Marketing und Kommunikation im Ingenieurbüro Von Andreas Bachofner, MBA, Betriebsökonom dipl. oek, Techniker TS Marketing und Kommunikation sind in vie- punkt stehen Kundenbindung und -loyalität. len Branchen seit Jahren wichtige Bestand- Dies alles läuft über die Persönlichkeit. Die teile der strategischen und operativen Un- menschlichen Fähigkeiten sind entschei- ternehmensführung. Sie sind fixer Bestand- dend. teil der wiederkehrenden Jahresplanung. Auch in fortschrittlichen Ingenieurbüros Unternehmerische Vision – motivie- wurde diese Wichtigkeit in den letzten Jah- rendes Zukunftsbild mit Kernwerten ren erkannt und umgesetzt. In einem schnelllebigen und sich verändernden Marktumfeld Die unternehmerische Vision ist das allum- ist es wichtig, am Markt Präsenz zu zeigen, fassendste und übergeordnete Selbstbild ei- wahrgenommen zu werden und sich von der ner Unternehmung. Sie hat eine Motivations- Konkurrenz zu differenzieren. Es geht da- und Identifikationsfunktion und transportiert rum, sich der eigenen Stärken und Schwä- Emotionen gegen aussen und innen. Sie be- chen bewusst zu sein sowie die Chancen schreibt zeit- und situationsunabhängig die und Gefahren im Markt frühzeitig zu erken- Ausrichtung eines Unternehmens und ist nen und zu nutzen. über mehrere Jahre gültig. Branchenfremde Beispiele: Marketing und Kommunikation Wenn Ingenieure gefragt werden, was sie eigentlich verkaufen, kommen sie oft ins Stocken. Es kommen dann Aussagen wie «Fachkompetenz, Wissen, etc.». Selbstver- n BMW: Freude am Fahren n Leica: Die Kultur des Bildes n Konditorei: Freude am Genuss Oft werden Vision und Zielsetzungen verwechselt. Marktführer zu sein ist keine Vision, ständlich wird das verkauft. Nur damit kann sondern eine Zielsetzung, auch wenn es vi- man sich nicht differenzieren gegenüber den sionär tönt. Bei der Visionsformulierung ist Mitbewerbern. Von einem Ingenieur wird wichtig: Es muss ein positiver Satz sein, der Fachkompetenz einfach erwartet, er ist ja in der Gegenwart formuliert ist, und zwar so, der Spezialist. Nicht allen ist bewusst, dass wie es sein wird, wenn das Ziel erreicht ist. sie sich selber verkaufen. Ihre Persönlichkeit und der Kontakt zu Auftraggebern ist der Zur Vision kommen zwei bis drei Kernwerte springende Punkt. Fachwissen kann erlernt (beispielsweise Vertrauen, gemeinsam, fo- werden, Einstellungen und Haltungen müs- kussiert, etc.) dazu. Mit diesen wird die Vi- sen vorhanden sein. sion untermauert. Vordergründig sind es «Schlagwörter»; sobald diese jedoch mit In- Die Grundeinstellung im Marketing hat sich halt gefüllt werden, wenn gemeinsames Ver- in den letzten Jahren gewandelt. Dafür, dass ständnis darüber geschaffen wird, was da- der Kunde mit seinen Bedürfnissen im Mit- runter zu verstehen ist, werden sie für das telpunkt steht, ist das Bewusstsein heute gesamte Umfeld spürbar. vorhanden. Erfolgreiche Büros zeichnen heute aber aus, dass sie sich dem Thema Wichtig ist bei der Vision und den Kernwer- «Aufbau und Pflege von Kundenbeziehun- ten, dass diese nicht einfach von der Unter- gen» systematisch annehmen. Im Mittel- nehmensleitung vorgegeben sind, sondern dass sie mit möglichst vielen Mitarbeitenden zusammen erarbeitet werden. Nur so kön- Selbstbewusste Kommunikation gegen aussen nen Sinn, Begeisterung und Identifikation siDie Kommunikationspolitik ist eines der 4 P’s kommuniziert wird – walk the talk. aus dem Marketing-Mix. Es zeigt sich, dass Die SWOT-Analyse ist ein weitverbreitetes Instrument zur Standortbestimmung beziehungsweise für die