Handout_Lernprozesse_GL des

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Seminar Handout: „Lernprozesse Teil 1“ für die Berufspädagogen F 251, Dipl. Psych. Bettina Stach
E-Mail: [email protected]
Seminar Dokumentation:
Lernprozesse Teil 1
Freitag, der 29.11.13 und Samstag der 30.11.2013
Für die Berufspädagogen F 251
Inhalte:
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Seminar Handout: „Lernprozesse Teil 1“ für die Berufspädagogen F 251, Dipl. Psych. Bettina Stach
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Brainstorming
Brainstorming ist eine Methode zur Ideenfindung und funktioniert am besten wenn man sich
an folgende vier Regeln hält:
1. Jede Kritik der Vorschläge ist verboten!
• auch keine nonverbale Kritik (z.B. Stirnrunzeln oder Abwinken)
• am besten auch keine positive Kritik (um eine vorzeitige Favorisierung einer Idee zu
vermeiden)
2. Quantität vor Qualität
• so viele Ideen wie möglich
3. Freies Spiel Gedanken ist erwünscht!
• den Assoziationen soll freien Lauf gewährt werden.
• Je ausgefallener, absurder,phantastischer, verrückter, utopischer, ungewöhnlicher
oder spontaner ein Einfall ist, desto besser.
4. Die Ideen anderer aufnehmen und weiterentwickeln!
• Dadurch entstehen neue wieder neue Ideen.
Mind - Maps
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•
•
Die Methode wurde von dem Psychologen Tony Buzan entwickelt und bezeichnet die
visuelle Darstellung eines Themas
Mind-Maps haben die Form eines Baumdiagramms
der zentrale Begriff (das Thema) steht in der Mitte des Blatts, darum werden die
weiteren Begriffe gruppiert
sie lassen sich z.B. nutzen zum Zweck einer Ideensammlung, Präsentation, Planung
und Organisation oder auch zum Lernen
inzwischen gibt es reichlich Software zum Arbeiten mit Mind-Maps auf dem
Computer, z.B.: FreeMind oder Xmind
So erstellt man am besten ein Mind-Map:
•
•
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das Blatt im Querformat ausrichten
den zentralen Begriff (z.B. als Wolke oder Ellipse) in die Blattmitte schreiben
Weitere Begriffe werden (im Uhrzeigersinn) hierum gruppiert und entsprechend
verzweigt
Visualisierungen nutzen (Symbole, Farbe...)
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Und hier Ihre Mind - Maps zum Thema Lernen :
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Hirnquiz
1. Die Aussage: „Wer rastet, der rostet“ gilt auch für das Gehirn.
□ richtig □ falsch
2. Ärzte und Wissenschaftler können das menschliche Gehirn bei seiner Arbeit
beobachten
□ richtig □ falsch
3. Das Gehirn ist aktiv während man schläft.
□ richtig □ falsch
4. Männer haben im Durchschnitt mehr Hirnzellen als Frauen.
□ richtig □ falsch
5. Psychischer Stress kann zu körperlichen Krankheiten führen.
□ richtig □ falsch
6. Welche der folgenden Krankheiten sind Hirnkrankheiten?
□ Epilepsie
□ Schizophrenie
□ Depression
□ alle oben genannten
7. Es gibt eine klare obere Grenze dafür, was das Gehirn lernen kann.
□ richtig □ falsch
8. Hochintelligente Personen haben ein überdurchschnittlich großes Gehirn.
□ richtig □ falsch
9. Man erinnert sich – selbst nach Jahren - besser an ein Erlebnis, wenn es
mit einer heftigen emotionalen Reaktion verbunden war.
