- Schilddrüsenkrebs.de

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Patientenratgeber
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Schilddrüsenkrebs
Wie funktioniert die Schilddrüse?
Was bedeutet Krebs?
Wie wird Schilddrüsenkrebs behandelt?
Wann muss operiert werden?
E-Mail:
[email protected]
Was kommt nach einer Operation?
Sie haben sicher viele Fragen ...
GZDE.THYR.16.09.1145
Service-Hotline:
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63263 Neu-Isenburg
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Mit wegweisenden Therapien
komplexen Erkrankungen begegnen.
Schilddrüsenkrebs Einleitung
02
Was ist die Schilddrüse für ein Organ?
03
Die Hormone der Schilddrüse
04
Die Steuerung der Schilddrüsenhormone
05–07
Was hat Jod mit der Schilddrüse zu tun?
08–09
Schilddrüsenkrebs
Was bedeutet „Krebs“?10–11
Die Untersuchung der Schilddrüse
12–13
Die Auswertung des Szintigramms
14–15
Welche Tumorformen gibt es und was bedeuten
die Unterschiede?16
Die Therapie
Die Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms
Was passiert, wenn man nach der Operation
keine Schilddrüsenhormone einnehmen darf?
Die Alternative zur Schilddrüsenunterfunktion
Ist die Strahlung der Ablation gefährlich?
17–18
19
20
21–22
Die Nachsorge
Ein Leben ohne Schilddrüse
23–28
Tipps für Patienten30
Nützliche Links im Internet31
Glossar – Fachbegriffe verständlich erklärt 33–39
Bestens
beraten
Einleitung
Liebe Leserin, lieber Leser,
in dieser Broschüre möchten wir Sie zum Thema Schilddrüsenkrebs infor­
mieren. Eine Krebsart mit sehr guten Heilungschancen!
Der erste Schritt zur Heilung ist in der Regel die operative Entfernung der
kranken Schilddrüse und die Untersuchung des Gewebes. Im Anschluss er­­
folgt in den meisten Fällen die sogenannte ablative Radiojodtherapie, um
mögliches Restgewebe zu beseitigen welches operativ nicht entfernbar war.
Die Therapie und Nachsorge des Schilddrüsenkarzinoms besteht aus unter­
schiedlichen Maßnahmen, die in bestimmten Zeitabständen erforderlich sind.
Sicherlich haben Sie eine Reihe von Fragen dazu. Diese Broschüre wird
Ihnen, den Betroffenen, sowie Angehörigen und Freunden helfen, die
Erkrankung und die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen Ihrer
Ärzte zu verstehen und Ihnen eventuelle Ängste und Bedenken zu nehmen.
Das Wissen über Ihre Erkrankung wird Sie dabei unterstützen, aktiv zu
Ihrer Genesung beizutragen. Denn auch ohne Schilddrüse können Sie ein
ganz normales Leben führen.
Begriffe, die im Text kursiv gedruckt sind, erläutern wir Ihnen im Glossar
am Ende der Broschüre.
info
Weitere Informationen finden Sie hier:
Einfach QR-Code einscannen und einen
informativen Film bestellen.
4
02
Was ist die Schilddrüse für ein Organ?
Die Hormone der Schilddrüse
Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ, das unter­
halb des Kehlkopfes an der Luftröhre liegt. Sie besteht – ähnlich wie ein
Schwamm – aus sehr vielen kleinen Bläschen, den sogenannten Follikeln.
Dort werden die für Ihren Körper sehr wichtigen Schilddrüsenhormone
produziert, gespeichert und bei Bedarf ins Blut abgegeben. Des Weiteren
produziert die Schilddrüse in einer vergleichsweise kleinen Zahl von Zellen
Calcitonin (Kalzitonin), ein Hormon, das im Kalziumhaushalt des Körpers
eine gewisse Rolle spielt.
Die beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone sind T3 (Trijodthyronin) und
T4 (Thyroxin). Zu ihrer Herstellung benötigt die Schilddrüse Jod, das sie sich
aus dem Blut holen kann. Die Schilddrüsenhormone werden in der Schild­
drüse gespeichert und bei Bedarf an das Blut abgegeben.
Im Vergleich zu ihrer großen Bedeutung für den Körper ist die Schilddrüse
übrigens ein wirklich sehr kleines Organ! Sie ist normalerweise gerade mal
3–4 cm lang und zwischen 18 und 25 g schwer.
info
Produziert die Schilddrüse zu viele Hormone, spricht man von einer Über­
funktion (Hyperthyreose). Dabei beschleunigen sich die Stoffwechselpro­
zesse im Körper. Häufigste Symptome sind: Schlafstörungen, Nervosität,
Gewichtsabnahme, Wärmeempfindlichkeit/Schwitzen, rascher/unregelmäßi­
ger Puls und zitternde Hände.
Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, ist eine Unterfunktion
(Hypothyreose) die Folge. Die Stoffwechselprozesse im Körper verlangsa­
men sich. Es kommt unter anderem zu einer Beeinträchtigung des HerzKreislauf-Systems, reduzierter Nierenfunktion, Müdigkeit, Antriebslosigkeit,
Konzentrationsschwäche/ Vergesslichkeit, eingeschränktem Reaktionsvermö­
gen, Depressionen, Gewichtszunahme, trockener Haut und trockenem Haar,
Kälteempfindlichkeit, sexuelle Unlust, Gesichts- und Augenschwellungen,
Darmträgheit.
Lage der Schilddrüse
Und trotzdem ist sie das Gaspedal des Körpers!
Die Schilddrüse stellt gewissermaßen das „Gaspedal des Körpers“ dar. Gibt
die Schilddrüse ihre Hormone ins Blut ab, so werden viele Stoffwechselvor­
gänge im Körper aktiviert – man kann sagen: Der Mensch wird in
Aktionsbereitschaft versetzt!
Dosiert Gas geben ist hier die Devise! Sowohl zu viel als auch zu wenig Hor­
mone bedeuten für Sie Einschränkungen, Schwierigkeiten und gesundheit­
liche Probleme.
03
70 4
Die Steuerung der Schilddrüsenhormone
Damit im Körper alles „wie am Schnürchen“ läuft, steuert das Gehirn die
Funktion der meisten Vorgänge, so auch die Schilddrüse. Eine sehr wichtige
Rolle bei der Herstellung und Steuerung der Schilddrüsenhormone spielen
zwei weitere Hormone: TRH und TSH.
Sie werden in verschiedenen Bereichen des Gehirns gebildet.
info
Regelkreislauf Schilddrüsenhormone
TRH – Steuerung von ganz oben
TRH wird im Hypothalamus, einem Teil des Mittelhirns, gebildet. Der Hypo­
thalamus hat „Kontakt nach draußen“ und bekommt über die Nerven z. B.
gemeldet, wenn der Körper sich gegen Kälte wappnen muss. Er sendet dann
das TRH aus, um die Hypophyse zur Tätigkeit anzuregen. TRH bedeutet
TSH-freisetzendes Hormon (Thyreotropin-releasing hormone).
05
07
Die Steuerung der Schilddrüsenhormone
Was hat Jod mit der Schilddrüse zu tun?
TSH – der wichtigste Regler
So viel an dieser Stelle schon vorweg – nach einer Operation macht ein
hoher TSH-Spiegel die Zellen empfindlicher für die Behandlung mit radio­
aktivem Jod und für die Bestimmung des Tumormarkers Thyreoglobulin.
Deshalb ist ein hohes TSH sowohl für die Behandlung als auch die Nachsor­
ge des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms außerordentlich wichtig!
