Umsteiger, einsteigen!

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Verein «Männer an die Primarschule» (MaP)
Zentralstrasse 156, 8003 Zürich
044 825 62 92, [email protected], www.maenner-an-die-primarschule.ch
Teilprojekt 2
innerhalb des Rahmengesuchs für das Hauptprojekt
«Männer an die Primarschule 2015-2018»
Name des Teilprojekts:
TP2: Umsteiger, einsteigen!
Kurze Teilprojektbeschreibung:
Männer mit bereits erlerntem Beruf oder absolviertem Studium, die einen Umstieg in den
Lehrberuf in Betracht ziehen, sollen bei ihrer Entscheidung unterstützt werden. Im Rahmen
eines Schnupperangebots verbringen sie ein paar Stunden bei einem Praxislehrer bzw. PHStudenten, und können dabei ihre Unklarheiten und Fragen bzgl. Berufs- und
Studienumstieg klären.
Die Interessierten werden mittels Werbung auf eine Website aufmerksam gemacht, auf der
sie Informationen zu den Studienangeboten der verschiedenen PHs, eine Anmeldemaske
für das Schnupperangebot sowie Portraits von erfolgreichen Berufsumsteigenden und
weiterführende Links finden.
Ausgangslage (kurz):
Allgemeine Ausgangslage: siehe Rahmengesuch
Teilprojektspezifische Ausgangslage:
Mit der Einführung von Studiengängen, die speziell für Berufsumsteigerinnen und –umsteiger konzipiert sind, haben verschiedene Pädagogische Hochschulen auf den
Lehrpersonenmangel in der Volksschule reagiert. Dadurch wurden die Zugangswege in den
Lehrberuf breiter und adaptiver. In der Konsequenz hat sich auch der Pool derjenigen
vergrössert, die sich für den Lehrberuf interessieren und möglicherweise zukünftig
Lehrpersonen werden wollen.
Angesichts der deutlichen Unterrepräsentanz von männlichen Lehrpersonen auf
Kindergarten- und Primarstufe ergibt sich durch diese Öffnung die Möglichkeit, Männer mit
Interesse am Lehrberuf zielgruppenspezifisch anzusprechen. Diese Zielgruppe
unterscheidet sich deutlich von Schülern von Gymnasien und Fachmittelschulen, deren Weg
an die PH durch die Matura vorgezeichnet ist. Aufgrund dessen werden unterschiedliche
Strategien bei der Rekrutierung von Interessierten sowie der Werbung für die
Schnupperangebote angewendet.
Die Gründe für einen Mann, einen Berufswechsel zu vollziehen und Lehrer zu werden, sind
vielfältig, so die Erkenntnisse aus dem laufenden Forschungsprojekt von C. Kappler (PHZH,
2015): Einige wünschen sich eine grössere persönliche Sinnhaftigkeit im Beruf, welche sie
insbesondere im Finanzsektor nicht mehr sehen. Andere erhoffen sich durch den Wechsel
verbesserte Möglichkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder eine erhöhte
Sicherheit der Arbeitssituation. Die Möglichkeit, einen beruflichen Aufstieg zu vollziehen,
kann ebenfalls ein Grund für den Umstieg in den Lehrberuf sein. Angesichts unsicherer
Berufsaussichten, insbesondere für Studierende bestimmter Studiengänge, prüfen
zunehmend Studierende mit einem BA die Option, die Ausbildung zum Lehrberuf zu
absolvieren. Unter anderem sind dies Studierende von Kunst- und Musikhochschulen, aber
auch Absolventen von universitären Studiengängen, die einen ausgesprochen hohen Zulauf
an Studierenden haben.
Auch diese Zielgruppe möglicher Berufsumsteiger sollen mit dem Teilprojekt «Umsteiger,
einsteigen!» gezielt angesprochen werden. Die ganze Gruppe sind Berufs- und
Studienumsteiger, in der Folge werden sie der Einfachheit halber «Umsteiger» genannt.
Seit der Öffnung der Studiengänge hat sich gezeigt, dass sich die oben beschriebene
Zielgruppe mit spezifischen Fragen beschäftigt. Dies sind namentlich der Berufsauftrag bzw.
-alltag, die Finanzierung des Studiums sowie der Studienalltag aus Sicht eines
Erwachsenen, der möglicherweise bereits seit längerer Zeit keine Ausbildung mehr
absolviert hat. Dazu kommen individuelle Fragen zur Bewältigung der Fächerbreite in der
Ausbildung, bei der die jeweiligen Vorbildungen eine wichtige Rolle spielen.
Umsteiger beschäftigen sich gezielt mit der Frage der berufsbiografischen
Weiterentwicklung über ein ganzes Professionsleben hinweg. Hier geht das Projekt mit der
Möglichkeit der Fokussierung von Berufsperspektiven auf ein zielgruppenspezifisches
Bedürfnis ein.
