Grundwissen Physik am bayerischen Gymnasium (G8) Richard Reindl 2004–2013 Das Grundwissen ist zweispaltig dargestellt, links die Definitionen, Sätze und Beweise, rechts Abbildungen und Beispiele. Es handelt sich nicht nur um einen Grundwissenskatalog, sondern um eine kompakte Darstellung des Stoffes mit den notwendigen Herleitungen und Beweisen. Daher eignet sich der Text zur Wiederholung und zum Selbststudium des Stoffes. Die Auswahl des Stoffes beruht auf meinem Unterricht und den von mir gesetzten Schwerpukten und Vertiefungen, ist also nicht unbedingt eine 1:1-Umsetzung des Lehrplans. Es wird auch kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Die aktuellste Version des Werks findet man unter http://www.stbit.de Das Werk steht unter einer Creative Commons - Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/deed.de 2 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 7 Größen in der Physik Beispiele Definitionen und Regeln Grundgrößen Eine physikalische Größe besteht aus einem Zahlenwert und aus einer Einheit (Benennung). Historisches Früher wurde die Sekunde als der 86400-ste Teil eines Tages festgelegt. t = 3,47 s Formelzeichen Das Meter wurde um 1800 folgendermaßen definiert: Einheit Zahlenwert Ein Meter ist der zehnmillionste Teil der Länge des Meridianbogens, der vom Nordpol über Paris bis zum Äquator reicht. Wenn möglich, verwendet man für gleiche Größen immer gleiche Formelzeichen, z.B. t für die Zeit (engl.: time, lat.: tempus). Mit dieser Definition hat der Erdumfang, eine exakte Kugel für die Gestalt der Erde vorausgesetzt, die Länge 40 000 km. Die Zeit Zur Definition der Grundeinheit der Zeit, der Sekunde, kann jeder periodisch ablaufende Vorgang verwendet werden. Die Sekunde wird als Vielfaches der Schwingungsdauer einer ganz bestimmten Strahlung definiert, die von Cäsiumatomen ausgesandt wird. Realisiert wird diese äußerst genaue Zeitmessung mit Atomuhren. Eine solche Atomuhr geht in 1014 s, das sind ungefähr drei Millionen Jahre, nur um eine Sekunde falsch. Ein Kilogramm hat man früher als die Masse von einem Liter (1 dm3 ) Wasser bei 20◦ definiert. Schreibweise großer und kleiner Zahlen 10n = 1 000 . . . 0}, | {z 10−n = n Nullen n−1 Nullen 1 = 0,000 001 1 000 000 Multiplizieren mit 10n bedeutet eine Kommaverschiebung um n Stellen nach rechts, multiplizieren mit 10−n bedeutet eine Kommaverschiebung um n Stellen nach links: Die Länge 103 = 1 000, Die Grundeinheit der Länge ist das Meter. Ein Meter ist die Strecke, die Licht in 1 der Zeit s zurücklegt. 299792458 10−6 = Die Masse 5,73 · 105 = 573 000, Ein Kilogramm (kg) ist definiert als die Masse des in der Nähe von Paris aufbewahrten Urkilogramms (ein Zylinder aus einer Platin-IridiumLegierung). An einer moderneren Definition der Masse wird derzeit gearbeitet. Vorsilben für Zehnerpotenzen: Größe Zeit Länge Masse 1 = 0, |00 {z . . . 0} 1 10n Name Hekto Kilo Mega Giga Tera Zenti Milli Mikro Nano Pico Grundgrößen Einheit Zeichen Sekunde s Meter m Kilogramm kg 3 Zeichen h k M G T c m µ n p 3,45 · 10−6 = 0,000 003 45 Bedeutung 102 103 106 109 1012 10−2 Hundertstel 10−3 Tausendstel 10−6 Millionstel 10−9 Milliardstel 10−12 Billionstel Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 7 Elektrizität Definitionen und Regeln Beispiele Bausteine der Materie Kräfte zwischen elektrisch geladenen Teilchen: Die ganze uns umgebende Materie besteht aus nur drei Bausteinen, den Protonen (p+ ), Neutronen (n) und Elektronen (e− ). Die Protonen tragen eine poitive elektrische Elementarladung e, die Elektronen eine negative Elementarladung −e. Gleichnamig geladene Teilchen (z.B. zwei Protonen oder zwei Elektronen) stoßen sich ab, zwei ungleichnamig geladene Teilchen ziehen sich an. Protonen und Neutronen heißen auch Nukleonen (Kernbausteine). Protonen, Neutronen und Elektronen sind die Bausteine der Atome. Protonen und Neutronen sind die Teile des positiv geladenen, sehr kleinen und schweren Atomkerns, die Elektronen bilden die negativ geladene Atomhülle. Dabei darf man sich die Elektronen nicht als kleine Kugeln vorstellen, die um den Kern kreisen wie die Planeten um die Sonne. Wenn sich ein Elektron einem Kern nähert, geschieht etws sehr Merkwürdiges: Es bläht sich auf und aus dem zunächst winzigen Teilchen wird eine Ladungswolke, die ungefähr 100 000-mal größer ist als der Atomkern. Atome enthalten im Normalzustand (neutrale Atome) genauso viele Elektronen wie Protonen, d.h. die Gesamtladung eines neutralen Atoms ist null (n · e + n · (−e) = 0). Die Radien der Atome liegen im Bereich von ungefähr 10−10 m bis 10−9 m, die der Kerne von 10−15 m bis 10−14 m. Das einfachste und leichteste Atom ist das Wasserstoffatom (H), dessen Kern aus einem Proton und dessen Hülle aus einem Elektron besteht. Das schwerste in der Natur vorkommende Atom ist das Uranatom (U) mit 92 Protonen und 146 Neutronen im Kern und 92 Elektronen in der Hülle. Noch schwerere Atome können künstlich erzeugt werden, sind aber nicht stabil (sie zerfallen in leichtere Atome). Stoffe, die aus nur einer Atomsorte bestehen, heißen chemische Elemente. In der Natur kommen also 92 verschiedene chemische Elemente vor. Die chemischen Eigenschaften eines Elements hängen nur von der Zahl der Elektronen in der Hülle ab. Aufbau der Atome aus Kern und Elektronenhülle Aufbau der Kerne aus Nukleonen n p n n n p p p p Aufbau eines Moleküls aus Atomen n n p n − − −− − + − −− − p p n O H H H2 O Sauerstoffkern In unserer Umwelt gibt es aber mehr als 92 verschiedene Materialien. Das liegt daran, dass sich die Atome zu Molekülen verbinden können. So ist z.B. das kleinste Teilchen, das noch die Eigenschaften von Wasser besitzt, das Wassermolekül. Es besteht aus einem Sauerstoffatom (O) und aus zwei Wasserstoffatomen (H), man schreibt dafür auch H2 O. Die Massen der wichtigsten Teilchen in kg p+ n e− 1,67265 · 10−27 1,67495 · 10−27 9,1095 · 10−31 Ein Atom, das mehr oder weniger Elektronen als Protonen enthält, nennt man ein negatives oder positives Ion. Ein Sauerstoffatom O enthält 8 Protonen im Kern. Ein O-Atom mit 9 Elektronen hat die Gesamtladung 8e + 9(−e) = −e, also eine negative Elementarladung. Dieses einfach negativ geladene Ion bezeichnet man mit O− . Beispiele für Ionen Stoff 4 Protonen Elektronen Symbol Magnesium 12 10 Mg++ Schwefel 16 18 S−− Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 7 Definitionen und Regeln Beispiele Der elektrische Strom In einem (metallischen) elektrischen Leiter gibt es frei bewegliche, nicht fest an ein Atom gebundene Elektronen (ungefähr ein bis zwei Elektronen pro Atom). Diese frei beweglichen Elektronen schwirren wie ein Mückenschwarm in ungeordneten Bewegungen zwischen den positiven Atomrümpfen hindurch. Eine elektrische Stromquelle (Batterie, Steckdose) besitzt einen Plus- und einen Minuspol. Am Pluspol herrscht Elektronenmangel, d.h. er ist positiv geladen. Am Minuspol herrscht Elektronenüberschuss, d.h. er ist negativ geladen. Verbindet man den Plus- und den Minuspol einer Stromquelle mit einem Leiter, dann zieht der Pluspol die Leiterelektronen an und der Minuspol stößt sie ab, die Leiterelektronen bewegen sich also vom Minus- zum Pluspol (wie ein Mückenschwarm, der sich von einer Straßenlaterne zur nächsten bewegt). Elektronen fließen am Minuspol in den Leiter hinein und am Pluspol wieder in die Stromquelle zurück. Die Stromquelle wirkt also wie eine Elektronenpunpe. Stromquelle Minuspol Pluspol Stromrichtung Stromquelle Fließende elektrische Ladung bezeichnet man als elektrischen Strom. Leitung Ein Stromkreis besteht aus einer Stromquelle, den Leitungen und einem Verbraucher (z.B. einer Glühbirne). Die Richtung des elektrischen Stromes ist so definiert, dass ein positiver Strom außerhalb der Stromquelle vom Pluspol zum Minuspol fließt. Schalter Glühbirne Mechanik Definitionen und Regeln Beispiele Die Geschwindigkeit t1 Ein Auto bewegt sich entlang der x-Achse. Zur Zeit t1 befindet es sich am Ort x1 , zur Zeit t2 am Ort x2 . Die Zeitspanne zwischen t1 und t2 ist ∆t = t2 − t1 , die Länge des Weges zwischen x1 und x2 ist ∆x = x2 − x1 . Die Geschwindigkeit des Autos ist dann v= 0 ∆t = t2 − t1 x1 t2 v x2 x ∆x = x2 − x1 PKW auf der Autobahn: Um 13:07:22 bei der kmMarke 27, um 13:17:37 bei der km-Marke 47,5. x2 − x1 ∆x = ∆t t2 − t1 Geschwindigkeit = v ∆t = 10 min 15 s = 10,25 min = 615 s ∆x = 20, 5 km = 20500 m zurückgelegter Weg dazu benötigte Zeit km km 20,5 km =2 = 120 = 10,25 min min h 20500 m m = = 33,3 630 s s v= m km 1 = 3,6 s h 5 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 7 Definitionen und Regeln Beispiele Startet ein Körper zur Zeit t0 = 0 am Ort x0 mit konstanter Geschwindigkeit v und ist er zur Zeit t am Ort x(t), dann ist tx-Diagramm mit konstanter Geschwindigkeit: x x(t) ∆x = x(t) − x0 und ∆t = t − t0 = t ∆x x0 x(t) − x0 ∆x = ∆t t Für die Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit gilt also: v= t tv-Diagramm mit konstanter Geschwindigkeit: x(t) = x0 + vt v In der Zeit ∆t bewegt sich ein Körper mit der konstanten Geschwindigkeit v um die Strecke ∆x = v · ∆t. Nebenstehendem tv-Diagramm entnimmt man: v t1 Die Beschleunigung t1 Ein Auto bewegt sich entlang der x-Achse. Zur Zeit t1 ist seine Geschwindigkeit v1 , zur Zeit t2 beträgt sie v2 . Die Geschwindigkeitsänderung in der Zeitspanne ∆t = t2 − t1 ist ∆v = v2 − v1 . Die Beschleunigung des Autos ist dann 0 ∆t t t2 v2 t2 v1 x1 x2 x Ein Auto beschleunigt in 10 s von null auf 108 km h . ∆v = 108 v2 − v1 ∆v = a= ∆t t2 − t1 a= Geschwindigkeitsänderung dazu benötigte Zeit Startet ein Körper zur Zeit t0 = 0 mit der Geschwindigkeit v0 mit konstanter Beschleunigung a und hat er zur Zeit t die Geschwindigkeit v(t), dann ist ∆v = v(t) − v0 v ∆x Weg = Fläche unter dem tv-Diagramm. Beschleunigung = t km m − 0 = 30 h s 30 ms m ∆v = = 3,0 2 ∆t 10 s s v v(t) ∆v und ∆t = t − t0 = t v0 v(t) − v0 ∆v = ∆t t Für die Bewegung mit konstanter Beschleunigung gilt also: v(t) = v0 + at a= t v Startet ein Körper zur Zeit null mit x0 = x(0) = 0 und v0 = v(0) = 0, dann gilt v(t) = at: x(t) = ∆x = v 1 1 · t · v = at2 2 2 x(t) = t v = at ∆x 1 2 at 2 t 6 t Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 7 Definitionen und Regeln Beispiele Masse und Trägheit Die Beeinflussung eines Körpers durch einen anderen, z.B. durch Gravitation (Schwerkraft) oder durch Reibung, nennt man Wechselwirkung zwischen den Körpern. Ein wechselwirkungsfreier Körper wird also von keinem anderen Körper beeinflusst. Die Eigenschaft eines Körpers, sich einer Bewegungsänderung zu widersetzten, nennt man Trägkeit. Galilei hat um 1590 den Trägheitssatz formuliert: Definition der Masse: Feder in Ruhe v1 Ein wechselwirkungsfreier Körper erfährt die Beschleunigung null, d.h. er bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit. m1 m2 Beispiel: Ein Körper der zunächst unbekannten Masse m2 wird in Ruhe durch eine Feder mit einer Kopie des Urkilogramms (m1 = 1 kg) verbunden. Nach dem Auseinanderschnellen der Feder hat der Körper der Masse m2 die Geschwindigkeit v2 = 5,0 ms und das Kilogrammstück die Geschwindigkeit v1 = 8,5 ms . (Newton 1) Bringt man zwei zunächst ruhende Körper in Wechselwirkung (indem man z.B. eine zusammengedrückte Feder zwischen sie bringt) und misst ihre Geschwindigkeiten v1 und v2 nach der Wechselwirkung, dann definiert man die Massen m1 und m2 der beiden Körper über die Beziehung m1 · v1 = m2 · v2 =⇒ 1 kg · 8,5 ms m1 · v1 = m2 = = 1,7 kg v2 5 ms m1 · v1 = m2 · v2 Um mit diesr Definition die Masse eines der beiden Körper bestimmen zu können, muss die Masse des anderen Körpers bekannt sein (z.B. das Urkilogramm oder eine Kopie davon). Der schwerere Körper ist nach der Wechselwirkung langsamer als der leichtere, die Masse ist also ein Maß für die Trägheit eines Körpers. In der Praxis misst man die Masse nicht mit Wechselwirkungsversuchen, sondern mit Waagen. Dabei wird die Tatsache ausgenutzt, dass gleiche Massen von der Erde gleich stark angezogen werden. Die Abbildung zeigt eine Balkenwaage, mit der man Massen sehr genau vergleichen kann. Die Massen in den beiden Waagschalen sind gleich, wenn der Zeiger der Waage genau in der Mitte steht. Die Dichte Hat ein Körper, der aus einem bestimmten Stoff (z.B. Blei) besteht, das Volumen V und die Masse m, dann nennt man den Quotienten ̺= Stoff Styropor Holz (Fichte) Holz (Buche) Alkohol Wasser Eisen Kupfer Blei Quecksilber Gold m V die Dichte dieses Stoffes (̺ ist der griechische Buchstabe rho“). ” m=̺·V =⇒ V = m ̺ Einheiten der Dichte: 1 v2 kg kg g =1 = 1000 3 cm3 dm3 m 7 Dichte in bei 20 ◦ C ≈ 0,04 0,5 0,7 0,789 1,00 7,86 8,93 13,35 13,55 19,3 g cm3 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 7 Definitionen und Regeln Beispiele Die Kraft Erfährt ein Körper der Masse m die Beschleunigung a, dann wirkt auf ihn die Kraft Addition von Kräften (Kräfteparallelogramm): ~1 F F = ma (Newton 2) ~2 F ~ges = F ~1 + F ~2 F oder in Worten ~2 F Kraft = Masse mal Beschleunigung Wirken mehrere Kräfte, z.B.F~1 bis F~4 auf einen Körper, dann ist die Gesamtkraft auf den Körper die Vektorsumme Einheit der Kraft: 1 Newton = 1 N = 1 kg m s2 F~ges = F~1 + F~2 + F~3 + F~4 Zur vollständigen Beschreibung einer Kraft muss neben ihrem Betrag auch noch ihre Richtung bekannt sein. Die Kraft ist ein Vektor (Kraftpfeil). Die Länge des Vektors ist der Betrag der Kraft. ~3 F ~2 F Bewegt sich ein Körper mit konstanter Geschwindigkeit, dann ist seine Beschleunigung null und wegen Newton 2 muss dann auch die auf ihn wirkende Gesamtkraft null sein: ~4 F ~1 F ~ges = F ~1 + F ~2 + F ~3 + F ~4 F v konstant ⇐⇒ a = 0 ⇐⇒ Fges = 0 Kraft und Gegenkraft: Kräfte wirken immer zwischen zwei Körpern. Ist F~1 die Kraft, die der Körper K2 auf den Körper K1 ausübt und F~2 die Kraft, die der Körper K1 auf den Körper K2 ausübt, dann sind die Beträge der beiden Kräfte gleich, ihre Richtungen aber entgegengesetzt: K2 K1 ~2 F ~1 F F~2 = −F~1 (Newton 3) Die Gewichtskraft Einige Ortsfaktoren: Im Vakuum, d.h. ohne Luftwiderstand, fallen alle Körper gleich schnell. Der Mittelwert der Fallbeschleunigung an der Erdoberfläche ist g = 9,81 N m = 9,81 2 s kg Die Ursache für die Fallbeschleunigung ist die Gewichtskraft (Gravitationskraft, Schwerkraft) FG : m s2 Ort g in N- oder S-Pol Äquator 45◦ nördl. Breite Zugspitze Mond Mars Jupiter 9,832 9,780 9,80665 9,797 1,57 3,83 24,5 Beispiel: Ein Astronaut wiegt auf dem Mars 306 N. Wie schwer ist er auf dem Mond? FG = mg FMars = m · gMars Die Masse eines Körpers ist überall gleich, die Fallbeschleunigung ist vom Ort abhängig und heißt deshalb auch Ortsfaktor. FMond = m · gMond = 8 =⇒ m= FMars gMars FMars · gMond = 125 N gMars Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 7 Definitionen und Regeln Beispiele Die Reibungskraft Die Kraft, mit der ein Körper senkrecht auf seine Unterlage drückt, heißt Normalkraft und wird mit FN bezeichnet. Bewegt sich der Körper, dann wirkt entgegen der Bewegungsrichtung die Reibungskraft (genauer Gleitreibungskraft) mit dem Betrag FR = µ · FN FR FA K Antriebskraft FA , Reibungskraft FR , Beschleunigung a: ma = Fges = FA − FR µ heißt Reibungszahl (Gleitreibungszahl) und ist Abhängig von den Materialien des Körpers und der Unterlage. Um einen ruhenden Körper auf einer Unterlage in Bewegung zu versetzen, muss die Haftreibungskraft FHaft überwunden werden, die etwas größer als die Gleitreibungskraft ist. Auch FHaft ist proportional zu FN : Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit, wenn FA = FR . Stoffpaar Autoreifen–Straße (trocken) Autoreifen–Straße (nass) Ski–Schnee µ µH 0,5 0,3 0,05 0,8 0,5 0,1 FHaft = µH · FN µH heißt Haftreibungszahl. Die Federkraft Eine Feder wird von der Kraft F um die Strecke ∆x gedehnt oder zusammengedrückt. Dabei gilt im Elastizitätsbereich das Hookesche Gesetz: ~ F K F = D · ∆x x x0 ∆x x mit der Federkonstanten D. Kräfte an der schiefen Ebene Ein Körper K befindet sich auf einer schiefen Ebene (z.B. einem Skihang) mit dem Neigungswinkel ϕ. Die Gewichtskraft FG = mg kann in eine Kraft parallel zum Hang, der Hangabtriebskraft FH und in die Normalkraft FN , die senkrecht auf die Unterlage drückt, zerlegt werden: K FH ϕ FN F~G = F~H + F~N FG ϕ ϕ FH und FN werden durch Konstruktion ermittelt (Kräfteparallelogramm). Aufwärtsfahren mit der Antriebskraft FA : FA ma = Fges = FA − FH − FR Abwärtsfahren mit der Antriebskraft FA : K FH ma = Fges = FA + FH − FR FR ϕ 9 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Mechanik Beispiele Definitionen und Regeln Die Arbeit Ein Körper K wird unter dem Einfluss der Kraft F~0 um die Strecke ∆~x bewegt. F~ ist der Teil von F~0 , der parallel zu ∆~x ist und F ist der Betrag von F~ . Die am Körper K verrichtete Arbeit ist dann ∆W = F · ∆x ~0 F ~ F K ∆~ x Die Einheit der Arbeit ist [W ] = 1 J = 1 Joule = 1 Nm = 1 F kg m2 s2 F ∆W = F · ∆x F Arbeit = Fläche unter dem xF -Diagramm x ∆x Ein Körper der Masse m wird mit konstanter Geschwindigkeit um die Höhe h senkrecht gehoben. Dabei muss die Gesamtkraft auf K null sein, d.h. der Betrag der hebenden Kraft F~ muss gleich dem Betrag der Gewichtskraft sein: F = mg. Die Hubarbeit ist dann ~ F Aus der Geometrie (Ähnliche Dreiecke) FH h folgt: = FG AB h ϕ ~G F ∆x = WB = h ~G F ϕ Ein Körper der Masse m wird mit konstanter Geschwindigkeit und ohne Reibung von der Kraft F eine schiefe Ebene der Länge AB und der Höhe h hinaufgezogen. Wegen der konstanten Geschwindigkeit ist die Gesamtkraft auf den Körper null, insbesondere ist F = FH . Die am Körper verrichtete Arbeit ist dann a 2 t 2 W = F · AB = FH · AB = FG · h = mgh Allgemein gilt: Die Beschleunigungsarbeit ist dann WB = F · ∆x = ma · ~H F A Ein Körper der Masse m wird auf waagrechter Unterlage ohne Reibung von der Kraft F beschleunigt. In der Zeit t ändert sich die Geschwindigkeit des Körpers von null auf v und er bewegt sich um die Strecke ∆x: v = at, B m FH · AB = FG · h m WH = mgh F = ma, ~ F Ohne Reibung ist die Hubarbeit immer WH = mgh, ganz gleich auf welchem Weg die Höhe h überwunden wird. a 2 m t = (|{z} at )2 2 2 v m 2 v 2 Ein Bergsteiger (m = 70 kg) steigt von Garmisch (700 m) auf die Zugspitze (2962 m). Dabei verrichtet er die Hubarbeit Wh = mgh = 70 kg · 9,81 10 N · 2262 m = 1, 55 MJ kg Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Definitionen und Regeln Beispiele Um die Arbeit zu berechnen, die beim Spannen oder Zusammendrücken einer Feder verrichtet wird, zeichnet man das xF -Diagramm. Nach Hooke ist F (x) = Dx. Die Spannarbeit einer Feder ist dann (Fläche unter dem xF -Diagramm): F F (x) F (x) 1 D 2 1 x WS = x · F (x) = x · Dx = 2 2 2 WS = 1 2 xF (x) x D 2 x WS = 2 Beispiel: Ein Auto der Masse m = 900 kg wir auf der Strecke ∆x = 200 m von null auf v = 108 km h beschleunigt, die Reibungszahl (Rollreibung) ist µ = 0,05. Die gesamte zu verrichtende Arbeit ist Praktisch jede Bewegung ist mit Reibung verbunden. Die Reibungsarbeit ist einfach Reibungskraft mal Weg: WR = FR · ∆x = µFN ∆x Wges = m 2 v + µmg∆x = 504 kJ |2{z } | {z } 405 kJ Die Energie ist gespeicherte potentielle Energie kinetische Energie Spannenergie Hubarbeit Beschleunigungsarbeit Spannarbeit 99 kJ x Ein Körper der Masse m ruht v0 = 0 h in der Höhe h über dem Boden und besitzt somit die potentielle ∆x Energie Wpot = mgh bezüglich x des Bodens. Der Körper fällt v(x) nach unten. Während des Falls wirkt immer die Gewichtskraft FG = mg auf den Körper und zwar über die ganze Strecke h. Deshalb wird am Körper die Be0 schleunigungsarbeit ∆W = mgh verrichtet, d.h. seine kinetische v(0) Energie beim Aufprall auf den Boden ist Wkin = ∆W = mgh. In der Höhe x ist die kinetische Energie mg∆x = mg(h − x). Fassen wir zusammen: Energie ist gespeicherte Arbeit, Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Energieform x Die potentielle Energie ist abhängig von der Wahl des Nullpunktes. In der Höhe h über dem Nullpunkt ist die potentielle Energie Wpot = mgh In einem Körper der Masse m, der sich mit der Geschwindigkeit v bewegt, ist die kinetische Energie m 2 Wkin = v 2 gespeichert. In einer Feder mit der Federkonstanten D, die um die Strecke ∆x gedehnt oder gestaucht ist, ist die Spannenergie Position Wpot Wkin Wges = Wpot + Wkin x=h x x=0 mgh mgx 0 0 mg(h − x) mgh mgh mgh mgh Beim freien Fall ist die Gesamtenergie Wges = Wpot + Wkin des fallenden Körpers konstant, d.h. Wges hat immer den gleichen Wert: D WS = ∆x2 2 Wges = Wpot + Wkin = konstant gespeichert. Die Atome eines Körpers sind in ständiger Bewegung (Schwingungen um eine Ruhelage). Die Summe aller Energien, die in der Bewegung und der Lage der Atome zueinander stecken, nennt man die innere Energie Wi des Körpers. Einer großen inneren Energie entspricht eine große Temperatur! Bei Reibung entsteht Wärme: Die Reibungsarbeit wird in innere Energie Wi eines Körpers umgewandelt. 11 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Definitionen und Regeln Beispiele Ein abgeschlossenes System ist ein System von Körpern, die zwar untereinander aber nicht mit anderen Körpern in Wechselwirkung stehen. Die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems ist die Summe aller kinetischen, potentiellen, Spannund inneren Energien der Körper des Systems. Beispiele für die Anwendung des Energiesatzes: Ein Eisstock der Masse m gleitet mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 = 15 ms über eine ebene Eisfläche, die Reibungszahl ist µ = 0,09. Wie weit gleitet der Stock? (Energiesatz) Am Anfang ist die Gesamtenergie des Eisstocks seine kinetische Energie, am Ende der Bewegung hat sich die gesamte kinetische Energie in innere Energie verwandelt (Reibungsarbeit): Für Anwendungen ist der Energiesatz in folgender Form am besten geeignet: m 2 v = µmg∆x 2 0 Wges, vorher = Wges, nachher 152 ms2 v2 ∆x = 0 = = 127 m 2µg 2 · 0,09 · 9,81 sm2 Die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems ist konstant. 