Zusammenfassung Psychologie

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Zusammenfassung Psychologie · Wüst
1.0 Klärung des Begriffs Psychologie
Psychologie: – Lehre von den Erscheinungen und Zuständen des bewußten und unbewußten Seelenlebes
– Lehre vom Erleben und Verhalten
Ranbedingungen
Mensch (Erleben)
oberhalb: Denken
Motivation
unterhalb: Emotionen
Entscheidung
Speicher
Urteilsbildung
Vorstellung
Stimulus
Wahrnehmung
Bewußtseinschwelle
Verhalten
black box
meßbar
Hypothesen
Theorien
meßbar
Forschungsgegenstand = Mensch (einziges Individuum mit Selbstbewußtsein ↔ Möglichkeit zur Reflexion des eigenen Ichs,
des Bewußtseins der eigenen Handlungen und deren Konsequenzen). Ohne Reflexion ist kein Erleben möglich.
Reiz (Stimulus) [meßbar] ➞ Einflußfaktoren (Person, Umwelt- und Erbfaktoren, Erlebnisse) [nicht meßbar] ➞ Verhalten (Response) [meßbar].
V = f(P,E,S,U) – V = Verhalten · P = Persönlichkeitsmerkmale · E = Erbinformationen · S = Sozialgemeinschaft · U = Umwelt
Freud (Eisberg-Theorie):
Bewußte
BW-Schwelle
Vorbewußsein
Unbewußte
Moral, Werte
Über-ICH
reales Handeln
ICH
Lustfunktion
Gefühle
ES (Libido)
Libido: Begierde, Trieb, allen psychischen Äußerungen zugrundeliegende psychische Energie
Alle drei Bereiche der Persönlichkeit (Unbewußtsein/Bewußtsein/Gedächtnis) werden durch die Wahrnehmung beeinflußt
und wirken zur Urteilsbildung mit. (➞ bewußte/unbewußte Motivation, auch manipulierbar)
Absichten/Ziele der Psychologie:
· Verhalten vorhersagen (Eignungstest)
· Verhalten erklären (Schluß von Symptomen auf vom Objekt Wahrgenommenes)
· Verhalten ändern (Neurosen, durch Therapie relativieren)
1.2 Schulen der Psychologie:
· Kognitivismus (Europa/cognoscere=erkennen/heute erfolgreichste/Grund, Ebbinghaus, Dunker, Köhler, Metzger): nicht
die direkte Reaktion auf Stimuli, sondern die zwischengeschaltete Erkenntis (Wahrnehmung, Erinnerungen, Interpretation,
Entscheidung) der Stimuli bestimmen das menschl. Verhalten; Kernstück ist das Bewußtsein/Psyche (vom Körper ausgegrenzt)
Im Kognitivismus erkennt der Mensch die Zusammenhänge zwischen einzelnen Teilen und sieht sie als Gesamtheit
(Gestalt/kognitive Ordnung) und damit mehr (Gestalt ist mehr als Summe alle Teile)
Methode 1: Die Erforschung der Psyche erfolgt mittels Introspektion, d.h. mittels Beobachtung, Beschreibung und Mitteilung subjektiver Erfahrungen durch das Objekte
Methode 2: Phänomenologie (Aufzeigung und Beschreibung der meßbare Erscheinungformen)
1
Introspektion: Selbstbeobachtung, Hineinsehen
syntagmatisches Assoziationsmuster: deuten auf den Inhalt, Zusammensetzung (z.B. Haus ➞ Familie, Sicherheit, Wärme,
Dach ➞ Erwachsene)
paradigmatisches Assoziationsmuster: zweckgebunden oder zweckorientiert (z.B. Kinder Haus ➞ rund, spielen, feieren,
reden ➞ Kinder)
· Reflexologie – Mensch reaktiv(Rußland/Pawlow [1904 Nobelpreis], Sokolow): Reiz-Reaktionsmuster (größtenteils angeboren) bestimmen das gesamte Verhalten, veränderbar durch Konditionierung (Dressur); z.B. Erziehung zum kommunistischen
Menschen (gescheitert)
Reize und Reaktionen sind meßbar
nat. Reiz ➞ unbedingter Reflex (Futter ➞ Speichel)
nat. Reiz + neutr. Reiz (Glocke) ➞ Wiederholung (lernen) ➞ Bildung eines bedingten Reflexes
neutr. Reiz ➞ bedingter Reflex (Glocke -➞ Speichel)
· Behaviorismus – Mensch aktiv (USA/Watson, Skinner): Prinzip Reiz-➞ Verhalten (erlernt und nicht angeboren); Wiederholung/stärkerer Stimulus sorgen für Lernprozesse ([Miß]Erfolgsprinzip) und bilden die Persönlichkeit ➞ eigenaktives Verhalten
1.3 Bereiche der Psychologie
· Allgemeine Psychologie
liefert Grundlagen und Theorien für andere Psychologiebereiche
Individualpsychologie (Fähigkeiten und Fertigkeiten des einzelnen Menschen) vs. Sozialpsychologie (Mensch im Umfeld der
Gesellschaft)
· Entwicklungspsychologie
Entwicklung des Verhaltens über die gesamte Lebensspanne wird erforscht (warum treten Veränderungen auf und wie lasssen sich diese beeinflussen?)
affektiv ➞ gefühlsbetont, durch heftige Gefühlsäußerung gekennzeichnet
affektives Klima: Klima, das durch die Zuwendung einer Bezugsperson entsteht, ist extrem wichtig für die spätere Entwikklung von Gefühlen und die Voraussetzung für Leben. Sonst kann es zu Hospitalismus kommen (Zusammenfassung aller Störungen, die durch neg. Entwicklungseinflüsse verursacht worden sind)
1. Lebensjahr
Gefühlsentwicklung (affektives Klima sehr wichtig, später nur noch kleine Korrekturen möglich)
Orale Entwicklung: Lust-Entwicklung, Freies-Kindheits-Ich (heile Welt, das Kind kann seine Stärken entwickeln),
motorische Kontrolle
2. Lebensjahr
Forderungen aus Umwelt prägen die Entwicklung (Sprache, Laufen, Eßtechniken).
