Praktikum Grundlagen der Elektrotechnik für Elektrotechniker im 1. Semester Inhaltsverzeichnis 0 Einführung in das Praktikum 5 1 Widerstandsmessung 25 2 Elektrisches Feld 39 3 Oszilloskop 47 4 Leistungsmessung 53 5 Magnetisches Feld 67 6 Induktionsgesetz 75 7 Messungen an Wechselstromkreisen 85 8 Transformator 97 3 0 Einführung in das Praktikum Inhaltsangabe 0.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 0.2 Praktikumsordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 0.3 Messgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 0.3.1 Drehspulinstrument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 0.3.2 Dreheiseninstrument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 0.3.3 Leistungsmesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 0.3.4 Elektrostatisches Messinstrument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 0.3.5 Digitalmultimeter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 0.3.6 Elektronenstrahl-Oszilloskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 0.4 Beschriftungen auf Messgeräten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 0.5 Farbkennzeichnung von Widerständen . . . . . . . . . . . . . . . 16 0.6 Einführung in die ELVIS-Boards . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 0.6.1 Steckbrett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 0.6.2 Computersteuerung 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0.1 Einführung Die verschiedenen Versuche dieses Praktikums dienen als experimentelle Ergänzung zu den Vorlesungen und Übungen im Fach Grundlagen der Elektrotechnik. Die Versuchsbeschreibungen erheben keinen Anspruch auf erschöpfende Behandlung des gesamten Themenkreises. Es wird die parallele Benutzung der Vorlesungsmitschriften Grundlagen der Elektrotechnik, Elektrische Messtechnik und der Übungsaufzeichnungen, sowie einschlägiger Lehrbücher empfohlen. Für messtechnische Fragen ist das Lehrbuch von Stöckl/Winterling, Elektrische Messtechnik (Verlag Teubner), für allgemeine Fragen das Lehrbuch von Ingo Wolff, Grundlagen der Elektrotechnik (Verlag H. Wolff, Aachen) geeignet. Eine sinnvolle Teilnahme am Praktikum ist nur durch gute Vorbereitung des Stoffgebietes möglich. Zu den Versuchsnachmittagen sind Schreibzeug, Lineal oder Geodreieck, Zirkel, Millimeterpapier und Taschenrechner mitzubringen. Bei der Auswertung der Protokolle, die in einigen 5 0 Einführung in das Praktikum Versuchsanleitungen bereits enthalten sind, ist auf eine sinnvolle Genauigkeitsangabe von Ergebnissen zu achten. Mögliche und zufällige Fehler bei den Messungen sind zu diskutieren. Die Kenntnis der im nächsten Kapitel abgedruckten Praktikumsordnung sowie der Inhalt der Kapitel 3, 5 und 6 wird bei allen Versuchen vorausgesetzt. 0.2 Praktikumsordnung Jede Übungsgruppe ist für die genaue Befolgung der Praktikumsordnung verantwortlich und für etwa verursachte Schäden und Verluste haftbar. Bei Unglücksfällen, die aus Verstößen gegen die Praktikumsordnung entstehen, ist gerichtliche Ahndung möglich. Die Spannung darf nur nach Abnahme der Schaltung durch den Assistenten angelegt werden. Beim Verlassen eines Arbeitsplatzes sind die Hauptschalter und alle Sicherungsautomaten auszuschalten. Sämtliche Präzisions-und Vielfachmessgeräte sind auf den höchsten Messbereich bzw. auf die Kurzschlussstellung zu schalten. Instrumente, die mit Arretierungsvorrichtungen versehen sind, sind zu arretieren. Batteriebetriebene Geräte sind abzuschalten. Bemerkte Schäden oder Unregelmäßigkeiten an den Einrichtungen des Praktikums sind sofort zu melden. Schäden, die infolge Nichtbeachtung dieser Praktikumsordnung bzw. durch Unachtsamkeit entstehen, gehen voll zu Lasten desjenigen, der den Schaden verursacht hat. Es ist zu beachten, dass in den Versuchsaufbauten spannungführende offene Klemmen und Schalter vorhanden sind, die nicht gegen Berührung geschützt sind. Die Schutzschalter sind abschaltbar (Vorsicht !). Das Essen, Trinken und natürlich auch das Rauchen sind im Praktikumsraum untersagt. 6 0.3 Messgeräte 0.3 Messgeräte 0.3.1 Drehspulinstrument 1 2 3 4 5 6 7 B - Permanentmagnet Polschuhe Weicheisenkern Drehspule Spiralfedern, gleichzeitig Stromzuführung Zeiger Skala radialhomogenes Feld elektrodynamische Dämpfung Abbildung 0.1: Drehspulmesswerk mit Außenmagnet Die Bilder 0.1 und 0.2 zeigen den Aufbau eines Drehspulmesswerkes mit Außenmagnet bzw. mit Kernmagnet. Im radialhomogenen Magnetfeld ist eine drehbare Spule gelagert. Ihr wird der Messstrom über die Spiralfedern (Bild 0.1) oder über die Spannbänder (Bild 0.2) zugeführt, die gleichzeitig das mechanische Gegendrehmoment liefern. Fließt ein Strom durch die Drehspule, so ergibt das einen Ausschlag, bei dem das elektrische Drehmoment gleich dem mechanischen Gegendrehmoment ist. Die Drehmomente sind: Mel = 2rlN IB und Mmech = cα (B⊥l⊥I) Somit ist der Ausschlagswinkel α ∼ I. Drehspulmesswerke werden heute meistens elektrodynamisch durch die bei der Bewegung induzierten Ströme gedämpft. Es gibt auch Luftdämpfungen, bei denen sich ein leichter Flügel in einer Dämpfungskammer bewegt (s. Bild 0.4). 7 0 Einführung in das Praktikum 1 2 3 4 5 6 B - Kernmagnet Drehspule Spannband, gleichzeitig Stromzuführung Weicheisenrückschluss Zeiger Skala radialhomogenes Feld elektrodynamische Dämpfung Abbildung 0.2: Drehspulmesswerk mit Kernmagnet r Spulenradius l Länge der Spule N Windungszahl I Spulenstrom B Flussdichte c Federkonstante α Auslenkung der Spule in Grad Abbildung 0.3: Kraftwirkung und Drehmoment 8 0.3 Messgeräte Drehspulmesswerke werden für Ströme zwischen 10 µA und 50 mA gebaut. Durch Messbereichserweiterungen (s. Versuch 1) finden Drehspulmesswerke bei Gleichstrom-und Gleichspannungsmessungen Verwendung. Durch Zusatz von Gleichrichterschaltungen lassen sie sich auch bei Messungen mit Wechselstrom einsetzen. 0.3.2 Dreheiseninstrument Den Aufbau eines Dreheisenlnesswerkes mit Rundspule zeigt Bild 0.4. Im Magnetfeld einer Spule befinden sich ein festes und ein beweglich gelagertes Blech. Fließt ein Strom durch die Spule, so werden beide Bleche gleichsinnig magnetisch und stoßen sich ab. Der Ausschlag des beweglichen Bleches ist daher von der Stromrichtung unabhängig. Es können also Gleich- und Wechselgrößen gemessen werden. Die Drehmomente sind: Mel = 1 dL 2 I 2 dα und 1 2 3 4 5 6 7 Mmech = cα Rundspule (geschnitten) Dreheisen (beweglich) festes Dreheisen Spiralfeder Zeiger Skala Dämpfungskammer (Flügeldämpfung) Abbildung 0.4: Rundspul-Dreheisenmesswerk Bei Drehmomentengleichgewicht ist der Ausschlagswinkel α ∼ I 2 . Er ändert sich quadratisch mit dem Strom. Ist die Massenträgheit des Messwerkes groß genug, so stellt es sich auf den Mittelwert ein. Es wird wegen der quadratischen Abhängigkeit der quadratische Mittelwert, auch Effektivwert genannt, angezeigt. Durch das Auftreten von Wirbelströmen in den Blechen und benachbarten Metallteilchen lassen sich Dreheiseninstrumente nur bis etwa 1000 Hz verwenden. Der Leistungsverbrauch liegt zwischen 0,1 W und 1 W. Messbereichserweiterungen erfolgen durch Strom-bzw. Spannungswandler oder durch Anzapfungen an der Spule. 9 0 Einführung in das Praktikum 0.3.3 Leistungsmesser Leistungsmesser mit elektrodynamischem Messwerk zeigen die Bilder 0.5 (eisenlos) und 0.6 (eisengeschlossenes Messwerk). Die festen Spulen erzeugen bei Stromdurchfluss ein über einen Winkelbereich von etwa 90◦ nahezu homogenes Magnetfeld mit der Flussdichte: B1 = k1 n1 I1 Das elektrische Drehmoment wird, wenn auch ein Strom durch die Drehspule fließt: Mel = 2r2 l2 N2 I2 k1 N1 I1 = kN1 I2 mit r2 Radius der Drehspule l2 Länge der Drehspule k1 ortsabhängige Konstante Abbildung 0.5: eisenloses elektrodynamisches Messwerk 1 2 3 4 zwei feste Spulen (Stromspule) Drehspule (Spannungsspule) Spiralfedern Zeiger Abbildung 0.6: eisengeschlossenes elektrodynamisches Messwerk 5 Skala 6 Dämpfungskammer 7 zylindrischer Eisenkern 8 Eisenkörper mit Nut in der die zwei festen Stromspulen (1) eingebettet sind Beim Zeigerausschlag α stellt sich Gleichgewicht zwischen elektrischem und mechanischem Drehmoment ein. Der Zeigerausschlag wird α= 10 kI1 I2 ∼ I1 I2 c 0.3 Messgeräte Er ist also dem Produkt der beiden Ströme proportional. Bei der Leistungsmessung werden die festen Spulen vom Strom durchflossen und die bewegliche Spule über einen Vorwiderstand an die Spannung angelegt. Das elektrodynamische Messwerk kann auch Wechselstromleistung (Wirkleistung) messen. Infolge der Massenträgheit stellt sich der Zeiger auf den Mittelwert in der Periodendauer ein. Das Messwerk integriert also. Der Zeigerausschlag ist 1 α= T ˆT k î1 sin(ωt) î2 sin(ωt + ϕ)dt = kI1 I2 cos(ϕ) 0 0.3.4 Elektrostatisches Messinstrument 1 2 3 4 5 6 7 bewegliche Platte Aufhängestift feste Platte mit Spannung gegen 1 Zeigerachse Zeiger Skala Verbindungselement zwischen 1 und 5 (nichtmetallisch) 8 Spiralfeder Abbildung 0.7: Elektrostatisches Messwerk Die Wirkungsweise des elektrostatischen Messwerkes beruht auf der Kraft der Coulomb’schen Anziehung zwischen zwei Ladungen. Die feste Elektrode (Messpotential) und die bewegliche Elektrode (Erdpotential) ziehen sich an (Bild 0.7). Die Wegänderung wird angezeigt. Durch diese Änderung erfolgt auch eine Kapazitätsänderung. Die elektrostatischen Kräfte bewirken ein Drehmoment, das einen Zeiger um α gegen eine Feder verdreht. Das elektrische Drehmoment ist : 1 dC 2 U Mel = 2 dα 2 Differentation des Energieinhalts des elektrischen Feldes ( CU2 ) nach dem Ausschlagwinkel α. Der Ausschlagwinkel ist bei Gleichgewicht beider Drehmomente α= 1 dC 2 U ∼ U 2. 2c dα Das elektrische Messwerk ist für Gleich-und Wechselspannungen geeignet. Bei Wechselgrößen zeigt es infolge seiner Trägheit den Effektivwert der Spannung an. Es wird für Spannungen ab etwa 100 V gebaut. Der Isolationswiderstand beträgt etwa 1012 Ω bis 1014 Ω, die Kapazität liegt zwischen einigen Pikofarad (pF) und 100 pF. 11 0 Einführung in das Praktikum 0.3.5 Digitalmultimeter Im Zuge der Entwicklung integrierter Schaltkreise sind zu den konventionellen analogen Messgeräten digitale Messgeräte hinzugekommen. Digitale Messgeräte haben einige Vorteile gegenüber analogen Messgeräten, z.B. hohe Eingangswiderstände in den Spannungsmessbereichen, automatische Messbereichsumschaltung, gute Ablesbarkeit des angezeigten Zahlenwertes sowie Abnahme digitaler Informationen zur elektronischen Weiterverarbeitung. Ein Nachteil ist z.B. die relativ schlechte Tendenzerkennung bei Messwertänderungen. Häufig verleitet der in Dezimalzahlen angezeigte Messwert zu der Annahme, dass dieser Wert bis auf die letzte Stelle genau ist. Die Messunsicherheit von Digitalmultimetern wird durch die verwendete Schaltung bestimmt. Sie beträgt z.B. 0.1% ± 1 Einheit der letzten Stelle. 0.3.6 Elektronenstrahl-Oszilloskop Abbildung 0.8: Blockschaltbild: Oszilloskop Das Elektronenstrahl-Oszilloskop, im folgenden kurz Oszilloskop genannt, dient in der Elektrotechnik dazu, schnelle veränderliche, periodische oder nichtperiodische Spannungen sichtbar zu machen. Der Elektronenstrahl folgt jeder Änderung einer Spannung nahezu trägheitslos, so dass viele Vorgänge untersucht werden können, die infolge der Trägheit anderer Messgeräte sonst nicht messbar wären. Da viele physikalische Größen in elektrische übersetzt werden können, erstreckt sich das Anwendungsgebiet des Oszilloskops auf sehr viele Bereiche in Forschung und Technik. Im folgenden sollen kurz die wichtigsten Bauteile eines Oszilloskops, wie sie in Bild 0.8 aufgezeichnet sind, besprochen werden. Der Aufbau einer Elektronenstrahlröhre, Bild 0.9, gleicht im Prinzip demjenigen einer Elektronenröhre: Die durch Glühemission aus der Kathode austretenden Elektronen werden in einem evakuierten Glaskolben unter dem Einfluss des elektrischen Feldes zwischen positiver 12 0.3 Messgeräte 1 2 3 4 5 Abbildung 0.9: Aufbau einer Elektronenstrahlröhre Strahlerzeugungssystem AI,A2 zylindrische Anoden Ablenkteil GI Wehneltzylinder Leuchtschirm G2,G3 zylindrische Fokussierungs-Elektroden Elektronenstrahl K Kathode Leuchtfleck XX,YY Ablenksysteme Anode und negativer Kathode zur Anode hin beschleunigt. Durch sogenannte Linsenanoden wird der Elektronenstrahl fokussiert. Die Spannung am Wehneltzylinder steuert die Intensität des Strahles. Die Anode besitzt eine Öffnung, die es dem Strahl ermöglicht, zwischen den Y-und X-Platten hindurch bis zum Fluoreszensbelag zu gelangen. Die Energie des Elektronenstrahles wird an der Aufprallstelle von der fluoreszierenden Schicht in Lichtenergie umgewandelt, d.h. an der Aufprallstelle entsteht ein leuchtender Punkt. Wird an die Y-oder X-Platten eine Spannung angelegt, so wird der Elektronenstrahl aus seiner ursprünglichen Richtung abgelenkt. Da die Ablenkempfindlichkeit für den Elektronenstrahl in der Größenordnung von 0,5 mm/V liegt, die Bildschirmausdehnungen jedoch etwa 10 cm betragen, müssen die Ablenkspannungen in der Größenordnung von 200 V liegen. Die zu messenden Spannungen sind aber oft wesentlich kleiner. Aus diesem Grund müssen Spannungsverstärker vorgeschaltet werden (Y-und X-Verstärker in Bild 0.8), deren Verstärkung möglichst unabhängig von der Frequenz der Messspannung ist. Legt man eine zeitlich veränderliche Spannung uy (t) an die Y-Platten und eine der Zeit proportionale Spannung ux (t) an die X-Platten, so ist es möglich, den zeitlichen Verlauf von uy (t) auf dem Bildschirm der Elektronenstrahlröhre darzustellen. Der Elektronenstrahl soll hierbei mit konstanter Geschwindigkeit von der linken bis zur rechten Seite des Bildschirms laufen. Bei der Darstellung