Rettung durch Technik? - Green Building Schweiz

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www.greenbuilding-magazin.ch
01|2016
Rettung durch Technik?
Swissbau 2016
Leitmesse der
­Bauwirtschaft
Green Buildings
Ein Impulsprogramm für
Schweizer Unternehmen
Digitalisierung
Modernste Technologien
für eine innovative Branche
Verein Green Building Schweiz
Ein starkes Engagement für nachhaltiges Bauen.
Werden auch Sie Mitglied!
-
Forschung, Weiterbildung und Information
Förderung klimarelevanter und ressourcenschonender Massnahmen
Förderung des nachhaltigen und verdichteten Bauens
Netzwerk aus Planern, Unternehmern, Vertretern öffentlicher Hand,
Bildungsinstitutionen
Weitere Informationen zu Green Building Schweiz finden Sie unter: www.greenbuilding.ch
Mitglieder:
03
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit unserem neu konzipierten „greenbuilding“-Fachmagazin möchten wir einen Beitrag zum nachhaltigen Bauen und Bertreiben von
Immobilien in der Schweiz leisten. Neu zielen vier jährliche Ausgaben
vorwiegend auf Schweizer Themen rund um Green Building ab und
pünktlich zur Swissbau starten wir mit der ersten Ausgabe.
Das Motto der diesjährigen Swissbau heisst „Rettung durch Technik?“. Aus Sicht Erneuerung des Gebäudeparks Schweiz ist es wünschenswert den Bauprozess und den Betrieb von Immobilien weiter
zu optimieren. Es gilt die Erneuerungsrate des Schweizer Immobilienbestands mindestens zu verdoppeln und die Technik kann dabei
einen wichtigen Beitrag leisten. Dies ist dringend nötig, da gegenwärtig jährlich nur etwa 1% des Gebäudeparks modernisiert oder ersetzt
werden. Dagegen liegen über 40% des Potentials für eine energieeffiziente Zukunft in diesem Bereich und viel Potential für die räumliche
Verdichtung um kostbare Landreserven zu schonen.
Über 500 „smarte Changemaker“ trafen sich anfangs November am
Swiss Green Economy Symposium in Winterthur, um Erfolgsrezepte
rund um die Green Economy zu diskutieren. Man war sich einig, dass
mit Green Building-Ansätzen ein echter gesellschaftlicher Nutzen in
allen drei Nachhaltigkeitsbereichen generiert wird und es die Umsetzung zu beschleunigen gilt.
Im Namen des Vereins Green Building Schweiz und der Redaktion von
„greenbuilding“ wünschen wir Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieser ersten Neuausgabe.
Bernhard Lanzendörfer
Präsident Verein Green Building Schweiz
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
Bernhard Lanzendörfer
Inhalt
04
Editorial03
Editorial
Magazin
Bernhard Lanzendörfer
06Meldungen
Swissbau10
Sanierung – geht auch ganz natürlich
14
Ein unternehmerisches Impulsprogramm für die Schweiz
Jens Feddern
20
Die Immobilienwelt wird digital
Peter Staub und Marco Bischof
22
Die Technik im Fokus
Thomas Kral
Planen26
Swissbau 2016 – Messeinfo
28
„Hier ist alles ein bisschen anders, hipper, offener“
Thorsten von Killisch-Horn
Bauen32
„Big Data“ im Heizkeller
Ulf Meyer
36
Autark und Vernetzt: Das Beste aus zwei Welten
38 Richtig auswählen, Risiken minimieren
Thomas Rühle
Betreiben44 Grünes Raum- und Ressourcen-Management für den Campus
Matthias Mosig
Produkte
Grosse Wirkung auf kleiner Grundfläche | Wärme steuert das ­Wohlbefinden | Degardo Storus erhält Auszeichnung | Siemens-Tastsensoren aus Glas | Zu 100 % recycelbar und kompostierfähig | Thermostat senkt Heizkosten deut-
lich | Fensterüberwachung via App | Neue Perspektiven für die Raumgestaltung
48
50Impressum
Foto: Vollack Gruppe
Foto: the_builder/fotolia
20 Die Digitalisierung der Immobilienwelt schreitet voran: Eine innovative Branche, die modernste Technologien nutzt.
28 Moderne Arbeitswelten in einem energieeffizienten Gebäude –
hier fühlen sich die Angestellten wohl.
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
05
Foto: Green Building
Inhalt
Titelbild: Green Buildings sind in der Bauwirtschaft seit einigen Jahren auf der Agenda. Aus gutem Grund:
Verantwortungsvoller Neubau und sinnvolle Bestandssanierung sind zenrale Bausteine einer nachhaltigen Bau- und Immobilienstrategie.
Zwei, die auf
Nachhaltigkeit bauen.
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06
Magazin
Foto: EnDK
Denkmal und Energie im Einklang
Im kommenden Jahr werden die Vergütungssätze für PV-Anlagen gesenkt.
Bundesrat senkt Vergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen
Die gemeinsame Broschüre des Bundesamts für Kultur (BAK) und des Bundesamts
für Energie (BFE) zum Thema «Denkmal
und Energie» zeigt Wege auf, wie Denkmäler energetisch verbessert werden können,
ohne sie zu beeinträchtigen. Aufgezeigt
wird auch, wie auf der Gebäudehülle einzelner Baudenkmäler Energie produziert
werden kann. Eine Auswahl erfolgreich realisierter Beispiele konkretisiert die Überlegungen und Massnahmen. Dabei geht es
sowohl um die Optimierung des Energiehaushalts als auch um die Erhaltung dieser unersetzbaren kulturellen Ressourcen.
Die Broschüre zeigt, dass beide Anliegen
gleichberechtig nebeneinander bestehen
und sich ergänzen können.
sollen mindestens bis März 2017 Bestand
Der Bundesrat senkt die Photovoltaikhaben. Die Einmalvergütungen für kleine
Vergütungssätze für die kostendeckende
Photovoltaik-Anlagen bis 30 kW bleiben
Einspeisevergütung (KEV) in zwei Schritbis März 2017 unverändert. Auch die Verten per 1. April und per 1. Oktober 2016 um
gütungssätze der anderen Technologien
Die Publikation steht in Verbindung mit
sieben bis 14 Prozent. Diese und weitere
bleiben vorerst unverändert, werden aber
der Nachhaltigkeitsstrategie des BundesÄnderungen hat der Bundesrat in einer
derzeit überprüft und zu einem späteren
rats. Die Energiestrategie 2050 hat zum
Revision der Energieverordnung festgelegt,
Ziel, den Energieverbrauch im Gebäudedie per 1. Januar 2016 in Kraft tritt. Zeitpunkt angepasst.
bereich zu reduzieren, die erneuerbaren
Das UVEK prüft periodisch die Berechnung
Aufgrund der nach wie vor langen KEVEnergien zu fördern und den CO2-Ausstoss
der Gestehungskosten sowie der VergüWarteliste und der damit verbundenen
zu verringern. Bei Baudenkmälern köntungssätze der KEV und passt diese nötijahrelangen Wartezeit wird Projektanten
nen diese Vorhaben nicht standardmäsgenfalls den neuen Verhältnissen an. Es
von Photovoltaik-Anlagen bis zu einer Leissig durchgeführt werden. Die Kulturgüter
berücksichtigt dabei verschiedene Aspektung von 30 kW empfohlen, anstelle der
ihrerseits sind unersetzbare Ressourcen.
te, wie beispielsweise die Entwicklung der
KEV die Einmalvergütung zu wählen. Diese
Ihr Wert muss anhand ihres gesamten
Technologien, ihre langfristige Wirtschaftwird in der Regel wenige Monate nach
Lebenszyklus beurteilt und in den grösselichkeit und die Bedingungen des KapiInbetriebnahme der Anlage und der Einren Kontext des Gesamtgebäudebestands
talmarkts.reichung der vollständigen Unterlagen bei
gestellt werden. Nach sorgfältiger Analyse
Mit einer Revision der Energieverordnung,
der Swissgrid AG ausbezahlt.
und mit entsprechenden Massnahmen ist
die per 1. Januar 2015 in Kraft trat, hatte
Weitere Änderungen, die vom Bundesrat
es in vielen Fällen möglich, die Denkmäler
der Bundesrat die KEV-Vergütungssätze
im Rahmen dieser Revision beschlossen
energetisch zu optimieren. Dies verlangt
für Photovoltaik-Anlagen letztmals per 1.
wurden, betreffen allgemeine Vollzugseine hohe Fachkompetenz aller PlanenApril und per 1. Oktober 2015 angepasst. Im
fragen, Präzisierungen zur KEV sowie
den bezüglich Mass und Art der Eingriffe,
Verlaufe des Jahres 2015 wurden die KEVAnpassungen der StromversorgungsverRespekt vor alter wie neuer Baukultur soVergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen
ordnung. Zur vorliegenden Revision wurde
wie Kenntnis der energie- und klimapolitisowie die Ansätze der Einmalvergütung
vom 7. Mai bis 8. Juli 2015 eine Anhörung
schen Zielsetzungen.
(EIV) für kleine Photovoltaik-Anlagen erdurchgeführt. Die Mehrheit der insgeneut überprüft. Es wurde festgestellt, dass
samt 77 eingegangenen Stellungnahmen
Die Broschüre „Denkmal und Energie - Hisdie Preise und damit die Gestehungskosstimmt den Anpassungen grundsätzlich
torische Bausubstanz und zeitgemässer
ten auf dem Photovoltaik-Markt erneut
zu, und die neuen KEV-Vergütungssätze
Energieverbrauch im Einklang“ ist online
gefallen sind. Deshalb werden die KEVwerden grösstenteils explizit begrüsst.
als PDF verfügbar:
Vergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen
Wirtschaftsnahe Organisationen bezeichin zwei Schritten per 1. April und 1. Oktober
nen sie aber als weiterhin zu hoch. Die
2016 abgesenkt. Per 1. Oktober 2016 liegen
betroffene Branche hingegen warnt vor zu
www.bak.admin.ch/denkmalenergie
sie damit - je nach Anlagengrösse - zwihohem Preisdruck. Die unveränderte Höhe
www.energieschweiz.ch
schen 7 und 14 Prozent unter den Vergüder Einmalvergütungen stiess fast aus
tungssätzen des Jahres 2015. Massgebend
nahmslos auf Zustimmung.
(Quelle: Bundesamt für Energie)
ist jeweils das Datum der Inbetriebnahme
einer Anlage. Die neuen Vergütungssätze
(Quelle: Bundesamt für Energie)
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Magazin
07
Vergleichsstudie: Sind Schweizer Stromlieferanten fit für die Energiezukunft?
Wie gut sind die schweizerischen Stromlieferanten darauf vorbereitet, den Anteil
an erneuerbaren Energien zu erhöhen und
die Energieeffizienz zu steigern? Antworten darauf liefert eine vom Bundesamt für
Energie (BFE) in Auftrag gegebene Studie,
welche Strategien, Produkte und Dienstleistungen der schweizerischen Stromversorger in einem so genannten Benchmarking vergleicht. 62 Unternehmen haben an
dieser nach 2014 zum zweiten Mal durchgeführten Vergleichsstudie teilgenommen.
Ziel des freiwilligen Benchmarkings ist es,
Transparenz zu schaffen. Die teilnehmenden Stromlieferanten sollen aussagekräftige Vergleiche mit ihren Mitbewerbern
erhalten sowie Stromkonsumierende über
die Leistungen der Stromlieferanten im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz informiert werden.
Im Benchmarking wurden sieben Handlungsfelder beurteilt: 1. Unternehmensstrategie; 2. Vorbildwirkung; 3. Strompro-
duktion aus erneuerbaren Energiequellen;
4. Gewässerschutz, 5. Lieferung, 6. Energiedienstleistungen, 7. Förderprogramme
und tarifliche Massnahmen. Am Benchmarking 2014/15 haben 62 Stromlieferanten teilgenommen. Darunter befinden sich
grosse und kleine Unternehmen sowie
lokal, regional und kantonal tätige Stromversorger in der deutschen und französischen Schweiz sowie im Tessin. Zusammen
decken sie rund 58 Prozent des Schweizer
Stromabsatzes (gegenüber 40 Prozent im
ersten Benchmarking 2013/14). Die Ergebnisse gleichen dem ersten Benchmarking
und zeigen, dass - wie bereits im ersten
Benchmarking - beträchtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Stromlieferanten bestehen.
Zwei der Stromlieferanten erfüllen mehr
als 80 Prozent der Zielsetzungen. Die
Mehrheit der Stromlieferanten erfüllt
die Zielsetzungen zu 35 bis 65 Prozent,
der Durchschnitt liegt bei 49 Prozent. Elf
Stromlieferanten schaffen zurzeit weniger
als 30 Prozent der Zielsetzungen in den
sieben Handlungsfeldern.
Auffallend ist, dass die grossen Stromlieferanten mit 59 Prozent im Durchschnitt die
Ziele deutlich besser erfüllen als die kleinen Stromlieferanten, die durchschnittlich
nur 37 Prozent der Ziele erreichen. Grössere
Unterschiede bestehen insbesondere in
den Handlungsfeldern Unternehmensstrategie, Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien, Energiedienstleistungen
sowie Förderprogramme und tarifliche
Massnahmen.
Im Vergleich zum Benchmarking 2013/14
fällt die Zielerreichung insgesamt tiefer
aus. Dies liegt hauptsächlich daran, dass in
der aktuellen Studie deutlich mehr kleine
Stromlieferanten am Benchmarking teilgenommen haben. Mit der Durchführung
der Benchmarking-Studie 2014/15 hat das
BFE die Arbeitsgemeinschaft INFRAS/Brandes Energie beauftragt.
(Quelle: Bundesamt für Energie)
Stromsparen im Blick
Mit dem Instrument der wettbewerblichen Ausschreibungen unterstützt der
Bund Projekte und Programme zur Förderung der Effizienz im Strombereich, die
möglichst kostengünstig zum sparsameren Stromverbrauch im Industrie- und
Dienstleistungsbereich und in den Haushalten beitragen. Für die siebte Runde der
wettbewerblichen Ausschreibungen werden vom Bundesamt für Energie (BFE) einige Vereinfachungen für die Antragsteller
umgesetzt. Die Auswahl der im Rahmen
der siebenten Ausschreibung eingereichten Projekte und Programme erfolgt im
zweiten Quartal 2016. Insgesamt steht
dafür ein Budget von 45 Mio. Franken zur
Verfügung.
Die Auswahl der eingereichten Vorschläge erfolgt in einem Auktionsverfahren.
Den Zuschlag erhalten diejenigen Projekte
oder Programme mit dem besten Kosten-
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
Nutzen-Verhältnis (Rappen/kWh). Wer
für ein Projekt Unterstützung beantragt,
muss nachweisen können, dass dieses
ohne Förderbeiträge nicht realisiert würde
(Additionalität) und nicht wirtschaftlich
wäre. Effizienzprogramme bündeln in der
Regel zahlreiche Einzelmassnahmen und
werden durch Programmträgerschaften
umgesetzt.
Erhöhung der maximalen Förderbeiträge: Das maximale Förderdach wird für die
Programme auf 3 Mio. Franken und für
Projekte auf 2 Mio. Franken erhöht.
Aufgrund der Erfahrungen der ersten
sechs Runden wurden folgende Veränderungen vorgenommen:
Die wettbewerblichen Ausschreibungen
werden über einen Zuschlag auf die Übertragungskosten der Hochspannungsnetze
finanziert. Im Rahmen der Energiestrategie 2050 des Bundesrats sollen die wettbewerblichen Ausschreibungen weiter
verstärkt werden. Bis 2020 soll das Budget
auf maximal 50 Mio. Franken pro Jahr erhöht werden.
Neues vereinfachtes Verfahren für Berechnung von Einsparungen und Förderung: Ausgangspunkt für die Berechnungen sind nur noch die bereits bestehende
sowie die geplante effizientere Anlage. Die
Berechnung anhand einer Referenzanlage
entfällt.
Die Ausschreibungsbedingungen sind
neu für Projekte und Programme übersichtlich in separaten Dokumenten dargestellt und inhaltlich aktualisiert.
(Quelle: Bundesamt für Energie)
Magazin
Foto: Europa Forum Luzern
08
Doris Leuthard gehörte zu den Referenten der Veranstaltung.
Europa Forum Luzern diskutiert zur Energiepolitik
Energiepolitik ist heute Klimapolitik und
Wirtschaftspolitik. Dabei agiert jedes Land
verschieden. Die Auswirkungen sind jedoch international. Deshalb erfordert es
ein gemeinsames Vorgehen. Das Europa
Forum Luzern fasste vor über 1000 Interessierten die aktuelle Situation zusammen
und diskutierte über mögliche Ansätze
„Weltweit hat sich die Bevölkerung im letzten Jahrhundert vervierfacht. Der Energiehunger hat sich vervierzigfacht. Mehr
Menschen, mehr Wirtschaftswachstum,
mehr Mobilität – dieses Wachstum führt
zu einem globalen Temperaturanstieg und
einer dramatischen Erhöhung der CO2Emissionen. Damit die weltweite Energienachfrage gedeckt werden kann, ist eine
stärkere Koordination gefragt. Dieses internationale Umfeld können wir Schweizer nur marginal beeinflussen. Aber wir
können unseren eigenen Verbrauch steuern, mittels Forschung neue Technologien
ermöglichen und damit einen Nutzen für
alle stiften. Mit der Energiestrategie steht
die Energieeffizienz im Fokus. Im Moment
sind die Preise zwar tief, daher sind die Anreize nicht gar so gross. Aber mit steigenden Preisen werden sich die Investitionen
wieder auszahlen“, zeigte sich Bundesrätin Doris Leuthard überzeugt. In der anschliessenden Podiumsdiskussion
wurde über die Stärken und Schwächen
der schweizerischen Energiepolitik debattiert. Remo Lütolf, CEO von ABB Schweiz,
meinte, dass man mit der derzeitigen Diskussion im Parlament zur Energiestrategie
auf dem richtigen Weg sei. Die eingesparte Energie sei natürlich die günstigste, der
Ausbau von erneuerbaren Energien sei
möglich, aber dennoch bestehe ein CO2-
Problem. Einstimmig begrüsste die Runde auch eine CO2-Lenkungsabgabe. Lino
Guzzella, ETH-Präsident, ortete bei den
Speichermöglichkeiten grössere Herausforderungen. Robert Lombardini, Verwaltungsratspräsident Axpo-Holding, monierte die internationale Subventionierung von
Strom aus Sonne und Wind, die der Energieindustrie in der Schweiz derzeit sehr
zu schaffen mache. Der SP-Nationalrat
Eric Nussbaumer merkte an, dass es eine
gewisse technologische Anschubfinanzierung brauche, denn die Energiewende sei
nicht kostenlos zu haben. Dafür brauche
es aber verlässliche Rahmenbedingungen
für Investitionen. Einig war sich die Runde
auch, dass die Eigenverantwortung gefordert sei: Jeder einzelne könne sehr viel in
Sachen Energieeffizienz in der Nutzung
von erneuerbaren Energien und bei der
Mobilität beisteuern. Anlässlich des Symposiums vor 300 Fachleuten vermittelte
Christoph Frei vom World Energy Council
einen Überblick zur weltweiten Energiesituation: „Die Welt steht energiepolitisch
vor riesigen Herausforderungen. Aufgrund
des wirtschaftlichen Wohlstands und des
Bevölkerungswachstums in aufstrebenden
Schwellenländern wie Indien und China
muss das globale Energiesystem weiter
ausgebaut und transformiert werden. Das
erklärte Klimaziel einer maximalen Erwärmung von 2 °C kann in Europa wohl eingehalten werden, nicht aber in Asien. Für
den Aufbau der Energiewende braucht es
riesige Investitionen sowie eine weltweite CO2-Lenkungsabgabe.“ Zur Situation in
Europa meinte Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP): „Das
Grundprinzip der EU-Energiepolitik ist auf
Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und
Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet. Dabei
setzt jedes Land seine eigenen Prioritäten.
Die Energie-Union ist eine Konsensformel zur Überdeckung verstärkter interner
Konflikte und wachsender konzeptioneller
Widersprüche. Demnächst wird in Brüssel
eine neue Energievorlage für ein EnergyGovernment präsentiert, die den Rahmen
bis 2030 in der Energie- und Klimapolitik
absteckt“. Die Folgen des Klimawandels
wie Temperaturanstieg oder Trockenheit
seien bereits heute in der Schweiz spürbar.
Deshalb brauche es eine radikale Transformation der Wirtschaft, ansonsten könnten
die gesteckten Klimaziele bis 2050 nicht
erreicht werden, forderte Professor Andreas Fischlin von der ETH Zürich. Die grossen Herausforderungen für die Schweizer Energieversorgung skizzierte Walter
Steinmann, Direktor des Bundesamts für
Energie: „Die Schweizer Strombilanz ist
ernüchternd. Im Sommer exportieren wir
Strom, im Winter importieren wir und sind
damit immer noch abhängig vom Ausland. Diese Abhängigkeit muss Schritt für
Schritt reduziert werden. Dazu braucht es
mehr Energieeffizienz bei Gebäuden, in
den Unternehmen sowie in der Mobilität.