□ richtig □ falsch
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Basisvoraussetzungen für Lernen
Kunz (1986) nennt u.a. folgende Einflussfaktoren auf die kognitive Leistungsfähigkeit:
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Intelligenz
Konzentrationsfähigkeit
Motivation
Emotionale Stabilität
Selbstwertgefühl
Arbeitstechnik / Lerntechnik
Physiologische Bedingungen
Soziales Umfeld
Quelle: „Studieren lernen“, Arbeits- und Lerntechniken, Prüfungen und Studienarbeiten von Sven Max
Litzke und Ruth Linssen, Brühl 2007
So lernen Sie garantiert zu flach:
•
anschauen
•
durchlesen
•
abschreiben
•
auswendig lernen
•
Fertiges unkritisch übernehmen
•
sich Lösungen vorkäuen lassen
•
Wiederholungen nach gleich bleibender Methode
Vertiefendes Lernen:
Wichtiges Festhalten
Markieren, notieren, kürzen
Aufbau erkennen
Überschriften finden, Gliederung herausarbeiten
be- und verarbeiten
Mind Map erstellen
Individualisieren
Bezug zu sich selber herstellen
nachvollziehen
Fragen stellen und beantworten
prüfen
In Frage stellen, vergleichen
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ordnen
kategorisieren
assoziieren
verbinden, vergleichen
wiederholen...
SQ3R-Methode - Lesetechnik
Die SQ3R-Methode. SQ3R steht für die fünf Wörter Survey, Question, Read, Recite, Review.
Die von Francis Robinson in den 60er Jahren entwickelte Methode hört sich vielleicht erstmal
kompliziert an, ist jedoch sehr einfach anzuwenden.
Schritt 1: Survey – Erforschen, Überblick gewinnen.
Beginnen Sie im 1. Schritt noch nicht damit, den Text zu lesen, sondern damit sich einen
Überblick zu verschaffen.
Erforschen Sie, was auf Sie zukommt, indem Sie bei der Lektüre von Büchern
folgendermaßen vorgehen: * den Titel des Buches lesen, * den Innentext (z.B. auf
Umschlagsklappe oder Rückseite) lesen * im Inhaltsverzeichnis nur die Überschriften
der Hauptkapitel lesen, * Abbildungen und Tabellen überfliegen, * überprüfen Sie, ob Sie
den Autor kennen, * das Vorwort lesen.
Bei der Lektüre von Artikeln und Beiträgen gehen Sie ähnlich vor: * den Titel des Artikels
oder Beitrags lesen, * bei Fachartikeln den Namen der Fachzeitschrift (und Jahrgang),
die Überschrift und Autorennamen lesen, * die Hauptüberschriften lesen * Abbildungen
und Tabellen anschauen * Überprüfen Sie, ob Sie den Autor kennen, * die
Zusammenfassung der Artikel lesen.
Wenn Sie schon im Buchtext, z.B. eines Kapitels (oder eines Artikels sind), gehen Sie wie
folgt vor: * Überschrift lesen, * Unterüberschriften lesen, * Abbildungen und Tabellen und
ihre Über- oder Unterschriften, * evtl. Texthervorhebungen überfliegen.
Die S-Phase dient dazu, den groben Zusammenhang und den Gesamtrahmen zu erkennen.
Diese Phase dauert nur wenige Minuten und ist unglaublich zeitsparend. Sie erleichtern sich
dadurch die Aufnahme und Verarbeitung von Lern-Inhalten. Die Aufnahmebereitschaft wird
deutlich gesteigert: Wenn Sie im dritten Schritt dann den Text lesen, haben Sie bereits ein
grobes Einordnungskonzept geschaffen, nach dem Sie gezielter zuordnen, behalten und
abspeichern können. Man könnte sagen, dass der Speicher vorformatiert ist für die Inhalte
des Textes. Da Sie nun nicht mehr „in den blauen Dunst hinein“ lesen, fallen Ihnen danach
Orientierungen leichter.
Schritt 2: Questions – Fragen stellen
Im zweiten Schritt, in der Q-Phase, beginnen Sie immer noch nicht mit dem Lesen des
Textes! Ihre Aufgabe ist es stattdessen, sich nun auf den Text durch die Formulierung von
Fragen und Aktivierung von Vorwissen vorzubereiten.
Beispiele von Fragen zur Aktivierung des Vorwissens: * Was weiß ich bereits zu dem
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Thema? * Was weiß ich bereits über den Autor? * Zu welchem Bereich gehört das Thema?
Was stelle ich mir unter dem Thema vor? * Was für Querverbindungen gibt es zu bereits
früher Gelerntem? (Sie können das Vorwissen bzw. die Antworten auf die Fragen auch in
Form eines Mind Maps festhalten.)
