TELEFUNKEN FACHBUCH DIE FERNSEH-BILDRÖHRE TELEFUNKEN FACHBUCH DIE FERNSEH-BILDRÖHRE Nachdruck 1960 Herausgeber: TELEFUNKEN G•M•B•H Geschäftsbereich Röhren D as Fernsehen ist durch seinen sprunghaften Anstieg zu einem sehr wichtigen Faktor im täglichen Leben geworden. Damit steht die Fernseh-Bildröhre, die das zeitnahe, lebendige Fernsehbild tagtäglich vor Millionen von Beschauern entstehen läßt, im Blickfeld größten Interesses. Die Mehrzahl nimmt dieses Wunder in unserem technischen Zeitalter als etwas Selbstverständliches hin. Aber in vielen, vor allen Dingen in den fachlich interessierten Kreisen ist der Wunsch wach, dem Geheimnis der Bildröhre nachspüren zu können. Dazu will das vorliegende Büchlein einen Weg zeigen. Um wirklich alle Einzelheiten der Bildröhre ausführlich genug diskutieren zu können, sind nur die sie unmittelbar berührenden Probleme behandelt worden. Im ersten Kapitel wird ein Überblick über die Arbeitsweise der Fernseh-Bildröhre gegeben und gezeigt, was alles dazu gehört, um das Bild auf den Leuchtschirm zu schreiben. Die wichtigsten physikalischen Grundlagen sind nur kurz gestreift, um diesen Abschnitt leicht faßlich zu machen und ihn nicht durch umfangreiche Erläuterungen zu durchbrechen. Dagegen werden im zweiten und dritten Kapitel alle wesentlichen physikalischen Eigenschaften an Hand sehr vieler Bilder so ausführlich besprochen, daß dem tiefer schürfenden Leser sämtliche Fragen beantwortet werden, die für ihn beim Lesen des ersten Abschnittes offengeblieben sind. In den Kreis der Abhandlung sind dabei auch Probleme wie magnetische und elektrostatische Ablenkung, Luminiszenz sowie Strahlung einbezogen. Doch auch deren Darstellung wurde so gehalten, daß sie keine speziellen theoretischen Vorkenntnisse voraussetzt. Den Abschluß bildet als viertes Kapitel ein Streifzug durch die Fertigungsstätte von Fernseh-Bildröhren. Es zeigt sinnfällig die Fülle neuartiger Probleme, die bei der Serienproduktion zu lösen waren. Ein sehr ausführliches Stichwörterverzeichnis befindet sich am Schluß des Buches. Es erleichtert die Übersicht und ermöglicht eine rasche Information bei Einzelfragen. Verzeichnis der ganzseitigen Bildtafeln Seite 9 Die drei Teile, aus denen der Kolben einer Fernseh-Bildröhre durch Verschmelzen entsteht 13 Teile eines Strahlsystems 15 Fertigmontiertes geradsichtiges Strahlsystem 41 Ein geknicktes Strahlsystem im Schnitt 54 Fernseh-Bildröhre AW 53-88 (Ablenkwinkel = 110°) mit Ablenkspulensystem 62 Drei Fernseh-Bildröhren mit gleicher Diagonale, aber mit den Ablenkwinkeln 70°, 90° und 110° 71 Geradsichtiges Strahlsystem mit seinen vormontierten Bauelementen 73 Hängebahn, auf der die Fernseh-Bildröhren bei der Herstellung die Fabrik durchlaufen 75 Karussell zum Aluminisieren 77 Blick in die Kette der Pumpwagen 83 u. 84 Farbige Übersichtstafel: Fernseh-Bildröhre. Schema des Fertigungsganges A Aufbau und Arbeitsweise der Fernseh-Bildröhre Zweck und Prinzip Auf dem Schirm der Bildrohre soll das bei Fernsehsendungen übertragene Bild erscheinen. Dieses Bild wird zeilenweise geschrieben. Als Schreibwerkzeug dient ein Elektronenstrahl. Er trifft den Schirm jeweils in einem feinen Punkt und bringt ihn dort zum Leuchten Die Wucht der mit erheblicher Geschwindigkeit auf dem Schirm aufprallenden Elektronen setzt sich zu einem gewissen Teil in sichtbares Licht um. Dessen Helligkeit hängt von der Bildröhren(anoden)spannung und von dem Strahlstrom ab Die Bildröhrenspannung wählt man recht hoch (z. B. mit 16 Kilovolt) und sorgt dafür,ßsiemBtböglchkonsaeibt.DSrhlomsue man und beeinflußt damit die Helligkeit, die der Elektronenstrahl in seinem Auftreffpunkt hervorruft. Damit das Bild auf dem Schirm erscheinen kann, sind in der Bildrohre bzw in unmittelbarem Zusammenhang mit ihr folgende Hauptteile unbedingt notwendig: 1. Eine Einrichtung, mit der sich der Elektronenstrahl erzeugen laßt, also ein Strahlsystem, das man gelegentlich auch Elektronenkanone oder Kanone nennt, 2 eine Möglichkeit, die Starke des Elektronenstrahls, also den Wert des Strahlstromes zu beeinflussen, d. h. eine Steuerelektrode, die auch als Wehneltzylinder bezeichnet wird, 3. ein Bildschirm, der dort aufleuchtet, wo er vom Elektronenstrahl getroffen wird, und 4. Anordnungen zum waagerechten und senkrechten Ablenken des Elektronenstrahls so, daß er Zeile für Zeile und Bild für Bild zu schreiben vermag (Ablenkspulensystem). Strahlsystem und Bildschirm sind im Innern des Bildröhrenkolbens angeordnet. Als Ablenksystem dienen zwei außerhalb des Kolbens befindliche Spulenpaare, die von den Ablenkströmen durchflossen werden. Der Kolben Der Kolben der Fernseh-Bildröhre besteht aus Glas. Er setzt sich aus drei Teilen zusammen (Bilder 1 und 2). Diese Teile: die Bildröhren-Front7 platte, der Kolbentrichter und der Kolbenhals sind miteinander verschmolzen. Die Bildröhren-Frontplatte ist ein mit hohem Rand ausgebildeter, dickwandiger Preßteil. Aus dem Preßvorgang ergibt sich auf dem Rand eine Preßnaht. Der Kolbentrichter ist mit dem Hochspannungsanschluß (Anodenanschluß) versehen. Der Kolbenhals schließt mit einem Preßteller ab, auf dem das Strahlsystem aufgebaut ist. Die Bildröhren-Frontplatte ist gewölbt, wodurch die erforderliche Festigkeit ohne übermäßige Glasdicke erreicht wird. Auf der Bildröhre fastet nämlich der äußere Luftdruck mit etwa einem Kilopond auf jedem Quadratzentimeter. Ihm hält kein Innendruck das Gleichgewicht. Ein Kilopond ist die Kraft, mit der ein Kilogramm Masse infolge der Anziehung durch die Erde auf die Unterlage drückt. Die Wölbung der Bildröhren-Frontplatte kommt im übrigen auch etwas der Gleichmäßigkeit der Bildschärfe auf dem Schirm zugute: Die Brennfläche, also die Fläche, auf die der Brennpunkt des beliebig abgelenkten Strahles fiele, ist im selben Sinn gekrümmt wie die BildröhrenFrontplatte, jedoch weit stärker als diese. Bild 3 zeigt die zwei Grenzfälle zur Lage der Brennfläche. Ein Fall ist durch Einstellung großter Punktschärfe Bild 2. Die drei Teile, aus denen der Kolben einer Fernseh-Bildröhre durch Verschmelzen entsteht Die Bildröhren-Frontplatte aus Preßglas, der Kolbentrichter, der im Schleuderverfahren, und der Kolbenhals, der im Ziehverfahren hergestellt wird , auf die Bildmitte gegeben. Im zweiten Fall liegt die größte Schärfe auf dem Bildrand. Für die Ausmaße der Bildröhre sind insbesondere die folgenden zwei Zahlenwerte wichtig: Die eine Zahlenangabe bezieht sich auf die „Diagonale" der BildröhrenFrontplatte und damit auf den Bildschirm. Man versteht hierunter den Durchmesser des Kreises, in den der Umriß der Bildröhren-Frontplatte gerade hineinpaßt (Bild 4). Üblich sind hierfür 43, 53 und 61 cm. Die andere Zahlenangabe betrifft den Ablenkwinkel. Angegeben wird der Winkel, der zur Bilddiagonale gehört (Bild 5). Man ist bestrebt, diesen Winkel möglichst groß zu machen, weil man damit bei gegebener Diagonale zu kurzen Röhren kommt. Bild 5. Der Ablenkwinkel, den man zum Charakterisieren einer Fernseh-Bildröhre angibt (früher 70° , später 90° und neuerdings 110°), ist der Winkel, der zur Diagonale der Bildröhren-Frontplatte gehört. In diesem Bild beträgt der Ablenkwinkel 90°. Das Strahlsystem, ein Überblick Das Strahlsystem soll den zum Schreiben des Bildes notwendigen Elektronenstrahl erzeugen. Dazu sind erforderlich: 1. eine Kathode, die die für den Elektronenstrahl notwendigen Elektronen in das Vakuum emittiert, 10 2. wenigstens eine Elektrode mit einer gegen die Kathode positiven Spannung, die die Elektronen von der Kathode nach dem Bildschirm hin beschleunigt, 3. die schon erwähnte Einrichtung zum Steuern des Strahlstrom-Wertes und 4. Anordnungen, die den Strahl so bündeln, daß er auf dem Bildschirm in einem feinen Punkt, also mit geringem Querschnitt, auftrifft. Aus dem Strahlsystem wird der Elektronenstrahl etwa so herausgeschossen, wie Bild 6 das veranschaulicht. Bild 6. Ein vollständiges, geradsichtiges, also nicht geknicktes Strahlsystem. Die Kathode ist im Innern der Steuerelektrode angeordnet und demgemäß hier nicht sichtbar. Bild 12 zeigt dasselbe Strahlsystem im Schnitt. Bei dem mit Bild 7 gegebenen Vergleich könnte die Meinung aufkommen, die Bezeichnung „Kanone" sei für das, was Bild 6 veranschaulicht, abwegig: Sowohl in der Verstärkerröhre wie in der Bildröhre werden die 11 Elektronen von der Kathode nach der Anode beschleunigt und prallen schließlich auf der Anode auf. Werden also nicht etwa die Elektronen aus der Kanone herausgesaugt, statt, wie es sich für eine Kanone gehört, aus ihr herausgeschossen? Die gelegentlich benutzte Bezeichnung „Kanone" besteht jedoch sachlich zu Recht: Die Elektronen werden in der Bildröhre wie in der Verstärkerröhre durch die zwischen Kathode und Anode liegende Spannung beschleunigt. In der Verstärkerröhre wirkt sich diese Spannung auf dem gesamten Weg der Elektronen zwischen Kathode und Anode aus. Es ist dabei wichtig, festzustellen, daß hier die Elektronen ihre durch die Anodenspannung bedingte Endgeschwindigkeit erst unmittelbar vor dem Auftreffen erreichen. In der Bildröhre hingegen haben die Elektronen schon innerhalb des Strahlsystems ihre Endgeschwindigkeit erreicht. Sie werden somit tatsächlich aus dem Strahlsystem herausgeschossen: Denn bereits an den Anodenteilen des Strahlsystems liegt dieselbe Spannung wie am Bildschirm. Also herrscht zwischen Bildschirm und Mündung des Strahlsystems keine Spannung mehr, die die Elektronen weiterhin beschleunigen und damit „ansaugen" könnte. Die Kathode Die Kathode (Bild 8 und Bild 9) besteht aus einem einseitig geschlossenen Nickelröhrchen. Die geschlossene Stirnseite der Kathodenhülse weist eine aus Barium- und Strontiumoxyd gebildete Oberflächenschicht auf. Diese hat die Eigenschaft, Elektronen schon bei Temperaturen zwischen 700 ... 800° C in ausreichendem Maß zu emittieren. Man drückt das aus, indem man sagt: Die Elektronenaustrittsarbeit, also der zum Emittieren eines Elektrons notwendige Arbeitsaufwand, ist für solche Materialien besonders gering. In der Kathodenhülse ist die durch Aluminiumoxyd isolierte, vom Heizstrom durchflossene Heizwendel (der Brenner) angeordnet. Bild 9. Teile des in den Bildern 49, 50 und 52 dargestellten Strahlsystems: Jeweils von links nach rechts in der oberen Reihe die Beschleunigungselektrode, ein keramischer Zwischenring und die Steuerelektrode, in der mittleren Reihe die isolierte Heizwendel (der Brenner) und die Kathodenhülse, in der unteren Reihe die Baueinheit aus diesen Teilen und aus dem daneben dargestellten Kathodenhalter. 4., Beschleunigung der Elektronen Die aus der Kathode emittierten Elektronen verlassen diese mit sehr geringen Geschwindigkeiten. Folglich müssen die Elektronen, wie schon angedeutet, wirksam beschleunigt werden. Das geschieht mit Hilfe der positiven Spannungen, die einzelne Elektroden des Strahlsystems gegen die Kathode aufweisen. Die Steuerelektrode für den Strahlstrom Der Strahlstrom muß in seinem Wert gesteuert werden. Das geschieht mit der Spannung zwischen Steuerelektrode und Kathode. Wie das Steuergitter der Verstärkerröhre wird diese Bildröhren-Elektrode mit einer gegen die Kathode negativen Vorspannung (Gittervorspannung) betrieben. Ihr überlagert man die steuernde Spannung. In beiden Fällen wirkt die folgende positive Elektrode mit ihrer beschleunigenden Spannung durch die negative Steuerelektrode hindurch. Dieses Hindurchwirken bezeichnet man wie bei der Verstärkerröhre als Durchgriff. Die Bildröhren-Steuerelektrode, die auch Wehneltzylinder heißt, hat Topfform mit einem kleinen, kreisrunden Loch im Boden des Topfes. Der Topf umgibt die Kathode so, daß die von ihr emittierten Elektronen das im Topfboden befindliche Loch der Steuerelektrode passieren können (Bild 10 links). Mit der gegen die Kathode stets negativen Gesamtspannung der Steuerelektrode wird einerseits erreicht, daß die aus der Kathode emittierten Elektronen nicht auf der Steuerelektrode landen können. Andrerseits unterstützt die negative Spannung das Bündeln der Bahnen, auf denen sich die aus der Kathode kommenden Elektronen bewegen: Die Elek14 Bild 11. Fertig montiertes (geradsichtiges) Strahlsystem. Die Systemteile sind durch Einschmelzen in zwei Sinterglasstäbe gehalten. Die federnden Bügel geben Kontakt mit dem leitenden Innenbelag des Bildröhrenkolbens und stützen das System gegen den Kolbenhals ab Mit dem Glasrohr (dem Pumpstengel) wird die Röhre an die Pumpe angeschlossen Nach dem Evakuieren schmilzt man diesen ab. So bleibt nur ein kleiner Pumpstutzen stehen. tronen werden durch die Steuerelektrode gezwungen, nach ein und demselben Punkt (dem Bündelungspunkt, siehe Bild 37, Seite 31) zu fliegen. Die Schwankungen der Spannung der Steuerelektrode dienen ebenso zum Erzielen der Strahlstromschwankungen, wie man in einer Verstärkerröhre durch die Steuergitterspannung den Anodenstrom beeinflußt. Zwei Beispiele für die tatsächliche Ausführung dieses Systemteils und seinen Zusammenbau mit den ihm benachbarten Teilen bringen die Bilder 9 und 11, die zwei verschiedene Röhrenkonstruktionen betreffen. Welche Präzision hier notwendig ist, erkennt man schon daran, daß der Abstand zwischen Kathodenoberfläche und Boden der Steuerelektrode mit nur 0,15 mm sehr genau eingehalten werden muß. Die Beschleunigungselektrode Diese auf die Steuerelektrode folgende Elektrode weist im Betrieb der Röhre eine feste, gegen die Kathode positive Spannung von einigen 100 Volt auf. Sie hat mit dieser Spannung durch die Steuerelektrode hindurchzuwirken: Sie muß die Elektronen von dem der Kathode unmittelbar vorgelagerten Raum in dem Maß wegsaugen, in dem der jeweilige Wert der Spannung der Steuerelektrode das gerade zuläßt. Darüber hinaus fällt der Beschleunigungselektrode die Aufgabe zu, die Elektronen, die so die Steuerelektrode passiert haben, auf eine hohe Geschwindigkeit zu bringen. Schließlich hat die Beschleunigungselektrode im Verein mit der Steuerelektrode den Zweck, die Elektronenbahnen zusammenzuführen. Das bildet die Voraussetzung dafür, daß durch das nachfolgende Bündeln (Fokussieren) ein scharfer Bildpunkt auf dem Schirm entsteht. In den Bildern 9, 10 und 11 ist die Beschleunigungselektrode zu sehen. Ihr Durchgangsloch hat wie das der Steuerelektrode einen Durchmesser von noch nicht einem Millimeter. Ihr Abstand von der Steuerelektrode beträgt z. B. 0,3 mm. Der erste Teil der Anode Auf die Beschleunigungselektrode folgt im Zuge des Elektronenstrahles in der Mehrzahl der Fälle eine im wesentlichen rohrförmig ausgebildete Elektrode, die an der Bildröhren-Anodenspannung liegt. Diese Spannung ist die Hochspannung des Fernsehgerätes. Ihr Wert liegt bei 16 000 Volt = 16 Kilovolt = 16 kV. Die hohe gegen die Kathode der Röhre positive Anodenspannung bewirkt bis etwa zum Eingang des Anodenrohres die Hauptbeschleunigung der Strahlelektronen: Die Elektronen werden durch die hohe Anodenspannung auf ihre große Endgeschwindigkeit gebracht. 