periodischer Spannungen soll er anschließend schnell zurückspringen und dann den Ablenkvorgang wiederholen, u.s.f. Dazu ist eine sogenannte Sägespannung notwendig, wie sie in Bild 0.10 dargestellt ist. Natürlich muss tR tD sein. Da schnell und langsam veränderliche Spannungen aufgezeichnet werden sollen, muss auch die Darstellungszeit tD in veränderlich sein. Bei modernen Oszilloskopen liegt die Zeit für tD in der Größenordnung 1 s bis 1 µs. Ist bei der Darstellung der eben schon erwähnten periodischen Spannungen die Frequenz der abzubildenden Spannung ein ganzzahliges Vielfaches der Frequenz der Sägezahnspannung, 13 0 Einführung in das Praktikum so erhält man theoretisch ein stehendes Bild. Die Frequenz der Sägezahnspannung und die Frequenz der abzubildenden Spannung sind jedoch nie völlig konstant. Das hat zur Folge, dass das Bild auf dem Bildschirm zu wandern beginnt. Man startet deshalb die Sägezahnspannung durch einen Triggerimpuls, der von der Messspannung abgeleitet wird. Derjenige Wert, bei dem der Sägezahngenerator losläuft, ist einstellbar. Oft ist es erwünscht, zwei oder mehrere zeitabhängige Spannungen gleichzeitig zu betrachten. Das ist mit getrennten Y-Verstärkern und einer Röhre mit mehreren Elektronenstrahlsystemen möglich. Eine zweite Möglichkeit ist die Anwendung elektronischer Schalter, die schnell zwischen zwei oder mehreren Signalen umschalten und die gleichzeitige Darstellung mehrerer Signale mit nur einem Elektronenstrahlsystem erlauben. Abbildung 0.10: Sägezahnspannung: 14 tD Darstellungszeit tR Rücklaufzeit 0.4 Beschriftungen auf Messgeräten 0.4 Beschriftungen auf Messgeräten Drehspulmesswerk mit Dauermagnet, allgemein Drehspulgerät mit eingebautem Gleichrichter Dreheisenmesswerk Elektrodynamisches Messwerk, eisenlos Elektrodynamisches Messwerk, eisengeschlossen Induktionsmesswerk Hitzedrahtmesswerk Bimetallmesswerk Elektrostatisches Messwerk Thermoumformer, allgemein Isolierter Thermoumformer Magnetische Schirmung Elektrostatische Schirmung Astatische Schirmung Gleichstrom Wechselstrom Gleich- und Wechselstrom Senkrechte Gebrauchslage Waagerechte Gebrauchslage Schräge Gebrauchslage Zeigernullstellung Prüfspannungszeichen (500V ) Prüfspannung höher als 500V , z.b. 2kV 15 0 Einführung in das Praktikum 0.5 Farbkennzeichnung von Widerständen Die Farbkennzeichnung des Widerstandswerts und der Toleranz erfolgt entweder durch Farbringe oder durch Farbpunkte. Farbpunkte können bei Kleinstwiderständen auch zweizeilig aufgebracht sein. Die Farbzeichen haben folgende Bedeutung: 1. 2. 3. 4. Ring: Ring: Ring: Ring: 1. Ziffer des Widerstandswerts 2. Ziffer des Widerstandswerts Multiplikator (Zehnerpotenz) Widerstandstoleranz Bei den Widerstandsreihen E 96 und E 192 kommt ein weiterer Ring hinzu (3. Ring: 3. Ziffer, 4. Ring: Multiplikator, 5. Ring: Toleranz). Kennfarbe farblos silber gold schwarz braun rot orange gelb grün blau violett grau weiß 1. Ring 1. Ziffer — — — (0) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 2. Ring 2. Ziffer — — — 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 3. Ring 4. Ring Multiplikator Toleranz — ±20% 10−2 Ω ±10% −1 10 Ω ±5% 100 Ω — 1 10 Ω ±1% 2 10 Ω ±2% 103 Ω — 4 10 Ω — 5 10 Ω ±0, 5% 106 Ω — 7 10 Ω — 108 Ω — 9 10 Ω — 0.6 Einführung in die ELVIS-Boards Ein Teil der Versuche (V1, V2 und V7) wird auf dem ELVIS Experimentier-System von National Instruments durchgeführt. Es besteht aus einem Steckbrett, in das die Bauteile einer Schaltung direkt eingesteckt werden können, sowie aus einer Sammlung von Messgeräten und Quellen zur Analyse und Versorgung der aufgebauten Schaltung. Die Messgeräten und Quellen können von einem Computer aus angesteuert werden. 16 0.6 Einführung in die ELVIS-Boards 0.6.1 Steckbrett Auf dem Steckbrett auf der Oberseite des ELVIS-Systems wird die zu untersuchende Schaltung durch einfaches Einstecken der Bauteile aufgebaut. Wie in Bild 0.11 skizziert sind immer fünf „Löcher“ waagerecht elektrisch miteinander verbunden. In den senkrecht verlaufenden Stromschienen sind alle „Löcher“ in einer Linie verbunden. Die Stromschienen sind weder untereinander, noch mit den steuerbaren Messgeräten oder Quellen verbunden. Abbildung 0.11: Anordnung und Verbindung der Steckfedern An den Seiten des Steckbrettes sind spezielle Anschlussblöcke vorhanden, die ähnlich den Steckkontakten aufgebaut sind. Die vier waagerecht verbundenen „Löcher“ stellen hier jedoch die Anschlüsse zu den integrierten Messgeräten und Quellen dar (Punkte 1, 2, 5 und 6 im Bild 0.12). 0.6.2 Computersteuerung Um das ELVIS-System vom Computer aus bedienen zu können, sind folgende Schritte notwendig: • Netzschalter auf der Rüchseite des ELVIS-Systems einschalten • Stromversorgung für das Steckbrett einschalten (Punkt 2 im Bild 0.13) • Kommunikation auf „normal“ stellen (Punkt 3 im Bild 0.13) • Alle „Manual“-Schalter auf Remote-Betrieb (nach unten) (Punkte 4 und 5 im Bild 0.13) • Computer und Monitor einschalten • Nach dem Start der ELVIS-Software sollte sich das Hauptfenster (Bild 0.14) öffnen Nun können die Steueroberflächen der benötigten Messgeräte und Quellen durch Klicken der entsprechenden Knöpfe gestartet werden. Für jedes Gerät öffnet sich ein eigenes Fenster. 17 0 Einführung in das Praktikum 1 2 3 4 5 Block: Analog In, Oszilloskop Block: Digital InOut LED Reihe D-SUB Steckverbinder Block: Zähler, DC-Quelle Benutzerdefinierbarer InOut 6 Block: DMM, Analog Out, Funktionsgenerator, Bananen-, BNC-Kontakte, feste und variable DC-Quelle 7 Power LEDs 8 BNC Steckverbinder 9 Bananen Steckverbinder Abbildung 0.12: Übersicht: ELVIS-Steckbrett 18 0.6 Einführung in die ELVIS-Boards 1 2 3 4 System Power-LED Steckbrett Hauptschalter Schnittstellenkommumikation Variable Spannungsquelle 5 Funktionsgenerator 6 DMM Steckverbinder 7 Oszilloskop Steckverbinder Abbildung 0.13: Übersicht: Bedienteil (Vorderseite des ELVIS-Systems) Abbildung 0.14: Bedienoberfläche: Hauptfenster 19 0 Einführung in das Praktikum Digitalmultimeter (DMM) Die Anschlüsse des Digitalmultimeters (3-WIRE, CURRENT HI, CURRENT LO, VOLTAGE HI, VOLTAGE LO) liegen im Anschlussblock links unten (Punkt 6 im Bild 0.12). Für Spannungsmessungen werden die Anschlüsse VOLTAGE HI und VOLTAGE LO verwendet, für Stromund Widerstandsmessungen die Anschlüsse CURRENT HI und CURRENT LO. Die Betriebsart, sowie die Empfindlichkeit werden in der Bedienoberfläche (Bild 0.15) ausgewählt. Für kontinuierliche Messung muss „Run“ aktiviert sein, Einzelmessungen können mit „Single“ aufgenommen werden. Mit „Null“ kann der aktuelle Messwert als neuer Nullpunkt übernommen werden. Abbildung 0.15: Bedienoberfläche: Digitalmultimeter (DMM) Oszilloskop Die Anschlüsse des Oszilloskopes (CH A+, CH A–, CH B+, CH B–, TRIGGER) liegen im Anschlussblock links oben (Punkt 1 im Bild 0.12). Abweichend können in der Bedienoberfläche (Bild 0.16) auch andere Signalquellen eingestellt werden, was hier allerdings nicht nötig ist. Die beiden Kanäle können separat über „ON“ eingeschaltet werden, ihre Vertikalpositionen und die Empfindlichkeiten eigestellt, sowie zwischen AC- und DC-Kopplung ausgewählt werden. Die Einstellung der Zeitbasis und Triggereigenschaften finden sich unterhalb der Kanaleinstellungen. Auch das Oszilloskop kann kontinuierlich messen („Run“) oder eine Einzelmessung („Single“) aufnehmen. Zur Messung von Spannungsdifferenzen, Zeiten oder Frquenzen sollten die Cursor verwendet werden, um Ablesefehler zu vermeiden. Die Cursor werden durch den Knopf „OFF“ dessen Beschriftung dann auf „ON“ wechselt aktiviert, und können einfach mit den Maus auf den Graphen verschoben werden. Funktionsgenerator Das Ausgangssignal der Funktionsgenerators (FUNC_OUT) steht im Anschlussblock links unten (Punkt 6 im Bild 0.12) gegen GROUND zur Verfügung. In der Bedienoberfläche (Bild 0.17) wird der Generator über „ON“ aktiviert. Frequienz (Grob- und Feineinstellung), sowie Wellenform, Amplitude und DC-Offset können einfach in der Bedienoberfläche eingestellt werden. Wird unter „Tuning Mode“ die Einstellung „Ultra Fine“ gewählt, so dauert das Einstellen der Frequenz länger, ist aber präziser. Zur Sicherheit kann die eingestellte Frequenz mit dem Oszilloskop und der Cursorfunktion überprüft werden. 20 0.6 Einführung in die ELVIS-Boards Abbildung 0.16: Bedienoberfläche: Oszilloskop Abbildung 0.17: Bedienoberfläche: Funktionsgenerator 21 0 Einführung in das Praktikum Variable Spannungsversorgung Die Anschlüsse der Variable Spannungsversorgung (SUPPLY +, GROUND, SUPPLY –) befinden sich im Anschlussblock links unten (Punkt 6 im Bild 0.12). Die Spannung (0 . . . 12 V) für SUPPLY + und (−12 . . . 0 V) für SUPPLY -, jeweils gegen GROUND, kann in der Bedienoberfläche (Bild 0.18) mittels Drehknopf oder Zahleneingabe eingestellt werden. Auch hier empfiehlt sich eine Überprüfung, jedoch mit dem Digitalmultimeter. Abbildung 0.18: Bedienoberfläche: Variable Spannungsversorgung Bode-Analyzer Der Bode-Analyzer verwendet den Funktionsgenerator (FUNC_OUT, GROUND) im Anschlussblock links unten (Punkt 6 im Bild 0.12) sowie die Analogeingänge ACH0+, ACH0–, ACH1+, ACH1– im Anschlussblock links oben (Punkt 1 im Bild 0.12). Der Analyzer nimmt die Betrag und Phase der Übertragungsfunktion einer Schaltung auf. Hierzu wird der Ausgang des Funktionsgenerators (FUNC_OUT) mit ACH1+ und dem Eingang der zu untersuchenden Schaltung verbunden. Der Ausgang der Schaltung wird an ACH0+ geführt. Masseseitig werden ACH0–, ACH1– und GROUND verbunden. In der Bedienoberfläche (Bild 0.19) werden neben dem Frequenzbereich (Start, Stop, Schrittweite) auch die Amplitude des Eingangssignals eingestellt. Die Messung wird über den Knopf „Run“ gestartet. Zur Auswertung stehen ebenfalls Cursor zur Verfügung. Auch für die Versuche, die an den ELVIS-Systemen stattfinden gilt: • Zum Umstecken von Leitungen / Bauelementen müssen alle Spannungen heruntergeregelt werden ! • Vor dem Einschalten / Hochregeln der Spannung muss der Aufbau vom Betreuer abgenommen werden ! 22 0.6 Einführung in die ELVIS-Boards Abbildung 0.19: Bedienoberfläche: Bode-Analyzer 23 1 Widerstandsmessung Inhaltsangabe 1.1 1.2 1.3 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.1.1 Systematische Messabweichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 1.1.2 Zufällige Messabweichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Statistische Berechnungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Begriffserklärung von Fehlerarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Widerstandsbestimmung durch Strom- und Spannungs-Messung 27 1.2.1 Messschaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 1.2.2 Messung temperaturabhängiger Widerstände . . . . . . . . . . . . 28 Widerstandsbestimmung mit Brückenschaltung . . . . . . . . . 29 1.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 1.3.2 Wheatstone’sche Brücke mit Nullabgleich . . . . . . . . . . . . . . 29 1.3.3 Nichtabgeglichene Wheatstone’sche Brücke (Ausschlagverfahren) . 30 1.4 Messbereichserweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 1.5 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 1.5.1 Widerstandsbestimmung durch Strom- und Spannungs-Messung . 31 1.5.2 Bestimmung der Temperaturabhängigkeit eines NTC-Widerstandes 31 1.5.3 Demonstrationsversuch: Fehlerquelle beim NTC-Widerstand . . . . 31 1.5.4 Brücke mit Nullabgleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 1.5.5 Kalibrierung einer Ausschlagbrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 1.5.6 Kennlinie des PTC- und NTC-Widerstands . . . . . . . . . . . . . 33 1.6 Protokolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1.7 Kurzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 1.1 Einführung Das Haupteinsatzgebiet der Widerstandsmessung ist die Auswertung magnetoresistiver Sensoren, also Sensoren deren Widerstand sich mit der zu messenden Größe ändert. Weiterhin findet sie zum Beispiel auch in der Überprüfung der Toleranzen von Widerständen bei der 25 1 Widerstandsmessung Fertigung Anwendung. In beiden bedient man sich der Messtechnik und statistischer Berechnungsverfahren. Bei der Widerstandsmessung entstehen bei den verschiedenen Messmethoden Messabweichungen. Man unterscheidet zwischen systematischen und zufälligen Messabweichungen. 1.1.1 Systematische Messabweichungen Systematische Messabweichungen werden durch Unzulänglichkeiten der Messverfahren, der Messgeräte, Vergleichsnormale sowie durch erfassbare Umwelteinflüsse verursacht. Diese Messabweichungen können durch schaltungstechnische oder rechnerische Korrekturen (Kalibrierung) eleminiert werden. Beispiel einer derartigen Abweichungen wäre das (aus Datenblatt bzw. Handbuch) bekannte Temperaturverhalten eines Normalwiderstands. 