Erhaltung der Energie 4 Empfehlungen und Materialien zur Unterrichtsgestaltung Der Lehrplan für den Grundkurs orientiert auf fünf inhaltliche Schwerpunkte in den Zielen, die angestrebt werden sollen: 1. Auseinandersetzen mit physikalischen und astronomischen Sachverhalten in verschiedenen Lebensbereichen 2. Anwenden physikalischer Denk- und Arbeitsweisen 3. Entwickeln von Strategien zur Bearbeitung physikalische Aufgaben und Problemstellungen 4. Nutzen der Fachsprache sowie fachspezifischer Darstellungen 5. Leisten eines Beitrags zur Entwicklung eines eigenen Weltbilds In den für die Klassenstufe 11 ausgewiesenen Lernbereichen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, an diesen fünf Schwerpunkten zu arbeiten. Hinweise dazu stehen am Anfang eines jeden Lernbereichs. Sie sollten die zentrale Orientierung für die Schwerpunktsetzungen im Unterricht sein. 4.1 Erhaltung der Energie Im Lernbereich „Erhaltung der Energie“ bestehen die allgemeinen Schwerpunkte − in der sauberen Verwendung der Fachsprache, vor allem in Abgrenzung zum technischen und umgangssprachlichen Bereich, − in der Befähigung der Schüler, Aufgaben und Probleme analytisch und mit zweckmäßigen Lösungsstrategien zu bearbeiten, − darin, mit Größen und Einheiten sicher umzugehen und Größen mit sinnvoller Genauigkeit anzugeben. Bei diesem Lernbereich ist zu beachten, dass energetische Betrachtungen im Physikunterricht bereits ab Klasse 7 eine Rolle gespielt haben: − Klasse 7: Energie, Energieformen, Energieerhaltungssatz − Klasse 8: thermische Energie, elektrische Energie − Klasse 9: Kernenergie, Energieversorgung Der Begriff Arbeit wurde laut Lehrplan nicht eingeführt, wohl aber die Begriffe Leistung und Wirkungsgrad. Es geht damit um folgende inhaltlichen Schwerpunkte: − Wiederholung und Vertiefung des Energiebegriffs − Einführung der Größe mechanische Arbeit und der Beziehung zwischen Energie und Arbeit − Anwenden energetischer Ansätze für das Lösen von Aufgaben beziehungsweise Problemen Für den Einstieg, der im Lehrbuch mit „Energie und ihre Eigenschaften“ überschrieben ist, gibt es zwei Herangehensweisen, die partiell miteinander kombiniert werden können: a) Es erfolgt eine Orientierung an der Fachsystematik, ausgehend vom Begriff der Energie, den Energieformen, den Transport- und Speicherformen bis hin zu Energieumwandlungen und -flüssen bei ausgewählten Anlagen und Maschinen und zum allgemeinen Energieerhaltungssatz. b) Es erfolgt eine stärker projektorientierte Arbeit, bei der grundlegende Zusammenhänge am Beispiel erarbeitet und gefestigt werden. Mögliche Themen sind bei einem solchen Herangehen z. B.: − Energie und Energieumwandlungen im Haushalt − Transport von Energie in Natur und Technik − Speicherung von Energie in Natur und Technik − Energie für Lebensprozesse − Energie auf dem Weg zum Verbraucher In der Wiederholung und Systematisierung sollten auch einfach zu überschauende Experimente und Beispiele aus dem Alltagsbereich oder aus anderen Naturwissenschaften einbezogen werden, zum Beispiel bei den Begriffen Energie und Energieumwandlung: − Ein Lineal wird als Modell eines Schleuderbretts für Artisten benutzt. − Eine Glühlampe wird an eine Batterie angeschlossen und leuchtet. − Wir führen unserem Körper Nahrung zu. Es entsteht Wärme (Körperwärme) und wir können Arbeit verrichten. − Wenn Licht auf eine Solarzelle fällt, kann damit ein kleiner Motor betrieben werden. − Mit einem Dynamo wird eine Glühlampe zum Leuchten gebracht. Da der Arbeitsbegriff noch nicht eingeführt ist, könnte man Energie so definieren: Energie ist die Fähigkeit, Körper zu bewegen, zu verformen, zu erwärmen oder zur Aussendung von Strahlung zu bringen. Die verschiedenen Energieformen und Energieträger können anhand des LBs, verbunden mit einfachen Experimenten, erarbeitet werden. Eine Zusammenfassung gibt die Folie, die als Folie oder mit Leerstellen auch als Arbeitsblatt eingesetzt werden kann. Ausgangspunkt für die Wiederholung des Energieerhaltungssatzes kann eine Diskussion der Energieumwandlungen bei Geräten und Anlagen aus dem Erfahrungsbereich der Schüler sein. Dabei spielt immer die zugeführte (aufgenommene) und die genutzte (abgegebene) Energie eine Rolle. Ausgehend von einfachen Beispielen (Pkw, Heizung im Haus, Leuchtstofflampe, Taschenlampe) kann der Energieerhaltungssatz plausibel gemacht werden. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 11 TAFELBILD 12 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Energie Energie ist eine physikalische Größe. Mit ihr können Körper bewegt, verformt, erwärmt oder zur Aussendung von Strahlung gebracht werden. kann in verschiedenen Energieformen vorliegen. kann bei Energieumwandlungen entwertet werden. kann von einer Energieform in andere umgewandelt werden. ist in Energieträgern (Heizund Brennstoffe, bewegte und verformte Körper, Batterien) gespeichert. Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden. kann transportiert und von einem Körper auf andere übertragen werden. Aus didaktischer Sicht sei darauf aufmerksam gemacht, dass man den Energieerhaltungssatz in unterschiedlicher Weise formulieren kann. Im Lehrbuch ist die Variante mit der Gültigkeitsbedingung „abgeschlossenes System“ angegeben, auf die der Lehrplan orientiert. Fachlich ebenfalls nicht anfechtbar ist es, wenn man auf den recht abstrakten Systembegriff verzichtet und den Energieerhaltungssatz so formuliert: Energie kann weder entstehen noch vernichtet werden, sondern nur von einer Form in andere Formen übergehen. Nach Wiederholung des Energieerhaltungssatzes und des Wirkungsgrades empfiehlt es sich, noch einige ausgewählte Schwerpunkte in den Mittelpunkt zu stellen, bei deren Behandlung das Wissen über Energie gefestigt wird. Der Lehrer kann z. B. aus folgenden Schwerpunkten auswählen: 1. Energieumwandlungen beim Menschen Erfahrungsgemäß stößt dieses Thema bei vielen Schülern auf Interesse, werden doch dabei enge Verbindungen zum eigenen Körper hergestellt. Schwerpunkte könnten dabei sein: − Welche Energie ist zur Aufrechterhaltung der Lebensvorgänge notwendig (Grundumsatz)? − Wie viel Energie nehmen wir mit der Nahrung auf? Das ist zumeist den Aufdrucken auf den Verpackungen zu entnehmen. − Wie groß ist die nutzbringende Energie bei verschiedenen Tätigkeiten? 2. Rationelle Nutzung von Energie Hierbei gibt es vielerlei Möglichkeiten, mit den Schülern Probleme zu diskutieren und sie zu Erkundungen anzuregen, etwa zu der Frage nach rationeller Nutzung von Energie im Haushalt oder nach Regeln zur effektiver Nutzung, die jeder Einzelne beachten sollte. 3. Nicht erneuerbare und erneuerbare Energien Das ist ein Themenfeld, bei dem man z. B. den Aspekt der Nutzbarkeit in den Vordergrund stellen kann. 4. Energieentwertung Der Aspekt der Energieentwertung sollte in enger Verknüpfung mit der Energieerhaltung behandelt werden. An einfachen Beispielen aus ihrem Erfahrungsbereich (Glühlampe, Kochherd, Pkw, Lebewesen) soll den Schülern bewusst werden, dass sich Energieentwertung immer auf die Nutzbarkeit von Energie durch den Menschen für einen bestimmten Zweck bezieht. Energieentwertung ist nicht, wie man den Lehrplan fälschlicherweise interpretieren könnte, an Reibung gebunden. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Energie, Energieformen, Energieträger Energie ist die Fähigkeit eines Körpers, mechanische Arbeit zu verrichten oder Wärme abzugeben oder Strahlung auszusenden. Energieform Beispiele Energieträger Potenzielle Energie Epot angestautes Wasser gehobene Körper Kinetische Energie Ekin fahrendes Auto strömendes Wasser strömende Luft Thermische Energie Etherm heißer Ofen heißes Wasser Flamme einer Kerze Chemische Energie Echem Steinkohle, Braunkohle, Erdgas, Propan Benzin, Dieselkraftstoff, Heizöl Nahrungsmittel Elektrische Energie Eel elektrischer Strom Kernenergie Ekern Sonne © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Wasserstoff, Uran, Plutonium 13 FOLIE Erhaltung der Energie ARBEITSBLATT 14 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Energieumwandlung und -übertragung 1. Benennen Sie die in der Skizze dargestellten Objekte! Ergänzen Sie die Kette der Energieumwandlungen! Potenzielle Energie des Wassers Elektrische Energie (niedrige Spannung) 2. Die Heizung eines Wohnhauses erfolgt mit Heizöl. Beschreiben Sie anhand der Skizze die Energieumwandlungen und -übertragungen! Heizkörper Rohrleitungen Ausgleichsgefäß Pumpe Heizkessel © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Energien in Natur und Technik (in Joule) Energie eines Elektrons, das mit 1 V beschleunigt wurde Bindungsenergie eines Atomkerns von Uran 1,6 · 10–19 3 · 10–10 Erwärmung von 1 g Wasser um 1 K 4,2 Energie zum Heben eines Körpers von 1 kg um 10 m 102 Kinetische Energie eines mit 100 km/h fahrenden Pkw (1 000 kg) tägliche Energieaufnahme des Menschen Heizwert von 1 kg Steinkohle (Steinkohleeinheit, SKE) Jumbo-Jet (320 t) beim Abheben (310 km/h) Energie, die bei der Explosion einer Atombombe frei wird Täglicher Energiebedarf in der Bundesrepublik Deutschland Täglicher Energieweltbedarf Energie, die bei einem schweren Erdbeben freigesetzt wird Kinetische Energie der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne Energievorrat der Sonne © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 15 FOLIE Erhaltung der Energie 4 · 105 107 2,93 · 107 1,2 · 109 ≈1014 3 · 1016 1018 ≈1020 5 · 1031 ≈1045 TAFELBILD 16 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Mechanische Energie ist die Energie, die Körper aufgrund ihrer Lage oder ihrer Bewegung haben. Formen mechanischer Energie Lageenergie (potenzielle Energie) hat ein gehobener Körper. Epot = FG · h Epot = m · g · h Bewegungsenergie (kinetische Energie) hat ein bewegter Körper. Spannenergie hat eine gespannte Feder Ekin = }12 m · v 2 ESp = }12 D · s 2 Gehen in einem abgeschlossenen System nur rein mechanische Vorgänge vor sich, dann gilt: Die mechanische Energie eines Systems bleibt gleich. Epot + Ekin + ESp = konstant Ein spezieller Unterrichtsabschnitt sollte der Wiederholung der Formen mechanischer Energie gewidmet werden. Der inhaltliche Schwerpunkt sollte dabei allerdings nicht vorrangig auf der Wiederholung von Formeln liegen, sondern auf mehr oder weniger komplexen Anwendungen. Beispiele dafür sind: − Energieumwandlungen bei freien Fall − Energieumwandlungen bei mechanische Schwingungen − Energieumwandlungen bei der Bewegung auf einer geneigten Ebene In den Unterricht können auch weitere Beispiele aus Natur, Technik und Alltag einbezogen werden. Geeignet sind z. B. − die Fahrt auf einer Achterbahn (s. beiliegendes Arbeitsblatt), − eine startende Rakete (s. beiliegendes Arbeitsblatt), − die Bewegung eines Skaters oder eines Snowboardfahrers in einer Halfpipe, − die Würfe von Bällen. Den Schülern sollte an diesen oder anderen Beispielen bewusst werden: − Bei fast allen Vorgängen in Natur und Technik spielen nicht nur mechanische Energieformen eine Rolle. Insbesondere durch die Reibung verringert sich in der Regel die mechanische Energie eines Systems. Damit hat der Energieerhaltungssatz der Mechanik nur einen relativ geringen Gültigkeitsbereich. − Rein mechanische Vorgänge können qualitativ und quantitativ mit den behandelten Energieformen der Mechanik beschrieben werden. Ob der Energieerhaltungssatz für einen gegebenen Fall anwendbar ist oder nicht, kann den Schülern an Beispielen verdeutlicht werden. Ein solches Beispiel ist der Fall verschiedener Körper: − Fall eines Steins aus 2 m Höhe: Energieerhaltungssatz ist gut anwendbar, da die Reibung vernachlässigbar klein ist. − Fall eines Papiertrichters aus der gleichen Höhe: Energieerhaltungssatz nicht mehr anwendbar, da die Reibung die Bewegung des Körpers entscheidend beeinflusst. − Diskussionsmöglichkeit: Ist auf einen aus 100 m Höhe fallenden Regentropfen mit 5 mm Durchmesser der Energieerhaltungssatz der Mechanik noch sinnvoll anwendbar? Die Antwort lautet: nein. Die Diskussion kann sehr unterschiedlich angelegt werden. Man könnte z. B. die Geschwindigkeit des Regentropfens ohne Luftwiderstand berechnen und käme auf ein Ergebnis von etwa 44 m/s = 160 km/h. Regentropfen erreichen aber am Erdboden maximal etwa 40 km/h. Das bedeutet. Der Luftwiderstand beeinflusst den Fall von Regentropfen erheblich. Der Energieerhaltungssatz der Mechanik ist in diesem Fall nicht anwendbar. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Eine Achterbahn Bei der Fahrt einer Achterbahn gehen verschiedene Energieumwandlungen vor sich. a) Beschreiben Sie die Energieumwandlungen vom Start bis zum Ziel! b) Vom Start aus werden die Wagen (Gesamtmasse 800 kg) auf eine Höhe von 15 m gezogen. Wie groß ist die Änderung der potenziellen Energie? c) Beim Herunterfahren von diesem höchsten Punkt der Bahn erreichen die Wagen eine maximale Geschwindigkeit von 16 m/s. Wie groß ist dann die kinetische Energie der Wagen? d) Gilt für eine solche Achterbahn der Energieerhaltungssatz der Mechanik? Vergleichen Sie dazu die Ergebnisse von b) und c) miteinander! © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 17 ARBEITSBLATT Erhaltung der Energie ARBEITSBLATT 18 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Eine startende Rakete Die amerikanischen Raumfähren (Space Shuttle) werden mit einer Rakete in eine Erdumlaufbahn gebracht. Die Startmasse beträgt ca. 2 000 t, die Raumfähre selbst hat eine Masse von ca. 100 t. a) Beschreiben Sie die Energieumwandlungen, die bei einer startenden Rakete vor sich gehen! b) Die Raumfähre erreicht nach etwa 2 Minuten eine Höhe von 50 km. Wie groß ist in dieser Zeit die Änderung ihrer potenziellen Energie? c) In einer Umlaufbahn in 280 km Höhe über der Erdoberfläche bewegt sich die Raumfähre mit einer Geschwindigkeit von ca. 28 000 km/h. Vergleichen Sie potenzielle und kinetische Energie der Raumfähre in dieser Höhe! © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Die mechanische Arbeit Mechanische Arbeit wird verrichtet, wenn ein Körper durch eine Kraft bewegt oder verformt wird. F s s F Wenn die Kraft F konstant ist und in Richtung des Wegs wirkt, dann gilt: mechanische Arbeit = wirkende Kraft · zurückgelegter Weg W=F·s Einheiten: 1 Newtonmeter (1 Nm) 1 Joule (1 J) 1 Nm = 1J Im bisherigen Physikunterricht des Gymnasiums wurde die mechanische Arbeit nicht behandelt. Es stand vielmehr der Begriff Energie im Vordergrund. Nun wird der im Alltag übliche Begriff Arbeit als physikalische Größe eingeführt. Da der Begriff der Arbeit den Schülern aus dem Alltagsleben bekannt ist, drängt es sich geradezu auf, zunächst einmal mit den Schülern zu sammeln, in welchen Zusammenhängen und Bedeutungen der Begriff Arbeit verwendet wird, ehe man zum physikalischen Begriff der mechanischen Arbeit übergeht. Es bieten sich einfache Experimente an, die jeweils kommentiert werden: 1. Ein Körper (Wägestück, Buch) wird gehoben. Kommentar: Auf den Körper wirkt eine Kraft. Der Körper wird dadurch bewegt. Es wird mechanische Arbeit verrichtet. 2. Ein Lineal, eine Blattfeder oder ein Holzstab wird gebogen. 3. Ein Körper wird in der Hand gehalten. 4. Ein Körper (Ball, Stein) fällt nach unten. 5. Ein Holzklotz wird mit konstanter Geschwindigkeit über den Experimentiertisch gezogen. 6. Ein Experimentierwagen wird beschleunigt. 7. Ein Stück Knete wird verformt. An einfachen Beispielen (z. B. Ziehen verschieden schwerer Körper über eine bestimmte Strecke, Ziehen eines Körpers eine kurze und eine längere Strecke, Dehnen eines Expanders mit einer Feder bzw. mit zwei Federn um eine bestimmte Strecke, unterschiedlich weites Ausziehen ei- ner Feder) kann den Schülern plausibel gemacht werden, dass die mechanische Arbeit von Kraft und Weg abhängt, es also sinnvoll ist, die mechanische Arbeit als Produkt aus Kraft und Weg zu definieren. Die verschiedenen Arten mechanischer Arbeit können anhand einfacher Experimente unter Einbeziehung der Übersicht im LB an die Schüler herangetragen werden. Außerdem sei auf folgende Aspekte aufmerksam gemacht: − Für die Schüler ist es einprägsamer, wenn sie Arbeiten ermitteln, die in ihrem Erfahrungsbereich eine Rolle spielen, z. B.: – Welche Arbeit verrichte ich, wenn ich 10 Treppenstufen hochsteige? – Welche Arbeit verrichte ich, wenn ich einen Stein in eine bestimmte Höhe hebe? – Welche Arbeit verrichte ich, wenn ich einen Höhenunterschied von 100 m zurücklege? − Einbezogen werden sollten in die Diskussion auch Fälle, bei denen die Schüler erfahrungsgemäß Schwierigkeiten haben zu erkennen, ob Arbeit verrichtet wird oder nicht. Dazu gehört z. B. die gleichförmige Fahrt eines Autos oder eines Radfahrers auf ebener Strecke, wo die Reibungsarbeit genauso groß ist wie die vom Motor bzw. vom Fahrer verrichtete Arbeit. − Für Schüler ist es immer wieder schwer verständlich, dass es zwar anstrengend ist, eine schwere Tasche in der Hand zu halten, dies aber keine Arbeit im physikalischen Sinn sein soll. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 19 TAFELBILD Erhaltung der Energie TAFELBILD 20 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Arten mechanischer Arbeit Hubarbeit Spannarbeit Beschleunigungs arbeit Reibungsarbeit wird beim Heben des Körpers verrichtet. wird beim Verformen eines Körpers verrichtet. wird beim Beschleunigen eines Körpers verrichtet. wird immer verrichtet, wenn Reibung auftritt. Die nutzbringende Arbeit ist fast immer kleiner als die aufzuwendende Arbeit. nutzbringend: − Arbeit zum Heben des Körpers K aufzuwenden: − Arbeit zum Heben des Körpers K − Arbeit zum Heben der Rolle 1 und des Seils − Reibungsarbeit 1 K Hier ist zu klären: Nicht betrachtet werden in der Physik die mikroskopischen Vorgänge in den Muskeln. In ihnen erfolgen ständig Anspannungen und Entspannungen, verbunden mit mikroskopischen Bewegungen. Dazu ist Energie erforderlich. Die Anstrengung beim Halten einer Tasche ist nicht nur eine subjektive Empfindung. Wir verrichten dabei physiologische Arbeit. Diese wird aber in der Physik nicht betrachtet. Auf diese Aspekthaftigkeit der Physik sollte man Schüler aufmerksam machen. − Nicht selten wird das Gehen auf ebener Strecke als Beispiel dafür genommen, dass trotz Zurücklegen eines Wegs keine Arbeit verrichtet wird, da Kraft und Weg senkrecht zueinander sind. Eine etwas genauere Analyse des Bewegungsablaufes beim Gehen zeigt allerdings, das wir dabei unseren Körper ständig heben und senken, also beim Gehen Hubarbeit verrichtet wird. Setzt man den Energieaufwand beim Gehen mit 100% an, so werden allein für die Hubarbeit im Durchschnitt 60% bis 70% der Energie benötigt. Hinzu kommt Beschleunigungsarbeit (Beschleunigung von Beinen und Armen). Zur Verdeutlichung des Zusammenhangs zwischen Arbeit und Energieänderung ist es sinnvoll, eine Analogiebetrachtung durchzuführen und diese mit einer Wiederholung grundlegender physikalischer Zusammenhänge zu verbinden: In Klassenstufe 8 sind die thermische Energie und die Wärme eingeführt worden. Die Wärme wurde dabei als übertragene thermische Energie gekennzeichnet: Q = ΔEtherm. In analoger Weise kann die Arbeit als durch Kraft übertragene Energie aufgefasst werden. Die entsprechende Beziehung lautet dann: W = ΔE. Im Tafelbild auf der nächsten Seite ist diese Analogie nochmal verdeutlicht. Die Zusammenhänge zwischen den speziellen Arten mechanische Arbeit und den jeweiligen Energieformen können so an die Schüler herangetragen werden, wie es im LB dargestellt ist. Ein Beispiel für eine unterrichtliche Zusammenfassung ist auf der nächsten Seite unten angegeben. Dabei sind Varianten möglich. Die Gleichungen lassen sich plausibel herleiten. Man kann sie auch geben und den Schwerpunkt auf die Interpretation und Anwendung der Gleichungen legen. Bei komplexen Anwendungen sollte am Beispiel verdeutlicht werden, dass sich eine Reihe von Aufgaben bzw. Problemen mit einem energetischen Ansatz viel einfacher lösen lässt, als mit einem kinematischen Ansatz. Beispiele dafür sind die Berechnung von Endgeschwindigkeiten beim freien Fall oder beim Wurf, die Ermittlung der Steighöhe beim senkrechten Wurf nach oben oder die Berechnung der maximalen Geschwindigkeit eines Pendels. Ein Beispiel für die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten ist im LB auf S. 21 gegeben. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Energie, Arbeit, Wärme Wärme Q Eth Eth Q = ΔE Arbeit W Durch Arbeit verändert sich die mechanische Energie eines Körpers. v=0 W = ΔE v>0 Arbeit und potenzielle Energie Wird ein Körper gehoben oder elastisch verformt, so verändert sich seine potenzielle Energie. Epot,2 = m · g · h h Epot,1 = 0 W = m·g·h WF = }12 FE · s s FG Epot,2 = }12 FE · s Epot,1 = 0 Die Änderung der potenziellen Energie eines Körpers ist gleich der an ihm verrichteten Arbeit. ΔE = W © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de TAFELBILD Durch Wärme verändert sich die thermische Energie eines Körpers. 