Eltern sozialisieren ihre Kinder (Lernen von Normen)
- kritisches Eltern-Ich ➞ negative Weltansicht
- fürsorgliches Eltern-Ich ➞ unselbständige Weltansicht
3. Lebensjahr
Trotzalter: Zeichen für normale Ich-Entwicklung
4. Lebensjahr
Fantasie-Entwicklung
magomytisches Erleben (Abläufe werden z.B. oft mit Fantasiewesen begründet)
5. Lebensjahr
Entwicklung von Aufgabenorientierung (Kind will selbständig Aufgaben erledigen)
Schulreife
Teile des Körpers verändern ihre Gestalt (1. Gestaltwandel) ➞Veränderung der Psyche
6.-14. Lebensjahr
Entwicklung von Spezialfähigkeiten durch Sozialisierung (Schule, Vereine, Freunde)
14. Lebensjahr
2. Gestaltwandel (Geschlechtsreife, Pubertät)
Entwicklung des Erwachsenen-Ich: Fakten, Daten in Zusammenhang bringen
Erwachsene
bis 20. Lebensjahr: Erwachsenen-Altern
20-35 Jahre: Entwicklung von Fähigkeiten
36-50 Jahre: Kontinuität der Fähigkeit
51 Jahre ➞ ✞: Alter "Gerontologie" (Alterskunde)
2
· Tiefenpsychologie (zeitliche Tiefe)
Man möchte mehr über zeitlich weit zurückliegende und ins Unterbewußtsein verdrängte Ereignisse, die zu psychischen Problemen geführt haben und führen (Vertreter Freud ➞ Eisberg-Theorie), erfahren. Sie konzentriet sich auf die frühe Kindheit,
als eine das gesamte Leben prägende Phase.
Besonders wichtige Phasen sind die orale (1. LJ), anale (2. LJ) und genitale Phase (ab 3. LJ bis Ende).
Methoden der Erforschung:
· Traum:
Dem Traum kommt als Signal eine besondere Bedeutung zu.
- Traumprotokolle ➞ Symbolik (Traumbilder werden interpretiert)
REM-Phase (Rapid-Eye-Movement) weist auf die Traumphase hin: 20 % des Schlafes, 3 - 5 Zyklen ➞ in Abständen von ca.
90 - 100 min. Die Augenbewegungen stehen in Verbindung mit den Träumen. Zwischen den REM-Phasen gibt es die
Delta-Phasen mit den Stadien 1-4 (einschlafen, leicht, mittel und tief schlafen).
Chronisches Nichtträumen führt direkt zum Verdrängen.
- Traumfunktion:
Sicherheitsventil ➞ Triebentladung
"Lager"-Arbeit => Verarbeitung von emotionalen Komponenten, die im Bewußtseinszustand Spannungen erzeugen, aber
nicht verarbeitet werden konnten (z.B. Streß vom Tage).
· Hypnose
allgemein: durch Absenkung der Bewußtseinsschwelle läßt sich die Willensbildung des Mediums leicht beeinflussen, in der
Psychologie näher: affektiv bedingter Zustand der Einengung des herabgesetzten Bewußtseinszustandes, in dem das
Medium beeinflußt werden kann.
Arten: Fixations-, Pendelhypnose
mit folgenden Phasen:
Phase 1: Planungsfunktion werden aufgehoben / Antriebe einstellen
Phase 2: Aufmerksamkeit kanalisieren (keine Wahrnehmungen, die das Medium ablenken)
alle Umweltinformationen werden abgeschirmt
Phase 3: Realitätsprüfung (Medium akzeptiert unlogische Zusammenhänge)
Phase 4: Suggestibilität (Inhalt werden suggeriert, dh. eingeredet)
Phase 5: Hypnose (Rollen werden als Wirklichkeit erkannt)
Zustände:
Bewußtseinstrübung (Somnabulismus): Medium folgt vorgegebenen Gedankengängen
Hypotaxie: Muskeln sind entspannt, lethargisch
Somnabules Stadium: tiefe Hypnose (vergleichbar mit ruhigem Schlaf mit regelmäßiger Atmung), Wortassoziation
➞ Assoziationswege im Vergangenen
Phase 6: Posthypnose: Weg zurück in die Realität begleitet von Amnesie
· Persönlichkeitspsychologie (Sozial- und Individualpsychologie)
Kontinuum (gleichförm. Entwickl.) in einer Person, fokussiert auf ICH-Bewußtsein. Es erfolgt keine Bewertung der Persönlichkeit
Persönlichkeitsmodell der vier Temperamente (nach Hypokrates) (Um sich in dieses Modell einzuordnen oder einordnen zu
lassen, muß man sich selbst reflektieren ➞ ICH-Bewußtsein)
Eysenck hat 1963 statistisch dieses Modell repliziert, dh. belegt mit empirschen Untersuchungen.
3
Wartegg-Zeichentest
projektiver Test, dh. in in werden eigene Ansichten, Meinungen und Werte projeziert, Merkmal: keine zeitliche Begrenzung:
Instruktionen: Zeichen sollen zu einem sinnvollen Inhalt ausgefüllt werden, auf Talent kommt es nicht an.
Nachteil: nicht objekt auswertbar (Rosental-Effekt, dh. Beeinflussung durch Erwartungshaltung, abhängig vom Auswerter
➞ Rattenversuch)
((Ein objektiver Test wäre, wenn alle Auswerter zum gleichen Ergebnis kämen, z.B. Fragebogentest))
Methodik zur Zuordnung der Zeichen des WZT (hat Wartegg schon vorher gemacht):
– Suchen eines Begriffs für den dargestellten Stimulus ➞ Semantik (Bedeutungsumfang) und Assoziationen für diesen Stimulus suchen
– Abstraktion dh. Gemeinsamkeit finden
– Erkanntes abstraktes Phänomen (Rückführung auf die Persönlichkeit)
· Sozialpsychologie/Gruppenpsychologie
Erforscht werden die Beziehungen zwischen Individuum und sozialer Gemeinschaft. Sozial Normen (1. Stereotype [nur für die
Gesamtheit gültig, nicht für den einzelnen], 2. Konventionen) haben Einfluß Erleben und Verhalten. In diesem Bereich werden auch Gruppendynamik, Konflikte mit Sozialpartnern und Managementverhalten behandelt.
Beispiel: Experiment mit spielenden Kindern (Wissen auch anderen zugänglich machen ➞ sozialer Erfolg)
Randgruppen des normativen Verhaltens lassen sich leicht beeinflussen in die eine oder andere Richtung.
Therapie: bei Abweichung vom normativen Verhalten wird dieses korrigiert
Therapieformen:
Gesprächs-, Verhaltens-, Urschrei-, Musiktherapie, Psychoanalyse
· Industriepsychologie
– Arbeitspsychologie (vermeintliches Hindernis im Arbeitsfluß => Zeitlupenaufnahme)
– Betriebspsychologie
– Beziehung zwischen Mitarbeiter und Organisation
– Ziel: Integration der Mitarbeiter ins Unternehmen (Motivation => Leistung)
Moderatoreneffekt nach House, 1971
strukturierte Aufgaben
Arbeitszufriedenheit
(wird in der Praxis eher untertrieben)
unstrukturierte Aufgaben
(wird in der Praxis eher übertrieben)
Grad der Anleitung
· Verkehrspsychologie
– psychologische Auswirkungen von Zeichen, Formen und Farben
– eindeutige Signalwirkungen
· Wirtschaftspsychologie
– Kommunikationspsychologie (z.B. Recall von Anzeigen, Leseverhaten in Anzeigen)
– Medienpsychologie
– Werbepsychologie
· Marktpsychologie
– Verbraucherverhalten feststellen, Hintergründe offenlegen, Prognosen erstellen
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· Forensiche Psychologie
– Verhalten im Gefängnis / Strafe/Rechtsprechung
· Tierpsychologie
– Verhalten von Tieren, Problemlösung bei Massentierhaltung
· Parapsychologie
– (para = über), beschäftigt sich mit unerklärlichen Phänomenen (Telefonrechnung)
2.0 Methoden
2.1 Quantifizierung psychologischer Merkmale
Aufgabe ist es Merkmale = Qualitäten = Phänomene zu quantifizieren
1. Nominalskala: Entweder-Oder-Kategorien bilden (Finden Sie den Raum kastig ? Ja/Nein)
Vorteile: Häufigkeiten, Prozente
Nachteile: Zuordnung ungenau und aufwendig und oft zweifelhaft
2. Rangskala (Ordinalskala): Vorgegebene Antworten werden vom Probanden in Rangordnung gebracht (ohne daß ein
Abstand definiert ist ) (Wie finden Sie den Raum? Kastig, rund, grün. Ordnen sie die Begriffe Rängen zu).