1.1.2 Zufällige Messabweichungen Zufällige Messabweichungen treten vor allem durch Rauschen, aber auch durch unkontrollierte Änderungen an Messgeräten und Teilen des Messkreises, durch nicht erfassbare Umwelteinflüsse, vereinzelt durch Änderung der Beobachtungsart des Ablesens u.s.w. auf. Statistische Berechnungsverfahren Zufällige Messabweichungen machen ein Messergebnis unsicher. Sie lassen sich jedoch durch eine große Zahl von Messungen und durch Anwendung von statistischen Berechnungsverfahren für die meisten technischen Anwendungen hinreichend reduzieren. Eine zufällige Größe kann unter anderem durch Mittelwert und Standardabweichung charakterisiert werden. Das arithmetische Mittel (Mittelwert) ergibt sich bei n-Messungen mit den Ergebnissen xl , x2 . . . xn zu: n 1X xi . x̄ = x i=1 Die Standardabweichung beschreibt die statistische Schwankung der Einzelwerte um x̄: v u n u 1 X s=t (xi − x̄)2 . n − 1 i=1 Das Messergebnis besteht aus dem Erwartungswert (=Mittelwert x̄) und der Messunsicherheit. Die Unsicherheit gibt an, wie stark bei Wiederholungen der Messungen der Durchschnitt (arithmetisches Mittel) im Mittel vom Gesamtdurchschnitt abweicht und ergibt sich aus der Standardabweichung: t·s u= √ . n 26 1.2 Widerstandsbestimmung durch Strom- und Spannungs-Messung mit t : Faktor der gewählten statistischen Sicherheit (im Normalfall t = 1). Die Angabe statistisch gefundener Messergebnisse erfolgt in der Form x̄ ± u. Begriffserklärung von Fehlerarten Absoluter Fehler F = A − W Relativer Fehler Frel = F X A W X angezeigter oder gemessener Wert, wahrer Wert Bezugswert, z. B. bei analog anzeigenden Messgeräten Skalenendwert E. Der prozentuale Fehler ist das Hundertfache des relativen Fehlers. 1.2 Widerstandsbestimmung durch Stromund Spannungs-Messung 1.2.1 Messschaltungen Die Bestimmung eines ohmschen Widerstandes durch Messung von Strom und Spannung kann durch zwei unterschiedliche Schaltungen realisiert werden: a) Schaltung mit „richtiger“ Strom-, aber „falscher“ Spannungsmessung (Bild 1.1) Rx = U − Ri0 I (1.1) U U für Ri0 (1.2) I I Ri0 - Innenwiderstand des Strommessers Rx ≈ Abbildung 1.1: Stromrichtige Messung b) Schaltung mit „richtiger“ Spannungs-, aber „falscher“ Strommessung (Bild 1.2) Rx Ru0 U = 0 Rx + Ru I (Rx parallel Ru0 ). Aus Gleichung 1.2 ersieht man, dass der ideale Strommesser einen Innenwiderstand Ri0 = 0 Ω besitzt, während nach Gleichung 1.4 ein idealer Spannungsmesser einen unendlich hohen Innenwiderstand haben müsste. Unter den jedoch praktisch vorliegenden Verhältnissen können die auftretenden systematischen Fehler nur mittels der Gleichungen 1.1 und 1.3 eleminiert werden. Hierzu müssen die Innenwiderstände der verwendeten Messgeräte bekannt sein. 27 1 Widerstandsmessung Rx = 1 U U I 1 − IR 0 (1.3) u U U für Ri0 (1.4) I I Ri0 - Innenwiderstand des Spannungsmessers Rx ≈ Abbildung 1.2: Spannungsrichtige Messung 1.2.2 Messung temperaturabhängiger Widerstände In vielen Fällen lässt sich das Temperaturverhalten von Widerständen im niedrigen Temperaturbereich durch R = R20 [1 + α20 (ϑ − 20 ◦ C)] (1.5) hinreichend genau beschreiben (Bild 1.3). Hierbei ist ϑ die Temperatur in ◦ C (für die Temperaturangabe in K wird das Formelzeichen T verwendet.), α20 ist der Temperaturkoeffizient des den Widerstand bildenden Materials bei 20 ◦ C. Je nach Leitungsmechanismus des Materials ist α20 positiv oder negativ. Man unterscheidet daher: PTC-Widerstände (positive temperatur coefficient) = Kaltleiter NTC-Widerstände (negative temperatur coefficient) = Heißleiter. Abbildung 1.3: Lineare Näherung der Temperaturabhängigkeit. Metallische Leiter sind PTC-Widerstände, Halbleiter sind NTC-Widerstände. Temperaturabhängige Widerstände werden vielfältig eingesetzt, z.B. zum Begrenzen von Einschaltstromspitzen (NTC) oder als Messwertgeber für Temperaturmessungen. Für die Verwendung von temperaturabhängigen Widerständen ist die Kenntnis der Größe und Konstanz des Temperaturkoeffizienten wichtig. Bild 1.8 zeigt in der Kennlinie die Temperaturabhängigkeit des im Praktikum eingesetzten Messfühlers (Pt100-Widerstand). 28 1.3 Widerstandsbestimmung mit Brückenschaltung Normale Schaltungswiderstände bestehen aus Materialien, die praktisch keine Temperaturabhängigkeit des Widerstandes aufweisen. 1.3 Widerstandsbestimmung mit Brückenschaltung 1.3.1 Allgemeines Mit dem Brückenverfahren lassen sich Widerstände mit nur einer Messung bestimmen. Bild 1.4 zeigt den Aufbau einer Wheatstone’schen Brücke. Der Querstrom IQ kann mittels der Netzwerktheorie nach dem Prinzip der Ersatzspannungsquelle berechnet werden. IQ = U R2 R3 − R4 Rx (Rx + R2 )(R3 + R4 )RG + Rx R2 (R3 + R4 ) + R3 R4 (Rx + R2 ) UQ = IQ RU DMM Rx (1.6) (1.7) Spannungsmessgerät mit Innenwiderstand RU unbekannter Widerstand Abbildung 1.4: Wheatstone’sche Brücke 1.3.2 Wheatstone’sche Brücke mit Nullabgleich Die Abgleichbedingung der Brücke (Bild 1.4) lautet, wenn der Querstrom IQ und damit auch UQ zu Null gemacht wird, R2 R3 Rx = . R4 Einer der Widerstände R2 , R3 oder R4 muss für den Abgleich eingestellt werden können. Zweckmäßig für den Aufbau einer Brücke ist ein konstantes Verhältnis von R2 /R4 und ein Potentiometer für R3 . Der Innenwiderstand des Spannungsmessgerätes geht nicht in die Messung ein. Forderung an das Spannungsmessgerät sind Empfindlichkeit und Nullpunktkonstanz. 29 1 Widerstandsmessung 1.3.3 Nichtabgeglichene Wheatstone’sche Brücke (Ausschlagverfahren) Die Ausschlagbrücke wird auf einen Sollwiderstand abgeglichen. Eine anschließende Änderung des Sollwiderstands um ∆R ruft eine Brückenspannung ∆UQ hervor. Die Skala des Anzeigeinstruments kann direkt in % oder Ohm kalibriert sein oder der Widerstandswert wird anhand des Ausschlagswerts aus einem Diagramm abgelesen. Ausschlagsbrücken werden z.B. zur Toleranzkontrolle in der Widerstandsfertigung oder zur Temperaturmessung mit einem NTC- oder PTC-Widerstand eingesetzt. 1.4 Messbereichserweiterung Zur Messung höherer Spannungen und Ströme werden die Messbereiche durch Widerstände erweitert (Erweiterungsfaktor n). Zur Messung höherer Spannungen wird ein Widerstand Rv in Reihe zum Messinstrument mit dem Innenwiderstand Rm nach Bild 1.5 geschaltet. Die Messbereichserweiterung eines Strommessers erfolgt nach Bild 1.6 mit einem Nebenwiderstand (Shuntwiderstand), wobei Rm wieder der Innenwiderstand des Strommessers ist. U = Uv + Um = nUm U Rm Um = =U (Spannungsteiler) n Rv + Rm Rv + Rm = nRm → Rv = (n − 1)Rm Gesamtwiderstand R = Rv +Rm = nRm Abbildung 1.5: Messbereichserweiterung eines Spannungsmessers I = Im + In = nIm I Rn Im = = I (Stromteiler) n Rn + Rm Rn + Rm = nRn → Rn = Gesamtwiderstand R= Rm n−1 Rm Rn 1 = Rm Rm + Rn n Abbildung 1.6: Messbereichserweiterung eines Strommessers 30 1.5 Versuchsdurchführung 1.5 Versuchsdurchführung 1.5.1 Widerstandsbestimmung durch Strom- und Spannungs-Messung Mit den Schaltungen nach Bild 1.1 und 1.2 sind jeweils ein kleiner (R1 ) und ein großer Widerstand (R2 ) bei vier verschiedenen Spannungen zu messen. Bestimmen Sie hierzu zunächst die Widerstandswerte aus den aufgedruckten Farbcodes. Wie groß ist die Toleranz? Nach der Messung von Spannung und Strom und der Berechnung des arithmetischen Mittelwertes Rm ist unter der Annahme, dass der aufgedruckte Widerstandswert der „wahre Wert“ ist, der Innenwiderstand (RI0 bzw. RU0 ) des Strom- bzw. Spannungsmessgerätes zu berechnen und der relative Fehler f des ermittelten Mittelwertes gegenüber dem aufgedruckten Wert anzugeben. 1.5.2 Bestimmung der Temperaturabhängigkeit eines NTC-Widerstandes Der Widerstand eines Heißleiters (NTC) ist bei verschiedenen Temperaturen zu messen. Die Temperatur wird aus dem Widerstandswert eines Pt100-Widerstands nach der Kalibrierkurve im Bild 1.8 bestimmt. Beide Widerstände befinden sich in einem Kupferblock, der von einem Heizwiderstand erwärmt wird (Bild 1.7). Die den vorgegebenen Temperaturen entsprechenden Pt100-Widerstandswerte sollten vor der Durchführung des Versuchs aus der Kalibrierkurve in die Tabelle im Protokoll übertragen werden. Die Messung des NTC-Widerstandes erfolgt mit dem internen Digitalmultimeter des ELVIS-Systems, der Widerstandswert des Pt100-Sensors wird mit einem externen Digitalmultimeter bestimmt. Die Widerstandswerte des NTC-Widerstandes sollen zunächst beim vorsichtigen Aufheizen ↑ ↓ des Kupferblocks (RNTC ) und danach beim Abkühlen des Kupferblocks (RNTC ) aufgenommen werden. Anschließend ist die R(T )-Kennlinie des untersuchten NTC-Winderstandes zu zeichnen. Unter der Annahme R20 = . . . . . . Ω1 ist der Temperaturkoeffizient α20 zu berechnen und die Gültigkeit von Gleichung 1.5 zu diskutieren. 1.5.3 Demonstrationsversuch: Fehlerquelle beim NTC-Widerstand Ein NTC-Widerstand soll nach Bild 1.2 an verschiedene Spannungen angelegt und gemessen werden. Der beobachtete Effekt ist zu erklären. (Zur Ermittlung der Temperatur des 2,2 kΩNTC-Widerstands siehe Bild 1.9. 1 Zahlenwert für R20 wird während des Versuchs angegeben 31 1 Widerstandsmessung 1.5.4 Brücke mit Nullabgleich Nach Bild 1.4 ist eine Brücke mit R2 = R4 = 1 kΩ, R3 = 1000 Ω Potentiometer und einer Versorgungsspannung U = 10 V aufzubauen. Mit diesem Aufbau sind drei unbekannte Widerstände (Rx1 , Rx2 und Rx3 ) zu bestimmen. 1.5.5 Kalibrierung einer Ausschlagbrücke In der Brücke nach Bild 1.4 wird für Rx ein weiteres 1000 Ω Potentiometer eingebaut. Dieses wird auf 560 Ω eingestellt. Die Brücke wird mit R3 abgeglichen. Danach wird das Potentiometer Rx um jeweils 5 Ω verstellt und die dazugehörige Brückenspannung ∆Ug aufgenommen. In einem Diagramm ist ∆Ug in Abhängigkeit von ∆Rx aufzutragen. RH RM Rϑ Heizwiderstand Messaufnahmer unbekannter Widerstand Abbildung 1.7: Messaufbau für NTC-Widerstand (im Kupferblock) 32 1.5 Versuchsdurchführung 1.5.6 Kennlinie des PTC- und NTC-Widerstands Abbildung 1.8: Temperaturabhängigkeit eines Pt100-Widerstands Abbildung 1.9: Temperaturabhängigkeit eines 2,2 kΩ-NTC-Widerstands 33 1 Widerstandsmessung 1.6 Protokolle Stromrichtige Messung (Kleiner Widerstandswert (Ω)) U/V Umess /V I/mA R1,m /Ω 0,4 0,6 R1 = (aus dem Farbcode) R1,m = (aus den Messungen) RI0 = 0,8 f= 1,0 Stromrichtige Messung (Großer Widerstandswert (MΩ)) U/V Umess /V I/µA R2,m /MΩ 6,0 8,0 R2 = (aus dem Farbcode) R2,m = (aus den Messungen) RI0 = 10,0 f= 12,0 Spannungsrichtige Messung (Kleiner Widerstandswert (Ω)) U/V Umess /V I/mA R1,m /Ω 0,4 0,6 R1 = (aus dem Farbcode) R1,m = (aus den Messungen) RU0 = 0,8 f= 1,0 Spannungsrichtige Messung (Großer Widerstandswert (MΩ)) U/V 6,0 8,0 10,0 12,0 Umess /V I/µA R2,m /MΩ R2 = (aus dem Farbcode) R2,m = (aus den Messungen) RU0 = f= Welche Messschaltung ist also für welche Art von Widerstand geeigneter? 34 1.6 Protokolle NTC-Widerstand ϑ/◦ C 25 30 35 40 50 60 70 80 100 120 RPt100 /Ω ↑ RNTC /kΩ ↓ RNTC /kΩ NTC-Widerstand R(T)-Kennlinie 35 1 Widerstandsmessung Brücke mit Nullabgleich Rx1 Rx2 Rx3 aus dem Farbcode aus der Messung Kalibrierung der Ausschlagbrücke ∆R/Ω +5 +10 +15 +20 +25 +30 +35 +40 +45 +50 -5 -10 -15 -20 -25 -30 -35 -40 -45 -50 ∆UQ /V ∆R/Ω ∆UQ /V 36 1.7 Kurzfragen 1.7 Kurzfragen 1. Skizzieren Sie ein Drehspulmesswerk mit Außenmagnet! Zeigen Sie, dass der Zeigerausschlag proportional zum Messstrom ist! 2. Wie lässt sich der Messbereich eines Spannungsmessers erweitern? 3. Zeichnen Sie die Messbereichserweiterung eines Strommessgerätes! Leiten Sie die Formel Rn = f (n, Rm ) her! 4. Welche Möglichkeiten der Widerstandsmessung gibt es? 5. Zeigen Sie an einem Beispiel, wie sich ein systematischer Fehler rechnerisch korrigieren lässt! 6. Leiten Sie die Formel 1.6 her! (Prinzip der Ersatzspannungsquelle benutzen!) 7. Welches Ergebnis erwarten Sie beim Demonstrationsversuch? 8. Nennen Sie drei Anwendungsmöglichkeiten für Brückenschaltungen! 37 2 Elektrisches Feld Inhaltsangabe 2.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2.2 Elektrostatisches Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.2.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.2.2 Kondensator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.3 Stationäres elektrisches Strömungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . 41 2.4 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 2.5 2.4.1 Strömungsfeld (Demoversuch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 2.4.2 Reihen- und Parallelschaltung von Kondensatoren . . . . . . . . . 42 2.4.3 Entladekurve von Kondensatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Kurzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.1 Einführung Beim Entwurf elektrischer Geräte und Anlagen, insbesondere in der Hochspannungstechnik ist es wichtig, die Feldstärkeverteilung zwischen spannungsführenden Teilen zu kennen, um einerseits eine optimale Elektrodenform zu finden und andererseits die elektrische Festigkeit der elektrischen Isolierstoffe bestmöglich zu nutzen. Die interessierenden Felder werden oft experimentell bestimmt, da die mathematische Ermittlung nur in einfacher Geometrie analytisch möglich ist. Bei der experimentellen Aufnahme eines Feldbildes werden die Feldgrößen nicht selbst, sondern nur ihre Wirkung gemessen. Zur Ermittlung elektrostatischer Felder bedient man sich der Analogie zwischen elektrostatischem Feld und stationärem elektrischen Strömungsfeld. Gemessen werden die Äquipotentiallinien im Strömungsfeld. Aufgrund der Analogie kann das Ergebnis in ein elektrostatisches Feld übertragen werden. Da elektrische Feldlinien und Äquipotentiallinien sich immer senkrecht schneiden, können die Feldlinien mittels der gemessenen Äquipotentiallinien konstruiert werden. Bei der Verwendung von Kondensatoren als Bauelemente in Schaltungen hingegen spielt die Kenntnis der Feldverteiung im Inneren nur eine stark untergeordnete Rolle. Hier sind die von außen zugänglichen Größen von Interesse. Zu ihnen zählen Spannung und Ladung, sowie die Kapazität, die das Bauelement charakteriesiert. 