Ebenfalls gefordert sind wir beim Energienetz und den Speichermöglichkeiten.“
Einige Referenten wiesen auf die hohen
Investitionen hin – die Schätzungen gehen von 5 Mia. bis 18 Mia. Franken für den
Schweizer Netzausbau. Hier sei die Finanzwirtschaft gefordert, meinte Dominik Bollier von Credit Suisse Energy Infrastructure
Partners. Sie solle Anlageprodukte schaffen, damit beispielsweise Pensionskassen
längerfristig Geld in die Energiewirtschaft
investieren könnten. Dazu brauche es aber
bessere Rahmenbedingungen: Die Politik
müsse Rechtssicherheit schaffen, damit
die Finanzanlagen planbar und zeitnah realisiert werden könnten. Das 29. internationale Europa Forum war wiederum ein
voller Erfolg. Am Fachsymposium trafen
sich weit mehr als 300 Entscheidungsträger der Energiebranche zum Dialog mit
Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft
und Politik. Die öffentliche Abendveranstaltung war mit mehr als 1000 interessierten Besuchenden bereits seit Wochen
ausgebucht.
(Quelle: Europa Forum Luzern)
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
Magazin
09
Swiss Green Economy Symposium
Hinter jedem Erfolgsrezept steckt mindestens ein kluger Kopf
Begrüssung aller Teilnehmer
Alle Fotos: eveni.to / Fotograf: Romel Janeski
Am 3. Swiss Green Economy Symposium
im Kongresszentrum Winterthur gaben
über 80 Opinion Leaders aus Politik, Unternehmen und Gesellschaft Erfahrungen weiter. Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf trat als Hauptreferentin auf und
sprach über den zweiten Teil der Energiestrategie: Übergang vom Förder- zum
Lenkungssystem. Neben Eveline WidmerSchlumpf waren viele weitere KeynoteSpeakers anwesend; unter anderen auch
Bernhard Lanzendörfer, Präsident vom
Verein Green Building Schweiz und CEO
von Saint-Gobain Weber und Balz Halter,
VRP Halter Gruppe.
Der Verein Green Building Schweiz war am
SGES als Presenting Partner präsent und
hat die Veranstaltung nachhaltig mitgeprägt. Viele spannende Gespräche und
wertvolle Kontakte sind dabei entstanden.
Weiterführende Informationen und Eindrücke:
www.greenbuilding.ch/news
(Quelle: Verein Green Building Schweiz)
Keynote von Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf
Nationales Podium mit Markus Hutter und Bernhard Lanzendörfer
Baudirektion setzt Gestaltungsplan für Kantonsspital Winterthur fest
der Integration von erneuerbaren Energien
Die bauliche Infrastruktur des Kantonsspiwurden vom 17. Juli bis 14. September 2015
verschrieben hat.»
tals Winterthur hat mit der Entwicklung
öffentlich ausgelegt. Während dieser Frist
der Patientenzahlen und der erbrachten
konnte sich jedermann zum Entwurf äusDie Photovoltaik-Module bestehen aus
Leistungen nicht Schritt gehalten. Um
sern. Insgesamt gingen 32 Anträge ein,
hochleistungsfähigen Bifacial-Solarzellen,
weiterhin einen effizienten Spitalbetrieb
welche sich hauptsächlich auf zusätzliche
die auf der innovativen Heterojunctiongewährleisten zu können, müssen die
Anschlusspunkte für Fuss- und Velowege
Technologie (HJT) basieren, die durch das
Raumknappheit beseitigt und die notwensowie die Themen Ausweichverkehr, MoPV-Labor der EPFL (École Polytechnique
digen Sanierungen umgesetzt werden.
bilitätskonzept und Parkierung bezogen.
Fédérale de Lausanne) und das PV-Center
Handlungsbedarf besteht insbesondere im
Die Baudirektion hat den Gestaltungsplan
des CSEM in Neuenburg entwickelt wurde.
Zusammenhang mit dem Hochhaus, das
aufgrund der Einwendungen überarbeitet
«Die Schweiz muss sich für die Entwicknach über 45 Betriebsjahren zahlreiche beund nun festgesetzt. Vorbehältlich allfällung leistungsfähiger erneuerbarer Energitriebliche und bauliche Mängel aufweist.
liger Rechtsmittel tritt er Anfang Januar
en einsetzen. Die hier verwendeten TechFür dessen Ersatz hat der Kantonsrat einen
2016 in Kraft. Ein rechtskräftiger Gestalnologien haben ein hohes Potenzial und
Kredit von knapp 349 Millionen Franken
tungsplan ist Voraussetzung, damit die
sind nicht nur für Solarparks, sondern auch
bewilligt.Stadt Winterthur die Baubewilligung für
in bebauten Umgebungen ausgesprochen
den Ersatzneubau des Hochhauses erMit dem kantonalen Gestaltungsplan
«Kantonsspital Winterthur» wird grundeiteilen kann.interessant, da sie Ästhetik und maximale
Energiegewinnung miteinander verbingentümerverbindliches Planungsrecht für
«Dieser Bau passt perfekt zu unserer Visiden», erklärte Christophe Ballif, Direktor
den Um- und Neubau geschaffen. Nebst
on einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
des PV-Center am CSEM.
Angaben zur Bebauung beinhaltet er auch
Er unterstreicht die einzigartigen KompeAussagen zum Freiraum, zur Erschliestenzen, die in Neuenburg vorhanden sind.
sung, zur Parkierung und Umwelt sowie
Darüber hinaus kann die Stadt deutlich
zu Ver- und Entsorgung. Die Unterlagen
machen, dass sie sich der Innovation und
(Quelle: Baudirektion, Kanton Zürich)
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
10
Swissbau
Klimaschutz mit Holzfaserdämmstoffen
Sanierung – geht auch ganz natürlich
Eine gute Wärmedämmung zahlt sich sowohl im
Winter wie auch im Sommer aus. Auch bei geringen
Heiz- und Kühlkosten sind die Wohnräume angenehm und behaglich. Bei der Auswahl des Dämmstoffes ist es wichtig, neben der Dämmleistung auch
Faktoren wie die Diffusionsoffenheit und Ökologie zu
berücksichtigen.
Fotos: Pavatex
Kühle und zugige Räume können einen gemütlichen Winterabend
in den eigenen vier Wänden zunichte machen. Gemäss dem
Schweizerischen Gebäudeprogramm sind in der Schweiz rund
1.5 Millionen Häuser dringend energetisch sanierungsbedürftig.
Ohne eine gute Wärmedämmung entweicht allerdings ein Grossteil der Heizenergie gleich wieder über das Dach und die Wände.
Dies ist nicht nur unangenehm, sondern kostet viel Geld und ist
schadet der Umwelt. Der Gebäudebestand ist laut der Schweizerischen Energie-Stiftung für vierzig Prozent der Schweizer CO2Emissionen verantwortlich. Die Bauherrschaft der Mehrfamilienhaussiedlung in Hitzkirch hat sich deshalb für eine Dachsanierung
mit natürlichen Holzfaserdämmstoffen entschieden, um das
ganze Haus zuverlässig vor Kälte und Hitze zu schützen. Zudem
ermöglicht die Wasserdampfdurchlässigkeit der Holzfaser ein gesundes Raumklima und sichere Konstruktionen.
Diffusionsoffene Dämmsysteme sind sicherer
Eine sorgfältige Auswahl und Planung des Dämmsystems ist unerlässlich, wenn die Wärmedämmung eines Gebäudes ein Erfolg
werden soll. Zum einen muss der Dämmstoff richtig dimensioniert sein, denn anhand des Wärmedurchgangwiderstands des
Materials kann die ideale Dicke für die jeweilige Konstruktion und
die spezifischen Anforderungen bestimmt werden. Zum anderen
sind diffusionsoffene Dämmsysteme als vorteilhafter einzustufen als diffusionsdichte Systeme. Diffusionsoffene Konstruktionen
lassen Wasserdampf durch die Bauteilschichten wandern. Dies
bedeutet, dass Feuchte, die beispielsweise aufgrund von Kondensation oder kleinen Fehlern in der Luftdichtheitsebene in das
Bauteil gelangt, wieder austrocknen kann. Bei diffusionsdichten
Systemen wäre sie eingeschlossen und würde die Konstruktion
innerhalb kurzer Zeit beispielsweise durch Schimmel dauerhaft
schädigen.
Die Umwelt profitiert doppelt
Moderne Dämmsysteme sorgen dafür, dass die Innenräume im Winter
behaglich warm und im Sommer angenehm kühl bleiben.
Damit die Umwelt nicht nur durch den geringeren Energieverbrauch des Gebäudes profitiert, sind auch der Rohstoff, die graue
Energie und die Entsorgung eines Dämmstoffes bei der Auswahl
mit zu berücksichtigen. Holzfaserdämmstoffe, beispielsweise von
Pavatex, werden aus natürlichem Holz hergestellt, das als Restprodukt in Sägereien anfällt. Die Herstellung der Holzfaserplatten
benötigt entscheidend weniger Energie als die Produktion von
herkömmlichen Dämmstoffen. Am Ende ihrer Lebensdauer können sie zur Energiegewinnung verbrannt oder sogar kompostiert
werden. Bei Dämmprodukten aus Kunststoff gibt es hingegen oft
keine andere Möglichkeit als die aufwändige Entsorgung als Sondermüll.
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
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12
Swissbau
1
Unkomplizierte Gebäudedämmung mit Holzfaserdämmstoffen
Mit den diffusionsoffenen Dämmsystemen kann eine umweltfreundliche und sinnvolle Wärmedämmung einfach und sicher
umgesetzt werden. Sie beinhalten keinerlei Schadstoffe und
ermöglichen gesunde und angenehme Wohnräume. Optimal
aufeinander abgestimmte Produkte können sowohl im Neubau
wie auch bei Sanierungen eingesetzt werden. Ein Beispiel ist die
Sanierung einer Wohnüberbauung in Hitzkirch. Die fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 65 Wohnungen wurden in den Jahren
1989 bis 1994 erbaut. Doch mittlerweile nagte der Zahn der Zeit
an den Gebäuden und die damals gewählte Dachkonstruktion
konnte die heutigen Anforderungen nicht mehr erfüllen. Die innenliegende Dampfbremse war nicht abgeklebt, und zwischen
den Sparren des so genannten Kaltdachs befanden sich nur circa
14 Zentimeter Mineralfaserdämmung.
Ein sicheres Dach für Jahrzehnte – garantiert
Die Mehrfamilienhäuser der Überbauung Herrenmatte sollten
nun ein Dach erhalten, das ihre Energieeffizienz markant erhöht und sie in den nächsten Jahrzehnten zuverlässig schützt.
Zudem sollte sich auch der Wohnkomfort insbesondere in den
Dachgeschossen deutlich verbessern. Die beauftragte Tschopp
Holzbau AG zog diverse Varianten in Erwägung. Überzeugt hat
sie schlussendlich das Sanierungssystem von Pavatex mit einer
Luftdichtbahn. Dieses System hat den Vorteil, dass die Luftdichtbahn flächig über den Sparren verlegt werden kann. Dadurch
kann im Vergleich mit der herkömmlichen Schlaufenverlegung
viel Zeit und Material gespart werden. Zudem ist diese Verlegeart
auch weniger fehleranfällig, Verletzungen der Bahn beispielsweise durch herausstehende Nägel lassen sich einfacher vermeiden.
Über der Luftdichtbahn werden die bewährten und vielseitigen
Holzfaserplatten verlegt. Nachdem die Entscheidung für das
LDB-System gefallen war, begann die Tschopp Holzbau AG mit
der Sanierung des ersten Mehrfamilienhauses. Die alte Mineralfaserdämmung wurde in der Dachkonstruktion belassen, da ihr
Zustand noch genügend gut war. Lediglich der Hohlraum bis zur
Oberkante des Sparrens wurde mit einer fünfzig Millimeter dicken
flexiblen Holzfaserplatte aufgefüllt. Darüber wurde die Luftdichtbahn vollflächig verlegt und mit einer zusätzlichen 120 mm breiten Zusatzdämmung überdeckt. Den äusseren Abschluss bildete
eine Unterdachbahn. Diese Dachkonstruktion erreicht den guten
U-Wert von 0.15 W/m2K und erfüllt damit problemlos die Anforderungen des Gebäudeprogramms von Bund und Kanton.
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Swissbau
13
2
3
Moderne Dämmstoffe – vielfältige Vorteile
Die modernen Dämmsysteme wie beispielsweise von Pavatex sorgen dafür, dass die Innenräume im Winter behaglich warm und
im Sommer angenehm kühl bleiben. Der Lärm hat ebenfalls keine
Chance: Dank dem hohen Flächengewicht bieten die Holzfaserdämmstoffe den Bewohnern ruhige und entspannende Wohnräume. Sogar im Brandfall sind die Dämmstoffe vorteilhaft: aufgrund
ihres gutmütigen Abbrandverhaltens ermöglichen sie Bauteile
mit hoher brandhemmender Wirkung und schaffen im Ernstfall
Zeit, die bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte entscheidend sein
kann. z
1 Diffusionsoffene Dämmsysteme sorgen für sichere Konstruktionen und
gesunde Wohnräume.
2 Die bestehende Dämmung zwischen den Sparren wurde mit dem flexiblen Holzfaserdämmstoff ergänzt. Die Luftdichtbahn konnte anschliessend
flächig über die Sparren verlegt und überdämmt werden. Das Vordach wurde
durch so genannte Sticher ausgebildet.
3 Bei der Dachsanierung der Mehrfamilienhäuser in Hitzkirch kam die LDBLösung von Pavatex zum Einsatz.
4 Das erste Mehrfamilienhaus kurz vor der Fertigstellung. Das Dach schützt
nun zuverlässig vor Kälte, Hitze und Lärm.
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Foto: yuliufu/Fotolia
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Auf dem Weg zur Effizienzsteigerung sind Green Buildings und Energiespar-Contracting wichtige Massnahmen.
Green Building
Ein unternehmerisches
Impulsprogramm für die Schweiz
Massnahmen wie „Green Buildings“ und Energiespar-Contracting helfen, die Hürden auf dem
Weg zu Effizienzsteigerungen und die Anforderungen der Energiestrategie 2050 des Bundes
zu überwinden. Zusätzlich werden mit einer kontinuierlichen Betriebsoptimierung nicht nur
die Betriebskosten reduziert, sondern auch die Bedürfnisse der Gebäudenutzer besser erfüllt.
Text: Jens Feddern
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Wassermangel in den Schweizer Seen und T-Shirt-Wetter im November: Gerät die Welt aus den Fugen? Die jüngsten Ereignisse
zeigen, dass Wetterkapriolen vor der Schweiz nicht halt machen.
Hinzu kommt, dass mit der Aufhebung des Mindestkurses durch
die Schweizer Nationalbank der starke Franken einen grossen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz hat. Auf der anderen Seite ist Energie günstiger als je zuvor. So günstig, dass die
Stromerzeugung mit Wasserkraft in der Schweiz ihr Produkt unter
Produktionskosten dem Markt anbieten muss. Ja, es scheint in der
Tat so, dass die Welt ein wenig aus den Fugen geraten ist.
Wer oder was kann eventuell einen kleinen, aber doch bedeutenden Beitrag leisten, um diesen Entwicklungen gegenzusteuern?
Ein Beispiel ist das „Green Building“ oder jene Massnahmen, die
ein bestehendes Gebäude zu einem „Green Building“ machen.
Ein solches Gebäude erfüllt die tatsächlichen Anforderungen der
wechselnden Nutzung, verwendet die eingesetzten Ressourcen
optimal und trägt zur Stabilisierung der Energieübertragungssysteme bei. Das faszinierende an diesem Modell ist, dass ein
wesentlicher Teil der erforderlichen Investitionen aus den generierten Effizienzsteigerungen refinanziert werden können. Auf
dem Weg zu dieser scheinbar einfachen Lösung gilt es, mehrere
Hürden zu nehmen, die im Rahmen dieses Artikels verbunden mit
Lösungsvorschlägen beleuchtet werden.
Zahlen und Fakten
stands Wohnbauten und 20 Prozent Zweckbauten (Nichtwohnbauten und Industriegebäude) sind. Die Energiebezugsfläche der
Zweckbauten in Quadratmetern beträgt etwa 33 Prozent. Durch
eine energieintensivere Nutzung liegt ihr Energiebedarf sogar bei
etwa 45 Prozent des Gesamtenergiebedarfs aller Gebäude in der
Schweiz. Die Anforderungen an den Wärmebedarf der neuen Gebäude
werden langsam aber stetig verschärft und die Umsetzung kontinuierlich verbessert [2]. Aber wie steht es um die bestehenden Gebäude? Einerseits sind rund 70 Prozent des Gebäudebestands der
Zweckbauten älter als 30 Jahre. Andererseits werden maximal 10
Prozent aller Zweckbauten in der Schweiz mit optimaler Energieeffizienz betrieben. Dies bedeutet, dass 90 Prozent aller Zweckbauten erhebliches Modernisierungspotenzial aufweisen.
Fokus Zweckbauten
Das Feld der Wohnbauten ist mit 80 Prozent des Gebäudebestands bereits stark im Fokus der Energiepolitik, der Konferenz
der kantonalen Energiedirektoren sowie von unterschiedlichen
Verbänden und Konferenzen. Demgegenüber stehen die Zweckbauten, die zwar nur 20 Prozent des Gebäudebestands, aber 45
Prozent des Gesamtenergiebedarfs ausmachen, weniger im Fokus.
So ist zum Beispiel der Gebäudeenergieausweis der Kantone dort
nicht anwendbar, da die Komplexität dieser Gebäude und deren
Gebäudeinfrastruktur um einiges höher ist. Um diese Komplexität
von Zweckbauten umfassend zu analysieren und zu beurteilen,
bedarf es Methoden, die in der Bewertung über energetische oder
gebäudetechnische Standards hinausgehen.
Foto: Siemens
46 Prozent des Endenergieverbrauchs in der Schweiz werden
für Gebäude aufgewendet, wobei 80 Prozent des Gebäudebe-
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Ca. 70 Prozent des Schweizer Gebäudebestands der Zweckbauten ist älter als 30 Jahre. Mit Betriebsoptimierung und Modernisierung der Gebäudeinfrastruktur
werden Verbesserungen erreicht, die sich selbst finanzieren.
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Swissbau
Hürden
Das Vermieter-Mieter-Dilemma
Wie ist es zu erklären, dass es ein so grosses Modernisierungspotenzial gibt, das bisher aber nur langsam ausgeschöpft wird? In
der Energiestrategie 2050 wurde diese Hürde erkannt: „Ein besonderes Problem stellt dabei der tiefe Renovationsgrad des Gebäudebestandes von 1 Prozent pro Jahr dar.“[2] Im Folgenden ein paar
Erklärungsversuche:
In vielen Zweckbauten sind Errichter, Besitzer und Nutzer der
Gebäude unterschiedlich. Der Errichter erstellt in Rahmen des
verfügbaren Budgets ein Gebäude, dessen Betriebskosten von
anderen Personen aufgebracht werden. Der Besitzer ist für den
Unterhalt des Gebäudes verantwortlich, aber auch er zahlt in der
Regel nicht die Betriebskosten. Diese werden vom Nutzer bezahlt
und sind im Vergleich zu anderen Kostenblöcken relativ gering.
Eine grosse Hürde bei der Ausschöpfung des Modernisierungspotenzials liegt in der Tatsache, dass der Besitzer für die Sanierungsmassnahmen nicht von der Reduktion der Nebenkosten profitiert
und somit die Sanierung refinanzieren kann.
Fehlendes Bewusstsein
Der bestehende Sanierungsstau in der Schweiz ist ein Indiz für
die übergeordnete Haltung, dass Energieeffizienz in Gebäuden als
eigenständiges Thema nicht interessant genug ist. Die Technologien und das Wissen sind zwar vorhanden, es fehlt aber an der
Wichtigkeit und Dringlichkeit. Zudem ist Energie (zurzeit) günstiger denn je. Andere Themen sind wichtiger.
Energieeffizienz hat keinen Selbstzweck sondern muss sich dem
eigentlichen Zweck und den Zielen des Gebäudes unterordnen.
Dazu gehören zum Beispiel die Erhöhung des Gebäudewerts, die
Erhöhung der Wertschöpfung im Gebäude oder die Verbesserung
der Produktivität. Es muss also einen Bezug zum Kerngeschäft
geben, um ernst genommen zu werden. Wenn es einen belastbaren, positiven Beitrag zum Geschäftserfolg gibt, ist es ein willkommener Nebeneffekt, dass sowohl der Verbrauch reduziert und ein
Beitrag zur Energiewende geleistet wird als auch die Emissionen
nachweislich sinken.
Keine einheitlichen Richtlinien
Leider ist das Gebäude kein Gerät, denn für dieses könnten Richtlinien auf Bundesebene erlassen werden. Bei Gebäuden sind die
Kantone zuständig für energiepolitische Massnahmen im umbauten Raum. Das eidgenössische Energiegesetz regelt nur wenige
Massnahmen abschliessend und gibt den Kantonen einen allgemeinen Auftrag für die rationelle Energienutzung im umbauten
Raum. So bedürfen die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich jeweils eines individuellen Gesetzgebungsverfahrens
auf kantonaler Ebene, was nicht unbedingt beschleunigend wirkt.