Vorteile: die Vorgaben ermöglichen einen Vergleich der Prioritäten (Anzahl der Nennungen)
Nachteile: Sind die Kategorien richtig und vollständig? Abstände zwischen den Ränge bleiben unbekannt.
3. Intervallskala
Es werden zwischen den Antwortextremen Intervall (mit festem Abstand zwischen den Merkmalsausprägungen) gebildet.
Vorteile: da wunderschöne metrische Daten, ist eine noch wunderschönere statistische Interpretation möglich => alle stat.
Operationen möglich.
Nachteile: Kategorien richtig und vollständig?
4. Ratioskala
hat absoluten Nullpunkt
Allgemein zu Intervallskalen
· Bipolare (vgl. Osgood ➝ semantische Differential) (satt / hungrig) (ergibt zwei Attribute und deren Abstufung)
· Unipolare Skala (trifft sehr zu / trifft nicht zu) (ergibt ein Attribut und die Abstufung)
Generell mit Mittelpunkt (z.B. 7 Einteilungen) oder ohne Mittelpunkt (z.B. 6 Einteilungen), was den Vorteil hat, daß sich die
Befragten outen müssen.
Semantisches Differential (Osgood, USA, 1957, beliebtes Meßinstrurment der modernen Psychologie):
Standardsatz von 23 (in der deutschen Sprache) bipolaren Eigenschaftspaaren, um Wörter nach ihrer Nähe zu den einzelnen
Eigenschaften auf mehrstufige Skalen einzustufen, um ein emotionales Bedeutungsprofil zu erstellen. In Deutschland auch
Polaritätenprofil genannt.
Profil ➚
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Der Semantischen Raum von Hofstätter ist eine Übertragung (Abbildung) der Polaritätsprofile (semantisches Differential)
in einen aufgespannten zweidimensionalen Raum, hier läßt sich anhand der Nähe der Punkte (Abbild der Profile der Begrifffe) die Konnotationsnähe darstellen.
Konnotation = die die Grundbedeutung eines Wortes begleitende, zusätzliche emotiale Vorstellung
2.11 Forschungsablauf
Beobachtung eines Phänomens (Kopfschmerzen unter den Mitarbeitern)
▼
Suche nach Außenkriterium (neue PC-Anlage und Sonneneinstrahlung)
▼
Hypothese aufstellen / Annahmen / Ausnahmen (Kopfschmerzen verursacht durch intensive Seeleistung wegen Raumhellligkeit) (Nullhypothese: Raumhelligkeit hat mit Kopfschmerzen nichts zu tun)
▼
Fragestellung entwickeln (Eingrenzung auf eine oder zwei wichtige Fragen)
▼
Entwicklung der Meßkriterien
▼
Untersuchungsplan erstellen: Untersuchungsinstrument (z.B. Test, Fragebogen), Variablen festlegen (Zeiträume, Ort, Bedingungen), Zielgruppe, Auswertungsplan
▼
Datenerhebung (in jeder Situation müssen Daten erfaßt werden können), Pretest
▼
Auswertung (Vollständigkeit kontrollieren, Auszählung, Berechnung (Statistik)
▼
Hyphothese gültig (H1) oder Nullhypothese (H0), Fragestellung muß durch Daten beantwortet werden, Beweis in Zahlen
▼
Interpretation der Lösungsansatze (subjektive Bewertung / Werturteile / Interpretationsstrategien)
▼
Erstellung von Normen, Tests, Richtlinien
6
2.2 Beobachtung
Rosenthal-Effekt (bla, bla, bla)
Rattenversuchsergebnis: Erwartungshaltung bestimmt das Beobachtungsergebnis.
Fehler:
– durch Hypothesenbildung (Interessen bestimmen die Forschungsrichtung)
– Registrierung von Daten zugunsten von H1
– Rollenspiel zwischen Versuchsleiter und Versuchspersonen wird durch Erwartungen gelenkt
– Nichtveröffentlichung von Ergebnissen, die dem Forscher nicht passen
– laufende Bestätigung vorhandener Annahmen bzw. Erwartungen führt zu einer verstärkten Beeinflussung des Versuchsergebnis
Allgemeine Beobachtungsfehler:
– Rosenthal-Effekt
– Halo-Effekt (Schließen von äußeren Merkmalen auf innere ➝ Kopf E - Verbrecher oder auch aggresiv)
– beobachtete Einzelheiten werden auf das falsche Objekt bezogen
– richtige Beobachtungseinheit wird im zeitlichen Ablauf falsch plaziert
– Bedeutung einer Sache wird nicht erkannt
– Beobachtungsobjekt wird falsch lokalisiert.
