirurgisch verschlossen werden. Hinsichtlich der
Shuntberechnung und der Erfassung der Gesamt-Hämodynamik sind die gleichen
Regeln wie bei dem ASD II anzuwenden.
Ein SVD stellt eine sehr seltene Form der Volumenbelastung des rechten Ventrikels
dar. Er besteht überwiegend als Defekt im Bereich des Zuganges der oberen Hohlvene
zum rechten Vorhof und ist regelhaft mit mindestens einer fehleinmündenden
rechtsseitigen Lungenvene verbunden. SVDs verursachen meistens hämodynamisch
bedeutsame Shunts und sollten nach Diagnosestellung zügig der herzchirurgischen
Korrektur zugeführt werden. Der sicher zu erwartende postoperative Rückgang der
direkten und indirekten Zeichen der Volumenbelastung sollte standardmäßig
dokumentiert werden.
Eine weitere gelegentlich zu diagnostizierende scheinbare Volumenbelastung des
rechten Ventrikels besteht bei Morbus Ebstein. Der Eindruck der Volumenbelastung ist
hauptsächlich durch die zunächst imponierende Größe des rechtsventrikulären
Ausflusstraktes bedingt. Diese ist jedoch meistens Folge der Verlagerung des „RestVentrikels“ bei dysplastischem septalen Trikuspidalklappensegel. Das Segel ist mit
einer großen Variationsbreite an das interventrikuläre Septum bis weit in die Spitze
angeheftet, und es entsteht ein atrialisierter rechter Ventrikel mit funktioneller
apikaler Verlagerung der Trikuspidalklappen- Verschlussebene. Neben dem
dysplastischen septalen Segel besteht bei Morbus Ebstein ein sehr kräftiges
muskularisierte vorderes Segel, das den rechten Ventrikels in pathognomonischer
Weise durchzieht. Die häufig sehr eindrucksvollen mörphologischen Veränderungen an
der Trikuspidalklappe werden hämodynamisch von den normal leistungsfähigen
Patienten in der Regel gut toleriert, einen eigentlichen Erkrankungswert erhält die
Fehlbildung erst durch charakteristische weitere verbundene Fehlbildungen wie einen
ASD II oder spezifische Rhythmologische Erkrankungen. Die morphologischen
Veränderungen an der Klappe und die begleitenden Vitien beim Morbus Ebstein sind
heute vollständig durch die moderne Echokardiographie zu erfassen und können
postoperativ in statndardisierter Form dokumentiert werden.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 5
Die fehleinmündende Lungenvene und die Lungenvenenstenosierung
PD Dr. med. E. Altiok, Uniklinik RWTH Aachen
Wie dokumentiert man die Lungenveneneinmündungen? Diagnostik der
Lungenvenen vor ASD-Verschluss? Detektion von Lungenvenenstenosen nach
Vorhofflimmer-Ablation
Bei den meisten Patienten münden vier einzelne Lungenvenen von der Lunge in das
linke Atrium. In der transthorakalen Echokardiographie lassen sich oft eine oder zwei
Lungenvenen im apikalen 4-Kammerblick identifizieren. Die Domäne der Bildgebung
der Einmündung der Lungenvenen in das linke Atrium ist jedoch die
transösophagealen Echokardiographie. Hier lassen sich bei den meisten Patienten alle
Lungenvenen darstellen. Als Leitstruktur zur Identifikation der linken oberen
Lungenvene dient das linke Vorhofsohr. Durch das Vorbringen oder Flexion und
Rotation der Schallsonde nach links lässt sich anschließend die linke untere
Lungenvene erkennen. Durch die Rotation der Schallsonde weit nach rechts durch
Drehen des Schaftes im Uhrzeigersinn lassen sich bei einer Winkeleinstellung von 4590° die rechten Lungenvenen darstellen. Der normale Lungenvenenfluss hat drei
Phasen mit einem überwiegenden antegraden systolischen und diastolischen Fluss
sowie einem kurzen retrograden Fluss während der Vorhofkontraktion in der späten
Diastole.
Beim Atriumseptumdefekt vom Ostium-secundum Typ (ASD II) sollten stets die
Einmündungen der vier Lungenvenen in das linke Atrium dargestellt werden, um
Lungenvenenfehlmündungen auszuschließen. Eine Lungenvenenfehlmündung findet