16 Infolge der Geschwindigkeit, die die Elektronen so beim Eintritt in den ersten Teil der Anode erreicht haben, landen sie nicht etwa auf der Wand dieses Rohres, sondern fliegen insgesamt als Strahl weiter. Linse zur Fokussierung Auf den ersten Teil der Anode folgt zunächst ein weites Rohr, das eine nur geringe positive Spannung gegen die Kathode hat. Dann kommt der zweite Teil des Anodenrohres, mit dem der Innenbelag des Kolbentrichters leitend verbunden ist. Das Strahlsystem endet mit der Austrittsöffnung dieses zweiten Anodenrohrteiles. Mit dem zwischengeschalteten weiten Rohr, der Linsenelektrode, schafft man im Verein mit den beiden Teilen des Anodenrohres für den Elektronenstrahl eine Linse. Diese fokussiert ihn auf den Bildschirm. Das Bild 12 zeigt im Schnitt das vollständige Strahlsystem, das schon durch die Bilder 6 und 11 veranschaulicht wird. Der Elektronenstrahl ist darin angedeutet. Die Linse wirkt auf Grund der angelegten Spannungen gewissermaßen wie ein Engpaß und führt dadurch die auseinanderstrebenden Elektronenbahnen des Strahls so zusammen, daß der Strahlquerschnitt am Bildschirm einen hinreichend kleinen Durchmesser bekommt. Die hier beschriebene Fokussierung bezeichnet man als elektrostatische Fokussierung. Daneben gibt es auch die magnetische Fokussierung. Für sie verwendet man andere Strahlsysteme und als Linsen Magnetanordnungen, die den Röhrenhals umschließen. Auffangen des Elektronenstrahls Der aus dem Strahlsystem herausschießende Strahl trifft auf die dünne Aluminiumfolie, die die Leuchtschicht gegen das Röhreninnere abdeckt. 17 Er durchdringt diese Folie ohne dabei merklich abgebremst zu werden und erzeugt in der Leuchtschicht das Bildpunktleuchten. Die Leuchtschicht ist über die Aluminiumfolie mit der leitenden Schicht verbunden, die die Innenfläche des in den Röhrenhals übergehenden Kolbentrichters bedeckt. Von hier besteht eine Verbindung zum Anodenanschluß. So schließt sich der Strahlstromkreis (Bild 13). Beim Aufprall der Elektronen verwandelt sich deren kinetische Energie im wesentlichen in Licht und Wärme. Die abgebremsten Elektronen wandern nun von der Leuchtschicht über die Aluminiumfolie, wie schon erwähnt, als Leitungsstrom nach dem positiven Pol der Hochspannungs• quelle. Aluminisierung Die Bildröhre weist auf der Rückseite der Leuchtschicht (vom Betrachter des Fernsehbildes aus gesehen) eine dünne Aluminiumfolie auf. Diese Folie (Aluminisierung, auch als Aluminium-Hinterlegung bezeichnet) hat mehrere wichtige Aufgaben zu erfüllen. Einige von ihnen seien hier genannt: Zunächst einmal soll sie das vom Leuchtpunkt nach hinten abgestrahlte Licht so reflektieren, daß auch dieses Licht dem Beschauer zugute kommt. Außerdem verhindert die Aluminiumfolie ein Ausstrahlen des Leuchtpunktlichtes in das Röhreninnere und damit ein hierdurch sich ergebendes Aufhellen des übrigen Leuchtschirmes. Dann soll sie das, wenn auch schwache Leuchten der glühenden Kathode gegen den Beschauer des Fernsehbildes abdecken. Damit die Aluminiumfolie das Leuchtpunktlicht nach vorn reflektieren kann, muß sie einigermaßen glatt sein. Man darf sie also nicht etwa unmittelbar auf die verhältnismäßig zerklüftete Oberfläche der Leuchtschicht 18 aufdampfen. Man erzeugt vielmehr durch eine sich über die Leuchtschicht von Gipfel zu Gipfel spannende, äußerst dünne Kollodiumhaut eine hinreichend glatte Fläche. Erst auf diese dampft man das Aluminium auf (Bild 14). Die Kollodiumhaut wird nachträglich durch Erhitzen beseitigt. Die Farbe des Bildschirmleuchtens Angestrebt wird ein schwarz-weißes Bild. Das bedeutet: die hellen Teile des Bildes sollen in weißem Licht aufleuchten. Da es keine Stoffe gibt, die bei Elektronenaufprall weißes Licht ausstrahlen, mischt man verschiedenfarbig aufleuchtende Stoffe so, daß das gewünschte Weiß entsteht. Auf dem Bildschirm befinden sich demgemäß, in feiner Verteilung und in geeigneten Verhältnissen gleichmäßig gemischt, gelb und blau aufleuchtende Teilchen. Die weiße Farbe des Leuchtens kann allerdings subjektiv nicht besonders exakt festgelegt werden. Vom Kontrast Kontrast bedeutet allgemein Helligkeitsunterschied oder Helligkeitsverhältnis. Unter dem Kontrast versteht man bei Fernseh-Bildröhren das Helligkeitsverhältnis zwischen hellen und dunklen Bildstellen. In bezug auf die Bildröhre wird der Kontrast bestimmt durch die maximale Bildpunkthelligkeit einerseits und durch das Reflexionsvermögen der nicht zum Leuchten angeregten Leuchtschicht andrerseits. Guter, d. h. großer Kontrast verlangt nicht nur besonders helles Leuchten, sondern auch, daß die nicht zum Leuchten angeregten Flächenteile möglichst dunkel erscheinen und dies sogar bei mäßiger Raumbeleuchtung. Dazu wäre besonders günstig eine fast nicht reflektierende Leuchtstoffmischung, also eine Mischung, die, ohne zum Leuchten angeregt zu sein, schwarz erscheint. Leider gibt es eine solche Mischung nicht. Deshalb hilft 19 man sich, außer mit der Aluminiumfolie hinter der Leuchtschicht, mit einer Graufärbung des Glases der Bildröhren-Frontplatte. Um die nicht angeregten Teile der Leuchtschicht schwarz erscheinen zu lassen, könnte man daran denken, das Fernsehbild in einem sonst völlig abgedunkelten Raum zu betrachten. Doch tut das den Augen nicht gut. Eine gewisse Raumbeleuchtung wirkt ihrem vorzeitigen Ermüden entgegen. Besonders günstig ist es sogar, die hinter dem Fernsehempfänger befindliche Wand oder den hinter ihm liegenden Raumteil mäßig zu erleuchten. Im übrigen ergibt nicht nur jede zusätzliche Raumbeleuchtung, sondern auch das Leuchten des Bildschirmes ein Aufhellen des Wiedergaberaumes und damit auch ein Aufhellen der nicht zum Leuchten angeregten Teile der Bildschirmfläche. Der Fernsehteilnehmer hat innerhalb der durch das Gerät gegebenen Grenzen die Möglichkeit, den Kontrast einzustellen. Das geschieht am besten beim Beobachten einer Grautreppe, wie sie in Testbildern enthalten ist. In der Grautreppe liegen mehrere Helligkeitsstufen nebeneinander. Man stellt den Kontrastregler so ein, daß sich alle einzelnen Stufen gut voneinander abheben. Bei genauerer Betrachtung hat man zwischen dem Kontrast größerer Flächen, d. h. dem Grobkontrast, und dem Kontrast von Einzelheiten, also dem Feinkontrast, zu unterscheiden. Es ist nicht unbedingt gesagt, daß der Feinkontrast befriedigt, wenn der Grobkontrast nichts zu wünschen übrig läßt. Grauglas für die Bildröhren- Frontplatte Für die Bildröhren-Frontplatte wird eine in sich grau eingefärbte Glasmasse verwendet. Diese Graufärbung absorbiert rund 2590 des durchgehenden Lichtes. Die hellen Bildstellen sind also weniger hell sichtbar als sie das bei klarem Glas wären. Mit dem Grauglas ergibt sich nur das 0,75 fache der Helligkeit wie mit klarem Glas. Dieser Helligkeitsverlust wird gern in Kauf genommen: Das Grauglas schwächt zwar die Helligkeit des Fernsehbildes um die erwähnten 25 Vo; es reduziert aber den Einfluß des Außenlichtes in weit stärkerem Maße. Das Außenlicht, das auf den Schirm fällt, gelangt durch das Grauglas hin20 durch auf den Schirm. Damit ist es um 25 % geschwächt. Das vom Schirm reflektierte störende Licht wird beim Durchtritt durch die BildröhrenFrontplatte nochmal um 25% geschwächt (Bild 15). Insgesamt wird also die wahrgenommene Helligkeit der vom Außenlicht beleuchteten Bildschirmteile auf das 0,75 • 0,75 = 0,56fache des ohne Graufärbung sich ergebenden Wertes herabgesetzt. Das bedeutet einen Kontrastgewinn im Verhältnis 0,75 : 0,56, d. h. von 33% für den Fall, daß die Raumbeleuchtung beim Betrachten des Fernsehbildes, wie dies im Interesse der Augen sein sollte, nur geschwächt, aber nicht ausgeschaltet ist. Dieser Kontrastgewinn ist natürlich auch hinsichtlich der Raumaufhellung vorhanden, die durch das Leuchten des Bildschirmes zustande kommt. Das Grauglas wirkt sich zusätzlich auf den Detailkontrast aus. Betrachten wir einen einzelnen Leuchtpunkt, der auf dem sonst dunklen Bildschirm erzeugt wird! Das Licht des Leuchtpunktes strahlt nach allen Richtungen in das Glas der Bildröhren-Frontplatte (Bild 16, rechts). Ein Teil dieses Lichtes wird von der Vorderseite der Bildröhren-Frontplatte reflektiert und erhellt die Umgebung des Leuchtpunktes (Bild 16, links). So entsteht ein Lichthof. Das von dem Lichthof stammende reflektierte Licht wird von der Vorderfläche der Bildröhren-Frontplatte wiederum auf den Leuchtschirm zurückgeworfen, wodurch sich der Lichthof verstärkt und vergrößert. Das Grauglas schwächt das Licht, das durch das Glas der BildröhrenFrontplatte geht, bei jedem Durchgang auf das 0,75 fache ab. Schon zu dem durch die erste Reflexion bedingten Lichthof gehört ein dreimaliger Lichtdurchgang durch das Grauglas. Die Lichthofbildung wird durch das Grauglas somit stark herabgesetzt. 21 B Physikalische Erläuterungen Magnetfeld krümmt Elektronenbahn Ein Elektronenstrahl stellt einen elektrischen Strom dar. Auf ihn wirkt also in einem Magnetfeld eine Kraft, wie dies für einen stromdurchflossenen Leiter gilt. Um das Auftreten dieser Kraft zu veranschaulichen, stellt man zunächst sowohl das Magnetfeld, das auf den stromdurchflossenen Leiter wirkt, wie auch das Magnetfeld, das zum Leiterstrom gehört, durch Feldlinien dar (Bild 17). Dann erhält man aus den zwei Einzelfeldern durch Addition den Verlauf der zum Gesamtfeld gehörenden Feldlinien (Bild 18). Bild 18 macht es anschaulich, daß der Leiter hier nach rechts aus dem Feld herausgedrängt wird. 22 Ein bewegtes Elektron ist nichts anderes als ein Anteil eines elektrischen Stromes. Somit wird auf das Elektron, das ein Magnetfeld durchfliegt, eine Kraft ausgeübt. Sie steht senkrecht sowohl zur Bewegungsrichtung des Elektrons wie auch zur Richtung des Magnetfeldes. Besonders einfach wird die Bahn des Elektrons, wenn 1. das Elektron quer zu einem Magnetfeld, also senkrecht zu dessen Richtung, einfliegt und 2. im Raum des Magnetfeldes kein elektrisches Feld vorhanden ist, das die Bewegung des Elektrons beschleunigen oder verzögern könnte. Im Hinblick auf die hohe Geschwindigkeit der Strahl-Elektronen können die Ablenkfelder als zeitlich konstant angesehen werden. Die Ablenkspulen Um die Ablenkmagnetfelder zu erzielen, mit denen die vertikale und die horizontale Ablenkung bewirkt werden, braucht man zwei Ablenkspulenpaare, die von den Ablenkströmen durchflossen werden. Diese Spulen23 Die beiden Spulen, die das Spulenpaar für die vertikale Ablenkung bilden, sind meistens — gemäß Bild 21 — um den Ring herumgewickelt. Man nennt eine solche Anordnung eine Toroid-Spule. In Bild 22 ist dargestellt, wie das Magnetfeld zustande kommt, wenn dieses Spulenpaar von Strom durchflossen wird. Die Spulen, die für die horizontale Ablenkung benutzt werden, sind sattelförmig ausgebildet und in den Ring eingelegt. Diese Sattelspulen umschließen also den Ring nicht. Bild 23a zeigt die Anordnung. Bild 23 b veranschaulicht die untere der beiden gleich ausgebildeten Spulen. Bild 24 deutet den Feldverlauf an, der sich bei stromdurchflossenen Spulen ergibt. 