Neben Nachteile gibt es auch Forderungen:
- Formulierung einer Nullhypothese, um sich nicht auf die zuerst aufgestellte Hypothese zu versteifen
2.3 Experiment
Ein Experiment besteht in der planmäßigen und absichtlichen Auslösung eines Vorgangs zum Zweck der Untersuchung
(Erkenntnisgewinnung)
Klassische Bedingungen:
- Reproduzierbarkeit (Reliabilität)
- Variierbarkeit ()
- Willkürlichkeit (willkürlich ausgewählte Testpersonen ➝ Telefonbuch)
Erkundungsexperiment
- Hyphothese gewinnen
- offene Bedingungen
Entscheidungsexperiment
- Hypothesen bestätigen oder widerlegen
Wiederholungstest (Experiment mehrmals mit einer Person durchführen)
Paralleltest (Experiment mit mehreren Personen durchführen und Kontrollgruppe für Bezugspunkt für gewonnene Daten)
Uni-, Bi- oder Multivariate Experimente (ein, zwei oder mehrere unabhängige Variablen)
2.4 Interview / Exploration
Abgrenzung zum normalen Gespräch
Interview:
- geplantes , gezieltes Gespräch (Fragestellungen)
- Ablauf ist festgelegt (Fragebogen)
- Rollen sind festgelegt
Interviewer
Inhalte der Fragen kennen
Interviewtechniken beherrschen
Outfit normal
Auftreten zielbewußt
freundlich neutral, nicht aggressiv,
interessiert sein
7
Frage
Sprache:
zielpersonenorientiert,
gut artikuliert
Befragter
Antworten
ankreuzen
Konzentration
Interview- und Explorationstechniken
Einzelinterview
Tandeminterview
Gruppeninterview
1 Befragter – 1 Interviewer
2 oder mehr Interviewer –
1 Befragter
1 Interviewer
1 Assistent
6-10 Befragte
Ziel: individuelle Daten
(Meinung, Urteil, Einstellung)
Dauer: max. 45 min
Kosten: 30-1000 DM (Wirtschaft)
je nach Zielgruppe
Einsatz: in allen Bereichen der
Sozialwissenschaften
Ziel: in kurzer Zeit viele
Informationen zu
sammeln
Ziel: individuelle Meinung unter
gruppenspezifischem Einfluß
Dauer: 15 min - 5 h
Dauer: ca. 2h
Kosten: unbestimmt
Kosten: 3-5 Tsd. DM
Einsatz: Personalauswahl,
Streßinterview
Einsatz: zur Erkundung von Zusammenhängen in allen Beziehungen
Schriftliches Interview: Fragebogen muß in allen Situationen beantwortet werden können (Gestaltung),
Adressat perönlich, Rücklauf 10%
mündliches Interview: Person-zu-Person-Befragung
Freies Interview
(qualitative Marktforschung)
Technik: Ausgangsfrage ist definiert, Antwort ist frei, Möglichkeit der Nachfrage, Nachfrage ist
nicht festgelegt
Problem: nominalskalierte Daten
Auswertung sehr problematisch
Telefon-Interview: kurz, 5-10 min
halbstrukturiertes Interview
Technik: offene/geschlossene
Fragen
Problem: nominalskalierte Daten
Auswertung sehr problematisch
Geschlossenes Interview
(quantitative Marktforschung)
Technik: alle Fragen definiert, Antwortkategorien vorgegeben, keine
Möglichkeit zur freien Antwort
Kosten ø 50 DM
Problem: Fälschungsgefahr, Planung,
Durchführungsstreß
Dauer: max. 1 h
Kosten 50-100 DM
Kosten ø 500 DM
Dauer: max. 45min
Dauer: max. 1 h
offenes Interview:
Technik: keine Fragen stellen
Anwendung: klinischer Bereich (Freund)
neutrales Interview:
Die Beziehung zwischen Interviewer und
Befragtem ist neutral
Streßinterview:
Polizei, Geheimdienst
(Autorität)
Interviewer-Probleme
- ungeübt ➝ schwerfällig, es treten Suggestivfragen auf
- abschweifen ➝ Verfälschung, Verzettelung
- Belastung ➝ ermüden ➝ Verzerrung der Antworten
- uninteressiert ➝ schummeln
3.0 Wahrnehmung
Grundmodell für Wahrnehmung
Informationsmuster erkennen
▼
Indentifizierung (Bezugssystem suchen, dh. Vergleich mit Erfahrungswerten)
▼
dadurch schließt man auf den Inhalt und
▼
bildet eine subjektive Vorstellung
8
6
1:10 bit/s
Selektion
Infos
Sinnesorgan
100 bit/s
12
10 bit/s
Beispiel beim Lesen:
Im Durchschnitt liest man 3 Wörter/sek., bei 1 Wort ↔ 5 Buchstaben,
32 Zeichen ↔ 25 reichen zum Lesen aus, man benötigt 5 Bit pro Buchstabe,
aufgrund der Reduktion beim Lesen von bekannten Texten bleiben 1 bit pro Buchstabe übrig,
was zu einer Informationsaufnahmegeschwindigkeit von ca. 15 bit/sek. führt.
Aktualgenese:
stufenweise, sich vollziehender Wahrnehmungsvorgang, ausgehend vom ersten noch diffusen Eindruck bis zur klar gegliederten und erkennbaren Endgestalt.
Phasen (Gestaltprozeßverlauf):
1. Differenzierung zwischen hellen und dunklen Flecken (konturlos, noch nicht festgelegte Größe der Flecken)
2. Richtungserstreckung
3. Umrisse werden angedeutet
4. Binnenraum wird deutlicher (Beginn der Differenzierung des Bildes / der Gestalt)
5. Umrisse werden stabiler
6. Binnenraum differenziert sich weiter (allerdings treten Bewegungsphänome bei den Augen durch Konkurrenz von Umrisssen und Binnenraumstrukturen auf)
7. Details werden erkennbar
8. volle Identifizierung der Vorlage / Stimulus
Methoden der Feststellung des Werdens und Vergehens von Gestalten
- Perimeter (später Torsionsmeter genannt)
Fixationspunkt
W
erd
en
Ve
rge
he
n
0°
Beobachter
180°
- Entfernungsmethode (Phasen der Aktualgenese sind in der Entfernung erkennbar)
- Aufhellungsmethode
- Kurzzeitdispositionsmethode (sehr kurze Darstellungszeiten [1/1000 s ➝ lang]; Phasen der Aktualgenese lassen sich in
Abhängigkeit der Zeit erkennen (längere Zeit ➝ mehr Phasen))
Aufgaben aktualgenetischer Untersuchungen sind herauszufinden, wie schnell Objekte erkennbar sind, und was mit ihnen
zuerst assoziiert wird.
Ordnungsfilter im Selektionsprozeß sind die Gestaltgesetze:
1. Figur-Grund-Gesetz
Figur trägt die Botschaft, (Hinter)Grund bildet Rahmen/Umfeld)
Kippfiguren (Vase und 2 Gesichter): Figur und Umfeld sind gleichgewichtig und deshalb vertauschbar
2. Prägnanz
prägnante Infos differenzieren sich zuerst (geometrische Figuren)
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3. Gesetz der Nähe: alles, was zusammensteht, bildet eine Einheit (sowohl örtlich als auch inhaltlich)
4. Gesetz des guten harmonischen Verlaufs (harmonische Formen werden zuerst wahrgenommen)
5. Kontrastgesetz
6. Geschlossenheit
7. Umschlossenheit
Dies ist Text
der nicht
hierzugehören
soll, und deshalb
mit dem Rahmen
abgegrenzt ist
8. Gleichstrukturierheit
9. Konstanz (große Sachen sind konstant, dh. statisch, kleine verändern sich)
Selektionsprinzip: Nutzen
Nutzen setzt sich aus dem Verhältnis des Aufwandes zu den erwarteten Vorteilen zusammen (what it brings me)
- Nur Informationen, die Nutzen bringen, werden dauerhaft gespeichert.
- Nutzenorientierte Informationen werden schnell und sicher wiedererkannt.
- Merkmalsinformationen (Strukturen, Inhalte) sollen als Vorteile und Nutzen erkannt werden.