39 2 Elektrisches Feld 2.2 Elektrostatisches Feld 2.2.1 Grundlagen Ruhende Ladungsträger erzeugen ein elektrostatisches Feld. Die Feldlinien verlaufen in Richtung abnehmenden Potentials entlang des Weges, den eine positive Landung nehmen würde. Das elektrostatische Feld ist ein Quellenfeld, das heißt, elektrische Ladungen erzeugen dieses ~ über eine, die Ladung vollständig umschließende Feld. Wenn man die elektrische Feldstärke E Hüllfläche A integriert, erhält man die eingeschlossene Ladung Q: ‹ ~ dA ~ Q=ε E Hüllfläche Die elektrische Flussdichte D ([D] = As ) m2 ist über die Dielektrizitätskonstante ε ε = ε0 εr (ε0 : Feldkonstante und εr : Dielektrizitätszahl) mit der elektrischen Feldstärke E ([E] = V ) m verknüpft ~ = εE ~ D Das Linienintegral der elektrischen Feldstärke entlang eines beließig geformten Weges zwischen zwei Punkten a und b ergibt die Potentialdifferenz, also die elektrische Spannung Uab : ˆb ~ d~s E Uab = a Fallen a und b des Integrationsweges zusammen, so wird ˛ ~s = 0 E~ und die elektrische Spannung ist Null. 2.2.2 Kondensator Das Ladungsvermögen je Volt angelegter Spannung einer beliebigen Elektrodenanordnung wird als Kapazität C bezeichnet Q C= U Die Kapazität eines Kondensators ergibt sich aus den geometrischen Abmessungen und den elektrischen Eigenschaften des Isoliermaterials zwischen den Elektroden. Für eine Anordnung mit parallelen Platten (Plattenkondensator) ist die Kapazität: C= 40 ε0 εr A d 2.3 Stationäres elektrisches Strömungsfeld mit A als Plattenfläche und d als Elektrodenabstand. Ein Kondensator besteht im einfachsten Fall aus zwei einander gegenüberstehenden voneinander isolierten Metallplatten. Bei industriell gefertigten Kondensatoren sind aufgewickelte Metallfolien üblich, die durch feste Isolierschichten (Papier-, Kunstoff-, MP-(Metallpapier-), Keramik-Kondensatoren) sowie durch mit elektrolytisch leitenden Flüssigkeiten getränktes saugfähiges Papier (AluminiumElektrolyt-Kondensatoren mit großen Kapazitätswerten) getrennt sind. Bei Elektrolytkondensatoren bilden sich auf der positiven Metallfolie bei Anlegen einer Gleichspannung sehr dünne Aluminiumoxidschichten(Al2 O3 ) aus, die sich durch hohe Durchschlagsfestigkeit und große Dielektrizitätskonstante εr ≈ 8, 5 auszeichnen. Die Isolierschicht wird hier nicht durch das Papier gebildet, sondern durch die Oxidschicht. Dieser Kondensatortyp ist nur für Gleichspannungen geeignet. Elektrolytkondensatoren dürfen nicht mit vertauschter Polarität betrieben werden (Explosionsgefahr!). Bei Zusammenschaltung von mehreren Kondensatoren ist bei einer Parallelschaltung die Gesamtkapazität Cges = C1 + C2 + . . . + Cn bei einer Reihenschaltung der Kehrwert der Gesamtkapazität 1 1 1 1 = + + ... + . Cges C1 C2 Cn 2.3 Stationäres elektrisches Strömungsfeld Das stationäre elektrische Strömungsfeld ist ein Raum mit stationärer (zeitlich konstanter) ~ die einzelnen Raumelektrischer Strömung (Ladungstransport), d.h. Flächenelemente dA, punkten zugeordnet sind, werden von einer jeweils nach Betrag und Richtung zeitlich kon~ durchflossen. Die Ladungsbewegung in Leitern setzt bewegliche Lastanten Stromdichte S dungen und Feldkräfte voraus. Das Feld kann durch Punkt-, Flächenladungen oder Gleichspannungsquellen erzeugt werden. Der Gesamtstrom I, der durch eine Fläche A hindurchtritt, ist ¨ ~ dA ~ I= S ~ ([S] = mit S A ) m2 als Stromdichte. ~⊥S ~ Bei inhomogener Strömung gilt unter der Annahme A ~ = |S| dI , dA ~ = bei homogener Strömung ist |S| I A ~ Das ohmsche Gesetz des Strömungsfeldes gibt den Zusammenhang zwischen Stromdichte S, ~ an elektrischer Leitfähigkeit κ und Feldstärke E ~ = κE ~ S 41 2 Elektrisches Feld Wie beim elektrostatischen Feld ist auch hier die Spannung Uab ˆb ~ d~s E Uab = a 2.4 Versuchsdurchführung 2.4.1 Strömungsfeld (Demoversuch) An zwei Modellen ist das elektrische Strömungsfeld auszumessen. Abbildung 2.1: Blockschaltbild 2.4.2 Reihen- und Parallelschaltung von Kondensatoren Im zweiten Teil des Versuchs sollen Zusammenhänge bei der Verschaltung von Kondensatoren ermittelt werden (Bild 2.2). Abbildung 2.2: Versuchsaufbau: Reihenschaltung von Kondensatoren a) Reihenschaltung Hierzu werden zwei Kondensatoren mit jeweils 4 V an der variablen Spannungsversorgung aufgeladen. Anschließend soll die Gesamtspannung der in Reihe gesteckten Kondensatoren mit dem Digitalmultmeter gemessen werden. U= 42 2.4 Versuchsdurchführung b) Parallelschaltung Hierzu wird ein Kondensator mit 10 V an der variablen Spannungsversorgung aufgeladen. Anschließend wird seine Spannung UC gemessen und dann ein vollständig entladener Kondensator parallel geschaltet. UC = (vor der Parallelschaltung) UC = (nach der Parallelschaltung) Wie sind die Spannungsänderungen zu erklären? 2.4.3 Entladekurve von Kondensatoren Es sollen die Entladekurven verschiedener unbekannter Kondensatoren aufgenommen werden. Aus der ermittelten Zeitkonstante soll die Kapazität bestimmt werden. Wird ein Kondensator der Kapazität C über einen Widersand R entladen, so vermindert sich sich aufgrund des Entladestromes die Ladung Q des Kondensators. Unter der Annahme konstanter Kapazität muss sich nach Q UC = C hierdurch auch die Spannung UC verringern. Die Abnahme der Spannung führt durch den konstanten Entladewiderstand wiederum zu einer Verringerung des Entladestromes. Die Kondensatorspannung UC ist für eine bei t = 0 beginnende Entladung durch t UC = U0 · e− τ gegeben. Hierbei ist U0 die Kondensatorspannung vor dem Entladevorgang und τ die durch τ = R·C gegebene Zeitkonstante von Kondensator C und Widerstand R. τ ist gerade die Zeit, nach der die Kondensatorspannung auf 1/e ≈ 36, 8% abgefallen ist (vergleiche Bild 2.3). Für diesen Versuch wird die Schaltung nach Bild 2.4 mit U0 = 4V R= 10 kΩ X-Ablenkung: 500 mV/div X-Offset: untere Bildschirmkante Zeitbasis: 200 ms/div Trigger: Immediate aufgebaut. Für die verschiedenen, farbig markierten Kondensatoren (Ring = Unerscheidungsmerkmal, rote Flanke = + Pol, schwarze Flanke = – Pol) wird der Versuch wie folgt durchgeführt. Direkt nach dem Auslösen der Oszilloskopaufnahme durch Clicken des „Single“Knopfes wird der Taster in der Schaltung betätigt und so lange unten gehalten, bis das Bild 43 2 Elektrisches Feld Abbildung 2.3: Entladekurve eines Kondensators Abbildung 2.4: Versuchsaufbau: Entladekurve 44 2.5 Kurzfragen auf dem Oszilloskop erscheint. Die Zeit vom Beginn des Entladevorgangs bis zum Erreichen von U = 1e U0 ist gerade die Zeitkonstante τ und kann mittels der Cursorfunktion abgelesen werden. Hieraus ergibt sich dann mit R = 10 kΩ die Kapazität C des untersuchten Kondensators. R = 10 kΩ Kondensator τ /ms C/µF braun rot orange gelb blau grau Welche Kapazitätswerte sollen die untersuchten Kondensatoren vermutlich gehabt haben (Stichwort: E-Reihe)? 2.5 Kurzfragen 1. Nennen Sie ein Vektorfeld, ein Skalarfeld, ein Quellenfeld und ein Wirbelfeld! 2. Welcher physikalische Zusammenhang rechtfertigt die Feldbestimmung mit dem Strömungsmodell? 3. Wie groß ist das Kapazitätsverhältnis zweier Kondensatoren gleicher geometrischer Abmessungen? ˜ ~ dA ~ 4. Was bedeutet anschaulich Q̇ = S A 5. Bei welchen Kondensatorschaltungen kann man den Ladungserhaltungssatz anwenden? 6. Welche Schritte sind erforderlich, um mit einer 12 Volt Spannungsquelle und vier gleichartigen Kondensatoren durch geschicktes Laden, Entladen und Verschalten eine Spannung von 4,5 Volt zu erzeugen? 7. Wozu dient der Elektrolyt im Elektrolytkondensator? 8. Nennen Sie die Unterschiede zwischen elektrostatischem Feld und Strömungsfeld. 9. Geben Sie ein Ersatzschaltbild für einen realen Kondensator an. 10. Wie groß ist die gespeicherte elektrische Energie in einem Kondensator (allgemeine Formel) ? 45 3 Oszilloskop Inhaltsangabe 3.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3.2 Ergänzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3.3 3.2.1 Grenzfrequenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3.2.2 Gleichspannungs-und Wechselspannungsbetrieb . . . . . . . . . . . 48 3.2.3 Getriggerte Zeitablenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.2.4 Mehrkanalbetrieb, Triggerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.2.5 Y-t-Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3.2.6 X-Y-Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.3.1 Kennenlernen des Oszilloskops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.3.2 Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.4 Protokolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.5 Kurzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.1 Einführung Der grundsätzliche Aufbau und die wichtigsten Funktionen des Oszilloskops sind dem Versuch 0 zu entnehmen. 3.2 Ergänzungen 3.2.1 Grenzfrequenz Sowohl die Oszilloskopröhre als auch die vorgeschalteten Verstärker erzeugen bei Speisung mit rein sinusförmigen Eingangsgrößen einen Abfall der Ausgangsamplitude mit steigender Frequenz. Definitionsgemäß ist die Grenzfrequenz dann erreicht, wenn die durch die Ausgangsspannung an einem ohmschen Widerstand erzeugte Leistung auf die Hälfte abgefallen ist. Nach dem ohmsehen Gesetz ergibt sich dann der Abfall der Spannung auf das √12 -fache des ursprünglichen Wertes. 47 3 Oszilloskop Wird eine nicht sinusförmige Größe mit einer Grundfrequenz in der Nähe der Grenzfrequenz des Oszilloskops dargestellt, so werden deren Oberwellen nur teilweise oder gar nicht abgebildet. Daraus ergibt sich eine Verfälschung der Kurvenform des Signals. Rückschlüsse auf die jeweils vorliegende exakte Darstellung auf der Oszilloskop-Bildröhre können durch mathematische Analysen (Fourier-Reihen) der betrachteten periodischen Signale gezogen werden. 3.2.2 Gleichspannungs-und Wechselspannungsbetrieb DC (direct current) : AC (alternating curent): Es werden Gleich-und Wechselspannungen dargestellt. Es werden nur Wechselspannungen dargestellt. 3.2.3 Getriggerte Zeitablenkung TRIGGER: Bei der Triggerung wird jede einzelne Zeitablenkung durch einen Triggerimpuls als Steuerspannung ausgelöst. Der Strahl läuft mit konstanter Geschwindigkeit (Zeitablenkspannung) von links nach rechts bis zum Erreichen eines vorgegebenen Endwertes, springt dann zurück und geht in Wartestellung,bis ein neuer Triggerimpuls die Zeitablenkspannung wieder auslöst. Der Triggerimpuls wird von der Messspannung oder einer fremden (externen) Steuerspannung abgeleitet. Durch ein Stellpotentiometer wird ein Triggerpegel (positiver oder negativer Spannungswert) gewählt. Bei Übereinstimmung von Messspannung und Triggerpegel wird der Triggerimpuls abgegeben. 3.2.4 Mehrkanalbetrieb, Triggerung Die Darstellung mehrerer Signale mit dem Oszilloskop (Einstrahlsystem) ist auf zwei Arten möglich: ALT (alternating): Ein eingebauter, elektrischer Schalter schaltet die Einzelkanäle zyklisch nacheinander auf die volle Periode der Zeitablenkung an den Y-Endverstärker (Ablenkgeschwindigkeiten > 0,5 cm/ms) CHOP (chopping): Bei kleinen Ablenkgeschwindigkeiten erfolgt die Umschaltung mit einer hohen Schaltfrequenz vielfach während einer Periode der Zeitablenkung. Die Triggerung erfolgt durch einen ausgewählten Kanal oder eine Fremdspannung (Ext. Trigger). 48 3.2 Ergänzungen 3.2.5 Y-t-Darstellung Zur Spannungs-Zeit-Darstellung siehe Versuch 0. 3.2.6 X-Y-Darstellung Legt man an heide Ablenkplattenpaare Spannungen beliebiger Frequenz an, so ergeben sich für ganzzahlige Frequenzverhältnisse bei beliebiger Phasenlage charakteristische Kurvenbilder, die nach ihrem Entdecker Lissajous-Figuren genannt werden. Man kann sie zur Phasenwinkel- und Frequenzmessung nutzen. Phasenwinkelmessung Legt man an den X-Eingang eine Wechselspannung u1 und an den V-Eingang des Oszilloskops eine Wechselspannung u2 gleicher Frequenz, jedoch um einen Phasenwinkel 0 < ϕ < 90◦ gegenüber u1 verschoben, so entsteht auf dem Bildschirm eine Ellipse. Bild 3.1 zeigt Lissajous-Figuren für 0 < ϕ < 90◦ und die Grenzfälle ϕ = 0◦ und ϕ = 90◦ . Die Bestimmung des Phasenwinkels aus dem Oszillogramm (Bild 3.1, links) ergibt sin ϕ = a0 a = 0 b b , ϕ = arcsin a b Frequenzmessung Die Frequenzmessung erfolgt durch Frequenzvergleich. Die Spannungen einer bekannten und einer unbekannten Frequenz werden an den X- bzw. Y-Eingang gelegt. Für ganzzahlige Frequenzverhältnisse ergeben sich stehende Lissajous-Figuren (Bild 3.2). 49 3 Oszilloskop Abbildung 3.1: Lissajous-Figuren (gleiche Spannungsamplituden, gleiche Frequenz) Frequenzverhältnis: Amplitudenverhältnis: fy = 21 fx y = 11 x fy = 32 fx y = 11 x Abbildung 3.2: Lissajous-Figuren 3.3 Versuchsdurchführung 3.3.1 Kennenlernen des Oszilloskops • Einschalten • Einstellen der Helligkeit, Fokussierung des Strahls und Einstellung der Nullage (Y-tBetrieb) • Bedienung der weiteren vorhandenen Funktionen 3.3.2 Messungen • Bestimmung von Signalen einer „black box“ • Darstellung von Lissajous-Figuren • Darstellung einer Diodenkennlinie 50 3.4 Protokolle 3.4 Protokolle Buchse Messgröße Periodendauer Frequenz Gleichspannungsanteil Wechselspannungsanteil Messwert ms Hz V Vpp max. Ampl. des Gesamtsignals V Gleichspannungsanteil V Wechselspannungsanteil mVpp Periodendauer maximal µs Periodendauer minimal µs Frequenz minimal kHz Frequenz maximal MHz Spannung Spitze -Spitze Gleichspannungsanteil Vpp V Periodendauer ms Frequenz Hz Spannung Spitze -Spitze Vpp Periodendauer maximal µs Periodendauer minimal µs Frequenz minimal kHz Frequenz maximal MHz Anstiegszeit 10% – 90% ns Abfallzeit 90% – 10% ns Phasenverschiebung minimal ◦ Phasenverschiebung maximal ◦ 51 3 Oszilloskop 3.5 Kurzfragen 1. Wie ist ein Elektronenstrahl-Oszilloskop aufgebaut? 2. Welche Funktion hat der Wehneltzylinder? 3. Wie groß sind etwa die Spannungen an der Heizelektrode, an den Ablenkplatten und an der Nachbeschleunigungselektrode ? 4. Wie ist die Grenzfrequenz definiert ? 5. Wozu dient die Triggerung ? 6. Welche zwei Möglichkeiten gibt es zur gleichzeitigen Darstellung von zwei Signalen ? 7. Was ist eine Lissajous-Figur und welche Informationen kann man ihr entnehmen? 52 4 Leistungsmessung Inhaltsangabe 4.