24 In den Bildern 22 und 24 sind die Magnetfelder, wie üblich, durch Feldlinien dargestellt. Die Zahl der Feldlinien in Bild 24 ist größer als die Zahl der Feldlinien in Bild 22. Damit wird ausgedrückt, daß die Dichte des die horizontale Ablenkung bewirkenden Magnetfeldes größer sein muß Spannungsgefälle und räumliches Gefälle Zu einer elektrischen Spannung gehört ein elektrisches Spannungsgefälle. Herrscht beispielsweise zwischen zwei Platten, die sich im Abstand von 0,8 mm gegenüberstehen, eine Spannung von 600 V, so bedeutet das ein Spannungsgefälle von 600 V: 0,08 cm = 7500 V/cm (Bilder 25 und 26). Die Elektronen werden im Vakuum durch ein Spannungsgefälle zur positiven Elektrode hin beschleunigt. Daher ist die positive Richtung des Spannungsgefälles von der negativen nach der positiven Elektrode hin festgelegt. Das elektrische Spannungsgefälle beschleunigt die Elektronen, ähnlich wie etwa Stahlkugeln ein räumliches Gefälle hinunterrollen. Diese Übereinstimmung hat dazu geführt, die positive Spannung für solche „Spannungsgefälle" senkrecht nach unten aufzutragen. Für das räumliche Gefälle spielen die Höhenlinien (Linien gleicher Höhe) (Bilder 27 und 28) dieselbe Rolle wie für das Spannungsgefälle die 26 Äquipotentiallinien. Das sind Linien, zu denen jeweils gleiche Spannungen gehören. Das Bild 26 enthält z. B. die Linien für + 100, + 200, + 300, + 400 und + 500 V (gegen die links dargestellte negative Platte). Die Elektronen werden stets in Richtung des Spannungsgefälles, also für die bildliche Darstellung senkrecht zu den Äquipotentiallinien beschleunigt. Hierfür gilt allgemein: Ist das Gefälle positiv (also in Bewegungsrichtung von einer negativen zu einer positiven Elektrode), so nimmt der Betrag der Geschwindigkeit zu. Handelt es sich hingegen um ein negatives Gefälle (also gewissermaßen um einen Anstieg), so wird das Elektron abgebremst. Durch Gefälleverlauf gekrümmte Elektronenbahnen Gerät ein Elektron in ein Gebiet, in dem die Äquipotentiallinien nicht senkrecht zu seiner ursprünglichen Bahn stehen, so wird es abgelenkt: Seine Bahn krümmt sich in dem durch Bild 29 veranschaulichten Sinn. Besonders deutlich wird das Zustandekommen der Bahnkrümmung an Hand des Bildes 30. In ihm ist angenommen, daß das mit 200 V beschleunigte Elektron in ein senkrecht zu seiner Bahn liegendes Gefälle gelangt. Hierbei ändert sich an dem in Bild 30 von links nach rechts gerichteten Geschwindigkeitsanteil v nichts. Es ergibt sich aber ein zusätzlicher Geschwindigkeitsanteil quer zu v. Dieser zusätzliche Geschwindigkeitsanteil wächst mit der Wurzel aus der vom Elektron durchlaufenen Querspannung 27 an (siehe Seite 46). Die Gesamtgeschwindigkeit ermittelt man als vektorielle Summe beider Geschwindigkeitsanteile (entsprechend dem Parallelogramm der Kräfte). Solange sich das Elektron in dem Quergefälle bewegt, nimmt seine Gesamtgeschwindigkeit weiter zu, wobei die Richtung der Gesamtgeschwindigkeit immer stärker von der ursprünglichen Richtung abweicht. Dabei entsteht im homogenen Quergefälle (Querfeld) eine parabelförmige Bahn. Ist im Querfeld z. B. gerade die Spannung durchlaufen, die der Fluggeschwindigkeit des in das Querfeld eintretenden Elektrons gleichkommt, so hat sich damit die Flugrichtung um 45° geändert und die Geschwindigkeit auf das 1/2fache erhöht (Bild 31). In einem Magnetfeld wird, entsprechend Seite 23, nur die Geschwindigkeitsrichtung, nicht aber der Geschwindigkeitsbetrag geändert. Ein elektrisches Querfeld ändert beides. Strahlstromsteuerung Wenn die Kathode Elektronen emittiert, entsteht unmittelbar vor ihr eine negative Raumladung: Eine Elektronenwolke lädt den Raum dort negativ auf. Die Raumladung bewirkt, daß alle emittierten Elektronen auf die Kathode zurückfallen, sofern kein Spannungsgefälle vorhanden ist, das die Raumladewolke auflockert und Elektronen von ihr weg beschleunigt. Wenn man der Steuerelektrode gegen die Kathode eine genügend hohe negative Spannung gibt, können keine Elektronen den der Kathode vorgelagerten Raum verlassen, obwohl hinter der Steuerelektrode positive 28 Elektroden liegen. Auf diese Weise wird also der Elektronenstrahl unterdrückt und die Röhre gesperrt (Bild 32). Macht man die negative Spannung, die die Steuerelektrode gegen die Kathode hat, geringer, so wird das Spannungsgefälle in unmittelbarer Nähe der Kathode positiv. Ein diesem Gefälle entsprechender Bruchteil der von der Kathode emittierten Elektronen hat hiermit die Möglichkeit, die Umgebung der Kathode zu verlassen. Das ergibt einen Strahlstrom (Bild 33). Dieser fällt um so höher aus, je kleiner die negative Spannung der Steuerelektrode gegen die Kathode ist (Bild 34). Wie schon erwähnt, wird im Betrieb der Bildröhre die den Strahlstrom und damit die Bildhelligkeit steuernde Spannung einer negativen Vorspannung der Steuerelektrode gegen die Kathode überlagert. Die Vor29 spannung nennt man wie bei der Verstärkerröhre meistens Gittervorspannung. Die Bilder 35 und 36 zeigen die Steuerung einer Fernseh-Bildröhre im Vergleich zu der einer Verstärkerröhre durch eine sinusförmige Wechselspannung. Die Verstärkerröhre wird im allgemeinen, wie in Bild 36 veranschaulicht, symmetrisch zum Arbeitspunkt gesteuert. Bei der Bildröhre Bild 35. Steuerung des Strahlstroms einer Fernseh-Bildröhre. Gesteuert wird durch die Spannung der Steuerelektrode gegen die Kathode Dabei kann statt der Kathode aucn die Steuerelektrode an Masse liegen und die Kathodenspannung schwanken. Es kommt nur darauf an, daß die zwischen den beiden Elektroden auftretende Spannung schwankt Richtige Steuerung verlangt: Die zu schwarzen Bildstellen gehörende Gesamtspannung zwischen Steuerelektrode und Kathode muß mit der Sperrspannung übereinstimmen. Bild 36. Steuerung einer Verstärkerrohre im Normalfall (A-Betrieb). Hier wird nicht einseitig gesteuert wie bei der Fernseh-Bildröhre. Bei der Steuerung schwankt die Spannung vielmehr nach beiden Seiten Die Schwankungen erfolgen um den Wert der Vorspannung herum. Zu ihr ergibt sich etwa die Hälfte des Anodenstromes, der zur Gitterspannung Null gekoren wurde ist der Fixpunkt mit Ug1sperr gegeben. Diese Spannung der Steuerelektrode gegen die Kathode sperrt den Strahlstrom. Das ergibt einen schwarz erscheinenden Bildpunkt. Jedes Aufhellen des Bildpunktes bedeutet ein Verschieben der Steuerspannung in positiver Richtung. Bei Verstärkerröhren legt man üblicherweise die Kathode für die Signalspannung an Masse. Hierbei herrscht die Signalspannung am Gitter gegen Masse (Gittersteuerung). Bei der Bildröhre hingegen besteht eine solche Masseverbindung meistens mit der Steuerelektrode. Damit tritt die Signalspannung an der Kathode gegen Masse auf (Kathodensteuerung bzw. Gitterbasisschaltung). In beiden Fällen handelt es sich um ein Wirksamwerden der Signalspannung zwischen Steuerelektrode und Kathode. 30 Der Kathode benachbarte Linse Steuerelektrode und Beschleunigungselektrode (Schirmgitter) führen die Elektronenbahnen des die Kathode verlassenden Strahlstromes zusammen Dies wird auf Grund des elektrischen Spannungsgefälles erreicht, das Bild 37 durch Äquipotentiallinien veranschaulicht. In Bild 38 ist das zugehörige Spannungsgefälle als räumliches Gefälle dargestellt. Wie man sieht, bildet das Gefälle eine nahe der Kathode beginnende Mulde, deren Sohle geneigt ist. Die Elektronen, die von der Bild 38. Das, was Bild 37 zeigt, als räumliches Gefälle veranschaulicht. Man sieht, wie die Elektronenbahnen auf Grund des Gefälleverlaufes zusammengeführt werden und wie sie hinter dem Bündelungspunkt wieder auseinanderstreben. Kathode vorgelagerten Elektronenwolke stammen, werden in der Mulde zusammengeführt und laufen dem Gefälle in der Weise entlang, wie Bild 38 das zu erkennen gibt. Man wählt die Verhältnisse so, daß es 31 unter dem Einfluß der Mulde sogar zu einem Uberkreuzen der Elektronenbahnen kommt. Die tatsächlichen Abmessungen der Elektroden sind schon in Bild 9, erst recht aber in Bild 37 stark vergrößert dargestellt. Die beiden Löcher in der Steuerelektrode und in der darauffolgenden Beschleunigungselektrode haben in Wirklichkeit Durchmesser, die kleiner sind als 1 mm! Und die gegenseitigen Elektrodenabstände, die sehr genau eingehalten werden müssen, sind entsprechend gering. Bild 39. Ein Linsensystem, das sich für Lichtstrahlen ähnlich auswirkt wie das Spannungsgefälle gemäß Bild 37 auf die Elektronenbahnen. Die zwei auf die Kathode folgenden Elektroden stellen, wie schon angedeutet, für die Elektronenbahnen etwas Ähnliches dar, wie für Lichtstrahlen ein Linsensystem, das aus einer Sammellinse und einer darauffolgenden, wenig wirksamen Zerstreuungslinse besteht (Bild 39). Elektrostatische und optische Linsen Der Vergleich elektrischer Linsen mit optischen Linsen (Bild 37 mit Bild 39) ist recht anschaulich. Doch bestehen Unterschiede. Eine optische Linse wird durch einen festen Körper dargestellt. Sie hat eine Oberfläche, die sie klar gegen ihre Umgebung abgrenzt. In ihr nutzt man den von Luft abweichenden Brechungsindex des Linsenmediums aus. Eine elektrische Linse hat keine Oberflächen, an denen sie beginnt bzw. endet. In einem System elektrischer Linsen gibt es demgemäß keine scharf zu unterscheidenden einzelnen Linsen, sondern allmähliche Ubergänge. In der elektrischen Linse sind an Stelle von Medien-Verschiedenheiten Kräfte wirksam, wie wir sie an Hand der Bilder 29 und 30 studiert haben. Die ursprüngliche Geschwindigkeit und die durch in der Linse wirkende Kräfte erzeugte zusätzliche Geschwindigkeit addieren sich vektoriell. So ist für die Wirkung einer elektrischen Linse die Elektronengeschwindigkeit von entscheidendem Einfluß: Je rascher die Elektronen sich bewegen, desto schneller passieren sie eine elektrische Linse und desto geringer ist die Geschwindigkeitsände32 rung, die in der Linse quer zur Einfallrichtung der Elektronen erfolgt. Die Abhängigkeit der Auswirkung einer elektrischen Linse von der Elektronengeschwindigkeit läßt sich an Hand der Bilder 30 und 31 leicht einsehen. Beschleunigende und nichtbeschleunigende elektrostatische Linsen Die Linse, die wir in den Bildern 37 und 38 betrachtet haben, ist mit zwei Elektroden aufgebaut. Diese sind hier Lochblenden. Wesentlich ist, daß die zweite Elektrode gegen die erste eine positive Spannung aufweist. Die Elektronen, die in ein solches Linsensystem eintreten, werden demgemäß innerhalb des Systems beschleunigt: Sie verlassen das System mit einer Geschwindigkeit, die höher ist als ihre Eintrittsgeschwindigkeit. Folglich nennt man derartige Linsen „Beschleunigungslinsen". Bild 40. Die Aquipotentiallinien für den Abschnitt des Strahlsystems, der durch die Linsenelektrode (z B. + 350V) und durch die in sie hineinragenden Enden der beiB. 16 kV gegen Kaden Anodenteile thode) gebildet wird Die Elektronenbahnen werden hier zunächst etwas auseinandergebogen und dann wieder so zusammengeführt, daß sich auf dem Bildschirm ein der Zeilenhöhe entsprechender Strahldurchmesser ergibt. Es handelt sich um einen Ausschnitt aus Bild 12. Eine weitere Linse bildet sich zwischen den beiden Teilen des Anodenrohres unter Mitwirkung des die Unterbrechungsstelle umhüllenden Zylinders aus. Dieser Zylinder hat eine niedrige positive Spannung gegen die Kathode. Die beiden Anodenteile liegen an der Hochspannung. Eine Linse solcher Art beschleunigt die Elektronen nicht, da zwischen Eintrittsund Austrittselektrode (im vorliegenden Fall zwischen erstem und zweitem Teil der Anode) keine Spannung herrscht. Elektrische Linsen, die derart aufgebaut sind, nennt man „Einzellinsen". Die zu einer Einzellinse gehörende Elektrode niederer Spannung heißt Linsenelektrode oder hier auch Fokussierungselektrode. 33 Bild 40 veranschaulicht die Spannungsverteilung in einer Einzellinse und die Wirkung der Linse auf den Elektronenstrahl. In Bild 41 ist das zugehörige Spannungsgefalle als räumliches Gefalle dargestellt. Auch hier entsteht eine Mulde. Diese ist in der Mitte hochgewölbt. Bild 41. Die in Bild 40 durch die Äquipotentiallinien dargestellten Verhältnisse hier als räumliches Gefälle veranschaulicht worin U in Volt, 1, L und x in Zentimeter und B in Gauß einzusetzen sind 34 Bild 42. Noch einmal die magnetische Ablenkung Das Magnetfeld hat die dem Bild 19 entgegengesetzte Richtung Die Ablenkung erfolgt daher nach ünten Man lenkt also für die Zeile in der Horizontalen und für das Bild in der Vertikalen ab, indem man die jeweils zugehörende Felddichte B abhängig von der Zeit ändert: Man gibt der Felddichte z. B. für den Zeilenanfang einen hohen Wert in der einen Richtung. Dann läßt man diesen Wert so abnehmen, daß er für die Zeilenmitte gleich Null wird. Anschließend bewirkt man eine weitere Änderung im gleichen Sinn. Das heißt: Man sorgt Bild 43. Der zeitliche Verlauf eines Ablenkstromes und damit auch der der Dichte eines magnetischen Ablenkfeldes dafür, daß der Wert der Felddichte mit entgegengesetztem Vorzeichen wie zuvor nun wieder ansteigt, bis der zum Zeilenende gehörende Wert erreicht ist. Von diesem Wert muß die Felddichte in der kurzen dafur vorgesehenen Zeit wieder auf ihren zum Zeilenanfang notwendigen Wert zurückgehen. Das geschieht mit einem dazu passenden zeitlichen Verlauf des Ablenkstromes (Bild 43). 