2 Wir können auch berechnen, welche Geschwindigkeit v1 der Eisstock nach der Strecke ∆x1 = 50 m hat: m 2 m 2 v0 = µmg∆x1 + v 2 2 1 v12 = v02 − 2µg∆x1 = 137 v1 = 11,7 m2 s2 m s Die Leistung Wer viel Arbeit in wenig Zeit verrichtet, der leistet viel, wer wenig Arbeit in viel Zeit verrichtet, der leistet wenig. Daher definiert man die Leistung P : ∆W P = ∆t Aus ∆W = P · ∆t erhält man eine oft gebrauchte Einheit der Arbeit (Energie): 1 kWh = 1 Kilowattstunde = 1 kW · 1 h = = 1000 W · 3600 s = 3,6 · 106 J 1 kWh = 3,6 MJ Die Einheit der Leistung ist Als Beispiel betrachten wir ein Auto der Masse m = 1000 kg, das in ∆t = 10 s von 0 auf die Gem schwindigkeit v = 108 km h = 30 s beschleunigt. Der Wirkungsgrad des Motors ist η = 30%, ein Liter Benzin liefert die Energie 30 MJ, d.h. der MJ Energieinhalt des Benzins ist E = 30 dm 3. J [P ] = 1 = 1 W = 1 Watt s 1 J = 1 Ws Als Wirkungsgrad oder Leistungsziffer einer Maschine definiert man η= PN Nutzleistung = aufgewendete Leistung Pg Die aufgewendete Leistung oder Gesamtleistung Pg ist dabei die Summe aus der Nutzleistung PN und der Verlustleistung PV . PV führt meistens zu einer Erwärmung der Maschine und der Umgebung (außer bei einer Heizung, da ist gerade die Wärmeleistung die Nutzleistung). η= Beschleunigungsarbeit: ∆W = m 2 v = 450 kJ 2 Nutzleistung des Motors: PN = ∆W = 45 kW ∆t Pg = 45 kW PN = = 150 kW η 0,3 Vom Benzin verrichtete Arbeit WB = ∆W = Pg · ∆t = 1,5 MJ η Der Benzinverbrauch für die Beschleunigung ist PN Pg − PV PV = =1− ≦1 Pg Pg Pg V = 12 WB 1,5 MJ = = 0,05 dm3 = 50 cm3 MJ E 30 dm 3 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Definitionen und Regeln Beispiele Kraftwandler Ein Kraftwandler ist eine mechanische Maschine mit einem Eingangspunkt E (z.B. ein Hebel oder ein Seilende) und einem Ausgangspunkt A. E wird von einer Kraft Fe um die Strecke e bewegt. Dabei bewegt sich A um die Strecke a und bewirkt dabei die Kraft Fa auf einen anderen Gegenstand. Bei einer idealen (reibungsfreien) Maschine folgt aus dem Energiesatz Fe · e = Fa · a =⇒ Fa = F~a E e a A F~e e · Fe a Ist die Ausgangskraft n-mal so groß wie die Eingangskraft, dann ist der Eingangsweg n-mal so groß wie der Ausgangsweg. Mechanische Maschinen sind z.B. der Hebel, Flaschenzüge, Kettengetriebe (Fahrrad), Zahnradgetriebe usw. Flaschenzüge E Flaschenzüge bestehen aus Seilen und Rollen. Zur einfacheren Beschreibung nehmen wir an, dass die Rollen reibungsfrei und die Seile nicht dehnbar sind. Der einfachste Flaschenzug besteht aus einem Seil und einer Rolle (siehe nebenstehende Abbildung, links). Da die Seillänge konstant ist, gilt a1 + a2 = b 1 + b 2 =⇒ h = a1 − b 1 = b 2 − a2 e + a2 = h + b 2 =⇒ e = h + b2 − a2 = 2h Fe 3F b1 b2 e a1 K E 3F h a2 3F 2F F F E F A h Fa Um die Last um die Höhe h zu heben, muss man den Eingangspunkt E um die Strecke e = 2h bewegen. Da die Kraft Fa am Ausgang A gleich der Gewichtskraft mg der Last sein muss, muss man mit der Kraft Fe = ae Fa = 12 mg am Eingangspunkt E ziehen. 2F 6F A F = 8F mg 8 m Einfacher findet man die Ausgangskraft mit folgenden Regeln: Die rechte Abbildung zeigt einen komplizierten Flaschenzug, der aber doch recht einfach zu berechnen ist. Im Seilstück von E bis zum Knoten K herrscht die Seilspannung F . An der rechten Rolle addieren sich zwei parallele Kräfte F zu 2F , in K addieren sich 2F und F zu 3F . Die Seilspannung 3F herrscht dann im Reststück des Seils. Bei reibungsfreien Rollen ist die Spannkraft in einem Seilstück überall gleich. Parallele Kräfte addieren sich. Der Hebel Ein Hebel ist ein starrer Körper mit einem Drehpunkt D. Auf den Eingangspunkt E wird die Kraft F1 ausgeübt, der Ausgangspunkt A bewirkt die Kraft F2 auf einen anderen Körper. Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass F~1 ⊥ED und F~2 ⊥AD. E und A bewegen sich auf Kreisbögen mit den Längen b1 und b2 . Aus dem Energiesatz folgt F1 b1 = F2 b2 und damit F2 D b1 ϕ E a1 a2 A ϕ b2 F1 F1 a1 = F2 a2 b1 = 13 ϕ ϕ · 2a1 π und b2 = · 2a2 π 360◦ 360◦ Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Definitionen und Regeln Beispiele Der Druck Wirkt eine Kraft F senkrecht auf eine Fläche A, dann erzeugt die Kraft auf die Fläche den Druck p= F wirkt gleichmäßig über die ganze Fläche A. F A Druck = F Kraft Fläche A Die Einheit des Drucks ist 1 Pascal = 1 Pa = 1 N m2 Ein Skifahrer der Masse m = 80 kg mit 2 m langen und 9 cm breiten Skiern übt auf den Schnee folgenden Druck aus: Da 1 Pa ein sehr kleiner Druck ist, verwendet man häufig folgende Einheiten: 1 hPa 1 kPa 1 MPa 1 bar 1 mbar = = = = = 1 100 Pa 1000 Pa 106 Pa 105 Pa 100 Pa=1 hPa p= N 80 kg · 9,81 kg mg N = 0,218 = 21,8 hPa = A 2 · 200 · 9 cm2 cm2 Eine Eisläuferin der Masse m = 50 kg mit 30 cm langen und 0,5 cm breiten Schlittschuhkufen übt auf das Eis folgenden Druck (sie steht nur mit einem Schlittschuh auf dem Eis) aus: (alte Einheit) (alte Einheit) N = 104 Pa = 100 hPa cm2 N 50 kg · 9,81 kg N mg = 32,7 = 327 kPa = p= A 30 · 0,5 cm2 cm2 Druck in Flüssigkeiten Wirkt eine Kraft F1 über einen beweglichen, aber gut dichtenden Stempel der Fläche A1 (wie bei einer Spritze) auf eine eingeschlossene Flüssigkeit, dann herrscht überall in der Flüssigkeit der gleiche Druck F1 p= A1 F1 A1 F2 A2 p (Stempeldruck) Auf einen zweiten Stempel der Fläche A2 wirkt dann die Kraft F2 = p · A2 = A A2 · F1 A1 ̺ h p(h) In der Tiefe h einer Flüssigkeit der Dichte ̺ herrscht der Druck der darüber befindlichen Flüssigkeitssäule (Schweredruck): ̺ p(h) Der Schweredruck ist für alle Gefäßformen gleich! p(h) = ̺gh h1 F1 Ein quaderförmiger Körper der Grundfläche A und der Höhe ∆h = h2 − h1 befindet sich wie in nebenstehender Abbildung in einer Flüssigkeit der Dichte ̺. Am Boden des Quaders herrscht der Druck p2 = ̺gh2 , an der Deckfläche der kleinere Druck p1 = ̺gh1 . Die von der Flüssigkeit auf den Quader ausgeübte Gesamtkraft (Auftrieb) ist h2 ∆h V ̺′ A ̺ F2 Allgemein gilt: FA = F2 − F1 = p2 A − p1 A = ̺gA(h2 − h1 ) Der Auftrieb ist gleich der Gewichtskraft der verdrängten Flüssigkeit. FA = ̺V g 14 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Wärme Die Temperatur Auf S.4 haben wir den Aufbau der Materie aus Atomen und Molekülen kennen gelernt. Da in der uns umgebenden Materie viel Energie vorhanden ist, sind die Atome und Moleküle in einer andauernden Bewegung; die gesamte kinetische Energie aller Atome eines Körpers nenne wir Wk . Ein Körper fühlt sich heiß an, wenn seine Moleküle beim Auftreffen auf die Haut deren Zellen zerstören können. Dazu müssen die Teilchen eine große kinetische Energie besitzen. Man definiert die Temperatur eines Körpers also so, dass sie proportional zur mittleren kinetischen Energie W k der Teilchen ist. Da die kinetische Energie nicht kleiner als null werden kann, gibt es eine kleinste Temperatur T = 0, den absoluten Temperaturnullpunkt, die nicht unterschritten werden kann. Der absolute Nullpunkt entspricht einem vollständigen Stillstand der Teilchen: W k (0) = 0. Ein Körper (es kann auch ein Gas oder eine Flüssigkeit sein) enthält N Moleküle. Ist Wkn die kinetische Energie von Teilchen Nummer n, dann ist die gesamte kinetische Energie der Teilchen Wk = Wk1 + Wk2 + .. + WkN Die mittlere kinetische Energie eines Teilchens ist Wk = 1 Wk (Wk1 + Wk2 + .. + WkN ) = N N Experiment zur Temperaturdefinition: Einen Behälter mit Sauerstoffgas (O2 ) taucht man einmal in Eiswasser (T1 ) und einmal in siedendes Wasser (T2 ). Durch ein feines Loch im Behälter treten O2 -Moleküle aus, deren mittlere kinetische Energie mit raffinierten Methoden gemessen wird. Als Ergebnis erhält man Wk1 = 5,657 · 10−21 J und Wk2 = 7,728 · 10−21 J. Definition der Temperatureinheit K (Kelvin): Wk Ist T1 die Temperatur des schmelzenden Eises und T2 die Temperatur des siedenden Wassers (bei Normaldruck), dann ist Wk2 ∆W Wk1 ∆T ∆T = T2 − T1 = 100 K Experimente ergeben (siehe Kasten rechts), dass dem Schmelzpunkt des Eises die Temperatur T1 = 273,15 K entspricht. Die eben eingeführte Temperatur T nennt man die absolute Temperatur. Neben der Kelvinskala (absolute Temperatur) wird, hauptsächlich im Alltag, die Celsiusskala der Temperatur verwendet. Die Celsiusskala ist die um 273,15 K verschobene Kelvinskala, d.h. Wk1 ∆W Wk2 − Wk1 = = T1 ∆T ∆T T =⇒ 5,657 · 100 K Wk1 · ∆T = = 273,15 K Wk2 − Wk1 2,071 T1 = 0 K = −273,15 ◦ C, 273,15 K = 0 ◦ C, usw. T2 T1 0 Skala der absoluten Temperatur (Kelvin) 0 Bezeichnen wir die absolute Temperatur mit T und die gleiche Temperatur in der Celsiusskala mit ϑ, dann gelten die Umrechnungsformeln ϑ T = ◦ + 273,15 K C T ϑ= − 273,15 ◦ C K 100 −200 −273 200 −100 273 0 T K 300 100 ϑ ◦C Celsiusskala 20 ◦ C 20 C = + 273,15 K = 293,15 K ◦C 180 K 180 K = − 273,15 ◦ C = −93,15 ◦ C K ◦ Temperaturdifferenzen gibt man immer in Kelvin an. ϑ1 = 23 ◦ C, ϑ2 = −11 ◦C, ∆ϑ = ϑ1 − ϑ2 = 34 K Beispiele für Temperaturen: Temperaturausgleich: Siedepunkt von Helium: Zündholzflamme: Sonnenoberflache: im Inneren der Sonne: Sich berührende Körper nehmen nach einiger Zeit die gleiche Temperatur an (Ausgleichstemperatur). 15 4,21 K 800 ◦C 5800 K 1,6 · 107 K Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Aggregatzustände Zwischen den Atomen wirken Kräfte, die eine potentielle Energie hervorrufen; die gesamte potentielle Energie aller Atome eines Körpers nenne wir Wp . Die innere Energie Wi eines Körpers ist die Summe aller kinetischen Energien der Teilchen und der potentiellen Energie: W Nebenstehende Abb. zeigt den Verlauf der potentiellen Energie Wp∗ eines Teilchens Wp,max in einem KristallgitWp∗ Wk,max ter. Dabei ist x die Entfernung des Teilx chens von seiner Ruhelage. Ist die maximale kinetische Energie Wk,max des Teilchens kleiner als Wp,max , dann ist das Teilchen im Energietal gefangen und schwingt um seine Ruhelage hin und her (wie eine Kugel in einer Schüssel hin und her rollt.). Wi = Wk + Wp Alle Eigenschaften eines Körpers folgen daraus, wie sich die potentielle Energie aus der Lage der Moleküle zueinander berechnet. Dabei spielen nicht nur die Orte der Teilchen eine Rolle, sondern auch ihre räumiche Ausrichtung. Die potentielle Energie kann sich somit sogar ändern, wenn die Moleküle nur gedreht werden und ihre Abstände zueinander gleich bleiben. Im Festkörper schwingen die Teilchen um eine feste Ruhelage. Modell: Durch Federn verbundene Kugeln. Die gesamte potentielle Energie eines Körpers ist minimal, wenn die Moleküle regelmäßig angeordnet sind (Gitterstruktur, Kristallgitter). Wenn die mittlere kinetische Energie der Teilchen nicht zu groß ist, d.h. wenn die Temperatur T einen gewissen Wert Ts nicht überschreitet, sind die Teilchen im Energietal gefangen und bleiben, bis auf Zitterbewegungen, an ihrem Ort. Die Teilchen bilden also ein stabiles Gebilde, einen Festkörper. Modell für eine Flüssigkeit: Sich aneinander vobeimogelnde Menschen in einer dichten Menschenmenge. Erwärmt man einen Festkörper bis zur Temperatur Ts und führt noch weiter Energie zu, dann können die Teilchen ihr Energietal verlassen und die regelmäßige Anordnung der Moleküle wird zerstört. Dadurch erhöht sich die potentielle Energie Wp des Körpers, W k und damit auch T bleiben konstant, bis das ganze Gitter zerstört ist: der Körper schmilzt, er geht vom festen in den flüssigen Zustand über. Ts heißt Schmelztemperatur. Am Rand der Flüssigkeit macht die potentielle Energie eines Teilchens einen Sprung der Höhe ∆Wp . Ein Molekül an der Flüssigkeitsoberfläche kann diese also nur dann verlassen, wenn seine kinetische Energie größer als ∆Wp ist. Auch wenn die mittlere kinetische Energie W k < ∆Wp ist, haben einige Teilchen an der Oberfläche eine kinetische Energie größer als ∆Wp . Diese Teilchen verlassen die Flüssigkeit, sie verdunsten. Beim Verdunsten verlassen nur die schnellsten Teilchen die Flüssigkeit, die mittlere kinetische Energie der verbleibenden Teilchen wird dadurch kleiner, die Flüssigkeit wird kälter. Die verdunsteten Teilchen schwirren über der Flüssigkeit frei durch den Raum, sie bilden jetzt ein Gas bzw. einen Dampf. In der Flüssigkeit ändert sich die potentielle Energie nicht, wenn sich die Teilchen nur gegenseitig verschieben, ohne dass sich ihre mittlere gegenseitige Entfernung ändert. Daher ist eine Flüssigkeit nicht mehr formstabil wie ein Festkörper, aber sie ist bestrebt ihr Volumen konstant zu halten. Verlauf der potentiellen Energie Wp∗ eines Teilchens am Rand der Flüssigkeit. Wp∗ in der Flüssigkeit Rand der Flüssigkeit In einem Gas bewegen sich die Teilchen frei durch den Raum. Modell für ein Gas: Ein Mückenschwarm. Die drei Aggregatzustände: fest – flüssig – gasförmig 16 ∆Wp Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Druck in Gasen Die Gasteilchen werden an den Gefäßwänden reflektiert und erzeugen dadurch einen Druck p auf die Wände. Wird das Gasvolumen V bei gleich bleibender Gasmenge (konstanter Teilchenzahl N ) halbiert, dann treffen in der gleichen Zeit doppelt so viele Moleküle pro cm2 auf die Gefäßwand, d.h. der Druck wird doppelt so groß. Der Gasdruck p ist bei konstanter Teilchenzahl N also umgekehrt proportional zum Gasvolumen V . Bei doppelter Teilchenzahl verdoppelt sich der Druck ebenfalls, d.h. p ist proportional zu N . Bei doppelter Teilchengeschwindigkeit v verdoppelt sich die Kraft, die bei einem Stoß auf die Wand übertragen wird und es verdoppelt sich auch die Zahl der Stöße auf die Wand. Daher wird bei doppeltem v der Druck viermal so groß: p ist proportional zu v 2 und damit proportional zur kinetischen Energie und damit proportional zur Temperatur T . p∼ 1 V und p ∼ N und p ∼ T p∼ NT V V p V2 p2 V1 p1 T2 T1 N N Für ein Gas mit konstanter Teilchenzahl N lautet die Gasgleichung: =⇒ oder p = k · v NT V pV = konstant oder T pV = Nk T (Allgemeine Gasgleichung) p2 V2 p1 V1 = T1 T2 Spezialfälle der Gasgleichung: V2 V1 = . T1 T2 Bei konstanter Temperatur ist p umgekehrt proportional zu V , d.h. p1 V1 = p2 V2 . Bei konstantem Druck ist V ∼ T , d.h. An der Erdoberfläche leben wir am Grund eines Luftozeans“. Den Schweredruck der ganzen ” über uns befindlichen Luftsäule verspüren wir als Luftdruck. Im Mittel ist der Luftdruck auf Meereshöhe Der mittlere Luftdruck pL in Abhängigkeit von der Höhe h über dem Meeresspiegel: h m pL hPa p0 = 1013 hPa (Normaldruck) In einem geschlossenen Gefäß üben die verdunsteten Moleküle über einer Flüssigkeit (Dampf) auf die Gefäßwände einen Druck aus, den Dampfdruck pD . Da bei einer höheren Temperatur mehr Teilchen im gasförmigen Zustand sind und jedes dieser Teilchen auch mehr kinetische Energie hat, ist der Dampfdruck bei einer höheren Temperatur größer. Wenn der Dampfdruck pD einer Flüssigkeit genauso groß oder größer als der Druck p in der Flüssigkeit ist, dann bilden sich Dampfblasen in der Flüssigkeit, sie siedet (kocht). In einem offenen Gefäß setzt sich der Druck p in der Flüssigkeit aus dem Luftdruck pL und dem Schweredruck ̺gh zusammen. Dicht unter der Flüssigkeitsoberfläche gilt p ≈ pL , die Flüssigkeit siedet also, wenn pD > pL . Die Siedetemperatur oder Verdampfungstemperatur Tv markiert den Beginn des Siedens und es gilt pD (Tv ) = pL . In der Höhe h = 3000 m ist der mittlere Luftdruck 701 hPa, bei diesem Druck siedet das Wasser bei 90 ◦ C. 0 700 1000 2000 3000 1013 933 899 795 701 pL pD T h pD p T Dampfblase Dampfdruck siedendes Wasser Dampfdruck von Wasser: T ◦C pD hPa 0 20 80 90 100 120 6,1 23,4 474 701 1013 1985 Siedetemperatur Tv von Wasser in Abhängigkeit von der Höhe h über dem Meer: h m Tv ◦C 17 0 500 700 1000 2000 3000 100 98,4 97,7 96,7 93,4 90,0 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Innere Energie Da der Nullpunkt der potentiellen Energie beliebig gewählt werden kann, wählen wir ihn so, dass die potentielle Energie der Teilchen am absoluten Nullpunkt null ist: Wp (0) = 0. Damit gilt für die gesamte kinetische, potentielle und innere Energie eines Körpers W kJ Innere Energie von 1 kg Wasser 4000 mit der Konstante ∆Wp = k2 ∆T Boltzmann- k = 1,38 · 10−23 2000 Wir betrachten die Erwärmung eines Körpers der Masse m, beginnend beim absoluten Nullpunkt T = 0: Beim Erwärmen steigt Wk , durch das heftigere Schwingen der Teilchen wird die mittlere Entfernung der Teilchen etwas größer und damit steigt auch die potentielle Energie Wp . Die kinetische Energie Wk ist nach Definition der Temperatur proportional zu T , für Wp sind die Verhältnisse in der Nähe des absoluten Nullpunkts sehr kompliziert, aber für nicht zu kleine T ist die Änderung ∆Wp der potentiellen Energie proportional zur Änderung ∆T der Temperatur: 3 2 kT Wk = 3000 Wk (0) = Wp (0) = Wi (0) = 0 ∆Wk = k1 ∆T, Wi mittlere kin. Energie Wv J K 1000 Ws 100 200 Ungefährer Verlauf der potentiellen Energie eines Körpers in der Nähe des absoluten Nullpunkts. Wp ist nicht exakt proportional zu T , aber für nicht zu kleine T ist ∆Wp ∼ ∆T . =⇒ ∆Wi = ∆Wk + ∆Wp = (k1 + k2 ) ∆T | {z } Wp 300 Wk 500 400 T K W Wp ∆Wp ∆T T Allgemein gilt: C Die Proportionalitätskonstante C selbst ist zur Masse m des Körpers proportional (doppelte Masse – doppelte Teilchenzahl – doppelte Energie), d.h. C = cm. c ist nur vom Material abhängig und heißt spezifischen Wärmekapazität. Innerhalb eines Aggregatzustands ist die Änderung ∆Wi der inneren Energie eines Körpers proportional zu seiner Masse m und zur Änderung ∆T der Temperatur: ∆Wi = mc∆T Erreicht die Temperatur beim Erwärmen des Festkörpers die Schmelztemperatur Ts , dann wird die ganze zugeführte Energie zum Schmelzen (Zerstören der regelmäßigen Anordnung der Teilchen) verwendet. Die Temperatur und damit auch Wk bleiben während des Schmelzens konstant, die potentielle Energie nimmt um den Betrag mit der spezifischen Wärmekapazität c. Die spezifische Wärmekapazität von H2 O: fest flüssig gasförmig (Eis) (Wasser) (Dampf) c in Ws = qs m kJ kg K 2,06 4,19 1,87 Thermische Daten einiger Stoffe: Stoff H2 O Eisen Quecksilber zu. Ws ist die Schmelzenergie oder Schmelzwärme, qs heißt spezifische Schmelzwärme. Ts in ◦ C Ist der ganze Körper geschmolzen, erwärmt sich die Flüssigkeit, die mittlere Teilchenentfernung wird größer, Wk und Wp werden größer. Wenn T die Siedetemperatur Tv erreicht, wird die ganze zugeführte Energie zum Verdampfen verwendet. Die Temperatur und damit auch Wk bleiben während des Verdampfens konstant, die potentielle Energie nimmt um den Betrag qs in 0 1535 kJ kg ◦ −38,9 334 277 11,8 100 2730 356,6 kJ kg 2257 6340 285 Tv in C qv in Der Übergang vom gasförmigen in den flüssigen Zustand heißt Kondensieren, der Übergang vom flüssigen in den festen Zustand Erstarren. Wv = qv m Beim Kondensieren wird die Verdampfungswärme und beim Erstarren die Schmelzwärme wieder an die Umgebung abgegeben. zu. Wv ist die Verdampfungswärme, qv heißt spezifische Verdampfungswärme. 18 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Wärmekapazität von Gasen Da die mittlere Entfernung der Moleküle in Gasen relativ groß ist, sind die Kräfte zwischen den Gasmolekülen sehr klein und die potentielle Energie eines Gases ändert sich fast nicht mehr, wenn sich die Temperatur ändert. Bei einatomigen Gasen (Edelgase wie Helium, Neon, Argon) ist die Änderung der inneren Energie gleich der Änderung der kinetischen Energie, d.h. ∆Wi = ∆Wk . Ist M die Masse eines Moleküls und N die Zahl der Moleküle, dann gilt m = N M und ∆Wk = N ∆W k und damit für die spezifische Wärmekapazität Drehachse Mehratomige Moleküle können um eine Achse rotieren und die Atome können gegeneinander schwingen. Die Rotationsenergie und die Schwingungsenergie der Moleküle sind Teil der inneren Energie des Gases und tragen zur spezifischen Wärmekapazität bei. ∆W k 3k ∆Wk = = m M 2M (einatomiges Gas) c= Wärmeausdehnung Festkörper und Flüssigkeiten dehnen sich bei Erwärmung aus. Ein Stab der Länge x dehnt sich bei der Temperaturerhöhung ∆T um die Länge ∆x aus. Ein doppelt so langer Stab dehnt sich bei der gleichen Temperaturerhöhung um 2∆x aus. Die Längenänderung ∆x ist also proportional zu x. ∆x ist auch proportional zur Temperaturerhöhung ∆T . Zusammengefasst ergibt sich ∆x x T T + ∆T 2∆x 2x T T + ∆T ∆x = αx∆T Längenausdehnungszahlen einiger fester Stoffe: Stoff Alu Eisen Gold mit der vom Material abhängigen Längenausdehnungszahl α. x(T ) ist die Länge eines Stabes bei der Temperatur T : α in 1 K 2,38 · 10−5 1,20 · 10−5 1,43 · 10−5 Ein Eisenwürfel mit der Kantenlänge a = 1 m und dem Volumen V = 1 m3 wird um ∆T = 10 K erwärmt: 3 V ′ = V (T + ∆T ) = 1 m3 · 1 + 1,2 · 10−4 = x(T + ∆T ) = x(T ) + ∆x = x(T ) + αx(T )∆T x(T + ∆T ) = x(T )(1 + α∆T ) Ein Würfel hat bei der Temperatur T die Kantenlänge a und das Volumen V = a3 . Bei der Temperatur T + ∆T hat er die Kantenlänge = 1 m3 · 1,000123 = 1,000360043201728 m3 ≈ ≈ 1,00036 m3 = 1 m3 · 1 + 3 · 1,2 · 10−4 a′ = a(1 + α∆T ) An dem Beispiel erkennt man: und das Volumen (1 + α∆T )3 ≈ 1 + 3α∆T V ′ = (a′ )3 = a3 (1 + α∆T )3 = V (1 + α∆T )3 Volumenausdehnungszahlen von Flüssigkeiten: Stoff Wasser Quecksilber Benzin Da α∆T sehr klein ist, gilt in guter Näherung V ′ ≈ V (1 + 3α∆T ) = V (1 + γ∆T ) γ in mit der Volumenausdehnungszahl γ = 3α. Da Flüssigkeiten meistens in einem Gefäß sind, macht die Angabe der Längenausdehnungszahl für Flüssigkeiten wenig Sinn. Für Flüssigkeiten gibt man also die Volumenausdehnungszahl γ an. Die Wärmeausdehnung von Gasen regelt die allgemeine Gasgleichung. 1 K 20,7 · 10−5 18,1 · 10−5 106 · 10−5 Anomalie des Wassers: Bei 4 ◦ C hat das V Volumen von Wasser ein Minimum, die Dichte ein Maximum. 