Psychologische Intervention, Teil von Frau Wilz

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Skript, WS 2011/12 (Klausur im SoSe 2012)
Psychologische Intervention, Teil von Frau Wilz
Ich habe in diesem Skript versucht, die teils wirre und undurchsichtige Struktur von Frau Wilz'
Folien und Listen in eine nachvollziehbare Struktur zu bringen. Das heißt, die Reihenfolge ist etwas
verändert, Redundanzen habe ich vermieden, die Inhalte sind weitgehend identisch zum
VL/Folien-Inhalt. Ein, zwei Punkte der frühen Inhalte fehlen hier.
Kam mit diesem Skript jedenfalls gut in der Klausur klar.
Es gibt keine Abbildungen, da ich keine Rechte für diese besitze.
Alles Gute für die Klausur!
Einführung:
Definition PT (STROTZKA '75):
– Bewusster, geplanter, interaktionaler Prozess
– Behandlungsbedürftigkeit in Konsensus festgestellt
– mittels lehrbarer Techniken, psychologischer Mittel (verbal und averbal)
– definiertes, vereinbartes Ziel
– Basis: Theorie von normalem und pathologischem Verhalten
– i.d.R. notwendig: tragfähige emotionale Bindung
Definition psychische Störung
– klinisch bedeutsames Verhaltensmuster/psych. Snydrom
– Leiden, Beeinträchtigung, tiefergehender Verlust an Freiheit
– über normales Maß hinaus gehend (z.B. Trauer, Persönlichkeitsakzentuierung)
– Funktionsstörung psychisch, behavioral, somatisch
Diagnostik:
Diagnosen
– Voraussetzung für PT
– zeitlich begrenzte Konstrukte
– Beruhen auf aktuellem Forschungsstand
– in Konsensusverfahren unter Experten erstellt
– Revision bei neuen Erkenntnissen
Diagnostische Aufgaben
– Qualitative und quantitative Beschreibung der Störung
– Klassifikationsdiagnostik (Beschreiben)
– Funktionale Diagnostik: Ätiologie (Biographische Anamnese nötig), Bedingnungsanalyse f.
Indikation und Therapieplanung
– Prozess-/Verlaufsdiagnostik
– Evaluationsdiagnostik
Diagnostischer Prozess
1. Beziehungsaufbau
2. Klassifikation nach ICD-10 oder DSM-IV
3. Abklären organischer Ursachen
4. Biographische Anamnese
5. (in KVT:) Verhaltensanalyse
6. Definieren: Therapieziel, Indikation, Behandlungsplan
Diagnostisches Ergebnis/Gutachterrückmeldung (KV)
1. Angaben zur spontan berichteten Symptomatik
2. Lebensgeschichtliche Entwicklung, Anamnese
3. psychischer Befund
4. somatischer Befund
5. Verhaltens- und Bedingungsanalyse
6. Diagnose
7. Therapieziele
8. Behandlungsplan
Die Kompetenzbausteine für Psychotherapeuten
1. Gesprächsführungstechniken
2. Klassifikationskenntnisse
3. Kenntnis psychopath. Konzepte und Methoden um Befund erheben und bewerten zu
können
4. Kenntnis zu diagnostischen Verfahren
1. Gesprächsführungstechniken
1. Aufbau fruchtbarer therapeutischer Beziehung von Gesprächsführung abhängig
2. Selbstexploration des Patienten ermöglichen
3. Basisvariablen (ROGERS): Empathie, Echtheit/Kongruenz, Wertschätzung
4. Aktives Zuhören, Akzeptanz und Bestätigen
5. Anerkennen des Bemühens (Verstärken)
6. ROGERS-Variable Empathie: zu berücksichtigen
1. Schwellenängste
2. Hoffnung auf Hilfe
3. Unsicherheit, an richtiger Stelle zu sein
4. Scham, klin.-psycholog. Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen
7. Ziele des diagnostischen Gesprächs:
1. Problem genauer strukturieren
2. Aufrechterhaltende Faktoren identifizieren
3. biographische Anamnese
8. Klinisches Interview:
1. Exploration des aktuellen Problematik
• Häufigkeit, Dauer, Intensität, Grad der Beeinträchtigung, Verhalten
(Kontinuitätsannahme!)