Ein hoher TSH-Spiegel entsteht nach der Operation ganz automatisch, wenn
man die Schilddrüsenhormone weglässt, was jedoch häufig mit den Symp­
tomen einer Schilddrüsenunterfunktion verbunden ist. Alternativ kann man
TSH auch als Medikament geben (rhTSH).
• TSH wird in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), einem winzigen Teil des
Gehirns direkt unterhalb des Hypothalamus, gebildet.
• TSH bedeutet schilddrüsenstimulierendes Hormon (Thyroid-stimulating
hormone).
• Wird die Hypophyse durch TRH aus dem Hypothalamus angeregt, produ­
ziert sie TSH.
• TSH regt die Schilddrüsenzellen zur Aufnahme von Jod und in der Folge
zur Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 an. Über den Blutweg
können die Schilddrüsenhormone dann ihre wichtige Funktion für den
Körper aufnehmen.
• Sind genügend Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden, wird die Produk­
tion von TSH wieder gebremst.
• So entsteht ein Regelkreislauf, der für die richtige Menge an Schild­drüsen­
hormon im Körper sorgt:
– Viel Schilddrüsenhormon im Blut Ž TSH-Spiegel sinkt
– Wenig Schilddrüsenhormon im Blut Ž TSH-Spiegel steigt
Die Schilddrüse ist eine Hormonfabrik und zur Herstellung der beiden le­
benswichtigen Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4)
braucht sie Jod!
Im T3 werden drei Jodatome eingebaut, im T4 sind es – wie der Name T4
vermuten lässt – vier. Um die Produktion der beiden Hormone gewährleisten
zu können, besitzt die Schilddrüse eine einzigartige Fähigkeit: Sie holt sich
sehr schnell und effektiv so viel Jod aus dem Blut wie sie bekommen kann.
Jod muss mit der Nahrung aufgenommen werden.
Der Jodvorrat des menschlichen Körpers wird auf 10 bis 30 Milligramm (mg)
beziffert. Der Körper kann Jod nicht selbst herstellen. Es muss deshalb mit
der Nahrung aufgenommen werden, z. B. durch jodiertes Speisesalz. Der
tägliche Jodbedarf hängt vom Alter ab.
Da die Schilddrüse als einziges Organ Jod langfristig speichert, kann radio­
aktives Jod gezielt als Untersuchungs- und Therapiemittel eingesetzt werden.
07
08
Was hat Jod mit der Schilddrüse zu tun?
Was bedeutet „Krebs“?
Was passiert, wenn ich zu wenig Jod zu mir nehme?
Krebs ist der umgangssprachliche Begriff für einen bösartigen (malignen)
Tumor.
Für eine gesunde und ausreichende Arbeit der Schilddrüse sollte ein er­
wachsener Mensch ungefähr 200 Mikrogramm (200 Millionstel Gramm) Jod
pro Tag zu sich nehmen, da der Körper dieses Spurenelement nicht selber
herstellen kann.
Wenn Jod ausreichend vorhanden ist, kann die Schilddrüse es einbauen und
dem Körper genügend Hormone zur Verfügung stellen. Wenn aber ein Jod­
mangel besteht, passiert etwas Merkwürdiges: Der Körper bemerkt, dass zu
wenig Schilddrüsenhormone verfügbar sind, und als Ausgleich fängt die
Schilddrüse an zu wachsen!
Sie wird bei einem lang anhaltenden Jodmangel über Jahre hinweg immer
größer – nach außen hin sichtbar als Kropf (Struma).
info
Ist ein Kropf ein bösartiger Tumor?
Ein klares NEIN! Die Schilddrüsenvergrößerung, oder der
Kropf, ist eine Reaktion des Körpers auf zu wenig Schild­
drüsenhormone im Blutkreislauf. Der Körper versucht
dann durch Bereitstellung von immer mehr Schilddrüsen­
zellen dieses Manko auszugleichen.
09
Unkontrolliertes Wachstum
Im Gegensatz zum Wachstum der Schilddrüse beim Kropf sind die Wachs­
tumsprozesse in einem Tumor ungesteuert und ohne Kontrolle!
Stellen Sie sich vor, dass in allen unseren Organen immer wieder Zellen neu
gebildet werden und absterben. Dieses Neuentstehen und Untergehen ist
vom Körper ganz genau reguliert – es entstehen also nicht mehr neue Zel­
len, als alte verloren gehen oder als das korrekte Funktionieren des Organs
benötigt. Bei einer Krebserkrankung allerdings verliert das Organ – warum,
weiß man noch gar nicht so genau – die Fähigkeit, das eigene Wachstum zu
kontrollieren, und immer mehr neue Zellen entstehen. Es wächst ein Tumor!
Schilddrüsenkrebs wird fachsprachlich auch Schilddrüsenkarzinom genannt.
Absiedlungen in anderen Organen
Eine weitere Besonderheit von Krebs macht die „Bösartigkeit“ aus – es bil­
den sich Metastasen: Einzelne Zellen der Krebsgeschwulst entfernen sich
von der erkrankten Stelle und lassen sich irgendwo an anderer Stelle im Kör­
per nieder – mit dem gleichen verhängnisvollen Fehler, sich unkontrolliert
zu vermehren!
10
Was bedeutet „Krebs“?
Die Untersuchung der Schilddrüse
Häufigkeit und Ursachen
Anamnese und Palpation
In Deutschland erkranken jährlich etwa 7.000 Menschen neu an einem
Schilddrüsenkarzinom. Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als
Männer. Die Ursachen sind noch nicht genau geklärt. Sicher ist jedoch, dass
bei Jodmangel, Strahlenbelastung im Kindes- und Jugendalter, vermehrtem
Vorkommen von Schilddrüsenkrebs in der Familie sowie chronischer Schild­
drüsenentzündung ein erhöhtes Risiko besteht.
Bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs wird Ihr Arzt Sie zunächst befragen, ob
Ihnen in den letzten Jahren oder Monaten bereits etwas aufgefallen ist. Ein
solches Gespräch über den bisherigen Krankheitsverlauf nennt man Anamnese. Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung wird er Ihren Hals
abtasten (Palpation), um zu erfühlen, ob Ihre Schilddrüse vergrößert ist oder
Knoten an der Schilddrüse oder in den umgebenden Lymphknoten spürbar
sind.
So kann sich der Krebs bemerkbar machen
Zu Beginn der Erkrankung macht der Schilddrüsenkrebs kaum und nur
unspezifische Beschwerden und wird daher oft erst spät bemerkt. Erst mit
zunehmender Tumorgröße kommt es zu Symptomen. Erkrankte bemerken
einen größer werdenden Knoten in der Schilddrüse, der durch Druck auf
die Speise- bzw. Luftröhre zu Schwierigkeiten beim Schlucken, Atmen
und Sprechen führen kann. Manchmal machen auch erst Metastasen, also
Absiedlungen des Tumors, in anderen Körperregionen Beschwerden.
Blutuntersuchung
Darüber hinaus wird durch Laboruntersuchung der Blutwerte geprüft,
ob die Schilddrüse richtig funktioniert – ob Ihr Körper über die richtige
Hormonmenge verfügt, die er braucht! Bestimmt werden u. a. die Menge
an T3, T4 und TSH im Blut. Bei Verdacht auf ein sogenanntes medulläres
Schilddrüsenkarzinom wird zudem oft auch das von dieser Tumorart häufig
vermehrt gebildete Calcitonin bestimmt. Antikörpermessungen im Blut sind
vor allem dann wichtig, wenn es darum geht, eine Autoimmunerkrankung
festzustellen.
