Nierenbeteiligung bei Plasmozytom

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Nierenbeteiligung bei
Multiplem Myelom,
Das hämolytisch-urämische
Syndrom,
Die autosomal dominante
polyzystische Nierenerkrankung,
Harnwegsinfektionen
Hauptvorlesung Nephrologie
17.5.2011, Gert Gabriëls
Nierenbeteiligung
beim multiplen Myelom
im Skript:
Seite 34
Nierenbeteiligung bei Plasmozytom
bei Diagnose
bei ~ 50% der Patienten: Serum-Kreatinin erhöht
bei ~ 19% der Patienten: Serum-Kreatinin > 2 mg/dl
bei einigen Patienten Manifestation durch Niereninsuffizienz
1-Jahres-Überleben:
Patienten Plasma-Kreatinin < 1,5 mg/dl 80%
Patienten Plasma-Kreatinin > 2,3 mg/dl 50%
Winearls C, KI 48: 1347, 1995
Besserung der Nierenerkrankung
ist von prognostischem Wert
Überleben in Abhängigkeit von Chemotherapie
Behandelte n = 97
Unbehandelte n = 10
Überleben in Abhängigkeit von der Erholung der
Nierenfunktion (88 bei Diagnose Dialysepflichtige;
bei 15 Pat. erholte sich die Nierenfunktion)
Haynes, 2010
Pathogenese
Leichtketten (LK)
monoclonale Ig-Leichtketten (LK) (Bence Jones-Proteine) im Urin:
MG von etwa 22,000
im Glomerulum frei filtriert
von Zellen des proximalen Tubulus größtenteils resorbiert
normal: pro Tag <30 mg LK ausgeschieden
wenn Resorptionskapazität überschritten: 0,1- >20 g/d
vom U-Stix nicht detektiert
→ bei NI, blandem Urinsediment + neg. / mini-pos. Teststreifen:
Sulphosalizyl-Säure-Zusatz / Immunelektrophorese
Abhängigkeit des Erkrankungstyps
vom Leichtketten-Typ
biochemische Charakteristika der LK-Typen:
entscheidend für Nierenerkrankung
Infusion von LK von Patienten bei Mäusen:
Entstehung derselben Erkrankung
Bildung hochmolekularer Aggregate:
→
Bildung großer, laminierter Zylinder bei Myelomniere
→
Ablagerung im Gewebe mit oder ohne Fibrillenbildung bei
primärer Amyloidose / LK-Erkrankung
klinisch: Beschränkung auf einen LK-Erkrankungstyp pro Patient
3 renale Manifestationsformen des MM
I.
Myelomniere: Histo: Tubulusschaden durch Leichtketten.
Klinik: tubuläre Dysfunktion, (GFR-Abfall)
II.
Leichtketten-Nephropathie: Histo: Glomerulusschaden
Klinik: glomeruläre Proteinurie, RR ↑, NI
III.