21 TAFELBILD Erhaltung der Energie ARBEITSBLATT 22 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Mechanische Arbeit 1. Ein Kran hebt verschiedene Lasten jeweils vom Boden aus in unterschiedliche Höhen. Vergleichen Sie die verrichtete Arbeit jeweils in den Fällen A und B miteinander! Begründen Sie! a) b) c) B A A B B A 2. Beim Heben verschiedener Körper sind einige Angaben bekannt. Ergänzen Sie in der Tabelle die fehlenden Werte! Masse m a) erforderliche Hubkraft F zurückgelegter Weg s 250 N 2,5 m b) 6 kg 25 m c) 400 g 20m d) 60 kN 40 cm e) f) verrichtete Arbeit W 8m 2 400 Nm 1,6 t 8 400 Nm 3. Ermittlen Sie, welche Hubarbeit Sie beim Treppensteigen verrichten! a) Beschreiben Sie ihr Vorgehen! b) Bestimmen Sie die Hubarbeit beim Treppensteigen! Gewichtkraft in N Höhe in m Arbeit in Nm 1m © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Mechanische Arbeit und Energie 1. Eine Betonplatte wird mithilfe einer losen Rolle vom Boden aus in 3,5 m Höhe gehoben. a) Mit welcher Kraft F muss am Seil gezogen werden? 1 s = 3,5 m F m = 80 kg b) Wie groß ist die verrichtete mechanische Arbeit? c) Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen der verrichteten Arbeit und der Änderung der mechanischen Energie! 2. Was versteht man in der Physik unter Arbeit, was unter Energie? Arbeit W Energie E 3. An einer Feder ist ein Körper befestigt. Der Körper wird angehoben und dann losgelassen. a) Beschreiben Sie den Vorgang mit den Begriffen Arbeit, potenzielle Energie, kinetische Energie! b) Warum hört das Hin- und Herschwingen des Körpers nach einiger Zeit auf? © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 23 ARBEITSBLATT Erhaltung der Energie ARBEITSBLATT 24 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Mechanische Arbeit und Energie 1. Welche Arten von Arbeit werden bei den dargestellten Vorgängen verrichtet? Welche Energieumwandlungen gehen dabei vor sich? a) b) c) 2. Vergleichen Sie die mechanischen Arbeiten und Energieänderungen bei den dargestellten Vorgängen! a) b) m = 50 kg c) m = 60 kg m = 70 kg 2m 3. Von verschiedenen Körpern sind einige Angaben bekannt. Ergänzen Sie in der Tabelle die fehlenden Werte! Masse m Geschwindigkeit v Höhe h a) 20 kg 2m b) 200 t 1 000 m c) 70 kg d) 2,5 kg Epot Ekin 6,5 kg 2,5 m 125 J © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Arbeit und Energie Arbeit W wird verrichtet, wenn ein Körper durch eine Kraft bewegt oder verformt wird. Energie E ist die Fähigkeit eines Körpers, mechanische Arbeit zu verrichten oder Wärme abzugeben oder Strahlung auszusenden. W = ΔE Verrichtete Arbeit Ergebnis Änderung der mechanischen Energie Hubarbeit führt zur Änderung der potenziellen Energie potenziellen Energie führt zur Änderung der potenziellen Energie ΔEpot = }12 (FE · sE – FA · sA) führt zur Änderung der kinetischen Energie ΔEkin = }12 m · (vE2 – vA2) führt zu einer Verringerung der kinetischen Energie ΔEkin = }12 m · (vE2 – vA2) WH = FG · h Verformungsarbeit (Federspannarbeit) WF = }12 FE · s ΔEpot = m · g · Δh WF = }12 D · s 2 Beschleunigungarbeit WB = F · s WB = m · a · s Reibungsarbeit W R = FR · s W R = μ · FN · s © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 25 FOLIE Erhaltung der Energie ARBEITSBLATT 26 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Arbeit und Energie Ergänzen Sie die nachfolgende Übersicht zu Arbeit und Energie! Arbeit Änderung der Energie Hubarbeit Potenzielle Energie ändert sich: WH = m · g · h Beispiele ΔEpot = m · g · Δh F WH s Verformungsarbeit F s Beschleunigungsarbeit F s Reibungsarbeit F s © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Der Stabhochsprung Beim Stabhochsprung erfolgen zahlreiche Energieumwandlungen. a) b) c) 1. Welche Energieformen hat das System „Springer-Stab“ in den drei Abbildungen? 2. Formulieren Sie den Energieerhaltungssatz mit den Größen va, ha und vc, hc. h bedeutet die Höhe des Schwerpunktes über dem Erdboden. Es wird angenommen, dass das System „Springer-Stab“ ein abgeschlossenes mechanisches System ist. 3. Welche Höhe kann der 70 kg schwere Springer erreichen, wenn seine Geschwindigkeit vor dem Absprung 9,0 m/s beträgt und sich sein Schwerpunkt 1,2 m über dem Erdboden befindet? 4. Diskutieren Sie folgende Probleme: a) Inwieweit sind die für die Rechnung angenommenen Voraussetzungen realistisch? b) Wie wirken sich andere Voraussetzungen auf die erreichbare Sprunghöhe aus? c) Hängt die Sprunghöhe nur von der kinetischen Energie in der Anlaufphase ab? Durch welche Faktoren wird sie eventuell noch beeinflusst? d) Ist die Aussage „Die Sprunghöhe beträgt 6,00 m.“ identisch mit der Aussage „Der Körperschwerpunkt erreicht eine Höhe von 6,00 m“? © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 27 FOLIE Erhaltung der Energie 28 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung 4.2 Anwendung der Kinematik und Dynamik Im Lernbereich „Anwendung der Kinematik und Dynamik“ bestehen die allgemeinen Schwerpunkte darin, die in den Klassenstufen 6 –10 vermittelten Kompetenzen zu vertiefen und Erkenntnisse der Physik auf verschiedene Sachverhalte anzuwenden. Insbesondere sollen die Schüler: − analytische und grafische Lösungsverfahren nutzen, − Gleichungen und Diagramme interpretieren, − bei der Lösung von Aufgaben unterschiedliche Lösungsstrategien anwenden. Die inhaltlichen Erweiterungen gegenüber dem Physikunterricht bis einschließlich Klassenstufe 10 bestehen − in der Behandlung von Bewegungen mit Anfangsweg und Anfangsgeschwindigkeit, − im Bekanntmachen der Schüler mit den allgemeinen Definitionen von Geschwindigkeit und Beschleunigung (Differenzialquotient), − in der Behandlung des waagerechten Wurfs und des Superpositionsprinzips, − in der Einbeziehung der Kreisbewegung. TAFELBILD Inhaltliche Schwerpunkt bei der Behandlung von gleichförmigen und gleichmäßig beschleunigten Bewegungen sind − die Einteilung von Bewegungen aus Natur und Technik nach der Bahnform und der Bewegungsart, − die Wiederholung, Vertiefung bzw. Einführung der Größen Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung als vektorielle Größen, − die Gesetze für gleichförmige und gleichmäßig beschleunigte Bewegungen einschließlich des freien Falls. Dabei lassen sich zahlreiche Bezüge zur Erfahrungswelt der Schüler und auch zu anderen Fächern herstellen. Damit bieten sich zugleich günstige Möglichkeiten zur Weckung und Aufrechterhaltung des Interesses der Schüler, von dem der Unterrichtserfolg wesentlich abhängt. Zum Einstieg ist es zweckmäßig, mit den Schülern einige Grundlagen zu klären, die im nachfolgenden Unterricht immer wieder eine Rolle spielen: − Ruhe und Bewegung als Zustände von Körpern, die nur bei Angabe eines Bezugssystems eindeutig sind, wobei ein Bezugssystem ein Körper und ein damit verbundenes Koordinatensystem ist. − An Beispielen sollte dabei deutlich werden, dass sich ein Körper je nach dem gewählten Bezugssystem sowohl in Ruhe als auch in Bewegung befinden kann. − Es sollte auch herausgearbeitet werden, dass man bei der Bearbeitung von Problemen prüfen muss, welches Bezugssystem zweckmäßig ist. Wenn man z. B. die Bewegung einer Person auf einem fahrenden Schiff beschreibt, ist sicher ein mit der Erdoberfläche verbundenes Koordinatensystem nicht besonders günstig. Bei der Beschreibung der Bahnkurve einer Last, die von einem Flugzeug abgeworfen wird, ist dagegen die Beschreibung gerade in einem solchen Bezugssystem sinnvoll. Im Zusammenhang mit der Relativität von Ruhe und Bewegung können auch historische Betrachtungen erfolgen, u. a. zu der Auffassung von ARISTOTELES und zum historisch bedeutsamen Streit darüber, ob die Erde oder die Sonne im Zentrum unseres Planetensystems stehen. Ruhe und Bewegung Ein Bezugssystem ist ein Bezugskörper und ein damit verbundenes Koordinatensystem. Lage gegenüber einem Bezugssystem ändert sich nicht ändert sich Ruhe (z. B. Gebäude bez. Erdoberfläche) Bewegung (z. B. rollender Ball bez. Erdoberfläche) © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Bezugssysteme 1. Was versteht man in der Physik unter einem Bezugssystem? 2. Beschreiben Sie die folgenden Bewegungen in zwei unterschiedlichen Bezugssystemen! Wählen Sie das zweite Bezugssystem selbst! Vorgang Bezugssystem Erdoberfläche anderes Bezugssystem (jeweils angeben) Person auf Rolltreppe nach oben anfahrender Fahrstuhl laufende Person im fahrenden Zug Bewegung des Monds 3. Welches Bezugssystem würden Sie zur Beschreibung der folgenden Bewegungen wählen? Begründen Sie! a) Bewegung der Erde um die Sonne b) Bewegung eines geostationären Nachrichtensatelliten © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 29 ARBEITSBLATT Anwendung der Kinematik und Dynamik c) laufende Person auf einem flussabwärts fahrenden Schiff TAFELBILD 30 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Bewegungen Ein Körper ist in Bewegung, wenn er seine Lage gegenüber einem Bezugskörper ändert. Meist wird als Bezugskörper die Erdoberfläche gewählt. Körper können sich bewegen auf unterschiedlichen Bahnen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten geradlinige Bewegung krummlinige Bewegung gleichförmige Bewegung ungleichförmige Bewegung fallender Stein Auto in Kurve herabschwebender Fallschirmspringer anfahrender Zug Anhand einiger Körper (rollender Wagen, rollende Kugel) sollte den Schülern demonstriert werden, dass sich ein Körper bzw. Teile davon auf sehr unterschiedlichen Bahnen bewegen können oder sich auch bewegen können, ohne als Ganzes ihre Lage im Raum zu verändern (z. B. rotierende Scheibe). Den Schülern sollte deutlich werden, dass es neben der (reinen ) Translation und der (reinen ) Rotation auch die Kombination aus beiden gibt, im Unterricht in Klasse 11 aber eine Beschränkung auf translatorische Bewegungen erfolgt. Bei der Beschreibung solcher Bewegungen ist es sinnvoll, das Modell Massepunkt zugrunde zu legen. Allgemeine Hinweise zum Modellbegriff sind im LB S. 93 zu finden. Den Schülern muss bewusst sein: Alle nachfolgend formulierten Gesetze gelten für Massepunkte. Sie können auch dann angewendet werden, wenn Körper näherungsweise mit dem Modell Massepunkt beschrieben werden können, wobei dieser Massepunkt häufig mit dem Körperschwerpunkt identisch ist, bei starren Körpern aber auch ein anderer Punkt als Bezugspunkt gewählt werden kann. Die Klassifizierung von Bewegungen nach Bewegungsarten und Bahnformen kann in unterschiedlicher Weise erfolgen. Im LB S. 32 ist eine Variante angegeben, es ist aber nicht die einzig mögliche. So kann man z. B. bei den Bewegungsarten auch Bewegungen mit konstantem Betrag der Geschwindigkeit von solchen mit nicht konstantem Betrag unterscheiden. Unterschieden werden könnte auch zwischen unbeschleunigten und beschleunigten Bewegungen. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, wenn sich der Lehrer auf eine Klassifizierung festlegt. Erfahrungsgemäß bedarf der historische Begriff „gleichförmige Kreisbewegung“ einer Erläuterung, da für diese Bewegung zwar alle Gesetze einer gleichförmigen Bewegung gelten, die Bewegung aber beschleunigt ist. Den Schülern sollte bewusst werden, dass in diesem speziellen Fall die Beschleunigung nichts mit der Art der Bewegung längs der Bahn zu tun hat. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Bahnformen und Bewegungsarten (1) 1. Bewegungen kann man klassifizieren nach der Bahn, auf der sie sich bewegen. Ergänzen Sie Beispiele aus Natur, Technik und Alltag! Bahnformen geradlinige Bewegung krummlinige Bewegung (Spezialfall: Kreisbewegung) 2. Bewegungen kann man klassifizieren nach der Art, wie sie sich längs einer Bahn bewegen. Ergänzen Sie Beispiele aus Natur, Technik und Alltag! Bewegungsart unbeschleunigte Bewegung (v = konstant, a = 0) © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de beschleunigte Bewegung (v ≠ konstant, a ≠ 0) 31 ARBEITSBLATT Anwendung der Kinematik und Dynamik ARBEITSBLATT 32 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Bahnformen und Bewegungsarten (2) 1. Analysieren Sie selbst gewählte Bewegungen aus Natur, Technik und Alltag hinsichtlich der Bahnform und der Bewegungsart. Beispiel für Bewegung Bahnform Bewegungsart (mit Begründung) 2. Geben Sie an, welche Bewegungsarten den folgenden s-t-Diagrammen zugeordnet werden können! Begründen Sie! a) b) c) s s s t t t 3. Beschreiben Sie mit einer Skizze und in Worten die Bahnform und die Bewegungsart für einen Punkt des Reifens eines rollenden Fahrrads! Wählen Sie ein zweckmäßiges Bezugssystem! © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Anwendung der Kinematik und Dynamik Lineal (Messstrecke) Umlenkrolle Uhr Motor Die gleichförmige Bewegung wurde bereits in den Klassen 6 und 9 in elementarer Form behandelt. Daran kann man anknüpfen. Will man gleichförmige Bewegungen nochmals demonstrieren oder Weg-Zeit-Messungen durchführen, so bieten sich folgende Experimentieranordnungen an: − Luftkissenbahn, − Wagen auf Schienen, − Endloses Band, − Faden mittels Experimentiermotor aufwickeln, − Luftblase in einem wassergefüllten Glasrohr. Die Skizze oben zeigt eine mögliche Experimentieranordnung. Genutzt werden kann auch das beiliegende Arbeitsblatt. Bei der Darstellung in Diagrammen sollte beachtet werden, dass die Graphen in Weg-Zeit-Diagrammen immer einen positiven Anstieg haben oder parallel zur t-Achse verlaufen. Mitunter findet man auch Darstellungen folgender Art: s s t t Das sind Ort-Zeit-Diagramme. Damit es bei den Schülern nicht zu Missverständnissen kommt, sollte man mit ihnen vereinbaren: s kann der Weg oder der Ort sein. Eine andere Möglichkeit ist die, stets klar zwischen dem Weg s und dem Ort x zu unterscheiden. Nutzen die Schüler verschiedene Literatur, so werden sie auf eine dieser beiden Varianten stoßen. Die Wiederholung und Vertiefung der Gesetze der gleichmäßig beschleunigten Bewegung sollte ebenfalls mit Experimenten verbunden werden. Als Experimentieranordnungen eignen sich − Reifenapparat, − Luftkissenbahn, − Fallrinne, − Schienenwagen, − atwoodsche Fallmaschine, − computergestützte Messungen. Genutzt werden können die Experimente vor allem − zur Demonstration von Zusammenhängen zwischen zwei Größen, − zur Aufnahme von Messwerten, die die Schüler grafisch und analytisch auswerten. Bei diesen gut überschaubaren Messungen bietet es sich an, auf Messfehler sowie auf die Berücksichtigung von Messfehlern bei grafischen Darstellungen einzugehen. Hinweise dazu sind im Lehrbuch S. 79 gegeben. Aus inhaltlicher Sicht sollten zwei Aspekte beachtet werden: − Erst die inhaltliche Interpretation der Gesetze zeigt, ob die Schüler die Zusammenhänge tatsächlich erfasst haben. Prüfen kann man das durch einfache Aufgaben der Art: Wie verändert sich der zurückgelegte Weg, wenn die Zeit halb so groß oder doppelt so groß ist? − Bewegungen mit Anfangsweg bzw. Anfangsgeschwindigkeit kann man bei geschickter Wahl des Bezugssystems auf solche ohne Anfangsweg bzw. ohne Anfangsgeschwindigkeit zurückführen. Das sollte an einfachen Beispielen, z. B. bei Überholvorgängen, demonstriert werden. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 33 ARBEITSBLATT 34 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Gleichförmige Bewegungen 1. Für einen ICE werden Wege und Zeiten gemessen. Die Messwerte sind im Diagramm dargestellt. s in km 20 15 10 5 0 0 1 2 3 4 5 6 t in min a) Interpretieren Sie das Diagramm! b) Berechnen Sie aus verschiedenen Wertepaaren die Geschwindigkeit des ICE! Zeichnen Sie das Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm! v in m/s 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 t in min 2. Ein Passagierflugzeug fliegt mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 850 km/h. a) Ergänzen Sie die folgende Tabelle! t in min 0 2 4 6 10 30 60 s in km b) Zeichnen Sie den Graphen mit anderer Farbe in das s-t-Diagramm von Aufgabe 1 ein! © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Gleichförmige und gleichmäßig beschleunigte Bewegung Für die gleichförmige und die gleichmäßig beschleunigte Bewegung gelten folgende Gesetze: Gleichförmige Bewegung bei Bewegung aus dem Stillstand (bei t = 0 ist s0 = 0 und v0 = 0) Gleichmäßig beschleunigte Bewegung bei Bewegung aus dem Stillstand (bei t = 0 ist s0 = 0 und v0 = 0) Bahnbeschleunigung a=0 Bahnbeschleunigung a = konstant ≠ 0 a a v = a·t t t v = konstant ≠ 0 v ≠ konstant v = }s v = a·t t Δs v=} Δt v v Δv Δt s = v·t a = Δv } Δt v·t s=} 2 t t s = }a2 · t 2 s = v·t s Δv v·t s=} 2 s Δt s v= Δ } Δt t © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de dv a=} dt t 35 FOLIE Anwendung der Kinematik und Dynamik ARBEITSBLATT 36 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Die gleichmäßige beschleunigt geradlinige Bewegung Experimentieranordnung: Umlenkrolle Uhr Messstrecke Messwertetabelle: s in cm t in s t 2 in s 2 s cm }2 in} 2 t s Auswertung: a) Zeichnen Sie das s-t-Diagramm! Beschreiben Sie den Zusammenhang in Worten! s in cm b) Berechnen Sie jeweils t 2 und den s ! Vergleichen Sie die Quotienten! Quotienten } 2 t in s t c) Durch welche Messfehler kann das Ergebnis beeinflusst worden sein? © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Bewegungen in Diagrammen (1) Die Bewegungen von vier Körpern sind durch ihre Weg-Zeit-Diagramme gegeben. 1 2 s 3 s 4 s t s t t t Welche der folgenden Geschwindigkeit-Zeit-Diagramme A– D bzw. der Beschleunigung-Zeit-Diagramme I–IV gehören zu den Diagrammen 1– 4? Begründen Sie Ihre Entscheidung! Geschwindigkeit in Abhängigkeit von der Zeit A B v C v D v t v t t t Beschleunigung in Abhängigkeit von der Zeit I II a III a t IV a t © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de a t 37 ARBEITSBLATT Anwendung der Kinematik und Dynamik t ARBEITSBLATT 38 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Bewegungen in Diagrammen (2) 1. Die Bewegungen von Körpern werden durch die nachfolgenden Geschwindigkeit-Zeit-Diagramme wiedergegeben. Beschreiben Sie jeweils die Bewegung des Körpers! Nutzen Sie dazu die Rückseite des Arbeitsblatts! A B v C v v t t D t E v F v v t t t 2. Die Bewegung eines Körpers wird durch folgendes v-t-Diagramm beschrieben: v in m/s 30 IV 25 III 20 V II 15 10 I 5 0 0 2 4 6 8 10 12 14 t in min a) Beschreiben Sie mit Worten die Bewegung des Körpers! b) Zeichnen Sie das a-t-Diagramm! Berechnen Sie dazu die Beschleunigungen! *c) Welchen Weg legt der Körper insgesamt zurück? © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Bewegung eines Förderkorbs Experimentell untersucht wurde die Bewegung eines Förderkorbes, wie er von Bergleuten beim Einfahren in einen Schacht genutzt wird. Beim Anfahren ergeben sich folgende Messwerte: t in s 0 0,20 0,40 0,60 0,80 1,0 1,2 s in m 0 0,10 0,37 0,81 1,49 2,32 3,30 a) Untersuchen Sie, welche Bewegungsart vorliegt! Prüfen Sie dazu, ob s ~ t oder s ~ t 2 gilt! b) Wie groß ist die Beschleunigung a? Berechnen Sie die Beschleunigung aus mehreren Messwertepaaren und bilden Sie den Mittelwert! c) Berechnen Sie die Geschwindigkeiten nach den angegeben Zeiten! t in s 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 m v in } s d) Zeichnen Sie das s-t-Diagramm und das v-t-Diagramm! v s t e) Interpretieren Sie das v-t-Diagramm! © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 39 ARBEITSBLATT Anwendung der Kinematik und Dynamik t ARBEITSBLATT 40 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Bewegungen mit konstanter Beschleunigung Für Bewegungen mit konstanter Beschleunigung lassen sich eine Reihe von Fällen unterscheiden. Zeichnen Sie für jeden Fall das v-t-Diagramm! Interpretieren Sie diese Diagramme! Fall a-t-Diagramm v-t-Diagramm s-t-Diagramm a a>0 v>0 t a a=0 v>0 t a a<0 v>0 t a a<0 v<0 t a a=0 v<0 t a a>0 v<0 t a a=0 v=0 t © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Anwendung der Kinematik und Dynamik Ausgangspunkt für die Betrachtungen zu zusammengesetzten Bewegungen sollten Beispiele sein, die die Schüler aus ihrem Erfahrungsbereich kennen, z. B.: − Ein Boot bewegt sich in unterschiedlichen Richtungen auf einem Fluss. − Ein Schwimmer überquert einen Fluss. − sportliche Disziplinen (Kugelstoßen, Speerwurf, Weitsprung u. a.). − Bewegungen von Personen in Zügen oder auf Dampfern. − Bewegung eines Flugzeuges bei unterschiedlichen Windrichtungen. Dabei kann in der Diskussion die Aufmerksamkeit der Schüler auf die Teilbewegungen und damit auf eine Einteilung der zusammengesetzten Bewegungen gelenkt werden. Wichtig ist hierbei, dass die Schüler erfassen: Es erfolgen (zwei) Teilbewegungen, die im Zusammenwirken eine (resultierende) Bewegung ergeben. Das Thema bietet auch gute Möglichkeiten für ein projektartigen Herangehen, z. B. in folgender Form: Längerfristig vorbereitet werden Videoaufnahmen von