Der Gebäudeenergieausweis der Kantone zeigt, wie viel Energie
ein Wohngebäude oder ein einfacher Verwaltungs- oder Schulbau bei standardisierter Benutzung für Heizung, Warmwasser,
Beleuchtung und andere elektrische Verbraucher benötigt. Dieser
Ausweis ist bisher nicht für komplexere Zweckbauten vorgesehen. Hier ist insbesondere die Politik gefragt auch für Gebäude
wesentliche Leitplanken zu definieren – zum Beispiel im Rahmen
der Revision des Energiegesetzes,. Zu solchen Richtlinien gehören
beispielsweise die ganzheitliche Bewertung aller Energieformen,
die Unterstützung des Einsatzes von Bestgeräten, die fachgerechte Inbetriebnahme sowie die Förderung einer kontinuierlichen Betriebsoptimierung. Darüber hinaus sollte die Modernisierung der
Gebäudetechnik (CO2-Gesetz Art. 34 Vermeidung der CO2-Emission von Gebäuden) gezielt unterstützt werden.
Hier sollte die Frage gestellt werden, ob es für Zweckbauten überhaupt eine Kaltmiete geben darf, oder ob sogar das Mietrecht geändert werden sollte, um den Vermieter mit in die Verantwortung
für den effizienten Gebäudebetrieb zu nehmen. Dies könnte zum
Beispiel durch das Einführen der Position “grüne Nebenkosten”
im Mietrecht für Zweckbauten (Grossverbraucher) erfolgen, mit
denen der Vermieter die Kosten der energetischen Sanierungen
unter bestimmten Voraussetzungen dem Mieter berechnen darf.
Ein Lösungsvorschlag wurde von Nationalrat Peter Schilliger mit
der Motion 13.4207 unterbreitet. mit der Idee durch eine OR-Anpassung im Mietrecht von Geschäftsräumen die Anrechnung von
Energiespar-Nebenkosten an die Investitionskosten zuzulassen:
„Der Bundesrat wird beauftragt, das Mietrecht von Geschäftsräumen so anzupassen, dass die durch energetische Sanierungen eingesparten Energiekosten während einer Zeitdauer von fünf Jahren
bei den Nebenkosten angerechnet werden können.“ [3] Leider
konnte sich das zuständige Departement für Wirtschaft, Bildung
und Forschung (WBF) der Argumentation bisher nicht anschliessen.
Fehlendes Vertrauen in innovative Finanzierungsmodelle
Bei Zweckbauten bietet sich zur Finanzierung der energetischen
Modernisierung das Modell des Energiespar-Contractings an. In
diesem Modell garantiert das ausführende Unternehmen die zu
erreichenden Einsparungen. Damit ermöglicht es einen definierten Zeitraum der Projektfinanzierung aus dem Budget der Betriebskosten, ohne dass der Gebäudebesitzer das Investitionsbudget vorhalten muss.
Dieses Modell ist in anderen Ländern (zum Beispiel Deutschland,
Österreich, USA, Skandinavien) sehr verbreitet, in der Schweiz
bisher selten umgesetzt. Das Modell wird in diesen Ländern insbesondere für Gebäude der öffentlichen Hand verwendet, die in
der Regel eine hohe Bonität aber eine reduzierte Liquidität haben.
Dem gegenüber stehen Investoren (zum Beispiel Pensionskassen u.a.), die sehr an solch langfristigen Investitionsmöglichkeiten interessiert sind.
Ein Grund für die fehlende Akzeptanz in der Schweiz liegt vermutlich darin, dass es bisher keine neutrale Stelle gab, die objektiv
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Grafik: Siemens
Das Energiespar-Contracting (ESC) bietet ein solides Geschäftsmodell, um
die erforderlichen Modernisierungen über die erreichten Reduktionen der Betriebskosten zu finanzieren.
die Rahmenbedingungen, Ausschreibungen und Überprüfbarkeit
der Leistungen ermöglicht. Dies hat sich mit der Gründung von
swissesco im September 2015 geändert: swissesco ist der Verband
der Energiedienstleister, die das Energiespar-Contracting in der
Schweiz fördern wird. EnergieSchweiz unterstützt das Anliegen
von swissesco ideell und hat in der Startphase auch finanzielle
Unterstützung zugesagt. Auch der Verein Green Building Schweiz
begrüsst das Modell des Energiespar-Contractings für die Schweiz
und unterstützt swissesco bei ihrem Auftrag. Zudem arbeitet
swissesco mit der Berliner Energieagentur zusammen, die seit vielen Jahren über grosse Erfahrungen im Energiespar-Contracting
verfügt.
Erfolgsbeispiele
Die nachfolgend aufgeführten Vorschläge sind nicht nur graue
Theorie, sondern lassen sich mit sehr guten Beispielen untermauern.
Betriebsoptimierung eines Immobilienpools
Eine namhafte Schweizer Bank hat den effizienten Betrieb ihrer
Immobilien eines Real-Estate-Investment-Fonds als deutliches
Differenzierungsmerkmal ausgebaut. Den Investoren werden neben Daten und Fakten der finanziellen Performance regelmässig
belastbare Berichte über die Reduktion der CO2-Emissionen und
der Energieverbräuche zugestellt. Und diese können sich sehen
lassen: In einem der grössten und modernsten Bürogebäude in
Zürich wurde der Energieverbrauch durch eine systematische Betriebsoptimierung um 795 000 kWh pro Jahr reduziert. Dies ging
nicht zu Lasten des Komforts der anspruchsvollen Kunden, sondern hat diesen noch verbessert.
In einem grossen Einkaufszentrum, das erst wenige Jahre im Betrieb ist, wurden wiederum durch die systematische Betriebsoptimierung der Verbrauch um 1 680 000 kWh pro Jahr verringert.
Das Geheimnis des Erfolges der Betriebsoptimierung liegt in der
ganzheitlichen Betrachtung aller Gewerke der Gebäudeinfrastruktur, das Verständnis der Betriebsabläufe und der Erfahrung der
Energieingenieure, die alle Instrumente des Orchesters so abstimmen, dass es zu einer harmonischen Symphonie kommt. Und hier
leuchtet es ein, dass dieses nicht nur einmalig erfolgen kann, sondern kontinuierlich durchgeführt werden sollte.
Praktische Anwendung des Energiespar-Contractings
Die finanzielle Stärke der Stadt Berlin ist nicht gerade herausragend. Trotzdem war man mit einem grossen Modernisierungsbedarf der unterschiedlichsten Gebäude aller Art konfrontiert.
Diese Gebäude haben immerhin Energiekosten von 17,2 Millionen
Euro pro Jahr verursacht. Im Rahmen einer Energy Saving Partnership (ESP) wurden alle Gebäude mit dem Geschäftsmodell des
Energiespar-Contractings erfolgreich modernisiert. Siemens als
Energiedienstleister (Energy Services Company, ESCO) hat nach
detaillierter Prüfung Einsparungen von fast 30 Prozent garantiert
und Investitionen in Höhe von 28,5 Millionen Euro getätigt. Neben
der erfolgreichen Modernisierung der Gebäude hat die öffentliche
Hand auch noch eine umgehende Kostenreduktion von mehr als 1
Million Euro pro Jahr erreicht.
Die Bundesimmobiliengesellschaft in Österreich stand vor einer
ähnlichen Herausforderung. Auf Basis des gleichen Geschäftsmodells wurden seit 2001 bereits 312 Gebäude modernisiert – und
das mit einer durchschnittlichen Einspargarantie von mehr als 20
Prozent. Neben den reduzierten Energiekosten und der Vermeidung von fast 23 000 Tonnen CO2 pro Jahr konnte man weitere
wertvolle Erfahrungen sammeln:
► Der Wert der Liegenschaften hat sich systematisch verbessert und kann auf hohem Niveau gehalten werden.
► Die Verbesserungen der Energie- und Betriebseffizienz haben ein solides Fundament für die erforderlichen Investitionen gebildet.
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Foto: Siemens
Im Rahmen der Betriebsoptimierung analysiert der Energieingenieur alle
Gewerke der technischen Infrastruktur und stimmt sich mit dem Nutzer des
Gebäudes ab.
► Alle unterschiedlichen Gewerke können mit dieser Methode verbessert werden.
► Kleinere Gebäude mit relativ geringem Energieverbrauch sollten zu grösseren Pools zusammengefasst werden, um die erforderliche kritische Projektgrösse zu erreichen.
► Die Auswahl der richtigen Projektpartner ist sehr wichtig, da man sich in eine längere Partnerschaft begibt.
► Die bestehenden Mitarbeitenden für Betrieb und Unterhalt müssen aktiv eingebunden werden.
► Nach dem Motto “Macht Betroffene zu Beteiligten” ist die Sensibilisierung der Gebäudenutzer wichtig für den langfristi- gen Erfolg.
Mit einer kontinuierlichen Betriebsoptimierung werden nicht nur
die Betriebskosten reduziert, sondern die Bedürfnisse der Gebäudenutzer besser erfüllt. Stösst die Optimierung an ihre Grenzen,
so führen umfassende Modernisierungen zum gewünschten
Erfolg. Hierfür bieten sich innovative Geschäftsmodelle wie das
Energiespar-Contracting an, um das technische Risiko von komplexen Projekten mit Projektpartnern zu teilen und die Investitionen
aus dem Budget der Betriebskosten zu decken. z
QUELLEN
[2] Energiestrategie 2050 Grundlagenbericht
[3] http://www.peter-schilliger.ch/fileadmin/user_upload/Files/ Dokumente/Motion_Mietrecht_Schilliger.pdf
Zusammenfassung
Mit der Konzentration auf Zweckbauten kann 45 Prozent des Gesamtenergiebedarfs aller Gebäude in der Schweiz adressiert werden. Da mehr als die Hälfte dieser Gebäude älter als 30 Jahre ist,
gibt es ein Modernisierungspotenzial, das mehreren Milliarden
Franken entspricht. Die Umsetzung dieser Massnahmen erfolgt
im Wesentlichen mit lokalen Handwerkern und lokalem Gewerbe,
sodass es wichtige Impulse für die Binnenwirtschaft der Schweiz
setzt. Der föderale Geist der Schweiz findet sich in der kantonalen Verantwortung für die „rationelle Energienutzung im umbauten
Raum“ wieder. Einheitliche Vorgaben wie zum Beispiel für die
kontinuierliche Betriebsoptimierung gibt es daher nicht und die
Eigenverantwortung und Selbstregierung des Marktes muss stärker greifen. Der Interessenkonflikt des Gebäudeeigentümers, dass
er in der Regel seine Investition nicht durch reduzierte Betriebskosten refinanzieren kann, sollte durch flexible Anpassungen des
Mietrechts, zum Beispiel durch die Einführung von grünen Nebenkosten, gelöst werden.
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Dipl. Ing., MBS Jens Feddern
studierte Elektrotechnik in Bonn und Unternehmensführung in Luzern. Er leitet das Kompetenzzentrum „Building
Performance and Sustainability“ Südwesteuropa für Siemens. Er ist Vorstandsmitglied des Vereins Green Building
Schweiz.
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Swissbau
Von der Planung zum Betrieb
Die Immobilienwelt wird digital
Der Facility Management-Markt hat in der Schweiz eine grosse wirtschaftliche Bedeutung. Es
zeichnet sich ab, dass die Digitalisierung der Immobilienwelt Realität wird und neue Technologien verstärkt zum Einsatz kommen. Wo liegt der Nutzen in Planung und Betrieb?
Bildquelle: the_builder/fotolia
Text: Peter Staub, Geschäftsführer, und Marco Bischof, Partner, pom+Consulting AG
Der Gebäudepark der Schweiz (im Bild das Züricher Rathaus) umfasst 2.5 Mio. Gebäude, für deren Bestandsbewirtschaftung jährlich rund CHF 46 Mia. Umgesetzt werden.
Der Gebäudepark der Schweiz umfasst 2.5 Mio. Gebäude, hat eine
Geschossfläche von knapp einer Milliarde Quadratmetern und
einen Versicherungswert von CHF 2.5 Billionen Schweizer Franken.
Für die Bewirtschaftung dieses Bestands werden jährlich rund
CHF 46 Mia. umgesetzt. Der FM-Markt ist daher für die Schweiz
wirtschaftlich von grosser Bedeutung. Die FM Monitor Trendanalyse ist eine jährliche Publikation zum FM-Markt Schweiz von
pom+ in Kooperation mit der Professur für Architektur und Bauprozess der ETH Zürich, der Domaine Immobilier et Infrastructures
der EPF Lausanne und dem Lehrstuhl für Life Sciences und Facility
Management der ZHAW. 2015 haben sich 270 Marktexperten – Immobilieneigentümer, Immobiliennutzer, Bewirtschafter und FMDienstleister – an der Umfrage beteiligt. Ein Trend hat es in den letzten Jahren an die Spitze geschafft und
wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen: Die Immobilien-
welt wird digital, neue Technologien erobern die Branche! Das sogenannte Digital Real Estate wird über kurz oder lang die gesamte Immobilienszene erfassen – so wie Uber die Taxibranche oder
Airbnb die Hotel- und Wohnungsnutzung auf den Kopf stellen.
Disruptive Innovationen verdrängen Bestehendes
Das Internet der Dinge bedeutet einen Paradigmenwechsel. Geräte oder Systeme müssen nicht mehr manuell bedient werden
– dies geschieht in Zukunft automatisch und meistens ohne dass
wir etwas merken. Dadurch werden sich in naher Zukunft Geschäftsmodelle radikal verändern und Prozesse revolutionieren.
Man spricht in diesem Zusammenhang von disruptiven Innovationen. Disruptiv ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie oder ein bestehendes Produkt vollständig verdrängt. Disrupti-
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Swissbau
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ein Ansatz, der sämtliche gebäudebezogene Daten aller Beteiligten digital in einem virtuellen Modell zusammenführt, kombiniert und vernetzt. Eine solche integrale Digitalisierung von der
Planung bis zum Betrieb kann das Gebäudemanagement deutlich
effizienter, schneller, transparenter und ökologischer gestalten.
Die Umfrage zeigt: Beim Thema BIM stehen alle in der Pflicht. Eigentümer, Architekten, Planer, Bewirtschafter, interne und externe
FM-Dienstleister, aber auch die Nutzer von Gebäuden sind für die
Dateninhalte verantwortlich.
ve Innovationen verdrängen in der Regel einen Marktplayer in der
Wertschöpfungskette vollständig. Beim Taxidienst Uber ist keine
Taxizentrale mehr notwendig. Interessenten bestellen den Fahrdienst über eine App. Kaum ein Wirtschaftszweig hinkt bei der
Digitalisierung so weit hinter her wie die Immobilienwirtschaft,
insbesondere die Baubranche. Dabei wäre sie angesichts ihrer
Komplexität hervorragend dafür geeignet. Man stelle sich eine
digital geplante Baustelle vor, auf der alles vorgefertigt on time
geliefert wird und Monteure die Arbeitsschritte mittels Tablet
überwachen können. Eine Baustelle, auf der Drohnen Baukräne
ersetzen. Oder das Beispiel einer Wohnsiedlung, in der die einzelnen Mieter untereinander mittels einer App Waren austauschen,
Grillfeste oder Fahrgemeinschaften organisieren. In der die Bewohner digital mit dem Hauswart oder dem Vermieter kommunizieren oder ihre eigenen Stromverbräuche auf der App mit den
Durchschnittswerten der ganzen Siedlung vergleichen können. In
dieser Wohnsiedlung stapeln sich keine hundertseitigen Manuals
sämtlicher Haushaltsgeräte, die beim Wohnungswechsel oft in
einem schlechten Zustand übergeben werden. Es ist alles digital
abrufbar. Dieses Szenario ist keine Zukunftsvision, sondern bereits
Realität!
Der Anblick vom Roboterrasenmäher in Nachbars Garten verursacht heute kein grosses Staunen mehr. Die neu entwickelten
elektronischen Fensterreiniger, die sich bei Hochhäusern förmlich
ans Glas kleben und mittels Sensoren Stellen aufspüren, die gereinigt werden müssen, hingegen schon. Es ist nicht erstaunlich,
dass ein zunehmender Einsatz von Sensornetzwerken, Robotik
oder Smart Devices auch im Immobilienmanagement ein Thema
ist.
Cloud Computing wird in Zukunft ebenfalls eine relevante Rolle
spielen und den Umgang mit Daten prägen. Im Immobilienmanagement jedoch schlägt der Trend noch nicht allzu stark aus. Insbesondere die öffentliche Hand ist vom Cloud Computing weniger
angetan als die Privatwirtschaft.
Apps gehört die Zukunft
Der zunehmende Einsatz von Apps und anderen digitalen Angeboten für Nutzer steht an erster Stelle im Vergleich mit anderen
neuen Technologien. 74 % aller Befragten glauben an einen vermehrten Einsatz von Apps in den kommenden Jahren innerhalb
der Immobilienbranche.
Bildquelle: pom+
Die Digitalisierung macht aber nicht vor der Haustüre halt. Building Intelligence sorgt dafür, dass beim Verlassen des Hauses geprüft wird, ob alle Herdplatten abgestellt und sämtliche Fenster
und Türen geschlossen sind. Alle Apparate, die nicht benötigt werden, gehen zunächst auf Standby und schalten sich wenig später
von selber ab. „Smart Buildings“ ist hier das Stichwort. Der Begriff
umfasst nicht nur den Wohnbereich, sondern wird zunehmend
auch für Nichtwohnbauten verwendet, die 35 % des Schweizer
Gebäudeparks ausmachen.
Digital Real Estate steht heute noch in der Startphase, die Experten rechnen
jedoch mit einer raschen Marktdurchdringung. Wer die Digitalisierung zögerlich angeht, dem drohen massive Wettbewerbsnachteile. Der Zug kommt
ins Rollen und gewinnt rasant an Tempo. Es ist Zeit, jetzt aufzuspringen und
seine Digitalisierungsstrategie festzulegen.
Bildquelle: pom+
Und der Nutzen?
Digitalisierung von der Planung bis zum Betrieb
Mit 61 % Zustimmung ist die Datenintegration durch Building
Information Modeling (BIM) ein anhaltend starker Trend. BIM ist
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Noch skeptisch ist man in Bezug auf den Einsatz von 3D-Druckern
oder von Drohnen. Eigentlich erstaunlich, denn ein Drohneneinsatz ist in verschiedenen Bereichen vorstellbar: Für die Zustandsermittlung und Überwachung von Fabrikdächern, Rohrleitungen,
Kaminen, Parkplätzen, Hochhausfassaden, Werkszäunen eignet
sich der Einsatz dieser Flugobjekte, die alleine Areale abfliegen
und aktuelle Fotos übermitteln können, bestens.
Doch welche Effekte erhofft man sich vom Einsatz dieser Technologien? In erster Linie wird eine Effizienzsteigerung erwartet (26
%), gefolgt von einer verbesserten Dienstleistungsqualität und einem transparenten Kommunikationsaustausch (je 21 %). z
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Swissbau
Life Cycle Management
Die Technik im Fokus
Nicht alles was technisch möglich ist, erleichtert auch den Alltag. Entscheidende Erfolgsfaktoren
sind die richtige Technik am richtigen Ort einzusetzen und dafür Sorge zu tragen, dass diese ihre
vorgesehene Funktion erfüllt. Ein professionelles Life Cycle Management gestaltet den Lebenszyklus
von Immobilien und nimmt dabei aktiv Einfluss auf diese Erfolgsfaktoren.
Text und Abbildungen: Thomas Kral
Jede Immobilie unterliegt einem bestimmten Lebenszyklus. Dieser
setzt sich aus zeitlich aufeinanderfolgenden, sich unterscheidenden Phasen zusammen. Aus einer ursprünglichen Idee entsteht
ein Projekt. Im weiteren Verlauf stehen die Planung und Realisierung des zukünftigen Objektes im Vordergrund. Es folgt die Phase
der Nutzung. Während dieser Phase unterliegt das Objekt einem
natürlichen und durch den technologischen Fortschritt bedingten Alterungsprozess. Für die Instandhaltung und Erneuerung
einzelner Bauelemente, einschliesslich technischer Anlagen, sind
während dieser Zeit planbare und nicht planbare Folgeprojekte
in unterschiedlicher Grössenordnung notwendig. Gleiches gilt im
Falle von Bedürfnisänderungen beim Objektnutzer, Eigentümer
oder Investor. Erst wenn die Instandsetzung, Erneuerung oder
Veränderung gegenüber einem Ersatzneubau unrentabler ist oder
das Bauwerk nicht mehr benötigt wird, folgt die letzte Lebenszyklusphase, der Rückbau.
Die einzelnen Lebenszyklusphasen werden durch die Interessen
verschiedener Akteure bestimmt. Zum Beispiel vertreten Eigentümer, Investoren und Bauherren andere Interessen als Architekten,
Planer und Fachspezialisten. Deren Interessen können sich wiederum von denen der Nutzer und des Betreibers unterscheiden.
So entsteht ein komplexes dynamisches Netzwerk, in welchem
die Akteure mehr oder weniger miteinander interagieren. Für die
ganzheitliche, also ökonomische, ökologische und soziale Gestaltung des Lebenszyklus einer Immobilie, ist ein professionelles Life
Cycle Management essenziell. Es steuert die Interessen der Akteure und nimmt Einfluss auf die Prozesse, Facilities1 sowie Informationen und Daten (Abb. 2). „Es gilt sowohl die Bedrfnisse aller Menschen einer Generation gleichberechtigt zu berücksichtigen und
zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen
zu beeinträchtigen.“2
1 Andreasturm - ein Projekt der SBB Immobilien
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Swissbau
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Life Cycle Management für Mensch und Umwelt
Processes
Facilities
Information Data
LCM zeigt die Zusammenhänge
LCM bewertet (zertifiziert nach SNBS,
LCM sorgt für ein durchgängiges
(Ursachen-Wirkungen) im Interaktions-
Minergie, BREEAM, etc.) die Facilities
Informations- und Datenmanagement von
netzwerk der am Lebenszyklus einer
(SIA Phase 1-5) und nimmt somit Einfluss
der Projektentwicklung bis hin zum
Immobilie beteiligten Akteure auf. Um
auf die Planung und Realisierung.