sich in 2-10% der Patienten mit einem ASD II. Ein interventioneller Verschluss sollte
in diesen Fällen nicht durchgeführt werden. Beim sehr seltenen Atriumseptumdefekt
vom Sinus-Venosus-Typ liegt der Defekt meist im oberen Anteil der
Vorhofscheidewand im Einmündungsbereich der Vena cava superior. Hier besteht auf
Grund der Nähe in mehr als 80% der Fälle eine Fehlmündung der rechten
Lungenvenen in die Vena cava superior oder in das rechte Atrium. Ein interventioneller
Verschluss ist hier unmöglich. Eine Darstellung dieses Defektes ist wegen der
ungünstigen Lage echokardiographisch schwierig.
Lungenvenenstenosen sind eine bekannte Komplikation der Vorhofflimmer-Ablation
mit einer in der Literatur beschriebenen Häufigkeit von 1-10%. Daher sollte bei
Auftreten neuer respiratorischer Symptome nach einer Pulmonalvenenisolation an
diese Komplikation gedacht werden. Die transösophageale Echokardiographie eignet
sich zur Diagnose von Lungenvenenstenosen. Bei der Lungenvenenstenose zeigt sich
ein turbulenter Fluss in der Farb-Doppler Echokardiographie und es lässt sich eine
erhöhte Flussgeschwindigkeit mit dem PW-Doppler nachweisen. Alternativ zur
transösophagealen Echokardiographie ist eine Untersuchung der Lungenvenen mit
dem invasiven Verfahren der intrakardialen Echokardiographie möglich.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 6
Sitzung 6: Spezielle Echokardiographie
Die Detektion von linksventrikulären und linksatrialen Thromben
Prof. Dr. med. D. Haghi, Kardiologische Praxisklinik, Ludwigshafen
Linksventrikuläre (LV) Thromben waren bis in die 90er Jahre mit einer Prävalenz von
40% nach einem akuten Vorderwandinfarkt häufig. Schätzungsweise 10-20% dieser
Thromben führten nachfolgend zu arteriellen Embolien. Heutzutage ist die Häufigkeit
von LV Thromben nach Myokardinfarkten deutlich weniger. Es wird geschätzt, dass es
in 2-5% aller Myokardinfarkte und in 5-10% aller Vorderwandinfarkte zur Ausbildung
von LV Thromben kommt. Die Prävalenz von LV Thromben wird bei der dilatativen
Kardiomyopathie mit ca. 2% und bei der Takotsubo Kardiomyopathie mit ca. 5%
angegeben.
Als Goldstandard in der Diagnostik von LV Thromben gilt die Kontrastmittel-gestützte
kardiale MRT (CMR), bei der 10 – 30 Minuten nach KM-Gabe Aufnahmen angefertigt
werden, um Regionen mit spätem KM-Nachweis („delayed enhancement“) zu
entdecken (DE-CMR). Allerdings ist dieses Verfahren teuer, zeitaufwendig und nicht
flächendeckend verfügbar.
Das am häufigsten eingesetzte diagnostische Verfahren zur Detektion von LV
Thromben ist die transthorakale Echokardiografie (TTE). Die Angaben zur Sensitivität
der TTE zur Detektion von LV Thromben variieren sehr stark in den verschiedenen
Studien (33-94%). Im Vergleich zu „Routineechos“ haben echokardiografische
Untersuchungen, bei denen gezielt nach LV Thromben gefahndet wird, eine höhere
Sensitivität. Diese kann durch den routinemäßigen Einsatz von Echokontrastmittel
nochmals deutlich gesteigert werden. Dennoch bleiben insbesondere Thromben
außerhalb des LV Apex, murale und kleine Thromben oft unentdeckt. Insbesondere bei
Patienten mit apikalen Wandbewegungsstörungen nach Myokardinfarkt könnte der
Einsatz eines „wall motion scores“ als Screeningverfahren nützlich sein. Dabei wird der
Apex nach dem 17-Segmente-Modell in 5 Segmente unterteil (4 + 1 „true apex“).
Jedes Segment bekommt einen Punktwert von 0 (Normokinesie) bis 5 (Dyskinesie)
zugewiesen. Führt man Patienten mit einem Score von 5 bei nativer Echokardiografie
bzw. 7 bei KM-Gabe einer DE-CMR zu, so hat man eine Sensitivität von 100% für die
Entdeckung von LV Thromben.
Die Detektion atrialer Thromben ist bei Patienten mit Vorhofflimmern vor geplanter