Sonografie
Eine Schilddrüsensonografie, auch Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
genannt, kann dann weiteren Aufschluss über die Größe, Lage und Konsis­
tenz, etwaige Gewebeveränderungen und Knoten geben.
Einfach QR-Code einscannen und sich mit
Hilfe des Therapielotsen detaillierter informieren.
12
Die Auswertung des Szintigramms
Die Farbe zeigt die Aktivität
Die Untersuchung der Schilddrüse
Das Szintigramm liefert eigentlich nur ein schwarz-weiss-Bild. Mit Hilfe
eines Computers kann man die Intensität der gemessenen Strahlung jedoch
farblich darstellen. Zur Interpretation des Befundes benötigt man zusätzlich
meist auch das Ergebnis der Ultraschall- und der klinischen Untersuchung.
Die so im Szintigramm gefundenen Knoten können sich unterschiedlich
darstellen. Stellen sich die Knoten rot oder gelb dar, spricht man von heißen
Knoten. Sind sie hingegen grün, blau oder gar nicht eingefärbt, handelt es
sich um sogenannte kalte Knoten.
Heiße Knoten
Szintigrafie
Wenn Knoten in der Schilddrüse festgestellt werden, ist meistens eine
Szintigrafie notwendig. Die Szintigrafie ist ein Verfahren zur Darstellung
spezieller Organsysteme. Auch Aussagen über deren Funktion sind damit
möglich. Bei dieser Untersuchung erhalten die Patienten eine radioaktive
Substanz (z. B. auf Technetium-99m Basis) mittels intravenöser Injektion
oder als Kapsel, die sich in der Schilddrüse anreichert. Anschließend sendet
das Gewebe Gammastrahlen aus, die von einer Art „Photoapparat“, der
Gammakamera, erfasst und in ein Bild umgesetzt werden. Diese Bilder kann
der Nuklearmediziner auswerten und zur Diagnose nutzen.
Szintigrafie normaler Knoten
Die intensive rote oder gelbe Färbung bedeutet, dass der Knoten viel des
radioaktiven Stoffes Technetium gespeichert hat und sehr aktiv ist. Man kann
in fast allen Fällen davon ausgehen, dass diese heißen Knoten gutartig und
keine Krebsgeschwulst sind.
Trotzdem signalisiert der heiße Knoten im Szintigramm einen Befund, der
behandelt werden muss, da es sich um Bereiche der Schilddrüse handelt, die
vermehrt Hormone produzieren und nicht mehr durch das TSH der Hirnan­
hangsdrüse gesteuert werden! Da sie selbstständig, d. h. autonom arbeiten,
nennt man sie autonome Adenome. Sehr häufig entsteht aus der ungesteuer­
ten Produktion von Schilddrüsenhormonen eine Schilddrüsenüberfunktion,
die der Arzt behandeln muss.
info
Szintigrafie heißer Knoten
14
Die Auswertung des Szintigramms
Kalte Knoten
Sind die Knoten dagegen grün oder blau bzw. nicht eingefärbt, handelt es
sich um kalte Knoten, Bereiche also, die wenig des radioaktiven Stoffes
Technetium angereichert haben und somit nicht hormonell aktiv sind. Diese
Bereiche sind nicht in der Lage, wie normales Schilddrüsengewebe Jod auf­
zunehmen und Schilddrüsenhormone zu produzieren! Häufig handelt es sich
hier einfach um vernarbtes Gewebe, eine Entzündung oder eine Zyste.
Maximal 5 % der kalten Knoten deuten allerdings (auch) auf einen bösarti­
gen Tumor hin. So wird in jedem Fall der Befund eines kalten Knotens eine
eingehendere Untersuchung des Arztes und häufig eine Operation nach sich
ziehen!
Welche Tumorformen gibt es und was
bedeuten die Unterschiede?
Man unterscheidet drei Typen von Schilddrüsenkarzinomen.
1. Undifferenzierte oder anaplastische Karzinome
Dieser Typ gehört mit unter etwa 5 % zu den selteneren Formen des
Schilddrüsen­krebses. Sie unterscheiden sich stark von normalem Schilddrü­
sengewebe und wachsen sehr schnell. Die Zellen dieser Tumore nehmen
kein Jod auf und sind somit einer Radiojodbehandlung nicht zugänglich!
2. Medulläres Karzinom
Dieser Karzinomtyp ist mit 3–5 % eher selten. Er entsteht in den sogenann­
ten C-Zellen. Das sind Zellen, die in kleinen Gruppen in der Schilddrüse
liegen und das Hormon Calcitonin bilden. Beim medullären Schilddrüsen­
karzinom sind etwa 25–30 % der Fälle erblich bedingt, oft vergesellschaftet
mit weiteren Befunden an anderen Organen wie der Nebenniere. Sie sind
meist ebenfalls keiner Radiojodbehandlung zugänglich.
3. Differenzierte Karzinome
Szintigrafie kalter Knoten
Mit über 85 % sind die differenzierten Krebsarten hierzulande am häufig­
sten. Sie entstehen aus den Follikelepithelzellen und ähneln weitgehend
dem gesunden Schilddrüsengewebe. Die Zellen dieser Tumore nehmen in
der Regel radioaktives Jod auf und können daher gezielt behandelt werden.
a) Papilläres Karzinom
Zellen aus den Schilddrüsenfollikeln entarten zu Krebszellen. Sie
bilden meist sehr langsam wachsende Tumore, die bei adäquater
Therapie und lebenslanger Nachsorge zu den Krebsarten mit den
besten Heilungschancen gehören. Die Häufigkeit dieser Tumorart
nimmt weltweit zu.
b) Follikuläres Karzinom
Ähnlich wie der papilläre Typ ist auch das follikuläre Karzinom
meist wenig aggressiv. Auch hier führen Behandlung und Nachsorge
zu einer guten Prognose!
16
Die Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms
Wann muss operiert werden?
Um es gleich vorwegzunehmen: in aller Regel immer!
Unabhängig vom Karzinomtyp ist die Operation in den allermeisten Fällen
das Mittel der Wahl. Der Chirurg entfernt bei der Operation nach Möglich­
keit die gesamte Schilddrüse und gegebenenfalls Lymphknoten, um sicher­
zugehen, dass der Krebs möglichst vollständig entfernt wurde. Durch eine
Operation überleben mehr als 90 % der Betroffenen die Erkrankung, wenn­
gleich es gewisse Unterschiede zwischen den verschiedenen zuvor beschrie­
benen Tumorarten gibt. Die Rückfallrate nach einer Schilddrüsenopera­tion
beträgt 2–6 %. Komplikationen treten in weniger als 2 % der Fälle auf.
Hormonersatz
Nach vollständiger Entfernung der Schilddrüse verliert der Körper die
Fähigkeit, selbst Schilddrüsenhormone herzustellen. Dadurch droht eine
Schilddrüsenunterfunktion, die auf Dauer nicht mit dem Leben vereinbar
ist! Um diese zu verhindern, müssen die Schilddrüsenhormone in Form von
Tabletten (meist T4) zugeführt werden (Hormonersatztherapie = Hormon­
substitution). Für die allermeisten Patienten ist dies ohne weitere Kompli­
kationen möglich, es kann jedoch bisweilen etwas dauern bis die individuell
richtige Dosierung gefunden ist. Die Hormonersatztherapie verhindert also
die Schilddrüsenunterfunktion und bietet noch weitere Vorteile: Sie unter­
drückt die Bildung von TSH. Das ist gut, denn TSH stimuliert das Wachs­
tum möglicherweise verbliebener Schilddrüsenkrebszellen.