verschiedenen Bewegungen (z. B. Weitsprung, Hochsprung, Abschlag von Bällen unter verschiedenen Win- keln). Im Unterricht erfolgt dann eine Analyse ausgewählter Bewegungen unter verschiedenen Gesichtspunkten. Als Systematik bietet es sich an, zunächst die Überlagerung zweier gleichförmiger Bewegungen und anschließend die Überlagerung von gleichförmiger und gleichmäßig beschleunigter Bewegung zu behandeln. Wie weit man im letztgenannten Fall in der quantitativen Erfassung der Bewegung geht, sollte in Abhängigkeit von der Klassensituation entschieden werden. Unabhängig davon sollten im Mittelpunkt des Unterrichts nicht in erster Linie formale Berechnungen stehen, sondern die Beschreibung und die Analyse von realen zusammengesetzten Bewegungen. Dabei ist zu beachten, dass die behandelten Gesetze für Massepunkte und unter der Bedingung gelten, dass der Luftwiderstand null ist. Von daher ist aus physikalischer Sicht stets zu analysieren, ob eine bestimmte reale Bewegung näherungsweise mit den behandelten Gesetzen beschrieben werden kann oder nicht. Darüber hinaus bietet es sich bei der Anwendung von Gesetzen an, mit den Schülern zu diskutieren, wie sich der Luftwiderstand in der Realität z. B. auf Wurfhöhen, Fallzeiten, Wurfweiten oder Bahnformen auswirkt. Während z. B. die maximale Wurfweite in der Theorie bei 45° erreicht wird, beträgt der Abwurfwinkel bei Würfen im Sport (Speerwurf, Diskuswurf, Weitsprung) meist 30°– 40° und liegt damit als Erfahrungswert deutlich unter dem theoretischen Wert. Werden Videoaufnahmen von realen Bewegungen einbezogen, so ist ein Vergleich von realer und theoretischer Bahn und eine Diskussion zu Ursachen für die Abweichungen sehr zu empfehlen. Zusammengesetzte Bewegungen Zwei Teilbewegungen können sich zu einer zusammengesetzten Bewegung überlagern. Die meisten Bewegungen lassen sich folgenden Fällen zuordnen: Die Teilbewegungen erfolgen in gleicher Richtung in entgegengesetzer Richtung senkrecht zueinander in beliebiger anderer Richtung Die Teilbewegungen können gleichförmig oder gleichmäßig beschleunigt verlaufen. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de TAFELBILD Bei den zusammengesetzten Bewegungen orientiert der Lehrplan auf den gut überschaubaren und mathematisch relativ einfach zu beschreibenden waagerechten Wurf. Darauf sollte man sich auch konzentrieren, aber andere zusammengesetzten Bewegungen nicht völlig außer Acht lassen. 41 FOLIE 42 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Überlagerung einer gleichförmigen geradlinigen und einer gleichmäßig beschleunigten geradlinigen Bewegung Art der Überlagerung Beispiel senkrechter Wurf nach unten Ein Stein wird senkrecht nach unten geworfen v0 vF = g ∙ t resultierende Geschwindigkeit v = v0 + g · t senkrechter Wurf nach oben Ein Ball wird senkrecht nach oben geworfen v0 v = v0 – g · t vF = g ∙ t Ein Skispringer springt näherungsweise waagerecht vom Schanzentisch ab. waagerechter Wurf v0 vF = g ∙ t }} v = √ v 20 + (g ∙ t)2 Wurfparabel Ein Speer wird geschleudert. schräger Wurf v0 vF = g ∙ t Wurfparabel Wurfweite Die resultierende Geschwindigkeit ergibt sich aus der Abwurfgeschwindigkeit und der Geschwindigkeit beim freien Fall. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Skispringen Die Skizze zeigt das Profil einer Schanze mit dem Absprungpunkt (AP). Die durchschnittliche Absprunggeschwindigkeit beträgt bei dieser Schanze 25 m/s. Der Absprungtisch ist etwas nach unten geneigt. Da sich aber der Springer abstößt, kann von einem horizontalen Absprung ausgegangen werden. AP Schanzenturm Aufsprunghang a) Zeichnen Sie in die Skizze maßstäblich den nach jeweils 0,4 s in horizontaler und vertikaler Richtung zurückgelegten Weg sowie die Bahnkurve ein! Ein Weg von 10 m entspricht in der Skizze 2 cm. b) Ermitteln Sie aus der Skizze die ungefähre Flugzeit des Skispringers! c) Schätzen Sie die Sprungweite ab! Der Absprunghang hat einen Radius von 170 m. d) Wie groß ist theoretisch die Geschwindigkeit des Springers in m/s und km/h im Aufsetzpunkt nach einer Flugzeit von 2,4 s? Ist seine tatsächliche Geschwindigkeit größer oder kleiner als die berechnete? © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 43 ARBEITSBLATT Anwendung der Kinematik und Dynamik Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung FOLIE 44 Aufgaben (1) 1. Die geradlinigen Bewegungen verschiedener Körper werden durch die nachfolgenden Geschwindigkeit-Zeit-Diagramme wiedergegeben. Beschreiben Sie qualitativ die Bewegungen dieser Körper! A B C v v v t t D t E v F v v t t t 2. a) Der Bewegungsablauf eines Omnibusses ist in dem folgenden Diagramm dargestellt. Deuten Sie den Bewegungsablauf und geben Sie für jede der drei Fahretappen die Bewegungsart an! b) Der Fahrer des Omnibusses muss diesen scharf abbremsen. Dabei bewegen sich die Fahrgäste nach vorn. Erklären Sie diese Erscheinung mithilfe eines physikalischen Gesetzes! c) Der Omnibus hat eine Masse von 9 t und bewegt sich auf geraden Strecke mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Wie groß muss die Bremskraft sein, damit der Bus nach 25 m zum Stehen kommt? v 2 1 3 t © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Aufgaben (2) 1. Entwerfen Sie eine Versuchsanleitung, um in einem Experiment Ihre Höhe auf einer Brücke über einem Fluss annähernd ermitteln zu können! Gehen Sie dabei entsprechend folgender Gliederung vor: − Versuchsprinzip − physikalische Grundlagen − Versuchsdurchführung 2. Jemand beschleunigt (mit konstanter Beschleunigung) mit der Hand 0,2 s lang einen Stein der Masse 200 g auf der senkrechten Strecke A–B. Beim Loslassen in Punkt B hat der Stein die Geschwindigkeit 15 m/s nach oben. B B A A 50 cm t0 = 0 s Beginn der Beschleunigung t1 = 0,2 s Moment des Loslassen a) Wie groß ist die Kraft, die den Stein nach oben beschleunigt? b) Wie lange dauert es (vom Moment des Loslassens ab gerechnet), bis der Stein seinen höchsten Flugpunkt erreicht hat? c) Zeichnen Sie ein v-t-Diagramm von der Bewegung des Steins von t0 = 0 s bis zu dem Moment, in dem der Stein seinen höchsten Flugpunkt erreicht! d) Welche größte Steighöhe erreicht der Stein relativ zum Erdboden? © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 45 FOLIE Anwendung der Kinematik und Dynamik 46 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Kommentierte Lösungen mit Bewertungsvorschlag Aufgaben (1) Aufgabe Erwartete Leistung Bemerkungen BE 1 A Schwerpunkte hierbei sollten die korrekte Verwendung der Fachbegriffe, insbesondere aber auch die vergleichende Betrachtung der Bewegungen und die Nebenbedingungen sein. 20 Zu achten ist auf eine klare Fachsprache! 30 2 gleichförmige Bewegung, d. h. mit konstanter Geschwindigkeit B gleichförmig mit vB > vA C aus der Ruhe gleichmäßig beschleunigte Bewegung D gleichmäßig beschleunigt aus der Bewegung heraus, es gilt aD < aC E gleichmäßig verzögerte Bewegung, d. h. Abbremsen bis zum Stillstand F aus der Ruhe ungleichmäßig beschleunigte Bewegung, z. B. Anfahren, bis maximale Geschwindigkeit erreicht ist; dann gleichförmig und schließlich Abbremsen bis zum Stillstand a) Anfahren; Fahren mit konstanter Geschwindigkeit und Abbremsen bis zum Halt. b) Die Fahrgäste behalten kurzzeitig den früheren Bewegungszustand, nämlich das Fahren, bei. Ursache ist hierbei das Trägheitsgesetz, welches beinhaltet … c) Ansatz: gleichmäßig beschleunigte Bewegung und newtonsches Grundgesetz F = m · a (1) v = v0 – at beim Anhalten gilt v(t) = 0, also mit a = F/m v0 · m *(1) t = } F (2) s = }12 a · t 2 Aus (1) und (2) folgt: v 2·m2 F · 0 s=} 2 2m } F v 2 ·m 0 F=} 2s F = 34,7 kN Aufgaben (2) Aufgabe Erwartete Leistung Bemerkungen BE 1 Versuchsanleitung in der Gliederung, die in der Aufgabenstellung genannt ist. Wenn der Lehrer auf Demonstrations- und Schülerexperimente im Unterricht nicht verzichtet hat, wissen an dieser Stelle die Schüler, wie sie vorzugehen haben. Die selbstständige Planung von Experimenten zählt zu den anspruchsvollsten Aufgaben einer Leistungsüberprüfung. Bei der Bewertung sollte man hier wieder auf eine korrekte Fachsprache achten, die Versuchsdurchführung muss klar und präzise sein. Besonders deutlich müssen die Schüler notwendige Voraussetzungen sowie die zu messenden Größen hervorheben. Bei der Fehlerdiskussion sollte der Lehrer gegen die Unsitte, alle Arten von möglichen und unmöglichen Fehlern auszuzählen, angehen. Vielmehr geht es darum, klarzustellen, welche Messgrößen mit Fehlern behaftet sind und welchen Einfluss die Fehler auf das Ergebnis haben. Der zeitliche Aufwand derartiger Aufgaben wird oft unterschätzt. 30 © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Praktikum Kondensator und Spule 2 a) konstante Beschleunigung, also v–v 0 m = 75} a=} 2 t s (positives Vorzeichen bedeutet hier nach oben) Aus newtonschem Grundgesetz folgt weiter: F = m · a = 15 N b) Ansatz: Vom Moment des Loslassens ab gerechnet wirkt die konstante Fallbeschleunigung g nach unten (negativ), also bremsend. v = a · t + v0 bzw. v = – g · t + v0 Hierzu muss dem Schüler deutlich gemacht werden, dass zu einer vollständigen Lösung die Begründung des Lösungsansatzes und auch Kommentare zum weiteren Lösungsweg gehören. Dies muss im Unterricht vorher geübt werden. Gerade in Vorbereitung auf die Oberstufenklausuren muss den Schüler deutlich gesagt werden, worauf es dem Lehrer ankommt. 