Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder Page 1 of 8 Das Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP) ZUM MENÜ Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder Christine Kammerer Inhalt l l l l l Das Gehirn - ein gigantisches Netzwerk Die Speicherkapazität "Das Hirn lernt länger als das Bewusstsein" Probleme bei der Speicherung von Lerninhalten Tipps zur Steigerung der Gedächtnisleistung Das Gedächtnis ist als eine Funktion unseres Gehirns infolge der Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt evolutionär entstanden. Auch Tiere können in einer bestimmten Situation zwischen verschiedenen möglichen Verhaltensweisen entscheiden. Dies setzt voraus, dass sie einen Informationsspeicher besitzen, in dem das entsprechende Wissen gespeichert wird, dessen Inhalte im Laufe der Evolution erlernt wurden. Das bedeutet letztlich, dass auch höhere Tiere eine Art "Bewusstsein" besitzen, eine Schaltzentrale, in der die verschiedenen Nervenimpulse zusammen geführt werden, damit das Verhalten bei der Bewältigung von Aufgaben effektiver gesteuert werden kann. Das Bewusstsein des Menschen bis hin zum Selbstbewusstsein ist lediglich eine evolutionär bedingte Weiterentwicklung dieser Schaltzentrale. Insbesondere das Gedächtnis als Grundlage aller höheren geistigen Aktivitäten beruht auf einer chemischen Verfestigung bestimmter evolutionär angelegter Hirnstrukturen und Nervenverschaltungen, die durch häufigen Gebrauch bis zu einem Grade stabilisiert werden können, dass die Gedächtnisinhalte das ganze Leben erhalten bleiben. Das Gehirn - ein gigantisches Netzwerk Das Speichermedium sind die Nervenzellen des Gehirns und ihre Verbindungen untereinander. Es gibt etwa 100 Milliarden dieser Zellen, und jede einzelne ist mit bis zu 10.000 anderen verbunden. Wir können uns das Gehirn vorstellen wie ein riesiges Netzwerk mit einem Kabelsystem von mehreren 100.000 km Länge. Der Vergleich mit dem Stromkabel ist schon deswegen nahe liegend, weil auch in den Nervenbahnen des Gehirns Strom fließt. Wird eine Nervenzelle durch einen ankommenden Reiz stimuliert, verändert sie blitzschnell ihren Zustand: Sie wird erregt, also aktiviert, und "feuert" oder sie wird gehemmt, das heißt deaktiviert. Wenn eine Zelle feuert, dann werden über Botenstoffe http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_1179.html 26.06.2009 Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder Page 2 of 8 auch die dahinter liegenden Nervenzellen veranlasst zu feuern. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist dieses Netz noch weitmaschig, mit zunehmendem Alter wird es immer engmaschiger. Alles was wir in unserem Leben lernen, wird in diesem Netz abgebildet. Es fällt uns leichter, Neues hinzu zu lernen, wenn wir an bereits Bekanntes anknüpfen können. Wissen, das in Zusammenhängen mit bereits gespeicherten Informationen steht, wird fester verknüpft und damit nachhaltiger gespeichert. In Entsprechung zur Struktur des Gehirns: Nervenbahnen vernetzen die Gehirnzellen untereinander und diese Verbindungen stellen unser Gedächtnis dar. Die unterste Ebene des neuronalen Netzes bilden die Neuronen. Sie sind untereinander verknüpft zu lokalen Schaltkreisen. Die Struktur dieser Verknüpfung hängt von der jeweiligen Aufgabe ab. Ihnen übergeordnet sind die Rindenregionen und subkortikalen (unter der Gehirnrinde liegenden) Kerne, die für komplexere Aufgaben zuständig sind. Diese Systeme gibt es nun für alle Organe, deren Motorik vom Gehirn gesteuert werden kann, auch für die Sinnesorgane zur Auswertung von Empfindungen und für alle lebenswichtigen