AL-Amyloidose
Komplikationen durch
Ca++↑,
Hyperviskosität,
Infektionen,
KM-Applikation,
Hyperkalzämie beim Plasmozytom
Sekretion der Zytokine Lymphotoxin und Interleukin-6↑
→ Knochenresorption ↑
[Ca++]↑ häufig: 15% der Patienten: [Ca++] >2,8 mmol/l bei Diagnose
[Ca++]↑ kann zu Nierenversagen beitragen durch
renale Vasokonstriktion,
intratubuläre Kalzium-Ablagerung
Verstärkung der Toxizität durch filtrierte LK
kann zu nephrogenem Diabetes insipidus führen
[Ca++]↑-induzierte ADH-Resistenz (Polyurie, Polydipsie)
bei [Ca++]↑ / Volumendepletion: Gefahr des ANV durch NSAR
Myelomniere
Pathogenese
intakte LK
LK-Fragmente
LK-Aggregate
LK-Fragment-Ablagerung
im Gewebe: in Glomerula (Tubuli)
Fibrillenbildung
keine
Fibrillenbildung
AL-Amyloidose
LKNephropathie
(v.a. bei κ-LKExkretion)
(v.a. bei λ-LKExkretion)
nephrotisches Syndrom /
chronische Niereninsuffizienz
prox.Tubulusschaden
Ausscheidung intakter LK
Verbindung mit
Tamm-Horsfall-Protein
Fanconi-Syndrom
renal-tubuläre Azidose
renaler Phosphatverlust
→ Hypophosphatämie
→ Osteomalazie
distale tubuläre Obstruktion
= „cast“-Nephropathie
= Myelomniere
akutes Nierenversagen
(chronische Niereninsuffizienz)
Myelomniere
Pathogenese
ANV oder CNV v.a. durch zwei Faktoren:
Filtration von LK → Tubulusschaden
→ Zylinderbildung und Obstruktion (nur im distalen Nephron)
→ Riesenzellreaktion
Faktor der Zylinderbildung LK-Affinität zu THMP aus TAL
Risikofaktoren: Dehydration (Fluss↓, [LK]↑)
UTD
tubuläre Funktionsstörung
Zylinder-Bildung bei manchen Patienten nur gering ausgeprägt
Grad der NI korrelliert besser mit Tubulusschaden und -Atrophie
Reabsorption von LK kann tubuläre Lysosomenfunktion schädigen
Wenn bei Schädigung des proximalen Tubulus LK-Reabsorption↓:
→ mehr Leichtketten ins distale Nephron → mehr Zylinder
→ weniger NaCl reabsorbiert
→ [NaCl] in Tubulusflüssigkeit↑
→ Aggregation von LK mit lokal sezerniertem THMP↑
Schleifendiuretika steigern Bildung von Zylindern über selben Weg
Colchizin → THPM-Bildung↓
AL-Amyloidose (λ
λ)
zirkulierende LK von Makrophagen aufgenommen / z.T. metabolisiert
→ LK von Makrophagen sezerniert
→ LK-Fragmente können präzipitieren
→ als Kongo-Rot positive, ß-gefaltete Fibrillen dargestellt
AL-Amyloidose
UTD
AL-Amyloidose (λ
λ)
zirkulierende LK von Makrophagen aufgenommen / z.T. metabolisiert
→ LK von Makrophagen sezerniert
→ LK-Fragmente können präzipitieren
→ als Kongo-Rot positive, ß-gefaltete Fibrillen dargestellt
LK-Nephropathie (κ
κ)
pathogenetisch ähnlich, jedoch bilden LK-Fragmente keine Fibrillen
→ Depots: Kongo-Rot negativ.
bei diesen Veränderungen:
nephrotisches Syndrom,
U-Stix: Protein +++ oder ++++
wg. Albuminurie bei glomerulärem Leck
weniger: Nierenversagen wie bei Myelomniere.
LK-Nephropathie
UTD
Therapie
ANV bei Plasmozytom
keine Faktoren, anhand derer Besserung vorausgesagt werden kann
ANV bei Myelomniere multifaktoriell bedingt
LK-Toxizität für Tubuli und Obstruktion
Hypovolämie
Hyperkalzämie
KM
Therapie:
intensive Hydrierung mit hypotonen Lösungen
bei Hyperkalzämie:
Schleifendiuretika
bei LK-Produktion:
Chemo
Plasmapherese
Dialyse
Bei jedem dieser Verfahren
bei 50 – 80%: Besserung der NI, auch wenn initial Dialysepflicht
oft initial Kreatinin > 5 mg/dl, nach Therapie häufig < 2 mg/dl
Pävention
der LK-Filtration / Obstruktion
2 Methoden in fast allen Fällen indiziert:
- Chemo / Stammzell- oder KM-Transplantation
- Verhinderung einer Volumendepletion / Volumenzufuhr:
[LK] im Tubuluslumen↓
[NaCl] in Tubulusflüssigkeit ↓
Flussrate↑ um Ausfällen der LK zu verhindern
Interaktion zw. LK und THMP aus TAL reduziert durch:
Alkalinisierung des Urins
Urin-pH↑ >6,0 – 6,5 (≥ pI der LK)
→ damit eigentl. positive LK neutral oder anionisch
→ Interaktion zw. LK und stark anionischem THMP↓
Vermeidung von Schleifendiuretika außer bei Hyperkalzämie
durch Steigerung der [NaCl] in Tubulusflüssigkeit
→ Förderung der Aggregation von LK und THMP
Volumendepletion → Urinfluss↓
Gabe von Colchizin: Sekretion von THMP↓
Das
hämolytisch-urämische
Syndrom
im Skript:
Seite 36
Fragmentozyten
UTD
TTP / HUS
thrombotische Mikroangiopathie: Formen
Formen:
Pathogenese:
HUS
Kindesalter
• Infektion
E.coli 0157:H7
(Verotoxin)
Shigella dysenterica
(Shigatoxin)
HUS
Erwachsenenalter
• aktivierte Neutrophile
• Medikamente (CyA,
Mitomycin, Ticlopidin)
• Plasminogenaktivator
Inhibitor 1
• Mangel Plättcheninhib.
