www.greenbuilding-magazin.ch 01|2016 Rettung durch Technik? Swissbau 2016 Leitmesse der ­Bauwirtschaft Green Buildings Ein Impulsprogramm für Schweizer Unternehmen Digitalisierung Modernste Technologien für eine innovative Branche Verein Green Building Schweiz Ein starkes Engagement für nachhaltiges Bauen. Werden auch Sie Mitglied! - Forschung, Weiterbildung und Information Förderung klimarelevanter und ressourcenschonender Massnahmen Förderung des nachhaltigen und verdichteten Bauens Netzwerk aus Planern, Unternehmern, Vertretern öffentlicher Hand, Bildungsinstitutionen Weitere Informationen zu Green Building Schweiz finden Sie unter: www.greenbuilding.ch Mitglieder: 03 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, mit unserem neu konzipierten „greenbuilding“-Fachmagazin möchten wir einen Beitrag zum nachhaltigen Bauen und Bertreiben von Immobilien in der Schweiz leisten. Neu zielen vier jährliche Ausgaben vorwiegend auf Schweizer Themen rund um Green Building ab und pünktlich zur Swissbau starten wir mit der ersten Ausgabe. Das Motto der diesjährigen Swissbau heisst „Rettung durch Technik?“. Aus Sicht Erneuerung des Gebäudeparks Schweiz ist es wünschenswert den Bauprozess und den Betrieb von Immobilien weiter zu optimieren. Es gilt die Erneuerungsrate des Schweizer Immobilienbestands mindestens zu verdoppeln und die Technik kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Dies ist dringend nötig, da gegenwärtig jährlich nur etwa 1% des Gebäudeparks modernisiert oder ersetzt werden. Dagegen liegen über 40% des Potentials für eine energieeffiziente Zukunft in diesem Bereich und viel Potential für die räumliche Verdichtung um kostbare Landreserven zu schonen. Über 500 „smarte Changemaker“ trafen sich anfangs November am Swiss Green Economy Symposium in Winterthur, um Erfolgsrezepte rund um die Green Economy zu diskutieren. Man war sich einig, dass mit Green Building-Ansätzen ein echter gesellschaftlicher Nutzen in allen drei Nachhaltigkeitsbereichen generiert wird und es die Umsetzung zu beschleunigen gilt. Im Namen des Vereins Green Building Schweiz und der Redaktion von „greenbuilding“ wünschen wir Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieser ersten Neuausgabe. Bernhard Lanzendörfer Präsident Verein Green Building Schweiz 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Bernhard Lanzendörfer Inhalt 04 Editorial03 Editorial Magazin Bernhard Lanzendörfer 06Meldungen Swissbau10 Sanierung – geht auch ganz natürlich 14 Ein unternehmerisches Impulsprogramm für die Schweiz Jens Feddern 20 Die Immobilienwelt wird digital Peter Staub und Marco Bischof 22 Die Technik im Fokus Thomas Kral Planen26 Swissbau 2016 – Messeinfo 28 „Hier ist alles ein bisschen anders, hipper, offener“ Thorsten von Killisch-Horn Bauen32 „Big Data“ im Heizkeller Ulf Meyer 36 Autark und Vernetzt: Das Beste aus zwei Welten 38 Richtig auswählen, Risiken minimieren Thomas Rühle Betreiben44 Grünes Raum- und Ressourcen-Management für den Campus Matthias Mosig Produkte Grosse Wirkung auf kleiner Grundfläche | Wärme steuert das ­Wohlbefinden | Degardo Storus erhält Auszeichnung | Siemens-Tastsensoren aus Glas | Zu 100 % recycelbar und kompostierfähig | Thermostat senkt Heizkosten deut- lich | Fensterüberwachung via App | Neue Perspektiven für die Raumgestaltung 48 50Impressum Foto: Vollack Gruppe Foto: the_builder/fotolia 20 Die Digitalisierung der Immobilienwelt schreitet voran: Eine innovative Branche, die modernste Technologien nutzt. 28 Moderne Arbeitswelten in einem energieeffizienten Gebäude – hier fühlen sich die Angestellten wohl. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 05 Foto: Green Building Inhalt Titelbild: Green Buildings sind in der Bauwirtschaft seit einigen Jahren auf der Agenda. Aus gutem Grund: Verantwortungsvoller Neubau und sinnvolle Bestandssanierung sind zenrale Bausteine einer nachhaltigen Bau- und Immobilienstrategie. Zwei, die auf Nachhaltigkeit bauen. uns auf der Besuchen Sie in Basel: Swissbau 2016 Halle 2.0 B14 , ar nu 12. – 16. Ja Die emissionsarme Holzwerkstoffplatte LivingBoard ist die ideale Wahl für den wohngesunden Holzrahmen- und Innenausbau. Die Faserplatte StyleBoard MDF.RWH eignet sich perfekt als diffusionsoffene Unterdeckung für Dach und Wand. Beide Boards sind 100 % formaldehydfrei und feuchtebeständig PU-verleimt. Mehr Informationen auf www.pfleiderer.com Pfleiderer Holzwerkstoffe GmbH ∙ Ingolstädter Straße 51 ∙ D-92318 Neumarkt ∙ [email protected] ∙ www.pfleiderer.com 06 Magazin Foto: EnDK Denkmal und Energie im Einklang Im kommenden Jahr werden die Vergütungssätze für PV-Anlagen gesenkt. Bundesrat senkt Vergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen Die gemeinsame Broschüre des Bundesamts für Kultur (BAK) und des Bundesamts für Energie (BFE) zum Thema «Denkmal und Energie» zeigt Wege auf, wie Denkmäler energetisch verbessert werden können, ohne sie zu beeinträchtigen. Aufgezeigt wird auch, wie auf der Gebäudehülle einzelner Baudenkmäler Energie produziert werden kann. Eine Auswahl erfolgreich realisierter Beispiele konkretisiert die Überlegungen und Massnahmen. Dabei geht es sowohl um die Optimierung des Energiehaushalts als auch um die Erhaltung dieser unersetzbaren kulturellen Ressourcen. Die Broschüre zeigt, dass beide Anliegen gleichberechtig nebeneinander bestehen und sich ergänzen können. sollen mindestens bis März 2017 Bestand Der Bundesrat senkt die Photovoltaikhaben. Die Einmalvergütungen für kleine Vergütungssätze für die kostendeckende Photovoltaik-Anlagen bis 30 kW bleiben Einspeisevergütung (KEV) in zwei Schritbis März 2017 unverändert. Auch die Verten per 1. April und per 1. Oktober 2016 um gütungssätze der anderen Technologien Die Publikation steht in Verbindung mit sieben bis 14 Prozent. Diese und weitere bleiben vorerst unverändert, werden aber der Nachhaltigkeitsstrategie des BundesÄnderungen hat der Bundesrat in einer derzeit überprüft und zu einem späteren rats. Die Energiestrategie 2050 hat zum Revision der Energieverordnung festgelegt, Ziel, den Energieverbrauch im Gebäudedie per 1. Januar 2016 in Kraft tritt. Zeitpunkt angepasst. bereich zu reduzieren, die erneuerbaren Das UVEK prüft periodisch die Berechnung Aufgrund der nach wie vor langen KEVEnergien zu fördern und den CO2-Ausstoss der Gestehungskosten sowie der VergüWarteliste und der damit verbundenen zu verringern. Bei Baudenkmälern köntungssätze der KEV und passt diese nötijahrelangen Wartezeit wird Projektanten nen diese Vorhaben nicht standardmäsgenfalls den neuen Verhältnissen an. Es von Photovoltaik-Anlagen bis zu einer Leissig durchgeführt werden. Die Kulturgüter berücksichtigt dabei verschiedene Aspektung von 30 kW empfohlen, anstelle der ihrerseits sind unersetzbare Ressourcen. te, wie beispielsweise die Entwicklung der KEV die Einmalvergütung zu wählen. Diese Ihr Wert muss anhand ihres gesamten Technologien, ihre langfristige Wirtschaftwird in der Regel wenige Monate nach Lebenszyklus beurteilt und in den grösselichkeit und die Bedingungen des KapiInbetriebnahme der Anlage und der Einren Kontext des Gesamtgebäudebestands talmarkts.reichung der vollständigen Unterlagen bei gestellt werden. Nach sorgfältiger Analyse Mit einer Revision der Energieverordnung, der Swissgrid AG ausbezahlt. und mit entsprechenden Massnahmen ist die per 1. Januar 2015 in Kraft trat, hatte Weitere Änderungen, die vom Bundesrat es in vielen Fällen möglich, die Denkmäler der Bundesrat die KEV-Vergütungssätze im Rahmen dieser Revision beschlossen energetisch zu optimieren. Dies verlangt für Photovoltaik-Anlagen letztmals per 1. wurden, betreffen allgemeine Vollzugseine hohe Fachkompetenz aller PlanenApril und per 1. Oktober 2015 angepasst. Im fragen, Präzisierungen zur KEV sowie den bezüglich Mass und Art der Eingriffe, Verlaufe des Jahres 2015 wurden die KEVAnpassungen der StromversorgungsverRespekt vor alter wie neuer Baukultur soVergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen ordnung. Zur vorliegenden Revision wurde wie Kenntnis der energie- und klimapolitisowie die Ansätze der Einmalvergütung vom 7. Mai bis 8. Juli 2015 eine Anhörung schen Zielsetzungen. (EIV) für kleine Photovoltaik-Anlagen erdurchgeführt. Die Mehrheit der insgeneut überprüft. Es wurde festgestellt, dass samt 77 eingegangenen Stellungnahmen Die Broschüre „Denkmal und Energie - Hisdie Preise und damit die Gestehungskosstimmt den Anpassungen grundsätzlich torische Bausubstanz und zeitgemässer ten auf dem Photovoltaik-Markt erneut zu, und die neuen KEV-Vergütungssätze Energieverbrauch im Einklang“ ist online gefallen sind. Deshalb werden die KEVwerden grösstenteils explizit begrüsst. als PDF verfügbar: Vergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen Wirtschaftsnahe Organisationen bezeichin zwei Schritten per 1. April und 1. Oktober nen sie aber als weiterhin zu hoch. Die 2016 abgesenkt. Per 1. Oktober 2016 liegen betroffene Branche hingegen warnt vor zu www.bak.admin.ch/denkmalenergie sie damit - je nach Anlagengrösse - zwihohem Preisdruck. Die unveränderte Höhe www.energieschweiz.ch schen 7 und 14 Prozent unter den Vergüder Einmalvergütungen stiess fast aus tungssätzen des Jahres 2015. Massgebend nahmslos auf Zustimmung. (Quelle: Bundesamt für Energie) ist jeweils das Datum der Inbetriebnahme einer Anlage. Die neuen Vergütungssätze (Quelle: Bundesamt für Energie) 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Magazin 07 Vergleichsstudie: Sind Schweizer Stromlieferanten fit für die Energiezukunft? Wie gut sind die schweizerischen Stromlieferanten darauf vorbereitet, den Anteil an erneuerbaren Energien zu erhöhen und die Energieeffizienz zu steigern? Antworten darauf liefert eine vom Bundesamt für Energie (BFE) in Auftrag gegebene Studie, welche Strategien, Produkte und Dienstleistungen der schweizerischen Stromversorger in einem so genannten Benchmarking vergleicht. 62 Unternehmen haben an dieser nach 2014 zum zweiten Mal durchgeführten Vergleichsstudie teilgenommen. Ziel des freiwilligen Benchmarkings ist es, Transparenz zu schaffen. Die teilnehmenden Stromlieferanten sollen aussagekräftige Vergleiche mit ihren Mitbewerbern erhalten sowie Stromkonsumierende über die Leistungen der Stromlieferanten im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz informiert werden. Im Benchmarking wurden sieben Handlungsfelder beurteilt: 1. Unternehmensstrategie; 2. Vorbildwirkung; 3. Strompro- duktion aus erneuerbaren Energiequellen; 4. Gewässerschutz, 5. Lieferung, 6. Energiedienstleistungen, 7. Förderprogramme und tarifliche Massnahmen. Am Benchmarking 2014/15 haben 62 Stromlieferanten teilgenommen. Darunter befinden sich grosse und kleine Unternehmen sowie lokal, regional und kantonal tätige Stromversorger in der deutschen und französischen Schweiz sowie im Tessin. Zusammen decken sie rund 58 Prozent des Schweizer Stromabsatzes (gegenüber 40 Prozent im ersten Benchmarking 2013/14). Die Ergebnisse gleichen dem ersten Benchmarking und zeigen, dass - wie bereits im ersten Benchmarking - beträchtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Stromlieferanten bestehen. Zwei der Stromlieferanten erfüllen mehr als 80 Prozent der Zielsetzungen. Die Mehrheit der Stromlieferanten erfüllt die Zielsetzungen zu 35 bis 65 Prozent, der Durchschnitt liegt bei 49 Prozent. Elf Stromlieferanten schaffen zurzeit weniger als 30 Prozent der Zielsetzungen in den sieben Handlungsfeldern. Auffallend ist, dass die grossen Stromlieferanten mit 59 Prozent im Durchschnitt die Ziele deutlich besser erfüllen als die kleinen Stromlieferanten, die durchschnittlich nur 37 Prozent der Ziele erreichen. Grössere Unterschiede bestehen insbesondere in den Handlungsfeldern Unternehmensstrategie, Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien, Energiedienstleistungen sowie Förderprogramme und tarifliche Massnahmen. Im Vergleich zum Benchmarking 2013/14 fällt die Zielerreichung insgesamt tiefer aus. Dies liegt hauptsächlich daran, dass in der aktuellen Studie deutlich mehr kleine Stromlieferanten am Benchmarking teilgenommen haben. Mit der Durchführung der Benchmarking-Studie 2014/15 hat das BFE die Arbeitsgemeinschaft INFRAS/Brandes Energie beauftragt. (Quelle: Bundesamt für Energie) Stromsparen im Blick Mit dem Instrument der wettbewerblichen Ausschreibungen unterstützt der Bund Projekte und Programme zur Förderung der Effizienz im Strombereich, die möglichst kostengünstig zum sparsameren Stromverbrauch im Industrie- und Dienstleistungsbereich und in den Haushalten beitragen. Für die siebte Runde der wettbewerblichen Ausschreibungen werden vom Bundesamt für Energie (BFE) einige Vereinfachungen für die Antragsteller umgesetzt. Die Auswahl der im Rahmen der siebenten Ausschreibung eingereichten Projekte und Programme erfolgt im zweiten Quartal 2016. Insgesamt steht dafür ein Budget von 45 Mio. Franken zur Verfügung. Die Auswahl der eingereichten Vorschläge erfolgt in einem Auktionsverfahren. Den Zuschlag erhalten diejenigen Projekte oder Programme mit dem besten Kosten- 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Nutzen-Verhältnis (Rappen/kWh). Wer für ein Projekt Unterstützung beantragt, muss nachweisen können, dass dieses ohne Förderbeiträge nicht realisiert würde (Additionalität) und nicht wirtschaftlich wäre. Effizienzprogramme bündeln in der Regel zahlreiche Einzelmassnahmen und werden durch Programmträgerschaften umgesetzt. Erhöhung der maximalen Förderbeiträge: Das maximale Förderdach wird für die Programme auf 3 Mio. Franken und für Projekte auf 2 Mio. Franken erhöht. Aufgrund der Erfahrungen der ersten sechs Runden wurden folgende Veränderungen vorgenommen: Die wettbewerblichen Ausschreibungen werden über einen Zuschlag auf die Übertragungskosten der Hochspannungsnetze finanziert. Im Rahmen der Energiestrategie 2050 des Bundesrats sollen die wettbewerblichen Ausschreibungen weiter verstärkt werden. Bis 2020 soll das Budget auf maximal 50 Mio. Franken pro Jahr erhöht werden. Neues vereinfachtes Verfahren für Berechnung von Einsparungen und Förderung: Ausgangspunkt für die Berechnungen sind nur noch die bereits bestehende sowie die geplante effizientere Anlage. Die Berechnung anhand einer Referenzanlage entfällt. Die Ausschreibungsbedingungen sind neu für Projekte und Programme übersichtlich in separaten Dokumenten dargestellt und inhaltlich aktualisiert. (Quelle: Bundesamt für Energie) Magazin Foto: Europa Forum Luzern 08 Doris Leuthard gehörte zu den Referenten der Veranstaltung. Europa Forum Luzern diskutiert zur Energiepolitik Energiepolitik ist heute Klimapolitik und Wirtschaftspolitik. Dabei agiert jedes Land verschieden. Die Auswirkungen sind jedoch international. Deshalb erfordert es ein gemeinsames Vorgehen. Das Europa Forum Luzern fasste vor über 1000 Interessierten die aktuelle Situation zusammen und diskutierte über mögliche Ansätze „Weltweit hat sich die Bevölkerung im letzten Jahrhundert vervierfacht. Der Energiehunger hat sich vervierzigfacht. Mehr Menschen, mehr Wirtschaftswachstum, mehr Mobilität – dieses Wachstum führt zu einem globalen Temperaturanstieg und einer dramatischen Erhöhung der CO2Emissionen. Damit die weltweite Energienachfrage gedeckt werden kann, ist eine stärkere Koordination gefragt. Dieses internationale Umfeld können wir Schweizer nur marginal beeinflussen. Aber wir können unseren eigenen Verbrauch steuern, mittels Forschung neue Technologien ermöglichen und damit einen Nutzen für alle stiften. Mit der Energiestrategie steht die Energieeffizienz im Fokus. Im Moment sind die Preise zwar tief, daher sind die Anreize nicht gar so gross. Aber mit steigenden Preisen werden sich die Investitionen wieder auszahlen“, zeigte sich Bundesrätin Doris Leuthard überzeugt. In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurde über die Stärken und Schwächen der schweizerischen Energiepolitik debattiert. Remo Lütolf, CEO von ABB Schweiz, meinte, dass man mit der derzeitigen Diskussion im Parlament zur Energiestrategie auf dem richtigen Weg sei. Die eingesparte Energie sei natürlich die günstigste, der Ausbau von erneuerbaren Energien sei möglich, aber dennoch bestehe ein CO2- Problem. Einstimmig begrüsste die Runde auch eine CO2-Lenkungsabgabe. Lino Guzzella, ETH-Präsident, ortete bei den Speichermöglichkeiten grössere Herausforderungen. Robert Lombardini, Verwaltungsratspräsident Axpo-Holding, monierte die internationale Subventionierung von Strom aus Sonne und Wind, die der Energieindustrie in der Schweiz derzeit sehr zu schaffen mache. Der SP-Nationalrat Eric Nussbaumer merkte an, dass es eine gewisse technologische Anschubfinanzierung brauche, denn die Energiewende sei nicht kostenlos zu haben. Dafür brauche es aber verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen. Einig war sich die Runde auch, dass die Eigenverantwortung gefordert sei: Jeder einzelne könne sehr viel in Sachen Energieeffizienz in der Nutzung von erneuerbaren Energien und bei der Mobilität beisteuern. Anlässlich des Symposiums vor 300 Fachleuten vermittelte Christoph Frei vom World Energy Council einen Überblick zur weltweiten Energiesituation: „Die Welt steht energiepolitisch vor riesigen Herausforderungen. Aufgrund des wirtschaftlichen Wohlstands und des Bevölkerungswachstums in aufstrebenden Schwellenländern wie Indien und China muss das globale Energiesystem weiter ausgebaut und transformiert werden. Das erklärte Klimaziel einer maximalen Erwärmung von 2 °C kann in Europa wohl eingehalten werden, nicht aber in Asien. Für den Aufbau der Energiewende braucht es riesige Investitionen sowie eine weltweite CO2-Lenkungsabgabe.“ Zur Situation in Europa meinte Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP): „Das Grundprinzip der EU-Energiepolitik ist auf Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet. Dabei setzt jedes Land seine eigenen Prioritäten. Die Energie-Union ist eine Konsensformel zur Überdeckung verstärkter interner Konflikte und wachsender konzeptioneller Widersprüche. Demnächst wird in Brüssel eine neue Energievorlage für ein EnergyGovernment präsentiert, die den Rahmen bis 2030 in der Energie- und Klimapolitik absteckt“. Die Folgen des Klimawandels wie Temperaturanstieg oder Trockenheit seien bereits heute in der Schweiz spürbar. Deshalb brauche es eine radikale Transformation der Wirtschaft, ansonsten könnten die gesteckten Klimaziele bis 2050 nicht erreicht werden, forderte Professor Andreas Fischlin von der ETH Zürich. Die grossen Herausforderungen für die Schweizer Energieversorgung skizzierte Walter Steinmann, Direktor des Bundesamts für Energie: „Die Schweizer Strombilanz ist ernüchternd. Im Sommer exportieren wir Strom, im Winter importieren wir und sind damit immer noch abhängig vom Ausland. Diese Abhängigkeit muss Schritt für Schritt reduziert werden. Dazu braucht es mehr Energieeffizienz bei Gebäuden, in den Unternehmen sowie in der Mobilität. Ebenfalls gefordert sind wir beim Energienetz und den Speichermöglichkeiten.