Folgen unprofessionaler Kommunikation
Informationsüberlastung durch zu viele und schlecht gestaltete Informationen hat Konsequenzen:
1. Nur flüchtige Zuwendung zu allen Stimuli
2. Verstärkte Zuwendung zu Bildinformationen, denn Bilder
- werden schneller und leichter aufgenommen und gespeichert
- sie aktivieren emotional
- sie sind glaubwürdiger und werden unkritischer hingenommen
- werden meist als angenehmer empfunden, weil sie ganzheitlich erfaßt werden können.
- Farben transportieren Informationen nonverbal
3. Der Mensch denkt meist in digitalen Mustern und hat einen Hang in Vorurteile zu denken, die Bestätigung suchen, und
vor allem ist Herr Wüst, namentlich Eberhard, manchmal ein Stück weit verwirrt. Entscheidungen werden überwiegend
emotional abgesichert.
3.3 Soziale Wahrnehmung
Mit sozialer Wahrnehmung meinen wir den Prozeß, der es einem Menschen ermöglicht, seine persönlichen Eigenheiten und
die Eigenschaften anderer Menschen zu erkennen oder wahrzunehmen.
Brunner und Postman, 1951, sagten:
Wahrnehmungen sind ein Wechselspiel von gelernten Hypothesen (Annahmen, Meinungen, Einstellungen, Erwartungen)
und sensomotorischen Informationen (Reize).
Drei-Stufen-Prozeß der soziale Wahrnehmung
1. Hypothesen / Erwartungen
2. Reizaufnahme
3. Checking (Überprüfen, ob subjektive Vorstellung, die man hatte, mit den Wahrnehmungen übereinstimmen)
Secord & Backmann, 1958, said:
Der Selektionsprozeß ist abhängig von:
- Anzahl vorausgegangener Bestätigungen
- Anzahl der alternativen Hypothesen
- koginitiven Einbettung (Erkenntnis des Umfelds/Zusammenhang der Stimuli)
- motivationalen Bezug
- sozialen Kontextenenenen
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Motive und Einstellungen der wahrnehmenden Person führen zu einer Wahrnehmungsbereitschaft oder einer Wahrnehmungsabwehr
Bei einer Wahrnehmungsabwehr, schaltet man z.B. auf "Durchzug", vermindert die Überraschungswerte. Eine Abwehrhaltung
ist leichter zu erreichen als eine Wahrnehmungsbereitschaft.
3.4 Farbenwahrnehmungen und Farbenwirkungen
Das Auge hat Form- und Farbwahrnehmung, zuerst wird die Form, dann die Farbe wahrgenommen. Die getrennte Informationswahrnehmung zwischen Farbe, Form und Bewegung wird dann wieder zusammengeführt zur Bedeutung des wahrzunehmenden Objekt.
Was ist Farbe?
- psychologische Größe (Wirkungsfaktor)
- biologische Größe (physiologischer Wert)
- physikalische Größe (Licht und Wellenlänge)
Objekt (Form)
Farbe (an sich)
emotionale
Qualität
Farbe
Bedeutung (auf
Basis vorhandener
Erfahrungen)
Sind zwei Elemente des Dreiecks gegeben, kann auf das dritte (mittels Erfahrungen) geschlossen werden.
Farben lassen sich für folgendes nutzen:
- Ordnung, Ästhetik, Dynamik, Spannung, Zustimmung, Atmosphäre, Werte, Fakten und natürlich Kombinationen von Teilelementen
Farbe – Farbwirkung
1. Welche Botschaft will ich vermitteln?
2. Welchen Teil soll die Farbe dabei übernehmen?
- Signalreiz
- Wertanzeiger
- Spannung erzeugen
- stimulieren
- Ordnung schaffen
3. Welche Fragen haben die gewollte Bedeutung?
4. Welches Erwartungsprofil ergibt sich?
5. Wie ist die Zusammenwirkung von Farbe, Text und Formen?
Rohrschach-Test (1921)
Ein projektiver Test, bei dem dem Probanden ein symmetrischer Tintenklecks vorgelegt wird. Dieser soll nun frei assoziieren,
das wird aufgezeichnet und bei einer Nachbefragung wird er gebeten, daran weiterzuarbeiten.
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Was ist zu erkennen?
- Erfassungsmodus: Ganzheit, Detail, Kleindetail
- Formmodus: Form positiv F+ oder Form negativ F- Erlebnismodus: Inhalt oder anatomisch (zerglie?????dernd) und
4.0 Reflex, Instinkt, Emotionen
4.1 Reflex: Direkte und unmittelbare Reaktion eines Effektors (Muskeln) auf die Reizung eines Rezeptor (Sinne).
direkt: Reizverarbeitung geht nicht bewußt über das Hirn (Primärnervensystem) sondern über Reflexbögen im autonomen
Nervensystem (Rückenmark)
unmittelbar: ohne Verzögerung
Aufgaben von Reflexen
1. Erhöhung des Sensibilität der Sinnesorgane
2. Bereitschaftsdisposition (Zurverfügungstellung von Bereitschaft)
3. Verkürzung der Reaktionszeiten
4. Optimalisierung des Verhaltens in Standardsituation
➝ existenzsichernde Funktionen
· angeborene Reflexe (physiologische Reflexe)
z.B. Greif-, Lid-, Saug-, Schluck- und Kniesehnenreflexe
Kniesehnenreflex
1. Schlag auf die Dehnungsrezeptoren, Wirkung: Sendung von Aktionspotentialen in hoher Frequenz an das Rückenmark
2. Verarbeitung der Signale, Wirkung: Umschalten von Reiz auf Reaktion (in den Vorderhornzellen, diese sind Synapsen in
den Obeschenkeln)
3. Kontraktion der Muskeln, Wirkung: Sehne wird durch Entladung der Nervenzellen angespannt und muß Muskeln kontrahiert
4. Exit, Wirkung: Schluß der Reaktion
Ablaufprinzipien: (Miller, Galanter, Pribram, 1973)
Grundbaustein des Verhaltens höherer Organismen
Test (Vergleich Soll-/Ist-Werte im bestimmten Zeittakt)
Operation (Handlung, falls notwendig, dh. Ausgleich)
Test
Exit ➝ T O T E
Die Autoren sehen in diesem Mechanismus einen Regelkreis und das sogar komplexe menschliche Handlungen als hierarchisch geschachtelte TOTE-Einheiten dargestellt werden können.
Psychologische Reflexe
gelernte Reflexe sind Reiz-Reaktíonsverbindungen, z.B. Orientierungsreflex (Pawlow, Sakolow) = unspezifische Reaktion (auf
alle ungewöhnlichen Stimuli) zur Anpassung auf veränderte Reizsituationen
Phasen des Orientierungsreflexes
1. Pupillenerweiterung = Herabsetzung (Ebby) der Wahrnehmungsschwelle (mehr Licht, mehr Infos, unspezifisch)
2. Änderung der Skelettstruktur = Kopf- und Nackenmuskulatur wird aktiviert
3. Änderung des Muskeltonus = Kopfwenden in Richtung auf Reizsituation
4. Veränderung des zentralen Nervensystems = Aufmerksamkeit
Auslösung von Orientierungs(reflexen) in der Kommunikation erwünschenswert, dh. Aufmerksamkeit erregen und binden
Man muß:
- Spannung, Überraschungen oder Konflikte
- Neugierde und Kreativität
- Innovation erzeugen
4.2 Instinkte
Instinkte (gibt es bei Menschen nicht, das hier relativieren, dh. auch bei Menschen vorhanden, aber meist versteckt) sind
Verhaltensweisen bei Tieren, die durch Bewegungsnormen bestimmt sind und der Arterhaltung dienen. Instinkthandlung ist
ein Prozeß, der durch Schlüsselreize ausgelöst wird.
