Петросян К.А. УЧЕБНОЕ ПОСОБИЕ "ДИАЛОГ КУЛЬТУР

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Петросян К.А.
УЧЕБНОЕ ПОСОБИЕ "ДИАЛОГ КУЛЬТУР: ГЕРМАНИЯ, АВСТРИЯ,
ШВЕЙЦАРИЯ"
ДИАЛОГ КУЛЬТУР: ГЕРМАНИЯ, АВСТРИЯ, ШВЕЙЦАРИЯ
Учебное
Ростов-на-Дону
2008
пособие
Рецензенты:
ст.преподаватель кафедры немецкого языка ЮФУ, канд. филол. наук
Виниченко
Л.Г.
зав. кафедрой иностранных языков Ростовского филиала Российской
Таможенной академии, профессор, канд. филол. наук Бондина О.Н.
Основной целью учебного пособия является расширение
страноведческих знаний студентов бакалавриата гуманитарных
специальностей. В результате работы по данному пособию учащиеся
могут овладеть в достаточном объеме такими видами речевой
деятельности, как говорение, чтение и письмо.
Учебное пособие базируется на актуальных, аутентичных
текстовых материалах по страноведению Германии, Австрии и
Швейцарии.
Введение
Данное учебное пособие предназначено для студентов
бакалавриата гуманитарных факультетов. Целью пособия является
формирование лингвистической и коммуникативной компетенции у
студентов. Пособие способствует расширению страноведческих
знаний студентов о Германии, Австрии и Швейцарии и развитию
навыков межкультурной коммуникации.
Пособие состоит из трех модулей, каждый из которых посвящен
одной из немецкоговорящих стран. Тексты содержат актуальный
материал о политической, культурной и экономической жизни
Австрии, Швейцарии и Германии, интересные факты из современной
жизни этих стран. Кроме того, в каждый модуль включены тексты,
представляющие собой высказывания немцев, швейцарцев и
австрийцев о взаимодействии культур трех народов и особенностях
развития немецкого языка в Австрии и Швейцарии и проблемах
взаимопонимания между представителями этих стран. Тексты
оснащены
коммуникативными
заданиями,
стимулирующими
студентов к устному или письменному высказыванию в рамках
рассматриваемой
проблемы.
Тексты
и
задания
пособия
сопровождаются наглядным материалом: картами, изображением
гербов и флагов, таблицами, демонстрирующими лексические
варианты немецкого языка в Швейцарии и Австрии.
Учебное пособие может быть использовано как для работы со
студентами в аудитории, так и для самостоятельной работы. К
каждому модулю прилагаются задания для рубежного контроля, для
выполнения которых необходима детальная работа с материалами
модуля.
2
Modul 1
Комплексная цель: расширение страноведческих знаний об
Австрии, развитие навыков межкультурной коммуникации
ÖSTERREICH
Text
1
Lesen Sie den Text und machen Sie anschließend die Aufgaben
Die geographische Lage Österreichs, Landschaft und Klima
Der Binnenstaat Österreich liegt im südlichen Mitteleuropa, hat Anteil
an den Ostalpen und am Donauraum und ist dem Mittelmeerraum
benachbart.
Durch seine Lage bedingt, ist das Land seit jeher Kreuzungspunkt der
Verkehrsrouten zwischen den großen europäischen Wirtschafts- und
Kulturräumen. Mit acht Staaten hat Österreich gemeinsame Grenzen: mit
Deutschland, mit der Tschechischen Republik, Slowakei, mit Ungarn,
Slowenien, Italien, der Schweiz und Liechtenstein. Zwischen dem
Bodensee im Westen und dem Nuesiedler See an der Grenze zu Ungarn
liegen 580 km Luftlinie.
Österreich ist ein Bundesstaat, dessen 9 Gliedstaaten die Bundesländer
Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg,
Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien sind. Wien ist zugleich
Bundeshauptstadt.
Die 9 Bundesländer sind historisch gewachsene Einheiten. Sie haben
in manchen Angelegenheiten weitgehende Selbständigkeit. Jedes
Bundesland hat seine eigene Landesregierung.
3
Österreichisches Staatswappen ist ein einköpfiger Adler. Er trägt auf
seinem Haupt eine Mauerkrone (als Symbol für das Bürgertum) und in
seinen Fängen Hammer (Arbeiterklasse) und Sichel (Bauernschaft). Eine
gesprengte Eisenkette umschließt die Fänge des Wappenadlers und soll an
die Wiederherstellung der Unabhängigkeit und Souveränität erinnern.
In diesem Kernland Europas überschneiden sich
vielfältige Landschafts-, Klima- und Vegetationsformen.
Für
Österreich
ist
das
atlantisch
beeinflusste
mitteleuropäische Übergangsklima charakteristisch, wobei
von Westen nach Osten der ozeanische Einfluss einem
zunehmend kontinentaleren weicht. Im Karpatenvorland,
im Wiener Becken sowie im nördlichen Burgenland herrscht das
kontinental beeinflusste niederschlagsarme pannonische Klima. Die
österreichische Landschaft umfasst Hoch- und Mittelgebirgsregionen
ebenso wie Hügelland und Ebene. 63% des Landes gehören zu den
Ostalpen. Fast 900 Berggipfel erreichen eine Höhe von über 3000 m.
Oberhalb von 2700 m liegt ständig Schnee. Der höchste Berg ist der
Großglockner (3797 m).
Österreich zählt zu den waldreichsten Ländern Europas. Für die
österreichische Pflanzenwelt ist der Eichen-Buchen-Wald charakteristisch,
in Höhen über 500 m der Buchen-Fichten-Mischwald. Ab 1200 m herrscht
die Fichte vor.
In Österreich überwiegt die mitteleuropäische Tierwelt: Reh, Hase,
Hirsch, Fasan, Rebhuhn, Fuchs, Dachs, Marder und Eichhörnchen. In den
Hochregionen der Ostalpen gibt es die alpine Fauna: beispielsweise Gemse,
Murmeltier und Bergdohle; auch den Steinbock setzte man wieder aus.
Österreich ist ein hochentwickeltes Industrieland mit schnell
wachsendem Dienstleistungssektor. Das Wirtschaftssystem Österreichs ist
die soziale Marktwirtschaft, d.h. Angebot und Nachfrage sind der
wichtigste Regulator der Volkswirtschaft. Die österreichische Wirtschaft ist
im Prinzip privatwirtschaftlich organisiert. Ausnahmen bilden
Staatsbetriebe wie Post, Eisenbahn oder Bundesforste, weiter
Kommunalbetriebe und Landesunternehmen. Eine besondere Form des
öffentlichen Eigentums sind die sogenannten verstaatlichten Unternehmen,
die auf Grund eigener Verstaatlichungsgesetze in den Besitz des Bundes
oder der Bundesländer übergegangen sind.
In Österreich gibt es hauptsächlich Klein- und Mittelbetriebe. Fast ein
Drittel aller Arbeitsstätten sind Einmann- oder kleinste Familienbetriebe,
und nur 3,3 Prozent der österreichischen Betriebe haben mehr als 50
Beschäftigte. Die österreichische Industrie umfasst alle Branchen. Sie
4
produziert im Vergleich zu anderen Industriestaaten jedoch noch zu viele
Massenartikel, die größere Länder ebenfalls und oft billiger besorgen
können. Die Erfolge einiger österreichischen Firmen auf dem Weltmarkt
zeigen, dass spezialisierte Produkte, wie „intelligente“ elektronische
Maschinen mit kostensparenden Technologien. Bekannt sind Produkte der
österreichischen Glasindustrie und des Kunsthandwerkes. Sie werden zum
Großteil exportiert.
Die Grundlage der österreichischen Industrie bilden Eisen,
Buntmetalle und wertvolle Mineralien, die abgebaut und nach ganz Europa
verkauft werden. Als Industrieland mit einem relativ kleinen Inlandsmarkt
ist Österreich stark exportorientiert.
Aufgaben zum Text:
1. Erzählen Sie über die geographische Lage Österreichs. Benutzen
Sie dabei die geographische Karte auf der nächsten Seite.
2. Sprechen Sie über die Besonderheiten der österreichischen
Wirtschaft
nach
folgenden
Punkten:
a)die
Organisation
des
Wirtschaftssystems
b)
besondere
Unternehmensformen
c) Orientierung des Landes auf Export
5
6
Text 2
Lesen Sie den folgenden Text und machen Sie anschließend die
Aufgaben.
Was ist Österreich?
Das österreichische Selbstbild
In der aktuellen Lifestyle-Studie der FESSEL-GfK Sozialforschung,
heuer mit dem Schwerpunktthema „Österreichische Identität“, zeigt sich
unter anderem, welche Eigenschaften sich die ÖsterreichInnen als
nationales Kollektiv zuschreiben, nämlich vor allem friedliebend, gesellig,
fleißig und gebildet. Im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten ist das
österreichische Selbstbild erfolgsbewusster, aber auch konservativer und
pessimistischer geworden. Vergleicht man die österreichische
Selbstwahrnehmung mit dem Bild, das die Österreicher von ihren
Nachbarländern haben, zeigt sich, dass sich die Alpenrepublikaner als den
Ungarn am ähnlichsten empfinden – aber auch ein bisserl böhmisch und,
ungern, auch ein bisserl deutsch.
Gesellig, friedliebend, fleißig und gebildet
Wie sind wir denn?4000 Befragte, repräsentativ für die
österreichische Gesamtbevölkerung, sehen die Essenz des österreichischen
Charakters so: Vor allem friedliebend (80%) – ein streitsüchtiges
Österreich-Bild haben nur 6%. Gesellig (77%), sympathisch (76%), fleißig
(73%) und gebildet (72%), und etwa zwei Drittel entsprechen auch die
Eigenschaften gescheit (66%) und erfolgreich (64%) ihrem Österreichbild.
Immer noch mehr als die Hälfte verweisen auch auf österreichische
Verlässlichkeit, Wärme und Zielstrebigkeit; ja ehrlich, aber nicht im
Übermaß; nicht gerade intolerant, aber auch nicht besonders tolerant,
modern, aber nicht zu viel, mit einem Zug zum Konservativen wie zur
Eleganz.
Stärke und Mut stellen keine zentralen Charakteristika des
österreichischen Selbstbildes dar (noch weniger aber deren Gegenteil, man
wählt hier eine Art neutraler Mitte), aktiv nur in Grenzen, ein wenig
fröhlich, aber nicht zu optimistisch, und eher zurückhaltend als spontan –
ein Urteil, dem die meisten Italiener durchaus, die Schweden nicht
unbedingt zustimmen dürften, außerdem sei es österreichisch mehr
weltoffen als provinziell zu sein
Beim Tempo fällt die Entscheidung recht schwer, die Waage neigt zur
Langsamkeit, ein wenig mehr männlich als weiblich, was auch gut in das
7
österreichische Verständnis von Geschlechtsrollen passt. Großzügigkeit
zählt nicht zu unseren Stärken, dafür sind wir auch nicht laut.
Verglichen mit Daten aus den letzten Jahrzehnten ist in diesem
kollektiven österreichischen Selbstbild manches gleichgeblieben: etwa die
Friedensliebe und der beschränkte Mut. Auch gesellig sind wir geblieben,
ein wenig fröhlich, aber nicht zu laut.
Herr und Frau Österreicher sehen sich so durchaus positiv, doch auch
mit etwas stärkerer Selbstkritik als in früheren Jahren
Wir sind recht ungarisch. Und ein bisserl deutsch und böhmisch
Andere Länder werden natürlich ebenso mit gewissen Eigenschaften
assoziiert: Insgesamt weist das (psychologische) Ungarnbild der
Österreicher die größte Ähnlichkeit mit dem österreichischen Selbstbild auf.
Bei sympathisch, tolerant, friedliebend, stark und großzügig ist es praktisch
deckungsgleich, sehr nahe zudem bei fleißig, ehrlich und erfolgreich. Die
größten Differenzen betreffen Lautstärke, Optimismus und Fröhlichkeit, die
Ungarn häufiger und Verlässlichkeit, die den östlichen Nachbarn seltener
zugeschrieben wird.
Deutschland, Tschechien und die Slowakei werden etwas weiter
entfernt wahrgenommen. Das Deutschland-Bild zeigt sich aber in einer
Reihe von Dimensionen sehr ähnlich – fleißig, stark, erfolgreich, ehrlich, in
Grenzen tolerant und optimistisch; bei anderen Eigenschaften aber, speziell
Lautstärke, eher mäßige Friedensliebe und Sympathie, sehen sich die
Österreicher als so gar nicht diesem Nachbarn ähnlich
Aufgabenzum Text
1. Finden Sie Synonyme
1. die Eigenschaft
2. aktuell
3. die Forschung
4. der Alpenrepublikaner
5. ein bisserl
6. das Selbstbild
7. streitsüchtig
8. verweisen
9. gesellig
10. die Differenz
11. im Übermaß
a. beschränkt
b. zänkisch
c. hinweisen
d. kontaktfreudi
e. gleich
f. der Österreicher
g. letzt
h. das Merkmal
i. der Unterschied
j. die Forschung
k. zuviel
8
12.in Grenzen
13.ähnlich
14.heuer
l. ein wenig, etwas
m. zänkisch
n. in diesem Jahr
2. Bilden Sie Substantive
Gesellig, fleißig, friedliebend, pessimistisch, streitsüchtig, großzügig,
ähnlich, stark, fröhlich, tolerant.
3.
Antworten
Sie
auf
die
Fragen
zum
Text
1.Welche Eigenschaften schreiben sich die Österreicher als nationales
Kollektiv
zu?
2. Wie veränderte sich das österreichische Selbstbild im Vergleich zu
vergangenen
Jahren?
3. Wem empfinden sich die Österreicher am ähnlichsten?
4. Gehören Stärke und Mut zu zentralen Charakteristiken der Österreicher?
5. Was hat sich im österreichischen Selbstbild in letzten Jahrzehnten nicht
verändert?
6. Bei welchen Eigenschaften sind die Österreicher den Deutschen ähnlich?
4. Wie waren Ihre eigenen Vorstellungen über die Österreicher?
Was Neues über die Österreicher haben Sie aus dem Text erfahren?
Text 2a
Lesen Sie den Text und sagen Sie, ob die Vorstellungen der
Österreicher über ihr Land eher positiv oder negativ sind?
Die heimatliebenden
Österreicher
Fast alle Österreicher – nämlich 95% leben gerne in Österreich, wobei
drei Viertel sogar besonders gerne in diesem Land wohnen. Bei Frauen und
auch Personen mit zunehmendem Alter ist dieser Patriotismus sogar noch
höher.
Mehr als der Hälfte der Österreicher gefällt spontan an ihrem
Heimatland die Natur mit ihren Wäldern und Wiesen. Die
landschaftsbegeisterten Österreicher finden sich häufiger unter den Frauen,
unter den ab 30-Jährigen sowie unter der Bevölkerung aus den
Bundesländern und weniger unter den Wienern. Aber auch die einzigartigen
Berge mit ihren vielseitigen Massiven und die Vielzahl an sauberen
9
österreichischen Seen, die zum Teil sogar über Trinkwasserqualität
verfügen, werden von der Bevölkerung sehr geschätzt.
Sympathische Mentalität der Österreicher. Die Einstellung der
Menschen mit ihrer Gemütlichkeit und Gastfreundschaft wird spontan von
13% der Bevölkerung als großes Plus von Österreich erachtet.
12% der Österreicher leben aufgrund des sozialen und wirtschaftlichen
Friedens so gerne in diesem Land, das ihnen Stabilität und Sicherheit
garantiert, wobei dies vermehrt Höhergebildete und Besserverdiener als
Motiv nennen.
10% wohnen aufgrund der hohen Lebensqualität gerne in diesem
Land, wobei vermehrt Wiener und Personen aus dem westlichen Teil
Österreichs spontan zu diesem Schluss kommen.
Was gefällt Ihnen besonders gut an Österreich?
54% schöne Landschaft
13% sympathische Menschen
10% hohe Lebensqualität
9% Berge
8% Kulturangebot
6% Sozialsystem
5% alles
4% Klima
4% Sauberkeit
Kritisiert wird an Österreich hauptsächlich die Politik
Fast ein Drittel der Österreicher ist mit der Politik unzufrieden, wobei
sich der Missmut nicht auf einzelne Parteien und –Personen bezieht,
sondern sich eher in einer allgemeinen Politikverdrossenheit äußert.
7% stört der hohe Ausländer- und Zuwandereranteil Österreichs, 8%
hingegen kritisieren diese Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz.
10
Die Ausländerfeindlichkeit ist bei älteren Menschen sowie in der
Bundeshauptstadt und in Oberösterreich am höchsten und wird von den
Jugendlichen und Höhergebildeten am meisten kritisiert.
Aufgaben zum Text
1. Was gefällt Ihnen besonders gut an Österreich? Schreiben Sie
ein kurzes Essay.
2. Was gefällt es Ihnen in Ihrem eigenen Land? Was gefällt Ihnen
nicht?
Text 3
Lesen Sie den folgenden Text und prüfen Sie Ihr Verständnis
anschließend mit dem Test.
Welche Rolle spielt die Familie in unserem Leben? Diese Frage wird
von den meisten Österreichern mit einem „sehr wichtig“ beantwortet. 90%
der Österreicherinnen und Österreicher sehen die Familie in ihrem
Lebenslauf als sehr wichtig an.
Es ist ja auch ein großer Teil des Lebens, welchen wir im Kreis der
Familie verbringen. Obwohl sich die Familienphase in Relation mit der
steigenden Lebenserwartung verkürzt, erleben wir viele entscheidende und
wichtige Momente in unserem Leben innerhalb der Familie
Auch wenn der Familie heutzutage nicht mehr diese Bedeutung
zugesprochen wird, die sie früher innehatte, so ist sie doch auf verschiedene
Weise ein Lebensmittelpunkt. Die bürgerliche Kleinfamilie hat zwar
zunehmend ausgedient, so sinken die Geburtenraten europaweit und
geheiratet wird immer später, aber sie ist dennoch die häufigste
Familienform und ist dadurch gekennzeichnet, dass die Familie mit ihren
leiblichen Eltern in einem Haushalt leben.
Es gibt allerdings einige Entwicklungen, die darauf verweisen, dass es
einen Wandel in der familiären Lebensweise gibt. Beispielsweise wird
immer später geheiratet: das durchschnittliche Heiratsalter beträgt bei
Frauen ca. 28 Jahre, bei Männern liegt es bei 31 Jahren. Im Jahr 1961 lagen
diese noch bei 22 bei Frauen und 26 bei Männern. Aber nicht nur diese
Aspekte deuten darauf hin, dass andere Formen des familiären
Zusammenlebens nun vermehrt auftreten; beispielsweise steigt die
Scheidungszahl stetig an; gleichzeitig gibt es immer mehr Singles und
vermehrt Partnerschaften, in welchen beide Partner bereits Kinder haben.
11
Diese Form der Familie wird auch des Öfteren als „Patchwork-Familie“
bezeichne
In Verbindung mit diesen Veränderungen im Bereich der Familie und
der Bevölkerungsentwicklung kommt es aber auch zu Problemen,
beispielsweise mit dem Pensionssystem, welches auf die Solidarität
zwischen den Generationen beruht. Die zunehmende Alterung der
Gesellschaft führt dazu, dass das Pensionssystem nicht mehr finanzierbar ist
und die Politik gefordert ist, Problemlösungen zu finden. Die
Altersvorsorge muss nun zunehmend auf privater Basis geschehen.
Andere Entwicklungen in Verbindung mit der Familie stehen in
Verbindung mit dem Wertewandel. Das Stichwort „Individualisierung“
bezeichnet dabei einen Wandel, welcher vermehrt Werte der
Selbstentfaltung schätzt – sei dies in Verbindung mit der Wohnform oder
im Berufsleben. Die eigenen Ziele stehen im Vordergrund und man
versucht seine Bedürfnisse zu befriedigen und das Leben im Single-Dasein
zu genießen. Die wichtigste familiäre Beziehung ist die zwischen Eltern
und Kindern. Diese Generationenbeziehung ist gekennzeichnet durch
gegenseitige Hilfeleistungen aber auch über emotionale Stützung. Dabei ist
die Alterspflege ein wichtiges Thema. In Zukunft wird sich aufgrund der
immer steigenden Lebenserwartung eine Generation bilden, die sowohl für
die Betreuung der Kinder als auch für die ihrer alten Eltern zu sorgen hat.
Dies war in dieser Breite bisher noch nie der Fall.
Aufgabe zum Text
Markieren Sie die richtige Aussage
richtig falsch
1. Einen großen Teil unseres Lebens verbringen wir im
Kreis
der
Familie.
2. Die Familie hat heutzutage wie auch früher eine große
Bedeutung.
3. In Europa werden immer mehr Kinder geboren.
4. Die familiäre Lebensweise hat sich nicht gewandelt.
5. Heutzutage heiratet man später als früher.
6.
Die
Scheidungsraten
steigen
immer
an.
7. In einer "Patchwork-Familie" leben Kinder aus
ehemaligen
Ehen
der
Eltern
zusammen.
8. Wegen der Alterung der Gesellschaft gibt es Probleme
mit
der
Altersvorsorge.
9. Nur der Staat muss sich um alte Menschen kümmern.
12
10. Die "Individualisierung" der Gesellschaft führt immer
mehr zum Single-Dasein.
Text 4
Lesen Sie den folgenden Text und schreiben Sie Stichwörter aus,
die über die Probleme der Jugendlichen sprechen.
Der wahrscheinliche Lebensverlauf eines Kindes in Österreich
Wenn man die gesellschaftlichen Entwicklungen in Österreich
betrachtet, werden Kinder einen langen Bildungsweg bestreiten. Bildung
wird zunehmend wichtiger. Die >20 und 28 Jahren wird als Postadoleszenz
bezeichnet und ist eben gekennzeichnet durch verschiedene Lebensformen
(Singles, im Elternhaus lebend, Partnerschaft, WG …). Aber auch die
finanzielle Situation während dieser Phase kann sich als problematisch
herausstellen: zum einen sind die Eltern länger finanziellen Belastungen
ausgesetzt, da die Kinder länger der Ausbildung nachgehen; zum anderen
natürlich auch die jungen Erwachsenen selbst, die meist kein regelmäßiges
Einkommen haben und sich mit Aushilfsjobs behelfen. Der Eintritt in die
Berufswelt gestaltet sich wesentlich schwieriger – Jugendarbeitslosigkeit
steigt immer weiter an. Diese Lebensphase ist hauptsächlich im städtischen
Bereich vertreten und kann daher als „urban“ bezeichnet werden.
Was die Familiensituation betrifft, werden zunehmend hohe
Ansprüche an die Partnerschaft gestellt. Nicht nur Ansprüche an eine hohe
Lebensqualität führen dazu, dass sich lebenslange Partnerschaften immer
weniger halten. Ein Partnerwechsel tritt häufiger ein, was auch mit dem
Wertewandel, der höheren Bildung vor allem der Frauen und den sozialen
Aufstiegsmöglichkeiten in Verbindung steht. Zudem werden Trennungen
nicht mehr negativ bewertet, es ist normal geworden, dass man geschieden
ist.
Ab 26 Jahren dann ist es wahrscheinlich, dass geheiratet wird, der
Hauptgrund dafür ist allerdings das Vorhandensein eines Kindes. Wobei ab
dem dritten Kind eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht armutsgefährdet zu
sein. Die ökonomische Lage kann aber teilweise durch staatliche oder
regionale Subventionen verbessert werden: beispielsweise durch Beihilfen,
Kindergeld, Kinderbetreuungsplätze usw.
Aufgabe zum Text
Vergleichen Sie den Lebensverlauf der österreichischen
Jugendlichen und der russischen. Gibt es Unterschiede und
13
Ähnlichkeiten? Schreiben Sie einen kurzen Aufsatz darüber (ca. 150
Wörter)
Text 5
Lesen Sie den Text ohne Wörterbuch und schreiben Sie danach
eine Zusammenfassung.
Bevölkerungsentwicklung
Die erste Volkszählung, die heutigen Kriterien entspricht, fand in
Österreich-Ungarn 1869/1870 statt. Seit damals stieg die Einwohnerzahl auf
dem Gebiet des heutigen Österreich bis zur letzten Zählung vor Beginn des
Ersten Weltkrieges, die 1913 stattfand, stetig an
Die Bevölkerungszunahme war zu einem beträchtlichen Teil auf die
Binnenwanderung aus den Kronländern zurückzuführen. Nach dem Ersten
Weltkrieg, 1919, war die Bevölkerung wegen Kriegsverlusten und
Rückwanderung in die ehemaligen Kronländer um 347.000 Personen
zurückgegangen. Danach stieg die Einwohnerzahl kontinuierlich bis 1935
wieder an, bevor sie 1939, als die letzte Zählung vor Ausbruch des Zweiten
Weltkrieges stattfand, vor allem wegen Auswanderung aus dem
bürgerkriegsgebeutelten und politischer wie rassischer Verfolgung
bedrohten Land auf 6,65 Millionen Personen zurückging. Als 1946 die
ersten Einwohnerzahlen nach Ende des Krieges auf Grundlage der
Lebensmittelkarten ermittelt wurden, ergab sich eine Einwohnerzahl von
rund sieben Millionen, was einen neuen Höchststand ausmachte. Die hohen
Kriegsverluste waren durch Flüchtlingszustrom überkompensiert worden.
Bis 1953 waren Flüchtlinge und Displaced Persons großteils in ihre
Heimat zurückgekehrt oder weitergewandert, weshalb die Einwohnerzahl
erneut – auf 6,93 Millionen – zurückging. Hohe Geburtenüberschüsse
ließen die Einwohnerzahl seither auf einen neuen Höchststand im Jahre
1974, als 7,6 Millionen Personen in Österreich lebten, anwachsen. Nach
einer Phase der Stagnation begann die Einwohnerzahl Österreichs ab Ende
der 1980er Jahre erneut merklich zu steigen – diesmal aufgrund verstärkter
Zuwanderung etwa aus dem kriegsgebeutelten Ex-Jugoslawien während der
90er Jahre. Zu Jahresbeginn 2008 erreichte Österreich einen
Bevölkerungsstand von 8,33 Millionen.
Bevölkerungsbewegung
Heute ist Österreich – wie fast alle wohlhabenden westlichen Staaten
der Welt – de facto ein Einwanderungsland. Das heutige Bundesgebiet und
14
insbesondere Wien waren schon in früheren Zeiten Ziel größerer
Migrationsbewegungen. Zur Zeit der Industrialisierung gab es eine große
Binnenwanderung vor allem aus Böhmen und Mähren, das damals zum
selben Staatsgebiet gehörte. Nach 1918 wanderten aber bis zum Zweiten
Weltkrieg in der Regel jährlich mehr Österreicher aus, als Ausländer
einwanderten.
Ausnahmen der traditionellen Auswanderungstendenz aus Österreich
waren die Einwanderungswellen aus Ungarn, erstmals um 1920 aufgrund
politischer Turbulenzen, und dann 1956 nach der Niederschlagung des
ungarischen Volksaufstandes durch die Sowjets, sowie aus der
Tschechoslowakei 1968 nach Beendigung des Prager Frühlings. Eine
Ausnahme war auch die kurzfristige Flüchtlingswelle aus dem Deutschen
Reich, als 1933 die Nationalsozialisten im Deutschen Reich die Macht
erhielten und vor allem Juden zur Flucht drängten. Diese fand spätestens
1938 nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ihr Ende. Der
Anschluss an NS-Deutschland bedeutete im Gegenteil nun auch für
Österreich eine enorme Flüchtlingswelle.