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 4.2 Gleichstromleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.2.1 4.3 4.4 Messung mit Strom- und Spannungsmesser . . . . . . . . . . . . . 54 Spannungsrichtige Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Stromrichtige Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 4.2.2 Leistungsmesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4.2.3 Leistungsanpassung und Wirkungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Wechselstromleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Messung mit Strom- und Spannungsmesser . . . . . . . . . . . . . 59 4.3.2 Messung mit Leistungsmesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.1 4.5 58 61 Leistungsmessung mit Strom-und Spannungsmesser . . . . . . . . . 61 Spannungsrichtige Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Stromrichtige Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4.4.2 Bestimmung der Lastkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4.4.3 Leistungsmessung von Wechselgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Wirkleistungsverbraucher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Komplexer Verbraucher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Kurzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 4.1 Einführung Die Kenntnis von Leistungsaufnahme ist für die Dimensionierung von Energieanlagen, Geräten und Bauteilen von großer Bedeutung. Die Leistung muss in einem weiten Bereich von etwa 10−6 W bis 106 W bei Frequenzen von Gleichstrom bis in den Hochfrequenzbereich hinein gemessen werden. Dieser Versuch beschäftigt sich mit den Grundlagen der Leistungsmessung von Gleich- und Wechselstrom sowie der Leistungsanpassung. 53 4 Leistungsmessung 4.2 Gleichstromleistung 4.2.1 Messung mit Strom- und Spannungsmesser Die Gleichstromleistung lässt sich in jedem Fall durch die gleichzeitige Messung von Strom und Spannung mit zwei Messinstrumenten bestimmen. Die gemessene Leistung (Ist-Leistung) ist dann Pist = U I. Je nach Größe des Verbraucherwiderstandes Rv im Verhältnis zur Größe des Innenwiderstandes Ri0 des Strommessers und Ru0 des Spannungsmessers wählt man die „stromrichtige“ oder „spannungsrichtige“ Messschaltung. Spannungsrichtige Messung Abbildung 4.1: Spannungsrichtige Messung Bei der spannungsrichtigen Messung nach Bild 4.1 liegt der Spannungsmesser parallel zum Verbraucherwiderstand Rv . Die gemessene Leistung Pist setzt sich aus der tatsächlich im Widerstand Rv umgesetzten Leistung Psoll und dem Leistungsverbrauch Pm des Spannungsmessers zusammen. Pist = U I = Psoll + Pm Pist = U (IL + Im ) = U IL + U Im = U2 U2 + Rv Ru0 Damit der Fehler der Messung gering ist, muss Psoll Pm sein. Daraus folgt die Bedingung für die Anwendung der spannungsrichtigen Messung: Ru0 Rv Der relative Fehler Frel = 54 Pist − Psoll Psoll 4.2 Gleichstromleistung der Messung wird durch das Verhältnis der Widerstände Rv und Ru0 bestimmt: Frel = U Im Im Pm = = = Psoll U IL IL Frel = 1 0 Ru 1 Rv Rv Ru0 Stromrichtige Messung Abbildung 4.2: Stromrichtige Messung Bei der stromrichtigen Messung nach Bild 4.2 liegt der Strommesser in Reihe mit dem Verbraucherwiderstand Rv . Die gemessene Leistung Pist setzt sich aus der tatsächlich im Widerstand Rv umgesetzten Leistung Psoll und dem Leistungsverbrauch Pm des Strommessers zusammen: Pist = U I = Psoll + Pm Pist = I(Uv + Um ) = IUv + IUm = I 2 Rv + I 2 Ri0 Die stromrichtige Messung wird also unter der Bedingung Ri0 Rv angewendet. Der relative Fehler wird durch das Verhältnis der Widerstände Ri0 und Rv bestimmt: Frel = Pm I 2 R0 = 2 i Psoll I Rv Frel = Ri0 Rv Die aus der Anzeige von Spannungs- und Strommessung berechnete Leistung ist also größer als die tatsächlich im Verbraucher umgesetzte Leistung. Bei Kenntnis des Eigenverbrauchs der Messgeräte lässt sich dieser systematische Fehler mit Hilfe der angegebenen Gleichungen korrigieren. 55 4 Leistungsmessung 4.2.2 Leistungsmesser Die Gleichstromleistung lässt sich auch mit einem Leistungsmesser mit elektrodynamischem Messwerk messen (s. Versuch 0). Das Schaltbild des Leistungsmessers zeigt Bild 4.3. 1-3 2-4 Strompfad Spannungspfad Abbildung 4.3: Leistungsmesser Der Leistungsmesser ist ein multiplizierendes Messwerk. Der zu messende Strom I fließt durch die fest angeordnete, niederohmige Feldspule (Strompfad). An die bewegliche hochohmige Spule mit dem Widerstand R (Spannungspfad) wird die Spannung U gelegt, so dass dort der Strom Im = UR fließt. Der Ausschlag α des Instruments ist proportional der zu messenden Leistung U α = kIm I = k I = k1 U I R Das elektrodynamische Messwerk hat einen Eigenverbrauch, der bei der Messung berücksichtigt werden muss. Auch hier ist in Abhängigkeit vom Verbraucherwiderstand Rv die spannungsrichtige oder stromrichtige Messung anzuwenden. Abbildung 4.4: Spannungsrichtige Messung Bei der spannungsrichtigen Messung nach Bild 4.4 wird zusätzlich der Strom Im und damit die Leistungsaufnahme des Spannungspfades, bei der stromrichtigen Messung nach Bild 4.5 zusätzlich die Leistungsaufnahme des Strompfades gemessen. Ein Leistungsmesser mit Selbstkorrektion vermeidet diese Messfehler. Dies wird durch die Anordnung einer zusätzlichen Stromspule (Feldspule), die sogenannte Korrektionswicklung erreicht. Durch diese Korrektionswicklung wird der Strom durch die bewegliche Spule des 56 4.2 Gleichstromleistung Abbildung 4.5: Stromrichtige Messung Spannungspfades geschickt. Je nach Stromrichtung ist dann das Magnetfeld der Korrektionswicklung dem der Feldspule des Strompfades gleich- oder entgegengerichtet, so dass sich die Leistungsaufnahme des Spannungspfades je nach Schaltung zur Anzeige des Leistungsmessers addiert oder subtrahiert. Die Schaltung des Leistungsmessers mit Selbstkorrektion zur richtigen Messung an einem Verbraucher Rv (verbraucherrichtige Anzeige) ist im Bild 4.6 dargestellt. Abbildung 4.6: Selbstkorrektion 4.2.3 Leistungsanpassung und Wirkungsgrad In der nach Bild 4.7 gezeigten Schaltung wird aufgrund des Innenwiderstands Ri der Quelle nicht die gesamte Quellenleistung an den Verbraucher Rv abgegeben. Die Gesamtleistung ist: P = Pi + Pv = I 2 Ri + I 2 Rv Mit I= wird die abgegebene Leistung Pv = U0 Ri + Rv U02 Rv (Ri + Rv )2 57 4 Leistungsmessung Abbildung 4.7: Leistung und Wirkungsgrad am Verbraucher Für die Bestimmung des Maximums der abzugebenden Leistung Pvmax ist die Bildung von dPv =0 dRv erforderlich. Das Ergebnis zeigt für Pvmax (Leistungsanpassung), dass der Verbraucherwiderstand Rv gleich dem Innenwiderstand Ri der Quelle sein muss. (s. Vorlesungsmitschrift). Ri = Rv Somit wird bei Leistungsanpassung: Pvmax = U02 4Ri abgegebene Leistung Pv = 100% erzeugte Leistung Pi + P v In Bild 4.7 sind die Verläufe von abgegebener Leistung Pv und Wirkungsgrad η in Abhängigkeit von Rv /Ri dargestellt. Definition des Wirkungsgrades: η= 4.3 Wechselstromleistung Auf Grund der Phasenverschiebung ϕ zwischen Spannung und Strom wird in einem komplexen Verbraucher die komplexe Leistung S = U Iejϕ umgesetzt. Dabei sind U und I die Effektivwerte der Größen. S ist eine reine Rechengröße, die sich aus der Wirkleistung P und der Blindleistung Q wie folgt zusammensetzt: S = P + jQ 58 4.3 Wechselstromleistung Die Definitionen und der Zusammenhang der verschiedenen Leistungen untereinander ist im Folgenden aufgeführt: p Scheinleistung: S = |S| = P 2 + Q2 Wirkleistung: P = Re{S} = |S| cos ϕ = U I cos ϕ Blindleistung: Phasenwinkel: P = Im{S} = |S| sin ϕ = U I sin ϕ ϕ = arctan Q P Leistungsfaktor: cos ϕ = P S 4.3.1 Messung mit Strom- und Spannungsmesser Die Leistungsmessung mit Strom- und Spanungsmesser einer mit Wechselstrom gespeisten Impedanz liefert eine Leistung, bei der die Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung unberücksichtigt bleibt. Gemessen wird die Scheinleistung S = U I. Es sind Messgeräte mit Dreheisenmesswerken (s. Versuch 0) zu verwenden. 4.3.2 Messung mit Leistungsmesser Ähnlich wie bei Gleichstrom kann auch bei Wechselstrom ein Leistungsmesser mit elektrodynamischem Messwerk eingesetzt werden. Der Leistungsmesser bildet das Produkt der Augenblickswerte von U und I und bringt den Mittelwert zur Anzeige. Fließen durch die Strom- und Spannungsspule des Messwerkes die Wechselströme i1 (t) = î1 sin ωt und i2 (t) = î2 sin(ωt + ϕ), wird ein Ausschlag α erzeugt, der dem Produkt der Ströme proportional ist: α = ki1 (t) · i2 (t) = k î1 î2 sin ωt · sin(ωt + ϕ) Mit dem Additionstheorem sin α · sin β = erhält man 1 [cos(α − β) − cos(α + β)] 2 1 α = k î1 î2 [cos ϕ − cos(2ωt + ϕ)]. 2 Durch die Trägheit des Messwerkes wird der zeitliche Mittelwert ᾱ angezeigt, ˆT ˆT ˆT 1 1 1 ᾱ = αdt = k î1 î2 cos ϕ dt − cos(2ωt + ϕ)dt T 2 T 0 0 0 1 1 1 ᾱ = k î1 î2 T cos ϕ − (sin(2ωt + ϕ) − sin ϕ) 2 T 2ω 59 4 Leistungsmessung Mit ω = 2πf = 2π T 1 1 2 · 2π 1 ᾱ = k î1 î2 T cos ϕ − sin T + ϕ − sin ϕ 2 T 2ω T Der zweite Term der Klammer wird zu Null, da die Sinusfunktion mit n · π(n = 1, 2, 3, . . .) periodisch ist. Somit erhält man: 1 ᾱ = k î1 î2 cos ϕ. 2 Geht man von den Scheitelwerten î auf die Effektivwerte I über und ersetzt den Spulenstrom des Spannungspfads durch die anliegende Messspannung U , so ist die Anzeige des Leistungsmessers der Wirkleistung direkt proportional: ᾱ = k1 U I cos ϕ 60 4.4 Versuchsdurchführung 4.4 Versuchsdurchführung 4.4.1 Leistungsmessung mit Strom-und Spannungsmesser Spannungsrichtige Messung Die spannungsrichtige Messung nach Bild 4.1 ist mit verschiedenen Spannungsmessern und Lastwiderständen durchzuführen. Der relative Fehler der Messungen Fist UI − Pist − Psoll = = U2 Psoll R U2 Rv v sowie der zu erwartende Fehler Fsoll = Rv Ru0 sind zu berechnen und zu vergleichen. Spannungsmesser: 1. AEG Drehspulinstrument, 12 V-Messbereich Ru0 = Rv /kΩ U/V 1 10 10 10 I/mA Pist /mW Psoll /mW Fist /% Fsoll /% 2. Analoges Multimeter Elavi 4, 10 V-Messbereich Ru0 = Rv /kΩ U/V 10 10 100 10 I/mA Pist /mW Psoll /mW Fist /% Fsoll /% I/mA Pist /mW Psoll /mW Fist /% Fsoll /% 3. Digitalmultimeter Ru0 = Rv /kΩ U/V 100 10 1000 10 61 4 Leistungsmessung Stromrichtige Messung Für die stromrichtige Messung nach Bild 4.2 sind für verschiedene Lastwiderstände der relative Fehler der Messung Fist = U I − I 2 Rv Pist − Psoll = , Psoll I 2 Rv sowie der zu erwartende Fehler Fsoll = Ri0 Rv zu berechnen und zu vergleichen. Strommesser: Ri0 = Rv /Ω I/A 10 1 1 1 U/V Pist /W Psoll /W Fist /% Fsoll /% 4.4.2 Bestimmung der Lastkurve Durch Veränderung des Lastwiderstandes Rv an den Klemmen a,b in der Schaltung nach Bild 4.8 sind für die in der Tabelle vorgegebenen Belastungen jeweils die Leistungen zu messen. Dazu wird ein Leistungsmesser mit Selbstkorrektion in der Beschaltung nach Bild 4.6 eingesetzt. Der Verlauf P = f (Rv ) ist zu skizzieren, die maximale Verbraucherleistung Pmax ist zu ermitteln. RV 1 : 100 Ω-HELIPOT RV 2 : H&B Widerstandsdekade RD1 Abbildung 4.8: Versuchsaufbau Lastkurve 62 4.4 Versuchsdurchführung H&B Leistungsmesser mit Selbstkorrektion des Eigenverbrauchs Nennstrom: IN = 0,075 A Nennspannung: UN = 8 V Innenwiderstand des Strompfades: RiA = 16 Ω RV /Ω 0 5 10 20 30 100 130 160 200 250 40 60 80 P/mW RV /Ω P/mW Pmax = bei RV = Innenwiderstand der Quelle bezüglich der Klemmen a,b: Ri = 4.4.3 Leistungsmessung von Wechselgrößen Die Leistungsaufnahmen einer Belastungsimpedanz ZL ist mit der Schaltung nach Bild 4.9 gleichzeitig mit Strom-, Spannungs- und Leistungsmesser zu messen. RV 1 : 100 Ω-HELIPOT RV 2 : H&B Widerstandsdekade RD1 Abbildung 4.9: Versuchsaufbau Leistungsaufnahme Spannungsmesser: Digitalmultimeter Ru0 = Strommesser: Siemens Dreheiseninstrument, 1,2 − 6 A Ri0 = (1,2 A-Bereich) Leistungsmesser: Siemens astat. Wattmeter Kl. 0,2, 2,5 A / 0,05 Ω – 30 V / 1000 Ω. 63 4 Leistungsmessung Wirkleistungsverbraucher Als Belastungsimpedanz wird eine Lichtleiste verwendet. Diese besteht aus einer Reihenschaltung von vier Glühlampen (zwei Kohlefaden-, zwei Metallfadenlampen). Mit einem Digitalmultimeter ist der Widerstand der Lichtleiste zu bestimmen. Aus den Werten der Leistungsmessung ist der Widerstand der Lichtleiste zu berechnen. Die Abweichung der beiden Ergebnisse ist zu erläutern. (Digitalmultimeter) RL = U= I= S = UI = (Leistungsmesser) P = → RL = U2 P = Komplexer Verbraucher Zu der Lichtleiste wird ein Kondensator in Reihe geschaltet. Die Wirk-, Schein- und Blindleistung sind zu ermitteln. Der Leistungsfaktor und der Phasenwinkel sind sowohl aus den Werten RL und C der Belastungsimpedanz, als auch aus den Werten der Leistungsmessung zu bestimmen. Belastungsimpedanz: C= RL = tan ϕ = ϕ= Messung: U= I= P = S= Q= cos ϕ = ϕ= 64 („Warmwiderstand“ aus vorigem Teil) 4.5 Kurzfragen 4.5 Kurzfragen 1. Erläutern Sie Aufbau und Funktionsweise eines elektrodynamischen Messwerkes! 2. Welchen Messaufbau (spannungs- und stromrichtig) verwendet man bei kleinen Widerständen? 3. Warum dimensioniert man Schaltungen mit einem Wirkungsgrad von 50%, obwohl durchaus bessere Werte möglich wären? 4. Warum zeigt ein Leistungsmesser Wirkleistung an? 5. Welcher systematische Fehler tritt bei der Leistungsmessung bei der Schaltung nach Bild 4.9 auf? 65 5 Magnetisches Feld Inhaltsangabe 5.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 5.2 Art und Darstellung des Magnetfeldes . . . . . . . . . . . . . . . 68 5.3 Berechnung von magnetischen Feldern . . . . . . . . . . . . . . . 