12
Schlüsselreize
auch Signalreiz genannt, ist ein spezifischer Reiz, der ein bestimmtes Verhalten in Gang setzt, wobei nur das Interesse an der
Reizübermittung einseitig auf seiten des Empfängers liegt.
Der Atrappenvesuch dient der Veranschaulichung des Schlüsselreizes.
Stauung von Reizen: Durch Nichtauftreten bestimmter Reizsituationen kommt es zum Stau von Energie, die dann durch
ähnliche Reize abgerufen werden können.
Revierverhalten (einer der wenigen menschlichen Instinkte): Schutz des Lebensraumes, Übertragung im Humanbereich
begrenzt möglich z.B. Distanzmodell
· intime Distanz (ca. 40 cm)
· persönliche Distanz (ca. 60 cm)
· gesellschaftliche Distanz (ca. 2 m)
· öffentliche Distanz (ca. 4 m)
Hier sinkt die Aufmerksamkeit des einzelnen.
Instinkt-Phasen
1. Suchtverhalten (Appetenz = ungerichtete suchende Aktivität, Begehren, Sexualverlangen)
Allgemeine Auslösungsmechanismen (AAM)
2. Verhaltensverlauf (automatisch verlaufend) (Beute fangen und killen)
3. Endhandlung (Essen vonne Beute)
4.3 Emotionen
Informationen
Rationale Ebene
(logisch)
Dispositive Ebene
(Handlungsbereitschaft)
Emotionale Ebene
(Sicherheitsebene)
Emotionen dienen zur Grundbeurteilung einer Situation, aber am besten wenn auch Ratio eingesetzt wird (gleiche Gewichtung).
Emotionen sind nicht beobachtbare Erlebniszustände (Introspektion).
Emotionen sind nur nachvollziehbar, wenn man über sie selbst verfügt.
Rationale Zugriffe auf Emotionen nur in Vergangenheitsrelation möglich.
Unterscheidung zwischen
Stimmungen (Grund), dh. Emotionen unspezifischen Ursprunges
- beziehen sich nicht auf Personen bzw. Objekte
- gezielt veränderbar durch Pharmaka
- abhängig von Wahrnehmung
- unterliegen Schwankungen
Gefühl im eigentlichen Sinn (Figur), dh. Emotionen spezifischen Ursprunges
- abhängig von sozialen Faktoren, ist meist zielgerichtet
- zeitliche Entfaltung
- bedingt durch Zuwendung/Abwendung
- angenehm/unangenehm
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Schlossberg 1947
Zuwendung
Überraschung
Furcht
Liebe
Ärger
Glück
Entschlossenheit
angenehm
Verachtung
unangenehm
Widerwille
Aktivitätsniveau
Abweisung
Schlaf
Theorien zu Emotionen
1. Physiologische Gefühlstheorie (Lange-James)
Wahrnehmung ➝ physiologische Reaktion ➝ emotionale Reaktion
(man ist traurig, weil man weint und NICHT: wir weinen, weil wir traurig sind)
2. Psychoanalytische G-Theorie (Freud)
Gefühl ist Indikator (Anzeiger, Zeiger) für Triebspannungen, Triebspannungen entstehen aus Handlungsbereichen (Konflikt
zwischen Es und Überich) und diese Spannungen werden als Gefühl bewußt.
3. Konflikttheorie
Anpassungsspannungen führen zu Gefühlen z.B. Dissonanzzustände von Einstellungen zu Situationen
· Monothematische Theorie, z.B. Libido
Gefühle werden auf einen Zustand zurückgeführt
· Duothematische Theorie, z.B. Lust/Unlust
Gefühle werden auf zwei Zustände zurückgeführt
· Polythematische Theorie, z.B. Schlossberg (dreidimensionales Kegelmuster ➝ Komplexität der Zusammensetzung der
Gefühle)
Handlungsabläufe, die emotionsbegründet sind, nennt man affektiv.
Leistung
Emotionen bestehen aus drei Komponenten (z.B. Angst)
- kognitive (Angst wird bewußt)
- physiologische (Körper bereitet sich auf Notsituation vor => Blutzucker)
- motorische Komponenten (Angriff/Flucht)
optimale
Alarmareaktkion
gute Leistungsfähigkeit
Angst
vordergründige Ängste (Phobien)
hintergründige Ängste (Befürchtungen)
- zeitlich nicht permanent vorhanden / nicht immer bewußt
- Man nimmt an, daß krankhafte Ängste durch Schockerlebnisse verursacht wurden, die durch Assoziation erneuert und verschlimmert werden.
- Lösungsmöglichkeiten: Angstsituationen aktualisieren (sowohl gedanklich als auch real), positive Verknüpfungen (z.B.
Selbstsicherheit stärken)
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5 Motivation
5.1 Motivation bezeichnet den richtungsweisenden leitenden und antreibenden Bestimmungsgrund des Handelns unter Einschluß von
- Bedürfnissen
- Trieben
- Emotionen
Motive sind hypothetische Konstrukte => nicht beobachtbar, sondern durch Verhalten erschließbar ➝ nicht direkt meßbar
(Verhalten ➝ Rückschluß, Einstellungen)
Bedürfnis (Mangel)
NNBefriedigung
Mangel
Bedürfsnis
Antriebskräfte (Motive)
Bewußtseinschwelle
Verbrauch
Bewußtsein: Verstärkung des Dranges sein Bedürfnis zu befriedigen
Ein Mangel (z.B. Hunger, Zuneigung) entsteht, man wird sich darüber bewußt (wird zu Motiv) und führt sich etwas zu
(Handlung).
Bedürfnisse (Mangel) ↔ Motive (Antrieb)
Trieb
Bezeichnung für die dynamische, energetisierende Komponente von Verhaltensweisen, die den Organismus antreibt, extreme
Bedürfnisse zu befriedigen.
Der Trieb ist immer zweckorientiert. Je höher das Triebniveau, desto stärker die Triebhandlung.
Triebe stehen im Gegensatz zu Wahl- und Willenshandlungen.
