Übungen zur Theoretischen Festkörperphysik: Vertiefung (TV-2) Lösung: 9. Präsenzübung am 3. Juli 2014 P18 Kristallstruktur von Graphen: ein zweidimensionales KohlenstoffGitter C Betrachten Sie das skizzierte Kristallgitter von Graphen. Es handelt sich um ein Honigwabengitter mit dem Bindungsabstand a ≈ 1, 42 Å zwischen zwei Kohlenstoff-Atomen. a) Die y-Komponenten der beiden Vektoren erhält man aus der halben Höhe h einer “Honigwabe” mit der Kantenlänge a: h 1√ 2 1 2π 1/2 a√ = = 2a2 − 2a2 cos 3a = 3. 2 2 3 2 2 Um die x-Komponenten zu bestimmen, betrachten wir folgende Skizze: C s= a/2 y x a1 a a1 a a2 h a) Bestimmen Sie die beiden skizzierten Translationsvektoren a1 und a2 im (x, y)-Koordinatensystem. b) Skizzieren Sie die Elementarzelle. Wie viele Atome enthält diese? Welches Gitter wird durch die Translationsvektoren a1 und a2 - von einem Punkt startend - erzeugt? c) Bestimmen Sie die beiden reziproken Gittervektoren b1 und b2 mit Hilfe der Bedingungen b1 · a1 = b2 · a2 = 2π und b1 · a2 = b2 · a1 = 0 . d) Skizzieren Sie das reziproke Gitter und konstruieren Sie die Brillouinzone. y Die Länge der Strecke s ist a2 . Damit erhält man, dass die x-Komponente von a1 und a2 gleich a + a2 = 23 a ist. Zusammengefasst erhält man also die beiden Vektoren √ a a √ und a2 = a1 = 3, 3 3, − 3 . 2 2 b) Die Elementarzelle enthält 2 Atome: b1 In den Ecken der Brillouinzone von Graphen befinden sich die beiden Punkte K und K′ (siehe e) Skizze). Bestimmen Sie die Vektoren K und K′ . Drücken Sie sie auch durch b1 und b2 aus. a2 K a a1 Γ x K’ a2 b2 f) Die Translation einer Wellenfunktion am Punkt k in der Brillouinzone um den Vektor Rn = a1 n1 + a2 n2 erzeugt nach dem Bloch-Theorem einen Phasenfaktor eikRn , d.h. Ψk (r + Rn ) = eikRn Ψk (r). i) Bestimmen Sie das Translationsverhalten einer Wellenfunktion ΨΓ (r) am ΓPunkt. ii) Wie transformiert sich eine Wellenfunktion am K-Punkt bei der Translation um Rn ? Welche Phase erhält die Wellenfunktion bei der Translation in die Nachbarzellen des Graphen-Gitters? iii) Bestimmen Sie ebenso die Transformation der Wellenfunktion am K′ -Punkt bei einer Translation um den Vektor Rn . Begründen Sie damit, warum man ∗ ψK = ψK ′ wählen kann, d.h. die Wellenfunktion am K-Punkt ist die komplex Konjugierte der Wellenfunktion am K′ -Punkt. Würde man von einem Punkt aus starten, so würden die Translationsvektoren a1 und a2 ein Dreiecksgitter erzeugen. c) Aus den Bedingungen b1 · a1 = 2π und b1 · a2 = 0 erhält man die beiden Gleichungen √ 3a y 3a x b1 + b = 2π 2 2 1 und √ 3a x 3a y b1 − b =0 2 2 1 mit der Lösung 2π √ b1 = 1, 3 . 3a Analog findet man: √ 2π b2 = 1, − 3 . 3a d) Reziprokes Gitter und Brillouinzone: iii) Ebenso kann man bestimmen, dass die Wellenfunktion am K ′ -Punkt bei einer Translation um den Vektor Rn die Phase b1 e2πi erhält. Wegen K Γ b1 + b2 K K · Rn + K′ · Rn = 2π ′ e) Aus den Vektoren b1 und b2 erhält man die Vektoren K und K′ : 1 1 1 2π K = [b1 + (b1 + b2 )] = (2b1 + b2 ) = 1, √ 3 3 3a 3 K′ = f) 1 2π 1 [b2 + (b1 + b2 )] = (2b2 + b1 ) = 3 3 3a 1 1, − √ 3 i) Am Γ-Punkt ist k = 0, damit gilt für die Transformation einer Wellenfunktion am Γ-Punkt ϕΓ : T̂n ϕΓ = ϕΓ , da eik·Rn = 1 für k = 0. ii) Am K-Punkt erhält eine Wellenfunktion die Phase 2 1 eiK·Rn = ei( 3 b1 + 3 b2 )·(a1 n1 +a2 n2 ) 2 1 = ei( 3 n1 (b1 ·a1 )+ 3 n2 (b2 ·a2 )) = 2n1 +n2 3 e2πi . Bei einer Translation in die Nachbarzellen erhält die Wellenfunktion also abwechselnd die Phase − 2π und 2π (die Werte in Klammern geben die Phase an, die 3 3 eine Wellenfunktion am K′ -Punkt bei den entsprechenden Translationen erhält): 2π 3 ( 23π ) ( 2π 3 ) 2π 3 2π 3 2π 3 ) ( 23π ) a1 a2 ( 2π 3 2π 3 3n1 + 3n2 = 2π (n1 + n2 ) 3 ist klar, dass die Phase, die eine Wellenfunktion am K-Punkt bei einer beliebigen Translation erhält, die komplex konjugierte der