Nach der Operation: die Ablation.
Der chirurgische Eingriff wird in Krankenhäusern, die viel Erfahrung mit
der Operation der Schilddrüse haben – zum Beispiel entsprechend zertifi­
zierten Schilddrüsenzentren –, routiniert, sicher und effektiv durchgeführt.
Trotz dieser großen Routine bleiben aufgrund der komplizierten Lage der
Schilddrüse meist noch einige Gewebereste der Schilddrüse im Hals zu­
rück. Da sich auch hier noch einzelne Krebszellen verbergen können, wird
17
im Anschluss an eine Operation häufig die Ablation (Fachbegriff für Entfernung) mit radioaktivem Jod (ablative Radiojodtherapie) empfohlen (sofern
der Tumor radiojodempfindlich ist), die dann vom Nuklearmediziner durch­
geführt wird.
Diese „Bestrahlung von innen“ beseitigt weitgehend zuverlässig alle Schild­
drüsenrest- oder -krebszellen, die im Körper geblieben sind oder vom
Tumor bereits gestreut wurden. Die schädlichen Zellen lassen sich dabei
durch ihre besonderen Eigenschaften gut „finden und überlisten“. Denn
die Schilddrüsenkrebszellen des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms
(die mit Abstand häufigste Form), verhalten sich ebenso wie ihre gesunden
„Schwesterzellen“. Sie speichern Jod, unabhängig davon, wo sie im Körper
wachsen. Auch das radioaktive Jod (Radiojodid, Jod-131), das Sie als Kap­
sel schlucken, nehmen die Krebszellen bereitwillig auf. Die Krebszellen
reichern die radioaktive Substanz an und besiegeln so ihren eigenen Unter­
gang. Um die Ablation so wirksam wie möglich zu machen, sind einige vor­
bereitende Schritte notwendig.
Für eine erfolgreiche Ablation wichtig: der Jodhunger!
Alle verbliebenen Zellen der Schilddrüse und insbesondere des Krebses,
sollen extrem hungrig auf Jod gemacht werden, damit sie das o. g. radioak­
tive Jod opti­mal aufnehmen können. Man erreicht das durch zwei unter­
schiedliche Vorgänge:
•geringe Jodaufnahme mit der Nahrung. Sie sollten in der Vorbereitung
auf die Ablation für ca. 14 Tage möglichst wenig Jod zu sich nehmen, so
dass das Angebot dieses Spurenelements im Körper stark abnimmt. Üb­
rigens! Röntgenkontrastmittel enthalten oft sehr viel Jod, ebenso einige
Medikamente wie der Wirkstoff Amiodaron. Sie können unter Umstän­
den den Erfolg der Ablation gefährden. Informieren Sie Ihren Arzt vor
einer solchen Untersuchung, bzw. Ihren Nuklearmediziner über Ihre
Medikation sowie evtl. kurz zurückliegende Aufnahmen mit Kontrastmit­
teln.
•hohes TSH
18
Vor allem TSH löst in den Schilddrüsenzellen massiven Jodhunger aus, so
dass jetzt das im Körper verfügbare radioaktive Jod sofort, rasch und ef­
fektiv aufgenommen wird, das dann das verbliebene Schilddrüsengewebe
zerstört. Damit der TSH-Spiegel ansteigt, gibt es zwei Möglichkeiten: – Sie
erhalten nach der Operation keine Schilddrüsenhormontabletten! Denn
unter Hormoneinnahme ist TSH normalerweise niedrig. Der Körper be­
merkt, dass ihm jetzt Schilddrüsenhormone fehlen, und produziert verstärkt
TSH in dem (mangels Schilddrüse fruchtlosen) Versuch, den Mangel auszu­
gleichen. – Alternativ kann TSH auch als Medikament (rhTSH) verabreicht
werden, so dass gleich nach der Operation mit dem Hormonersatz begon­
nen werden kann.
Was passiert, wenn man nach der Operation
keine Schilddrüsenhormone einnehmen darf ?
Wenn Ihre Schilddrüse entfernt wurde und Sie anschließend keine Hormon­
tabletten bekommen haben, resultiert daraus eine stetig stärker werdende
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) mit all ihren problematischen
Symptomen (siehe auch „Die Hormone der Schilddrüse“, Seite 04).
Wenn das Gaspedal fehlt ...
Die Phase der Hypothyreose kann sich bei jedem Patienten sehr unter­
schiedlich gestalten. Während die einen die Unterfunktion sehr gut über­
stehen, erleben viele andere Patienten mannigfaltige Symptome der Un­
terversorgung mit Schilddrüsenhormonen: Sie fühlen sich antriebslos und
matt, erleiden Müdigkeitsanfälle, die lähmend sind. Das Gehirn reagiert mit
Depressionen, Gedächtnis- und Konzentrationsminderungen. In der Hy­
pothyreose können viele Patienten mehrere Wochen lang nicht mehr Auto
fahren oder ihren beruflichen wie auch familiären Pflichten nachkommen.
Für viele Patienten ist die Schilddrüsenunterfunktion die schlimmste Erfah­
rung der gesamten Behandlung! Für die Ablation mit radioaktivem Jod sorgt
die durch die Hypothyreose vorübergehend reduzierte Nierenfunktion für
eine höhere Strahlenbelastung des Körpers, da überschüssiges Radiojod jetzt
langsamer ausgeschieden wird.
Die Alternative zur
Schilddrüsenunterfunktion
Die gesamte Hypothyreose-Phase nach der Operation dient dazu, das Hor­
mon TSH in ausreichend hoher Menge zur Verfügung zu stellen. Ein hoher
TSH-Spiegel ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Ablation.
Da die Schilddrüsenunterfunktion aber für viele Patienten eine solche Lei­
denserfahrung ist, haben Wissenschaftler mittlerweile eine Alternative ent­
wickelt. Sie können das menschliche TSH biotechnologisch herstellen und
dem Patienten als Medikament verabreichen. Der Fachbegriff ist rekombinantes humanes TSH oder kurz rhTSH. Seit über zehn Jahren bereits in
Deutschland zugelassen, wird rhTSH in der Regel standardmäßig eingesetzt,
um Patienten die unangenehmen Begleiterscheinungen der Hypothyreose in
der Vorbereitung auf die Ablation (sowie in der Folge im Rahmen der not­
wendigen Nachsorgeuntersuchungen) zu ersparen.
So kann mit der Einnahme der Hormontabletten direkt nach der Operation
begonnen werden und die Ablation in euthyreoter (normaler) Stoffwechsel­
lage, schon wenige Tage nach der Operation, erfolgen. Damit kann der The­
rapieprozess beschleunigt und die Krebsbehandlung schneller erfolgreich
abgeschlossen werden.
rhTSH ist in der Regel gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen sind
kurzzeitige Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erbrechen und Schwin­
del. Gelegentlich treten Überempfindlichkeitsreaktionen wie Nesselsucht,
Hautausschlag, Juckreiz, anfallsartige Rötung der Haut oder Störungen der
Atmung auf.
Einfach QR-Code einscannen und mehr über
die TSH-Steigerung erfahren.
20
Ist die Strahlung der Ablation gefährlich?
Was ist Jod-131?