4 ◦C 19 T Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Elektrizität Definitionen und Regeln Beispiele Stromstärke Die Einheit der elektrischen Ladung ist das Coulomb (die Ladung von 6,242 · 1018 Protonen): Es ist eine experimentell abgesicherte Tatsache, dass sich ein Verzweigungspunkt P (Knoten) einer elektrischen Schaltung nicht auflädt, d.h. die pro Sekunde in den Knoten hineinfließende Ladung muss gleich der pro Sekunde vom Knoten abfließenden Ladung sein. Da aber Ladung pro ” Zeit“ nichts anderes als die Stromstärke ist, gilt folgende Regel: 1 Coulomb = 1 C = 6,242 · 1018 e Dabei ist e die Elementarladung (Ladung eines Protons): e = 1,602 · 10−19 C Die Summe der in einen Knoten P hineinfließenden Ströme ist gleich der Summe der von P abfließenden Ströme. (1. Kirchhoff ’sche Regel) Die Ladung eines Elektrons ist −e (eine negative Elementarladung). Fließt in der Zeit ∆t die Ladung ∆Q durch die Querschnittsfläche eines Leiters, dann ist die Stromstärke im Leiter I= Knoten I1 ∆Q ∆t I5 I2 P ∆Q = I∆t ∆Q ∆t = I I2 + I3 + I4 = I1 + I5 Beispiel: Durch eine Überlandleitung fließt ein Strom der Stärke I = 800 A. In einer Stunde fließt also die Ladung ∆Q = 800 A·3600 s = 2,88·106 C durch den Leiterquerschnitt, das sind Die Einheit der Stromstärke ist 1 Ampere = 1 A = 1 I4 I3 C s 1 C = 1 As n= ∆Q = 1,80 · 1025 Elektronen. e Die elektrische Spannung Im Raum um elektrische Ladungen herum wirkt auf eine weitere Ladung q eine Kraft. Man spricht davon, dass im Raum um Ladungen herum ein elektrisches Kraftfeld oder kurz ein elektrisches Feld herrscht. Wird die Ladung q vom Punkt A zum Punkt B bewegt, dann wird vom elektrischen Feld die Arbeit WAB an q verrichtet. Eine Eigenschaft elektrischer Felder ist, dass WAB auf jedem Weg von A nach B gleich ist. Diese Wegunabhängigkeit der Arbeit bedeutet, dass WAB eindeutig festgelegt ist. Die Kraft auf q und damit auch die Arbeit WAB ist zu q proportional (doppelte Ladung, doppelte Arbeit). Die Proportionalitätskonstante Weg 1 q A B Weg 2 Die Einheit der elektrischen Spannung ist 1 Volt = 1 V = 1 J C Beispiel: In einer Bildröhre wird ein zunächst ruhendes Elektron von der Spannung U = 5000 V beschleunigt. Die am Elektron verrichtete Arbeit wird in kinetische Energie des Teilchens verwandelt: r m 2eU m 2 v = eU =⇒ v = = 4,2 · 107 2 m s WAB U= q heißt elektrische Spannung zwischen A und B. WAB = qU ist die potentielle Energie der Ladung q am Ort B bezüglich des Punktes A. 20 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Definitionen und Regeln Beispiele Die Leistung einer Stromquelle An den Enden A und B eines Leiters liegt die Spannung U = UAB und durch den Leiter fließt der Strom I. In der Zeit ∆t fließt dann die Ladung ∆Q = I · ∆t durch einen Leiterquerschnitt. In dieser Zeitspanne ∆t wird an der Ladung ∆Q von U die Arbeit ∆W = ∆Q · U verrichtet. Die an die bewegte Ladung ∆Q abgegebene Energie ∆W stammt von der Stromquelle. Die Stromquelle abgegebnene Leistung ist also P = A I P = UI U = UAB ∆W U ∆Q ∆Q = =U· = UI ∆t ∆t ∆t Beispiel: Ein Elektromotor mit dem Wirkungsgrad η = 75%, der an das Haushaltsnetz angeschlossen ist (U = 230 V), wird von einem Strom der Stärke I = 3,6 A durchflossen. In welcher Zeit kann dieser Motor eine Last der Masse m = 50 kg h = 16 m hoch heben? Fließt von einer Stromquelle der Spannung U der Strom I durch einen Leiter, dann ist die von der Stromquelle abgegebene Leistung P = UI Die mechanische Leistung des Motors ist P = ηU I = 0,7 · 230 V · 3,6 A = 621 W Für die Einheiten gilt: 1 W = 1 VA und Die zu verrichtende Arbeit ist 1 J = 1 Ws = 1 VAs ∆W = mgh = P · ∆t 1 kWh (Kilowattstunde) ist die Energie, die bei der Leistung 1 kW in 1 h umgesetzt wird: ∆t = 6 1 kWh = 1000 W · 3600 s = 3,6 · 10 J Der elektrische Widerstand Bei Metallen (Kupfer, Eisen, ...) steigt der Widerstand mit steigender Temperatur Bei Halbleitern (Germanium, Silizium, ...) U I fällt der Widerstand mit steigender Temperatur der Widerstand des Leiters. Bei bestimmten Legierungen (z.B. Konstan- Die Einheit des elektrischen Widerstands ist 1 Ω = 1 Ohm = 1 ∆W 7848 J = = 13 s P 621 W Der Widerstand der meisten Leiter ist temperaturabhängig: Liegt an den Enden eines Leiters die Spannung U und fließt durch den Leiter der Strom I, dann heißt R= B tan) ist der Widerstand in einem großen Temperaturbereich konstant. V A I Konstantan Halbleiter Ohmsches Gesetz: Bei konstanter Temperatur ist der Widerstand eines Leiters konstant. Metall Andere Formulierung des Ohmschen Gesetzes: U Bei konstanter Leitertemperatur T ist die Spannung U zwischen den Leiterenden zum Strom I durch den Leiter proportional, die Proportionalitätskonstante ist der Widerstand: UI-Kennlinien verschiedener Leiter Beispiel: Ein Bügeleisen, das bei U = 230 V vom Strom I = 5,75 A durchflossen wird, hat den Widerstand U R= = 40 Ω. I U = R = konst. wenn T konstant I 21 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Definitionen und Regeln Beispiele An den Enden eines Widerstands R liegt die Spannung U , der Widerstand wird vom Strom I durchflossen. Die im Widerstand umgesetzte Leistung ist Schaltsymbole: Stromquelle (Gleichstrom) Stromquelle (Wechselstrom) U2 P = U I = RI 2 = R Stromquelle Batterie Ein Strommessgerät (Ampèremeter) muss von dem Strom, den es messen soll, durchflossen werden. Ein Spannungsmessgerät (Voltmeter) muss an die Punkte angeschlossen werden, zwischen denen die Spannung gemessen werden soll. In nebenstehender V Schaltung misst das Ampèremeter U1 A den Strom I und das Voltmeter die Spannung U1 . I Glühlampe Widerstand V Spannungsmessgerät A Strommessgerät Schalter Diode (lässt den Strom nur in einer Richtung durch) U Schaltung von Stromquellen A, B und C sind drei beliebige Punkte. Eine Testladung q wird von A über B nach C transportiert, die an q verrichteten Arbeiten sind W1 = WAB und W2 = WBC . Dann gilt UAC = q A B W1 W1 W2 W1 + W2 = + = UAB + UBC q q q A B U2 UAC = U1 + U2 A B Die Spannungen hintereinander geschalteter Stromquellen addieren bzw. subtrahieren sich entsprechend ihrer Polung. Hintereinanderschaltung oder Reihenschaltung von zwei Widerständen: U1 ..... Un Rn C U Spezialfall n gleicher Widerstände R: C A U1 U2 R R I Un ..... U U Rges = RAC = R1 + R2 + ... + Rn Rges = RAC = nR I= U1 = R1 I = I R2 A Widerständen in Reihe addieren sich: I U2 B R1 U1 + U2 U1 U2 U = = + = R1 + R2 I I I I U2 R2 U2 UAC = U1 − U2 Zwei hintereinander geschaltete Widerstände werden vom gleichen Strom I durchflossen. Für den Gesamtwiderstand RAC der Schaltung gilt: U1 R1 C U1 Reihenschaltung von Widerständen A C U1 UAC = UAB + UBC RAC = C W2 U Rges I= Rn U R1 U , ... , Un = Rn I = Rges Rges C U U = Rges nR U1 = U2 = ... = Un = RI = 22 R U RU = nR n Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 8 Definitionen und Regeln Beispiele Parallelschaltung von Widerständen Parallelschaltung von zwei Widerständen: An zwei parallel geschalteten Widerständen liegt die gleiche Spannung U . Der Gesamtstrom von A nach C ist I = I1 + I2 : Daher gilt für den Gesamtwiderstand R = RAC der Schaltung: I1 R1 I C A U U U = I1 + I2 = + I= Rges R1 R2 R2 =⇒ I2 U 1 1 1 = + Rges R1 R2 =⇒ Rges Beispiel: Parallelschaltung von R1 = 1 Ω und R2 = 9 Ω: R1 R2 = R1 + R2 1 1 10 1 = + = Rges 1Ω 9Ω 9Ω Der Kehrwert des Gesamtwiderstandes von mehreren parallel geschalteten Widerständen ist die Summe der Kehrwerte der Teilwiderstände: =⇒ Spezialfall n gleicher Widerstände R: I1 I1 R I2 R R1 I2 R2 I ..... ..... A Rges = 0,9 Ω I ..... ..... A C C In R In Rn R n nU = R Rges = RAC = 1 1 1 1 1 = = + + ... + Rges RAC R1 R2 Rn I = I1 + I2 + ... + In = I1 = I= U Rges I1 = I2 = ... = In = U I = R n U U , ... , In = R1 Rn Beispiel: In nebenstehende Abbildung gilt: R1 = 1,9 Ω, R2 = 7 Ω, R3 = 3 Ω, R4 = 6 Ω, U = 24 V. R∗ R1 RBC ist der Widerstand der Parallelschaltung von R2 und R3 : 1 1 1 1 1 10 = + = + = RBC R2 R3 7Ω 3Ω 21 Ω 21 Ω = 2,1 Ω RBC = 10 R∗ ist der Widerstand der Reihenschaltung von R1 und RBC : B I2 R2 I3 R3 I1 A C R4 D I4 U I= ∗ R = R1 + RBC = 4 Ω Der Gesamtwiderstand RAD ist der Widerstand der Parallelschaltung von R∗ und R4 : 24 V U = = 10 A, V RAD 2,4 A I1 = I − I4 = 6 A oder I1 = 1 1 1 1 1 10 = ∗+ = + = RAD R R4 4Ω 6Ω 24 Ω RAD U Rges I I4 = U = 4A R4 U = 6A R∗ U1 = UAB = R1 I1 = 11,4 V U2 = U3 = UBC = U − U1 = 12,6 V 24 Ω = 2,4 Ω = 10 I2 = 23 U3 U2 = 1,8 A, I3 = = 4,2 A R2 R3 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Elektrizität und Magnetismus Beispiele Definitionen und Regeln Elektrizität und Magnetismus S N S N S N N S N S S N Magnetismus Ein Magnet hat zwei Pole (N und S). Gleichnamige Pole stoßen sich ab, ungleichnamige ziehen sich an. Magnetpole treten nur paarweise auf, es gibt keine enzelnen Nord- oder Südpole. Die Kraft zwischen den Magnetpolen nimmt mit wachsender Entfernung ab. Die Kräfte zwischen Magneten werden durch magnetische Feldlinien beschrieben. Frei drehbare Magneten stellen sich parallel zu den Feldlinien ein: ~ B N S N S Magnetische Feldlinien zeigen vom magne- N tischen Nordpol zum magnetischen Südpol. S ~ wirkt auf einen In einem Magnetfeld B Nordpol eine Kraft in Richtung der Feldlinien, auf einen Südpol in entgegengesetzte Richtung. ohne Magnetfeld Eisen Die elementaren Bausteine der Materie, Proton, Neutron und Elektron, sind selbst kleine Magnete. Manche Atome, in denen die Elementarteilchen entsprechend angeordnet sind, bilden auch kleine Magnete (Elementarmagnete). Stoffe mit diesen Atomsorten (z.B. Eisen) heißen ferromagnetisch. Normalerweise sind die Elementarmagnete drehbar und wegen der Wärmebewegung der Atome liegen sie wild durcheinander (nicht geordnet oder ausgerichtet). Bringt man jedoch einen Magneten in die Nähe eines ferromagnetischen Körpers, dann richten sich seine Elementarmagnete aus und der Körper wird selbst zum Magneten (magnetische Influenz). Fremdatome in Ferromagneten können die Drehbarkeit der Elementarmagnete unterhalb einer bestimmten Temperatur TC (Curietemperatur) verhindern. Erhitzt man einen solchen Körper in einem starken Magnetfeld über die Curietemperatur und lässt ihn, immer noch im Magnetfeld, abkühlen, dann bleibt die Ausrichtung der Elementarmagnete erhalten (Permanentmagnete). Einige ferromagnetische Materialien: Material Eisen (Fe) Nickel (Ni) Kobalt (Co) N N S S Eisen wird durch die Influenzwirkung (Ausrichtung der Elementarmagnete) von einem Nordpol genauso angezogen wie von einem Südpol: S N N S Das elektrische Feld Elektrische Feldlinien zeigen von plus nach minus. ~ F ~ F ~ wirkt auf eine posiIn einem elektrischen Feld E tive Ladung eine Kraft in Richtung der Feldlinien, auf eine negative Ladung in entgegengesetzte Richtung. TC in K 1033 627 1395 24 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Magnetfeld von Strömen Ein stromdurchflossener Leiter ist von geschlossenen magnetischen Feldlinien umgeben, deren Orientierung mit der Korkenzieherregel bestimmt wird: ~ B ~ B I~ I~ Die Spitze des Korkenziehers zeigt in Stromrichtung, die Drehrichtung gibt ~ die Orientierung des Magnetfeldes B an. ~ B Ein Elektromagnet ist eine Spule mit vielen Windungen. Das Magnetfeld in der Spule ist umso stärker, je mehr Windungen die Spule hat (bei gleicher Stromstärke). Das Magnetfeld wird durch einen Eisenkern in der Spule verstärkt (Ausrichtung der Elementarmagnete). N S I~ Anwendungen: Elektromotor, Klingel, ... − + Kraft auf Ströme im Magnetfeld Auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld wirkt eine Kraft, deren Richtung man mit der UVW-Regel (Rechte-Hand-Regel) bestimmt (Ursache-Vermittlung-Wirkung): Ursache ist der Strom, Vermittlung das Magnet~ B ~ und F~ feld und die Wirkung ist die Kraft. I, bilden in dieser Reihenfolge ein Rechtssystem. Es gilt ~ F~ ⊥ I~ und F~ ⊥ B Zeigefinger ~ B rechte Hand Daumen V U I~ ~ F W Mittelfinger Die Lorentzkraft Da bewegte Ladungen Ströme sind, wirkt auf bewegte Ladungen in einem Magnetfeld eine Kraft, die Lorentzkraft F~L . Die Richtung der Lorentzkraft auf eine positive Ladung findet man wieder mit der UVW-Regel, allerdings mit der Teilchengeschwindigkeit ~v statt der Stromstärke. Die Lorentzkraft auf eine negative Ladung zeigt in die entgegengesetzte Richtung wie die Kraft auf eine positive Ladung. linke Hand rechte Hand Zeigefinger Zeigefinger Daumen ~ B Daumen ~ B ~ v ϕ ~ v ϕ ~L F ~L F Mittelfinger Mittelfinger negative Ladung positive Ladung Bewegungsinduktion Ein gerader Leiter bewegt sich mit der Geschwin~ Damit bedigkeit ~v durch ein Magnetfeld B. wegt sich auch jedes Elektron im Leiter mit der Geschwindigkeit ~v . Auf jedes Elektron im Leiter wirkt also die Lorentzkraft F~ . Die freien Elektronen bewegen sich dann zu einem Leiterende und laden es negativ auf, am anderen Ende des Leiters herrscht Elektronenmangel, d.h. dieses Ende ist positiv geladen. Zwischen den geladenen Leiterenden liegt eine Spannung Ui , die sogenannte Induktionsspannung. ~ B ~ F −− − ϕ ~ F ~ v ++ + Bei Umkehrung der Bewegungsrichtung ändert sich die Polung der Induktionsspannung. 25 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Induktionsgesetz Wir betrachten ein scharf begrenztes Magnetfeld wie in nebenstehender Abbildung. Eine Leiterschleife wird einmal aus dem Feld gezogen und das andere Mal in das Feld geschoben. Die Leiterschleife wird als Stromquelle betrachtet, d.h. der Induktionsstrom fließt außerhalb der Leiterschleife von +❥ nach −❥. Die Richtung des Induktionsstroms ermittelt man über die Lorenzkraft auf die Leiterelektronen. Der Induktionsstrom I ~ i beerzeugt selbst ein Magnetfeld, das wir mit B zeichnen. Wird die Schleife aus dem Feld gezogen, dann wird das Feld durch die Schleife kleiner. ~ i in diesem Der Abbildung entnimmt man, dass B Fall innerhalb der Schleife in die Richtung von ~ zeigt, d.h. B ~ i wirkt der Schwächung des Feldes B entgegen. Wird die Schleife in das Feld geschoben, ~i dann wird das Feld durch die Schleife größer. B zeigt in diesem Fall innerhalb der Schleife ent~ d.h. B ~ i wirkt dem gegen der Richtung von B, Größerwerden des Feldes entgegen. Bewegt sich ein Leiter in einem ruhenden Magnetfeld, dann wird an den Enden des Leiters eine Spannung induziert. Die gleiche Spannung wird induziert, wenn sich das Magnetfeld relativ zu einem ruhenden Leiter bewegt. Ein zeitlich veränderlicher Strom (z.B. ein Wechselstrom) erzeugt in einem Elektromagneten ein zeitlich veränderliches Magnetfeld. I I ~ v + ~i B − ~ B I ~ v − + ~i B Das vom Induktionsstrom erzeugte Ma~ i ist innerhalb der Leitergnetfeld B schleife so gerichtet, dass es der Feldänderung durch die Schleife entgegen wirkt. (Lenz’sche Regel). An den Enden einer Spule oder Leiterschleife, die von einem zeitlich veränderlichen Magnetfeld durchsetzt ist, wird eine Spannung induziert. Die Lenzsche Regel liefert die Richtung des Induktionsstroms und damit auch die Polung der Induktionsspannung (Induktionsgesetz). Der Transformator Sitzen zwei Spulen auf einem geschlossenen Eisenring, dann spricht man von einem Transformator. Wird eine Spule (Primärspule) an eine Wechselspannung U1 angeschlossen, dann wird diese Spule von einem Wechselstrom I1 durchflossen. Durch diesen zeitlich veränderlichen Strom entsteht im Eisenkern ein zeitlich veränderliches Magnetfeld. Der geschlossene Eisenkern überträgt dieses zeitlich veränderliche Feld in das Innere der zweiten Spule (Sekundärspule), d.h. an der Sekundärspule wird eine Spannung U2 induziert. Die Spannungen an den Transformatorspulen verhalten sich wie die Windungszahlen: I1 U1 ∼ I2 n2 n1 R U2 ~ B Schaltsymbole für einen Trafo n1 U1 = U2 n2 Im Idealfall, d.h. wenn die Spulen den Ohm’schen Widerstand Null haben und wenn das ganze Feld der Primärspule auch die Sekundärspule durchsetzt, folgt aus dem Energiesatz: Energiesatz beim realen Transformator: P2 = U2 I2 = ηU1 I1 = ηP1 mit dem Wirkungsgrad η. Beim idealen Trafo ist η = 1. I1 U2 n2 = = I2 U1 n1 26 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Atome und Kerne Definitionen und Regeln Beispiele Der Baukasten des Universums Elementarteilchen Unser Universum besteht aus Quarks, Leptonen und den Austauschteilchen der vier bekannten Wechselwirkungen (WW): Ladung Protonen und Neutronen bestehen aus aus Quarks: p+ = uud n = udd Quarks u + 23 e u (up) c (charm) t (top) − 13 e d (down) s (strange) b (bottom) Lad. u u d d d n p+ Leptonen −e e − 0 (Elektron) νe Elektronneutrino Kraft µ (Muon) τ (Tauon) νµ Muonneutrino ντ Tauonneutrino Austauschteilchen Teilchen Die uns umgebende Materie besteht fast ausschließlich aus Atomen und damit aus Protonen, Neutronen und Elektronen (siehe S.4). Die uns umgebende Materie besteht nur aus den drei Bausteinen u, d und e− . Symbol Elektromagnetisch Photon γ Schwache WW Bosonen Z0 , W+ , W− Starke WW Gluonen g1 , ... , g8 Gravitation Graviton G Bei kleinen Entfernungen (/ 10−15 m) ist die durch die starke WW vermittelte Anziehungskraft zwischen den Nukleonen ( p+ und n) größer als die elektrische Abstoßung zwischen den p+ ; daher gibt es stabile Atomkerne. Atombau Protonen und Neutronen heißen auch Nukleonen (Kernbausteine). Im neutralen Atom ist die Zahl Z der Protonen (Kernladungszahl) gleich der Zahl der Elektronen. Mit N bezeichnen wir die Zahl der Neutronen im Kern, A = Z + N ist die Massenzahl (Zahl der Nukleonen). Die atomare Masseneinheit u: 1u = 1 MC12 = 1,6605402 · 10−27 kg 12 M : Atommasse, Ar : relative Atommasse: chem. Symbol: Protonen: Elektronen: Neutronen: Atommasse: M = Ar u Teilchen Masse in u Größe in m (≈) 1 H 1 1,673533 · 10 −27 1,0078250 10−10 p+ 1,672623 · 10−27 1,0072765 10−15 n 1,674929 · 10−27 1,0086649 10−15 e− 9,109383 · 10−31 0,0005486 < 10−19 in kg A X Z Atome mit gleichem Z haben die gleichen chemischen Eigenschaften. Mit dem chemischen Symbol X ist auch Z bekannt (Periodensystem!), d.h. folgende Schreibweisen sind gleichberechtigt: A X Z Zu jedem Elementarteilchen gibt es ein Antiteilchen mit entgegengesetzter Ladung aber gleicher Masse. Die Antiteilchen bezeichnet man mit einem Querstrich. Das Antiteilchen des Elektrons hat einen eigenen Namen (Positron) und ein eigenes Zeichen (e+ ). Teilchen Elektron Proton Neutron p+ = uud n=udd Positron Antiproton Antineutron = AX = X A Alle Atome mit gleichem Z heißen Isotope. Einige H- und He-Isotope: (D: Deuterium, T: Tritium) Atom Antiteilchen e− X Z Z N =A−Z M = Ar u ≈ Au e+ 2 H 1 3 H 1 Z N A = H = H2 = D 1 1 2 = 3H = H 3 = T 1 2 3 2 2 4 2 1 3 2 p− = uud 4 He 2 n = udd 3 He 2 27 = 4 He = He 4 3 = He = He 3 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Masse und Größe von Atomen Durch radioaktive Bestrahlung kann man Atome ionisieren (ein Elektron entfernen). Ein somit positiv geladenes Ion wird von einer Spannung U auf die Geschwindigkeit v beschleunigt und tritt dann senkrecht zu den Feldlinien in ein homogenes Magnetfeld ein. Durch die Lorentzkraft wird das Ion auf eine Kreisbahn gezwungen. Aus dem Radius der Kreisbahn kann man die Masse des Ions und damit (eine Elektronenmasse addieren) die Atommasse berechnen (Massenspektrometer). Aus der Atommasse M und der Dichte ̺ kann man das Volumen V berechnen, das einem Atom in einem Festkörper zur Verfügung steht. Ion m v ~ B U − + Massenspektrometer: Aus U, B und r kann m berechnet werden. a r a a Aluminium besteht zu 100 % aus 27 Al, seine Dich13 g 3 kg te ist ̺ = 2,70 cm3 = 2,70 · 10 m3 . Einem AlAtom steht also das Volumen V = r Atom Masse in u 1 H 1 1,00782503 4 He 2 4,00260325 12 C 6 12,00000000 27 Al 13 26,98153863 56 Fe 26 55,93493743 238 U 92 238,0507882 Atomradien liegen in der Größenordnung 10−10 m = 0,1 nm. 26, 98 u M = = 1,66 · 10−29 m3 kg ̺ 2,70 · 103 m 3 Atome haben keine scharf definierte Grenze, der Atomradius hängt also davon ab, wie man ihn misst (z.B. über den Platzbedarf in einem Festkörper)! zur Verfügung. Der √ Radius eines Al-Atoms ist dann ungefähr r = 21 3 V = 1,3 · 10−10 m. Elektromagnetische Wellen Eine elektromagnetische Welle ist eine räumlich ~ und maperiodische Anordnung elektrischer (E) ~ Felder, die sich mit Lichtgeschwingnetischer (B) digkeit (~c) ausbreitet. Eine volle Periodenlänge λ der Welle heißt Wellenlänge. In der Zeit T , in der eine volle Periode der Welle über einen ruhenden Beobachter hinwegstreicht, schwingen die Felder für den Beobachter einmal hin und her. Der Beobachter sieht“ also eine Schwingung mit ” der Schwingungsdauer T und der Frequenz f= λ ~ E ~ c ~ B EM Welen Radiowellen Handy Wärmestrahlung (IR) sichtbares Licht UV Röntgenstrahlung 1 T Einheit der Frequenz: =⇒ 1 – 10 000 0,33 8 · 10−7 – 10−3 4 · 10−7 – 8 · 10−7 10−8 – 4 · 10−7 10−11 – 10−8 Gitter Strahlung 1 1 Hertz = 1 Hz = 1 s c λ = cT = f λ in m ϕ Spektrum Spektrometer λf = c Ein feines Gitter oder ein Glasprisma lenkt elektromagnetische Wellen aus ihrer ursprünglichen Richtung ab. Der Ablenkwinkel ϕ steht in einer eindeutigen Beziehung zur Wellenlänge. Somit lässt sich λ sehr genau messen (Spektrometer). violett grün orange Sichtbares Licht λ in nm λ in nm 380 – 420 blau 420 – 490 490 – 575 gelb 575 – 585 585 – 650 rot 650 – 780 Weißes Licht enthält alle Wellenlängen aus dem sichtbaren Bereich. 28 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Quantenphysik Beispiel eines gebundenen klassischen Systems (Kugel in einer Schüssel): Ein gebundenes Quantensystem sind zwei oder mehrere Elementarteilchen, die durch anziehende Kräfte (elektrisch, starke Kraft) zu einer Einheit verbunden sind (Atomkern, Atom, Molekül, Festkörper). Aus der Quantenmechanik, der mathematisch sehr anspruchsvollen Physik der Atome und Teilchen, folgt: Start der Kugel in der Höhe h mit v h der Geschwindigkeit null. Die Energie der Kugel ist immer W = mgh, im tiefsten Punkt liegt sie in Form von kinetischer Energie vor. Da h beliebig gewählt werden kann, kann auch W jeden beliebigen Wert annehmen. ——————————————– Ein gebundenes Quantensystem, dessen potentielle Energie die Form eines Tales aufweist (Potentialtopf), kann nur diskrete Energiewerte annehmen (Energieniveaus). Beispiel eines gebundenen Quantensystems (Wasserstoffatom): Potentielle Energie im System ProtonElektron (H-Atom) in Abhängigkeit von der Teilchenentfernung x. In einem Atom entspricht jedem der diskreten Energiewerte eine bestimmte Konfiguration der Elektronenhülle. Der Zustand mit der kleinsten möglichen Energie eines gebundenen Quantensystems ist der Grundzustand, die anderen Zustände heißen angeregte Zustände. Energiestufen im H-Atom (Energieniveaus): Ein gebundenes Quantensystem, dessen potentielle Energie eine periodische Struktur aufweist (z.B. ein Elektron in einem Metall), kann nur Energiewerte annehmen, die in bestimmten Intervallen liegen (Energiebänder). Wn = − W eV 0 n=4 n=3 13,60 eV n2 n=2 W1 = −13,60 eV W2 = −3,40 eV W3 = −1,51 eV W4 = −0,85 eV Für W > 0 ist das Elektron frei und es sind beliebige Energiewerte möglich (Kontinuum). 1 eV = e · 1 V = 1,602 · 10−19 J Photonen −10 −14 n=1 Entzieht Materie einer EMW die Energie hf , dann sagt man auch, ein Photon wird absorbiert. Über die Größe von Photonen kann man keine klaren Aussagen treffen. Sie hängt vom Zustand des Photons und von der Art der Beobachtung ab. Ein Photen eines Lasers kann senkrecht zur Ausbreitungsrichtung eine Querschnittsfläche von einigen mm2 und eine Länge von einigen cm bis zu einigen km haben. Trifft ein Photon auf den Sensor einer Digitalkamera, dann wird es nur von einem Sensorelement (1 Pixel: ≈ 10−5 mm2 ) absorbiert. Trifft eine elektromagnetische Welle (EMW) der Frequenz f auf Materie (ein Elementarteilchen, ein Atom, ein Molekül oder einen Festkörper), dann kann die Materie der Welle einen Energiebetrag W entziehen, der proportional zu f ist. Die Proportionalitätskonstante h ist für jede Materie und alle Wellen die gleiche und heißt Planckkonstante oder Plancksches Wirkumsquantum: mit x −5 Die Energie, die ein Elektron oder ein Proton erhält, wenn es von der Spannung 1 V beschleunigt wird, heißt Elektronenvolt (eV): W = hf x W h = 6,6260693 · 10−34 Js Einer EMW kann man also Energie nur in Portionen (Quanten) hf entziehen (folgt aus dem Formalismus der Quantenmechanik). Photonen sind keine sehr kleinen Teilchen, sondern einfach Teile einer EMW mit der Energie hf . Ein Teil der EMW mit der Energie hf heißt ein Photon. 