Geometrisierung der Kraftfelder

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Geometrisierung
der Kraftfelder
Max Camenzind
Senioren Uni
Würzburg 2015
60 Jahre Yang-Mills Eichtheorien
Die Yang-Mills-Theorie (nach Chen Ning
Yang und Robert L. Mills) ist eine nichtAbelsche Eichtheorie, die zur Beschreibung
der starken und der schwachen
Wechselwirkung herangezogen wird. Sie
wurde 1954 von Yang und Mills als SU(2)Eichtheorie eingeführt.
Themen
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Das Eichprinzip in der Physik:
 Theorie des Elektrons ist eine Eichtheorie
 Transport von Fermionen-Feldern
Die Eichgruppe SU(N) für Fermi-Felder.
Die Quantenchromodynamik als SU(3)Eichtheorie;
• Die Quantenflavourdynamik als SU(2)xU(1)Eichtheorie.
• Bestätigung im Experiment.
Theorie des Elektrons
Das Elektron wird qm durch einen Dirac-Spinor
Y beschrieben (Spin-up, Spin-down e- und e+):
Diese folgt aus einem Variationsprinzip mit
der Lagrangedichte (Lorentz-Skalar):
Globale Eich-Invarianz unter U(1)
Diese U(1)-Invarianz der Lagrangefunktion
erzeugt nach dem Noether-Theorem eine
erhaltene Ladung – die elektrische Ladung:
Lokale Eich-Transformation U(1)
Die Lagrangefunktion bleibt nur dann invariant,
wenn wir die Ableitung der Phasenfunktion
durch ein Vektorfeld Aµ(x) kompensieren:
Eich-Prinzip der Maxwell-Theorie
Wir verlangen von der Theorie des Elektrons,
dass sie unter der lokalen Phasentransformation
Y(x)  Y`(x) = exp[iQc(x)] Y(x)
invariant bleibt  eine sog. U(1)-Symmetrie.
Dies ist unsere Symmetrietransformation, unter
der sich die Physik des Elektrons nicht ändern
soll, |Y(x)| = invariant.
Dies verlangt die Einführung der kovarianten
Ableitung Dµ anstelle der partiellen Ableitung.
Das Eich-Prinzip im Allgemeinen
Die Forderung, dass die Theorie unter einer lokalen
Phasenverschiebung von Y invariant sein soll, hat
das Vektorfeld Aµ(x) erzeugt (eine 1-Form), das sich
ebenfalls transformieren muss. Dies nennt man das
Eichprinzip:
Eine lokale Invarianzbedingung erzeugt ein neues
Feld, das man entsprechend Eichfeld nennt.
Dieses Eichfeld ist ebenfalls dynamisch und führt
zum Feldtensor Fµn(x), der die Maxwell-Gleichungen
und die Bianchi-Identität erfüllt.
Aus der Forderung nach Eichinvarianz folgt eine
Theorie mit Wechselwirkung, die QED.
Die Quantenelektrodynamik QED
Die Theorie des Elektrons wird vollständig durch
die Lagrangefunktion beschrieben und kann
entsprechend quantisiert werden:
Warum muss man diese
Feldtheorie quantisieren ?
Richard Feynman löste das
Problem 1949 grafisch
Spacetime approach to Quantum Electrodynamics.
In: Physical Review. Band 76, 1949, S. 769–789
Wer ist Richard Feynman ?
Richard („Dick“) Feynman wurde 1918 als
Sohn jüdischer Eltern in Far Rockaway,
einem Viertel im New Yorker Stadtbezirk
Queens, geboren. Seine Eltern, deren
Vorfahren aus Russland und Polen
eingewandert, beschrieb er als Atheisten.
Feynman studierte Physik als
undergraduate von 1935 bis 1939 am MIT,
und von 1939 bis 1943 besuchte er die
Universität von Princeton, wo er Assistent
von John Archibald Wheeler wurde. In
seiner Dissertation bei Wheeler 1942
entwickelte er auch seine Pfadintegralformulierung der Quantenphysik, wobei er
an eine Idee des Nobelpreisträgers Paul
Dirac anknüpfte. Nach dem Krieg war er
maßgeblich an einer Formulierung der
Quantenelektrodynamik beteiligt. Ab
1951 war er Professor am CalTech.
Was sind Feynman-Diagramme ?
In der Elementarteilchenphysik hat sich neben der OperatorMathematik eine weitere Darstellungsmethode für
Quantenfeldtheorien etabliert, die sog. Feynman-Diagramme.
Mit diesen können die Abläufe der Wechselwirkungen
anschaulich dargestellt werden, ohne dabei Formeln zu
benötigen. Auf der anderen Seite ist es jederzeit möglich, aus
einem Feynman-Diagramm die passenden Formeln zu
entwickeln. Feynman-Diagramme sind Raum-Zeit-Diagramme,
bei denen die Zeit auf der Ordinate und der Raum auf der
Abszisse aufgetragen werden (oder umgekehrt). In den
Feynman-Diagrammen werden Fermionen als Linien und
Bosonen als Wellenform (Photon), gestrichelte Linie (W±-, Z0Bosonen) und Spirale (Gluonen) dargestellt. Die Linien treffen
sich stets in einem Punkt, dem sog. Vertex.
