Betriebsärztlicher Dienst Norddeutschland GmbH am UKSH, Campus Kiel Merkblatt Nadelstich-/Schnittverletzungen Maßnahmen nach einer akzidentellen Kontamination mit Blut unbekannter Patienten bzw. Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit HBV, HCV oder HIV Ein Verdachtsfall auf eine Infektion mit Hepatitis-B-Virus (HBV), Hepatitis-C-Virus (HCV) oder dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV) bleibt bis zum Ausschluss der Infektionsgefahr ein Notfall. 1. Blutfluss fördern, zentrifugales Auspressen des Gefäßes oberhalb der Verletzung (mindestens 1 Minute) 2. Desinfektion der Wunde, mit alkoholischem Händedesinfektionsmittel satt getränkter Tupfer ggf. zur Tiefenwirkung Stichkanal spreizen Wunde mindestens 10 Minuten mit dem Antiseptikum feucht halten Hautwunden: alkoholisches Desinfektionsmittel, z.B. Desderman N, Sterillium, Sterillium virugard, Spitacid, Cutasept F oder G, Kodan Tinktur forte, > 70 % Ethanol. Schleimhaut-Exposition am Auge: isotone wässrige 2,5% Polyvinyl-Pyrrolidon-Jod-Lösung; falls nicht vorhanden, sofort mit Leitungswasser spülen. 3. Sofortige Blutentnahme beim Verletzten. Erfassung des Indexpatienten (Name). Blutentnahme beim Patienten bei Verdacht auf Infektion mit oben genannten Viren Vorstellung beim D-Arzt (Zentrale Notaufnahme, Tel. 500-24441) notfallmäßige Laboruntersuchung beim D-Arzt (Notaufnahme) Mitarbeiter/Verletzter Anti-HBs (falls nicht bekannt) Anti-HBc (falls nicht geimpft) Anti-HCV Anti-HIV-1/2 Indexperson/Patient HBs-Antigen Anti-HBc Anti-HCV Anti-HIV-1/2 4. HBV-Impfschutz (vgl. auch Folgeseite) Erforderlich ist die Gabe von Aktiv-Impfstoff HB-Immunglobulin nein nein ja nein bei Low-Respondern: ja < 10 IE/l ja falls Titer früher > 100 IE/l: nein bei Low-Respondern: ja nicht innerhalb von 48 Stunden zu ja bestimmen falls Titer früher > 100 IE/l:nein 5. Bei HIV-Exposition sofortige Kontaktaufnahme a) Mo + Do 13-17 Uhr, Di + Mi 8:00 – 14:00 Uhr mit der H-Ambulanz im Exzellenzzentrum Entzündungsmedizin am Campus Kiel (Haus Nr. 5, Tel. 500 22349) oder b) außerhalb der genannten Zeiten mit der Internistischen Notaufnahme (Haus Nr. 6, Tel. 500 22229) Aktueller Anti-HBs-Wert > 100 IE/l 10 - 100 IE/l 6. D-Arzt-Bericht mit Laborergebnissen umgehend an Betriebsärztlichen Dienst (BDN, Arnold-Heller-Str. 3 Gebäude 22, Tel. 500-18410). Wiedervorstellung für Blutkontrollen beim Betriebsarzt nach 6 Wochen, 3 und 6 Monaten; bei Hepatitis-C-Virus-positiver Indexperson zusätzlich 2 Wochen nach dem Unfall. Für den Inhalt dieses Merkblatts: Betriebsärztlicher Dienst Norddeutschland GmbH,(Stand 10/2016) 01.10.2016 / La. Maßnahmen nach Nadelstich- oder Schnittverletzung am UK S-H Campus Kiel Exposition mit Hepatitis-B-Virus (HBV): - falls das Material gesichert HBV-haltig ist (HBs-Antigen im Spendermaterial positiv) - falls HBs-Antigen-Bestimmung aus Spenderblut nicht möglich Robert-Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 34, 26.08.2013 Exposition mit Hepatitis-C-Virus (HCV): keine Sofortmaßnahmen HCV-RNA beim Betriebsarzt in den Kontrollen nach 2 bzw. 6 Wochen positiv: Vorstellung zur weiteren Diagnostik und Therapie in einem kompetenten Zentrum HCV-RNA beim Betriebsarzt in den Kontrollen nach 2 bzw. 6 Wochen negativ: keine weiteren Maßnahmen, Blutkontrollen nach 3 und 6 Monaten Exposition mit dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV) Vorgehen nach den Empfehlungen zur HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) (www.rki.de > Infektionskrankheiten > HIV/AIDS > Empfehlungen zur Postexpositionsprophylaxe) Vorstellung in der HIV-Ambulanz der 2. Medizinischen Klinik (s. 1. Seite, Punkt 5) Beginn der PEP innerhalb von 2 Stunden nach Verletzung unbedingt empfohlen! Beginn nur bis max. 72 Stunden sinnvoll. Perkutane Verletzung mit Injektionsnadel oder anderer Hohlraumnadel (Körperflüssigkeit mit hoher Viruskonzentration: Blut, Liquor, Punktatmaterial, Organmaterial, Viruskulturmaterial) PEP empfehlen Oberflächliche Verletzung (z.B. mit chirurgischer Nadel) PEP anbieten Ausnahme: Indexpatient hat AIDS oder eine hohe HI-Viruskonzentration PEP empfehlen Kontakt zu Schleimhaut oder verletzter/geschädigter Haut mit Flüssigkeiten mit hoher Viruskonzentration PEP anbieten Perkutaner Kontakt mit anderen Körperflüssigkeiten als Blut (Urin/ Speichel) PEP nicht empfehlen Kontakt von intakter Haut mit Blut (auch bei hoher Viruskonzentration) PEP nicht empfehlen Haut- oder Schleimhautkontakt mit Körperflüssigkeiten wie Urin und Speichel PEP nicht empfehlen 01.10.2016 / La.