Triebe haben spezielle Verbindungen zu Reiz-Reaktionsmuster (habits), die wichtigsten sind:
- Sexualtrieb
- Kulturtrieb
- Genußtrieb
- Funktionstrieb
autonome
Motiv-Ziele
Motiv
Bedürfnisse
Aktivität
Bedürfnisselektion
Rückmeldung
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Barriere
Motive
ErsatzMotiv-Ziel
Motiv-Ziel
Motive sind
- Bestimmungsgründe (Ursachen für Verhalten) und
- intervenierende Variablen beim SR-Modell (Reiz-Reaktionsmuster-Modell)
Person –
Intervenierende Variabel (Motive)
s1
v1
s2
v2
s3
v3
Stimuli
Verhalten
Dimensionen der Motive (unterschiedliche Ausprägungen):
· intrinsiche Motive = innengesteuerte Motive (aus eigener Überzeugung z.B. Ehrgeiz)
- Verhalten (motorisch-vegetativer Aspekt)
- Wissen, Denken und Handlungsplan (intentional-kognitiver Aspekt)
· extrinsische Motive = außengesteuerte Motvie (von außen bedingte Beeinflussungen z.B. Konkurrenz oder Annerkennung
durch andere)
- Gefühl (affektiv-emotionaler Aspekt)
- Phantasien, Tagträume und Wünsche (ideativ, antizipatorischer Aspekt)
Phase der
Aufladung
Phase der Befriedigung
erlebte Motivstärke
ideativ = ???
Antizipation = gedankliches Vorwegnahme (Vordenken oder Vorempfinden) von zukünftigem Geschehen (
Intuition = das unmittelbare, nicht auf Reflexion beruhende, Erkennen und Erfassen eines Sachverhaltes
vegetativ = dem Willen nicht unterliegen, autonom
somnabul = schlafwandlerisch, mondsüchtig
spinal = zur Wirbelsäule, zum Rückenmark gehörend
BW-Schwelle
Zeitpunkt, bei dem
das Motiv bewußt wird
Zeit
Bei der Konsumgüterindustrie gilt es, die Auf- und Entladungsphasen möglichst kurz zu halten (➝ Rauchen).
Rauchen
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MASL
OW
Selbstverwirklichung
(Freude, Spaß, kreative Potenz)
Anerkennung:
(Dankeschön, Erfolg, Lob, wirtschaftliche
Potenz, Bestätigung, Aufmerksamkeit,
Profilierung (Eberhard), Status, Statussymbol)
Zugehörigkeit: (Zuneigung, Zusammenarbeit,
Identifikation, Familie, Freunde, Bezugsgruppe)
Sicherheit: (wirtschaftliche Vorteile, Tradition
(regelmäßige Gewohnheiten, "Rituale", wirtschafltiche Potenz)
Basismotive: existenzsichernde, physiologische Motive
(Essen, Trinken, Ficken, Neugierde, Wünsche, Ruhen)
Diese Pyramide ist hierarchisch aufgebaut: Eine Sättigung der unteren Ebene ist für oberen notwendig. Nach oben hin ist
wird es immer schwieriger, die Bedürfnisse zu befriedigen.
Heidelberger Motivationsmodell
Zugehörigkeit
Sicherheit
Selbstverwirklichung
Anerkennung
Existenz
Herr oder Frau VROOM, 1964, BegründerIn der VIE-Theore
Erwartung: Wird die Bemühung (Kraft, Energie) zu einem höheren Resultat führen?
Instrumentalität: Abwägung der Mittel, subjektive Wahrscheinlichkeit zum Gelingen
Valenz: Aufwand-Nutzen-Abwägung, der subjektive Wert des zu erreichendes Zieles
Adam, 1963, Gleichheits- oder Gerechtigkeitstheories
Der Mensch stellt Vergleiche an zwischen Bemühungen und Belohnungen bei sich selbst und anderen (Abnehmen, Lernverhalten). Vergleich der Inputrentabilitat von Person 1 mit der Inputrentabilität von Person 2.
I1P1 < I2P2
=
O1P1 > O2P2
I Input
O Output
P Person
Projektion = Übertragung von eigenen Wünschen, Vorstellungen und Gefühle, die man bei sich selbst nicht akzeptiert und
wahrnimmt, auf andere Person als Abwehrmechanismus
Regression = Ersatz eines nicht mehr befriedigbaren Motivs durch verstärkte Befriedigung eines Motivs, das einer früheren
Entwicklungsstufe angehört (z.B. nach schwerem Liebesenttäuschung, orale Befriedigung z.B. Fressen)
Projektiver Test
Dem Probanden werden unterschiedliche Stimuli (vage und mehrdeutige, z.B abstrakte Muster, unvollständige Bilder und Zeichnungen) vorgelegt, die er z.B. beschreiben oder zu einer Geschichte vervollständigen soll. Innere Gefühlszustände, persönliche Motive
und Konflikte werden miteingebracht. Auswertung sehr subjektiv, ermöglicht nicht direkt Diagnose sondern ggfs. Hinweise.
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TAT (Thematische Apperception Test) CAT (Children ...), Murray 1938
Test, bei dem dem Probanden 20 (10 konkrete und 10 abstrakte) Bilder vorgelegt werden, zu denen er Geschichte (Entstehung, Situtation auf dem Bild und Ausgang) erfinden soll. Ziel: Hauptanliegen und Persönlichkeitseigenschaften können
sichtbar werden.
6.0 Gedächtnis
6.1 Definition
Gedächtnis ist die Bezeichnung für Funktionen, die auf Erfahrung und Lernen beruhen, und Leistungen des
- Behalten (retention)
- Erinnern (recall)
- Wiedererkennen (recognition)
umfassen.
Abhängig sind diese Funktionen von:
· Motiven (➝ Energie bereitstellen)
· Einstellung/Interessen (lenken die Richtungen)
· Informationsstruktur (Wahrnehmung ist abhängig von guter Struktur oder Gestaltung)
· zeitliche Faktoren (Erfahrungsmöglichkeiten)
Gehirn:
· Volumen:
· Zellen:
· Chromosen:
· Speichermenge:
· Synapsen:
ca. 1375 ccm
ca. 15 Milliarden
46 pro Zelle
20 Milliarden Bit / Chromosom
10.000 von Zelle zu Zelle
Dreieinige Gehirn, McLean
Soziale Kontakte
Zeit, Dimension
Denkspiel
Erfolg
Stammhirn-Steuerung
Sucht nach menschlichen
kontakten, Gespür für Mitmenschen
Zwischenhirn-Steuerung
Sucht nach Überlegenheit,
mißt sich gerne mit anderen
Großhirn-Steuerung
Distanz, braucht Abstand,
läßt nicht in sich hineinschauen, soziale Bindungen
benötigen Zeit
Vergangenheit
Gegenwart
Zukunft
Baut auf Bekanntes und
Erfaßt den Augenblick,
Denkt Konsequenzen zu
Bewährtes, meidet radikale entscheidet impulsiv, beEnde, tut alles nach Plan,
Änderungen
sitzt mitreißende Dynamik Vorsorge
Spüren
Begreifen
Ordnen
Fingerspitzengefühl
Denkt pragmatisch, erkennt Denkt systematisch, hohes
Der erste Eindruck ist wich- das Machbare, neigt zum
Abstraktionsvermögen,
tig
Probieren, improvisiert ger- Logik im Vordergrund
ne
Sympathie
Mitreißend
Überzeugen
Dreieiniges Gehirn
Grüntyp
Rottyp
Blautyp
6.2 Gedächtnisleistung
A) Leistung des Behaltens
Phase 1
Utrakurzzeitgedächtnis, psychische Präsenz der Inhalt, im Durchschnitt 6-8 Glieder (z.B. Ziffer), Inhalte werden nicht gespeichert, löschen sich nach kürzester Zeit
Phase 2
Kurzzeitgedächnits, Information werden inhaltlich bestehenden Information zugeordnet, Information gewinnt Bedeutung aus
Wichtigkeitsgründen, Aufnahmekapazität 10-15 bit/s, Prinzip "Eselsbrücke", Löschung nach 2 Sekunden möglich
Phase 3
Langzeitgedächtnis, Speicherung der Daten/Infos und Verbindung mit Erfahrungswerten, nmemische Strukturen
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Störungen:
1. Interferenz: Information hat falsche Zuordnung
2. Verwechslung: Info nicht prägnant
3. Desensitivierung: Aufbau von positiv-(a oder e)ffektien Verbindungen, um unerwünschte Info abzubauen
Allgemein Interferenz: Überlagern, Überschneiden
Beziehung zwischen Wahrnehmung und Speicher:
1. Die Information wird vom Sinnesorgan aufgenommen und an Großhirn (Cortex) weitergeleitet. Dieses selektiert die Info
nach Form, Farbe und Bewegung. Ergebnis: Der Gegenstand, in wesentlichen Teilen im Gehirn präsent, ist unabhängig
vom Blickwinkel (da 3D) und Lichtverhältnissen, dh. auch die Sicht (➝ Steckbrief).