35 Warum hier magnetische Ablenkung? In Oszillographenröhren wird der Elektronenstrahl elektrisch abgelenkt, und zwar in der Weise, wie es durch Bild 30 angedeutet ist. Die elektrostatische Ablenkung hat ihre Vorzüge: Man braucht für sie nur Ablenkplatten in der Röhre und keine teuren Spulen. Außerdem ist der Leistungsaufwand für die elektrische Ablenkung verschwindend gering. Schließlich kann man den Ablenkfrequenzbereich in weiten Grenzen wählen, so daß es möglich ist, Oszillographen mit elektrischer Ablenkung für Meßgrößen zu benutzen, die an keine bestimmte Frequenzen gebunden sind. Die freie Wahl der Frequenz ist für Bildröhren belanglos. Selbst wenn man die Bildröhre in Empfängern für mehrere Fernsehnormen verwenden möchte, handelt es sich doch um ganz bestimmte Ablenkfrequenzen, die einigermaßen nahe beieinander liegen und auf die sich die Schaltung leicht umstellen läßt. Ablenkplatten innerhalb der Bildröhre würden eine größere Baulänge erfordern. Sie aber wäre äußerst unerwünscht: Man tut bei den Bildröhren ja sehr viel, um an Baulänge zu sparen. Außerdem kann man mit der elektrischen Ablenkung nicht so ohne weiteres die großen Ablenkwinkel erzielen, die für Bildröhren, wieder im Interesse einer kleinen Baulänge, ausgenutzt werden. Hierzu kommt noch ein recht wichtiger Punkt: Mit den Maßen bzw. Bezeichnungen des Bildes 42 ergibt sich für die elektrische Ablenkung, wenn der gegenseitige Abstand der zwei Ablenkplatten d und die zwischen diesen Platten herrschende Ablenkspannung U x genannt werden: Das heißt: Bei Erhöhen der Bildröhren-Anodenspannung U muß die Ablenkspannung U x im gleichen Maß hinaufgesetzt werden. Die im vorhergehenden Abschnitt für die magnetische Ablenkung enthaltene Formel besagt, daß die zu gleichem Ablenkwinkel erforderliche Magnetfelddichte hingegen nur der Wurzel aus der Anodenspannung proportional ist. Die Tatsache, daß im Fernsehempfänger jeweils mit festen Ablenkfrequenzen gearbeitet wird, macht es überdies möglich, auch für die magnetische Ablenkung mit verhältnismäßig geringer Leistung auszukommen: Man speichert Arbeit, die beim Abbau des Magnetfeldes frei wird, um sie nachher zum Ablenken wieder zu verwenden. Ferner nutzt man die elektromagnetische Schwingung aus, deren Frequenz durch die lnduktivitäten der Ablenkspule und des Zeilentransformators sowie durch 36 deren Wicklungskapazitäten gegeben ist, um den raschen Rücklauf für die Zeilenablenkung zu erzwingen. Magnetische Ablenkung des Elektronenstrahls verwendet man außer für Zeile und Bild auch in magnetischen Linsen sowie zum Zentrieren des unabgelenkten Strahles und für die lonenfalle. Diese Ablenkungen sollen nun behandelt werden. Magnetische Linsen Fernseh-Bildröhren mit großen Schirmabmessungen sind heute, wie die früheren Bildröhren-Ausführungen allgemein, meistens für magnetische Bild 44. Eine magnetische Linse, die aus einem Dauermagnetring, einem ebenen Eisenblechring und einem als Duse ausgebildeten Weicheisenring gebildet ist Zum Einstellen der fur das Fokussieren notwendigen Magnetfelddichte im Röhrenhals verwendet man einen zylindrischen, axial verschiebbaren Eisenblechring Mit ihm kann der Luftspalt des Magnetringes einstellbar verändert werden Fokussierung gebaut. Man verwendet also hier statt der eingebauten Einzellinse ein von außen einwirkendes Magnetfeld. Dieses wird gemäß Bild 45. Eine andere magnetische Linse, bestehend aus zwei Dauermagnet-Ferritringen, die beide axial in entgegengesetzter Richtung magnetisiert sind Die Auswirkung der Linse, also ihre Brennweite, läßt sich durch Verändern des gegenseitigen Abstandes der beiden Ringe einstellen Obwohl das Magnetfeld auch im Bereich des Röhrenhalses hier gänzlich anders verläuft als für eine Anordnung gemäß Bild 44, ist die fokussierende Wirkung auf den Elektronenstrahl in grundsätzlich gleicher Weise vorhanden wie dort Bild 44 mit einem Magneten, oder, bei anderem Verlauf des Magnetfeldes, entsprechend Bild 45 mit zwei Magneten erzielt. 37 Bild 46 zeigt, wie der Elektronenstrahl durch die Linse nach Bild 44 beeinflußt wird. Daß sich dabei die Elektronenbahnen zusätzlich zu ihrer Zusammenführung verwinden, beeinträchtigt die Linsenwirkung nicht. Um das Verwinden des Elektronenstrahls zu veranschaulichen, sind in Bild 46 unter dem Strahlverlauf vier Strahlquerschnitte eingetragen und in ihnen jeweils die acht betrachteten Elektronenbahnen markiert. Bild 46. Auswirküng einer Linse gemäß Bild 44 aüf einen Elektronenstrahl, der hier durch 8 Elektronenbahnen veranschaulicht ist Die Elektronenbahnen des in die Linse eintretenden Elektronenstrahls divergieren schwach Sie werden durch die Linse zum Konvergieren gebracht Die Linse fuhrt Elektronenbahnen nicht nur zusammen, sondern verdrill sie miteinander Das zeigen die unten eingetragenen Strahlquerschnitte. Zum Einstellen der für das richtige Fokussieren im Einzelfall notwendigen Magnetfelddichte verwendet man in einer Anordnung nach Bild 44 einen verstellbaren magnetischen Nebenschluß, während man dafür bei einem System gemäß Bild 45 den Abstand zwischen beiden Ringen ändert. Der Zentriermagnet Es ist notwendig, den Elektronenstrahl so auszurichten, daß die Bildmitte auf die Mitte des Schirmes trifft. Das geschieht mit Hilfe eines Zentriermagneten. Er bewirkt ein Magnetfeld, das quer durch den Röhrenhals geht und das sich sowohl in seiner Dichte wie auch bezüglich seiner Richtung einstellen läßt. Ein einstellbarer Zentriermagnet ist unter anderem wegen des Magnetfeldes der Erde erforderlich. Der Zentriermagnet ist z. B. gemäß Bild 47 aufgebaut: Zwei Eisenbügel umschließen einerseits den Röhrenhals und andrerseits einen kleinen, zylindrischen, quermagneti38 sierten Dauermagneten. Um die Magnetfelddichte im Röhrenhals zu verändern, verdreht man den Dauermagneten. In der Lage, in der der eine Pol des Dauermagneten an dem einen Eisenbügel und sein anderer Pol an dem Bild 47. Zentriermagnet, bestehend aus einem drehbar angeordneten Dauermagnetzylinder ünd zwei Weicheisenklammern, die mittels einer Feder zusammengehalten sind anderen Eisenbügel anliegt, erreicht das Magnetfeld im Röhrenhals seine größte Dichte. Dreht man den Magneten um ein Viertel einer Umdrehung aus dieser Stellung heraus, so wird die Magnetfelddichte im Röhrenhals zu Null. Da man den ganzen Zentriermagnet zusätzlich auf dem Röhrenhals Bild 48. Zentriermagnet aus zwei gestanzten in Durchmesitnga reShlbcing,dzumÄer Zentrierfelddichte gegeneinander und zum Andern der Richtung dieses Feldes gemeinsam verdreht werden. Während das Magnetfeld zu Bild 45 rotations-symmetrisch ausgebildet ist, geht es hier quer durch den Rohrenhals verdrehen kann, läßt sich dem Magnetfeld jede beliebige Richtung geben. Eine andere (modernere) Ausführung zeigt Bild 48: In einem dort nicht dargestellten Halter sind zwei magnetisierte Stahlblechringe getrennt verdrehbar angeordnet. Der Knick im Strahlsystem Das Strahlsystem einiger Typen von Fernseh-Bildröhren ist geknickt ausgebildet. Bild 50 gibt hierzu ein Beispiel. Mit diesem Knick (Bild 49) verhindert man, daß negative Ionen auf die Leuchtschicht gelangen. Solche Ionen entstehen teils an der Kathode bei der Emission, teils unmittelbar vor ihr. Sie ergeben sich dort aus den niemals völlig zu vermeidenden geringen Gasresten im Röhrenkolben, und zwar durch Anlagern von Elektronen an die Atome bzw. Moleküle, die diese Gasreste darstellen. In der Nähe der Kathode sind die Elektronengeschwindigkeiten noch gering, was die Möglichkeit des Anlagerns von Elektronen an die Gasteilchen erhöht. Ein Atom oder Molekül, woran wenigstens 39 ein Elektron angelagert ist, hat damit eine negative Ladung und stellt demgemäß ein negatives Ion dar. Alle diese Ionen haben Massen, die die Masse eines Elektrons um mehrere Zehnerpotenzen übersteigen. Die negativen Ionen werden durch die im Strahlsystem vorhandenen Spannungsgefälle in gleichem Sinn beschleunigt wie die aus der Kathode emittierten Elektronen. Auf Grund ihrer großen Massen sind die Bild 49. Ein geknicktes Strahlsystem mit dem durch Schraffur angedeuteten Magnetfeld des lonenfallenmagneten. Dieses Feld ist in Zeichenebene hineingerichtet. Vergleiche hierzu Bild 42. negativen Ionen durch die magnetischen Ablenkfelder weit weniger beeinflußbar als die Elektronen (siehe Seite 42). Sie träfen also durchweg auf einen verhältnismäßig kleinen, in der Bildschirmmitte gelegenen Fleck. Diese Konzentration auf einen engbegrenzten Bezirk des Schirmes würde die Leuchtschicht dort beschleunigt altern lassen, wenn sie hiergegen nicht durch eine Aluminiumfolie geschützt wäre. Die viel größere Masse der Ionen gegenüber den Elektronen ist hierbei, abgesehen von der dadurch bedingten verringerten Ablenkung, belanglos: Ein Ion mit der Ladung q eines Elektrons bekommt unter dem Einfluß einer beschleunigenden Spannung U die gleiche kinetische Energie wie ein Elektron, nämlich q • U. Man darf sich hier nicht durch den Vergleich des elektrischen Spannungsgefälles mit einem räumlichen Gefälle täuschen lassen: Im elektrischen Feld ist die beschleunigende Kraft der elektrischen Ladung des Ions und nicht seiner Masse proportional! Mit dem Knick wird vermieden, daß die negativen Ionen auf den Schirm gelangen können: Man nutzt die Tatsache aus, daß die Ionen infolge ihrer großen Massen magnetisch nur wenig abgelenkt werden, um sie hinter dem Knick abzufangen. Elektronen wie Ionen würden ohne besondere Vorkehrungen dem Knick nicht folgen, sondern geradeaus weiterfliegen. Wegen der kleinen Elektronenmasse ist es möglich, die Elektronenbahnen dem Knick des 40 Bild 50. Ein geknicktes Strahlsystem, wie es Bild 49 zugrunde liegt, im Schnitt. Vgl hiermit das in Bild 11 gezeigte geradsichtige Strahlsystem. Strahlsystems gemäß abzubiegen, wahrend die Ionen praktisch ihre Richtung beibehalten und damit auf die Innenwand des ersten Anodenteiles aufprallen (Bild 49). Dort können die Ionen keinen Schaden stiften. So ist Bild 51. Ein Ausführungsbeispiel für einen lonenfallenmagneten Dieser Magnet ist aus zwei magnetisierten Permanentmagneten und einer federnden Klammer züsammengesetzt es erklärlich, daß man den Knick im Strahlsystem (oder eine ähnlich wirkende Vorkehrung) lonenfalle nennt. Als Ergänzung der lonenfalle braucht man den lonenfallenmagneten (Bild 51), dessen Magnetfeld die Elektronen davor bewahrt, mit den Ionen in die Falle zu gehen. Man verwendet das Feld des lonenfallenmagneten also zum Ablenken des Elektronenstrahls. Die im Abschnitt „Magnetisches Ablenken des Elektronenstrahls" (Seite 34) enthaltene Formel kann man mit Ladung q und Masse m eines Elektrons oder Ions auch so anschreiben: Diese Formel läßt erkennen, daß bei gleicher Ladung und 1000facher Masse des Ions gegenüber dem Elektron die Ablenkung x für das Elektron ungefähr 30mal so groß ausfällt wie für das Ion. Die weit verbreitete Ansicht, der Knick des Strahlsystems diene nebenbei auch zum Schutz der Kathode vor dem Aufprall positiver Ionen, trifft nur sehr bedingt zu: Positive Ionen entstehen schon vor der Beschleunigungselektrode. Der Knick aber liegt gemäß Bild 49 in dem weiter von der Kathode entfernten ersten Anodenteil. Einen gewissen Schutz der Kathode gegen den Aufprall positiver Ionen bietet die Steuerelektrode. Sie kann zwar die durch ihr Loch hindurch unmittelbar auf die Kathode fokussierten Ionen nicht von dieser abhalten, fängt aber die anderen positiven Ionen ab. Im übrigen wurde die lonenfalle durch stetiges Verbessern des Pumpverfahrens und damit des Vakuums sowie natürlich auch durch das Aluminisieren des Bildschirmes in wachsendem Maße überflüssig. Das ist 42 der Grund, warum man nun auf den Knick im Strahlsystem verzichtet und gerade (geradsichtige) Systeme baut. Das Verbessern des Vakuums bedeutet ein erhebliches Herabsetzen der lonenzahlen und macht dadurch die Einflüsse der Ionen belanglos. Aperturelektrode Zwischen Beschleunigungselektrode und erstem Teil der Anode ist gelegentlich eine weitere Elektrode eingefügt, die gegen die Kathode eine niedrige, einstellbare, meistens positive Spannung bekommt (Bild 52). Bild 52. Ein Strahlsystem, das zwischen der Beschleunigungselektrode und dem ersten Teil der Anode noch eine weitere Elektrode enthält. Diese Elektrode legt man an eine einstellbare Gleichspannung und kann damit den Aperturwinkel (Bild 53) beeinflussen, mit dem die Elektronen hinter dem Bundelungspunkt (siehe z B Bild 37) auseinanderlaufen. Diese Elektrode dient dazu, den Winkel, mit dem der Strahl nach dem Bündelungspunkt auseinanderläuft, zu verändern. Es handelt sich hierbei um den Aperturwinkel, der gegen die Strahlachse gemäß Bild 53 gemessen wird. Bild 53. Hier ist der Aperturwinkel ß veranschaulicht, um den die äußeren Bahnen des Elektronenstrahls gegen die Strahlachse im ersten Bündelungspunkt geneigt sind. Aus ihm folgt die numerische Apertur. Die Abmessungen entsprechen denen des Bildes 37. Ein großer Winkel, erreicht mit erhöhter positiver Spannung der Aperturelektrode gegen die Kathode, ermöglicht eine besonders gute Punktschärfe in der Mitte des Bildschirmes. Mit einem kleineren Winkel erzielt 43 man zwar eine geringere Mittenschärfe. Dafür aber fällt hiermit die Schärfe über den gesamten Bildschirm, also die Allgemeinschärfe, gleichmäßiger aus. In ähnlichem Sinn ermöglicht die Aperturelektrode ein gewisses Anpassen an die Verschiedenheiten der Ablenkspulensysteme. Mit dem Ansteigen der Qualität aller Typen von Ablenkspulen verringerte sich der Randfehler, d. h. die bei Auslenkung aus der Mitte durch die Spulenfelder bedingte Unschärfe. Außerdem haben sich die Ablenkspulensätze stark vereinheitlicht. Aus beiden Gründen wurde die Aperturelektrode meistens überflüssig. Nochmal die Farbe des Bildschirmleuchtens Das Bildschirmleuchten soll einen einigermaßen weißen Eindruck machen. Das, was unserm Auge weiß erscheint, ist aber nicht leicht zu definieren: Der weiße Schnee sieht bei Sonnenbeleuchtung gelblich oder mitunter auch leicht rötlich aus. In den Schattenpartien macht er hingegen vielfach einen bläulichen oder sogar einen tiefblauen Eindruck. Ein weißes Papier erscheint im Vergleich zu einem anderen weißen Papier etwa bläulich oder gelblich. Auch die Farbe der Umgebung und natürlich ebenfalls die Farbnuance der allgemeinen Raumbeleuchtung sind für das Beurteilen dessen, was weiß sein sollte, von Bedeutung. Betreibt man mehrere Bildschirme nebeneinander, so lassen sich schon geringe gegenseitige Abweichungen feststellen: Der eine Bildschirm wirkt bläulich gegen den anderen und dieser vielleicht