Kardioversion und im Rahmen der Abklärung thrombembolischer Ereignisse von
großer Bedeutung. Als Goldstandard in der Diagnostik gilt die transösophageale
Echokardiografie. Der Anteil inkonklusiver Untersuchungen kann durch den Einsatz der
3D-TEE verringert werden, da diese Methode im Vergleich zur 2D-TEE eine bessere
Unterscheidung zwischen Mm pectinati und kleineren Thromben erlaubt. Eine weitere
Reduktion inkonklusiver Untersuchungen kann durch den Einsatz lungengängiger
Kontrastmittel erfolgen, die insbesondere bei Vorhandensein von ausgeprägtem
spontanem Echokontrast oder dem Vorliegen von Artefakten („coumadin ridge“) den
Nachweis
bzw.
Ausschluss
von
Thromben
erlauben.
Der
Einsatz
von
Echokontrastmittel erlaubt aber auch gelegentlich Thromben an Stellen zu entdecken,
die zuvor als unauffällig eingestuft worden waren.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 6
Koronarflussdetektion mit Kontrast und myokardiale
Kontrastechokariographie
Dr. med. A. Helfen, Klinikum Lünen, St. Marien Hospital, Lünen
Die Doppler-Echokardiographie von Koronargefäßen von transthorakal ohne und mit
Kontrastsignalverstärkung durch lungengängige Ultraschallkontrastmittel erlaubt die
Erkennung von epikardialen Stenosen, insbesondere im Bereich des linkskoronaren
Hauptstamms, der proximalen und mittleren Abschnitte der LAD, dem proximalen
Abschnitt des RCX, sowie im Bereich der Crux Cordis der RCA. Ein direktes Kriterium
für eine hämodynamisch relevante Stenose ist eine mehr als Verdopplung der
intrastenotischen maximalen diastolischen Flussgeschwindigkeit im Vergleich zur
prästenotischen Flussgeschwindigkeit(1). Kann eine Stenose nicht direkt dargestellt
werden, so kommen indirekte Kriterien zur Anwendung. Hierzu zählen eine
Accelerationszeit > 65% des koronararteriellen systolischen Flussintervalls (2) und ein
Verhältnis der maximalen diastolischen zu systolischen Flussgeschwindigkeit < 1,67 (3)
(Abbildung 1).
Die echokardiographische Bestimmung der koronaren Flussgeschwindigkeitsreserve
(CFR) wird in den Empfehlungen der EAE zur Stressechokardiographie (4) als
sogenannter dualer Vasodilator-Stress aus diagnostischen und prognostischen
Gründen empfohlen. Ein Grenzwert von 2 trennt Patienten mit niedrigerem von
Patienten mit höherem Risiko. Nach Ausschluss einer koronaren Makroangiopathie
wird die Methode zur Beurteilung der nicht Endothel abhängigen Mikrozirkulation bei
mikrovaskulärer Krankheit (CMD) empfohlen(5). Die Bestimmung der CFR kann mit der
echokardiographischen Darstellung der Myokardperfusion kombiniert werden, der
sogenannten myokardialen Kontrastechokardiographie (MCE). Die MCE erlaubt die
Beurteilung von Ruheperfusionsstörungen, wie einem no-reflow-Phänomen im Rahmen
eines akuten Koronarsyndroms, ebenso wie die Diagnose von belastungsinduzierbaren
Perfusionsstörungen im Rahmen einer pharmakologischen Stressechokardiographie
mit Adenosin oder Dobutamin mittels der sogenannten „very low mechanical index
(MI) real-time flash-replenishment“-Methode. Die MCE hat trotz Vorteilen im Vergleich
zur SPECT(6) noch keine weite Verbreitung gefunden, bedingt durch eine nicht
attraktive Vergütung der pharmakologischen Stressechokardiographie einerseits sowie
infolge des größeren technischen Aufwandes im Vergleich zur herkömmlichen
Stressechokardiographie anderseits.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Abbildung 1: direkte und indirekte echokardiographische Kriterien für eine Koronarstenose
1. Joutsiniemi Esa et al; Resting coronary flow velocity in the funktional evaluation
of coronary artery stenosis: study on sequential use of computed tomography
angiography and transthoracic Doppler echocardiography 2012;13,79-85