Anregung zur Formulierung von Fragen an den Text bzw. die Sie durch die Lektüre
beantworten möchten:* Was für Fremdwörter oder Fachbegriffe sind Ihnen schon ins Auge
gefallen, deren Bedeutung Sie noch nicht kennen? Was für Fragen fallen Ihnen spontan ein,
wenn Sie an das Hauptthema denken? Was würden Sie gerne über das Thema erfahren?
Was für Fragen ergeben Sich aus dem Klappentext? Welche aus den Überschriften? Oder
aus den Tabellen und Zeichnungen?
Die Fragen dienen dazu, die Motivation zu wecken, Antworten auf die Fragen zu finden. Sie
lesen dadurch den Text nicht passiv, sondern aktiv – das bewirkt, dass Sie die Inhalte noch
besser behalten. Außerdem ist es so einfach bei der Lektüre Wesentliches von
Unwesentlichem zu unterscheiden.
Möglicherweise ist das Formulieren von Fragen am Anfang mühsam, mit der Zeit (bzw.
durch regelmäßiges Anwenden) werden Sie diesen Schritt aber sicherlich verinnerlichen und
automatisch Fragen stellen.
Schritt 3: Read – Lesen des Textes
Nun können Sie sich mit dem Text befassen. Lesen Sie den Text abschnittsweise. Wichtig
ist, dass Sie das Gelesene verstehen, damit es abgespeichert wird, d.h. Fachausdrücke und
Fremdwörter sollten Sie gleich nachschlagen und die Bedeutung für den gegeben Kontext
klären. Beachten Sie Hervorhebungen (z.B. Fett- oder Kursivdruck, Einrahmungen,
Einrückungen, etc.) und halten Sie Ausschau nach der/n Hauptaussage/n. Heben Sie die
Schlüsselwörter und Kernaussagen hervor durch Unterstreichung oder durch Markierung.
Wenn Sie wirklich nur Wesentliches hervorheben, bleibt es auch wesentlich besser haften.
Sie können auch besondere Hervorhebungen an den Rand machen, z.B. Def für Definititon,
Kri für Kritik, Erg für Ergebnis, Theor für Theorie, Bez für Bezug, vgl für vergleiche.
Schritt 4: Recite – Zusammenfassen der wichtigsten Inhalte
Nach jedem Abschnitt sollte dieser rekapituliert, also darüber nachgedacht werden: Worum
ging es? Was waren die Schlüsselwörter und wie stehen diese miteinander in
Zusammenhang? Machen Sie sich schriftliche Kurznotizen, in denen Sie die wesentlichen
Inhalte wiedergeben und die zu Anfang in Phase Q gestellten Fragen beantworten.
Gebrauchen Sie dabei Ihre eigenen Formulierungen: Wenn Sie das können, wissen Sie auch
gleichzeitig, dass Sie den Inhalt verstanden haben bzw. ggf. Abschnitte noch mal lesen
sollten. Die Kurznotizen können Sie, wenn Raum ist, neben dem Text machen, besonders
günstig ist es aber Sie auf Karteikarten zu schreiben, so können Sie zur
Prüfungsvorbereitung auf eine brauchbare Fachsammlung zurückgreifen.
Schritt 5: Review – Nacherzählen, Wiederholen des gesamten Textes
Während Sie bis hierher abschnittsweise vorgegangen sind, fassen Sie nun den gesamten
Text mündlich zusammen, indem Sie sich die wesentlichen Aussagen des Textes
vergegenwärtigen. Wenn bereits möglich, stellen Sie Querverbindungen zu anderen
Themen, z.B. Paragraphen, zu anderen Beiträgen des Autors oder zu ähnlichen Theorien
her.
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Die Methode im Überblick
Survey:
Erforschen, Überblick gewinnen.
Titel, Autor, Inhaltsverzeichnis, Kapitelüberschrift lesen.
Questions:
Fragen stellen.
Was weiß ich bisher zu: Autor, Themen, Inhalt, Bereiche?
Read:
Lesen des Textes.
Text langsam und aufmerksam durchlesen, Unterstreichungen.