Für die Ablation wird radioaktives Jod, das sogenannte Jod-131 (sprich: Jodhunderteinunddreißig) als Kapsel eingenommen. Jod-131 ist ein Beta- und
Gammastrahler. Das bedeutet, dass ein Teil der Strahlung aus Elektronen
(Betastrahlen) besteht. Der große Vorteil der Betastrahlung: Sie ist sehr en­
ergiereich und kann somit sehr gezielt die Zelle zerstören. Dazu hat diese
Betastrahlung nur eine sehr geringe Reichweite von nur wenigen Millime­
tern, so dass kaum umliegendes Gewebe angegriffen wird. So können Nukle­
armediziner mit relativ hohen Aktivitäten den Krankheitsherd bekämpfen,
ohne das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen! Ein weiterer
Teil der Strahlung wird als Gammastrahlung frei, die wiederum aus dem
Gewebe heraustritt und somit für die Bildgebung mit einer Gammakamera
(siehe Szintigrafie) genutzt werden kann. So ist es möglich, Jod-131 sowohl
therapeutisch als auch diagnostisch zu nutzen!
Nach Einnahme der Jod-131-Kapsel müssen Sie für ein paar Tage auf der
nuklearmedizinischen Therapiestation bleiben. Sie sind hier zusammen mit
anderen Patienten, die auch mit einem radioaktiven Medikament wie Radio­
jod behandelt wurden, untergebracht. Selbstverständlich bleiben Ihre Ärzte
und das Pflegepersonal der Klinik bei Ihnen und versorgen Sie wie auf einer
ganz normalen Station. Früher wurden diese Stationen wegen ihrer Abschir­
mung gegen radioaktive Strahlung gerne als „Bunker“ bezeichnet. Heute
sind die meisten dieser Stationen modern und liebevoll eingerichtet, so dass
es Ihnen gutgehen wird und Sie die Ruhe während Ihrer Genesung genießen
können. Aus Strahlenschutzgründen ist jedoch in den wenigen Tagen Ihres
Aufenthaltes meist kein Besuch erlaubt und Ärzte und Pfleger halten einen
größeren Abstand zu Ihnen ein.
Ablation und Halbwertszeiten
Die Frage, wie lange man in der nuklearmedizinischen Abteilung bleiben
muss, hängt von mehreren Faktoren ab. Prinzipiell ist die Strahlung, die von
Ihnen ausgeht (es handelt sich fast ausschließlich um Gammastrahlung), kurz
nach Einnahme der Jod-131-Kapsel am stärksten.
21
Durch das hohe TSH nehmen die verbliebenen Schilddrüsen(krebs)zellen das
angebotene Radiojod meist rasch und effektiv auf. Dabei „landet“ jedoch nur ein
Teil der eingesetzten Dosis in diesen Zellen. Da das Radiojod über das Blut zu
den Zielzellen transportiert werden muss, passiert es auf seinem Weg durch den
Körper praktisch alle Organe, die somit auch einer gewissen unbeabsichtigten
Strahlung ausgesetzt werden.
Zwei Vorgänge führen dabei dazu, dass sich die Strahlung im Laufe der Zeit
immer weiter abschwächt. Zum einen hat Jod-131 eine physikalische Halb­
wertszeit von acht Tagen (d. h., nach acht Tagen strahlt es nur noch halb so
stark, nach weiteren acht Tagen ein Viertel und so weiter …) zum anderen
scheiden Sie Jod – und damit auch überschüssiges Jod-131 – über Ihren Urin
wieder aus. Daher fördert eine uneingeschränkte Nierenfunktion eine ra­
schere Ausscheidung, was die Strahlenbelastung des Körpers senkt und häu­
fig auch die notwendige Aufenthaltsdauer auf der Therapiestation verkürzt.
Die biologische Halbwertszeit reduziert also die Strahlung zusätzlich!
Wenn Sie durch eine Schilddrüsenunterfunktion, also ohne die Einnahme
von Schilddrüsenhormonen, auf die Ablation vorbereitet wurden, arbeitet
Ihre Niere in der Zeit der Ablation jedoch relativ langsam und reinigt so
auch den Körper nur langsam von dem radioaktiven Material. Das heißt,
während die physikalische Halbwertszeit unverändert bleibt, verlängert sich
die biologische.
Wurden Sie mit rhTSH auf die Ablation vorbereitet und mit Schilddrüsen­
hormontabletten bereits nach der Operation versorgt, dann ist Ihre Niere
mit ihrer ganz normalen Geschwindigkeit tätig und schafft somit auch das
Jod-131 schneller aus dem Körper wieder heraus. Hier arbeiten also physika­
lische und biologische Halbwertszeit optimal zusammen. Es ist sicher sinn­
voll, diese beiden Möglichkeiten mit dem behandelnden Arzt zu besprechen
– er kann abschätzen, welche Vorbereitung für Sie geeignet ist.
info
Maßeinheiten in der Nuklearmedizin
Die Aktivität gibt an, wie viele radioaktive Zerfallsprozesse pro
Sekunde stattfinden. Sie wird in der Einheit Becquerel [Bq] gemessen.
Früher war die Einheit Curie [Ci] gebräuchlich. Die Strahlendosis
besagt, wie viel Strahlungsenergie im Zielgewebe ankommt.
Die Einheit dafür ist das Gray [Gy], früher Rad [rd].
22
Ein Leben ohne Schilddrüse
Spätestens wenn Sie nach der Ablation die Klinik verlassen, werden Sie von
Ihrem behandelnden Arzt in Gesprächen und auch medikamentös auf das
Leben ohne Schilddrüse eingestellt.
Sie werden erfahren, dass Sie nach einer Phase der Einstellung auf die
Schilddrüsenhormontabletten Ihr Leben ganz normal wieder aufnehmen
können – so wie Sie es vorher geführt und gemocht haben. Sie werden lei­
stungsfähig sein und sich normalerweise rasch wieder ganz gesund fühlen.
Sicher kann der Kontakt zu anderen Betroffenen sehr hilfreich sein, um mit
diesen Hoffnungen, Erfahrungen und sicher auch Ängste austauschen zu
können. Am Ende dieser kleinen Broschüre geben wir Ihnen einige Adres­
sen von Selbsthilfegruppen, an die Sie sich frühzeitig vertrauensvoll wenden
können. So kann man dort zum Beispiel erfahren, wo Sie zertifizierte Schild­
drüsenzentrum bzw. einen erfahrenen Operateur finden.
Lassen Sie sich helfen!
Ihr Arzt wird Ihnen erklären, dass Sie von nun an regelmäßig zur Nachsor­
ge gehen müssen. Mit Schilddrüsenkrebs haben Sie meist eine sehr gute
Prognose und die allerbesten Heilungschancen, wenn Sie konsequent
und mit großer Zuverlässigkeit Ihre Nachsorgetermine wahrnehmen! Dann
werden Sie auf die medikamentöse Einnahme der Schilddrüsenhormone von
Ihrem Arzt eingestellt. Hier ist ein weiteres Mal großes Fachwissen und Fin­
gerspitzengefühl des Arztes gefragt: Er muss zusammen mit Ihnen jetzt eine
Dosierung der Schilddrüsenhormone finden, die gerade so hoch ist, dass
Ihre Hirnanhangsdrüse möglichst kein TSH mehr produziert! Ihr Arzt nennt
diesen therapeutischen Ansatz Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie
(was bisweilen zu Missverständnissen führt: Hier supprimiert (hemmt) das
eingenommene Schilddrüsenhormon die körpereigene Bildung von TSH).
Wenn die Dosierung der Schilddrüsenhormone für Sie optimal eingestellt
ist, werden Sie sich wohlfühlen und den Verlust Ihrer Schilddrüse gar nicht
mehr merken. Glücklicherweise ist es fast immer sehr gut möglich, die feh­
lenden Hormone durch Medikamente zu ersetzen.