Funktionen, die unbewusst gesteuert werden. Andere Regionen sind für Sprache und Begriffsverarbeitung und für das logisch-rationale Denken zuständig und ein davon völlig unabhängiges System für die Entscheidungsfindung. Diese steht in engem Zusammenhang mit der Verarbeitung von Emotionen und körpereigenen Empfindungen sowie dem Sozialverhalten und befindet sich in der vorderen rechten Hirnhälfte. Wie funktioniert Erinnerung? Wie funktioniert das also genau, wenn wir uns zum Beispiel an das Gesicht einer nahe stehenden Person erinnern? Ihr Gesicht entspricht im Gehirn einer ganz bestimmten Kombination vieler Nervenzellen, die gemeinsam feuern. Durch die gemeinsame elektrische Aktivität entsteht ein Muster im Gehirn, das diese Person repräsentiert. Und genauso gibt es für alles andere, für Gegenstände oder Telefonnummern, ein ganz spezielles Muster von Nervenzellen, die gemeinsam aktiv werden. Nehmen wir zum Beispiel einen Ball. Die Informationen über die Farbe, Form und Funktion des Balls sind jeweils an verschiedenen Orten im Gehirn gespeichert und zwar in genau dem Bereich, der auch für die Wahrnehmung der entsprechenden Eigenschaft zuständig ist. Die Farbe des Balls wird an einem anderen Ort verarbeitet als zum Beispiel die Form. Die Erinnerung setzt nun die Informationen "Farbe", "Form" und "Funktion" neu zusammen und so entsteht in Sekundenbruchteilen das Bild des Balls vor dem inneren Auge. Woher genau das Gehirn "weiß", dass genau diese Informationen benötigt werden, ist noch nicht bekannt. Man vermutet aber, dass die zusammengehörigen Nervenzellen mit der gleichen Frequenz feuern. Linke und rechte Hemisphäre Unser Gehirn besteht aus zwei Hemisphären, die Informationen auf unterschiedliche Weise verarbeiten. Kommen beide beim Lernen zum Einsatz ist Lernen effektiver. Die linke Hemisphäre ist zuständig für l l Sprache Lesen In der rechten Hemisphäre sind angesiedelt: l l Raumempfinden Zeitempfinden http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_1179.html 26.06.2009 Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder l l l l l l l l Rechnen Ratio Logik Regeln Gesetze Konzentration auf einen Punkt Analyse Details etc. l l l l l l l l l l l l l l Page 3 of 8 Körpersprache Bildersprache Intuition Gefühl Kreativität Spontaneität Neugier Spielen Risiko Kunst Tanz Musik Ganzheitlichkeit Zusammenhänge Die verarbeitenden Strukturen im Gehirn sind parallel organisiert. Untersuchungen zur Verarbeitung von visuellen Wahrnehmungen haben gezeigt, dass verschiedene Gehirnareale gleichzeitig aktiv werden und dabei miteinander in Wechselwirkung stehen. Die beteiligten Areale tauschen ihre Verarbeitungsergebnisse aus und leiten sie an wieder andere Bereiche im Gehirn weiter; zum Beispiel an solche, die sich mit der Auswertung anderer Sinneseindrücke befassen oder motorische Aktionen vorbereiten. Die unterschiedlichen Funktionen der beiden Hälften sind in den in der Stammesgeschichte des Menschen am spätesten ausgebildeten Regionen der Hirnrinde konzentriert und bilden sich in der Entwicklung erst im Kindesalter aus. Daher auch die im frühen Kindesalter noch offene und spätere Festlegung ausgeprägter Fähigkeiten und Neigungen. Man geht davon aus, dass sich Lerninhalte, die beide Hemisphären gleichzeitig aktivieren, nachhaltiger verfestigen können. Daher ist es wichtig, neben einzelnen Details, die erlernt werden müssen, immer auch den Gesamtzusammenhang im Auge zu behalten bzw. sich zum Beispiel von Inhalten, die durch Lesen, verbal oder akustisch vermittelt werden, "ein Bild zu machen", so dass sie vor dem inneren