• Vorausgehende Bedingungen, Konsequenzen
• Bewältigungsstrategien
• Erklärungsmodell des Patienten
• Mit Problem zusammenhängende Konflikte
• Zusammenhänge mit Umwelt, Plänen, Lebensereignissen, Belastungen
• Reaktion der Umwelt
• Ressourcen und Therapieziele
2. Biographische Anamnese
• Erstes Auftreten
• Zeitlicher Zusammenhang aus Sicht des Patienten
• Andere Probleme in Vorgeschichte
• Vorbehandlungen und Lösungsversuche
• biographische Daten
2. Klassifikationskenntnisse
1. offenes diagnostisches Gespräch
2. standardisierte klin. Interviews:
1. SKID
2. DIPS
3. DIAX
3. Fragebogen-Tests
• Für Eingangs- Verlaufs- und Evaluationsdiagnostik
• Prüfen hinsichtlich Objektivität, Reliabilität und Validität
2. HAWIE
3. BDI
4. BAI
4. Verhaltensbeobachtung
1. Selbstbeobachtung (z.B. Spaltentechnik)
2. Fremdbeobachtung (z.B. im therapeut Gespräch)
3. Simulation (z.B. Rollenspiel)
5. Psychophys. und biolog. Verfahren
Definition PT: Professionelle Anwendung von wissenschaftlich begründeten, empirisch
gesichterten Methoden zur Behandlung psychischer Störungen
(Diagnostik zu D.)
Begriffsklärung: Indikation = Gerechtfertigkeit des Einsatzes einer best. therapetischen Maßnahme
bei einem Störungsbild (PT? Ambulant/stationär? Kurz- /Langzeittherapie?) Prognose =
Erfolgswahrscheinlichkeit
Mögliche zugrunde liegende Krankheitsmodelle:
Klassische medizinische und PA-Sicht
Verhaltenstherapeutisches Krankheitsmodell
Verhaltensproblem = Symptom innerer
Krankheitsursachen
Symptome multikausal
Ursachen = unbewusste Konflikte und
Abwehr dieser
Auslösende + aufrechterhaltende/stabilisierende
Faktoren sind in dynamischem Veränderungsprozess
Prädispositionen/Ursachen/Bedingungen sind komplex,
müssen im Einzelfall betrachtet und verändert werden
3 Grundprinzipien der VT
1. Kontinuitätsannahme: Den Unterschied zwischen normal und gestörtem Verhalten machen
Häufigkeit, Intensität, Konsequenzen und Umstände des Verhaltens. Kontextabhängig,
normenabhängig.
2. Lernprinzip: Verhalten ist gelernt und kann verlernt oder durch anderes Gelerntes ersetzt
werden. Lernprozesse unterliegen auch biologischen Determinanten.
3. Verhaltensebene/Intersubjektivität maßgeblich. Intervention findet hier statt, evaluiert
wird eine Veränderung anhand des Verhaltens. Auch methodisch bedeutsam.
Zugrunde liegende Theorien der VT (u.a.):
–
–
–
–
–
–
–
Lernprinzipien
Traumatisierungsmodelle
Konditionierungsmodelle
Operate Modelle (Vermeidungslernen)
Stressmodelle
Sozialpsychologische Modelle
Kognitive Modelle (z.B. Attribuitionstheorien)
VT sehr pluralistisch, pragmatisch und eher offenes Forschungs- und Anwendungsprogramm.
(eher Diagnostik?)