Seit dem enormen Wirtschafts- und Wohlstandswachstum, das in den
1950er Jahren begann und Österreich bis heute zu einem wohlhabenden
Land machte, drehte sich die Wanderungsbilanz um. Gastarbeiter wurden
gezielt angeworben, später erreichten Österreich immer wieder
Flüchtlingsströme, etwa aus dem ehemaligen Jugoslawien während der
Jugoslawienkriege. Aus der Türkei kamen viele Wirtschaftsflüchtlinge nach
Europa und damit auch nach Österreich. In den letzten Jahren verstärkte
sich auch die Zuwanderung aus Deutschland nach Österreich, da hier die
Chancen auf einen Arbeitsplatz – etwa in der Tourismusbranche – größer
empfunden wurden oder werden, als dies in Deutschland der Fall war, bzw.
ist. Heute sind die deutschen Staatsbürger mit 109.000 (Stand 1. Jänner
2007) nach den Serben und Montenegrinern, sowie den Türken bereits die
drittgrößte Gastarbeitergruppe in Österreich.
Prognose
Laut Prognosen der Bundesanstalt Statistik Österreich würden sich
Geburten und Sterbefälle in Österreich noch für etwa 20 Jahre die Waage
halten, danach die Geburten- voraussichtlich unter den Sterbezahlen liegen,
was zu einem höheren Altersdurchschnitt führen würde. Durch
Zuwanderung würde die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 allerdings auf rund
9,5 Millionen anwachsen.
Nur in Wien, als einzigem der neun Bundesländer, würde der
Altersdurchschnitt niedriger und das Bevölkerungswachstum höher sein als
im Bundesdurchschnitt. Die neueste Prognose geht von einem dreimal
15
schnelleren Wachstum für Wien aus, als angenommen (24 statt 7 Prozent).
So könnte Wien 2031 wieder eine Zwei-Millionen-Stadt werden. Daraus
würden sich Probleme in der sozialen Infrastruktur und im Wohnbau
ergeben, wo bereits 2013 eine jährliche Bauleistung von 10.000
Wohneinheiten nötig sein wird.
Lebenserwartung
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich beträgt zur Zeit
(2005) bei den Frauen 82,1 Jahre und bei den Männern 76,4 Jahre (im
Vergleich 1971: 75,7 Frauen und 73,3 Männer). Die Kindersterblichkeit
beträgt 0,45 %. Die Selbstmordrate ist traditionell hoch: Etwa 400.000
Österreicher sind generell von Depression betroffen, etwa 15.000 pro Jahr
versuchen, sich das Leben zu nehmen; die Zahl der Suizidenten ist in
Österreich doppelt so hoch wie die der Verkehrstoten: Alle sechs Stunden
stirbt ein Österreicher durch eigene Hand.
Text 6
Lesen Sie den Text und antworten Sie anschließend auf die
Fragen.
Tourismusland Österreich
Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Österreich.
Im Jahr 2003 wurden 118 Millionen Übernachtungen gezählt, davon 86,3
Mio. Übernachtungen ausländischer Gäste. Die meisten Urlauber/innen
kommen aus Deutschland: 52,8 Mio. Übernachtungen. Die Niederlande und
die Schweiz folgen auf Platz 2 und 3. Tirol ist mit Abstand das beliebteste
Reiseziel in Österreich, vor allem im Winter, wenn viele Touristen zum
Skifahren und Snowboarden kommen. Im Sommer kommen viele, um in
den Bergen zu wandern. Im Vergleich zu allen anderen europäischen
Ländern hat Österreich die größte Tourismusintensität, das heißt: Auf jeden
Einwohner entfallen rund elf Übernachtungen, im EU-Durchschnitt aber
nur fünf.
Information Tirol
Tirol ist eines der bekanntesten Touristenziele in Österreich und liegt
zur Gänze in den Alpen. Die Hauptstadt ist Innsbruck, der wichtigste Fluss
ist der Inn. In Tirol wird durch Wasserkraftwerke in den Bergen viel
Energie erzeugt. Das „Europäische Forum Alpbach“ – es findet jedes Jahr
im Sommer in dem kleinen Tiroler Dorf Alpbach statt – ist eines der
wichtigsten Treffen von Intellektuellen in Europa. Tirol ist auch Transitland
16
für den europäischen Verkehr: Durch Tirol fährt man, wenn man von
Deutschland nach Italien kommen möchte. Das führt zur Belastung der
Umwelt und erregt oft großen Unmut bei der Tiroler Bevölkerung.
Wo machen Österreichinnen Urlaub?
Die Österreichinnen machen zur Hälfte Urlaub im Inland, zur Hälfte
im Ausland. Die beliebteste Destination im Ausland ist Italien: Knapp ein
Viertel aller Auslandsreisen führt in das südliche Nachbarland. Dem folgen
Kroatien, Griechenland, Spanien, Deutschland und die Türkei. Während
also viele Deutsche nach Österreich reisen, machen umgekehrt nur wenige
ÖsterreichInnen Urlaub in Deutschland.
Fragen
zum
Text:
1. Wo und wie kann man sich in Österreich erholen?
2. In welchen Orten verbringen Urlaub Ihre Landsleute?
3. Wo verbringen Sie vermutlich Ihren nächsten Urlaub?
4. Erzählen Sie über Ihren Traumurlaub in Österreich.
Text 7
Lesen Sie den Text und erzählen Sie über die Sehenswürdigkeiten
von Wien.
Wien
Wien liegt an der Donau. Die uralte Stadt ist von malerischen Parks
und Weingärten umgeben. Schon vor 2000 Jahren gab es hier einen Ort mit
dem geheimnisvollen Namen Vinbodona.
Später war Wien die Hauptstadt eines großen Kaiserreiches. Aus
dieser Zeit stammen viele prächtige Barockschlösser wie z.B. die Wiener
Hofburg oder Schloss Schönbrunn. Sie sind oft von Parks, Gärten und
breiten Alleen umrahmt. Außerdem gibt es in Wien sehr schöne Theater wie
das Burgtheater und die Staatsoper.
Das Wahrzeichen von Wien ist der gotische Stephansdom. Die Wiener
nennen sich liebevoll „Steffl“. Auch die wesentlich jüngeren
Jugendstilhäuser von Lohs, Klimt, Wagner und anderen Künstlern sind
prächtige Denkmäler der Architektur.
Das Bild der Stadt Wien wird nicht zuletzt durch die umgebende
Landschaft und die malerischen Vororte bestimmt. Im Wiener Naturpark
„Prater“, einer bezaubernden Landschaft im Weichbild der Stadt, dreht sich
17
das 67 m hohe Riesenrad, das zwischen 1894 und 1897 errichtet wurde. Das
Riesenrad ist auch eine Sehenswürdigkeit und ein Wahrzeichen der Stadt.
Manchmal allerdings fühlen sich die Wiener wie in einem Museum.
Vielleicht brachte gerade das den Maler Friedensreich Hundertwasser auf
die Idee, ganz andere Häuser zu bauen, und zwar solche mit unebenen
Wänden, ungleichen Fenstern, bunten Fliesen und Säulen, ja sogar Gärten
und Wiesen auf den Dächern.
Wien ist auch durch den Wiener Walzer bekannt. Wer kennt den
Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß nicht! Für die
Österreicher ist dieser berühmte Walzer die zweite Staatshymne. Im 18.-19.
Jahrhundert war Wien die „musikalische Hauptstadt“ Europas. Besonders
beliebt war bei den Wienern der Walzer. Zuerst war das ein Bauerntanz und
hieß „Ländler“. Später tanzten Könige und Kaiser den Walzer.
Text 7a
Lesen Sie den Text und betiteln Sie ihn.
Im Vergleich von fünf europäischen Großstädten fühlen sich die
Wiener am sichersten. Das hat der österreichische Kriminalwissenschaftler
Gerhard Hanak herausgefunden. Er hat Wien mit Hamburg, Amsterdam,
Krakau und Budapest verglichen. Objektive Gründe für das deutlich
unterschiedliche Sicherheitsgefühl der Großstadt-Bewohner gibt es nicht:
„Die Wahrscheinlichkeit, abends ein Opfer von Kriminalität zu werden, ist
in allen fünf Städten ähnlich groß“, sagte Hanak der Wochenzeitung Die
Zeit. Eine mögliche Interpretation: In Wien leben arme und reiche Bürger in
denselben Vierteln, außerdem ist die Stadt besonders sauber. Deshalb, so
Hanak, fühlen sich die Menschen sicherer.
Was Neues über Wien haben Sie aus dem Text erfahren?
Text 8
Die Stadt im Schatten
3 Fragen an Franz Wurzenrainer, Bürgermeister von Rattenberg
(Österreich)
Ihr Ort hat ein Problem. Welches?
18
Wir verlieren Einwohner. 1951 haben 920 Menschen in Rattenberg
gewohnt, 2001 nur noch 436. Wir sind die kleinste Stadt Österreichs.
Deshalb haben wir die Leute gefragt, was ihnen bei uns nicht gefällt. 54
Prozent haben gesagt: Im Winter fehlt die Sonne. Rattenberg liegt nämlich
in einem engen Tal. Deshalb liegt die Stadt von Dezember bis Anfang
Februar den ganzen Tag im Schatten.
Ist das so schlimm?
Manche sagen, das ist unangenehm. Durch den Schatten ist es ein
bisschen kälter. Wir sind deshalb aber nicht depressiver als andere
Menschen, wie manche meinen. Wir sehen die Sonne und den blauen
Himmel schon. Die Rattenberger können mit diesem Problem umgehen.
Wenn das Wetter schön ist, muss man nur ein paar hundert Meter aus dem
Schatten des Berges herausgehen, dann steht man in der Sonne. Außerdem
sind wir in 15 Minuten im nächsten Skigebiet.
Trotzdem wollen Sie jetzt etwas gegen den Schatten machen?
Wir wollen die Sonne von der anderen Talseite spiegeln. Rund 50
Spiegel sollen das Sonnenlicht auf die Straßen und Plätze lenken und so den
Schatten vertreiben. Nun müssen wir herausfinden, ob das möglich und
auch erlaubt ist. Dazu brauchen wir Geld. Leider kostet die Technik
nämlich zwei Millionen Euro. Das können wir nicht bezahlen. Jetzt hoffen
wir, dass die Europäische Union uns hilft. Aber erst mal müssen wir sicher
sein, dass die Spiegel keine Anwohner oder gar Autofahrer blenden. Da
müssen wir noch ein paar Probleme lösen.
Aufgaben zum Text:
1. Das Wetter ist in den deutschsprachigen Ländern für alle sehr
wichtig. Deshalb sprechen wir so oft darüber. Ergänzen Sie die
Dialoge!
1. - Du bist ja ganz nass!
- Ja, draußen _____________ es schon, seit ich aus dem Büro
gekommen bin.
2. - Mami, Mami, wo ist mein Schneeanzug? Ich will raus, es
_________.
3. - Warum kommst du denn so spät?
- Ich musste sehr langsam fahren, weil ich fast nichts sehen konnte.
Es ist sehr _______________ draußen!
19
4. - Der ganze Himmel ist voller Wolken. Man sieht den Himmel gar
nicht.
- Leider ist es schon seit heute morgen ____________.
5. - Heute ist es so schönes Wetter!
- Ja, endlich _____________ die Sonne wieder!
a) bewölkt, b) (es) regnet, c) scheint, d) (es) schneit, e) nebelig
2. Wie meinen Sie, wie kann man den Einwohnern der Stadt
Rattenberg helfen?
3. Kennen Sie andere Städte, die auch ähnliche Probleme haben?
Text 9
Überfliegen Sie den folgenden Text und antworten Sie auf die
Fragen:
a) Welche Sprachen werden in Österreich gesprochen?
b) Wodurch unterscheidet sich das österreichische Deutsch vom
deutschen Deutsch?
Sprache und Identität in Österreich
Deutsch ist in Österreich die Amtssprache und die Muttersprache von
etwa 95% der Bevölkerung. Neben dem Deutschen bestehen aber noch
sechs anerkannte Minderheitensprachen: Kroatisch, Slowenisch, Ungarisch,
Tschechisch, Slowakisch, Roma & Sinti. Weiters beherbergt das Land– wie
auch Deutschland - viele Menschen aus fremden Kulturen, die aus
wirtschaftlichen oder politischen Gründen ins Land gekommen sind. Diese
Zuwanderer stammen vornehmlich aus dem ehemaligen Jugoslawien
(Kroaten, Serben und Bosnier), aus dem asiatischen Raum (Türken,
Kurden, Iraner, Iraker usw.), aber auch aus anderen Weltregionen. Der
Ausländeranteil in Österreich insgesamt beträgt etwa 8,8% (2002). Es ist
allerdings unumstritten, dass das Deutsche die wichtigste Sprache in
Österreich ist. Allerdings sprechen wir hier von der österreichischen
Varietät der deutschen Sprache, dem sogenannten Österreichischen
Deutsch. Das mündliche österreichische Deutsch ist den vielen
oberdeutschen Dialekten zuzuordnen, die zu den Mundartfamilien des
Alemannischen (gesprochen in Voralberg sowie dem Tiroler Außerfern)
20
und Bairischen (gesprochen in allen anderen Bundesländern) gehören. Aber
auch in seiner verschriftlichten Form unterscheidet sich das österreichische
Deutsch in einigen Elementen in Grammatik, Morphologie und Syntax vom
deutschen Deutsch. Die größten Abweichungen findet man jedoch in der
Lexikologie: Einerseits werden Dinge anders benannt (z.B. Marille an
Stelle von Aprikose), andererseits haben bekannte Lexeme eine andere
Bedeutung (z.B. Sessel an Stelle von Stuhl; Fauteuil an Stelle von Sessel),
was immer wieder zu Missverständnissen zwischen Deutschen und
Österreich führt.
Österreich begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg, seine
Selbständigkeit zu betonen und die Unterschiede zu Deutschland
aufzuzeigen. Für die österreichische Sprachpolitik war das Erscheinen des
ersten österreichischen Wörterbuchs (Das Österreichische Wörterbuch,
1951) von großer Bedeutung. In ihm sind sämtliche österreichsspezifischen
Ausdrücke vermerkt; das Wörterbuch stellt den DUDEN Österreichs dar.
Im politischen Bereich wurde die österreichische Identität durch eine
bewusste Abgrenzung zu Deutschland vorangetrieben bzw. erfolgt die
Identifizierung über eine Differenzierung zu Deutschland. Im Laufe der Zeit
wurde diese Sichtweise angenommen, und zweifelt kaum mehr daran, dass
Österreich eine eigene Nation darstellt. Nur eine kleine Gruppe von
Personen ist noch immer der Meinung, dass eine Nation eine gemeinsame
Sprache haben muss, weshalb die (deutschsprachigen) Österreicher zur
deutschen
Kulturgemeinschaft
gehören.
Diese
sogenannten
Deutschnationalen finden sich noch vereinzelt im rechten politischen Lager.
Seit dem 01. Jänner 1995 ist Österreich Mitglied der Europäischen Union.
Bei den Beitrittsverhandlungen haben die Österreicher darauf bestanden,
das Österreichische Deutsch als EU-Amtsprache anzuerkennen. Am Ende
wurden im Protokoll 10 jedoch nur 23 Austriazismen (allsamt Begriffe im
kulinarischen Bereich) als Besonderheiten des österreichischen Deutsch
anerkannt. Obwohl diese Austriazismen nur einen sehr geringen Ausschnitt
aus der österreichischen Varietät des Deutschen darstellen, sehen die
Österreicher sich durch den EU-Beitritt dadurch nicht in ihrer Identität
bedroht, eher durch die Tatsache, dass der (sprachliche) Einfluss aus
Deutschland (v.a. durch den Konsum deutscher Fernsehsender) überhand
nimmt und dadurch schon Kinder typische binnendeutsche Ausdrücke
verwenden.
Einfluss deutscher Medien
In letzter Zeit wird die Österreichische Umgangssprache auch mit
Wörtern aus bundesdeutschen Medien bzw. in Deutschland
synchronisierten Spielfilmen und TV-Serien durchwirkt; so ist es in allen
Landesteilen bereits gebräuchlich, dass gelegentlich Wörter wie Tschüss,
klasse, lecker, das Teil statt der Teil oder das Stück, Tüte statt Sackerl
21
verwendet werden. Die Massenmedien verstärken dies durch den Einsatz
von Ausdrücken wie bislang, vor Ort, gerade mal, mit („mit das Schlimmste
war …“), bei („da ist doch gar nichts bei“) usw. Auch wird bei deutschösterreichischen Krimiproduktionen, die in Österreich spielen, den
handelnden Polizisten oft der Amtstitel „Kommissar“ verpasst, obwohl es
diesen bei der österreichischen Polizei nicht gibt.
Hinzu kommt, dass Lektoren deutscher Verlage in Texten
österreichischer Autoren immer wieder österreichische Ausdrücke durch in
Österreich nicht übliche Wörter ersetzen.
Imageprobleme
Eine 2006 veröffentlichte Untersuchung, die die österreichische
Sprachforscherin Jutta Ransmayr bei Deutschlehrenden und Studenten in
Großbritannien, Frankreich, Tschechien und Ungarn durchführte, zeigte,
dass die österreichische Sprachvariante für einen Dialekt gehalten wird.
Dadurch wird das österreichische Deutsch von Lehrenden in Westeuropa
für „zweitklassig, altmodisch oder fehlerhaft“ gehalten, während es in
osteuropäischen Staaten wie Tschechien weiterhin praktiziert wird. Ursache
für beide Phänomene ist laut Ransmayr, dass der letzte Sprachexport
Österreichs zur Zeit der k.u.k.-Monarchie stattgefunden hat.
Rechtschreibreform
Manche Verlage und Medien in Österreich leisteten Widerstand gegen
die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996. Mittlerweile
verwenden aber alle großen Tageszeitungen die reformierte Schreibweise.
Sprachwissenschaftliche Diskussion
Zur Frage Plurizentrische Sprache gibt es einen laufenden
Entwicklungs- und Diskussionsprozess in der Germanistik, die noch bis in
die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts von einer „monozentrischen
Auffassung“ geprägt war und das Konzept der plurizentrischen Sprache erst
seitdem entwickelt und verfeinert hat. Darum ist auch der Begriff des
Österreichischen Deutsch nicht unumstritten, wird aber von der Mehrzahl
führender Sprachwissenschaftler Österreichs vertreten und belegt, wobei es
in Deutschland und vereinzelt in Österreich dazu auch kritische
Expertenmeinungen gibt.
Text 9
Wortschatz in Österreich
22
Viele in anderen deutschen Sprachregionen gebräuchliche Wörter
werden in Österreich weder mündlich noch schriftlich allgemein verwendet.
Manche der folgenden Wörter waren auch im sonstigen oberdeutschen
Sprachraum ursprünglich nicht heimisch.
Österreichisches Amts- und Juristendeutsch
Das so genannte österreichische Amtsdeutsch geht zurück auf die
österreichisch-ungarische Monarchie und hat sich seitdem zwar in Details
entwickelt, insgesamt aber in den Begrifflichkeiten stark konserviert. (Sein
Einsatz war 1938–1945 infolge der Geltung reichsrechtlicher
Bestimmungen weitestgehend unterbrochen.) Ebenso maßgeblich für die
Erhaltung und Weitergabe dieses österreichischen (Hoch-)Deutsch sind das
Bildungswesen
(Schulen,
Universitäten)
sowie
die
weiteren
sprachprägenden Institutionen des heutigen Österreich (Insbesondere
Fernsehen, Radio und Printmedien).
Im Folgenden sind österreichische Ausdrücke aus dem Bereich
Verwaltung und Politik angeführt, daneben die jeweilige Entsprechung in
Deutschland:
Nationalrat
=
Bundestag
Landeshauptmann/Landeshauptfrau
=
Ministerpräsident/Ministerpräsidentin
(eines
Bundeslandes)
Landesrat/Landesrätin
=
Minister/-in
(eines
Bundeslandes)
Bezirkshauptmannschaft = Bezirksverwaltung (Landrats-/Kreisamt)
Klub
=
Fraktion
(im
Parlament)
Klubobmann/Klubobfrau = Fraktionsvorsitzender/Fraktionsvorsitzende
Gendarmerie (2005 mit der Bundessicherheitswache zur Bundespolizei
zusammengelegt)
=
Landpolizei
Bezirksgericht
=
Amtsgericht
Landesgericht
=
Landgericht
Oberster
Gerichtshof
=
Bundesgerichtshof
Verfassungsgerichtshof
=
Bundesverfassungsgericht
Verwaltungsgerichtshof
=
Bundesverwaltungsgericht
in Verstoß geraten = derzeit nicht auffindbar (in den falschen Aktenstapel
geraten)
der
Akt
=
die
Akte
in
Evidenz
halten
=
vormerken
urgieren
=
auf
eine
Entscheidung
drängen
Gleichschrift
=
Abschrift
skartieren = Akten vernichten
Ebenso werden in der Rechtssprache und in der österreichischen
Gesetzgebung Ausdrücke verwendet, die z. B. in Deutschland nicht
vorkommen, einen anderen Bedeutungsinhalt haben (z. B. Besitz) oder
23
ungebräuchlich sind. Ebenso weichen Rechtsausdrücke – oft aufgrund der
vom Gesetzgeber gewählten Terminologie – im Detail von den in
Deutschland gebräuchlichen, sinngleichen Ausdrücken ab (z. B. in
Österreich: Schadenersatz, Schmerzengeld laut dem ABGB 1811; in
Deutschland: Schadensersatz, Schmerzensgeld ).
Generell lässt sich in Österreich eine häufigere Verwendung von
Latinismen in der Rechtssprache feststellen, was vor allem darauf
zurückzuführen ist, dass das kurz vor 1900 entstandene deutsche BGB die
zuvor auch in Deutschland weit verbreiteten lateinischen Rechtsausdrücke
aus dem römischen Recht (Pandekten) bewusst vermied oder
„eindeutschte“. Beispiele sind nur in Österreich oder öfter als in
Deutschland verwendete Ausdrücke wie Legat (Vermächtnis), Servitut
(Dienstbarkeit), Causa (Fall; bedeutet in Deutschland jedoch
„Rechtsgrund“).
Text 9a
Wortschatz im Schulbereich
Auch im Schulbereich bestehen hinsichtlich der Organisation wie auch
der Ausdrücke einige Unterschiede zwischen dem österreichischen und dem
deutschen System. In Österreich gibt es nur zwei weiterführende
Schultypen nach der Volksschule (Deutschland: Grundschule, früher und
gelegentlich noch in Bayern auch Volksschule), nämlich die Hauptschule
(in Wien manchmal: Kooperative Mittelschule), die etwa der deutschen
Haupt- und Realschule entspricht, und das Gymnasium. In der Hauptschule
werden die Schüler in drei Leistungsgruppen aufgeteilt. Das Abitur in
Deutschland entspricht der Matura in Österreich.
Für Kinder ist in Österreich der Kindergarten (Alltagssprache) bzw.
das Kindertagesheim (Amtssprache) vorgesehen. Die in West-Deutschland
in den letzten Jahrzehnten gebräuchliche Bezeichnung Kindertagesstätte
bzw. Kita ist in Österreich genauso unüblich oder gar unbekannt.
Im Verkehrsbereich hat eine Lichtzeichenanlage in Österreich eine
ganz andere Bedeutung als in Deutschland. Die in beiden Ländern ugs. als
Ampel bezeichnete heißt in Österreich Lichtsignalanlage , während die
Lichtzeichenanlage einen unbeschrankten Bahnübergang kennzeichnet. Im
Transport ist die offizielle Bezeichnung Frächter für einen Frachtführer.
Monatsnamen: Jänner, Feber und Februar
24
Die in Österreich für den ersten Monat des Kalenderjahres verwendete
Bezeichnung ist Jänner. Jänner wird offiziell benutzt und Januar ist in
nahezu
allen
Bereichen
unüblich.
Jänner
entspricht
dem
mittelhochdeutschen jener, jenner, das wiederum aus der spätlateinischen
Form iēnuārius entstanden ist.
Jänner war bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts im gesamten
deutschen Sprachraum verbreitet, wurde dann aber bis ungefähr 1800 – mit
Ausnahme des süddeutschen Sprachraumes – von der Form Januar
verdrängt, die wiederum eine endungslose Variante des lateinischen
iānuārius ist. Jänner stellt somit aus neuhochdeutscher Sicht ein Erbwort
aus dem Mittelhochdeutschen dar (weil es in die entsprechenden
Lautwandelprozesse eingebunden war), wohingegen Januar – auch im
Neuhochdeutschen – ein lateinisches Lehnwort ist.
Anders verhält es sich mit der Bezeichnung Feber für den zweiten
Monat des Kalenderjahres. Hier war in der deutschen Volkssprache die
Bezeichnung Hornung üblich, die aber dann über den Weg der
humanistischen Kanzleisprache vom Mitteldeutschen und Oberdeutschen
als Feber ein Lehnwort wurde.
Text 9b
Küchenvokabular
Die österreichische Küche ist auf Grund der politischen Geschichte
Österreichs
und
zahlreicher Zuwanderer
traditionell
eine
„Vielvölkerküche“ mit vielen Gerichten aus anderen Länderküchen. Auch
einige österreichische Nationalspeisen stammen in Wirklichkeit
ursprünglich gar nicht aus Österreich. Das berühmte Wiener Schnitzel
kommt eigentlich aus Mailand, wo es Costoletta alla milanese hieß, und
wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien eingeführt. In den
Kochbüchern heißt dieses Gericht erst nach 1900 Wiener Schnitzel.
Ursprünglich kommt auch der Apfelstrudel nicht aus Wien, sondern wurde
wie andere Strudel von den Janitscharen aus dem osmanischen Reich dort
eingeführt, die Palatschinke ist wie Gulasch eigentlich eine ungarische
Spezialität.
