Der interessante Fall Volumen- und Katecholaminsteuerung bei Septischem Schock und ARDS Ausgangssituation: - - 36 jährige Patientin mit rasch zunehmender Schwellung einer Gesichtshälfte bei vorbestehender Mundwinkelrhagade (eingerissener Mundwinkel; potenzielle Eintrittsstelle für Keime). Einweisung in die Klinik unter Verdacht auf einen Peritonsillarabszess (Infektion/Vereiterung um Halsmandeln) Auf dem Transport in die Klinik bereits Entwicklung einer Hypotonie; Volumenersatz von 4 Litern plus medikamentöse Intervention zur Erststabilisierung Nach Aufnahme Computertomographie: Darstellung einer Halsphlegmone (ausgedehnte eitrige Infektion) Noch am Aufnahmetag Intubationspflichtigkeit bei zunehmender respiratorischer Insuffizienz Steigende Infektzeichen sowie radiologischer Nachweis von kleinfleckigen pulmonalen Infiltraten beidseits Verstärkter Volumenbedarf bei Kreislaufinstabilität Kommentar: Diagnosen: - hochgradiger Verdacht auf septischen Schock ARDS Hämodynamische und pulmonale Stabilisierung: - chirurgische Sanierung und Drainage des Halsabszesses, mikrobiologische Diagnose eines toxischen Schocksyndroms Installation PiCCO-System: CI 3,8, ITBI 914, ELWI 20,5 Weitere Verschlechterung der pulmonalen Situation mit fortschreitendem ARDS; hohe Beatm ungsdrucke und FiO 2 bis 0,75 erforderlich Volumenentzug, Lagerungstherapie und Fortführung der Antibiotikatherapie Intermittierende Zufuhr von Noradrenalin und Dobutamin bei Kreislaufinsuffizienz erforderlich (echokardiographische Kontrollen der Pumpfunktion unauffällig) Weiterer Verlauf: - Beendigung der Katecholamintherapie am 16. Tag, Extubation 2 Tage später Entfernung des PiCCO-Katheters, letzte Werte: CI 3,2, ITBI 875, ELWI 8,5 Verlegung auf Normalstation drei Wochen nach Aufnahme Abschließende Beurteilung: - Zuverlässige Anzeige und Quantifizierung der pulmonalen Überwässerung bei ARDS durch Extravaskuläres Lungenwasser (ELWI) Optimale Steuerung des Flüssigkeitsentzuges durch gleichzeitige Überwachung von Lungenwasser (ELWI), Fluss (CI) und Vorlast (ITBI) Differenzierte Katecholamintherapie mit Noradrenalin und Dobutamin durch gleichzeitige Überwachung von Fluss (CI) und Nachlast (SVRI) # CI im Normbereich # Vorlastvolumen (ITBI) im Normbereich # stark erhöhter ELWI zeigt schweres Lungenödem an # Nach prä-klinischer Flüssigkeitsgabe besteht kein Volumenmangel mehr # Schweres Lungenödem aufgrund der Volumentherapie und des ARDS Die gleichzeitige Verfügbarkeit von Vorlast, kardialem Auswurf und Lungenwasser verbietet hier die weitere Volumengabe und ermöglicht stattdessen die negative Flüssigkeitsbilanzierung zur Senkung des Lungenwassers. # CI im Normbereich # Vorlastvolumen (ITBI) im Normbereich # Lungenwasser nur noch grenzwertig erhöht Durch die gleichzeitige Messung von Fluss (CI), Druck (arterieller Blutdruck) und Widerstand (SVRI) wird eine optimal balancierte Therapie mit Vasopressoren (Erhöhung des Widerstandes) und Inotropika (Erhöhung des Flusses) ermöglicht. Dieser Fall wurde dokumentiert von: PD Dr. Samir Sakka Klinik für Anästhesie Universitätsklinikum Jena Erlanger Allee 101 D - 07743 Jena [email protected] 1