pdf-file

Werbung
Chr. Nelius: Algebra (SS 2006)
C) Konstruktion von
5
aus
( , +, ·, ≤) ist ein archimedisch angeordneter Körper, d.h. ein angeordneter Körper, in dem es
zu jedem Element q ∈
ein n ∈
gibt mit q < n . Wir stellen allerdings folgende “Mängel”
fest:
I) Es gibt nichtleere, nach oben beschränkte Teilmengen von , die kein Supremum in
besitzen (d.h. ( , ≤) ist nicht vollständig geordnet). Ein Beispiel ist
T := { x | x ∈
Ein Supremum s ∈
von T müßte
,x
2
< 2}.
s2 = 2 erfüllen, also eine Quadratwurzel aus 2 sein.
II) Es gibt Cauchy–Folgen rationaler Zahlen, die keinen Grenzwert in
besitzen.
Def: Eine Folge (an )n∈ rationaler Zahlen heißt eine Cauchy–Folge , wenn gilt:
Zu jedem ε ∈
mit ε > 0 gibt es ein n (ε) ∈ , so daß gilt:
∀ m, n ∈ : m, n ≥ n (ε) =⇒ | a − a
0
0
m
n
| < ε.
Beispiel: Die Folge (xn )n∈ , die rekursiv definiert ist durch
x1 := 1 ,
xn+1 :=
2
1
xn +
2
xn
(n ≥ 2)
ist zwar eine Cauchy–Folge rationaler Zahlen, ist allerdings nicht konvergent: für einen Grenzwert g ∈ dieser Folge müßte g 2 = 2 gelten , was unmöglich ist.
(2.14) SATZ: Es gilt:
a) Die Menge CF aller Cauchy–Folgen rationaler Zahlen ist ein kommutativer Ring.
b) Die Teilmenge N aller Nullfolgen ist ein Ideal in CF .
c) Der Faktorring
:= CF /N
ist ein Körper, der sog. Körper der reellen Zahlen .
(2.15) BEM: a)
läßt sich äquivalent als Quotientenmenge CF /ρ bilden, wobei ρ die durch
(an ) ρ (bn ) :⇐⇒ (an − bn ) ist eine Nullfolge
definierte Äquivalenzrelation auf CF ist.
b) Die Abbildung α :
−→
, q 7−→ [ (q) ]N , ist ein injektiver Ringhomomorphismus
⊆
(hierbei ist (q) die konstante Folge (q, q, q, q, . . .) ) , so daß wir durch Identifizierung
erhalten.
Chr. Nelius: Algebra (SS 2006)
6
c) Auf
läßt sich eine lineare Ordnungsrelation ≤ definieren, so daß ( , +, ·, ≤) zu einem
vollständig angeordneten Körper wird. Jede Cauchy–Folge reeller Zahlen ist dann konvergent,
und jede nichtleere, nach oben beschränkte Teilmenge von besitzt ein Supremeum in .
der einzige vollständig angeordnete Körper.
f) Während , und alle gleichmächtig sind (abzählbar unendlich sind), sind und
nicht mehr gleichmächtig. ist überabzählbar.
d) Jede reelle Zahl ist Grenzwert einer Folge rationaler Zahlen.
e) Bis auf Isomorphie ist
g) Andere Möglichkeiten für die Konstruktion von
oder Intervallschachtelungen .
benutzen Dedekind’sche Schnitte
D) Konstruktion von aus
Der Körper der reellen Zahlen hat den “Mangel”, daß es Polynome über
gibt, die keine
Nullstellen in haben (z.B. das Polynom T 4 + 1 ∈ [T ]) . Dies äußert sich insbesondere in der
Tatsache, daß man nicht immer Wurzeln aus einer rellen Zahl ziehen kann.
(2.16) SATZ: a) Der Faktorring
ist ein Körper.
:=
[T ]/(T 2 + 1)
b) Die Abbildung α : −→
, r 7−→ [r] , ist ein (injektiver) Körperhomomorphismus, so
daß sich α(r) mit r ∈ identifizieren läßt .
c) Es gibt ein Element i ∈
mit der Eigenschaft i2 = −1 .
d) Jede komplexe Zahl z ∈ läßt sich in der Form z = a + i · b mit eindeutig bestimmten
reellen Zahlen a und b darstellen (arithmetische Darstellung von z) .
(2.17) BEM: a) Der Körper ist algebraisch abgeschlossen , d.h. jedes nichtkonstante
Polynom aus [T ] besitzt mindestens eine Nullstelle in . Dies besagt der Fundamentalsatz
der Algebra , der 1799 zum ersten Mal von Gauß bewiesen wurde. Einen Beweis führt man
am einfachsten mit funktionentheoretischen Methoden.
b)
läßt sich nicht zu einem angeordneten Körper machen, da sonst Quadrate komplexer
Zahlen nichtnegativ sein müßten, insbesondere i2 = −1 ≥ 0 . Aber −1 < 0 !
Herunterladen