29 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Wechselwirkung einer EMW mit Atomen Beispiel zur Resonanzfluoreszenz: Eine EMW fällt auf Atome im Grundzustand der Energie W1 . Ein Atom kann der Welle nur die Energie hf entziehen. Das geht aber nur, wenn im Atom ein Zustand mit einer passenden Energie Wn vorhanden ist, d.h. wenn Wn − W1 = hf . W Ein Atom mit nebenstehendem Termsche- 3,5 eV ma kann im Grund- 3 eV zustand Photonen mit 2 eV folgenden Energien absorbieren: 1 eV hf12 = W12 = 2 eV 0 eV hf13 = W13 = 3 eV hf14 = W14 = 3,5 eV Die zugehörigen Wellenlängen sind hc λ12 = = 620 nm (orange) W12 Freie Atome oder Moleküle (Gase) können einer EMW nur dann Energie entziehen, wenn die Frequenz der Welle gleich einer der Resonanzfrequenzen fn = Wn − W1 h ist (Resonanzabsorption). EMW mit anderen Frequenzen werden von den Atomen ignoriert (keine Wechselwirkung), das Gas ist für diese Wellen durchsichtig. Absorbiert ein Atom oder Molekül im Grundzustand ein Photon mit der Frequenz fn , dann geht es in einen angeregten Zustand mit der Energie λ13 = hc = 413 nm (violett) W13 λ14 = hc = 354 nm (UV) W14 W4 W3 W2 W1 Wir nehmen an, dass das Atom ein Photon der Wellenlänge 354 nm absorbiert und in den angeregten Zustand mit W4 = 3,5 eV übergeht. W Wn = W1 + hfn W4 3,5 eV 3 eV über. Nach einer durchschnittlichen Zeit τ (≈ 1 µs bis einige s), der Lebensdauer des angeregten Zustands, geht das Atom in einem oder in mehreren Schritten in den Grundzustand über. Bei jeder Änderung in einen Zustand mit weniger Energie sendet das Atom ein Photon mit der entsprechenden Energiedifferenz aus. Die Richtung, in die das Photon ausgesandt wird, ist vollkommen zufällig und hängt nicht von der Richtung der einfallenden Welle ab. Der ganze Vorgang Atom EMW – Absorption – angeregtes Atom A∗ angeregtes Atom – Ausstrahlung Atom heißt Resonanzstreuung. λ34 2 eV λ14 1 eV λ34 W3 λ23 λ24 W2 λ13 λ12 λ12 W1 0 eV Das angeregte Atom kann direkt oder über Zwischenzustände in den Grundzustand zurückkehren. Bei jeder Zustandsänderung sendet das Atom ein Photon mit der entsprechenden Energiedifferenz aus: W4 → W1 : W4 → W3 → W1 : W4 → W2 → W1 : W4 → W3 → W2 → W1 : Resonanzstreuung λ41 λ43 λ31 λ42 λ21 λ43 λ32 λ21 = 354 nm = 2480 nm = 413 nm = 827 nm = 620 nm = 2480 nm = 1240 nm = 620 nm ——————————————– Fällt ein Strahl weißen Lichts durch ein Gas, dann werden die Anteile des Lichtes mit den Resonanzfrequenzen des Gases in alle Richtungen gestreut und fehlen daher im durchgehenden Strahl fast vollständig. Im Spektrum des durchgehenden Strahls finden sich also dunkle Linien, deren Lage (Wellenlängen) Auskunft über das durchstrahlte Gas gibt. Die dunklen Linien im Spektrum des Sonnenlichts (Fraunhoferlinien) geben Auskunft über die chemischen Elemente in der Hülle der Sonne. In heißen Körpern oder Gasen haben die Teilchen genügend kinetische Energie, die sich bei Stößen in Anregungsenergie umwandeln kann. Die angeregten Atome senden dann bei der Rückkehr in den Grundzustand Photonen aus (Leuchten, Glühen). Das Licht leuchtender Gase enthält nur bestimmte Wellenlängen (diskretes Spektrum, Spektrallinien). Anhand dieses Spektrums können die Stoffe, die das Licht aussenden, identifiziert werden (Spektralanalyse). 30 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele In einem Festkörper mit regelmäßig angeorneten Atomen ist die potentielle Energie eines Elektrons eine periodische Funktion. Aus der Quantenmechanik folgt, dass die möglichen Energiewerte für die Elektronen nicht diskret sind wie bei einzelnen Atomen, sondern ganze Energieintervalle (Energiebänder) von den Elektronen besetzt werden können. Die meisten Elektronen befinden sich in einem Valenzband und sind durch die Form der potentiellen Energie an ein Atom gebunden (siehe nebenstehende Abbildung). Elektronen mit einer höheren Energie befinden sich im Leitungsband und können sich frei im Festkörper bewegen. Je mehr Elektronen im Leitungsband sind, umso besser leitet der Körper. In einem Nichtleiter enthält das Leitungsband keine Elektronen. W Kontinuum Wk Metallrand Wk 0 hf A hf Leitungsband ∆W x Valenzband Atomrümpfe Beispiel: Die Austrittsarbeit von Zink ist A = 4,34 eV. Um den Photoeffekt auszulösen, müssen Photonen mindestens die Energie A besitzen: EMW auf Metall (Fotoeffekt): Die Energie A, die benötigt wird um eines Elektron aus dem Leitungsband ins Kontinuum zu befördern (aus dem Metall zu entfernen) heißt Austrittsarbeit. Fällt eine EMW auf eine Metalloberfläche, dann kann die Energie hf eines Photons z.B. an ein Elektron im Leitungsband übertragen werden. Ist hf größer als A, kann das Elektron das Metall mit der kinetischen Energie Wk verlassen (äßerer Fotoeffekt): hf = hc >A λ =⇒ hc = 286 nm A Sichtbares Licht kann bei Zink also keinen Fotoeffekt auslösen, man braucht dazu UV-Licht. λ< Beispiel: Licht der Wellenlänge λ = 400 nm trifft auf Barium mit der Austrittsarbeit A = 2,52 eV. Die Maximalenergie der austretenden Elektronen ist Wk = hf − A Wird die Photonenenergie von einem Elektron im Valenzband absorbiert, kann es ins Leitungsband wechseln (innerer Fotoeffekt). Ist die Energielücke ∆W zwischen Leitungs- und Valenzband kleiner als die Photonenenergie des sichtbaren Lichts, dann wechseln beim Bestrahlen mit Licht viele Elektronen ins Leitungsband, der Widerstand des Materials sinkt (Fotowiderstand). Wk = hc − A = 0,58 eV = 9,3 · 10−20 J λ Die Geschwindigkeit der Elektronen ist v: r m 2 m 2Wk = 4,5 · 105 v = Wk =⇒ v = 2 me s Röntgenstrahlung Sind bei der Umkonfiguration der Elektronenhülle eines Atoms auch innere (kernnahe) Elektronen beteiligt, dann treten größere Energieänderungen auf wie bei einer Konfigurationsänderung mit nur äußeren Elektronen. Die absorbierten und emitierten Photonen haben also größere Energien und damit kleinere Wellenlängen (Röntgenstrahlung). Röntgenstrahlung entsteht auch beim Abbremsen schneller Elektronen (Röntgenröhre). W W Röntgenstrahlung mm Wellenlänge mm Photonenenergie 10−8 nm bis 10−11 nm 0,1 keV bis 100 keV nur äußere auch innere Elektronen beteiligt 31 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Radioaktivität Alphastrahlung Zwischen den positiven Protonen im Atomkern herrscht eine starke elektrische Abstoßungskraft Fe . Für Abstände kleiner als r0 ≈ 10−15 m ist aber die anziehende starke Kraft zwischen den Nukleonen größer als die abstoßende elektrische Kraft, der Grund für das Zusammenhalten der Atomkerne. In den Kernen haften immer zwei Protonen und zwei Neutronen besonders fest zusammen (α-Teilchen). Die potentielle Energie eines α-Teilchens im Kern schaut ungefähr wie der Querschnitt durch einen Vulkan aus (siehe Abbildung). Dabei ist r die Entfernung zum Kernmittelpunkt. Ist die Energie des α-Teilchens negativ, kann es den Kern nicht verlassen. Bei einer positiven Energie des α-Teilchens könnte es den Kern nach der klassischen Physik auch nicht verlassen, da der Energiebetrag ∆W bis zum Kraterrand“ ” fehlt. Nach den Regeln der Quantenphysik kann das Teilchen aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit p durch den Energieberg tunneln. p ist umso kleiner, je kleiner ∆W und die Dicke ∆r des Berges sind (Gamow, 1928). Ein Atom, das ein α-Teilchen aussendet, ist ein α-Strahler, es unterliegt einem α-Zerfall. Reaktionsgleichung eines α-Zerfalls: A X Z F Fs Fe r0 Das Alphateilchen ist ein 42 HeKern, besteht also aus zwei Protonen und zwei Neutronen (zweifach positives Heliumion): α = 42 He n α-Teilchen α-Teilchen ∆r Y + 42 He −→ A−4 Z−2 r Für W < 0 ist der Kern stabil. Neutrinos Neutrinos bewegen sich (fast? Man weiß es noch nicht ganz genau) mit Lichtgeschwindigkeit. Die Wechselwirkung der Neutrinos mit Materie ist sehr gering. Um die Hälfte eines Neutrinoschwarms abzuschirmen, bräuchte man eine mehrere Lichtjahre dicke Bleimauer. − Beim Betazerfall (genauer β -Zerfall) wandelt sich ein Neutron im Kern in ein Proton, ein Elektron und ein Elektronantineutrino um. Das Elektron und das Neutrino werden ausgestoßen. Reaktionsgleichung eines β − -Zerfalls: Gammastrahlung + A −→ Z+1 Y + e− + ν e Das mit großer Energie ausgesandte Elektron wird nach dem Abbremsen von einem zunächst einfach positiv geladenen Tochteratom eingefangen. ∆W X γ-Quant Y Beispiele: n −→ p+ + e− + ν e 214 Bi 83 p+ p+ ++ ∆W Betastrahlung 3 H 1 n W Die beiden überschüssigen Elektronen des Tochterelements Y werden abgestoßen und bilden mit dem α-Teilchen ein neutrales 42 He-Atom. Beispiel: 238 U −→ 234 Th + 42 He 92 90 A X Z r Die Tochterkerne beim Alpha- und Betazerfall entstehen meist in einem angeregten Zustand und geben beim Übergang in den Grundzustand ein energiereiches Photon (Gammaquant) ab (Gammastrahlung). + −→ 32 He + e− + ν e −→ 32 He + ν e + −→ 214 Po + e− + ν e −→ 214 Po + ν e 84 84 32 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Neben dem β − -Zerfall gibt es noch den β + Zerfall. Dabei wandelt sich ein Proton im Kern in ein Neutron, ein Positron (Antiteilchen des Elektrons) und ein Elektronneutrino um. Das Positron und das Neutrino werden ausgestoßen. Beispiele: Reaktionsgleichung eines β + -Zerfalls: Der β + -Zerfall des freien Protons ist äußerst unwahrscheinlich und noch nicht nachgewiesen. A X Z p+ −→ n + e+ + νe − −→ 22 Ne + e+ + νe −→ 22 Ne + νe + 2γ 10 10 22 Na 11 − A −→ Z−1 Y + e + + νe Nützliche Matheformeln (a > 0): Das einfach negativ geladene Tochteratom stößt sein überschüssiges Elektron ab. Das ausgesandte Positron zerstrahlt mit einem Elektron in zwei Photonen: e+ + e− −→ 2γ a−x = 1 1 ax (ax )y = axy = ax a−x ax = ax−y ay ax ay = ax+y a0 = 1 Das Zerfallsgesetz Ein Element X (Mutterelement) zerfällt in das Element Y (Tochterelement). N (t) ist die Zahl der Atome des Mutterelements zur Zeit t, die Zahl der Mutteratome zur Zeit t = 0 bezeichnen wir mit N0 = N (0). Jedes Atom ein und desselben radioaktiven Elements hat die gleiche Wahrscheinlichkeit, in der Zeitspanne ∆t zu zerfallen. Diese Wahrscheinlichkeit ist unabhängig vom Alter des Atoms und den Umgebungseinflüssen wie Druck, Temperatur usw. Für jedes radioaktive Element gibt es eine charakteristische Zeit T , die sogenannte Halbwertszeit, nach der im Mittel die Hälfte der anfänglich vorhandenen Atome zerfallen ist. t 0 T 2T 3T nT N N0 N0 2 T N0 4 N0 8 N (t + T ) = N0 · 2− t+T T t = N0 · 2 − T − 1 = t N (t) 1 · N (t) 2 ——————————————– N (t + T ) = Beispiel: N0 = 1,60 · 1020 , T = 250,0 a N (250 a) = N0 = 8,00 · 1019 2 1 N (1 a) = 1,60 · 1020 · 2− 250 = 1,59997 · 1020 Daraus folgt das Zerfallsgesetz: N (7000 a) = 1,60 · 1020 · 2−28 = 5,56 · 1011 Ist N0 = N (0) die Zahl der Atome eines radioaktiven Elements zur Zeit t = 0, dann gilt für die Zahl N (t) der zur Zeit t noch vorhandenen Atome: Wann ist N (t) = 8,00 · 1012 ? t N0 · 2− T = N (t) t N (t) = N0 · 2− T ≈ t = N0 · 2− T ·2−1 | {z } N0 N0 = 1 = N0 · 2−1 2 2 N0 N (T ) = = N0 · 2−2 2 4 N (2T ) N0 = = N0 · 2−3 2 8 N0 = N0 · 2−n 2n 230 109 4T 3T t+T N0 220 106 t 2T T N (t) 210 103 N (t + T ) N (t) x= t T =⇒ =⇒ t t 2− T = 2 T = 2x = N (t) N0 N0 = 2,00 · 107 N (t) x 24 25 24,2 24,3 24,25 x 2 1, 68 3,36 1,93 2,07 1,995 107 x = Tt ≈ 24,25 =⇒ t ≈ 24,25 T = 6063 a 240 1012 33 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Die Aktivität Aktivität von Uran: Im Zeitintervall [t; t + ∆t] ändert sich die Zahl der Atome eines radioaktiven Elements mit der Halbwertszeit T um 235 U 92 ∆N = N (t + ∆t) − N (t) = = N0 · 2 − = N0 · = N (t) · 2 λ= t t+∆t T t 2− T hat die Halbwertszeit T = 7,0 · 108 a und die Atommasse M = 235,044 u. Ein Stück U 235 der m = 2,56 ·1024 Masse m = 1 kg besteht aus N0 = M Atomen. Die Zerfallskonstante von U 235 ist − N0 · 2 − T = ∆t − · 2 T −1 = ! 1 −1 <0 ∆t Die Aktivität des Uranstücks zur Zeit t = 0 ist A0 = λN0 = 8,04 · 107 Bq Radioaktive Altersbestimmung T Als Beispiel der Altersbestimmung mittels der Radioaktivität besprechen wir die C 14-Methode oder Radiokarbon-Methode (Walter Libby, 1949). Durch kosmische Höhenstrahlung werden in der Atmosphäre freie Neutronen produziert, die sich mit Stickstoff zu 146 C verbinden: Die Zahl der im Intervall [t; t + ∆t] zerfallenen Atome ist ∆t − T |∆N | = −∆N = N (t) · 1 − 2 Wie man die Momentangeschwindigkeit als ∆x ∆t mit immer kleiner werdendem ∆t definiert, so definiert man die Aktivität A eines radioaktiven | Stoffes als |∆N ∆t mit immer kleiner werdendem ∆t (∆t → 0): ∆t − N (t) · 1 − 2 T |∆N | = A(t) = ∆t ∆t Mit α = ∆t T 14 N 7 Der Zerfall 1 1 − 2−α · T | {z α } mit α → 0 0,01 0,69075 0,001 0,692907 10−6 0,693147 + 11 p NC14 = 1, 18 · 10−12 NC12 Im toten Gewebe findet kein Austausch mit dem CO2 der Luft statt und das 14 C wird immer weniNC14 einer toten Probe ger. Das Verhältnis k = NC12 wird im Allgemeinen durch Massenspektroskopie bestimmt. Aus dem Zerfallsgesetz für die Zahl der 14 C-Kerne folgt nach Division durch NC12 Je kleiner α gewählt wird, um so mehr nähert sich f (α) dem Wert 0,693147... an. Auf dem Taschenrechner findet man diese Zahl mit ln 2 = . Mit der Zerfallskonstanten λ= 14 C 6 β− 14 C → 147 N 6 k0 = f (α) α f (α) + 10 n → hat die Halbwertszeit T = 5730 a. Ist die Intensität der Höhenstrahlung konstant, dann stellt sich mit der Zeit ein konstantes Verhältnis von 14 C zu 12 C-Isotopen ein (radioaktives Gleichgewicht). Im Jahre 1950 betrug dieses Verhältnis in lebendem Gewebe ist ∆t = αT und damit A(t) = N (t) · 7· 1 ln 2 · 24 · 3600 s = 3,14 · 10−17 · 365,25 s 108 t ln 2 T k(t) = k0 · 2− T und daraus die Zeit t vom Absterben der Probe bis zur Messung. ist die Aktivität t t A(t) = λN (t) = λN0 ·2− T = A0 · 2− T |{z} ——————————————– In einem Stück Holzkohle aus der Höhle von LasNC14 zu k = 1,80·10−13 NC12 bestimmt. A0 caux wird das Verhältnis Die Einheit der Aktivität ist 1 Becquerel = 1 Bq = 1 1 s t 2T = A = 500 Bq bedeutet also 500 Zerfälle pro Sekunde. k0 = 6,55 k(t) =⇒ t = 2,71 T t = 2,71 T = 1,55 · 104 a 34 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Dosimetrie Durchschnittliche Strahlenbelastung in der BRD: Die Wirkung von einer radioaktiven Strahlung auf ein Stück Materie wird beschrieben durch die Energie ∆W , die von der Masse ∆m absorbiert wird. Man nennt D= ∆W ∆m mit [D] = 1 Gy = 1 Gray = 1 Belastunsart J kg natürliche Belastung 2,4 mSv a künstlich 1,9 mSv a Die Strahlenschutzverordnung von 2001 erlaubt, zusätzlich zur natürlichen Belastung: die Energiedosis. Da verschiedene Stoffe radioaktive Strahlung verschieden stark absorbieren, ist die Energiedosis nicht nur von der Art und der Energie der Strahlung, sondern auch vom Absorbermaterial abhängig. Um die Wirkung von radioaktiver Strahlung auf den Menschen beschreiben zu können, wird der Begriff der Äquivalentdosis eingeführt: 20 1 bis 0,25 Sv: bis 1 Sv: bis 4 Sv: γ-Strahlung mit hf = 1 MeV, ab 7 Sv: H = 1 Sv = 1 Sievert Für eine bestimmte Strahlenart ist die Äquivalentdosis proportional zur Energiedosis: mit [q] = 1 (beruflich bedingt) (allgemein) keine Behandlung erforderlich (aber Folgeschäden! Krebs!) leichte Strahlenkrankheit, selten Tote (außer durch Folgeschäden) Erbrechen, Haarausfall, innere Blutungen (50 % Todesfälle) fast sicher tödlich Die Wirkungen schwacher Dosen sind noch wenig erforscht und die Resultate stark umstritten. Die geschätzte Zahl von Krebstoten pro 106 Personen nach einer Ganzkörperdosis von 0,01 Sv schwankt, je nach Autor, zwischen 200 und 3700 (Sterbewahrscheinlichkeit: 0,0002 bis 0,0037). Bei einer mittleren Dosis von 2 mSv für die nächsten 50 Jahre, bedingt durch den Unfall in Tschernobyl, erhält man für die 80 Millionen Bundesbürger zwischen 3200 und 59200 Krebstote!! ——————————————– dann hat diese Strahlung die Äquivalentdosis oder Organdosis H =q·D mSv a mSv a Wirkungen einer kurzen, einmaligen Belastung: Ruft eine Strahlung beim Menschen die gleichen Schäden hervor wie 1 Gy pro Person Sv Gy Der Proportionalitätsfaktor q heißt RBE (Relative Biological Effectivness). Es ist zu beachten, dass die gleiche Dosis, in kürzerer Zeit aufgenommen, gefährlicher ist, da die Reparaturmechanismen des Körpers dann weniger Zeit haben, die Schäden zu beheben. Die größten Schäden bei gleicher Aktivität richten α-Strahler an, die durch Nahrungsaufnahme oder Atmung in den Körper gelangen (Inkorporation). Wegen ihrer geringen Reichweite geben die α-Teilchen nämlich ihre ganze Energie auf kurzer Strecke innerhalb des Körpers ab. Beispiel: Eine Person der Masse m = 70 kg hat m0 = 1 µg Po 210 (Polonium) mit der Nahrung aufgenommen. Po 210 ist ein α-Strahler mit der Halbwertszeit T = 138,4 d und der α-Energie m0 15 Wα = 5,304 MeV. Mit N0 = 210 u = 2,87 · 10 ist die Aktivität A = λN0 = ln 2 N0 = 1,66 · 108 Bq . T In 10 Tagen nimmt der Körper die Energiedosis 10 d · A · Wα = m 864 000 s · 1,66 · 108 1s · 8,50 · 10−13 J = = 70 kg J = 1,74 = 1,74 Gy kg D= Strahlung γ bis 3 MeV β α p+ n (langsam) n (schnell) RBE 1 1 20 10 2 20 auf. Mit RBE = 20 folgt die absolut tödliche Organdosis H = RBE · D = 35 Sv . 35 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Masse und Energie Erwärmt man m = 1 kg Wasser der Temperatur 10 ◦ C auf 90 ◦ C, dann nimmt die innere Energie des Wassers um Jede Masse m enthält die Energie W = mc2 kJ · 1 kg · 80 K = kg K = 335 kJ = 3,35 · 105 J ∆W = cW m∆T = 4,19 (Einstein, 1905). Dabei ist c = 299792458 m m ≈ 3,00 · 108 s s zu. Dies entspricht einer Massenzunahme von die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum. ∆m = Die Masse M eines Atoms des Elements A X ist Z kleiner als die Summe MS der Massen seiner Bausteine: ——————————————– Massendefekt von U 238: M = 238,0508 u M < MS = Z(mp + me ) + (A − Z)mn Massensumme der Bausteine: Die Differenz MS = 92 (mp + me ) + 146 mn = 239,9850 u ∆M = MS − M ∆M = MS − M = 1,9342 u = 3,2118 · 10−27 kg nennt man den Massendefekt des Atoms. Das Atom hat um ∆M weniger Masse und um ∆M c2 weniger Energie als die getrennten Bausteine. WB = −∆M c ∆W = 3,7 · 10−12 kg c2 Um das U 238-Atom vollständig in seine Bausteine zu zerlegen, muss die Energie ∆W = ∆M · c2 = 2,887 · 10−10 J = 1802 MeV 2 aufgewendet werden. Die Bindungsenergie des U 238-Atoms ist ist die Bindungsenergie des Atoms. Bezeichnet WS = MS c2 die Gesamtenergie der einzelnen Bausteine, dann ist die Gesamtenergie des Atoms WB = −1802 MeV W = WS + WB = M c2 = (MS − ∆M )c2 Kernenergie Energieerzeugung in Sternen Bei der Verschmelzung (Fusion) von zwei leichten Kernen (wegen der elektrischen Abstoßung der Kerne nur bei Temperaturen von einigen Millionen Kelvin möglich) entsteht ein Kern mit einer Masse, die kleiner als die Summe der Massen der Ausgangskerne ist. Bei der durch Neutronenbeschuss ausgelösten Spaltung schwerer Kerne entstehen zwei Kerne und einige Neutronen, deren Massensumme kleiner als die Masse des Ausgangskerns ist. Die bei der Spaktung frei werdenden Neutronen lösen nach geeigneter Abbremsung weitere Spaltungen aus (Kettenreaktion). Bei der Fusion leichter und der Spaltung schwerer Kerne wird also Energie frei, die in Form von Photonen (Gammastrahlung) oder Hitze (kinetische Energie der Atome) an die Umgebung abgegeben wird. Unsere Sonne bezieht ihre Energie durch die Fusion von vier Wasserstoffkernen (Protonen) zu einem He 4-Kern (über einige Zwischenreaktionen). Die Zusammenfassung aller Reaktionen lautet: 4 11 H + 2 −10 e −→ 42 He + 2νe Wegen der gewaltigen Hitze im Sterninneren liegen keine Atome, sondern die Kerne und die Elektronen bilden zusammen ein Gas, das sogenannte Plasma. Daher rechnen wir nicht mit Atom-, sondern mit Kernmassen, um den Energiegewinn einer solchen Fusionsreaktion zu berechnen: ∆W = (4mp + 2me − mHe4 )c2 = = (4 · 1,67262 · 10−27 + 2 · 9,11 · 10−31 − − 6,6447 · 10−27 ) kg · c2 = = 4,28 · 10−12 J = 26,7 MeV Kernfusion: Sterne, Wasserstoffbombe, am Fusionsreaktor wird schon seit 50 Jahren geforscht und seit 50 Jahren heißt es, er wird in 20 Jahren einsatzbereit sein. Von dieser Energie werden 0,5 MeV durch die Neutrinos abtransportiert, die restlichen 26,2 MeV dienen der Leuchtkraft der Sonne. Kernspaltung: Kernreaktor, Atombombe 36 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Mechanik Definitionen und Regeln Beispiele Kinematik t0 v Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit Die Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit heißt auch gleichförmige Bewegung. x(t) |{z} Ort zur Zeit t = x(t0 ) +v · (t − t0 ) | {z } | {z } Startort : : x0 x(t) 0 x x0 v>0 x0 v t0 v t x x(t) x x(t) Fahrzeit v<0 t0 Das tx-Diagramm der gleichförmigen Bewegung ist eine Gerade, die Geschwindigkeit v ist die Steigung der Geraden: steil flach t v x0 0 x x(t) v>0 v<0 schnell (|v| groß) langsam (|v| klein) t : : t t x v<0 v>0 ∆x = x(t2 ) − x(t1 ) = v · ∆t v>0 t2 t1 Nebenstehendem tv-Diagramm entnimmt man: t v tv-Diagramm mit konstanter Geschwindigkeit: Weg = Fläche unter dem tv-Diagramm. v Dieser Satz gilt auch für Bewegungen mit nicht konstanter Geschwindigkeit: v ∆x t1 Die Differenz der Ortskoordinaten ∆x = x(t2 ) − x(t1 ) ist gleich der Fläche unter dem tv-Diagramm zwischen t1 und t2 , wobei Flächen unterhalb der tAchse negativ zählen. t Bewegung in die positive x-Richtung Bewegung in die negative x-Richtung tx-Diagramm mit nicht konstanter Geschwindigkeit: In der Zeit ∆t = t2 −t1 bewegt sich ein Körper mit der konstanten Geschwindigkeit v um die Strecke t0 t t2 ∆t v tv-Diagramm mit nicht konstanter Geschwindigkeit: A1 t2 t1 t A2 ∆x = A1 − A2 Mittlere Geschwindigkeit Wir betrachten die Bewegung eines punktförmigen Körpers K entlang einer Geraden (x-Achse). Der Ort x des Körpers ist eine beliebige Funktion der Zeit t. t1 und t2 sind zwei beliebige Zeiten, x1 = x(t1 ) und x2 = x(t2 ). Mit den Abkürzungen ∆t = t2 − t1 x x2 ∆x x1 ∆t und ∆x = x(t2 ) − x(t1 ) definiert man die mittlere Geschwindigkeit im Intervall [t1 , t2 ] v = v12 = t2 t1 ∆x x(t2 ) − x(t1 ) = ∆t t2 − t1 t Beispiel: x(t) = 0,5 sm2 t2 mit t1 = 1 s: Die mittlere Geschwindigkeit oder auch Durchschnittsgeschwindigkeit gibt an, wie schnell sich K von x1 nach x2 bewegen würde, wenn die Geschwindigkeit konstant wäre. 37 t2 s ∆t s x1 m x2 m ∆x m v in 2 1,1 1,01 1,001 1 0,1 0,01 0,001 0,5 0,5 0,5 0,5 2 0,605 0,51005 0,5010001 1,5 0,105 0,01005 0,0010005 1,5 1,05 1,005 1,0005 m s Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Die Momentangeschwindigkeit Die Momentangeschwindigkeit oder einfach die Geschwindugkeit zur Zeit t ist der Grenzwert der mittleren Geschwindigkeit im Intervall [t, t + ∆t] mit immer kleiner werdendem ∆t: v(t) = lim ∆t→0 x P x(t + ∆t) x(t + ∆t) − x(t) ∆t Die Geschwindigkeit v(t) ist die Steigung der Tangente an den Grafen von x(t) im Punkt A(t|x(t)). A x(t) ∆t Für die Bewegung mit x(t) = a 2 t 2 t a a (t + ∆t)2 − t2 = 2 2 a 2 t + 2t∆t + ∆t2 − t2 = = 2 a = ∆t(2t + ∆t) =⇒ 2 x(t + ∆t) − x(t) = v(t) = at Dabei ist a die Beschleunigung (siehe S.6), denn v(t2 ) − v(t1 ) ∆v = = ∆t t2 − t1 at2 − at1 = =a t2 − t1 Beschleunigung = v(t) = lim = lim ∆t→0 Definition der (konstanten) Beschleunigung: v(t) − v(t0 ) ∆v = ∆t t − t0 a 2 ∆t(2t + ∆t) = ∆t i ∆t→0 Bewegung mit konstanter Beschleunigung ha 2 (2t + ∆t) = at v =⇒ ∆t A v(t0 ) Bei konstanter Beschleunigung ist der Graf der Funktion v(t) (tv-Diagramm) eine Gerade. A = v(t0 ) · ∆t, ∆v = a∆t 1 a · ∆t · ∆v = ∆t2 2 2 x v ∆x = x(t) − x(t0 ) = A + A△ = a = v(t0 )∆t + ∆t2 =⇒ 2 t t t0 x(t) = x(t0 ) + v(t0 ) · (t − t0 ) + ∆v A△ v(t) = v(t0 ) + a · (t − t0 ) A△ = t + ∆t t 0 gilt (siehe rechte Spalte) a= ∆x = x(t + ∆t) − x(t) P v(t) t0 v(t0 ) a · (t − t0 )2 2 x(t) t t x(t0 ) t0 t Spezialfall: t0 = 0, x0 = x(0), v0 = v(0): Beginn des Bremsvorgangs zur Zeit 0 mit der Beschleunigung a < 0: v(t) = v0 + a · t x(t) = x0 + v0 · t + a 2 ·t 2 v0 v0 t0 = − = a |a| v2 1 ∆s = v0 t1 = 0 2 2|a| Für a = konst. ist das tv-Diagramm eine Gerade und das tx-Diagramm eine Parabel. 