Elektromagnetische Felder & Wellen Frühjahrssemester 2017 Photonics Laboratory, ETH Zürich www.photonics.ethz.ch Übung 12 Abgabe: 30.05. bzw. 02.06.2017 Resonatoren und Wellenleiter 1 Kennzahlen eines Resonators: Finesse, Güte und Modenvolumen (50 Pkt.) Wir betrachten einen einfachen Resonator, bestehend aus zwei identischen, symmetrischen, verlustfreien Spiegeln im Abstand L im Vakuum. Der Fresnelkoeffizient für Reflexion am Spiegel sei r, jener für Transmission it (r, t ∈ , t 1, r2 + t2 = 1). Die Phase, die durch Propagation aufgrund der endlichen Spiegeldicke aufgenommen wird, sei in t bereits enthalten. Wir widmen uns zunächst den Kenngrösse Finesse und Güte des Resonators und betrachten dazu einen Resonator mit planaren Spiegeln. Hierzu bestimmen wir die Transmission des Resonators und senden einen Laserstrahl mit Leistung Pin unter normalem Einfall auf den Resonator, variieren die Frequenz ω des Lasers, und messen dabei die transmittierte Leistung Pout . Wir beschreiben die Felder innerhalb und ausserhalb des Resonators zunächst als vorwärts und rückwärts propagierende ebene Wellen. Die komplexe Amplitude des einfallenden Feldes sei Ein und jene des reflektierten Feldes Eref . Im Resonator propagiere ein Feld mit Amplitude EFW in die Vorwärts- und mit EBW in die Rückwärtsrichtung. Hinter dem Resonator besteht nur ein vorwärts propagierendes Feld mit Amplitude Etrans . R (a) (5 Pkt.) Formulieren Sie einen Satz linearer Gleichungen für die komplexen Amplituden Ein , Et , Eref , EFW , EBW und lösen Sie das System auf nach Et . (b) (5 Pkt.) Wir betrachten den Term r2 e2ikL , der Ihnen in der vorhergehenden Teilaufgabe begegnet sein sollte. Zeigen Sie, dass im Limes hochreflektierender Spiegel gilt δ r2 e2ikL ≈ 1 − t2 + 2it2 , κ (1) wobei κ ein noch zu untersuchender Parameter und δ = ω − ωn und δ die Verstimmung relativ zur nten Resonatormode ist. (c) (5 Pkt.) Zeigen Sie, dass die Leistungstransmissionsrate T durch den Resonator als Funktion der Frequenz einer Lorentzfunktion entspricht, deren Halbwertsbreite Ihnen in Ihren Betrachtungen bereits begegnet ist. (d) (5 Pkt.) Erstellen Sie einen Graphen der Leistungstransissionsrate T . Normieren Sie Ihre Achsen geeignet, um dimensionslose Grössen aufzutragen. 1 (e) (5 Pkt.) Die freie Spektralbreite eines Resonators ist definiert als der Abstand im Frequenzraum zwischen aufeinanderfolgenden Transmissionsmaxima. Bestimmen sie die freie Spektralbreite ωFSR des betrachteten Resonators der Länge L unter Verwendung der Lichtgeschwindigkeit c. (f) (5 Pkt.) Wir stellen uns nun vor, eine Resonatormode sei mit einem gegebenen Feld populiert und es gebe kein einfallendes Feld. Bestimmen Sie die Zeitkonstante, die das Ausklingen der Energie E im Resonator laut Ė = −γE beschreibt. Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit der zuvor bestimmten Linienbreite κ. Hinweis: Überlegen Sie sich, welche Energie pro Umlauf im Resonator aus der Mode verloren geht und die Umlaufzeit. (g) (5 Pkt.) In technischen Diskussion ist oftmals von der Finesse eines Resonators die Rede. Wie jede brauchbare “figure of merit”, ist die Finesse eine dimensionslose Grösse. Sie ist definiert als das Verhältnis von freier Spektralbreite zu Linienbreite. Überzeugen Sie sich, dass die Finesse unseres verlustfreien Resonators lediglich von der Spiegelqualität abhängt. (h) (5 Pkt.) Eine weitere dimensionslose Kennzahl eines Resonators ist seine Güte Q (engl. quality factor). Im Gegensatz zur Finesse misst die Güte die Linienbreite nicht relativ zur freien spektralen Breite, sondern relativ zur Modenfrequenz ω. Zeigen Sie, dass die Güte unseres verlustlosen Resonators ausser von der Spiegelqualität noch von seiner Länge (gemessen in Einheiten der Wellenlänge) abhängt. (i) (10 Pkt.) Nun wenden wir uns dem Modenvolumen zu. Nachdem die Moden zwischen zwei planaren Spiegeln ebene Wellen mit unendlicher Ausdehnung sind, wenden wir uns einem Resonator mit gekrümmten Spiegeln zu. Die betrachteten Resonatormoden seien Superpositionen von vorwärts- und rückwärtspropagierenden Gauss’schen Strahlen. So laute die Modenfunktion des vorwärtspropagierenden (in positive x-Richtung) Feldes ρ2 ρ2 π w0 FW exp − 2 + ikx + ik −i nz . (2) Em = E0 w̃(x) w̃ (x) 2x 2 Formulieren Sie das Feld der Resonatormode Em (r) und berechnen Sie das Modenvolumen Vm , das definiert ist als Z |Em (r)|2 h i. Vm = dV (3) V max |Em |2 Bedenken Sie, dass Sie das Feld bei Resonanz betrachten und überzeugen Sie sich, dass das Modenvolumen aussschliesslich von geometrischen Parametern abhängt. 