23
Wichtig für Sie ist in der Folgezeit Ihrer Behandlung in jedem Fall: Gehen
Sie zu Ihren Nachsorgeterminen, nehmen Sie die weiteren Untersuchungen
sehr ernst!
Nachsorge: Warum eigentlich, der Krebs ist doch weg?
info
Das differenzierte Schilddrüsenkarzinom hat eine sehr gute
Prognose, das heißt, Ihre Aussichten, gesund zu sein und zu
bleiben, sind sehr hoch. Trotzdem kann der Krebs in einigen
Fällen wiederkommen. Dann ist eine weitere erfolgreiche
Behandlung abhängig von einer frühzeitigen Diagnose!
Je früher, desto besser!
Und hier zählt nun einfach das richtige Augenmaß! Eine frühe Diagnose
kann eine große Heilungschance bedeuten. Die Erfahrung der Ärzte und
Fachgesellschaften mit den Nachsorgeintervallen ist in den letzten Jahren
durch hervorragende Dokumentation der Fälle immer besser geworden, so
dass Sie sehr gut beraten sind, die empfohlene Nachsorgeroutine sehr genau
einzuhalten! Anhand Ihrer heutigen Diagnose wird Ihr Arzt – abhängig von
Ihrem potenziellen Wiedererkrankungsrisiko – ein spezielles Nachsorgesche­
ma für Sie entwerfen, da nicht nur der Rhythmus, sondern auch die Art der
Untersuchungen unterschiedlich sinnvoll sein kann.
Zur Nachsorge gehören insbesondere folgende Untersuchungen:
• die Ultraschalluntersuchung des Halses
• der Thyreoglobulintest (vor allem bei differenzierten Schilddrüsen­
karzinomen)
• die Ganzkörperszintigrafie mit radioaktivem Jod-131 (differenzierte
Schilddrüsenkarzinome)
• Calcitonin-und CEA-Bestimmung (beim medullären Schilddrüsenkarzinom)
24
Ein Leben ohne Schilddrüse
Tg und Ultraschall – ein Dreamteam!
Tg – zwei Buchstaben, ein Tumormarker
Der in der Nachsorge des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms wichtigste
Wert ist das Tg = Thyreoglobulin, ein Eiweißstoff, der nur von Schilddrü­
senzellen produziert wird! Nach erfolgreicher Ersttherapie (Operation und
Ablation) sollte Tg nicht mehr im Körper vorhanden sein.
Schilddrüsenzellen
vorhanden
Thyreoglobulin
im Blut
Schilddrüsenzellen
NICHT vorhanden
KEIN Thyreoglobulin
im Blut
Findet man nun während einer Routineuntersuchung wieder Tg in Ihrem
Blut, müssen weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden, da zu
befürchten ist, dass irgendwo in Ihrem Körper doch noch Zellen der Schild­
drüse aktiv sind.
Der Thyreoglobulintest
Um diese Zellen frühzeitig zu finden, kann es – abhängig von Ihrem per­
sönlichen Risiko einer Wiedererkrankung – wichtig sein, zur Messung des
Tg-Wertes möglichst viel TSH (schilddrüsenstimulierendes Hormon) im
Körper verfügbar zu haben. Die Aussagekraft eines Thyreoglobulintests ist
bei einem hohem TSH-Spiegel im Blut höher. Und wie bei der Ablation
kann ein hoher TSH-Wert wiederum durch eine mehrwöchige Schilddrü­
senunterfunktion oder mit der Gabe von rhTSH erreicht werden. Ihr Arzt
kann einschätzen, ob und in welchen Abständen ein so stimulierter Tg-Wert
gemessen werden sollte!
25
Zusätzlich zu der Tg-Messung sollte immer eine Ultraschalluntersuchung Ih­
res Halses gemacht werden. Beide Untersuchungen zusammen ergeben eine
so hohe Diagnosesicherheit, wie man sie wirklich selten in der Medizin hat!
So ist z. B. bei Niedrigrisiko-Patienten die Bestimmung von Thyreoglobulin
in Verbindung mit einer Ultraschalluntersuchung des Halses in der Nachsor­
ge ausreichend.
Nutzen Sie diese Möglichkeiten, die Ihnen erfahrene Ärzte hier bieten kön­
nen! Es gibt Ihnen die Sicherheit, gesund zu sein. Die Untersuchung des
Tg-Wertes zusammen mit der Sonografie bietet für Sie und Ihren Arzt ein
hohes Maß an Sicherheit!
Und doch ist es manchmal notwendig, weitere bildgebende Verfahren einzu­
setzen. Insbesondere bei der ersten Nachsorge nach der Ablation wird in der
Regel eine Ganzkörperszintigrafie durchgeführt, um möglichst ganz sicher
zu sein, dass keine weiteren Krebsherde bestehen.
Ein Leben ohne Schilddrüse
Die Ganzkörperszintigrafie
Eine Ganzkörperszintigrafie wird insbesondere beim ersten Nachsorgeter­
min beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom durchgeführt. Da dabei
radioaktives Jod zur Diagnostik eingesetzt wird, spricht man auch von Radio­
joddiagnostik.
Das Prinzip der Radiojoddiagnostik ähnelt dem der Ablation!
Mit dem entscheidenden Unterschied, dass sehr viel geringere Strahlungs­
aktivitäten eingesetzt werden. Denn hier soll kein Gewebe zerstört, sondern
nur ein Bild gemacht werden! Ansonsten ist die Radiojoddiagnostik die
kleine Schwester der Ablation mit dem gleichen Prinzip. Mögliche noch ver­
bliebene Schilddrüsenreste oder -krebszellen müssen auch hier jodhungrig
gemacht werden. Anschließend wird eine kleine Menge an radioaktivem Jod
(meist Jod-131, Radiojod) als Kapsel zum Schlucken verabreicht. Zwei bis
drei Tage nachdem Sie die Kapsel eingenommen haben, wird mit Hilfe einer
Spezialkamera ein Ganzkörperszintigramm durchgeführt, denn zu diesem
Zeitpunkt haben die evtl. verbliebenen Zellen das Radiojod optimal aufge­
nommen.
Ein Bild von Ihrem Körper
Diese Spezialkamera nimmt die Gammastrahlung des eingesetzten Radio­
jods auf. So entsteht ein schemenhaftes Bild von Ihrem Körper. Hat sich nun
das Jod irgendwo besonders stark angereichert, stellt sich dieser Bereich auf
dem Bild der Gammakamera besonders dunkel dar, und Ihr Arzt weiß, dass
dort höchstwahrscheinlich noch jodspeichernde Schilddrüsenzellen aktiv
sind!
27
info
Die Vorbereitung ist wichtig
Wie die Ablation muss auch die Radiojoddiagnostik vorbe­
reitet werden. Und wieder steht man vor der Entscheidung:
Sollen Sie zur Anhebung Ihres TSH-Spiegels auf die Schild­
drüsenhormontabletten für mehrere Wochen verzichten?
Oder werden Sie mit rhTSH behandelt, während Sie Ihre
Schilddrüsenhormone weiterhin einnehmen können?
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt!
Diese Frage können Sie nur zusammen mit Ihrem Arzt
klären! Die allermeisten Ärzte wissen um die Behandlungs­
methode mit rhTSH. Und die Nuklearmediziner sind mit
dieser Option bereits vertraut, so dass Sie sich in der Regel
auf das Urteil dieser Fachärzte sehr gut verlassen können,
welche der beiden Vorbereitungsmethoden für Sie die bes­
sere ist. Sprechen Sie Ihre Ärzte auf diese Möglichkeiten an!