38 v v0 ∆s t0 (Bremsweg) t t Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 9 Definitionen und Regeln Beispiele Zusammenhang zwischen x(t) und v(t): v<0 v>0 Zusammenhang zwischen v(t) und a(t): v>0 v a>0 a<0 a>0 a x v t v=0 kleinstes v t bremsen a=0 v=0 Der freie Fall m s2 (Erdbeschleunigung). Ort g Zwei Möglichkeiten eines geeigneten Koordinatensystems für die Behandlung des freien Falls: x-Achse zeigt nach oben: =⇒ g 2 x(t) = h − t 2 x(t1 ) = 0 =⇒ g h − t21 = 0 2 s 2h t1 = g N-, S-Pol 9,832 sm2 Äquator 9,780 sm2 45◦ nördl. Breite 9,80665 sm2 x-Achse zeigt nach unten: x(0) = h √ v1 = v(t1 ) = −gt1 = − 2gh bremsen Genauere Messungen zeigen, dass g, abhängig von der geografischen Lage und der Höhe, leichten Schwankungen unterworfen ist (alle Werte auf (Meereshöhe): Alle Körper fallen an der Erdoberfläche mit der gleichen Beschleunigung mit dem Betrag g = 9,81 a=0 x(0) = 0 =⇒ g x(t) = t2 2 x(t1 ) = h =⇒ g 2 t =h 2 1 s 2h t1 = g x v0 = 0 h a = −g v1 = v(t1 ) = gt1 = t1 v0 = 0 0 a=g √ 2gh t1 h 0 v1 v1 Die Aufprallgeschwindigkeit v1 einfach mit dem Energiesatz: p m 2 v1 = mgh =⇒ |v1 | = 2gh 2 39 x Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Das astronomische Weltbild Beispiele Definitionen und Regeln Erde und Sonnensystem Geschichtliche Daten ≈ -600 Thales von Milet (*−624, −546), der Begründer der griechischen Mathematik, sieht die Erde noch als Scheibe an. Thales kann aber als der erste wahre Physiker betrachtet werden, da er die Natur für rational erklärbar hält, ohne auf die Mythologie zurückgreifen zu müssen. ≈ −500 Pythagoras von Samos (*−580, −497), kennt schon die kugelförmige Gestalt der Erde. ≈ −330 Aristoteles aus Athen (*−383, −322) glaubte, dass jede Bewegung, auch die mit konstanter Geschwindigkeit, einer Kraft bedarf. Diese Vorstellung wurde erst von Galilei und Newton revidiert. ≈ −300 Euklid aus Alexandria. Seine berühmten Elemente waren ein Standardwerk der Geometrie bis ins 19. Jahrhundert. Er baute die Geometrie auf ein Axiomensystem auf. ≈ −220 Archimedes aus Syrakus, (*−287, −212): Statik, Hebelgesetz, Auf- 1543 Kopernikus, Nikolaus (*19.2.1473 in Thorn, 24.5.1543 in Frauenburg) veröffentlicht in seinem Todesjahr das berühmte Werk De revolutionibus orbium coelestium (Über die Umdrehungen der Himmelsbahnen), in dem er das geozentrische durch das heliozentrische Weltbild ersetzt (die Planeten kreisen um die Sonne, nicht um die Erde). 1602 Das Hauptwerk von Brahe, Tycho (*14.12.1546 in Knudstrup auf Schonen, 24.10.1601 Benatky/Böhmen) wird von Kepler in Prag veröffentlicht. Brahe hat die Bahnen der Planeten, noch ohne Fernrohr, mit äußerster Präzision aufgezeichnet, und zwar mit der bemerkenswerten Beobachtungsgenauigkeit von 2′ . 1602 Kepler, Johannes (*1571 in Weil der Stadt, 1630 in Regensburg) findet das 2. Keplersche Gesetz (Flächensatz). 1605 1. Keplersches Gesetz (Planetenbahnen sind Ellipsen). 1609 Galilei, Galileo (*15.2.1564 in Pisa, 8.1.1642 in Arcetri bei Florenz) erfindet ein Fernrohr und entdeckt damit die Jupitermonde, die Phasen der Venus, die Sonnenflecken und die Tatsache, dass die Milchstraße aus vielen einzelnen Sternen besteht. Im gleichen Jahr findet Galiei die Fallgesetze, d.h. die Formeln der Bewegung mit konstanter Beschleunigung. Beginn der modernen Physik. trieb, Geometrie. ≈ −200 Eratosthenes aus Alexandria (*−276, −194) misst den Erdumfang. ≈ 150 Ptolemäus, Claudius aus Alexandria (*90, 168) entwirft ein geozentrisches Weltmodell, das es gestattete, die Positionen der inneren Planeten vorauszuberechnen: Ein Punkt S bewegt sich auf einem Kreis um die Erde, dessen Mittelpunkt nicht die Erde ist, die Planeten beschreiben Kreisbahnen um S (Sonne). Ptolemäus hat ein für die Darstellung ungünstiges Bezugssystem gewählt, eben das der Erde. 1614 Napier, John (*1550 in Edinburgh, 1617 in Edinburgh) veröffentlicht die erste Logarithmentafel (Hilfe für die komplizierten Berechnungen der Astronomen). 1619 40 3. Keplersches Gesetz (Verhältnis der Umlaufzeiten). Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln 1672 1676 Beispiele Cassini, Giovanni (*1625 in Perinaldo bei Nizza, 1712 in Paris) misst trigonometrisch die Entfernung des Mars von der Erde und bestimmt daraus mit den Keplergesetzen die Entfernung Erde-Sonne mit nur 8% Fehler. Entdeckung von vier weiteren Saturnmonden und der Lücke in den Saturnringen (CassiniTeilung, 1675). 1796 Roemer, Olaus (*1644 in Aarhus, 1710 in Kopenhagen): Messung der Lichtgeschwindigkeit durch Beobachtung der Jupitermonde. 1686 1705 1781 Newton, Isaac (*1643 in Woolsthorpe, 1727 in Kensington) legt das Manuskript seiner berühmten Philosophiae naturalis principia mathematica (Mathematische Grundlagen der Naturwissenschaft) der Royal Society vor. Von 1665 bis 1686 hat Newton unter anderem Folgendes entdeckt: Newton 1 (Trägheitssatz), Newton 2 (F = dp dt ), Gravitationsgesetz, Ableitung der Keplergesetze aus dem Gravitationsgesetz, Spektralzerlegung des Lichts, Korpuskulartheorie des Lichtes, Infinitesimalrechnung (unabhängig von Leibnitz), Bewegung des Mondes unter dem Schwerkrafteinfluss von Erde, Sonne und Planeten. Auf die Erkenntnisse Newtons aufbauend, kommt die moderne Physik erst richtig in Schwung. 1798 Laplace, Pierre-Simon (*1749 in Beaumont-en-Auge, 1827 in Arcueil bei Paris) veröffentlicht sein Buch Exposition du système du monde, in dem er unter anderem eine Theorie der Entstehung des Sonnensystems und die Möglichkeit Schwarzer Löcher beschreibt. Ein fünfbändiges Werk über Himmelsmechanik (1799-1825), in dem er die Gezeiten und die Planetenbewegungen unter dem Einfluss der anderen Planeten beschreibt. 1812 veröffentlicht er sein bekanntes Werk über die Wahrscheinlichkeitsrechnung (Théorie analytique des probabilités). Cavendish, Henry (*1731 in Nizza, 1810 in London) veröffentlicht sei- ne Bestimmung der Erddichte (und damit der Erdmasse und der Gravitationskonstanten) mit Hilfe der Drehwaage. Halley, Edmond (*1656 in Haggerston, 1762 in Greenwich) entdeckt seinen“ Kometen und wendet ” die Newton’sche Gravitationstheorie auf Kometenbahnen an. Er erkennt, dass auch die Fixsterne ihre Lage zueinander langsam ändern (1718). Quecksilberthermometer, Verbesserung der Taucherglocke. Herschel, Friedrich Wilhelm (*1738 in Hannover, 1822 in Slough bei Windsor) entdeckt den Planeten Uranus. Er erkennt, dass Doppelsterne einander umkreisende Sonnen sind und sich unser Sonnensystem relativ zu den Fixsternen bewegt (1782). Entdeckung infraroter Strahlen im Sonnenlicht (1800). 41 1838 Bessel, Friedrich Wilhelm (*1784 in Minden, 1846 in Königsberg): Erste Entfernungsbestimmung eines Fixsterns mit der Parallaxenmethode. 1846 Le Verrier, Urbain Jean Joseph (*1818, 1877) und Adams, John Couch, berechnen aus den Störungen der Uranusbahn die Position eines weiteren Planeten (Neptun), der nach Le Verrier’s Angaben von Johann Gottfried Galle, einem Assistenten an der Berliner Sternwarte, entdeckt wird. 1905 Einstein, Albert (*1879 in Ulm, 1955 in Princeton, USA), spezielle Relativitätstheorie 1915 Einstein, allgemeine Relativitätstheorie (Theorie der Gravitation) 1929 Hubble, Edwin (*1889 Marshfield (USA), 1953 San Marino (USA)), Rotverschiebung des Lichtes entfernter Galaxien, damit Ausdehnung des Universums. 1948 Gamow, Edwin (*1904 Odes1968 Boulder (USA)), sa, Urknalltheorie. 1965 Penzias, Arno (*1933) und Wilson, Robert (*1936) entdecken die kosmische Hintergrundstrahlung. 2001 WMAP (Satellit) vermisst die Hintergrundstrahlung und bestätigt die Urknalltheorie. Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Stellung der Erde im Sonnensystem Die Bahn der Erde um die Sonne: Die Erde ist angenähert eine Kugel mit dem Radius RE = 6380 km. ε = 23◦ 26′ 21′′ θ ≈ 11◦ Die Erde umrundet die Sonne auf einer ungefähren Kreisbahn mit dem Radius rE = 1,5 · 108 km. Erdachse Lot auf Bahnebene Herbstbeginn 23.9. ε Wintersonnwende 22.12. Die Rotationsachse der Erde bildet mit der Senkrechten auf die Bahnebene den Winkel ε = 23◦ 26′ 21′′ (Entstehung der Jahreszeiten). θ Aphel (2.7.) Sonne Perihel (2.1.) Der Mond umrundet die Erde auf einer ungefähren Kreisbahn mit dem Radius rM = 384 000 km, die Ebene der Mondbahn ist gegen die Ebene der Erdbahn um den Winkel 5◦ 9′ geneigt (Entstehung von Sonnen-und Mondfinsternissen). N S Sommersonnwende 22.6. Frühlingsbeginn 21.3. Perihel Aphel : : sonnennächster Punkt der Erdbahn sonnenfernster Punkt der Erdbahn Die Fixsterne sind viel weiter von uns entfernt als die Planeten und sind selbstleuchtende Himmelskörper wie unsere Sonne. Die Planeten umrunden wie die Erde die Sonne. Die Planeten und der Mond leuchten nicht selbst, sondern sie reflektieren das Sonnenlicht. Die Ellipse Die Ellipse ist die Menge aller Punkte P, die von zwei festen Punkten S1 und S2 , den Brennpunkten, eine konstante Abstandssumme haben: P r1 r2 S1 P + S2 P = k = konstant Symmetrie =⇒ S2 S1 S1 A = S2 B =⇒ k = S1 B + S2 B = S1 B + S1 A = 2a, also S1 P + S2 P = 2a a: große Halbachse, b: kleine Halbachse d: lineare Exzentrizität d Exzentrizität: e = =⇒ d = ea a b r0 d A S1 M B S2 a a r0 = a − d = a(1 − e) Für r1 = S1 P und r2 = S2 P gilt a − d ≦ r1,2 ≦ a + d S1 C + S2 C = 2a und S1 C = S2 C a a b =⇒ d S1 d M S2 r0 S1 C = S2 C = a Pythagoras: b2 = a2 − d2 = a2 − e2 d2 = a2 (1 − e2 ) b=a p 1 − e2 Konstruktion von Punkten P der Ellipse: S1 und S2 zeichnen, r1 mit Für e = 0, d.h. b = a ist die Ellipse ein Kreis. Gleichung der Ellipse: Fläche der Ellipse: x2 y2 + =1 a2 b2 a − d ≦ r1 ≦ a + d wählen, dann Kreis um S1 mit Radius r1 und Kreis um S2 mit Radius r2 = 2a − r1 . A = abπ 42 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Kepler und das Sonnensystem Gestützt auf die Daten von Tycho Brahe fand Kepler nach langwierigen Berechnungen seine drei Gesetze für die Bewegung der Planeten um die Sonne: ra rp P S d A a 1. Die Bahnen sind Ellipsen,in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. 2. Der Leitstrahl von der Sonne zum Planeten überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen (Flächensatz). P: Perihel (kleinste Entfernung von der Sonne) A: Aphel (größte Entfernung von der Sonne) rp = a − d = a(1 − e), ra = a + d = a(1 + e) 3. Die Quadrate der Umlaufzeiten verhalten sich wie die dritten Potenzen der großen Halbachsen. Der Flächensatz (2. Keplersches Gesetz): t1 Für zwei Planeten mit den Umlaufzeiten T1 und T2 und den großen Halbachsen a1 und a2 lautet das 3.Keplersche Gesetz: T12 a31 = T22 a32 =⇒ t2 t4 − t3 = t2 − t1 T12 T22 = =C a31 a32 t3 A1 = A2 Einige Objekte im Sonnensystem a M Name e AE ME P Merkur 0,3871 0,2056 0,055 l Venus 0,7233 0,0068 0,815 Erde 1,0000 0,0167 1,000 a n Mars 1,5237 0,0934 0,107 e Jupiter 5,2026 0,0485 317,9 Saturn 9,5549 0,0555 95,2 t e Uranus 19,2184 0,0463 14,6 n Neptun 30,1104 0,0090 17,2 Klein- Pluto 39,543 0,2490 0,0017 plaEris 67,695 0,441 0,0028 neten Makemake 45,660 0,156 0,0010 Kome- Halley 17,94 0,967 ten Hale-Bopp 187 0,99511 AsteCeres 2,7669 0,0767 0,00017 2,7701 0,2348 0,00004 roiden Pallas ——————————————– Beispiel: Der Komet Halley r p a2 3 · 17,943 AE3 = 76,0 a T = C⊙ a = 1 AE3 rp = a(1 − e) = 0,592 AE T2 =C a3 Die große Halbachse der Erdbahn wird als Längeneinheit in der Astronomie verwendet (Astronomische Einheit oder astronomical unit): 1 AE = 1 au = 1,49597870 · 1011 m Die Konstante C im 3. Keplergesetz findet man aus den Daten eines umlaufenden Körpers. Für die Sonne (Symbol: ⊙) als Zentralkörper folgt aus den Daten der Erde 2 a2 −19 s = 2,9746 · 10 m3 AE3 Für die Erde als Zentralkörper folgt aus den Daten der Mondbahn (aMond = 384400 km, TMond = 27,32166 d): CErde = 1 A2 S Dabei ist C für alle Körper, die sich um den gleichen Zentralkörper bewegen, konstant, d.h.für jeden umlaufenden Körper gilt C⊙ = 1 t4 A1 2 s2 TMond = 9,8105 · 10−14 3 3 aMond m ra = a(1 + e) = 35,29 AE p b = a 1 − e2 = 4,57 AE Der Flächensatz bedeutet, dass die vom Leitstrahl in der Zeit ∆t überstrichene Fläche ∆A proportional zu ∆t ist. Mit der Umlaufdauer T und der Ellipsenfläche A = πab folgt 1 vp ∆trp ∆t ∆A = = 2 T A πab 2πb 2πab = vp = rp T (1 − e)T T ∆t = ∆A πab km (im Perihel) vp = 54,3 s 43 rp P b ∆A = 1 2 brp S b = vp ∆t vp Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Äußere Planeten (H ist der Halleysche Komet): Innere Planeten: Halley H Sonne M V E Mars J S U 0 Merksatz für die Reihenfolge der acht Planeten: Mein Vater erklärt mir jeden ” Sonntag unseren Nachthimmel.“ 20 Pluto N 40 60 Eris 80 100 r AE Zwischen Mars und Jupiter befindet sich der Asteroidengürtel, eine Ansammlung von vielen kleinen Himmelskörpern mit Durchmessern im Meterbereich bis zu 960 km (Ceres). Aufbau des Weltalls Astronomische Längenmaße Lichtgeschwindigkeit: c = 299792458 1 Ls = c · 1 s ≈ 3,00 · 108 m 1 Lmin = c · 60 s ≈ 1,80 · 1010 m 1 Lh = c · 3600 s ≈ 1,08 · 1012 m Lichtsekunde: Lichtminute: Lichtstunde: m m ≈ 3,00 · 108 s s Erde–Mond: Erde–Sonne: Eris–Sonne: 1 a = 365,25 d = 31557600 s 384400km = 1,28 Ls 1 AE = 499 Ls = 8,32 Lmin 67,7 AE = 563 Lmin = 9,38 Lh Ein Lichtjahr (LJ, ly) ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt: Erde, Sommer r = 1 pc Stern 1 LJ = 9,460730473 · 1015 m a = 1 AE a = 1 AE 1 Parsec (1 pc) ist die Entfernung, aus der 1 AE unter dem Winkel 1′′ erscheint: 1 pc = ϕ sin ϕ = 1 AE = 3,0857 · 1016 m = 3,2616 LJ sin 1′′ a r = 1 AE 1 pc Erde, Winter Die uns nächsten Fixsterne sind Proxima Centauri (4,22 LJ) und Alpha Centauri (4,36 LJ). Sterne Eigenschaften unserer Sonne: Sterne sind riesige Gasbälle, die aus den leichten Elementen (im Periodensystem vor dem Eisen) bestehen. Der hohe Gravitationsdruck im Inneren der Sterne bewirkt so hohe Temperaturen, dass Kernfusion einsetzt. Die Fusion ist die Quelle der gewaltigen Energiemengen, die von den Sternen abgestrahlt werden. Die Strahlungsleistung L eines Sterns nennt man auch seine Leuchtkraft. Die Lebensdauer eines Sterns reicht von einigen Millionen Jahren bei sehr schweren Sternen (blauen Riesen) bis zu vielen Milliarden Jahren bei leichten Sternen wie unserer Sonne. Je nach Masse ist der Endzustand eines Sterns ein weißer Zwerg, ein Neutronenstern oder ein schwarzes Loch. M⊙ R⊙ L⊙ 1,9891 · 1030 kg 696 000 km 3,84 · 1026 W p⊙,Zentrum T⊙,Zentrum T⊙,Oberfläche 3 · 1016 Pa 1,5 · 107 K 5780 K Weißer Zwerg: Keine Kernfusion mehr, langsames Ausglühen Neutronenstern: Ungeheuere Dichte (ungefähr 1,5 Sonnenmassen bei 20 km Radius) 44 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Der Übergang eines schweren Sterns in seinen Endzustand ist eine dramatische Supernova. Die dabei frei werdende Energie führt zur Fusion der schweren Elemente, die in den Raum geschleudert werden. Aus diesen Gasen bilden sich neue Sterne und, da die schweren Elemente jetzt vorhanden sind, auch Planeten wie die Erde. Schwarzes Loch: Ist der Radius eines Himmelskörpers der Masse M kleiner als der zu M proportionale Schwarzschildradius RS , dann kollabiert die ganze Masse auf Punktgröße (Singularität). Eine gedachte Kugelfläche um die Singularität mit Radius RS heißt Ereignishorizont (Grenze des schwarzen Lochs). Nichts, nicht einmal Licht, kann das Innere des Ereignishorizonts verlassen. Der Schwarzschildradius einer Sonnenmasse ist ungefähr 3 km. Alle schweren Elemente im Kosmos sind in Supernovaexplosionen entstanden! Endstadien eines Sterns (Ma : Anfangsmasse, Me : Endmasse) Ma / 0,08 M⊙ 0,08 M⊙ / Ma / 10 M⊙ 10 M⊙ / Ma / 40 M⊙ Ma ' 40 M⊙ Me / 0,08 M⊙ 0,08 M⊙ / Me / 1,44 M⊙ 1,44 M⊙ / Me / 3 M⊙ Me ' 3 M⊙ brauner Zwerg weißer Zwerg Neutronenstern schwarzes Loch Unsere Milchstraße (Galaxis) Die Sterne sind nicht gleichmäßig über das ganze All verteilt, sondern sie konzentrieren sich in Galaxien (Sternsystemen). Unsere Galaxis besteht aus ca. 4 · 1011 Sternen, deren Masse ungefähr 1,75 · 1011 M⊙ beträgt. Die Sterne der Galaxis konzentrieren sich auf eine dünne Scheibe mit verdicktem Kern. Der Kern ist ein riesiger Sternhaufen mit einigen 1010 M⊙ , in dem die Abstände zwischen den Sternen sehr klein sind (einige Lichtwochen). Ganz im Zentrum der Galaxis befindet sich ein riesiges schwarzes Loch der Masse M ≈ 2,5 · 106 M⊙ . Von oben gesehen ist die Scheibe in Spiralarme aufgeteilt. Die Scheibe ist von einem kugelsymmetrischen Halo umgeben, der hauptsächlich aus Kugelhaufen besteht. Die Masse des sichtbaren Teils des Halos ist ca. 1 · 1010 M⊙ . Die Umlaufgeschwindigkeit unserer Sonne um das galaktische Zentrum ist Halo Sonne 26 000 LJ ≈ 15 000 LJ ≈ 100 000 LJ ≈ 160 000 LJ Spiralstruktur der Galaxis: km v⊙ ≈ 220 s Aus dieser Umlaufgeschwindigkeit und den Umlaufzeiten von zwei Zwerggalaxien (Magellansche Wolken) um unsere Galaxis folgt, dass die Galaxis viel mehr Masse als die der sichtbaren Sterne enthalten muss (dunkle Materie). Ungefähr die Hälfte aller Sterne bildet ein Doppel- oder Mehrfachsystem, d.h. zwei oder mehr Sterne umrunden ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Die meisten Einfachsterne besitzen Planeten, in Mehrfachsystemen sind Planetenbahnen oft chaotisch und die Planeten können aus dem System geschleudert werden. S 45 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Kosmologie Die Kosmologie ist die Lehre vom Aufbau und der Entwicklung des gesamten Universums. Die Andromeda-Galaxie (M31) ist das unserer Milchstraße am nächsten stehende größere Sternsystem (≈ 1 · 1011 M⊙ ). Mit einigen kleineren Galaxien bilden die Milchstraße und M31 ein gravitativ gebundenes System, die lokale Gruppe. Der nächste größere Galaxienhaufen ist der rund 70 MLJ entfernte Virgohaufen, der ca. 2500 Galaxien enthält. Die Galaxienhaufen in einem kugelförmigen Gebiet um den Virgohaufen mit einem Radius von ungefähr 80 MLJ bilden den Virgo-Superhaufen. Die Haufen und Superhaufen bilden eine netzartige Struktur, die von fast galaxienfreien Blasen durchsetzt ist. Damit sind wir bei den größten Strukturen des Universums angelangt. Die Gesamtzahl der Galaxien im sichtbaren Universum ist ≈ 1011 , der Beitrag der hellen Sterne zur Masse des sichtbaren Universums ist dann ≈ 1022 M⊙ ≈ 1052 kg, die Gesamtmasse des beobachtbaren Weltalls liegt bei ungefähr 1054 kg. Die baryonische Materie, bestehend aus Quarks und Leptonen (siehe S. 4 und S. 27), d.h. alle Sterne, Planeten, schwarzen Löcher und das interstellare Gas, machen nur ungefähr 5 % der Gesamtmasse des Universums aus. Weitere 25 % bestehen aus dunkler Materie, von der man noch nicht weiß, aus was sie genau besteht und die restlichen 70 % sind die noch mysteriösere dunkle Energie. Die Spektrallinien des Lichtes einer von uns wegbewegten Quelle sind verschoben (Rotverschiebung). Bei der Untersuchung des Lichtes ferner Galaxien entdeckten Georges Lemaı̂tre (1927) und Edwin Hubble (1929) eine Rotverschiebung der Spektrallinien, d.h. die Galaxien bewegen sich von uns weg. Die Geschwindigkeit v, mit der sich die Galaxien von uns entfernen, ist proportional zur Entfernung D der Galaxien (Hubblegesetz): M32 M31 M33 2,2 MLJ Sculptor Fornax Ursa minor Draco Milchstraße Leo II Magellansche Leo I Wolken 70 MLJ lokale Gruppe Virgohaufen Ausdehnung des Weltalls: a1 b1 a2 v = H0 D b2 früher km mit der Hubblekonstanten H0 = 73 s·MPc . Aus dem Hubblegesetz und einer genauen Vermessung der Hintergrundstrahlung durch Satelliten (COBE (1989–1993), WMAP (2001–2009)) folgt: später Die Hintergrundstrahlung Bis ca. 300000 a nach dem Urknall war das Universum so heiß, dass die Materie ionisiert war. Ionisierte Gase sind undurchsichtig. Ab ca. 300000 a nach dem Urknall wurde das Universum für Licht durchlässig. Dieses Licht ist heute noch vorhanden und trifft uns aus allen Richtungen (kosmische Hintergrundstrahlung, entdeckt von Penzias und Wilson, 1965). Allerdings ist die Wellenlänge dieser Strahlung wegen der Expansion des Universums jetzt viel größer als damals (Mikrowellen). 9 Vor 13,7 · 10 a entstand unser Universum aus einer punktförmigen Region (Urknall). Seit dem Urknall dehnt sich das Universum aus (Expansion). 46 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Newtonsche Mechanik Definitionen und Regeln Beispiele Die Bewegungsgleichung Näherungen Die Steigung dieser Sehne ist x(t + ∆t) − x(t) ∆t x Ist der Ort x eines Körpers als Funktion der Zeit gegeben (x(t)), dann gilt für die Momentangeschwindigkeit zur Zeit t (siehe S. 38) Die Steigung dieser Sehne ist ∆t x t + 2 − x t − ∆t 2 ∆t x(t + ∆t) − x(t) v(t) = lim ∆t→0 ∆t Die Steigung dieser Tangente ist v(t) v(t) ist die Steigung der Tangente an den Grafen von x(t) im Punkt (t|x(t)). Näherungsweise gilt also für ein kleines ∆t (umso genauer, je kleiner ∆t ist): t− x(t + ∆t) − x(t) v(t) ≈ ∆t (einseitiger Differenzenquotient) x(t) = 1 v(t + ∆t) − v(t) ∆t→0 ∆t mit m ·t s 1,21 m − 1 m m = 2,1 0,1 s s v v exakt: ∆x Näherung: ∆x v(t) v(t2 ) v(t1 ) t1 t1 + t2 2 ∆t t2 t Wegdifferenz gleich Fläche unter dem tv-Diagramm. t1 t ∆t t2 t v ∆v ≈ a(t)∆t ∆x Für größere Intervalle [ T1 , T2 ] zerlegt man in n Teilintervalle der Breite ∆t = v(t) = 2 m 1,1025 m − 0,9025 m = 2,0 0,1 s s v(1 s) ≈ Umgekehrt berechnet man näherungsweise bei bekanntem v(t) die Wegdifferenz ∆x im kleinen Zeitintervall ∆t = t2 − t1 : Analog: t Mit zweiseitigem Differenzenquotienten: der Momentanbeschleunigung für kleine ∆t die Näherungsformel v t + ∆t − v t − ∆t 2 2 a(t) ≈ ∆t t= m 2 ·t s2 v(1 s) ≈ a(t) = lim mit t + ∆t und den Werten t = 1 s und ∆t = 0,1 s. Exakt gilt v(1 s) = 2 ms . Mit einseitigem Differenzenquotienten: Analog folgt aus der Definition ∆x ≈ v(t)∆t ∆t 2 Wir testen die Näherungsformeln für − x t − ∆t 2 v(t) ≈ ∆t (zweiseitiger Differenzenquotient) ∆t 2 t+ t ∆t Eine viel bessere Näherung ist x t+ ∆t 2 ∆t 2 ∆t 2 T2 T1 T2 − T1 n v v(t) Mittelpunkte der Zeitintervalle: t1 = T 1 + ∆t , t2 = t1 + ∆t , t3 = t2 + ∆t , ... 