Dekubitus ein drückendes Problem DGKS Cornelia Miklautz, AZWM WZ®- Wundzentrum des Krankenhaus der Elisabethinen, Klagenfurt Obfrau Verein Wundmanagement Kärnten Seite 2 Team des WZ Klagenfurt Ambulanzzeiten: MO+MI 12.00-14.00 FR 10.00-12.00 Unter telefonischer Voranmeldung ©Cornelia Miklautz Team des WZ St. Veit Ambulanzzeiten: MO+MI+FR 08.00-15.00 Unter telefonischer Voranmeldung ©Cornelia Miklautz Definition „Druckgeschwüre“ „Dekubital–Ulcera“ „Decubitii“ Vom lat.: „decubare“: „Darniederliegen“ (Schröder 1997.S5), „sich niederlegen“ (Hildanus1590) ©Cornelia Miklautz Dekubitus Dekubitusgeschwüre sind Schädigungen der verschiedenen Hautschichten aufgrund eines nicht physiologischen Druckes auf das Gewebe. Als „nicht physiologischer Druck“ ist der Druck zu bezeichnen, der sowohl die arterielle Blutzufuhr als auch die venöse Blutabführ unterbindet. K:D Neander ©Cornelia Miklautz Pathophysiologie der Dekubitusentstehung Gefäß Auflagedruck Scherkräfte Druckeinwirkung Gewebstoleranz ©Cornelia Miklautz Pathophysiologie der Dekubitusentstehung (Kenntnisstand 2010) Druckintensität x Zeit Zelldeformierung Gewebsverlust Nekrose ©Cornelia Miklautz Gefährdete Körperregionen Hinterhaupt Schulterblätter Dornfortsätze der Brustwirbel Beckenbereich 6% 6% 5% Trochanter major Os sacrum Tuber ossis ischii 48% 6% 6% 5% 18% Os coccygis Fibulaköpfchen Ellenbogen Knöchel Ferse ©Cornelia Miklautz Gefährdete Körperregionen Druck von Innen durch konvexe Knochenvorsprünge Im Sitzen • • • • • • Steißbein Sitzbein Oberschenkel Ferse Zehenspitzen Dornfortsätze der WS ©Cornelia Miklautz Gefährdete Körperregionen Druck von außen: Durch unachtsam hinterlassene Gegenstände Spezielle Körperareale Kontrakturen ©Cornelia Miklautz Risikofaktoren Einschränkungen der Mobilität Ausmaß, in dem ein Patient/ Bewohner seine wechselt Körperposition Einschränkungen der Aktivität Ausmaß, in dem sich ein Patient oder Bewohner von einem Ort zu einem anderen bewegt, z. B. ©Cornelia Miklautz vgl. Balzer, K; Dassen, T., et al. (2010) vgl.Schaper,M; Expertenstandard Dekubitus, Bregenz2011 Risikofaktoren Extrinsisch bzw. iatrogen bedingte Exposition gegenüber Druck und /oder Scherkräften Extrinsisch bzw. iatrogen bedingte Exposition gegenüber Druck und /oder Scherkräften vgl. Balzer, K; Dassen, T., et al.(2010) vgl.Schaper,M; Expertenstandard Dekubitus, Bregenz2011 ©Cornelia Miklautz Risikofaktoren Ernährung Hautzustand Förderung einer bedarf- und bedürfnisgerechten Ernährungssituation und einer physiologischen Hautbeschaffenheit ist grundsätzlich Bestandteil pflegerischen Handelns!!! vgl. Kottner, J.; Tannen, A. (2010) ©Cornelia Miklautz Risikofaktoren Temperatur Mikroklima Biologisch Verhaltensbedingt Dekubitus Iatrogen Pflegebedürftigkeit vgl. Balzer, K; Dassen, T., et al. (2010) vgl.Schaper,M; Expertenstandard Dekubitus, Bregenz2011 ©Cornelia Miklautz Risikoskalen Bradenskala • als verlässlicher gewertet • einzelne Parameter exakt definiert (Schröder 2003) • auf Validität geprüft (Mc Gaugh, 1999, RCN) Nortonskala • (1962) von Expertengruppen zur Verwendung bei geriatrischen Patienten nicht empfohlen (AWA Leitlinie Dekubitus) ©Cornelia Miklautz EPUAP/NPUAP Definition/ Einteilung „Ein Dekubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, in der Regel über knöchernen Vorsprüngen infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, welche tatsächlich oder mutmaßlich mit Dekubitus assoziiert sind; deren Bedeutung ist aber noch zu klären.