68 5.4 5.5 5.3.1 Größen des magnetischen Feldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 5.3.2 Durchflutungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 5.3.3 Magnetisches Feld in Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 5.3.4 Kraftwirkung auf Eisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.4.1 Feldnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.4.2 Hystereseschleife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.4.3 Weiß’sche Bezirke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.4.4 Kraftwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 5.4.5 Streuung 72 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 5.1 Einführung Der Mensch hat kein Sinnesorgan, mit dem er das magnetische Feld selbst wahrnehmen kann. Er kann jedoch die Wirkungen des magnetischen Feldes beobachten. Charakteristische Wirkungen sind • Kraftwirkung auf bewegte Ladungen und ferromagnetische Materialien • Abstoßung gleichnamiger oder Anziehung ungleichnamiger Pole • Spannungserzeugung durch Induktion. Ein Magnetfeld entsteht durch bewegte Ladungen. Auch die magnetischen Wirkungen, die in der Nähe von Naturmagneten (Permanentmagneten) zu beobachten sind, werden von bewegten Ladungen hervorgerufen. Nach dem heutigen Kenntnisstand sind die Eigenbewegung der Ladungsträger im atomaren Verband (Elektronenspin) als alleinige Ursache der Inagnetischen Erscheinungen aufzufassen. 67 5 Magnetisches Feld 5.2 Art und Darstellung des Magnetfeldes Abbildung 5.1: Vorzeichenregeln Das Magnetfeld ist ein quellenfreies Vektorfeld mit geschlossenen Feldlinien. Die vektorielle ~ Zur graphischen Darstellung wird ein Größe des magnetischen Feldes ist die Flussdichte B. Feldlinienbild gezeichnet, in dem die Richtung des Feldvektors die Feldrichtung, die Dichte der Linien die Intensität des Feldes angeben. Im Experiment kann ein solches Feldlinienbild durch Eisenfeilspäne oder Magnetnadeln sichtbar gemacht werden, wobei sich Eisenfeilspäne oder Magnetnadeln infolge der auf sie wirkenden magnetischen Kräfte tangential zum Feldverlauf ausrichten. Bei der Darstellung gelten folgende Vorzeichenregeln (s. Bild 5.1). 1. Feldlinien außerhalb eines Magneten sind von Norden nach Süden gerichtet 2. Feldrichtung eines Magnetfeldes, dass durch einen stromdurchflossenen Leiter erzeugt wird, stimmt bei konventioneller Stromrichtung mit der Richtung einer gedrehten Rechtsschraube überein. 5.3 Berechnung von magnetischen Feldern 5.3.1 Größen des magnetischen Feldes magnetische Größe magnetische Flussdichte (Induktion) magnetzischer Fluss magnetische Feldstärke (magnetische Erregung) Durchflutung magnetische Spannung Formelzeichen ~ B Einheit Tesla = Vs/m2 (=104 Gauß) Φ ~ H Weber = Vs A/m Θ V A A Allgemeiner Zusammenhang zwischen Flussdichte und Fluss ist ˆ ~ dA ~ Φ= B (A) 68 5.3 Berechnung von magnetischen Feldern Wenn die Flussdichte über die gesamte Fläche konstant angenommen werden kann, gilt ~A ~ Φ=B 5.3.2 Durchflutungsgesetz Die auf einem geschlossenen Weg integrierte magnetische Spannung ergibt die umschlossene Durchflutung Θ: ¨ ˛ X ~ ~ ~ d~l Θ= I= S dA = H Da die magnetische Umlaufspannung die Durchflutung wie einen Wirbel umschließt, nennt man ein derartiges Feld auch Wirbelfeld. Ist die Feldstärke entlang des Integrationsweges konstant, lässt sich das Integral in eine einfache Multiplikation überführen X (für eine Spule mit N Windungen: P Hν lν = Θ I = N I) 5.3.3 Magnetisches Feld in Materie Die materialabhängige Permeabilität µ gibt den Zusammenhang von Flussdichte und Feldstärke an ~ = µH ~ = µ0 µr H ~ B mit µ0 = 4π · 10−7 Vs/Am (Feldkonstante) und µr (Permeabilitätszahl). Die Permiabilitätszahl (Zahlenfaktor) gibt die Verstärkung des Feldes durch das jeweilige Material an. Bei ferromagnetischen Stoffen stellt man, da die Permeabilität von der Stärke des Feldes abhängig ist, zur besseren Handhabung bei Berechnungen die Zusammenhänge in Magnetisierungs und Hysteresekurven dar (Bild 5.2). Materie Vakuum magnetisch neutrale Stoffe diamagnetische Stoffe paramagnetische Stoffe ferromagnetische Stoffe (Fe, Co, Ni) µr 1 1 <1 >1 1 Die Neukurve entsteht bei der ersten Magnetisierung. Die Beschreibung der Vorgänge beim Magnetisieren und der Verstärkung des Feldes durch die Weiß’schen Bezirke der ferromagnetischen Stoffe können der Vorlesung Grundlagen der Elektrotechnik entnommen werden. 69 5 Magnetisches Feld Br : Remanenzflussdichte Hc : Koerzitivfeldstärke Abbildung 5.2: Magnetisierungs-(Neukurve) und Hysteresekurve Abbildung 5.3: magnetische Kraftwirkung 70 5.4 Versuchsdurchführung 5.3.4 Kraftwirkung auf Eisen Die beiden in Bild 5.3 dargestellten Eisenteile ziehen sich erfahrungsgemäß an. Das im Luftspalt bestehende Feld soll als homogen angenommen werden. Unter der Vorraussetzung, dass im Eisen µr 1, ergibt sich eine Kraft auf die Polflächen von F ≈ AB 2 2µ0 5.4 Versuchsdurchführung 5.4.1 Feldnachweis Gemäß Kapitel 5.2 sollen die Felder eines Einzelleiters, eines Doppelleiters und einer Zylinderspule dargestellt werden. Die Feldlinien sind zu zeichnen und mit dem theoretischen Verlauf zu vergleichen. 5.4.2 Hystereseschleife Ux ∼ H Uy ∼ B R1 = 200 Ω R2 = 30 kΩ C = 5 µF Abbildung 5.4: Schaltplan zur Darstellung der Hystereseschleife Die Hystereseschleife des im Versuch verwendeten Transformatorenkerns ist für verschiedene Scheitelspannungen mit der Schaltung nach Bild 5.4 auf dem Oszilloskop darzustellen. Das Prinzip der Schaltung ist zu diskutieren. Die verschiedenen Hystereseschleifen sind in ein Diagramm zu zeichnen. Wie kann man daraus die Neukurve (Kommutierungskurve) gewinnen? 5.4.3 Weiß’sche Bezirke Das Umklappen der Weiß’schen Bezirke ist am Barkhausen-Versuch zu beobachten. 71 5 Magnetisches Feld 5.4.4 Kraftwirkung Für den magnetischen Kreis nach Bild 5.5 ist die Kraft zwischen Kern und Joch bei unterschiedlichen Erregerströmen zu messen. In einem Diagramm ist die Kraft F in Abhängigkeit vom Strom aufzutragen. Der magnetische Kreis ist zu berechnen. Die gemessene und die berechnete Kraft sind zu vergleichen. A = 4 cm2 µr → ∞ δ = 0,5 mm Abbildung 5.5: Abmessungen von Kern und Joch I/A Fsoll /103 N Fist /103 N ∆F/Fsoll (%) 5.4.5 Streuung Die Streuung des Eisenkreises in Bild 5.5 ist bei Erregung durch Wechselstrom mit Hilfe einer Prüfspule zu beobachten. Der Effekt lässt sich durch das Induktionsgesetz erklären. Hier wird er nur zur Demonstration einer weiteren Möglichkeit des Nachweises magnetischer (Wechsel-) Felder benutzt. 72 5.5 Kurzfragen 5.5 Kurzfragen 1. Erläutern Sie die Begriffe Durchflutung und magnetische Spannung am Feldbild eines stromdurchfiossenen Einzelleiters ! Tragen Sie die Äquipotentiallinien ein! 2. Erläutern Sie die Analogien zwischen elektischen und magnetischen Feldgrößen in Bezug auf Ursache und Wirkung! 3. Warum tritt bei ferromagnetischen Materialien eine Hysterese auf? 4. Wie sieht der entsprechende Verlauf B = f (H) für paramagnetische bzw. diamagnetische Stoffe aus ? 5. Was versteht man unter Koerzitivfeldstärke und Remanenzflussdichte ? 6. Was stellt die durch die Hysteresekurve eingeschlossene Fläche physikalisch dar? 7. Leiten sie die in Kapitel5.3.4 zitierte Formel für die im Magnetfeld auf die Polfläche wirkende Kraft ab! Wieso ist die angegebene Formel eine Näherung? 8. Welcher Effekt tritt bei ferromagnetischen Materialien oberhalb der Curie-Temperatur auf? 9. Warum setzt man weichmagnetische Stoffe z.B. in Transformatoren ein? Was sind die Einsatzgebiete von hartmagnetischen Stoffen ? 10. Wo liegt Barkhausen ? 73 6 Induktionsgesetz Inhaltsangabe 6.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 6.2 Lorenzkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 6.3 Induktionsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 6.4 6.3.1 Allgemeine Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 6.3.2 Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 6.3.3 Induktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4.1 Bewegung eines Permanentmagneten in einer Spule . . . . . . . . . 79 6.4.2 Schalten einer Gleichspannungsquelle an einer Spule . . . . . . . . 79 6.4.3 Induktion bei Wechselstromerregung im magnetischen Kreis . . . . 80 Versuch zur magnetischen Kopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Induktion im verzweigten Eisenkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Kraftwirkung der Induktionsströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Wirbelstrombremse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Pendelscheibe im magnetischen Wechselfeld . . . . . . . . . . . . . 82 Thomsonscher Ringversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Induktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Hochpass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Tiefpass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Elektronenstrahlablenkung im magnetischen Feld . . . . . . . . . . 84 6.4.4 6.4.5 6.4.6 6.5 79 Kurzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 6.1 Einführung Die große praktische Bedeutung magnetischer Felder liegt in der Verstärkungswirkung durch ferromagnetische Stoffe. Hierdurch lassen sich mit geringem Energieaufwand sehr intensive Felder erzeugen, die eine wirksame Umwandlung von elektrischer in mechanische Energie und umgekehrt ermöglichen. In diesem Versuch werden die Grundgesetze dieser Energieumwandlung, die Lorenzkraft und das Induktionsgesetz besprochen. Die das magnetische Feld beschreibenden Größen wurden bereits in Versuch 4 eingeführt. 75 6 Induktionsgesetz 6.2 Lorenzkraft Im magnetischen Feld wird auf bewegte Ladungsträger eine Kraft ausgeübt, die Lorenzkraft ~ F~ = Q(~v × B) ~ und Kraft F~ bilden ein Rechtssystem (Bild 6.1). Ein stromGeschwindigkeit ~v , Flussdichte B führender Leiter erfährt im Magnetfeld ebenfalls eine Kraftwirkung, erklärbar als die Summe der Kraftwirkungen auf die Einzelladungen. Abbildung 6.1: Rechtssystem ~ F~ = I(~l × B) ~l, B ~ und F~ bilden ein Rechtssystem (Bild 6.1). Außerdem wird auf bewegte Materie, da diese Ladungsträger enthält, im Magnetfeld eine Kraft ausgeübt. Bei metallischen Leitern werden die Leitungselektronen verschoben. ~ Die Folge sind Coulomb’sche Kräfte, die In einem Leiter bildet sich ein elektrisches Feld E. im stationären Zustand den Lorenzkräften das Gleichgewicht halten. 6.3 Induktionsgesetz 6.3.1 Allgemeine Grundlagen Die im vorigen Kapitel beschriebene Ladungsverschiebung kann formal als eine auftretende Spannungsquelle erklärt werden. Das Induktionsgesetz lautet unter Verwendung des Verbraucherzählpfeilsystems (Bild 6.2) dΦ u= . dt Die Richtungszuordnung der elektrischen und magnetischen Größen ergibt sich aus der Lenz’schen Regel: 76 6.3 Induktionsgesetz Abbildung 6.2: Lenz’sche Regel Der induzierte Strom erzeugt einen Fluss Φind der der Flussänderung dΦ entgegen wirkt. dΦ ergibt sich unter Verwendung Anmerkung: Das Induktionsgesetz in der Form u = − dt des Erzeugerzählpfeilsystems. 6.3.2 Geltungsbereich Der Geltungsbereich des Induktionsgesetzes erstreckt sich auf • bewegte Leiter im stationären Magnetfeld • ruhende Leiter in zeitlich sich ändernden Magnetfeldern • bewegte Leiter in zeitlich sich ändernden Magnetfeldern. Bei Spulen mit N gleichen hintereinander geschalteten Leiterschleifen (Windungen), die vom gleichen Fluss durchsetzt werden, gilt u=N dΦ dt Während die Induktionswirkung in drahtförmigen Leitern relativ einfach zu beschreiben ist, können in ausgedehnten Leitern (z.B. Platten) die induzierten Wirkungen nur sehr aufwendig über das elektrische Strömungsfeld berechnet werden. In diesem Versuch kann nur der physikalische Effekt behandelt werden, da die Grundlagen der mathematischen Behandlung erst in höheren Semestern eingeführt werden. Bewegt man z.B. eine leitfähige Metallplatte in ein Magnetfeld hinein, so entstehen um die Stellen der Flussänderungen induzierte Spannungen, die wiederum Ströme (Wirbelströme) zur Folge haben. Dieser Effekt tritt auch bei ruhendem Leiter mit zeitlich sich änderndem Feld auf. Beabsichtigt werden diese Wirbelströme z.B. bei Wirbelstrombremsen oder Zählerscheiben von Induktionszählern. Störend in Form von Verlusten (Erwärmung) treten sie in magnetischen Eisenkreisen von Motoren, Generatoren und Transformatoren auf. Um diese Verluste möglichst gering zu halten, werden diese Eisenkreise aus gegeneinander isolierten Eisenblechen zusammengebaut. 77 6 Induktionsgesetz 6.3.3 Induktivität Da in der Praxis häufig die Selbstinduktionsspannung in Leiterschleifen (Spulen), in denen ein sich zeitlich ändernder Strom fließt, berücksichtigt werden muss, hat man aus den magnetischen Größen eine weitere Größe definiert, den Selbstinduktionskoeffizienten oder auch die Induktivität L. Die Induktivität L ist eine skalare Größe, die durch die geometrischen Abmessungen der Spule und die Permeabilitätszahl µr des Feldraumes bestimmt wird. In vielen technischen Fällen ist L konstant. Dann ist u=L di dt Für eine Zylinderspule (Spulendurchmesser Spulenlänge) wird L= µ0 µr N 2 A l mit Spulenfläche A, Spulenlänge l und Windungszahl N . Einheit der Induktivität L ist Henry, H = Vs/A. Die „Differenzierwirkung“ der Spule soll im Experiment verifiziert werden. Ist der Strom i ein sinusförmiger Wechselstrom der Form i = î cos(ωt) dann folgt für die Spannung u u=L di = −ωLî sin(ωt) dt Mit ωLî = û und ϕu = + π2 wird u = û cos(ωt + ϕu ) Der Quotient aus der Spannung und Strom ergibt den Blindwiderstand einer Spule ωL = û U = I î wobei die Scheitelwerte durch die Effektivwerte für Spannung U = ersetzt werden können. 78 √û 2 und der Strom I = √î 2 6.4 Versuchsdurchführung 6.4 Versuchsdurchführung In den folgenden Versuchen sollen zur Verdeutlichung des Induktionsgesetzes die auftretenden Erscheinungen erläutert und erklärt werden. 