2 2 Reflexion im Wellenleiter (50 Punkte) Wir betrachten die T M11 -Mode eines in z-Richtung unendlich ausgedehnten Wellenleiters mit perfekt reflektierenden Wänden und rechteckigem Querschnitt, der mit einem Medium mit Wellenimpedanz Z gefüllt sei. Die Abmessungen des Wellenleiters seien Lx in x-Richtung und Ly in y-Richtung. Hinweis: In dieser Aufgabe sollten folgende, Ihnen aus der Vorlesung bekannten Relationen, hilfreich sein (es gilt kt2 = kx2 + ky2 ) Exxy = Eyxy = Hxxy = Hyxy = ikz ∂ Ezxy ik ∂ Hzxy + 2 , Z 2 kt ∂y kt ∂x ik ∂ Hzxy ikz ∂ Ezxy −Z 2 + 2 , kt ∂x kt ∂y 1 ik ∂ Ezxy ikz ∂ Hzxy − + , Z kt2 ∂y kt2 ∂x 1 ik ∂ Ezxy ikz ∂ Hzxy + 2 . Z kt2 ∂x kt ∂y (4) (5) (6) (7) y x Ly z Lx (a) (4 Pkt.) Wie lauten die Komponenten des Wellenvektors k = (kx , ky , kz ) der T M11 -Mode bei Kreisfrequenz ω? (b) (3 Pkt.) Wie lautet die z-Komponente Ez (x, y, z = 0) des komplexen elektrischen Feldes in der Ebene z = 0? (c) (6 Pkt.) Berechnen Sie das komplexe elektrische Feld E(x, y, z) und das komplexe Magnetfeld H(x, y, z) im Wellenleiter. (d) (7 Pkt.) Berechnen Sie den zeitgemittelten Poyntingvektor hSi im Wellenleiter. In welche Richtung zeigt er? Ergibt Ihr Resultat Sinn? (e) (6 Pkt.) Berechnen Sie die durch den Wellenleiter transportierte Leistung. Rπ Rπ Hinweis: Die Integrale 0 du sin2 u = 0 du cos2 u = π/2 sollten hilfreich sein. Ihr Ausdruck für die Leistung sollte die Grössen E0z , kz , k, kt , Lx , Ly und numerische Konstanten enthalten. Ab sofort sei der Wellenleiter im Halbraum z < 0 mit einem Medium 1 mit Brechungsindex n1 gefüllt, im Halbraum z > 0 mit einem Medium 2 mit Brechungsindex n2 . Es propagiere eine T M11 -Mode mit Kreisfrequenz ω in positive z-Richtung auf die Grenzfläche zu. Im Folgenden bestimmen wir den komplexen Reflexionskoeffizienten für die Mode. Wir schreiben das totale Feld in unserem Problem als ein einfallendes Feld Ein , ein reflektiertes Feld Eref und ein transmittiertes Feld Etrans . 3 y x Ly z Lx (f) (3 Pkt.) Welches Verhältnis gilt zwischen den transversalen Wellenzahlen des einfallenden Feldes kxin , kyin und jenen des reflektierten Feldes kxref , kyref bzw. des transmittierten Feldes kxtrans , kytrans ? (g) (3 Pkt.) Drücken Sie den Betrag des Wellenvektors im Medium i durch die Frequenz ω, die Lichtgeschwindigkeit c und den Brechungsindx ni aus. Formulieren Sie die Wellenimpedanzen Zi sowie die Brechungsindizes ni durch die Materialparameter εi und µi im Medium i. (h) (8 Pkt.) Die komplexe Amplitude des einfallendes Feldes sei E0in . Wir schreiben die Amplitude des reflektierten Feldes als E0ref = rT M E0in und jene des transmittierten Feldes als E0trans = tT M E0in , mit dem komplexen Reflexionskoeffizienten rT M und dem komplexen Transmissionskoeffizienten tT M . Verwenden Sie die Stetigkeitsbedingungen für das E-Feld und jene für das H-Feld, um den Reflexionskoeffizienten rT M in Abhängigkeit von kz1 , kz2 , ε1 , ε2 , µ1 , µ2 zu bestimmen. (i) (5 Pkt.) Sie sollten in der vorhergehenden Teilaufgaben für den Reflexionskoeffizienten rT M der betrachteten T M -Mode gerade den Fresnelkoeffizienten rp gefunden haben. Erklären Sie dieses Resultat intuitiv in wenigen Sätzen. (j) (5 Pkt.) Ist es möglich, dass eine einfallende Welle im Medium 1 propagierend ist, jedoch im Medium 2 evaneszent? Welche Bedingung müsste hierzu für n2 gelten (in Abhängigkeit von Lx , Ly und k0 = ω/c)? Welcher Anteil der einfallenden Intensität würde dann an der Grenzfläche im Wellenleiter reflektiert werden? 4