Viele Rezepte
unter www.thea.at
In den
Gemeinschaft
aus
der
Beitrittsverträgen
(EU) wurden
österreichischen
Küche
finden
Sie
Österreichs mit der Europäischen
auch einige österreichspezifische
25
Bezeichnungen für Lebensmittel festgeschrieben, die im übrigen deutschen
Sprachraum nicht gebräuchlich sind (ausgenommen einzelne im Raum
Bayern) und teilweise auch den Zweck eines Produktschutzes erfüllen.
in Österreich
in Deutschland
Beiried (n, f)
Roastbeef (n)
Blunzen (f)
Blutwurst
Eierschwammerl(n)
Eierspeis(e) (f)
Pfifferling (m)
Rührei (n)
Erdäpfel (m, Pl)
Kartoffeln (f)
Faschiertes (n)
Hackfleisch (n)
Fisolen (f, Pl)
Grüne Bohnen (f, Pl)
Fleischlaibchen,
-laiberl, -laberl (n);
faschiertes Laibchen
bzw. Laberl (n)
(Ostösterreich)
Frikadelle
Bulette
Fleischpflanzl, pflanzerl
Fleischküchl, -küchle,
-küchla
Frittaten (f, Pl)
Pfannkuchenstreifen
(Pl)
Germ (f, m)
Hefe (f)
Germ (f, m)
Hefe (f)
Häuptelsalat (m)
Kopfsalat (m)
Häuptelsalat (m)
Kopfsalat (m)
Heiden (m)
Buchweizen (m)
Karfiol (m)
Blumenkohl (m)
26
Anmerkungen
In Deutschland wird auch
Rippenstück verwendet
Blunzen eher
umgangssprachlich; auch
in Altbayern
umgangssprachlich auch in
Altbayern
In Österreich sind beide
Bezeichnungen
gebräuchlich; auch in
Altbayern
In Vorarlberg Hackfleisch
In Kärnten als Strankerl (n)
bzw. Strankalan/-elen (Pl)
bezeichnet
nordwestdeutscher Raum
nordostdeutscher Raum
Altbayern
süddeutscher Raum
typisch regionaler Begriff,
alle Wörter auch schriftlich
in der Gastronomie
Suppeneinlage in
Vorarlberg und
Württemberg Flädle
In Österreich werden beide
Begriffe verwendet; auch
in Altbayern
In Westösterreich wird
auch Kopfsalat, in Bayern
ebenfalls Häuptelsalat
verwendet
In Österreich werden beide
Begriffe verwendet
auch im südlichen
Altbayern. In Vorarlberg
Möhre (v.a.
Verkleinerung
M?hrlein) und Gelbe
Rübe
Karotte (f)
Möhre (f)
Kren (m)
Meerrettich (m)
Kren (m)
Meerrettich (m)
Kukuruz (m)
Mais (m)
Kukuruz (m)
Mais (m)
Leberkäse (m)
Fleischkäse (m)
Leberkäse (m)
Fleischkäse (m)
Marillen (f, Pl)
Aprikosen (f)
Mehlspeise (f)
Süßspeise (f),
Dessert usw.
Nuss (f)
Kugel (f)
Marillen (f, Pl)
Aprikosen (f)
Obers (n),
Paradeiser (m, Pl)
Tomaten (f)
Powidl (m)
Pflaumenmus,
Zwetschgenmus,
Latwerge (n)
Ribisel (f, Pl)
Johannisbeeren (f)
Blumenkohl
ist auch in weiten Teilen
Österreichs geläufig.
In Bayern und BadenWürttemberg wird der
Begriff Karotte (f) oder
Gelbe Rübe (f) verwendet
Auch in Bayern ist Kren
(zumindest
umgangssprachlich) das
geläufigere Wort
In Österreich werden beide
Begriffe verwendet, aber
auch Woaz (Stmk.) oder
Türken (Kärnten, Tirol)
In Tirol wird ebenfalls
Fleischkäse, in Bayern und
Württemberg aber meist
Leberkäse verwendet
auch in Altbayern
In Bayern wird ebenfalls
'Mehlspeis(e)' verwendet
Nuss (f)
Obers (n), Rahm (m)
Sahne (f), Rahm (m)
Paradeiser (m, Pl)
Tomaten (f)
Powidl (m)
Pflaumenmus,
Zwetschgenmus,
Latwerge (n)
Nuss auch in Deutschland
verbreitet
Sahne ist in Österreich
unüblich, am meisten
verbreitet ist Obers (im
Osten), auch Kaffeeobers
und insbesondere
Schlagobers - Im Westen
(wie in Bayern): Rahm.
In Österreich werden beide
Begriffe verwendet
auch im östlichen
Altbayern
In Vorarlberg
Johannisbeere; auch in
27
Rote Rübe (f)
Rote Bete (f)
Rote Rübe (f)
Schweins- (-braten
usw.) Schweine- (braten usw.)
Stelze (f)
Eisbein (n),
Hachse (f)
Weichseln (f, Pl)
Sauerkirschen (f, Pl)
Schweins- (-braten
usw.) Schweine- (braten usw.)
Stelze (f)
Eisbein (n),
Hachse (f)
Zibeben (f, Pl)
Rosinen (f, Pl)
Zibeben (f, Pl)
Rosinen (f, Pl)
Pflaume
Zwetschke (f)
Pflaume,
Zwetschge (f)
Weichseln (f, Pl)
Altbayern
Rote Rübe gilt im ganzen
süddeutschen Raum; in
Kärnten auch Rote Rohne
Auch in Bayern üblich
Es wird auch der Begriff
Haxen (m) z. B.:
Schweinshaxen, verwendet
Weichsel gilt im ganzen
süddeutschen Raum
In Österreich wie auch in
Bayern werden beide
Begriffe verwendet
Pflaume fachsprachlich
auch in Österreich üblich.
Gewichtsbezeichnungen
Bei Lebensmitteln wird statt 10 Gramm die Bezeichnung 1
Deka(gramm), abgekürzt dag, früher dkg, verwendet (analog zu den
anderen Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie, vgl.
im Italienischen un etto = 100 g. So lautet etwa die Bestellung 10 Deka
Extrawurst und nicht 100 Gramm Fleischwurst.
Der Zentner wird in Österreich für eine Gewichtseinheit von 100 kg
verwendet, in Deutschland für 100 Pfund (50 kg). Die in Deutschland
verwendeten Begriffe Doppelzentner für 100 kg sowie Pfund für das halbe
Kilogramm sind in Österreich unüblich.
Österreichische Markennamen
Auch die Wirtschaft spielt im österreichischen Deutsch eine Rolle, wo
beispielsweise einzelne Markennamen zu Austriazismen wurden. So wird
heute für das Klebeband zumeist der Markenname TIXO verwendet, für
dünne Salzstangerln Soletti, für Schokoküsse Schwedenbomben, für
Putzlappen Wettex, für Schnellkochtöpfe Kelomat und manchmal auch für
Orangensaft Cappy und für Apfelsaft Obi.
28
Text 9c
Wichtigste Ausdrücke im Unterschied zu Deutschland
In Österreich
Akt (m)
аngreifen
In Deutschland
Akte (f) bzw.
Verwaltungsvorgang
anfassen (mit der Hand
berühren)
aufdrehen/abdrehen
(das Licht)
anmachen/ausmachen
(das Licht)
sich ausrasten
Bankomat (m)
Beistrich (m)
sich ausruhen
Geldautomat
(m Komma (n)
Bub(e) (m)
Junge
Eiskasten
Kühlschrank
Exekutive (f)
Polizei (f)
Da
hier
Fleischhauer,
Schlachter Fleischer,
29
Anmerkungen
аuch in Altbayern
eher
umgangssprachlich),
auch in Altbayern,
seltener auch in
Deutschland
gehobene und
amtliche Sprache:
Knabe auch in
Süddeutschland und
in der Schweiz
Bursche (m) älterer
Junge bzw. junger
Mann
auch im
süddeutschen Raum
(eher
umgangssprachlich).
Offizielle
Amtsbezeichnung
eines
Bundespolizisten ist
gleichwohl
Exekutivbediensteter
z.B. am Telefon:
"Hallo, da ist
Anton!", statt:
"Hallo, hier ist
Anton!"
In Westösterreich
Fleischhacker (m)
Metzger
Frächter (m)
Frachtführer
Gehweg (m) auch
Trottoir
Gehsteig (m)
(Vorarlberg,
Innviertel) ist auch
Metzger
gebräuchlich
ebenfalls im
süddeutschen Raum.
Gelse (f)
Stechmücke (f)
Gewand (n)
(Kaffee-)Häferl (n)
Kleidung (f)
(Kaffe-)Tasse
heuer (adv.)
in diesem Jahr
ident
identisch
Rechtswissenschaft,
Jura
Schwangerschaftsurlaub
(m)
Jus (n)
Karenz(zeit) (f)
Kassa (f)
Kasten (m)
Kredenz (f)
Kasse bzw.
Kassenschalter (Bank,
Supermarkt, etc.)
Schrank
Anrichte (in einer
Wohnung)
Lacke (f)
Lache, Pfütze
Leibchen (n)
T-Shirt, Trikot,
Unterhemd
30
auch in Altbayern
auch in Altbayern,
ugs. auch für einen
leicht cholerischen
Menschen
In Süddeutschland
ist heuer
auch in der Schweiz
und in
Süddeutschland
auch verbreitet
auch in Altbayern
Sowohl für kleine
Pfützen (Blutlacke,
Hundelackerl) als
auch für größere
Gewässer wie
Salzlacken, z. B. die
Lange Lacke im
Burgenland, auch in
Altbayern
Ugs.: Leiberl; auch
in Bayern
leiwand (adj.)
Lenker (m)
malad (adj.)
gut, schön, toll
Fahrer (eines
Fahrzeuges)
kränklich
Matura (f)
Abitur (n)
Mist (-kübel) (m)
Abfall (-eimer), Müll (behälter)
Ordination (f)
Pfusch (m), -er (m)
Aufkleber (m)
Polster (m)
Risken (pl)
Rufzeichen
Sackerl (n)
(Tür-)Schnalle (f)
Kissen (n)
Risiken
Ausrufezeichen
Tüte (f)
(Tür-)Klinke (f)
Schularbeit (f)
Sessel (m)
Stiege (f), -nhaus
(n)
offiziell:
„Reifeprüfung“,
auch in der Schweiz
als Matur oder
Matura üblich
vor allem in Wien
auch noch
„Coloniakübel“ für
Gesamte Arztpraxis
inklusive Wartezimmer
Schwarzarbeit, -er
Pickerl (n)
Schnitte (f)
auch in der Schweiz
Insbes. KFZPrüfplakette, auch
die
Autobahnvignette
oder das Wiener
Parkpickerl; auch in
Altbayern Mülltonne
auch in Altbayern
ugs. auch in
Altbayern Z. B.:
Manner-Schnitte
Waffel
Klassenarbeit (f) (In
Österreich praktisch
nicht verbreitet)
Stuhl
Treppe (f), -nhaus (n)
31
(in
Norddeutschland:
Stiege = schmale
Treppe) auch in
Altbayern
Stoppel (m)
Stöpsel, Korken
Stutzen (m, Pl)
(Tabak-)Trafik (f)
Kniestrümpfe (f, Pl)
Kiosk, Tabakladen (m)
Tram(way) (f)
Straßenbahn
Tuchent (f)
Bettdecke
daher auch:
Stöpselzieher,
Stoppelzieher
auch in Altbayern
(Auch in der
Schweiz), ebenfalls
in Bayern
(besonders:
M?nchen), Berlin
„übersiedeln“: in
Deutschland nur bei
großen
Entfernungen, in
Österreich auch
innerhalb einer
Stadt. Achtung:
Partizip Perfekt in Ö
übersiedelt, in D
übergesiedelt!
übersiedeln
Umziehen
auf etwas
vergessen
etwas vergessen
verkühlt
erkältet
Vorrang (m)
Vorfahrt (f)
Vorzimmer (n)
Diele, Flur (einer
Wohnung)
In Deutschland nur
für Büro-Vorzimmer
gebräuchlic
weiters (adv.)
außerdem, ferner,
darüber hinaus
auch in Altbayern
Wissenschafter (m)
Wissenschafter (m)
auch in der Schweiz
üblich
zensurieren
Zündholz (n),
Zünder (pl),
Schnellfeuer (n)
zensieren
Zuseher (m)
Zuschauer (m)
parallel dazu auch in
Bayern benutzt
Streichholz
32
Auch in
Süddeutschland und
Schweiz verbreitet
In Österreich beide
Begriffe
gebräuchlich
Viele der hier genannten Abweichungen treffen allerdings auch auf die
Unterschiede zwischen dem Sprachgebrauch Ost- und Westdeutschlands zu.
So sind westdeutsche Nachkriegs-Wortschöpfungen wie Azubi (Lehrling)
und Kita (Kindergarten) auch in Ostdeutschland nicht üblich (gewesen).
Begriffe wie Bezirksgericht, Oberster Gerichtshof, Rat, Bürgermeister,
Praktischer Arzt u.v.a. wurden in der ehemaligen DDR identisch wie in
Österreich verwendet.
Text 9d
Grammatikalische Besonderheiten
Wortbildung (Komposition und Fugenlaute)
Zwischen
die
Elemente
zusammengesetzter
Hauptwörter
(Wortkomposition) tritt im österreichischen Deutsch (im Gegensatz zum
Bundesdeutschen) oft ein Fugenlaut wie etwa das Fugen-S, z. B.
„Zugsverspätung“ oder „Schweinsbraten“ (bundesdeutsch „Zugverspätung“
bzw. „Schweinebraten“). Auch bei zusammengesetzten Partizipien wird oft
das Fugen-S verwendet, z. B. „verfassungsgebend“. Dieses Fugen-S wird
oft fälschlich als Genitiv interpretiert. Andererseits tritt das Fugen-S in
einigen Fällen im Gegensatz zum Sprachgebrauch in Deutschland nicht auf,
z. B. „Adventkalender“ statt „Adventskalender“, „Schadenersatz“ statt
„Schadensersatz“, „Schmerzengeld“ statt „Schmerzensgeld“ Ebenso kommt
es im österreichischen Deutsch abseits des Fugen-S auch bei anderen
Wortkompositionen zu einem Fugenlaut, wo im Bundesdeutschen keiner
vorkommt, beispielsweise beim österreichischen Halteverbot (offizielle
Bezeichnung in Gesetzen usw.) im Vergleich zum offiziellen deutschen
Haltverbot.
Konjugation
Die zweite Person Plural wird, wie auch in Teilen des süddeutschen
Sprachraumes, im Präsens und Perfekt gern mit der Endung –ts versehen,
um gegenüber der 3.
Person Singular klarer abzugrenzen, vor allem wenn das
Personalpronomen weggelassen wird (Habts (ihr) das gesehen?). Hinter
diesem –s verbirgt sich das Personalpronomen és [eˑs], eine alte Dualform,
die hier mit der Personalendung verschmolzen ist. In manchen Teilen des
bairischen Dialektgebietes existiert dieses Personalpronomen auch noch als
eigenständiges Wort.
Perfekt
33
In Österreich (wie auch in der Deutschschweiz und im gesamten
süddeutschen Sprachraum) wird für die Bildung des Perfekts von Verben,
die die Körperhaltung ausdrücken, genauso wie für Verben der Bewegung,
(auch hochsprachlich) generell als Hilfsverb „sein“ verwendet. Zu den
betroffenen Verben gehören zum Beispiel „sitzen“ (sitzen – bin gesessen,
aber: einsitzen (im Gefängnis) – habe gesessen), „stehen“ (stehen – bin
gestanden, aber: gestehen – habe gestanden), „liegen“ (liegen – bin gelegen)
und in Teilen der Steiermark und Kärntens umgangssprachlich „schlafen“
(schlafen – bin geschlafen).
Präteritum/Imperfekt
Ebenso wie im gesamten Dialektgebiet südlich der Mainlinie ist das
Präteritum, in Österreich auch „Mitvergangenheit“ genannt, in der
österreichischen Umgangssprache eher ungebräuchlich. „Ich ging“ oder
„ich sah“ wird als fremdartig empfunden, lediglich die Verben sein und
wollen werden im Präteritum gebraucht. Normal ist zu sagen: „ich bin
gegangen“ oder „ich habe gesehen“. In der Schriftsprache allerdings wird
die Mitvergangenheit verwendet.
Das Präteritum ist in den oberdeutschen Dialekten in
frühneuhochdeutscher Zeit ausgestorben. Eine Erklärung dafür ist, dass im
Oberdeutschen generell das auslautende „-e“ u. a. bei den
Vergangenheitsformen auf „-te“ ausgefallen war: „sagt-e“ > „sagt“, „kaufte“ > „kauft“. Dadurch konnten von vielen Verben die Vergangenheits- und
Gegenwartsformen lautlich nicht mehr unterschieden werden, was dazu
geführt haben soll, dass das Präteritum insgesamt außer Gebrauch
gekommen ist. Einer anderen Theorie zufolge wurde das Präteritum zu
Gunsten des synthetischen Konjunktivs aufgegeben, bzw. von ihm
verdrängt.
Darüber hinaus ist es im Gegensatz zum Rest Europas in allen
alpenländischen Sprachen üblich, die Hauptvergangenheitszeit als
zusammengesetzte Zeitform zu bilden; das österreichische Deutsch teilt
dieses Phänomen nicht nur mit dem gesamten süddeutschen Raum, sondern
auch mit Tschechisch, Slowakisch, Slowenisch, Serbokroatisch,
Französisch und dem Norden des italienischen Sprachgebiets.
Gebrauch des Konjunktivs
Während in den nördlichen deutschen Sprachregionen in Sätzen der
indirekten Rede häufig der Konjunktiv verwendet wird, wird in Österreich
in der Umgangssprache eher der Indikativ verwendet. Wenn ein Satz
tatsächlich im Konjunktiv gesprochen wird, so drückt das ein Misstrauen
aus.
34
Beispiel: Er hat gesagt, dass er in der Stadt gewesen ist. Im Gegensatz
dazu: Er sagte, dass er in der Stadt gewesen sei. – drückt aus, dass man es
eigentlich nicht glaubt.
Der Konjunktiv selbst wird eher als Irrealis gebraucht.
Geschlecht (Genus)
ei einigen Wörtern wird in der österreichischen Standardsprache ein
anderes Genus verwendet. Beispiele sind (österreichisches Deutsch –
Bundesdeutsch):
der Akt – die Akte
das Teller (umgangssprachlich) – der Teller („das“ gilt auch für den
bayrischen und schwäbischen Raum)
der Butter (umgangssprachlich) – die Butter („der“ gilt auch für den
bayrischen und schwäbischen Raum)
die Gas (umgangssprachlich, wienerisch) – (das) Gas (siehe Maria
Hornung, Peter Wehle, Wolfgang Teuschl, …)
das Cola – die Cola (f. ist norddt.; n. auch in Baden-Württemberg, der
Pfalz, Bayern und der Schweiz)
der Radler – das Radler (Getränk)
das Keks (eher umgangssprachlich)– der Keks
der Meter (Maßeinheit) – das Meter (norddt.)
das Puff – der Puff
das/der Service – der Service (Dienstleistung)
die Rodel – der Rodel
das Monat – der Monat
der Gummi – das Gummi
das/die Joghurt – der Joghurt (österreichische Aussprache etwa: „joghurt“, deutsche: „jogurt“)
35
Gegenüber der Hochsprache, in der die Anzahl der Wörter mit
abweichendem Genus relativ gering ist, sind diese Abweichungen in den
verschiedenen Dialekten wesentlich öfter zu finden.
Sehr vielen englischen Wörtern, die relativ neu im deutschen
Sprachgebrauch sind, wird in Österreich und Süddeutschland fast immer der
sächliche Artikel (Neutrum) zugeordnet. In Nord- und Mitteldeutschland
hingegen ist es üblich, den „richtigen“ Artikel für ein neues Wort zu
„suchen“. Ein Beispiel dafür ist das E-Mail und die E-Mail oder das Service
oder der Service (französische Aussprache bedeutet: „Geschirrset“ („das“),
englische: „Dienstleistung“ („der“ oder „das“)).
Schreibweise
In der Schreibweise gibt es auch nach der Rechtschreibreform einzelne
Unterschiede, wie beispielsweise im bundesdeutschen Bereich ein Weg
nach Hause führt, kann er nach dem Österreichischen Wörterbuch
nachhause oder nach Hause führen. Das gilt auch für zuhause. Statt ohne
weiteres wird in Österreich ohne weiteres bevorzugt.
Einige Wörter werden aussprachebedingt anders geschrieben; so zum
Beispiel die österreichische Variante Geschoß im Gegensatz zum
bundesdeutschen Geschoss, Kücken statt Küken oder Spaß statt Spass (so
im Duden).
Zahlen
Zahlen werden als Substantive in Österreich generell auf –er gebildet
und sind dann männlich. Es heißt also österr. Der Einser vs. Bundesdeutsch
die Eins usw. Die Verwendung des Zahlwortes zwo für zwei zur
Verdeutlichung des Unterschieds zu drei in hochsprachlichen Durchsagen
(z. B. an Bahnhöfen) ist in Österreich im Gegensatz zu Deutschland kaum
gebräuchlich, ausgenommen beim Österreichischen Bundesheer, wo statt
„zwei“ immer „zwo“ verwendet wird, um beim Hören die Verwechslung
mit drei zu vermeiden, - was für Außenstehende jedoch zumeist als
gewöhnungsbedürftig und „typisch militärisch“ empfunden wird.
Jahreszahlen werden in Österreich meist ohne das Element –hundertgesprochen (z. B. 1998 = neunzehnachtundneunzig, vgl. engl. Nineteen
ninety-eight).
Dezimalbruchzahlen: Gelegentlich wird (Beispiel π : 3,14) statt „drei
Komma vierzehn“ auch „drei Ganze vierzehn“ gesprochen.
Buchstaben des Alphabets
36
Die Buchstaben „J“ und „Q“ des Alphabets werden in Österreich –
sofern sie allein stehen – üblicherweise anders ausgesprochen: J = „jee“ (D:
„jot“); Q = „kwee“ (D: „ku“). Allerdings bürgert sich zunehmend die
Aussprache des Q als „ku“ auch in Österreich ein, wohl wegen der besseren
Verständlichkeit.
Test zum Thema „der österreichische Wortschatz“
1.In Österreich leben ca. 8 Millionen Menschen, etwa 20% (1,6
Millionen) davon in der Bundeshauptstadt Wien. Welche Sprachen
spricht man in Österreich?


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




Tschechisch
Romanes
Kroatisch
Slowenisch
Deutsch
Ungarisch
Slowakisch
Österreichisch
2.Wie heißen die entsprechenden Bezeichnungen im deutschen
Deutsch?
1.das Abitur, 2.das Huhn, 3.die Stechmücke, 4.die Eins, 5.die Tüte,
6.die Zwischenmahlzeit
a.das Hendl , b.das Sackerl, c. die Matura, d. die Jause, e. die Gelse, f.
der Einer
3.Österreich kulinarisch … ein Rätsel?
1. Wo können Sie gut und ausgiebig frühstücken?
a. Bar, b. Kaffehaus, c. Beisl, d. Heuriger
2.Welches Gebäck liegt bei einem „Wiener Frühstück“ nicht im
Körberl?
a. eine Semmel, b. ein Striezel, c. ein Vanillekipferl
3.Welche zwei Speisen gehören nicht zur typischen österreichischen
Küche?
a. Wiener Schnitzel, b. Eisbein, c. Gulasch, d. Käsefondue, e.
Frankfurter Würstel
37
4.Welche Beilage kommt, wenn Sie „Erdäpfel“ bestellen?
a. Polenta, b. Reis, c. Kartoffel, d. Fisolen
5.Was ist süß und mit Marmelade gefüllt?
a. Eiernockerl, b. Palatschinken, c. Apfelstrudel, d. Topfenknödel
6.Welches Obst heißt in Österreich Marille? Man macht damit
Kompott, Strudel, Knödel und Eis.
a. Apfel, b. Aprikose, c. Orange, d. Zwetschke, e. Kirsche
7.Sie möchten noch einen Kaffee zum Strudel? Was dürfen Sie dann
nicht bestellen?
a. eine Melange, b. einen Gespritzten, c. einen Verlängerten, d. einen
Mocca
2. Wie gut kennen Sie das österreichische Deutsch? Finden Sie
richtige Antworten zu folgenden Fragen.
1. Wer sich verkühlt, hat eine...
2. Wenn WienerInnen zur „Jause“ einladen, gibt es Kaffee, Tee und
sicher etwas Süßes (z.B. Kuchen oder Torte) zu essen. Wie nennen sie das?
1. In ihrer schulischen Laufbahn ist es für viele ÖsterreichInnen
besonders wichtig, die Matura zu schaffen. Was haben sie damit in der
Tasche?
2. Wer zu einem Heurigen geht, möchte etwas trinken und essen und
sich unterhalten und gemütlich auch länger sitzen bleiben – man trinkt dort
meistens...
3. In Österreich können Mistkübel je nach Inhalt grün, gelb, rot oder
blau sein. Was gehört in jedem Fall hinein?
4. In einer Trafik kann man ganz viele verschiedene wichtige Dinge
kaufen, zum Beispiel Fahrscheine und...
5. Mit jemandem tratschen heißt nichts anderes als...
a. Abfall, b. Zeitungen, c. Mehlspeise, d. Erkältung, e. plaudern, f.
Wein, g.Abitur
5.Was bedeuten diese Wörter? Ordnen Sie zu!
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1. Ein Hunderl ist
2. Ein Krügerl ist ...
3. Ein Frauerl und ein Herrl sind
4. Ein Pickerl ist ...
5. Ein Sackerl ist ...
6. Ein Scherzel ist ...
7. Ein Schwammerl ist ..
8. Ein Kasperl ist ...
a….eine komische Figur, ein Hanswurst im Puppentheater,
b…. ein Aufkleber oder eine Begutachtungsplakette (z.B. fürs Auto),
c….das Endstück eines Brotes,
d…. eine Hundbesitzerin und ein Hundbesitzer,
e…. eine Einkaufstüte, f…. ein kleiner Hund, g…. ein großes Bier,
h… ein Pilz im Allgemeinen oder eine Pilzsorte (Pfifferlinge)
Lösungen zum Test:
1. Alle genannten Sprachen werden in Österreich gesprochen, nur der
Begriff „Österreichisch“ existiert nicht.
2. 1c, 2a, 3e, 4f, 5b, 6d
3. 1.Im Kaffeehaus, vor allem einem typischen Wiener
Kaffeehaus/Cafe bestimmt. Die Frühstücksvarianten sind zahlreich. 2. Nicht
im Körberl: ein Striezel oder ein Vanillekirpfel. Meist im Körberl: zwei
Stück Gebäck; oft zwei Semmeln, manchmal auch eine Semmel und ein
Kirpfel – oder man kann wählen und so auch ein Weckerl (aus
Schwarzbrot) oder eine Scheibe Brot bekommen. 3.Eisbein (Deutschland),
Käsefondue (Schweiz).
4. Kartoffel. 5. Palatschinken haben traditioneller Weise eine Füllung
aus Marillenmarmelade. Palatschinken gibt es heute aber schon mit
unterschiedlichsten Füllungen – von süß bis pikant. 6. Aprikose. 7.Einen
Gespritzten (weiß oder rot), das Getränk ist eine Mischung (meist 50:50)
39
aus Weißwein oder Rotwein mit Mineralwasser, regional heißt das Getränk
auch weiße/rote Mischung oder weißer/roter Spritzer.
4. 1d, 2c, 3g, 4f, 5a, 6b, 7e
5. 1f, 2g, 3d, 4b, 5e, 6c, 7h, 8a
Text 10
Kostprobe des österreichischen Deutsch
Unten wird Ihnen ein Prosatext der österreichischen
Schriftstellerin Inge Hauptmann angeboten. Versuchen Sie zuerst den
Text auf dem österreichischen Deutsch zu lesen. Welche Wörter haben
Sie verstanden bzw. erraten?
Inge Hauptmann,, geboren und aufgewachsen in Wien, Ottakring.