2. Die Daten werden dem Perceptionspeicher (Perzeption = Wahrnehmung durch Sinnesorgane) zugeleitet und dort mit vorhandenen Daten verbunden. Die Einstufung erfolgt binär, dh. nach bekannt oder unbekannt.
3. Bei "bekannt": Zuführung von Detailinformation, Emotionen, Einstellungen, Perspektiven
Bei "unbekannt": Versuch einer Zuordnung nach ähnlichen Daten
B)
100
klassische Vergessenskurve
40
20
1. Tag
2. Tag
Mnenische Spuren (Gedächtnisspuren)
1
6
2
mnemische Spuren – Gedächtnisspuren
Assoziationen
3
5
4
Verknüpfungsstärke ist abhängig von
a) Ganzheit, dh. komplette ganzheitliche Information lassen sich besser behalten als einzeln brückstückhafte Teilinformationen (subjektiv unabhängig)
b) Bedeutung für den einzelnen (subjektiv abhängig) ➝ Rohracher
Ergebnisse zur Erinnerungsleistung
1. Sinnvolle Info erinnert besser als sinnlose
2. In Zusammenhängen integriete Infos werden besser erinnert
3. Emotional positve Info werden besser erinnert als Punkt. Negative Informationen werden mit der Zeit abgebaut, bzw. verdrängt, was wichtiger ist, zur Entlastung der Psyche.
4. Motorische Info werden besser erinnert.
5. Je höher der Bedeutungsgehalt, desto bla
6. Heterogene Informationsstrukturen (Abwechslung, Prägnanz) sind besser als homogene (Ramot’sche Prinzip)
7. Ältere Materialien werden besser erinnert als jüngere. Ältere Materialien werden schneller bzw. leichter wiedererlernt. (Jost’sche Sätze)
C) Wiedererkennung
Es gibt Schlüsselinformationen, die den automatischen Aufbau kompletter Assoziationsbereiche nach sich ziehen (Netzpunkte reichen aus, um komplettes Bild zu erkennen)
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7.0 Lernen
7.1 Definition
Lernprozesse sind erfahrungsbedingte, relativ überdauernde Veränderungen des Verhaltens und der Verhaltensdisposition
(behaviouristisch geprägt, Wissen über das Verhalten).
Lernen ist ein Verfahren, das Energie erfordert. Lernen bedeutet Aufwand, um zum Erfolg zu kommen.
7.2 Lerntheorien
a) Begriffe lernen
b) Lernen durch Vermeidung von Fehlern:
- umständlich, weil Fehler Voraussetzung zum Lernen sind
- jegliche Transferelemente fehlen, deswegen ist ein Übertragen des Gelernten auf neuartige Zusammenhänge/Situationen
fraglich
c) Lernen durch bedingte/konditionierte Reaktionen
(klassische Konditionierung ➝ Pawlow, der alte reflexte Hund und Pedigree Pal, Helmut Zerlett und Band in andächtiger
Erinnerung beim Glockenspiel und Pushup-BH-Promotion-Tour, weil die Scheiß-Dinger nicht (Jean Pütz ist ein arrogantes
Schleimbolzengesicht mit Kondensstreifen in der Hose) weggingen, deshalb ist er entlassen worden.)
Absatz:
Kritik an Pawlow:
Durch Kopplung von Stimuli plus deren Wiederholung ist Lernen nicht allein zu erklären, da nicht jeder Stimulus mit jedem
gekoppelt werden kann und Lernen bereits bei einmaligem Auftreten von Stimuluskombinationen möglich ist.
d) Operative Lernen (Lernen durch Erfolg)
Ausgangsüberlegung: Konditionierung ist reaktiv. Der Mensch ist aber aktiv (sagen die operativen Lerntheoretiker). Der
Mensch agiert aktiv in seine Umgebung hinein, die soziale Umgebung bestätigt die gezeigten Aktionen, ignoriert sie oder
bestätigt sie negativ. Man lernt besser, je dichter die Bestätigung auf die Handlung folgt (Julia reproduziert, nicht erfunden)
Lampe
Ratte
Strom
Licht gekoppelt mit Stromschlag, aus Licht-Strom-Verschiebung (früher oder später) zeigte Skinner erfolgsorientiertes Lernen
(Wenn das Licht eine Sekunde früher anging, ist die Ratte in den anderen Raum geflüchtet). Und es kommt zur
Löschen/Extinktion, wenn der Strom nicht mehr fließt, dh. es gibt keine Erfolgsrückkopplung mehr.
Das ist auch der Grund, daß die Konditionierung zum Wir-Menschen durch reine Wiederholung in der Sowjetunion (vgl.
Kommunismus) gescheitert ist, da Erfolgsbestätigungen gefehlt haben. (So kann ich das nicht unterschreiben !!!)
Lernen am Erfolg
Es gibt folgende Bestätigungsformen:
1. dynamische Rückkopplung
- Muskelaktivierung
- visuelle, akustische, taktile Wahrnehmung
2. statische Reinforcement
- Kenntnis über den Erfolg (auf eine erkannte Art kann man später z.B. Probleme lösen)
3. Belohnung/direkter Erfolg
4. Bestrafung/direkter negativer Erfolg
5. Löschen/Extinktion (Nichtbeachten des gezeigten Verhaltens)
6. Bewußtsein/Aussicht auf späteren Erfolg
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