gelblich gegen den ersten. Dabei kann es sein, daß man bei längerem Betrachten des Bildes auf dem einen Bildschirm dessen Leuchten als Weiß empfindet, und bei einem Seitenblick auf den anderen Bildschirm den Eindruck eines gefärbten Leuchtens hat. Alle solche Unterschiede kommen nur beim unmittelbaren Gegenüberstellen, also bei der Auswahl eines Empfängers, zur Geltung. Bei fehlender Vergleichsmöglichkeit verlieren diese feinen Nuancen ihre Bedeutung. Wie überall, so spielt im übrigen auch für das Leuchtschirmweiß die Mode eine Rolle: Früher wurde Chamois-Tönung verlangt, wie man sie für Porträt-Fotografien auch heute noch häufig vorzieht. Allmählich ging man für das Bildschirmleuchten mehr und mehr auf eine bläuliche Färbung über. Man charakterisiert die Leuchtfarbe vielfach durch die Angabe einer Farbtemperatur. Das gründet sich auf folgendes: Wird ein Körper zum 44 Glühen gebracht, so leuchtet er bei tiefen Temperaturen dunkelrot. Das Leuchten wechselt allmählich über Orange in Gelb, wobei die Intensität der Färbung abnimmt. Bei noch höheren Temperaturen nähert sich das Leuchten stark dem unbunten (reinen) Weiß, um dann nach und nach ins Bläuliche überzugehen. Für das unbunte Weiß beträgt die Glühtemperatur etwa 5500 ° Kelvin (absolute Temperatur). Die 5500 ° K stellen somit die Farbtemperatur für das unbunte Weiß dar. Dem Leuchten des Bildschirmes entsprechen ungefähr 8000 ...10 000 ° K. Dabei handelt es sich jedoch, weil der Bildschirm nicht als glühender Körper leuchtet, nur näherungsweise um das Spektrum des mit der angegebenen Farbtemperatur strahlenden Körpers. Demgemäß wird hierfür, statt von der Farbtemperatur selbst, von einer „ähnlichsten Farbtemperatur" gesprochen. Weitere Aufgaben der Aluminisierung Daß die Aluminiumfolie die Aufgabe hat, das Licht des jeweils zum Leuchten angeregten Punktes der Leuchtschicht zu reflektieren und dadurch für den Beschauer aufzuhellen, daß die Aluminiumfolie außerdem das Glühen der Kathode verdeckt und die Leuchtschicht gegen negative Ionen schützt, wissen wir bereits. Der Aluminiumfolie fällt aber noch eine weitere wichtige Aufgabe zu: Dem Schirm werden durch den Strahlstrom ständig negative Ladungen zugeführt. Es muß verhindert werden, daß sich der Schirm hierdurch örtlich auflädt. Das erreicht man durch die Aluminiumfolie auf einfache und sichere Weise: Sie bietet mit der großen Leitfähigkeit des Aluminiums den Elektronen einen bequemen Weg nach dem Anodenspannungsanschluß. Bei nicht aluminisierten Schirmen wird die störende Aufladung zu einem kleinen Teil durch ein Abwandern von Elektronen über die Leuchtschicht selbst, deren Leitfähigkeit gering ist, verringert, im wesentlichen aber durch das Auslösen von Sekundärelektronen vermieden. Sekundärelektronen sind Elektronen, die durch die Wucht aufprallender Elektronen aus einer Oberfläche herausgeschlagen werden. Die Aluminiumfolie ist für die Strahlelektronen ein Hindernis. Deshalb darf sie gerade nur so dick gemacht werden, wie das ein Erfüllen ihrer oben angedeuteten Aufgaben erfordert. Hierzu genügt ein Bruchteil eines Tausendstel Millimeters. Eine solch dünne Schicht wird bei den heute üblichen hohen Bildröhren-Anodenspannungen von den Strahlelektronen ohne merkliche Abbremsung gut durchdrungen. 45 Abbremsen der Elektronen beim Eintreffen auf dem Bildschirm Die Elektronen kommen am Bildschirm mit der Geschwindigkeit an, auf die sie im Strahlsystem der Fernseh-Bildröhre beschleunigt wurden. Unabhängig von dem speziellen Aufbau des Strahlsystems ist fur die Beschleunigung die gesamte Spannung maßgebend, die die Anode der Röhre gegen ihre Kathode aufweist. Die Energie, die zum einzelnen Elektron des den Bildschirm treffenden Strahls infolge dieser Beschleunigung gehort, ist gegeben als das Produkt aus Ladung des Elektrons und Wert der beschleunigenden Spannung Dementsprechend hat man hierfür als Maß das Elektronenvolt (eV), wobei 1 eV = 1,6 • 10-19 Ws. Bei einer Anodenspannung U von 16 kV beträgt somit die kinetische Energie eines jeden auf dem Bildschirm ankommenden Elektrons 16 000 eV. Die hierzu sich ergebende Elektronengeschwindigkeit v ermittelt man mit der Formel Wandert das Elektron schließlich über den Anodenspannungsanschluß zurück zur Hochspannungsquelle (siehe Bild 13), so hat es dort nurmehr eine Geschwindigkeit, wie sie sich üblicherweise in Leitungen ergibt, nämlich einen kleinen Bruchteil eines Millimeters je Sekunde. Die kinetische Energie, die das Elektron bei dem Auftreffen auf dem Schirm hat, wird hier voll abgegeben: Einige wenige der auf dem Bildschirm eintreffenden Elektronen verlieren ihre Energie beim ersten Aufprall nahezu vollständig. Die meisten der dort ankommenden Elektronen geben ihre Energie stufenweise ab, wobei die Höhen der Stufen voneinander recht verschieden ausfallen. Unabhängig von der Stufenhöhe gibt es für die Energieabgabe zwei Möglichkeiten: Das Auslösen einer elektromagnetischen Wellenstrahlung einerseits und die Abgabe von Energie an weitere Elektronen andrerseits, wobei es sich häufig um das Herausschlagen dieser Elektronen aus dem Molekülverband, in den sie eingebaut sind, handelt (siehe den folgenden Abschnitt). Diese zwei Möglichkeiten des Energieaustausches gelten nicht nur für die Energieabgabe des ankommenden Elektrons. Kinetische Energie der Elektronen und Energie der Wellenstrahlung können im weiteren Verlauf des Energieaustausches wechselweise vorkommen: Eine durch einen Elektronenaufprall ausgelöste energiereiche Wellenstrahlung trifft z B. auf ein Molekül und löst dort ein Elektron aus dessen 46 Verband heraus, das nun mit entsprechend hoher Geschwindigkeit weiterfliegt und, seinerseits durch ein Hindernis abgebremst, die zuvor übernommene Energie als Wellenstrahlung abgibt. Letzten Endes verwandelt sich hierbei die gesamte kinetische Energie des auftreffenden Elektronenstrahls in Wellenstrahlung (vor allem sichtbares Licht sowie Wärmestrahlung) und in Wärme, die durch Konvektion abgegeben wird. Der hierbei auf das sichtbare Licht entfallende Anteil der Gesamtenergie wäre ohne Mitwirkung des Leuchtstoffes verschwindend gering. Im folgenden Abschnitt wird erläutert, wie das Licht im Leuchtstoff zustande kommt. Der Leuchtschirm und seine Fluoreszenz Der Leuchtschirm besteht aus einer dunnen Schicht einer Mischung aus „aktivierten" Kristallphosphoren. Eine solche Schicht strahlt beim Aufprall von Elektronen an den getroffenen Stellen Licht aus. Als Kristallphosphore dienen hier Sulfide des Zinks und des Cadmiums. Diese Sulfide bilden ein Kristallgitter. Das heißt: sie ordnen sich räumlich so an, daß die Standorte der einzelnen Atome gewissermaßen als Knotenpunkte eines Raumgitters zu betrachten sind. Dabei wäre das Gitter selbst dargestellt durch die Verbindungslinien zwischen den jeweils benachbarten Knoten. Aktivieren heißt: Zufügen sehr geringer Mengen besonderer Stoffe, die das Leuchten erst ermöglichen. Einen solchen Stoff nennt man „Aktivator". Das Aktivieren setzt voraus, daß die Kristallphosphore von anderen Beimengungen in einem unvorstellbar hohen Maß gereinigt sind. Als Aktivator benutzt man vor allem Silber. Trifft ein Elektron mit hoher Geschwindigkeit auf ein KristallphosphorMolekül, so schlägt es dort Elektronen heraus Ein herausgeschlagenes Elektron hat ebenfalls vielfach noch eine betrachtliche Geschwindigkeit. Mit dieser prallt es auf andere Moleküle des Kristallgitters so auf, daß es hiervon elastisch zurückgeworfen wird. Es bewegt sich demgemäß auf Zickzackbahnen in der Leuchtschicht. Dort, wo ein Elektron herausgeschlagen wurde, ist ein einem Elektron zukommender Platz frei. Das nennt man „Elektronenfehlstelle" oder „Defektelektron" oder einfach „Loch". Ein solches Loch kann sich ähnlich be47 wegen wie ein Elektron: Es füllt sich mit einem Elektron eines benachbarten Moleküls auf, worauf dort das Loch auftaucht, das nun wieder aus der Nachbarschaft aufgefüllt wird usw. Wie das freigeschlagene Elektron auf Zickzackbahnen herumfliegt, so springt also auch das Loch im Zickzack von Molekül zu Molekül. Hierbei gelangt es einmal zu einem Aktivator-Atom. Dieses ist leicht ionisierbar. Das heißt: Es gibt leicht eines seiner äußeren Elektronen frei. Demgemäß landet das Loch nun beim Aktivator-Atom. Diesem fehlt damit ein Elektron. So wird das Aktivator-Atom zu einem positiven Ion. Das eine Elektron, das eben noch zum Silberatom gehörte, fällt, wie man sagen kann, in das Loch hinein und füllt es aus. Dem damit entstandenen neuen Zustand entspricht ein etwas geringerer Energieinhalt als dem vorangehenden Zustand. Der kleine Energieüberschuß wird frei. Er setzt sich in Wärme um. Wäre der Energiesprung größer, so entstünde Licht. Zu einem niedrigen Energiesprung ergibt sich leider nur Wärme als energieschwächere Strahlung. Das positive Aktivator-lon stellt für unser sich frei bewegendes Elektron eine Falle dar: Ein Elektron ist nämlich der Träger einer negativen Ladung. Sowie das sich im Zickzack bewegende Elektron in die Nähe des Aktivator-lons kommt, fällt es in dessen Loch hinein. Damit wird aus dem Ion wieder ein Atom. Sein Energieinhalt ist beträchtlich geringer als der, der zuvor für das freie Elektron und das Ion vorhanden war. Der Energiesprung reicht in diesem Fall aus, um Licht zustande zu bringen. Das ist das Licht, das das Leuchten des Bildpunktes ausmacht. Ein Leuchten des Bildschirmes kann ubrigens statt durch Aufprall schneller Elektronen auch durch Ultraviolettbestrahlung (UV-Strahlung) erzielt werden. Das nutzt man zum Prüfen der Leuchtschicht aus. Auch durch UVStrahlung werden Elektronen aus dem Gitterverband herausgehoben, womit sich die weiteren Vorgänge ebenso abspielen wie bei der Anregung durch Elektronen. Die Wellenstrahlung (elektromagnetische Strahlung) Die Wellenstrahlung ist die Abgabe von Energie in Form elektromagnetischer Wellen. Wellenstrahlung entsteht z. B., wenn ein Elektron bei seinem Aufprall kinetische Energie verliert. Für solche Vorgänge ist das Plancksche Wirkungsquantum h maßgebend. Dieses stellt die kleinstmögliche Energie je Hertz der Strahlung dar. Das Produkt aus dem 48 Wirkungsquantum und der Frequenz in Hertz ist das Energiequant der Strahlung, das als Photon-Energie bezeichnet wird. Hierzu gilt: 1. Die Energie eines Quants der Wellenstrahlung, also deren PhotonEnergie, wächst mit der Frequenz der Strahlung; 2. Die kinetische Energie eines aufprallenden Elektrons ist gleich dem Produkt aus seiner Ladung und der von ihm durchlaufenen Spannung. Aus beidem ergibt sich folgender zahlenmäßiger Zusammenhang zwischen der Strahlungsfrequenz f in Hertz und der beschleunigenden Spannung U in Volt: Mit der Spannung U kann man an Stelle der Frequenz auch die Wellenlänge t der Strahlung (in Ängström; 1 Ä = 10hoch-10 m) in Zusammenhang bringen. Diese erhält man, wenn man die Lichtgeschwindigkeit (3 • 108 m/s) durch die Frequenz (in Hz) teilt. Mit der vorstehenden Formel gilt daher: Die angeschriebenen Formeln ergeben die höchstmögliche Frequenz und damit die kürzeste Wellenlänge der Wellenstrahlung, die bei Beschleunigung mit der Spannung U zustandekommen kann. Voraussetzung hierfür Bild 54. überblick über Strahlungsarten die vom sichtbaren Licht bis zür Gammastrahlung mit Frequenz, Wellenlänge, PhotonEnergie und Spannung ist also, daß das aufprallende Elektron seine gesamte Energie beim ersten Zusammenstoß vollständig in Wellenstrahlung umsetzt, d. h. seine Geschwindigkeit hierbei restlos einbüßt, ohne daß andere Elektronen von ihm kinetische Energie übernehmen. Bild 54 veranschaulicht die unter dieser Voraussetzung geltenden Zusammenhänge. 49 Bild 54 zeigt, daß für eine Spannung U von 16 kV die oberste überhaupt mögliche Frequenz der Wellenstrahlung etwa auf die Grenze zwischen welcher und harter Röntgenstrahlung fällt. Es sei nochmals betont, daß diese Frequenz nur in dem seltenen Fall auftritt, in dem das mit 16 kV beschleunigte Elektron seine Energie in einer Stufe vollständig als Wellenstrahlung abgibt. Verliert dagegen ein aufprallendes Elektron in einer Stufe nicht seine gesamte kinetische Energie, sondern nur einen Teil von ihr, so gehen daraus Wellenstrahlungen hervor, deren Frequenzen tiefer liegen und deren Wellenlängen demgemäß größer sind. So entstehen, außer einem geringen Anteil an Röntgenstrahlen, Ultraviolettstrahlen sowie, wenn auch nur in kleinem Ausmaß, unmittelbar sichtbares Licht, weil dazu lediglich ein schmaler Frequenzbereich gehört, und im übrigen Wärme. Ein nicht unbedeutender Anteil der Röntgenstrahlung wie auch der UVStrahlung wird am Auftreffpunkt des Elektronenstrahls auf die im vorhergehenden Abschnitt geschilderte Weise in sichtbares Licht und in Wärme umgesetzt. Ein weiterer sehr bedeutender Anteil der Rontgen- und UV-Strahlung wird von der dicken, aus Glas mit hohem spezifischen Gewicht hergestellten Bildröhren-Frontplatte absorbiert. Auch daraus bildet sich Wärmeenergie. Die Röntgenstrahlung ist es, die heute von manchen Laien als Gefährdung beim Fernsehen gefürchtet wird. Röntgenstrahlen gehören zwar zu den Strahlen, wie sie von radioaktiven Stoffen ausgesendet werden. Von der Gefährlichkeit solcher Strahlen wird viel geschrieben. Bei den radioaktiven Stoffen handelt es sich aber um Gammastrahlung (Bild 54). Das ist ultraharte Röntgenstrahlung, also eine Röntgenstrahlung sehr hoher Frequenz. Weiche Röntgenstrahlen können nur gefährlich werden, wenn sie in hoher Intensität auftreten. Die Röntgenstrahlen, die im Leuchtschirm entstehen, gehören einerseits noch zu den weichen Röntgenstrahlen und sind andrerseits schwächer als die vom Leuchtzifferblatt einer Armbanduhr ausgehenden Strahlen. Die Ungefährlichkeit des Bildschirms als Strahlungsquelle wird durch folgendes unterstrichen: Um industriell oder medizinisch zu verwertende Röntgenstrahlen zu erzeugen, verwendet man dafür speziell entwickelte Röhren, die mit 50...300 kV und wenigstens einigen mA betrieben werden, während für die Fernseh-Bildröhren Spannungen nur bis etwa 16 kV und als Strom nur Bruchteile eines Milliampere in Frage kommen. Außerdem ist die Bildröhre durchaus nicht auf guten Röntgenstrahl-Wirkungsgrad hin aufgebaut. Bild 55 zeigt die spektrale Energieverteilung für mehrere Spannungen zu Strömen von jeweils 30 mA. Man ersieht hieraus den verschwindenden Bild 55. Kennlinien, die zeigen, wie sich die Strahlung ändert, wenn man die Anodenspannung einer Röntgenröhre er- höht Mit wachsender Spannung wird die härter Strahlung Aüßerdem wächst damit auch die Intensität der Strahlung erheblich an. Anteil von Röntgenstrahlen bei Spannungen unter 25 kV und die Notwendigkeit, für Röntgenapparaturen eben mit den dafür üblichen, sehr hohen Spannungen zu arbeiten. Bild 56a. Hier sieht man, wie das Durchdringungsvermögen der Röntgenstrahlen mit wachsender Anodenspannung ansteigt. Für Spannungen unter etwa 55 kV ist das Dürchdringüngsvermögen noch sehr gering Wahrend Bild 55 veranschaulicht, daß zum Erzeugen wirksamer Röntgenstrahlung sehr hohe Spannungen erforderlich sind, ergibt sich aus Bild 56a, daß nur sehr harte Röntgenstrahlen, wie sie mit hohen Spannungen erzielt werden, nennenswerte Schichtdicken zu durchdringen vermögen. 