Rückbau einer Immobilie. Damit werden
das komplexe und dynamische Netzwerk
die Informationsbedürfnisse aller am
im Sinne von Mensch und Umwelt rund
LCM bewertet (zertifiziert nach BREEAM,
Lebenszyklus beteiligten Akteure gedeckt.
um den Lebenszyklus zu beherrschen,
GEFMA resp. DGNB, etc.) die Facilities
Ziel ist es, sämtliche objektrelevanten
werden Einfluss- und Erfolgsfaktoren
(SIA Phase 6) und nimmt somit Einfluss
Informationen über das virtuelle
bestimmt und entsprechende Massnah-
auf die Nutzung und Bewirtschaftung.
Gebäudemodell (BIM) zu erfassen, zu
men zur Prozesssteuerung eingebracht.
pflegen und zu verteilen.
2 Die Drei Säulen des Life Cycle Managements.
Life Cycle Management und die Rolle der Technik
Die Gebäudetechnik bestimmt in der Regel den grössten Teil der
gesamten Lebenszykluskosten einer Immobilie. Deshalb stellt
der Technisierungsgrad (also die Menge und Komplexität der eingesetzten Technik) für das Life Cycle Management eine wichtige Einflussgrösse dar.
Die heutige Welt ist geprägt von anhaltenden und rasanten Technologiefortschritten in der Informations- und Kommunikationstechnik. Die zunehmende digitale Vernetzung weitet sich auf alle
Lebensbereiche aus. Für die Technisierung der Gebäude bedeutet dies, dass technische Bauelemente, die früher zum Teil lokal
durch einen Techniker gesteuert wurden, heute in das Informations- und Kommunikationsnetzwerk eingebunden sein müssen.
Komplexe vernetzte Regelungen und Steuerungen beeinflussen
ganze technische Systeme über die Gebäudegrenzen hinaus.
Einfache Regelungen und Steuerungen sind ein Auslaufmodell.
Der zunehmende Anteil an Elektronik zieht automatisch einen
höheren Technisierungsgrad, verkürzte Lebenszyklen und damit
höhere Kosten mit sich. Während zum Beispiel elektrische Starkstromelemente eines Gebäudes im Durchschnitt 20 bis 30 Jahre
nutzbar sind, ist die Gebäudeautomation in der Regel nach 5 bis
10 Jahren technologisch veraltet. Diese Entwicklung verschärft sich weiter. Einerseits bringt die Vernetzung Vorteile, wie zum Beispiel eine leichtere Bedienung der
Gebäudetechnik und damit verbundene Kosteneinsparungen. Andererseits aber steigen die Kosten für die Automatisierung der Gebäude durch mehr Elektronik massiv an. Insofern ist es entscheidend, die tatsächlich benötigte Technik in einem Gebäude mit
Sorgfalt zu bestimmen und damit den Technisierungsgrad festzulegen. In der Regel gilt hierbei die Devise: „Weniger ist mehr“.
In den folgenden Abschnitten wird beschrieben wie und wann der
Technisierungsrad zu bestimmen ist und was bei der Beschaffung
der technischen Bauelemente beachtet werden muss. Es wird auf
die nicht unwesentliche Überführung der Bauelemente nach ihrer
Installation in die Nutzung und den Betrieb eingegangen. Schluss-
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endlich wird hinterfragt, warum Erhaltungsstrategien benötigt
werden und Bauelemente Zustandsanalysen unterworfen werden
sollen. Diese Themen sind für ein professionelles Life Cycle Management von wesentlicher Bedeutung, da sie ein hohes Einflusspotenzial bieten.
Bestimmung des Technisierungsgrades und
­Beschaffung der technischen Bauelemente
Über welchen Technisierungsgrad ein Objekt verfügen soll, wird
in der Projektentwicklung und zu Beginn der Objektplanung entschieden. Wie bereits erwähnt, ist die tatsächlich benötigte Technik in
einem Gebäude mit Sorgfalt zu bestimmen. Die Orientierung
erfolgt dabei an den Bedürfnissen von Eigentümer, Investor und
Nutzer. Die Bedürfnisse müssen hinterfragt werden. Es müssen die Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken der
technischen Möglichkeiten aufgezeigt werden. Dazu gehört auch
eine erste Betrachtung der Lebenszyklen mit den zu erwartenden Kosten. Die Dauer der Lebenszyklen und die Kosten stehen in
einem direkten Abhängigkeitsverhältnis. Kurze Lebenszyklen sind
mit häufigen Reinvestitionen verbunden. Diese Reinvestitionen
in einzelne technische Lösungen bedeuten wiederum steigende
Lebenszykluskosten für die gesamte Immobilie. Ist der Technisierungsgrad festgelegt, sind die in Frage kommenden technischen Lösungen verschiedener Hersteller einer Funktionsanalyse zu unterziehen. Ziel ist es, Alternativen zu bestimmten
Anforderungen an Funktionen zu vergleichen. Auch bei der Funktionsanalyse spielen die Lebenszykluskosten eine entscheidende
Rolle, denn niemand ist bereit für optimale Funktionen unverhältnismässig hohe Preise zu zahlen. Nach der Festlegung auf eine bestimmte technische Lösung, werden die benötigten technischen Bauelemente beschafft. Insofern
diese von verschiedenen Herstellern angeboten werden, sind die
Lebenszykluskosten erneut zu vergleichen (Abb. 3).
Swissbau
24
Lebenszykluskosten
(Mittlere Jahreskosten statisch)
Hersteller 1
Hersteller 2
Hersteller 3
Kapitalkosten
CHF/a
48‘531
42‘571
43‘678
Abschreibung
CHF/a
27‘360
24‘000
24‘624
Kapitalzins
CHF/a
21‘171
18‘571
19‘054
Bewirtschaftungskosten
CHF/a
131‘932
160‘840
169‘141
Energie (Normalbetrieb)
CHF/a
80‘719
100‘901
100‘901
Energie (Eco Betrieb)
CHF/a
54‘136
75‘189
75‘189
Instandhaltung
(Vollwartung inkl. Material)
CHF/a
62‘222
70‘077
78‘379
Instandhaltung
(6 mal pro Jahr exkl. Material)
CHF/a
Grund- & Unterhaltsreinigung
CHF/a
15‘574
15‘574
15‘574
Verwaltung
[3% von Bewirtschaftungskosten]
CHF/a
3‘958
4‘825
5‘074
184'421
208'237
217'894
Total
Lebenszykluskosten (Mittlere Jahreskosten statisch)
0
50'000
100'000
150'000
200'000
[CHF/a]
Punkten sowie Vorgaben des Gesetzgebers und dem Hersteller
unterwiesen. Der gesamte Prozess ist zu protokollieren (Inbetriebnahme Protokoll, Messprotokoll, Unterweisungsprotokoll, etc.).
Schritt 2: Abnahme
Im Anschluss an die Inbetriebnahme des Bauwerks bzw. des einzelnen technischen Bauelements wird dieses durch den Auftraggeber bzw. Bauherren oder dessen bevollmächtigte Vertretung
abgenommen. Bei der Abnahme wird anhand der Spezifikationen, Dokumentationen, Prüfungen und Messungen die vertragsgemässe Funktion des Werkes überprüft. Die dabei erkannten
Mängel werden identifiziert, protokolliert und eine Frist zur Behebung angesetzt. Bei erheblichen Mängeln wird die Abnahme des
Werkes verweigert.
Bei der Abnahme wird sichergestellt, dass die zu erbringende Leistung gemäss den rechtlichen Vorschriften und Leistungsmerkmalen ordnungsgemäss und funktionstüchtig in die Betriebsphase
überführt wurde.
XXX AG
3 Beispiel eines Lebenszykluskostenvergleichs zur Evaluation der ökonomisch
sinnvollste Handlungsalternative (Option).
Überführung der technischen Bauelemente in die Nutzung und den Betrieb
Nicht weniger wichtig wie die Festlegung des Technisierungsgrades und die Beschaffung der geeigneten technischen Bauelemente, ist deren Überführung in Nutzung und Betrieb. Ziel ist es, dass
die einzelnen Bauelemente sowie die aus mehreren Bauelementen bestehenden technischen Systeme innerhalb des Gebäudes
ihre vorgesehene Funktion erfüllen. Dazu müssen die Bauelemente auf ihre Zusammenarbeit innerhalb des Systems eingestellt
werden. Nur so ist die gesamte Immobilie wie geplant nutzbar.
Bei einer schlechten Überführung der Bauelemente besteht das
Risiko von Funktionsstörungen und Ausfällen. Davon kann einerseits nur ein einzelnes Bau-element betroffen sein, andererseits
das ganze Gebäude. Im schlimmsten Fall schlagen sich häufige
Funktionsstörungen und Aus-fälle in der Performance der Investition nieder. All diese Szenarien sind nicht im Sinne eines ganzheitlichen Life Cycle Managements. Eine optimale Überführung mit
den Einzelschritten der Inbetriebnahme und der Abnahme läuft
wie folgt ab:
Schritt 1: Inbetriebnahme
Zum Abschluss des Bauprojektes erfolgt die Inbetriebsetzung des
Bauwerks bzw. des einzelnen technischen Bauelements durch
den Ersteller. Gemäss Vorgaben der Planung werden die Sollwerteinstellungen vorgenommen und Funktionstests (häufig auch
integrale Tests) durchgeführt. Der Eigentümer bzw. der zukünftige Betreiber wird durch den Ersteller in allen betriebsrelevanten
Die Wahl der richtigen Erhaltungsstrategie für die technischen Bauelemente
Nach der Überführung der technischen Bauelemente bedarf es
der Festlegung einer optimalen Erhaltungsstrategie. Dabei spielt
die Objektstrategie des Eigentümers oder Investors eine entscheidende Rolle. Es geht darum den Bedarf an Erhaltungsmassnahmen zu decken, ohne einen unnötigen Ressourcenaufwand im
Sinne eines ganzheitlichen Life Cycle Managements zu generieren.
Objektstrategie
(Investition - Wachstum)
Risikoklasse
gering
Erhaltungsstrategie
B
A
C
B
Auswirkung
hoch
Verwaltung (3 % von Bewirtschaftungskosten)
Wahrscheinlichkeit
Instandhaltung (Vollwartung inkl. Material)
Grund- & Unterhaltsreinigung
gering
Kapitalzins
Energie (Normalbetrieb)
hoch
Abschreibung
Wahrscheinlichkeit
XYY AG
Ein wichtiger Aspekt bei der Abnahme aus Sicht des Betreibers ist
die Prüfung der Dokumentation. Diese muss vollständig sein und
die Revisionspläne müssen mit dem effektiv ausgeführten Gewerk
übereinstimmen. Ist die Inbetriebnahme und Abnahme mängelfrei, steht einer erfolgreichen Nutzung und dem Betrieb des Bauwerks bzw. der technischen Bauelemente nichts mehr im Wege.
gering
XXY AG
hoch
zeitgesteuert
zustandgesteuert
ausfallgesteuert
zeitgesteuert
gering
Gesetzliche Auflagen und Sicherheit
Auswirkung
hoch
Objektstrategie
4 Beispiel für die Wahl der Erhaltungsstrategie eines technischen Bauelements auf Basis der Objektstrategie und Risikoklasse.
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Swissbau
Exkurs Objektstrategie Investition und Wachstum:
Bei dieser Strategie ist die bereits bestehende Wettbewerbsposition der Objekte zu halten und zu stärken. Massnahmen zur Stärkung können Instandsetzungs-, Erhaltungs- und Verbesserungsinvestitionen in die Bausubstanz und Ausstattung der Immobilien
sein.
Bauelemente
Instandsetzungszeitpunkte
In der Regel wird bei neu erstellten Objekten zunächst eine „Investitions- und Wachstumsstrategie“ gewählt. Je nach Risikoklasse
der einzelnen technischen Bauelemente wird die Erhaltungsstrategie dementsprechend zustands- und zeitgesteuert ausgerichtet.
Bei weniger wichtigen Bauelementen erfolgt eher eine ausfallgesteuerte Ausrichtung. Neben den notwendigen Instandsetzungsund Erneuerungsmassnahmen können auch Optimierungs- und
Verbesserungsinvestitionen erforderlich sein.
Mit fortschreitender Nutzung des Objektes muss die Objektstrategie überprüft werden. Es kann sich das Umfeld (die Markt- und
Standortqualität) und damit die Wirtschaftlichkeit verändert haben. Auch können anstehende Instandsetzungen, Erneuerungen
oder notwendige Veränderungen gegenüber einem Ersatzneubau
unwirtschaftlicher geworden sein. In diesen Fällen wird für das
bestehende Objekt in der Regel eine „Abschöpfungs- oder Desinvestitionsstrategie“ gewählt.
Je nach Risikoklasse der einzelnen technischen Bauelemente wird
die Erhaltungsstrategie ausfallorientiert ausgerichtet. Es werden
nur die notwendigsten Überwachungs- und Unterhaltsmassnahmen zur Gewährleistung der Gesetzeskonformität und Sicherheit
umgesetzt. Erst bei Ausfall der technischen Bauelemente kommen entsprechende Instandsetzungs- oder Erneuerungsmassnahmen zum Tragen, wenn die Immobilie noch weiter betrieben
werden muss.
Analyse des Zustandes der technischen
­Bauelemente
Gemäss Gesetzgeber und aus Gründen der Sicherheit muss der
Zustand bestimmter technischer Bauelemente während ihrer
Nutzung überwacht werden. Dies geschieht mehr oder weniger
während des normalen Betriebsprozesses dieser Bauelemente.
Weniger wichtige Bauelemente werden erfahrungsgemäss vernachlässigt. Diesem Vorgehen ist nicht unbedingt etwas entgegenzusetzen, da während des Betriebsprozesses Prioritäten
gesetzt werden müssen. Mit der Zeit entstehen so aber Informationsdefizite über den Gesamtzustand der technischen Systeme und einzelner Bauelemente. Diese müssen aus Gründen des
Werterhalts und einer strategischen und ressourceneffizienten
Planung in nicht allzu grossen Abständen beseitigt werden. Über
die Zustandsanalyse werden der Abnutzungsgrad der Bauelemen-
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Kosten [kCHF]
C Konstruktion Gebäude
D01 Elektroanlagen
22.1 Mio.
2026
D02 Gebäudeautomation
16.1 Mio.
2035
2014
D03 Sicherheitsanlagen
2024
4.1 Mio.
D04 Technische Brandschutzanlagen
2024
5.4 Mio.
D05 Wärmeanlagen
Exkurs Objektstrategie Abschöpfung oder Desinvestition:
Bei dieser Strategie sind der Cashflow der Objekte, soweit möglich, noch abzuschöpfen und die Renditen ohne weitere Investitionen zu maximiert.
25
6.9 Mio.
2022
D06 Kälteanlagen
6.2 Mio.
2014
D07 Lufttechnische Anlage
2025
12.9 Mio.
D08 Wasser-, Gas-, Druckluftanlagen
2025
13.3 Mio.
D09 Transportanlagen
2025
6.5 Mio.
E Äussere Wandbekleidung
2025
50.4 Mio.
F Bedachung
2025
9.9 Mio.
G Ausbau
2040
G1 Trennwand, Tür, Tor, Fenster
2040
H Nutzungsspezifische Anlagen
2040
I Umgebung
2040
J Ausstattung
2040
20.9 Mio.
5 Beispiel einer grafischen Zusammenfassung der Ergebnisse aus einer Zustandsanalyse.
te und die daraus resultierende Restlebensdauer bestimmt. Damit
lässt sich ein theoretischer Instandsetzungszeitpunkt ableiten.
Um die Höhe der Instandsetzungs- und Erneuerungskosen zu
bestimmen, wird der Neuwert des Bauelements abgeschätzt. All
diese Informationen fliessen in die strategische Planung ein und
stellen für Bewertungen (zum Beispiel im Rahmen von Transaktionen) eine solide Datenbasis dar. Sämtliche Instandsetzungen- und Erneuerungen, die strategisch
geplant werden können, tragen dazu bei, den Lebenszyklus einer
Immobilie ökonomisch, ökologisch und sozial zu gestalten.
Fazit
Der Einsatz von Technik in Gebäuden erleichtert den Nutzern
nicht nur das „Leben“. Es bedarf auch einer weitsichtigen Planung
und einer hoher Betreiberkompetenz, damit eine qualitative und
bedarfsgerechte Verfügbarkeit der Technik über den gesamten
Lebenszyklus eines Gebäudes sichergestellt ist. Nur so kann es
gelingen, ressourcenschonend den technologischen Fortschritt zu
nutzen. Ein professionelles Life Cycle Management ist für die Herbeiführung dieser Erfolgsfaktoren unabdingbar. z
1 Unter Facilities werden ganze Bauwerke, architektonische oder technische
Bauelemente, spezielle Infrastrukturen, etc., verstanden.
2 Zitat: TU Braunschweig (Originalquelle: Brundtland-Bericht)
Thomas Kral
ist Senior Consultant und Teamleiter für Life Cycle Management im Bereich Bauherren- und Immobilienberatung bei der Amstein + Walthert AG in Zürich.
Swissbau
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1
2
Rohbau + Gebäudehülle
Innenausbau
Rohbau/Baumaterialien
Metallbau (Systeme/Verarbeitung)
Dämmung/Dichtung
Tiefbau
Aussengestaltung
Fenster/Türen
Raumwelten
Boden/Wand/Decke
Büro- und Objekteinrichtungen
Beleuchtung/Elektroinstallationen
Cheminées und Öfen
Küchen
Trendwelt Küche
Trendwelt Bad
Bad/Sanitär
Nord
1
Süd
Gebäudetechnik
Heizung/Energie
Lüftung/Klima/Kälte
Gebäudeautomation
4
Swissbau Focus
Veranstaltungs- und Netzwerkplattform
Baustelle + Werkhof
Werkzeuge/Kleinmaschinen
Befestigungstechnik
Baumaschinen und-geräte/Gerüste
Arbeitsbühnen/Arbeitsschutz
Treffpunkt Handwerk
Konzept + Planung
Software für Planer,
Unternehmer, Bewirtschafter
Planungshilfen/Dienstleistungen/Forschung/Ausund Weiterbildung
Mitglieder von Green Building Schweiz auf der Swissbau
SGS Société Générale de Surveillance SA, www.sgs.ch
Halle 1.0 / Stand F17
Siemens Schweiz AG, www.siemens.ch
Halle 1.1 / Stand C08
Pavatex SA, www.pavatex.ch
Halle 1.0 / Stand C21
Erdgas, www.erdgas.ch
Halle 1.2 / Stand A58
Rettung durch Technik?
Swissbau 2016
Vom 12. bis 16. Januar 2016 geht in Basel die nächste Swissbau über die Bühne. An der Leitmesse der Bauwirtschaft in der
Schweiz präsentieren rund 1100 Aussteller die wichtigsten Neuerungen und Branchentrends. Neben zahlreichen persönlichen
Kontakten wird im Veranstaltungs- und Netzwerkformat Swissbau Focus auch die Chance geboten, die spannendsten Fragen
zum Motto „Rettung durch Technik?“ in rund 60 Anlässen und
Workshops zu vertiefen. Den Auftakt bildet der hochkarätig besetzte Eröffnungsanlass, der die wirtschaftliche und die gesellschaftliche Bedeutung der Schweizer Bau- und Ingenieurskunst
mit Blick auf die Einweihung des Gotthard-Basistunnels ins Zentrum stellt. Die Swissbau zählt zu den grössten Baumessen in
Europa. Verteilt auf vier Hallen präsentieren die Aussteller ihre
Produkte und Dienstleistungen aus den fünf Bereichen Konzept
+ Planung, Rohbau + Gebäudehülle, Baustelle + Werkhof, Gebäudetechnik sowie Innenausbau. Erwartet werden rund 100‘000
Besucher unterschiedlichster Branchen, vorwiegend qualifizierte
Fachleute aus den Bereichen Planung, Investment, Baugewerbe,
Handel, Immobilienwirtschaft sowie private Bauherren. z
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Swissbau
Swissbau Focus: Workshop am 12. Januar 2016
Als Infopoint Partner der Swissbau Focus schafft Green
Building Raum für einen interessanten Workshop zum
Thema „Green Building – ein unternehmerisches Impulsprogramm für die Schweiz“.
Termin: Dienstag, 12. Januar 2016, Halle 1.0 Süd, Raum 4
Informationen und Anmeldung unter www.greenbuilding.ch/agenda
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Planen
Synergie aus Architektur, Technik und Prozessen
„Hier ist alles ein bisschen anders,
hipper, offener“
Was für die Mitarbeiter am deutschen Standort des Softwarehauses Citrix in Karlsruhe besonders
zählt: In puncto Modernität übertreffe Karlsruhe die anderen Standorte des IT-Dienstleisters in San
Francisco, Santa Barbara oder London, so die Einschätzung von Andreas Heinkel, Senior Manager
Real Estate & Facilities EMEA bei Citrix, dem Hauptmieter des im Oktober fertiggestellten BüroPassivhauses Kreativpark.