“ Einige Referenten wiesen auf die hohen Investitionen hin – die Schätzungen gehen von 5 Mia. bis 18 Mia. Franken für den Schweizer Netzausbau. Hier sei die Finanzwirtschaft gefordert, meinte Dominik Bollier von Credit Suisse Energy Infrastructure Partners. Sie solle Anlageprodukte schaffen, damit beispielsweise Pensionskassen längerfristig Geld in die Energiewirtschaft investieren könnten. Dazu brauche es aber bessere Rahmenbedingungen: Die Politik müsse Rechtssicherheit schaffen, damit die Finanzanlagen planbar und zeitnah realisiert werden könnten. Das 29. internationale Europa Forum war wiederum ein voller Erfolg. Am Fachsymposium trafen sich weit mehr als 300 Entscheidungsträger der Energiebranche zum Dialog mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Die öffentliche Abendveranstaltung war mit mehr als 1000 interessierten Besuchenden bereits seit Wochen ausgebucht. (Quelle: Europa Forum Luzern) 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Magazin 09 Swiss Green Economy Symposium Hinter jedem Erfolgsrezept steckt mindestens ein kluger Kopf Begrüssung aller Teilnehmer Alle Fotos: eveni.to / Fotograf: Romel Janeski Am 3. Swiss Green Economy Symposium im Kongresszentrum Winterthur gaben über 80 Opinion Leaders aus Politik, Unternehmen und Gesellschaft Erfahrungen weiter. Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf trat als Hauptreferentin auf und sprach über den zweiten Teil der Energiestrategie: Übergang vom Förder- zum Lenkungssystem. Neben Eveline WidmerSchlumpf waren viele weitere KeynoteSpeakers anwesend; unter anderen auch Bernhard Lanzendörfer, Präsident vom Verein Green Building Schweiz und CEO von Saint-Gobain Weber und Balz Halter, VRP Halter Gruppe. Der Verein Green Building Schweiz war am SGES als Presenting Partner präsent und hat die Veranstaltung nachhaltig mitgeprägt. Viele spannende Gespräche und wertvolle Kontakte sind dabei entstanden. Weiterführende Informationen und Eindrücke: www.greenbuilding.ch/news (Quelle: Verein Green Building Schweiz) Keynote von Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf Nationales Podium mit Markus Hutter und Bernhard Lanzendörfer Baudirektion setzt Gestaltungsplan für Kantonsspital Winterthur fest der Integration von erneuerbaren Energien Die bauliche Infrastruktur des Kantonsspiwurden vom 17. Juli bis 14. September 2015 verschrieben hat.» tals Winterthur hat mit der Entwicklung öffentlich ausgelegt. Während dieser Frist der Patientenzahlen und der erbrachten konnte sich jedermann zum Entwurf äusDie Photovoltaik-Module bestehen aus Leistungen nicht Schritt gehalten. Um sern. Insgesamt gingen 32 Anträge ein, hochleistungsfähigen Bifacial-Solarzellen, weiterhin einen effizienten Spitalbetrieb welche sich hauptsächlich auf zusätzliche die auf der innovativen Heterojunctiongewährleisten zu können, müssen die Anschlusspunkte für Fuss- und Velowege Technologie (HJT) basieren, die durch das Raumknappheit beseitigt und die notwensowie die Themen Ausweichverkehr, MoPV-Labor der EPFL (École Polytechnique digen Sanierungen umgesetzt werden. bilitätskonzept und Parkierung bezogen. Fédérale de Lausanne) und das PV-Center Handlungsbedarf besteht insbesondere im Die Baudirektion hat den Gestaltungsplan des CSEM in Neuenburg entwickelt wurde. Zusammenhang mit dem Hochhaus, das aufgrund der Einwendungen überarbeitet «Die Schweiz muss sich für die Entwicknach über 45 Betriebsjahren zahlreiche beund nun festgesetzt. Vorbehältlich allfällung leistungsfähiger erneuerbarer Energitriebliche und bauliche Mängel aufweist. liger Rechtsmittel tritt er Anfang Januar en einsetzen. Die hier verwendeten TechFür dessen Ersatz hat der Kantonsrat einen 2016 in Kraft. Ein rechtskräftiger Gestalnologien haben ein hohes Potenzial und Kredit von knapp 349 Millionen Franken tungsplan ist Voraussetzung, damit die sind nicht nur für Solarparks, sondern auch bewilligt.Stadt Winterthur die Baubewilligung für in bebauten Umgebungen ausgesprochen den Ersatzneubau des Hochhauses erMit dem kantonalen Gestaltungsplan «Kantonsspital Winterthur» wird grundeiteilen kann.interessant, da sie Ästhetik und maximale Energiegewinnung miteinander verbingentümerverbindliches Planungsrecht für «Dieser Bau passt perfekt zu unserer Visiden», erklärte Christophe Ballif, Direktor den Um- und Neubau geschaffen. Nebst on einer nachhaltigen Stadtentwicklung. des PV-Center am CSEM. Angaben zur Bebauung beinhaltet er auch Er unterstreicht die einzigartigen KompeAussagen zum Freiraum, zur Erschliestenzen, die in Neuenburg vorhanden sind. sung, zur Parkierung und Umwelt sowie Darüber hinaus kann die Stadt deutlich zu Ver- und Entsorgung. Die Unterlagen machen, dass sie sich der Innovation und (Quelle: Baudirektion, Kanton Zürich) 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 10 Swissbau Klimaschutz mit Holzfaserdämmstoffen Sanierung – geht auch ganz natürlich Eine gute Wärmedämmung zahlt sich sowohl im Winter wie auch im Sommer aus. Auch bei geringen Heiz- und Kühlkosten sind die Wohnräume angenehm und behaglich. Bei der Auswahl des Dämmstoffes ist es wichtig, neben der Dämmleistung auch Faktoren wie die Diffusionsoffenheit und Ökologie zu berücksichtigen. Fotos: Pavatex Kühle und zugige Räume können einen gemütlichen Winterabend in den eigenen vier Wänden zunichte machen. Gemäss dem Schweizerischen Gebäudeprogramm sind in der Schweiz rund 1.5 Millionen Häuser dringend energetisch sanierungsbedürftig. Ohne eine gute Wärmedämmung entweicht allerdings ein Grossteil der Heizenergie gleich wieder über das Dach und die Wände. Dies ist nicht nur unangenehm, sondern kostet viel Geld und ist schadet der Umwelt. Der Gebäudebestand ist laut der Schweizerischen Energie-Stiftung für vierzig Prozent der Schweizer CO2Emissionen verantwortlich. Die Bauherrschaft der Mehrfamilienhaussiedlung in Hitzkirch hat sich deshalb für eine Dachsanierung mit natürlichen Holzfaserdämmstoffen entschieden, um das ganze Haus zuverlässig vor Kälte und Hitze zu schützen. Zudem ermöglicht die Wasserdampfdurchlässigkeit der Holzfaser ein gesundes Raumklima und sichere Konstruktionen. Diffusionsoffene Dämmsysteme sind sicherer Eine sorgfältige Auswahl und Planung des Dämmsystems ist unerlässlich, wenn die Wärmedämmung eines Gebäudes ein Erfolg werden soll. Zum einen muss der Dämmstoff richtig dimensioniert sein, denn anhand des Wärmedurchgangwiderstands des Materials kann die ideale Dicke für die jeweilige Konstruktion und die spezifischen Anforderungen bestimmt werden. Zum anderen sind diffusionsoffene Dämmsysteme als vorteilhafter einzustufen als diffusionsdichte Systeme. Diffusionsoffene Konstruktionen lassen Wasserdampf durch die Bauteilschichten wandern. Dies bedeutet, dass Feuchte, die beispielsweise aufgrund von Kondensation oder kleinen Fehlern in der Luftdichtheitsebene in das Bauteil gelangt, wieder austrocknen kann. Bei diffusionsdichten Systemen wäre sie eingeschlossen und würde die Konstruktion innerhalb kurzer Zeit beispielsweise durch Schimmel dauerhaft schädigen. Die Umwelt profitiert doppelt Moderne Dämmsysteme sorgen dafür, dass die Innenräume im Winter behaglich warm und im Sommer angenehm kühl bleiben. Damit die Umwelt nicht nur durch den geringeren Energieverbrauch des Gebäudes profitiert, sind auch der Rohstoff, die graue Energie und die Entsorgung eines Dämmstoffes bei der Auswahl mit zu berücksichtigen. Holzfaserdämmstoffe, beispielsweise von Pavatex, werden aus natürlichem Holz hergestellt, das als Restprodukt in Sägereien anfällt. Die Herstellung der Holzfaserplatten benötigt entscheidend weniger Energie als die Produktion von herkömmlichen Dämmstoffen. Am Ende ihrer Lebensdauer können sie zur Energiegewinnung verbrannt oder sogar kompostiert werden. Bei Dämmprodukten aus Kunststoff gibt es hingegen oft keine andere Möglichkeit als die aufwändige Entsorgung als Sondermüll. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Ihr Weg zu einem intelligenteren Gebäudeportfolio beginnt hier Vollziehen Sie den nächsten Schritt auf dem Weg zu besserer Energie- und Betriebseffizienz mit Siemens Advantage™ Navigator Sie wollen die Energie- und Betriebseffizienz steigern, aber komplexe Daten, steigende Kosten, wachsender Energiebedarf und überalterte Systeme führen zu Unsicherheit darüber, wie vorzugehen ist. Jetzt können Sie mit der cloud-basierten Plattform Siemens Advantage™ Navigator Daten zur Gebäudeleistung Ihres gesamten Gebäudeportfolios sammeln und analysieren. Effizient. Advantage Navigator sorgt für die nahtlose Integration komplexer Datenquellen bezüglich Energiebeschaffung, Energieverbrauch, Systemleistung sowie Nachhaltigkeit und verschafft Ihnen somit einen sinnvollen Überblick. Effektiv. Advantage Navigator kombiniert die von Ihnen benötigten umfangreichen und benutzerdefinierten Daten mit der Erfahrung und Kompetenz von Siemens und hilft Ihnen somit, optimale Entscheidungen zu treffen. Intuitiv. Advantage Navigator bietet ein komplettes Berichtswesen und verfügt über analytische Fähigkeiten, die Ihnen die gesuchten Informationen an die Hand geben, damit Sie optimale Massnahmen hinsichtlich Leistungsoptimierung und Energiesparen einleiten können. www.siemens.ch/navigator Wir setzen uns aktiv für nachhaltiges Bauen ein. Als Mitglied vom Verein Green Building Schweiz. Verein Green Building Schweiz, Elfenstrasse 19, CH 3000 Bern 6, www.greenbuilding.ch 12 Swissbau 1 Unkomplizierte Gebäudedämmung mit Holzfaserdämmstoffen Mit den diffusionsoffenen Dämmsystemen kann eine umweltfreundliche und sinnvolle Wärmedämmung einfach und sicher umgesetzt werden. Sie beinhalten keinerlei Schadstoffe und ermöglichen gesunde und angenehme Wohnräume. Optimal aufeinander abgestimmte Produkte können sowohl im Neubau wie auch bei Sanierungen eingesetzt werden. Ein Beispiel ist die Sanierung einer Wohnüberbauung in Hitzkirch. Die fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 65 Wohnungen wurden in den Jahren 1989 bis 1994 erbaut. Doch mittlerweile nagte der Zahn der Zeit an den Gebäuden und die damals gewählte Dachkonstruktion konnte die heutigen Anforderungen nicht mehr erfüllen. Die innenliegende Dampfbremse war nicht abgeklebt, und zwischen den Sparren des so genannten Kaltdachs befanden sich nur circa 14 Zentimeter Mineralfaserdämmung. Ein sicheres Dach für Jahrzehnte – garantiert Die Mehrfamilienhäuser der Überbauung Herrenmatte sollten nun ein Dach erhalten, das ihre Energieeffizienz markant erhöht und sie in den nächsten Jahrzehnten zuverlässig schützt. Zudem sollte sich auch der Wohnkomfort insbesondere in den Dachgeschossen deutlich verbessern. Die beauftragte Tschopp Holzbau AG zog diverse Varianten in Erwägung. Überzeugt hat sie schlussendlich das Sanierungssystem von Pavatex mit einer Luftdichtbahn. Dieses System hat den Vorteil, dass die Luftdichtbahn flächig über den Sparren verlegt werden kann. Dadurch kann im Vergleich mit der herkömmlichen Schlaufenverlegung viel Zeit und Material gespart werden. Zudem ist diese Verlegeart auch weniger fehleranfällig, Verletzungen der Bahn beispielsweise durch herausstehende Nägel lassen sich einfacher vermeiden. Über der Luftdichtbahn werden die bewährten und vielseitigen Holzfaserplatten verlegt. Nachdem die Entscheidung für das LDB-System gefallen war, begann die Tschopp Holzbau AG mit der Sanierung des ersten Mehrfamilienhauses. Die alte Mineralfaserdämmung wurde in der Dachkonstruktion belassen, da ihr Zustand noch genügend gut war. Lediglich der Hohlraum bis zur Oberkante des Sparrens wurde mit einer fünfzig Millimeter dicken flexiblen Holzfaserplatte aufgefüllt. Darüber wurde die Luftdichtbahn vollflächig verlegt und mit einer zusätzlichen 120 mm breiten Zusatzdämmung überdeckt. Den äusseren Abschluss bildete eine Unterdachbahn. Diese Dachkonstruktion erreicht den guten U-Wert von 0.15 W/m2K und erfüllt damit problemlos die Anforderungen des Gebäudeprogramms von Bund und Kanton. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau 13 2 3 Moderne Dämmstoffe – vielfältige Vorteile Die modernen Dämmsysteme wie beispielsweise von Pavatex sorgen dafür, dass die Innenräume im Winter behaglich warm und im Sommer angenehm kühl bleiben. Der Lärm hat ebenfalls keine Chance: Dank dem hohen Flächengewicht bieten die Holzfaserdämmstoffe den Bewohnern ruhige und entspannende Wohnräume. Sogar im Brandfall sind die Dämmstoffe vorteilhaft: aufgrund ihres gutmütigen Abbrandverhaltens ermöglichen sie Bauteile mit hoher brandhemmender Wirkung und schaffen im Ernstfall Zeit, die bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte entscheidend sein kann. z 1 Diffusionsoffene Dämmsysteme sorgen für sichere Konstruktionen und gesunde Wohnräume. 2 Die bestehende Dämmung zwischen den Sparren wurde mit dem flexiblen Holzfaserdämmstoff ergänzt. Die Luftdichtbahn konnte anschliessend flächig über die Sparren verlegt und überdämmt werden. Das Vordach wurde durch so genannte Sticher ausgebildet. 3 Bei der Dachsanierung der Mehrfamilienhäuser in Hitzkirch kam die LDBLösung von Pavatex zum Einsatz. 4 Das erste Mehrfamilienhaus kurz vor der Fertigstellung. Das Dach schützt nun zuverlässig vor Kälte, Hitze und Lärm. 4 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau Foto: yuliufu/Fotolia 14 Auf dem Weg zur Effizienzsteigerung sind Green Buildings und Energiespar-Contracting wichtige Massnahmen. Green Building Ein unternehmerisches Impulsprogramm für die Schweiz Massnahmen wie „Green Buildings“ und Energiespar-Contracting helfen, die Hürden auf dem Weg zu Effizienzsteigerungen und die Anforderungen der Energiestrategie 2050 des Bundes zu überwinden. Zusätzlich werden mit einer kontinuierlichen Betriebsoptimierung nicht nur die Betriebskosten reduziert, sondern auch die Bedürfnisse der Gebäudenutzer besser erfüllt. Text: Jens Feddern 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau Wassermangel in den Schweizer Seen und T-Shirt-Wetter im November: Gerät die Welt aus den Fugen? Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass Wetterkapriolen vor der Schweiz nicht halt machen. Hinzu kommt, dass mit der Aufhebung des Mindestkurses durch die Schweizer Nationalbank der starke Franken einen grossen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz hat. Auf der anderen Seite ist Energie günstiger als je zuvor. So günstig, dass die Stromerzeugung mit Wasserkraft in der Schweiz ihr Produkt unter Produktionskosten dem Markt anbieten muss. Ja, es scheint in der Tat so, dass die Welt ein wenig aus den Fugen geraten ist. Wer oder was kann eventuell einen kleinen, aber doch bedeutenden Beitrag leisten, um diesen Entwicklungen gegenzusteuern? Ein Beispiel ist das „Green Building“ oder jene Massnahmen, die ein bestehendes Gebäude zu einem „Green Building“ machen. Ein solches Gebäude erfüllt die tatsächlichen Anforderungen der wechselnden Nutzung, verwendet die eingesetzten Ressourcen optimal und trägt zur Stabilisierung der Energieübertragungssysteme bei. Das faszinierende an diesem Modell ist, dass ein wesentlicher Teil der erforderlichen Investitionen aus den generierten Effizienzsteigerungen refinanziert werden können. Auf dem Weg zu dieser scheinbar einfachen Lösung gilt es, mehrere Hürden zu nehmen, die im Rahmen dieses Artikels verbunden mit Lösungsvorschlägen beleuchtet werden. Zahlen und Fakten stands Wohnbauten und 20 Prozent Zweckbauten (Nichtwohnbauten und Industriegebäude) sind. Die Energiebezugsfläche der Zweckbauten in Quadratmetern beträgt etwa 33 Prozent. Durch eine energieintensivere Nutzung liegt ihr Energiebedarf sogar bei etwa 45 Prozent des Gesamtenergiebedarfs aller Gebäude in der Schweiz. Die Anforderungen an den Wärmebedarf der neuen Gebäude werden langsam aber stetig verschärft und die Umsetzung kontinuierlich verbessert [2]. Aber wie steht es um die bestehenden Gebäude? Einerseits sind rund 70 Prozent des Gebäudebestands der Zweckbauten älter als 30 Jahre. Andererseits werden maximal 10 Prozent aller Zweckbauten in der Schweiz mit optimaler Energieeffizienz betrieben. Dies bedeutet, dass 90 Prozent aller Zweckbauten erhebliches Modernisierungspotenzial aufweisen. Fokus Zweckbauten Das Feld der Wohnbauten ist mit 80 Prozent des Gebäudebestands bereits stark im Fokus der Energiepolitik, der Konferenz der kantonalen Energiedirektoren sowie von unterschiedlichen Verbänden und Konferenzen. Demgegenüber stehen die Zweckbauten, die zwar nur 20 Prozent des Gebäudebestands, aber 45 Prozent des Gesamtenergiebedarfs ausmachen, weniger im Fokus. So ist zum Beispiel der Gebäudeenergieausweis der Kantone dort nicht anwendbar, da die Komplexität dieser Gebäude und deren Gebäudeinfrastruktur um einiges höher ist. Um diese Komplexität von Zweckbauten umfassend zu analysieren und zu beurteilen, bedarf es Methoden, die in der Bewertung über energetische oder gebäudetechnische Standards hinausgehen. Foto: Siemens 46 Prozent des Endenergieverbrauchs in der Schweiz werden für Gebäude aufgewendet, wobei 80 Prozent des Gebäudebe- 15 Ca. 70 Prozent des Schweizer Gebäudebestands der Zweckbauten ist älter als 30 Jahre. Mit Betriebsoptimierung und Modernisierung der Gebäudeinfrastruktur werden Verbesserungen erreicht, die sich selbst finanzieren. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 16 Swissbau Hürden Das Vermieter-Mieter-Dilemma Wie ist es zu erklären, dass es ein so grosses Modernisierungspotenzial gibt, das bisher aber nur langsam ausgeschöpft wird? In der Energiestrategie 2050 wurde diese Hürde erkannt: „Ein besonderes Problem stellt dabei der tiefe Renovationsgrad des Gebäudebestandes von 1 Prozent pro Jahr dar.