51 Bildschirm-Röntgenstrahlung und natürliche Strahlung Man hat die Dosisleistung der Röntgenstrahlung in der Umgebung von Fernsehgeräten gemessen und zwar abhängig von der Dicke der durchstrahlten Glaswand bei einem Strahlstrom von 100 µA, in einem Abstand von 1 m vom Bildschirm. Bild 56b zeigt das Ergebnis dieser Messungen. Bild 56b. Abhängigkeit der Röntgendosisleistung bei Fernseh-Bildröhren von der Dicke der durchstrahlten Glasschicht für verschiedene Anodenspannungen nach Messungen Dr. E. Zieler In der Mitte der Bildröhren-Frontplatte beträgt die Glasdicke wenigstens 8 mm. Am Konus des Röhrenkolbens ist die Glaswand immerhin noch 4 mm dick. Der Fernsehteilnehmer sitzt beim Betrachten des Bildes vor dem Bildschirm. Er hat dabei die Bildröhren-Frontplatte sowie die ebenfalls einige Millimeter dicke Schutzglasscheibe zwischen sich und dem leuchtenden Bildpunkt, in dem unter anderem auch Röntgenstrahlen entstehen. Als Schutz ist somit für den Beschauer des Fernsehbildes eine GesamtGlasschicht von mehr als 10 mm Dicke wirksam. Nur in den seltenen Ausnahmefällen, in denen er sich zum Einstellen des Fernsehgerätes an dessen Seite stellt, ist die ihn dann schützende Glasschicht dünner. Aber auch da wirkt sie sich immer noch mit weit mehr als 4 mm aus, weil die ihn treffenden Strahlen die Konuswand schräg durchdringen. Die internationale Kommission für Strahlenschutz hat in ihren Empfehlungen als eine dem Menschen zumutbare Dosisleistung 0,2 Mikroröntgen je Sekunde angegeben. Die im Laufe von 30 Jahren höchstzulässige Strahlenbelastung einer Person wird mit 10 Röntgen angesetzt. Nun sind 30 Jahre ungefähr ebensoviel wie 109 Sekunden. Somit errechnen sich aus 10 Röntgen je 30 Jahre rund 10(h-oµr/sc.Die2)bd8nG10(zhoc) 0,2 gis = 2 .10-1 4s und 10-2 µr/s sind in Bild 56b eingetragen. Einen vielleicht noch zuverlässigeren Anhaltspunkt für die dem Menschen zumutbare Dosisleistung bekommt man, wenn man die naturgegebene und demgemäß im Normalfall unvermeidbare Gesamtkörperbestrahlung, 52 also die natürliche Strahlungsbelastung zum Vergleich heranzieht. Hierfür wurden folgende Beträge an Milliröntgen je Jahr festgestellt: Bestrahlung von außen: Innenbestrahlung durch: kosmische Strahlung Umgebungsstrahlung Kalium 40 Kohlenstoff 14 35 70 20 1 ... 2 also insgesamt 126 Milliröntgen je Jahr. Das bedeutet mit 3,15 • 107 Sekunden je Jahr rund 0,004 !Iris. Dieser Wert ist in dem Bild 56b ebenfalls als waagerechte Linie eingetragen. Man kann dem Bild 56 b entnehmen, daß die Dosisleistung auch bei nur 1 m Abstand für eine Gesamt-Glasdicke von lediglich 10 mm noch weit unter dem Wert liegt, der zur natürlichen Strahlungsbelastung gehört. Würden wir 40 Fernsehempfänger in kürzestmöglichem Abstand nebenund übereinander rings um uns herum aufstellen, so wäre die daraus erzielbare Gesamtröntgenstrahlung bei den heute benutzten BildröhrenAnodenspannungen erst etwa ebenso stark wie die natürliche Strahlungsbelastung. Diese aber wirkt sich dauernd auf uns aus., während wir vor dem Fernsehempfänger doch nicht Tag und Nacht zubringen. Die Angst vor den Röntgenstrahlen aus dem Fernsehempianger ist, wie gezeigt, also völlig unbegründet! , , < Mei Itigiteite7;,,, ,eue C Daten und Betrieb der Fernseh-Bildröhre Angaben zur Ausführung Die Form wird durch den Umriß der Bildröhren-Frontplatte gekennzeichnet („Rechteck" z. B. gemäß Bild 4 oder 5). Die Bilddiagonale ist in der Typenbezeichnung enthalten (z. B. AW 53 — 88). Als weitere Kennzeichen hat man den Ablenkwinkel (z. B. 110°), die Art der Fokussierung (meistens elektrostatisch), das Vorhandensein bzw. neuerdings das Fehlen der lonenfalle, die Ausführung des Kolbens (Allglas), die Aluminisierung des Bildschirmes und das Grauglas für die Bildröhren-Frontplatte. Allgemeine Daten Die Heizung erfolgt indirekt, wobei vielfach mit Rücksicht auf Serien- und Parallelspeisung sowohl Heizspannung (6,3 V) wie auch der Heizstrom (300 mA) festliegen, was jeweils durch Fettdruck angedeutet wird. Sphärische Form der Bildröhren-Frontplatte besagt: Allseitige gleiche Wölbung mit ein und demselben Krümmungshalbmesser. Die Lichtdurchlässigkeit bezieht sich auf die aus Grauglas gefertigte Bildröhren-Frontplatte (früher 67 0/0, heute 75 0/0). Die Fluoreszenzfarbe, d. h. die Farbe des Bildschirmleuchtens, gibt man einfach als weiß an. Nebenbei wird in den „Technischen Daten" auf mittleres Nachleuchten hingewiesen. Das deutet an, daß das durch den Elektronenstrahl angeregte Leuchten nicht sofort verschwindet, sondern erst innerhalb weniger Mikrosekunden abklingt. Man ist bemüht, das Nachleuchten als Maßnahme gegen das Flimmern, das bei übertriebener Helligkeit des wiedergegebenen Bildes stört, zu erhöhen. Für das Querfeld, das der Zentriermagnet im Röhrenhals zu bewirken hat, werden z. B. 0 ... 10 Gauß angegeben. Hierzu interessiert vielleicht, daß die Dichte des magnetischen Erdfeldes in Deutschland knapp unter 0,5 Gauß liegt. 55 4 1..1 Bildrohre AW 53 88 (Ablenkwinkel = 110') Will Ablenkspulensystem Betriebswerte Hierbei handelt es sich um die an die Fernseh-Bildröhre zu legenden Betriebsspannungen. Da stehen an erster Stelle (Bild 57): die Anodenspannung (Ua = Ug3) mit z. B. 16 kV und die Spannung der Beschleunigungselektrode (Ug 2) mit etwa 400 V, beides gegen die Kathode. Bild 57. Das schon in Bild 12 gezeigte Bildröhren-Strahlsystem mit den Elektrodenbezeichnungen und den Formelzeichen der Betriebsspannungen Die Fokussierungsspannung (Ug,,), die man der Linsenelektrode (der Fokussierungselektrode) gegen die Kathode geben muß, hängt etwas auch von dem Aufbau des Ablenkspulensystems ab. Man stellt Ug4 so ein, daß sich für einen Strahlstrom von 100 µA die günstigste Allgemeinschärfe ergibt. Gemäß Bild 35 braucht man schließlich als Betriebsspannungswert noch die Sperrspannung (Ug , sperr) des Gitters 1 gegen die Kathode. Die Höhe dieser Spannung hängt von der Beschleunigungselektrodenspannung Ug2 und etwas auch von der Anodenspannung ab. Sie unterliegt wegen der geringen Abstände zwischen Kathode und Steuerelektrode sowie zwischen dieser und der Beschleunigungselektrode wesentlichen Exemplarstreuungen (Verschiedenheiten von Stück zu Stück). Demgemäß findet man in den „Technischen Daten" Ug1 sperr für Ug2 = 300V z. B. mit —72 ... —30V und für Ug2 = 400V z. B. mit —94... —38V angegeben. Grenzwerte Nicht immer können die vorgeschlagenen Betriebswerte gewählt werden. Deshalb ist es notwendig, für die Betriebsspannungen außerdem Grenz56 werte zu nennen, die nach oben bzw. unten nicht überschritten werden dürfen. Für Ua und Ug2 gibt es je einen höchstzulässigen Wert, der hauptsächlich aus Isolationsgründen nicht überschritten werden darf (z.B. Uamax-16 kV und = 500 V). Man wählt die Betriebswerte von Ua und Ug2 nach Möglichkeit ungefähr gleich diesen oberen Grenzwerten, weil Helligkeit und Schärfe mit sinkenden Werten der Anoden- und Beschleunigungselektroden-Spannung geringer sind. Die Mindestwerte für Ua und Ug2 (z.B. 13 kV und 200 V) sind damit gegeben, daß mit noch kleineren Spannungen Helligkeit und Schärfe keinesfalls mehr genügen. Für U114 werden in diesem Sinn keine Grenzwerte genannt. An deren Stelle gibt man den Einstellbereich an, der z. B. zwischen —500 V und + 1000 V liegt. Für Ug1, die Spannung der Steuerelektrode gegen die Kathode, ist ein negativer Grenzwert durch die Isolation zwischen Steuerelektrode und Kathode bedingt (z. B. — 150 V), während der positive Grenzwert (z. B. +2 V) berücksichtigt, daß die Steuerelektrode höchstens einen sehr geringen Anteil des Strahlstromes abfangen darf. Damit die Steuerelektroden-Vorspannung hinreichend fest bleibt und damit sich eine genügend starre Ubertragung der zur Grundhelligkeit gehörenden Spannung ergibt, liegen für den Widerstand Rg1 zwischen Steuerelektrode und Kathode und für die zu 50 Hz gehörende Impedanz ,zwischegndZElktro1Maximwefst(z.B1,5MOhmund 0,5 MOhm). Die Isolation zwischen Heizfaden (Brenner) und Kathode (Kathodenhülse) wird im Interesse guter Wärmeübertragung auf das unbedingt Notwendige beschränkt. Diese Isolation hat überdies der relativ hohen Kathodentemperatur standzuhalten. Beides macht es notwendig, Grenzen für die Spannung des Brenners gegen die Kathode (Ufk) festzusetzen. Dabei spielt die Polarität der Spannung eine Rolle: Verhältnismäßig hohe Spannungen sind zulässig für den Fall des gegen die Kathode negativen Brenners. Die einzelnen Werte gehören zu den speziellen Röhrendaten. 57 Wird der Brenner aus einer getrennten Transformator-Sekundärwicklung gespeist, so darf zwischen Brenner und Kathode weder ein zu großer Widerstand noch eine zu große Impedanz wirksam sein. So gelten z. B. 1 MQ für den Widerstand und 100 Kiloohm für die Impedanz bei 50 Hz als obere Grenzwerte. Kapazitäten Wichtig sind folgende Kapazitäten: gcKapzitäderSu1lkognaedrElkto,z.B etwa 6 pF ck Kapazität der Kathode gegen alle anderen Elektroden, d. h. praktisch Teilkapazität der Kathode gegen die Steuerelektrode, z. B. etwa 5 pF ,acm Kapazität zwischen Innen- und Außenbelag des Kolbentrichters (Hochspannungs-Beruhigungskapazität), wofür die Toleranz durch den unteren und den oberen Grenzwert angegeben wird (z. B. 1,2 nF und 2,5 nF). Bild 59. Die Kennlinien, die für die Fernseh-Bildröhre dieselbe Rolle spielen wie die Anodenstrom-Gitterspannungskennlinien für die Verstärkerröhre Kennlinien Wie für die Verstärkerröhre braucht man zunächst einmal zur Übersicht die Kennlinie, die zeigt, wie der Anodenstrom (= Strahlstrom = Schirm58 strom Kathodenstrom) für gegebene Werte der Anodenspannung und der Beschleunigungselektrodenspannung von der Spannung der Steuerelektrode gegen die Kathode abhängt (Bild 59). Ein zweites Kennlinienbild (Bild 60) zeigt den Toleranzbereich für die Sperrspannung (Steuerelektrode gegen Kathode), abhängig von der Spannung der Beschleunigungselektrode gegen die Kathode. Bild 60. Der Bereich, in dem die Steurlkodn-psaugerFh-Bildöstuenka,bhägi von der Spannüng der Beschleünigüngselektrode für eine Anodenspannung von 15 kV. Ein drittes Kennlinienbild (Bild 61) veranschaulicht den linearen Zusammenhang zwischen Leuchtdichte des Leuchtpunktes auf dem Bildschirm und Strahlstromdichte. Bild 61. Zusammenhang zwischen Leuchtdichte auf dem Bildschirm der Fernseh-Bildröhre und der dort geltenden Strahlstromdichte fur zwei verschiedene Werte der Bildröhren-Anodenspannung. Die Leuchtdichte einer Lichtquelle bedeutet deren Lichtstärke je Flächeneinheit. Die Lichtstärke selbst ist die der Hellempfindlichkeit des mensch59 lichen Auges gemäß bewertete Strahlungsleistung je Einheit des Raumwinkels. Als Einheit der Lichtstärke hat man die Candela (lateinisches Wort für Kerze). Die Candela ist festgelegt durch die Lichtstärke, die eine Oberfläche von 1/60 cm 2 = 0,0167 cm2 = 1,67 mm2 eines schwarzen Körpers ausstrahlt, wenn dieser Körper die Temperatur des erstarrenden Platins hat. Die Leuchtdichte gibt man für das Bildschirmleuchten in Millistilb (msb) an. Ein Stilb ist die Kurzbezeichnung für eine Candela je cm2. Ein Millistilb stellt den tausendsten Teil eines Stilb dar. Manchmal wird die Leuchtdichte von Fernseh-Bildröhren statt in Millistilb auch in Footlambert (ftL) angegeben. Auf 1 msb treffen 2,92 ftL. Um einen Begriff von den Zahlenwerten zu geben, die für die Leuchtpunkthelligkeit des Bildschirms gelten, seien im Vergleich zu Bild 61 einige Leuchtdichten in Millistilb genannt: bedeckter Himmel 30...100 msb, Mond 250 msb, klarer Himmel 300...500 msb. Die Strahlstromdichte ergibt sich als Strahlstrom geteilt durch die Bildpunktfläche. Diese stimmt mit dem Querschnitt überein, mit dem der Elektronenstrahl auf den Bildschirm auftritt. Man gibt die Stromdichte z. B. in nA/cm2 an (1 nA = 1 Nanoampere = 10-9 A). Abmessungen Die „Technischen Daten" enthalten drei Ansichten von der Fernseh-Bildröhre (Bild 62). Die wichtigsten, in Bild 62 eingetragenen Maße sind: Höhe und Breite der Bildröhren-Frontplatte und Gesamtlänge der Bildröhre. Als weitere wesentliche Maße kommen der Krümmungshalbmesser und die Diagonale der Bildröhren-Frontplatte in Betracht. Durch die Bezugslinie wird die Ebene festgelegt, auf die Maße und Anordnung der Ablenkmittel bezogen werden. Zum Ermitteln der Bezugslinie verwendet man eine Lehre, die über den Kolbenhals der FernsehBildröhre geschoben wird. Eine Fläche dieser Lehre gibt die Lage der Bezugslinie an. Die Abmessungen der Bildröhrenfrontplatte sind, abgesehen von Breite, Höhe und Diagonale, durch mehrere Krümmungshalbmesser festgelegt. Die Bildröhrenansichten enthalten Festlegungen über Grenzen des leiten60 den Belages, über Lage des Anodenanschlusses und über Maße für den Teil des Belages, an dem dieser an Masse zu legen ist. Bild 62. Die Maßskizzen einer Fernseh-Bildröhre (als Beispiel wurde die 110°-Röhre mit 53 cm Bildschirmdiagonale gewählt). Die Röhre ist in drei zusammengehörenden Rissen dargestellt. Außerdem enthält dieses Bild die Sockelansicht mit den Elektrodenbezeichnungen. Schließlich sind in die Maßskizzen der horizontale und der vertikale Ablenkwinkel eingetragen (z. B. für die 110°-Bildröhre 105° und 87°). 