2. Takemoto K et al; Acceleration time of systolic coronary flow velocity to
diagnose coronary stenosis in patients with microvascular dysfunction; J Am
Soc Echocardiography 2014;27:200-207
3. Holte E et al. Transthoracic Doppler echocardiography for detection of stenoses
in the left coronary artery by use of poststenotic coronary flow profiles: a
comparison with quantitative coronary angiography and coronary flow reserve;
J Am Soc Echocardiography 2013;26:77-85
4. Sicari R et al; Stress echocardiography expert consensus statement, European
Journal of Echocardiography 2008; 9, 415-37
5. Montalescot G et al; 2013 ESC guidelines on the management of stable
coronary
artery
disease;
Eur Heart J 2013;34:2949-3003
6. Senior R et al; comparison of sulfur hexafluorid microbubble (Sono-Vue)enhanced myocardial contrast echocardiography with gated single-photon
Emission computed tomography for detection of significant coronary artery
disease, J Am Coll Cardiol 2013;62,1353-61
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 6
Die Beurteilung der Aorteninsuffizienz und der Aortenwurzelgeometrie
mit 3D-Echokardiographie
Prof. Dr. med. A. Hagendorff, Universtiätsklinikum Leipzig
Ist die multidimensionale Echokardiographie notwendig zur genauen
Beurteilung der Aortenklappe und Aortenwurzel vor der chirurgischen
Rekonstruktion? Brauchen wir zu diesem Thema neue Leitlinien?
Die wesentlichen Fragen und
Aortenklappenerkrankungen sind
Herausforderungen
der
Echokardiographie
bei
1.
die korrekte Diagnose der jeweiligen Aortenklappenerkrankung
2.
die komplette – überzeugende und objektive (und letztlich schlüssige) Dokumentation der Ergebnisse
3.
sowie weitere wichtige Aortenklappen-bezogene Befunde
•
Verkalkungen der Taschen und der Aortenwurzel, Anzahl der Taschen,
Verlauf der kommissuren, Lokalisation der Koronarostien in Relation
zum Aortenring.
Die komplette – überzeugende und objektive (und letztlich schlüssige)
Dokumentation der Ergebnisse bei Aortenvitien umfasst
1. als Zielparameter bei Aortenklappenstenosen: die (indexierte)
geometrische Klappenöffnungsfläche und effektive
Klappenöffnungsfläche
-
2.
als Zielparameter bei Aortenklappeninsuffizienzen : die
Regurgitationsfraktion und/oder die effective
Regurgitationsöffnungsfläche
3.
morphologische Befunde: Durchmesser, Umfang und Fläche von LVOT,
Aortenring, Aortenwurzel, sinutubulären Übergang und proximaler Aorta
ascendens, die Geometrie der Herzhöhlen, speziell des linken Ventrikels
4.
funktionelle Parameter: Schlagvolumen, Regurgitationsvolumen
(zusätzlich- Herzfrequenz, Blutdruck), Druckgradienten, E/E`, sPAP,
valvulo-arterielle Impedanz, begleitende zusätzlich wichtige Befunde.
Die Aortenklappeninsuffizienzen werden nach verschiedenen Klassen eingeteilt:
1. Typ 1 beschreibt normale Taschen mit funktioneller Aortenannulusdilatation
oder Taschenperforation.
 Typ Ia betrifft eine isolierte Dilatation der Aorta ascendens bei normaler
Größe der Aortenwurzel
 Typ Ib betrifft sowohl eine Dilatation der Aortenwurzel als auch der
proximalen Aorta ascendens
 Typ Ic betrifft einen unvollständigen Taschenschluss bei normalen
Aortenwurzel- und Aorta ascendens-Dimensionen
 Typ Id betrifft die Perforation einer oder mehrerer Taschen.
2. Typ 2 beschreibt den Taschenprolaps.
3. Typ 3 beschreibt eine restriktive Taschenbeweglichkeit.
Prinzipiell sind alle drei Entitäten für eine Aortenklappenrekonstruktion zu diskutieren,
wenn der Kalzifizierungsgrad der Taschen gering ist. Somit muss echokardiographisch
in jedem Fall zu der Morphologie der einzelnen Taschen Aussagen getroffen werden.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Folgende Aspekte müssen im Hinblick
echokardiographisch analysiert werden:
auf
eine
Aortenklappenrekomnstruktion