Diagnostischer Prozess:
1. Erster Eindruck und Beziehungsaufbau
2. Klassifikatorische Diagnose (ICD-10/DSM-IV)
3. organische Ursachen klären
4. Biographische Anamnese
5. Verhaltensanalyse
6. Ziel, Indikation und Behandlungsplan abstimmen
Verhaltensanalyse/Problemanalyse:
Beschreiben, klassifizieren, Ursachen und aufrechterhaltende Faktoren identifizieren.
SORCK-Schema (= funktionale Verhaltensanalyse)
–
–
–
–
–
strukturiert Analyse menschl. Verhaltens
für nahezu jedes Problem/jeden Analyseausschnitt geeignet (Situation, Mikrokontext,
Makrokontext)
Analyse von Plänen und Regeln
Analyse von Systembedingungen
Ziel: Hypthesen zu funktionalem Bedingungsmodell zusammenfassen
–
besteht aus UV (S, O, C), die AV (R) beeinflussen.
S = Stimulus/Situation, Determinante, pathogene Ereignisse
O = Organismus, Determinante, automatische Prozesse, physiolog. Selbstregulation des
Organismus', psycholog. Schemata und Pläne, die Kognition beeinflussen, spezif. Dispositionen und
Vulnerabilitäten (z.B. Stressreaktion)
R = Reaktion, abhängige Variable, Bewältigungsversuch, Verhaltensmuster, Symptome (kognitiv,
emotional, somatisch u. behavioral)
C = Consequences, Determinante
K = Kontingenz, die zwischen C und R besteht (= wechselseitige Beziehung, C kann R verstärken
oder mindern)
Lebenslauf
I. soziale Traumata (Kritische Ereignisse)
II. Lebensereignisse (Biographie)
III. Lebensbedingungen (aktuelle Situation)
Verhaltenstherapie
–
–
–
störungsspezifische und unspezifische Verfahren
Störungs- und Änderungswissen nötig
systematische Besserung angestrebt
KVT-Therapeuten arbeiten zugleich auf kognitiver und auf Verhaltensebene. Auf Grundlage
kognitiver Konzepte versuchen sie, Überzeugungen mit verbalen Mitteln zu ändern. Um
Verhalten unmittelbar zu beeinflussen setzen sie Verhaltenstechniken ein.
1. Allgemeine Prinzipien:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
problemorientiert
zielorientiert
handlungsorientiert
geht über therapeut. Setting hinaus
transparent
gibt Hilfe zur Selbsthilfe
ständige Weiterentwicklung
2. Verfahrensgruppen:
1. Basisfertigkeiten (Gesprächsführung, Beziehungsgestaltung, Motivationsarbeit)
2. Störungsübergreifende Interventionen (Verbesserung der Lebensqualität)
3. Störungsspezifische Interventionen (Symptomreduktion)
3. Geschichte der VT:
–
Behaviorismus: Reiz-Reaktions-Modell, kognitive Prozesse vermitteln nur
–
–
–
–
–
–
–
–
WOLPE (ab '43):
– Systematische Desensibilisierung
– Prinzip der reziproken Hemmung
– schrittweise Annäherung an antagonistischen Reiz in Gegenwart eines positiven
Reizes
– Integration von Lernprozessen
– „in sensu“-Konfrontation
Token Economy
BANDURA ('65): soziales Lernen
Kognitive Wende: kognitive Prozesse steuern und strukturieren: emot, somat, behav,
motiv.
ELLIS & BECK: kogn. Prozesse bei Störungen maßgeblich bei
– Entstehung
– Aufrechterhaltung
– Behandlung
D'ZURILLA & GOLDFRIED ('71): Stress- und Problemlösestrategien
KANFER ('71): SORCK-Modell
MEICHENBAUM ('71): Selbstverbalisations-, Selbstinstruktionstraining
Verfahren der VT
Konfrontationstherapie
IV-Strategien
Setting
Konfront. mit Reiz
Therapie
Syst. Desens.
In sensu
massiert
Gruppenth.