Besuchte die Volksschule, anschließend das Gymnasium in Wien, während
des Krieges auch in Passau. Maturierte an der Frauenoberschule in
Wien 17. Inden frühen fünfziger Jahren übersiedelte sie nach Kagran, wo
sie nach einer theologischen Ausbildung fünfundzwanzig Jahre Religion
unterrichtete. Schreibt seit der Schulzeit: Lyrik, Märchen und Erzählungen.
Die Reiggsbruggn
I hob amoi ghead, dass des Lebm a Bruggn is, desd iwagwean muassd.
Von an Ufa dsum aundan gehsd ume und waunsd drim, bisd
auglaungd.
Waunsd von Oddagring noch Gagran wüsd, muassd iwa die
Reiggsbruggn driwa.
I waß ee, dass es nigs mid dera Filosofie ds`duan hod, oba i bedsiag
des amoi auf mi:
Imma wieda bini iwa die Bruggn gfoan, von Oddagring noch Gagran
und von Gagran noch Oddagring.
Amoi is sogoa eigschdiadsd.
Oba imma wieda bini hin- und heagfoan und imma öda bini wuan.
40
Jeddsd schdö i ma maunchesmoi vua, dass iwa da Reiggsbruggn no a
Bruggn is.
A egsdra Bruggn fia mi, die ka Mensch siechd, oba sie is do.
Und sie hod mi von Oddagring dsu mia söwa gfiad.
Lesen Sie jetzt denselben Text auf Hochdeutsch. Formulieren Sie
die Hauptidee des Textes.
Die Reichsbrücke
Ich habe einmal gehört, dass das Leben eine Brücke ist, die du
überqueren musst.
Du gehst von einem Ufer aufs andere hinüber, und wenn du drüben
bist, bist du angelangt.
Wenn du von Ottakring nach Kagran willst, musst du über die
Reichsbrücke.
Ich weiß, dass das nichts mit dieser Philosophie zu tun hat, aber ich
beziehe das einfach auf mich.
Immer wieder bin ich über die Brücke gefahren, von Ottakring nach
Kagran und von Kagran nach Ottakring.
Einmal ist sie sogar eingestürzt.
Auch für mich ist manchmal etwas eingestürzt.
Aber immer wieder bin ich hin- und hergefahren und immer älter bin
ich geworden.
Jetzt stelle ich mir manchmal vor, dass über der Reichsbrücke noch
eine Brücke ist.
Eine extra Brücke für mich, die kein Mensch sieht, aber sie ist da.
Und sie hat mich von Ottakring zu mir selbst geführt.
Text 11
Alpen
41
1. Antworten Sie auf folgende Fragen vor dem Lesen des Textes.
1. Wo liegen die Alpen?
2. Was wissen Sie über die Alpen?
„Land der Berge“ – mit diesen Worten beginnt die österreichische
Nationalhymne. Mit gutem Grund: Rund zwei Drittel des Landes liegen in
den Alpen. Da kann nur die Schweiz mithalten, die – wie Österreich Alpenrepublik genannt wird. In einem Punkt liegt die Schweiz aber deutlich
vorn: Sie hat die höheren Berge. Der höchste Berg der Schweiz, die
Dufourspitze, ist 4634 Meter hoch. Österreichs höchster Berg ist der
Großglockner mit 3797 Metern. Dafür liegen rund 29 Prozent der Alpen in
Österreich – aber nur 13 Prozent in der Schweiz
Deutschland kann da mit den Nachbarländern nicht konkurrieren. Der
höchste Berg, die Zugspitze, ist 2962 Meter hoch. Nur sechs Prozent der
Alpen liegen in Deutschland. Trotzdem prägen die Alpen das Leben in
Süddeutschland. Nicht nur, weil der Tourismus dort eine wichtige
Geldquelle ist. Viele Deutsche nutzen die Alpen auch selbst zur Erholung.
Von München fährt man zum Beispiel nur eine Stunde in die Berge. An
sonnigen Tagen ist das Panorama schon von der Stadt aus zu sehen.
Der Mythos der Alpen lebt seit Ende des 18. Jahrhunderts. Durch die
Reiseberichte von Johann Wolfgang von Goethe wurde das größte Gebirge
Europas in der Kunstwelt bekannt. Schriftsteller und Maler schilderten die
Alpen als Traumlandschaft. Der Komponist Richard Strauß setzte dem
Gebirge in seiner Alpensymphonie ein Denkmal.
Die Attraktivität der Berge bringt aber auch Probleme:
Umweltschützer warnen vor zu viel Verkehr, Müll und Abwässern, die der
Massentourismus verursacht. Winterurlaub gilt aber als ein Beispiel für den
ökologisch sauberen Tourismus. In den Sommermonaten suchen Urlauber
aus der ganzen Welt Erholung an den Alpenseen, beim Bergsteigen,
Radfahren und Wandern. Orte dafür gibt es viele.
1. Ergänzen Sie die Sätze
1. Österreichs liegt in den Alpen.
2.Großglockner ist der höchste Berg...
3.... ist der höchste Berg Deutschlands. 4. Die Alpen werden ...
benutzt.
5. Goethe ... die Alpen in der Kunstwelt...
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6. Alpensymphonie ist ... von Strauß.
7. Der Massentourismus ... viele Probleme in den Alpen.
a.das Werk, b. zur Erholung, c. machte ... bekannt, d. ein Drittel, e.
verursacht, f. Österreichs, g. die Zugspitze
Projektaufgabe: schreiben Sie eine Werbung für Erholung in
Österreich
Тест рубежного контроля к модулю 1
Тест содержит 10 заданий, на выполнение которых отводится
15 минут. Выберите правильный вариант ответа:
1. In vielen Ländern der Welt ist Österreich durch ein Konzert
bekannt. Die Wiener Philharmoniker spielen dieses Konzert jedes Jahr im
Großen Saal des Wiener Musikvereins. Millionen Zuseherinnen weltweit
sind live dabei. Wann ist das?
a) am Neujahrsanfang
b) zu Weihnachten
c) am österreichischen Nationalfeiertag
2. Österreich hat eine zentrale Lage in Mitteleuropa. Welche der
folgenden europäischen Städte ist von Wien am weitesten entfernt?
a) Paris
b) Berlin
c) Kiew
3. Österreich gehört zu den kleinen Ländern der EU. Wie lange
braucht man, um Österreich mit dem Zug von Westen nach Osten zu
durchqueren?
a) ca. zwei Tage
b) ca. 7 Stunden
c) ca. 3 Stunden
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4. Welche drei der folgenden Pflanzen werden in Österreich nicht
angebaut?
a) Kartoffel
b) Kaffee
c) Mais
5. „Stille Nacht, heilige Nacht“ ist der Titel eines Weihnachtsliedes,
das nicht nur in Österreich, sondern weltweit und in vielen Sprachen
gesungen wird. Woher stammt das Lied?
a) aus Österreich
b) aus Deutschland
c) aus der Schweiz
6. Auf vielen österreichischen Speisekarten finden Sie das Wiener
Schnitzel. Ganz „echt“ ist es nur, wenn dafür eine bestimmte Fleischsorte
verwendet wird?
a) Kalbfleisch
b) Schweinefleisch
c) Lammfleisch
7. Österreich ist ein Tourismusland mit über 118 Millionen
Nächtigungen im Jahr. Aus welchem Land kommen die meisten Touristen?
a) aus Japan
b) aus Deutschland
c) aus den USA
8. Johann Strauß (Sohn) ist berühmt für einen Tanz im ¾ Takt. Wie
heißt er?
a) Polka
b) Walzer
c) Tango
44
9. Wo kann man im Schanigarten bei einem G`spritzten sitzen und
nach dem Ober rufen?
a) in der Kirche
b) im Krankenhaus
c) im Gasthaus
10. 2004 erhielt Elfriede Jelinek einen Nobelpreis, der zuvor noch nie
an eine Österreichin/einen Österreicher verliehen worden war. Welchen?
a) Nobelpreis für Medizin
b) Nobelpreis für Literatur
c) Alternativnobelpreis
Бланк ответа
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
a)
b)
c)
Пояснение
Каждый правильный ответ оценивается в 2 балла. Максимально
допустимо 20 баллов. Критерии оценки:
A - отлично - 20 баллов.
B - очень хорошо - 18 баллов.
C - хорошо - 16 баллов.
D - удовлетворительно - 12 баллов.
E - посредственно - 10 баллов.
F - неудовлетворительно - 6 баллов.
45
Modul II
Комплексная цель: развитие навыков чтения; расширение
страноведческих знаний о Швейцарии.
DIE
SCHWEIZ
Text 1
Lesen Sie den Text und antworten anschließend auf die Fragen.
Geographische Lage der Schweiz
Die Schweiz, amtlich Schweizerische Eidgenossenschaft, ist ein
Binnenstaat und Alpenland in Mitteleuropa mit 7,59 Millionen Einwohnern
auf 41'285 km². Das Land grenzt im Norden an Deutschland, im Osten an
Österreich und das Fürstentum Liechtenstein, im Süden an Italien und im
Westen an Frankreich. Die Einwohner sind sprachlich und konfessionell
heterogen. Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch sind die
vier offiziellen Landessprachen; 41 Prozent der Schweizer Bürger sind
römisch-katholisch und 40 Prozent evangelisch-reformiert. Die Schweiz
wird darum manchmal als «Willensnation» bezeichnet.
Die Schweiz ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von 58'000
Schweizer Franken (38'000 Euro) pro Einwohner und Jahr eines der
wirtschaftsstärksten Länder der Welt. Drei Viertel der Erwerbstätigen sind
im Dienstleistungssektor tätig, die Städte Zürich und Genf stehen zuoberst
auf der Rangliste der Städte mit der höchsten Lebensqualität.
Die Eidgenossenschaft existiert als loser Staatenbund seit dem 13.
Jahrhundert. Dem Nationalmythos zufolge wurde sie Anfang August 1291
auf der Rütliwiese zur Gründung beschworen. Die Schweiz in ihrer
heutigen Form als föderalistischer Bundesstaat wurde mit der
Bundesverfassung von 1848 geschaffen. Sie gliederte sich in 26 Kantone
(Gliedstaaten), wobei der Kanton Jura erst 1979 gebildet wurde. Die
außenpolitische Neutralität der Schweiz ist seit dem Wiener Kongress 1815
völkerrechtlich anerkannt. Heute ist das Land Mitglied der EFTA, des
Europarats, der Welthandelsorganisation (seit 1995; seit 1959 Mitglied der
Vorläuferorganisation GATT) und der UNO (seit 2002), nicht aber der
Europäischen Union.
46
Der Name Schweiz ist die ins Standarddeutsche übertragene Form des
Kantonsnamens Schwyz, der auf die gesamte Eidgenossenschaft
verallgemeinert wurde. Das Landeskennzeichen der Schweiz ist «CH», für
Confoederatio Helvetica, die lateinische Bezeichnung für Schweizerische
Eidgenossenschaft. In den anderen Landessprachen ist der Name der
Schweiz Suisse (franz.), Svizzera (ital.) und Svizra (rätoroman.).
Der lateinische Name der Schweiz, Confoederatio Helvetica, nimmt
Bezug auf den antiken keltischen Stamm der Helvetier, der im
schweizerischen Mittelland und in Teilen Süddeutschlands siedelte. Die
Erinnerung an dieses Volk, dessen Spuren sich im Frühmittelalter durch
Romanisierung und Vermischung mit germanischen Einwanderern
verlieren, blieb durch seine besondere Rolle im Bericht Julius Cäsars über
den Gallischen Krieg im kollektiven Gedächtnis der geistigen und
politischen Elite der Schweiz haften. Nach dem Ende der Alten
Eidgenossenschaft 1798 wurde gemäß der gängigen Praxis bei der
Namensgebung für die französischen Tochterrepubliken für das neue
schweizerische Staatswesen der Name «Helvetische Republik» gewählt. Bei
der Neukonstituierung der Schweiz als Staatenbund 1803 wich man jedoch
auf die Bezeichnung «Schweizerische Eidgenossenschaft» aus, um sich von
der politisch instabilen und zentralistischen Helvetischen Republik
abzugrenzen. Der Ausdruck «Confoederatio Helvetica» wurde 1848
anlässlich der Schaffung des Bundesstaates eingeführt. Er findet sich seit
1879 auf Münzen, aber erst seit 1948 auf dem Siegel der Eidgenossenschaft
Die Schweiz liegt zwischen Bodensee und Genfersee, Alpenrhein und
Jura, Hochrhein und Alpensüdrand. Sie grenzt im Norden an Deutschland,
im Osten an Liechtenstein und Österreich, im Süden an Italien und im
Westen an Frankreich.
Die Schweiz gliedert sich grob in fünf geographische Räume, die
klimatisch große Unterschiede aufweisen: den Jura, das Mittelland, die
Voralpen, die Alpen und die Alpensüdseite.
38 % der Fläche der Schweiz werden landwirtschaftlich genutzt, 30,4
% sind Wald. Überbaut sind 5,8 % und 25,5 % – vorwiegend in den Bergen
– gelten als unproduktive Naturfläche.
Die geologische Struktur der Schweiz ist im Wesentlichen das
Ergebnis einer Plattenkollision Afrikas und Europas während der letzten
Jahrmillionen. Geologisch wird die Schweiz in fünf Hauptregionen
eingeteilt: Die Alpen bestehen im Kern aus Granit, der Jura ist ein junges
Faltengebirge aus Kalkstein. Zwischen dem Jura und den Alpen liegt das
teils flache, teils hügelige Mittelland. Dazu kommen noch die Poebene im
südlichsten Zipfel des Tessins, dem Mendrisiotto (Mendrisio) sowie die
47
Oberrheinische Tiefebene um Basel, die zum allergrößten Teil außerhalb
der Schweiz liegen.
Berge
In der Schweiz gibt es 74 Viertausender. Davon befinden sich 55 ganz
in der Schweiz, über 19 läuft die Grenze zu Italien. Die zwölf höchsten
Berge der Schweiz befinden sich alle in den Walliser Alpen. Der höchste
unter ihnen ist die Dufourspitze im Monte-Rosa-Gebirgsmassiv mit 4634
m>. Die Dufourspitze ist damit gleichzeitig der höchste Punkt der Schweiz,
allerdings befindet sie sich zum Teil auf italienischem Gebiet. Der höchste
vollständig auf Schweizer Territorium liegende Berg ist der Dom. Er
befindet sich zwischen Zermatt und Saas Fee, seine Höhe beträgt 4545 m.
Der im Ausland bekannteste Berg in den Schweizer Alpen ist das
Matterhorn (4478 m) südlich von Zermatt. Im Berner Oberland bilden der
Eiger (3970 m), der Mönch (4107 m) und die Jungfrau (4158 m) eine
bekannte Dreiergruppe. Die markanten Punkte der Ostalpen sind der Piz
Bernina (4049 m), der östlichste Viertausender der Alpen und einziger
Viertausender der Ostalpen, sowie der Piz Palü (3901 m).
In den Voralpen sind die Erhebungen deutlich niedriger,
nichtsdestoweniger existieren hier bekannte Punkte, so der Luzerner
Hausberg Pilatus (2132 m), der Mythen (1898 m), die Rigi (1797 m) im
Kanton Schwyz oder der Säntis (2502 m) im Alpstein in der Ostschweiz.
Bevölkerung und Gesellschaf
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die Einwohnerzahl mehr als
verdoppelt: von 3,3 Millionen (1900) auf 7,59 Millionen (2007). Die
Bevölkerungszunahme erreichte ihren Höhepunkt zwischen 1950 und 1970.
Das Wachstum der Bevölkerung mit Schweizer Pass ist seit 1981
langsamer und konstanter als jenes der Gesamtbevölkerung verlaufen. Die
Entwicklung der ausländischen Wohnbevölkerung erfolgte etwas rascher,
aber über die Jahre unregelmäßiger – mit relativ hohen jährlichen
Zuwachsraten zwischen 1988 und 1993 von jeweils ca. 3 %.
Die Lebenserwartung beträgt 82,8 Jahre für Frauen und 77,2 für
Männer.
Bevölkerungsbewegung
Heute ist die Schweiz – wie fast alle wohlhabenden westlichen Staaten
der Welt – de facto ein Einwanderungsland. Das heutige Bundesgebiet und
insbesondere Zürich waren schon in früheren Zeiten Ziel größerer
48
Migrationsbewegungen. Zur Zeit der Industrialisierung gab es eine große
Binnenwanderung vor allem aus den Alpen.
Seit dem enormen Wirtschafts- und Wohlstandswachstum, das in den
1950er Jahren begann und die Schweiz bis heute zu einem wohlhabenden
Land machte, drehte sich die Wanderungsbilanz um. Gastarbeiter wurden
gezielt angeworben, später erreichten die Schweiz immer wieder
Flüchtlingsströme, etwa aus dem ehemaligen Jugoslawien während der
Jugoslawienkriege. Aus der Türkei kamen viele Wirtschaftsflüchtlinge nach
Europa und damit auch in die Schweiz. In den letzten Jahren verstärkte sich
auch die Zuwanderung aus Deutschland in die Schweiz, da hier die
Chancen auf einen Arbeitsplatz größer empfunden wurden oder werden, als
dies in Deutschland der Fall war, bzw. ist. Heute sind die deutschen
Staatsbürger mit 224.000 nach den Italienern (290.000) und vor den
Portugiesen (192.000), sowie den Serben (186.000) bereits die zweitgrößte
Gastarbeitergruppe in der Schweiz.
Die sieben Großregionen der Schweiz
Neben den geologischen und den geografischen Regionen definierte
das Bundesamt für Statistik sieben Großregionen: Ostschweiz, Zürich,
Zentralschweiz, Nordwestschweiz, Espace Mittelland, Genferseeregion und
Tessin.
In der Umgangssprache wird die Zentralschweiz häufig Innerschweiz
genannt. Die Region zwischen Bern und Zürich wird auch als Mittelland
bezeichnet und der französischsprachige Teil der Schweiz wird als
Romandie, Welschschweiz oder Westschweiz bezeichnet.
Die größte Stadt der Schweiz ist Zürich mit rund 380'000 Einwohnern.
Die Agglomeration umfasst 1'080'000 Einwohner. Weitere Großstädte sind
Genf mit rund 185'000, Basel mit rund 166'000, Lausanne mit 130'000, die
Bundesstadt Bern mit rund 129'000, sowie Winterthur mit 100'000. Die
größten Städte mit weniger als 100'000 Einwohnern sind St. Gallen
(75'000), Luzern (58'000), Lugano (53'000) und Biel/Bienne (51'000). Die
Bevölkerungsdichte ist im flachen Mittelland sehr hoch, im Alpenland und
im Jura naturgemäß dünn.
Fragen zum Text:
1. Wo liegt die Schweiz?
2. Warum nennt man die Schweiz eine "Willensnation"?
3. Woher kommt der Name "Helvetica"?
49
4. Wie heißt der höchste Berg auf dem Territorium der Schweiz?
5. Wie verstehen Sie das Wort „Einwanderungsland“? Ist die Schweiz
ein Einwanderungsland?
6. Wie heißen die sieben Großregionen der Schweiz?
Benutzen Sie bei der Antwort die Karte.
Text 2
Lesen Sie den Text und finden Sie darin die Information über die
historische Verbundenheit Deutschlands und der Schweiz.
Geschichte
Nach dem Untergang des Römischen Reiches besiedelten Burgunder
und Alemannen das Gebiet der heutigen Schweiz. Bis 746 unterwarfen die
Franken beide Völker, deren Territorium Teil des Fränkischen Reiches
wurde. Bei der Teilung dieses Reiches kam das Gebiet der Schweiz zum
Ostfrankenreich, dem späteren Heiligen Römischen Reich deutscher
Nation. Ihr Gebiet gehörte dabei größtenteils zum Stammesherzogtum
Schwaben und zum Königreich Burgund. In der frühen deutschen
Geschichte spielten Adelsgeschlechter aus der Schweiz wie die Habsburger,
Kyburger, Lenzburger und Rudolfinger eine wichtige Rolle. Außerdem
waren die Alpenpässe für die deutsche Herrschaft über Italien von größter
Wichtigkeit. So lässt sich erklären, weshalb die deutschen Herrscher immer
ein ganz besonderes Augenmerk auf die Talschaften in den Alpen legten.
Die Bewohner der Talschaften der Innerschweiz sahen diese
«Reichsunmittelbarkeit» als Privileg.
50
Im 16. Jahrhundert vollzog sich die Reformation in der Schweiz; die
Kirche wurde protestantisch, nur die Waldgemeinden blieben katholisch.
1648 erfolgte die völkerrechtliche Fixierung der schweizerischen
Unabhängigkeit.
Im frühen Mittelalter wurde die heutige Viersprachigkeit der Schweiz
angelegt: Im romanischen bzw. burgundischen Westen vollzog sich der
Übergang vom Vulgärlatein zum Frankoprovinzalischen, um das Jahr 900
setzte sich in der heutigen deutschsprachigen Schweiz das Alemannische
durch, im Süden die lombardischen (italienischen) Dialekte, in Graubünden
schließlich das Rätoromanische.
Text 3
Lesen Sie den Text.
Politik und das politische System
Die Politik der Schweiz ist durch das Selbstverständnis als
Willensnation geprägt – die nationale Identität basiert nicht auf einer
gemeinsamen Sprache und Kultur, sondern unter anderem auf der
gemeinsamen Geschichte, gemeinsamen Mythen, der freiheitlichen,
basisdemokratischen und föderalistischen Tradition sowie zum Teil aus
dem Gefühl, als neutraler und mehrsprachiger, auf sich selbst gestellter
„Kleinstaat“ in Europa einen „Sonderfall“ zu bilden.
Diese Voraussetzungen haben sich in einem in seiner Gesamtheit
einzigartigen politischen System niedergeschlagen, in dem der
Föderalismus, erweiterte politische Volksrechte bzw. Elemente der direkten
Demokratie, die außenpolitische Neutralität und innenpolitischer Konsens
im Vordergrund stehen.
Die Schweiz versteht sich als außenpolitisch neutral, d. h. sie beteiligt
sich nicht an Kriegen zwischen Staaten. Die Neutralität der Schweiz wurde
1815 am Wiener Kongress anerkannt. Sie ist dauernd und bewaffnet und
auch heute noch international ausdrücklich anerkannt.
Die Schweiz ist Mitglied in vielen internationalen Organisationen. Als
eines der letzten Länder trat die Schweiz 2002 der UNO bei, ist aber
zugleich das erste Land, dessen Volk über den Beitritt abstimmen durfte.
Daneben ist die Schweiz in der OSZE, dem Europarat wie auch in der
EFTA tätig. Die Schweiz nimmt an der Partnerschaft für den Frieden der
NATO teil und ratifizierte das Kyoto-Protokoll. Die Schweiz ist Mitglied
im UN-Menschenrechtsrat. In der Forschung kooperiert die Schweiz mit
51
einigen europäischen Organisationen. Sie ist Gründungsmitglied sowohl der
ESA, als auch des CERN und stellt mit Genf den Standort der
Forschungsanlage. Die Schweiz ist weder Mitglied der Europäischen Union
(EU) noch des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR); jedoch bestehen
wichtige bilaterale Verträge zwischen der Schweiz und der EU. Ein Beitritt
zur NATO stünde im Konflikt zur Neutralität der Schweiz.
Bundeshaus in Bern
Die Schweiz ist ein republikanisch verfasster Bundesstaat. Sie
unterscheidet sich von anderen Republiken durch Elemente der direkten
Demokratie:


Das Volk kann über Initiativen und Referenden direkten Einfluss auf die
Regierungstätigkeit nehmen. In zwei Kantonen, Appenzell Innerrhoden und
Glarus, gibt es noch eine Urform der schweizerischen Basisdemokratie: die
Landsgemeinde;
den ausgeprägten Föderalismus: Die Kantone sind neben dem Volk der
Verfassungsgeber des Bundes und behalten alle Aufgaben, die in der
Bundesverfassung nicht explizit dem Bund zugeordnet werden
(Vernehmlassung, Ständerat, Ständemehr).
Wie in allen anderen Demokratien ist die Staatsgewalt, gestützt auf die
Schweizerische Bundesverfassung, in drei Säulen gegliedert:
Die Legislative (Bundesversammlung) besteht aus zwei Kammern,
dem Nationalrat mit 200 Mitgliedern als Vertreter des Volks sowie dem
Ständerat mit 46 Mitgliedern als Vertreter der Kantone. Das schweizerische
Parlament ist ein sogenanntes Milizparlament: Die National- und Ständeräte
üben ihr Mandat (wenigstens nominell) nebenberuflich aus.
Die Exekutive ist der Bundesrat mit der Verwaltung. Er besteht aus
sieben gleichberechtigten Mitgliedern (Kollegialitätsprinzip), den so
genannten «Bundesräten» (Ministern), die je einem Departement der
Bundesverwaltung vorstehen. Die Bundesräte werden vom Parlament
gewählt. Für jeweils ein Jahr wird ein Mitglied des Bundesrates von der
Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt. Er leitet die
Sitzungen des Bundesrates und nimmt repräsentative Aufgaben im In- und
Ausland wahr, hat aber keine Vorrechte gegenüber dem Restbundesrat.
Die Judikative besteht aus dem Schweizerischen Bundesgericht mit
Sitz in Lausanne und der sozialrechtlichen Abteilung des Bundesgerichts,
dem Eidgenössischen Versicherungsgericht mit Sitz in Luzern, als oberste
eidgenössische Instanz einerseits sowie andererseits dem Bundesstrafgericht
in Bellinzona und dem Bundesverwaltungsgericht in Bern (ab 2010 in St.
52
Gallen) als untere eidgenössische Instanzen. Gewählt werden die
Bundesrichter, die meistens einer Partei angehören, von der
Bundesversammlung. Das Strafgericht hat die Arbeit 2004 aufgenommen;
das
Verwaltungsgericht
tat
dies
2007.
Ein
besonderer
Verfassungsgerichtshof wie in anderen Ländern existiert in der Schweiz
nicht,
doch
können
alle
Gerichte
eine
(beschränkte)
Verfassungsgerichtsbarkeit ausüben.
Aufgabe zum Text. Markieren Sie die richtige Aussage.
richtig falsch
1. Die nationale Identität
der Schweiz basiert
nicht auf der
gemeinsamen Sprache,
sondern auf der
gemeinsamen
Geschichte und
Traditionen.
2. Das politische System
der Schweiz ist
einzigartig in Europa.
3. Die Schweiz gehört
keiner internationalen
Organisation an.
4. Die Schweiz ist
Mitglied der EU.
5. Das schweizerische
Volk kann einen
direkten Einfluss auf die
Regierungstätigkeit
ausüben.
6. Die
Bundesversammlung
besteht aus zwei
Kammern: dem
Nationalrat und dem
Ständerat.
7. Kantone nehmen an
allen Phasen der
politischen
Willensbildung teil.
8. National- und
Stadträte machen ihre
53
Arbeit nebenberuflich,
deshalb wird das
schweizerisch Parlament
Milizparlament genannt.
9. Die Bundesräte
(Minister) werden vom
Volk gewählt.
10. In der Schweiz gibt
es keinen
Verfassungsgerichtshof.
Text 4
Sprache und Identität in der Schweiz
Lesen Sie den Text und antworten Sie anschließend auf die
Fragen.