Auge vorstellbar werden, damit eine Verknüpfung der Inhalte in beiden Arealen befördert wird. Die Speicherkapazität Unser Gedächtnis kann im Hinblick auf die Speicherkapazität in drei Bereiche unterteilt werden: l l l Ultrakurzzeitgedächtnis: Speicherzeit wenige Sekunden. Kurzzeitgedächtnis: Speicherzeit ca. 30 Minuten. Langzeitgedächtnis: Speicherzeit jahrelang bis lebenslang. Im Ultrakurzzeitgedächtnis werden alle Sinneseindrücke, die mit Ohr, Auge, Nase, Mund und Haut aufgenommen werden, gespeichert. Gelangen die Informationen nicht innerhalb von 20 Sekunden ins Kurzzeitgedächtnis, werden sie vollständig gelöscht. Sie werden nur dann ins Kurzzeitgedächtnis übernommen, wenn einer oder mehrere der folgenden http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_1179.html 26.06.2009 Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder Page 4 of 8 Faktoren hinzu treten: Emotionen, erhöhte Aufmerksamkeit, Interesse, Konzentration, Verknüpfung mit Vorwissen, Umsetzung in Sprache, Bild oder ähnliches. Innerhalb sehr kurzer Zeit entscheidet das Gehirn, ob eine Information dauerhaft gespeichert wird oder nicht. Die Dauerspeicherung erfordert eine Neubearbeitung der Information. Sie wird nicht wie im Kurzzeitspeicher mit all ihren vielfältigen Details gespeichert, sondern in ihre Inhalte zerlegt und nur die wesentlichen werden in das Langzeitgedächtnis überführt. Diese Umformung des Gedächtnisinhaltes bedeutet letztlich einen Verlust an Information und benötigt einen erheblichen Aufwand an Zeit und Energie. Das Langzeitgedächtnis Folgende Voraussetzungen müssen vorliegen, damit die im Kurzzeitgedächtnis befindlichen Informationen ins Langzeitgedächtnis gelangen: Die Inhalte müssen für den Lernenden von Bedeutung sein, Interesse und/oder Begeisterung wecken, also mit (positiven) Emotionen besetzt sein, sie müssen mit verschiedenen Sinnen gleichzeitig wahrgenommen werden, zur Mitarbeit aktivieren, durch bildliche Vorstellung anschaulich werden und schließlich durch Üben und Wiederholen verfestigt werden. Werden sie jedoch im Langzeitgedächtnis nicht nachhaltig mit bekannten Lerninhalten verknüpft und geordnet, so verblassen die Informationen mit der Zeit und werden zu passivem Wissen. Durch Wiederholen können sie jedoch in aktives Wissen zurückgeführt werden. Das Langzeitgedächtnis hat sehr viele einzelne Module, die wir uns wie Schubladen vorstellen können. Die arbeiten im Prinzip unabhängig voneinander, sind aber miteinander verbunden. Dabei werden unterschiedliche Aspekte des Lerninhalts wie Personen, Geschehnisse, Objekte, Orte, Namen, Farben, der emotionale Zustand usw. in unterschiedlichen Modulen abgelegt. In je mehr dieser Gedächtnismodule ein Inhalt zerlegt in Einzelinformationen parallel abgelegt ist, desto besser ist die Erinnerbarkeit, denn das Abrufen eines bestimmten Aspektes befördert die Erinnerung anderer Aspekte und schließlich des gesamten Wissensinhalts. Je mehr Inhalte einer bestimmten Kategorie bereits vorhanden sind, desto besser ist die Aufnahmefähigkeit für neue Inhalte. "Das Hirn lernt länger als das Bewusstsein" Während eines Lernprozesses laufen in unserem Gehirn sehr komplexe Prozesse ab: Nervenzellen wachsen, bilden neue Verzweigungen, das heißt, als Folge eines intensiven Lernprozesses wird die Großhirnrinde dicker. Diese dauerhaften Veränderungen, diese Wachstums- und Differenzierungsprozesse benötigen sehr viel Zeit und dauern viele Stunden, wahrscheinlich sogar Tage an. Das eigentliche Einspeichern beginnt erst, wenn wir selbst aufgehört haben, uns mit den Lerninhalten bewusst zu befassen und