“ NPUAP/EPUAP (2009) ©Cornelia Miklautz EPUAP/NPUAP Grad I Nicht wegdrückbare Rötung Nicht wegdrückbare, umschriebene Rötung bei intakter Haut, gewöhnlich über einem knöchernen Vorsprung Der Bereich kann schmerzempfindlich, verhärtet, weich, wärmer oder kälter sein als das umgebende Gewebe ©Cornelia Miklautz EPUAP/NPUAP Grad II Teilverlust der Haut Teilzerstörung der Haut (bis zur Dermis), die als flaches offenes Ulcus mit einem rot bis rosafarbenen Wundbett ohne Beläge in Erscheinung tritt Kann sich auch als intakte oder offene/rupturierte, serumgefüllte Blase darstellen Manifestiert sich als glänzendes oder trockenes, flaches Ulcus ohne nekrotisches Gewebe oder Bluterguss* *Blutergüsse weisen auf eine tiefe Gewebsschädigung hin ©Cornelia Miklautz EPUAP/NPUAP Grad III Verlust der Haut Zerstörung aller Hautschichten Subkutanes Fett kann sichtbar sein, jedoch keine Knochen, Muskeln oder Sehnen Es kann ein Belag vorliegen, der jedoch nicht die Tiefe der Gewebsschädigung verschleiert Es können Tunnel oder Unterminierungen vorliegen ©Cornelia Miklautz EPUAP/NPUAP Grad IV Vollständiger Haut oder Gewebsverlust Totaler Gewebsverlust mit freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln Belag und Schorf können vorliegen, Tunnel oder Unterminierungen liegen oft vor Können dabei leicht Osteomyelitis oder Ostitis verursachen Knochen und Sehnen sind sichtbar oder tastbar ©Cornelia Miklautz TO DO Zielsetzung: „Jeder dekubitusgefährdete Patient/Bewohner erhält eine Prophylaxe, die die Entstehung eines Dekubitus verhindert“ (Balzer,K; Dassen,T.,et.al 2010) ©Cornelia Miklautz TO DO Umgang mit Assementinstrumenten Notwendige Wissen /Kompetenz durch Schulungen, Beratung, Anleitung, Praxisbegleitung Notwendigen Instrumente verwenden ©Cornelia Miklautz TO DO Notwendige Tun • • • • • • Initiale Ausschluss Dekubitusrisiko Differenzierte Einschätzung des Dekubitusrisikos Bewegungsplanung/ - Umsetzung Einsetzen druckverteilender Hilfsmittel Information aller an der Versorgung beteiligten Beurteilung über Effektivität der Maßnahmen ©Cornelia Miklautz TO DO Notwendige Tun • Einsetzen druckverteilender Hilfsmittel • Beratung zu prophylaktischen Maßnahmen und deren Notwendigkeit • Information aller der Versorgung Beteiligten über… • Begutachtung des Hautzustandes/Beurteilung der Effektivität der Maßnahmen ©Cornelia Miklautz DONT `S Echte und künstliche Felle • keine ausreichende Druckreduzierende Wirkung (Marchand/Lidowski,1993) Ferse-, Hacken- und Ellbogenschoner aus Fell • Keinerlei Effekte (vgl. Schröder,1997,S116 und CBO, Utrecht) Wasserkissen (nicht für Wassermatratzen oder Wasserbetten) • wegen geringer Größe keine Relation zum menschlichen Körper (Gadominski1978) ©Cornelia Miklautz DONT `S Watteverbände • lt. Schröder (2002) aufgrund der Anatomie und äußeren Form der Ferse insuffizient, an konvexen Knochenvorsprüngen zu Druckerhöhung kommt (Groth 1942, Le1984) Gummiringe • führen zu einer zirkulären Abbindung an der betroffenen Hautstelle (Bienstein 1988) Kleinzellige Antidekubitusauflagen (Houle1969) ©Cornelia Miklautz DONT´S Hautpflege führt nicht zur Druckentlastung • Kann nicht Druck und Druckzeit verändern, in D bereits 1985 vor Produkten die die Haut verschließen gewarnt Einsatz von durchblutungsfördernde Substanzen und Maßnahmen • Ätherische Öle, Eisen und Fönen, verschiedene Cremes, » es können die vermehrt anfallenden Schlackstoffe aufgrund der Vorschädigung des Gewebes nicht abtransportiert werden (lt. Grieshaber 2002,S15) ©Cornelia Miklautz Superweichlagerung? Weichlagerungsmatratzen? Superweichlagerung • Behindert Spontanbewegung • Orientierung wird beeinträchtigt • Körper nicht vollständig wahrgenommen Weichlagerungsmatratzen • • • • Bessere Druckverteilung Restmobilität wird behindert Körpergefühl geht verloren Keine Einstellmöglichkeiten für Patienten ©Cornelia Miklautz Umlagern/Lagern 4-6stdl. als Prophylaxe ohne Zeichen auf normaler Matratze 1-2stdl. mit Zeichen auf normaler Matratze 30°Seitenlagerung /Bauchlagerung /Rückenlagerung ©Cornelia Miklautz ©Cornelia Miklautz Umlagern/Lagern Weichlagerung verlängert das Umlagerungsintervall ca. um 2x Manuelles oder maschinelles Umlagern Nie auf Dekubitusseite lagern!! ©Cornelia Miklautz Schaumstoffmatrazen Einlagige-, Dreilagige Schaumstoffsysteme • Sehr wichtig, mehr als 90% aller Patienten werden darauf gelagert Einlagige thermoelastische Schaumstoffsysteme • Sehr gute Druckentlastung • Nachteil die Patienten sinken tief ein, schlecht selbst bewegen • Höhere Schweißneigung, nicht gut absorbiert werden Schaumstoff Matratze mit Gelkissen bzw. Luftkammer