Text: Thorsten von Killisch-Horn
Fotos: Vollack Gruppe
1
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Planen
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3
1 Aussenansicht des im Oktober fertiggestellten Büro-Passivhauses Kreativpark von Westen aus.
2 Details der Fassade
3 Der Eingangsbereich
2
Synergie beschreibt das Zusammenwirken verschiedener Kräfte
zu einer Gesamtleistung. Was abstrakt klingt, lässt sich erleben in
Baden-Württembergs grösstem zertifizierten Büro-Passivhaus in
Karlsruhe.
Kräfte, die hier zusammenwirken, sind: das methodisch konzipierte, energieeffiziente Gebäude und die Gestaltung moderner Arbeitswelten. Beides zusammen ergibt die Synergie: Wenn man es
konsequent betrachtet, verstärkt das Eine die Wirkung des Anderen. Wohlbefinden am Arbeitsplatz, Arbeitseffizienz und Energieeffizienz liegen tatsächlich sehr nahe beieinander.
Nicht umsonst gibt es den Begriff des Sick-Building Syndroms.
Eine Diagnose, die bedeutet, dass die Räumlichkeiten eines Gebäudes das Wohlbefinden von Mitarbeitern beeinträchtigen und
ursächlich sind für verminderte Leistungsfähigkeit bis hin zu
Krankheitstagen. Die Arbeitsleistungen des Einzelnen und natürlich der gesamten Organisation werden demnach durch Licht,
Raumklima und Akustik beeinflusst. Grössen also, die bei einem
energetisch effizienten Gebäude besonders im Fokus sind.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) klagen
20 bis 30 Prozent aller in Büros Beschäftigten über Symptome wie
Brennen der Augen, Kratzen im Hals, verstopfte Nase oder Kopfschmerzen. Die Medien deklarieren diese Beschwerden gelegentlich als „Building related Illness“ oder auch „Multiple chemische
Sensitivität“. Wie erfinderisch oder pathologisch fundiert diese
Etikettierung der Symptome auch sein mag, Tatsche ist, dass die
betriebs- und volkswirtschaftlichen Verluste durch diese typischen
Bürokrankheiten in die Milliarden gehen können – eine Belastung
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
also nicht nur für betroffene Mitarbeiter selbst, sondern auch für
die Wirtschaft, so die Analyse des Hauptverbands der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG).
Mehrkosten des Passivhauses schrumpfen
Das Passivhaus Institut hat es zertifiziert, das 8.500 Quadratmeter grosse Bürogebäude auf dem Gelände des Karlsruher Alten
Schlachthofs, das im Oktober 2015 eröffnet wurde. Nachhaltigkeit
hat hier nicht nur eine ökologische Dimension. Nachhaltig kann
ein Gebäude im energetischen beziehungsweise ökologischen
Sinne sein und auch im wirtschaftlichen und sozialen Sinne. Das
Bürohaus am Alten Schlachthof in Karlsruhe ist ein Beispiel dafür.
Die Vorgaben des Gesetzgebers für Bauherren reichen in die
kommenden Jahrzehnte hinein. Um die Ziele der EU zur Reduktion des CO2-Ausstosses zu erreichen und gleichzeitig regenerative
Energien auszubauen, hat die Bundesregierung das Aktionsprogramm „Klimaschutz 2020“ aufgestellt. Das Programm sieht beispielsweise vor, bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand
zu erreichen. Ab 2019 sollen alle neu zu errichtenden öffentlichen
Gebäude als „Nearly-Zero-Emission-Buildings“ gebaut werden, ab
2020 auch alle privatwirtschaftlichen Gebäude.
Seit Beginn dieses Jahres ist die neue deutsche Energieeinsparverordnung (EnEV 2016) in Kraft getreten. Diese bestimmt, Transmissionsverluste um weitere 25 Prozent zu senken. Die Reduktion
wird sich nicht alleine durch Dreifachverglasungen und Aussendämmungen erzielen lassen. Vor allem die Lüftungswärmeverluste können nur durch Lüftungsanlagen mit einer hochwertigen
30
Planen
4
5
Praxisbeispiel Kreativpark/Am Alten Schlachthof, Karlsruhe
Grösstes zertifiziertes Büro-Passivhaus in Baden-Württemberg, eines der
zehn grössten weltweit, Einweihung 10/2015
Entwicklung, Planung und Realisierung: Vollack Gruppe, Karlsruhe
Hauptmieter: Citrix Systems (führender Anbieter von mobilen Arbeitslösungen)
Wichtigste Kennwerte des Passivhausstandards (in Klammern: Werte Kreativpark)
Heizenergiekennwert: 15 kWh/m²a
(13 kWh/(m²*a))
Kühlenergiekennwert: 15 kWh/m²a
(12 kWh/(m²*a))
Primärenergiekennwert: 120 kWh/m
Büronutzung)
(118 kWh/(m²*a)) (bei reiner
Gebäudeluftdichtheit: (n50) 0,6 h-1
(N50 = 0,14 /h)
Nachhaltigkeit des Gebäudes ist auch innenarchitektonisch umgesetzt
(moderne, flexibel gestaltbare Arbeitswelten, die die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigen (Akustik, Temperatur, Licht))
6
4 Carls Wirtshaus
5 Einblick in eine offene Arbeitswelt bei Citrix.
6 Der Empfangsbereich und ...
7 ... die Meetingräume von Citrix.
8 Das Gebäude-Foyer.
Wärmerückgewinnung verringert werden. Damit wird einer der
grössten Mehrkostenanteile zwischen dem heutigen gesetzlichen Mindeststandard und einem energieeffizienten Gebäude
zur Standardausstattung, die Kostendifferenz zwischen gemäss
Energiestandards errichteten und herkömmlichen Gebäude wird
geringer. Und der Faktor „Behaglichkeit“ für die darin Arbeitenden
grösser. Beides, eine energieeffiziente wie auch eine leistungsfördernde Architektur setzen voraus, dass sich Planer und Bauausführende umfassend und intensiv mit den Erfordernissen des
beauftragenden Unternehmens und der späteren Nutzer eines
Gebäudes befassen. Nur, wer die Anforderungen und Bedürfnisse der Mitarbeiter sowie der Arbeits- oder Produktionsprozesse
kennt, kann so planen, dass im Gebäude Synergien aus Arbeits-
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
Planen
und Energieeffizienz entstehen. Wo werden viele Telefonate geführt, wo ist eine ruhige, konzentrierte Arbeit gefordert, gibt es
einen Bereich für Besprechungen oder kreative Arbeiten? Ähnliche Fragen stehen am Beginn der Planung von Produktions- oder
Lagerstandorten: Wie sind die logistischen Abläufe? An welcher
Stelle könnte man durch entsprechende Arbeitsplatzgestaltung
einen Prozess für den Mitarbeiter einfacher, effizienter gestalten?
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Vollack – Planung und Bau nach der 4-Phasen-Methode
Vollack hat eine eigene 4-Phasen-Methode für die Konzeption von Gebäuden entwickelt. Das Besondere dabei ist die Phase NULL. In ihr analysieren
die Experten von Vollack gemeinsam mit dem Auftraggeber Bestand und
Potenziale. Auf Basis dieser Analyse erarbeitet Vollack dann ein Gebäudekonzept, das die individuellen Anforderungen an Arbeitsplatzgestaltung
und -prozesse integriert. Mit dieser Methode schafft Vollack für den
Auftraggeber einen Mehrwert aus dem Zusammenwirken von Architektur,
Technik und Prozessen.
Präzise Planung hat Methode
Einer, der diese methodische Herangehensweise erfolgreich praktiziert, ist Gebäudespezialist Vollack. Die Unternehmensgruppe
aus Karlsruhe mit bundesweit 150 Architekten und Ingenieuren
geht zusammen mit den Kunden nach einem selbst entwickelten
methodischen Ansatz vor. Das Vollack Team entwickelt, plant und
baut nach der 4-Phasen-Methode. Im Ablauf der Phasen NULL,
PRO, BAU und PLUS entstehen Gebäude für den individuellen Bedarf und Workflow des Auftraggebers. Ziel der Phase NULL ist die
Entwicklung eines tragfähigen inhaltlichen und räumlichen Konzeptes, das Effizienz, Bedarfsgerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit
des Bauvorhabens sicherstellt. Von diesen zentralen Weichenstellungen in der Phase NULL profitieren gewerbliche Bauherrenbeziehungsweise deren Mitarbeiter ganz besonders.
So auch auf dem Gelände des Alten Schlachthofes in Karlsruhe,
wo die Vollack Gruppe das Bürohaus Kreativpark eröffnet hat.
8
Damit profitieren die Nutzer von der Synergie aus energetischer
Effizienz und Effizienz der Arbeitsplätze. Behaglichkeit, Akustik
und Tageslicht schaffen ein motivierendes Arbeitsumfeld, das mit
einem innovativen Energiekonzept Hand in Hand geht.
7
Offene Arbeitswelten fördern Kreativität
Insgesamt bietet das Bürohaus Raum für mehr als 300 Arbeitsplätze und bis zu 150 Plätzen in der Gastronomie. Vollack hat die
Flächen individuell und in enger Abstimmung mit den Mietern
ausgestattet und genau auf deren Arbeitsprozesse zugeschnitten.
Die Vorteile, die aus dem privaten Wohnungsbau im Passivhausstandard bereits weithin bekannt sind, sind hier auf den
Büro- und Gewerbebau übertragen. Circa 90 Prozent niedrigere
Heizkosten als in herkömmlich errichteten Gebäuden, eine hohe
Raumluftqualität und ein Maximum an räumlicher Flexibilität.
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Da Vollack alle am Prozess Beteiligten von Anfang an eingebunden
hat, konnten viele Bereiche optimiert werden. So ist es beispielsweise gelungen, die identische Fassadendämmung auszuführen
wie im EnEV-Nachweis. Bei der thermischen Simulation zur Ermittlung der Heiz- und Kühllast wurde das Abwärmepotenzial der
IT-Arbeitsplätze einbezogen. Zur weiteren Reduktion des Stromverbrauchs und der damit verbundenen CO2-Emission erhielt das
Gebäude eine LED-Beleuchtung. Zusätzlich reduzieren Lichtlenklamellen im Sonnenschutz den Stromverbrauch. Die Gebäudeautomation dient damit nicht nur dem Monitoring, sondern die
Feinregulierung verringert noch einmal deutlich den Energieverbrauch. Zudem ermöglicht eine hoch effiziente Betonkernaktivierung mehr Raumhöhe, grössere Fenster sorgen für mehr wertvolles Tageslicht. z
Thorsten von Killisch-Horn
studierte Architektur in Erfurt. Seit 1997 arbeitet er für
die Vollack Gruppe an den Standorten Baden-Airpark,
Leipzig und Karlsruhe. Seit 2002 ist er Geschäftsführer
und seit 2007 verantwortlich für die Region Süd.
Bauen
f11photo/shutterstock
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1
Effizienzsteigerungen in der Haustechnik
„Big Data“ im Heizkeller
Mit Hilfe moderner Technik lässt sich die Effizienz von Haustechnikanlagen dramatisch verbessern – ein Beispiel aus Amerika.
Text: Ulf Meyer
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Bauen
Wie im Automobilbau und anderen Industrie-Branchen auch
hat sich die Energieeffizienz von Fahrzeugen und Geräten in den
vergangenen Jahren enorm verbessert – daran ändert auch der
derzeitige Skandal um manipulierte Abgaswerte in der Fahrzeugindustrie nichts. In der zeitgenössischen Architektur gibt es
neben neuen Ansätzen im energie- und ressourcensparenden
Bauen ebenfalls einschneidende Verbesserungen der thermischen
Performance von Gebäudefassaden. Verglichen mit dem grossen
Gebäudebestand, der schon lange fertiggestellt wurde, bevor die
Haus- und Energietechnik Quantensprünge gemacht hat, gibt es
vergleichsweise wenig Neubauvolumen. Damit die Effizienzsteigerungen breite Wirkung in der ganzen Gesellschaft und Wirtschaft zeigen können, dürfen technische Innovationen nicht nur
auf Neubauten beschränkt bleiben, sondern müssen auch in das
Gros der Bestandsbauten hineinwirken: Energetische Optimierung ist ein gigantischer Markt für Planer, Haustechniker und Ingenieure. Denn mit Hilfe moderner Mess- und Steuerungstechnik
sowie spezialisierten Software-Paketen ist es einfach geworden,
die Effizienz von bestehenden Haustechnikanlagen nachhaltig zu
steigern.
Kühl-Kapazität im Bestand erhöhen, um das weitere Wachstum
der Uni-Stadt zu erlauben. Zugleich sollten Energiekosten gespart
werden. Gekühlt wird an der University of Texas in Austin mit
Wasser. Ein entscheidender Schlüssel war deshalb die Einführung
einer variablen Regelungstechnik, mit deren Hilfe sich Soll-Druck
und Fliessgeschwindigkeit der Anlage genauer als zuvor regulieren und insgesamt senken liessen. Das „delta T”, also die Temperaturdifferenz des Kühlwassers zur gewünschten Raumtemperatur, wurde angepasst, was eine Reduktion des Stromverbrauchs
von 21.000.000 kWh/a erbrachte, zusammen mit Einsparungen
im Dampf- und damit Wasserverbrauch. Das neue Energiesparsystem hat einen Effizienz-Quotienten von 0.63 kW/t und spart
der texanischen Universität etwa 1,5 Millionen Dollar pro Jahr an
Betriebskosten („Total Cost of Operations (TCO)”), überwiegend für
elektrischen Strom, ein.
Ein ganzes Bündel von Massnahmen
Bei der University of Maryland in der Nähe der Hauptstadt Washington DC ging es in viel kleinerem Massstab um die selben
Fragen: Das „Institute for Bioscience & Biotechnology Research“
sollte hier als Vorreiter einer Effizienzsteigerung in der Haustechnik dieser Universität dienen. Hier kam ein anderes, OptimumLOOP genanntes Software-Paket beim Upgrade zum Einsatz. Das
Programm erlaubt es, die Klimatisierung kontinuierlich und dynamisch an wandelnde Anforderungen (Nachfrage, Umweltbedingungen und Nutzung) anzupassen. Das Programm fakturiert sogar die regelmässig nötigen Wartungsintervalle der Anlagen mit
ein. In Maryland wurde die durchschnittliche Effizienz der Anlage
auf 0.69 kW/ton gedrückt — eine Verbesserung um stolze 30% gegenüber dem Status Quo vor der Sanierung von 0.98 kW/ton. Die
Optimierung der HVAC-Anlagen wird mit der Auslegung und dem
Betrieb zusammengedacht, um Geld, Energie und CO2-Emissionen
zu sparen.
Sichere Energieversorgung ist essentiell
01|16 greenbuilding · www.greenbuilding-magazin.ch
1 An der University of Texas in Austin studieren mehr als 50.000 Studenten.
Der „Tower“ von 1937 dominiert den Campus.
2 Effizienz der Anlage University of Maryland in kw/t: Blau - nach der Optimierung, rot - nach der Optimierung, aber mit neuer Steuerung ausgeschaltet, grün- ohne Optimierung.
3 Effizienz der Anlage University of Maryland in kw/t über die letzten 12 Monate - pink = vor der Optimierung, blau = nach der Optimierung.
Grafik: University of Maryland
Grafik: University of Maryland
Ein Fallbeispiel soll das illustrieren: Die „University of Texas” in
Austin ist die grösste Universität in Texas und gehört mit 50.000
Studenten zu den fünf grössten Universitäten der USA. Im Gegensatz zu vielen anderen Top-Hochschulen in Amerika ist sie staatlich. Der riesige Haupt-Campus liegt mitten in der Stadt, diverse
Nebenstellen gehören dazu. Insgesamt besteht die Universität
aus vielen Dutzenden von Gebäuden – eine „Stadt in der Stadt“.
Im heissen texanischen Klima – und angesichts der auf eine
durchgehende Raumtemperatur von 21 Grad Celsius konditionierten Mitarbeiter- und Studentenschaft ist die sichere Versorgung
mit Energie und speziell Kälte für das Funktionieren der Universität absolut essentiell. Etwa 51 % des Energieverbrauchs in Gebäuden rührt in den USA von den HVAC-Systemen her. Davon entfallen wiederum etwa 35 % auf die Kühlung, 35 % auf die Heizung
und 25 % auf die Klimaanlagen. Die Haustechnik der texanischen
Uni war alt und ineffizient: eine teure Energieschleuder, die mit
dem sprunghaften Wachstum der Uni nicht Schritt halten konnte.
Mit Hilfe eines „OptiCx” genannten Programms der Firma Optimum Energy wollten die am Upgrade beteiligten Ingenieure die
2
33
3
Bauen
4
4 Kühlaggregat der University of Maryland mit VSD (Variable Speed Drive),
Hersteller Fa. York
5 Campus-Plan der University of Texas in Austin, auf dem sich in Echtzeit die
Leistung der Kältemaschinen ablesen lässt. Lila dargestellt sind die unterirdischen Kühl-Leitungen
Grafik: University of Texas
Das Schöne an dieser Art von Effizienzsteigerungen ist, dass sie
sich scheinbar selbst finanzieren. Denn Energie-Optimierung kann
die Form eines „Energiespar-Contractings“ annehmen. Nachdem
der Contractor eingehend den Status Quo eines grossen Gebäude-Komplexes wie dem einer Universität, eines Konzernhauptsitzes, von Regierungsbehörden, Krankenhäusern, Datenzentren,
Fabriken oder Laboren abgeschätzt hat, erstellt er ein Angebot, in
dem (meist ein ganzes Bündel von) Massnahmen zur Effizienzsteigerung mit einer garantierten Energieeinsparung vorgestellt
werden. Der Contractor plant, baut und finanziert dann alle erforderlichen Massnahmen und erhält im Gegenzug einen zuvor festgelegten Teil der eingesparten Energiekosten. Seine Investitionen
(plus Gewinn) sollen bei Vertragsende abgegolten sein. Wenn der
Bauherr will, kann er aber auch selbst einen Baukostenzuschuss
leisten und dafür eine kürzere Laufzeit vereinbaren – und folglich
schneller selbst von den geringeren Energiekosten profitieren. Oft
wird die Regeltechnik der haustechnischen Anlagen (wie Ventile
und Pumpen) komplett ausgetauscht und eine zentrale Gebäudeleittechnik eingeführt, die ein effizientes Controlling ermöglicht.
Bisweilen werden zusätzlich auch Heizkessel und die Verteilung
erneuert oder ganz ausgetauscht, um auch bei den Wartungskosten von Einsparungen profitieren zu können. Die neu installierten
Anlagen gehen von Beginn an oder nach Ablauf der Laufzeit auf
den Gebäudeeigentümer über. Vom optimierten Gebäudebetrieb
profitieren also letztlich beide Parteien. Der genaue Umfang der
Einsparungen richtet sich nach der (In-)Effizienz der Anlagentechnik und den vertraglichen Details. Umfassende Fassadensanierungen amortisieren sich nur selten in nur 10 bis 15 Jahren und
gehören deshalb meist nicht zum Massnahmen-Set einer EnergieOptimierung. Um festzulegen, wie viel Energie eingespart werden
soll und kann, ist es zunächst erforderlich, genau zu wissen, wie
hoch der Energieverbrauch vor der Sanierung wirklich ist – unab-
Foto: Jonathan Kosobucki
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Grafik: University of Maryland
Grafik: University of Maryland
Bauen
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6 Energie-Verbrauch in kw/h pro Monat für die letzten 12 Monate (University
of Maryland)
7 Energie-Einsparung in kw/h
8 Blick in den Pumpenraum der University of Maryland. Der Herr links im Bild
bedient ein neu installiertes Kontrollpaneel, mit dessen Hilfe sich die Durchflussgeschwindigkeiten regulieren lassen.
hängig von Faktoren wie Wetter oder Jahreszeiten. Dazu wird eine
„Gradtagszahlkorrektur“ errechnet, am besten aus den Daten der
drei zurückliegende Jahre. Entgangene Einsparungen und ZinsFaktoren müssen in der betriebswirtschaftlichen Rechnung mitberücksichtigt werden.
Energie-Optimierungs-Systeme wie „OptiCx” sind modular aufgebaut. Kühlwasser, Boiler und Klimaanlage werden zunächst
separat und dann in ihrem Zusammenspiel betrachtet. Es erlaubt
damit auch das Arbeiten in Phasen. In Echtzeit errechnen Algorithmen dann automatisiert mittels der „Direct Digital Controlled
(DDC)”-Variablen wie Luftvolumen, Raumtemperatur, Fliessgeschwindigkeit und Feuchtigkeit die mögliche Optimierung. Das
System erlaubt es auch, Energie- und Wasserverbrauch, CO2-Ausstoss und Kosten genau zu messen und entsprechend zu kalkulieren. Es ist als „lernfähig“ angelegt und optimiert seine Eingriffe
nach Beurteilung der rücklaufenden Daten selbst. Auf Abonnement-Basis können Bauherren weitere Software-Pakete dazu
nehmen. Mit deren Hilfe lässt sich die Performance der Anlagen
wie auf einem Monitor verfolgen, um Probleme zu finden, für die
Zukunft vorzusorgen oder den Betrieb mit aktuellen Wetterdaten
zu kombinieren. Mit einer mobilen, web-basierten App lassen sich
dann Performance, Verbrauch, Einsparungen und Temperaturen
ablesen. Das System genügt den Anforderungen des „IPMPV-B”
(International Performance Measurement and Verification Protocol). Pro Jahr fällt das System etwa 1.5 Milliarden Entscheidungen
mit Hilfe seines „Real-Time Dynamic Commissioning (RTDC)”Systems. Die optimierte Steuerung wird als Variante zum bestehenden System verstanden und lässt sich im Extremfall wieder
ausschalten. z
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Foto: Jonathan Kosobucki
Arbeiten in Phasen
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Dipl.-Ing. Ulf Meyer
ist Architekturjournalist, Architekturkritiker und Autor.