“[2] Im Folgenden ein paar Erklärungsversuche: In vielen Zweckbauten sind Errichter, Besitzer und Nutzer der Gebäude unterschiedlich. Der Errichter erstellt in Rahmen des verfügbaren Budgets ein Gebäude, dessen Betriebskosten von anderen Personen aufgebracht werden. Der Besitzer ist für den Unterhalt des Gebäudes verantwortlich, aber auch er zahlt in der Regel nicht die Betriebskosten. Diese werden vom Nutzer bezahlt und sind im Vergleich zu anderen Kostenblöcken relativ gering. Eine grosse Hürde bei der Ausschöpfung des Modernisierungspotenzials liegt in der Tatsache, dass der Besitzer für die Sanierungsmassnahmen nicht von der Reduktion der Nebenkosten profitiert und somit die Sanierung refinanzieren kann. Fehlendes Bewusstsein Der bestehende Sanierungsstau in der Schweiz ist ein Indiz für die übergeordnete Haltung, dass Energieeffizienz in Gebäuden als eigenständiges Thema nicht interessant genug ist. Die Technologien und das Wissen sind zwar vorhanden, es fehlt aber an der Wichtigkeit und Dringlichkeit. Zudem ist Energie (zurzeit) günstiger denn je. Andere Themen sind wichtiger. Energieeffizienz hat keinen Selbstzweck sondern muss sich dem eigentlichen Zweck und den Zielen des Gebäudes unterordnen. Dazu gehören zum Beispiel die Erhöhung des Gebäudewerts, die Erhöhung der Wertschöpfung im Gebäude oder die Verbesserung der Produktivität. Es muss also einen Bezug zum Kerngeschäft geben, um ernst genommen zu werden. Wenn es einen belastbaren, positiven Beitrag zum Geschäftserfolg gibt, ist es ein willkommener Nebeneffekt, dass sowohl der Verbrauch reduziert und ein Beitrag zur Energiewende geleistet wird als auch die Emissionen nachweislich sinken. Keine einheitlichen Richtlinien Leider ist das Gebäude kein Gerät, denn für dieses könnten Richtlinien auf Bundesebene erlassen werden. Bei Gebäuden sind die Kantone zuständig für energiepolitische Massnahmen im umbauten Raum. Das eidgenössische Energiegesetz regelt nur wenige Massnahmen abschliessend und gibt den Kantonen einen allgemeinen Auftrag für die rationelle Energienutzung im umbauten Raum. So bedürfen die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich jeweils eines individuellen Gesetzgebungsverfahrens auf kantonaler Ebene, was nicht unbedingt beschleunigend wirkt. Der Gebäudeenergieausweis der Kantone zeigt, wie viel Energie ein Wohngebäude oder ein einfacher Verwaltungs- oder Schulbau bei standardisierter Benutzung für Heizung, Warmwasser, Beleuchtung und andere elektrische Verbraucher benötigt. Dieser Ausweis ist bisher nicht für komplexere Zweckbauten vorgesehen. Hier ist insbesondere die Politik gefragt auch für Gebäude wesentliche Leitplanken zu definieren – zum Beispiel im Rahmen der Revision des Energiegesetzes,. Zu solchen Richtlinien gehören beispielsweise die ganzheitliche Bewertung aller Energieformen, die Unterstützung des Einsatzes von Bestgeräten, die fachgerechte Inbetriebnahme sowie die Förderung einer kontinuierlichen Betriebsoptimierung. Darüber hinaus sollte die Modernisierung der Gebäudetechnik (CO2-Gesetz Art. 34 Vermeidung der CO2-Emission von Gebäuden) gezielt unterstützt werden. Hier sollte die Frage gestellt werden, ob es für Zweckbauten überhaupt eine Kaltmiete geben darf, oder ob sogar das Mietrecht geändert werden sollte, um den Vermieter mit in die Verantwortung für den effizienten Gebäudebetrieb zu nehmen. Dies könnte zum Beispiel durch das Einführen der Position “grüne Nebenkosten” im Mietrecht für Zweckbauten (Grossverbraucher) erfolgen, mit denen der Vermieter die Kosten der energetischen Sanierungen unter bestimmten Voraussetzungen dem Mieter berechnen darf. Ein Lösungsvorschlag wurde von Nationalrat Peter Schilliger mit der Motion 13.4207 unterbreitet. mit der Idee durch eine OR-Anpassung im Mietrecht von Geschäftsräumen die Anrechnung von Energiespar-Nebenkosten an die Investitionskosten zuzulassen: „Der Bundesrat wird beauftragt, das Mietrecht von Geschäftsräumen so anzupassen, dass die durch energetische Sanierungen eingesparten Energiekosten während einer Zeitdauer von fünf Jahren bei den Nebenkosten angerechnet werden können.“ [3] Leider konnte sich das zuständige Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) der Argumentation bisher nicht anschliessen. Fehlendes Vertrauen in innovative Finanzierungsmodelle Bei Zweckbauten bietet sich zur Finanzierung der energetischen Modernisierung das Modell des Energiespar-Contractings an. In diesem Modell garantiert das ausführende Unternehmen die zu erreichenden Einsparungen. Damit ermöglicht es einen definierten Zeitraum der Projektfinanzierung aus dem Budget der Betriebskosten, ohne dass der Gebäudebesitzer das Investitionsbudget vorhalten muss. Dieses Modell ist in anderen Ländern (zum Beispiel Deutschland, Österreich, USA, Skandinavien) sehr verbreitet, in der Schweiz bisher selten umgesetzt. Das Modell wird in diesen Ländern insbesondere für Gebäude der öffentlichen Hand verwendet, die in der Regel eine hohe Bonität aber eine reduzierte Liquidität haben. Dem gegenüber stehen Investoren (zum Beispiel Pensionskassen u.a.), die sehr an solch langfristigen Investitionsmöglichkeiten interessiert sind. Ein Grund für die fehlende Akzeptanz in der Schweiz liegt vermutlich darin, dass es bisher keine neutrale Stelle gab, die objektiv 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau Unsere Dachsanierung überzeugt im Markt Das Beste an der PAVATEX Dachsanierung: Luftdichter Abschluss des Daches mit der Dichtbahn LDB 0.02 für eine erhöhte Sicherheit Flächige Verlegung über den Sparren spart Zeit und Geld Alter Dämmstoff kann im Dach belassen werden Sie haben Fragen zur LDB-Dachsanierung? Wir beraten Sie gerne. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch www.pavatex.ch 17 18 Swissbau Grafik: Siemens Das Energiespar-Contracting (ESC) bietet ein solides Geschäftsmodell, um die erforderlichen Modernisierungen über die erreichten Reduktionen der Betriebskosten zu finanzieren. die Rahmenbedingungen, Ausschreibungen und Überprüfbarkeit der Leistungen ermöglicht. Dies hat sich mit der Gründung von swissesco im September 2015 geändert: swissesco ist der Verband der Energiedienstleister, die das Energiespar-Contracting in der Schweiz fördern wird. EnergieSchweiz unterstützt das Anliegen von swissesco ideell und hat in der Startphase auch finanzielle Unterstützung zugesagt. Auch der Verein Green Building Schweiz begrüsst das Modell des Energiespar-Contractings für die Schweiz und unterstützt swissesco bei ihrem Auftrag. Zudem arbeitet swissesco mit der Berliner Energieagentur zusammen, die seit vielen Jahren über grosse Erfahrungen im Energiespar-Contracting verfügt. Erfolgsbeispiele Die nachfolgend aufgeführten Vorschläge sind nicht nur graue Theorie, sondern lassen sich mit sehr guten Beispielen untermauern. Betriebsoptimierung eines Immobilienpools Eine namhafte Schweizer Bank hat den effizienten Betrieb ihrer Immobilien eines Real-Estate-Investment-Fonds als deutliches Differenzierungsmerkmal ausgebaut. Den Investoren werden neben Daten und Fakten der finanziellen Performance regelmässig belastbare Berichte über die Reduktion der CO2-Emissionen und der Energieverbräuche zugestellt. Und diese können sich sehen lassen: In einem der grössten und modernsten Bürogebäude in Zürich wurde der Energieverbrauch durch eine systematische Betriebsoptimierung um 795 000 kWh pro Jahr reduziert. Dies ging nicht zu Lasten des Komforts der anspruchsvollen Kunden, sondern hat diesen noch verbessert. In einem grossen Einkaufszentrum, das erst wenige Jahre im Betrieb ist, wurden wiederum durch die systematische Betriebsoptimierung der Verbrauch um 1 680 000 kWh pro Jahr verringert. Das Geheimnis des Erfolges der Betriebsoptimierung liegt in der ganzheitlichen Betrachtung aller Gewerke der Gebäudeinfrastruktur, das Verständnis der Betriebsabläufe und der Erfahrung der Energieingenieure, die alle Instrumente des Orchesters so abstimmen, dass es zu einer harmonischen Symphonie kommt. Und hier leuchtet es ein, dass dieses nicht nur einmalig erfolgen kann, sondern kontinuierlich durchgeführt werden sollte. Praktische Anwendung des Energiespar-Contractings Die finanzielle Stärke der Stadt Berlin ist nicht gerade herausragend. Trotzdem war man mit einem grossen Modernisierungsbedarf der unterschiedlichsten Gebäude aller Art konfrontiert. Diese Gebäude haben immerhin Energiekosten von 17,2 Millionen Euro pro Jahr verursacht. Im Rahmen einer Energy Saving Partnership (ESP) wurden alle Gebäude mit dem Geschäftsmodell des Energiespar-Contractings erfolgreich modernisiert. Siemens als Energiedienstleister (Energy Services Company, ESCO) hat nach detaillierter Prüfung Einsparungen von fast 30 Prozent garantiert und Investitionen in Höhe von 28,5 Millionen Euro getätigt. Neben der erfolgreichen Modernisierung der Gebäude hat die öffentliche Hand auch noch eine umgehende Kostenreduktion von mehr als 1 Million Euro pro Jahr erreicht. Die Bundesimmobiliengesellschaft in Österreich stand vor einer ähnlichen Herausforderung. Auf Basis des gleichen Geschäftsmodells wurden seit 2001 bereits 312 Gebäude modernisiert – und das mit einer durchschnittlichen Einspargarantie von mehr als 20 Prozent. Neben den reduzierten Energiekosten und der Vermeidung von fast 23 000 Tonnen CO2 pro Jahr konnte man weitere wertvolle Erfahrungen sammeln: ► Der Wert der Liegenschaften hat sich systematisch verbessert und kann auf hohem Niveau gehalten werden. ► Die Verbesserungen der Energie- und Betriebseffizienz haben ein solides Fundament für die erforderlichen Investitionen gebildet. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau 19 Foto: Siemens Im Rahmen der Betriebsoptimierung analysiert der Energieingenieur alle Gewerke der technischen Infrastruktur und stimmt sich mit dem Nutzer des Gebäudes ab. ► Alle unterschiedlichen Gewerke können mit dieser Methode verbessert werden. ► Kleinere Gebäude mit relativ geringem Energieverbrauch sollten zu grösseren Pools zusammengefasst werden, um die erforderliche kritische Projektgrösse zu erreichen. ► Die Auswahl der richtigen Projektpartner ist sehr wichtig, da man sich in eine längere Partnerschaft begibt. ► Die bestehenden Mitarbeitenden für Betrieb und Unterhalt müssen aktiv eingebunden werden. ► Nach dem Motto “Macht Betroffene zu Beteiligten” ist die Sensibilisierung der Gebäudenutzer wichtig für den langfristi- gen Erfolg. Mit einer kontinuierlichen Betriebsoptimierung werden nicht nur die Betriebskosten reduziert, sondern die Bedürfnisse der Gebäudenutzer besser erfüllt. Stösst die Optimierung an ihre Grenzen, so führen umfassende Modernisierungen zum gewünschten Erfolg. Hierfür bieten sich innovative Geschäftsmodelle wie das Energiespar-Contracting an, um das technische Risiko von komplexen Projekten mit Projektpartnern zu teilen und die Investitionen aus dem Budget der Betriebskosten zu decken. z QUELLEN [2] Energiestrategie 2050 Grundlagenbericht [3] http://www.peter-schilliger.ch/fileadmin/user_upload/Files/ Dokumente/Motion_Mietrecht_Schilliger.pdf Zusammenfassung Mit der Konzentration auf Zweckbauten kann 45 Prozent des Gesamtenergiebedarfs aller Gebäude in der Schweiz adressiert werden. Da mehr als die Hälfte dieser Gebäude älter als 30 Jahre ist, gibt es ein Modernisierungspotenzial, das mehreren Milliarden Franken entspricht. Die Umsetzung dieser Massnahmen erfolgt im Wesentlichen mit lokalen Handwerkern und lokalem Gewerbe, sodass es wichtige Impulse für die Binnenwirtschaft der Schweiz setzt. Der föderale Geist der Schweiz findet sich in der kantonalen Verantwortung für die „rationelle Energienutzung im umbauten Raum“ wieder. Einheitliche Vorgaben wie zum Beispiel für die kontinuierliche Betriebsoptimierung gibt es daher nicht und die Eigenverantwortung und Selbstregierung des Marktes muss stärker greifen. Der Interessenkonflikt des Gebäudeeigentümers, dass er in der Regel seine Investition nicht durch reduzierte Betriebskosten refinanzieren kann, sollte durch flexible Anpassungen des Mietrechts, zum Beispiel durch die Einführung von grünen Nebenkosten, gelöst werden. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Dipl. Ing., MBS Jens Feddern studierte Elektrotechnik in Bonn und Unternehmensführung in Luzern. Er leitet das Kompetenzzentrum „Building Performance and Sustainability“ Südwesteuropa für Siemens. Er ist Vorstandsmitglied des Vereins Green Building Schweiz. 20 Swissbau Von der Planung zum Betrieb Die Immobilienwelt wird digital Der Facility Management-Markt hat in der Schweiz eine grosse wirtschaftliche Bedeutung. Es zeichnet sich ab, dass die Digitalisierung der Immobilienwelt Realität wird und neue Technologien verstärkt zum Einsatz kommen. Wo liegt der Nutzen in Planung und Betrieb? Bildquelle: the_builder/fotolia Text: Peter Staub, Geschäftsführer, und Marco Bischof, Partner, pom+Consulting AG Der Gebäudepark der Schweiz (im Bild das Züricher Rathaus) umfasst 2.5 Mio. Gebäude, für deren Bestandsbewirtschaftung jährlich rund CHF 46 Mia. Umgesetzt werden. Der Gebäudepark der Schweiz umfasst 2.5 Mio. Gebäude, hat eine Geschossfläche von knapp einer Milliarde Quadratmetern und einen Versicherungswert von CHF 2.5 Billionen Schweizer Franken. Für die Bewirtschaftung dieses Bestands werden jährlich rund CHF 46 Mia. umgesetzt. Der FM-Markt ist daher für die Schweiz wirtschaftlich von grosser Bedeutung. Die FM Monitor Trendanalyse ist eine jährliche Publikation zum FM-Markt Schweiz von pom+ in Kooperation mit der Professur für Architektur und Bauprozess der ETH Zürich, der Domaine Immobilier et Infrastructures der EPF Lausanne und dem Lehrstuhl für Life Sciences und Facility Management der ZHAW. 2015 haben sich 270 Marktexperten – Immobilieneigentümer, Immobiliennutzer, Bewirtschafter und FMDienstleister – an der Umfrage beteiligt. Ein Trend hat es in den letzten Jahren an die Spitze geschafft und wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen: Die Immobilien- welt wird digital, neue Technologien erobern die Branche! Das sogenannte Digital Real Estate wird über kurz oder lang die gesamte Immobilienszene erfassen – so wie Uber die Taxibranche oder Airbnb die Hotel- und Wohnungsnutzung auf den Kopf stellen. Disruptive Innovationen verdrängen Bestehendes Das Internet der Dinge bedeutet einen Paradigmenwechsel. Geräte oder Systeme müssen nicht mehr manuell bedient werden – dies geschieht in Zukunft automatisch und meistens ohne dass wir etwas merken. Dadurch werden sich in naher Zukunft Geschäftsmodelle radikal verändern und Prozesse revolutionieren. Man spricht in diesem Zusammenhang von disruptiven Innovationen. Disruptiv ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie oder ein bestehendes Produkt vollständig verdrängt. Disrupti- 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau 21 ein Ansatz, der sämtliche gebäudebezogene Daten aller Beteiligten digital in einem virtuellen Modell zusammenführt, kombiniert und vernetzt. Eine solche integrale Digitalisierung von der Planung bis zum Betrieb kann das Gebäudemanagement deutlich effizienter, schneller, transparenter und ökologischer gestalten. Die Umfrage zeigt: Beim Thema BIM stehen alle in der Pflicht. Eigentümer, Architekten, Planer, Bewirtschafter, interne und externe FM-Dienstleister, aber auch die Nutzer von Gebäuden sind für die Dateninhalte verantwortlich. ve Innovationen verdrängen in der Regel einen Marktplayer in der Wertschöpfungskette vollständig. Beim Taxidienst Uber ist keine Taxizentrale mehr notwendig. Interessenten bestellen den Fahrdienst über eine App. Kaum ein Wirtschaftszweig hinkt bei der Digitalisierung so weit hinter her wie die Immobilienwirtschaft, insbesondere die Baubranche. Dabei wäre sie angesichts ihrer Komplexität hervorragend dafür geeignet. Man stelle sich eine digital geplante Baustelle vor, auf der alles vorgefertigt on time geliefert wird und Monteure die Arbeitsschritte mittels Tablet überwachen können. Eine Baustelle, auf der Drohnen Baukräne ersetzen. Oder das Beispiel einer Wohnsiedlung, in der die einzelnen Mieter untereinander mittels einer App Waren austauschen, Grillfeste oder Fahrgemeinschaften organisieren. In der die Bewohner digital mit dem Hauswart oder dem Vermieter kommunizieren oder ihre eigenen Stromverbräuche auf der App mit den Durchschnittswerten der ganzen Siedlung vergleichen können. In dieser Wohnsiedlung stapeln sich keine hundertseitigen Manuals sämtlicher Haushaltsgeräte, die beim Wohnungswechsel oft in einem schlechten Zustand übergeben werden. Es ist alles digital abrufbar. Dieses Szenario ist keine Zukunftsvision, sondern bereits Realität! Der Anblick vom Roboterrasenmäher in Nachbars Garten verursacht heute kein grosses Staunen mehr. Die neu entwickelten elektronischen Fensterreiniger, die sich bei Hochhäusern förmlich ans Glas kleben und mittels Sensoren Stellen aufspüren, die gereinigt werden müssen, hingegen schon. Es ist nicht erstaunlich, dass ein zunehmender Einsatz von Sensornetzwerken, Robotik oder Smart Devices auch im Immobilienmanagement ein Thema ist. Cloud Computing wird in Zukunft ebenfalls eine relevante Rolle spielen und den Umgang mit Daten prägen. Im Immobilienmanagement jedoch schlägt der Trend noch nicht allzu stark aus. Insbesondere die öffentliche Hand ist vom Cloud Computing weniger angetan als die Privatwirtschaft. Apps gehört die Zukunft Der zunehmende Einsatz von Apps und anderen digitalen Angeboten für Nutzer steht an erster Stelle im Vergleich mit anderen neuen Technologien. 74 % aller Befragten glauben an einen vermehrten Einsatz von Apps in den kommenden Jahren innerhalb der Immobilienbranche. Bildquelle: pom+ Die Digitalisierung macht aber nicht vor der Haustüre halt. Building Intelligence sorgt dafür, dass beim Verlassen des Hauses geprüft wird, ob alle Herdplatten abgestellt und sämtliche Fenster und Türen geschlossen sind. Alle Apparate, die nicht benötigt werden, gehen zunächst auf Standby und schalten sich wenig später von selber ab. „Smart Buildings“ ist hier das Stichwort. Der Begriff umfasst nicht nur den Wohnbereich, sondern wird zunehmend auch für Nichtwohnbauten verwendet, die 35 % des Schweizer Gebäudeparks ausmachen. Digital Real Estate steht heute noch in der Startphase, die Experten rechnen jedoch mit einer raschen Marktdurchdringung. Wer die Digitalisierung zögerlich angeht, dem drohen massive Wettbewerbsnachteile. Der Zug kommt ins Rollen und gewinnt rasant an Tempo. Es ist Zeit, jetzt aufzuspringen und seine Digitalisierungsstrategie festzulegen. Bildquelle: pom+ Und der Nutzen? Digitalisierung von der Planung bis zum Betrieb Mit 61 % Zustimmung ist die Datenintegration durch Building Information Modeling (BIM) ein anhaltend starker Trend. BIM ist 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Noch skeptisch ist man in Bezug auf den Einsatz von 3D-Druckern oder von Drohnen. Eigentlich erstaunlich, denn ein Drohneneinsatz ist in verschiedenen Bereichen vorstellbar: Für die Zustandsermittlung und Überwachung von Fabrikdächern, Rohrleitungen, Kaminen, Parkplätzen, Hochhausfassaden, Werkszäunen eignet sich der Einsatz dieser Flugobjekte, die alleine Areale abfliegen und aktuelle Fotos übermitteln können, bestens. Doch welche Effekte erhofft man sich vom Einsatz dieser Technologien? In erster Linie wird eine Effizienzsteigerung erwartet (26 %), gefolgt von einer verbesserten Dienstleistungsqualität und einem transparenten Kommunikationsaustausch (je 21 %). z 22 Swissbau Life Cycle Management Die Technik im Fokus Nicht alles was technisch möglich ist, erleichtert auch den Alltag. Entscheidende Erfolgsfaktoren sind die richtige Technik am richtigen Ort einzusetzen und dafür Sorge zu tragen, dass diese ihre vorgesehene Funktion erfüllt. Ein professionelles Life Cycle Management gestaltet den Lebenszyklus von Immobilien und nimmt dabei aktiv Einfluss auf diese Erfolgsfaktoren. Text und Abbildungen: Thomas Kral Jede Immobilie unterliegt einem bestimmten Lebenszyklus. Dieser setzt sich aus zeitlich aufeinanderfolgenden, sich unterscheidenden Phasen zusammen. Aus einer ursprünglichen Idee entsteht ein Projekt. Im weiteren Verlauf stehen die Planung und Realisierung des zukünftigen Objektes im Vordergrund. Es folgt die Phase der Nutzung. Während dieser Phase unterliegt das Objekt einem natürlichen und durch den technologischen Fortschritt bedingten Alterungsprozess. Für die Instandhaltung und Erneuerung einzelner Bauelemente, einschliesslich technischer Anlagen, sind während dieser Zeit planbare und nicht planbare Folgeprojekte in unterschiedlicher Grössenordnung notwendig. Gleiches gilt im Falle von Bedürfnisänderungen beim Objektnutzer, Eigentümer oder Investor. Erst wenn die Instandsetzung, Erneuerung oder Veränderung gegenüber einem Ersatzneubau unrentabler ist oder das Bauwerk nicht mehr benötigt wird, folgt die letzte Lebenszyklusphase, der Rückbau. Die einzelnen Lebenszyklusphasen werden durch die Interessen verschiedener Akteure bestimmt. Zum Beispiel vertreten Eigentümer, Investoren und Bauherren andere Interessen als Architekten, Planer und Fachspezialisten. Deren Interessen können sich wiederum von denen der Nutzer und des Betreibers unterscheiden. So entsteht ein komplexes dynamisches Netzwerk, in welchem die Akteure mehr oder weniger miteinander interagieren. Für die ganzheitliche, also ökonomische, ökologische und soziale Gestaltung des Lebenszyklus einer Immobilie, ist ein professionelles Life Cycle Management essenziell. Es steuert die Interessen der Akteure und nimmt Einfluss auf die Prozesse, Facilities1 sowie Informationen und Daten (Abb. 2). „Es gilt sowohl die Bedrfnisse aller Menschen einer Generation gleichberechtigt zu berücksichtigen und zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen.“2 1 Andreasturm - ein Projekt der SBB Immobilien 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau 23 Life Cycle Management für Mensch und Umwelt Processes Facilities Information Data LCM zeigt die Zusammenhänge LCM bewertet (zertifiziert nach SNBS, LCM sorgt für ein durchgängiges (Ursachen-Wirkungen) im Interaktions- Minergie, BREEAM, etc.) die Facilities Informations- und Datenmanagement von netzwerk der am Lebenszyklus einer (SIA Phase 1-5) und nimmt somit Einfluss der Projektentwicklung bis hin zum Immobilie beteiligten Akteure auf. Um auf die Planung und Realisierung. Rückbau einer Immobilie. Damit werden das komplexe und dynamische Netzwerk die Informationsbedürfnisse aller am im Sinne von Mensch und Umwelt rund LCM bewertet (zertifiziert nach BREEAM, Lebenszyklus beteiligten Akteure gedeckt. um den Lebenszyklus zu beherrschen, GEFMA resp. DGNB, etc.) die Facilities Ziel ist es, sämtliche objektrelevanten werden Einfluss- und Erfolgsfaktoren (SIA Phase 6) und nimmt somit Einfluss Informationen über das virtuelle bestimmt und entsprechende Massnah- auf die Nutzung und Bewirtschaftung. Gebäudemodell (BIM) zu erfassen, zu men zur Prozesssteuerung eingebracht. pflegen und zu verteilen. 2 Die Drei Säulen des Life Cycle Managements. Life Cycle Management und die Rolle der Technik Die Gebäudetechnik bestimmt in der Regel den grössten Teil der gesamten Lebenszykluskosten einer Immobilie. Deshalb stellt der Technisierungsgrad (also die Menge und Komplexität der eingesetzten Technik) für das Life Cycle Management eine wichtige Einflussgrösse dar. Die heutige Welt ist geprägt von anhaltenden und rasanten Technologiefortschritten in der Informations- und Kommunikationstechnik. Die zunehmende digitale Vernetzung weitet sich auf alle Lebensbereiche aus. Für die Technisierung der Gebäude bedeutet dies, dass technische Bauelemente, die früher zum Teil lokal durch einen Techniker gesteuert wurden, heute in das Informations- und Kommunikationsnetzwerk eingebunden sein müssen. Komplexe vernetzte Regelungen und Steuerungen beeinflussen ganze technische Systeme über die Gebäudegrenzen hinaus. Einfache Regelungen und Steuerungen sind ein Auslaufmodell. Der zunehmende Anteil an Elektronik zieht automatisch einen höheren Technisierungsgrad, verkürzte Lebenszyklen und damit höhere Kosten mit sich. Während zum Beispiel elektrische Starkstromelemente eines Gebäudes im Durchschnitt 20 bis 30 Jahre nutzbar sind, ist die Gebäudeautomation in der Regel nach 5 bis 10 Jahren technologisch veraltet. Diese Entwicklung verschärft sich weiter. Einerseits bringt die Vernetzung Vorteile, wie zum Beispiel eine leichtere Bedienung der Gebäudetechnik und damit verbundene Kosteneinsparungen. Andererseits aber steigen die Kosten für die Automatisierung der Gebäude durch mehr Elektronik massiv an. Insofern ist es entscheidend, die tatsächlich benötigte Technik in einem Gebäude mit Sorgfalt zu bestimmen und damit den Technisierungsgrad festzulegen. In der Regel gilt hierbei die Devise: „Weniger ist mehr“. In den folgenden Abschnitten wird beschrieben wie und wann der Technisierungsrad zu bestimmen ist und was bei der Beschaffung der technischen Bauelemente beachtet werden muss. Es wird auf die nicht unwesentliche Überführung der Bauelemente nach ihrer Installation in die Nutzung und den Betrieb eingegangen. Schluss- 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch endlich wird hinterfragt, warum Erhaltungsstrategien benötigt werden und Bauelemente Zustandsanalysen unterworfen werden sollen. Diese Themen sind für ein professionelles Life Cycle Management von wesentlicher Bedeutung, da sie ein hohes Einflusspotenzial bieten. Bestimmung des Technisierungsgrades und ­Beschaffung der technischen Bauelemente Über welchen Technisierungsgrad ein Objekt verfügen soll, wird in der Projektentwicklung und zu Beginn der Objektplanung entschieden. Wie bereits erwähnt, ist die tatsächlich benötigte Technik in einem Gebäude mit Sorgfalt zu bestimmen. Die Orientierung erfolgt dabei an den Bedürfnissen von Eigentümer, Investor und Nutzer. Die Bedürfnisse müssen hinterfragt werden. Es müssen die Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken der technischen Möglichkeiten aufgezeigt werden. Dazu gehört auch eine erste Betrachtung der Lebenszyklen mit den zu erwartenden Kosten. Die Dauer der Lebenszyklen und die Kosten stehen in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis. Kurze Lebenszyklen sind mit häufigen Reinvestitionen verbunden. Diese Reinvestitionen in einzelne technische Lösungen bedeuten wiederum steigende Lebenszykluskosten für die gesamte Immobilie. Ist der Technisierungsgrad festgelegt, sind die in Frage kommenden technischen Lösungen verschiedener Hersteller einer Funktionsanalyse zu unterziehen. Ziel ist es, Alternativen zu bestimmten Anforderungen an Funktionen zu vergleichen. Auch bei der Funktionsanalyse spielen die Lebenszykluskosten eine entscheidende Rolle, denn niemand ist bereit für optimale Funktionen unverhältnismässig hohe Preise zu zahlen. Nach der Festlegung auf eine bestimmte technische Lösung, werden die benötigten technischen Bauelemente beschafft. Insofern diese von verschiedenen Herstellern angeboten werden, sind die Lebenszykluskosten erneut zu vergleichen (Abb. 3). Swissbau 24 Lebenszykluskosten (Mittlere Jahreskosten statisch) Hersteller 1 Hersteller 2 Hersteller 3 Kapitalkosten CHF/a 48‘531 42‘571 43‘678 Abschreibung CHF/a 27‘360 24‘000 24‘624 Kapitalzins CHF/a 21‘171 18‘571 19‘054 Bewirtschaftungskosten CHF/a 131‘932 160‘840 169‘141 Energie (Normalbetrieb) CHF/a 80‘719 100‘901 100‘901 Energie (Eco Betrieb) CHF/a 54‘136 75‘189 75‘189 Instandhaltung (Vollwartung inkl. Material) CHF/a 62‘222 70‘077 78‘379 Instandhaltung (6 mal pro Jahr exkl. Material) CHF/a Grund- & Unterhaltsreinigung CHF/a 15‘574 15‘574 15‘574 Verwaltung [3% von Bewirtschaftungskosten] CHF/a 3‘958 4‘825 5‘074 184'421 208'237 217'894 Total Lebenszykluskosten (Mittlere Jahreskosten statisch) 0 50'000 100'000 150'000 200'000 [CHF/a] Punkten sowie Vorgaben des Gesetzgebers und dem Hersteller unterwiesen. Der gesamte Prozess ist zu protokollieren (Inbetriebnahme Protokoll, Messprotokoll, Unterweisungsprotokoll, etc.). Schritt 2: Abnahme Im Anschluss an die Inbetriebnahme des Bauwerks bzw. des einzelnen technischen Bauelements wird dieses durch den Auftraggeber bzw. Bauherren oder dessen bevollmächtigte Vertretung abgenommen. Bei der Abnahme wird anhand der Spezifikationen, Dokumentationen, Prüfungen und Messungen die vertragsgemässe Funktion des Werkes überprüft. Die dabei erkannten Mängel werden identifiziert, protokolliert und eine Frist zur Behebung angesetzt. Bei erheblichen Mängeln wird die Abnahme des Werkes verweigert. Bei der Abnahme wird sichergestellt, dass die zu erbringende Leistung gemäss den rechtlichen Vorschriften und Leistungsmerkmalen ordnungsgemäss und funktionstüchtig in die Betriebsphase überführt wurde. XXX AG 3 Beispiel eines Lebenszykluskostenvergleichs zur Evaluation der ökonomisch sinnvollste Handlungsalternative (Option). Überführung der technischen Bauelemente in die Nutzung und den Betrieb Nicht weniger wichtig wie die Festlegung des Technisierungsgrades und die Beschaffung der geeigneten technischen Bauelemente, ist deren Überführung in Nutzung und Betrieb. Ziel ist es, dass die einzelnen Bauelemente sowie die aus mehreren Bauelementen bestehenden technischen Systeme innerhalb des Gebäudes ihre vorgesehene Funktion erfüllen. Dazu müssen die Bauelemente auf ihre Zusammenarbeit innerhalb des Systems eingestellt werden. Nur so ist die gesamte Immobilie wie geplant nutzbar. Bei einer schlechten Überführung der Bauelemente besteht das Risiko von Funktionsstörungen und Ausfällen. Davon kann einerseits nur ein einzelnes Bau-element betroffen sein, andererseits das ganze Gebäude. Im schlimmsten Fall schlagen sich häufige Funktionsstörungen und Aus-fälle in der Performance der Investition nieder. All diese Szenarien sind nicht im Sinne eines ganzheitlichen Life Cycle Managements. Eine optimale Überführung mit den Einzelschritten der Inbetriebnahme und der Abnahme läuft wie folgt ab: Schritt 1: Inbetriebnahme Zum Abschluss des Bauprojektes erfolgt die Inbetriebsetzung des Bauwerks bzw. des einzelnen technischen Bauelements durch den Ersteller. Gemäss Vorgaben der Planung werden die Sollwerteinstellungen vorgenommen und Funktionstests (häufig auch integrale Tests) durchgeführt. Der Eigentümer bzw. der zukünftige Betreiber wird durch den Ersteller in allen betriebsrelevanten Die Wahl der richtigen Erhaltungsstrategie für die technischen Bauelemente Nach der Überführung der technischen Bauelemente bedarf es der Festlegung einer optimalen Erhaltungsstrategie. Dabei spielt die Objektstrategie des Eigentümers oder Investors eine entscheidende Rolle. Es geht darum den Bedarf an Erhaltungsmassnahmen zu decken, ohne einen unnötigen Ressourcenaufwand im Sinne eines ganzheitlichen Life Cycle Managements zu generieren. Objektstrategie (Investition - Wachstum) Risikoklasse gering Erhaltungsstrategie B A C B Auswirkung hoch Verwaltung (3 % von Bewirtschaftungskosten) Wahrscheinlichkeit Instandhaltung (Vollwartung inkl. Material) Grund- & Unterhaltsreinigung gering Kapitalzins Energie (Normalbetrieb) hoch Abschreibung Wahrscheinlichkeit XYY AG Ein wichtiger Aspekt bei der Abnahme aus Sicht des Betreibers ist die Prüfung der Dokumentation. Diese muss vollständig sein und die Revisionspläne müssen mit dem effektiv ausgeführten Gewerk übereinstimmen. Ist die Inbetriebnahme und Abnahme mängelfrei, steht einer erfolgreichen Nutzung und dem Betrieb des Bauwerks bzw. der technischen Bauelemente nichts mehr im Wege. gering XXY AG hoch zeitgesteuert zustandgesteuert ausfallgesteuert zeitgesteuert gering Gesetzliche Auflagen und Sicherheit Auswirkung hoch Objektstrategie 4 Beispiel für die Wahl der Erhaltungsstrategie eines technischen Bauelements auf Basis der Objektstrategie und Risikoklasse. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau Exkurs Objektstrategie Investition und Wachstum: Bei dieser Strategie ist die bereits bestehende Wettbewerbsposition der Objekte zu halten und zu stärken. Massnahmen zur Stärkung können Instandsetzungs-, Erhaltungs- und Verbesserungsinvestitionen in die Bausubstanz und Ausstattung der Immobilien sein. Bauelemente Instandsetzungszeitpunkte In der Regel wird bei neu erstellten Objekten zunächst eine „Investitions- und Wachstumsstrategie“ gewählt. Je nach Risikoklasse der einzelnen technischen Bauelemente wird die Erhaltungsstrategie dementsprechend zustands- und zeitgesteuert ausgerichtet. Bei weniger wichtigen Bauelementen erfolgt eher eine ausfallgesteuerte Ausrichtung. Neben den notwendigen Instandsetzungsund Erneuerungsmassnahmen können auch Optimierungs- und Verbesserungsinvestitionen erforderlich sein. Mit fortschreitender Nutzung des Objektes muss die Objektstrategie überprüft werden. Es kann sich das Umfeld (die Markt- und Standortqualität) und damit die Wirtschaftlichkeit verändert haben. Auch können anstehende Instandsetzungen, Erneuerungen oder notwendige Veränderungen gegenüber einem Ersatzneubau unwirtschaftlicher geworden sein. In diesen Fällen wird für das bestehende Objekt in der Regel eine „Abschöpfungs- oder Desinvestitionsstrategie“ gewählt. Je nach Risikoklasse der einzelnen technischen Bauelemente wird die Erhaltungsstrategie ausfallorientiert ausgerichtet. Es werden nur die notwendigsten Überwachungs- und Unterhaltsmassnahmen zur Gewährleistung der Gesetzeskonformität und Sicherheit umgesetzt. Erst bei Ausfall der technischen Bauelemente kommen entsprechende Instandsetzungs- oder Erneuerungsmassnahmen zum Tragen, wenn die Immobilie noch weiter betrieben werden muss. Analyse des Zustandes der technischen ­Bauelemente Gemäss Gesetzgeber und aus Gründen der Sicherheit muss der Zustand bestimmter technischer Bauelemente während ihrer Nutzung überwacht werden. Dies geschieht mehr oder weniger während des normalen Betriebsprozesses dieser Bauelemente. Weniger wichtige Bauelemente werden erfahrungsgemäss vernachlässigt. Diesem Vorgehen ist nicht unbedingt etwas entgegenzusetzen, da während des Betriebsprozesses Prioritäten gesetzt werden müssen. Mit der Zeit entstehen so aber Informationsdefizite über den Gesamtzustand der technischen Systeme und einzelner Bauelemente. Diese müssen aus Gründen des Werterhalts und einer strategischen und ressourceneffizienten Planung in nicht allzu grossen Abständen beseitigt werden. Über die Zustandsanalyse werden der Abnutzungsgrad der Bauelemen- 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Kosten [kCHF] C Konstruktion Gebäude D01 Elektroanlagen 22.1 Mio. 2026 D02 Gebäudeautomation 16.1 Mio. 2035 2014 D03 Sicherheitsanlagen 2024 4.1 Mio. D04 Technische Brandschutzanlagen 2024 5.4 Mio. D05 Wärmeanlagen Exkurs Objektstrategie Abschöpfung oder Desinvestition: Bei dieser Strategie sind der Cashflow der Objekte, soweit möglich, noch abzuschöpfen und die Renditen ohne weitere Investitionen zu maximiert. 25 6.9 Mio. 2022 D06 Kälteanlagen 6.2 Mio. 2014 D07 Lufttechnische Anlage 2025 12.9 Mio. D08 Wasser-, Gas-, Druckluftanlagen 2025 13.3 Mio. D09 Transportanlagen 2025 6.5 Mio. E Äussere Wandbekleidung 2025 50.4 Mio. F Bedachung 2025 9.9 Mio. G Ausbau 2040 G1 Trennwand, Tür, Tor, Fenster 2040 H Nutzungsspezifische Anlagen 2040 I Umgebung 2040 J Ausstattung 2040 20.9 Mio. 5 Beispiel einer grafischen Zusammenfassung der Ergebnisse aus einer Zustandsanalyse. te und die daraus resultierende Restlebensdauer bestimmt. Damit lässt sich ein theoretischer Instandsetzungszeitpunkt ableiten. Um die Höhe der Instandsetzungs- und Erneuerungskosen zu bestimmen, wird der Neuwert des Bauelements abgeschätzt. All diese Informationen fliessen in die strategische Planung ein und stellen für Bewertungen (zum Beispiel im Rahmen von Transaktionen) eine solide Datenbasis dar. Sämtliche Instandsetzungen- und Erneuerungen, die strategisch geplant werden können, tragen dazu bei, den Lebenszyklus einer Immobilie ökonomisch, ökologisch und sozial zu gestalten. Fazit Der Einsatz von Technik in Gebäuden erleichtert den Nutzern nicht nur das „Leben“. Es bedarf auch einer weitsichtigen Planung und einer hoher Betreiberkompetenz, damit eine qualitative und bedarfsgerechte Verfügbarkeit der Technik über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes sichergestellt ist. Nur so kann es gelingen, ressourcenschonend den technologischen Fortschritt zu nutzen. Ein professionelles Life Cycle Management ist für die Herbeiführung dieser Erfolgsfaktoren unabdingbar. z 1 Unter Facilities werden ganze Bauwerke, architektonische oder technische Bauelemente, spezielle Infrastrukturen, etc., verstanden. 2 Zitat: TU Braunschweig (Originalquelle: Brundtland-Bericht) Thomas Kral ist Senior Consultant und Teamleiter für Life Cycle Management im Bereich Bauherren- und Immobilienberatung bei der Amstein + Walthert AG in Zürich. Swissbau 26 1 2 Rohbau + Gebäudehülle Innenausbau Rohbau/Baumaterialien Metallbau (Systeme/Verarbeitung) Dämmung/Dichtung Tiefbau Aussengestaltung Fenster/Türen Raumwelten Boden/Wand/Decke Büro- und Objekteinrichtungen Beleuchtung/Elektroinstallationen Cheminées und Öfen Küchen Trendwelt Küche Trendwelt Bad Bad/Sanitär Nord 1 Süd Gebäudetechnik Heizung/Energie Lüftung/Klima/Kälte Gebäudeautomation 4 Swissbau Focus Veranstaltungs- und Netzwerkplattform Baustelle + Werkhof Werkzeuge/Kleinmaschinen Befestigungstechnik Baumaschinen und-geräte/Gerüste Arbeitsbühnen/Arbeitsschutz Treffpunkt Handwerk Konzept + Planung Software für Planer, Unternehmer, Bewirtschafter Planungshilfen/Dienstleistungen/Forschung/Ausund Weiterbildung Mitglieder von Green Building Schweiz auf der Swissbau SGS Société Générale de Surveillance SA, www.sgs.ch Halle 1.0 / Stand F17 Siemens Schweiz AG, www.siemens.ch Halle 1.1 / Stand C08 Pavatex SA, www.pavatex.ch Halle 1.0 / Stand C21 Erdgas, www.erdgas.ch Halle 1.2 / Stand A58 Rettung durch Technik? Swissbau 2016 Vom 12. bis 16. Januar 2016 geht in Basel die nächste Swissbau über die Bühne. An der Leitmesse der Bauwirtschaft in der Schweiz präsentieren rund 1100 Aussteller die wichtigsten Neuerungen und Branchentrends. Neben zahlreichen persönlichen Kontakten wird im Veranstaltungs- und Netzwerkformat Swissbau Focus auch die Chance geboten, die spannendsten Fragen zum Motto „Rettung durch Technik?“ in rund 60 Anlässen und Workshops zu vertiefen. Den Auftakt bildet der hochkarätig besetzte Eröffnungsanlass, der die wirtschaftliche und die gesellschaftliche Bedeutung der Schweizer Bau- und Ingenieurskunst mit Blick auf die Einweihung des Gotthard-Basistunnels ins Zentrum stellt. Die Swissbau zählt zu den grössten Baumessen in Europa. Verteilt auf vier Hallen präsentieren die Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen aus den fünf Bereichen Konzept + Planung, Rohbau + Gebäudehülle, Baustelle + Werkhof, Gebäudetechnik sowie Innenausbau. Erwartet werden rund 100‘000 Besucher unterschiedlichster Branchen, vorwiegend qualifizierte Fachleute aus den Bereichen Planung, Investment, Baugewerbe, Handel, Immobilienwirtschaft sowie private Bauherren. z 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Swissbau Swissbau Focus: Workshop am 12. Januar 2016 Als Infopoint Partner der Swissbau Focus schafft Green Building Raum für einen interessanten Workshop zum Thema „Green Building – ein unternehmerisches Impulsprogramm für die Schweiz“. Termin: Dienstag, 12. Januar 2016, Halle 1.0 Süd, Raum 4 Informationen und Anmeldung unter www.greenbuilding.ch/agenda 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 27 28 Planen Synergie aus Architektur, Technik und Prozessen „Hier ist alles ein bisschen anders, hipper, offener“ Was für die Mitarbeiter am deutschen Standort des Softwarehauses Citrix in Karlsruhe besonders zählt: In puncto Modernität übertreffe Karlsruhe die anderen Standorte des IT-Dienstleisters in San Francisco, Santa Barbara oder London, so die Einschätzung von Andreas Heinkel, Senior Manager Real Estate & Facilities EMEA bei Citrix, dem Hauptmieter des im Oktober fertiggestellten BüroPassivhauses Kreativpark. Text: Thorsten von Killisch-Horn Fotos: Vollack Gruppe 1 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Planen 29 3 1 Aussenansicht des im Oktober fertiggestellten Büro-Passivhauses Kreativpark von Westen aus. 2 Details der Fassade 3 Der Eingangsbereich 2 Synergie beschreibt das Zusammenwirken verschiedener Kräfte zu einer Gesamtleistung. Was abstrakt klingt, lässt sich erleben in Baden-Württembergs grösstem zertifizierten Büro-Passivhaus in Karlsruhe. Kräfte, die hier zusammenwirken, sind: das methodisch konzipierte, energieeffiziente Gebäude und die Gestaltung moderner Arbeitswelten. Beides zusammen ergibt die Synergie: Wenn man es konsequent betrachtet, verstärkt das Eine die Wirkung des Anderen. Wohlbefinden am Arbeitsplatz, Arbeitseffizienz und Energieeffizienz liegen tatsächlich sehr nahe beieinander. Nicht umsonst gibt es den Begriff des Sick-Building Syndroms. Eine Diagnose, die bedeutet, dass die Räumlichkeiten eines Gebäudes das Wohlbefinden von Mitarbeitern beeinträchtigen und ursächlich sind für verminderte Leistungsfähigkeit bis hin zu Krankheitstagen. Die Arbeitsleistungen des Einzelnen und natürlich der gesamten Organisation werden demnach durch Licht, Raumklima und Akustik beeinflusst. Grössen also, die bei einem energetisch effizienten Gebäude besonders im Fokus sind. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) klagen 20 bis 30 Prozent aller in Büros Beschäftigten über Symptome wie Brennen der Augen, Kratzen im Hals, verstopfte Nase oder Kopfschmerzen. Die Medien deklarieren diese Beschwerden gelegentlich als „Building related Illness“ oder auch „Multiple chemische Sensitivität“. Wie erfinderisch oder pathologisch fundiert diese Etikettierung der Symptome auch sein mag, Tatsche ist, dass die betriebs- und volkswirtschaftlichen Verluste durch diese typischen Bürokrankheiten in die Milliarden gehen können – eine Belastung 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch also nicht nur für betroffene Mitarbeiter selbst, sondern auch für die Wirtschaft, so die Analyse des Hauptverbands der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG). Mehrkosten des Passivhauses schrumpfen Das Passivhaus Institut hat es zertifiziert, das 8.500 Quadratmeter grosse Bürogebäude auf dem Gelände des Karlsruher Alten Schlachthofs, das im Oktober 2015 eröffnet wurde. Nachhaltigkeit hat hier nicht nur eine ökologische Dimension. Nachhaltig kann ein Gebäude im energetischen beziehungsweise ökologischen Sinne sein und auch im wirtschaftlichen und sozialen Sinne. Das Bürohaus am Alten Schlachthof in Karlsruhe ist ein Beispiel dafür. Die Vorgaben des Gesetzgebers für Bauherren reichen in die kommenden Jahrzehnte hinein. Um die Ziele der EU zur Reduktion des CO2-Ausstosses zu erreichen und gleichzeitig regenerative Energien auszubauen, hat die Bundesregierung das Aktionsprogramm „Klimaschutz 2020“ aufgestellt. Das Programm sieht beispielsweise vor, bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Ab 2019 sollen alle neu zu errichtenden öffentlichen Gebäude als „Nearly-Zero-Emission-Buildings“ gebaut werden, ab 2020 auch alle privatwirtschaftlichen Gebäude. Seit Beginn dieses Jahres ist die neue deutsche Energieeinsparverordnung (EnEV 2016) in Kraft getreten. Diese bestimmt, Transmissionsverluste um weitere 25 Prozent zu senken. Die Reduktion wird sich nicht alleine durch Dreifachverglasungen und Aussendämmungen erzielen lassen. Vor allem die Lüftungswärmeverluste können nur durch Lüftungsanlagen mit einer hochwertigen 30 Planen 4 5 Praxisbeispiel Kreativpark/Am Alten Schlachthof, Karlsruhe Grösstes zertifiziertes Büro-Passivhaus in Baden-Württemberg, eines der zehn grössten weltweit, Einweihung 10/2015 Entwicklung, Planung und Realisierung: Vollack Gruppe, Karlsruhe Hauptmieter: Citrix Systems (führender Anbieter von mobilen Arbeitslösungen) Wichtigste Kennwerte des Passivhausstandards (in Klammern: Werte Kreativpark) Heizenergiekennwert: 15 kWh/m²a (13 kWh/(m²*a)) Kühlenergiekennwert: 15 kWh/m²a (12 kWh/(m²*a)) Primärenergiekennwert: 120 kWh/m Büronutzung) (118 kWh/(m²*a)) (bei reiner Gebäudeluftdichtheit: (n50) 0,6 h-1 (N50 = 0,14 /h) Nachhaltigkeit des Gebäudes ist auch innenarchitektonisch umgesetzt (moderne, flexibel gestaltbare Arbeitswelten, die die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigen (Akustik, Temperatur, Licht)) 6 4 Carls Wirtshaus 5 Einblick in eine offene Arbeitswelt bei Citrix. 6 Der Empfangsbereich und ... 7 ... die Meetingräume von Citrix. 8 Das Gebäude-Foyer. Wärmerückgewinnung verringert werden. Damit wird einer der grössten Mehrkostenanteile zwischen dem heutigen gesetzlichen Mindeststandard und einem energieeffizienten Gebäude zur Standardausstattung, die Kostendifferenz zwischen gemäss Energiestandards errichteten und herkömmlichen Gebäude wird geringer. Und der Faktor „Behaglichkeit“ für die darin Arbeitenden grösser. Beides, eine energieeffiziente wie auch eine leistungsfördernde Architektur setzen voraus, dass sich Planer und Bauausführende umfassend und intensiv mit den Erfordernissen des beauftragenden Unternehmens und der späteren Nutzer eines Gebäudes befassen. Nur, wer die Anforderungen und Bedürfnisse der Mitarbeiter sowie der Arbeits- oder Produktionsprozesse kennt, kann so planen, dass im Gebäude Synergien aus Arbeits- 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Planen und Energieeffizienz entstehen. Wo werden viele Telefonate geführt, wo ist eine ruhige, konzentrierte Arbeit gefordert, gibt es einen Bereich für Besprechungen oder kreative Arbeiten? Ähnliche Fragen stehen am Beginn der Planung von Produktions- oder Lagerstandorten: Wie sind die logistischen Abläufe? An welcher Stelle könnte man durch entsprechende Arbeitsplatzgestaltung einen Prozess für den Mitarbeiter einfacher, effizienter gestalten? 31 Vollack – Planung und Bau nach der 4-Phasen-Methode Vollack hat eine eigene 4-Phasen-Methode für die Konzeption von Gebäuden entwickelt. Das Besondere dabei ist die Phase NULL. In ihr analysieren die Experten von Vollack gemeinsam mit dem Auftraggeber Bestand und Potenziale. Auf Basis dieser Analyse erarbeitet Vollack dann ein Gebäudekonzept, das die individuellen Anforderungen an Arbeitsplatzgestaltung und -prozesse integriert. Mit dieser Methode schafft Vollack für den Auftraggeber einen Mehrwert aus dem Zusammenwirken von Architektur, Technik und Prozessen. Präzise Planung hat Methode Einer, der diese methodische Herangehensweise erfolgreich praktiziert, ist Gebäudespezialist Vollack. Die Unternehmensgruppe aus Karlsruhe mit bundesweit 150 Architekten und Ingenieuren geht zusammen mit den Kunden nach einem selbst entwickelten methodischen Ansatz vor. Das Vollack Team entwickelt, plant und baut nach der 4-Phasen-Methode. Im Ablauf der Phasen NULL, PRO, BAU und PLUS entstehen Gebäude für den individuellen Bedarf und Workflow des Auftraggebers. Ziel der Phase NULL ist die Entwicklung eines tragfähigen inhaltlichen und räumlichen Konzeptes, das Effizienz, Bedarfsgerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit des Bauvorhabens sicherstellt. Von diesen zentralen Weichenstellungen in der Phase NULL profitieren gewerbliche Bauherrenbeziehungsweise deren Mitarbeiter ganz besonders. So auch auf dem Gelände des Alten Schlachthofes in Karlsruhe, wo die Vollack Gruppe das Bürohaus Kreativpark eröffnet hat. 8 Damit profitieren die Nutzer von der Synergie aus energetischer Effizienz und Effizienz der Arbeitsplätze. Behaglichkeit, Akustik und Tageslicht schaffen ein motivierendes Arbeitsumfeld, das mit einem innovativen Energiekonzept Hand in Hand geht. 7 Offene Arbeitswelten fördern Kreativität Insgesamt bietet das Bürohaus Raum für mehr als 300 Arbeitsplätze und bis zu 150 Plätzen in der Gastronomie. Vollack hat die Flächen individuell und in enger Abstimmung mit den Mietern ausgestattet und genau auf deren Arbeitsprozesse zugeschnitten. Die Vorteile, die aus dem privaten Wohnungsbau im Passivhausstandard bereits weithin bekannt sind, sind hier auf den Büro- und Gewerbebau übertragen. Circa 90 Prozent niedrigere Heizkosten als in herkömmlich errichteten Gebäuden, eine hohe Raumluftqualität und ein Maximum an räumlicher Flexibilität. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Da Vollack alle am Prozess Beteiligten von Anfang an eingebunden hat, konnten viele Bereiche optimiert werden. So ist es beispielsweise gelungen, die identische Fassadendämmung auszuführen wie im EnEV-Nachweis. Bei der thermischen Simulation zur Ermittlung der Heiz- und Kühllast wurde das Abwärmepotenzial der IT-Arbeitsplätze einbezogen. Zur weiteren Reduktion des Stromverbrauchs und der damit verbundenen CO2-Emission erhielt das Gebäude eine LED-Beleuchtung. Zusätzlich reduzieren Lichtlenklamellen im Sonnenschutz den Stromverbrauch. Die Gebäudeautomation dient damit nicht nur dem Monitoring, sondern die Feinregulierung verringert noch einmal deutlich den Energieverbrauch. Zudem ermöglicht eine hoch effiziente Betonkernaktivierung mehr Raumhöhe, grössere Fenster sorgen für mehr wertvolles Tageslicht. z Thorsten von Killisch-Horn studierte Architektur in Erfurt. Seit 1997 arbeitet er für die Vollack Gruppe an den Standorten Baden-Airpark, Leipzig und Karlsruhe. Seit 2002 ist er Geschäftsführer und seit 2007 verantwortlich für die Region Süd. Bauen f11photo/shutterstock 32 1 Effizienzsteigerungen in der Haustechnik „Big Data“ im Heizkeller Mit Hilfe moderner Technik lässt sich die Effizienz von Haustechnikanlagen dramatisch verbessern – ein Beispiel aus Amerika. Text: Ulf Meyer 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Bauen Wie im Automobilbau und anderen Industrie-Branchen auch hat sich die Energieeffizienz von Fahrzeugen und Geräten in den vergangenen Jahren enorm verbessert – daran ändert auch der derzeitige Skandal um manipulierte Abgaswerte in der Fahrzeugindustrie nichts. In der zeitgenössischen Architektur gibt es neben neuen Ansätzen im energie- und ressourcensparenden Bauen ebenfalls einschneidende Verbesserungen der thermischen Performance von Gebäudefassaden. Verglichen mit dem grossen Gebäudebestand, der schon lange fertiggestellt wurde, bevor die Haus- und Energietechnik Quantensprünge gemacht hat, gibt es vergleichsweise wenig Neubauvolumen. Damit die Effizienzsteigerungen breite Wirkung in der ganzen Gesellschaft und Wirtschaft zeigen können, dürfen technische Innovationen nicht nur auf Neubauten beschränkt bleiben, sondern müssen auch in das Gros der Bestandsbauten hineinwirken: Energetische Optimierung ist ein gigantischer Markt für Planer, Haustechniker und Ingenieure. Denn mit Hilfe moderner Mess- und Steuerungstechnik sowie spezialisierten Software-Paketen ist es einfach geworden, die Effizienz von bestehenden Haustechnikanlagen nachhaltig zu steigern. Kühl-Kapazität im Bestand erhöhen, um das weitere Wachstum der Uni-Stadt zu erlauben. Zugleich sollten Energiekosten gespart werden. Gekühlt wird an der University of Texas in Austin mit Wasser. Ein entscheidender Schlüssel war deshalb die Einführung einer variablen Regelungstechnik, mit deren Hilfe sich Soll-Druck und Fliessgeschwindigkeit der Anlage genauer als zuvor regulieren und insgesamt senken liessen. Das „delta T”, also die Temperaturdifferenz des Kühlwassers zur gewünschten Raumtemperatur, wurde angepasst, was eine Reduktion des Stromverbrauchs von 21.000.000 kWh/a erbrachte, zusammen mit Einsparungen im Dampf- und damit Wasserverbrauch. Das neue Energiesparsystem hat einen Effizienz-Quotienten von 0.63 kW/t und spart der texanischen Universität etwa 1,5 Millionen Dollar pro Jahr an Betriebskosten („Total Cost of Operations (TCO)”), überwiegend für elektrischen Strom, ein. Ein ganzes Bündel von Massnahmen Bei der University of Maryland in der Nähe der Hauptstadt Washington DC ging es in viel kleinerem Massstab um die selben Fragen: Das „Institute for Bioscience & Biotechnology Research“ sollte hier als Vorreiter einer Effizienzsteigerung in der Haustechnik dieser Universität dienen. Hier kam ein anderes, OptimumLOOP genanntes Software-Paket beim Upgrade zum Einsatz. Das Programm erlaubt es, die Klimatisierung kontinuierlich und dynamisch an wandelnde Anforderungen (Nachfrage, Umweltbedingungen und Nutzung) anzupassen. Das Programm fakturiert sogar die regelmässig nötigen Wartungsintervalle der Anlagen mit ein. In Maryland wurde die durchschnittliche Effizienz der Anlage auf 0.69 kW/ton gedrückt — eine Verbesserung um stolze 30% gegenüber dem Status Quo vor der Sanierung von 0.98 kW/ton. Die Optimierung der HVAC-Anlagen wird mit der Auslegung und dem Betrieb zusammengedacht, um Geld, Energie und CO2-Emissionen zu sparen. Sichere Energieversorgung ist essentiell 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 1 An der University of Texas in Austin studieren mehr als 50.000 Studenten. Der „Tower“ von 1937 dominiert den Campus. 2 Effizienz der Anlage University of Maryland in kw/t: Blau - nach der Optimierung, rot - nach der Optimierung, aber mit neuer Steuerung ausgeschaltet, grün- ohne Optimierung. 3 Effizienz der Anlage University of Maryland in kw/t über die letzten 12 Monate - pink = vor der Optimierung, blau = nach der Optimierung. Grafik: University of Maryland Grafik: University of Maryland Ein Fallbeispiel soll das illustrieren: Die „University of Texas” in Austin ist die grösste Universität in Texas und gehört mit 50.000 Studenten zu den fünf grössten Universitäten der USA. Im Gegensatz zu vielen anderen Top-Hochschulen in Amerika ist sie staatlich. Der riesige Haupt-Campus liegt mitten in der Stadt, diverse Nebenstellen gehören dazu. Insgesamt besteht die Universität aus vielen Dutzenden von Gebäuden – eine „Stadt in der Stadt“. Im heissen texanischen Klima – und angesichts der auf eine durchgehende Raumtemperatur von 21 Grad Celsius konditionierten Mitarbeiter- und Studentenschaft ist die sichere Versorgung mit Energie und speziell Kälte für das Funktionieren der Universität absolut essentiell. Etwa 51 % des Energieverbrauchs in Gebäuden rührt in den USA von den HVAC-Systemen her. Davon entfallen wiederum etwa 35 % auf die Kühlung, 35 % auf die Heizung und 25 % auf die Klimaanlagen. Die Haustechnik der texanischen Uni war alt und ineffizient: eine teure Energieschleuder, die mit dem sprunghaften Wachstum der Uni nicht Schritt halten konnte. Mit Hilfe eines „OptiCx” genannten Programms der Firma Optimum Energy wollten die am Upgrade beteiligten Ingenieure die 2 33 3 Bauen 4 4 Kühlaggregat der University of Maryland mit VSD (Variable Speed Drive), Hersteller Fa. York 5 Campus-Plan der University of Texas in Austin, auf dem sich in Echtzeit die Leistung der Kältemaschinen ablesen lässt. Lila dargestellt sind die unterirdischen Kühl-Leitungen Grafik: University of Texas Das Schöne an dieser Art von Effizienzsteigerungen ist, dass sie sich scheinbar selbst finanzieren. Denn Energie-Optimierung kann die Form eines „Energiespar-Contractings“ annehmen. Nachdem der Contractor eingehend den Status Quo eines grossen Gebäude-Komplexes wie dem einer Universität, eines Konzernhauptsitzes, von Regierungsbehörden, Krankenhäusern, Datenzentren, Fabriken oder Laboren abgeschätzt hat, erstellt er ein Angebot, in dem (meist ein ganzes Bündel von) Massnahmen zur Effizienzsteigerung mit einer garantierten Energieeinsparung vorgestellt werden. Der Contractor plant, baut und finanziert dann alle erforderlichen Massnahmen und erhält im Gegenzug einen zuvor festgelegten Teil der eingesparten Energiekosten. Seine Investitionen (plus Gewinn) sollen bei Vertragsende abgegolten sein. Wenn der Bauherr will, kann er aber auch selbst einen Baukostenzuschuss leisten und dafür eine kürzere Laufzeit vereinbaren – und folglich schneller selbst von den geringeren Energiekosten profitieren. Oft wird die Regeltechnik der haustechnischen Anlagen (wie Ventile und Pumpen) komplett ausgetauscht und eine zentrale Gebäudeleittechnik eingeführt, die ein effizientes Controlling ermöglicht. Bisweilen werden zusätzlich auch Heizkessel und die Verteilung erneuert oder ganz ausgetauscht, um auch bei den Wartungskosten von Einsparungen profitieren zu können. Die neu installierten Anlagen gehen von Beginn an oder nach Ablauf der Laufzeit auf den Gebäudeeigentümer über. Vom optimierten Gebäudebetrieb profitieren also letztlich beide Parteien. Der genaue Umfang der Einsparungen richtet sich nach der (In-)Effizienz der Anlagentechnik und den vertraglichen Details. Umfassende Fassadensanierungen amortisieren sich nur selten in nur 10 bis 15 Jahren und gehören deshalb meist nicht zum Massnahmen-Set einer EnergieOptimierung. Um festzulegen, wie viel Energie eingespart werden soll und kann, ist es zunächst erforderlich, genau zu wissen, wie hoch der Energieverbrauch vor der Sanierung wirklich ist – unab- Foto: Jonathan Kosobucki 34 5 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 6 35 Grafik: University of Maryland Grafik: University of Maryland Bauen 7 6 Energie-Verbrauch in kw/h pro Monat für die letzten 12 Monate (University of Maryland) 7 Energie-Einsparung in kw/h 8 Blick in den Pumpenraum der University of Maryland. Der Herr links im Bild bedient ein neu installiertes Kontrollpaneel, mit dessen Hilfe sich die Durchflussgeschwindigkeiten regulieren lassen. hängig von Faktoren wie Wetter oder Jahreszeiten. Dazu wird eine „Gradtagszahlkorrektur“ errechnet, am besten aus den Daten der drei zurückliegende Jahre. Entgangene Einsparungen und ZinsFaktoren müssen in der betriebswirtschaftlichen Rechnung mitberücksichtigt werden. Energie-Optimierungs-Systeme wie „OptiCx” sind modular aufgebaut. Kühlwasser, Boiler und Klimaanlage werden zunächst separat und dann in ihrem Zusammenspiel betrachtet. Es erlaubt damit auch das Arbeiten in Phasen. In Echtzeit errechnen Algorithmen dann automatisiert mittels der „Direct Digital Controlled (DDC)”-Variablen wie Luftvolumen, Raumtemperatur, Fliessgeschwindigkeit und Feuchtigkeit die mögliche Optimierung. Das System erlaubt es auch, Energie- und Wasserverbrauch, CO2-Ausstoss und Kosten genau zu messen und entsprechend zu kalkulieren. Es ist als „lernfähig“ angelegt und optimiert seine Eingriffe nach Beurteilung der rücklaufenden Daten selbst. Auf Abonnement-Basis können Bauherren weitere Software-Pakete dazu nehmen. Mit deren Hilfe lässt sich die Performance der Anlagen wie auf einem Monitor verfolgen, um Probleme zu finden, für die Zukunft vorzusorgen oder den Betrieb mit aktuellen Wetterdaten zu kombinieren. Mit einer mobilen, web-basierten App lassen sich dann Performance, Verbrauch, Einsparungen und Temperaturen ablesen. Das System genügt den Anforderungen des „IPMPV-B” (International Performance Measurement and Verification Protocol). Pro Jahr fällt das System etwa 1.5 Milliarden Entscheidungen mit Hilfe seines „Real-Time Dynamic Commissioning (RTDC)”Systems. Die optimierte Steuerung wird als Variante zum bestehenden System verstanden und lässt sich im Extremfall wieder ausschalten. z 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Foto: Jonathan Kosobucki Arbeiten in Phasen 8 Dipl.