Phase ist, die eine Wellenfunktion am K′ -Punkt bei der selben Translation erhält, ist. Das motiviert, dass b2 und 2n2 +n1 3 ( 23π ) 2π 3 ( 2π 3 ) ∗ ψK = ψK ′ . Übungen zur Theoretischen Festkörperphysik: Vertiefung (TV-2) Lösung: 11. Hausaufgabe, Abgabe: 8. Juli 2014, 10 c. t. (Kasten im Hörsaal) H23 Einfach kubisches Gitter und NaCl-Gitter a) Das NaCl-Gitter ist ebenfalls ein FCC Gitter, allerdings mit einer zweiatomigen Basis. Die Translationsvektoren sind in der folgenden Abbldung zu sehen In dieser Aufgabe sollen Sie sich mit den elementaren Begriffen der Theorie der Kristalle vertraut machen. Dazu betrachten Sie das NaCl-Gitter (auch als Kochsalz bekannt) bestehend aus zwei ineinander geschachtelten kubisch-flächenzentrierten (FCC) Gittern von Natrium und Chlor, deren Gitterkonstante gleich ist. Dabei liegt das Basisatom des einen Gitters in der Raummitte des Kubus des anderen Gitters. Es ist in folgender Abbildung zu sehen. a3 a2 a1 a a) Welchen Gittertyp (z.B. Flächenzentriert (FCC), Volumenzentriert (BCC), einfach kubisch (SC) usw.) besitzt das NaCl-Gitter und aus wie vielen Atomen besteht seine Basis? Tragen Sie in die Zeichnung insbesondere die elementaren Translationsvektoren a1 , a2 , a3 ein. b) Es entstünde ein einfach kubisches Gitter (SC). Ausgedrückt durch die Basisvektoren c1 , c2 und c3 des einfach kubischen Gitters lauten die Basisvektoren des FCC Gitters: a1 = c1 + c2 a2 = c2 + c3 a3 = c3 + c1 . Die Basisvektoren sind dann in der folgenden Abbildung zu sehen: b) Welchem elementaren Gittertyp entspräche das Gitter, wenn dieses nur aus gleichartigen Atomen bestünde, d.h. wenn also auf allen Gitterplätzen nur Na-Atome oder nur Cl-Atome säßen? Zeichnen Sie auch dieses Gitter inklusive der neuen Basisvektoren c1 , c2 , c3 . Bestimmen Sie anschließend den Zusammenhang zwischen {ai } und {cj }. c) Berechnen Sie die Volumina der Elementarzellen beider Gitter als Funktion der Gitterkonstante a. c3 c1 d) Berechnen Sie die reziproken Gittervektoren b1 , b2 und b3 bzw. d1 , d2 und d3 beider Gitter. c2 e) Skizzieren Sie die beiden reziproken Gitter. Um welche Gittertypen handelt es sich bei den reziproken Gittern? f) Konstruieren Sie die Brillouinzonen beider Gitter. Verschieben Sie den Ursprung des reziproken einfach kubischen Gitters so, dass die zum FCC Gitter gehörende Brillouinzone innerhalb der einfach kubischen Brillouinzone liegt. g) Aus dem NaCl erhält man eine Zinkblendestruktur, wenn man die die beiden FCC Untergitter des NaCl Gitters derart gegeneinander verschiebt, dass sich ein Na-Atom in perfekt tetraedrischer Umgebung eines Cl-Atoms befindet. Zeichnen Sie die Verschiebung und das Gitter. Welche Gitterstruktur entstände in diesem Fall, wenn alle Atome identisch wären? c) Das Elementarzellenvolumen des SC Gitters ist trivialerweise das Würfelvolumen: ΩSC = a3 Das Elementarzellenvolumen des FCC Gitters findet man durch Berechnung des Spatproduktes: ΩF CC = a1 · (a2 × a3 ) = (c1 + c2 ) · [(c2 + c3 ) × (c3 + c1 )] = (c1 + c2 ) · (c1 − c3 + c2 ) c = 2a3 . d3 d) Die reziproken Gittervektoren des einfach kubischen Gitters lauten: d1 = d2 = d3 = 2π 2π c2 × c3 = 2 c1 c3 c 2π c2 c2 2π c3 . c2 Γ d1 Die reziproken Gittervektoren des FCC Gitters findet man analog: b1 = b2 = b3 = 2π 2π a2 × a3 = 2 (c1 + c2 − c3 ) ΩF CC 2c 2π (c2 + c3 − c1 ) 2c2 2π (c1 + c3 − c2 ) . 2c2 g) Durch eine Verschiebung des Gitters FCC2 um den Vektor u erhält man eine ZinkBlende Struktur: 1 u 1 2 e) Beim reziproken Gitter des FCC Gitters handelt es sich um ein BCC Gitter. Das reziproke Gitter des einfach kubischen Gitters ist wieder ein einfach kubisches Gitter. 1 d3 d2 1 b2 Sind alle Atome gleich, so ergibt sich ein Diamant-Gitter. b3 d2 d1 b1 f) Brillouinzone des FCC Gitters: d3 b2 b3 d2 d1 Brillouinzone des einfach kubischen Gitters: b1