Architekturstudium an der TU Berlin und am Illinois Institute of Technologie in Chicago; lehrte als Professor nachhaltigen Städtebau und Architektur an der Kansas State
University und der University of Nebraska-Lincoln, wo er
2010 und 2011 als Hyde Chair of Excellence tätig war.
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Bauen
Eigenversorgung mit Wärme, Strom und Mobilität
Autark und vernetzt: Das Beste aus
zwei Welten
Energieautark und doch vernetzt – was zunächst wie ein Paradox klingt, erweist sich auf den
zweiten Blick als innovative Idee mit vielen Vorteilen. Zum einen sind die Bewohner eines dieser energieautarken Häuser vollständig unabhängig und versorgen sich weitestgehend selbst
mit Wärme, Strom und Mobilitä. Zum anderen können sie die Energiespeicher ihres Gebäudes den regionalen Energieversorgern zur Lagerung von Energieüberschüssen zur Verfügung
stellen und damit die öffentlichen Netze entlasten.
Fotos/Grafiken: Prof. Timo Leukefeld
In Freiberg, Sachsen, setzt Prof. Timo Leukefeld gemeinsam mit
dem regionalen Energieversorger enviaM die Idee der vernetzten
Autarkie in die Tat um. Hauptakteure sind die beiden energieautarken Häuser, die Leukefeld, Professor für Solarthermie an der TU
Bergakademie Freiberg und der BA Glauchau, massgeblich entwickelte und seit 2013 selbst nutzt.
Ohne Solarthermie keine Energieautarkie
Sie sind die ersten als Fertighaus konzipierten, energieautarken Häuser Europas und versorgen sich weitestgehend selbst
mit Wärme, Strom und Mobilität aus der Sonne. Mit der konsequenten Nutzung von Solarenergie für diese drei Komponenten,
sparen die Bewohner in den kommenden Jahrzehnten 4.000 bis
5.000 Euro pro Jahr an Ausgaben. Dreh- und Angelpunkt für die
Energieautarkie ist das Bau- und Heizkonzept eines so genannten Sonnenhauses. Sonnenwärme ist komplett und für längere
Zeit speicherbar. Darauf baut das solarthermische Heizkonzept.
Die Technologie zur Wärmespeicherung ist hoch entwickelt und
Vernetzte Autarkie – Unabhängigkeit in Sachen Wärme, Strom und Mobilität
– ohne Robinson zu sein.
mit ca. 20 Euro pro kWh Investition kostengünstig und die solarthermische Kollektoranlage bringt im Winter pro Quadratmeter
einen drei- bis vierfach so hohen Ertrag wie Photovoltaik-Anlagen.
Sonnenwärme ist daher für den Eigenverbrauch an Heizung und
Warmwasser äußerst effektiv und direkt nutzbar. Zudem sind
Solarthermie-Anlagen effizient: Aus einer Kilowattstunde Strom,
die bei diesem solaren Heizkonzept für Pumpen, Stellventil und
Regler eingesetzt wird, werden bis zu 150 Kilowattstunden natürliche Sonnenwärme erzeugt. Im Gegensatz dazu liegt dieses
Verhältnis bei dem Einsatz einer typischen und den Markt dominierenden Luftwärmepumpe praktisch bei 1:3.Ein 9 m³ fassender
Langzeitwärmespeicher ist das Herzstück des energieautarken
Hauses in Freiberg. Dieser lagert die über Kollektoren gewonnene
Wärme über mehrere Wochen ein. Die Solarthermie-Anlage deckt
hier 65 bis 70 Prozent des Jahreswärmebedarfs für Heizung und
Warmwasser direkt aus der Sonne – ohne vorherige Umwandlung
in Strom. In den sonnenärmsten Monaten liefert ein Kaminofen
mit Hilfe von etwa 2 bis 3 Festmeter Stückholz pro Jahr die restliche Wärme. Die Kosten dafür liegen derzeit bei maximal 250
Euro pro Jahr.
„Strom aus dem Netz ist im Winter zu teuer zum Verheizen“, so
Leukefeld. „Aus diesem Grund verzichten wir bei dem gesamten
Gebäudekonzept konsequent darauf, wertvollen Strom in Wärme
zu verwandeln, sondern nutzen die Sonnenwärme direkt über
die solarthermische Anlage. So bleibt der Bedarf an Strom in den
energieautarken Häusern über das Jahr hin annähernd gleich und
ist mit etwa 5,5 kWh/d selbst im Winter sehr gering. Insgesamt
ist es uns gelungen, den Verbrauch von Elektroenergie für unsere
fünfköpfige Familie ohne jede Einschränkung von rund 5.000 kWh
auf 2.000 kWh zu senken.“
Um dies zu erreichen, nutzen zudem die Haushaltsgeräte wie
Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler die Wärme der solarthermischen Anlage. Allein dies führt bei diesen Geräten zu
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Bauen
Stromeinsparungen von bis zu 80 Prozent. Darüber hinaus führt
die Vermeidung von Standby-Verbrauch einzelner Geräte, der Einsatz eines hydraulischen Pumpsystems mit geringsten Widerständen im Heiz- und Solarkreislauf sowie ein stromsparendes Lichtkonzept ebenfalls zur Reduzierung des Stromverbrauchs. Direkte
Nutzung der Sonnenwärme und ein generell geringer Stromverbrauch sind essentielle Voraussetzungen für die Projektierung
einer ganzjährigen Eigenstromversorgung über Photovoltaik und
Energiespeicher (Akku). Eine 8 kWp Photovoltaik-Anlage ist ausreichend, um den nötigen Strom für die energieautarken Häuser zu
erzeugen. Um den selbst gewonnen Strom flexibler einsetzen zu
können, wird dieser in einem entsprechend dimensionierten Energiespeicher (Akku) zwischengelagert. So kann beispielsweise ein
Elektromobil auch noch am Abend, das heißt wenn die Sonne gerade nicht scheint, mit eigenproduziertem Strom geladen werden.
Der Akku ermöglicht es dem Haus, den Solarstrom eine Woche
lang zu speichern und sich autark zu versorgen. Selbst bei Stromausfall können sämtliche Komponenten der Anlage über den Akku
versorgt werden.
Speicherplatz zum Nutzen der Allgemeinheit
Leukefelds Vision geht über die eigene Unabhängigkeit hinaus.
Statt eines „Robinson-Daseins“ teilt eine neuartige Lösung langfristig den Nutzen der eigenen energetischen Unabhängigkeit mit
der Allgemeinheit. Dies ist ein Geschäftsmodell, das Hauseigentümern die Möglichkeit bietet, sich jenseits staatlicher Subventionen aktiv in die allgemeine Versorgungslage einzubringen.
Dazu kooperiert Leukefeld mit der enviaM Gruppe, dem regionalen Energieversorger, und stellt die Energiespeicher seiner Gebäude zur Lagerung von Energieüberschüssen zur Verfügung.
Energieüberschüsse treten immer dann auf, wenn fluktuierende
alternative Stromerzeuger, wie zum Beispiel Windkraftanlagen,
zu viel Strom erzeugen. Dann bleibt den Versorgungsunternehmen häufig nur, die Anlagen abzuschalten. Dennoch müssen sie
auch in diesen Fällen die Einspeisevergütung zahlen, obwohl sie
ihren Kunden keinen Strom anbieten können. Alternativ bleibt,
für die Abgabe des Überschussstroms in ein ausländisches Netz
zu zahlen (negativer Börsenpreis). Für die Versorger bedeutet es in
jedem Fall „doppelte“ Kosten, ohne jeden Nutzen.
Die Vernetzung ist für beide Seiten ein lohnendes Konzept. Im Unterschied zu den aufwändigen und problematischen „Smart-Grid“
und Schwarm-Strom-Lösungen, die mit x-tausend Einheiten rechnen und bislang noch mit vielen praktischen Problemen kämpfen,
ist sie zudem so innovativ wie simpel: Einfache Steuereinheiten
öffnen den Energieversorgern die „Tore“, um deren Stromüberschüsse in die Energiespeicher der energieautarken Häuser einzulagern.
Die geschieht auf zweierlei Art: Der große Langzeitwärmespeicher kann im Winter über einen Elektro-Heizstab rund 600 kWh
Energie aufnehmen und speichert die Stromüberschüsse als Wärme. Die Energieversorger können den Hausbewohnern die Wärme gegen ein entsprechendes Entgelt überlassen. Die Rechnung
ist einfach: Ein Gebäude ist beispielweise an die Gasversorgung
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angeschlossen. Der Bezugspreis für Gas liegt bei 6 Cent/kWh.
Verkauft der Versorger die eingelagerte Wärme für 5 Cent/kWh
an den Nutzer, spart der Nutzer Geld und der Versorger macht
Gewinn. Der Elektro-Akku speichert zusätzlich rund 50 kW/h der
Stromüberschüsse als Elektroenergie. Die hier vorgehaltene Energie kann, im Fall eines Mangels, auch wieder entnommen und zu
besseren Preisen, als dies zu Überschusszeiten möglich ist, auf
dem Regelenergiemarkt verkauft werden.
Vernetzte Autarkie macht nicht nur die Bewohner der Gebäude
weitestgehend unabhängig, sie leistet darüber hinaus einen Beitrag zur Stabilisierung der Stromnetze. Anders als strombasierte
Heizkonzepte, die mit Einspeisen und Zurückkaufen von Strom die
Probleme ins Netz verlagern, in der Hoffnung, dass sich irgendjemand schon darum kümmern wird, unterstützt das Prinzip der
vernetzten Autarkie die Energiewende und ist der Allgemeinheit
von Nutzen.
„Flatrate“-Miete und Altersversorgung
Leukefelds energieautarke Häuser bieten neben der „vernetzten
Autarkie“ viele weitere interessante Optionen – unter anderem
für Wohnungswirtschaft und Altersvorsorge. Entsprechend konzipierte Mehrfamilienhäuser bieten Vermietern den Vorteil, über
Jahre stabile Warmmieten („Flatrate-“ oder Pauschalmieten) auszuhandeln, in denen Wohnen, Wärme, Strom und je nach Konzept
auch die E-Mobilität bereits enthalten sind. Für Eigentümer und
Selbstnutzer stellt die Investition in ein energieautarkes Gebäude
eine weitreichende Möglichkeit der Altersvorsoge dar und sichert
ein komfortables Leben. Anders als bei Investitionen in zu versteuernde Einnahmen, setzt dieses Modell auf den Wert steuerfreier
Einsparungen, die sich deutlich rentabler auf die Kaufkraft auswirken. Der Prototyp des energieautarken Hauses wurde von einer
Projektgruppe der Helma Eigenheimbau AG unter Leitung von
Leukefeld entwickelt. Mit 161 Quadratmetern Wohnfläche kostet
es schlüsselfertig 450.000 Euro (inkl. Bodenplatte, ohne Keller und
ohne Grundstück). z
Das Grafikschema der ersten als Fertighaus konzipierten, energieautarken
Häuser Europas. Sie versorgen sich weitestgehend selbst mit Wärme, Strom
und Mobilität aus der Sonne.
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Bauen
Gesunde Baustoffe – mehr als ein Modebegriff
Richtig auswählen,
Risiken minimieren
„Gesunde Baustoffe“ – was versteckt sich hinter dem Begriff und warum sind sie für Manche eine
Notwendigkeit? Bei Bauvorhaben spielt die Wahl nicht belastender Baustoffe eine immer entscheidendere Rolle. Wie bei so vielen Dingen müssen aber auch gesunde Baustoffe sinnvoll integriert
werden, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Bildquelle: Intep
Text: Thomas Rühle
Treten bei Beschäftigten unspezifische Beschwerden oder Symptome auf, die nach Verlassen des Gebäudes rasch wieder nachlassen, spricht man vom Sick
Building Syndrom (SBS). Die Ursachen sind dabei nicht klar.
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Bauen
Zukunftsfähige Immobilien zeichnen sich insbesondere durch
eine hohe Nutzerzufriedenheit aus. Ein gesundes Raumklima
spielt eine entscheidende Rolle, verbringen wir doch circa 90%
unserer Zeit in Innenräumen. Emissionsarme und geruchsneutrale
Baumaterialien tragen zur Behaglichkeit und zu unserer Gesundheit bei.
Die Gebäude werden immer dichter und oft umgibt uns ein
Schadstoffcocktail aus Baumaterialien wie Farbstoffen, Klebern
und Lacken, aber auch aus Einrichtungsgegenständen wie beispielweise Möbel. Bei einem belasteten Lebensumfeld kennen wir
körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Augenbrennen oder
Unwohlsein. Das Leistungsvermögen wird beeinträchtig und es
kann zu Irritationen des Immunsystems kommen. Es ist verständlich, dass die Belastungen aus der gebauten Umwelt immer stärker in den Fokus rücken. Ziel ist, diese zu vermeiden oder soweit
es geht zu minimieren. Das liegt im Interesse der Gesellschaft und
jedes Einzelnen – und auch des Bauherrn. Werden neu errichtete Gebäude wegen Klagen der Nutzer ganz oder vorübergehend
geschlossen, sind meistens Schadstoffe die Ursache. Dies kann juristische Konsequenzen sowohl für den Bauherrn als auch für den
Architekten nach sich ziehen. Nicht selten kommt es zu hohen
Schadenersatzforderungen, weil eine nutzung der Gebäude nicht
wie geplant erfolgen kann.
Sick Building Syndrom
Treten bei Beschäftigten eines Gebäudes unspezifische Beschwerden oder Symptome auf, die nach Verlassen des Gebäudes rasch
wieder nachlassen, spricht man vom Sick Building Syndrom (SBS).
Die Ursachen sind dabei nicht klar. Schätzungen zufolge leiden in
den Industrieländern bis zu einem Drittel der Büroangestellten
unter dem SBS. Der damit einhergehende wirtschaftliche Schaden
ist erheblich. Mögliche Ursachen können Schadstoffe sein, die in
der Innenraumluft vorkommen. Dazu zählen Emissionen aus Baustoffen wie „flüchtige organische Verbindungen“ (VOC), die von
definierten Quellen ausgehen. Zum Beispiel aus neu angebrachten Materialien, wie etwa Bodenbeläge und den dazugehörigen
Boden- und Teppichklebern, aber auch aus Möbeln (Lacke, Farben
und Anstriche) sowie Formaldehyd aus Holzwerkstoffen, aus Produkten zur Schädlingsbekämpfung oder aus Reinigungsmitteln.
Auch können durch nicht oder schlecht gewartete Lüftungsanlagen Schadstoffe, Gerüche, Pollen, Pilzsporen und Keime in die
Raumluft gelangen.
Grenzwerte und Richtwerte
Warum kommt es so häufig zu Schadstoffbelastungen? Einerseits
fehlt noch immer das Bewusstsein für die Bedeutung „gesunder“
Baustoffe, andererseits ist die gesetzliche Lage nicht eindeutig.
Der Gesetzgeber gibt zwar einen gesetzlichen Rahmen vor, doch
die Aussagen sind allgemein gehalten und hängen stark von der
jeweiligen Auslegung ab. Seit 1997 gibt es in Deutschland den Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB). In diesem sind u. a.
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Vertreter der Ländergesundheitsbehörden, das Umweltbundesamt und das Bundesinstitut für Risikobewertung vertreten. Der
Ausschuss hat die Grundlagen für eine einheitliche und nachvollziehbare gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten und ein
Bewertungsschema für VOC-Emissionen aus innenraumrelevanten Bauprodukten erarbeitet. Das Bewertungsschema regelt das
Vorgehen bei der Emissionsprüfung von Bauprodukten, die mit
Hilfe von Prüfkammern durchgeführt werden. Dabei werden die
Emissionen von flüchtigen organischen Substanzen mit Hilfen von
NIK-Werten bewertet. NIK-Werte sind die niedrigste interessierende Konzentration für Innenräume im privaten und öffentlichen
Bereich. Sie orientieren sich teilweise an den MAK-Werten (max.
Arbeitsplatzkonzentration) und betragen dann oftmals 1/100 der
MAK-Werte. MAK-Werte sind für industrielle Arbeitsplätze abgeleitet und geben die maximal zulässige Arbeitsplatzkonzentration
vor. Keinesfalls können sie für die Bewertung von Wohnräumen
oder Büroarbeitsplätzen herangezogen werden.
Neben den NIK-Werten zur Beurteilung der Emissionen aus Bauprodukten gibt es weitere Richtwerte zur Bewertung von Schadstoffen in Innenräumen. Der Ausschuss für Innenraumrichtwerte
gibt solche für die Bewertung der Innenraumluft vor.
Messungen und ihr definiertes Ziel
Zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit von Raumluftmessungen
ist es entscheidend, dass vor Durchführung der Messungen das
Messziel definiert wird. Die Messbedingungen orientieren sich
dann an diesen Zielen. Die VDI-Richtlinie VDI 4300 enthält Vorgaben und Hinweise zur Messstrategie und zur Durchführung von
Raumluftmessungen für die Ermittlung verschiedenster Substanzen in der Innenraumluft, wie z. B. Formaldehyd, VOC, Schimmelpilze oder auch CO (Kohlenmonoxid). Bei der Bewertung ist zu berücksichtigen, dass der langfristig anzustrebende Zielbereich von
<0,3 mg/m³ in der Regel bei Neubauten kurz nach Fertigstellung
zum Teil noch nicht erreicht werden kann.
Das in Deutschland von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zusammen mit dem Bund entwickelte Nachhaltigkeitszertifizierungssystem hat das Kriterium „Innenraumhygiene“ als Ausschlusskriterium gekennzeichnet. Dies bedeutet, dass
Gebäude, die in diesem Kriterium nicht die Mindestanforderung
erfüllen, gar nicht zertifiziert werden können.
Keine Zertifizierung kann bei folgenden Raumluftkonzentrationen
erfolgen:
• Formaldehyd: > 0,1 ppm (120 μg/m³)
• TVOC: > 3000 μg/m³
Zum Vergleich hierzu die Raumluftkonzentrationen, bei denen die
maximale Punktzahl in diesem Kriterien erreicht werden kann:
• Formaldehyd:< 0,05 ppm (60 μg/m³)
• TVOC: < 500 μg/m³
Erkennungsmerkmale gesunder Baustoffe
Gesetzliche Verordnungen, Negativfälle mit hohen Schadenszahlungen und ein steigendes öffentliches Bewusstsein für schad-
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Bauen
Richtwerte und Empfehlungen
Für ausgewählte Einzelverbindungen wurden von der Ad-hoc Arbeitsgruppe Innenraumluft-Richtwerte festgelegt:
• Richtwert I (RW I – Vorsorgerichtwert): Keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten, wenn ein Mensch diesem Stoff lebenslang ausgesetzt ist.
• Richtwert II (RW II – Kurzzeitwert): Bei Erreichen dieser Konzentration ist unverzüglich zu handeln. Für empfindliche Personen kann der Aufenthalt in Räumen eine gesundheitliche Gefährdung sein.
Verbindung / Stoff
Richtwert I [mg/m³]
Richtwert II [mg/m³]
Butanonoxim
0,02
0,06
1-Butanol
0,07
2,0
Styrol
0,03
0,3
Toluol
0,3
3,0
Terpene, bicyclisch, (Leitsubstanz α-Pinen)
0,2
2,0
Napthalin
0,01
0,03
Richtwerte für die Innenraumluft Grenzwerte für Einzelverbindungen (Auswahl) in der Innenraumluft
Die Anforderungswerte für Formaldehyd basieren auf den Empfehlungen des früheren Bundesgesundheitsamtes und der Weltgesundheitsorganisation WHO:
Verbindung / Stoff
Anforderung
Bemerkung
Formaldehyd
< 0,1 ppm (120 μg/m³)
Bundesgesundheitsamt 1977, bestätigt vom BfR 2006
< 0,05 ppm (60 μg/m³)
Empfehlung WHO; Anforderungswert DGNB/BNB
Anforderungswerte Formaldehyd
Werden Raumluftmessungen durchgeführt oder liegen Ergebnisse von Raumluftmessungen vor, wird in der Regel die Handreichung der Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Innenraumlufthygiene-Kommission des früheren Umweltbundesamtes und der obersten Landesgesundheitsbehörden von 2007 herangezogen. Diese wird als verbindliche und differenzierte Bewertungsvorschrift für den öffentlichen Bereich und für den privaten Innenraum herangezogen:
Verbindung / Stoff
Anforderung
VOC1
Stufe 1 TVOC2 < 0,3 mg/m³
Stufe 2 TVOC > 0,3 – 1 mg/m³
Bemerkung
Hygienisch unbedenklich, Zielwert.