Der Artikel 4 der Bundesverfassung hält seit 1999 fest: „Die
Landessprachen
sind
Deutsch,
Französisch,
Italienisch
und
Rätoromanisch“. Im Kanton Zürich ist zusätzlich die Gebärdensprache
verfassungsmäßig anerkannt. Französisch wird von 20,4 % der Bevölkerung
gesprochen.
Dieser
Teil
des
Landes
wird
auch Suisse
romande oderRomandie genannt. Im Kanton Tessin und vier Südtälern des
Kantons Graubünden wird Italienisch gesprochen. Rätoromanisch hat
insgesamt einen Anteil von 0,5%, es wird nur in Graubünden gesprochen.
Durch Zuwanderung bzw. Immigration bedingt sprechen mittlerweile 9%
der Einwohner andere Sprachen als die Landessprachen. Von diesen sind
das Kroatische und das Serbische mit 1,4% die am weitesten verbreiteten
Sprachen. Deutsch ist mit 63,7% die meistgesprochene Sprache, 17 der 26
Kantone sind deutschsprachig. Das schweizerische Hochdeutsch
unterscheidet sich vom Deutschen in Deutschland vor allem im Wortschatz
und in der Aussprache.
Neben dem schweizerischen Hochdeutsch existiert in der Schweiz
außerdem das sogenannte Schwyzertütsch, das in regional bedingte
Dialekte geteilt wird. In der Schweiz wird der Dialekt in vielen Kontexten
verwendet: Fernsehen, Radio, Erziehung, Küche usw. Der Dialekt ist
heutzutage mit Prestige verbunden, das sogenannte Schwyzertütsch
sprechen sowohl Professoren als auch Arbeiter und Bauer. Die Gefühle der
Schweizer gegenüber dem Binnendeutschen sind geteilt; die Einstellung
gegenüber der schriftlichen Standardsprache ist entweder neutral oder
positiv, während die gegenüber der gesprochenen Sprache eher negativ ist.
Die Schweizer sprechen ungern das Deutsche, das in Deutschland
54
gesprochen wird. Der Grund dafür ist historischen Charakters. Im 19.
Jahrhundert war die Sprache das wichtigste Symbol der nationalen Identität,
weshalb die Schweiz versuchte, andere Sprachkennzeichen und
linguistische Kriterien des Deutschen zu entwickeln. Das war nicht einfach,
vor allem weil das Binnendeutsche schon als Schriftsprache existierte. Da
die Schweiz bereits im 19. Jahrhundert ein mehrsprachiges Land war,
wollte man die deutsche Varietät nicht betonen. Im 20. Jahrhundert und vor
allem nach dem Zweiten Weltkrieg war die deutsche Identität für die
Schweizer absolut nicht annehmbar. Heute identifizieren sich die
Deutschschweizer mit der mehrsprachigen pan-schweizerischen Nation, die
staatsorientiert ist. Aber sie sehen sich auch ihre deutschschweizerische
Identität, die eher kantonal besteht und auf dem Gebrauch des
Schwyzertütsch basiert.
Fragen zum Text:
1. Welche Sprachen sind in der Schweiz verfassungsmäßig anerkannt?
2. Welche ist die meistgesprochene Sprache in der Schweiz?
3. Worin unterscheidet sich das schweizerische Deutsch vom
Deutschen in Deutschland?
4. Welche deutsche Sprache existiert neben Hochdeutsch in der
Schweiz?
5. Wie verstehen Sie: "Der Dialekt ist heutzutage mit Prestige
verbunden"?
6. Wie ist
Standardsprache?
die
Einstellung
der
Schweizer
gegenüber
der
7. Sprechen die Schweizer gern deutsch aus Deutschland? Wie kann
man das erklären?
8. Mit welcher Nation identifizieren sich die Deutschschweizer?
Text 5
Schweizer Hochdeutsch und Schweizerdeutsch
Lesen Sie den Text und
Zusammenfassung nach dem Plan:
55
schreiben
Sie
eine
kurze
1.Dialekt und Standardsprache in der Schweiz.
2. Die Rolle des Hochdeutschen in der Schweiz.
3. Sprache der schweizerischen Massenmedien.
Der Sprachgebrauch in der Schweiz unterscheidet sich dadurch von
dem in Deutschland oder Österreich, dass ein deutlicher Gegensatz
zwischen Dialekt und Standardsprache besteht: Dialekt und
Standardsprache bilden also kein Kontinuum, in dem ein gleitender
Übergang möglich wäre. Eine sprachliche Äußerung kann nicht auf mehr
oder weniger dialektale oder standardsprachliche Art erfolgen; man spricht
entweder Dialekt oder Standardsprache und wechselt zwischen beiden
Die Dialekte werden in der Schweiz von allen sozialen Schichten im
mündlichen Bereich als normale Umgangs- und Verkehrssprache
verwendet; Dialekt zu sprechen ist also nicht sozial geächtet. Auch mit
sozial höhergestellten Leuten und im Umgang mit Behörden ist das
Sprechen des Dialekts in jeder Situation üblich.
Schweizer Hochdeutsch wird in der Schweiz hauptsächlich für
schriftliche Äußerungen verwendet und wird deshalb auch oft
«Schriftdeutsch» genannt.
In den letzten Jahrzehnten sind verstärkt Gebrauchsausweitungen des
Dialekts zu Lasten des (Schweizer) Hochdeutschen festzustellen (wobei im
Weiteren unter «Hochdeutsch» stets die deutsche Standardsprache
(teilweise mit deutlichem Schweizer Akzent) zu verstehen ist):
Im mündlichen Bereich sollte das Hochdeutsche zwar offizielle
Sprache des Schulunterrichts sein, doch beschränken sich die Lehrer aller
Stufen oftmals darauf, nur den eigentlichen Unterrichtsgegenstand in
Hochdeutsch zu erteilen; zwischendurch gemachte Bemerkungen und
Anweisungen (beispielsweise Stefan, gang bis so guet s Fäischter go
zuemache «Stefan, sei so gut und mach das Fenster zu!») erfolgen dagegen
in der Mundart. Das Hochdeutsche wird damit zur Sprache der Distanz
(«Sprache des Verstandes»), der Dialekt zur Sprachform der Nähe
(«Sprache des Herzens»). Auch Zwischenfragen und ähnliche
Interventionen von Schülern und Studenten erfolgen immer mehr im
Dialekt. Diesen Zustand bestätigen auch indirekt die wiederholten
Ermahnungen der Schulbehörden, das Hochdeutsche im Unterricht mehr zu
pflegen.
Vor allem in den privaten Radio- und Fernsehkanälen wird praktisch
nur noch Dialekt gesprochen. Da es viele Mitarbeiter aber gewohnt sind,
56
ihre Sprechtexte auf Hochdeutsch niederzuschreiben, entsteht beim Ablesen
oft eine stark hochdeutsch geprägte Sprachform mit den Lautformen des
Dialekts, aber der Syntax und dem Wortschatz des Hochdeutschen: Me
befürchtet, das d Zaal der Verletzte, die i Chrankchehüser ygliferet worde
sy, no beträchtlech aaschtyge chönnt statt me befürchtet, das d Zaal vo de
Verletzte, wo i Schpitäler sy ygliferet worde, no beträchtlech chönnt
aaschtyge (Berndeutsch). In den staatlichen Medien gilt es zu
differenzieren:
Im Radio (private Stationen und Schweizer Radio DRS) werden fast
nur noch Nachrichten und politische Informationssendungen (z. B. Echo der
Zeit) sowie das gesamte Programm des Kulturkanals (DRS 2) auf
Hochdeutsch ausgestrahlt.
Im privaten und im Schweizer Fernsehen (SF) ist der Dialekt üblich in
Unterhaltungsshows, in Soaps und Serien (wobei hochdeutsche und
hochdeutsch synchronisierte Serien nicht noch extra schweizerdeutsch
synchronisiert werden), im Kinderprogramm, in allen Sendungen mit
ausgesprochenem Schweizbezug (Volksmusik, Regionalnachrichten), in
analysierenden Sportsendungen, in allen Interviews und Diskussionen mit
Deutschschweizern außerhalb der Hauptnachrichten.
In Gemeinde- und Kantonsparlamenten ist es zum Teil üblich, die
Voten im Dialekt abzugeben.
Im eidgenössischen Parlament wird jedoch, aus Rücksicht auf die
französisch, italienisch und rätoromanisch Sprechenden, (Schweizer)
Hochdeutsch gesprochen.
Auch in schriftlicher Verwendung ist das Hochdeutsche auf dem
Rückzug, wo es sich um die Privatsphäre handelt:
E-Mails und SMS vor allem der jüngeren Generation
Sprache der Chatrooms
Kontaktanzeigen und Annoncen in Zeitungen.
Überdies werden in den hochdeutsch geschriebenen Zeitungen (zum
Teil sogar in Weltblättern wie der «NZZ») in lokalem Zusammenhang
immer öfter spezielle schweizerdeutsche Vokabeln verwendet
(beispielsweise Töff für «Motorrad», Büsi für «Katze», Güsel
(Zürich)/Ghüder (Bern) für «Müll»).
Die Deutschschweizer haben also mangelnde Übung im mündlichen
Gebrauch des Hochdeutschen; weit verbreitet ist die Ansicht, diese
57
offizielle Nationalsprache sei eigentlich eine Fremdsprache. Dies hat zur
Folge, dass ein Aussterben des Dialekts nicht mehr zu befürchten ist.
Hochdeutsch wird seit dem 1. Weltkrieg wenig geschätzt und als fremd
empfunden. Andererseits klingt Schweizer Hochdeutsch auch für viele
Schweizer selbst schwerfällig und ungelenk. Hinzu kommen auch aufgrund
geschichtlicher Ereignisse vorhandene Vorbehalte und Vorurteile
gegenüber den Deutschen und den Österreichern und damit verbunden oft
auch eine ablehnende Haltung gegen das Hochdeutsche. Dialektsprache
wird somit auch bewusst als Abgrenzung benutzt, wobei es nach einer
Eingewöhnungszeit des guten Zuhörens auch von anderen
deutschsprachigen Menschen, von außerhalb der Schweiz, einigermaßen
gut zu verstehen ist.
Text 5a
Im Schweizerdeutschen gibt es sehr viele französische und italienische
Lehnwörter. Eine Auswahl von typischen Wörtern sowie von Ausdrücken,
die bei nichtschweizerischen Zuhörern deutscher Sprache zu
Missverständnissen führen können, ist in der folgenden Liste zu finden. (Es
steht jeweils zuerst das schweizerdeutsche Wort bzw. der
schweizerdeutsche Ausdruck, teilweise mit regionalen Varianten)
In
der
Schweiz
abverheit
amel, amig(s),
ame, aube
Anke
äxgüsi
(excusez)
briegge,
greine, gränne
brüele, bäägge
Büsi, Büüssi,
Busle
Chaschte,
Schaft
cheere
Cheib
In Deutschland
misslungen, missglückt, missraten
jeweils
Butter
Entschuldigung!
weinen
schreien", "laut weinen
Katze
Schrank, aber auch "muskulöse(r),
sportliche(r) Mann/Frau"
drehen, wenden
Kerl (grob oder kumpelhaft, bedeutete
ursprünglich Aas
58
Chlapf
Chrampfe
Confi, Gumfi
eis ga/go zieh
es fägt
grüezi
grüessech
glette (glätten)
Goof (m, n)
Grind
gumpe
hoi (daneben
auch sali, salü, sälü,
von
Französisch
"salut")
Ich mag mi
nümm
erinnere/bsinne
Ich
mag
nümme
in Uusgang ga
gheie
Kolleeg
lauffe, louffe
lehre
lisme
lose
merssi
Knall, Schlag, auch "Ohrfeige",
"Auto" oder auch "(Alkohol-)Rausch"
hart arbeiten (Chrampf - harte Arbeit,
aber auch Krampf oder Verkrampfung)
Konfitüre, Marmelade
eis ga/go zieh
es macht Spass
"(ich) gr?ss(e) Sie", Grussformel f?r
Leute, die man siezt
"(ich)
grüss(e)
Euch"
(in
Bern/Solothurn/Freiburg üblich, wo geihrzt
statt gesiezt wird)
bügeln (mit dem Bügeleisen)
Balg,
Bube,
Gör
(meist
als
Schimpfwort empfunden; in einigen
Gegenden aber auch die gewöhnliche
Bezeichnung für ein Kind)
Kopf (salopp)
springen, hüpfen
Grußforme für Leute, die man duzt, als
Ursprung ist Ahoi anzunehmen
Ich kann mich nicht mehr erinnern
Ich kann nicht mehr / bin fix und fertig
oder aber: "Ich bin satt"
ausgehen (hat nichts mit dem Flur zu
tun), dieser Ausdruck kommt vom Militär
fallen, st?rzen; (hinab-)werfen
Kumpel; manchmal auch Freund
gehen
sowohl " lehren" als auch "lernen"
stricken
zuhören, horchen, auch gehorchen
(aber: ghööre - hören)
Dankeschön (von Französisch merci)
59
rüere
Sack
schmöcke
Schtäge
Siech
springe,
seckle
schtudiere
tönt guet
tschuute,
schutte
vis-а-vis
voorig,
vöörig, vüürig
rühren, aber auch werfen
Tüte, auch abgekürzt für Hosesack Hosentasche
riechen (mit der Nase), schmecken (im
Mund;
aus
dem
Hochdeutschen
übernommen und zunehmend verbreitet)
Treppe, Stiege
Typ (grob, meist in Verbindung mit
"geile" (um Respekt auszudr?cken),
"blööde" (um Verachtung auszudrücken)
oder "huere" (als allgemeiner Fluch, wie z.
B. "verdammt!"), bedeutete ursprünglich
"Kranker"
springe, seckle
nachdenken, überlegen" (aber auch
studieren an einer Universität)
klingt gut
treten, kicken; Fußball spielen
gegenüber (andere Straßenseite)
genügend; übrig" ('s hät no voorig, das
isch no voorigplibe; aber auch "zur
Genüge": das langet voorig)
Dieser teilweise sehr unterschiedliche Wortschatz macht es für
Schweizer und Deutsche oft schwierig, sich zu verständigen. Interessant zu
beobachten ist dies, wenn Schweizer Kinder mit Spielgefährten
Hochdeutsch zu sprechen versuchen.
«Möchtsch au mal i de Pool innegumpe?» sollte zum
Beispiel bedeuten «Möchtest du auch einmal in den Pool
springen?» Ähnlich setzt sich dies dann auch in der Schule fort, wo
Hochdeutsch gesprochen und geschrieben werden sollte. Dadurch kommen
die Kinder allmählich in einen «Sprachzwist», aus dem sich die meisten
aber mit zunehmendem Alter herauslösen und einen differenzierten Blick
auf beide Sprachen entwickeln.
Einige Ausdrücke des schweizerdeutschen Wortschatzes haben ihren
Eingang ins Hochdeutsche gefunden (sog. Helvetismen), so z. B. Müesli
oder Putsch.
60
Bei schweizerischen Schriftstellern erscheinen schweizerische Wörter
in unterschiedlichem Maß.
Schreibweise
Alle Mundarten beziehungsweise Dialekte im deutschsprachigen
Raum haben eines gemeinsam: Es gibt für sie keine standardisierte
Rechtschreibung. Genauso verhält es sich mit den schweizerdeutschen
Dialektformen.
In der Dialektliteratur lassen sich grob gesehen zwei verschiedene
Schreibsysteme unterscheiden: Entweder eine weitgehend phonologische
Schreibung, beispielsweise in Eugen Dieths Vorschlag Schwyzertütschi
Dialäktschrift, oder eine weitergehende Orientierung an der
standarddeutschen Schreibung in der Tradition der älteren Dialektliteratur,
beispielsweise in Werner Martis Vorschlag Bärndütschi Schrybwys.
Der Alltagsgebrauch, beispielsweise in SMS, Chat, E-Mail oder
persönlichen Briefen, ist weitgehend unbeeinflusst von den Schreibungen
der Dialektliteratur. Vielmehr ist die Einstellung verbreitet, man schreibe
den Dialekt «nach Gefühl» oder «so, wie man es sagt», eine Einstellung,
derzufolge die Rechtschreibung zur Domäne des Standarddeutschen gehört,
nicht aber zum Dialekt.
Eine Sonderstellung hat das Baseldeutsche, und zwar insbesondere die
Schnitzelbänke an der Basler Fasnacht, insofern als sich die Schreibung
dieser traditionellen Literaturform stark am baseldeutschen Wörterbuch
orientiert.
Antworten Sie auf die Fragen zum Text:
1. Aus welchen
Schweizerdeutschen?
Sprachen
gibt
es
Entlehnungen
im
2. Was verursacht der unterschiedliche Wortschatz im Deutschen und
Schweizerdeutschen?
3. Wie heißt der schweizerdeutsche Wortschatz im Deutschen?
4. Welche Schreibsysteme unterscheidet man in der Dialektliteratur?
5. Was bedeutet "nach Gefühl" schreiben?
Text 6
61
Schweizer Literatur
Kennen Sie Autoren schweizerischer Herkunft?
Wie heißen sie? Haben Sie ihre Werke gelesen?
Da die Schweiz vier Landessprachen besitzt, unterscheidet man oft
vier Bereiche: die Literatur der deutschsprachigen, französischsprachigen,
italienischsprachigen und rätoromanischen Schweiz. Schon im Mittelalter
gab es literarisches Schaffen in verschiedenen Klöstern: Im Kloster Muri
entstand um 1250 das älteste deutschsprachige Osterspiel und das erste
Weihnachtsspiel etwas später in St. Gallen. Obwohl die deutschsprachige
Schweizer Literatur immer im Schatten Deutschlands stand, gibt es
trotzdem einige Werke, die im ganzen deutschen Sprachraum bekannt sind,
darunter jene von Friedrich Glauser, Johanna Spyri, Friedrich Dürrenmatt,
Max Frisch, Hermann Hesse, Adolf Muschg, Jeremias Gotthelf, Gottfried
Keller und Conrad Ferdinand Meyer.
Geschrieben wird, im Gegensatz zur Musik, wo oft in Mundart
gesungen wird, fast ausschließlich im Schweizer Hochdeutsch.
Bedeutende Literaturveranstaltungen in der Schweiz sind die
Solothurner Literaturtage und das Buch- und Literaturfestival Basel.
Text 6a
Lesen Sie eine Erzählung des modernen schweizerischen Autors
Beat Nussbaumer.
Mein Grösi und so weiter
Autor: Beat Nussbaumer
Beat Nussbaumer erzählt aus seinem Leben, welches sich über neun
Jahrzehnte erstreckte. Seine Erinnerungen hat er in seinen letzten zehn
Jahren schriftlich festgehalten. Schlicht geschrieben aus der
Retroperspektive. Eine Lebensgeschichte aus dem zwanzigsten Jahrhundert.
Schauplätze sind unter anderem: Aegeri, Baar, Zug, Adliswil und Zürich.
Auch Anekdoten von Reisen nach Australien oder in die Türkei haben aus
seiner persönlichen Sicht ihren Platz in diesen biografischen
Aufzeichnungen gefunden.
Ein kleines Stück Aufleben des letzten Jahrhunderts. Ein kleines Stück
Schweizergeschichte. Keine heroischen Taten, keine Erfolgsstory sind hier
62
die Themen. Es ist eine Erzählung, welche Freuden und Sorgen einer
Kleinwarenhändlerin, eines Gärtners, eines Buchdruckers, von
Fabrikarbeitern und Witwen widerspiegelt. Kurze Geschichten die sein
Leben schrieb.
Beat Nussbaumer lebte und wirkte 1918 – 2007 im Kanton Zug und
Kanton
Zürich
und
ist
Initiant
und
Herausgeber
der
Website www.dialektwoerter.ch
Grösi, wie ich meine Großmutter nannte, ist mir in recht guter
Erinnerung, gerade so, als stünde sie vor mir in ihrem knöchellangen,
dunkelgrauen Faltenjupe. Grösis Haus lag am schönsten und
interessantesten Platz von ganz Ägeri. Mit seiner Frontseite stand es an der
Oberdorfstraße. Im Erdgeschoss lagen Tür an Tür der Gemüseladen von
Frau Huwyler und der Kolonialwarenladen meiner Großmutter. Die
Rückseite des Hauses aber schaute direkt über den weiten Turn-, Pausenund Festplatz, hinüber zum Friedhof und zur Kirche. Immer um neun und
um drei Uhr war im nahen Schulhaus Pausenzeit. Da stürmten die Buben
und Mädchen auf den Platz und sorgten für lebhaften, lauten Betrieb. Grösi
störte dies keineswegs, im Gegenteil. Es war für sie eine willkommene
Abwechslung in ihrem etwas eintönigen Alltag, denn zu jener Zeit kannte
man weder Radio noch Fernsehen. Auch eine Zeitung leisteten sich nur die
‹Besseren›. Als Lesestoff kannte man allenfalls die Bibel, den Zuger- und
den Joggelikalender. Das Zuger Amtsblatt tauschten sich ein paar Nachbarn
gegenseitig aus. Grösi las auch recht gerne die sinnigen, manchmal auch
lustigen Sprüche auf der Rückseite der Blätter vom Abreißkalender.
Zwei Mal im Jahr war auf diesem Gemeindeplatz Viehmarkt. Hier
habe ich die erste Hundertfrankennote gesehen. Sie war blau und darauf war
ein Holzfäller abgebildet. Ich dachte, so reich möchte ich auch einmal
werden. Vor ein paar Jahren, so erzählte mir Grösi, sei an einem Viehmarkt
ein Stier durchgebrannt. Als der Muni in seinem Amoklauf über den Platz
stürmte, flüchteten alle, auch starke Männer und suchten sich in Sicherheit
zu bringen. Ein junger Hufschmied aber sei auf den Ungestümen
zugesprungen, habe ihn beim Nasenring gepackt und sofort sei das Tier
zahm geworden, habe sich führen und wieder an der Stange festbinden
lassen
Jedes Jahr einmal war auf dem Turnplatz Militärinspektion und wo
Soldaten sind, da waren auch wir Buben nicht fern und hatten die Nase
zuvorderst. Es war auch zu interessant, was da alles aus und am Tornister
vorgezeigt werden musste: Essbesteck, Sackmesser (Militärhegel), Schuhund Gewehrputzzeug, Gamelle, Brotsack und Feldflasche. Auch der
gerollte Kaputt wurde ausgebreitet, gegen das Licht gehalten und nach
Schabenlöchern abgesucht. Als ich das erste Mal bei einer Inspektion
63
zuschauen konnte, ist mir aufgefallen, dass die älteren Soldaten schöne
blaue Uniformen trugen mit zwei Reihen silbrig glänzender Knöpfe und als
Kopfbedeckung einen Tschako mit farbigen Pompon. Die Jüngeren aber
trugen graugrüne Montur und hatten am Tornister einen Stahlhelm
aufgeschnallt. Diese grasgrüne Farbe gefiel mir ganz und gar nicht und ich
meinte zu Grösi: wenn ich Soldat sein werde, wolle ich eine blaue Uniform.
«Man wird dich kaum fragen», meinte Grösi.
Von Zeit zu Zeit war Militär in Ägeri einquartiert. Die Soldatenküche
war im Kellergeschoss des nahen Schulhauses eingerichtet. Wir Kinder
waren natürlich neugierige Zaungäste. Und wenn ein paar Soldaten
Kartoffeln zu schälen hatten, da lachten die Mädchen und foppten, sie
könnten das besser, dazu müsse man doch nicht unbedingt Soldat sein.
Wenn dann die Fassmannschaft in Einerkolonne antrat mit ihren großen
Eimern, stellten wir uns, mit einem Kesseli am Arm, hinten in der Reihe an,
hoffend, es bleibe etwas für uns übrig, denn alles was von den Soldaten
kam, dünkte uns besser.
Nicht vergessen darf ich den Ägerimarkt. Eines Morgens standen über
ein Dutzend Schaustellerwagen auf dem Turnplatz. Über Nacht kamen
diese angekarrt und schon in aller Morgenfrühe begann ein Ausladen,
Schleppen, Hämmern und Aufrichten. In Kürze standen Schaubuden,
Karussells und Schießbuden fixfertig auf dem Platz. Natürlich genügte es
mir nicht, vom Küchenfenster aus dem emsigen Treiben zuzuschauen. Wie
alle anderen Buben wollte auch ich so nahe wie möglich dabei sein. So
standen wir den Kilbimannen dauernd im Wege, bis diese uns barsch
verscheuchten.
Nach dem ‹nur noch einmal schlafen› war endlich Kilbisonntag. Die
Oberdorfstraße hinauf und hinunter reihten sich die Marktstände und die
Marktkrämer kamen angekarrt, richteten ihre Stände her und nach dem
‹Ausläuten› des Hauptgottesdienstes durfte gehandelt werden.
Da lockten nun die feinen Sachen: Magenbrot, Bärendreck und
Johannisbrot. Auch riesige Erdbeeren aus Zucker waren feil und die
Mädchen machten sich damit die Lippen rot. Lebkuchenherzen gab’s zu
kaufen in allen Größen, mit verschnörkelt geschriebenen Sprüchen drauf,
die ich allerdings nicht verstanden habe. Beim billigen Jakob schaute ich
auch eine Weile zu, wie er Herkules-Hosenträger und Rasierklingen anpries
und immer noch etwas und noch etwas dazu verschenkte und von Zeit zu
Zeit ausrief: Kinder hinten anstehen und die Großen nach vorne lassen!
Beim Glücksrad blieb ich auch eine Weile stehen, doch dauerte es mir zu
lange, bis der ‹Lotterierer› seine Serie von fünfzig Losen verkauft hatte.
Was gab es schon zu gewinnen, vielleicht einen Blumentopf, einen in
blaues Papier gewickelten Zuckerstock oder einen Teddybären.
64
Ich wollte jetzt unbedingt auf den Budenplatz. Die Karussellorgeln mit
den bunten, halbnackten Figuren leierten gegen einander um die Wette.
Mein Grösi an der Hand nehmend steuerte ich auf das Rößlikarussell zu und
erbettelte von ihr einen Batzen für eine Runde. Auf einem Ross wollte ich
reiten, nicht in einer langweiligen Kutsche fahren. Als besondere Attraktion
ritt man bei jedem Ringsum an einem Stab vorbei, auf dem ein Dutzend
Ringe aufgesteckt waren. Einer davon war ein ‹goldiger›. Wer diesen beim
Vorbeireiten erwischte, hatte eine Gratisfahrt zugute. Ich aber hatte kein
Glück.
Für die Schiffschaukel war ich noch zu klein. Noch fehlte mir die
Kraft für den nötigen Schwung. Natürlich hatte ich auch mächtig Schiss,
aber das sagte ich dem Grösi nicht. Mit dem Sessel-Karussell fuhr ich nur
einmal, denn es wurde mir dabei schwindlig. In einer Schaubude konnte
man für einen Franken, (Kinder die Hälfte) nebst anderen
Sehenswürdigkeiten einen richtigen Neger anschauen mit krausem Haar
und nacktem Oberkörper, dies als Beweis, dass er durch und durch echt und
nicht nur eingeschwärzt sei.
Aufgaben zum Text:
1. Formulieren Sie die Hauptidee der Erzählung.
2. Finden Sie im Text schweizerdeutsche Wörter und interpretieren
Sie sie auf Deutsch.
