Datenflut in der Radiologie – Die Bildanalyse ist der Flaschenhals für innovative Diagnostik und Therapieplanung Tobias Heimann, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg Medizinische Bildgebung ist eine Schlüsseltechnologie, die von der Diagnostik über die Therapieplanung bis hin zur Therapieunterstützung die moderne Medizin in vielen Bereichen revolutioniert hat. Der Blick ins Innere des Körpers, den dreidimensionale Techniken wie die Computertomographie oder Magnetresonanztomographie bieten, erlaubt es beispielsweise, das Wachstum von Tumoren zu beobachten und, im Fall der Leber, Operationsvorschläge zu berechnen, die ein ausreichend großes Lebervolumen für eine Normalfunktion nach der Tumorentfernung sicherstellen. Die sogenannte funktionelle Bildgebung bietet die Möglichkeit, Stoffwechselvorgänge im Körper in Echtzeit zu untersuchen und so z.B. die Lungenfunktion regional zu bestimmen, um Krankheiten wie Mukoviszidose akkurater zu diagnostizieren. Der Großteil der neuen bildbasierten Anwendungen hat jedoch einen, vor allem im klinischen Alltag gravierenden, Nachteil: Um Bilder quantitativ auszuwerten, sind im Allgemeinen aufwendige Verarbeitungsschritte notwendig. Die Bildanalyse umfasst zum Beispiel die Markierung oder Umrandung der Zielstrukturen in den Bilddaten, ein Vorgang, der Segmentierung genannt wird und in den meisten Fällen immer noch manuell durchgeführt werden muss. Den Radiologen in der Klinik bleibt aufgrund der stetig wachsenden Zahl der Bildaufnahmen keine Zeit für diese zusätzlichen Arbeiten, was dazu führt, dass viele innovative Diagnose- und Therapieverfahren auf den Einsatz bei Einzelfällen in der Forschung beschränkt bleiben. Um diese neuen Methoden in der klinischen Praxis zu etablieren, muss daher zuerst eine schnelle und kostengünstige Lösung für die Bildanalyse gefunden werden. Die Bewältigung der großen Datenmengen in der Radiologie kann, so die These des Autors, durch automatische Methoden der computerbasierten Bildanalyse erreicht werden. Während ein für ein breites Anwendungsspektrum einsetzbares System auch in den nächsten Jahren noch nicht in Aussicht ist, befinden sich automatische Systeme für spezifische Aufgaben wie Mammographie- oder Lungenknoten-Screening teilweise schon im klinischen Einsatz. Um weitere Anwendungsfelder für innovative bildbasierte Anwendungen zu erschließen und die steigenden Datenmengen in der Radiologie zu bewältigen, muss die Forschung anwendungsorientierter werden. Neu entwickelte Bildanalyse-Methoden müssen auf einer großen Anzahl von realistischen Patientendaten getestet werden, statt wie bisher auf wenigen Beispielbildern oder synthetischen Daten. Durch eine solche datengetriebene Forschung wird der Transfer von neuen Methoden aus der Forschung in die Klinik beschleunigt, was einem größeren Patientenkollektiv den Zugang zu innovativer Diagnostik und Therapieplanung verschaffen kann.