-Ing. Ulf Meyer ist Architekturjournalist, Architekturkritiker und Autor. Architekturstudium an der TU Berlin und am Illinois Institute of Technologie in Chicago; lehrte als Professor nachhaltigen Städtebau und Architektur an der Kansas State University und der University of Nebraska-Lincoln, wo er 2010 und 2011 als Hyde Chair of Excellence tätig war. 36 Bauen Eigenversorgung mit Wärme, Strom und Mobilität Autark und vernetzt: Das Beste aus zwei Welten Energieautark und doch vernetzt – was zunächst wie ein Paradox klingt, erweist sich auf den zweiten Blick als innovative Idee mit vielen Vorteilen. Zum einen sind die Bewohner eines dieser energieautarken Häuser vollständig unabhängig und versorgen sich weitestgehend selbst mit Wärme, Strom und Mobilitä. Zum anderen können sie die Energiespeicher ihres Gebäudes den regionalen Energieversorgern zur Lagerung von Energieüberschüssen zur Verfügung stellen und damit die öffentlichen Netze entlasten. Fotos/Grafiken: Prof. Timo Leukefeld In Freiberg, Sachsen, setzt Prof. Timo Leukefeld gemeinsam mit dem regionalen Energieversorger enviaM die Idee der vernetzten Autarkie in die Tat um. Hauptakteure sind die beiden energieautarken Häuser, die Leukefeld, Professor für Solarthermie an der TU Bergakademie Freiberg und der BA Glauchau, massgeblich entwickelte und seit 2013 selbst nutzt. Ohne Solarthermie keine Energieautarkie Sie sind die ersten als Fertighaus konzipierten, energieautarken Häuser Europas und versorgen sich weitestgehend selbst mit Wärme, Strom und Mobilität aus der Sonne. Mit der konsequenten Nutzung von Solarenergie für diese drei Komponenten, sparen die Bewohner in den kommenden Jahrzehnten 4.000 bis 5.000 Euro pro Jahr an Ausgaben. Dreh- und Angelpunkt für die Energieautarkie ist das Bau- und Heizkonzept eines so genannten Sonnenhauses. Sonnenwärme ist komplett und für längere Zeit speicherbar. Darauf baut das solarthermische Heizkonzept. Die Technologie zur Wärmespeicherung ist hoch entwickelt und Vernetzte Autarkie – Unabhängigkeit in Sachen Wärme, Strom und Mobilität – ohne Robinson zu sein. mit ca. 20 Euro pro kWh Investition kostengünstig und die solarthermische Kollektoranlage bringt im Winter pro Quadratmeter einen drei- bis vierfach so hohen Ertrag wie Photovoltaik-Anlagen. Sonnenwärme ist daher für den Eigenverbrauch an Heizung und Warmwasser äußerst effektiv und direkt nutzbar. Zudem sind Solarthermie-Anlagen effizient: Aus einer Kilowattstunde Strom, die bei diesem solaren Heizkonzept für Pumpen, Stellventil und Regler eingesetzt wird, werden bis zu 150 Kilowattstunden natürliche Sonnenwärme erzeugt. Im Gegensatz dazu liegt dieses Verhältnis bei dem Einsatz einer typischen und den Markt dominierenden Luftwärmepumpe praktisch bei 1:3.Ein 9 m³ fassender Langzeitwärmespeicher ist das Herzstück des energieautarken Hauses in Freiberg. Dieser lagert die über Kollektoren gewonnene Wärme über mehrere Wochen ein. Die Solarthermie-Anlage deckt hier 65 bis 70 Prozent des Jahreswärmebedarfs für Heizung und Warmwasser direkt aus der Sonne – ohne vorherige Umwandlung in Strom. In den sonnenärmsten Monaten liefert ein Kaminofen mit Hilfe von etwa 2 bis 3 Festmeter Stückholz pro Jahr die restliche Wärme. Die Kosten dafür liegen derzeit bei maximal 250 Euro pro Jahr. „Strom aus dem Netz ist im Winter zu teuer zum Verheizen“, so Leukefeld. „Aus diesem Grund verzichten wir bei dem gesamten Gebäudekonzept konsequent darauf, wertvollen Strom in Wärme zu verwandeln, sondern nutzen die Sonnenwärme direkt über die solarthermische Anlage. So bleibt der Bedarf an Strom in den energieautarken Häusern über das Jahr hin annähernd gleich und ist mit etwa 5,5 kWh/d selbst im Winter sehr gering. Insgesamt ist es uns gelungen, den Verbrauch von Elektroenergie für unsere fünfköpfige Familie ohne jede Einschränkung von rund 5.000 kWh auf 2.000 kWh zu senken.“ Um dies zu erreichen, nutzen zudem die Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler die Wärme der solarthermischen Anlage. Allein dies führt bei diesen Geräten zu 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Bauen Stromeinsparungen von bis zu 80 Prozent. Darüber hinaus führt die Vermeidung von Standby-Verbrauch einzelner Geräte, der Einsatz eines hydraulischen Pumpsystems mit geringsten Widerständen im Heiz- und Solarkreislauf sowie ein stromsparendes Lichtkonzept ebenfalls zur Reduzierung des Stromverbrauchs. Direkte Nutzung der Sonnenwärme und ein generell geringer Stromverbrauch sind essentielle Voraussetzungen für die Projektierung einer ganzjährigen Eigenstromversorgung über Photovoltaik und Energiespeicher (Akku). Eine 8 kWp Photovoltaik-Anlage ist ausreichend, um den nötigen Strom für die energieautarken Häuser zu erzeugen. Um den selbst gewonnen Strom flexibler einsetzen zu können, wird dieser in einem entsprechend dimensionierten Energiespeicher (Akku) zwischengelagert. So kann beispielsweise ein Elektromobil auch noch am Abend, das heißt wenn die Sonne gerade nicht scheint, mit eigenproduziertem Strom geladen werden. Der Akku ermöglicht es dem Haus, den Solarstrom eine Woche lang zu speichern und sich autark zu versorgen. Selbst bei Stromausfall können sämtliche Komponenten der Anlage über den Akku versorgt werden. Speicherplatz zum Nutzen der Allgemeinheit Leukefelds Vision geht über die eigene Unabhängigkeit hinaus. Statt eines „Robinson-Daseins“ teilt eine neuartige Lösung langfristig den Nutzen der eigenen energetischen Unabhängigkeit mit der Allgemeinheit. Dies ist ein Geschäftsmodell, das Hauseigentümern die Möglichkeit bietet, sich jenseits staatlicher Subventionen aktiv in die allgemeine Versorgungslage einzubringen. Dazu kooperiert Leukefeld mit der enviaM Gruppe, dem regionalen Energieversorger, und stellt die Energiespeicher seiner Gebäude zur Lagerung von Energieüberschüssen zur Verfügung. Energieüberschüsse treten immer dann auf, wenn fluktuierende alternative Stromerzeuger, wie zum Beispiel Windkraftanlagen, zu viel Strom erzeugen. Dann bleibt den Versorgungsunternehmen häufig nur, die Anlagen abzuschalten. Dennoch müssen sie auch in diesen Fällen die Einspeisevergütung zahlen, obwohl sie ihren Kunden keinen Strom anbieten können. Alternativ bleibt, für die Abgabe des Überschussstroms in ein ausländisches Netz zu zahlen (negativer Börsenpreis). Für die Versorger bedeutet es in jedem Fall „doppelte“ Kosten, ohne jeden Nutzen. Die Vernetzung ist für beide Seiten ein lohnendes Konzept. Im Unterschied zu den aufwändigen und problematischen „Smart-Grid“ und Schwarm-Strom-Lösungen, die mit x-tausend Einheiten rechnen und bislang noch mit vielen praktischen Problemen kämpfen, ist sie zudem so innovativ wie simpel: Einfache Steuereinheiten öffnen den Energieversorgern die „Tore“, um deren Stromüberschüsse in die Energiespeicher der energieautarken Häuser einzulagern. Die geschieht auf zweierlei Art: Der große Langzeitwärmespeicher kann im Winter über einen Elektro-Heizstab rund 600 kWh Energie aufnehmen und speichert die Stromüberschüsse als Wärme. Die Energieversorger können den Hausbewohnern die Wärme gegen ein entsprechendes Entgelt überlassen. Die Rechnung ist einfach: Ein Gebäude ist beispielweise an die Gasversorgung 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 37 angeschlossen. Der Bezugspreis für Gas liegt bei 6 Cent/kWh. Verkauft der Versorger die eingelagerte Wärme für 5 Cent/kWh an den Nutzer, spart der Nutzer Geld und der Versorger macht Gewinn. Der Elektro-Akku speichert zusätzlich rund 50 kW/h der Stromüberschüsse als Elektroenergie. Die hier vorgehaltene Energie kann, im Fall eines Mangels, auch wieder entnommen und zu besseren Preisen, als dies zu Überschusszeiten möglich ist, auf dem Regelenergiemarkt verkauft werden. Vernetzte Autarkie macht nicht nur die Bewohner der Gebäude weitestgehend unabhängig, sie leistet darüber hinaus einen Beitrag zur Stabilisierung der Stromnetze. Anders als strombasierte Heizkonzepte, die mit Einspeisen und Zurückkaufen von Strom die Probleme ins Netz verlagern, in der Hoffnung, dass sich irgendjemand schon darum kümmern wird, unterstützt das Prinzip der vernetzten Autarkie die Energiewende und ist der Allgemeinheit von Nutzen. „Flatrate“-Miete und Altersversorgung Leukefelds energieautarke Häuser bieten neben der „vernetzten Autarkie“ viele weitere interessante Optionen – unter anderem für Wohnungswirtschaft und Altersvorsorge. Entsprechend konzipierte Mehrfamilienhäuser bieten Vermietern den Vorteil, über Jahre stabile Warmmieten („Flatrate-“ oder Pauschalmieten) auszuhandeln, in denen Wohnen, Wärme, Strom und je nach Konzept auch die E-Mobilität bereits enthalten sind. Für Eigentümer und Selbstnutzer stellt die Investition in ein energieautarkes Gebäude eine weitreichende Möglichkeit der Altersvorsoge dar und sichert ein komfortables Leben. Anders als bei Investitionen in zu versteuernde Einnahmen, setzt dieses Modell auf den Wert steuerfreier Einsparungen, die sich deutlich rentabler auf die Kaufkraft auswirken. Der Prototyp des energieautarken Hauses wurde von einer Projektgruppe der Helma Eigenheimbau AG unter Leitung von Leukefeld entwickelt. Mit 161 Quadratmetern Wohnfläche kostet es schlüsselfertig 450.000 Euro (inkl. Bodenplatte, ohne Keller und ohne Grundstück). z Das Grafikschema der ersten als Fertighaus konzipierten, energieautarken Häuser Europas. Sie versorgen sich weitestgehend selbst mit Wärme, Strom und Mobilität aus der Sonne. 38 Bauen Gesunde Baustoffe – mehr als ein Modebegriff Richtig auswählen, Risiken minimieren „Gesunde Baustoffe“ – was versteckt sich hinter dem Begriff und warum sind sie für Manche eine Notwendigkeit? Bei Bauvorhaben spielt die Wahl nicht belastender Baustoffe eine immer entscheidendere Rolle. Wie bei so vielen Dingen müssen aber auch gesunde Baustoffe sinnvoll integriert werden, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Bildquelle: Intep Text: Thomas Rühle Treten bei Beschäftigten unspezifische Beschwerden oder Symptome auf, die nach Verlassen des Gebäudes rasch wieder nachlassen, spricht man vom Sick Building Syndrom (SBS). Die Ursachen sind dabei nicht klar. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Bauen Zukunftsfähige Immobilien zeichnen sich insbesondere durch eine hohe Nutzerzufriedenheit aus. Ein gesundes Raumklima spielt eine entscheidende Rolle, verbringen wir doch circa 90% unserer Zeit in Innenräumen. Emissionsarme und geruchsneutrale Baumaterialien tragen zur Behaglichkeit und zu unserer Gesundheit bei. Die Gebäude werden immer dichter und oft umgibt uns ein Schadstoffcocktail aus Baumaterialien wie Farbstoffen, Klebern und Lacken, aber auch aus Einrichtungsgegenständen wie beispielweise Möbel. Bei einem belasteten Lebensumfeld kennen wir körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Augenbrennen oder Unwohlsein. Das Leistungsvermögen wird beeinträchtig und es kann zu Irritationen des Immunsystems kommen. Es ist verständlich, dass die Belastungen aus der gebauten Umwelt immer stärker in den Fokus rücken. Ziel ist, diese zu vermeiden oder soweit es geht zu minimieren. Das liegt im Interesse der Gesellschaft und jedes Einzelnen – und auch des Bauherrn. Werden neu errichtete Gebäude wegen Klagen der Nutzer ganz oder vorübergehend geschlossen, sind meistens Schadstoffe die Ursache. Dies kann juristische Konsequenzen sowohl für den Bauherrn als auch für den Architekten nach sich ziehen. Nicht selten kommt es zu hohen Schadenersatzforderungen, weil eine nutzung der Gebäude nicht wie geplant erfolgen kann. Sick Building Syndrom Treten bei Beschäftigten eines Gebäudes unspezifische Beschwerden oder Symptome auf, die nach Verlassen des Gebäudes rasch wieder nachlassen, spricht man vom Sick Building Syndrom (SBS). Die Ursachen sind dabei nicht klar. Schätzungen zufolge leiden in den Industrieländern bis zu einem Drittel der Büroangestellten unter dem SBS. Der damit einhergehende wirtschaftliche Schaden ist erheblich. Mögliche Ursachen können Schadstoffe sein, die in der Innenraumluft vorkommen. Dazu zählen Emissionen aus Baustoffen wie „flüchtige organische Verbindungen“ (VOC), die von definierten Quellen ausgehen. Zum Beispiel aus neu angebrachten Materialien, wie etwa Bodenbeläge und den dazugehörigen Boden- und Teppichklebern, aber auch aus Möbeln (Lacke, Farben und Anstriche) sowie Formaldehyd aus Holzwerkstoffen, aus Produkten zur Schädlingsbekämpfung oder aus Reinigungsmitteln. Auch können durch nicht oder schlecht gewartete Lüftungsanlagen Schadstoffe, Gerüche, Pollen, Pilzsporen und Keime in die Raumluft gelangen. Grenzwerte und Richtwerte Warum kommt es so häufig zu Schadstoffbelastungen? Einerseits fehlt noch immer das Bewusstsein für die Bedeutung „gesunder“ Baustoffe, andererseits ist die gesetzliche Lage nicht eindeutig. Der Gesetzgeber gibt zwar einen gesetzlichen Rahmen vor, doch die Aussagen sind allgemein gehalten und hängen stark von der jeweiligen Auslegung ab. Seit 1997 gibt es in Deutschland den Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB). In diesem sind u. a. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 39 Vertreter der Ländergesundheitsbehörden, das Umweltbundesamt und das Bundesinstitut für Risikobewertung vertreten. Der Ausschuss hat die Grundlagen für eine einheitliche und nachvollziehbare gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten und ein Bewertungsschema für VOC-Emissionen aus innenraumrelevanten Bauprodukten erarbeitet. Das Bewertungsschema regelt das Vorgehen bei der Emissionsprüfung von Bauprodukten, die mit Hilfe von Prüfkammern durchgeführt werden. Dabei werden die Emissionen von flüchtigen organischen Substanzen mit Hilfen von NIK-Werten bewertet. NIK-Werte sind die niedrigste interessierende Konzentration für Innenräume im privaten und öffentlichen Bereich. Sie orientieren sich teilweise an den MAK-Werten (max. Arbeitsplatzkonzentration) und betragen dann oftmals 1/100 der MAK-Werte. MAK-Werte sind für industrielle Arbeitsplätze abgeleitet und geben die maximal zulässige Arbeitsplatzkonzentration vor. Keinesfalls können sie für die Bewertung von Wohnräumen oder Büroarbeitsplätzen herangezogen werden. Neben den NIK-Werten zur Beurteilung der Emissionen aus Bauprodukten gibt es weitere Richtwerte zur Bewertung von Schadstoffen in Innenräumen. Der Ausschuss für Innenraumrichtwerte gibt solche für die Bewertung der Innenraumluft vor. Messungen und ihr definiertes Ziel Zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit von Raumluftmessungen ist es entscheidend, dass vor Durchführung der Messungen das Messziel definiert wird. Die Messbedingungen orientieren sich dann an diesen Zielen. Die VDI-Richtlinie VDI 4300 enthält Vorgaben und Hinweise zur Messstrategie und zur Durchführung von Raumluftmessungen für die Ermittlung verschiedenster Substanzen in der Innenraumluft, wie z. B. Formaldehyd, VOC, Schimmelpilze oder auch CO (Kohlenmonoxid). Bei der Bewertung ist zu berücksichtigen, dass der langfristig anzustrebende Zielbereich von <0,3 mg/m³ in der Regel bei Neubauten kurz nach Fertigstellung zum Teil noch nicht erreicht werden kann. Das in Deutschland von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zusammen mit dem Bund entwickelte Nachhaltigkeitszertifizierungssystem hat das Kriterium „Innenraumhygiene“ als Ausschlusskriterium gekennzeichnet. Dies bedeutet, dass Gebäude, die in diesem Kriterium nicht die Mindestanforderung erfüllen, gar nicht zertifiziert werden können. Keine Zertifizierung kann bei folgenden Raumluftkonzentrationen erfolgen: • Formaldehyd: > 0,1 ppm (120 μg/m³) • TVOC: > 3000 μg/m³ Zum Vergleich hierzu die Raumluftkonzentrationen, bei denen die maximale Punktzahl in diesem Kriterien erreicht werden kann: • Formaldehyd:< 0,05 ppm (60 μg/m³) • TVOC: < 500 μg/m³ Erkennungsmerkmale gesunder Baustoffe Gesetzliche Verordnungen, Negativfälle mit hohen Schadenszahlungen und ein steigendes öffentliches Bewusstsein für schad- 40 Bauen Richtwerte und Empfehlungen Für ausgewählte Einzelverbindungen wurden von der Ad-hoc Arbeitsgruppe Innenraumluft-Richtwerte festgelegt: • Richtwert I (RW I – Vorsorgerichtwert): Keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten, wenn ein Mensch diesem Stoff lebenslang ausgesetzt ist. • Richtwert II (RW II – Kurzzeitwert): Bei Erreichen dieser Konzentration ist unverzüglich zu handeln. Für empfindliche Personen kann der Aufenthalt in Räumen eine gesundheitliche Gefährdung sein. Verbindung / Stoff Richtwert I [mg/m³] Richtwert II [mg/m³] Butanonoxim 0,02 0,06 1-Butanol 0,07 2,0 Styrol 0,03 0,3 Toluol 0,3 3,0 Terpene, bicyclisch, (Leitsubstanz α-Pinen) 0,2 2,0 Napthalin 0,01 0,03 Richtwerte für die Innenraumluft Grenzwerte für Einzelverbindungen (Auswahl) in der Innenraumluft Die Anforderungswerte für Formaldehyd basieren auf den Empfehlungen des früheren Bundesgesundheitsamtes und der Weltgesundheitsorganisation WHO: Verbindung / Stoff Anforderung Bemerkung Formaldehyd < 0,1 ppm (120 μg/m³) Bundesgesundheitsamt 1977, bestätigt vom BfR 2006 < 0,05 ppm (60 μg/m³) Empfehlung WHO; Anforderungswert DGNB/BNB Anforderungswerte Formaldehyd Werden Raumluftmessungen durchgeführt oder liegen Ergebnisse von Raumluftmessungen vor, wird in der Regel die Handreichung der Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Innenraumlufthygiene-Kommission des früheren Umweltbundesamtes und der obersten Landesgesundheitsbehörden von 2007 herangezogen. Diese wird als verbindliche und differenzierte Bewertungsvorschrift für den öffentlichen Bereich und für den privaten Innenraum herangezogen: Verbindung / Stoff Anforderung VOC1 Stufe 1 TVOC2 < 0,3 mg/m³ Stufe 2 TVOC > 0,3 – 1 mg/m³ Bemerkung Hygienisch unbedenklich, Zielwert. Hygienisch noch unbedenklich, erhöhter Lüftungsbedarf. (0,5 mg = Anforderungswert DGNB/BNB3 ) Stufe 3 Hygienisch auffällig, befristet (<12 Monate) als Obergrenze für Räume, die für einen längerfristigen Aufent- TVOC > 1-3 mg/m³ halt bestimmt sind. Stufe 4 Hygienisch bedenklich, Raum befristet (maximal 1 Monat) und bei verstärkter Lüftung nutzbar. TVOC < 3-10 mg/m³ Stufe 5 Hygienisch inakzeptabel. Die Raumnutzung ist allenfalls vorübergehend täglich (stundenweise) und bei TVOC > 10-25 mg/m³ Durchführung verstärkter regelmässiger Lüftungsmassnahmen zumutbar. Allgemeine Anforderungswerte für die Belastung der Innenraumluft (Empfehlung Umweltbundesamt) 1 VOC: Volatile Organic Compounds, flüchtige organische Verbindungen 2 TVOC: Total Volatile Organic Compounds, Summe der VOC 3 DGNB – Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen/BNB Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 41 Bildquelle: Intep Bauen Von der Analyse bis zum Controlling. stoffarme Bauweise zwingen Bauherren und Architekten dazu, sich mit der Thematik „Gesunde Baustoffe“ stärker auseinander zusetzen. Doch woran erkennt man gute Baustoffe? Was macht sie aus? Wo erhalte ich Informationen? Die folgenden Hinweise geben Aufschluss. duct Declaration), Zulassungen und ähnlichem. Je nach Grösse und Anforderung eines Projekts kann sich die Beauftragung eines Spezialisten für Bauökologie lohnen. 