6.4.1 Bewegung eines Permanentmagneten in einer Spule An einer Luftspule ist ein Voltmeter nach Bild 6.3 angeschlossen. Es ist der Zeigerausschlag des Instrumentes zu beobachten, wenn • ein Permanentmagnet in die Spule hineingeschoben wird • der Magnet aus der Spule herausgezogen wird. Abbildung 6.3: Versuchsaufbau 1 6.4.2 Schalten einer Gleichspannungsquelle an einer Spule Zwei Spulen sind über einen Eisenkern nach Bild 6.4 fest gekoppelt. Die Primärspule mit der Windugszahl N1 liegt über den Schalter S an einer Gleichspannungsquelle U . An der Sekundärspule mit der Windungszahl N2 sind zwei antiparallel geschaltete Leuchtdioden angeschlossen. Das Verhalten der Leuchtdioden ist beim Ein- und Abschalten der Gleichspannungsquelle U zu beobachten und zu erklären. N1 = N2 = 900 Wdg Abbildung 6.4: Versuchsaufbau 2 79 6 Induktionsgesetz 6.4.3 Induktion bei Wechselstromerregung im magnetischen Kreis Versuch zur magnetischen Kopplung Zwei Spulen mit Eisenkern werden nach Bild 6.5 so zueinander angeordnet, dass ihre Eisenkerne mit einem Abstand von etwa 1 cm gegenüberliegen. Eine Spule wird aus einer Wechselspannungsquelle gespeist. An die andere Spule ist eine Glühlampe angeschlossen. In den Luftspalt zwischen den Eisenkernen sollen nacheinander Platten aus folgenden Materialien geschoben werden: • Pertinax • Aluminium • Mumetall®1 Es ist das Verhalten der Lampe zu beobachten und zu erklären. N1 = N2 = 600 Wdg Abbildung 6.5: Versuchsaufbau 3 Induktion im verzweigten Eisenkreis Auf den Schenkeln eines symmetrisch verzweigten Eisenkreises nach Bild 6.6 befinden sich drei Spulen mit den Windungszahlen N1 , N2 und N3 . Eine Spule, die Primärspule, wir aus einer Wechselspannungsquelle gespeist. Die Spannungen an den einzelnen Sekundärspulen sind zu messen, wenn diese nicht miteinander verschaltet sind. Weiterhin ist die Sekundärspannung zu messen, wenn die Sekundärspulen gleichsinnig und gegensinnig in Reihe geschaltet werden. Die Messungen sind für die vorgegebenen Spulenanordnungen durchzuführen, die Messergebnisse sind zu diskutieren. Primärspule: Sekundärspulen: Spule 2 Spule 3 U2 /V U3 /V 1 N1 = 600 Wdg N2 = 900 Wdg U1 = 10 V N3 = 900 Wdg gleichsinnig in Reihe gegensinnig in Reihe U23 /V U23 /V Mumetall® ist eine hochpermeable (µr > 50000) speziell geglühte magnetisch „weiche“ Nickellegierung. 80 6.4 Versuchsdurchführung Primärspule: Sekundärspulen: Spule 1 Spule 3 U1 /V U3 /V N2 = 600 Wdg N1 = 900 Wdg U2 = 10 V N3 = 900 Wdg gleichsinnig in Reihe gegensinnig in Reihe U13 /V U13 /V Abbildung 6.6: Versuchsaufbau 4 Der Eisenkreis nach Bild 6.6 ist mit folgenden Spulen aufzubauen: N1 = 600 Wdg, N2 = 900 Wdg, N3 = 900 Wdg. Die Spule N1 wird mit 10 V Wechselspannung gespeist. An die Spule N2 ist eine Glühlampe anzuschließen. Das Verhalten der Glühlampe ist für folgende Fälle zu beobachten und zu erklären: • Spule N3 ist unbeschaltet • Spule N3 ist kurzgeschlossen. 6.4.4 Kraftwirkung der Induktionsströme Wirbelstrombremse Die Wirbelstromdämpfung eines Pendels im Magnetfeld (Waltenhofensches Pendel) ist zu untersuchen. Dazu wird nach Bild 6.7 zwischen den Polen eines Eisenkreises ein Magnetfeld erzeugt, dessen Stärke mit dem Strom durch die Erregerspulen variiert werden kann. • Spulen in Reihe geschaltet • Speisung aus Gleichstromnetzteil • maximaler Spulenstrom 2,5 A Abbildung 6.7: Versuchsaufbau 5 In dem Magnetfeld zwischen den Polen hängt ein Pendel, dessen Pendelkörper sich nur durch die Ebene zwischen den Polschuhen bewegen kann. Zur Untersuchung der Wirbelstrombil- 81 6 Induktionsgesetz dung in dem Pendelkörper und der damit verbundenen Bremswirkung stehen unterschiedliche Formen von Aluminiumscheiben zur Verfügung: • Rechteckige Scheibe • Rechteckige Scheibe mit Schlitzen (Kammform) • Kreisscheibe • Kreisring • Geschlitzter Kreisring. Die Abhängigkeit der Bremswirkung von der Form des Pendelkörpers und von der Stärke des Magnetfeldes ist zu beobachten und zu begründen. Pendelscheibe im magnetischen Wechselfeld In der Versuchsanordnung nach Bild 6.7 wird zwischen den Polschuhen ein magnetisches Wechselfeld erzeugt. Dazu werden die Erregerspulen aus einem Regeltrenntransformator gespeist. Es ist Einfluss auf die zwischen den Polschuhen ruhende recheckige Pendelscheibe zu beobachten, wenn das Magnetfeld hochgefahren wird. Thomsonscher Ringversuch Zum Nachweis der Lenzschen Regel beim Ein- und Ausschalten eines Gleichfeldes sowie zur Demonstration der Abstoßungskräfte zwischen einer von Wechselstrom durchflossenen Primärspule und einem als Sekundärkreis dienenden Ring soll der erstmals von Thomson angegebene Versuch nach Bild 6.8 durchgeführt werden. • Zwei Spulen mit 600 Wdg in Reihe geschaltet • maximaler Spulenstrom 2,5 A • Demonstration mit geschlossenem und geschlitztem Alu-Ring Abbildung 6.8: Versuchsaufbau 6 Die primäre Erregerspule liegt um eine Eisenstange, die somit den verlängerten Kern eines Elektromagneten bildet. Über die Eisenstange wird ein Aluminiumring geschoben. Zunächst ist die abstoßende Wirkung zu beobachten, wenn die Erregerspule an einer Gleichspannungsquelle angeschaltet wird. 82 6.4 Versuchsdurchführung Dann ist die Erregerspule aus eine Wechselspannungsquelle (Regeltrenntransformator) zu speisen und das Schweben des Ringes zu beobachten. Weiterhin wird man feststellen, dass sich der Ring schon nach kurzer Betriebszeit stark erwärmt hat. Die Versuche sind mit einem geschlitzten Aluminiumring zu wiederholen, die beobachteten Effekte sollen erklärt werden. 6.4.5 Induktivität Mit einem Widerstand R = 1,2 kΩ. und einer Induktivität L = 40 mH ist ein Hochpass nach Bild 6.9 und ein Tiefpass nach Bild 6.10 aufzubauen. Die Grenzfrequenz fg ist aus den Werten der Bauelemente zu berechnen. Die Speisung erfolgt aus einem Rechteckgenerator. Hochpass Abbildung 6.9: Versuchsaufbau 7 Darstellung der Eingangsspannung u0 (CH1) und der Spulenspannung uL (CH2) auf dem Oszilloskop. Beobachtung der differenzierenden Wirkung bei der Grenzfrequenz fg , bei fg /10 und 10fg . Tiefpass Abbildung 6.10: Versuchsaufbau 8 Darstellung der Eingangsrechteckspannung u0 (CH1) und der dem Spulenstrom proportionalen Spannung uR (CH2) auf dem Oszilloskop. Beobachtung der integrierenden Wirkung bei der Grenzfrequenz fg , bei fg /10 und 10fg . 83 6 Induktionsgesetz 6.4.6 Elektronenstrahlablenkung im magnetischen Feld Die Kraftwirkung auf bewegte freie Elektronen im magnetischen Feld ist an der Röhre eines Elektronenstrahloszillographen zu beobachten. Mit einem Permanentmagneten soll der Elektronenstrahl der Röhre abgelenkt werden. Dazu ist die Mumetallabschirmung um die Röhre an einer Stelle freigeschnitten worden. Es ist zu erklären, warum eine keine Ablenkung erfolgen kann, wenn der Permanentmagnet an die Abschirmung gehalten wird. 6.5 Kurzfragen 1. Erläutern Sie die „Rechte-Hand-Regel“ zur Bestimmung der Richtung der Lorenzkraft! 2. Formen Sie das Induktionsgesetz über Φ = BA um. Wo findet man die generatorische und die transformatorische Induktion wieder? 3. Wie kommt man von der allgemeinen Form des Induktionsgesetzes Uind = N dΦ dt auf die Form Uind = L di dt ? Hinweis: Wenden Sie das Durchflutungsgesetz an ! 4. Warum muss der Strom in einer Spule stetig sein, d.h. darf keine Sprungstellen haben? 5. Was passiert, wenn man das Magnetfeld bei der Wirbelstrombremse räumlich vergrößert und es im Grenzfall die gesamte Pendelplatte durchsetzt? 6. Kann man als Bremsmagnetfeld auch ein Wirbelfeld benutzen? 7. Welche Arten von Verlusten treten in einem Transformator auf und wie kann man sie reduzieren? 8. Wie hängen die Wirbelstromverluste von der Frequenz ab? 84 7 Messungen an Wechselstromkreisen Inhaltsangabe 7.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 7.2 Kennwerte und Definitionen im Wechselstromkreis . . . . . . . 86 7.3 Zusammengesetzte Wechselstromkreise . . . . . . . . . . . . . . 87 7.4 7.5 7.6 7.3.1 Reihenschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 7.3.2 Parallelschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 7.3.3 Tiefpass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 7.4.1 Kapazitätsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 7.4.2 Amplituden- und Phasengang eines Tiefpasses . . . . . . . . . . . . 90 7.4.3 Reihenschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 7.4.4 Parallelschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 7.4.5 Gedämpfte freie Schwingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Protokolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 7.5.1 Kapazitätsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 7.5.2 Amplituden und Phasengang eines Tiefpasses . . . . . . . . . . . . 94 7.5.3 Reihenschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 7.5.4 Parallelschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 7.5.5 Gedämpfte freie Schwingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Kurzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 7.1 Einführung Für die vollständige Beschreibung einer Wechselstromgröße ist im Gegensatz zur Bestimmung einer Gleichstromgröße außer dem Betrag auch die zugehörige Frequenz und die Phasenlage zu einem Bezugszeiger erforderlich. In diesem Versuch wird zur Ermittlung der genannten Größen (Betrag, Frequenz und Phasenlage) von Wechselspannungen ein Oszilloskop eingesetzt. Zur Vorbereitung des Versuchs sollten die entsprechenden Kapitel des Versuchs 0 bearbeitet werden. 85 7 Messungen an Wechselstromkreisen 7.2 Kennwerte und Definitionen im Wechselstromkreis Betrachtet werden hier nur periodische, sinusförmige Wechselströme (Bild 7.1). Augenblickswert Scheitelwert Kreisfrequenz Periodendauer Strom Spitze-Spitze Nullphasenwinkel Effektivwert i1 (t) = î1 sin(ωt), i2 (t) = î2 sin(ωt + ϕ2 ) î ω = 2πf = 2π T1 T ipp ϕ0 s ´T I = T1 i2 (t) dt = √î2 0 Abbildung 7.1: Liniendiagramm (Zeitdiagramm) Bei linearen Wechselstromnetzen gelten für die Augenblickswerte auch die Kirchhoff’schen Gesetze X X uν = 0 iν = 0 und ν ν Der Zusammenhang zwischen Strom und Spannung mit den Bauelementen Widerstand R, Induktivität L und Kapazität C lässt sich auf verschiedene Weise beschreiben. 1 ´ di Augenblickswerte: u = iR, u = i dt, u = L C dt I Komplexe Schreibweise: U = IR, U = , U = IjωC jωC Abbildung 7.2: Zeigerdiagramme Weiteres hierzu in der Vorlesungsmitschrift und zusätzlicher Literatur. 86 7.3 Zusammengesetzte Wechselstromkreise 7.3 Zusammengesetzte Wechselstromkreise Berechnungen an Wechselstromkreisen werden im allgemeinen aus Gründen der mathematischen Vereinfachung in der komplexen Ebene durchgeführt. Der Zusammenhang zwischen den Zeitgrößen und den komplexen Zeigern wird aus der Euler’schen Umformung gewonnen. Im folgenden werden zwei Beispiele durchgerechnet. 7.3.1 Reihenschwingkreis Abbildung 7.3: Schaltbild und Zeigerdiagramm eines Reihenschwingkreises X Uν = U − UC − UL − UR = 0 ν U = U R + U L + U C = I[R + j(ωL − 1 )] = I[R + jX] = IZ ωC Der Blindwiderstand X ist von ω abhängig. Der Resonanzfall liegt vor, wenn X = 0 wird. Dann ist 1 ω0 L = ω0 C und die Resonanzkreisfrequenz 1 . ω0 = √ LC Die Resonanzfrequenz ist 1 f0 = √ 2π LC 7.3.2 Parallelschwingkreis X Iν = I − IC − IL − IR = 0 ν I = IR + IL + IC = U [ 1 1 + j(ωC − )] = U [G + jB] = U Y R ωL 87 7 Messungen an Wechselstromkreisen Abbildung 7.4: Schaltbild und Zeigerdiagramm eines Parallelschwingkreises Der Blindleitwert B ist von ω abhängig. Resonanz liegt vor, wenn B = 0 wird. Dann ist ω0 C = 1 ω0 L und ω0 = √ 1 . LC Die Resonanzfrequenz ist wie beim Reihenschwingkreis f0 = 1 √ 2π LC In beiden Fällen wird der Phasenwinkel ϕ bei Resonanz Null. 7.3.3 Tiefpass Wird ein Kondensator nach Bild 7.10 über eine Reihenschaltung von Induktivität und Widerstand entladen, dann entsteht eine freie gedämpfte Schwingung. Die im Kondensator gespeicherte Energie schwingt zwischen Kondensator und Induktivität hin und her und wird durch den ohmschen Widerstand gedämpft (Umwandlung in Wärme). In Analogie hierzu ist die Beschreibung einer freien, gedämpften Schwingung bereits aus der Mechanik bekannt (Bild 7.5). Die Normalform der Differentialgleichung lautet ẍ + 2Dω0 ẋ + ω02 x = 0 Die Bestimmung des Dämpfungsgrades D wird durch das logarithmische Dekrement möglich: an Ae−δtn Λ = ln = ln = δT an+1 Ae−δ(tn +T ) Es ist definiert als der natürliche Logarithmus des Verhältnisses zweier aufeinander in√gleicher Richtung folgender Amplituden mit Periodendauer T = 2π , Kreisfrequenz ω = ω0 1 − D2 ω und Abklingkonstante δ = ω0 D. 88 7.3 Zusammengesetzte Wechselstromkreise Abbildung 7.5: Gedämpfte Schwingung Damit folgt für den Dämpfungsgrad 1 D=q 1+ 2π 2 Λ Sind zwei aufeinanderfolgende Amplituden und die Periodendauer bekannt, können D und ω0 berechnet werden. Stellen wir nun für den Kondensatorkreis (Bild 7.10) die Differentialgleichung auf, so erhalten wir X uν = 0 → uC + uR + uL = 0 ν mit uL = L di , dt uR = Ri, i=C duC ergibt das dt d2 uC R duC 1 + + uC = 0 dt2 L dt LC Ein Koeffizientenvergleich zwischen „normierter“ und „elektrischer“ Schwingungsgleichung liefert 1 2D ω0 = √ und = RC ω0 LC Der Dämpfungsgrad wird somit ω0 RC R D= = 2 2 r C L 89 7 Messungen an Wechselstromkreisen 7.4 Versuchsdurchführung 7.4.1 Kapazitätsbestimmung Mit der Schaltung nach Bild 7.6 ist die Kapazität des Kondensators C durch die Messung von Strom und Spannung zu bestimmen. Û0 = 1 V RV = 1 kΩ Abbildung 7.6: Versuchsaufbau 1 Die Schaltung wird aus dem Funktionsgenerator (FUNC_OUT) mit der sinusförmigen Wechselspannung U 0 gespeist. Der Strom durch den Kondensator wird als Spannungsabfall U R und die Spannung U C direkt am Kondensator mit dem Oszilloskop gemessen. Die Messung ist bei verschiedenen Frequenzen durchzuführen, der daraus errechnete Mittelwert der Kapazität ist mit der Angabe des Herstellers zu vergleichen. Bei welcher Frequenz sind beide Spannungen gleich groß? Wie groß ist der Phasenwinkel zwischen der Spannung U C am Kondensator und der Spannung am Widerstand U R und wie ist dies zu erklären? In einer weiteren Messung ist statt der Spannung am Widerstand die Generatorspannung zu oszillographieren. Bei der Frequenz f = 1kHz ist der Phasenwinkel ϕ0,C zwischen den Spannungen U 0 und U C zu messen und mit dem Wert zu vergleichen, der sich durch Berechnung mit dem ermittelten Kapazitätswert von C ergibt. 