Elementares Feynman-Diagramm
Vertex
Feynman-Diagram schwache WW
Vertex
Feynman-Diagramm starke WW
Vertex
Elektronstreuung nach Feynman
Kombiniert man
zwei Diagramme
erster Ordnung, so
ergibt sich ein
Diagramm zweiter
Ordnung, also eines
mit 2 Vertices.
Eine solche
Wechselwirkung ist
z.B. die ElektronElektron-Streuung,
an der ein virtuelles
Photon mit Impuls
q beteiligt ist.
Impulse bleiben
erhalten (SRT).
Elektronstreuung nach Feynman
Vertex
In jedem Vertex sind Energie, Impuls und
Ladungen erhalten. EM Wechselwirkung
erfolgt durch Austausch virtueller Photonen.
Elektron-Positron Vernichtung
im LEP-Beschleuniger  µ+µFeuerball mit
E = 200 GeV
Elektron und Positron vernichten sich in
einem Feuerball (E = 200 GeV), aus dem
dann neue Teilchen entstehen können.
Elektron-Positron Vernichtung
im ILC-Beschleuniger  µ+µ- + j
µ+
Jets
µ-
Jets
Geometrie der QED  Faserbündel
60 Jahre Yang & Mills Eichtheorien
Bei der Einführung der Yang-Mills Theorie im Jahre 1954
war bereits bekannt, dass die Quantenversion der MaxwellTheorie – bekannt als Quantenelektrodynamik QED – eine
sehr exakte Beschreibung der quantisierten elektromagnetischen Felder und Kräfte ergab. War es also möglich eine
Verallgemeinerung dieser Theorie für die Beschreibung der
andern Kräfte der Natur zu finden, insbesondere für die
schwache Wechselwirkung (radioaktive Zerfälle) und die
starken Kernkräfte (zuständig für die Bindung der p und n in
Kernen)?
 Es zeigte sich, dass diese Yang-Mills Felder masselos sein
müssen!
 Problem: schwache und Kernkräfte sind nicht
langreichweitig!
Beginn: Isospin-Multipletts
Quark-Modell Mesonen Gell-Mann
Strangeness S
Starker Isospin
Baryonen-Oktett Gell-Mann 1963
Das Elektron hat 2 Ladungen:
Elektrische Ladung & schwacher Isospin
Elektr.
10-13 m
Schwach
10-17 m
 Neutrino-Streuung an Elektronen
Neutrinos
haben keine
elektrische
Ladung,
jedoch
schwachen
Isospin 
Z-Austausch
Fermionen sind die Grundbausteine der Natur.
Sie werden durch Dirac-Felder repräsentiert.
Ladungen erzeugen die Wechselwirkungen.
Fermionen kommen in 3 Generationen
Massen der Fermionen
SU(N) Eichtheorien
Die moderne Auffassung einer Eichtheorie als Folge eines
lokal veränderlichen Phasenfaktors der Wellenfunktion
wird meist Hermann Weyl (1929) zugeschrieben, findet sich
aber auch schon 1926 von Wladimir Fock formuliert. Das
geschah im Rahmen der Diskussion der relativistischen
Wellengleichung für massive skalare Teilchen, wobei das
Vektorpotential über die minimale Kopplung einfließt.
Weyl hatte schon 1919 vor der Entwicklung der
Quantenmechanik im Rahmen eines Versuchs der
Erweiterung der Allgemeinen Relativitätstheorie, die auch
die Elektrodynamik umfasst, einen lokal veränderlichen
Längenmaßstab als Eichfaktor eingeführt. Durch eine
Umformulierung auf komplexe Phasen im Rahmen der
Quantenmechanik gab er 1929 die Formulierung von
Eichtheorien im heutigen Sinn.
Das Eichprinzip – N Ladungen
+ Invarianzforderung
Die auf Yang und Mills zurückgehende Idee der Eichtheorien besteht darin,
anstelle der globalen Invarianz eine lokale Eichinvarianz zu fordern, die Wirkung
S soll also unter ortsabhängigen Eichtransformationen U(x) unverändert bleiben:
Das Eichprinzip  Invarianz
der Lagrange-Dichte
Dazu wird die äußere Ableitung ersetzt durch
eine eichkovariante Ableitung  „Transport“
Quantenelektrodynamik als Eichtheorie
Das auffallend Neue an der Quanten-Elektrodynamik
ergibt sich aus der Kombination von zwei Begriffen: dem
des elektromagnetischen Feldes und dem des Photons als
Teilchenaspekt elektromagnetischer Wellen. Da Photonen
auch elektromagnetische Wellen und da diese Wellen
elektromagnetische Felder sind, müssen die Photonen
Manifestationen elektromagnetischer Felder sein. Daher
kommt der Begriff „Quantenfeld“, d.h. ein Feld, das die
Form von Quanten oder Teilchen annehmen kann. Dies ist
tatsächlich ein völlig neuer Begriff, der auf die
Beschreibung aller subatomaren Partikel und ihrer
Wechselwirkungen ausgedehnt wurde, wobei jeder
Teilchentyp einem anderen Feld entspricht.