Durchführung einer Situationsanalyse. Mit dieser einfachen und flexiblen Methode werden einerseits die unternehmensinternen Stärken und Schwächen (Strengths / Weaknesses) und andererseits die externen Chancen und Gefahren (Opportunities / Threats) betrachtet. Aus der Kombination der Stärken und Chancen ergeben sich die strategischen Optionen, welche weiterverfolgt werden können. Wenn Schwächen und Gefahren sich kumulieren, sollte etwas dagegen unternommen werden, sonst sind in diesen Bereichen Probleme unvermeidlich. Diese einfache Methode ist der erste Schritt einer nachhaltigen Unternehmensplanung. Es ist die Basis der jährlichen Strategieerarbeitung. einzigen Kunden damit. Aber mit jedem Kontakt rufen wir uns wieder ins Gedächtnis des chergestellt werden. Es wird gelebt, was Die SWOT-Analyse mit Schlussfolgerungen und strategischen Optionen Prozess ist. Kurzfristig gewinnt man keinen potenziellen Kunden. dieses Thema von vielen noch immer stief- Wir sind gefordert, Eigenverantwortung zu mütterlich behandelt wird. übernehmen. Verhaltens-Muster und Umset- Die Ziele der Kommunikation sind: zungs-Strategien von gestern sind heute n Erhöhung des Bekanntheitsgrades n Aufbau, Verbesserung oder Änderung des Images n Ansprechen neuer Zielgruppen und erschliessen weiterer Märkte n Bei Kunden sich immer wieder ins Gedächtnis rufen n Motivation von Mitarbeitenden über Information und Miteinbezug (Sinn) Die meisten Büros haben heute eine Website, nur sind diese nicht unbedingt auf dem neuesten Stand und aktualisiert. Ebenso wird oft unterschätzt, wie wichtig ein durchgängiges Corporate Design für den Wiedererkennungseffekt am Markt ist. Alle Unterlagen (elektronisch und auf Papier) sollten den gleichen Auftritt ha- Mit diesen Grundlagen wird die Unterneh- ben. Schliesslich wird ein Image, mensstrategie mit ihren mittelfristigen und ein erster Eindruck vermittelt. jährlichen Zielen definiert. Bei der Zieldefinition ist darauf zu achten, dass sie konkret Sobald klar definiert ist, wer die und klar messbar ist. Ein effizientes Instru- potenziellen Kunden sind, können ment hierzu ist die sogenannte Balanced diese gezielt angesprochen wer- Scorecard (BSC). Die BSC ermöglicht die den. Auch hier braucht es Pla- Entwicklung der Vision sowie Strategien zu nung, Strategie, Kontrolle und ein verfolgen. Es ist eine Ursachen-Wirkungs- Budget. Haben Sie den Mut und sprechen keine Erfolgsgaranten mehr. Selbstbewusste kette, bei der Abhängigkeiten aufgezeigt Sie Gefühle und Emotionen an. Wie schon Persönlichkeiten und selbstbestimmte Unter- werden. Berücksichtigt werden verschie- erwähnt, die Fachkompetenz wird erwartet nehmen fassen klare Visionen und praxisori- dene Perspektiven (beispielsweise Finanzen, und alle verfügen darüber. Stellen Sie auch entierte Ziele. Eine Dynamik, die Begeiste- Kunden, interne Prozesse, Lernen und Ent- mal Ihre Mitarbeitenden in den Mittelpunkt rung am Sein und Tun erzeugt. Dieser Pro- wicklung), wobei die Ziele über Kennzahlen und präsentieren Sie diese in der Öffentlich- zess sollte in einem jährlichen Time-out messbar gemacht werden. keit. Denn wer ist Ihr Büro und was macht geschehen, wo man sich mit seinen Füh- Ihr Büro aus? rungskräften bewusst Zeit für diese Überlegungen nimmt. Für eine erfolgreiche Umset- Mit diesen Grundlagen kann in einem nächsten Schritt der sogenannte Marketing-Mix, Man muss sich auch bewusst sein, dass die zung braucht es Planung und klare Ziele. die 4 P’s erarbeitet werden. externe Kommunikation ein nie endender Bildquelle: fotolia