Hygienisch noch unbedenklich, erhöhter Lüftungsbedarf. (0,5 mg = Anforderungswert DGNB/BNB3 ) Stufe 3 Hygienisch auffällig, befristet (<12 Monate) als Obergrenze für Räume, die für einen längerfristigen Aufent-
TVOC > 1-3 mg/m³
halt bestimmt sind.
Stufe 4
Hygienisch bedenklich, Raum befristet (maximal 1 Monat) und bei verstärkter Lüftung nutzbar.
TVOC < 3-10 mg/m³
Stufe 5 Hygienisch inakzeptabel. Die Raumnutzung ist allenfalls vorübergehend täglich (stundenweise) und bei TVOC > 10-25 mg/m³
Durchführung verstärkter regelmässiger Lüftungsmassnahmen zumutbar.
Allgemeine Anforderungswerte für die Belastung der Innenraumluft (Empfehlung Umweltbundesamt)
1 VOC: Volatile Organic Compounds, flüchtige organische Verbindungen
2 TVOC: Total Volatile Organic Compounds, Summe der VOC
3 DGNB – Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen/BNB Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung)
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Bildquelle: Intep
Bauen
Von der Analyse bis zum Controlling.
stoffarme Bauweise zwingen Bauherren und Architekten dazu,
sich mit der Thematik „Gesunde Baustoffe“ stärker auseinander
zusetzen. Doch woran erkennt man gute Baustoffe? Was macht
sie aus? Wo erhalte ich Informationen? Die folgenden Hinweise
geben Aufschluss.
duct Declaration), Zulassungen und ähnlichem. Je nach Grösse
und Anforderung eines Projekts kann sich die Beauftragung eines
Spezialisten für Bauökologie lohnen.
1. Genaue Beobachtung und Analyse.
Gesunde Baustoffe weisen die folgenden Merkmale auf: • frei von CMR-Stoffen (diese sind als krebserzeugend, erbgutver- ändernd oder fortpflanzungsgefährdend eingestuft) • geruchsneutral
• gutes Verhältnis von Wärmedämmung und Wärmespeicherung
• keine Ausbreitung elektromagnetischer Felder • keine Radioaktivität • schall- und vibrationshemmend • regional erzeugt und nachwachsend • Produktion und Verwendung führen zu keinen Umweltproble men
In jedem Fall ist eine Festlegung der Vorgehensweis zum Umgang mit „Gesunden Baustoffen“ im Vorfeld ratsam. Neben der
genauen Betrachtung und Analyse der Materialien empfiehlt sich
eine frühzeitige Festlegung von Zielwerten sowie die Integration
der Anforderungen in den Planungsprozess. Präzise Vorgaben für
die Ausführung und durchgängige Qualitätskontrollen sorgen für
eine stringente Umsetzung der gesetzten Ziele. Hierbei kann ein
Bauökologe helfen. Diese beraten Bauherren, Architekten, Planer
und Nutzer hinsichtlich materialökologischer Fragestellungen. Sie
unterstützen bei der Auswahl gesundheitlich unbedenklicher Materialien, dem Aufbau eines Qualitätssicherungssystems und der
Durchführung von Raumluftmessungen. Folgendes Vorgehen hat sich bei der Umsetzung bauökologischer
Zielsetzungen zu Sicherstellung einer sehr guten Raumluftqualität bewährt.
2. Prüfen der Kennzeichnungen
Produktkennzeichnungen, Gütesiegel und Umweltzeichen können
ebenso Hinweise geben. Anhand dieser lassen sich Materialien
und Produkte im Hinblick auf ihr Gefährdungspotential beurteilen. Das Risiko einer nachträglichen Sanierung, die meist mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist, wird somit minimiert.
3. Bestimmungen der Zertifizierungssysteme Auch bei Gebäude-Zertifizierungssystemen, wie dem Label DGNB
(Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) oder dem USamerikanischem LEED (Leadership in Energy and Environmental
Design) werden strenge Anforderungen an die Innenraumluftqualität und damit an die materialökologischen Eigenschaften von
Bauprodukten gestellt. Ein Blick auf die Anforderungen gibt Auskunft über Vorgaben und Grenzwerte. Hinweise auf „gute“ Baustoffe erhält man weiterhin durch die
Recherche in Sicherheitsdatenblättern, EPDs (Environmental Pro-
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Gezielte Vorgehensweise ist empfehlenswert
► Definition eines materialökologischen Anforderungskatalogs In der Analysephase werden in einem Anforderungskatalog projektspezifische Ziele formuliert, die umgesetzt und erreicht werden sollen. Hierbei stehen die Sicherstellung einer sehr guten
Raumluftqualität sowie die Vermeidung von Baustoffen, die bei
ihrer Herstellung, Verarbeitung oder Entsorgung Menschen oder
die Umwelt gefährden, im Vordergrund.
Planungsbegleitend werden Architekten und Fachplaner über die
Zielsetzung und Um-setzung der materialökologischen Anforderungen informiert, bei der Wahl der Baustoffe und Bauprodukte
beraten und u. a. die Vermeidung bzw. Minimierung von Formaldehydemissionen und TVOC (Total Volotile Organic Compounds
= Summe der flüchtigen organischen Bestandteile - Lösemittel)
sichergestellt.
Bauen
Bildquelle: satori/fotolia
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Emissionsarme und geruchsneutrale Baumaterialien tragen zur Behaglichkeit und zu unserer Gesundheit bei. Bei einem belasteten Lebensumfeld wird das
Leistungsvermögen beeinträchtig und es kann zu Irritationen des Immunsystems kommen. Ziel ist also, diese soweit es geht zu minimieren. Es liegt im Interesse der Gesellschaft die Belastungen aus der gebauten Umwelt zu vermeiden.
► Beratung und Begleitung der Planung und Ausschreibung
Die materialökologischen Anforderungen werden in die Ausschreibungsunterlagen integriert und es erfolgt eine Bewertung
der deklarierten Produkte hinsichtlich Erfüllung der definierten
Anforderungen. Die Ausschreibungsunterlagen werden während
der Erstellung auf die Integration der materialökologischen Anforderungen geprüft. Die ausführenden Firmen deklarieren die
Bauprodukte und reichen diese zur Prüfung an die Objektüberwachung ein.
► Kontrollen im Rahmen der Bauausführung
Mit
regelmässigen Baustellenbesuchen wird geprüft, ob die eingesetzten Produkte diejenigen sind, die bei der Angebotsabgabe
deklariert wurden. Erfahrungsgemäss kommt es während der
Ausführung zu Planungs-, Material- oder Produktänderungen. Die
Varianten werden auf Grundlage der zur Verfügung stehenden
Produktinformationen bewertet und kurzfristig freigegeben.
► Begleitung der Raumluftmessungen (LPH 8)
Nach Abschluss der Baumassnahmen werden in ausgewählten Räumen Raumluftmessungen durchgeführt. Die Raumluftmessungen werden durch ein vom Bauherrn beauftragtes Labor
durchgeführt. Die Einhaltung der für die Durchführung der Messungen erforderlichen Randbedingungen wird sichergestellt.
► Dokumentation
Für die Umsetzung der ökologischen Zielsetzungen müssen für
die ausgewählten Baustoffe Angaben zur Zusammensetzung sowie zu Inhaltsstoffen und deren Konzentration gemacht werden.
Die ausführende Firma hat die verlangten Nachweise zu erbringen, aus denen die Erfüllung der Anforderungen eindeutig hervorgeht. Die Dokumentation muss vor Beginn der Arbeiten vorliegen.
Fazit
Durch das steigende gesellschaftliche Bewusstsein und dem damit einhergehenden öffentlichen Druck wird das Thema Gesunde
Baustoffe weiter sehr präsent sein. Es ist ratsam, bei allen Bauvorhaben ein klares Augenmerk auf ein gesundes Innenraumklima
zu haben und Umweltbelastende wie Umweltschonende Massnahmen schon während des Planungsprozesses zu berücksichtigen. Die Vorteile von „Gesunden Baustoffen“ liegen auf der Hand.
Geringe Mehrkosten amortisieren sich schnell, Risiken werden
deutlich minimiert. Bei grösseren Vorhaben ist es sinnvoll, Experten heranzuziehen. In der Regel findet sich für jedes Projekt ein
geeignetes Konzept. „Gesunde“ und zukunftsfähige Gebäude erreichen eine deutliche höhere Nutzerzufriedenheit. Dem gewerblichen Betreiber bringen sie weniger Fehlzeiten durch Krankheiten,
höhere Produktivität der Mitarbeiter und geringere Personalfluktuation. z
Thomas Rühle, Dipl.-Ing (Univ.)
Bauingenieur; seit 1998 bei Intep – Integrale Planung.
Intep ist in Zürich, St. Gallen, München, Berlin, Frankfurt,
Hamburg und Minneapolis vertreten; Mitglied der Geschäftsführung; er entwickelte die Beratungsfelder zur
Bau- und Technikberatung und zum Nachhaltigen Bauen.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind Nachhaltigkeitskonzepte, Bau- und Materialökologie, Ökobilanzierung, Bauphysik, Bauklimatik und Nachhaltigkeitszertifizierungen.
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Bauen
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ZertifikatProduktgruppeErläuterung
Dämmstoffe, Lacke, Lasuren, Der blaue Engel Wandfarben, Tapeten, Lizenzgeber: Umweltbundesamt Deutschland
Bodenverlegewerkstoffe, Damit werden verschiedenste Produkte ausgezeichnet, die in ihrer ganzheitli-
Bodenbeläge, Holz/ Holzwerkstoffe
chen Betrachtung besonders umweltfreundlich sind. Neben dem Umweltschutz werden auch Gesundheits- und Arbeitsschutz bei der Herstellung, als auch der Verbraucherschutz berücksichtigt. Nachfolgend werden die für Bauprojekte entscheidenden Produktgruppen aufgeführt: - RAL-UZ 12 a – Schadstoffarme Lacke
- RAL-UZ 35 – Tabeten und Raufaster überwiegend aus Papier- Recycling
- RAL-UZ 38 – emissionsarme Produkte aus Holz und Holzwerkstoffen
- RAL-UZ 76 – Emissionsarme Holzwerkstoffplatten
- RAL-UZ 102 – Emissionsarme Wandfarben
- RAL-UZ 102 – Emissionsarme Innenwandfarben
- RAL-UZ 113 – Bodenbelagsklebstoffe und andere Verlegewerkstoffe
- RAL-UZ 115 Lösemittelarme Dachanstriche und Bitumenkleber
- RAL-UZ 120 - Elastische Bodenbeläge
- RAL-UZ 123 – Emissionsarme Dichtstoffe für den Innenraum
- RAL-UZ 128 – Textile Bodenbeläge
- RAL-UZ 140 - Wärmedämmverbundsysteme
- RAL-UZ 156 – Emissionsarme Verlegeunterlagen für Bodenbeläge
- RAL-UZ 176 – Emissionsarme Bodenbeläge, Paneele und Türen aus Dämmstoffe, Lacke, Lasuren, eco-Zertifikat „Produkt emissionsarm“
Bodenverlegewerkstoffe, Bodenbeläge, Lizenzgeber: eco-Umweltinstitut GmbH
Holzwerkstoffe
Mit diesem Zertifikat werden Bauprodukte, aber auch Matratzen, Bettwaren und Möbel ausgezeichnet, welche strengen Schadstoff- und Emissionsanforderungen genügen. BodenverlegewerkstoffeEMICODE
Lizenzgeber: Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe e.V
Das Zertifikat wird in den Kategorien EC1 Plus, EC1 und EC 2 verliehen, je nach emittierten VOC Gehalt. Bodenbeläge (Teppiche)GuT-Teppich-Siegel
Lizenzegeber: Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden e.V.
Dämmstoffe, Lacke, Lasuren, natureplus
Wandfarben, Holz, Holzwerkstoffe, Lizenzgeber: natureplus e.V.
Bodenbeläge, Zemente, Putze
Die europäische Vereinigung natureplus fördert und zertifiziert Bauprodukten, die hinsichtlich ihrer Gesundheitswirkungen streng überprüft sind.
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Betreiben
CAFM-Lösung als Teil eines grünen Konzeptes
Nachhaltiges Raum- und
Ressourcen-Management
für den Campus
Eine Elite-Universität setzt bei einem der grössten Campus-Neubauten Europas auf ein „Green
Building“-Konzept. Die Nachhaltigkeitsstrategie sieht auch die Einführung eines Computer-AidedFacility-Management-Systems zur optimalen Nutzung und Bewirtschaftung der Gebäude-Ressourcen vor. Das CAFM-System, das in die zentrale IT-Struktur integriert wurde, spart künftig Zeit und
Kosten.
Text: Matthias Mosig
Bilder: TÜV SÜD
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Betreiben
Für eine europäische Elite-Universität entstanden rund ein halbes
Dutzend Campus-Neubauten auf 100.000 m² Grundfläche. Sie
wurden von verschiedenen internationalen Architekten geplant
und – fristgerecht – innerhalb weniger Jahre fertig gestellt. So
unterschiedlich die Architektur der Gebäude ist, wurden sie doch
alle auf Grundlage eines „Green Building“-Konzepts geplant und
errichtet. Die neuen Gebäude sollten in jeder Hinsicht vorbildlich
und sowohl ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig sein.
Beispielsweise wird die Energieversorgung hauptsächlich durch
die thermische Nutzung des Grundwassers realisiert. Zusätzlich
wird während des Winters die Abwärme des Rechenzentrums
über eine Wärmepumpe zum Heizen genutzt. Neben den ökologischen wurden auch soziokulturelle Aspekte in die Planung
integriert. Unter anderem wurde die Zahl der Arbeitsplätze für die
Studierenden vervielfacht. Ausserdem ist der gesamte Campus
barrierefrei gestaltet. Ein taktiles Leitsystem hilft Sehbehinderten
bei der Orientierung und alle Hörsäle sind für Rollstuhlfahrer einfach zu erreichen.
Ziel: Ganzheitlich und effizient in jeder Hinsicht
Für die ökonomisch nachhaltige Nutzung der Gebäude-Ressourcen hat die Universität ein CAFM-System eingeführt, das die zentrale Verwaltung und Bereitstellung von aktuellen gebäudebezogenen Daten erleichtert und eine optimale Nutzung der Bauten
sichert. Ein geeignetes CAFM-System zu identifizieren und zu
implementieren stellte jedoch eine grosse Herausforderung dar.
Zum einen aufgrund der Vielzahl an Hörsälen, Seminar- und Verwaltungsräumen, zum anderen, weil die in den Räumen verbaute
Technik äusserst komplex ist. Ausserdem sollte das Projekt parallel
zur Planung und Durchführung des Umzugs in Angriff genommen
werden. Daher beauftragte die Universität unter anderem die cgmunich GmbH, ein Tochterunternehmen von TÜV SÜD, die Struk-
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turen der Organisation im Vorfeld zu optimieren, ein Pflichtenheft für das CAFM-System zu erstellen und die verantwortlichen
Mitarbeiter bei der Ausschreibung und Einführung des Systems zu
unterstützen.
Gemeinsam wurde das Ziel erarbeitet, die Lehr-, Projekt- und
Büroräume effizienter zu verwalten und flexibler zu nutzen. Gleiches gilt für das Inventar, zu dem unter anderem Beamer und
Smartboards zählen. Dies sollte durch die Einführung des neuen
CAFM-Systems erreicht werden. Als erstes analysierten die Experten, welche Daten zum alten Gebäudekomplex vorlagen, wie
diese strukturiert waren und in welchen IT-Systemen sie gespeichert wurden. Dabei stellten sie fest, dass die über Jahre zusammengetragenen Datenbestände äusserst heterogen waren. Die
relevanten Informationen und Kenndaten wurden bisher sowohl
in Excel-Tabellen, E-Mail-Postfächern als auch proprietären, selbstentwickelten Anwendungen erfasst. Daher war die Datenpflege in
der Vergangenheit mit einem hohen manuellen Aufwand verbunden. Dies führte unter anderem dazu, dass einige Daten doppelt
vorlagen, während es an anderen Stellen Lücken in den Datenbeständen gab. Somit standen die Experten vor der Aufgabe, diese
Datenstrukturen, Geschäftsprozesse und IT-Programme wie SAP-,
MS-Office-, Access- und CAD-Anwendungen, zu ersetzen, neu zu
strukturieren und zusammenzuführen. Die Standardisierung umfasste sowohl die Definition der Prozesse und die strukturierte Datenerfassung als auch das auf die verschiedenen Nutzergruppen
abgestimmte Reporting mit aussagekräftigen Key-PerformanceIndikatoren.
Integration in das zentrale IT-System
Alle Nutzergruppen – von Studenten und Mitarbeitern über die
FM- und HR-Abteilungen bis hin zum Rektorat – sollten über eine
einheitliche Benutzeroberfläche Zugang zu den für sie relevanten
Service- und Facility-Management-Daten erhalten. Über die dafür
entwickelte IT-Lösung sollten beispielsweise Professoren und Dozenten Hörsäle buchen können oder FM-Verantwortliche direkten
Zugriff auf die aktuellen Kennzahlen erhalten. Auch die Einbindung der externen Dienstleister in den Facility-Management-Prozess sollte optimiert werden.
Schnell war klar, dass sich diese Anforderungen nur auf Basis
einer zentralen IT-Systemarchitektur umsetzen liessen und die
Einführung des CAFM-Systems nur ein Teil des Gesamtprojekts
sein würde. Daher entwickelten die cgmunich-Experten gemeinsam mit der hausinternen IT zusätzliche Schnittstellen für die
CAFM-Anbindung, etablierten neue Verrechnungsstrukturen und
passten technische, infrastrukturelle und kaufmännische Prozesse
an. Integrationstechnologien schafften die Voraussetzung, um das
CAFM-System inklusive CAD-Kopplung an die SAP-Lösung und an
weitere für den Universitätsbetrieb notwendige Spezialsysteme
anzubinden.
Gemeinsam analysierten die Experten im Vorfeld, welche Daten zum alten
Gebäudekomplex vorlagen, wie diese strukturiert waren und in welchen IT-Systemen sie gespeichert wurden.
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Betreiben
Alles eine Frage der Projektmanagements
Eine Grundvoraussetzung für den Erfolg eines derart komplexen
Projekts ist ein durchgängiges, professionelles Projektmanagement. Nicht nur die Lehrgebäude zogen auf das neue Gelände
um, sondern auch die gesamten Infrastruktureinrichtungen. Dazu
zählen neben dem Rechenzentrum, der Mensa und der Bibliothek
auch der Studentenservice und die Sporthallen. Insgesamt sollte
das CAFM-System das Facility-Management bei der Verwaltung
und Bewirtschaftung einer genutzten Fläche von fast 40.000 Quadratmetern unterstützen – dies entspricht der Grösse von mehr
als fünf Fussballfeldern. Eine zusätzliche Herausforderung bestand darin, dass die Planung und Abwicklung des CAFM-Projekts
parallel zur Planung und Errichtung des Neubaus erfolgen und
damit flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren
musste.
Das Projektmanagement umfasste alle Phasen von der Konzeption über die Ausschreibung bis hin zur Begleitung der Einführung
des CAFM-Systems. Zu Beginn wurden die Ist-Prozesse analysiert.
Dabei erfassten die Experten, welche Daten bereits vorhanden
waren und wie die bisherigen Prozesse funktionierten. Mit Blick
auf das zukünftige Betreiberkonzept wurden anschliessend die
optimierten Soll-Prozesse definiert. Sie beschreiben, welche Daten in welcher Detailtiefe aufgenommen und wie diese für die
unterschiedlichen Nutzergruppen zur Verfügung gestellt werden.
Auf dieser Grundlage entwickelten die cgmunich-Fachleute einen
Kriterienkatalog und unterstützten die Universität bei der Vorbereitung und Durchführung der EU-weiten Ausschreibung zur Anschaffung eines passenden CAFM-Systems. Das System sollte unter anderem über geeignete Schnittstellen zum Datenaustausch
verfügen. Anschliessend begleiteten die Experten die Universität
bei der Implementierung des Systems und bei der Übernahme der
Daten. Nach umfangreichen Testläufen wurde dann die CAFMSoftware schrittweise während des Neubezugs des Universitätscampus aktiviert.
Akzeptanz entscheidet über den Projekterfolg
Bei grossen IT-Projekten ist die Akzeptanz der Nutzer von entscheidender Bedeutung für den Erfolg bei der Einführung neuer
Softwarelösungen. Daher wurden die verschiedenen Nutzergruppen bereits frühzeitig in die Planung und Konzeption eingebunden und während der Umsetzung und Einführung des CAFM-Systems begleitet. Dazu wurde unter anderem gemeinsam mit dem
Software-Anbieter ein detailliertes Informations- und Schulungskonzept entwickelt.
Eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Einführung eines
CAFM-Systems ist es, dass die Beteiligten an der Konzeption die
Arbeitsabläufe der Nutzer im Detail kennen und verstehen. Nur
so können die Prozesse korrekt im System umgesetzt werden. Um
sicherzustellen, dass keine wesentlichen Daten verloren gehen,
haben die Experten Abfrage-Checklisten erstellt und detaillierte
Interviews durchgeführt. Dabei wurden auch die Zuständigkeiten
für die einzelnen Arbeitsschritte geklärt und so genannte ProzessOwner definiert. Somit liessen sich die Verantwortlichkeiten für
alle transparent darstellen und die IT-Mitarbeiter konnten diese
innerhalb des CAFM-Systems korrekt abbilden. Diese Vorgehensweise führte in der Praxis zum gewünschten Erfolg. Bei allen Nutzergruppen war die Akzeptanz der neuen Lösung hoch, so dass
das CAFM-System wie geplant parallel zum Umzug schrittweise
eingeführt werden konnte.