die Cuspidität der degenerativ betroffenen Klappe

die geometrische und effektive Höhe der einzelnen Taschen

das Ausmaß der Kalzifizierung der einzelnen Taschen

potentiell nachweisbare endokarditisch bedingte Strukturen wie Vegetationen
oder Abszessformationen

die Dimensionen von linksventrikulärem Ausflusstrakt, virtuellen Aortenring,
Aortenwurzel, sinutubulären Übergang und proximaler Aorta ascendens

die Dimensionen von Aortenbogen und Aorta descendens

die Wanddicke des linken Ventrikels

die Größe des linken Ventrikels
Die Charakterisierung der Geometrie der Aortenklappe und Aortenwurzeln umfasst
mindestens folgende Parameter:

der linksventrikuläre Ausflusstrakt

der Aortenring

der sinutubuläre Übergang

die proximale Aorta ascendens

der effektiven Höhe und

der geometrischen Höhe der Aortenklappentaschen.

die diastolische Koaptationslänge zwischen den Taschen der Aortenklappe
Zusätzlich ist die 3D-Echokardiographie speziell
bei
der Analyse von
Aortenklappeninsuffizienzen
vor
Rekonstruktion
unverzichtbar.
Die
3DEchokardiographie mit der Oberflächendarstellung eine vollständig neue und
zusätzliche Modalität der echokardiographischen Bildgebung (Endokard und
Taschen). Die biplanen und triplanen simultanen Schnittebenen ermöglichen eine
bessere Standardisierung mit konsekutiv besserer Ausmessung der kardialen
Strukturen. Das Postprocessing der 3D-Datensätze ermöglicht neue Blickrichtungen
(z.B. „en-face“-Blick auf die Koronarostien). Speziell für die Entscheidungsfindung
operativer und interventioneller
Strategien erhält man durch die 3DEchokardiographie zusätzliche Informationen.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 7
Sitzung 7: Debatte: Die ischämische Mitralklappeninsuffizienz
Pro: Die echokardiographische Analyse der funktionellen ischämischen
Mitralklappeninsuffizienz nach erfolgter Revaskularisation bestimmt
die weitere individuelle Klappentherapie: konservativ, chirurgisch
oder interventionell
PD Dr. med. G. Dohmen, St.-Johannes-Hospital Dortmund
Die Echokardiographie hat entscheidend dazu beigetragen, die zu Grunde liegenden
phathophysiologischen
und
anatomischen
Besonderheiten
der
funktionellen
ischämischen Mitralklappeninsuffizienz zu klären und so zu einem besseren
Verständnis dieser vor allem durch ihren dynamischen Charakter komplexen
Klappenerkrankung beigetragen.
Nichtsdestotrotz ist die Datenlage hinsichtlich der optimalen Therapie noch sehr
inhomogen. Aktuelle Studien aus dem New England Journal besagen auf dem ersten
Blick, die Prognose hinsichtlich Morbidität und Mortalität sei bei allen chirurgischen
Therapieoptionen
(nur
Koronarrevaskularisation,
Revaskularisation
mit
Mitralklappenrekonstruktion oder –ersatz) annähernd gleich.
Allerdings zeichnet sich bei dezidierterer Analyse ein Trend ab, demnach es innerhalb
des Patientenkollektivs mit ischämischer Mitralklappeninsuffizienz eine Subgruppe
gibt, die von einer chirurgischen Klappenrekonstruktion auch langfristig deutlich
profitiert, wohingegen bei Patienten mit stark ausgeprägter Pathologie (sehr starke
Segelrestriktion,„tethering“, basales Aneurysma) ein primärer Klappenersatz
angestrebt werden sollte.
Die Identifizierung dieser Subgruppen stellt eine diagnostische Herausforderung dar,
welche mittels echokardiographischer Analyse spezieller Parameter (a)Ausmaß der
Restriktion: tethering-Parameter; b) Ausmaß der ventrikulären Schädigung:
Aneurysma, Papillarmuskel-Parameter, Viabilität) eine immer bessere Planung des
therapeutischen Vorgehens ermöglicht. Vor allem der Bestimmung regionaler
Restriktions-Parameter („P3 tethering angle“) wird eine wichtige prädiktive Bedeutung
beigemessen.
Weitere, zum Teil vielversprechende therapeutische Ansätze, welche mehr die