61 " Bedeutung des vergrößerten Ablenkwinkels Bild 63a u. b zeigen nebeneinander die Seitenansichten der 53-cm-Röhren mit den Ablenkwinkeln 70°, 90° und 110°. In Bild 64 sind die drei Röhren nochmals ineinander gezeichnet. Wie man sieht, ist die gesamte 110°Röhre kürzer als der Kolbentrichter der 70°-Röhre. Bild 64. Die drei Fernseh-Bildröhren, die in den Bildern 63a ünd b gezeigt sind, ineinander gezeichnet Betrieb der Fernseh-Bildröhre Grundsätzlich gehört zum „Betrieb der Bildröhre" die vollständige Funktion des Fernsehempfänger-Bild- und -Ablenkteiles. Im vorliegenden Zusam63 1 Bild 63a. Drei Fernseh-Bildröhren mit gleicher Diagonale, aber dem Ablenkwinkeln 70 °, 90° und 110°. menhang genügt es, das Erzeugen der Hochspannung und das Steuern des Strahlstromes zu betrachten. Dies geschehe an Hand des Bildes 65. Bild 65. Die FernsehBildröhre mit dem unmittelbar zugehörigen Teil der Empfängerschaltung: Unten der Zeilentransformator mit der Hochspannungsdiode, der Schalterdiode (Booster- diode), auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann, und der Anode der Endrohre des Zeilenablenkteiles, links oben die Anode der Video-Endröhre und der zu ihr gehörende Anodenwiderstand. Außerdem sind in dem Bild enthalten: die Masseverbindung der Steuerelektrode der Fernseh-Bildröhre mit der Einspeisung des Austastimpulses fur den Strahlstrom während des „Zeilenrucklaufes" und die Anodenstromversorgung, die fürdieZlnabkugFreomt. Hierin ist rechts oben die Bildröhre veranschaulicht, darunter der Zeilentransformator mit der Hochspannungsdiode und links von ihr der Schaltungsteil, der zur Strahlstromsteuerung gehört. Hochspannungserzeugung Die Endröhre des Zeilenablenkteils wird zu dem Zeitpunkt, auf den das Ende einer Zeile trifft, gesperrt. Damit brechen das Magnetfeld der Zeilenspule und mit ihm das des Zeilentransformators zusammen. Beim Abbau der beiden Magnetfelder wird deren Arbeitsinhalt frei: Die Magnetfeldänderung bewirkt in jeder der in Reihe liegenden Windungen des Zeilentransformators eine Spannung, wobei sich alle Windungsspannungen addieren. An der Hochspannungswicklung des Zeilen64 transformators entsteht auf diese Weise ein Spannungsimpuls mit hohem Spannungswert. Durch entsprechende Polung ist dafür gesorgt, daß die Spannung des an der Hochspannungsdiode liegenden Wicklungsendes gegen das andere Ende und damit auch gegen Masse positiv ausfällt. Zu dem positiven Spannungsimpuls gehört in dieser Schaltung die Durchlaßrichtung der Diode. Ein Teil des frei werdenden Magnetfeld-Arbeitsinhaltes dient so zum Nachladen der Kapazität zwischen Innen- und Außenbelag des Bildröhrenkolbens. Hiermit wird die Anodenspannung der Fernseh-Bildröhre als positive Hochspannung ihres Innenbelages gegen ihren Außenbelag nach dem Einschalten des Gerätes zustande gebracht und während seines Betriebes aufrechterhalten. Bild 66. Oben: der zeitliche Verlauf des Stromes in der Zeilen-Ablenkendstufe und damit auch der zeitliche Verlauf des Magnetfeldes im Zeilentransformator. In der Mitte die Spannung an der Hochspannungswicklung des Zeilentransformators und die BildUnröhren-Anodenspannung ten der Strom, der impulsweise durch die Hochspannüngsdiode fließt. Der obere Teil des Bildes 66 zeigt den zeitlichen Verlauf des Zeilenablenkstromes. Mit ihm stimmt der zeitliche Verlauf des Magnetfeldes überein. Darunter ist der zeitliche Verlauf der in der Wicklung des Zeilentransformators auftretenden Spannung zu sehen, wobei für den zum Rücklauf gehörenden Spannungsimpuls das positive Vorzeichen gilt. Der Augenblickswert der Spannung entspricht in jedem Zeitpunkt der zugehörigen Absinkgeschwindigkeit des Magnetfeldwertes. Zum raschen Rückgang des Ablenkstromes und demgemäß des ZeilentransformatorMagnetfeldes ergibt sich ein hoher Spannungsimpuls, der ungefähr in der Mitte der Rücklaufzeit seinen Scheitelwert erreicht. Das Ansteigen des Magnetfeldes während des Hinlaufes erzeugt hier eine negative Spannung. Ihr Betrag ist entsprechend der verhältnismäßig 65 geringen Anstieggeschwindigkeit des Magnetfeldes weit kleiner als der Scheitelwert des positiven Spannungsimpulses. Der mittlere Teil des Bildes 66 veranschaulicht außer dem zeitlichen Verlauf der an der Transformatorwicklung auftretenden Spannung auch den der Hochspannung, die der Innenbelag der Fernseh-Bildröhre gegen den Außenbelag ihres Kolbentrichters annimmt. Im unteren Teil des Bildes 66 ist schließlich der zeitliche Verlauf des Diodenstromes aufgetragen. Er stellt im wesentlichen den Ladestrom für die aus den beiden Belägen der Bildröhre resultierende Kapazität dar. Bild 67. Der Strahlstromkreis der Bildröhre (punktiert eingetragen) Es handelt sich um den Gleichstromanteil Der Wechselstromanteil, der aus der Strahlstromsteuerung folgt, schließt sich über die eingetragenen beiden Kapazitäten Der Übersichtlichkeit halber ist nur der über den Anodenwiderstand der Video-Endröhre und nicht der über diese Röhre gehende Weg des Gleich. stromanteiles veranschaulicht. Wir verfolgen nun an Hand des Bildes 67 noch einmal den uns schon aus Bild 13 bekannten, durch die Fernseh-Bildröhre führenden Elektronenweg: Die Strahlelektronen gelangen über den Anodenwiderstand der VideoEndröhre nach der Kathode der Fernseh-Bildröhre und gehen als Strahl auf den Bildschirm über. Von hier wandern sie im Innenbelag nach dem Anodenspannungs-Anschluß und über die Hochspannungsdiode sowie über den Zeilentransformator zurück zum Anodenwiderstand der VideoEndröhre. Steuerung der Fernseh-Bildröhre Wir gehen zurück auf Bild 65 und betrachten dort, wie die in Bild 35 dargestellte Steuerung erzielt wird. Die Steuerelektrode liegt über einen 66 Widerstand an Masse. Der Widerstand dient dazu, einen Kurzschluß der aus dem Zeilentransformator entnommenen Austastspannung zu verhindern. Die Austastspannung unterdrückt den Strahlstrom für die Zeitspanne des Zeilenrücklaufes. Sie entspricht in ihrem zeitlichen Verlauf dem des Hochspannungsimpulses (Bild 66). Wenn die Steuerelektrode mit Masse verbunden ist, muß die negative Vorspannung der Steuerelektrode gegen Masse als positive Vorspannung der Kathode gegen Masse erzielt werden, eine Möglichkeit, von der man bei Verstärkerröhren Gebrauch macht (Bild 68): Bei diesen Röhren erzielt man die negative Gittervorspannung als positive Kathodenvorspannung gemäß Bild 68 meistens an einem vom Röhren-Kathodenstrom durchflossenen Kathodenwiderstand. Bild 68. Das Erzeugen der negativen Steuergittervorspannung einer Verstärkerröhre als positive Kathodenvorspannung mit Zahlenbeispiel fur die Spannüngswerte. Die Steuergittervorspannung gegen die Kathode beträgt —12 V. Bei der Fernseh-Bildröhre gewinnt man die positive Kathodenvorspannung in der Regel durch eine leitende Verbindung zwischen ihrer Kathode und der Anode der die Fernseh-Bildröhre steuernden Video-Endröhre. Von hier bekommt also die Fernseh-Bildröhre ihre Steuerelektroden-Vorspannung gemeinsam mit ihrer Steuerspannung (Signalspannung). Die Video-Endröhre wird von der Bildsignalspannung in der Weise gesteuert, daß zu einer dunklen Bildstelle ein niedriger und zu einer hellen Bildstelle ein hoher Signalstrom gehört. Wir betrachten zunächst den Fall der völlig dunklen Bildstelle. Dafur sei der Anodenstrom der Video-Endröhre Null. Ihr Anodenwiderstand ist somit stromlos. Folglich herrscht zwischen dessen beiden Enden keine Spannung. Das heißt: Das obere Ende dieses Widerstandes hat gegen Masse, ebenso wie sein unteres Ende, die volle von der Anodenstromversorgung zur Verfügung gestellte Spannung. Diese Spannung ist die Kathodenvorspannung. Durch sie wird also die Steuerelektroden-Vorspannung der Fernseh-Bildröhre erzielt. Diese Vorspannung stellt man so ein, daß sie gleich der Steuerelektroden-Sperrspannung Uqt s perr wird. 67 Nun entspreche die Bildsignalspannung einer hellen Bildstelle. Hierzu gehört ein gewisser Anodenstrom der Video-Endröhre. Er durchfließt den Anodenwiderstand, der als Außenwiderstand der Video-Endröhre dient. Das bedeutet an dem Anodenwiderstand eine Spannung Um den Betrag dieser als Spannungsabfall zur Geltung kommenden Spannung sinkt die positive Spannung des in Bild 65 mit A bezeichneten Punktes gegen Masse ab. Der Punkt A aber steht mit der Kathode der Fernseh-Bildröhre in Verbindung. Der Kathodenspannung ist die Spannung der Steuerelektrode gegen die Kathode entgegengesetzt gleich. D. h.: Der Wert der gegen die Kathode negativen Steuerelektrodenspannung fällt jetzt kleiner aus als der Sperrspannungswert. Damit entsteht gemäß Bild 35 ein Strahlstrom, der den Bildschirm an der von ihm getroffenen Stelle zum Aufleuchten bringt. 68 D Von der Fernseh-Bildröhrenfertigung Was man hierunter versteht Mit der Bildröhrenfertigung meint man üblicherweise die Summe der Arbeitsgänge, die notwendig sind, um aus dem Rohkolben und dem fertig montierten Strahlsystem die Bildröhre herzustellen. Die Fabrikation des Bildröhrenkolbens sowie die Montage des Strahlsystems, das Ausstanzen, Ziehen, Verschweißen und Vernieten der Metallteile dieses Systems, das Besprühen der Kathode mit der Emissionsmasse, rechnet man nicht zur eigentlichen Bildröhrenfertigung, sondern zu den vorbereitenden Arbeiten. Ein Beispiel für die Bauelemente, aus denen sich ein Strahlsystem zusammensetzt, gibt Bild 69. Unterschiede gegenüber der Verstärkerröhrenherstellung Trotz der prinzipiellen Übereinstimmung der Fernseh-Bildröhre mit einer Verstärkerröhre und insbesondere mit einer Abstimmanzeigeröhre unterscheidet sich die Bildröhrenherstellung erheblich von der Massenfabrikation der Verstärker- und Abstimmanzeigeröhren. Erschwerend wirken sich vor allem folgende Punkte aus: 1. Die Bildröhrenkolben sind sperrig und einigermaßen leicht verletzbar. Das erfordert besondere Transporteinrichtungen. 2. Beim Herstellen der Leuchtschicht muß auf ungewöhnlich große Sauberkeit geachtet werden. Schon geringste Spuren einzelner Fremdstoffe können den Leuchtstoff vergüten oder Flecke auf dem. Bildschirm verursachen. 3. Das Pumpen dauert länger als bei Empfängerröhren: Das zu evakuierende Volumen ist ungefähr 1000mal so groß wie das dieser Röhren. 4. Das beim Einschmelzen, Ausheizen und Pumpen notwendige Erwärmen des Kolbens führt zu Glasspannungen. Damit sich diese ausgleichen können, muß der Kolben nach einem erprobten Schema langsam erhitzt und vor allem langsam abgekühlt werden. 5. Da bei der möglichen Implosion einer Röhre eine verhältnismäßig große Energie frei wird, müssen die Röhren gegeneinander entsprechend geschützt werden. 