Angstbewältg.training
(v.a. bei GAS und
Agoraphobie,
multimodal)
In vivo
graduiert
Einzelth
Erklärungsansätze
1) Diagnostik
I. Problemanalyse:
• Angstreiz
• Hilfesuchendes Verhalten
• Bewältigungsstrategien
• bisherige Behandlungsversuche
• Eigene Erklärung des Problems
• Biographische Anamnese
• mögliche Instrumente: DIPS, BAI, Angsttagebuch, Aktivitätstagebuch
2) Aufklärung über Vorgehen
I. Diagnose mitteilen
II. Psychoedukation
• Angstmodelle (Funktionen, Zwei-Faktoren-Modell als Basis der Therapie)
• Funktion der biolog. Reaktion
• Rolle von Gedanken
• zentrale Rolle von Vermeidungsreaktion (aufrechterhaltend)
• Multikausalität erläutern, Einflüsse, Unsicherheit von Erklärungsmodellen
3) Therapien
I. Massierte Reizkonfrontation
• In vivo, 5 – 10 Tage, 6 – 8 Stunden Konfrontation, Aufsuchen
angstmachender Situationen
• In Situation bleiben bis Habituation
• Keine Entspannungshilfe, möglichst bald auch ohne Therapeut (erhöht self
efficiacy)
• Verstärkung (= Lob) für Aufsuchen der Situation, nicht für Angstfreiheit
• Angst zulassen, damit Habituation erfolgen kann
• Abbruch/Ende: Wenn Situation angstreduziert ertragen wird (Arousal nimmt
ab, Habituation)
• keine Schocktherapie, konsensuell gestaltet
II. Bio-Informationstheorie der Emotionen (LANG '85)
• In sensu-Methode
• Imaginationsskript erstellen (inkl. Reaktionsbeschreibung)
• Vorstellungsübung auf 3 Ebenen:
→ Semantisch: Beschreibung ermöglicht Verstehen der Situation
→ Sensorisch: Beschreibung ermöglicht Ablauf der Episode vor innerem
Auge, alle Sinneseindrücke möglichst detailgetreu fühlbar
→ Prozedural/behavioral: physiolog. Reaktionsprogramm fühlbar,
vegetative Veränderungen
• Nicht geeignet für: Sozialphobie, Agoraphobie (Furchtreaktion bleibt
moderat)
III. Panikanfälle: Erklärungsmodelle liefern
• Psychophysiologisches Modell (MARGRAF & SCHNEIDER)
= ein Diathese-Stress-Modell der Panikstörung
Es wird angenommen, dass eine individuelle biologische und
dispositionelle Diathese dahin gehend besteht, auf Belastungen stark
bzw. bevorzugt mit Erregungsanstieg und Hyperventilation zu reagieren
sowie körperliche Veränderungen sensibel wahrzunehmen. Zusätzlich
tragen situative Faktoren zur Entstehung bzw. Beschleunigung des
Aufschaukelungsporozesses („Teufelskreis“) bis hin zur Panik bei. Zentrale
psychologische Prozesse sind
• die Wahrnehmung von Angstsymptomen (somatisch, kognitiv),
• die Attribution mit Kontrollverlust und Gefahr
• das sich meist anschließende Flucht und Vermeidungsverhalten (z.B.
Hilfe rufen, Medikamente nehmen, Weglaufen).
Dieser Aufschaukelungsprozess kann an jeder Stelle beginnen, also bei
den Stressoren, bei den zufälligen körperlichen Veränderungen, der
Atemnot oder anderen Symptomen oder bei den Gefahrengedanken.
Hier wird das nachlassen des Panikanfalls durch negative
Rückkoppelungsprozesse (Wahrgenommene Verfügbarkeit von
Bewältigungsmöglichkeiten (Vermeiden, Hilfe Suchen, Reattribuieren,
Ablenken) oder Habituation,Ermüdung) erklärt. Diese können an jeder
Stelle des Modells einsetzen.