30 Im höchsten Punkt ist v = 0. m · t + 15 m und damit Es gilt: 0 = – 9,81 } } s s2 t = 1,53 s c) Diagramm d) Ansatz: Der Weg entspricht der Fläche unter der Kurve v(t), also wird der Flächeninhalt des Dreiecks berechnet. m = 13,0 m s = }12 · 1,73 s · 15 } s Zum Zeitpunkt t0 ist der Stein bereits 0,5 m über dem Erdboden, also ergibt sich für die gesamte Steighöhe h = 13,5 m. 4.3 Praktikum Kondensator und Spule Bei der Planung des Lernbereichs „Praktikum Kondensator und Spule“ sollte beachtet werden, dass es in Klassenstufe 11 den Wahlpflichtbereich „Technische Anwendungen von Spulen und Kondensatoren“ gibt. Hier muss gegebenenfalls eine inhaltliche Abstimmung vorgenommen werden. Das Hauptanliegen dieses Lernbereichs ist im Vorwort des Lehrplans ausgewiesen. Danach sollten die Schüler in der Lage sein, − das experimentelle Bearbeiten komplexer Aufgaben durchzuführen, − beim Erfassen, Dokumentieren und Auswerten von Messwerten auch moderne Rechen- und Messtechnik einzubeziehen, − Messunsicherheiten zu klassifizieren und deren Einfluss auf das Messergebnis qualitativ zu bearbeiten. Für den gesamten Lernbereich empfiehlt der Lehrplan sechs Unterrichtsstunden. Geht man von zwei Experimenten pro Schülergruppe (vier Stunden) aus, dann bleiben für die Einführung in das Praktikum und Hinweise zu Fehlerbetrachtungen zwei Stunden. Das erscheint sehr knapp. Das Lehrbuch für diesen Lernbereich ist so gestaltet, dass es dem Lehrer ein unterschiedliches Herangehen möglich macht. Es enthält: − Hinweise zur experimentellen Methode und zu wichtigen Aspekten, die bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Experimenten zu beachten sind, − eine Übersicht über Messfehler bei physikalischen Messungen einschließlich Hinweisen zur Berücksichti- Es kann auch folgender Lösungsweg gewählt werden: – Berechnen der Steighöhe v 2 0 (sh = } ) 2g – Berechnen des Wegs während der Beschleunigung (s = }a2 · t 2) gung von Messfehlern beim Zeichnen von Diagrammen, − ausgewählte theoretische Grundlagen zu Kondensatoren und Spulen, damit sich die Schüler selbstständig die theoretischen Grundlagen arbeiten können, − Anleitungen für Experimente in unterschiedlicher Ausführlichkeit, die in der vorliegenden Form oder auch verändert von den Schülern genutzt werden können. Die Struktur, die sich für das Herangehen geradezu aufdrängt, ist in der Übersicht dargestellt. Praktikum Kondensator und Spule Herangehen an Experimente Was ist bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Experimenten zu beachten? (LB S. 74 –75) Arbeitsschutzbelehrung Überblick über Messfehler bei Messungen (LB S. 76 –79) Präzisierung der Anforderungen für die Messung elektrischer Größen Vorbereiten, Durchführen und Auswerten von zwei Experimenten © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de (LB S. 80–82, LB S. 83–84) Auswertung des Praktikums 47 48 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Die Unterrichtsgestaltung der einzelnen Schritte kann in verschiedener Weise erfolgen. So kann man z. B. die experimentelle Methode im Hintergrund lassen und stattdessen mit den Schülern die wichtigsten Schritte bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung eines Experiments diskutieren. Bei den Messfehlern sollte die Aufmerksamkeit der Schüler auf folgendes Problem gelenkt werden: Wenn man die unvermeidlichen Messfehler möglichst klein halten will, muss man sich dazu bei der Vorbereitung eines Experiments Gedanken machen. Nur bei der Vorbereitung und Durchführung eines Experiments lassen sich Messfehler beeinflussen (z. B. durch die Experimentieranordnung oder durch die Auswahl der Messinstrumente). Hinterher kann man nur noch konstatieren, in welcher Größenordnung die Messfehler liegen und wie sie das Ergebnis beeinflussen. Auf eine zusammenfassende Auswertung des Praktikums sollte nicht verzichtet werden. Zu dem ersten im Lehrbuch ausgewiesenen Experiment (Ladung eines Kondensators, Lehrbuch S. 83) seien noch die folgenden Hinweise gegeben. Didaktische Hinweise Bei dem Experiment geht es um zwei Schwerpunkte: Zum einen sollen die Schüler selbst verschiedene Möglichkeiten der Bestimmung der Ladung eines Kondensators realisieren und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Das kann bis zu Diskussion der Frage geführt werden, welche Variante genauer beziehungsweise einfacher ist. Zum anderen soll das Wissen über Entladevorgänge vertieft werden, indem die Schüler selbst erfassen, wie ein solcher Entladevorgang zeitlich vor sich geht. Geräte und Hilfsmittel Gleichspannungsquelle, Spannungsmesser, Stromstärkemesser, Elektrolytkondensator (1 000 μF), Widerstände (ca. 10 kΩ), Uhr, Umschalter Hinweise zur Vorbereitung, Durchführung und Auswertung Zwischen Ladung, Spannung und Kapazität eines Kondensators besteht die einfache Beziehung Q = C · U. Sind zwei der Größen bekannt, kann die dritte Größe berechnet werden. Die Stromstärke beim Entladen des Kondensators aus ist eine Funktion der Zeit. Außerdem hängt sie von U, C und R ab: –t U·e} R·C i(t) = } R Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Bestimmung der Ladung eines Kondensators: a) Es wird die Beziehung Q = C · U genutzt. Die Kapazität kann den Bauelementedaten entnommen werden. Die Spannung, auf die der Kondensator aufgeladen wird, kann gemessen werden. b) Aus dem Zusammenhang zwischen Stromstärke und Ladung dQ i(t) = } dt ∞ E folgt für die Ladung Q = i(t) dt. 0 Somit kann die Ladung durch grafische Integration (im einfachsten Fall durch Auszählen der Fläche unter dem Graphen der Funktion) bzw. durch ein numerisches Näherungsverfahren bei genügend vielen bekannten Funktionswerten i = i(t) ermittelt werden. Bei dem Experiment ist weiterhin zu beachten: − Bei Verwendung von Elektrolytkondensatoren sind Polung und maximale Betriebsspannung zu beachten. Für Toleranzen gilt der internationale Farbcode. − Das Anforderungsniveau wird höher, wenn bei der Bestimmung der Ladung eine Fehlerrechnung gefordert wird, so wie man das in der Experimentieranleitung machen könnte. Eine solche Fehlerrechnung ist für die Bestimmung der Ladung aus Kapazität und Spannung empfehlenswert. Dabei sollte man beachten: Diese Anforderung geht über die Lehrplanintentionen hinaus. − Neben der experimentellen Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Stromstärke und Zeit kann dieser Zusammenhang nach –t } U · e R·C i(t) = } R bei bekanntem U, R, und C auch berechnet und mit dem experimentell ermittelten Wert verglichen werden. − Ergänzend kann die Entladekurve für einen zweiten ohmschen Widerstand (ca. 5 kΩ) aufgenommen werden. Die Entladekurven liegen relativ dicht beisammen. − Überzeugende Ergebnisse bei Entladekurven erhält man bei Verwendung unterschiedlicher Kondensatoren (C = 1 000 μF , C = 2 000 μF durch Parallelschaltung, C = 500 μF durch Reihenschaltung bei R = 10 kΩ und U = 10 V). − Die auf verschiedenen Wegen ermittelten Ergebnisse für Q stimmen in der Regel gut überein. Hat der Kondensator eine relativ große Toleranz, so ist das Verfahren über die Auszählung der Fläche aus Gründen der Genauigkeit vorzuziehen. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Geladene Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern Geladene Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern vermittelt, die für das Verständnis von Zusammenhängen in den nachfolgenden Abschnitten notwendig sind. Elementare Kenntnisse über magnetische und elektrische Felder wurden in Klasse 7 vermittelt. In Klasse 9 spielen magnetische Felder bei der Behandlung der elektromagnetischen Induktion eine Rolle. In Klasse 10 wird Wissen über Felder im Zusammenhang mit der Behandlung hertzscher Wellen genutzt. Allein dieser Verweis zeigt: Man kann nicht davon ausgehen, dass die Schüler fundiertes Wissen über Magnete, Ladungen und die entsprechenden Felder haben. Es ist deshalb dringend zu empfehlen, auch elementare Grundlagen zu wiederholen. Damit ergeben sich als wesentliche Ziele für den Grundkurs in Klasse 11: − Wiederholen und Vertiefen des Begriffs elektrische Ladung, der Eigenschaften geladener Körper und des Feldbegriffs, − Vertiefen des Modellbegriffes am Beispiel des Modells Feldlinienbild, − Erfassen einer Möglichkeit der quantitativen Beschreibung elektrischer Felder durch die elektrische Feldstärke, − Übertragen der in Klasse 11 behandelten mechanischen Grundkenntnisse auf die Bewegung von geladenen Teilchen in elektrischen Feldern, − Wiederholen der Eigenschaften von Magneten und der Beschreibung mit Feldlinienbildern, − quantitative Beschreibung magnetische Felder durch die magnetische Flussdichte, − Übertragen der in Klasse 11 behandelten mechanischen Grundkenntnisse (Kreisbewegung) auf die Bewegung geladener Teilchen in magnetischen Feldern, − Vergleichen von elektrischen und magnetischen Feldern. Mit der Wiederholung und Vertiefung der elektrischen Ladung und des elektrischen Felds werden Grundlagen Für den Einstieg in den Themenbereich „Elektrische Ladungen“ gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: a) Den Schülern werden zunächst einige Experimente gezeigt, ohne näher auf Erklärungen einzugehen, z. B.: − Wenn man über Papier streicht, das auf einer Kunststofffolie liegt, dann haftet dieses Papier. − Mit einem geriebenen Kunststoffstab kann man kleine Papierschnipsel oder Styroporkügelchen anziehen (besonders eindrucksvoll über Projektion mit dem Tageslichtprojektor!). − Ein bifilar aufgehängter Luftballon wird mit den Händen oder mit einem Lappen gerieben. Bringt man anschließend Hände bzw. Lappen in die Nähe des Luftballons, so wird er deutlich ausgelenkt. − Ein Bandgenerator wird aufgeladen. Die auf ihm befindlichen Holundermarkkügelchen verändern ihre Lage. Besonders attraktiv ist es für Schüler, wenn man auf der großen Kugel Watte anbringt. Bei allen diesen Experimenten spielen geladene Körper eine Rolle. Es ergeben sich die Fragen wie: Wann ist ein Körper geladen, wann ungeladen? Welche Eigenschaften haben geladene Körper? Wie kann man sich vor elektrischen Entladungen schützen? b) Es wird an den Erfahrungsbereich der Schüler angeknüpft: Wenn man einen Pullover über den Kopf zieht, dann „knistert“ es manchmal. Wenn man im Sessel saß, aufsteht und einen metallischen Gegenstand berührt, bekommt man manchmal einen „elektrischen Schlag“. Bei Gewittern kann man gewaltige Blitze beobachten. Das führt wieder zu den unter a) genannten Experimenten. c) Es wird angeknüpft an den Aufbau von Stoffen aus Teilchen und die Frage aufgeworfen, wie diese Teilchen eigentlich aufgebaut sind. Damit gelangt man unmittelbar zum Aufbau des Atoms. Aufbau von Atomen Ein Atom besteht aus einem positiv geladenen Atomkern und einer negativ geladenen Atomhülle. Träger der positiven Ladung sind Protonen, Träger der negativen Ladung sind Elektronen. – Atomhülle –– – – – – – – Für ein neutrales Atom gilt: – – Anzahl der Protonen = Anzahl der Elektronen © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de – + – – Atomkern TAFELBILD 4.4 49 TAFELBILD 50 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Ladungstrennung erfolgt, wenn sich zwei unterschiedliche Nichtmetalle berühren. Tuch Plastikstab Tuch und Plastikstab sind ungeladen vor der Berührung während der Berührung Es werden Elektronen zwischen Tuch und Plastikstab ausgetauscht + nach der Berührung + + + + + + – – Elektronenmangel (+) – – – – – – – Elektronenüberschuss (–) Tuch und Plastikstab sind