TTP
(M. Moschcowitz)
•autoimmunologisch:
• AK gegen
vWF-cleaving protease
Ö vWF cleavingprotease Mangel
TTP / HUS
familiäre Form
•genetisch determiniert:
• Faktor H-Mangel
• vWF cleavingprotease Mangel
Organbtlg :
Klinik:
Symptome:
• Mikroangiopathische hämolytische Anämie (LDH ×, Bili ind. ×, Haptoglobin Ø, Fragmentozyten)
• Thrombopenie, Purpura, Petechien, Blutung (selten)
• Infekt-Triggerung
• > 90 % akuter Beginn mit schwerem KH -Gefühl, Fieber
• Fieber, Bauchschmerz
• hämorrhagische Colitis
• Neutrophilie
• ANV (reversibel)
• Hypertonie
• ANV (variabel)
• chronisch-rezidiv.
• Verwirrtheit
• Kopfschmerzen
• sensomotorische Sy.
• Krampfanfälle, Koma
• chronisch-rez.
• renale bzw.cerebrale
Symptomatik
• chronisch rez.
TTP / HUS
Nierenbiopsie z. Ausschluß einer RPGN:
Intrakapillär glomerulär mutiple Thromben
Ausgeprägte Gefäßvolumeneinengung durch
subendotheliale Ablagerung von Fibrinthromben
Cave:
akute transfusionpflichtige Blutung nach Nierenpunktion
TTP / HUS
Pathogenese
Endothelschädigung
Thrombozytenaktivierung
Thrombozytenaggregation
Thrombozytenverbrauch
Intravaskuläre Thrombenbildung
Hämolyse (shear stress)
Occlusion v. Arteriolen und Kapillaren
Organischämie /- nekrose
Infektion mit
enterohämorrhagischen E. coli
Stx: Shiga toxin
Scheiring, 2008
TTP / HUS
Pathogenese
a disintegrin-like and metalloprotease with thrombospondin-1 repeats
Yarranton, 2003
„vWF-Faden“
Nach Stimulation der Endothelzellen wird ein
ca. 400 µm langer vWF-Faden freigesetzt und
an der luminalen Endothelzelloberfläche gebunden.
Der vWF-Faden bindet Thrombozyten unter Scherfluss.
Schneider, 2008
Complement-System
Teil der Abwehr von Mikroben
Zipfel, 2006
TTP / HUS
Therapie
• Plasmapherese (Austausch gegen FFP, kryoverarmtes FFP)
Rationale:
- Substitution vWF cleaving Protease
- Elimination von abnormen vWF Multimeren
- Elimination von Hemmantikörper gegen vWF cleaving Protease
Indikation:
- TTP, HUS EW-Form, atypisches HUS im Kindesalter, sek. Formen
• Plasmatransfusion
Rationale:
- Substitution vWF cleaving Protease
Indikation:
- Überbrückung bis zur Plasmapherese bhdl., Konsolidierungsphase
• Thrombozytenaggregationshemmer (ASS, Dipyridamol, Prostazyclin)
Rationale:
- Hemmung Thrombenbildung
Indikation:
- Recoveryphase, Remissionserhaltung (nicht gesichert)
• Steroide, Vincristin, Cyclophosphamid, Azathioprin
Rationale:
- Hemmung autoimmunologischer Prozesse
Indikation:
- chronisch relaptische Formen (nicht gesichert)
Keine Thrombozytensubstitution - kontraindiziert !!