Auf 100.000 m² Grundfläche entstanden für eine europäische Universität rund ein halbes Dutzend Campus-Neubauten, die von verschiedenen internationalen
Architekten geplant und innerhalb weniger Jahre fertig gestellt wurden.
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Betreiben
Alle Nutzergruppen profitieren
Von der Einführung des CAFM-Systems profitieren insbesondere
das Facility Management und die externen FM-Dienstleister. Der
schnelle, zentrale und transparente Zugriff verbessert den Austausch, die Dokumentation und Abstimmung der Daten und reduziert gleichzeitig Doppelarbeiten. Dass die Daten bei Begehungen
vor Ort auch mit mobilen Endgeräten erfasst und aktualisiert werden können, hat die Arbeitsprozesse zusätzlich beschleunigt.
Im Detail helfen beispielsweise automatische Erinnerungsfunktionen, die Gewährleistungs- und Prüffristen von Aufzügen oder der
Kälte- und Klimatechnik einzuhalten. Das CAFM-System unterstützt die FM-Mitarbeiter bei allen Arbeits- und Dienstleistungsprozessen bis hin zum Vertrags- und Wartungsmanagement. Das
System steigert durch strukturierte Dokumentationsprozesse die
Betriebssicherheit, verhindert Fehl- oder Überbelegungen der
Räume und ist fester Bestandteil des Qualitätsmanagements.
47
rende Rolle in der Lehre auch auf die Supportprozesse und deren
Werkzeuge übertragen, um im Hintergrund die Attraktivität des
Campus im internationalen Vergleich und Wettbewerb zu steigern. Die bei der Einführung gesammelten Erfahrungen haben
Vorbildfunktion und lassen sich auf weitere Projekte ähnlicher
Grössenordnung übertragen. Durch die flexible Planung während
der Bauphase gab es keine Reibungsverluste durch Umplanungen.
Zentrales Ziel war dabei, dass das Projekt im vorgegebenen Zeitund Budgetrahmen realisiert wurde und auch zukünftig dazu
beitragen wird, Ressourcen nachhaltig zu nutzen und somit einen
wirtschaftlichen Betrieb der Universität sicherzustellen. z
Da die Mitarbeiter nun schnell auf den gesamten Datenbestand
zugreifen können, sind sie in der Lage, zeitnah auf Anfrage aussagekräftige Reports zu erstellen. Die transparente Aufbereitung der
Daten macht es für sie einfacher, Kostentreiber im Gebäudemanagement zu identifizieren, Mängel bei der Gewährleistung stringenter zu verfolgen und die externen Dienstleistungen professionell zu steuern.
Vom schnellen und sicheren Zugriff auf die Daten profitieren
ebenfalls die Führungskräfte der Universitätsverwaltung und
Mitarbeiter aus dem Controlling. Sie können innerhalb kürzester
Zeit unkompliziert aussagekräftige Reports erstellen, die relevante Key-Performance-Indikatoren auf einen Blick zusammenfassen
und fundierte Entscheidungen ermöglichen. So lassen sich beispielsweise Benchmarks leichter entwickeln und interne Kosten
besser zuordnen und steuern. Durch den geringeren Aufwand für
Verwaltung, Koordination und Planung und den daraus resultierenden schnelleren Prozess werden Kosten in signifikantem Umfang eingespart.
Studenten, Dozenten und weitere am universitären Betrieb Beteiligte haben nun die Möglichkeit, auf alle für sie wichtigen Services
über eine einheitliche und übersichtliche Benutzeroberfläche zuzugreifen. Sie können mithilfe des CAFM-Systems prüfen, ob Räume oder Medien verfügbar sind und diese dann buchen. Bei den
Mitarbeitern der IT-Abteilung stiess die CAFM-Lösung auf hohe
Akzeptanz, da die Software bei Bedarf relativ einfach erweitert
und an neue Anforderungen angepasst werden kann. Dies sichert
ihrer Abteilung ein hohes Mass an Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Sollten doch einmal Anpassungen mit eigenen Mitteln
nicht möglich sein, werden sie vom Softwareanbieter unterstützt.
Alle Nutzergruppen sollten über eine einheitliche Benutzeroberfläche Zugang zu den für sie relevanten Service- und Facility-Management-Daten
erhalten. Diese Anforderungen liessen sich nur auf Basis einer zentralen ITSystemarchitektur umsetzen.
Matthias Mosig
Real Estate Consulting & Advisory, cgmunich GmbH
Ökonomisch, flexibel, nachhaltig
Für die Investoren des neuen CAFM-Systems war es wichtig, dass
die Universität auf Basis der neuesten Standards ressourcen- und
energieeffizient arbeitet. Dadurch wird der Anspruch an eine füh-
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[email protected]
www.chmunich.de
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Produkte
Grosse Wirkung auf kleiner Grundfläche
Wärme steuert das
­Wohlbefinden
Degardo Storus erhält
Auszeichnung
Foto: Degardo GmbH
Design Award
Foto: Hase Kaminofenbau
Gesundheit
Foto: HALM/Grömminger
Grüne Schallschutzwände
Für das Lärmschutzsystem Helix Compacta haben
sich im Test verschiedene Pflanzenarten bewährt,
z.B. das immergrüne Efeu oder der Wilde Wein.
Die Keramikkacheln und ein integrierter Wärmespeicherblock halten die Wärme und geben sie dann langsam an den Raum ab.
Ein Pflanz-, Sitz- und Leuchtobjekt: Storus, transluzent.
Das Lärmschutzsystem Helix Compacta
des schwäbischen Unternehmens Helix
Pflanzensysteme ist platzsparend, flexibel einsetzbar, sorgt für einen sofortigen
Lärm- und Sichtschutz und ist durch die
integrierte Bepflanzung von Anfang an
beidseitig begrünt. Die Tragkonstruktion
der Lärmschutzwand besteht aus verzinkten Doppelpfosten, die im Abstand von
2,5 Metern in Betonfundamente eingelassen werden. Nach Aushärten des Betons
werden an die Pfosten vorn und hinten
Stahlgitter – die bereits mit vorkultivierten
Pflanzmatten bestückt sind – eingehängt
und verschraubt. Der Raum zwischen den
Gittern wird dann mit speziellem Vegetationssubstrat gefüllt, in das die Pflanzen einwurzeln. Angeboten werden heute
Vegetationsmatten – die aus Kokosfasern
bestehen – mit verschiedenen Klettergewächsen. Bereits zum Montagezeitpunkt
sind die Lärmschutzwände etwa zur Hälfte
mit Vegetation bedeckt. In der Wachstumsperiode ist die Wand dann innerhalb
weniger Wochen komplett begrünt. Damit der Pflegeaufwand möglichst gering
bleibt, sorgt eine integrierte Tröpfchen-Bewässerung für die ausreichende Versorgung mit Feuchtigkeit und Dünger. Die
zertifizierte Helix Compacta bietet eine
Schalldämmung die als „hoch absorbierend“ eingestuft wurde. Zudem fügt sich
die grüne Wand harmonisch in ihre Umgebung ein und sorgt ganz nebenbei für eine
Klimaverbesserung im direkten Umfeld.
Die Wärmespender von Hasse bieten nicht
nur eine perfekte Kombination aus Lifestyle und Lagerfeuer-Romantik, sondern
erwärmen Leib und Seele, wenn die Sonne
Pause macht. Der Effekt hält umso länger
an, wenn der Kaminofen eine hohe Wärmespeicherfähigkeit besitzt. Das leisten
so genannte Wärmespeicherblöcke und
handgefertigte Kacheln aus Keramik: Sie
können große Wärmemengen aufnehmen,
die sie dann langsam an den Wohnraum
abgeben. Keramik ist ein reines Naturprodukt, und in der Manufaktur Hase wird
jede Kachel von Hand geformt, langsam
getrocknet und sorgfältig veredelt. Man
unterscheidet zwei Arten der Wärmeausbreitung im Raum: Die Konvektion und die
Wärmestrahlung. Konvektion geht auf die
Bewegung der erwärmten Luft zurück: Sie
steigt um den Kaminofen herum auf und
verteilt sich. So werden auch angrenzende Räume mit beheizt. Strahlungswärme
hingegen braucht kein Trägermedium: Wie
das unsichtbare Infrarotlicht von Wärmelampen bewegt sie sich ungehindert durch
den Raum, bis sie auf ein Material trifft.
Möbel und Wände absorbieren die Strahlen und werden so direkt aufgeheizt. Diese
Tiefenwirkung ist auch für das wohltuende Gefühl in einem so beheizten Raum
verantwortlich – sie ist mit wärmenden
Sonnenstrahlen vergleichbar, allerdings
ganz ohne UV-Anteil.
Die Degardo GmbH aus Bad Oeynhausen überzeugte in diesem Jahr mit ihrem
neuen Größenprimus (192 x 167cm) aus
der Storus-Produktfamilie die Fachjury des
German Design Award. Das Pflanz-, Sitzund Leuchtobjekt wurde offiziell mit dem
Titel „Winner 2016“ ausgezeichnet. Die
feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Ambiente 2016, Mitte Februar in
Frankfurt statt. Der German Design Award
ist der internationale Premiumpreis des
Rates für Formgebung. Sein Ziel: einzigartige Gestaltungstrends zu entdecken, zu
präsentieren und auszuzeichnen. Jährlich
werden hochkarätige Einreichungen aus
dem Produkt- und Kommunikationsdesign
prämiert, die alle auf ihre Art wegweisend
in der internationalen Designlandschaft
sind. Die Jurybegründung zum Produkt
Storus von Degardo: „Mit seiner alternativen Formensprache stellt Storus eine interessante Alternative zu den marktüblichen
Standards runder und eckiger Pflanzgefäße dar. Seine frei von Ecken und Kanten
abgerundete Form erinnert an die eines
Flusskiesels, wodurch sich Storus harmonisch in die Umgebung einfügt und dabei
nicht nur als Pflanzgefäß, sondern auch
als Sitzobjekt und Skulptur fungiert. Das
hochwertige Produkt wird im Rotationsgussverfahren aus PE-Kunststoff gefertigt
und ist UV-, schlag- und witterungsbeständig. Ein schöner Entwurf, der auch als
von innen beleuchtetes Objekt angeboten
wird und ein Blickfang ist.“
www.helix-pflanzensysteme.de
www.hase.de
www.degardo.de
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Produkte
Siemens-Tastsensoren aus Glas
Zu 100 % recycelbar und
kompostierfähig
Thermostat senkt Heizkosten deutlich
Foto: Warmup PLC
Smart, mobil und effizient
Foto: Gutex Holzfaserplattenwerk
H. Henselmann GmbH & Co. KG
Dämmstoff
Foto: Siemens AG
Modernes Raumambiente
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Die Siemens-Division Building Technologies erweitert ihre Produktlinie Gamma instabus um Tastsensoren aus Glas.
LiveLink erfasst die Raumsituation mit hochsensiblen und perfekt an das Einsatzgebiet
angepassten LiveLink-Sensoren von Steinel.
Erhältlich in den Farben Schwarz, Weiß und Porzellan-Weiß: die neuen Thermostate.
Die Siemens-Division Building Technologies erweitert ihre Produktlinie Gamma
instabus um Tastsensoren aus Glas. Mit
einer leichten Berührung der Tastflächen
lassen sich die Raum-Grundfunktionen
wie beispielsweise Beleuchtung und Beschattung sowie die Szenen-Steuerung
intuitiv bedienen. Die Tastsensoren werden mit zwei, vier oder acht Tastflächen
angeboten. Diese sind vertikal angeordnet und können paarweise oder einzeln
genutzt werden. Die Tastflächen werden
von dimmbaren LED-Leuchtringen umrandet, die sieben Farben darstellen und
zur Status-Anzeige oder als Orientierungsbeleuchtung verwendet werden können.
Darüber hinaus haben die Tastsensoren
einen Annäherungssensor, der in dunkler
Umgebung als Orientierungshilfe dient.
Ein integrierter Pieper meldet die Bedienung akustisch zurück. Die Tastsensoren
verfügen außerdem über einen integrierten Szenenfunktionsbaustein, mit dem bis
zu acht Szenenkanäle gesteuert werden
können. Die Tastsensoren fügen sich in
das modulare Busankoppler-Konzept von
Gamma instabus ein. Das Applikationsprogramm ermöglicht eine leicht verständliche Projektierung. Die Tastsensoren eignen
sich für den Einsatz in exklusiven Wohnanlagen, für repräsentative Büroräume sowie
für das gehobene Hotel- und Gastronomiegewerbe.
Aus dem Rohmaterial Holz lassen sich
durch industrielle Fertigung leistungsstarke Produkte erzeugen. Bei der Herstellung von Holzfaserdämmstoffen werden
die vorhandenen positiven Eigenschaften des Holzes genutzt, gesteigert und
durch weitere ergänzt. So entstehen aus
dem Rohstoff Holz Holzfaserdämmstoffe – hochwertige High-Tech-Produkte aus
der Natur. Das Holz für die Dämmplatten
der Firma Gutex, stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft im südlichen Schwarzwald. Das ausschließlich verwendete
Tannen- und Fichtenholz fällt als Nebenprodukt bei der Holzbearbeitung in regionalen Sägewerken an. Bäume entziehen
der Luft Kohlenstoff und setzen Sauerstoff
frei, wirken also CO2 senkend. Wird Holz
zu Dämmplatten verarbeitet, bleibt der
Kohlenstoff gebunden. Häuser, die mit
Gutex Holzfaserdämmplatten gedämmt
werden, leisten als CO2- Speicher einen
wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Am
Ende der Nutzungsphase können die Holzfaserdämmplatten energetisch genutzt
werden. Da Holz dabei nur die Menge CO2
freisetzt, die der Baum ursprünglich der
Luft entzogen hat, ist Holz – und damit
auch die Holzfaserdämmstoffe – CO2 neutral. Gutex verfolgt einen ganzheitlichen
ökologischen Ansatz, bei dem bereits bei
der Produktion an das Ende des Lebenszyklus der Dämmplatten gedacht wird – die
Wiederverwertung.
Mit dem Smart Thermostat 4iETM bringt
Warmup ein neues und innovatives Produkt auf den Markt, das nicht nur vom
Smartphone, Tablet oder Computer gesteuert werden kann, sondern lernt, die
Heizung optimal zu bedienen, Einstellungen zu optimieren und Energie zu sparen.
So passt es sich an die Gewohnheiten
der Bewohner an und schlägt vor, welche
Temperatur zu welcher Zeit gewählt werden sollte und wann sich das Heizsystem
ausschalten soll. Außerdem reagiert das
Thermostat selbstständig auf Veränderungen wie geöffnete Fenster oder Türen.
Natürlich lässt es sich aber auch nach
persönlichen Wünschen manuell programmieren und bietet einen EnergieMonitor,
der Energieverbrauch, Temperaturen und
Kosten grafisch und übersichtlich darstellt.
Das 4iETM eignet sich auch für empfindliche Böden wie Laminat und Holz, da es automatisch dafür sorgt, dass die vorgegebene Höchsttemperatur nicht überschritten
wird. Über das MyWarmup-Konto steuern
Benutzer das Thermostat auch von unterwegs und erhalten Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. Dafür muss das Gerät
mit dem Internet verbunden sein. Bereits
eingestellte Programme lassen sich von
überall kurzfristig ändern, zum Beispiel
wenn man später nach Hause kommt.
Sämtliche Funktionen lassen sich auch direkt am Display über die spezielle Touchscreen-Oberfläche einstellen und abrufen.
www.siemens.de/gamma
www.gutex.de
www.warmupdeutschland.de
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Produkte
Innovative Materialien
Fensterüberwachung via App
Neue Perspektiven für die Raumgestaltung
Impressum
ISSN: 2198-6665
Herausgeber (v.i.S.d.P.)
Verein Green Building Schweiz
Elfenstrasse 19, Postfach CH-3000 Bern 6
Tel.: +41 (31) 356 57 70
E-Mail: [email protected]
Internet: www.greenbuilding.ch
Verlag
Fachverlag Schiele & Schön GmbH
Markgrafenstrasse 11, D-10969 Berlin
Tel.: +49 (30) 25 37 52-0; Fax: +49 (30) 25 37 52-99
E-Mail: [email protected]
Internet: www.greenbuilding-magazin.ch
Foto: Pongs Textil GmbH
Foto: Winkhaus GmbH & Co. KG
Ideal zum Nachrüsten
Geschäftsführer
Harald Rauh, Karl-Michael Mehnert
Das verdeckt liegende System arbeitet kabellos mit Batterie.
Das Akustikmaterial Silencio mit markanter Oberfläche.
Aus der Ferne mit dem Smartphone zu
kontrollieren, ob zuhause die Fenster
geschlossen sind, ist ein immer häufiger geäußerter Wunsch. Dank Winkhaus
smartHome können Sicherheitsspezialisten diesen leicht erfüllen. Die smartHome
Funkkontakte werden an Fensterrahmen
und Flügel angebracht und melden, ob
das Fenster geschlossen oder geöffnet ist.
Sie arbeiten drahtlos und senden EnOcean-Funkprotokolle. Dadurch können sie
bereits mit einer Vielzahl elektronischer
Geräten kommunizieren. Winkhaus bietet
die smartHome Technologie in zwei Varianten an: Verdeckt liegende Funkkontakte,
die im geschlossenen Zustand unsichtbar
sind, und eine aufliegende Lösung mit Solarzelle für den energieautarken Betrieb.
Das verdeckt liegende System funktioniert
kabellos mit Batterie und ist leicht vom
Fachmann zu montieren. Es ist einfach
nachrüstbar an allen gängigen Fenstern
aus Holz und Kunststoff ab einer Falztiefe von 24 mm. Als energieunabhängige
Alternative empfiehlt sich das aufliegende
System. Es ist komplett wartungsfrei und
besonders einfach nachrüstbar. Eine Solarzelle versorgt den Funkkontakt mit Strom.
Auch bei Dunkelheit ermöglicht die Technik dank des integrierten Energiespeichers
einen mehrtägigen Betrieb. Beide Systeme
melden via Funk, wenn sich der Zustand
des Fensters ändert.
Neue Materialien ermöglichen neuartige, ebenso intelligente wie spektakuläre
Raumarchitekturen.
Akustik und die Individualisierung von
Räumen durch Print und Licht sind zwei
Themengebiete, denen sich Pongs bei der
Entwicklung neuer textiler Produkte auf
verschiedenen Ebenen nähert.
Beispielsweise beeinflussen innovative
Akustikmaterialien unsere Klangwahrnehmung positiv. Ein Aspekt, der in modernen, reduziert und mit großen Glas- und
Steinflächen gestalteten Interieurs wie
Büros, öffentlichen Gebäuden oder privaten Domizilen eine besondere Bedeutung
erlangt. Wand- und Deckenbespannungen
durch individuelle, fotorealistische Prints
bieten eine spannende Alternative zur
herkömmlichen Wandgestaltung. Silencio
von Pongs ist das erste Akustik-Gewebe
mit einer dreidimensionalen Optik, das
Schallwellen nicht nur absorbiert, sondern
die Klangwahrnehmung positiv beeinflusst. Das Gewebe ist in 20 verschiedenen
Farben mit 5 mm- oder 10 mm-Wabenstruktur und bis zu einer Breite von 520
cm erhältlich. Es verbindet auf einzigartige Weise Funktion und Ästhetik. Silencio
ist hochauflösend digital bedruckbar und
prädestiniert für eine designorientierte
Raumgestaltung unter Berücksichtigung
akustischer Aspekte, z.B. Raumteiler oder
Raum-in- Raum-Konzepte. Silencio wird
aus permanent flammhemmendem Trevira CS gefertigt.
www.winkhaus.com
www.pongs.com
Verlagsleiterin
Viola Heinrich
Tel.: +49 (30) 25 37 52-29; Fax: +49 (30) 25 37 52-88z
E-Mail: [email protected]
Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1. Januar 2015
Anzeigenleiterin
Emilie Bloh
Tel.: +49 (30) 25 37 52-78; Fax: +49 (30) 25 37 52-88
E-Mail: [email protected]
Anzeigen Schweiz
Simone Ammann
Verein Green Building Schweiz
c/o WellCom Advertising AG
Blumenweg 6, CH-3063 Ittigen
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E-Mail: [email protected]
Internet: www.greenbuilding.ch
Redaktion
Dipl.-Ing. Harald Link
Rothmundstrasse 6, D-80337 München
Tel.: +49 (89) 41 14 09 04
E-Mail: [email protected]
Redaktion Schweiz
Faktor Journalisten AG
Hardstrasse 322a, CH-8005 Zürich
Tel.: +41 (44) 316 10 60; Fax: +41 (44) 316 10 61
E-Mail: [email protected]
Abonnement-Service und Vertrieb
Nathalie Wegner
Tel.: +49 (30) 25 37 52-24; Fax: +49 (30) 25 37 52-99
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Layout
Annika Fromm, redaktion3, Hannover
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Druckhaus Gera GmbH, Gera
Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbe­
dingt mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
Alle verwendeten Namen und Bezeichnungen können
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Begriffe finden Planer in Stichwörtern kurz und
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