Recite:
Zusammenfassen der wichtigsten Inhalte.
Wichtigste Begriffe, Inhalte, etc. formulieren
Review:
Nacherzählen, Wiederholen des gesamten Textes.
Inhalt mit eigenen Worten nacherzählen, Kritik, Querverbindungen
erwähnen.
Vor- und Nachteile
Der Nachteil der SQ3R-Methode ist, dass Sie anfangs aufwändig und zeitintensiv ist. Mit
etwas Übung lässt sie sich allerdings leicht auf alle Wissensbereiche ausdehnen und wird
immer leichter in der Anwendung. Der große Vorteil ist, dass das mit der SQ3R-Methode
erfasste Wissen wesentlich besser im Gedächtnis gespeichert als mit der „normalen“
Lesetechnik. Die Wahrscheinlichkeit der korrekten Wissens-wiedergabe ist somit wesentlich
höher. Man sollte sich aber tatsächlich an die fünf Schritte halten, gerne werden die Schritte
nämlich zusammengefasst und verlieren so an Effizienz.
Emotionen und Lernen
Die Grafik beschreibt den umgekehrt U-förmigen Zusammenhang zwischen Angst und
Leistung (Bildquelle: www.scilogs.de)
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Das ABC Modell nach Ellis lässt sich nicht nur für die Entstehung von Prüfungsangst
anwenden, sondern beschreibt generell, wie Gedanken (Bewertungen von Situationen)
Gefühle oder auch körperlichen Stress erzeugen können.
A : Auslösendes Ereignis (z.B. eine Prüfung)
B : Subjektive Bewertung der Situation
C : Gefühle, Körperliche Reaktion und Verhalten
In diesem Zusammenhang haben wir über förderliche und hinderliche Glaubenssätze
gesprochen. Hinderliche Glaubenssätze zum Thema Lernen wären z.B.:
–
„Ich muss perfekt sein. Ich darf keine Fehler machen.“
–
„Ich habe immer Pech bei Prüfungen.“
–
„Prüfer sind ungerecht und unfair.“
Wenn Sie bei sich selbst hinderliche Glaubenssätze erkannt haben versuchen Sie sie mit
förderlicheren und auch realistischeren Gedanken zu ersetzen.
Ihre typischen hinderliche Glaubenssätze
Was sind Dinge, die Sie häufig über Prüfungen denken und die Ihre Angst steigern? Und
was denken Sie über sich in Bezug auf Prüfung, was nicht förderlich für Ihren Zustand ist?
Schreiben Sie 5 Kernsätze auf.
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Schreiben Sie nun 5 Dinge auf, die Sie gerne häufiger über Prüfungen oder sich denken
würden.
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Das Gehirn – Drei Speichermodell
Ein bekanntes Erklärungsmodell ist das Drei-Speicher-Modell, welches zwischen folgenden
Speichern bzw. „Gedächtnissen“ unterscheidet:
1. Sensorischem Speicher (Ultrakurzzeitgedächtnis: UKZG),
2. Arbeitsspeicher (Kurzzeitgedächtnis: KZG)
3. Langzeitspeicher (Langzeitgedächtnis: LZG)
Ultrakurzzeitgedächtnis (UKZG)
Sensorischer
Speicher
- 20 Sek., sinnhaft,
bedeutsam, neu, mit
allen Sinnen
Kurzzeitgedächtnis
(KZG)
Arbeitsspeicher Mnemo-
Langzeitgedächtnis
(LZG)
techniken
unbegrenzt
7 +/- 2 Chunks
Die Lerntheorien
1. Die klassische Konditionierung: der Pawlowsche Hund
Die Entdeckung der klassischen Konditionierung verdanken wir dem russischen Physiologen
Iwan Pawlow (1849 -1936). Dieser führte seiner Zeit Experimente mit Hunden durch um
deren Verdauungssäfte zu untersuchen. Dabei bemerkte er, dass die Hund bereits Speichel
absonderten, wenn sie die Schritte des Versuchsleiters hörten. Aus dieser Erkenntnis baute
er seine weiteren Experimenten auf:
Wenn ein Hund Futter (natürlicher Reiz) bekommt reagiert er mit Speichelfluss (natürliche
Reaktion). Immer wenn er nun das Futter bekommt, ertönt gleichzeitig ein Glockenton
(erstmal ein neutraler Reiz). Der Ton selbst löst noch keinen Reiz beim Hund aus, aber auf
das Futter reagiert er wie gehabt mit Speichelfluss. Dies wird nun mehrere Male wiederholt.