TTP / HUS
Zusammenfassung
1. Thrombopenie, hämolytische Anämie und Fragmentozyten
ohne weiteren Grund reichen für die Diagnose TMA
und den Beginn eines empirischen Plasmaaustauschs.
2. TTP und HUS unterscheiden sich:
TTP: an vWF-reiche Thromben and Plättchen
D+HUS: Fibrin-reiche hyaline Thromben
Congenitale TTP und erworbene idiopathische TTP: ↓ADAMTS13
D+HUS: Shiga-toxin-producing E. coli
D-HUS: Komplement-Dysregulation
(Mutationen: Faktor H, MCP, Faktor I, Faktor B)
3. TTP: Identifizierung der Auto-AK gegen ADAMTS13 könnte Vorhersage
zu Rezidiven und Prognose ermöglichen
D-HUS: Identifizierung von Mutationen von
Faktor H, MCP, Faktor I, Faktor B ist entscheidend für den Erfolg
von Leber- oder Nierentransplantation
Die
Autosomal dominante
polyzystische
Nierenerkrankung
im Skript:
Seite 41
NierenZysten
Nierenzysten
Anamnese:
häufig!
Inzidenz
Befund:
>70
Labor:
Vorausgehend (4 Mo) grippaler Infekt mit Gliederschmerzen, Pharyngitis
+ Leistungsknick
Thrombopenie, Kreatinin×, Hyperbilirubinämie (zunächst rückläufig bei
HA), neumit
aufgetretene
Hypertonie seit 1Monat
nimmt
Alter zu,
Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Jahre:Lidödeme,
ca. 30%
aller Menschen: einseitige
ca. 14% aller Menschen: beidseitige
Ultraschall:
Nierenzysten: rund, scharf begrenzt, echofrei
mit akzentuierten Rückwandreflexen
Ö V.a. thrombotische Mikroangiopathie mit akutem Nierenversagen
DD
rapid progressive
Glomerulonephritis
Symptome:
normalerweise
bei
einer Nierenzyste: keine
zystische Nierenerkrankungen
Condition
Number
of Cysts
Renal Cyst Age at Detection
Distribution
Distinguishing Features
Simple cysts
Few
Diffuse
All ages
Benign
Acquired cystic disease
Few to many Diffuse
Adulthood
Cyst development preceded by renal failure
Tuberous sclerosis
Few to many Diffuse
All ages
Renal angiomyolipomas; may be associated with
dermatologic findings (adenoma sebaceum,
café au lait patches), periungual fibroma, retinal
hamartomas, or cardiac rhabdomyoma
Often present at birth;
childhood in some cases
Huge kidneys; associated with
congenital hepatic fibrosis
Autosomal recessive PKD Many
Radial
Hereditary cystic diseases Few to many Medullary
with interstitial nephritis
Childhood; adulthood in a Early renal failure; may be associated with
few cases
retinitis pigmentosa, truncal cerebellar ataxia,
or gout
Grantham, 2008
ZystenNieren
Zystennieren
Anamnese:
Vorausgehend (4 Mo) grippaler Infekt mit Gliederschmerzen, Pharyngitis
+ Leistungsknick
Thrombopenie, Kreatinin×, Hyperbilirubinämie (zunächst rückläufig bei
HA), neu aufgetretene Hypertonie seit 1Monat
Autosomal dominante
polyzystische Nierenerkrankung
Befund:
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Labor:
Inzidenz:
ca. 10% aller Dialysepatienten
terminale
NI: im Alter von 50 - 60 Jahren
Ö V.a.