eigentliche (ventrikuläre) Ursache dieses Vitiums angehen, sind aktuell in der
Erprobung.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 8
Sitzung 8: Klinische Problemkonstellationen: Welche Rolle spielt
die echokardiographische Diagnostik?
Der Tumorpatient nach DES-Stent und bei hochgradigen
Klappenerkrankungen
Prof. Dr. med. F. Knebel, Charité Universitätsmedizin Berlin Campus
Mitte
Hilft die echokardiografische Diagnostik bei Therapieentscheidungen? Wie
häufig
sind
echokardiografische
Kontrollen
zur
Vermeidung
von
Komplikationen wichtig? Welche Lösungsoptionen bestehen in kritischen
Situationen?
Hier handelt es sich um klinische Konstellationen, bei den die konventionelle,
Leitlinien-orientierte Kardiologie an seine Grenzen kommt. In der Konstellation
„Tumorpatient“ und „kardiologische Therapieentscheidungen“ ist Augenmass und eine
sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken geboten: Abwägung von Lebensqualität,
Lebenserwartung, prozeduralem Risiko etc.
Wie kann nun die Echokardiografie hier weiterhelfen? Oft werden Patienten, die vor
großen tumorchirurgischen Eingriffen stehen, von der Anästhesie für die OP nicht
freigegeben und im Echolabor vorgestellt. Hier finden sich nicht selten hochgradige
Aortenklappenstenosen, Mitralinsuffizienzen oder der V.a. eine KHK oder ischämische
Kardiomyopathie. Zunächst ist es die Aufgabe der Echokardiografie eine exakte
Quantifizierung der Klappenvitien vorzunehmen und zu werten (bei Mitralvitien vor
allem auch der Mechanismus der MI). Bei V.a. auf KHK kann mittels StressEchokardiografie mit unauffälligem Befund der Patienten mit hoher Sicherheit für eine
OP freigegegen werden, ohne, dass zwingend eine invasive Koronardiagnostik mit
potentieller Stentimplantation erfolgen muss.
Auch an das Herzteam stelt sich die Herausforderung, dass Tumor-Erkrankungen in
den klassischen Kalkulatoren (z.B. Euroscore) vor TAVI keine Rolle spielen – und hier
idealerweise vor einer Herzteam-Entscheidung eine Tumorboard-Einschätzung
vorliegt.
In meinem Vortrag möchte ich anhand von Kasuistiken Therapie-Entscheidungen zur
Diskussion stellen – und dafür werben, dass die Echokardiografie in diesem Feld
(Tumorleiden und kardiale Intervention) eine essentielle Rolle spielt.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 8
Echokardiographisches Monitoring bei Chemotherapie
Prof. Dr. med. F. Flachskampf, Uppsala University
Die kardiologische Űberwachung der linksventrikulären Funktion von Patienten unter
Chemotherapie ist eine relativ neue Aufgabe für die kardiologische Bildgebung, vor
allem die Echokardiographie. Anthrazykline (u.a.Doxo- und Daunorubicin), bestimmte
therapeutische monoklonale Antikörper wie Trastuzumab und viele andere
chemotherapeutische Substanzen, und darüber hinaus die oft begleitende
Strahlentherapie führen zu diffusen myokardialen Schäden, die teils reversibel, teils
irreversibel sind. Klinisch wird „Kardiotoxizität“ meist als symptomatische
Ejektionsfraktions-Einschränkung um mindestens 5% oder asymptomatische
Einschränkung um mindestens 10% definiert. Die Toxizität der Anthrazykline tritt
dabei verzögert (nach Jahren) und weitgehend irreversibel auf, sodass der frühe
Nachweis schwierig ist, wodurch eine rechtzeitige Dosisreduktion verhindert wird.
Trastuzumab
erzeugt
dagegen
eine
akute
und
reversible
kardiale
Funktionseinschränkung. Anthrazykline werden v.a. bei der Behandlung hämatoonkologischer Erkrankungen sowie von Brusttumoren eingesetzt, zusätzlich bei
letzteren oft Trastuzumab. Bei der klinischen Erkennung kardiotoxischer Wirkungen
scheint die klassische Ejektionsfraktion (EF) des linken Ventrikels dem globalen
longitudinalen Strain (GLS) an Sensitivität und auch an Reproduzierbarkeit unterlegen