7.4.2 Amplituden- und Phasengang eines Tiefpasses Der R-C Tiefpass nach Bild 7.7 wird aus dem Funktionsgenerator mit sinusförmiger Wechselspannung U 0 und veränderlicher Frequenz f gespeist. Die Generatorspannung U 0 und die Spannung U C am Kondensator werden vom Bode-Analyzer ausgewertet. Es soll die Übertragungsfunktion (Betrag und Phase) des Tiefpasses im Frequenzbereich 10 . . . 10 kHz mit einer Auflösung von 10 Punkten pro Dekade aufgenommen werden. Aus den Verläufen ist die Grenzfrequenz fg des Tiefpasses zu bestimmen und mit dem Wert zu vergleichen, der sich durch Berechnung mit den gegebenen Werten der Bauelemente ergibt. 90 7.4 Versuchsdurchführung Û0 = 1 V RV = 1 kΩ C = 220 nF Abbildung 7.7: Versuchsaufbau 2 7.4.3 Reihenschwingkreis Es ist ein Reihenschwingkreis nach Bild 7.8 aufzubauen. Û0 = 1 V RV = 1 kΩ C = 220 nF Abbildung 7.8: Versuchsaufbau 3 Die Funktionsgeneratorspannung U 0 und die, dem Strom proportionale Spannung U R am Widerstand R werden gleichzeitig auf einem Oszilloskop dargestellt. Durch Veränderung der Generatorfrequenz ist die Resonanzfrequenz f0 durch Beobachtung des Verhaltens der oszillographierten Spannungen zu bestimmen. Die Größe der Induktivität L ist mit Hilfe der ermittelten Resonanzfrequenz f0 zu berechnen. Der Phasenwinkel ϕ0,C zwischen U 0 und U R ist bei den Frequenzen f0 −1 kHz und f0 +1 kHz zu messen. Es ist anzugeben, bei welcher dieser Frequenzen sich der Schwingkreis induktiv und kapazitiv verhält. Bei der Frequenz f0 − 1 kHz sind mit dem Oszilloskop die Spannungen U 0 , U C , U L und U R zu messen. Mit diesen Werten ist ein Zeigerdiagramm zu konstruieren. Es ist zu begründen, warum in dem Zeigerdiagramm zwischen den Spannungen U L und U C nicht die zu erwartende Phasenverschiebung von genau 180◦ auftritt. 91 7 Messungen an Wechselstromkreisen Der Phasenwinkel zwischen Strom und Spannung des Schwingkreises ist mit Hilfe der bekannten Werte der Bauelemente zu berechnen und mit dem Wert zu vergleichen, der aus dem Zeigerdiagramm abgelesen werden kann. 7.4.4 Parallelschwingkreis Es ist ein Parallelschwingkreis nach Bild 7.9 aufzubauen. Û0 = 1 V RV = 1 kΩ C = 220 nF Abbildung 7.9: Versuchsaufbau 4 Die Spannungen U 0 und U R sind gleichzeitig auf einem Oszilloskop darzustellen. Durch Veränderung der Generatorfrequenz ist durch Beobachtung des Verhaltens der dargestellten Spannungen die Resonanzfrequenz f0 zu ermitteln. 92 7.5 Protokolle 7.4.5 Gedämpfte freie Schwingung Die bei der Entladung eines Kondensators nach Bild 7.10 entstehende freie, gedämpfte Schwingung ist mit Oszilloskop aufzunehmen. Hierzu wird das Oszilloskop mit einer Zeitkonstanten von etwa 200 ms/div im Einzelaufnahmemodus („Single“) betrieben. Unmittelbar nach dem Auslösen der Aufnahme wird der Taster gedrückt, und solange gehalten, bis die Aufnahme abgeschlossen ist. Aus dem gemessenen Verhältnis zweier aufeinander folgender Spannungsamplituden sind das logarithmische Dekrement Λ, der Dämpfungsgrad D und bei bekannten Werten für C und L der Wert des Widerstandes R zu berechnen. Abweichungen des berechneten Wertes vom Wert des in der Schaltung eingesetzten Widerstandes R sind zu begründen. Weiterhin ist aus dem aufgenommenen Verlauf die Periodendauer T der Schwingung und daraus die Frequenz f0 zu bestimmen. Dieser Wert ist mit dem Wert zu vergleichen, der mit Kenntnis der Dämpfung D und der Größe von C, L, berechnet werden kann. U0 = 4 V RV = 10 Ω C = 1 µF Abbildung 7.10: Schaltung: Reihenschwingkreis 7.5 Protokolle 7.5.1 Kapazitätsbestimmung RV = 1 kΩ, f /Hz 50 200 500 1000 ÛC /V ÛR /V C/µF C= Phasenwinkel ϕ0,C bei f = 1 kHz ϕ0,C = (Messung) ϕ0,C = (Berechnung) 93 7 Messungen an Wechselstromkreisen 7.5.2 Amplituden und Phasengang eines Tiefpasses Grenzfrequenz fg fg = (Messung) (Berechnung) fg = 7.5.3 Reihenschwingkreis f0 = L= f0 − 1 kHz f0 + 1 kHz ϕ0,R = ^{U 0 , U R } Bei f = f0 − 1 kHz: U0 = , UL = , UC = , UR = Phasenwinkel ϕ ϕ= (aus Zeigerdiagramm) (aus Berechnung) ϕ= 7.5.4 Parallelschwingkreis Û0 = 0,8 V (Sinus), f0 = 7.5.5 Gedämpfte freie Schwingung a1 = Λ= a2 = D= a3 = R= a4 = T = f0 = (Messung), f0 = (Berechnung), 94 7.6 Kurzfragen 7.6 Kurzfragen 1. Erklären Sie folgende Begriffe: Gleichspannung, Wechselspannung und Mischspannung! 2. Leiten Sie die Formel für den Effektivwert her! 3. Berechnen Sie diesen Effektivwert für eine sinusförmige Größe! 4. Zeichnen Sie je für R, L, C den Strom bei sinusförmiger angelegter Spannung! 5. Leiten Sie den Phasenwinkel ϕ = f (U, R, L, C) für einen Reihenschwingkreis her! 6. Warum erhält man bei den Schwingkreisen in Bild 7.7 und 7.8 eine unterschiedliche Resonanzfrequenz? 7. Wie müsste das mechanische Äquivalent für Versuch 5.5 aussehen? 95 8 Transformator Inhaltsangabe 8.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 8.2 Idealer Transformator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 8.3 Realer Transformator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 8.4 Transformator mit Eisenkern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 8.5 8.6 8.7 8.4.1 Ersatzschaltung und Zeigerdiagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 8.4.2 Leerlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 8.4.3 Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 8.5.1 Transformator im Leerlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 8.5.2 Spannungen und Ströme am Transformator bei unterschiedlichen Belastungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 8.5.3 Bestimmung von L1 , L2 , M , k und σ . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 8.5.4 Hochstromtransformator mit Schweißzange 8.5.5 Hochspannungstransformator mit Funkenstrecke . . . . . . . . . . 103 . . . . . . . . . . . . . 103 Protokolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 8.6.1 Transformator im Leerlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 8.6.2 Transformator bei Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 8.6.3 Bestimmung von L1 , L2 , M , k und σ . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Kurzfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 8.1 Einführung Die Gegeninduktion wird in der Energietechnik beim Leistungstransformator zum Heraufund Heruntertransformieren von Spannungen und Strömen oder als Trenntransformator zur galvanischen Trennung von Netzteilen, in der Nachrichtentechnik im Übertrager hauptsächlich für die breitbandige Anpassung und in der Messtechnik beim Wandler zum Verringern von Messspannungen bzw. -strömen angewandt. Der Transformator besitzt mindestens 2 Wicklungen (Spulen), die von einem gemeinsamen magnetischen Feld durchsetzt sind. Durch die magnetische Kopplung zweier Induktivitäten, meistens über einen Eisenkern, entstehen Transformatoren oder Übertrager. Da der Transformator ein ziemlich komplexes Gebilde 97 8 Transformator darstellt, werden zum Teil stark vereinfachte Annahmen gemacht. Für die Vorbereitung zum Versuch sind auch die Kenntnisse aus den Versuchen 5, 6 und 7 zu verwenden. 8.2 Idealer Transformator Bei stark vereinfachten Annahmen lassen sich für einen „idealen Transformator“ mit den Zählpfeilrichtungen nach Bild 8.1 folgende Gleichungen aufstellen (kein Streufeld): N1 U1 = = ü U2 N2 und I1 N2 =− I2 N1 Abbildung 8.1: Ersatzschaltbild eines idealen Transformators Für die Transformation von Widerständen ergibt sich aus den obigen Gleichungen 2 R1 N1 = R2 N2 Die eingeschränkte Gültigkeit der oben angegebenen Transformatorgleichungen soll im Experiment gezeigt werden. 8.3 Realer Transformator Mit Hilfe folgender Gleichungen, die sich aus dem Induktionsgesetzes ergeben, lässt sich eine genauere Beschreibung von Transformatoren erreichen: u1 = L1 di2 di1 +M dt dt u2 = M di1 di2 + L2 dt dt mit L1 primäre Induktivität, L2 sekundäre Induktivität und M Gegeninduktivität zwischen den beiden Spulen (Bild 8.1). Aufgrund der nicht idealen Kopplung der beiden Transformatorspulen werden diese nur von einem Teil des magnetischen Flusses Φm der jeweils anderen Spule durchsetzt. 98 8.4 Transformator mit Eisenkern Zur Beschreibung der Kopplung zwischen den Spulen wird der Gesamtkopplungsfaktor k k=√ M L1 L2 bzw. der Streukoeffizient σ σ = 1 − k2 = 1 − M2 L1 L2 definiert. 8.4 Transformator mit Eisenkern 8.4.1 Ersatzschaltung und Zeigerdiagramm Abbildung 8.2: Ersatzschaltbild eines Transformators Im Ersatzschaltbild nach Bild 8.2 werden alle Nichtidealitäten berücksichtigt. R1 und R2 geben die ohmschen Widerstände der Primär-und Sekundärseite wieder. L1σ und L2σ (Streuinduktivitäten) repräsentieren die Streuung, d.h die nichtideale Kopplung der Spulen. Die Wirkverluste des magnetischen Kreises werden im elektrischen Ersatzschaltbild durch den Widerstand RFe berücksichtigt. M (Hauptinduktivität) stellt die vorhandene Kopplung der Spulen dar. 8.4.2 Leerlauf Der leerlaufende Transformator verhält sich für Strom-und Leistungsaufnahme wie eine Induktivität. Der Eisenkern verzerrt entsprechend der Magnetisierungskennlinie den Magnetisierungsstrom I µ . und verursacht Oberwellen des Leerlaufstroms I 0 . Die Eisenverluste werden durch den Eisenverluststrom I Fe gekennzeichnet. I 2 = 0 → I 1 = I 0 = I µ + I Fe U 1 = I 0 (R1 + jωL1 ) + U h Das Zeigerdiagramm ist in Bild 8.3 dargestellt. 99 8 Transformator 8.4.3 Belastung Abbildung 8.3: Zeigerdiagramm im Leerlauf Abbildung 8.4: Zeigerdiagramm bei Belastung Die in Bild 8.2 gestrichelt gezeichnete Impedanz Z L stellt nun die Belastung dar. Mit Hilfe der Kirchhoff’schen Sätze lassen sich alle noch fehlenden Größen für das Zeigerdiagramm (Bild 8.4) bestimmen. 100 8.5 Versuchsdurchführung 8.5 Versuchsdurchführung 8.5.1 Transformator im Leerlauf Messung von Übersetzungsverhältnis und Leerlaufstrom für verschiedene Kernmaterialien Abbildung 8.5: Versuchsaufbau Trafo im Leerlauf Versuchsaufbau nach Bild 8.5. Voltmeter: MXD-4660A Digitalmultimeter Amperemeter: VC840 Digitalmultimeter N1 = 900 Wdg N2 = 300 Wdg / 150 Wdg u1 = 50 V 8.5.2 Spannungen und Ströme am Transformator bei unterschiedlichen Belastungen Abbildung 8.6: Versuchsaufbau Trafo unter Last Versuchsaufbau nach Bild 8.6. Voltmeter: MXD-4660A Digitalmultimeter Amperemeter: VC840 Digitalmultimeter N1 = 900 Wdg N2 = 300 Wdg Kern geblecht blau 101 8 Transformator 8.5.3 Bestimmung von L1 , L2 , M , k und σ Abbildung 8.7: Versuchsaufbau zur Bestimmung von L1 , L2 , M , k und σ Versuchsaufbau nach Bild 8.7. Voltmeter: MXD-4660A Digitalmultimeter Amperemeter: VC840 Digitalmultimeter N1 = 900 Wdg N2 = 300 Wdg Kern geblecht blau a) Primärspule U = ωL1 I b) Sekundärspule U = ωL2 I c) Reihenschaltung gleichsinnig U = ω(L1 + L2 + 2M ) I 102 8.5 Versuchsdurchführung d) Reihenschaltung gegensinnig U = ω(L1 + L2 − 2M ) I Bei konstanter Spannung U = 1 V sind die Ströme in den obigen vier Schaltungen a) – d) zu messen und daraus L1 , L2 , M , k und σ zu berechnen. 8.5.4 Hochstromtransformator mit Schweißzange Kern geblecht blau N1 = 600 Wdg N2 = 5 Wdg (Stromzange) Abbildung 8.8: Versuchsaufbau Hochstromtransformator Versuchsaufbau nach Bild 8.8. Speisung aus Regeltrenntrafo, Primärstrom i1 ca: 1 A. 8.5.5 Hochspannungstransformator mit Funkenstrecke Kern geblecht blau N1 = 600 Wdg N2 = 10000 Wdg (Funkenstrecke) Abbildung 8.9: Versuchsaufbau Hochspannungstransformator 103 8 Transformator Versuchsaufbau nach Bild 8.9. Speisung aus Regeltrenntrafo, abstand der Elektroden ca. 1 mm. Primärspannung hochregeln, bis an der Funkenstrecke der Überschlag (Lichtbogen) auftritt. 8.6 Protokolle 8.6.1 Transformator im Leerlauf N1 = 900 Wdg N1 = 300 Wdg ü = u1 = 50 V (Sollwert) u2 = geblecht (schwarz) geblecht (blau) massiv (silber) massiv ohne Joch massiv (silber) massiv ohne Joch u2 /V u1 /u2 i0 /mA Frel /% N1 = 900 Wdg N1 = 150 Wdg ü = u1 = 50 V (Sollwert) u2 = geblecht (schwarz) u2 /V u1 /u2 i0 /mA Frel /% 104 geblecht (blau) 8.6 Protokolle 8.6.2 Transformator bei Belastung N1 = 900 Wdg N1 = 300 Wdg Kern: geblecht (blau) ü = (Sollwert) 1 ü R/Ω ∞ u1 /V 4 1000 4 100 4 10 4 0 4 u2 /V u1 /u2 i1 /mA i2 /mA i1 /i2 8.6.3 Bestimmung von L1 , L2 , M , k und σ N1 = 900 Wdg N1 = 300 Wdg Kern: geblecht (blau) U= 1V Schaltung a b c d i/mA L1 = L2 = L1 + L2 = Aus Schaltung c): Mc = Aus Schaltung d): Md = Mittelwert: M = (Mc + Md )/2 = Berechnung von M aus Differenzbildung der Messwerte aus Schaltung c und d: M= Kopplungsfaktor k = Streufaktor σ = 105 8 Transformator 8.7 Kurzfragen 1. Nennen Sie einige Anwendungen von Transformatoren! 2. Leiten Sie die folgenden Gleichungen her: U1 N1 = U2 N2 I1 N2 =− I2 N1 R1 N12 = 2 R2 N2 3. Geben Sie das Ersatzschaltbild des magnetischen Kreises eines idealen Transformators an ! 4. Erstellen und erläutern Sie das Ersatzschaltbild des Transformators mit Eisenkern! 5. Erstellen Sie mit folgenden Werten eines Transformators im Leerlauf das Zeigerdiagramm nach Bild 8.3. U1 = 30 V U2 = 24 V I1 = 0,4 A I2 = 0 A ϕ1 = 33◦ R1 = 15 Ω Hinweis: Im Leerlauf gilt Uh = U2 und I1 = I0 . 106