T r o c k ene s A u g e Trehalose, ein neues Konzept zur Therapie des trockenen Auges Von Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Leopold Schmetterer D as trockene Auge ist eine häufige Erkrankung der Augenoberfläche, die zu einer massiven Reduktion der Lebensqualität und zu beträchtlichen Sehstörungen führen kann. Die Ätiologie der Erkrankung ist multifaktoriell. Generell unterteilt man das Trockene Auge in Tränenproduktionsstörungen (ca. 1/3 der Patienten) sowie evaporative Formen der Erkrankung (ca. 2/3 der Patienten). Eine beträchtliche Zahl von Patienten zeigt jedoch eine Mischform dieser beiden Grundtypen. Das Verständnis der Pathophysiologie des Trockenen Auges hat in den letzten Jahren zugenommen. Einer Hyperos­ molarität der Tränen kommt dabei neben der Inflammation eine bedeutende Rolle zu. Eine der Säulen der Therapie basiert auf der Verabreichung von Lubrikantien. Als Trägersubstanzen werden dabei Polyvenylalcohol, Hydroxipropylmethylcellulose, Carboxymethylcellulose, Carbomere oder Hyaluronsäure verwendet. Die kommerziell erhältli­ chen Produkte unterscheiden sich weiters in der Elektrolytzusammensetzung, der Viskosität, dem Osmolaritätswert sowie der Wahl des Konservierungsmittels. Mit Trehalose (Thealoz®, Laboratoires Théa, Clermont Ferrand, Frankreich – Vertrieb in Österreich: Théa Pharma GmbH) steht nun ein völlig neues Konzept für die Therapie des trockenen Auges zur Verfügung. Es handelt sich dabei um ein natürliches Disaccharid, das aus zwei ,'-1,1glykosidisch verknüpften Glukose-Molekülen Univ.-Prof. Dr. Leopold Schmetterer Universitätsklinik f. Klinische Pharmakologie, Zentrum für Medizinische Technik und ­Physik, Medizinische Universität Wien [email protected] 2 0 • M e d i c a l N e t w o r k 2 01 2 • ckenheit ausgesetzt werden. Dies befähigt Zellen eine Austrocknung des Körpers durch starke Wasserverluste überstehen zu können (Anhydrobiose). Trehalose stabilisiert Proteine der Zellmembranen durch drei Mechanismen: Vitrifikation (Erhöhung ihrer Viskosität), Reorganisation von Wassermolekülen und Wasseraustausch. Weiters stabilisiert sie die LipidDoppelschicht der Zellmembranen und verhinAbb.1: Struktur von Trehalose dert das Auftreten von Mikrokristallen an der Augenoberfläche. Die Anwendung von Trehalose bei trockenem Auge wird durch In-­vitro- und Invivo-Daten gestützt. So überleben humane Hornhautepithelzellen im trockenen Milieu deutlich länger, wenn Abb. 2: Absterben humaner Hornhautepithelzellen nach PBS sie mit Trehalose in(phosphatgepuffertes NaCl), Tränenersatzmittel mit Hydroxyethylkubiert werden, ein Efcellulose (HEC), Tränenersatzmittel mit Hyaluronsäure (HA 0,1%), fekt der mit HydroxyeMaltose in phosphatgepuffertem NaCl und 100 mM Trehalose thylcellulose oder Hyaluronsäure nicht zu sehen ist. Untersuchungsergebnisse In einer präklinischen Studie (Matsuo nach 4 Wochen Behandlung T, Br J Ophthalmol 2001, 85: 610-12) wurden Hornhautepithelzellen 15 Minuten mit verschiedenen Substanzen behandelt, danach wurden sie 30 Minuten trocken gehalten. Trehalose zeigte eine starke Reduktion der abgestorbenen Zellen an der Augenoberfläche. In der Trehalose-Gruppe überlebten 81% der Zellen – in der HA-Gruppe nur 18 %. In einer klinischen Studie (Matsuo T, Jpn J Ophthalmol 2004, 48: 321-27) zeigt sich eine Verbesserung der TränenfilmaufAbb. 3: Tränenfilmaufreißzeit, Flouresceinreißzeit und eine Verringerung des FluoreScore und Bengalrosa-Score verbesserten scein- und Bengalrosa-Scores (Abb. 3). sich mit T­ rehalose Augentropfen signifikant im ­Vergleich zu Hyaluronsäure 0,1% Über viele Jahre war die Therapie des trocke­nen Auges durch wenig Innovation gebesteht. Zwei Monosaccharide (Einfach­zucker) kennzeichnet. Das hat sich in den letzten Jahsind kovalent über eine glycosidische Bindung ren geändert und neue Konzepte wurden zur verknüpft, was hohe Stabilität und Resistenz Marktreife geführt. gegen Hydrolyse garantiert (Abb. 1). Eines dieser Konzepte ist Trehalose. Dabei wird ein in der Natur vorkommendes System, Trehalose kommt vor allem in Pflanzen, Mikro­ das Zellen in trockenem Milieu überleben organismen und Insekten vor, jedoch nicht in lässt, als Therapeutikum für die Hornhaut bei Säugetieren. Sie wird als Stressfaktor in dietrockenem Auge adaptiert. k sen Organismen synthetisiert, wenn sie Tro- S P ECIAL • w w w . a u g e n . c o . a t TROCKENE AUGEN Der natürliche Schutz NEU TROCKENE AUGEN Der natürliche Schutz Schutz und Befeuchtung der Augenoberfläche Erhalt der Vitalität der Hornhautzellen (1) Konservierungsmittelfrei und phosphatfrei NEU TROCKENE AUGEN Der natürliche Schutz NEU NEU NEU TROCKENE AUGEN Der natürliche WirSchutz lernen von der Na NEU Wir lernen von der Wir Natur lernen von der Natur Trehalose 3 % NEU (1) Jain NK et al., Protein Science 2009, 18: 24-36 2012-THOZ-027-01 NEU