→ Teufelskreis der Angst
•
•
Drei-Ebenen-Ansatz (LANG '71)
• 3 Ebenen von Angst, bedingen und verstärken einander
• physiologische (Herzrasen, Schwindel)
• kognitive (Gedanken an Hilflosigkeit, Gefahr)
• behaviorale (Flucht- und Vermeidungsreaktionen)
•
Individuelles Störungsmodell (inkl Befunden und theoretischer Basis)
• Verstehen der individuellen Dispositionen und Ursachen für Patient
erleichternd, da Panik zunächst oft als physiologische Erkrankung
interpretiert wird
• Compliance erhöht
• Generalisierung eines Erfolges wahrscheinlicher
• Prophylaxe
•
Therapien
• Konfrontation
• Strategienvermittlung (Bewältigen von Angst und physiolog Symptome,
z.b. Induktion von Schwindel, Hyperventilation o.ä.)
• kognitive Methoden: aktivierte Schemata erzeugen dysfunktionale
Gedanken, diese Beeinflussen die Interpretation von Angstreizen.
Interpretation verändern.
Ziele
•
•
•
•
•
•
•
Realistischer Umgang mit Angst (Angst als Funktion)
Fortlaufende Veränderung der Kognitionen und Bewertungsprozesse,
Fehlinterpretationen korrigieren
Vermeidungsverhalten verhindern
Aktives Betrachten und Diskutieren der patientenseitigen Zweifel an den
therapeutischen Erklärungsansätzen
Generalisierung/Praxisübertragung des Erfolges durch Hausaufgaben
Selbstverstärkung des Patienten schulen
Rückfallprophylaxe: Fertigkeiten auch allein anwendbar, realistische
Rückschlagserwartung, Stressorreduktion im Alltag
Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)
I.
II.
III.
IV.
REBT nach ELLIS
Kognitive Therapie nach BECK
Stressimpfungstraining (keine Infos)
Soziale Kompetenz-Training (Gruppentraining sozialer Kompetenz nach HINSCH &
PFINGSTEN '98)
V. Stress- und Problemlösetraining nach D'ZURILLA & GOLDFRIED / DÖRNER
I. REBT nach ELLIS
▪ Rational-Emotive Verhaltenstherapie Vorläufer der modernen kognitiven Therapie
1. Prinzip: ABC [DE]*
▪ A = Antezendenzen (aktivierende Situation, Ereignisse, Erfahrungen)
▪ B = Belief System (evtl dysfunktionale Bewertungen, Interpretationen)
▪ C = Consequences (Emotionen, Verhalten)
▪ [D = Disputieren (In Frage stellen des Belief Systems)]*
▪ [E = Evaluation (fortlaufende kritische Bewertung, ob D etwas bringt, ggf.
Justierung)]*
*war nicht in Folien, gehört aber zur RET
II. Kognitive Therapie nach BECK (KVT)
▪ zunächst für Depressive entwickelt
▪ funktionabel für Vielzahl an Störungen (...
1. Grundannahmen:
▪ Einstellungen und Schemata entstehen aus Erfahrungen
▪ Schemata beeinflussen Kognitionen
▪ Kognitionen beeinflussen psych. Befinden
▪ dysfunktionale Kognitionen sind belastend
2. Modell der kognitiven Vulnerabilität (BECK & EMERY '85)
▪ Kognitive Verzerrungen in Form von unlogischen und negativen Gedanken über
Situationen führen zu verzerrter Wahrnehmung der Bedrohlichkeit und der
Selbstwirksamkeitserwartung.
▪ Äußern sich in Angst, Sorge (Prädisp für ängstl. Annahmen), Wut (Prädisp für
paranoide Annahmen), Traurigkeit (Prädisp für depressive Kognitionen)
▪ Neben der schema-kongruenten Wahrnehmung führen Vermeidung und
selbsterfüllende Prophezeiungen zur Stabilisierung der Schemata.