1. Genaue Beobachtung und Analyse. Gesunde Baustoffe weisen die folgenden Merkmale auf: • frei von CMR-Stoffen (diese sind als krebserzeugend, erbgutver- ändernd oder fortpflanzungsgefährdend eingestuft) • geruchsneutral • gutes Verhältnis von Wärmedämmung und Wärmespeicherung • keine Ausbreitung elektromagnetischer Felder • keine Radioaktivität • schall- und vibrationshemmend • regional erzeugt und nachwachsend • Produktion und Verwendung führen zu keinen Umweltproble men In jedem Fall ist eine Festlegung der Vorgehensweis zum Umgang mit „Gesunden Baustoffen“ im Vorfeld ratsam. Neben der genauen Betrachtung und Analyse der Materialien empfiehlt sich eine frühzeitige Festlegung von Zielwerten sowie die Integration der Anforderungen in den Planungsprozess. Präzise Vorgaben für die Ausführung und durchgängige Qualitätskontrollen sorgen für eine stringente Umsetzung der gesetzten Ziele. Hierbei kann ein Bauökologe helfen. Diese beraten Bauherren, Architekten, Planer und Nutzer hinsichtlich materialökologischer Fragestellungen. Sie unterstützen bei der Auswahl gesundheitlich unbedenklicher Materialien, dem Aufbau eines Qualitätssicherungssystems und der Durchführung von Raumluftmessungen. Folgendes Vorgehen hat sich bei der Umsetzung bauökologischer Zielsetzungen zu Sicherstellung einer sehr guten Raumluftqualität bewährt. 2. Prüfen der Kennzeichnungen Produktkennzeichnungen, Gütesiegel und Umweltzeichen können ebenso Hinweise geben. Anhand dieser lassen sich Materialien und Produkte im Hinblick auf ihr Gefährdungspotential beurteilen. Das Risiko einer nachträglichen Sanierung, die meist mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist, wird somit minimiert. 3. Bestimmungen der Zertifizierungssysteme Auch bei Gebäude-Zertifizierungssystemen, wie dem Label DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) oder dem USamerikanischem LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) werden strenge Anforderungen an die Innenraumluftqualität und damit an die materialökologischen Eigenschaften von Bauprodukten gestellt. Ein Blick auf die Anforderungen gibt Auskunft über Vorgaben und Grenzwerte. Hinweise auf „gute“ Baustoffe erhält man weiterhin durch die Recherche in Sicherheitsdatenblättern, EPDs (Environmental Pro- 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Gezielte Vorgehensweise ist empfehlenswert ► Definition eines materialökologischen Anforderungskatalogs In der Analysephase werden in einem Anforderungskatalog projektspezifische Ziele formuliert, die umgesetzt und erreicht werden sollen. Hierbei stehen die Sicherstellung einer sehr guten Raumluftqualität sowie die Vermeidung von Baustoffen, die bei ihrer Herstellung, Verarbeitung oder Entsorgung Menschen oder die Umwelt gefährden, im Vordergrund. Planungsbegleitend werden Architekten und Fachplaner über die Zielsetzung und Um-setzung der materialökologischen Anforderungen informiert, bei der Wahl der Baustoffe und Bauprodukte beraten und u. a. die Vermeidung bzw. Minimierung von Formaldehydemissionen und TVOC (Total Volotile Organic Compounds = Summe der flüchtigen organischen Bestandteile - Lösemittel) sichergestellt. Bauen Bildquelle: satori/fotolia 42 Emissionsarme und geruchsneutrale Baumaterialien tragen zur Behaglichkeit und zu unserer Gesundheit bei. Bei einem belasteten Lebensumfeld wird das Leistungsvermögen beeinträchtig und es kann zu Irritationen des Immunsystems kommen. Ziel ist also, diese soweit es geht zu minimieren. Es liegt im Interesse der Gesellschaft die Belastungen aus der gebauten Umwelt zu vermeiden. ► Beratung und Begleitung der Planung und Ausschreibung Die materialökologischen Anforderungen werden in die Ausschreibungsunterlagen integriert und es erfolgt eine Bewertung der deklarierten Produkte hinsichtlich Erfüllung der definierten Anforderungen. Die Ausschreibungsunterlagen werden während der Erstellung auf die Integration der materialökologischen Anforderungen geprüft. Die ausführenden Firmen deklarieren die Bauprodukte und reichen diese zur Prüfung an die Objektüberwachung ein. ► Kontrollen im Rahmen der Bauausführung Mit regelmässigen Baustellenbesuchen wird geprüft, ob die eingesetzten Produkte diejenigen sind, die bei der Angebotsabgabe deklariert wurden. Erfahrungsgemäss kommt es während der Ausführung zu Planungs-, Material- oder Produktänderungen. Die Varianten werden auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Produktinformationen bewertet und kurzfristig freigegeben. ► Begleitung der Raumluftmessungen (LPH 8) Nach Abschluss der Baumassnahmen werden in ausgewählten Räumen Raumluftmessungen durchgeführt. Die Raumluftmessungen werden durch ein vom Bauherrn beauftragtes Labor durchgeführt. Die Einhaltung der für die Durchführung der Messungen erforderlichen Randbedingungen wird sichergestellt. ► Dokumentation Für die Umsetzung der ökologischen Zielsetzungen müssen für die ausgewählten Baustoffe Angaben zur Zusammensetzung sowie zu Inhaltsstoffen und deren Konzentration gemacht werden. Die ausführende Firma hat die verlangten Nachweise zu erbringen, aus denen die Erfüllung der Anforderungen eindeutig hervorgeht. Die Dokumentation muss vor Beginn der Arbeiten vorliegen. Fazit Durch das steigende gesellschaftliche Bewusstsein und dem damit einhergehenden öffentlichen Druck wird das Thema Gesunde Baustoffe weiter sehr präsent sein. Es ist ratsam, bei allen Bauvorhaben ein klares Augenmerk auf ein gesundes Innenraumklima zu haben und Umweltbelastende wie Umweltschonende Massnahmen schon während des Planungsprozesses zu berücksichtigen. Die Vorteile von „Gesunden Baustoffen“ liegen auf der Hand. Geringe Mehrkosten amortisieren sich schnell, Risiken werden deutlich minimiert. Bei grösseren Vorhaben ist es sinnvoll, Experten heranzuziehen. In der Regel findet sich für jedes Projekt ein geeignetes Konzept. „Gesunde“ und zukunftsfähige Gebäude erreichen eine deutliche höhere Nutzerzufriedenheit. Dem gewerblichen Betreiber bringen sie weniger Fehlzeiten durch Krankheiten, höhere Produktivität der Mitarbeiter und geringere Personalfluktuation. z Thomas Rühle, Dipl.-Ing (Univ.) Bauingenieur; seit 1998 bei Intep – Integrale Planung. Intep ist in Zürich, St. Gallen, München, Berlin, Frankfurt, Hamburg und Minneapolis vertreten; Mitglied der Geschäftsführung; er entwickelte die Beratungsfelder zur Bau- und Technikberatung und zum Nachhaltigen Bauen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Nachhaltigkeitskonzepte, Bau- und Materialökologie, Ökobilanzierung, Bauphysik, Bauklimatik und Nachhaltigkeitszertifizierungen. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Bauen 43 ZertifikatProduktgruppeErläuterung Dämmstoffe, Lacke, Lasuren, Der blaue Engel Wandfarben, Tapeten, Lizenzgeber: Umweltbundesamt Deutschland Bodenverlegewerkstoffe, Damit werden verschiedenste Produkte ausgezeichnet, die in ihrer ganzheitli- Bodenbeläge, Holz/ Holzwerkstoffe chen Betrachtung besonders umweltfreundlich sind. Neben dem Umweltschutz werden auch Gesundheits- und Arbeitsschutz bei der Herstellung, als auch der Verbraucherschutz berücksichtigt. Nachfolgend werden die für Bauprojekte entscheidenden Produktgruppen aufgeführt: - RAL-UZ 12 a – Schadstoffarme Lacke - RAL-UZ 35 – Tabeten und Raufaster überwiegend aus Papier- Recycling - RAL-UZ 38 – emissionsarme Produkte aus Holz und Holzwerkstoffen - RAL-UZ 76 – Emissionsarme Holzwerkstoffplatten - RAL-UZ 102 – Emissionsarme Wandfarben - RAL-UZ 102 – Emissionsarme Innenwandfarben - RAL-UZ 113 – Bodenbelagsklebstoffe und andere Verlegewerkstoffe - RAL-UZ 115 Lösemittelarme Dachanstriche und Bitumenkleber - RAL-UZ 120 - Elastische Bodenbeläge - RAL-UZ 123 – Emissionsarme Dichtstoffe für den Innenraum - RAL-UZ 128 – Textile Bodenbeläge - RAL-UZ 140 - Wärmedämmverbundsysteme - RAL-UZ 156 – Emissionsarme Verlegeunterlagen für Bodenbeläge - RAL-UZ 176 – Emissionsarme Bodenbeläge, Paneele und Türen aus Dämmstoffe, Lacke, Lasuren, eco-Zertifikat „Produkt emissionsarm“ Bodenverlegewerkstoffe, Bodenbeläge, Lizenzgeber: eco-Umweltinstitut GmbH Holzwerkstoffe Mit diesem Zertifikat werden Bauprodukte, aber auch Matratzen, Bettwaren und Möbel ausgezeichnet, welche strengen Schadstoff- und Emissionsanforderungen genügen. BodenverlegewerkstoffeEMICODE Lizenzgeber: Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe e.V Das Zertifikat wird in den Kategorien EC1 Plus, EC1 und EC 2 verliehen, je nach emittierten VOC Gehalt. Bodenbeläge (Teppiche)GuT-Teppich-Siegel Lizenzegeber: Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden e.V. Dämmstoffe, Lacke, Lasuren, natureplus Wandfarben, Holz, Holzwerkstoffe, Lizenzgeber: natureplus e.V. Bodenbeläge, Zemente, Putze Die europäische Vereinigung natureplus fördert und zertifiziert Bauprodukten, die hinsichtlich ihrer Gesundheitswirkungen streng überprüft sind. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 44 Betreiben CAFM-Lösung als Teil eines grünen Konzeptes Nachhaltiges Raum- und Ressourcen-Management für den Campus Eine Elite-Universität setzt bei einem der grössten Campus-Neubauten Europas auf ein „Green Building“-Konzept. Die Nachhaltigkeitsstrategie sieht auch die Einführung eines Computer-AidedFacility-Management-Systems zur optimalen Nutzung und Bewirtschaftung der Gebäude-Ressourcen vor. Das CAFM-System, das in die zentrale IT-Struktur integriert wurde, spart künftig Zeit und Kosten. Text: Matthias Mosig Bilder: TÜV SÜD 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Betreiben Für eine europäische Elite-Universität entstanden rund ein halbes Dutzend Campus-Neubauten auf 100.000 m² Grundfläche. Sie wurden von verschiedenen internationalen Architekten geplant und – fristgerecht – innerhalb weniger Jahre fertig gestellt. So unterschiedlich die Architektur der Gebäude ist, wurden sie doch alle auf Grundlage eines „Green Building“-Konzepts geplant und errichtet. Die neuen Gebäude sollten in jeder Hinsicht vorbildlich und sowohl ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig sein. Beispielsweise wird die Energieversorgung hauptsächlich durch die thermische Nutzung des Grundwassers realisiert. Zusätzlich wird während des Winters die Abwärme des Rechenzentrums über eine Wärmepumpe zum Heizen genutzt. Neben den ökologischen wurden auch soziokulturelle Aspekte in die Planung integriert. Unter anderem wurde die Zahl der Arbeitsplätze für die Studierenden vervielfacht. Ausserdem ist der gesamte Campus barrierefrei gestaltet. Ein taktiles Leitsystem hilft Sehbehinderten bei der Orientierung und alle Hörsäle sind für Rollstuhlfahrer einfach zu erreichen. Ziel: Ganzheitlich und effizient in jeder Hinsicht Für die ökonomisch nachhaltige Nutzung der Gebäude-Ressourcen hat die Universität ein CAFM-System eingeführt, das die zentrale Verwaltung und Bereitstellung von aktuellen gebäudebezogenen Daten erleichtert und eine optimale Nutzung der Bauten sichert. Ein geeignetes CAFM-System zu identifizieren und zu implementieren stellte jedoch eine grosse Herausforderung dar. Zum einen aufgrund der Vielzahl an Hörsälen, Seminar- und Verwaltungsräumen, zum anderen, weil die in den Räumen verbaute Technik äusserst komplex ist. Ausserdem sollte das Projekt parallel zur Planung und Durchführung des Umzugs in Angriff genommen werden. Daher beauftragte die Universität unter anderem die cgmunich GmbH, ein Tochterunternehmen von TÜV SÜD, die Struk- 45 turen der Organisation im Vorfeld zu optimieren, ein Pflichtenheft für das CAFM-System zu erstellen und die verantwortlichen Mitarbeiter bei der Ausschreibung und Einführung des Systems zu unterstützen. Gemeinsam wurde das Ziel erarbeitet, die Lehr-, Projekt- und Büroräume effizienter zu verwalten und flexibler zu nutzen. Gleiches gilt für das Inventar, zu dem unter anderem Beamer und Smartboards zählen. Dies sollte durch die Einführung des neuen CAFM-Systems erreicht werden. Als erstes analysierten die Experten, welche Daten zum alten Gebäudekomplex vorlagen, wie diese strukturiert waren und in welchen IT-Systemen sie gespeichert wurden. Dabei stellten sie fest, dass die über Jahre zusammengetragenen Datenbestände äusserst heterogen waren. Die relevanten Informationen und Kenndaten wurden bisher sowohl in Excel-Tabellen, E-Mail-Postfächern als auch proprietären, selbstentwickelten Anwendungen erfasst. Daher war die Datenpflege in der Vergangenheit mit einem hohen manuellen Aufwand verbunden. Dies führte unter anderem dazu, dass einige Daten doppelt vorlagen, während es an anderen Stellen Lücken in den Datenbeständen gab. Somit standen die Experten vor der Aufgabe, diese Datenstrukturen, Geschäftsprozesse und IT-Programme wie SAP-, MS-Office-, Access- und CAD-Anwendungen, zu ersetzen, neu zu strukturieren und zusammenzuführen. Die Standardisierung umfasste sowohl die Definition der Prozesse und die strukturierte Datenerfassung als auch das auf die verschiedenen Nutzergruppen abgestimmte Reporting mit aussagekräftigen Key-PerformanceIndikatoren. Integration in das zentrale IT-System Alle Nutzergruppen – von Studenten und Mitarbeitern über die FM- und HR-Abteilungen bis hin zum Rektorat – sollten über eine einheitliche Benutzeroberfläche Zugang zu den für sie relevanten Service- und Facility-Management-Daten erhalten. Über die dafür entwickelte IT-Lösung sollten beispielsweise Professoren und Dozenten Hörsäle buchen können oder FM-Verantwortliche direkten Zugriff auf die aktuellen Kennzahlen erhalten. Auch die Einbindung der externen Dienstleister in den Facility-Management-Prozess sollte optimiert werden. Schnell war klar, dass sich diese Anforderungen nur auf Basis einer zentralen IT-Systemarchitektur umsetzen liessen und die Einführung des CAFM-Systems nur ein Teil des Gesamtprojekts sein würde. Daher entwickelten die cgmunich-Experten gemeinsam mit der hausinternen IT zusätzliche Schnittstellen für die CAFM-Anbindung, etablierten neue Verrechnungsstrukturen und passten technische, infrastrukturelle und kaufmännische Prozesse an. Integrationstechnologien schafften die Voraussetzung, um das CAFM-System inklusive CAD-Kopplung an die SAP-Lösung und an weitere für den Universitätsbetrieb notwendige Spezialsysteme anzubinden. Gemeinsam analysierten die Experten im Vorfeld, welche Daten zum alten Gebäudekomplex vorlagen, wie diese strukturiert waren und in welchen IT-Systemen sie gespeichert wurden. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 46 Betreiben Alles eine Frage der Projektmanagements Eine Grundvoraussetzung für den Erfolg eines derart komplexen Projekts ist ein durchgängiges, professionelles Projektmanagement. Nicht nur die Lehrgebäude zogen auf das neue Gelände um, sondern auch die gesamten Infrastruktureinrichtungen. Dazu zählen neben dem Rechenzentrum, der Mensa und der Bibliothek auch der Studentenservice und die Sporthallen. Insgesamt sollte das CAFM-System das Facility-Management bei der Verwaltung und Bewirtschaftung einer genutzten Fläche von fast 40.000 Quadratmetern unterstützen – dies entspricht der Grösse von mehr als fünf Fussballfeldern. Eine zusätzliche Herausforderung bestand darin, dass die Planung und Abwicklung des CAFM-Projekts parallel zur Planung und Errichtung des Neubaus erfolgen und damit flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren musste. Das Projektmanagement umfasste alle Phasen von der Konzeption über die Ausschreibung bis hin zur Begleitung der Einführung des CAFM-Systems. Zu Beginn wurden die Ist-Prozesse analysiert. Dabei erfassten die Experten, welche Daten bereits vorhanden waren und wie die bisherigen Prozesse funktionierten. Mit Blick auf das zukünftige Betreiberkonzept wurden anschliessend die optimierten Soll-Prozesse definiert. Sie beschreiben, welche Daten in welcher Detailtiefe aufgenommen und wie diese für die unterschiedlichen Nutzergruppen zur Verfügung gestellt werden. Auf dieser Grundlage entwickelten die cgmunich-Fachleute einen Kriterienkatalog und unterstützten die Universität bei der Vorbereitung und Durchführung der EU-weiten Ausschreibung zur Anschaffung eines passenden CAFM-Systems. Das System sollte unter anderem über geeignete Schnittstellen zum Datenaustausch verfügen. Anschliessend begleiteten die Experten die Universität bei der Implementierung des Systems und bei der Übernahme der Daten. Nach umfangreichen Testläufen wurde dann die CAFMSoftware schrittweise während des Neubezugs des Universitätscampus aktiviert. Akzeptanz entscheidet über den Projekterfolg Bei grossen IT-Projekten ist die Akzeptanz der Nutzer von entscheidender Bedeutung für den Erfolg bei der Einführung neuer Softwarelösungen. Daher wurden die verschiedenen Nutzergruppen bereits frühzeitig in die Planung und Konzeption eingebunden und während der Umsetzung und Einführung des CAFM-Systems begleitet. Dazu wurde unter anderem gemeinsam mit dem Software-Anbieter ein detailliertes Informations- und Schulungskonzept entwickelt. Eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Einführung eines CAFM-Systems ist es, dass die Beteiligten an der Konzeption die Arbeitsabläufe der Nutzer im Detail kennen und verstehen. Nur so können die Prozesse korrekt im System umgesetzt werden. Um sicherzustellen, dass keine wesentlichen Daten verloren gehen, haben die Experten Abfrage-Checklisten erstellt und detaillierte Interviews durchgeführt. Dabei wurden auch die Zuständigkeiten für die einzelnen Arbeitsschritte geklärt und so genannte ProzessOwner definiert. Somit liessen sich die Verantwortlichkeiten für alle transparent darstellen und die IT-Mitarbeiter konnten diese innerhalb des CAFM-Systems korrekt abbilden. Diese Vorgehensweise führte in der Praxis zum gewünschten Erfolg. Bei allen Nutzergruppen war die Akzeptanz der neuen Lösung hoch, so dass das CAFM-System wie geplant parallel zum Umzug schrittweise eingeführt werden konnte. Auf 100.000 m² Grundfläche entstanden für eine europäische Universität rund ein halbes Dutzend Campus-Neubauten, die von verschiedenen internationalen Architekten geplant und innerhalb weniger Jahre fertig gestellt wurden. 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Betreiben Alle Nutzergruppen profitieren Von der Einführung des CAFM-Systems profitieren insbesondere das Facility Management und die externen FM-Dienstleister. Der schnelle, zentrale und transparente Zugriff verbessert den Austausch, die Dokumentation und Abstimmung der Daten und reduziert gleichzeitig Doppelarbeiten. Dass die Daten bei Begehungen vor Ort auch mit mobilen Endgeräten erfasst und aktualisiert werden können, hat die Arbeitsprozesse zusätzlich beschleunigt. Im Detail helfen beispielsweise automatische Erinnerungsfunktionen, die Gewährleistungs- und Prüffristen von Aufzügen oder der Kälte- und Klimatechnik einzuhalten. Das CAFM-System unterstützt die FM-Mitarbeiter bei allen Arbeits- und Dienstleistungsprozessen bis hin zum Vertrags- und Wartungsmanagement. Das System steigert durch strukturierte Dokumentationsprozesse die Betriebssicherheit, verhindert Fehl- oder Überbelegungen der Räume und ist fester Bestandteil des Qualitätsmanagements. 