69. Elektrizitäts- und Wasserversorgung Die Bildröhrenfertigung verlangt umfangreiche elektrische Ofen. Hierzu wird eine Hoch- und Niederspannungs-Schaltanlage mit einem Anschlußwert von wenigstens einigen Tausend kVA benötigt. Außerdem muß für den Fall einer Störung im Hochspannungsnetz eine Notstromversorgung zur Verfügung stehen. Man braucht sie, um im Notfall die Aggregate zu speisen, deren Stillstand besonders große Ausfälle verursachen würde. In der TELEFUNKEN-Bildröhrenfabrik steht allein für die Notstromversorgung eine Hochspannungsanlage zur Verfügung. Diese Anlage ist über ein Sonderkabel mit einem unabhängig vom Netz arbeitenden Turbosatz des Versorgungskraftwerks verbunden. Einige Arbeitsgänge erfordern Wasser von sehr hohem Reinheitsgrad Dieses Reinwasser wird aus dem vorhandenen, an sich schon einigermaßen reinen Brunnenwasser gewonnen. Dazu dienen selbsttätig arbeitende Entsalzungseinheiten. Der Reinheitsgrad wird durch Leitfähigkeitsmessungen ständig überwacht. Die Entsalzungsanlage arbeitet nach dem Ionenaustauschverfahren. Man verwendet hierzu Kunststoffe, die an das durchlaufende Wasser Ionen abgeben und im Austausch dafür zur Verunreinigung gehörende Ionen binden. Auf diese Weise werden die schädlichen Ionen, die die Verunreinigung des Wassers darstellen, schließlich so ausgetauscht, daß im Endeffekt die abgegebenen Ionen durch gemeinsam wasserbildende Ionen ersetzt werden, daß das Wasser also die Verunreinigung nicht mehr enthält. Der Vorgang sei an einem einfachen Beispiel erläutert: Das Wasser enthalte als Verunreinigung Ca SO4. Der Kunststoff des ersten Kessels (des Kationenaustauschers) stellt Wasserstoff-Ionen (H) zum Austausch gegen Kalzium-Ionen (Ca) zur Verfügung. Damit ergibt sich: Kunststoff < H + Ca SO4 = Kunststoff Ca + H2 SO4. Der Kunststoff, der im zweiten Kessel (dem Anionenaustauscher) enthalten ist, weist zum Austausch gegen die SO4-Ionen OH-Ionen auf. Damit ergibt sich: OH + H2 SO4 = Kunststoff SO4 + 2 H2O, was bedeutet, daß OH das Wasser die ursprüngliche Verunreinigung Ca SO4 nicht mehr aufweist. Kunststoff < 70 Bild 69. Rechts das geradsichtige Strahlsystem von Bild 11 und 12,' links seine vormontierten Bauelemente. Fertigung in ununterbrochenem Fluß Die von der Glashütte angelieferten Rohkolben wandern von der Verladerampe über das Eingangslager nacheinander an die verschiedenen Arbeitsplätze. Dabei geschieht der Transport von Maschine zu Maschine auf Hängebahnen (Bild 70). In diese können die Bildröhrenkolben der verschiedenen Größen leicht eingehängt werden. Das Befördern erfolgt ohne wesentliche Erschütterungen in Übermannshöhe so, daß dadurch der Verkehr in der Halle nicht gestört wird. Nur dort, wo die Kolben aufzuhängen oder abzunehmen sind, senken sich die Bahnen soweit herunter, daß die Kolben in Greifhöhe gelangen. Zum Ausgleich zwischen der stetig arbeitenden Fertigung und dem notwendigerweise diskontinuierlichen An- und Abtransport wurden in unmittelbarer Nähe der Gleisanlagen Lager angeordnet. Sie erfordern etwa ebensoviel Fläche wie die eigentlichen Fertigungsstätten. In den Fertigungsgang sind weitere Lager eingefügt. Sie dienen als Pufferlager für einen eventuellen Störungsfall. Nachdem hiermit Überblicke über die Einrichtung der Gesamtanlage gegeben worden sind, soll nun der Fertigungsgang der Bildröhre kurz geschildert werden. Dieser ist in der farbigen Übersichtstafel (Seite 83 u. 84) schematisch dargestellt. Reinigen des Kolbens Es ist notwendig, den Rohkolben sorgfältig zu reinigen, insbesondere, weil der später einzubringende Leuchtstoff peinlichst vor Verunreinigungen bewahrt bleiben muß. Das geschieht in einem zwölfteiligen, vollautomatisch arbeitenden Karussell von rund 3 m Durchmesser. Hier wird in den Kolben wechselweise ein scharfer Wasserstrahl und ein Strahl mit etwa 10 ,1/0 iger Flußsäure eingespritzt. Danach werden die Säurereste durch gründliche Wasserspülung entfernt. Aufbringen der Leuchtschicht Nach diesem Waschen wird auf die Innenseite der Bildröhren-Frontplatte das Leuchtstoffgemisch in passender Schichtstärke und gleichmäßiger Verteilung aufgebracht. Hierzu kommt in den Kolben eine Suspension (Aufschlämmung) der Leuchtstoffmischung in Wasserglaslösung. 72 Bild 70. Hangebahn, auf der die Fernseh-Bildröhren bei der Herstellung die Fabrik dürchlaüfen. h 1% ding4 Durch „Impfen" der Lösung mit Elektrolyten flockt die Kieselsaure aus und setzt sich gemeinsam mit dem Leuchtstoff nach und nach auf der Innenseite der Bildröhren-Frontplatte ab. Im Verlauf dieses Vorganges verfestigt sich die Kieselsäure und bindet so den Leuchtstoff an das Glas Nachdem das erreicht ist, wird die Flüssigkeit vorsichtig ausgekippt und der mit der Leuchtschicht versehene Kolben durch Lufteinblasen inwendig getrocknet. Aufbringen der Kollodiumhaut Als Vorbereitung der Aluminisierung muß über die Leuchtstoffschicht die schon erwähnte Kollodiumhaut gespannt werden. Dazu wird in den Kolben erneut Wasser eingegossen. Nach Beruhigung der Wasserbewegung tropft man eine Lacklösung auf das Wasser. Sie breitet sich sofort über die gesamte Wasseroberfläche aus. Sobald der größte Teil des Lösungsmittels verdunstet ist, wird das Wasser unter der Lackschicht weggekippt. Sie spannt sich dabei glatt über die Leuchtschicht. Auftragen des leitenden Innenbelages Die getrocknete Innenfläche des Kolbens bekommt nun dort, wo Kolbenhals und Kolbentrichter aneinandergrenzen, sowie von hier auf einem Streifen bis zum Hochspannungsanschluß einen leitenden Belag, wofür man eine Graphitaufschlämmung verwendet. Dieser Belag ist notwendig als gut leitende Verbindung zwischen dem Anodenspannungsanschluß und dem Anodenteil des Strahlsystems und als einer der beiden Beläge der Hochspannungs-Beruhigungskapazität, can,. Aluminisieren Nach dem Auftragen des leitenden Innenbelages wird der Kolben von neuem getrocknet. Ist das geschehen, so kommt er auf ein Karussell (Bild 71). Dort wird in den Röhrenhals eine Wolfram-Heizwendel eingeführt, die mit einem Stückchen Aluminium versehen ist, und der Röhrenkolben auf rund 10-4 mm Quecksilbersäule evakuiert. Dann wird die Wolfram-Heizwendel erhitzt und so das Aluminium verdampft. Das Aluminium schlägt sich dabei auf der Kollodiumhaut und auf der Innenwand des Kolbentrichters nieder. Im Anschluß an dieses Bedampfen wird in den Kolben wieder Luft eingelassen. 74 Bild 71. Karussell zum Alüminisieren. > .333. " efe,: • ' . de,..itted Schirm ausheizen Durch Ausheizen entwässert man die im Leuchtstoff enthaltene Kieselsäure und erhöht so dessen Haften auf dem Glas. Es treibt außerdem verdampfbare Verunreinigungen aus dem Innenbelag heraus und verbrennt die vorher erzeugte Kollodiumhaut. Das Ausheizen ermöglicht ein frühzeitiges Erkennen solcher Schirmfehler, die sich erst bei höheren Temperaturen ausbilden können. Derartige Temperaturen treten aber in jedem Falle beim Evakuieren auf. Ein Feststellen solcher Fehler erst in diesem Stadium würde den Ausfall einer praktisch fertigen Röhre bedeuten. Das Ausheizen geschieht in einem Wanderofen mit Temperaturen bis zu rund 400°C. Die einzelnen Heizzonen des Ofens werden selbsttätig auf den Sollwerten ihrer Temperaturen gehalten. Schirmkontrolle im Dunkelraum Im Anschluß an das Ausheizen wird die Fehlerfreiheit der Leuchtschirme nachgeprüft. Das geschieht, indem man das Leuchten mit Ultraviolettstrahlung anregt. Der Elektronenstrahl, der später das Leuchten bewirkt, ist in diesem Stadium noch nicht verfügbar. System einschmelzen Der Kolben, der die Schirmkontrolle passiert hat, kommt nun auf den ebenfalls als Karussell ausgebildeten Einschmelzautomaten. Dort wird das auf dem Preßteller aufgebaute Strahlsystem in den Röhrenhals eingeschoben, das überstehende Stück des Röhrenhalses abgesprengt und der Preßteller mit dem Röhrenhals mit Hilfe von Gasflammen verschmolzen. Evakuieren im Elektro-Ofen (Pumpofen) Der mit Leuchtschicht und Strahlsystem versehene Kolben wird auf einen Pumpwagen aufgesetzt. Dieser enthält eine zweistufige, rotierende Vorpumpe und eine Oldiffusionspumpe sowie einen Wasserumwälzer zum Kühlen der Diffusionspumpe. Die zahlreichen Pumpwagen bilden eine endlose Kette. In dieser durchwandern sie auf einer in sich geschlossenen Schienenbahn einen Durchlaufofen. Nachdem der Pumpstengel der Fernseh-Bildröhre mit der 76 Bild 72. Blick in die Kette der Pumpwagen. ' r - Pumpanlage verbunden ist, beginnt das Evakuieren. Während dies geschieht, werden die Kolben zum zweitenmal durch Erhitzen im Ofen gründlich entgast und die Systemteile außerdem im Hochfrequenzfeld ausgeglüht. Weiterhin wird die Emissionspaste der Kathode vom Erdalkalikarbonat in das Oxyd umgewandelt. Aus glastechnischen Gründen ist der Durchlaufofen in Heizzonen mit verschiedenen Temperaturen eingeteilt, diese werden durch Regelanlagen auf ihren Sollwerten gehalten. Die Pumpeinheiten werden nach jedem Umlauf durch Instrumente auf ordnungsgemäßes Arbeiten hin überwacht. Die zum Entgasen des Systems notwendigen Hochfrequenzfelder werden durch mehrere voneinander unabhängige Hf-Generatoren erzeugt. Zwischen den einzelnen Pumpwagen sind Eisenblechkulissen angeordnet (Bild 72), damit bei eventueller Implosion einer Röhre die benachbarten Röhren nicht beschädigt werden. Fertigstellen der Röhre Nach dem Abschmelzen der Bildröhre bekommt sie gegebenenfalls ihren Stiftsockel und wird formiert. Hierbei wird das Getter in einem Hochfrequenzfeld „abgeschossen". Unter Gettern (Getter-Abschießen) versteht man, daß aus einer Bariumlegierung im Hochfrequenzfeld Barium herausgedampft wird. Dieses schlägt sich an der Kolbenhals-Innenwand nieder. Der dünne Belag (Getterspiegel) hat die Fähigkeit, Gasreste zu binden. Damit wird das notwendige Hochvakuum erzeugt und aufrechterhalten. Außenschwärzung Der Kolbentrichter wird in einer festgelegten Zone außen mit einer leitenden Schicht versehen. Das geschieht in einem besonderen Automaten durch Besprühen mit Graphitaufschlämmung. Die Außenschwarzung ergibt mit der Glaswand und dem Innenbelag die zum Beruhigen der Hochspannung notwendige Kapazität. Endprüfung Die jetzt betriebsfähige Röhre kommt in Spezialmeßstände, in denen man sie optisch und elektrisch prüft: Man mißt Strom- und Spannungswerte, beobachtet das Kathodenbild, die Schirmhelligkeit sowie die Strahlschärfe und kontrolliert auf Ausblendfreiheit. 78 Die Kontrolle beschränkt sich nicht auf diese Endprüfung allein. In der gesamten Fertigungsgang sind zahlreiche Prüfungen eingefügt, m denen die einzelnen Herstellungsphasen überwacht werden. Dieses sorgfältige Überwachen sichert im Verein mit den vollautomatisch arbeitenden Einrichtungen die gleichbleibende Güte der Fernseh-Bildröhren. Stichwörterverzeichnis A-F Seite Ablenkspulen 23 Ablenkung, elektrostatisch 36 34, 36 magnetisch Ablenkwinkel 10, 63 60 Abmessungen 27 Äquipotentiallinien 47 Aktivator Aktivieren 47 55 Allgemeine Daten Allgemeinschärfe 44 Aluminisierung 18, 45, 74 Aluminiumfolie 18, 45, 74 Aluminiumhinterlegung 18, 45, 74 Ängström 49 16 Anode, erster Teil 8 Anodenanschluß 56 Anodenspannung 43 Aperturelektrode 43 Aperturwinkel 19 Aufdampfen 78 Außenschwärzung Ausmaße der Bildröhre 10 Beschleunigende elektrostatische Linsen 33 Beschleunigung der Elektronen 14 Beschleunigungselektrode 16, 56 33 Beschleunigungslinsen Betrieb der Fernseh-Bildröhre 55, 63 Betriebswerte 56 60 Bezugslinie Bildendröhre = Videoendröhre Bildröhren-Anodenspannung 16 -Frontplatte 8 Bildschirmröntgenstrahlung 52 12 Brenner 8 Brennfläche 31 Bündelungspunkt 80 Seite Candela 60 Daten der Fernseh-Bildröhre Defektelektron Detailkontrast = Feinkontrast Diagonale Dosisleistung 55 47 Einzellinsen Elektrizitäts- und Wasserversorgung Elektromagnetische Strahlung Elektronenaustrittsarbeit Elektronenfehlstelle Elektronengeschwindigkeit Elektronenvolt Elektrostatische Fokussierung Elektrostatische Linsen Emissionspaste Endprüfung Energiequant Entsalzungseinheiten Erdfeld Exemplarstreuungen Evakuieren 10 52 33 70 48 12 47 46 46 17 32 78 78 49 70 55 56 76 Farbe des Bildschirm19, 44 leuchtens 44 Farbtemperatur 45 Farbtemperatur, ähnlichste 20 Feinkontrast Fertigung 69 von Fernseh-Bildröhren 72 in ununterbrochenem Fluß 78 Fertigstellen der Röhre Flächenkontrast = Grobkontrast 55 Flimmern Fluoreszenz 47 Fluoreszenzfarbe 55 Stichwörterverzeichnis F-M Seite Seite Fokussierung, elektrostatisch magnetisch Fokussierungselektrode Fokussierungsspannung Footlambert 17 37 33 56 60 Gammastrahlung Gefälleverlauf krümmt Elektronenbahnen Geknicktes Strahlsystem Geradsichtiges Strahlsystem Getter abschießen Gettern Getterspiegel Gittersteuerung Gittervorspannung Grauglas Grautreppe Grenzwerte Grobkontrast 50 27 39, 40 14, 43 78 78 78 30 14, 30 20 20 56 20 Hängebahnen Heizfaden Heizung Heizwendel Hochspannungsanschluß Hochspannungserzeugung Höchstzulässige Strahlenbelastung 72 57 55 12 8 64 Innenbelag Ion, negativ positiv lonenaustauschverfahren lonenfalle lonenfallenmagnet lonisierbar 74 40 48 70 42 42 48 52 Kapazitäten Kathode Kathodensteuerung -strom -vorspannung Kennlinien Kilopond Knick im Strahlsystem Kolben -hals -trichter Kollodiumhaut Kontrast Kristallgitter Kristallphosphore 58 12 30 59 67 58 8 39 7, 72 8 8 19, 74 19, 20 47 47 Leuchtdichte 59, 60 Leuchtschicht aufbringen 72 55 Lichtdurchlässigkeit 21 Lichthof 59 Lichtstärke Linse der Kathode benachbart 31 17 Linse zur Fokussierung 33 Linsen, beschleunigende 32 elektrostatische 37 magnetische nichtbeschleunigende 33 32 optische 17, 33 Linsenelektrode 47 Loch 8 Luftdruck Magnetfeld krümmt Elektronenbahn Magnetische Fokussierung Linsen Magnetisches Ablenken Erdfeld 22 37 37 34, 36 55 81 Stichwörterverzeichnis id-z Seite Seite Millistilb Mittleres Nachleuchten 60 55 Nach leuchten Natürliche Strahlenbelastung Strahlung Negatives Ion Nichtbeschleunigende elektrostatische Linsen 55 53 52 40 33 Optische Linsen 32 Photon-Energie Physikalische Erläuterungen Plancksches Wirkungsquantum Positives Ion Preßnaht Pumpofen Pumpstengel Pumpstutzen 49 22 48 48 8 76 14 14 45 Sekundärelektronen Spannungsgefälle und räumliches Gefälle 25, 26 Sperrspannung 56 Sphärische Form 55 14 Steuerelektrode Steuerung 66 der Fernseh-Bildröhre Stilb 60 Strahlenbelastung, höchstzulässige 52 53 natürliche 60 Strahlstrom-Dichte 28 -Steuerung 10 Strahlsystem 39, 40 geknickt geradsichtiges 14 Strahlung, elektromagnetische 48 52 natürliche 76 System einschmelzen Querfeld Querspannung 55 27 Toroid-Spule Randfehler Räumliches Gefälle und Spannungsgefälle Raumladung Reinigen des Kolbens Röntgenstrahlung des Bildschirmes hart weich Rohkolben 44 Übersichtstafel Ultraviolettbestrahlung UV-Strahlung 25 28 72 52 50 50 72 24 Sattelspule Schirm ausheizen 76 -Kontrolle im Dunkelraum 76 24 83 u. 84 48 48 Video-Endröhre Vorspannung . 64, 67 14 Wasser- und Elektrizitätsversorgung Wellenstrahlung 70 48 Zentriermagnet Zumutbare Dosisleistung 38 52 82 Ubersichtstafel >