SG xxx/09 Lenalidomid in Cachexie Therapie Anorexie/ Cachexie Syndrom CALIF-1 Kantonsspital St. Gallen Eine Studie zur Untersuchung der Wirkung von Lenalidomid auf ungewollten Gewichtsverlust bei Patienten mit fortgeschrittener entzündlicher Tumorerkrankung Kurzzusammenfassung Ungewollter Gewichtsverlust ist ein häufiges, belastendes und die Lebensqualität mitunter stark einschränkendes Problem im Zusammenhang mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen. Es gibt bisher keine gut wirksamen Therapieansätze gegen einen solchen tumorbedingten Gewichtsverlust. Künstliche Ernährung und die wenigen verfügbaren Medikamente wirken zu wenig. In dieser Situation gibt es oft keine erfolgversprechende Chemotherapiemöglichkeit mehr. Dort, wo es gelingt den Gewichtsverlust aufzuhalten, kann die Lebensqualität der Betroffenen bedeutend ansteigen. Neue Therapien, die direkt auf den tumorbedingten Gewichtsverlust abzielen, sind also nötig. Lenalidomid ist der bedeutendste Wirkstoff einer neuen Klasse von Medikamenten, die das Immunsystem modulieren. Diese Medikamentenklasse ist als IMiDs® bekannt. IMiDs® setzen mit ihrer Wirkung an verschiedenen Stellen des Immunsystems an, einschließlich der Aktivitätssteigerung von T-Zellen und natürlichen Killerzellen (NK), Hemmung der Gefässneubildung, Hemmung der Tumorzellteilung, Modulation der Stammzelldifferenzierung und Hemmung von Entzündungsprozessen und Schmerzüberempfindlichkeit. Aufgrund dieses vielfältigen pharmakologischen Profils ist Lenalidomid zur Zeit in Erforschung für die Behandlung für mehrere tumoröse und nicht-tumoröse Erkrankungen. In der Schweiz ist das Medikament aktuell registriert in Kombination mit Dexamethason für die Behandlung von Patienten mit Multiplem Myelom, die bereits eine erfolglose Chemotherapie hinter sich haben. In den USA ist das Medikament außerdem für die Behandlung des Myelodysplastischen Syndroms zugelassen bei Patienten die Bluttransfusionsabhängig sind und bei denen die genetische Abnormität 5q Deletion vorliegt. Lenalidomid ist strukturverwandt mit Thalidomid, das erwiesenermaßen schwerwiegende Missbildungen beim ungeborenen Kind erzeugt (teratogen). Obwohl bisherige präklinische Untersuchungen keine Hinweise für die Teratogenität von Lenalidomid ergaben, wird Lenalidomid kontrolliert abgegeben an Frauen in gebärfähigem Alter. Die Studie zielt darauf ab herauszufinden, ob Lenalidomid, einmal täglich als Kapsel eingenommen auf nüchternen Magen, eine therapeutische Bedeutung beim tumorbedingten Gewichtsverlust bei Patienten mit entzündlicher Komponente der Tumorerkrankung erlangen könnte und welches dazu die optimale Dosierung ist. Der postulierte Mechanismus könnte über eine Hemmung des Entzündungsprozesses laufen. Dieser Effekt könnte im optimalen Fall labormässig nachverfolgt werden. An dieser Studie werden voraussichtlich 60 Patienten teilnehmen. Es werden sekundäre Ursachen für Gewichtsverlust gesucht und falls vorhanden behandelt. Ernährungsberatung und Basisinstruktion für körperliche Aktivität sind Bestandteil der Grundbetreuung. Es werden insgesamt 13 Studienvisiten durchgeführt, über einen Zeitraum von 8 Wochen. Der zeitliche Aufwand für eine Studienvisite beträgt je nach Aktivitäten ungefähr 2 bis 4 Stunden. Die Studie sieht die zufallsmässige Einteilung der Teilnehmer in 3 Gruppen im Verhältnis A:B:C von 2:2:1 vor. Allerdings werden bis zum Schluss der Studie weder der Studienteilnehmer noch das betreuende medizinische Personal (Arzt, Studienschwester, u.a.) Kenntnis davon haben, wer in welche Gruppe eingeteilt wurde. Dieses Vorgehen schützt vor Beeinflussung und somit Verfälschung der Datenerhebung. Gruppe A erhält täglich eine Kapsel mit 25mg Lenalidomid. Gruppe B erhält zu Beginn 5mg pro Tag und in den ersten 2 Wochen wird die Dosis gesteigert auf maximal 25mg, bis eine messbare Reduktion der Entzündungsreaktion auftritt. Gruppe C erhält den Wirkstoff nicht, stattdessen Kapseln die nicht vom Wirkstoff unterschieden werden kann (Placebo). Diese sogenannte Kontrollgruppe ist wichtig um den Medikamentenerfolg messen zu können. Da die Kapseln unterschiedlicher Dosis in zwei verschiedenen Grössen hergestellt werden, müssen alle Teilnehmer täglich 2 Kapseln einnehmen, wovon eine immer ein Placebo sein wird. Gemessen werden der Effekt auf die Muskelkraft, die Muskelmasse, die körperliche Leistungsfähigkeit, das Tumorverhalten, die tägliche Nahrungsaufnahme, unerwünschte Nebenwirkungen und die Entzündungsszeichen. Ausserdem ist von Interesse zu sehen, ob Wirkungen auf den Grundumsatz, die Lebensqualität, die psychische Verfassung und den Blutzuckerstoffwechsel erkennbar sind. Die Risiken durch die geplanten Untersuchungen (Blutentnahmen, Röntgen, Kraft- und Körperfunktionstests) sind als vernachlässigbar klein einzustufen. Die Computertomographie ist mit einer gewissen Strahlenbelastung und den potentiellen Nebenwirkungen eines intravenös verabreichten Kontrastmittels (Nierenfunktionsbeeinträchtigung, allergische Reaktionen) verbunden. 16.02.2009