2 ∆x4 v(t1 ) ∆t ∆x ≈ ∆t · [v(t1 ) + v(t2 ) + ... + v(tn )] (Mid-Point-Rule) t1 T1 47 t2 t3 t4 tn t T2 t Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Die Bewegungsgleichung Ein Spezialfall der Bewegungsgleichung ist: Newtonsche Gesetze (siehe S. 7 und S. 8): Wirkt auf einen Körper der Masse die Gesamtkraft null, dann ist auch seine Beschleunigung gleich null, d.h. er bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit. (Trägheitssatz) Bewegt sich ein Körper der Masse m mit der Beschleunigung a(t), dann wirkt auf ihn die Kraft F (t) = m · a(t) F Für eine konstante Kraft F ist auch a = m konstant, d.h. wir haben eine Bewegung mit konstanter Beschleunigung, deren Beschreibung wir schon kennen (siehe S. 38). Das bekannteste Beispiel für eine Bewegung unter dem Einfluss einer konstanten Kraft ist der freie Fall in der Nähe der Erdoberfläche (siehe S. 39). Umgekehrt gilt die Bewegungsgleichung: Wirkt auf einen Körper der Masse m die Gesamtkraft F (t), dann erhält er die Beschleunigung a(t) = F (t) m Numerische Lösung der Bewegungsgleichung (Halbschrittverfahren) v Die Kraft F auf einen Körper der Masse m kann von seinem Ort x, von seiner Geschwindigkeit v und von der Zeit t abhängen: ∗ ∗ vn = vn + an vn F = F (x, v, t) Eine Grundaufgabe der Mechanik ist es, bei Kenntnis der Funktion F (x, v, t) und den Anfangsbedingungen x(t0 ) = x0 und v(t0 ) = v0 den Ort x(t) und die Geschwindigkeit v(t) für ein beliebiges t zu berechnen. Ist F (x, v, t) nicht konstant, dann fehlen uns die mathematischen Mittel für eine analytische Lösung der Bewegungsgleichung. Wir können aber unter Ausnutzung der Ergebnisse von S. 47 x(t) und v(t) mit beliebiger Genauigkeit näherungsweise berechnen (numerische Lösung). Zuerst wählt man eine kleine Zeitspanne ∆t (Schrittweite). Um jetzt aus x0 = x(t0 ) und v0 = v(t0 ) die Werte x1 = x(t1 ) und v1 = v(t1 ) mit t1 = t0 + ∆t mit der Mid-Point-Rule zu ermitteln, berechnet man zuerst die Zwischenwerte v0∗ = v0 + a0 und an der Stelle berechnet man = t0 + a∗0 = a∗ n x∗ n = xn + vn t∗ n tn t∗n vn∗ Mit diesen Werten x∗n F (x∗0 , v0∗ , t∗0 ) m und x1 = x0 + t ∗ xn+1 = xn + vn ∆t ∆t 2 tn+1 F (xn , vn , tn ) m ∆t = tn + 2 ∆t = vn + an 2 ∆t = xn + vn 2 F (x∗n , vn∗ , t∗n ) = m = vn + a∗n ∆t an = a∗n vn+1 a∗0 ∆t tn+1 t Berechnung von vn+1 und xn+1 aus vn und xn : und damit v1 = v0 + an xn F (x0 , v0 , t0 ) ∆t ∆t = v0 + · 2 m 2 ∆t 2 . t∗ n x ∆t x∗0 = x0 + v0 2 t∗0 tn vn+1 = vn + an ∆t ∆t 2 xn+1 = xn + vn∗ ∆t v0∗ ∆t 48 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Die harmonische Schwingung Wirkt auf einen Körper der Masse m die ortsabhängige Kraft F = −D · x, dann lautet die Bewegungsgleichung: F =0 v0 0 F (x) = ma(t) = −D · x(t) x F <0 (Schwingungsgleichung) x>0 0 Die allgemeine Lösung der Schwingungsgleichung ist x(t) = A sin(ωt + ϕ) x<0 und 0 x ——————————————– v(t) = v0 cos(ωt + ϕ) Numerische Lösung der Schwingungsgleichung N für m = 0,81 kg, D = 2,0 m , x(0) = 0 und v(0) = m v0 = 1,0 s mit der Schrittweite ∆t = 0,1 s. mit der Amplitude A, der Phase ϕ und der Kreisfrequenz r D ω= m x m 0,6 A= v0 = 0,64 m ω 6 7 0,4 ω 1 f= = 2π 2π r 0,2 D m 0 r 0,8 0,6 0,4 0,2 0 −0,2 −0,4 −0,6 −0,8 −1,0 D m D m v(t)2 + x(t)2 = v02 = A2 2 2 2 2 v0 = A D = Aω m 5 8t s 1 2 3 4 5 6 7 8t s Die Schwingungsdauer ist T = 4,0 s. Für x(t) passt am besten x(t) = A sin ωt, wobei T die Periode ist. Es gilt also ωT = 2π oder v(t) = Aω cos(ωt + ϕ) Die maximale Geschwindigkeit v0 erreicht der schwingende Körper beim Durchgang durch den Nullpunkt. h ϕ i x(t) = A sin(ωt + ϕ) = A sin ω t + ω ω= 2π 1 = 1,57 T s oder ω 2 = 2,47 1 s2 D = 2,47 s12 =⇒ ω 2 = Andererseits ist m ——————————————– x Der Phase ϕ entspricht also eine Verschiebung der Funktion sin ωt um tA = − ωϕ auf der t-Achse. x(t) = A sin(ωt + ϕ) A tA Beispiel: x(t) = A sin 4 v m s m D Die Gesamtenergie der Schwingung ist =⇒ 3 −0,6 1 s (Schwingungsdauer) r 2 −0,4 Einheit der Frequenz: 1 Hz = 1 Hertz = 1 W = 1 −0,2 (Frequenz) 2π 1 = 2π T = = f ω x F >0 t π π t− 4s 2 −A ist die um tA = 2 s nach rechts verschobene Funktion A sin 4πs t mit der Schwingungsdauer T = 8 s und der Frequenz f = 0,125 Hz. 49 T D m. Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Federpendel im Gravitationsfeld An einer Feder der Härte D hängt eine Masse m. In der Ruhelage wird die Feder durch die Gewichtskraft Fg = mg um x0 gedehnt: mg = Dx0 =⇒ x0 = mg D −x0 F0 0 Lenkt man die Masse um x aus ihrer Ruhelage aus, ist die Feder um ∆x = x+ x0 gedehnt. Dabei wirkt auf die Masse die Federkraft m FD mg mg x + x0 F FD = −D(x + x0 ) = −Dx − Dx0 = −Dx − mg x m Die Gesamtkraft auf die Masse ist dann mg F = FD + mg = −Dx x Das Fadenpendel Eine Masse m hängt an einem Faden der Länge L. Bei einer Auslenkung um den Winkel ϕ aus der Ruhelage wirkt auf m in Bewegungsrichtung die beschleunigende Kraft (negativ, da bei Auslenkung nach rechts nach links gerichtet) F = −mg sin ϕ = − ϕ ϕ sin ϕ δrel 20◦ 0,349 0,342 −2,1% 14◦ 0,2443 0,2419 −1,0% ϕ L L−h mg ·x L 2◦ 0,03491 0,03490 −0,02% 1◦ 0,01745 0,01745 −0,005% x h F ϕ Für ϕ < 14◦ ist der relative Fehler, wenn man sin ϕ durch ϕ ersetzt, kleiner als 1%. Für kleine Auslenkungen gilt also sin ϕ ≈ ϕ F ≈ −mgϕ = − ϕ mg · b = −Db L Beispiel: Welche Länge hat ein Pendel an der Erdoberfläche, dessen Schwingungsdauer eine Sekunde beträgt (Sekundenpendel)? s T 2g L = 24,8 cm = T =⇒ L = 2π g 4π 2 mg L Dabei ist b die Bogenlänge, d.h. der tatsächlich vom Pendel zurückgelegte Weg. Die Masse m führt also um ihre Ruhelage eine harmonische Schwingung mit der Schwingungsdauer s r m L 2π = 2π = 2π T = ω D g D= L ist dabei die Strecke vom Aufhängepunkt bis zum Schwerpunkt der Masse m. Ist v0 die Geschwindigkeit des Pendelkörpers im tiefsten Punkt, dann folgt aus dem Energiesatz m 2 v = mghmax 2 0 aus. ϕ(t) = ϕmax sin ωt ω= r mg =⇒ mit mit m b D m 2 v0 = b2max 2 2 g L =⇒ ϕmax = 50 =⇒ hmax = bmax = v0 bmax v0 = L Lω r v02 2g v0 m = D ω Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Die gleichförmige Kreisbewegung P bewegt sich mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ∆ϕ ω= =⇒ ϕ = ωt ∆t auf einer Kreisbahn mit Radius r. Die Einheit von ω ist 1s , wird aber nicht mit Hertz bezeichnet. Wählt man für ∆t die Umlaufdauer T , dann ist y ~ v ϕ ψ y(t) P ~ r (t) r t=0 ϕ ◦ ∆ϕ = 360 = 2π = ωT O x(t) x oder T = 2π ω Betrag der Geschwindigkeit: 2rπ = ωr T x(t) r cos ωt ~r(t) = = y(t) r sin ωt v= Der Geschwindigkeitsvektor ~v (t) dreht sich einmal in der Zeit T um 360◦ , seine Spitze beschreibt einen Kreis der Länge“ 2πv: ” Der Geschwindigkeitsvektor ~v (t) ist tangential zur Bahn, d.h. er steht senkrecht auf ~r(t): −rω sin ωt ~v (t) = rω cos ωt ~ a(0) ~ v (0) Die Beschleunigung ~a(t) berechnet sich genauso aus ~v (t), wie sich ~v (t) aus ~r(t) berechnet: ~v (t) , ~a(t) = lim ∆t→0 ∆t t=0 ~ v ~r(t) ~v (t) = lim ∆t→0 ∆t ~ a T 4 T 4 ~ v (t) ~ a(t) Daher gilt für den Betrag der Beschleunigung (siehe Abb. rechts) a= 2πv v2 = ωv = = ω2r T r ~ a(t) ~ v (t) und ~a(t) steht senkrecht auf ~v (t). ~a(t) zeigt also von P zum Kreismittelpunkt. −rω 2 cos ωt ˙ ~a(t) = ~v (t) = = −ω 2~r −rω 2 sin ωt ~ r (t) ~a heißt Zentripetalbeschleunigung. Durchläuft ein Körper der Masse m eine Kreisbahn mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω, dann wirkt auf ihn die Zentripetalkraft ~ v (t) F~Z = m~a = −mω 2~r ~ r (t) mit dem Betrag FZ = mω 2 r = mv 2 r 51 ~ a(t) Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Bezugssysteme Galileitransformation Ein Inertialsystem ist ein Bezugssystem, in dem der Trägheitssatz gilt (siehe S.48). Das Inertialsystem S′ bewegt sich mit der konstanten Geschwindigkeit v relativ zum Inertialsystem S. Zur Zeit t = 0 sind die Ursprünge beider Systeme am gleichen Ort. vt O O x′ K ′ ξ u, u′ x′ x x ∆x ∆t ∆x′ Geschwindigkeit des Körpers K in S′ : u′ = ∆t t2 = t1 + ∆t =⇒ ∆x − v∆t ∆x ∆x′ = = −v =u−v ∆t ∆t ∆t ∆x′ = x′ (t2 ) − x′ (t1 ) = ∆u′ u′ (t2 ) − u′ (t1 ) = = ∆t ∆t u(t2 ) − v − (u(t1 ) − v) = = ∆t u(t2 ) − u(t1 ) =a = ∆t a′ = u′ = u − v , v Geschwindigkeit des Körpers K in S: u = (Galileitransformation) x′ = x − vt , S′ S x′ = x − vt u′ = y′ y = x(t2 ) − vt2 − (x(t1 ) − vt1 ) = = x(t2 ) − x(t1 ) − v(t2 − t1 ) = ∆x − v∆t a′ = a Trägheitskräfte S′ bewegt sich mit der konstanten Beschleunigung b relativ zu S, K bewegt sich mit der Beschleunigung a in S und mit a′ in S′ : y′ y S′ S ξ= b 2 2t O b a′ b + a′ 2 a t x = t2 = ξ + x′ = t2 + t2 = 2 2 2 2 =⇒ a = b + a′ O v ξ x x′ = oder a′ = a − b In S wirkt auf den Körper K mit der Masse m also die Kraft F = ma, in S′ verspürt K dagegen die Kraft x′ K ′ u, u′ x′ x a′ 2 2 t In diesem Beispiel sei g = −10 sm2 (x-Achse zeigt nach oben). Eine Person der Masse m = 70 kg verspürt in einem Aufzug, der mit konstanter Geschwindigkeit nach oben fährt, die Gewichtskraft FG = mg = −700 N. Beschleunigt der Aufzug mit b1 = 2 sm2 nach oben, verspürt die Person die Kraft F ′ = ma′ = m(a − b) = F − mb Die angestellten Überlegungen gelten auch vektoriell: In einem System S′ , das sich relativ zu einem Inertialsystem mit der Beschleunigung ~b bewegt, wirkt auf einen Körper der Masse m die Gesamtkraft Beschleunigt der Aufzug mit b2 = −2 sm2 nach unten, verspürt die Person die Kraft F~ ′ = F~ + F~T = F~ − m ~b F = mg − mb2 = m(g − b2 ) = −560 N. F = mg − mb1 = m(g − b1 ) = −840 N. wobei F~ die Wechselwirkungskraft und F~T = −m ~b die Trägheitskraft ist. 52 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Eine Masse m beschreibt in einem Inertialsystem S eine Kreisbahn (Radius r, Mittelpunkt O) mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω. Die Beschleunigung der Masse in S ist die Zentripetalbeschleunigung aZ = −ω 2~r. In einem ebenfalls mit ω um O rotierenden System S′ ruht die Masse m, verspürt aber die nach außen wirkende Trägheitskraft (Zentrifugalkraft) m ~T F ~ r ~Z F O FT = −maZ = mω 2~r (Zentrifugalkraft) Zentripetalkraft : Zentrifugalkraft : Kraft im Inertialsystem, die den Körper auf die Kreisbahn zwingt. Trägheitskraft im rotierenden System, in dem der Körper ruht. Wurfbewegungen Ein Körper K (Masse m) startet zur Zeit null am Ort (0|h) mit der Anfangsgeschwindigkeit v ~v (0) = ~v0 = x0 vy0 y ymax q 2 + v2 v0 = vx0 y0 vx0 = v0 · cos ϕ, x1 (konstant) vy (t1 ) = vy0 − gt1 = 0 t1 = vy (t) = vy0 − gt g y(t) = h + vy0 t − t2 2 x vx0 =⇒ v0 sin ϕ = 0,95 s g x1 = vx0 t1 = 10,6 m g y1 = y(t1 ) = h + v0 t1 sin ϕ − t21 = 6,43 m 2 =⇒ H( 10,6 m | 6,43 m ) =⇒ Wurfweite: g y = h + vy0 t − t2 = 2 vy0 x g x2 − · 2 =h+ vx0 2 vx0 y=− x Höchster Punkt H: Die Beschleunigung in y-Richtung ist −g: t= w Beispiel: Ein Kugelstoßer stößt die Kugel in der Höhe h = 2,00 m mit der Geschwindigkeit v0 = 14,5 ms unter dem Winkel ϕ = 40,0◦ gegen die Horizontale ab. x(t) = vx0 t =⇒ ymax vy0 = v0 · sin ϕ K erfährt also in x-Richtung keine Beschleunigung, d.h. x = vx0 t vy0 ϕ vx0 h K unterliegt nur der Gravitationskraft 0 FG = −mg vx (t) = vx0 ~ v0 g y(t2 ) = h + vy0 t − t2 = 0 =⇒ 2 q 1 + 2 + 2gh = 2,09 s t2 = vy0 vy0 (−) g g vy0 2 ·x+h 2 ·x + v 2vx0 x0 x2 = vx0 t2 = 23,3 m Die Bahnkurve ist also eine Parabel. 53 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Der Impulssatz Definition des Impulses: Rakete: Eine Rakete der Masse M + m stößt Treibgase der Masse m aus. Die Geschwindigkeit der Gase relativ zur Rakete nach dem Ausstoß ist −u, die Geschwindigkeitsänderung der Rakete ist ∆v: p~ = m~v Ein System aus n Körpern heißt abgeschlossen, wenn die Körper zwar untereinander, aber mit keinen anderen Körpern in Wechselwirkung stehen. Aus der Definition der Masse (siehe S.7) folgt: (M + m)v = m(v + ∆v − u) + M (v + ∆v) 0 = m∆v − mu + M ∆v mu ∆v = m+M Der Gesamtimpuls eines abgeschlossenen Systems ist konstant: ——————————————– p~ges = p~1 + ... + ~ pn = konst. Beispiel eines zentralen, unelastischen Stoßes: Eine Kugel der Masse m = 30 g schlägt mit der Geschwindigkeit v = 340 ms in einen ruhenden Sandsack der Masse M = 2,01 kg und bleibt in ihm stecken. u ist die Geschwindigkeit KugelSandsack nach dem Einschlag: (Impulssatz) Andere Formulierung: p~ges,vorher = p~ges,nachher mv = (m + M )u =⇒ 0,03 · 340 m m mv = = 5,00 u= m+M 2,04 s s Total inelastischer Stoß m2 Zwei Körper mit den Massen m1 und m2 ~ v2 und den Geschwin- m 1 digkeiten ~v1 und ~v2 u ~ stoßen zusammen ~ v1 m und bilden einen Verbundkörper mit der Masse m = m1 + m2 und der Geschwindigkeit ~u: Vorsicht! Diese Aufgabe ist nicht mit dem Energiesatz lösbar, da die kinetische Energie nicht erhalten bleibt: Wk,nachher m1~v1 + m2~v2 = (m1 + m2 )~u Die Differenz ∆W = Wk,vorher − Wk,nachher steckt in der inneren Energie (Wärme, Verformung). ——————————————– Zentraler elastischer Stoß Zwei Körper mit den Massen m1 und m2 und den Geschwindigkeiten v1 und v2 stoßen zentral (alle Geschwindigkeiten, vor- und nachher, sind parallel) und elastisch (die gesamte kinetische Energie vorher ist gleich der gesamten kinetischen nachher) zusammen: m1 vorher: m1 nachher: u1 Beispiel eines zentralen, elastischen Stoßes: Eine Stahlkugel der Masse m1 = m trifft mit der Geschwindigkeit v1 = v elastisch auf eine ruhende Kugel der Masse m2 = 2m: Energiesatz : m2 v1 m 2 v = 1734 J 2 m+M 2 = u = 25,5 J 2 Wk,vorher = Impulssatz : v2 m 2 m 2m 2 v = u21 + u 2 2 2 2 mv = mu1 + 2mu2 u1 = v − 2u2 in Energiesatz: m2 v 2 = (v − 2u2 )2 + 2u22 u2 0 = −4vu2 + 6u22 = 2u2 (−2v + 3u2 ) Energiesatz : Impulssatz : =⇒ u2 = 0 und u1 = v (das ist die Situation vorher!) 2 1 oder u2 = v und u1 = − v 3 3 m1 2 m2 2 m1 2 m2 2 v + v = u + u 2 1 2 2 2 1 2 2 m1 v1 + m2 v2 = m1 u1 + m2 u2 54 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Gravitation r Das Gravitationsgesetz F0 F0 n2 Atome m1 = n1 m0 m2 = n2 m0 Kraft von einem Atom von m1 auf alle Atome von m2 : n2 F0 Kraft von allen Atomen von m1 auf alle Atome von m2 : F2 = n1 n2 F0 = m1 m2 k · f (r) = Gm1 m2 · f (r) m20 mit der neuen Konstanten v F G= m2 k m20 Newton 3 =⇒ F1 = F2 = F ——————————————– Zusammenfassend ergibt sich: Zwei punktförmige Massen m1 und m2 in der Entfernung r ziehen sich mit der Kraft m2 v 2 F = Gm1 m2 · f (r) = r v= n1 Atome Kraft von einem Atom von m1 auf ein Atom von m2 : F0 F = Gm1 m2 · f (r) Mit F2 F1 F0 F0 mit einer Konstanten k und einer Funktion f , die beschreibt, wie die Kraft mit zunehmender Entfernung abnimmt. Wie nebenstehend dargelegt, ist die Kraft F , mit der sich zwei Massen m1 und m2 anziehen, proportional zu m1 und m2 : Um die Abstandsfunktion f zu bestimmen, ber trachten wir einen Planeten der Masse m2 , der m1 um einen Stern der Masse m1 kreist. Die Zentripetalkraft, die den Planeten auf seine Kreisbahn zwingt, ist gleich der Gravitationskraft F : m2 m1 Zwei Körper mit den Massen m1 und m2 befinden sich im Abstand r voneinander. Die Abmessungen der beiden Körper seien so klein, dass jedes Atom des einen Körpers von jedem Atom des anderen Körpers in guter Näherung die gleiche Entfernung r hat. Weiter nehmen wir der Einfachheit halber an, dass beide Körper aus den gleichen Atomen der Masse m0 bestehen. Die Kraft zwischen zwei Atomen ist F0 (r) = k · f (r) FG = G · 2πr T m1 m2 r2 an (Gravitationskraft). folgt (Gravitationsgesetz, Newton 1680) 4π 2 rm2 4π 2 r2 m2 = F = Gm1 m2 · f (r) = rT 2 T2 Die Gravitationskonstante G kann nicht aus der Analyse von astronomischen Umlaufbahnen bestimmt werden, da die Massen der Zentralkörper zunächst nicht bekannt sind. Vielmehr muss zur Bestimmung von G die sehr kleine Kraft zwischen zwei bekannten Massen, z.B. zwei Bleikugeln, gemessen werden. Dies gelang 1797 Henry Cavendish mit einer Drehwaage. Der heutige Wert der Gravitationskonstanten ist Aus dem Keplergesetz T2 =C r3 folgt dann F = Gm1 m2 · f (r) = 4π 2 m2 1 · 2 C r G = 6,6742 · 10−11 Ein Vergleich der linken mit der rechten Gleichungsseite zeigt: 1 4π 2 f (r) = 2 und C = r Gm1 m3 kg s2 Eine praktischere Einheit von G ist 55 Nm2 . kg2 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Gravitationsgesetz vektoriell Masse M im Ursprung, Masse m am Ort ~r. ~e ist ein Vektor, der in die Richtung von ~r zeigt und den Betrag 1 hat: ~e = ~r r mit r = |~r| Die Entfernung r zwischen zwei Körpern im Gravitationsgesetz ist die Entfernung zwischen den Schwerpunkten der beiden Körper. Bei radialsymmetrischen aufgebauten Körpern (Sterne, Planeten) sind die Schwerpunkte in den Mittelpunkten der Kugeln. m y ~G F ~ r M ~ e x r Die Gravitationskraft F~G von M auf m zeigt in die Richtung von −~e: ——————————————– Masse der Sonne aus Kepler und den Umlaufdaten der Erde: Mm GM m F~G = G · 2 · (−~e) = − 3 · ~r r r r = 1,5 · 1011 m, T = 1 a = 3,15 · 107 s Das Gravitationsfeld GM 4π 2 r3 r3 = =⇒ M = = 2,0 · 1030 kg T2 4π 2 GT 2 ——————————————– Im Ursprung O eines Koordinatensystems sitzt die Masse M , am Ort ~r befinde sich eine Testmasse m. Der Quotient ~g (~r) aus F~G (~r) und m ist eine von m unabhängige Größe und heißt Gravitationsfeldstärke der Masse M am Ort ~r: ~g (~r) = Erdmasse aus g = 9,81 sm2 und R = 6,38 · 106 m: g= F~G (~r) GM = − 3 · ~r m r M= gR2 = 5,98 · 1024 kg G GM r2 Wegen Newton 2 ist ~g(~r) nichts anderes als die Beschleunigung, die eine Masse m aufgrund der Schwerkraft am Ort ~r erhält: ——————————————– Gravitationsfeld eines Planeten mit konstanter Dichte ̺: Gravitationsfeldstärke = Schwerebeschleunigung Für r ≧ R ist M (r) gleich der Gesamtmasse M des Planeten. Mit Der Gauß’sche Satz Für eine radialsymmetrische Massenverteilung um O (die Dichte ̺ ist nur von r abhängig, d.h. ̺ hat auf einer Kugelfläche um O überall den gleichen Wert) gilt: g(r) = =⇒ Gravitationsfeld einer Punktmasse mit dem Betrag g= GM R2 ̺= Gm(r) r2 M ~ r m(r) R 3M 4πR3 folgt daraus m(r) = ̺ · V (r) = m(r) ist die Masse innerhalb einer Kugel vom Radius r um O. g(r) = Das Gravitationsfeld einer radialsymmetrischen Massenverteilung der Gesamtmasse M ist außerhalb der Masse gleich dem Feld einer Punktmasse M im Zentrum der Verteilung. g Gm(r) = r2 GM r2 R 56 3M 4π 3 r3 · r = M · 4πR3 3 R3 GM · r für r < R R3 für r ≧ R r Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Relativistische Mechanik Definitionen und Regeln Beispiele Das Brehmediagramm Das Inertialsystem S′ bewegt sich mit der konstanten Geschwindigkeit v relativ zum Inertialsystem S, zur Zeit null sind die Ursprünge O und O′ am gleichen Ort. Ein Ereignis E hat in S die Koordinaten (x|t) und in S′ die Koordinaten (x′ |t) mit x′ = x − vt Koordinatenfindung durch Projektion parallel zu den Achsen. Um zwei verschiedene x-Koordinaten eines Ereignisses darzustellen, braucht man also zwei Zeitachsen (ct und ct′ ). x′ x Brehmediagramm der Galileitransformation (BDG) x ct (Galileitransformation, siehe S. 52). Man kann (x|t) und (x′ |t) gleichzeitig in einem Zeit-RaumDiagramm darstellen. Statt der Zeitachse wählt man eine ct-Achse (c ist die Lichtgeschwindigkeit), um auf allen Achsen die gleiche Einheit verwenden zu können. Nebenstehendes Diagramm repräsentiert die Galileitransformation, wenn ϕ ϕ 2ct sin ϕ E ct′ = ct x′ ct′ ct′ ϕ ϕ x′ = x − (2c sin ϕ) · t = x − v t ct ct d.h. wenn v β = = 2 sin ϕ c Die Weltlinie eines Lichtsignals, das sich in S mit der Lichtgeschwindigkeit c ausbreitet, ist im Brehmediagramm parallel zur Winkelhalbierenden zwischen x- und ct-Achse. Die Weltlinie eines Lichtsignals, das sich in S′ mit c ausbreitet, ist im Brehmediagramm parallel zur Winkelhalbierenden zwischen x- und ct′ -Achse. Experimente zeigen, dass sich Licht in jedem Inertialsystem mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit x v′ = c ∆x′ ∆x c∆t α x′ x c∆t c∆t ct′ β 2ϕ v=c ct′ γ δ 2ϕ ∆x′ = c ∆t m m c = 299792458 ≈ 3,00 · 108 s s ∆x = c ∆t ct c∆t ct Das relativistische Brehmediagramm: ausbreitet. Widerspruch zur Galileitransformation! Im Brehmediagramm müsste die Weltlinie eines Lichtsignals durch den Ursprung also gleichzeitig Winkelhalbierende zwischen der x- und der ctAchse als auch zwischen der x- und der ct′ -Achse sein. Das ist nur möglich, wenn zwei x-Achsen verwendet werden. Aus dem Einsteinschen Relativitätsprinzip ( Die Gesetze der Physik haben in ” allen Inertialsystemen die gleiche Form“) folgen die genauen Eigenschaften des Diagramms (siehe Relativitätsskript auf http://www.stbit.de). x x′ x1 E1 WLLicht x′1 2ϕ γ ct′ γ 2ϕ ct′1 ct1 ct x x x-Achse senkrecht auf der ct′ -Achse x′ -Achse senkrecht auf der ct-Achse β= x′ x′ WLO′ ct′ 2ϕ v = sin 2ϕ c 2ϕ x = vt = ct sin 2ϕ ct ct Die ct′ -Achse ist Weltline des Ursprungs O′ von S′ . Zur Zeit t ist O′ in S am Ort x = vt. 57 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Die Lorentztransformation Nebenstehender Abbildung entnimmt man: x = CF + FE = ct sin 2ϕ + x′ cos 2ϕ x x′ D x Mit sin 2ϕ = β = p v und cos 2ϕ = 1 − β 2 c x′ folgt Aus x − vt x′ = p 1 − β2 E 2ϕ 2ϕ ct′ F (1) 2ϕ B ct′ 2ϕ U A ′ ct = UA + AC = ct cos 2ϕ + x sin 2ϕ C ct folgt ct t − v2 x t =p c 1 − β2 ′ (2) Beispiel: v = 0,6c, x = 6 Ls, t = 5 s (1) und (2) sind die berühmten Gleichungen der Lorentztransformation, die eine Verallgemeinerung der Galileitransformation darstellt. Mit dem Lorentzfaktor γ=p Mit der Galileitransformation folgt x′ = x − vt = 6 Ls − 3 Ls = 3 Ls, Mit β = 1 1 − β2 t′ = t = 5 s v 1 = 0,6 folgt γ = = 1,25 und damit c 0,8 x′ = γ(x − vt) = 1,25 · 3 Ls = 3,75 Ls x v = t′ = γ t − 2 x = γ t − β c c = 1,25 · (5 s − 0,6 · 6 s) = 1,75 s stellt sich die Lorentztransformation übersichtlich dar: x′ = γ (x − βct) Zum Zeichnen des Brehmediagramms berechnet man tan ϕ: ct′ = γ(ct − βx) sin 2ϕ = 0,6 Entweder wie oben aus dem Diagramm ableiten oder einfach nach x und t auflösen und man erhält die Umkehrformeln: =⇒ x x = γ (x′ + βct′ ) ct = γ(ct′ + βx′ ) tan ϕ = 1 3 x′ 6 E(6 Ls|5 s)S Wie man leicht nachrechnet, gilt die Lorentztransformation auch für Koordinatendifferenzen ∆x = x2 − x1 und ∆t = t2 − t1 : 1 1 3 ct′ ϕ ϕ ∆x′ = γ (∆x − βc∆t) c∆t′ = γ(c∆t − β∆x) ϕ ϕ 3 1 1 5 ct 58 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Zeitdilatation Eine Uhr U′ (ruhend in S′ ) bewegt sich mit der Geschwindigkeit v an zwei in S ruhenden Uhren U1 und U2 vorbei. Nebenstehender Abbildung entnimmt man x x′ U’ E2 ′ c · ∆t′ = c · ∆t · cos 2ϕ Mit cos 2ϕ = E1 c∆t U1 ct′2 ′ ct′1 folgt die Formel der Zeitdilatation (Zeitdehnung): ct′ c∆t 2ϕ p 1 − β2 U2 2ϕ c∆t ct1 ′ ∆t = ∆t p 1− β2 ∆t = γ c∆t ct2 ct ∆t′ nennt man auch die Eigenzeit der Uhr U′ . Flug mit v = 0,99c zu einem 100 LJ entfernten Stern: Zwei wichtige Näherungen: √ x 1+x≈1+ für |x| ≪ 1 2 100c a = 101 a 0,99c 1 = 7,09 Lorentzfaktor : γ = p 1 − 0,992 ∆t Zeit im Raumschiff : ∆t′ = = 14,2 a γ Zeit im System Erde : 1 ≈ 1 − x für |x| ≪ 1 1+x Für sehr kleine Geschwindigkeiten (v ≪ c) ist β ≪ 1 und es gilt ∆t = ——————————————– m Eine Stunde Autofahrt mit v = 108 km h = 30 s : p β2 1 − β2 ≈ 1 − 2 Zeit im System Erde : und 1 β2 1 ≈ ≈ 1 + γ=p 2 2 1 − β2 1 − β2 Zeit Auto : ∆t = 3600 s v β = = 1,00 · 10−7 c p ′ ∆t = ∆t 1 − β 2 Die Autouhr geht um δt nach: h i p δt = ∆t − ∆t′ = ∆t 1 − 1 − β 2 = ∆tβ 2 β2 = = 1,8 · 10−11 s ≈ ∆t 1 − 1 − 2 2 Für Geschwindigkeiten sehr nahe an der Lichtgeschwindigkeit gilt β = 1 − α mit α ≪ 1 p p p 1 − β 2 = 1 − (1 − α)2 = α(2 − α) ——————————————– Ein Proton fliegt in der Eigenzeit ∆t′ = 1 h von einer s = 100 000 LJ entfernten Supernova zur Erde. Die Geschwindigkeit des Protons ist sicher fast Lichtgeschwindigkeit, also v = (1−α)c mit α ≪ 1 und ∆t ≈ sc = 105 a = 8,766 · 108 h. Aus Aus α ≪ 1 folgt 2 − α ≈ 2 und damit p √ 1 − β 2 ≈ 2α ∆t′ = ∆t folgt 1 α= 2 p √ 1 − β 2 ≈ ∆t 2α ∆t′ ∆t 2 = 6,5 · 10−19 β = 1 − α = 0,999 999 999 999 999 999 35 59 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Geschwindigkeitsaddition Ein Körper K bewegt sich in S mit der Geschwindigkeit u und in S′ mit der Geschwindigkeit u′ , die Geschwindigkeit von S′ relativ zu S ist v. Aus ∆x′ ′ u = ∆x ∆t und u = ∆t′ folgt mit der Lorentztransformation für Koordinatendifferenzen u= = Beispiele: γ (∆x′ + v ∆t′ ) ∆x = = ∆t γ (∆t′ + cv2 ∆x′ ) ∆x′ ∆t′ + v ′ 1 + cv2 ∆x ∆t′ v⊕c= v+c =c 1 + vc2c c⊕c= c+c 2 = c 1 + cc2 0,8c ⊕ 0,6c = 1,4c 1+ u′ + v = ′ 1 + uc2v 35 c 37 = 0,48c2 c2 Einsteinaddition: v1 ⊕ v2 = v1 + v2 1 + v1c2v2 Der Dopplereffekt Ein Sender S sendet im zeitlichen Abstand ∆ts (gemessen in seinem Ruhsystem) Lichtsignale zu einem Empfänger E, der sich mit der Geschwindigkeit v relativ zu S bewegt. Im Empfängersystem treffen die Lichtsignale im zeitlichen Abstand ∆te bei E ein. Gleichung der Weltlinie von Signal 2❥in S: xs xe 1 Licht 4 Licht c∆te Die Gleichung des Empfängers lautet c∆ts Sender c∆ts E : x = vt cts 2❥trifft E“: xs c t − c · ∆ts = v t xe 1 Licht oder nach Division durch c 2 Licht t − ∆ts = β t c∆te ∆ts = 1−β Empfänger c∆ts Sender cts2 cts Analog zeigt man für die Annäherung von Sender und Empfänger: oder endgültig für den Fall, dass sich S und E voneinander entfernen: ∆te = ∆ts · cte2 2ϕ Nebenstehender Abb. entnimmt man für die EKoordinate von E2 p ∆te = te2 = ts2 · cos 2ϕ = ts2 1 − β 2 = s p 1 − β2 (1 − β)(1 + β) = ∆ts · = ∆ts · 1−β (1 − β)2 s cte E2 Auflösen nach t ergibt die S-Koordinate von E2 t = ts2 5 Licht