Tipps für Patienten
Darüber sprechen und Gleichgesinnte treffen!
Viele Patienten wissen nicht, wie sie mit der Diagnose Krebs leben können.
Unsicherheiten, Angst und das Gefühl, alleine dazustehen, nehmen vielen
den Lebensmut.
Es ist deshalb wichtig zu wissen, dass man mit seinem Problem nicht alleine
ist. Sprechen Sie mit Ihren Familienangehörigen und Freunden über Ihre
Zweifel, Ängste und Fragen und überlegen Sie sich, vielleicht Mitglied in
einer Selbsthilfegruppe zu werden. Dort werden Sie andere Menschen tref­
fen, die bereit sind, über ihre eigenen Erfahrungen mit Schilddrüsenkrebs
zu berichten.
Achten Sie auf sich
Lernen Sie, wie Sie sich selbst mehr um Ihre Gesundheit kümmern können,
indem Sie sich gut ernähren, sich regelmäßig bewegen und Stress abbauen.
Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Entspannung ist wichtig, setzen Sie
Prioritäten und vor allem: Vergessen Sie das Lachen nicht! Erfreuen Sie sich
an all den Dingen, die Sie vor Ihrer Diagnose tun konnten und auch jetzt
wieder tun können. Und vergessen Sie nicht, die regelmäßige Nachsorge
einzuplanen, die Ihnen ein sicheres Gefühl gibt, gesund zu sein!
Wir wünschen Ihnen alles Gute!
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Patienten für Patienten lesen.
30
Nützliche Links im Internet
www.schilddruesenkrebs.de
Auf unserer Homepage finden Sie weitere Informationen zum Thema
Schilddrüsenkrebs. Hier können Sie auch Infomaterial online bestellen.
Für die Inhalte der folgenden Links können wir keine Verantwortung über­
nehmen. Die Verantwortung liegt beim jeweiligen Anbieter. Dies gilt insbe­
sondere für Inhalte, deren Verbreitung nach deutschem und/oder ausländi­
schem Recht verboten ist.
www.nuklearmedizin.de
(Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin)
Neben detaillierten Informationen zu nuklearmedizinischen Behandlungen
auch spezielle Patienteninfos, aktuelle Termine sowie eine Liste von speziali­
sierten Praxen
www.endokrinologie.net
(Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie)
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eine Liste von Endokrinologen in Deutschland
www.sd-krebs.de
(Ohne Schilddrüse leben e.V. – Bundesverband Schilddrüsenkrebs)
Aktuelle Informationen und Foren zum Thema Schilddrüsenkrebs
www.schilddruesenliga.de
(Dachverband der Selbsthilfegruppen für Schilddrüsenkranke und
deren Angehörige)
Lexikon, Buchvorschläge, Informationen zum Stand der Forschung, recht­
liche Hinweise und eine Liste von Schilddrüsen-Selbsthilfegruppen in
Deutschland sowie Veranstaltungstermine
www.krebshilfe.de (Deutsche Krebshilfe)
Aktuelle Meldungen zu Krebserkrankungen, generelle Informationen und
Veranstaltungshinweise
www.c-zell-karzinom-online.info
(C-Zell-Karzinom e.V. (medulläres Schilddrüsenkarzinom))
Homepage der Selbsthilfegruppe für Patienten mit medullärem Schild­
drüsenkarzinom
31
info
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tionen und hilfreiche Tipps. Über die kostenfreie Service-Hot­
line 0800 / 84 97 64 36 erhalten Sie ebenfalls Antworten zum
Thema Schilddrüsenkrebs.
Glossar
Glossar
Fachbegriffe verständlich erklärt
Follikel
Ablation (ablative Radiojodtherapie)
Kugelförmige Bläschen, die aus mehreren Zellen ähnlich einem Fußball
bestehen. In den Schilddrüsenfollikeln werden die Schilddrüsenhormone im
Thyreoglobulin gebildet und gespeichert.
An die operative Entfernung der Schilddrüse anschließende Behandlung mit
radioaktivem Jod, um noch vorhandene Schilddrüsenzellen sowie vorhande­
ne Krebszellen und Metastasen zu zerstören.
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom
Autonomes Adenom
Krebsgewebe, das sich aus den Follikelepithelzellen der Schilddrüse entwic­
kelt hat.
Gutartiger, vom Drüsenepithel ausgehender Knoten in der Schilddrüse, der
unabhängig von TSH Schilddrüsenhormone produziert.
Ganzkörperszintigrafie (GKS)
Calcitonin (Kalzitonin)
Calcitonin ist ein Hormon, das in den C-Zellen der Schilddrüse hergestellt
wird und den Kalziumhaushalt des Körpers reguliert. Einen erhöhten Cal­
zitoninspiegel findet man bei medullären Schilddrüsenkarzinomen, weshalb
Calcitonin dort auch als Tumormarker eingesetzt wird.
DNS (Desoxyribonukleinsäure)
Die DNS (oft auch aus dem Englischen als DNA abgekürzt) bildet das gene­
tische Material und ist Träger der Erbanlagen.
Elastografie
Ein bildgebendes Verfahren sowohl in der Ultraschalldiagnostik als auch der
Magnetresonanztomografie (MRT). Sie stellt dem Arzt ein messtechnisches
Verfahren zur Verfügung, um den durch manuelles Tasten gewonnenen Ein­
druck von der „Härte“ bzw. „Weichheit“, z. B. eines Schilddrüsenknotens, zu
quantifizieren und damit besser zu objektivieren.
Medizinisches Untersuchungsverfahren, das (beim differenzierten Schild­
drüsenkarzinom) Restgewebe, Rezidive und Metastasen nach der Aufnahme
von z. B. radioaktivem Jod mit einer Gammakamera sichtbar macht. Das da­
bei entstehende Bild nennt man Ganzkörperszintigramm.
Halbwertszeit
Als Halbwertszeit wird bei Bestrahlung einer radioaktiven Substanz diejenige
Zeitspanne bezeichnet, in der die Strahlung auf die Hälfte abgesunken ist.
Hormone
Vom Körper produzierte Botenstoffe, die von Drüsen (z. B. Schilddrüse)
oder Geweben produziert und direkt in die Blutbahn oder Umgebung ab­
gegeben werden. Sie steuern die Funktion der Organe und beeinflussen die
Stoffwechselvorgänge.
Hyperthyreose
Schilddrüsenüberfunktion: Die Schilddrüse produziert zu viele Hormone
und gibt diese an den Organismus ab.
Feinnadelbiopsie
Einführen einer dünnen Nadel in das Schilddrüsengewebe, um Gewebe zu
entnehmen und die Probe im Anschluss auf Krebszellen zu untersuchen.
Wird auch Schilddrüsenpunktion genannt.
33
Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
Produziert unter anderem das Hormon TSH, das bei der Steuerung der
Schilddrüsenfunktion mitwirkt. Die Hypophyse ist ein kleiner Teil des Ge­
hirns und bildet eine funktionelle Einheit mit dem Hypothalamus.
34
Glossar
Glossar
Hypothalamus
Malignität
Produziert unter anderem das Hormon TRH, das im Regelkreislauf zusam­
men mit TSH und T3/T4 die reibungslose Funktion der Schilddrüse gewähr­
leistet.
Schilddrüsenunterfunktion: Die Schilddrüse produziert nicht genügend Hor­
mone für die reibungslose Funktion des Stoffwechsels.