47 rende Rolle in der Lehre auch auf die Supportprozesse und deren Werkzeuge übertragen, um im Hintergrund die Attraktivität des Campus im internationalen Vergleich und Wettbewerb zu steigern. Die bei der Einführung gesammelten Erfahrungen haben Vorbildfunktion und lassen sich auf weitere Projekte ähnlicher Grössenordnung übertragen. Durch die flexible Planung während der Bauphase gab es keine Reibungsverluste durch Umplanungen. Zentrales Ziel war dabei, dass das Projekt im vorgegebenen Zeitund Budgetrahmen realisiert wurde und auch zukünftig dazu beitragen wird, Ressourcen nachhaltig zu nutzen und somit einen wirtschaftlichen Betrieb der Universität sicherzustellen. z Da die Mitarbeiter nun schnell auf den gesamten Datenbestand zugreifen können, sind sie in der Lage, zeitnah auf Anfrage aussagekräftige Reports zu erstellen. Die transparente Aufbereitung der Daten macht es für sie einfacher, Kostentreiber im Gebäudemanagement zu identifizieren, Mängel bei der Gewährleistung stringenter zu verfolgen und die externen Dienstleistungen professionell zu steuern. Vom schnellen und sicheren Zugriff auf die Daten profitieren ebenfalls die Führungskräfte der Universitätsverwaltung und Mitarbeiter aus dem Controlling. Sie können innerhalb kürzester Zeit unkompliziert aussagekräftige Reports erstellen, die relevante Key-Performance-Indikatoren auf einen Blick zusammenfassen und fundierte Entscheidungen ermöglichen. So lassen sich beispielsweise Benchmarks leichter entwickeln und interne Kosten besser zuordnen und steuern. Durch den geringeren Aufwand für Verwaltung, Koordination und Planung und den daraus resultierenden schnelleren Prozess werden Kosten in signifikantem Umfang eingespart. Studenten, Dozenten und weitere am universitären Betrieb Beteiligte haben nun die Möglichkeit, auf alle für sie wichtigen Services über eine einheitliche und übersichtliche Benutzeroberfläche zuzugreifen. Sie können mithilfe des CAFM-Systems prüfen, ob Räume oder Medien verfügbar sind und diese dann buchen. Bei den Mitarbeitern der IT-Abteilung stiess die CAFM-Lösung auf hohe Akzeptanz, da die Software bei Bedarf relativ einfach erweitert und an neue Anforderungen angepasst werden kann. Dies sichert ihrer Abteilung ein hohes Mass an Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Sollten doch einmal Anpassungen mit eigenen Mitteln nicht möglich sein, werden sie vom Softwareanbieter unterstützt. Alle Nutzergruppen sollten über eine einheitliche Benutzeroberfläche Zugang zu den für sie relevanten Service- und Facility-Management-Daten erhalten. Diese Anforderungen liessen sich nur auf Basis einer zentralen ITSystemarchitektur umsetzen. Matthias Mosig Real Estate Consulting & Advisory, cgmunich GmbH Ökonomisch, flexibel, nachhaltig Für die Investoren des neuen CAFM-Systems war es wichtig, dass die Universität auf Basis der neuesten Standards ressourcen- und energieeffizient arbeitet. Dadurch wird der Anspruch an eine füh- 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch [email protected] www.chmunich.de 48 Produkte Grosse Wirkung auf kleiner Grundfläche Wärme steuert das ­Wohlbefinden Degardo Storus erhält Auszeichnung Foto: Degardo GmbH Design Award Foto: Hase Kaminofenbau Gesundheit Foto: HALM/Grömminger Grüne Schallschutzwände Für das Lärmschutzsystem Helix Compacta haben sich im Test verschiedene Pflanzenarten bewährt, z.B. das immergrüne Efeu oder der Wilde Wein. Die Keramikkacheln und ein integrierter Wärmespeicherblock halten die Wärme und geben sie dann langsam an den Raum ab. Ein Pflanz-, Sitz- und Leuchtobjekt: Storus, transluzent. Das Lärmschutzsystem Helix Compacta des schwäbischen Unternehmens Helix Pflanzensysteme ist platzsparend, flexibel einsetzbar, sorgt für einen sofortigen Lärm- und Sichtschutz und ist durch die integrierte Bepflanzung von Anfang an beidseitig begrünt. Die Tragkonstruktion der Lärmschutzwand besteht aus verzinkten Doppelpfosten, die im Abstand von 2,5 Metern in Betonfundamente eingelassen werden. Nach Aushärten des Betons werden an die Pfosten vorn und hinten Stahlgitter – die bereits mit vorkultivierten Pflanzmatten bestückt sind – eingehängt und verschraubt. Der Raum zwischen den Gittern wird dann mit speziellem Vegetationssubstrat gefüllt, in das die Pflanzen einwurzeln. Angeboten werden heute Vegetationsmatten – die aus Kokosfasern bestehen – mit verschiedenen Klettergewächsen. Bereits zum Montagezeitpunkt sind die Lärmschutzwände etwa zur Hälfte mit Vegetation bedeckt. In der Wachstumsperiode ist die Wand dann innerhalb weniger Wochen komplett begrünt. Damit der Pflegeaufwand möglichst gering bleibt, sorgt eine integrierte Tröpfchen-Bewässerung für die ausreichende Versorgung mit Feuchtigkeit und Dünger. Die zertifizierte Helix Compacta bietet eine Schalldämmung die als „hoch absorbierend“ eingestuft wurde. Zudem fügt sich die grüne Wand harmonisch in ihre Umgebung ein und sorgt ganz nebenbei für eine Klimaverbesserung im direkten Umfeld. Die Wärmespender von Hasse bieten nicht nur eine perfekte Kombination aus Lifestyle und Lagerfeuer-Romantik, sondern erwärmen Leib und Seele, wenn die Sonne Pause macht. Der Effekt hält umso länger an, wenn der Kaminofen eine hohe Wärmespeicherfähigkeit besitzt. Das leisten so genannte Wärmespeicherblöcke und handgefertigte Kacheln aus Keramik: Sie können große Wärmemengen aufnehmen, die sie dann langsam an den Wohnraum abgeben. Keramik ist ein reines Naturprodukt, und in der Manufaktur Hase wird jede Kachel von Hand geformt, langsam getrocknet und sorgfältig veredelt. Man unterscheidet zwei Arten der Wärmeausbreitung im Raum: Die Konvektion und die Wärmestrahlung. Konvektion geht auf die Bewegung der erwärmten Luft zurück: Sie steigt um den Kaminofen herum auf und verteilt sich. So werden auch angrenzende Räume mit beheizt. Strahlungswärme hingegen braucht kein Trägermedium: Wie das unsichtbare Infrarotlicht von Wärmelampen bewegt sie sich ungehindert durch den Raum, bis sie auf ein Material trifft. Möbel und Wände absorbieren die Strahlen und werden so direkt aufgeheizt. Diese Tiefenwirkung ist auch für das wohltuende Gefühl in einem so beheizten Raum verantwortlich – sie ist mit wärmenden Sonnenstrahlen vergleichbar, allerdings ganz ohne UV-Anteil. Die Degardo GmbH aus Bad Oeynhausen überzeugte in diesem Jahr mit ihrem neuen Größenprimus (192 x 167cm) aus der Storus-Produktfamilie die Fachjury des German Design Award. Das Pflanz-, Sitzund Leuchtobjekt wurde offiziell mit dem Titel „Winner 2016“ ausgezeichnet. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Ambiente 2016, Mitte Februar in Frankfurt statt. Der German Design Award ist der internationale Premiumpreis des Rates für Formgebung. Sein Ziel: einzigartige Gestaltungstrends zu entdecken, zu präsentieren und auszuzeichnen. Jährlich werden hochkarätige Einreichungen aus dem Produkt- und Kommunikationsdesign prämiert, die alle auf ihre Art wegweisend in der internationalen Designlandschaft sind. Die Jurybegründung zum Produkt Storus von Degardo: „Mit seiner alternativen Formensprache stellt Storus eine interessante Alternative zu den marktüblichen Standards runder und eckiger Pflanzgefäße dar. Seine frei von Ecken und Kanten abgerundete Form erinnert an die eines Flusskiesels, wodurch sich Storus harmonisch in die Umgebung einfügt und dabei nicht nur als Pflanzgefäß, sondern auch als Sitzobjekt und Skulptur fungiert. Das hochwertige Produkt wird im Rotationsgussverfahren aus PE-Kunststoff gefertigt und ist UV-, schlag- und witterungsbeständig. Ein schöner Entwurf, der auch als von innen beleuchtetes Objekt angeboten wird und ein Blickfang ist.“ www.helix-pflanzensysteme.de www.hase.de www.degardo.de 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Produkte Siemens-Tastsensoren aus Glas Zu 100 % recycelbar und kompostierfähig Thermostat senkt Heizkosten deutlich Foto: Warmup PLC Smart, mobil und effizient Foto: Gutex Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH & Co. KG Dämmstoff Foto: Siemens AG Modernes Raumambiente 49 Die Siemens-Division Building Technologies erweitert ihre Produktlinie Gamma instabus um Tastsensoren aus Glas. LiveLink erfasst die Raumsituation mit hochsensiblen und perfekt an das Einsatzgebiet angepassten LiveLink-Sensoren von Steinel. Erhältlich in den Farben Schwarz, Weiß und Porzellan-Weiß: die neuen Thermostate. Die Siemens-Division Building Technologies erweitert ihre Produktlinie Gamma instabus um Tastsensoren aus Glas. Mit einer leichten Berührung der Tastflächen lassen sich die Raum-Grundfunktionen wie beispielsweise Beleuchtung und Beschattung sowie die Szenen-Steuerung intuitiv bedienen. Die Tastsensoren werden mit zwei, vier oder acht Tastflächen angeboten. Diese sind vertikal angeordnet und können paarweise oder einzeln genutzt werden. Die Tastflächen werden von dimmbaren LED-Leuchtringen umrandet, die sieben Farben darstellen und zur Status-Anzeige oder als Orientierungsbeleuchtung verwendet werden können. Darüber hinaus haben die Tastsensoren einen Annäherungssensor, der in dunkler Umgebung als Orientierungshilfe dient. Ein integrierter Pieper meldet die Bedienung akustisch zurück. Die Tastsensoren verfügen außerdem über einen integrierten Szenenfunktionsbaustein, mit dem bis zu acht Szenenkanäle gesteuert werden können. Die Tastsensoren fügen sich in das modulare Busankoppler-Konzept von Gamma instabus ein. Das Applikationsprogramm ermöglicht eine leicht verständliche Projektierung. Die Tastsensoren eignen sich für den Einsatz in exklusiven Wohnanlagen, für repräsentative Büroräume sowie für das gehobene Hotel- und Gastronomiegewerbe. Aus dem Rohmaterial Holz lassen sich durch industrielle Fertigung leistungsstarke Produkte erzeugen. Bei der Herstellung von Holzfaserdämmstoffen werden die vorhandenen positiven Eigenschaften des Holzes genutzt, gesteigert und durch weitere ergänzt. So entstehen aus dem Rohstoff Holz Holzfaserdämmstoffe – hochwertige High-Tech-Produkte aus der Natur. Das Holz für die Dämmplatten der Firma Gutex, stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft im südlichen Schwarzwald. Das ausschließlich verwendete Tannen- und Fichtenholz fällt als Nebenprodukt bei der Holzbearbeitung in regionalen Sägewerken an. Bäume entziehen der Luft Kohlenstoff und setzen Sauerstoff frei, wirken also CO2 senkend. Wird Holz zu Dämmplatten verarbeitet, bleibt der Kohlenstoff gebunden. Häuser, die mit Gutex Holzfaserdämmplatten gedämmt werden, leisten als CO2- Speicher einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Am Ende der Nutzungsphase können die Holzfaserdämmplatten energetisch genutzt werden. Da Holz dabei nur die Menge CO2 freisetzt, die der Baum ursprünglich der Luft entzogen hat, ist Holz – und damit auch die Holzfaserdämmstoffe – CO2 neutral. Gutex verfolgt einen ganzheitlichen ökologischen Ansatz, bei dem bereits bei der Produktion an das Ende des Lebenszyklus der Dämmplatten gedacht wird – die Wiederverwertung. Mit dem Smart Thermostat 4iETM bringt Warmup ein neues und innovatives Produkt auf den Markt, das nicht nur vom Smartphone, Tablet oder Computer gesteuert werden kann, sondern lernt, die Heizung optimal zu bedienen, Einstellungen zu optimieren und Energie zu sparen. So passt es sich an die Gewohnheiten der Bewohner an und schlägt vor, welche Temperatur zu welcher Zeit gewählt werden sollte und wann sich das Heizsystem ausschalten soll. Außerdem reagiert das Thermostat selbstständig auf Veränderungen wie geöffnete Fenster oder Türen. Natürlich lässt es sich aber auch nach persönlichen Wünschen manuell programmieren und bietet einen EnergieMonitor, der Energieverbrauch, Temperaturen und Kosten grafisch und übersichtlich darstellt. Das 4iETM eignet sich auch für empfindliche Böden wie Laminat und Holz, da es automatisch dafür sorgt, dass die vorgegebene Höchsttemperatur nicht überschritten wird. Über das MyWarmup-Konto steuern Benutzer das Thermostat auch von unterwegs und erhalten Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. Dafür muss das Gerät mit dem Internet verbunden sein. Bereits eingestellte Programme lassen sich von überall kurzfristig ändern, zum Beispiel wenn man später nach Hause kommt. Sämtliche Funktionen lassen sich auch direkt am Display über die spezielle Touchscreen-Oberfläche einstellen und abrufen. www.siemens.de/gamma www.gutex.de www.warmupdeutschland.de 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch 50 Produkte Innovative Materialien Fensterüberwachung via App Neue Perspektiven für die Raumgestaltung Impressum ISSN: 2198-6665 Herausgeber (v.i.S.d.P.) Verein Green Building Schweiz Elfenstrasse 19, Postfach CH-3000 Bern 6 Tel.: +41 (31) 356 57 70 E-Mail: [email protected] Internet: www.greenbuilding.ch Verlag Fachverlag Schiele & Schön GmbH Markgrafenstrasse 11, D-10969 Berlin Tel.: +49 (30) 25 37 52-0; Fax: +49 (30) 25 37 52-99 E-Mail: [email protected] Internet: www.greenbuilding-magazin.ch Foto: Pongs Textil GmbH Foto: Winkhaus GmbH & Co. KG Ideal zum Nachrüsten Geschäftsführer Harald Rauh, Karl-Michael Mehnert Das verdeckt liegende System arbeitet kabellos mit Batterie. Das Akustikmaterial Silencio mit markanter Oberfläche. Aus der Ferne mit dem Smartphone zu kontrollieren, ob zuhause die Fenster geschlossen sind, ist ein immer häufiger geäußerter Wunsch. Dank Winkhaus smartHome können Sicherheitsspezialisten diesen leicht erfüllen. Die smartHome Funkkontakte werden an Fensterrahmen und Flügel angebracht und melden, ob das Fenster geschlossen oder geöffnet ist. Sie arbeiten drahtlos und senden EnOcean-Funkprotokolle. Dadurch können sie bereits mit einer Vielzahl elektronischer Geräten kommunizieren. Winkhaus bietet die smartHome Technologie in zwei Varianten an: Verdeckt liegende Funkkontakte, die im geschlossenen Zustand unsichtbar sind, und eine aufliegende Lösung mit Solarzelle für den energieautarken Betrieb. Das verdeckt liegende System funktioniert kabellos mit Batterie und ist leicht vom Fachmann zu montieren. Es ist einfach nachrüstbar an allen gängigen Fenstern aus Holz und Kunststoff ab einer Falztiefe von 24 mm. Als energieunabhängige Alternative empfiehlt sich das aufliegende System. Es ist komplett wartungsfrei und besonders einfach nachrüstbar. Eine Solarzelle versorgt den Funkkontakt mit Strom. Auch bei Dunkelheit ermöglicht die Technik dank des integrierten Energiespeichers einen mehrtägigen Betrieb. Beide Systeme melden via Funk, wenn sich der Zustand des Fensters ändert. Neue Materialien ermöglichen neuartige, ebenso intelligente wie spektakuläre Raumarchitekturen. Akustik und die Individualisierung von Räumen durch Print und Licht sind zwei Themengebiete, denen sich Pongs bei der Entwicklung neuer textiler Produkte auf verschiedenen Ebenen nähert. Beispielsweise beeinflussen innovative Akustikmaterialien unsere Klangwahrnehmung positiv. Ein Aspekt, der in modernen, reduziert und mit großen Glas- und Steinflächen gestalteten Interieurs wie Büros, öffentlichen Gebäuden oder privaten Domizilen eine besondere Bedeutung erlangt. Wand- und Deckenbespannungen durch individuelle, fotorealistische Prints bieten eine spannende Alternative zur herkömmlichen Wandgestaltung. Silencio von Pongs ist das erste Akustik-Gewebe mit einer dreidimensionalen Optik, das Schallwellen nicht nur absorbiert, sondern die Klangwahrnehmung positiv beeinflusst. Das Gewebe ist in 20 verschiedenen Farben mit 5 mm- oder 10 mm-Wabenstruktur und bis zu einer Breite von 520 cm erhältlich. Es verbindet auf einzigartige Weise Funktion und Ästhetik. Silencio ist hochauflösend digital bedruckbar und prädestiniert für eine designorientierte Raumgestaltung unter Berücksichtigung akustischer Aspekte, z.B. Raumteiler oder Raum-in- Raum-Konzepte. Silencio wird aus permanent flammhemmendem Trevira CS gefertigt. www.winkhaus.com www.pongs.com Verlagsleiterin Viola Heinrich Tel.: +49 (30) 25 37 52-29; Fax: +49 (30) 25 37 52-88z E-Mail: [email protected] Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1. Januar 2015 Anzeigenleiterin Emilie Bloh Tel.: +49 (30) 25 37 52-78; Fax: +49 (30) 25 37 52-88 E-Mail: [email protected] Anzeigen Schweiz Simone Ammann Verein Green Building Schweiz c/o WellCom Advertising AG Blumenweg 6, CH-3063 Ittigen Tel.: +41 (31) 917 10 13; Fax: +41 (31) 917 10 20 E-Mail: [email protected] Internet: www.greenbuilding.ch Redaktion Dipl.-Ing. Harald Link Rothmundstrasse 6, D-80337 München Tel.: +49 (89) 41 14 09 04 E-Mail: [email protected] Redaktion Schweiz Faktor Journalisten AG Hardstrasse 322a, CH-8005 Zürich Tel.: +41 (44) 316 10 60; Fax: +41 (44) 316 10 61 E-Mail: [email protected] Abonnement-Service und Vertrieb Nathalie Wegner Tel.: +49 (30) 25 37 52-24; Fax: +49 (30) 25 37 52-99 E-Mail: [email protected] Layout Annika Fromm, redaktion3, Hannover Druckerei Druckhaus Gera GmbH, Gera Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbe­ dingt mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Alle verwendeten Namen und Bezeichnungen können Marken oder eingetragene Marken ihrer jeweiligen Eigen­ tümer sein. Die nächste Ausgabe erscheint am 07.04.2016 01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch Bücher, auf die Sie bauen können Bestell-Nr. 777 Gleich bestellen: Tel.: 030-25 37 52-21 [email protected] www.schiele-schoen.de Bestell-Nr. 741 Bestell-Nr. 766 BETRIEBSWIRTSCHAFT FÜR PLANER IN STICHWORTEN KALKULATIONSTABELLEN HOCHBAU – ROHBAU, ERDARBEITEN, ROHRLEITUNGEN, AUSSENANLAGEN KALKULATIONSTABELLEN STRASSEN- UND TIEFBAU Dietmar Goldammer Günter Olesen Marco Ilgeroth, Gerald Müller, Samy Abo-Dabach „Alle für sie relevanten betriebswirtschaftlichen Begriffe finden Planer in Stichwörtern kurz und anschaulich erläutert (...). Das Besondere an dem Buch ist, dass es nicht alle BWL-Begriffe erläutert, sondern sich auf für das Planungsbüro relevante beschränkt. (...) In dem Buch finden sich Hinweise darauf, woran es in betriebswirtschaftlicher Hinsicht mangeln könnte.“ Beratende Ingenieure 09+10/2008 100 Seiten, gebunden ISBN: 978-3-7949-0777-9 Bestell-Nr. 777, € 19,80 Das Tabellenwerk beschreibt die im allgemeinen Hochbau vorkommenden Rohbauleistungen und gibt Stundenrichtwerte an, die der Kalkulation von Einheitspreisen dienen. Neben den nach konventionellen Methoden auszuführenden Bauleistungen wird ganz besonders auch auf zeitgemäße Bauweisen eingegangen, wie z.B. auf den Einsatz verschiedener Systemschalungen. 12., überarbeitete Auflage, 600 Seiten, gebunden, mit zahlreichen Tabellen ISBN 978-3-7949-0741-0 Bestell-Nr. 741, € 70,00 Das Tabellenwerk bietet einen breiten Ausschnitt von Kalkulationswerten der am häufigsten wiederkehrenden Bauleistungen auf dem Gebiet des Straßen- und Tiefbaus sowie für kleinere Ingenieurbauwerke. Die Darstellung der verschiedenen Arbeiten in Formblättern ermöglicht es, durch Hinzufügen des aktuellen Lohnanteils die Arbeitskosten unmittelbar zu berechnen. 10., bearbeitete und erweiterte Auflage 412 Seiten, gebunden ISBN 978-3-7949-0766-3 Bestell-Nr. 766, € 59,00 iOS & Android 503 Bestell-Nr. BAULEXIKON-App BAUTAGEBUCH Mehr als 18.000 Begriffe aus den Bereichen Bauökologie, natürliche Baustoffe, Architekturtheorie, Bau- und Wohnrecht, Sanierung und Schadenserkennung. Bautechnische Zahlentafeln und Tabellen ergänzen die Erläuterungen. Über regelmäßige kostenlose Daten-Updates wird das Baulexikon stetig erweitert. In Deutschlands Bauunternehmen tausendfach bewährt: die praktischen Vordrucke des Bautagebuches. Im DIN-A4-Format verfügen die Vordrucke des Bautagebuches über alle im Tagesbericht relevanten Rubriken. 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