läuft über einen langen Zeitraum weiter, während wir uns längst mit ganz anderen Dingen beschäftigen. Die Erkenntnis dieser Zeitverzögerung zwischen Wissenserwerb und Einspeicherung im Gedächtnis hat Konsequenzen, die heute in Lernsituationen noch kaum Beachtung finden: Die Phase, die auf einen Lernprozess folgt ist für die dauerhafte Speicherung mindestens genau so wichtig wie der Zeitpunkt des Lernens selbst. Meist arbeiten wir in der bewussten Lernphase mit höchster Konzentration und glauben dann, zu Recht sagen zu dürfen, dass wir "optimal" gelernt haben. Der Zeit nach dem Lernen schenken wir dann keine http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_1179.html 26.06.2009 Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder Page 5 of 8 Aufmerksamkeit mehr. Doch es zeigt sich, dass diese Phase für das eigentliche Einspeichern entscheidend ist: Je ungestörter wir in dieser Zeitspanne bleiben, umso besser wird die neue Information ins Langzeitgedächtnis übertragen. Am besten wäre es daher, im Anschluss an eine intensive Lernphase überhaupt nichts zu tun oder noch besser: Einfach zu schlafen. Mit anderen Worten: Inhalte, ein letztes Mal im Bett unmittelbar vor dem Einschlafen wiederholt, prägen sich praktisch mühelos ein. Probleme bei der Speicherung von Lerninhalten Interferenzen Es kommt zur Überlagerung von ähnlichen Lerninhalten, d.h. im Gedächtnis kommt es bei der Einordnung des Lernstoffes zu Verwechslungen. Hemmung Neuer Lernstoff wird durch älteren ähnlichen Lernstoff behindert oder neuer Lernstoff blockiert oder löscht den bereits gespeicherten. Gedächtnishemmungen können aber auch auf Störungen von Aktivitäten des Gehirns nach dem eigentlichen Lernvorgang beruhen. Der Lernstoff kann sich nicht festigen. Werden zwei Lerninhalte zu kurz hintereinander gelernt, hemmen sie sich gegenseitig, denn das Gedächtnis arbeitet weiter, auch wenn wir uns nicht mehr aktiv mit dem Lernstoff beschäftigen. Wird das Lernen durch starke Emotionen gestört, kann es ebenso zur Lernhemmung kommen. Auch die sehr kurzfristige Aufnahme von neuem Lernstoff, zum Beispiel vor einer Klassenarbeit oder Prüfung, kann durch die aktiven Speicherprozesse die Wiedergabe des bereits früher Gelernten stören. Tipps zur Steigerung der Gedächtnisleistung Pausen Es ist nutzbringender, sechs mal eine Viertelstunde zu lernen als einmal zwei Stunden. Empfohlen werden pro Stunde maximal drei Lektionen (eine Lektion entspricht ca. 15 Minuten, dazwischen fünf Minuten Pause), pro Tag höchstens fünf Lerneinheiten (drei am Vormittag, zwei am Nachmittag), also insgesamt ca. 15 Lektionen pro Tag. Bei allem, was darüber hinausgeht, steht der Lernaufwand in keinem Verhältnis mehr zum Ertrag. Das Gehirn braucht Zeit, um in Ruhe den neuen Stoff bearbeiten und im Gedächtnis verfestigen zu können. Man nennt diesen Vorgang "Konsolidierung". In dieser Phase sollte es nicht durch neue oder ähnliche Informationen gestört werden. Körperliche Aktivitäten während dieser Phase sind geistigen vorzuziehen. Die Inhalte dieser Aktivitäten sollten möglichst keinen Bezug zu den vorher aufgenommenen Informationen haben, da durch zeitlich zu nahe Aufnahme ähnlicher Stoffe die so genannte "Ähnlichkeitshemmung" eintreten könnte. Reminiszenzeffekt Nach einer längeren Pause scheint etwas einmal Beherrschtes leichter auszuführen als davor; dies gilt vor allem für körperliche Fähigkeiten. http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_1179.html 26.06.2009 Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder Page 6 of 8 Wiederholungen Wiederholungen können den Abfall der Vergessenskurve ausgleichen. Empfohlen wird: 1. 