zu sein. Außer dem longitudinalen Strain sind auch Gewebedopplerparameter und
Marker der diastolischen Funktion verwendet worden, um kardiotoxische Wirkungen zu
identifizieren. Die vorhandenen Studien sind allerdings wegen durchweg kleiner
Fallzahlen und heterogener Grunderkrankungen sowie Therapieprotokolle von
begrenztem Aussagewert. Die bestehenden Empfehlungen, die allerdings lediglich auf
Beobachtungsstudien basieren, befürworten die parallele Messung von EF und GLS
(und Biomarkern). Neben dem Rückgang der EF um 10% wird eine Reduktion des GLS
um 15 (Relativ-)% als Zeichen einer vorliegenden Kardiotoxizität gewertet und sollte
zur
Reevaluation
des
Therapieschemas
sowie
zum
Beginn
einer
Herzinsuffizienztherapie mit ACE-Hemmung und Betablockade führen (s.Abbildung).
Belegte detaillierte Empfehlungen, ob und wie in einem solchen Fall die
Chemotherapie weitergeführt werden sollte, gibt es nicht. Parallel zur Bildgebung
werden meist Biomarker wie Troponin oder natriuretische Peptide, deren Verlauf
zusätzliche Hinweise auf Kardiotoxizität geben kann. In Anbetracht der wenigen Daten
auf diesem Gebiet sind individualisierte Entscheidungen in Absprache mit dem
Onkologen anzustreben. Potentielle, noch unzureichend erforschte weitere
echokardiographische Marker der Kardiotoxizität sind Parameter der diastolischen
Funktion sowie Belastungsuntersuchungen.
Literatur
Plana JC et al. Expert consensus for multimodality imaging evaluation of adult patients
during and after cancertherapy;a report from the American Society of
Echocardiography and the European Association of Cardiovascular Imaging.Eur Heart J
Cardiovasc Imaging 2014;15:1063-93
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
CTRCD =
Chemotherapieinduzierte
Herzkrankheit
Aus Plana et al.,
s.u.
Schematische Empfehlung zur Űberwachung der linksventrikulären Funktion bei
Patienten unter Chemotherapie. Eine alleinige Reduktion des globalen longitudinalen
Strains um 8-15% ist nicht diagnostisch aussagekräftig und sollte zur Wiederholung
der
Untersuchung
oder
Hinzuziehung
weiterer
Information
(z.B.
magnetresonanztomographische Bestimmung der Ejektionsfraktion, Bestimmung von
Biomarkern) führen.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Symposium - Sitzung 8
Der akute Schlaganfall infolge einer septischen Embolie bei
Endokarditis
Prof. Dr. med. A. Hagendorff, Universitätsklinikum Leipzig
Wie viel Zeit hat der echokardiographisch tätige Kardiologe bei Verdacht auf
Endokarditis nach Anruf des Neurologen? Die Bluthirnschranke bei septischen
Embolien sowie die konsekutive Einblutungsgefahr bei septischen Embolien?
Was sind absolute OP-Indikationen? Was sind Kontraindikationen?
Bei zerebralen Embolien sollte zwischen Akutereignis und Herzoperation nach
Möglichkeit nur geringe Zeit verstreichen. Die Einblutungsgefahr ins Gehirn durch
Verlust der zerebralen Gewebeintegrität steigt erheblich in den ersten Stunden bis zu
einem mutmaßlichen Maximum am 4. Tag. Die effektive Antikoagulation bei
Operationen mit Herz-Lungen-Maschine stellt eine besondere Gefährdung für die
betroffenen Patienten dar. Die Integrität der zerebralen Strombahn wird durch drei
Mechanismen gewährleistet:
•
die sogenannte Blut-Hirn-Schranke (Endothel mit „tight junctions“),
•
die Basalmembran
•
die perivaskulären Astrocyten
Die Entwicklung haemorrhagischer Hirninfarkte entsteht nach der Hypothese von
Fisher und Adams durch die partielle Rekanalisation eines vorher verschlossenen
arteriellen Gefäßes. Dadurch sentstehen sogenannte
„rote“ Infarkte im Gebiet
reperfundierter ehemals verschlossener Hirngefäße. Nach der Hypothese von Globus
und Epstein ereignen sich haemorrhagische Hirninfarkte durch postischämische