geladen. Auf zwei Aspekte sollte man die Schüler aufmerksam machen: − Die Ladung von Elektronen und Protonen ist gleich groß. Daraus folgt: Wenn die Anzahl von Protonen im Kern und Elektronen in der Hülle gleich groß ist, dann heben sich positive und negative Ladungen auf. Das Atom ist nach außen elektrisch neutral. − Protonen sind fest an den Atomkern gebunden, Elektronen dagegen können aus der Hülle herausgelöst werden. Sie können auch von einem Körper auf einen anderen Körper übergehen. Als weitere Schwerpunkte, aus denen der Lehrer gemeinsam mit seinen Schülern auswählen sollte, bieten sich an: a) Behandlung des Aufbaus und Erklärung der Wirkungsweise einer „Elektrisiermaschine“ (Bandgenerator, Influenzmaschine). b) Aufladung und Entladung in der Natur (Gewitter). Verbunden werden sollten diese Betrachtungen mit Folgerungen für das Verhalten bei Gewittern. Die Erzeugung und weiträumige Trennung von positiver und negativer Ladung ist kompliziert. In modernen Gewittertheorien spielen besonders Effekte eine Rolle, die bei der Bildung von Eis auftreten. Zunächst bilden sich im oberen Teil der Gewitterzelle Eis und Hagelkörner. Relativ große Hagelkörner beginnen zu fallen, es kommt zu zahlreichen Zusammenstößen mit im Aufwind steigenden Wassertropfen, die von außen her beginnen zu frieren. Das Temperaturgefälle im Tropfen führt zu einem Konzentrationsgefälle von H+- und OH–-Ionen derart, dass sich der kältere äußere Teil positiv auflädt (Thermoseparation der Ladungen). Wenn dann auch das Innere des Tropfens gefriert, kommt es wegen der Ausdehnung des Kerns aufgrund der Anomalie des Wassers zu einem Druckanstieg, der bis zu 10 MPa betragen kann. Dadurch zerplatzen die Tropfen. Es bildet sich eine Vielzahl von kleinen, positiv geladenen Eissplittern. Der negativ geladene Kern (das Hagelkorn) fällt zur Basis der Wolke, die positiv geladenen Eissplitter steigen in Aufwinden nach oben. Auf der Folie ist eine mögliche Elementarisierung angedeutet. c) Es werden Aufladungen und Entladungen an verschiedenen Beispielen aus dem Alltag erörtert, z. B.: − Kämmen von trockenen, frisch gewaschenen Haaren mit einem Plastikkamm: Warum sind die Haare so „unfolgsam“? − Wenn man aus dem Auto aussteigt und das Blech anfasst, bekommt man manchmal einen elektrischen Schlag, manchmal nicht. Wie kommt das? − Wenn man einen geladenen Plastikstab in die Nähe eines dünnen Wasserstrahls hält, wird dieser deutlich abgelenkt. Wie kommt das? − Plastikmappen oder -folien kleben manchmal regelrecht zusammen. Wie kommt das? e) Es werden mit dem Schüler Möglichkeiten erörtert, wie man sich selbst vor Aufladungen und vor Blitzen schützen kann. In diesem Zusammenhang könnte mit den Schülern weiter diskutiert werden − der Aufbau einer Blitzschutzanlage für ein Haus; − die Sicherheit vor Blitzeinschlägen in einem Auto; − der Sinn bzw. Unsinn von besonderen Maßnahmen zur Ladungsableitung beim Pkw oder auch beim Menschen. Hier sollte deutlich gemacht werden, dass die im Alltag auftretenden Aufladungen gering und für den Menschen ungefährlich sind. Die Ableitung von Ladungen erfolgt beim Pkw über die Reifen, beim Menschen über die Schuhe zum Erdboden. − die Abschirmung von elektrischen Leitungen. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Der Bandgenerator große Metallkugel kleine Metallkugel Gummiband Plastikbürste Kurbel © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 51 FOLIE Geladene Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung FOLIE 52 Aufbau einer Gewitterwolke 14 km Eiskristalle − Warme, feuchte Luft steigt nach oben. 12 km 10 km + + + ++ ++ + + + + + + +++ + – ++ – – + ––– –– – – – – – – – – – –– – – –– – –– – – – – + + + 8 km 6 km 4 km 2 km – 40°C − Es bilden sich Wassertropfen, Eiskristalle und Hagelkörner. –10°C − Durch das schnelle Aufsteigen von Luft mit Wassertropfen und das Herabfallen schwerer Hagelkörner kommt es zur Ladungstrennung. 0°C +10°C Erdoberfläche Ladungsausgleich in Form von Blitzen + + + + + – – – – –– + + + + + + + + + + + + – –– – – – – – + + – – –– – – – – – – – – Länge von Blitzen: meist 2 – 3 km Dicke von Blitzen: meist 10 –20 cm Dauer von Blitzen: etwa 1/1000 s © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Das elektrische Feld Ein elektrisches Feld existiert im Raum um elektrisch geladene Körper, in dem auf andere elektrisch geladene Körper Kräfte ausgeübt werden. Elektrisches Feld um positiv bzw. negativ geladene Kugeln – + Elektrisches Feld zwischen unterschiedlich geladenen Kugeln – + Elektrisches Feld zwischen unterschiedlich geladenen Platten + _ + _ + – + + Elektrisches Feld zwischen einer geladenen Platte und einer geladenen Spitze + + + © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 53 FOLIE Geladene Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern – –– – – TAFELBILD 54 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Bewegung geladener Teilchen in elektrischen Feldern In homogenen elektrischen Feldern wirkt auf geladene Teilchen eine konstante Kraft längs der Feldlinien: F = Q∙E Bewegung längs der Feldlinien (Längsfeld) Bewegung senkrecht zu den Feldlinien (Querfeld) + – + – – + – Geladene Teilchen werden beschleunigt oder abgebremst. Bei der Behandlung der Bewegung geladener Teilchen in elektrischen Feldern liegt der Schwerpunkt auf den unterschiedlichen Arten von Bewegungen. Dabei sollte bewusst an die Inhalte aus der Mechanik angeknüpft werden, die im Lernbereich „Anwendung der Kinematik und Dynamik“ wiederholt und vertieft worden sind. Der Schwerpunkt sollte zunächst auf der Art der Bewegung liegen. Dabei bieten sich beim Querfeld Vergleiche mit dem waagerechten Wurf an, der vorher behandelt worden ist. Auch bei Aufgaben sollten formale Berechnungen eher im Hintergrund stehen. Trotzdem wird man natürlich die eine oder andere Berechnung durchführen lassen. Für die meisten Schüler ist es beeindruckend, welche Geschwindigkeiten Elektronen bereits bei relativ kleinen Beschleunigungsspannungen erreichen. Das ist auch die geeignete Stelle, um die Schüler auf die im Lehrplan genannten Grenzen klassischer Betrachtungsweisen aufmerksam zu machen. Im Lehrbuch auf Seite 99 ist darauf eingegangen. Die Schüler sollten erfassen: Die Masse eines Körpers ist geschwindigkeitsabhängig. Sie sollen auch erkennen: Bei den Geschwindigkeiten, mit denen wir es in unserem Alltag zu tun haben, spielt die Masseänderung eines Körpers keine Rolle. Das kann man gut verdeutlichen, wenn man z. B. die Masse eines 1,000 000 kg schweren Körpers bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h oder von 1 000 km/h berechnet lässt. Bei Elektronen, die sich mit mehr als 10 % der Lichtgeschwindigkeit bewegen, ist diese Masseänderung aber nicht mehr vernachlässigbar, insbesondere nicht bei technischen Anwendungen. Welche Anwendung in den Vordergrund gestellt wird, sollte der Lehrer in Absprache mit Geladene Teilchen werden abgelenkt. seinen Schülern entscheiden. Naheliegend ist die Elektronenstrahlröhre mit elektrostatischer Ablenkung, die im Lehrbuch ausführlich dargestellt ist. Bei der Behandlung von Magnetfeldern sind die Schwerpunkte: − Dauermagnete mit ihrem Aufbau, ihren Eigenschaften und ihren Wirkungen, − das Feldlinienbild als Modell des Magnetfelds, − die quantitative Beschreibung des Magnetfelds mit der magnetischen Flussdichte und − ausgewählte Anwendungen. Durch einfache Experimente (Demonstration von Anziehung und Abstoßung zwischen Magneten, Demonstration der Kräfte auf Körper aus ferromagnetischen Stoffen, Fehlen dieser Kräfte bei Körpern aus anderen Stoffen) ergeben sich zwei grundlegende Aussagen, die auch für viele Anwendungen von Bedeutung sind: − Zwischen Magneten wirken anziehende bzw. abstoßende Kräfte. − Magnete ziehen Körper aus Eisen, Nickel oder Cobalt (Körper aus ferromagnetischen Stoffen) an, Körper aus anderen Stoffen aber nicht. Ein grundlegender Unterschied zum elektrischen Feld ist folgender: Im elektrischen Feld wirkt eine Kraft auf einen geladenen Körper, im magnetischen Feld wirkt häufig ein Kräftepaar auf einen Körper, das zur Ausrichtung längs der Feldlinien führt. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Magnete und ihre Eigenschaften Magnete sind Körper, die andere Körper aus ferromagnetischen Stoffen (Eisen, Cobalt, Nickel) anziehen. Diese Stoffe sind magnetisierbar. unmagnetisches Eisen 55 TAFELBILD Geladene Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern magnetisiertes Eisen Jeder Magnet hat mindentens zwei Pole (Nordpol, Südpol). gleichnamige Pole: Abstoßung Ungleichnamige Pole: Anziehung N S S N N S N S S N N S S N S N Dass man die Stärke des Magnetfelds über die Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter genauer erfassen kann, lässt sich überzeugend experimentell demonstrieren (stromdurchflossener Leiterschleife im Magnetfeld). Dabei kann auch die Analogie zum elektrischen Feld (Kraft auf geladenen Körper) verdeutlicht werden. Der Begriff magnetische Flussdichte statt Feldstärke ist historisch begründet. Mit Blick auf fachwissenschaftliche Darstellungen sollte man für B bei dieser Bezeichnung bleiben und nicht der Variante einzelnen Schulbüchern folgen, B die magnetische Feldstärke zu nennen. Das Magnetfeld Das Magnetfeld ist der Raum um einen Magneten. Es lässt sich mithilfe eines Feldlinienbilds veranschaulichen. 1. Die Richtung der Feldlinien gibt an, wie sich kleine Magneten im Feld ausrichten. N S 2. Je dichter die Feldlinien, desto stärker das Feld. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de TAFELBILD Die elementaren Grundlagen zu Magneten und Magnetfeldern können in konzentrierter Form dargestellt werden. Deutlich sollten die Schüler auf einen wichtigen Unterschied zwischen elektrischen und magnetischen Feldern aufmerksam gemacht werden: Beim elektrischen Feld verlaufen die Feldlinien von positiven zu negativen Ladungen. Das Innere von Leitern ist feldfrei. Dagegen sind die Feldlinien beim magnetischen Feld geschlossene Linien. Es ist also auch im Innern eines Magneten ein Magnetfeld vorhanden, auch wenn diese Feldlinien zumindest bei Permanentmagneten nur selten gezeichnet werden. Einige elementare Kenntnisse können mit dem beiliegenden Arbeitsblatt reaktiviert werden. ARBEITSBLATT 56 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung Magnete und Magnetfelder Dauermagnete Elektromagnete sind Körper, die untereinander und auf Körper aus Eisen, Nickel und Cobalt Kräfte ausüben. sind Spulen mit Eisenkernen, die bei Stromfluss die gleichen Eigenschaften wie Dauermagnete haben. 