2. 3. 4. Wiederholung: nächster Tag Wiederholung: nach drei bis vier Tagen Wiederholung: nach zehn Tagen Wiederholung: nach drei Wochen Die moderne Hirnforschung macht deutlich: Je öfter Nervenschaltkreise betätigt werden, desto stabiler werden sie. Und wie schon oben gesagt: Inhalte, ein letztes Mal im Bett unmittelbar vor dem Einschlafen wiederholt, prägen sich praktisch mühelos ein. Sinnhaftigkeit des Materials Je besser man sich den Stoff durch Herstellen von Assoziationen einprägen kann, desto flacher ist die Vergessenskurve. Es empfiehlt sich manchmal, die logischen Zusammenhänge eines Stoffgebietes in Form einer so genannten Mind Map grafisch darzustellen. Positionseffekte Innerhalb einer Lerneinheit lassen sich der Beginn und das Ende leichter merken. Also sollte man die Reihenfolge der gelernten Inhalte nach Möglichkeit immer wieder ändern. Beschallung In Experimenten zeigte sich, dass gleichmäßige neutrale Geräusche (sog. "weißes Rauschen") im Hintergrund besser für die Lernleistung ist als absolute Stille. Eine gleichmäßige Geräuschkulisse hebt das Aktivierungsniveau ohne abzulenken. Lerntyp Je nach dem bevorzugten Wahrnehmungs-Kanal sollte der Lernstoff optisch, akustisch oder motorisch aufgenommen werden. Was wir im wörtlichen Sinne "begreifen", prägt sich nachhaltiger ein. Eine ausführliche Erläuterung zu den einzelnen Lerntypen finden Sie hier. Aktive Beteiligung, Neugier und Motivation Aktive Beteiligung am Lerngeschehen fördert den Grad des Behaltens. Je stärker die Motivation, desto besser die Lernleistung. Kinder bringen von Natur aus eine hohe intrinsische Motivation bzw. einfach Freude am Lernen mit. Leider wird diese Freude durch unser Schulsystem oft getrübt. Intensität, Richtung und Form des Lernens werden von der Motivation wesentlich beeinflusst. Die innere Ablehnung bestimmter Inhalte dagegen erhöht den Lernaufwand. Daher ist es nützlich, sich mit dem Kind darüber auseinander zu setzen, warum und wozu es bestimmte Inhalte lernen soll. Dieses grundlegende Verständnis erhöht die Lernbereitschaft und löst mögliche Blockaden. Neugier und persönliches Interesse erzeugen positive Gefühle, eine Voraussetzung, die den Lernerfolg http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_1179.html 26.06.2009 Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder Page 7 of 8 deutlich verbessern kann. Sie können Ihrem Kind die Angst vor dem Neuen nehmen, indem Sie es in Vertrautes verpacken. Das mildert die Abwehr und das Gefühl des Widererkennens ist für das Kind schon ein kleines Erfolgserlebnis. Für die meisten Inhalte lassen sich Bezüge zur ganz alltäglichen und vertrauten Erlebniswelt herstellen. So vernetztes Wissen kann sich besser im Gehirn verankern. Wichtig ist es auch, von Anfang an die Neugier von Kindern zu fördern. Kinder mit starker Neugier bevorzugen neue Reize oder Situationen stärker und wenden sich ihnen häufiger, rascher und intensiver zu. Sie sind ausdauernder bei der Suche nach Informationen als weniger neugierige Kinder. Dadurch können sie mehr Strategien für die Gewinnung von Informationen entwickeln und diese bei der Konfrontation mit Neuem flexibel einsetzen. Ganzheitliches Lernen Lerninhalte, die nicht an bereits vorhandenes anknüpfen können, fallen durchs Netz. Bevor einzelne Details gelernt werden, sollte man sich einen Überblick verschaffen: Welche Informationen sind bereits vorhanden? Gibt es Vergleichbares? Dadurch regt man das Hirn an, nach schon vorhandenen "Speicherplätzen" zu suchen bzw. neue anzulegen und bereitet es auf