c∆te Empfänger E2 2❥: x = c t − c · ∆ts ” 3 Licht cte 2ϕ E2 = 2 Licht ∆te = ∆ts · 1+β 1−β 60 s 1−β 1+β Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele Zusammenfassung (Dopplerformel): ∆te = ∆ts s ( 1+β mit 1−β β>0 β<0 Ohne die Dopplerformel wäre die moderne Astronomie nicht denkbar, da alle Geschwindigkeiten von entfernten Himmelskörpern mit dieser Methode gemessen werden. Sogar kleine Geschwindigkeitsschwankungen von Sternen können erfasst werden, was zur Entdeckung extrasolarer Planeten führte. Beispiel: Die rote Linie des Wasserstoffs hat im Ruhsystem des Gases (im Vakuum) die Wellenlänge λs = 656,4696 nm. Die gleiche Linie im Licht eines Sterns hat die Wellenlänge λe = 656,4762 nm. s 1+β λe = 1,000010 = k= 1−β λs (Entfernung) (Annäherung) Für die Frequenzen und Wellenlängen einer elektromagnetischen Welle, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, folgt aus der Doppler1 formel mit f = ∆t und λ = fc : s fe = fs · und λe = λs · s 1−β 1+β 1+β = kλs 1−β k2 − 1 = 0,000010 k2 + 1 Der Stern entfernt sich von der Erde mit β= mit dem Dopplerfaktor k= Entfernung: Annäherung: s =⇒ =⇒ =⇒ =⇒ v = βc = 3,0 · 103 1+β 1−β m s ——————————————– Für |β| ≪ 1 folgt wegen fe < fs und λe > λs Rotverschiebung fe > fs und λe < λs Blauverschiebung k= s 1 1−β ≈1+β p 1+β ≈ (1 + β)2 = 1 + β 1−β Energie Ohne Herleitung, da mathematisch zu anspruchsvoll: Ein Proton im LHC (Large Hadron Collider) hat die Energie Die Gesamtenergie eines Körpers der Masse m, der sich mit der Geschwindigkeit v = βc bewegt, ist W = 7,00 TeV = 1012 eV = 1,12 · 10−6 J Die Ruhenergie des Protons ist W = γmc2 W0 = mp c2 = 938 MeV = 1,5 · 10−10 J mit dem Lorentzfaktor γ=p Der Lorentzfaktor des Protons ist 1 γ= 1 − β2 Für die Geschwindigkeit v = βc des Protons gilt Die Energie eines ruhenden Körpers, seine Ruhenergie, ist W0 = mc2 1 γ=p 1 − β2 r 1 1 1− 2 ≈1− 2 = γ 2γ = 1 − 9,0 · 10−9 = 0,999 999 9910 β= Kinetische Energie: Wkin = W − W0 = mc2 (γ − 1) Mit dem Radius r = 2,81·103 m der kreisförmigen Teile des LHC folgt für das Magnetfeld, das die Protonen auf die Kreisbahn zwingt: Relativistische Formel für die Zentripetalkraft: Fz = W = 7,46 · 103 W0 γmv 2 r γmp v 2 = evB r 61 =⇒ B= γmp v = 8,3 T er Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 10 Definitionen und Regeln Beispiele In der älteren Literatur und leider auch in der Schulbuchliteratur wird die Masse eines ruhenden Körpers mit m0 bezeichnet und heißt dann Ruhmasse, das Produkt m = γm0 wird relativistische Masse genannt. Um Verwechslungen zu vermeiden, bezeichnen wir die relativistische oder auch dynamische Masse mit µ: heute üblich m (Masse) µ = γm (dynamische Masse) Schulbuchliteratur m0 (Ruhmasse) m = γm0 (relativistische Masse) Die Formel für die kinetische Energie eines Körpers der Masse m erhält man nicht durch Ersetzen der Masse durch die relativistische Masse in der newtonschen Formel: m µ = γm = p 1 − β2 µ 2 γβ 2 2 v = mc 6= Wk = (γ − 1)mc2 2 2 Die newtonsche Formel für die Zentripetalkraft geht zwar in die richtige relativstische Formel über, wenn man die Masse durch die dynamische Masse ersetzt, aber sonst führt der Einsatz der relativistischen Masse in Formeln der newtonschen Mechanik meist zu falschen Ergebnissen. Für β = 0,6 zum Beispiel ist und Wk = 0,25 mc2 . µ 2 2v = 0,225 mc2 Die Masse ist eine invariante Größe, d.h.sie hat in allen Inertialsystemen den gleichen Wert. Fazit: Der Begriff der dynamischen Masse hat in der Physik keine Bedeutung, kann aber noch in Abituraufgaben vorkommen. Impuls Der Impuls eines Teilchens der Masse m und der Geschwindigkeit v = βc (bezogen auf ein Inertialsystem S) ist in der Relativitätstheorie definiert durch p = γmv = γβmc Beispiel: Ein Teilchen der Masse m und der kinetischen Energie Wk = 6mc2 trifft auf ein ruhendes Teilchen der Masse m. Beim Stoß entsteht ein Teilchen der Masse M und der kinetischen Energie Wk′ . Man kann zeigen, dass mit dieser Definition der Impulssatz gilt: m m v Der Gesamtimpuls eines abgeschlossenen Systems von Teilchen ist konstant. M v′ nachher vorher (γ − 1)mc2 = 6mc2 =⇒ γ = 7 r 4√ 1 β = 1− 2 = 3 γ 7 Für ein Teilchen mit dem Impuls p = γβmc, der Gesamtenergie W = γmc2 und der Ruhenergie W0 = mc2 gilt die Energie-Impuls-Relation: Energie und Impulssatz: W 2 = W02 + p2 c2 γmc2 + mc2 = γ ′ M c2 γβmc = γ ′ β ′ M c Beweis: W02 + p2 c2 = m2 c4 + γ 2 β 2 m2 c4 = = m2 c4 1 + γ 2 β 2 = β2 2 4 = =m c 1+ 1 − β2 1 − β2 + β2 = m2 c4 · = 1 − β2 1 = m2 c4 · = 1 − β2 2 = γ 2 m2 c4 = γmc2 = W 2 − − − − −− − − − − 8m = γ ′ M √ 4 3m = γ ′ β ′ M √ 3 β = 2 ′ =⇒ γ′ = 2 =⇒ M = 4m Wk′ = (γ ′ − 1)M c2 = 4mc2 Oder mit der Energie-Impuls-Relation: √ W ′ = W = 8mc2 , W0′ = M c2 , p′ = p = 4 3mc 64m2 c4 = W0′2 + 48m2 c4 62 =⇒ W0′ = 4mc2 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Das elektrische Feld Beispiele Definitionen und Regeln Die elektrische Feldstärke Experimente zeigen, dass die Kräfte zwischen zwei Ladungen zur Verbindungsgeraden der beiden Ladungen parallel sind. Weiter zeigen Versuche, dass sich Kräfte zwischen Ladungen vektoriell addieren (Superpositionsprinzip). Eine kleine Punktladung q steht mit anderen Ladungen (Q1 , Q2 , ...) in Wechselwirkung. Punktladung bedeutet, dass die Abmessungen der Ladung klein sind gegen die Entfernungen zu den anderen Ladungen. Die Ladung q besteht aus n = |q| e Elektronen (wenn q < 0) oder aus n Protonen (wenn q > 0) (die anderen, sich gegenseitig neutralisierenden Ladungen lassen wir ausser Acht). Da sich alle Teilladungen (e− oder p+ ) von q bezüglich der umgebenden Ladungen praktisch am gleichen Ort befinden, wirkt auf jede Teilladung die gleiche Kraft F~0 . Wegen des Superpositionsprinzips ist die Gesamtkrat auf q dann ! |q| ~ F~0 ~ ~ F = nF0 = F0 = q · ± e e Q1 < 0 Q2 > 0 ~1 F ~ E ~ F q>0 ~2 F q>0 ~0 F ~0 F ~ F ~0 F ~0 F Q1 Q2 Q3 ~ E q ~ F Dabei gilt das obere Vorzeichen für q > 0. Die Gesamtkraft F~ auf die Punktladung q ist also pro~ portional zu q. Der Propotionalitätsfaktor ± Fe0 , der natürlich vom Ort ~r der Ladung abhängt, ~ r) heißt elektrische Feldstärke und wird mit E(~ ~ bezeichnet. oder kurz E ~ r Qn O Erzeugen die Ladungen Q1 bis Qn am Ort ~r die ~ 1 bis E ~ n , dann ist das Gesamtfeld Felder E Übt eine beliebige Ladungsverteilung auf eine kleine Testladung q am Ort ~r die Kraft F~ (~r) aus, dann hat das von dieser Ladungsverteilung erzeugte elektrische Feld am Ort ~r die Stärke ~ r) = E ~ 1 (~r) + ... + E ~ n (~r) E(~ (Superposition für Felder, folgt direkt aus der Superposition für die Kräfte.) ~ ~ r ) = F (~r) E(~ q Die Einheit der elektrischen Feldstärke ist N J W V N = = = = , C As Asm Am m Umgekehrt ist die Kraft auf eine Ladung q am Ort ~r durch ~ r) F~ (~r) = q E(~ also [E] = gegeben. Für die Beträge der Vektoren gilt N V = C m Zunächst einmal ist das elektrische Feld nur ein mathematisches Hilfsmittel, um die Kräfte zwischen Ladungen zu beschreiben! F = |q| · E 63 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Elektrische Feldlinien Vektorfeld zwischen zwei Punktladungen: Elektrische Feldlinien sind Kurven, deren Tan~ r) gente an einem beliebigen Ort ~r parallel zu E(~ ist. Feldlinien zeigen von Plus nach Minus! Feldlinie ~ F ~k F Feldlinien zwischen zwei Punktladungen: Leiter Elektron Stehen Feldlinien nicht senkrecht auf Leiteroberflächen, dann wirkt auf die Leitungselektronen an der Oberfläche eine Kraftkomponente parallel zur Oberfläche und es fließt ein Strom. Genauso erzeugen Felder im Leiter einen Stromfluss. Dieser Strom bricht aber nach kurzer Zeit zusammen und es stellt sich ein Ladungsgleichgewicht ein; in diesem Gleichgewichtszustand, der in der Elektrostatik untersucht wird, stehen die Feldlinien senkrecht auf den Leiteroberflächen, die Ladungen sind in Ruhe und die Feldstärke im Leiter ist Null. Wenn sich zwei Feldlinien schneiden würden, dann gäbe es im Schnittpunkt zwei unterschiedliche Kraftrichtungen auf eine Probeladung. Da die Kraft auf die Ladung aber eindeutig ist (die Ladung kann sich nicht in zwei verschiedene Richtungen gleichzeitig bewegen), kann es keine Schnittpunkte von Feldlinien geben. + + + + + + E = 0 im Leiter − Zusammenfassung: 1. Feldlinien geben in jedem Raumpunkt die Richtung des Feldes an. − − − + + − 2. Feldlinien beginnen bei positiven und enden bei negativen Ladungen. ~ r ) = konst. in einem Raumgebiet V , dann Gilt E(~ ~ in V homogen. Ein in V homogenes Feld heißt E hat in jedem Punkt von V die gleiche Richtung und den gleichen Betrag. Das Feld im Innenraum eines Plattenkondensators ist annähernd homogen. 3. Feldlinien schneiden sich nicht. 4. Feldlinien beginnen oder enden senkrecht auf Leiteroberflächen. ~ = 0. 5. Im Inneren von Leitern gilt E + − 64 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Das Gesetz von Coulomb Zwei leitend verbundene Alukugeln, deren eine direkt auf einem Elektroskop sitzt, dienen als Nachweisgerät für elektrische Felder (siehe Abb.). Mit diesem Gerät weisen wir das elektrische Feld in der Umgebung einer geladenen Metallkugel nach. Wird das Gerät von einem Drahtkäfig umgeben (Faraday-Käfig), dann kann trotz der geladenen Metallkugel kein Feld mehr nachgewiesen werden. Exaktere Versuche (z.B. von Williams, Faller und Hill, 1971) ergeben: − − − − − − − − − Elektroskop Abschirmung nach Innen: Enthält ein Raumgebiet, das von einer geschlossenen Leiterfläche begrenzt wird, keine Ladungen, dann ist in diesem Raumgebiet E = 0. + Das Raumgebiet kann das Innere oder das Äußere der geschlossenen Leiterfläche sein! ~ Die Erklärung für das Verschwinden von E liegt in der Ausbildung von Influenzladungen auf der Leiteroberfläche. Diese Influenzladungen verteilen sich genau so, dass sich im ladungsfreien ~ u und das Raumgebiet das ursprüngliche Feld E ~ i der Influenzladungen kompensieren. Feld E − Leiter + − − − − + E=0 + + + + − Abschirmung nach Außen: − − − − − Das Feld einer Punktladung Q mit |Q| = ne ist radialsymmetrisch, d.h. die Verlängerungen der Feldstärkevektoren gehen alle durch den Ort der Ladung und der Betrag E der Feldstärke ist für alle Punkte mit gleicher Entfernung r zur Ladung gleich. E ist also eine Funktion von r. Ist E0 (r) der Betrag der Feldstärke einer Elementarladung e, dann folgt aus dem Superpositionsprinzip, dass E(r) = nE0 (r) = |Q| · ~ E + + − − − − − − − E=0 Feld einer Punktladung: E(r) E0 (r) e gilt. Mit der Ortsfunktion f (r) = E0 (r) e r gilt also Q E(r) = |Q| · f (r) Jetzt betrachten wir zwei Punktladungen Q1 und Q2 im Abstand r. E1 = |Q1 |f (r) ist die von Q1 am Ort von Q2 erzeugte Feldstärke und entsprechend E2 = |Q2 |f (r) die von Q2 am Ort von Q1 erzeugte Feldstärke. Q2 übt auf Q1 die Kraft F21 = |Q1 |E2 = |Q1 |·|Q2 |f (r) und umgekehrt Q1 auf Q2 die Kraft F12 = |Q2 |E1 = |Q2 | · |Q1 |f (r) aus. Die beiden Kräfte sind gleich, wie es das dritte Newtonsche Gesetz verlangt. Der Betrag der Kraft, mit der sich zwei Punktladungen Q1 und Q2 im Abstand r anziehen oder abstoßen, ist Kräfte zwischen zwei Punktladungen: Q1 ~2 E ~21 F ~12 F r F (r) = |Q1 | · |Q2 | · f (r) 65 ~1 E Q2 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Aus der Tatsache, dass das Innere einer geladenen Leiterkugel feldfrei ist, kann man die Ortsfunktion f (r) ableiten. Dazu betrachten wir eine geladene Leiterkugel mit Radius R, die sehr weit von anderen Leitern und Ladungen entfernt ist, damit keine Influenzladungen auftreten. Aus der Symmetrie der Kugel folgt, dass sich die Ladung Q der Kugel gleichmäßig über die ganze Oberfläche A verteilt, d.h. für die Flächenladungsdichte σ gilt dA1 r1 q r2 Q Q dQ = konst. = = σ= dA A 4 π R2 dA2 Wir betrachten eine kleine Probeladung q an einem beliebigen Punkt P im Inneren der Kugel. Wir denken uns einen sehr schmalen Doppelkegel mit der Spitze in P. Dieser Doppelkegel schneidet aus der Kugeloberfläche die Flächen dA1 und dA2 aus. Die Ladungen auf diesen Flächen sind Die Konstante k schreibt man aus erst später ersichtlichen Gründen in der Form k= dQ1 = σ · dA1 und dQ2 = σ · dA2 Diese beiden Ladungen üben auf q Kräfte mit den Beträgen dF1 und dF2 aus. 1 4πε0 ε0 heißt elektrische Feldkonstante oder absolute Dielektrizitätskonstante. Im Kapitel über die elektromagnetischen Schwingungen lernen wir folgenden Zusammenhang zwischen ε0 , der magnetischen Feldkonstanten Annahme: Die beiden Kräfte dF1 und dF2 heben sich für alle möglichen Doppelkegel gegenseitig auf. µ0 = 4π · 10−7 Aus dieser Annahme folgt, dass die Gesamtkraft aller Ladungen der Kugeloberfläche auf q gleich Null ist, d.h. das Innere der Kugel ist tatsächlich feldfrei. Da sich die Flächen dA1 und dA2 wie die Quadrate der Entfernungen r1 und r2 verhalten, folgt für die Abstandsfunktion f (r): Vs Am und der Lichtgeschwindigkeit c kennen: 1 m c= √ = 299792458 ε 0 µ0 s Da µ0 und c exakt bekannt sind, ist auch ε0 exakt: ε0 = dF1 = f (r1 ) · dQ1 · q = f (r2 ) · dQ2 · q = dF2 f (r1 ) · σ · dA1 = f (r2 ) · σ · dA2 f (r1 ) · r12 = f (r2 ) · r22 1 As = 8,85418781762.... · 10−12 µ0 c 2 Vm Somit lautet das Coulombsche Gesetz in endgültiger Form Die letzte Gleichung besagt F = f (r) · r2 = k = konst. oder 1 |Q1 | · |Q2 | · 4πε0 r2 oder k mit k = konst. r2 Dieses Ergebnis ist mit erheblich mehr mathematischem Aufwand auch ohne die gemachte Annahme beweisbar. Für den Betrag der Kraft zwischen zwei Punktladungen Q1 und Q2 in der gegenseitigen Entfernung r folgt das Coulomb’sche Gesetz f (r) = F =k· |Q1 | · |Q2 | r2 mit k= Vm Vm 1 ≈ 8,98755 · 109 ≈ 9,0 · 109 4 π ε0 As As Der Exponent 2 im Coulombgesetz ist experimentell äußerst genau gesichert: |Q1 | · |Q2 | F =k· r2 f (r) = 66 k r2+ε mit |ε| < 3 · 10−16 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Das Feld von Punktladungen Im Ursprung eines Koordinatensystems sitzt die Ladung Q, am Ort ~r die Testladung q. Die Kraft F~ , die von Q auf q ausgeübt wird, ist parallel zu ~r. F~ ist ein Vektor, der in die Richtung des Einheitsvektors ~r0 (siehe Kasten rechts) zeigt und den Betrag k|Qq| F = r2 hat. Für Qq > 0 (Q und q haben das gleiche Vorzeichen) ist F~ abstoßend, d.h. F~ zeigt in die Richtung von ~r. Für Qq < 0 (Q und q haben verschiedene Vorzeichen) ist F~ anziehend, d.h. F~ zeigt in die Gegenrichtung von ~r. Alle genannten Eigenschaften von F~ sind in folgender Formel zusammengefasst: ~ F z q ~ r ~ r0 Q y x Einheitsvektor: Ein Vektor ~r0 , der in die Richtung von ~r zeigt und die Länge 1 hat, heißt Einheitsvektor von ~r: 1 Qq kQq · 3 · ~r F~ = 2 · ~r0 = r 4πε0 r ~r ~r = mit r = |~r| |~r| r ~r0 = Die von Q am Ort ~r erzeugte Feldstärke ist also Beispiel: Am Ort A (−2 cm 1 cm) sitzt die Punktladung Q = 2 · 10−9 C. Gesucht ist das Feld am Ort B (3cm 5cm). √ −→ 5 cm ~r = AB = =⇒ r = |~r| = 41 cm 4 cm ~ ~ r ) = F = 1 · Q · ~r E(~ q 4πε0 r3 mit dem Betrag |Q| E(r) = 4πε0 r2 ~ = E 1,7 · 103 N , 1,4 · 103 C E = 2,2 · 103 N C Der Fluss eines Vektorfeldes ~v (~r) ist ein beliebiges Vektorfeld, z.B. die Fließgeschwindigkeit eines großen Stromes am Ort ~r. Wir tauchen einen Rahmen der Fläche dA in den Fluss. dA sei so klein, dass ~v auf der ganzen Fläche praktisch konstant ist. ~n ist ein Vektor, der senkrecht auf der Fläche steht (Normalenvektor). In der Zeit dt legt das Wasser die Strecke vdt zurück. Das in dt durch dA strömende Wasservolumen ist dann ~ v dt ~ n dA ~ v dt v = |~ v| von oben: dV = dA · h = dA · vdt · cos ϕ ~ v dt ϕ Als Fluss Φ durch dA bezeichnet man das pro Zeit durch die Fläche fließende Wasservolumen: Φ= ~ v ϕ ~ v h ϕ dV = v dA cos ϕ dt ~ n ~ v dt Der Fluss eines beliebigen Vektorfeldes ~v (~r) durch eine Fläche dA mit dem Normalenvektor ~n ist definiert durch Zeigt ~n in die entgegengesetzte Richtung wie in der Abbildung, dann ist 90◦ ≦ ϕ ≦ 180◦ und Φ damit negativ. Φ = |~v | dA cos ϕ mit ϕ =< ) (~v , ~n) 67 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Der Gauß’sche Satz ~ durch eine Der Fluss eines elektrischen Feldes E Fläche dA in Richtung ~n ist ~⊥ E ~ n ~ · dA · cos ϕ = ±|E ~ ⊥ | · dA dΦ = |E| ϕ ~ ~n) ≦ 90◦ . , wenn 0 ≦ ϕ =< ) (E, Dabei gilt +❥ ~ E dA Wir berechnen den Fluss Φ des Feldes einer Punktladung Q durch eine Kugelfläche mit Radius r um Q; dabei wählen wir die Orientierung von ~n so, dass ~n immer nach außen (vom Kugelmittelpunkt weg) zeigt. Für jede kleine Teilfläche ~ und ~n gleich 0◦ , dA ist der Winkel ϕ zwischen E d.h. der Fluss durch dA ist ~ E ~ n dA ~ n r ~ · dA · cos 0◦ = E dA dΦ = |E| dA Q ~ E Addiert man alle dΦ’s, dann erhält man wegen E = konst. für den gesamten Fluss durch die Kugelfläche A A Q Q · 4πr2 = ΦA = EA = 4πε0 r2 ε0 Strömungsfeld einer Wasserquelle: Nebenstehendes Beispiel des Strömungsfeldes zeigt, dass der Fluss durch jede beliebige geschlossene Fläche, die Q umschließt, gleich ist. Da das Strömungsfeld mathematisch zum elektrischen Feld einer Punktladung äquivalent ist, gilt entsprechend für elektrische Felder: Wir betrachten eine punktförmige Wasserquelle mit der Fördermenge m3 dV gemessen in , Q= dt s Q ε0 ΦA = Da jede beliebige Ladungsverteilung aus Punktladungen besteht, gilt allgemein: Der elektrische Fluss durch eine beliebige geschlossene Fläche A ist ΦA = Qi , ε0 wobei Qi die Gesamtladung im Inneren von A ist. (Satz von Gauß) Da das Feld in einem Leiter verschwindet, muss nach Gauß die Gesamtladung innerhalb jeder geschlossenen Fläche im Leiter null sein, d.h. die Ladungen eines geladenen Leiters sitzen an seiner Oberfläche. Wir denken uns einen Quader, der den Teil dA der Leiteroberfläche umschließt, wobei die Deck~ fläche parallel zur Leiteroberfläche ist. Da E⊥dA, ist der Fluss durch die Seitenflächen null. Wegen E0 = 0 ist der gesamte Fluss durch die Quaderoberfläche EdA = dQ ε , woraus folgt: EOberfläche = deren Wasser in alle Raumrichtungen gleichförmig davonströmt. Wir denken uns eine beliebige geschlossene Fläche A mit der Quelle in ihrem Inneren. Wegen der Inkompressibilität des Wassers muss der Fluss durch A gleich der Fördermenge Q sein: ΦA = Q Ist A speziell eine zur Quelle konzentrische Kugelfläche mit Radius r, dann gilt Q = v(r) · 4πr2 =⇒ v(r) = Das Strömungsfeld einer punktförmigen Wasserquelle hat also die gleiche mathematische Struktur wie das elektrische Feld einer Punktladung! ~ E dA Leiter ++ + + dQ E0 = 0 dq Flächenladungsdichte: σ = dQ σ = ε0 dA ε0 68 Q 4πr2 dQ dA Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Radialsymmetrische Ladungsverteilungen Eine Ladungsverteilung heißt radialsymmetrisch, wenn die Ladungsdichte ̺ räumlich nur von der Entfernung r zu einem festen Punkt Z (Zentrum) abhängt. ̺(r) ist also auf jeder Kugelschale um Z konstant. Aus Symmetriegründen ist das elektrische Feld einer radialsymmetrischen Ladungsverteilung ebenfalls radial, d.h. alle Feldlinien sind Geraden ~ hängt räumlich durch Z und der Betrag von E nur von r ab. Wir denken uns eine Kugelfläche A mit dem Mittelpunkt Z und dem Radius r. Der Fluss durch A ist nach Gauß E(r) r Z Q(r) A Eine radialsymmetrische Ladungsverteilung, die auf den Bereich r ≦ R beschränkt ist (d.h. ̺(r) = 0 für r > R), hat für r > R das gleiche elektrische Feld wie eine Punktladung q = Q(R) in Z. Q(r) , ΦA = A(r)E(r) = 4πr E(r) = ε0 2 wobei Q(r) die Ladung innerhalb von A ist. Damit gilt Q(r) E(r) = 4πε0 r2 Überführungsarbeit im elektrischen Feld Eine Ladung q wird in einem elektrischen Feld ~ langsam und ohne Beschleunigung ( quasistaE ” tisch“) auf der Kurve K von A nach B befördert. ~ Die vom Feld auf q wirkende Kraft F~ = q E ∗ ~ muss dabei von einer äußeren Kraft F = −F~ kompensiert werden. Von F~ ∗ wird dabei die Überführungsarbeit WAB verrichtet. Wir untersuchen die Überführungsarbeit einer ~ Wir wählen das Ladung q im homogenen Feld E. ~ Koordinatensystem so, dass E in die negative yRichtung zeigt: 0 Ex ~ = E= −E Ey B ~∗ F ~ E WAB K A Für α = 90◦ ist wegen cos 90◦ = 0 auch die Überführungsarbeit gleich null! Die Überführungsarbeit beim Transprt der Ladung q auf der Geraden von A nach B ist F∗ B ~∗ F α α ~k F ∆y q ~ E A ~ F x Fk y B Die Ladung q wird auf vier verschiedenen Wegen von A nach B transportiert, die Kurve K denken wir uns in n sehr kurze Geradenstücke zerlegt: ∆y2 K ∆y D ~ E WAB = qE∆y WACB = qE · 0 + qE∆y = qE∆y | {z } | {z } ∆y1 A C x WCB WADB = qE∆y1 + qE∆y2 = qE∆y | {z } | {z } WAD y ∆y z }| { z }| { = −q · Ey cos α ·AB = qE∆y | {z } WAC q ~ F Die Überführungsarbeit im homogenen Feld ist wegunabhängig! WDB WK = qE(∆y1 + ∆y2 + ... + ∆yn ) = qE∆y 69 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Überführungsarbeit im Feld einer Punktladung ~ r0 ) E(~ Eine Ladung q wird im Feld der im Ursprung plazierten Punktladung Q vom Ort ~r0 zum Ort ~ ~r0 + ∆~s verschoben. ∆~s sei so klein, dass E auf dem ganzen Weg praktisch konstant ist. Da die Überführungsarbeit nur von der Wegänderung ~ abhängt, gilt in guter Näherung parallel zu E ∆r A B ∆~ s q ~ r0 Q ∆W ≈ −qE(r)∆r ∆W ist also nur von der Änderung des Radiuses r abhängig und nicht von der Richtung der Bewegung. Mit W (r) bezeichnen wir die Überführungsarbeit von einem Punkt mit Radius r0 bis zu einem Punkt mit Radius r. Damit gilt Beweis der links stehenden Behauptung: Aus kqQ +C r mit einer beliebigen Konstanten C folgt W (r) = ∆W = W (r + ∆r) − W (r) ≈ −qE(r)∆r kqQ kqQ − r + ∆r r kqQ∆r kqQ(r − r − ∆r) =− = r(r + ∆r) r(r + ∆r) ∆W = W (r + ∆r) − W (r) = oder kqQ ∆W ≈ −qE(r) = − 2 ∆r r Im Grenzfall ∆r → 0 wird aus dem Ungefähr- ein Gleichheitszeichen: lim ∆r→0 lim ∆r→0 ∆W dW kqQ = =− 2 ∆r dr r ∆W kqQ kqQ = lim − =− 2 ∆r→0 ∆r r(r + ∆r) r Die Konstante C folgt aus der Bedingung W (r0 ) = 0: Die Lösung dieser Gleichung ist (Beweis siehe Kasten rechts) W (r0 ) = kqQ +C W (r) = r Die Überführungsarbeit für eine Ladung q im Feld einer Ladung Q beim Transport von einem Punkt A mit der Entfernung r0 zu einem Punkt B mit der Entfernung r von Q ist qQ 1 1 W (r) = − 4πε0 r r0 kqQ +C =0 r0 =⇒ C=− kqQ r0 K2 q A r0 B K1 r Q ——————————————– Da jedes reale statische (zeitlich konstante) elektrische Feld von Punktladungen erzeugt wird, gilt: Auch im Feld einer Punktladung ist die Überführungsarbeit wegunabhängig, d.h. die Überführungsarbeiten auf den Kurven K1 und K2 sind gleich: WK1 = WK2 In jedem statischen elektrischen Feld ist die Überführungsarbeit auf einer geschlossenen Kurve gleich null. (Energiesatz der Elektrostatik) Wird die Kurve K2 in umgekehrter Richtung durchlaufen, ändert sich das Vorzeichen der Überführungsarbeit: Es gibt keine Ladungskonfiguration, die ein Feld erzeugt, das dem Energiesatz widerspricht! W−K2 = −WK2 Die Überführungsarbeit auf der geschlossenen Kurve von A auf K1 nach B und zurück auf K2 von B nach A ist null! 70 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Potentielle Energie im elektrischen Feld y y Die potentielle Energie von q im Punkt B bezüglich des Punktes A ist einfach die Überführungsarbeit von A nach B: q P ~ E WA (B) = WAB A x Wegen der Wegunabhängigkeit der Überführungsarbeit ist die potentielle Energie im elektrischen Feld definiert. Im homogenen eindeutig 0 ~ Feld E = ist die potentielle Energie ei−E ner Ladung q im Punkt P (x