thrombotische Mikroangiopathie mit akutem Nierenversagen
DD rapid progressive Glomerulonephritis
Autosomal dominante
polyzystische Nierenerkrankung
Anamnese:
Vorausgehend (4 Mo) grippaler Infekt mit Gliederschmerzen, Pharyngitis
+ Leistungsknick
Thrombopenie, Kreatinin×, Hyperbilirubinämie (zunächst rückläufig bei
im
(Polycystin-1)
HA), PKD1-Gen
neu aufgetretene
Hypertonie seit(85%)
1Monatund
Pathogenese:
Mutationen
PKD2-Gen (Polycystin-2) (10 - 15%)
Befund:
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
bei Mutation im PKD2-Gen: generell milderer Verlauf
Erkrankung meist erst um 70 Jahre
Labor:
Pathologie:
Systemerkrankung: Zysten in Nieren, Leber und Pankreas,
zerebrale Aneurysmen (4 - 10% aller Pat.),
Herzklappenveränderungen (Mitralklappenprolaps, AI, MI),
Kolondivertikel, Nabel- und Leistenbruch.
Erstmanifestationen
und frühe Komplikationen
Vorausgehend (4 Mo) grippaler Infekt mit Gliederschmerzen, Pharyngitis
+ Leistungsknick
Mikro- oder
Makrohämaturie (50 %)
Thrombopenie, Kreatinin×, Hyperbilirubinämie (zunächst rückläufig bei
HA), neu aufgetretene Hypertonie
seit 1Monat
moderate Proteinurie
(< 1 g/d)
Anamnese:
rezidivierend Zysteninfektionen
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Befund:
arterielle Hypertonie (dann in 30 – 60% normale GFR)
Labor:
Abdominal-/Flankenschmerzen durch Kompression (60 %)
mäßiggradige Polyurie
ADPKD:
Befund:
Diagnose
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
OP: Leber- und Nierenzysten bei ADPKD
ADPKD:
Diagnose
ADPKD:
Symptome
Initial: Hämaturie, Schmerzen, Einblutungen in Zysten,
Harnwegsinfektionen, Nephrolithiasis,
Hypertonie, Konzentrationsdefekt,
mäßige Proteinurie, gelegentlich Polyglobulie
Progrediente Nierenfunktionsverschlechterung
Befund:
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Einschränkung der Nierenfunktion beginnt bei Nierengröße von 1l
> 1,5 l: Abnahme der GFR ~4 – 5 ml/min/Jahr
terminale NI: i.d.R. ca. 10 Jahre nach Diagnose
jährlicher GFR-Verlust: ca. 5 ml/min.
bes. rasche Progredienz bei:
früher Diagnose (< 30 Jahre), Männern,
schlecht kontrollierter Hypertonie, Rauchen
Ö V.a. thrombotische
Mikroangiopathie mit akutem Nierenversagen
> 4 SS, Makrohämaturie,
DD rapid progressive
Glomerulonephritis
Aneurysmenbltg.
(plötzl. Kopfschmerz, Familie: zerebr. Blutgn.)
ADPKD:
einfach bei
Befund:
bei ca.
Diagnose
pos. Familienanamnese,
Flankenschmerzen oder
NI mult. bilateralen Zysten bds.
Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
25 Lidödeme,
- 40% der
Pat. mit ADPKD:
keine positive Familienanamnese
(Neumutation, NI im späten Alter)
ADPKD sollte erwogen werden bei:
2 Zysten (uni- oder bilateral) < 30 Jahre
2 Zysten in jeder Niere in 30. – 59. Lj.
4 in jeder Niere
> 60 Nierenversagen
Jahre
Ö V.a. thrombotische≥Mikroangiopathie
mit akutem
DD rapid progressive Glomerulonephritis
ADPKD:
Diagnose
ADPKD:
Diagnose
„Zwei-Hit-Hypothese“
ADPKD-Patienten verfügen pro
Zelle über ein gesundes und ein
mutiertes
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Befund:Allel.