Beim gezielten Ansprechen von am Lehrberuf interessierten Männern muss dem Umstand
Rechnung getragen werden, dass sich die Zulassungsbedingungen von PH zu PH
unterscheiden. Darum ist es wichtig, dass die Interessierten bereits früh mit der PH, an der
sie künftig studieren möchten, in Kontakt kommen.
Teilprojektidee:
Das Projekt unterstützt Männer mit einem abgeschlossenen Studium (FH, UNI, ETH auf BANiveau) oder mit erlerntem Beruf und mehrjähriger Berufserfahrung, die einen Umstieg in
den Lehrberuf auf Kindergarten- oder Primarstufe in Betracht ziehen. Der regionale Fokus
liegt auf den Einzugsgebieten der PHs Zürich und Zug, d.h. den Kantonen Zürich,
Schaffhausen, Zug, Glarus und Aargau (insbesondere Freiamt). Mittels Werbung wird auf
eine Website aufmerksam gemacht, auf der am Lehrberuf interessierte Umsteiger sich für
einen Schnupperbesuch bei einem Praxislehrer bzw. einem PH-Studenten anmelden
können. Weiter finden sie dort Portraits von erfolgreichen Berufs- und Studienumsteigern,
sowie die «Entwicklungslandkarte für Lehrpersonen», welche die vielseitigen
Weiterbildungsmöglichkeiten im Lehrberuf aufzeigt. Zudem sind auf der Website
weiterführende Links vorhanden, so dass sich Interessierte schnell und niederschwellig über
Angebote und Inhalte bezüglich Umstieg informieren können.
Projektleitung – Erfahrung im Thema Männer und Lehrberuf
PH Zug, Katarina Farkas, MA: Mitarbeit in einem Projekt des BBT und einem Folge-Projekt
des SBFI zum Thema «Mehr Männer in pädagogische und soziale Berufe»; Beauftragte für
Diversity an der PH Zug.
PH Zürich, Christa Kappler, Dr. phil.: Forschungsprojekte «Geschlechtsuntypische
Studienwahl» (SNF-Projekt), «Männer, die Lehrer werden» (Dissertation),
«Berufsbiographien von Quereinsteigenden» (PHZH-Projekt); Konzipierung und
Durchführung von Gender-Sensibilisierungskampagnen an der PH Zürich.
Vorprojekt – Bedarfsabklärung
Im Rahmen der Projektentwicklung trafen sich die beiden Projektleiterinnen Katarina Farkas
und Christa Kappler mit fünf Männern, die einen Umstieg vollzogen haben und nun an der
PH Zug ein Lehrerstudium absolvieren, zum Gespräch. Ziel war eine Klärung der Fragen,
welche Aspekte für einen Berufsumsteiger relevant sind und welche Massnahmen die
Betroffenen selber als sinnvoll erachten. Wie sich zeigte, ist insbesondere der Bedeutung
eines Umstiegs in der eigenen Biografie Aufmerksamkeit zu schenken.
Mit einem Berufswechsel sind grosse Unsicherheiten verbunden. Es resultieren daraus
bestimmte Fragen, die sich zwar Umsteigern wie Einsteigern teilweise ähnlich, aber eben
doch in ganz unterschiedlichem Kontext stellen:
- Welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es?
- Wie gestaltet sich der Studienalltag an der PH?
- Wie sieht der Berufsalltag der Lehrperson heute aus?
- Welche Entwicklungsmöglichkeiten bietet mir der Lehrerberuf?
- Wie kann ich einen Berufs- und Studienumstieg finanziell organisieren?
- Lässt sich dies mit meinen privaten Plänen und Gegebenheiten vereinbaren?
- Wird es mir danach im neuen Beruf besser gefallen?
Die Befragten bekundeten einstimmig, dass eine Orientierung in den (noch) sehr
heterogenen Ausbildungsmöglichkeiten an den verschiedenen Deutschschweizer PHs
herausfordernd ist. Das Interesse für die pädagogische Tätigkeit kristallisiert sich jedoch
schon früher heraus. Hinweise darauf liefern auch Interviews mit 30 Quereinsteigenden der
PH Zürich (laufendes Forschungsprojekt von C. Kappler): Ein Umstieg in den Lehrberuf
bedeutet eine grosse (berufs-)biografische Veränderung, denn mit einem Berufswechsel
sind viele Unsicherheiten, aber auch Hoffnungen verbunden. Für einen Erwachsenen, der
mit einem Umstieg liebäugelt, sind realistische Vorstellungen über die Ausbildung und den
konkreten Berufsalltag relevant. Das grundlegende Interesse für die pädagogische Arbeit
jedoch bildet sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt in der Biografie aus, beispielsweise
über Vereinstätigkeit, Zivildienst oder eigene Kinder (Faulstich-Wieland et al. 2010, Kappler
2013, Tremel & Möller 2006, Ulich 2004).
Aus diesen Gründen setzt das Projekt zu dem Zeitpunkt an, an dem Männer bereits ein
grundlegendes Interesse für die pädagogische Arbeit vorweisen, aber noch unsicher
bezüglich der Möglichkeiten des Umstiegs und der Einbettung in die eigene (Berufs-)
Biographie sind.
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