3. 3 Ebenen der dysfunktionalen Kognitionen
1. Grundannahmen
◦ Innerste Überzeugungen, global, übergeneralisiert, absolut
◦ Zwei Kategorien:
• assoziiert mit Hilflosigkeit („Ich bin unfähig“)
• assoziiert mit Nicht-liebenswert-sein („Ich bin anders als die anderen“)
2. Bedingte Annahmen
◦ Auf Grundannahmen basierende Regeln und Strategien („Ich darf nicht
versagen“, „Ich muss etwas Besonderes sein“)
3. Automatische Gedanken
◦ Schnell, reflexhaft, teils unbewusst
◦ Passieren zwischen (internalem o. externalem) Ereignis und emotionalem
Erleben, Grundlage der Interpretation
◦ Werden in Selbstinstruktionen und Interpretationen deutlich
◦ Identifikation automatischer Gedanken: „Was ist Ihnen in diesem Moment
durch den Kopf gegangen?“
• In Sitzung: Bei Veränderungen der Stimmung
• In Sitzung: Schilderungen von Ereignissen
• Im Rollenspiel: Bei Nachspielen von Interaktionen/Situationen
• Selbstbeobachtung: Tagesprotokoll negativer Gedanken
• Konfrontation mit externen Ereignisse um dysf. K. zu erzeugen
4. Kognitive Umstrukturierung
▪ Techniken, um dysfunktionale Gedanken zu
◦ explorieren,
◦ disputieren,
◦ durch funktionalere Konzepte zu ersetzen und
◦ einzuüben
1. Psychoedukation
• Vermittlung des Behandlungsansatzes und Kernprämissen
• z.B. Depressionsdreieck: Ansatzpunkte Handeln, Denken, Fühlen
2. Gedankenprotokoll/Spaltentechnik
• Stimmung, automat. Gedanken, mögliche Alternativgedanken zu realen
Situationen zuordnen
3. Sokratischer Dialog
• Anleiten des Patienen, eigene Sichtweisen zu hinterfragen und zu
relativieren
• Insistierendes Fragen bis eine funktionale Sichtweise vom Patienten
selbst gefunden wird
→ Therapeut braucht Hypothese, in welcher Form Patientensicht
verzerrt ist
• Prüfung funktionalerer Gedanken in Realitätstests
4. Verhaltensexperiment
• Überprüfung situationsbezogener Erwartungen
• Überprüfung von Grundannahmen (Erscheinungsbild, Selbstbild, über
Haltung anderer Menschen, Standards)
• Vorgehen:
1. Operationalisieren der Erwartungen (Befürchtete Reaktionen,
Rangordnung erstellen) „Wenn ich im Vortrag den Faden verliere,
denken alle, ich sei inkompetent/lachen alle/sind alle verärgert“
2. Aufsuchen der Situation (Abgesprochenes Verhalten zeigen,
Reaktionen mitbekommen) „Ich mache mit Absicht eine Pause von 1
Minute während des Vortrages. Trinke einen Schluck Wasser. Sage
nichts.“
3. Erfassen des Ergebnisses (Selbsteinschätzung, mögliche
Fremdeinschätzungen, Rangordnung erstellen) „Ich habe mich gar
nicht so schlimm gefühlt/Gelacht hat niemand/Einige Leute haben
grimmig geschaut, aber niemand ist gegangen“
4. Schlussfolgerung (Vergleich Erwartungen/Ergebnisse, Erklärungen für
Diskrepanzen, alternative Überzeugungen formulieren) „Vielleicht ist
es normal, wenn man mal den Faden verliert“
5. Rollentausch/Rollenspiel
5. Wirksamkeit der Kognitiven Therapie nach BECK
▪ Gut untersuchte ambulante PT
▪ 80 kontrollierte Studien bei Depressiven
• höchstmögliche Evidenzstufe
• Effektstärken (prä/post) 1.5 – 2.3
▪ VT allein ebenfalls wirksam
III. Stressimpfungstraining (keine Infos in Folien)
IV. Gruppentraining sozialer Kompetenz nach HINSCH & PFINGSTEN '98 (GSK)
1. Theorie:
▪ Selbstsicherheitspyramide:
Wird selbstsicheres Verhalten für längere Zeit gezeigt, entwickelt es sich irgendwann
zur Gewohnheit und bewirkt schließlich eine Umstrukturierung der
Gesamtpersönlichkeit.