Der
heterozygote
resultiert in einer
Tubulusgeometrie.
Zustand
normalen
In einer individuellen Zelle
kommt es zur somatischen
Inaktivierung des zweiten Allels.
Diese
Zelle
verliert
die
Proliferationshemmung
und
bildet den Ausgangspunkt für
eine neu entstehende Zyste.
Kuehn , 2008
Zystenentstehung
Befund:
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Grantham, 2008
ADPKD
T1- und T2- gewichtete MR-Bilder
Befund:
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Grantham, 2008
PKD1 / PKD2 – Komplex
Befund:
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Lokalisation
des Polycystin-Proteinkomplexes
Zell-Matrix, Zell-Zell (Mitte) und Mechanosensorfunktion
Boletta, 2003
Regulation der mTOR-Aktivität
durch PC1 und Defekt bei ADPKD
Befund:
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
Boletta, 2003
ADPKD:
Therapie
Bisher keine kausale Therapie möglich.
Prophylaxe des Progresses:
Einstellung einer Hypertonie, kochsalzarme Diät
Befund:
Lidödeme, Anämie, RR 170/100 mmHg, neurologisch unauffällig
rechtzeitige Diagnose von Komplikationen
zerebrale Aneurysmata
Zystenblutung bzw. –infektionen
Zysten: meist keine Verbindung mit Harnwegen
→ Zysteninfekt mit „sterilem Urin“
HWI: typisch: E. coli und andere gram negative
manche Antibiotika, insbes. Aminoglykoside:
penetrieren schlecht in Zysten
Ö V.a. thrombotische Mikroangiopathie mit akutem Nierenversagen
DD rapid progressive Glomerulonephritis
Harnwegsinfektionen
im Skript:
Seite 72
Definition
akute und chronische Entzündungsprozesse
im Bereich der ableitenden Harnwege und/oder der Niere.
Diagnose
Klinik (+ Ausschluß Vaginitis)
± Bakteriurie (Gramfärbung oder >103 cfu/ml)
± Leukozyturie >5 (10) Leukozyten/ȝl
in ca. 15% der Fälle keine Bakterien nachweisbar
Inzidenz/ Prävalenz
häufigste Infektionskrankheit des Menschen
Lebenszeitprävalenz:
Frauen: bis 50%
Männer: ca. 5%A
Inzidenz/ Prävalenz
Kuhlmann, 2003
Fallbeispiel
typische Anamnese
22j, ansonsten gesunde Patientin
seit dem Wochenende häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen
kein Fieber, keine Flankenschmerzen,
kein blutiger Urin – „aber der Urin riecht übel“
seit 2 Wochen neuer Freund/Sexualpartner
Dysurie:
unangenehme, erschwerte oder schmerzhafte Miktion
Pollakisurie: häufiges Lassen kleiner Mengen, Gesamtmenge unverändert
Hämaturie: >3 Erythrozyten/ȝlA
HWI - Klinik
Dysurie / suprapubische Schmerzen
Blasentenesmen
Pollakisurie
Ein HWI ist im
übelriechender, trüber Urin
Mittel 6 Tage
imperativer Harndrang
symptomatisch
neuaufgetretene Inkontinenz
Fieber
urethraler Ausfluß
Hämaturie
Schüttelfrost
druckdolentes Nierenlager/ Flankenschmerzen/
„Rückenschmerzen“
Übelkeit
Differentialdiagnose: Dysurie
DD der „Dysurie“ bei der Frau:
- Zystitis / Pyelonephritis
- Urethritis
- Vaginitis
DD der „Dysurie“ beim Mann:
- Zystitis / Pyelonephritis
- Urethritis
- Akute Prostatitis
- Chronische (a)bakterielle Prostatitis
Einteilung nach
Anatomie bzw. Syndrom
unkomplizierter HWI
versus
komplizierter HWI
bei gestörter Urodynamik oder relevanten Begleitumständen
Komplizierende Faktoren
anatomische Veränderungen
funktionelle Veränderungen
Einteilung nach erstem
oder erneutem Auftreten
de novo Infektion
versus
rekurrente HWI
Einteilung nach erstem
oder erneutem Auftreten
de novo Infektion
versus
rekurrente HWI
a) Relapse:
Erreger persistierte in den Harnwegen;
Infektion mit gleichem Erreger
< 2 Wochen nach Therapieende
b) Reinfektion: Neuinfektion
(gleicher oder anderer Keim)
> 2 Wochen nach Therapieen
Pathogenese des HWI
3 Infektionswege
a) Bakterien aszendieren aus der Perinanalregion
via Urethra in die Blase
selten:
b) hämatogene Infektion der Niere
c) per continuitatem
(z.B. bei enteralen/ vaginalen Fisteln)A
Hauptinfektionsweg
Bakterien aszendieren aus der Perinanalregion
via Urethra in die Blase
Warum sind Männer relativ geschützt?