Text 7
Lesen Sie den Text und antworten Sie auf die Frage: welche der
im Text genannten schweizerischen Gerichte bzw. Spezialitäten haben
Sie mal probiert? Beschreiben Sie diese Lebensmittel.
Schweizer Küche
Die Schweizer Küche verbindet Einflüsse aus der Deutschen,
Französischen und Norditalienischen Küche. Sie ist jedoch regional sehr
unterschiedlich, wobei die Sprachregionen eine Art Grobaufteilung bieten.
Viele Gerichte haben allerdings die örtlichen Grenzen überschritten und
sind in der ganzen Schweiz beliebt.
Rösti
Typische Schweizer Gerichte sind das Käsefondue, Raclette,
Älplermagronen und Rösti. Letzteres hat auch den Röstigraben definiert.
Östlich dieser Grenze gehört Rösti zu den populärsten Nationalgerichten,
65
westlich davon nicht. Das heute weltweit bekannte Birchermüesli wurde um
1900 von einem Schweizer Arzt, Dr.
Maximilian Bircher-Benner in Zürich entwickelt. Die Honig-MandelNougat Schokolade Toblerone wird seit über 100 Jahren nur in Bern
hergestellt und von dort aus in über 120 Länder verkauft.
Sehr beliebte Schweizer Produkte sind Schweizer Käse sowie
Schweizer Schokolade. Zu lokalen Spezialitäten gehören etwa: Basler
Läckerli, Vermicelles, Appenzeller Biber, Meringue, die Aargauer
Rüeblitorte oder die Zuger Kirschtorte.
In der Schweiz sehr beliebt ist das Süssgetränk Rivella. Das im
Aargau produzierte Getränk konnte sich international allerdings bis jetzt nur
in den Niederlanden durchsetzen. Auch die Ovomaltine ist eines der
beliebtesten Schweizer Getränke. Im Gegensatz zu Rivella hat sich
Ovomaltine allerdings weltweit verbreitet, mehrheitlich unter dem Namen
Ovaltine.
Text 8
Lesen Sie den Text und betiteln Sie ihn.
191 Regionen in der ganzen Welt nennen sich „Schweiz“. Allein in
Deutschland gibt es davon 67 – von der Fränkischen Schweiz bis zur
Holsteinischen Schweiz. Und das, obwohl viele von diesen Regionen keine
richtigen Berge haben. Warum sie dann Schweiz heißen? Im 19.
Jahrhundert hieß „Schweiz“ einfach „schöne Landschaft“.
In der Schweiz befindet sich der tiefste Bahnhof der Welt. Porte
Alpina heißt die Station. Sie wird 800 Meter unter der Erde in einem neuen
Tunnel unter dem Gotthardmassiv liegen, der 2015 fertig werden soll. Auch
der neue Tunnel ist ein Rekord: Er ist mit 57 Kilometern der längste
Eisenbahntunnel der Welt. Touristen sollen vom Zug aus direkt in die
Ferienregion bei Sedrun, Andermatt und Airolo kommen – mit dem
längsten Aufzug der Welt. Die Reisezeit in das Gotthardmassiv wird durch
den Bahnhof im Berg mehr als eine Stunde kürzer.
Eine Woche lang das Wichtigsten über Bergblumen lernen: Das bietet
die Bettmeralp im Schweizer Kanton Wallis. Der Ort liegt fast 2000
Meter hoch. Die Gäste unternehmen zusammen mit einem Führer vier
Exkursionen rund um den Aletschgletscher. www.bettmeralp.ch
66
Text 9
Mein erster Monat
(ein Tscheche als Au-pair in der Schweiz )
In meinen ersten zwei Wochen in der Schweiz hatte ich fast jeden Tag
Kontakt mit den Behörden in Meilen, meinem neuen Wohnort am
Zürichsee. Ich besuchte die Einwohnerkontrolle, um mich anzumelden. Bei
dieser Behörde habe ich auch die Arbeitserlaubnis bekommen. Alles war
sehr einfach: Ich hatte schon meinen Arbeitsplatz als Au-pair bei einer
Familie. Auch bei der Bank ging es ganz schnell. Nach fünf Minuten hatte
ich ein Konto. Die Angestellten helfen gerne. Wenn ich ein kleines Problem
habe, gehe ich einfach zur Gemeindeverwaltung und frage. Das geht sehr
gut.
Der Anfang in der Schweiz war auch einfach, weil die Au-pairVermittlungsstelle schon vieles vorbereitet hatte. Sie hat sich zum Beispiel
um meinen Au-pair-Job gekümmert. Ich wohne und arbeite bei einer
Familie mit drei Kindern. Die Mutter ist Deutsche, der Vater USAmerikaner. An meinem Arbeitsplatz treffe ich aber auch Schweizer. Zum
Beispiel die Haushälterin und den Gärtner. Die Familie ist wohlhabend,
aber das ist für mich nichts Besonderes: Auch in Tschechien gibt es reiche
Menschen.
Ich war gleich am Anfang oft in Zürich. Dort ist die
Dolmetscherschule. Die besuche ich jeden Tag. Mit der S-Bahn dauert die
Fahrt von Meilen in die Stadt nur 15 Minuten. In Zürich gibt es sehr schöne
Häuser. Aber die Architektur ist viel kleiner als anderswo. Ich gehe oft am
Zürichsee spazieren, nicht nur in Zürich.
In Tschechien glauben viele Menschen: Die Schweiz ist reich, es gibt
viele Berge, und alles ist gut. So einfach ist es nicht. Die Schweizer haben
andere Mentalität als die Tschechen. Die Tschechen lachen oft und spotten
gerne. Die Schweizer sind ernsthafter. Sie lachen nicht ohne Grund auf der
Straße. Sie sind auch nicht so offen für neue Kontakte wie die Tschechen.
Deshalb ist es nicht einfach, Schweizer kennen zu lernen. Vielleicht kommt
die politische Neutralität der Schweiz von dieser Mentalität.
Antworten Sie auf die Fragen zum Text
1. Mit welchen Behörden hatte der Tscheche Kontakt? Mit welchem
Ziel?
2. Wie charakterisiert er die Angestellten?
67
3. Welche Vorstellungen haben die Tschechen über die Schweiz und
Schweizer?
4. Was schreibt der Tscheche über die Mentalität der Schweizer?
Text 10
Faschingskrapfen
Was in Düsseldorf und Köln Karneval heißt, hat in Teilen
Süddeutschlands, in Sachsen und in derSchweiz den Namen Fastnacht. In
Bayern, Thüringen, Brandenburg und Österreich spricht man von Fasching.
Überall dort gibt es in diesen Wochen viel Tanz, Musik und bunte Masken.
Nach dem Feiern kommt das Fasten. Als das noch eine allgemeine
Regel war, wurde deshalb in der Faschingszeit besonders viel und fett
gegessen. Vor der harten Fastenzeit wollten es sich die Menschen noch
einmal richtig schmecken lassen, besonders mit Faschingskrapfen.
Die Hefekuchen werden in Fett gebacken. Sie sind mit Marmelade
gefüllt und mit Puderzucker bestreut. Deshalb machen sie schneller satt als
Brot. Es heißt, dass die Faschingskrapfen ihren Namen von der Wiener
Bäckerin Cäcilia Krapf bekommen haben.
Im 19. Jahrhundert kam es vor, dass junge Frauen jungen Männern die
Hälfte ihres Krapfens gaben. Danach galten die beiden als verlobt. Diese
Regel gibt es schon lange nicht mehr. Doch die Faschingskrapfen werden
während der „fünften Jahreszeit“ noch immer gegessen. Krapfen heißen sie
aber nicht überall. Es ist wie mit dem Fasching, der an manchen Orten
Karneval heißt, anderswo aber Fastnacht. Genauso sind auch
Faschingskrapfen unter verschiedenen Namen bekannt: Sie heißen auch
Fastnetküchle, Kreppel oder Berliner.
Aufgabe zum Text
Süßes im Karneval!
>Der Faschingskrapfen wird in der Karnevalszeit gern gegessen. Aber
überall unter einem anderen Namen. Wie heißt es noch? Finden Sie die
Namen in der Schlange!
dekrapfenswarmküchlekuberncpfannkuchendelabordtkreppelosekruch
mpberlinerder
68
Österreich/Bayern:Krapfen
Südwestdeutschland: - - - - - Ostdeutschland: - - - - - - - - - Hessen: - - - - - - Restliches Deutschland/Schweiz: - - - - - - - -
Text 11
Unten die Meinungen der Deutschen, Österreicher und Schweizer
über die Zusammengehörigkeit von drei deutschsprachigen Nationen
angeführt. Die Aussagen kommen aus einer Internet-Umfrage. Welche
Meinungen halten Sie für positiv, welche für negativ?
1. Ich glaube, jeder ist stolz auf sein Land so wie es ist, und die
Österreicher hassen uns ja sowieso, weil wir ja soooo angeberisch sind, naja
egal...ich finde bloß ein bisschen mehr Zusammenarbeit wäre nicht
schlecht... und viel mehr Respekt und der den Deutschen und den
Österreichern ich mag alle drei Lände, ja Österreich auch euch ...schade das
ihr uns nicht mögt aus welchem Grund auch immer.
2. Dass wir alles Brüder sind, ist unbestritten. dennoch will die
Mehrheit in verschiedenen Häusern wohnen. Schließlich haben wir genug
lange gegen die Habsburger und die deutschen Kaiser gekämpft um unsere
Freiheit zu erlangen...ist schon gut so wie es ist!
3. Bei allen Unterschieden zwischen den drei Staaten sollte nie
vergessen werden, dass wir alle eine Sprach und Kulturnation bilden,
welche sich selbst auch als eine Solche sehen sollte. Auch wenn sie heute
keinen gemeinsamen Staat mehr bilden, sollte jedoch nie vergessen werden,
dass es einen solchen "Staat" mehr oder weniger bereits im Heiligen
römischen Reich deutscher Nation und im deutschen Bund gab.
4. Wir Schweizer gehörten nie, aber auch wirklich nie, zu
Deutschland, und das wird auch immer so bleiben, und das ist auch gut so,
wir Schweizer sind stark, wenn nicht die stärksten! Außerdem
unterscheiden sich die Kulturen sehr stark voneinander, komm mal in die
Nordschweiz dort wirst du kein Wort verstehen.
5. Schön zu sehen, dass es Leute gibt die sich für den Zusammenhalt
dieser 3 Länder einsetzen, vor allem für Deutschland und Österreich, wenn
69
man bedenkt wie sich manche gegenseitig aufs Tiefste beschimpfen. Wir
sind zwar verschiedene Länder, doch wir teilen etwas besonderes, die
gleiche Sprache. Allein aus diesem Grund sollten wir viel mehr
zusammenwachsen. Deutschland, Österreich und Schweiz sind wirklich die
schönsten Länder der Welt.
6. Ich selber mag sowohl die Menschen Deutschlands wie auch die
Österreichs in all ihrer Vielfalt und mit ihren Eigenheiten sehr und halte
mich auch gerne dort auf. In der Tat verbindet die gleiche Sprache sehr.
Nichts desto trotz fühle ich mich auch an Orten, an denen ich kein Wort
verstehe, auch sehr wohl. Licht und Schatten ist überall
7. Völlig richtig, die Multikulturalität der Schweiz nicht zu sehen,
bedeutet die Schweiz nicht richtig zu verstehen. Die Vorstellung einer
"germanischen" Schweiz ist also nicht richtig und alle zu weit führenden
Gedanken somit auch nicht. Dennoch spricht nichts dagegen die
Brüderlichkeit zwischen den 3 Ländern wieder mehr zu betonen und
intimere Beziehungen auszubauen.
8. Also auf das die Schweiz zur EU kommt, könnt ihr noch lange
warten. Denn die Schweizer sind sich zu schade für die EU und es gibt auch
keinerlei Diskussionen darüber, ob ja oder nein. Aber Deutschland,
Österreich und Schweiz sollten noch enger zusammenarbeiten und so
Stärke zeigen. Aber ein Zusammenschluss... ich weiß nicht.
Text 12
Begrüßung
(aus "Manieren" von Asfa-Wossen Asserate, (Äthiopien))
Als ich nach Deutschland kam, erzählte mir einer meiner
Kommilitonen, seine Zimmerwirtin liege mit ihren Nachbarn in Streit; der
Nachbar hatte ihr soeben geschrieben, angesichts ihres Verhaltens „verbitte
er sich von ihr das Entbieten der Tageszeit“. Ich konnte leider nicht
mitlachen, bis ich aufgeklärt wurde, der Mann wolle nicht mehr gegrüßt
werden, nicht mit „Guten Morgen“ und nicht mit „Guten Abend“.
Dies „Entbieten der Tageszeit“ war also die übliche Begrüßung in
Deutschland, dazu kam noch „Guten Tag“, das aber stets eine winzige Spur
förmlicher klang, vor allem, wenn bei der Verabschiedung an Stelle von
„Auf Wiedersehen“ gesagt: Dann war sogar etwas frostiges darin.
70
Tübingen liegt in Süddeutschland, ist aber protestantisch. Sowie man
von dort ins katholische Schwaben kam, änderte sich der Gruß, dort und in
Bayern und in Österreich hieß es „Grüß Gott“ häufig auch dann, wenn der
Grüßende es mit Gott nicht gar so eng hielt. „Grüß Gott“ gefiel mir sehr,
obwohl mir bis heute nicht ganz klar ist, was das eigentlich heißen soll: ein
Imperativ, der besagt, der andere solle Gott grüßen? Oder „Gott zum
Grüße“, wie ich es auch, meist mit einer gewissen Ironie, gehört habe?
Dass Deutschland ein Land der Regionen ist, erfährt man, wenn man
das soeben gelernte „Grüß Gott“ in Hamburg oder Berlin arglos und
deutlich von sich gibt. Das Befremden ist meist stark, oft ist das Gegenüber
sogar peinlich berührt und fragt spitz: „Sie kommen wohl aus Bayern?“.
Kein Zweifel, in diesem Befremden schwingt mehr als eine
allgemeine Xenophobie mit. „Grüß Gott“ hat auch eine politische Seite; da
regt sich das reaktionäre abergläubische Süddeutschland gegen den
politisch fortschrittlichen Norden. Und nun ist der rückschrittliche
Landesteil dazu noch der reichere und wirtschaftlich gesündere, da kann
eine leichte Gereiztheit nicht ausbleiben.
Tatsächlich habe ich festgestellt, dass im ganzen Land „Grüß Gott“
diesen
sanften,
unschuldigen
Provokationscharakter
hat.
Die
„bewahrenden“ Kräfte zeigen mit „Grüß Gott“ gegenüber der Progressiven
Flagge. Wer die wechselseitige, beinahe unmerkliche Verachtung nach dem
Austausch von „Grüß Gott“ und darauf geantwortetem „Guten Tag“ gespürt
hat, hat viel von Deutschland verstanden.
In Österreich mit seinen vielen barocken Residuen ist außerdem sehr
populär und zugleich elegant das „Servus“, was auf Lateinisch Sklave heißt.
Mit „Servus“ begrüßt man sich und nimmt Abschied; die im Wienerlied
ausgesprochene Aufforderung, „beim Abschied leise Servus“ zu sagen,
„nicht Lebwohl und nicht Adieu, solche Worte tun mehr weh“, ist die
Devise des Wiener promiskuitiven Zynismus geworden.
Dem „Servus“ entspricht übrigens wörtlich das inzwischen in
Deutschland beinahe ebenso wie in Italien populäre „Ciao“, das in
venezianischen Dialekt „schiavo“, Sklave, heißt, und das verhunzt
französische „Tschüs“, die norddeutsche Version von „Adieu“, eine Weile
vollständig zu verdrängen schien.
Aber jetzt ist es wieder da, das „Tschüs“, Rundfunk- und
Fernsehmoderatoren wollen nicht ohne es auskommen. Eine verborgene
Unverschämtheit liegt in diesem „Tschüs“, eine ironische Souveränität, die
eigentlich hart erobert werden müsste, nun aber Volksgut geworden zu sein
scheint.
71
Dem „Tschüs“ beim Abschied entspricht das „Hallo“ bei der
Begrüßung. Die Redensart, jemand sei „mit großem Hallo“, übrigens immer
auf der letzten Silbe betont, empfangen worden, ist viel älter und meint eine
Art fröhlichen Tumult. Das moderne „Hallo“ ist keineswegs ein Zeichen
des Übermutes, sondern einer etwas anzüglichen Kühle. Von Schülern- und
Studentencliquen ist es längst in die Breite der Gesellschaft gewandert.
Der „Hallo“-Grüßer ist die verkörperte lässige Unverbindlichkeit. Mit
„Hallo“ Begrüßte können ohne weiteres wieder unbeachtet stehen gelassen
werden. Man hat allmählich das Gefühl, das soziale Modell der
menschlichen Begegnungen solle das Verhalten der Hunde bei Treffen im
Park sein, wofern sie sich nicht ankläffen und übereinander herfallen. Dann
nähern sich die Hunde aneinander, sehen sich an, schnüffeln ein bisschen
aneinander, aber ohne gesteigertes Interesse, nur informationshalber, und
wenden sich dann grußlos voneinander ab. Könnten sie sprechen, hätten sie
zu Anfang ein gleichgültiges „Hallo“ gesagt.
Aufgabe zum Text
Ein gemeinsamer Gruß der deutschsprachigen Länder ist „Hallo!“
Wo hören Sie die Grußformeln
Servus! Grüezi! Grüß Gott! Ciao! Salü! Hoi! ?
Projektaufgabe:Recherchieren Sie zum Thema "Hochschulbildung in
der Schweiz". Schreiben Sie ein Referat.
Тест рубежного контроля к модулю 2
Тест содержит 10 заданий, на выполнение которых отводится
15 минут.
Выберите правильный вариант ответа:
Die Schweiz
1. Die Schweiz heißt offiziell
a. Bundesrepublik Schweiz
b. Schweizer Eidgenossenschaft
c. Fürstentum Schweiz
72
2. In der Schweiz spricht man
a. Deutsch, Italienisch, Spanisch, R?toromanisch
b. Deutsch, Italienisch, Französisch, Schweizerisch
c. Italienisch, Französisch, Rätoromanisch, Deutsch
3. Die Währung in der Schweiz ist
a. Euro
b. Mark
c. Frank
4. Der höchste Berg in den Schweizerischen Alpen ist
a. Die Zugspitze
b. Die Difourspitze
c. Das Matterhorn
5. Die Schweiz ist nicht Mitglied von
a. NATO
b. UNO
c. OSZE
6. Die Schweizer Vokabeln heißen im Hochdeutschen
a. Schweizerdeutsch
b. Helvetismen
c. Schwyzertütsch
7. Zu den typisch schweizerischen Gerichten gehört
a. Rösti
b. Saumagen
c. Palatschinken
73
8. Schweizerische Begrüßung ist
a. Servus
b. Grüezi
c. Grüß Gott
9. Die größte Stadt der Schweiz ist
a. Bern
b. Lausanne
c. Zürich
10. Wer von diesen Schriftstellern ist Schweizer?
a. Dürrenmatt
b. Hesse
c. Gras
Бланк ответа
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
a)
b)
c)
Заключение
За каждый правильный ответ указывается 2 балла. Максимально
допустимо 20 баллов. Критерии оценки:
A - отлично - 20 баллов.
B - очень хорошо - 18 баллов.
C - хорошо - 16 баллов.
D - удовлетворительно - 12 баллов.
E - посредственно - 10 баллов.
74
F - неудовлетворительно - 6 баллов.
75
Modul 3
Комплексная цель: развитие навыков чтения и говорения.
DEUTSCHLAND
Text 1
Deutschland in der Welt
Deutschland ist ein Staat in Mitteleuropa. Als Bundesstaat besteht die
Bundesrepublik Deutschland aus 16 deutschen Ländern und stellt die
jüngste Ausprägung des deutschen Nationalstaates dar. Die Länder gliedern
sich gemäß dem Verfassungsprinzip der kommunalen Selbstverwaltung in
kommunale Gebietskörperschaften.
Bundeshauptstadt ist Berlin. Gemäß ihrer Verfassung versteht die
Bundesrepublik sich als soziale, rechtsstaatliche und föderale Demokratie.
Sie ist Gründungsmitglied der Europäischen Union und mit über 82
Millionen Einwohnern deren bevölkerungsreichstes Land. Ferner ist
Deutschland unter anderem Mitglied der Vereinten Nationen, der OECD,
der NATO, der OSZE und der Gruppe der Acht (G8). Gemessen am
Bruttoinlandsprodukt ist Deutschland die drittgrößte Volkswirtschaft der
Welt, nach den Vereinigten Staaten und Japan.
Die wichtigsten Leitlinien deutscher Außenpolitik sind die
Westbindung und die europäische Integration. Deutschland hat am Aufbau
europäischer Organisationen einen entscheidenden Anteil; Ziel war dabei
auch, den Nachbarn Angst vor Deutschland zu nehmen und die
Beschränkungen durch die Besatzungsmächte überflüssig zu machen. Die
Bundesrepublik ist seit 1950 Mitglied des Europarates und unterschrieb
1957 die Römischen Verträge, den Grundstein für die heutige Europäische
Union. Zentraler Aspekt für die Sicherheitspolitik und Ausdruck der
Westbindung ist die Mitgliedschaft in der NATO, der die Bundesrepublik
1955 beitrat.
Während des Kalten Krieges war der Spielraum deutscher
Außenpolitik begrenzt. Als eines der wichtigsten Ziele galt die
Wiedervereinigung. Militäreinsätze im Ausland kamen nicht in Frage. Laut
76
Grundgesetz darf sich die Bundeswehr an Angriffskriegen nicht beteiligen,
ihre Aufgabe besteht lediglich in der Landes- und Bündnisverteidigung.
Durch die der sozialliberalen Koalition ab 1969 initiierte „Neue Ostpolitik“
unter dem Motto Wandel durch Annäherung, die zunächst von wichtigen
Verbündeten sehr skeptisch betrachtet wurde. Später wurde diese Politik
grundsätzlich auch von der liberalkonservativen Kohl-Regierung seit 1982
fortgesetzt.
Seit der Wiedervereinigung hat Deutschland seine außenpolitischen
Grundsätze erweitert und einen Weg zu größerer internationaler
Verantwortung eingeschlagen. So nimmt die Bundeswehr seit 1991 mit
Zustimmung des Bundestages und zusammen mit verbündeten Armeen an
verschiedenen friedenserhaltenden und -erzwingenden Einsätzen auch
außerhalb Deutschlands und des Territoriums der NATO-Verbündeten teil
(Out-Of-Area-Einsätze).
Traditionell spielt Deutschland zusammen mit Frankreich eine
führende Rolle in der Europäischen Union. Deutschland treibt die
Bemühungen voran, über die Wirtschafts- und Währungsunion hinaus ein
einheitliches und wirkungsvolles System der europäischen Außen- und
Sicherheitspolitik zu schaffen.
Weitere außenpolitische Ziele sind die Verwirklichung des KyotoProtokolls zum Klimaschutz sowie die weltweite Anerkennung des
Internationalen Strafgerichtshofs. Bedeutendes Interesse hat Deutschland
auch an einer friedlichen Lösung des Nahostkonflikts. Aufgrund der
schwierigen Materie und den Begrenzungen deutscher Politik besteht der
Beitrag vor allem in der Bereitstellung informeller Kontaktmöglichkeiten
zwischen den beteiligten Parteien.
Die Bundesregierung lehnte den Irakkrieg 2003 ab, da sie die Existenz
von Massenvernichtungswaffen bezweifelte, eine diplomatische Lösung
bevorzugte und um erhebliche Gefahren für die politische Stabilität des
gesamten als fragil eingestuften Raumes fürchtete. Dafür wurde sie von
wichtigen Verbündeten stark kritisiert. Zusammen mit den Verbündeten
Großbritannien und Frankreich bemüht sich die Bundesrepublik, den Iran
im Dialog dazu zu bewegen, auf die Weiterführung seines
Kernenergieprogramms zu verzichten.
Die Bundesregierung strebt einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der
Vereinten Nationen an. Die Durchsetzung dieses Zieles wird jedoch
aufgrund des Widerstands anderer, teils verbündeter Staaten erschwert und
hat nur geringe Aussicht auf Erfolg. So würden zwar Frankreich und
Großbritannien die G4-Staaten (Deutschland, Indien, Japan und Brasilien)
77
grundsätzlich unterstützen; jedoch beziehen die USA zu einem deutschen
Sitz bisher keine Stellung.
Aufgaben zum Text:
1. Finden Sie im Text Informationen über die Teilnahme der
Bundesrepublik Deutschland an internationalen Organisationen und
über ihre Initiativen. Füllen Sie folgende Tabelle aus.
Organisation
Europarat (seit
1950)
Ziele
und
Aufgaben
Deutschlands
Angst vor Deutschland
nehmen
78
Text 2
Die Berliner Mauer
79
Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 in den drei
westlichen Besatzungszonen gegründet. An diesem Tag wurde das
Grundgesetz als Provisorium für eine Verfassung in Kraft gesetzt. Das
Grundgesetz enthielt in der Präambel „(…) Das gesamte Deutsche Volk
bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit
Deutschlands zu vollenden“ ein „Wiedervereinigungsgebot“, das im Zuge
der Deutschen Wiedervereinigung verwirklicht werden konnte. Bonn wurde
am 3. November 1949 zur vorläufigen Hauptstadt erklärt
Die Gründung der DDR erfolgte am 7. Oktober 1949 in der
Sowjetischen Besatzungszone. Nach einer Verwaltungsreform 1952
entstanden daraus 15 Bezirke.
Durch den Kalten Krieg wurden die Deutschen in Ost und West
physisch immer mehr getrennt. Der Eiserne Vorhang zog sich quer durch
Mitteleuropa und teilte auch Deutschland. Mit dem Bau der Berliner Mauer
1961 wurde der letzte freie Zugang in den Westen gesperrt.
Während in der DDR eine Planwirtschaft errichtet wurde, entschied
sich die Bundesrepublik für die soziale Marktwirtschaft. Das einsetzende
Wirtschaftswunder führte zu anhaltend hohen Wachstumsraten,
Vollbeschäftigung und Wohlstand.
Mit der Aufhebung des alliierten Besatzungsstatuts wurde die
Bundesrepublik Deutschland am 5. Mai 1955 souverän. Diese Souveränität
beschränkte sich auf den Geltungsbereich des Grundgesetzes, das heißt, die
Alliierten behielten ein Vorbehaltsrecht über Deutschland als Ganzes und
die Viersektorenstadt Berlin ein. Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler
der Bundesrepublik Deutschland, verkündete damals: „Heute, fast zehn
Jahre nach dem militärischen und politischen Zusammenbruch des
Nationalsozialismus, endet für die Bundesrepublik Deutschland die
Besatzungszeit.“
Die wichtigsten außenpolitischen Meilensteine dieser Ära waren die
Westintegration – 1955 trat Westdeutschland der NATO bei – und die
Beteiligung am wirtschaftlichen Zusammenschluss in Europa, der durch die
Römischen Verträge 1957 einen entscheidenden Schub erhielt. Nach der
gewaltsamen Niederschlagung des Volksaufstandes des 17. Juni 1953
wurde die DDR Mitglied im Warschauer Pakt und dem RGW.