▪ Bedeutung persönlicher Ziele des Patienten:
Basis für Therapie (Führungskräfte brauchen anderes Sozialverhalten als
Teammitglieder)
▪ 4 grundlegende Hypothesen
1. Angst in sozialen Situationen führt zu Vermeidungsverhalten
→ Bearbeitung der Angstreaktion kann sinnvolle Strategie sein
2. Skill-Defizit verursacht unangemessenes Verhalten
→ Nachholen der fehlenden Lernerfahrung
3. Unangemessenes Verhalten ist durch dysfunktionale Kognitionen begünstigt
→ Wahrnehmungsmängel, irrat. Überzeugungen, ungünstige
Selbstverbalisationen, destruktive Attributionsstile identifizieren
4. Multifaktorielles Erklärungsmodell erforderlich (Prozessmodell, kognitiv,
emotional, behavioral):
→ Prozessmodell:
• Alltagssituation nicht allein ausschlaggebend. Bewertungen referieren
auf einander, (Vermeidungs)verhalten beeinflusst weitere subjektive
Verhaltenskonsequenzen (Vermeidungsverhalten verstärkt Überzeugung,
der Situation nicht gewachsen zu sein)
2. Therapieansätze:
1. Nötige Situations- und Verhaltenstypen identifizieren
◦ Recht durchsetzen (Typ R): Eigenes Interesse gegenüber anderen
durchsetzen
ICH > du
• Vor Situation: positiv instruieren
• Während Situation: Laut Sprechen, In Augen schauen, etc.
• Nach Situation: Sich positiv verstärken
◦ Beziehungsaufbau (Typ B): Gefühle kommunizieren, auf andere eingehen,
Umgang mit Kritik, Konpromisse finden
ICH = DU
• Vor Situation: Gefühle bewusst machen, attribuieren
• Während Situation: Bei eigenen Gefühlen bleiben, Anlass erläutern,
Freude über evtl. Einlenken zeigen, etc.
◦ Kontakt aufbauen (Typ K): Sympathie erwerben
ich < DU
• Vor Situation: Mit evtl Ablehnung rechnen und das annehmen,
Verstehen, dass man Rechthat, es zu versuchen, andere anzusprechen
• Während Situation: Komplimente, zuhören, auf Gesagtes angemessen
reagieren, persönliche Äußerungen verstärken, von sich erzählen
• Nach Situation: Verstärken, verstärken, verstärken
2. Rollenspiel
◦ Erlernen und Einüben der Strategien
3. Kognitive Ebene bearbeiten
◦ Erklärungsmodell schaffen
◦ Situationstypen unterscheiden
◦ Differenzieren: aggressives und selbstsicheres Verhalten
◦ Unterscheiden von Gefühlen und Kognitionen
◦ Wahrnehmen und Verändern von Selbstverbalisation
• Analyse z.B. im Rollenspiel
◦ Kognitive Umstrukturierung (Psychoedukation, Sokratischer Dialog,
Verhaltensexperiment, Gedankenprotokoll)
4. PMR (Progressive Muskelrelaxion)
◦ Entspannung in Konfrontation mit Stressor um weiterhin strategisch
vorgehen zu können
5. Verhaltensexperimente im Felde
▪ → Transfer möglich? Nicht automatisch! Maßnahmen:
• Hausaufgaben, in vivo-Konfrontationen, Strategien müssen im echten
Leben bestehen
• Sorgfältige Planung von Übungen, besprechung ihrer Bedeutung und
kritische Nachbetrachtung.