Am Ende kommt es bei dem Hund zu der Verknüpfung der Glocke mit dem Futterreiz, auch
wenn er nur den Ton hört, ohne dass ihm Futter gegeben wird. Somit wird der neutrale Reiz
des Glockentons zu einem konditionierten, erlernten Reiz, der nun wiederum eine gelernte
Reaktion hervorruft.
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Schema der klassischen Konditionierung:
Quelle: www.Horsefriendship.de
Watson und Rayner (1920) konnten in dem Experiment „Der kleine Albert“ zeigen: das
geht nicht nur bei Hunden.
Der elf Monate alte Albert wurde in dem Experiment erschreckt in dem hinter seinem Rücken
ein lautes Geräusch (natürlicher Reiz) erzeugt wurde, auf das er mit großer Angst (natürliche
Reaktion) reagierte. Dazu wurde ihm ein weiße Ratte (neutraler Reiz) gezeigt, die immer
gleichzeitig mit dem Lärm hinter ihm erschien. Bereits nach sieben Wiederholungen hatte er
das Tier das ohne den Lärm Neugier auslöste mit Angst verknüpft, selbst wenn kein Lärm
hinter ihm ertönte.
2. Die operante Konditionierung: Thorndikes Katzen bzw. Versuch und Irrtum
Etwa zur selben Zeit wie Pawlow forschte auch Thorndike, dieser aber mit Katzen statt
Hunden. Für die Katzen baute er einen sogenannten „Problemkäfig“, der eigentlich ein
Gefängnis für die Katzen war. Durch einen Hebel konnten die Katzen allerdings aus dem
Gefängnis entkommen und an das Futter gelangen was außerhalb des Käfigs auf sie
wartete. Nach einiger Zeit in der Gefangenschaft betätigten die Katzen neben Scharren und
Kratzen zufällig den Hebel und gelangten somit nach draußen. Bei Versuchswiederholung
gelang es den Katzen immer schneller durch Betätigen des Hebels in die Freiheit zu
gelangen. Durch das Futter wurde die Handlung natürlich noch bestärkt.
Somit findet nach dem operanten Konditionieren Lernen statt indem zunächst durch Versuch
und Irrtum allerlei Verhaltensweisen gezeigt werden, aber das Verhalten, welches belohnt
wird, setzt sich durch.
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3. Das Modelllernen: Bandura und die Puppe
Vor allem Kinder lernen von Vorbildern und ahmen Verhalten nach, das sie beobachten.
Bandura hat sich in den sechziger Jahren mit dem „Lernen am Modell“ beschäftigt und dazu
geforscht. Vierjährige Kinder aus drei verschiedenen Gruppen sahen sich einen Film an in
dem eine erwachsene Frau eine Puppe verprügelt. Die Filme unterschieden sich lediglich in
dem Ende:
1. das Verhalten der Person wurde belohnt
2. das Verhalten wurde bestraft
3. das Verhalten hatte keine Konsequenzen
Danach wurden die Kinder in einen Raum geführt in dem auch die gleiche Puppe aus dem
Film war. Alle Kinder hatten das Verhalten aus dem Film gleichermaßen erlernt aber die
Kinder haben je nach den Folgen das Verhalten in unterschiedlicher Häufigkeit nachgeahmt.