In diesen Quanten-Feldtheorien ist der klassische
Gegensatz zwischen festen Teilchen und dem
umgebenden Raum völlig überwunden. Das
Quantenfeld wird als die fundamentale physikalische
Einheit betrachtet, ein kontinuierliches Medium, das
überall im Raum vorhanden ist. Teilchen sind lediglich
eine örtliche Verdichtung des Feldes, eine Konzentration
von Energie, die kommt und geht und dabei ihren
individuellen Charakter verliert und sich im zu Grunde
liegenden Feld auflöst. Mit den Worten Albert Einsteins:
„Wir können daher Materie als den Bereich des Raumes
betrachten, in dem das Feld extrem dicht ist (…) in dieser
neuen Physik ist kein Platz für beides, Feld und
Materie, denn das Feld ist die einzige Realität.“
Feynman-Diagramm schwache WW
Vertex:
Elektron
tauscht
elektrische
& schwache
Ladung aus
und wird
zu einem
völlig neuen
Teilchen
Die Kovarianz der Eichableitung
Eichfelder = Krümmung
Quarks tragen 3 Ladungen: “Farbe”
Quantenchromodynamik QCD 1972
Gell-Mann, Fritzsch & Leutwyler
Lie Algebra
der SU(3)
 Gluonen
Die Quantenchromodynamik QCD II
3 starke Ladungen erzeugen 8 Gluonenfelder G
Die Gluonen sind wie Photonen masselos.
Es gibt nicht-triviale Feldkonfigurationen
auch im Vakuum  nur im Computer lösbar.
Struktur des QCD-Vakuums
Derek Leinweber Adelaide
Derek Leinweber Adelaide
Längenskala: 1 Fermi
Zeitskala: 10-25 sec
QCD
“Farbsprache”
Struktur eines Mesons in QCD
Derek Leinweber Adelaide
Mesonenkonfiguration in QCD
Derek Leinweber Adelaide
Chromoelektrische Felder QCD
QCD Phasenübergang Tc = 170 MeV
Chromomagnetische Felder QCD
Struktur des Protons in QCD
Derek Leinweber Adelaide
Masse des Protons in QCD
Masse des Protons in QCD
Massendifferenz Proton - Neutron
Jülich, 27. März 2015 – Nur weil das Neutron ein ganz
klein wenig schwerer ist als das Proton, haben Atomkerne
genau die Eigenschaften, die unsere Welt und letztlich
unsere Existenz ermöglichen. 80 Jahre nach der
Entdeckung des Neutrons ist es einem Team aus
Frankreich, Deutschland und Ungarn unter Führung des
Wuppertaler Forschers Zoltán Fodor nun endlich
gelungen, diese winzige Massendifferenz zu berechnen. Das
Ergebnis, das in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift
"Science" erscheint, wird von vielen Physikern als
Meilenstein und Bestätigung der Theorie der starken
Wechselwirkung angesehen. Entscheidend für die
Simulation war dabei JUQUEEN am Forschungszentrum
Jülich, einer der leistungsstärksten Rechner der Welt.
Supercomputer JUQUEEN Jülich
Phasenübergang im
Quark-Gluon Plasma
170 MeV
Massen der Hadronen QCD
Asymptotische Freiheit der QCD
Asymptotische Freiheit der QCD
Laufende Kopplungskonstanten
Q: relativistischer Impulsübertrag
Die elektroschwache Wechselwirkung
W-Bosonen und Higgs-Feld
GugelhupfPotenzial
 Massen W-Bosonen & Higgs-Feld
 Massen-Terme für W & Z
Massen der W- und Z-Bosonen
Photonenfeld & Weinberg-Winkel
Anzahl Fermionen-Generationen
W-Massen am LEP & TEVATRON
Large Hadronen Collider LHC
Eichtheorien auf der Prüfbank
ATLAS Detektor am LHC CERN
Top-Masse am LHC CERN
Top-W-Massen am LHC CERN
ATLAS – Higgs 2-Photonen Zerfall
ATLAS – Higgs  ZZ  2µ Paare
Higgs-Masse am LHC CERN 2015
Zusammenfassung
• Elektromagnetische, schwache und
starke Wechselwirkung werden erfolgreich durch Eichtheorien modelliert.
• Auch der LHC hat zum Test dieser
Vorstellungen beigetragen.
• Diese entsprechen geometrischen
Strukturen auf der RaumZeit – sog.
Faserbündel mit Zusammenhang.
• Es bestehen dadurch fundamentale
geometrische Unterschiede zwischen
Materiefeldern und Kraftfeldern.
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