Erst in den 1960er Jahren führten einige politische Affären und das
Aufkommen kritischer Ideen insbesondere der Studenten zum Ruf nach
einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Eine 1967 einsetzende
Wirtschaftskrise, die Studentenunruhen 1968 und die Wahlerfolge der NPD
verstärkten den Eindruck einer politischen Krise. Die 1966 gebildete Große
80
Koalition aus CDU und SPD unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger
(CDU) verabschiedete eine Reihe grundlegender Gesetzesänderungen
(Notstandsgesetze) und versuchte, sich mit Hilfe der Globalsteuerung an die
wirtschaftlich schwierigeren Zeiten anzupassen.
Mit dem Antritt der sozialliberalen Regierung unter Willy Brandt
(SPD) 1969 wurden eine Reihe sozialer, gesellschaftlicher und
außenpolitischer Reformen umgesetzt. Die „Neue Ostpolitik“, die auf
Verständigung mit Osteuropa setzte, führte zu außenpolitischer
Entspannung und brachte Brandt 1971 den Friedensnobelpreis ein. Den
symbolischen Auftakt hatte das Erfurter Gipfeltreffen 1970 gebildet. Diese
Politik wurde aber von Konservativen teilweise scharf kritisiert. Brandt
überstand im April 1972 ein konstruktives Misstrauensvotum, und die SPD
rettete sich in Neuwahlen.
Brandts zweite Amtszeit (1972–1974) war überschattet von
wirtschaftlichen Problemen, zu denen die Ölkrise 1973 sowie inflationäre
Tendenzen aufgrund hoher Tarifabschlüsse geführt hatten. Die
versprochenen innenpolitischen Reformen waren nicht bezahlbar. Brandt
trat nach der Aufdeckung einer Spionageaffäre um seinen Mitarbeiter
Günter Guillaume zurück.
Sein Nachfolger Helmut Schmidt (SPD), seit Juni 1974 im Amt, hatte
mit
steigender
Verschuldung
und
Arbeitslosigkeit,
mehreren
Wirtschaftskrisen und dem Terror der RAF zu kämpfen. Als Kanzler und
Person bei den Deutschen geschätzt, verlor er jedoch den Rückhalt seiner
Fraktion, die zunehmend gegen seine Unterstützung des NATODoppelbeschlusses opponierte.
Nach dem Auseinanderbrechen der Koalition wurde Helmut Kohl
(CDU) nach einem konstruktiven Misstrauensvotum am 1. Oktober 1982
zum Kanzler gewählt. Er regierte länger als alle seine Vorgänger und gilt
als Kanzler der deutschen Einheit. Diese wurde durch die Veränderungen in
der Sowjetunion durch Glasnost und Perestroika ermöglicht und
maßgeblich von den Massendemonstrationen in der DDR sowie der
dortigen Ausreisebewegung vorangetrieben. Am 9. November 1989 musste
die DDR-Führung die Mauer öffnen, nachdem ein Sprecher durch ein
Versehen einen Massenansturm auf die Grenzübertrittsstellen ausgelöst
hatte.
Bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer am 18. März 1990
gewann das von der Ost-CDU geführte Parteienbündnis „Allianz für
Deutschland“. Nun war der Weg frei für die Deutsche Wiedervereinigung.
Diese fand im Einvernehmen mit den Vertretern der Alliierten im Rahmen
der „Zwei-plus-Vier-Gespräche“ statt.
81
Aufgaben zum Text:
1. Bilden Sie eine Zeitleiste der Mauergeschichte.
23. Mai 1949 - Gründung der Bundesrepublik Deutschland in drei
westlichen Besatzungszonen.
3. November 1949 –
2. Versuchen Sie die Hauptziele von zwei deutschen Staaten, der
BRD und der DDR zu formulieren.
3. Welche zwei Politiker (ein deutscher und russischer) haben
entscheidenden Schritt zur Vereinigung Deutschland gemacht?
4. Sehen Sie sich die Bilder und kurze Texte unten an und machen
Sie die Aufgabe.
82
83
Text 3
Sprache und Identität in Deutschland
In Deutschland ist Deutsch die Amtssprache. Das Wort „teutsch“
(deutsch) bildete sich dabei innerhalb des Lateinischen aus dem
germanischenWort für „Volk“ (thioda, thiodisk) heraus und bezeichnete
die Sprache der nicht lateinisch (und nicht romanisch) sprechenden
Bevölkerung. Die ältere Bezeichnung „fränkisch“ für die diese Sprache traf
seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr eindeutig zu, nachdem einerseits die
westfränkische Oberschicht im späteren Frankreich den romanischen
Dialekt der einheimischen Bevölkerung übernommen hatte und andererseits
das Ostfränkische Reich auch nicht-fränkische Stämme wie die Alemannen,
die Bayern, die Thüringer und die Sachsen umfasste. Zu der Entwicklung
des Deutschen als einheitliche Schriftsprache hat die Bibelübersetzung
Martin Luthers während der Reformation im frühen 16. Jahrhundert
maßgeblich beigetragen. Die Herausbildung der hochdeutschen
Schriftsprache war im 17. Jahrhundert zum Großteil abgeschlossen. Die
deutsche Rechtschreibung wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend
normiert. Die deutsche Alltags- und Umgangssprache ist von verschiedenen
Dialekten geprägt (z.B. bairisch, fränkisch, schwäbisch, alemannisch,
niederrheinisch, kölsch, thüringisch und (ober-)sächsisch, hessisch,
pfälzisch u.a.). Es besteht ein großer Unterschied zwischen den Dialekten,
angefangen von Schleswig-Holstein an der dänischen Grenze bis hin zu
Südtirol in Italien. Dem Schriftdeutschen am nächsten kommt die
gesprochene Alltagssprache im Raum Hannover, Kassel, Braunschweig,
Göttingen (Nordhessen, Südniedersachsen).
In Deutschland leben auch eine immer größer werdende Anzahl von
Menschen aus Kulturen ausländischen Ursprungs und deren Nachkommen.
Diese stammen aus dem euroasiatischen Raum (etwa 2,6 Mio. Türken,
einige hunderttausend Kurden und Iraner und andere dem islamischen
Kulturraum angehörenden Ländern, Nordafrika und weitere Staaten
Vorderasiens) und aus ehemaligen Ostblockstaaten (2 bis 3 Mio. Russen
bzw. auch und vor allem aus Russland eingewanderte Russlanddeutsche,
etwa 300.000 Polen, Ukrainer, usw.); des Weiteres Kroaten, Serben,
Bosnier, Italiener, Griechen, Portugiesen und Spanier. Diese Ausländer sind
zu einem großen Teil Arbeitsimmigranten, die während des sogenannten
Wirtschaftswunders ab den 1960er Jahren als Gastarbeiterinsbesondere aus
den wirtschaftlich ärmeren Regionen, zuerst Südeuropas, dann auch aus der
Türkei, angeworben wurden - in einer Zeit, in der bei relativer
Vollbeschäftigung bis in die frühen 1970er Jahre ein Mangel an
einheimischen deutschen Arbeitskräften herrschte. Neben der deutschen
84
Sprache werden anerkannte Sprachen deutscher Minderheiten gesprochen,
wie Dänisch, Friesisch, Sorbisch und Niedersächsisch (Plattdeutsch), wobei
letzteres zum einen als eigenständige Sprache, zum anderen aber auch als
niederdeutscher Dialekt betrachtet wird. In Deutschland wies die deutsche
Sprache eine kurzfristige Sonderentwicklung von DDR-Deutsch und
Bundesdeutsch auf. Bis in die Mitte der 60er Jahre betonten die
Bundesdeutschen die entstehenden Unterschiede zwischen der deutschen
Sprache in der Bundesrepublik und der DDR besonders und warnten vor
Kommunikationsschwierigkeiten,
die
die
deutsche
Einheit
„beeinträchtigen“ könnte. Seit Mitte der 60er Jahren betonte die
bundesdeutsche Literatur die Gemeinsamkeiten der beiden Sprachen. Der
Wortschatz entwickelte sich in beiden deutschen Ländern jedoch teilweise
in anderen Richtungen. Das erkennt man besonders am politischen und
wirtschaftlichen Wortschatz, der sich in der BRD unter dem Einfluss der
modernen Technologien entwickelte, während der Einfluss auf die Sprache
in der DDR vom Kommunismus und den anderen sozialistischen Staaten
geprägt war. Durch die deutsche Einheit nimmt diese sprachpolitische
Auseinandersetzung mit den beiden deutschen Nationalvarietäten ein Ende.
Im vereinigten Deutschland sind seit 1990 die unterschiedlichsten Einflüsse
vorhanden.
Viele sind der Meinung, die Sprache sei das wichtigste Kennzeichen
der deutschen Identität, während die anderen die moderne deutsche
Rationalität im engsten Sinne hervorheben. Auf jeden Fall geht man davon
aus, dass Deutschland eine Kulturnation darstellt und dass ohne die
deutsche Sprache, das Land in seiner heutigen Gestalt nicht existieren
würde.
Schreiben Sie eine kurze Zusammenfassung des Textes (ca.15
Sätze)
Text 3a
Die deutsche Sprache
Für die meisten bildet Deutschland das Zentrum der deutschen
Sprache, auch wenn dieses Zentrum bei Weitem nicht so alt ist wie die
Sprache selbst.
Denn erst durch die Gründung des Deutschen Reichs im Jahre 1871
mit Wilhelm I von Preußen als Kaiser bekam die Sprache ein nationales
Reich. Österreich war damals gebietsmäßig viel größer, bildete aber keine
sprachliche Einheit, da der Großteil der Monarchie aus nicht
85
deutschsprachigen Gebieten bestand. Heute wird Deutsch als einzige
Hauptsprache in Deutschland und Liechtenstein gesprochen, in Österreich
als Amtssprache (neben offiziellen Minderheitensprachen Slowenisch,
Kroatisch, Ungarisch, Tschechisch, Slowakisch, Roma), weiters als
Amtssprache in Belgien (neben Französisch und Niederländisch), in
Luxemburg (neben Luxemburgisch (Lëtzebuergesch) und Französisch) und
in der Schweiz (neben Französisch, Italienisch und Rätoromanisch). In
Italien (nur regional in Südtirol), in Dänemark (in den Gebieten der
deutschen Minderheit) und in Rumänien hat das Deutsch den Status einer
Minderheitensprache inne.
Die deutsche Sprache ist eine plurizentrische Sprache. Dieser
Plurizentrismus des Deutschen ist bisher durch drei verschiedene Aspekte
gekennzeichnet:
1) Eine historische Sonderentwicklung von Deutsch, Österreichisch
und Schweizerisch
2) Eine kurzfristige Sonderentwicklung des DDRDeutschen und des
Bundesdeutschen
3) Eine funktionelle Spezialisierung von Dialekten und der deutschen
Standardsprache im deutschen Teil der Schweiz und in Luxemburg, wo der
Dialekt nicht nur die Muttersprache der Bevölkerung ist, sondern auch seine
Position in mehreren Standarddomänen hat.
Die deutsche Sprache ist – wie bereits erwähnt –in den einzelnen
Ländern nicht identisch. In jedem Land hat sich eine eigene
Nationalvarietät mit eigenen Normen herausgebildet.
Deutschland betrachtet seine nördliche Variante (= nördlich von
Bayern) im Allgemeinen als Standard und sich selbst als Träger der
Standardnormen. Der Status der einzelnen nationalen Varietäten hängt von
historischen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren ab. Da Deutschland
unter den deutschsprachigen Ländern die meisten Sprecher hat, außerdem
wirtschaftlich und politisch eine wichtige Rolle (in Europa) spielt, wird
seine Variante auch von nicht Deutsch Sprechenden als Norm bzw. als
„besser“, „schöner“ und „richtiger“ als etwa das schweizerische oder
österreichische Deutsch eingestuft. Im Ausland wird daher auch meist das
(bundes)deutsche Deutsch gelehrt, österreichische und schweizerische
Ausdrücke werden meistens nur erwähnt.
Eine plurizentrische Sprache ist eine zugleich vereinende und
trennende Kraft: Die Sprecher der deutschen Sprache verstehen sich; aber
86
fühlen sie auf Grund ihrer gemeinsamen Muttersprache zusammengehörig,
fühlen sie sich einer deutschen Nation zugehörig?
Außenstehende gehen meist davon aus, dass dem so ist. Jemand, der
Deutsch spricht, ist Deutscher, egal ob er aus Österreich, Deutschland oder
der Schweiz kommt. Aber unsere Umgebung beweist uns das Gegenteil:
Jemand, dessen Muttersprache Französisch ist, ist nicht zwingend Franzose,
er kann genauso aus Belgien oder der Schweiz oder auch aus dem Senegal
kommen – und wird sich sicher nicht als Franzose betrachten. Die
Wunschvorstellung vieler ist immer noch, dass Personen mit einer
gemeinsamen Sprache eine Nation (und idealerweise auch einen Staat)
bilden. Gerade bei der deutschsprechenden Bevölkerung Europas ist dies
jedoch keineswegs der Fall. Ein deutschsprachiger Schweizer fühlt sich
genauso wenig als Deutscher wie ein Luxemburger, der Großteil der
Österreicher betrachten ihr Land ebenfalls als eine eigene Nation mit einer
eigenen Identität und betonen die Unterschiede in Sprache und Mentalität
zu Deutschland.
1.
Erklären
Sie
folgende
Komponente Sprache anhand des Kontextes:
Wörter
mit
der
Die Amtssprache, die Minderheitssprache, die plurizentrische Sprache,
die Standardsprache, die Muttersprache.
2. Erzählen Sie über die deutsche Sprache nach dem Plan:
a) Deutsch als Haupt- und Amtssprache
b) Plurizentrismus der deutschen Sprache
c) Standard und Standardnormen der deutschen Sprache.
3. Jeder, der Deutsch als Muttersprache spricht, ist Deutscher.
Stimmen Sie dieser Meinung zu? Argumentieren Sie.
Text 4
Lesen Sie den Text und machen Sie anschließend die Aufgaben.
Bevölkerung
Deutschland ist seit der Wiedervereinigung die mit Abstand
bevölkerungsreichste Gesellschaft der Europäischen Union. Fast 83
Millionen Menschen wohnen auf deutschem Gebiet, ein knappes Fünftel
87
davon in Ostdeutschland, auf dem Territorium der ehemaligen DDR. Drei
Trends sind kennzeichnend für die demografische Entwicklung in
Deutschland: eine niedrige Geburtenrate, die steigende Lebenserwartung
und die Alterung der Gesellschaft.
Etwa 75 Millionen Menschen (91 Prozent) in Deutschland sind
deutsche Staatsbürger. Von diesen haben wiederum sieben Millionen
Bürger einen Migrationshintergrund, das heißt, sie sind „Aussiedler“ bzw.
„Spätaussiedler“ deutscher Nationalität, von denen die meisten aus Staaten
der ehemaligen Sowjetunion (51 Prozent, umgangssprachlich meist als
„Russlanddeutsche“ bezeichnet) und aus Polen (34 Prozent) eingewandert
sind. Zwischen 1950 und 2002 waren dies insgesamt 4,3 Millionen
Menschen, oder im Land geborene oder seit langer Zeit in Deutschland
lebende ehemalige Ausländer, die seit der Änderung des
Staatsbürgerschaftsrechts auf eigenen Antrag eingebürgert wurden.
Von den Einwohnern mit ausschließlich anderer Staatsangehörigkeit
stellen die türkischen Staatsangehörigen (1.713.551) die größte Gruppe. Die
übrigen sind überwiegend EU-Bürger (2,1 Millionen). Den größten Anteil
haben hier Italiener (528.318), Polen (384.808) und Griechen (294.891).
Der Anteil der europäischen Staatsbürger aus Nicht-EU-Ländern (3,2
Millionen) hat sich durch Migration aus dem ehemaligen Jugoslawien (1,0
Millionen; unter anderem durch Kriegsflüchtlinge) und aus den Staaten der
ehemaligen Sowjetunion in den 1990er Jahren erhöht. 2007 erwarben
113.030 Personen die deutsche Staatsbürgerschaft.
Die Zahl der gesamten polnischen Diaspora in Deutschland, die
bereits seit dem 19. Jahrhundert existiert, beläuft sich auf weit über zwei
Millionen, wobei die meisten seit Generationen von der einheimischen
Bevölkerung assimiliert sind.
Somit ergibt sich ein Gesamtanteil der Bevölkerung mit
Migrationshintergrund von etwa 17 Prozent, ein Hinweis darauf, dass die
ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung nicht mehr über
Nationalitäten erfasst werden kann. Ein gewisses Maß an Einwanderung
wird von politischer Seite im Hinblick auf den Rückgang der Geburtenzahl
und die daraus folgende negative demografische Entwicklung gewünscht,
um die soziale Absicherung der Bevölkerung nicht zu gefährden, zu starke
Zuwanderung aufgrund der daraus resultierenden sozialen Spannungen
jedoch abgelehnt.
Angestammte ethnische Minderheiten sind Dänen, Friesen, Jenische ,
Sorben und Sinti.
Aufgaben zum Text:
88
1. Erklären Sie folgende Wörter auf Deutsch:
der Aussiedler, die Lebenserwartung, die Geburtenrate, die
Kriegsflüchtlinge, die einheimische Bevölkerung, Bevölkerung mit
Migrationshintergrund, die Zuwanderung
2. Benutzen Sie die Informationen aus dem gelesenen Text und
aus dem Text „Migration nach Deutschland“ unten und erzählen Sie,
woher und aus welchem Grund nach Deutschland Migranten kamen
bzw. kommen
89
90
Text 5
Ein Brasilianer in Berlin
(Joao Ubaldo Ribeiro)
Joao Ubaldo Ribeiro wurde 1941 auf der brasilianischen Insel
Itaparica geboren. 1990 bis 1991 lebte er in Berlin. Dort hat er für
die Frankfurter Rundschau Kolumnen über das Leben in der Großstadt
geschrieben. In seinem BuchEin Brasilianer in Berlin, aus dem dieser Text
ist, erzählt er von Begegnungen und Erfahrungen mit den Deutschen.
Am Anfang schien es leicht. Schließlich sind wir in Deutschland, und
einen Deutschen zu treffen, sollte nicht schwer sein, wir hatten sogar
gedacht, wir würden schon eine Reihe kennen. Jetzt nicht mehr. Jetzt
wissen wir, dass das so einfach nicht ist, und ich habe gewisse
Befürchtungen, dass wir nach Brasilien zurückkehren, ohne einen einzigen
Deutschen gesehen zu haben. Das habe ich zufällig entdeckt, als ich mit
meinem Freund Dieter sprach, den ich für einen Deutschen gehalten hatte.
„Jetzt bin ich doch wahrhaftig schon ein Jahr in Deutschland, wie die
Zeit vergeht“, sagte ich, als wir in einer Kneipe am Savignyplatz ein
Bierchen tranken.
„Ja“, sagte er. „Die Zeit vergeht schnell, und du hast Deutschland
>nun gar nicht kennen gelernt“.
„Was heißt das, nicht kennen gelernt? Ich bin doch die ganze Zeit über
kaum fort gewesen“.
„Na eben. Berlin ist nicht Deutschland. Das hier hat mit dem
wirklichen Deutschland überhaupt nichts zu tun“.
„Darauf war ich nicht gefasst. Wenn Berlin nicht Deutschland ist,
dann weiß ich nicht mehr, was ich denken soll, dann ist alles, was ich bis
heute über Deutschland gelernt habe, falsch“.
„Glaubst du etwa, dass eine Stadt wie Berlin, voller Menschen aus
allen Herren Länder, wo nichts so schwierig ist, wie ein Restaurant zu
finden, das nicht italienisch, griechisch, jugoslawisch oder chinesisch ist –
alles, nur nicht deutsch-, und wo das Mittagessen für 90% der Bevölkerung
aus Dönerkebab besteht, wo du dein ganzes Leben zubringen kannst, ohne
ein einziges Wort Deutsch zu sprechen, wo alle sich wie Verrückte
anziehen und mit Frisuren herumlaufen, die aussehen wie ein Modell der
Berliner Philharmonie, da glaubst du, das sei Deutschland?“
91
„Na ja, also ich dachte immer, ist doch so, oder? Schließlich ist Berlin
…“
„Du irrst dich aber gewaltig. Berlin ist nicht Deutschland, das ist zum
Beispiel die Gegend, aus der ich komme“.
„Vielleicht hast du recht. Schließlich bist du Deutscher und musst
wissen, wovon du redest.“
„Ich bin kein Deutscher“.
„Wie bitte? Entweder bin ich verrückt, oder du machst mich erst
verrückt. Hast du nicht gerade gesagt, du seist in einer wirklich deutschen
Gegend geboren?“
„Ja, aber das will in diesem Fall nichts heißen. Die Gegend ist deutsch,
aber ich fühle mich nicht als Deutscher. Ich finde, die Deutschen sind ein
düsteres, unbeholfenes, verschlossenes Volk … Nein, ich bin kein
Deutscher, ich identifiziere mich viel mehr mit Völkern wie deinem, das
sind fröhliche, entspannte, lachende Menschen, die offen sind … Nein, ich
bin kein Deutscher“.
„Also lass mal gut sein, Dieter, natürlich bist du Deutscher, bist in
Deutschland geboren, siehst aus wie ein Deutscher, deine Muttersprache ist
Deutsch…“
„Meine Sprache ist nicht Deutsch. Ich spreche zwar Deutsch, aber in
Wahrheit ist meine Muttersprache der Dialekt aus meiner Heimat, der
ähnelt dem Deutschen, ist aber keins. Obwohl ich jahrelang hier wohne,
fühle ich mich wohler, wenn ich meinen Dialekt spreche, das ist viel
unmittelbarer. Und wenn ich zu Hause nicht den Dialekt unserer Heimat
spreche, dann versteht meine Großmutter kein Wort“.
„Halt mal, du bringst mich ja völlig durcheinander. Erst sagst du,
deine Heimat sei wirklich deutsch, und jetzt sagst du, dort spricht man nicht
die Sprache Deutschlands. Das verstehe ich nicht“.
„Ganz einfach. Was du die Sprache Deutschlands nennst, ist
Hochdeutsch, und das gibt es nicht, es ist eine Erfindung, etwas Abstraktes.
Niemand spricht Hochdeutsch, nur im Fernsehen und in den Kursen von
Goethe-Institut, alles gelogen. Der wirkliche Deutsche spricht zu Hause
kein Hochdeutsch, die ganze Familie würde denken, er sei verrückt
geworden. Nicht einmal die Regierungen sprechen Hochdeutsch, ganz im
Gegenteil, du brauchst dir nur ein paar Reden anzuhören. Es wird immer
deutlicher, dass du die Deutschen wirklich nicht kennst.“
92
Nach dieser Entdeckung unternahmen wir verschiedene Versuche,
einen Deutschen kennenzulernen, aber alle, auch wenn wir uns noch so
anstrengten, schlugen unweigerlich fehl. Unter unseren Freunden in Berlin
gibt es nicht einen einzigen Deutschen. In Zahlen ausgedrückt ist das etwa
so: 40 Prozent halten sich für Berliner und meinen, die Deutschen seien ein
exotisches Volk, das weit weg wohnt; 30 Prozent fühlen sich durch die
Frage beleidigt und wollen wissen, ob wir auf irgendetwas anspielen, und
rufen zu einer Versammlung gegen den Nationalismus auf; 15 Prozent sind
Ex-Ossis, die sich nicht daran gewöhnen können, dass sie keine Ossis mehr
sein sollen; und die restlichen 15 Prozent fühlen sich nicht als Deutsche,
dieses düstere, unbeholfene, verschlossene Volk und so weiter und so
weiter.
Da uns hier nicht mehr viel Zeit bleibt, wird es langsam ernst. Wir
beschlossen also, bescheiden in einige Reisen zu investieren. Zunächst
wählten wir München und freuten uns schon alle über die Aussicht, endlich
einige Deutsche kennenzulernen, als Dieter uns besuchte und uns voller
Verachtung erklärte, in München würden wir keine Deutschen finden,
sondern Bayern – eine Sache sei Deutschland, eine andere Bayern, es gebe
keine größeren Unterschiede auf dieser Welt. Leicht enttäuscht fuhren wir
dennoch hin, es gefiel uns sehr, aber wir kamen mit diesem dummen
Eindruck zurück, dass wir Deutschland nicht gesehen hatten – es ist nicht,
das zu bewerkstelligen. Noch weiß ich nicht recht, wie ich der Schande
entgehen kann, dass wir nach unserer Rückkehr aus Deutschland in
Brasilien gestehen müssen, wir hätten Deutschland nicht kennengelernt.
Text 6
Deutsche Küche
Die deutsche Küche ist äußerst vielfältig und variiert stark von Region
zu Region. Bekannt ist Deutschland vor allem für seine deftigen und
schweren Gerichte wie gepökeltes Eisbein oder auch Kasseler mit
Sauerkraut, Grünkohl mit geräucherter Mettwurst oder Bregenwurst sowie
verschiedene Eintöpfe. Dies ist mit Deutschlands relativ weit nördlicher
Lage zu begründen, weshalb vor allem im Winter auf ausreichende
Kalorienversorgung geachtet werden muss. Aber auch sehr alte und
einfache Speisen wie zum Beispiel Arme Ritter sind Tradition. Die
regionale Küche variiert jedoch stark und ist außerdem von den
umliegenden Ländern beeinflusst.
Vor allem in Norddeutschland werden sehr viele Kartoffeln in
vielseitigen Zubereitungsformen gegessen, im Süden kommen jedoch die
93
traditionellen Knödel, Spätzle und Nudeln hinzu. Regionale Besonderheiten
sind zum Beispiel die Weißwurst in Altbayern, die Bratwurst der Franken,
der Schwenkbraten im Saarland, die Maultaschen in Baden-Württemberg,
Thüringer Rostbratwurst, der Pfälzer Saumagen, in Hessen der Handkäse
„mit Musik“ (Kümmel und Zwiebeln) und der Apfelwein
Die Deutschen lieben ihr regional sehr verschiedenartiges Bier sowie
die verschiedenen Weinsorten (aus klimatischen Gründen ist der
Weinanbau und -konsum im Westen und Süden verbreiteter als im Norden
und Osten). Mineralwasser, meistens mit Kohlensäure versetzt, ist das in
Deutschland am häufigsten konsumierte Erfrischungsgetränk. Auch wird
verhältnismäßig viel Obstsaft, vor allem Apfelsaft getrunken.
Ähnlich wie in anderen europäischen Staaten gibt es auch in
Deutschland einen Trend weg von den traditionellen „schweren“ Speisen zu
„leichterer“, fettärmerer Kost.
In Deutschland findet man eine landestypisch große Variationsbreite
an herzhaften Brotsorten und Wurstaufschnitten. Traditionell wird mittags
die warme Mahlzeit und abends eine Brotmahlzeit eingenommen. Der Tag
beginnt meist mit einem Frühstück auf der Grundlage von Brot oder
Brötchen/Semmeln, neben herzhaften sind süße Brotaufstriche (Honig,
Marmeladen, Schokocremes usw.) und ein gekochtes Ei sehr beliebt. Dazu
wird Kaffee, im Norden verstärkt auch Tee getrunken.