Somit ist Beobachtungslernen ein Prozess in dem verschiedenen Phasen unterschieden
werden:
Lernphasen:
1. Aufmerksamkeitszuwendung
2. Behaltensphase
3. Reproduktionsphase
4. Motivationale Phase
Hier ist der Link zu dem Original Video (in dem das Modell die Puppe verprügelt) das wir
gesehen haben: http://www.youtube.com/watch?v=hHHdovKHDNU
4. Lernen durch Einsicht: Köhler und die Affen
Wolfgang Köhler forschte auf Teneriffa mit Affen und entdeckte, dass auch diese Probleme
durch gezieltes Nachdenken anstelle von ziellosem Herumprobieren lösen. In das Gehege
der Affen hatte er eine Banane gehängt. Allerdings so hoch, das die Affen durch
Hochspringen nicht ran kamen. Köhler beobachtete wie sein Lieblingsschimpanse Sultan
nach einer Weile des stillsitzen (die er als nachdenken interpretierte) einige Kisten
übereinander stapelte um dann letztlich an die begehrte Banane zu gelangen. Bei einem
ähnlichen Versuch steckte Sultan Stöcke ineinander um so an die Banane zu kommen.
Bei dem Lernen durch Einsicht geht es also darum Sachverhalte zu verstehen. Ursachen
und Wirkungen aufzudecken und somit Probleme zu lösen. Während Versuch-und-IrrtumLernen eher auf einer mechanischen Wiederholung beruht haben wir es hier mit einsichtigem
Verhalten zu tun.
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Während die frühen Untersuchungen zum Lernen (Konditionierung) ganz im Sinne des
damals vorherrschenden Behaviorismus aus einfachen Reiz und Reaktion Schemata
bestanden ist sowohl das Modelllernen wie auch das Lernen durch Einsicht komplexer.
Black Box Modell des Behaviorismus:
Bildquelle:http://www.grin.com
Nach der sogenannten kognitiven Wende in der Lernpsychologie wird Lernen auf nicht direkt
beobachtbare kognitive, emotionale und motivationale Prozesse zurückgeführt.
Mnemotechnik: Methode der Orte (Loci Technik)
Die Methode der Orte ist uralt und wird heute noch von Gedächtnissportlern verwendet. Sie
eignet sich immer dann, wenn Inhalte in einer bestimmten Reihenfolge erinnert werden
sollen (z.B. Gesetzestexte). Ohne die Hilfe einer Mnemotechnik können wir in unserem
Kurzzeitgedächtnis ca. 7 Inhalte (Chunks) abspeichern. Mit Hilfe der Technik kann man
mühelos 40 Inhalte memorieren.
Und so geht’s: Die Inhalte, die erinnert werden sollen, werden (in mentalen Bildern) in einer
vorher festgelegten Route an Routenpunkten abgelegt.
Tips zum Erstellen von Mnemo Routen:
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Reihenfolge festlegen (z.B. im Uhrzeigersinn)
die Routenpunkte sollten sich gut voneinander unterscheiden
und nicht zu klein sein
außerdem sollten sie sich dauerhaft an dieser Position befinden
Beispiele für Routen:
• z.B. vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor
• In der eigenen Wohnung: (Tür, Flur....)
• Im Prüfungsraum / Klassenzimmer
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Literaturangaben
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Grosses Buch der Lerntechniken: Geuenich, Hammelmann & Havas (2011), Jokers
Edition
Klassische Lerntheorien: Grundlagen und Anwendungen in Erziehung und
Psychotherapie: Bodenmann, Perrez & Schär (2011)
Erfolgsgedächtnis: Wie Sie sich Zahlen, Namen, Fakten, Vokabeln einfach besser
merken: Dr. Gunther Karsten (2004), Goldmann Verlag
Power Gedächtnis: Geisselhart und Burkart (1997), Gabal Verlag
Grosses Buch der Gedächtnistechniken: Merkfähigkeit verbessern, Konzentration
fördern, Lerntechniken anwenden, Gedächtnis trainieren. Andrea Tiefenbacher &
Rahild Neuburger, Jokers Edition (2010)
Knigge-Illner, H. (2010): Prüfungsangst besiegen. Wie Sie Herausforderungen
souverän meistern. Frankfurt Main: Campus Verlag
Film Dokumentation
•
Das automatische Gehirn – Die Magie des Unbewussten: Dokumentation von
Francesca D'Amicis, Petra Höfer, Freddie Röckenhaus (2013)
Der Film ist bei amazon erhältlich aber er ist auch auf youtube zu sehen.
Hausaufgabe zum nächsten Mal:
•
Bitte bringen Sie eine Definition zu „Lernen“ mit! Es gibt reichlich davon im Internet.
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