DOG-Pressestelle Postfach 30 11 20 D-70451 Stuttgart Laser, Licht und Linsen gegen Hornhautschäden Neue Therapien bei Augenkrankheit Keratokonus München, Oktober 2013 - Bei einem von 2000 Menschen in Deutschland kommt es im Verlauf des Lebens zu einer allmählichen Verformung der Hornhaut, dem Keratokonus. Die Erkrankung war lange Zeit kaum behandelbar. In schweren Verläufen ist noch heute mitunter eine Hornhauttransplantation erforderlich. Jetzt verbessern neue Behandlungswege die Sehfähigkeit, so die Auskunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), und auch die Hornhaut ließe sich in vielen Fällen erhalten. Der Keratokonus beginnt oft in der Pubertät mit Kurzsichtigkeit und Hornhautverkrümmung. Zunächst hilft noch eine Brille. Später sehen die Betroffenen Lichtringe um helle Gegenstände, schließlich geisterhafte Doppel- und Mehrfachbilder. Die augenärztliche Untersuchung ergibt dann meist, dass die Hornhaut nicht gleichmäßig gerundet, sondern kegelförmig nach vorne gewölbt ist. Im frühen Stadium verbessern harte Kontaktlinsen die Sehfähigkeit. „Für viele Patienten bedeutet eine Keratokonuslinse ein Aha-Erlebnis, denn der Tragekomfort hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert“, sagt Professor Dr. med. Johann Roider, Präsident der DOG aus Kiel: Doch das Fortschreiten der Erkrankung können die Linsen nicht aufhalten. Die Hornhaut wird zunehmend dünner und kann sogar einreißen. Die Ursache des Keratokonus ist unbekannt. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer Schädigung der Kollagenfasern, die – unsichtbar – die Hornhaut durchziehen und für die Formstabilität verantwortlich sind. Hier setzt eine in Deutschland entwickelte Therapie an, das Crosslinking: Der Augenarzt entfernt die oberste Hornhautschicht und träufelt Riboflavin darauf, eine ungiftige Form des Vitamin B2. Anschließend bestrahlt der mit einer UV-Lampe, wodurch sich die Kollagenfasern dauerhaft vernetzen. „Crosslinking ist ambulant unter örtlicher Betäubung möglich und hat sich in den vergangenen Jahren weltweit verbreitet“, erläutert DOG-Präsident Roider. Nach der Behandlung müssen die Patienten die Augen für einige Tage schonen, bis sich eine neue Deckschicht gebildet hat. In den folgenden Monaten stabilisiert sich die Hornhaut und verlangsamt das Fortschreiten des Keratokonus. „Wir hoffen, mit dem Crosslinking die Zahl der Hornhauttransplantationen in Zukunft spürbar zu senken“, sagt Roider. Auch so genannte „Intacs“, Ringsegmente aus transparentem Kunststoff helfen den Patienten: In einer kurzen Operation fräsen die Augenärzte mit dem Femtosekundenlaser einen flachen Tunnel in die mittelperiphere Hornhaut. Hier schieben sie die Intacs hinein, um die zentrale Wölbung der Hornhaut abzuflachen. „Intacs wurden zur Behandlung der Kurzsichtigkeit entwickelt“, erläutert Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG aus Frankfurt. „Wir setzen sie zunehmend zur Behandlung des Keratokonus ein, wo sie eine Alternative bei Kontaktlinsenunverträglichkeit sind.“ Bei Bedarf könnten Intacs wieder entfernt werden. Sollte dennoch eine Hornhauttransplantation notwendig werden, versuchen einige Augenchirurgen heute, den hinteren Teil der Hornhaut des Patienten zu erhalten. Dadurch lassen sich Abstoßungsreaktionen vermeiden, die nach einer kompletten Hornhauttransplantation auftreten können. Ziel bleibe es jedoch, eine Transplantation zu vermeiden, so die DOG-Experten – leider auch, weil es in Deutschland an Spenderhornhäuten mangelt. DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6400 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.