Süßes Gebäck und große Buttercreme- oder Sahnetorten wie
Schwarzwälder Kirschtorte oder Frankfurter Kranz gehören in Deutschland
zum traditionellen Festtagsprogramm. Sie werden zum Nachmittagskaffee
gereicht. Im Bergischen Land wird die Bergische Kaffeetafel mit frischen
Waffeln serviert.
Aufgaben zum Text
1. Antworten Sie auf die Frage:
2. Gibt es eine einheitliche deutsche Küche?
3.Welche Spezialitäten sind in folgenden Regionen populär: Franken,
Bayern, Thüringen, Hessen, Saarland, Pfalz.
4. Wie sieht das typische Frühstück in Deutschland aus?
5. Was gehört zu meist beliebten Alkohol- und Nichtalkoholgetränken
von Deutschen?
94
1. Vergleichen Sie die Informationen über die traditionelle Küche
in verschiedenen deutschsprachigen Ländern (siehe Texte in Modulen
„Österreich“ und „Schweiz“) und sprechen Sie über die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Essgewohnheiten in diesen
Ländern.
Text 6a
Interessantes aus der kulinarischen Welt
Berliner Bollenfleisch
Berlin ist nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch die
Hauptstadt der deftigen Küche. Die Menschen dort lieben ein kühles Bier
zu Wurst und Fleisch, besonders zum Berliner Bollenfleisch.
„Die Berliner Küche ist ein großer Suppentopf, in den jeder mal
seinen Löffel tunkte“, schrieb ein Journalist. Das stimmt: Verschiedene
Völker haben ihre Spuren in den Töpfen der Hauptstadt hinterlassen.
Die Hugenotten importierten Blumenkohl und Spargel. Soldaten aus
Osteuropa brachten Königsberger Klopse und Karpfen polnisch mit.
Doch die Berliner haben nicht nur kopiert, sondern auch selbst
erfunden. Berühmt wurde die Erfindung von Herta Heuwer. In ihrem
Imbissstand bereitete die Frau 1949 eine Bratwurst zu, die sie mit einer
Soße aus Tomatenmark, Curry und weiteren Zutaten verkaufte. Fertig war
die Currywurst. Heute ist sie Kult. Nicht nur Künstler wie der Sänger
Herbert Grönemeyer oder Politiker wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder
lieben sie. Auch manche Luxus-Restaurants bieten sie an.
Wirtshaus Moorlake serviert Küchenchef Manfred Timp seinen
Gästen Alt-Berliner Spezialitäten. Das Bollenfleisch war früher ein Essen
für arme Leute. Denn Lammfleisch war das billigste Fleisch.
Zubereitung:
1. Das Lammfleisch in Stücke von 50 Gramm Gewicht schneiden.
2. Das Lammfleisch mit den Gewürzen in einem Liter Wasser gar
kochen. Kochzeit: ungefähr eine Stunde.
3. Wenn das Wasser kocht, die Zwiebeln dazugeben.
95
4. Zum Schluss mit Speisestärke binden.
5. Mit Salz und Pfeffer würzen.
6. Das Bollenfleisch mit Kartoffelpüree servieren.
Für 4 Personen braucht man: 1kg Lammkeule, 500 g Zwiebeln, 2
Esslöffel Öl, 1 Esslöffel Kümmel, 3 Lorbeerblätter, 5 Gewürzkörner,
Speisestärke, Salz, Pfeffer.
Bregenzerwald
Alles Käse
Die Käsestraße Bregenzerwald in Österreich ist keine normale Straße.
Sie ist ein Netzwerk von Bauern, Käse-Produzenten, Läden und
Restaurants. Sie wollen den Gästen viele Seiten ihres Produkts zeigen, zum
Beispiel beim Besuch eines Bauernhofs. Touristen können auch selbst Käse
produzieren.
www.kaesestrasse.at
Text 7
Schilderwald Deutschland
In Deutschland wachsen nicht nur viele Laub- und Nadelwälder,
Deutschland ist auch bekannt durch für seinen „Schilderwald“. Überall
stehen Schilder mit Ver- und Geboten, Gefahr- und Vorschriftzeichen: Es
gibt Straßen mit zwölf Schildern innerhalb von 29 Metern! Insgesamt gibt
es mehr als 500 verschiedene Gefahr- und Vorschriftzeichen. Manche
Schilder dienen der Sicherheit, manche verpflichten die Menschen zur
Sauberkeit, manche sollen die Rechte einer Person sichern, andere können
einfach nur unverbindlich wirken.
Häufig sind Schilder selbst für Deutsche schwer zu verstehen, weil sie
viele amtliche Wörter enthalten und Sätze aus Platzmangel oft stark gekürzt
werden. Schilder wie Umleitung, Zutritt verboten oder Ein- und
Ausfahrt freihalten! sind mit guten Deutschkenntnissen noch verständlich.
Aber was ist gemeint mit Unbefugten Zutritt verboten? Was
ist Eingeschränkter Winterdienst und was ist ein Anlieger, der frei ist?
Wenn Sie diese Ausdrücke und Wörter kennen, können Sie sich im
deutschen Schilderwald nicht mehr so leicht verirren.
96
Erlaubt oder verboten?
Unbefugten Zutritt verboten
Eine Befugnis ist eine Erlaubnis. Ein Unbefugter ist also jemand, der
keine Erlaubnis hat. Ihm ist es hier verboten, in einen Raum oder in ein
Gebäude einzutreten oder ein Grundstück zu betreten. Befugt wären zum
Beispiel Menschen, die in dem Gebäude arbeiten.
Anlehnen von Fahrrädern nicht gestattet
Es ist nicht erlaubt, Fahrräder an die Wand oder einen Platz zu stellen.
Das Betreten des Rasens ist untersagt
Dieses Schild steht in vielen Parks und verbietet dem Besucher, auf
die Wiese zu gehen.
Betreten der Baustelle verboten – Eltern haften für Kinder
Dieses Schild verbietet es, auf einer Baustelle herumzugehen. Wenn
Kinder es trotzdem tun und dabei etwas kaputt machen oder sich selbst
verletzen, sind ihre Eltern für sie verantwortlich und müssen den Schaden
bezahlen.
Schuttabladen verboten
Es ist nicht erlaubt, hier Müll wegzuwerfen.
Anlieger frei
Unter Schildern wie Durchfahrt verboten finden Sie manchmal dieses
Schild. Der Anlieger ist eine Person, die in der Straße wohnt, durch die man
nicht fahren darf. Das Schild erlaubt ihm, durch die Straße zu fahren.
Andere dürfen das nicht.
Gebote
Schritt fahren
Hier darf man mit dem Auto nur im Schritt-Tempo fahren, also nicht
schneller, als ein Fußgänger laufen kann.
Hunde sind an der Leine zu führen
Diesen Hinweis sieht man oft in Parks: Man darf seinen Hund nicht
frei laufen lassen, sondern muss ihn an der Leine halten.
97
Warnungen
Eingeschränkter Winterdienst. Betreten auf eigene Gefahr
Hier wird nicht überall Schnee weggeräumt und Salz oder Steinchen
gestreut – der Weg oder die Straße kann im Winter also glatt sein. Wer den
Weg trotzdem benutzt, kann keinen Schadensersatz verlangen, wenn er
stürzt.
Für abgestellte Fahrzeuge keine Haftung!
Wenn ein Auto, Motorrad oder Fahrrad, das hier abgestellt ist,
beschädigt oder gestohlen wird, kann der Besitzer des Parkplatzes nicht
verantwortlich gemacht werden. Er muss also den Schaden nicht bezahlen.
Widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge werden kostenpflichtig
abgeschleppt
Dieses Schild findet man oft unter Parkverbot-Schildern: Wenn man
hier parkt, wird das Auto abgeschleppt, und der Besitzer des Autos muss die
Kosten dafür tragen.
Vorsicht! Frisch gestrichen!
Der Hinweis ist manchmal auf Sitzbänken zu lesen, wenn sie noch
feucht von frischer Farbe sind, sodass man sich beim Hinsetzen die
Kleidung schmutzig machen würde.
Achtung: Dachlawinen
Eine Dachlawine ist Schnee, der von einem Hausdach fällt.
Dachlawinen sind sehr gefährlich und können einen Menschen töten. Das
Schild warnt vor dieser Gefahr.
Antworten Sie auf die Fragen:
1. Was wird unter dem Wort „Schilderwald“ gemeint?
2. Wozu dienen zahlreiche Schilder auf deutschen Straßen? An wen
wenden sie sich?
3. Sind die Schilder leicht zu verstehen?
4. Welche von angeführten Schildern kann man auch bei uns sehen?
Welche gibt es bei uns nicht?
98
5. Versuchen Sie, Entsprechungen für die genannten Schilder im
Russischen zu finden.
Text 8
Lesen Sie den Text und sprechen Sie anschließend über die
Bedeutung der Autobahnen für Deutschland und andere europäische
Länder
Das Land der Autobahnen
Die erste Autobahn wurde 1932 zwischen Köln und Bonn eröffnet.
Schon seit 1921 gab es die autobahnähnliche Avus (Automobil-Verkehrsund Übungsstraße) in Berlin - die erste Straße in Europa, auf der nur Autos
fahren durften. Adolf Hitler gab 1933 den Bau eines Autobahnnetzes im
ganzen Land bekannt. Als der Zweite Weltkrieg begann, waren 3300
Kilometer fertig.
Deutschland ist Transitland Nummer eins in Europa. 3258 Milliarden
Tonnen Güter werden jährlich auf deutschen Straßen transportiert. Das sind
77 Prozent aller Güter. Die Bahn transportiert mehr als 340 Millionen
Tonnen pro Jahr. Durch die Ost-Erweiterung der Europäischen Union
nimmt der Güterverkehr, der über Deutschland geht, deutlich zu:
Vorsichtige Experten prognostizieren, dass der Verkehr jährlich um 2,8
Prozent wächst. Inzwischen wird über den Einsatz von sogenannten MegaTrucks nachgedacht: LKWs mit einem Gewicht von 60 Tonnen. Bis jetzt
dürfen die LKWs in Deutschland nur 40 Tonnen wiegen.
In Deutschland gibt es 12380 Kilometer Autobahnen – nur in den
USA (75400) und in China ( 45000 Kilometer) gibt es mehr.
Die Zahl der Menschen, die auf einer deutschen Autobahn tödlich
verunglücken, sinkt: 1995 starben 8542 Auto- und 912 Motorradfahrer,
2005 waren es nur noch 4490 Auto- und 869 Motorradfahrer.
Der Bau von Autobahnen ist Aufgabe des Staates. Zu den wenigen
Ausnahmen gehören zwei privat finanzierte Tunnelprojekte in Lübeck und
Rostock. In Lübeck bezahlte die Bundesrepublik 55 Millionen Euro. Den
Rest bezahlten zwei Baufirmen – sie bekommen dafür von allen
Autofahrten, die durch den Tunnel fahren, 1.10 Euro.
Das Autobahnnetz ist 948 Kilometer lang: Auf der A7 kommt man
von Flensburg (Schleswig-Holstein) bis Füssen (Bayern). Die kürzeste,
A562, führt drei Kilometer weit von Bonn-Ost nach Bonn-Bad Godesberg
99
(Nordrhein-Westfalen). Rund 165000 Fahrzeuge fahren pro Tag auf der
A100 in Berlin, mehr als auf jeder anderen deutschen Straße.
Verbindungen zwischen Ost und West haben gerade Nummern (zum
Beispiel A8), Nord-Süd-Autobahnen ungerade. Je weniger Ziffern hinter
dem Buchstaben A stehen, desto wichtiger ist die Schnellstraße.
Anders als in allen anderen europäischen Ländern, gibt es auf
deutschen Autobahnen kein generelles Tempolimit. Auf rund 30 Prozent
des Netzes gilt aber dauernd, auf 17 Prozent manchmal ein Tempolimit.
Empfohlen ist auf Autobahnen die Geschwindigkeit von 130 Kilometern
pro Stunde.
Der Bau von einem Kilometer Autobahn kostet durchschnittlich 26,8
Millionen Euro. Nur 11,7 Millionen Euro sind wirklich Baukosten. Die
Bürokratie, zum Beispiel Gutachter, kostet mehr als 15 Millionen Euro. Die
Planung einer Autobahn dauert rund 15 bis 20 Jahre – denn meistens gibt es
Proteste.
Text 9
Hier geht es um ein Gespräch zwischen einem Österreicher und
einem Deutschen. Es war im Internet zu lesen. Lesen Sie es und
versuchen Sie, zu verstehen.
Deutscher am Wiener Würstelstand - Dialog der Kulturen
November 27, 2008 von Markus
Vor ein paar Tagen habe ich eine E-Mail mit folgendem Inhalt
bekommen. Der Dialog ist herrlich und deshalb publiziere ich den
Originaltext hier. Wahrscheinlich wird der Text nur von Österreichern
verstanden, bei Verständnisproblemen besuchen Sie einfach einen Wiener
Würstelstand.
Einer aus Deutschland beim Standl in Wien: “Bitte eine Currywurst.”
Würschtlbrater: “Wöchane Wurscht?”
M: “Eine Currywurst.”
Woidviertler? Burnheidl? Schoafe? Käsekrainer?”
M: “Äh, ah so, dann eine Käsekrainer, bitte.”
100
W: “Aufschneiden? Zwa Höften? Im Gaunzn?”
M: “Aufschneiden, bitte.”
W: “Senf? Ketchup?”
M: “Ja.”
W: “Wos ja? Senf? Ketchup? Ollas?”
M: "Bitte Senf."
W: "Wöchan? Siaß? Schoaf?
M: "Einen süßen, bitte."
W: "Drauf oder daneben?"
M: "Äh, daneben, bitte."
W: "Schwoazbrot? Semmel? Soizstangl?"
M: "Ein Brot, bitte."
W: "Mogst an Bugl, oda a Schnittn?"
M: "Wat?"
W: "Vergiss es - do host a Schnittn."
M: "Danke"
W: "Gurkerl? Pfeffaroni?"
M: "Pfefferoni bitte."
W: "Wos zum Trinken?"
M: "Ja, ein Cola bitte."
W: "Na grosse Hüf bist ma du kane! - Dosn oder Floschn?"
M: "Flasche bitte."
W: "Mit Glasl, oda ohne? Heast Piefke reiss di a bissl zaumm."
M: "Ohne"
101
W: "Na oistan - sunst no wos?"
M: "Wat"?
W: "Vergiss es … mocht 5,90 - ohne Maut"
M: "Wat ?"
W: "5,90."
M: "Machen sie 6 draus"
W: "Übernimmst di do eh ned"?
M: "Wat?"
W: "Der nächste bitte …!!!"
Aufgaben:
1) Wie lauten folgende Wörter
Österreichisch? Suchen Sie im Dialog.
und
Ausdrücke
auf
Wurst, was, sonst noch was?, mit Glas oder ohne?, welchen, süß,
Dose oder Flasche?, macht 5,90, Schwarzbrot, so ein Dreck habe ich
nicht.
2) Wie meinen Sie, hat die Kommunikation stattgefunden? Hat
der Deutsche Würstchen bekommen?
Text 10
Überfliegen Sie folgende Informationen, die aus einer InternetSeite kommen.
Seit heute führen wir auf Österreich News eine neue Kategorie ein. In
der Rubrik “Ösi-Watch” wollen wir über Österreicher in Deutschland
berichten, bzw. berichten, was in Deutschlands Medien über Österreicher
geschrieben wird. Immerhin leben knapp 200.000 “Ösis” in Deutschland.
Egal ob Vorstandsmitglied mit österreichischem Pass oder einfacher
Arbeiter, wir möchten kuriose, erfolgreiche… Österreicherinnen und
Österreicher vorstellen.
März 13, 2008 bei Redaktion · Comments Off
102
1.Im November 2007 startete die 34-jährige Österreicherin Roswitha
Kappner Ihre Mission in Hamburg. Ihr Vorhaben: Die österreichischen
Weine in Hamburg bekannter zu machen und in einer typisch
österreichischen Form zu ermöglichen.
März 12, 2008 by Redaktion · Leave a Comment
2.Kärntner Köstlichkeiten in Deutschland genießen? Ab sofort ist es
möglich. Auf der Webseite des “Kärntner Jausenpackl” ist dies sogar als
Abo möglich.
Januar 30, 2008 by Redaktion · 4 Comments
3.Österreich ist Hüttenzauber samt Apres Ski und lustige, aber
unverständliche Eingeborene. Deutschland das ist Genauigkeit,
Pünktlichkeit und Ernsthaftigkeit. Diese Klischees sind in beiden Ländern
fest verankert. Natürlich sind Klischees beliebte Spielbälle der
Werbeindustrie. Aber wenn es um Nationen und den vermeintlichen
Schwächen dieser geht, ja dann ist es nicht ganz ungefährlich.
4.In der deutschen Hauptstadt leben und arbeiten 8.000 Österreicher.
Und viele sind ihr eigener Chef und betreiben ein eigenes Unternehmen.
Bei den im Berliner Handelsregister eingetragenen ausländischen
Unternehmen stehen die österreichischen Unternehmen zahlenmäßig an
zweiter Stelle hinter Unternehmen aus der Türkei.
Januar 18, 2008 by Redaktion · Comments Off
5.In Österreich hat die Ballsaison schon längst begonnen. Aber auch in
Deutschland wird Walzer getanzt. So veranstaltet die ÖsterreichischDeutsche Gesellschaft Berlin-Brandenburg im großen Ballsaal des Maritim
Hotels Berlin den diesjährigen Österreicher-Ball.
März 30, 2007 by Redaktion · Comments Off
6.Die Polizei in Deutschland ist auf der Suche nach ausländischem
Nachwuchspersonal.
Aber
Bürger
mit
„österreichischem
Migrationshintergrund“ dürfen das Gesetz in Baden-Württemberg nicht
hüten.
Juli 17, 2006 by Redaktion · Comments Off
7.Eilmeldung: Österreicher in Ostdeutschland von Rechtsradikalen
geschlagen. Wie die Austria Presseagentur und Märkische Allgemeine
berichtet, kam es in Ostdeutschland zu einem Übergriff auf eine
103
österreichische Touristengruppe. Der Vorfall soll sich in den 32.000
Einwohnerstädten Königs Wusterhausen in Brandenburg ereignet haben.
Mai 29, 2006 by Redaktion · Comments Off
8.Der Arbeitsmarkt ist für deutsche Arbeitnehmer immer interessanter.
Bei nur 5 % Arbeitslosenquote versuchen viele Menschen aus dem Norden
in Österreich Fuß zu fassen. Egal ob als Saisonarbeiter oder dauerhaft.
Alpenrepublik statt Arbeitsamt titelte ein deutscher TV-Sender.
September 18, 2005 by Redaktion · Comments Off
9.Die Beziehungen Österreichs zu Deutschland sind eng und vielfältig.
Dies gilt für die Bereiche Politik, Wirtschaft und Kultur, aber auch für den
Kontakt zahlreicher Menschen im wechselseitigen Besuchsverkehr und
Tourismus.
Aufgabe zum Text
1. Ordnen Sie die Überschriften den Informationen zu:
a. Arbeitsmarkt für Deutsche, b. österreichische Unternehmer in
Deutschland, c. Beziehungen zwischen Österreich und Deutschland, d.
Österreichische Spezialitäten in Deutschland, e. Überfälle auf Österreicher,
f. Österreichische Weine in Hamburg, g. Ausländisches Personal in der
Polizei, h. Bekannte Klischees, i. Ballsaison in Österreich.
2. Wie werden Österreicher umgangssprachlich in Deutschland
genannt?
Text 11
Akzente und Dialekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Wenn Sie durch Rußland reisen, auch ins kleinste, abgeschiedenste
Dorf, und sich dort in ein Lokal setzen, verstehen Sie alles, was die
Einheimischen sprechen? Ja? Glück gehabt. Denn in Deutschland und
Österreich kann es schon passieren, dass sich die Leute aus dem eigenen
Land nicht vorbehaltlos verstehen. Speziell zwischen den Deutschen,
Österreichern
und
Schweizern
kann
es
schon
öfter
zu
Verständnisschwierigkeiten kommen. Denn Deutsch ist eben nicht gleich
Deutsch.
Von Brötchen und Semmeln
104
- "Ich muss mir ein Kastl kaufen."
- "Was musst du dir kaufen?"
- "Ähm, einen Kasten mein ich."
- "Was meinst du?"
- "Ähm, einen Schrank?"
- "Ach so, einen Wandschrank meinst du! Sag' das doch gleich!"
Das ist kein fiktiver Dialog. Sondern genau so ist es mir einmal als
Österreicherin ergangen, als ich mich mit einer Deutschen unterhalten habe.
Sie hat mich erst nach mehrmaligem Nachfragen verstanden. Aber beginnen
wir mit dem Einfachen. Die geschriebene deutsche Sprache der Deutschen,
Österreicher und Schweizer, die Deutsch sprechen, unterscheidet sich im
Wesentlichen nur geringfügig voneinander. So werden beim Schreiben
vereinzelt unterschiedliche Wörter gebraucht. In Deutschland sagt und
schreibt man zum Beispiel «Abitur» und in Österreich «Matura», in
Deutschland haben Nachbarn «Marmelade», die deutsche «Tomate» wird
zum österreichischen «Paradeiser», «Plaume» zu «Zwetschke» oder
«Sahne» zu «Obers». Diese Liste ließe sich nun lange fortsetzen. Anhand
von diesen Wörtern kann man schon erkennen, ob einen Text zum Beispiel
ein Deutscher oder ein Österreicher geschrieben hat.
Schmaus oder Graus für die Ohren
Die richtig großen Unterschiede beginnen aber erst bei der
gesprochenen Sprache. Zwar sprechen alle Deutsch und lernen in der
Schule Hochdeutsch, und doch: Jemand, der Deutsch als Muttersprache
spricht, erkennt innerhalb von wenigen Wörtern nur durch die Aussprache,
ob jemand aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz ist. So stark
unterscheiden sich die Akzente voneinander. In Deutschland weichen
speziell die Nord- und Süddeutschen voneinander in ihrer Aussprache ab. In
Österreich sind verschiedene regionale Dialekte besonders stark ausgeprägt.
Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass es zwischen
Deutschen,
Österreichern
und
Schweizern
öfter
zu
Verständnisschwierigkeiten kommen kann.
Natürlich besonders, wenn im jeweiligen Dialekt gesprochen wird.
«Pass auf, dass sie dir das nicht fladern.» Ein Deutscher wird diesen Satz
kaum verstehen, meint der Österreicher doch mit «fladern» das Wort
«stehlen». Selbst das Wort «nein» wird von Deutschen oft als «nee» oder
«nö» ausgesprochen, unter Österreichern wird es eher zu «na», obwohl es
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auch hier wiederregionale Unterschiede gibt. Jemand, den man für verrückt
hält, zu dem sagt man in Deutschland etwa «Du hast ja «eine Meise»,
während die betreffende närrische Person in Österreich eher einen «Vogel»
hat. Die jeweilige andere Intonation wird oft als Belustigung empfunden.
Wobei es die Österreicher oder Schweizer, die Deutsch sprechen, generell
leichter haben die Deutschen zu verstehen als umgekehrt. In Deutschland
spricht man eher die Hochsprache als in den beiden südlichen
Nachbarländern. Außerdem werden die zwei kleineren Länder stark durch
deutsches Fernsehen beeinflusst, und kennen die deutschen Akzente und
Bezeichnungen. Jedoch sieht kaum jemand in Deutschland Österreichische
oder Schweizer Fernsehprogramme.
Dass man in Österreich Deutsch spricht, führt teilweise auch dazu,
dass man im Ausland «Wien» für eine Stadt in Deutschland hält, oder sogar
«Österreich» für eine Region in Bayern, also Süddeutschland. In der
Schweiz sieht die Situation schon anders aus, weil dort auch etwa
Französisch oder Italienisch offizielle Amtssprachen sind.
Die unterschiedlichen Akzente sind aber alle in allem weniger als
sprachlichen Barrieren zu verstehen, sondern als kultureller, linguistischer
Gewinn für jede Region. Für jeden, der sich gerne mit der deutschen
Sprache befasst oder beschäftigt, eröffnen diese regionalen Dialekte eine
zusätzliche Möglichkeit, die deutsche Sprache und ihre Eigenheiten zu
studieren. Außerdem kann man sich immer noch in Hochdeutsch
unterhalten, das alle Deutschsprachigen «auch» sprechen. Und wenn gar
nichts mehr geht, bleiben einem ja immer noch Hände und Füße.
Irgendwann klappt’s dann
Körpersprache ist international.
doch
mit
der
Kommunikation:
Viola Bauer
Aufgabe zum Text:
Sie haben schon mehrere Texte über die Besonderheiten der
deutschen Sprache in Österreich, Deutschland und der Schweiz
gelesen. Was Neues haben Sie in dem letzten Text gefunden? Wodurch
unterscheidet sich dieser Text von früher gelesenen? Analysieren Sie
ihn mündlich.
Lachen Sie mit!
Wie bitte?
Ein Engländer, ein Franzose und ein Bayer sprechen über die
Unterschiede zwischen Schreibweise und Aussprache. „Das ist sehr
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schwierig bei uns“, erklärt der Brite. „Wir schreiben zum Beispiel Birming-ham, sprechen aber Bör-ming-häm“. „Das ist noch gar nichts“, sagt
der Franzose. „Wir schreiben Bor-de-aux und sagen Bor-do“. „Alles
nichts“, erklärt der Bayer. „Wir schreiben `Wie bitte?` und sprechen `Ha`?
(Kommentar: Nun ja, ganz so ist es natürlich nicht. In Wirklichkeit ist
so ein „Ha?“ in Bayern nicht besonders höflich, und in anderen Regionen
Deutschlands würde man es gar nicht verstehen.)
Projektaufgabe:Recherchieren Sie im Internet und finden Sie
Informationen über die Beziehungen zwischen drei deutschsprachigen
Ländern. Wählen Sie sich eine der folgenden Themen:
a) Kultur
b) Wirtschaft
c) Politik
Schreiben Sie ein Referat.
Тест рубежного контроля к модулю 3
Тест содержит 19 заданий, на выполнение которых отводится 30
минут.
Выберите правильный вариант ответа:
Kаждый правильный ответ оценивается в 2 балла. Максимально
допустимо 38 баллов. Критерии оценки:
A - отлично - 38 баллов.
B - очень хорошо - 30 баллов.
C - хорошо - 25 баллов.
D - удовлетворительно - 20 баллов.
E - посредственно - 15 баллов.
F - неудовлетворительно - 10 баллов.
Список литературы
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1. Козьмин О.Г., Герасимова О.М.. По странам изучаемого языка.
- М.: Просвещение, 1994.
2. Ulrike Gaidosch. Zur Orientierung. Deutschland in 30 Stunden.
Max Hueber Verlag, 2006.
3. D.Gilly, H.Schweiger, K.Riesinger. Das neue Österreich Quiz.
Materialien zur Österreichischen Landeskunde für den Unterricht Deutsch
als Fremdsprache. bm:ukk, 2007
4. Deutsch perfekt. Das aktuelle Magazin für Deutsch-Lerner. Hueber.
5. Vitamin de. Sprachlernzeitschrift für junge Deutschlerner in
Osteuropa.
108
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