Die Begriffe Malignität und maligne (lat. malignitas= „Bösartigkeit“,
„Missgunst“) werden in der Medizin verwendet, um eine Erkrankung oder
einen Krankheitsverlauf zu kennzeichnen, der fortschreitend zerstörerisch
wirkt. Häufig genutzt wird er in Bezug auf Tumorerkrankungen zur Kenn­
zeichnung eines Tumors, der in der Lage ist, Tochtergeschwülste (Meta­
stasen) zu bilden. Ein maligner Tumor wird umgangssprachlich als Krebs
bezeichnet.
Intravenöse Injektion
Metastase
Ein Medikament wird in die Vene gespritzt.
Tochtergeschwulst eines bösartigen Tumors, Absiedelung von Tumorzellen,
meist über die Blut- oder Lymphbahn an anderen Körperstellen.
Hypothyreose
Jod
Lebenswichtiges Spurenelement für die Bildung von Schilddrüsenhormo­
nen. Kann vom Körper nicht selbst produziert werden und muss mit der
Nahrung (als Jodid z. B. in Form von jodiertem Speisesalz) aufgenommen
werden.
Prognose
Ärztliche Beurteilung des voraussichtlichen Verlaufs einer Erkrankung.
Radiojod
Karzinom
Radioaktives Jod, das in der Radiojodtherapie und der Radiojoddiagnostik
eingesetzt wird.
Bösartige Geschwulst, die von der Haut, den Schleimhäuten oder dem Drü­
sengewebe ausgeht.
Radiojoddiagnostik
Knoten, heiße und kalte
Verabreichung einer geringen Menge von radioaktivem Jod zum Nachweis
von Schilddrüsenrestgewebe, Metastasen oder Rezidiven.
Heiße Knoten bedeuten, dass der Knoten viel radioaktives Jod speichert und
sehr aktiv ist. In fast allen Fällen sind diese heißen Knoten gutartig und kei­
ne Krebsgeschwulst. Trotzdem signalisiert der heiße Knoten im Szintigramm
einen Vorgang, der beobachtet und ggf. behandelt werden muss, da er über­
aktiv (autonom) ist.
Radiojodtherapie
Wenn in der Nachsorgediagnostik (Tg-Messung und/oder GKS) ein positiver
Befund auftritt, werden Rezidive oder Metastasen mit radioaktivem Jod zer­
stört.
Die kalten Knoten sind kritischer: Sie nehmen weniger bis kein Jod auf und
sind damit hormonell inaktiv. Häufig handelt es sich um vernarbtes Gewebe,
eine Entzündung o. ä., aber es könnte sich auch in seltenen Fällen um ein
Schilddrüsenkarzinom handeln.
35
36
Glossar
Glossar
Rekombinant
Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie
Biotechnologisch, in der Regel durch gentechnisch veränderte Organismen
hergestellt. Dieses Verfahren ist im Vergleich zur Reinigung aus natürlichen
Quellen (z. B. tierischem oder menschlichem Material) wesentlich sicherer
und kostengünstiger.
Zufuhr einer erhöhten Menge an Schilddrüsenhormonen, um die körperei­
gene TSH-Produktion zu unterdrücken. Ziel ist, den Wachstumsreiz auf ver­
bliebene Schilddrüsenzellen zu unterdrücken.
Schilddrüsenkarzinom: differenziert und undifferenziert
Rezidiv
Rückfall, erneuter Krankheitsausbruch; bei Krebs: Wiederauftreten eines
Tumors nach kompletter Entfernung oder Abheilung.
rhTSH
Rekombinantes, humanes (menschliches) TSH. Dies ist dem körpereigenen
TSH sehr ähnlich und hat die gleiche Funktion: Es stimuliert die Aufnahme
von radioaktivem Jod und die Freisetzung von Thyreoglobulin in den Schild­
drüsenzellen. rhTSH ist nicht allergen, das heißt, es löst (nach heutigem
Kenntnisstand) keine allergischen Reaktionen aus.
Schilddrüse
Die Schilddrüse ist eine vor der Luftröhre gelegene, schmetterlingsförmige
Drüse. Sie sorgt u. a. für einen reibungslosen Ablauf des Stoffwechsels und
stellt die wichtigen Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie das Hormon Cal­
citonin her.
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Fachbegriff für Schilddrüsenkrebs. Undifferenzierte Schilddrüsenkarzinome
bestehen aus Zellen, die nur sehr geringe oder keine Ähnlichkeit mit norma­
len Schilddrüsenfollikelepithelzellen aufweisen.
Das Gewebe der differenzierten Schilddrüsenkarzinome ähnelt hingegen
den normalen Schilddrüsenzellen, die nach verschiedenen Zelltypen weiter
in papilläre und follikuläre Schilddrüsenkarzinome unterteilt werden.
Schilddrüsensonografie
Mit Hilfe von Ultraschallwellen werden Bilder erzeugt, um die Schilddrüse
darzustellen und eine mögliche Erkrankung diagnostizieren zu können. Eine
Strahlenbelastung tritt nicht auf.
Schilddrüsenszintigrafie
Nuklearmedizinisches diagnostisches Verfahren zur Beurteilung des Schild­
drüsengewebes hinsichtlich einer möglichen Erkrankung.
Schilddrüsenhormone (T3 = Trijodthyronin; T4 = Thyroxin)
Struma
Die beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone T3 und T4 werden mit Hilfe
von Jod in der Schilddrüse gebildet und gespeichert. Sie sind für wichtige
Stoffwechselprozesse im Organismus unverzichtbar, z. B. für Eiweißaufbau,
Wachstum von Knochen und Gewebe sowie für eine reibungslose Funktion
von Nerven, Herz, Kreislauf und Muskeln.
Vergrößerung der Schilddrüse aus unterschiedlichen Gründen, im Volks­
mund auch „Kropf“ genannt.
Tg-Bestimmung
Test zur Messung von Thyreoglobulin (Tg) im Blut. Nach der Schilddrüsen­
operation kann anhand des Tg-Wertes überprüft werden, ob Schilddrüsen­
reste, -krebszellen oder Metastasen vorhanden sind.
38
Glossar
Thyreoglobulin (Tg)
Eiweiß, das in der Schilddrüse gebildet wird und von den Follikeln für die
Produktion und Speicherung von T3 und T4 benötigt wird. Dient nach ope­
rativer Entfernung der Schilddrüse als Tumormarker.
Thyreoidektomie
Operative Entfernung der gesamten Schilddrüse.
TRH (Thyreotropin-releasing hormone)
Im Hypothalamus gebildetes Hormon, das die Freisetzung von TSH aus der
Hirnanhangsdrüse stimuliert.
TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
Hormon, das bei Mangel an T3 und T4 von der Hirnanhangsdrüse ausge­
schüttet wird und die Schilddrüse zur Produktion der Schilddrüsenhormone
anregt.
TSH-Bestimmung
Bestimmung der TSH-Konzentration im Blut.
Tumor
Gewebemasse oder Geschwulst, die durch übermäßiges Zellwachstum ent­
steht. Tumor ist ein wertneutraler Begriff, der sowohl eine gutartige als auch
eine bösartige Geschwulst bezeichnet.
Tumormarker
Stoffe, deren Auftreten oder erhöhte Konzentration in Körperflüssigkeiten
(vor allem im Blut) auf das Vorhandensein und/oder den Verlauf von (bösar­
tigen) Tumoren hinweisen.
Zyste
Durch eine Kapsel abgeschlossener, mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum im
Gewebe.
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