Theoretische Physik II: Quantenmechanik Hans-Werner Hammer Marcel Schmidt ([email protected]) Wintersemester 2016/17 6. Übung 1./2. Dezember 2016 Aufgabe 1 Orts- und Impuls-Eigenzustände In dieser Aufgabe soll der rechnerische Umgang mit bra- und ket-Vektoren geübt werden. Wir betrachten dabei H = L 2 (R3 ) . a) Was bedeutet es physikalisch, wenn sich ein Teilchen im Zustand |~x 〉 oder im Zustand ~p befindet? b) Sei ψ ∈ H . Was versteht man unter dem bra-Vektor ψ ? c) Ein Teilchen befinde sich nun im Zustand ψ ∈ H . Welchen Wert nimmt die Wellenfunktion am Ort ~x an? Welchen Wert hat ihre zugehörige Spektralfunktion bei ~p? Drücken Sie beide Ausdrücke mithilfe der Bra-Vektoren 〈~x | bzw. ~p aus. Geben Sie Transformationen an, die die beiden Ausdrücke ineinander überführen. Nutzen Sie diese Transformationen, um mithilfe der Vollständigkeitsrelationen Z Z d3 p ~p ~p = 1̂ = d3 x |~x 〉 〈~x | , 3 (2πħ h ) 3 3 R R ¬ ¶ ¬ ¶ Ausdrücke für ~p ~x bzw. ~x ~p zu bestimmen. ¬ ¶ ¬ ¶ d) Was ist ~x ~x 0 und ~p ~p0 ? e) Sei Ô ein Operator und |λ〉 ein Eigenzustand von Ô mit Ô |λ〉 = λ |λ〉 . Eine Funktion f (x) habe die Taylor-Entwicklung ∞ X f (n) (0) n f (x) = x . n! n=0 Dann ist f (Ô) durch f (Ô) ≡ ∞ X f (n) (0) n=0 n! Ô n definiert. Zeigen Sie, dass f (Ô) |λ〉 = f (λ) |λ〉 . ¬ ¶ f) Die Paritätsoperation P̂ ist durch P̂ |~x 〉 ≡ |−~x 〉 definiert. Was ist ~x 0 P̂ ~x ? Bestimmen Sie außer¬ ¶ ¬ ¶ dem ~x 0 P̂ ψ und ~p P̂ ψ . ¬ ¶ ~ ~x ψ(~x ) . g) Zeigen Sie ~x ~ˆ p ψ = −iħ h∇ ¬ ¶ h) Der Translationsoperator sei gegeben durch T̂ (~a) |~x 〉 ≡ |~x + ~a〉,. Was ist ~x 0 T̂ (~a) ~x ? Leiten Sie ¬ ¶ ¬ ¶ ab, dass ~x T̂ (~a) ψ = ~x − ~a ψ = ψ(~x − ~a) . 1 2. Hausübung Abgabe: Donnerstag, 1. Dezember 2016 in Vorlesung Regelung: • 4 Hausübungen, jeweils eine Woche Bearbeitungszeit, Abgabe in Donnerstag-Vorlesung • keine Besprechung, Lösungsvorschläge nach Abgabe online verfügbar • Notenbonus von 0, 3/0, 4 ab 50 % der Gesamtpunktzahl Aufgabe 1 Eigenschaften der Pauli-Matrizen (4 Punkte) Wie bereits in Übung 5 diskutiert, können die Spin-1/2-Operatoren Ŝi , i ∈ {x, y, z} durch die PauliMatrizen σx = 0 1 , 1 0 σy = 0 −i , i 0 σz = 1 0 0 −1 dargestellt werden, wobei Ŝi = ħ h/2 σi . Dabei legen wir wiederum die übliche Darstellung 1 |↑〉 ≡ 0 und 0 |↓〉 ≡ 1 der Eigenzustände von Ŝz zugrunde. Eine erste P2 wichtige Eigenschaft der Pauli-Matrizen ist, dass sie keine Spur besitzen, d. h. es gilt Tr σi = j=1 (σi ) j j = 0 ∀i ∈ {x, y, z} . Dies folgt unmittelbar aus der Tatsache, dass sich die möglichen Messwerte der Spin-Komponenten stets zu 0 addieren (hier (−ħ h/2) + (+ħ h/2) = 0). Wir wollen nun weitere Eigenschaften der Pauli-Matrizen untersuchen. a) Beweisen Sie, dass die Pauli-Matrizen die Relationen σi σ j = δi j 1̂ + i εi j k σk und σi , σ j = 2i εi j k σk erfüllen, wobei 1̂ die Identitätsmatrix sei. b) Zeigen Sie, dass σ y (wie alle Pauli-Matrizen) die Eigenwerte λ1 = −1, λ2 = +1 besitzt und bestimmen Sie die zugehörigen normierten Eigenvektoren |i〉. Verifizieren Sie ihr Resultat, indem Sie die Spektraldarstellung σy = 2 X λi |i〉 〈i| i=1 explizit überprüfen. Aufgabe 2 Impulsraumdarstellung der stationären Schrödinger-Gleichung (6 Punkte) Gegeben sei der Hamiltonoperator Ĥ = p̂2 2m + V̂ ≡ T̂ + V̂ . 2 a) Beweisen Sie, dass das Skalarprodukt zweier Impuls-Eigenzustände gegeben ist durch ¬ ¶ p0 p = 2πħ h δ(p − p0 ) . Zeigen Sie damit, dass der Operator T̂ im Impulsraum die folgende Gestalt annimmt: ¶ p2 T̃ (p, p ) ≡ p T̂ p = 2πħ h δ(p − p0 ) 2m ¬ 0 0 HINWEIS: Nutzen Sie die Eigenwertrelation p̂ p = p p sowie die Vollständigkeitsrelation ∞ Z dp p p = 1̂ . 2πħ h −∞ b) Zeigen Sie ausgehend von der letzten Teilaufgabe, dass die stationäre Schrödinger-Gleichung im Impulsraum eine Integralgleichung der Form E ψ̃(p) = p2 2m ψ̃(p) + Z ∞ d p0 2πħ h −∞ Ṽ (p0 , p) ψ̃(p0 ) ¬ ¶ ist. Dabei sei Ṽ (p, p0 ) = p0 V̂ p die Impulsraumdarstellung des Potentials. c) Nehmen Sie an, das Potential besitze die separable Form Ṽ (p, p0 ) ≡ 2πħ h λ g(p0 ) g(p) . Zeigen Sie, dass die Wellenfunktion für E < 0 gegeben ist durch ψ̃(p) = C wobei C ≡ R∞ −∞ λ g(p) p2 , E − 2m d p0 g(p0 ) ψ̃(p0 ) . d) Benutzen Sie die Definition von C , um eine Bestimmungsgleichung für E zu finden. Warum muss C 6= 0 gelten? Setzen Sie dann p , a>0 g(p) ≡ 2 p + a2 und drücken Sie das gesuchte E durch eine Bindungsenergie EB ≡ −E ≡ γ2 /(2m) > 0 mit zugehörigem Bindungsimpuls γ aus. Bestimmen Sie γ. Welche Bedingung muss λ erfüllen, damit eine Lösung E < 0 existiert? HINWEIS: Benutzen Sie Z ∞ −∞ d p0 p02 + a p02 2 2 π 1 = . 2 γ+a 2a p02 + γ2 3