Höhlenbildung als Narbenreaktion des Gehirns auf die Ischämie. Blutgefäße, die diese
Höhlen durchqueren, werden durch den narbigen Zug zerrissen, wodurch massive
Blutungen entstehen. Diese Hypothese wird durch mikrovaskuläre Schäden im Bereich
von infarziertem Hirngewebe unterstrichen, das sich haemorrhagisch umwandelt.
Die frühe haemorrhagische Transformation nach ischämischem Schlaganfall zeigt ein
weites klinisches Spektrum. Große Haematome werden nach rtPA-Lyse beobachtet.
Das klinische „Outcome“ wird allerdings nicht von einer haemorrhagischen
Transformation innerhalb der ersten 36 Stunden nach Hirninfarkt beeinflusst.
In der Neurologie wird oft diskutiert, inwieweit eine Hypotonie und eine effektive
Antikoagulation mit Heparin während des kardiopulmonalen Bypasses das
neurologische Defizit vergrößert oder eine hämorrhagische Konversion herbeiführt.
Diese Effekte werden primär
•
durch die Größe der Infarktregion und
•
ihre klinischen Auswirkungen
bestimmt. Aus diesem Grund sollten stumme Infarzierungen nach der
Bilddokumentation oder Infarzierungen von geringem Ausmaß die chirurgische
Intervention nicht verzögern.
Hirninfarkte bluten mit steigender Größe und bei Einsatz einer Antikoagulation
häufiger ein. Die perioperative Einblutung bei Endokarditis ist oft tödlich. In der
größten publizierten Serie (Hirninfarkte bei Endokarditis) sank die Operationsletalität
von knapp 50% in der ersten Woche nach Hirninfarkt mit zunehmendem Abstand auf
2% nach 4 Wochen. Dagegen gibt es allerdings auch Studien, in denen ein früherer
Klappenersatz prognostisch günstiger für den Patienten ist bzw. gleich effektiv wie das
konservative Procedere ist.
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13. Leipziger Echokardiographie-Symposium - 2016
Bei Verdacht auf septischen Hirninfarkt spielt die Echokardiographie eine
entscheidende Rolle – auch im Hinblick auf die konsekutiven Therapieentscheidungen.
Die medikamentös konservative, d.h. antibiotische Therapie ist oft in der Regel nicht
kurativ und nur vorbereitend für operative Sanierung, denn je länger antibiotisch
vorbehandelt werden kann, umso mehr Granulationsgewebe ist bei der Operation
anzunehmen, was grundsätzlich für die Befestigungen von Klappenprothesen günstig
ist. Die chirurgische Therapie durch Klappenersatz (und auch Rekonstruktion) hat
zunehmend bessere operative Möglichkeiten. Daher besteht generell – vor allem bei
fehlenden neurologischen Komplikationen - die Tendenz zu frühzeitiger Operation.
Absolute OP-Indikationen sind hämodynamische Instabilität, hohe EmbolieGefährdung, Abszess-Formationen, Pilz-Endokarditiden und multirestistente Keime.
Relative OP-Kontraindikationen sind aktive Streuquellen und zerebrale Embolien oder
Blutungen.
Zusammenfassend hat die besonderen Konstellation der Endokarditis in Verbindung
mit einem neurologischen Defizit einen direkten Einfluss auf die Diagnostik und
Therapie. Septische Embolien können per se zu haemorrhagischen Infarkten (ca. 10%
der Fälle) führen. Mykotische Aneurysmen und Narbenprozesse können ebenfalls zu
sekundären Einblutungen oder der sogenannten haemorrhagischer Transformation
führen. Ein Gefährdungsgipfel der zerebralen Einblutung scheint zwischen dem 3. und
5.Tag nach Infarkt zu bestehen. Ob man innerhalb der ersten 6-8 Stunden eine
bessere Prognose in der herzchirurgischen Behandlung hat oder nicht, bleibt unklar.
Eine Antikoagulation vergrößert die Gefahr der intrazerebralen Einblutung (somit auch
die effektive Antikoagulation bei der Herzchirurgie mit Herz-Lungen-Maschine).
Perioperative intrazerebrale Blutungskomplikationen verlaufen in der Regel tödlich.
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