V. Stress- und Problemlösetraining nach D'ZURILLA & GOLDFRIED '71 und
DÖRNER '76
1. Theorie:
▪ Metamodell des Problemlösens: Problemlöseprozess ist Metastrategie, übertragbar,
hilft bei Bewältigung jeder neuen und komplexen Aufgabe
▪ 3 Komponenten:
1. Ausgangszustand
2. Zielzustand
3. Mittel und Methoden
▪ Lernziele
1. Vermittlung systematischen Vorgehens um aktuelle Probleme zu überwinden
2. Selbstbewusstsein und Kontrollüberzeugung stärken
3. Methode für Lösen zukünftiger Probleme vermitteln
2. Therapie:
1. Indikation prüfen:
◦ hoher Leidensdruck
◦ strukturierbares, bearbeitbares Problem vorhanden
2. Ausgangszustand definieren: strukturierte Problemanalyse
◦ Gliederung in Einzelaspekte
◦ Kann bereits entlastend wirken, durch kognitiv-ordnenden Effekt (TIPSStudie)
3. Zielzustand definieren
◦ Klar, nachvollziehbar und prüfbar
◦ Zielauswahl, -formulierung, -kriterien
◦ Evtl mit Fragebogen/Checkliste
4. Lösungen für Problem suchen
◦ 2-Spalten-Technik: mögliche Lösungsansätze für Problem eintragen
(Brainstorming), dann Vor- und Nachteile inklusive Wahrscheinlichkeiten
aufführen, dann bewerten.
◦ Mögliche Lösungsansätze im Rollenspiel prüfen, Was-wäre-wennBetrachtung im Dialog
◦ Stolpersteine und Perspektiven berücksichtigen
•
•
•
•
Wie sähe Situation aus, wenn Ziel jetzt erreicht wäre?
Wie sehen andere Menschen das Problem?
Was gibt es für Befürchtungen und negative Folgen?
Konflikte von Zielen mit Erwartungen anderer?
5. Planung der Umsetzung
◦ Vorgehen konkretisieren
◦ Plan machen
6. Umsetzung
1. Üben
2. Stress bewältigen
a) Annehmen
- früh Signale für belastende Situation erkennen
- klare und bewusste Entscheidung für das Annehmen ohne
Hadern
b) Abkühlen
- Erregung in den Griff bekommen
- Eigene Strategie dafür finden
c) Analysieren
- Frage: Kann ich etwas tun? Nur falls ja: Was?
d) Aktion oder Ablenken
- Auf Bewertung basierende Entscheidung treffen
- Nichts tun Können: angenehme Ablenkung schaffen
- Ansonsten: Geplant handeln
3. Rückschläge erwarten und managen
4. Aktivitätsaufbau (LEWINSON '74)
a) Theorie: Verstärkungstheoretisches Modell nach LEWINSON '74
Faktoren positiver Verstärkung:
– Erreichbarkeit sozialer Verstärkung in Umwelt
– Trennung, SES, soz. Isolation
– Instrumentelles Verhalten
– Soziale und berufliche Fertigkeiten
–
Depressiven Kognitionen liegt geringes Aktivitätenniveau
zugrunde, außerdem Mangel an positiven Verstärkern. Dieses
fördert depressive Gedanken.
Idee: positive Aktivitäten geplant aufbauen
b) Beachten:
– Erreichbare Ziele
– Misserfolge sollten unwahrscheinlich sein
– Zielerreichen verstärken
c) Phase der aktiven Selbstbeobachtung
– Ereignisse mit positivem Verstärkerwert erfassen
– Rückmeldung an Patienten über angenehme
Verhaltensweisen, die aber nur selten ausgeübt werden
– Tätigkeiten genau planen und nach Schwierigkeit einschätzen
– Reziproker Einfluss Aktivität – Stimmung identifizieren
d) Reduzierung depressionsfördernder Aktivitäten
– Identifikation auslösender und aufrechterhaltender Faktoren
– Häufigkeitsrate vermindern
– Intensität unangenehmer Gefühle
– Allmähliches Ersetzen depressionsfördernder durch positive
Aktivitäten
7. Evaluieren z.B. per Goal Attainment Scale (GAS)
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