kombiniert • teuer ©Cornelia Miklautz Statische Luftkissen/Matratzen • Mind. 2x kontrollieren ob der Luftdruck für Patientengeweicht hoch genug oder niedrig genug ist • Höhere Schweißneigung ©Cornelia Miklautz Dynamische Luftmatratze /mit Pulsation Dynamische Luftmatratze • Einige sind in der Druckentlassung besser als Schaumstoffmatratzen • Eigenbewegungen auf dieser Matratzentyp oft besser Dynamische Luftmatratze mit Pulsation • • • • Mit Mikrostimulation der Haut durch Pulsation Haut wird trocken gehalten durch Luftstrom Gute Eigenbewegung möglich Hohe Druckentlastungsqualität ©Cornelia Miklautz Aktive Luftmatratze mit Wechseldruck • Nicht für alle Patienten geeignet • Sehr gute basale Stimulation durch die Wechseldruckkammer • Nachteil – ängstliche, desorientierte und Schmerzpatienten können hier schlecht oder nicht gelagert werden ©Cornelia Miklautz Kombinierte Lagerungssysteme • Matratze mit Wechseldruck und kontinuierlicher Weichlagerung – zum Umschalten nach Bedarf • Sehr einfach, komfortabel für Patient ©Cornelia Miklautz Lagerungsspezialitäten Stuhl Schaumstoff • Meistens im Gebrauch, günstig, komfortabel Schaumstoff mit Gel oder Luftkammer • Komfortabel, sicherer Gelkissen • Für Stühle nicht so gut geeignet Passive Luftkissen • Häufige Kontrolle nötig Dynamische Luftkissen • Relativ selten, teuer ©Cornelia Miklautz Expertenstandards DNQP • Umfassende Recherche nationaler und internationaler Literatur • Fachexpertendiskusion Expertenstandards Dekubitusprophylaxe in der Pflege • 1.Aktualisierung 2000-2010 • Anpassung der 1. Aktualisierung 2010 ©Cornelia Miklautz Um den ausgewählten, spezifischen Anforderungen des Expertenstandards entsprechen zu können, müssen pflegerische Fachexpertinnen über Qualifikationen verfügen, die der komplexen Problemsituation der Betroffenen gerecht werden. ©Cornelia Miklautz Prävention APUPA – die Österreichische Gesellschaft für Dekubitusprävention - ist durch Aufklärungsmaßnahmen, professionelle Beratung und der Bereitstellung von Fachwissen in den Bereichen der Prävention tätig ©Cornelia Miklautz Prävention Lat.: praevenire –zuvorkommen Bedeutet Krankheitsverhütung und versucht gesundheitliche Schädigungen durch gezielte Aktivitäten zu verhindern, in ihrer Wahrscheinlichkeit zu reduzieren oder zu verzögern ©Cornelia Miklautz Kosten Prophylaxe erspart etwas 80% an Kosten(Seiler) Krankenhaus Wien-Lainz 01/95: 9,6% Dekubituspatienten Dekubituskonzept entwickelt und umgesetzt 05/95: 6,8% Dekubituspatienten 11/98: 3,8% Dekubituspatienten In D 1998 207 000Patienten Dekubitus, daraus ca. 10 000€ Mehrkosten/Patient Verweildauer von 14 Tagen bis zu zwei Monaten belaufen sich die direkten Kosten je Patient auf 4.500 Euro bis 19.500 Euro (Dassen et.at 2004) ©Cornelia Miklautz Entscheidung des deutschen Bundesgerichtshofes Prophylaxe und Therapie des Dekubitus sind pflegerische und ärztliche Aufgabe Das Vorliegen eines Risikos muss schriftlich dokumentiert sein Getroffene prophylaktische und therapeutische Maßnahmen müssen schriftlich und nachvollziehbar dokumentiert sein Bei pflegerischen Bedenken gegen eine ärztliche Anordnung (mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich) hat die Pflegeperson eine schlüssige Begründung beim Ablehnen der ärztlichen angeordneten Maßnahmen vorzubringen und zu dokumentieren. Wird die Maßnahme trotzdem durchgeführt – trägt der Arzt die alleinige Verantwortung für die AO und DF ©Cornelia Miklautz Danke für Ihre Aufmerksamkeit ! Literatur Schulungunterlagen Akademie für zertifiziertes Wundmanagement – Kammerlander-WFI AWA Leitlinie Dekubitusprophylaxe und Therapie APUPA European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) and National Pressure Ulcer Advisory Panel (NPUAP). Prevention and Treatment of pressure ulcers: Quick Reference Guide. Washington DC: National Pressure Advisory Panel; 2009 Deutsche Übersetzung: Leitlinie Dekubitus Prävention: Eine Kurzanleitung. European Pressure Ulcer Advisory Panel and National Pressure Ulcer Advisory Panel; 2010 ©Cornelia Miklautz