1. Zeichnen Sie die Feldlinien für einen Stabmagneten und für die Erde! Vergleichen Sie die beiden Feldlinienbilder miteinander! Erdachse N S 2. a) Elektromagnete werden z. B. bei elektrischen Klingeln und bei Relais angewendet. Beschreiben Sie den Aufbau dieser Geräte! Erklären Sie ihre Wirkungsweise! b) Zeichnen Sie bei der Klingel und beim Relais den Stromweg farbig ein! elektrische Klingel Relais Anker + – Stellschraube Kontakte Anschlüsse für den Arbeitsstromkreis A B C Anker + – Spule mit Eisenkern Spule mit Eisenkern im Steuerstromkreis © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Bewegung geladener Teilchen in magnetischen Feldern In homogenen magnetischen Feldern wird auf bewegte geladene Teilchen eine Kraft ausgeübt. Bewegen sich die Teilchen senkrecht zu den Feldlinien, dann gilt: F = Q ∙ v ∙ B (Lorentzkraft) Für die geladenen Teilchen gilt die Linke-Hand-Regel: Magnetfeld zeigt in die Blattebene hinein. Magnetfeld zeigt aus der Blattebene heraus. Richtung des magnetischen Felds (N S) Stromrichtung (von – nach +) Kraftrichtung – – Die Lorentzkraft wirkt bei v ? B immer als Radialkraft. Damit gilt: 2 v Q∙v∙B = m∙} r m∙v r=} Q∙B Bei der Behandlung der Bewegung von geladenen Teilchen sollte für den Grundkurs eine Beschränkung auf den einfachsten Fall erfolgen: Bewegungsrichtung der geladenen Teilchen und Richtung der Feldlinien sind senkrecht zueinander. Dann wirkt in einem homogenen Feld die Lorentzkraft immer als konstante Radialkraft. Ob die Richtungsbeziehungen wie im Lehrbuch als LinkeHand-Regel oder als Rechte-Hand-Regel eingeführt werden, ist egal. Beide Regeln sind gleichberechtigt. Da aber in vielen Fällen Elektronen eine Rolle spielen, liegt die Nutzung der Linke-Hand-Regel nahe. Die Behandlung des Hall-Effekts macht deshalb Sinn, weil dieser Effekt bei der Hall-Sonde genutzt wird, die eine direkte Messung der magnetischen Flussdichte ermöglicht. Bei den technischen Anwendungen orientiert der Lehrplan auf eine technische Anwendung. Hier sollte der Lehrer gemeinsam mit seinen Schülern den inhaltlichen Schwerpunkt auswählen. Im Lehrbuch ist ein Angebot enthalten, aus dem aber in Anbetracht der Stundenzahl ebenfalls ausgewählt werden muss. Mögliche Anwendungen sind: − Massenspektrometer (LB S. 114), − Elektronenmikroskope (LB S. 115), − Beschleuniger (LB S. 116 –117). Beim Letzteren ist zu beachten, dass die Beschleuniger beim DESY (Hamburg) gegenwärtig demontiert werden. Bei der CERN in Genf wird gerade ein neuer Beschleuniger installiert. Aktuelle Informationen sollte man dem Internet entnehmen. Das ist auch eine sehr sinnvolle Erkundungsaufgabe für Schüler, die möglichst etwas längerfristig gestellt werden sollte. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 57 TAFELBILD Geladene Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung FOLIE 58 Elektrische und magnetische Felder Elektrisches Feld Magnetisches Feld Ein elektrisches Feld existiert um elektrisch geladene Körper. Ein magnetisches Feld existiert um Permanentmagnete und um stromdurchflossene Leiter bzw. Spulen. – + – + – – S N + + Die Feldlinien verlaufen von + nach –. Die Richtung der Feldlinien gibt die Richtung der Kraft auf einen positiv geladenen Körper an. Die Feldlinien beginnen und enden an Ladungen. Die Feldlinien verlaufen von Nord nach Süd. Die Richtung der Feldlinien gibt an, wie sich kleine Magnetnadeln im Feld ausrichten. Die Feldlinien sind geschlossene Linien. Die Stärke des elektrischen Felds wird mit der Größe elektrische Feldstärke E beschrieben: Die Stärke des magnetischen Felds wird mit der Größe magnetische Flussdichte B beschrieben: F E=} Q U E=} d F B=} I·l V N ) Einheit: ein Volt durch Meter (1 } m ) Einheit: ein Tesla (1 T = 1 } A·m Ein elektrisches Feld besitzt Energie. Ein magnetisches Feld besitzt Energie. Auf ein geladenes Teilchen wirkt die Feldkraft: Auf ein geladenes Teilchen wirkt die Lorentzkraft: F = Q·E FL = Q · v · B – + + F – (v ?B) v FL © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Geladenen Teilchen in Feldern In einem homogenen elektrischen Feld wirkt auf geladene Teilchen eine konstante Feldkraft F = Q · E in Richtung der Feldlinien oder entgegengesetzt zu ihnen. Im elektrischen Längsfeld (links) erfolgt ein Beschleunigen oder Abbremsen, im Querfeld (rechts) eine Ablenkung. U + – + – F + Q F – – – v + d Positiv und negativ geladene Teilchen werden beschleunigt. Q · U = }12 m · v 2 Positiv geladene Teilchen werden in Feldrichtung (nach oben), negativ geladene Teilchen entgegen der Feldrichtung (nach unten) beschleunigt und damit abgelenkt. In einem homogenen magnetischen Feld wirkt auf bewegte geladene Teilchen eine Kraft senkrecht zur Bewegungsrichtung und senkrecht zur Richtung des Magnetfelds. Die Richtung der Ablenkung hängt auch von der Art der Ladung ab v – FL FL Magnetfeld in Blattebene hinein FL – v FL FL Magnetfeld aus Blattebene heraus FL Der Betrag der Lorentzkraft kann mit folgender Gleichung berechnet werden: FL = Q · v · B Die Richtung der Lorentzkraft ergibt sich mit der Linke-Hand-Regel. Richtung des magnetischen Felds (N S) Stromrichtung (von – nach +) © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de 59 FOLIE Geladene Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern Kraftrichtung 60 Empfehlungen und Materialien zu Unterrichtsgestaltung 4.5 Relativität von Zeit und Raum In der vom Lehrplan vorgegebenen Zeit von vier Stunden kann nur eine elementare Einführung in einige ausgewählte Aspekte der Relativitätstheorie erfolgen. Die Ziele für diesen Lernbereich sollten deshalb nur darin bestehen, den Schülern einen Einblick in die Notwendigkeit der Weiterentwicklung klassischer Vorstellungen zu geben. Darüber hinaus sollten die Schüler erfassen, dass Erkenntnisse der Relativitätstheorie nicht nur für die Weiterentwicklung des physikalischen Weltbilds, sondern auch für eine Reihe von Anwendungen (zum Beispiel GPS) von Bedeutung sind. Im Lehrbuch ist für diesen Teil bewusst eine etwas ausführlichere Darstellung gewählt worden, um interessierten Schülern tiefere Einblicke zu ermöglichen. Für den Unterricht sollte man sich auf folgende Schwerpunkte konzentrieren: − Welches sind die klassischen Vorstellungen von Raum und Zeit? − Welche Erkenntnisse über Raum und Zeit sind mit der Relativitätstheorie von Albert Einstein formuliert worden? − Welche Folgerungen ergeben sich aus den Erkenntnissen der Relativitätstheorie? Bei den klassischen Vorstellungen geht es um den absoluten Raum und die davon unabhängige absolute Zeit. Diese klassischen Vorstellungen entsprechen unserem Erfahrungsbereich. Das ist ein entscheidender Grund dafür, dass diese Vorstellungen über viele Jahrhunderte das physikalische Weltbild geprägt haben. Aus welchen Überlegungen heraus ALBERT EINSTEIN zu seinen grundlegenden Postulaten der speziellen Relativitätstheorie kam, sollte im Hintergrund bleiben. Wichtig ist aber, die Schüler auf die zwei einsteinschen Postulate und auf Folgerungen daraus aufmerksam zu machen. Das Niveau, das dabei angezielt werden sollte, ist im Lehrbuch auf den Seiten 131–133 dargestellt. Als Zusammenfassung kann die Folie auf der folgenden Seite dienen. 1 Entscheidend ist der Faktor k = } der als Lorentzfak} 2 1 √ – }vc 2 tor bezeichnet wird. Aus dem Wert dieses Faktors kann man erkennen, ab welchen Geschwindigkeiten relativistische Effekte eine Rolle spielen: }vc 0,01 0,1 0,2 0,4 0,6 k 1,000 005 1,005 1,021 1,091 1,25 Das bedeutet: Bei 0,01 c = 3 000 km/s ändern sich Masse, Zeit oder Länge um den Faktor 1,000 005. 4.6 Wahlthemen Im Lehrplan sind drei Wahlthemen ausgewiesen, von denen eins realisiert werden soll. Die zwei inhaltlich gebundenen Wahlthemen (Bestimmung elementarer Naturkonstanten, Technische Anwendungen von Spulen und Kondensatoren) sind im Lehrbuch auf den Seiten 144 –150 dargestellt. Die Inhalte und Aufgaben sind als Anregungen zu verstehen. Dabei ist zu beachten, dass man Teile des Wahlthemas 1 gut in den Lernbereich „Geladene Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern“ integrieren kann. Für beide Wahlthemen bieten sich jeweils zwei Varianten für die unterschiedliche Gestaltung an: a) Der Schwerpunkt liegt stärker auf theoretischen Beschreibungen, Erläuterungen oder Präsentationen von Schülern. b) Es wird die experimentelle Seite stärker in den Vordergrund gestellt, entweder in Form von Demonstrationsexperimenten in oder in experimenteller Gruppenarbeit. Dann muss man sich bei der vom Lehrplan vorgegebenen Zeit inhaltlich beschränken und aus dem Lehrplanangebot auswählen. Auf Berechnungen sollte weitgehend verzichtet werden. Geeignet sind sie, um zu zeigen, dass relativistische Effekte nur bei sehr großen Geschwindigkeiten eine Rolle spielen, also bei Geschwindigkeiten, die weit über den im Alltag auftretenden Geschwindigkeiten liegen. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de Neue Vorstellungen von Raum und Zeit 61 FOLIE Relativität von Zeit und Raum (ALBERT EINSTEIN 1905) Relativitätsprinzip: Alle Inertialsysteme sind bezüglich physikalischer Gesetze gleichberechtigt. Prinzip von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Die Vakuumlichtgeschwindigkeit ist unabhängig vom Bewegungszustand der Lichtquelle und des Beobachters. Folgerungen: − Es gibt keinen Äther. − Addieren sich Geschwindigkeiten, so ist die resultierende Geschwindigkeit immer kleiner oder gleich der Vakuumlichtgeschwindigkeit. − Eine Uhr, die sich relativ zu einem Beobachter schnell bewegt, geht für diesen Beobachter langsamer (Zeitdilatation). − Körper, die sich relativ zu einem Beobachter schnell bewegen, erscheinen für diesen in Bewegungsrichtung verkürzt (Längenkontraktion). Klassischer Vorstellungen von Raum und Zeit − Raum und Zeit existieren unabhängig voneinander. − Der Raum ist unendlich ausgedehnt. Alle Punkte und alle Richtungen sind gleichberechtigt. Die räumlichen Abmessungen eines Körpers sind unabhängig vom Bezugssystem. − Die Zeit ist unendlich und nur in einer Richtung ablaufend. Alle Zeitpunkte sind gleichberechtigt. © DUDEN PAETEC GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Internet: www.duden-paetec.de FOLIE − Die Masse eines Körpers vergrößert sich mit seiner Geschwindigkeit.