die Wahrnehmung von Einzelinformationen vor. Das Gedächtnis unterstützende ("mnemotechnische") Hilfen wie zum Beispiel künstlich geschaffene Assoziationen - so genannte "Eselsbrücken" - erhöhen die Merkleistung, weil sie Informationen in einer dem Gehirn ähnlichen Struktur aufbereiten. Helfen Sie dem Kind, eine Struktur im Chaos zu finden: ein "roter Faden", der sich logisch durch die aufeinander folgenden Lernschritte zieht, bewirkt, dass im Gehirn neue Informationen wirklich mit dem dazu passenden Bereich vernetzt werden können und Sinn machen. Ein Erkennen von "Mustern" ermöglicht die Speicherung einer wesentlich höheren Gesamtzahl von Fakten im Kurzzeitgedächtnis und bei entsprechender Wiederholung erleichtert es die Aufnahme ins Langzeitgedächtnis. Vermeiden von Ablenkung Informationshaltige Beschallung und jede andere Ablenkung am Arbeitsplatz senken die Lernleistung, da der Mensch nur bedingt mehrere Inhalte gleichzeitig bearbeiten kann Auch Stress bedeutet Ablenkung und sollte vermieden werden. Achten Sie auf die Gefühle Ihres Kindes. Starke Emotionen behindern den Weg der Information ins Gedächtnis. Positive Gefühle sind jedoch für die dauerhafte Speicherung und den erfolgreichen Abruf von Informationen aus dem Gedächtnis förderlich. Gedächtnishemmungen Wir kennen alle die Situation, wenn einem "etwas auf der Zunge liegt ", der Grund: Es kommt zum Beispiel wegen ähnlich klingender Wörter zu "partiellen Erregungskollisionen" im Gehirn. Auch da gibt es Abhilfe: Einfach an etwas anderes denken. Rückmeldung Vermeiden Sie möglichst sinnloses Lernen - Ihr Kind braucht so früh wie möglich Rückmeldung darüber, ob es das Richtige gelernt hat, um durch den Lernprozess nicht frustriert zu werden. Auch hirnorganisch erweist sich, dass Korrekturen in der Phase, in http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_1179.html 26.06.2009 Lernen - gewußt wie! Wichtige Lerntipps - nicht nur für Kinder Page 8 of 8 welcher der Prozess der Speicherung in den Nervennetzen noch im Gang ist, leichter möglich sind als nach erfolgter Fixierung. Umlernen ist immer schwieriger als Neulernen. Die Rückmeldung kann durch Fremd- oder Selbstkontrolle erfolgen. Wenn Sie als Eltern rückmelden - loben Sie Ihr Kind auch für winzig kleine Fortschritte, versuchen Sie das Gute zu sehen und nicht das Schlechte, das verstärkt und bekräftigt den Lernprozess. Literatur Metzig, Werner/Schuster, Martin: Lernen zu lernen. Lernstrategien wirkungsvoll einsetzen, Berlin 2003 Schermer, Franz J.: Lernen und Gedächtnis, Stuttgart 2002 Stangl, Werner: Wie funktioniert das Gedächtnis? Arbeitsblätter: http://paedpsych.jk.unilinz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/LERNTECHNIKORD/Gedaechtnis3.html http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/GEDAECHTNIS/Gedaechtnisfunktion.shtml Autorin Christine Kammerer ist Politologin M.A. Berufliche Stationen u. a.: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und Bundeszentrale für politische Bildung. Freie Autorin und Publizistin. Sie absolviert derzeit nebenberuflich die Ausbildung zur Ehe-, Familien - und Lebensberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Arbeitsschwerpunkte: l Psychologie in Erziehung und Pädagogik l Heilkundliche und psychotherapeutische Verfahren l Stärkung der Ich-Kompetenzen und Prävention l Migration, Integration, interkulturelles Zusammenleben Adresse Christine Kammerer Wurzerstraße 122 53175 Bonn Tel. 0228/9359553 E-Mail [email protected] Letzte Änderung: 22.12.2004 08:38:02 http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_1179.html 26.06.2009