- größere Entfernung des Meatus urethrae vom Anus
- trockeneres Umfeld an der Harnröhrenöffnung
- längere Harnröhre
- antibakterielle Aktivität des Prostatasekrets
Pathogenese des HWI
Virulenzfaktoren
- Adhäsine
- Toxine
- Biofilm
- Urease
Verhaltensfaktoren
- Geschlechtsverkehr
- Spermizide
- Diaphragma
Wirtsfaktoren
Anatomische Abnormitäten
- Reflux
- Urethra-Anus Distanz
- Fisteln
Funktionelle Abnormitäten
- Inkontinenz
- Restharn
Genetische/Immunologische
- Immundefizienz
- Blutgruppen-Sekretorstatus
Hormonell
- Schwangerschaft
- Post-Menopause
Welche Spezies findet man?
• E. coli häufigster Erreger, 60-80% HWI (ARESC Daten BRD)
• Staphylococcus saprophyticus 4 %
---------------------------------------------------------------------------------• Proteus
5% - assoziiert mit Steinbildung
• Klebsiella
3% - Multiresistenz
• Enterococcus
5%
• Pseudomonas 1-7% - nosokomiale HWI, Multiresistenz
• Candida nach Antibiotikagabe, bei Immunsupprimierten,
Katheterassoziierte HWI: ca. 21%
nosokomiale Infektion
CDC-Definition 2008
Bedingungen für das Vorliegen einer nosokomialen Infektion:
1) Als Reaktion auf das Vorhandensein von Mikroorganismen
oder ihrer Toxine liegen lokale oder systemische Infektionszeichen vor.
2) Es dürfen keine Hinweise existieren, dass die Infektion bereits
bei der Aufnahme in das Krankenhaus vorhanden oder in der
Inkubationsphase war.
Infektionen, die während des Krankenhausaufenthaltes erworben
sind und erst nach Entlassung evident werden, gelten ebenfalls
als nosokomial.
Teststreifen
A
Leukozyten
Nitrit*
pH
Eiweiß
Glukose
Ketone
Urobilinogen
Bilirubin
Blut
Hämoglobin
*Nitrit:
gram. neg. wandeln Nitrat
in Nitrit um
90% Spezifität,
30% Sensitivität
Kontamination
mehr als 2 Spezies sind verdächtig!
Menstruationsblut
reichlich Plattenepithelien
zulange Lagerzeiten/ Mangelhafte Kühlung
Konsequenz
Eine HWI-Fehldiagnose kann u.U. Konsequenzen nach
sich ziehen:
• nicht-indizierte Antibiose (häufig)
• unwirksame Therapie wegen falscher Antibiotikumwahl
• Nebenwirkungen
• gefährlich: Verschleierung der wirklichen Diagnose
Vielen Dank
für Ihre
Aufmerksamkeit!
Haben Sie Fragen?
Prof. Dr. Gert Gabriëls
Medizinische Klinik und Poliklinik D, UKM
Albert-Schweitzer-Straße 33
48149 Münster
Tel.: 0251 – 83 – 47676 / – 48001
[email protected]
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