y) bezüglich eines Punktes A auf der x-Achse WA (P) = qEy Beispiel: Die potentielle Energie eines Elektrons im Feld eines Protons ist Die Wahl des Bezugspunktes bei der potentiellen Energie einer Ladung q im Feld einer Punktladung Q ist zweckmäßigerweise ein unendlich fer1 = 0: ner Punkt mit r0 → ∞ und damit lim r0 →∞ r0 W∞ (r) = W∞ (r) = Eine Fläche konstanten Potentials heißt Äquipotentialfläche. Da die Überführungsarbeit auf jeder Kurve, die überall senkrecht zu den elektrischen Feldlinien steht, null ist, gilt: Das Potential im Punkt B bezüglich des Punktes A ist definiert durch WA (B) WAB = q q 0 ist das Potential −E im Punkt P (x y) bezüglich eines Punktes A auf der x-Achse ϕA (P) = Ey ~ = Im homogenen Feld E ∆~ s A Im homogenen Feld sind die Äquipotentialflächen parallele Ebenen senkrecht zu den Feldlinien. Im Feld einer Punktladung sind die Äquipotentialflächen zur Ladung konzentrische Kugelflächen. Q 4πε0 r Die Einheit des Potentials ist Leiteroberflächen sind Äquipotentialflächen! V [ϕ] = [E] · [∆y] = ·m=V m Liegen A und B in einer Äquipotentialfläche, dann ist die Überführungsarbeit WAB = 0. Die Spannung im Punkt P bezüglich des Punktes Q ist die Potentialdifferenz UQP = ϕA (P) − ϕA (Q) = ϕQ (P) = ~ E Alle Flächen, die überall senkrecht zu den elektrischen Feldlinien stehen, sind Äquipotentialflächen. Das Potential einer Punktladung Q bezüglich eines unendlich fernen Punktes ist ϕ∞ (r) = e2 e · (−e) =− , 4πε0 r 4πε0 r wobei r die Entfernung Elektron–Proton ist. qQ 4πε0 r Das Potential des elektrischen Feldes ϕA (B) = x Eine positive Überführungsarbeit bedeutet, dass Arbeit von außen in das System Feld-Ladung hineingesteckt wird, die potentielle Energie des Systems wird erhöht. Ist WAB dagegen negativ, dann wird die Arbeit vom Feld verrichtet, es wird Energie frei, die potentielle Energie des Systems wird kleiner (z.B. in kinetische Energie verwandelt). Die Potentialdifferenz (Spannung) zwischen zwei Punkten A und B in einem homogenen elektrischen Feld E ist WQP q U = ∆ϕ = E∆s WPQ = −WQP = −qUQP ∆s ist die Projektion von AB ~ auf die Richtung von E. 71 E ∆s A B Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die zweidimensionale Darstellung eines eindimensionalen Potentials ϕ(x) oder die dreidimensionale Darstellung eines zweidimensionalen Potentials ϕ(x, y) wird als Potentialgebirge bezeichnet. Positive Ladungen rollen“ im Potentialgebirge ” abwärts, negative aufwärts: ϕ ϕ Das Potentialgebirge folgender Abbildung gehört zu vier positiven Ladungen Q und einer negativen Ladung −2Q: r Q>0 bei r = 0 Q<0 bei r = 0 r Die Gesamtenergie eines Teilchens der Masse m und der Ladung q in einem Potential ϕ ist ϕ Q>0 bei r = 0 v1 Beispiel: W (r) = Wkin (r) + qϕ(r) m = v(r)2 + qϕ(r) 2 Ein zunächst ruhendes Elektron wird in einer Elektronenröhre von der Spannung U = 500 V beschleunigt. Wie groß ist seine Endgeschwindigkeit v? me 2 v = eU 2 r 2eU m v= = 1,3 · 107 me s v2 r1 r2 r Der Energiesatz lautet dann W (r1 ) = W (r2 ) oder Beispiel: m 2 m v1 + qϕ(r1 ) = v22 + qϕ(r2 ) 2 2 q v2 = v12 + q(ϕ(r1 ) − ϕ(r2 )) Protonen der Geschwindigkeit v0 = 1,0·106 ms sollen durch ein homogenes elektrisches Feld E auf einer Strecke von ∆s = 10 cm auf die halbe Geschwindigkeit abgebremst werden. Wie muss das Feld beschaffen sein? ——————————————– Elektronenröhre Die Glühkathode K, eine Drahtwendel, wird mit der Spannung UH beheizt und zum Glühen gebracht. Wegen der heftigen Wärmebewegungen können Elektronen den Draht verlassen. Der dadurch positiv geladene Draht lässt die Elektronen aber nicht entkommen, sie bilden eine Ladungswolke um die Glühkathode. Legt man zwischen K und die Anode A (Leiterplatte mit Loch) eine Beschleunigungsspannung U , werden die Elektronen der Ladungswolke bis zu A hin beschleunigt und fliegen nach dem Loch mit konstanter Geschwindigkeit v weiter. K Das Feld muss entgegen der Bewegunsrichtung zeigen. mp 2 mp v0 2 = eU = eE∆s v − 2 0 2 2 3mp 2 3mp v02 v0 = eE∆s =⇒ E = 8 8e∆s V =⇒ U = E∆s = 3,91·103 V E = 3,91·104 m Beispiel: Ein Elektron verlässt eine Kugel (R = 5,0 cm) mit der Ladung Q = −2,0 · 10−8 C. Welche Geschwindigkeit v hat das Elektron 10 cm von der Kugeloberfläche entfernt? A UH Q · (−e) me 2 Q · (−e) = + v mit r = 15 cm 4πε0 R 4πε0 r 2 s m 1 1 −Qe = 2,9 · 107 − v= 2πε0 me R r s − U + 72 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Vergleich Gravitationsfeld Elektrisches Feld 1 4πε0 k= Kraft zwischen zwei Punktladungen: F = Kraft zwischen zwei Punktmassen: kQ1 Q2 r2 F = Gm1 m2 r2 Gravitationsfeldstärke: Elektrische Feldstärke: ~ ~ = F E q ~g = F~ m Kraft auf Masse: Kraft auf Ladung: F~ = m~g ~ F~ = q E Feld einer Punktladung: Feld einer Punktmasse: E(r) = kQ r2 g(r) = Fluss durch geschlossene Fläche mit Masse M innerhalb der Fläche: Fluss durch geschlossene Fläche mit Ladung Q innerhalb der Fläche: Φ = 4πkQ = Q ε0 Φ = 4πGM Radialsymmetrische Massenverteilung: Radialsymmetrische Ladungsverteilung: E(r) = GM r2 kQ(r) r2 g(r) = GM (r) r2 Potentielle Energie einer Ladung q im Punkt 0 ~ P (x y) im homogenen Feld E = bezüglich −E eines Punktes auf der x-Achse: Potentielle Energie einer Masse mim Punkt 0 P (x y) im homogenen Feld ~g = bezüglich −g eines Punktes auf der x-Achse: W (P ) = qEy W (P ) = mgy Potentielle Energie einer Ladung q im Feld einer Punktladung Q bezüglich eines unendlich fernen Punktes: Potentielle Energie einer Masse m im Feld einer Punktmasse M bezüglich eines unendlich fernen Punktes: GM m W (r) = − r W (r) = Qq kQq = r 4πε0 r Potential einer Punktmasse M bezüglich eines unendlich fernen Punktes: Potential einer Punktladung Q bezüglich eines unendlich fernen Punktes: ϕ(r) = kQ Q = r 4πε0 r ϕ(r) = − GM r Das unterschiedliche Vorzeichen bei W (r) und ϕ(r) beruht darauf, dass die Gravitationskraft bei positiven Massen (es gibt ja nur positive Massen) immer anziehend, die elektrische Kraft bei zwei positiven Ladungen aber abstoßend ist. Energiesatz für Masse m im Potential ϕ: Energiesatz für Ladung q im Potential ϕ: m 2 m v + mϕ(r1 ) = v22 + mϕ(r2 ) 2 1 2 m m 2 v + qϕ(r1 ) = v22 + qϕ(r2 ) 2 1 2 73 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Kondensatoren Beliebiger Kondensator: Ein Kondensator besteht aus zwei getrennten Leitern. Schließt man den Kondensator an eine Stromquelle an, fließt Ladung auf die beiden Leiter. Da sich die Stromquelle nicht auflädt, ist die Gesamtladung auf den beiden Leitern null, die Ladungen auf den leitern sind betragsmäßig gleich. Bei einer Veränderung der Ladung bleibt die Geometrie der Feldlinien zwischen den Leitern gleich, es ändert sich nur die Stärke E des Feldes (kann man exakt mit den Grundgleichungen der Elektrostatik zeigen). Nach Gauß ist E zu Q proportional. Da die Spannung U zwischen den Leitern auch zu E proportional ist, ist letztendlich Q zu U proportional. Der Proportionalitätsfaktor C heißt Kapazität des Kondensators: + 1 pF = 10−12 F 1 nF = 10 F (Nanofarad) 1 µF = 10 −6 F (Mikrofarad) Q + + + + + + + + A + U d ~ E _ _ _ _ _ _ _ _ _ −Q Beispiel: Kondensator aus zwei kreisförmigen Platten (r = 10,0 cm) mit d = 2,00 mm und U = 100 V: C= und damit die Kapazität des Plattenkondensators ε0 r 2 π = 0,139 nF d Q = CU = 1,39 · 10−8 C U V = 5,00 · 104 d m Reihenschaltung von Kapazitäten: Die untere Platte eines KondenC1 sators und die obere Platte des darunter befindlichen Kondensators tragen zusammen die Ge- U C2 samtladung −Q1 + Q2 = 0 =⇒ ε0 A d E= Parallelschaltung von Kapazitäten: An jedem Kondensator liegt die gleiQ1 che Spannung U . Die Gesamtladung aller Kondensatoren ist C1 Q2 C = C1 + C2 + . . . + Cn (Pikofarad) −9 Plattenkondensator: Qd Q = , ε0 A C Die Gesamtkapazität ist also wegen Q C= U C V Gebräuchliche Einheiten sind: Die Spannung zwischen den Platten ist Q = C1 U + C2 U + . . . + Cn U _ [C] = 1 Farad = 1 F = 1 Ein Plattenkondensator besteht aus zwei gleich großen, parallel angeordneten Leiterplatten der jeweiligen Fläche A und mit dem Plattenabstand d. Wenn d klein √ zu den Abmessungen der Platten ist (d ≪ A), dann ist das Feld zwischen den Platten annähernd homogen und die Flächenladungsdichte σ auf einer Platte ist näherungsweise konstant: Q σ= A Nach Gauß ist die Feldstärke zwischen den Platten Q σ = E= ε0 ε0 A C= U Einheit der Kapazität: Q C= U U = Ed = __ __ _ −Q _ _ _ ++ ++ Q + ++ C2 Q1 = Q2 = . . . = Qn =: Q Cn Die Summe der Teilspannungen: Qn Q Q Q + + ···+ = U : Q C1 C2 Cn Cn U 1 1 1 1 + + ···+ = C C1 C2 Cn 74 Q1 −Q1 Q2 Qn Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Energie des elektrischen Feldes Ein Plattenkondensator der Kapazität C = 1 F mit dem Plattenabstand d = 1 mm müsste die Fläche Cd = 1,13 · 108 m2 A= ε0 Der Energieinhalt W des Kondensators ist die potentielle Energie der Ladungen gegeneinander, wobei die Energie des ungeladenen Kondensators null sein soll (Wahl des Bezugspunktes). Vergrößert man die Ladung von Q auf Q + ∆Q, muss man dazu die Ladung ∆Q von der nagativen auf die positive Platte transportieren. Die dazu benötigte Überführungsarbeit ist die Vergrößerung ∆W des Energieinhalts. Für ∆Q ≪ Q gilt: ∆W ≈ U ∆Q =⇒ haben, das entspricht einem Quadrat der Seitenlänge 10,6 km. Durch besonders strukturierte Oberflächen und das Einbringen spezieller Nichtleiter (Dielektrika) zwischen die Platten lässt sich die Kapazität eines Kondensators extrem erhöhen. Statt starrer Platten werden dünne Leiter- und Nichtleiterfolien verklebt und aufgewickelt. Es gibt heute Superkondensatoren (z.B. Goldcaps) mit einem Volumen von weniger als 100 cm3 und einigen hundert Farad. Als Beispiel betrachten wir einen Kondensator (SuperCap R) mit C = 400 F, der mit der Spannung U = 2,5 V betrieben werden darf. Er kann die Ladung Q = CU = 1000 C und die elektriQ2 sche Energie W = 2C = 1250 J speichern. Eine 4 W LED-Lampe (I = P U = 1,6 A) könnte damit Q t = I = 625 s = 10,4 min lang betrieben werden. ——————————————– Eine freistehende Leiterkugel mit Radius R trägt die Ladung Q. Man kann die Kugel als Kondensator betrachten, dessen zweiter Leiter eine Kugelschale mit unendlich großem Radius ist. Die Spannung zwischen der Kugeloberfläche und einem unendlich weit entfernten Punkt ist Q ∆W ≈U = ∆Q C oder im Grenzfall ∆Q → 0 Q dW = W ′ (Q) = dQ C Die Lösung dieser Gleichung mit W (0) = 0 ist W = C Q2 = U2 2C 2 Die Herleitung dieser Gleichung machte nicht von den speziellen Gegebenheiten beim Plattenkondensator Gebrauch, sie gilt also für alle Kondensatoren. Speziell für den Plattenkondensator kann man wegen E= Q ε0 A und C = ε0 A d U = ϕ(R) − ϕ(∞) = schreiben: Die Kugel hat also die Kapazität ε2 A2 E 2 d ε0 AdE 2 ε0 W = 0 = = E2V 2ε0 A 2 2 C= mit dem Feldvolumen V = Ad. Der Unterschied zwischen dem geladenen und dem ungeladenen Kondensator ist das einmal vorhandene und einmal fehlende elektrische Feld. Man kann also annehmen, dass die Energie des Kondensators in seinem Feld steckt. Die Energiedichte des elektrichen Feldes ist also w= Q 4πε0 R Q = 4πε0 R U und das Feld der Kugel den Energieinhalt W = Q2 Q2 = 2C 8πε0 R Wenn man annimmt, dass ein Elektron wie ein Kugelkondensator gebaut ist und seine Masse der Masse seines Feldes entspricht, dann ist ε0 W = E2 V 2 me = Wenn unsere Annahme stimmt und das elektrische Feld tatsächlich Energie enthält, muss es nach Einsteins Massen-Energie-Äquivalenz Q2 W = 2 c 8πε0 Rc2 und der Radius des Elektrons (klassischer Elektronenradius) ist W = mc2 re = auch Masse besitzen. Die Ablenkung von Licht, das nur aus elektrischen und magnetischen Feldern besteht, durch schwere Massen (Sterne, Galaxien) ist eine schöne Bestätigung unserer Annahme. e2 = 1,4 · 10−15 m 8πε0 me c2 Dies ist natürlich nur eine grobe Abschätzung der Größe des Elektrons, dessen Verhalten durch die Gesetze der Quantenmechanik geregelt ist. 75 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Kraft auf die Kondensatorplatten Da die Kondensatorplatten Ladungen unterschiedlichen Vorzeichens tragen, ziehen sie sich gegenseitig an. F sei die Kraft, die von einer Platte auf die andere ausgeübt wird. Vergrößert man den Plattenabstand von x auf x + ∆x, muss man an einer Platte ebenfalls mit der Kraft F ziehen, um die Anziehungskraft zu überwinden. Die für die Abstandsvergrößerung aufgewendete Arbeit steckt in der neuen Feldenergie. Da die Ladung Q konstant ist, gilt Q + + + + + + + + A x ~ E _ _ _ _ _ _ _ _ −Q ∆x _ _ _ _ _ _ _ _ Q2 Q2 ∆W = F ∆x = W − W = − = 2C′ 2C 2 1 1 Q = − = ′ 2 C C Q2 x + ∆x x = = − 2 ε0 A ε0 A Q2 ∆x = 2ε0 A ′ F = F Q2 1 Q 1 = · · Q = EQ 2ε0 A 2 ε0 A 2 Bewegung von Ladungen im homogenen Feld y Ein Teilchen der Masse m und der Ladung q tritt zur Zeit t0 = 0 bei O(0|0) mit der Anfangsgeschwindigkeit v0x v0 cos α ~v0 = = v0 sin α v0y + + + + + + ~ v0 α v0x q v0y 0 −E ~ v1 ~ E L x ~ F _ _ _ _ _ _ _ _ −Q Zur Zeit t befindet sich das Teilchen am Ort 1 x(t) ~s(t) = = ~v0 t + ~at2 y(t) 2 ein. Im Feld ist die Beschleunigung des Teilchens q ~ F~ 0 ax = = E= ~a = ay − qE m m m x = x(t) = v0x t =⇒ t= x v0x ay 2 t 2 Die Bahngleichung des Teilchens im Kondensatorfeld (0 ≦ x ≦ L) ist also y = y(t) = v0y t + Da die Beschleinigung in x-Richtung null ist, ist die Geschwindigkeit in x-Richtung konstant: vx = vx0 = v0 cos α y= Das Teilchen verlässt zur Zeit t1 = + y1 O in das homogene Feld ~ = E Q + L L = vx0 v0 cos α qE v0y 2 ·x− 2 ·x v0x 2mv0x Das Teilchen bewegt sich im Kondensator auf einer Parabel. Scheitel der Parabel, wenn das Kondensatorfeld mit der Geschwindigkeit vy (t2 ) = v0y − ~v1 = ~v0 + ~at1 qE t2 = 0 m Der Scheitelpunkt existiert nur, wenn t2 < t1 . am Ort 1 ~s1 = ~v0 t1 + ~at21 2 76 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Das magnetische Feld Definitionen und Regeln Beispiele Die Lorentzkraft Kraft auf Ströme im Magnetfeld Zur Wiederholung siehe S.24. Zeigefinger Auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem ~ wirkt eine Kraft, deren Richtung Magnetfeld B man mit der UVW-Regel (Rechte-Hand-Regel) bestimmt (Ursache-Vermittlung-Wirkung): Ursache ist der Strom, Vermittlung das Magnet~ B ~ und F~ feld und die Wirkung ist die Kraft. I, bilden in dieser Reihenfolge ein Rechtssystem. Es gilt ~ F~ ⊥ I~ und F~ ⊥ B ~ B Daumen V U I~ ~ F W Mittelfinger Misst man die Kraft F auf einen vom Strom I durchflossenen Leiter der Länge l für verschiedene Ströme und verschiedene Leiterlängen in immer dem gleichen Magnetfeld, dann stellt man F fest, dass konstant ist. Diese Konstante I l sin ϕ nennt man magnetische Flussdichte oder Kraft~ ist ein Vektor mit dem Betrag flussdichte B. B B, der in Richtung der magnetischen Feldlinien zeigt. F B= I l sin ϕ l ~ F ϕ I~ Die Einheit der Kraftflussdichte ist [B] = 1 rechte Hand ~ B ~⊥ B ~ a × ~b Vs N = 1 2 = 1 T = 1 Tesla Am m ~b Ein Leiter, der vom Strom I~ durchflossen wird, befindet sich in einem Magnetfeld mit der Kraft~ ϕ =< ~ B). ~ Dann wirkt auf den flussdichte B, ) (I, Leiter der Länge l die Kraft F~ mit dem Betrag ϕ ~ a Das Vektorprodukt oder Kreuzprodukt ~a × ~b zweier Vektoren ~a und ~b, die den Winkel ϕ miteinander einschließen, ist folgendermaßen definiert: F = lIB sin ϕ = lIB⊥ oder in Vektorform Für ~a 6= ~0 und ~b = 6 ~0 gilt ~a × ~b ⊥ ~a und ~ F~ = l · I~ × B ~a × ~b ⊥ ~b Beispiel: ~a, ~b und ~a×~b bilden in dieser Reihenfolge Ein 10 cm langer Leiter wird vom Strom I = 3,0 A durchflossen und schließt mit einem Magnetfeld der Kraftflussdichte B = 0,40 T den Winkel ϕ = 30◦ ein. Die Kraft auf den Leiter ist ein Rechtssystem (Daumen–Zeigefinger– Mittelfinger der rechten Hand). | ~a × ~b | = |~a| · |~b| · sin ϕ Für das Vektorprodukt gelten folgende Regeln: F = 0,1 m · 3 A · 0,4 T · sin 30◦ = 6,0 · 10−2 N ~a × ~b = −~b × ~a ~a × (~b + ~c) = ~a × ~b + ~a × ~c ~a × ~a = ~0 77 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die Lorentzkraft ~ d.h. die bewegten Elektronen, Der Strom I, sind die Ursache für die Kraft F~ auf einen stromdurchlossenen Leiter im Magnetfeld. Wir nehmen an, dass alle Elektronen die gleiche Geschwindigkeit ~v besitzen und somit auf jedes Elektron die gleiche Kraft F~ ∗ wirkt. n sei die Anzahl der frei beweglichen Elektronen im Volumen V = A l und t die Zeit, in der die Elektronen die Strecke l zurücklegen. Aus l Q = −ne und t = v folgt ne Q =− ·v I= t l oder ~ v l ~ v ~∗ F ϕ ~ F α ~ v A ~ B I~ α = 90◦ − ϕ =⇒ ~ F sin α = − sin ϕ (q > 0) ne I~ = − · ~v l ~ B Für die Gesamtkraft auf das Leiterstück der Länge l gilt dann ϕ q ~ = −n e · ~v × B ~ F~ = n · F~ ∗ = l · I~ × B ~ v und es folgt für die Kraft auf ein Elektron ~ F~ ∗ = (−e) · ~v × B ~ F (q < 0) Die Verallgemeinerung auf beliebige Teilchen liefert: ~ v q>0 Auf ein Teilchen der Ladung q und mit der ~ die Geschwindigkeit ~v wirkt im Magnetfeld B Lorentzkraft ~ B ~ F ~ F~ = q · ~v × B ~ v d~ s r Der Betrag der Lorentzkraft ist ~ F F = |F~ | = |q|vB sin ϕ Spezialfälle der Lorentzkraft: ~ (ϕ = 0) =⇒ ~v k B ~ (ϕ = 90◦ ) =⇒ ~v ⊥ B Mit der konstanten Geschwindigkeit v ist auch der Betrag F = |q|vB der Lorentzkraft konstant. An jedem Punkt der Bahn sind also die Bedingungen für die Bahnkrümmung (v, F ) die gleichen, d.h. die Bahn hat überall die gleiche Krümmung und ist somit ein Kreis. Den Radius r der Kreisbahn findet man mit der Bedingung F =0 F = qvB Ein Teilchen der Masse m und der Ladung q bewegt sich mit der Geschwindigkeit ~v in einem ho~ E sei die Ebene, die den mogenen Magnetfeld B. momentanen Teilchenort enthält und die senk~ steht. ~v und die Lorentzkraft F~ auf recht auf B das Teilchen sind dann parallel zu E. Da es also keine Kraftkomponente senkrecht zu E gibt, verläuft die Teilchenbahn ganz in E. In einer sehr kleinen Zeit dt legt das Teilchen den Weg d~s = ~v dt zurück. Die auf diesem Weg von F~ am Teilchen verrichtete Arbeit ist Zentripetalkraft = Lorentzkraft : mv 2 = |q|vB r Beispiel: Ein Elektron mit v = 2,·106 ms beschreibt im Feld mit B = 4,0 · 10−5 T einen Kreis mit Radius dW = |F~ | · |d~s| · cos 90◦ = 0 r= Die kinetische Energie und damit auch der Betrag v = |~v | der Teilchengeschwindigkeit sind also konstant. 78 mv = 0,28 m eB Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Der magnetische Fluss ~ ~n) ≦ 90◦ . , wenn 0 ≦ ϕ =< ) (B, Dabei gilt +❥ Der Fluss durch die Fläche A ist die Summe der Flüsse durch die kleinen Flächen dA. Die Einheit des magnetischen Flusses ist Da es keine magneti~ B ~ n schen Monopole gibt ϕ (es gibt nur Dipole, d.h. Magnetpole tredA ten immer im ZweiA erpack nord-süd auf) sind magnetische Feldlinien immer geschlossen, im Gegensatz zu den elektrischen Feldlinien, die bei positiven Ladungen beginnen und bei negativen enden. Eine Konsequenz davon ist der Satz von Gauß für Magnetfelder: [B] = 1 Tm2 = 1 Vs = 1 Weber Der magnetische Fluss durch eine geschlossene Fläche ist immer null. Der magnetische Fluss ist wie der elektrische Fluss definiert (siehe S. 68): ~ durch eine Der Fluss eines magnetischen Feldes B kleine, ebene Fläche dA in Richtung ~n mit ~n⊥dA ist ~ · dA · cos ϕ = ±|B ~ ⊥ | · dA dΦ = |B| Die Bewegungsinduktion Bewegt sich ein gerader Leiter der Länge L mit ~ der Geschwindigkeit ~v durch ein Magnetfeld B ~ und steht der Leiter senkrecht auf B und ~v , dann wirkt auf jedes freie Elektron im Leiter die Lorentzkraft mit dem Betrag ~ B ϕ Durch die Verschiebung der Elektronen aufgrund der Kraft F lädt sich ein Leiterende positiv und das andere negativ auf, d.h. im Leiter entsteht ein ~ mit dem Betrag E. Achtung, elektrisches Feld E wir sind nicht mehr in der Elektrostatik, in der die elektrische Feldstärke in Leitern immer Null ist! Die Elektronen bewegen sich solange, bis sich Lorentzkraft und elektrische Kraft auf die Elektronen aufheben (Gleichgewicht): =⇒ U − − − ~ F e · E = evB sin ϕ ~ B v∆t L ∆A = Lv∆t − A ~ v v∆t ~ v + E = vB sin ϕ Allgemein gilt: Zwischen den Leiterenden liegt dann eine Spannung mit dem Betrag Überstreicht ein beliebig geformter Leiter die Fläche A(t) in einem zeitlich konstanten aber sonst beliebigen (also nicht notwendig homo~ und ist Φ(t) der magenen) Magnetfeld B gnetische Fluss durch A(t), dann gilt für den Betrag der Induktionsspannung zwischen den Leiterenden dΦ |U | = |Φ̇| = dt U = EL = LvB sin ϕ (Induktionsspannung) ∆A sei die Fläche, die der Leiter in der Zeit ∆t überstreicht. Der magnetische Fluss durch ∆A ist ∆Φ = B · ∆A · sin ϕ = BLv sin ϕ · ∆t oder ∆Φ ∆t ~ E ~ ++ Fe + Da v an jedem Ort des Leiters gleich ist, herrscht somit im Leiter das homogene Feld U= ~ v ~ F F = |F~ | = evB sin ϕ Fe = F ~ F L Die Polung von U folgt aus der Richtung der Lorentzkraft auf die Leiterelektronen. ~ homogen für B 79 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Bewegung einer Leiterschleife Nebenstehende Abbildung zeigt eine rechteckige Leiterschleife zu zwei kurz aufeinanderfolgenden Zeiten. In den Leiterstücken parallel zu ~v wird keine Spannung induziert, da sie die Fläche Null überstreichen. UAB = dΦ1 dt und UCD = B dΦ2 dt ~ v C A t1 |U | = |UAB + UDC | = |UAB − UCD | = dΦ1 dΦ2 dΦ1 − dΦ2 − = = dt dt dt U t2 = t1 + dt Bewegt sich eine Leiterschleife in einem zeit~ und ist Φ(t) lich konstanten Magnetfeld B der magnetische Fluss durch die Leiterschleife, dann wird an den Enden der Schleife die Spannung U induziert mit Der Fluss durch die Gesamtfläche der Leiterschleife sei Φ. Es gilt dann und dΦ2 Φ∗ Der Betrag der Spannung U zwischen den Leiterenden ist dann Φ(t1 ) = Φ∗ + dΦ1 D dΦ1 Φ(t2 ) = Φ∗ + dΦ2 dΦ = |Φ̇| |U | = dt und damit dΦ = Φ(t2 ) − Φ(t1 ) = dΦ2 − dΦ1 Jetzt müssen wir uns noch um die Polung der Induktionsspannung kümmern. Die Leiterschleife wird als Stromquelle betrachtet, d.h. der Induktionsstrom fließt außerhalb der Leiterschleife von +❥ nach −❥. Als Beispiel betrachten wir ein scharf begrenztes Magnetfeld wie in nebenstehender Abbildung. Die Leiterschleife wird einmal aus dem Feld gezogen und das andere Mal in das Feld geschoben. Die Richtung des Induktionsstroms ermittelt man über die Lorenzkraft auf die Leiterelektronen. Der Induktionsstrom I erzeugt selbst ein ~ i bezeichnen. Wird die Magnetfeld, das wir mit B Schleife aus dem Feld gezogen, dann wird der Fluss Φ durch die Schleife kleiner. Der Abbildung ~ i in diesem Fall innerhalb entnimmt man, dass B ~ zeigt, d.h. der Schleife in die Richtung von B ~ Bi wirkt der Schwächung von Φ entgegen. Wird die Schleife in das Feld geschoben, dann wird der ~ i zeigt in dieFluss Φ durch die Schleife größer. B sem Fall innerhalb der Schleife entgegen der Rich~ d.h. B ~ i wirkt dem Größerwerden von tung von B, Φ entgegen. I I ~ v ~i B + − ~ B I ~ v ~i B − + Das vom Induktionsstrom erzeugte Magnet~ i ist innerhalb der Leiterschleife so gefeld B richtet, dass es der Flussänderung durch die Schleife entgegen wirkt. (Lenz’sche Regel). 80 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Das Induktionsgesetz Versuche ergeben, dass Induktionsspannungen an den Enden einer Leiterschleife immer dann auftreten, wenn sich der magnetische Fluss Φ durch die Leiterschleife ändert. Dabei muss sich die Leiterschleife weder bewegen noch muss das Magnetfeld den Leiter berühren. Alle diese Versuchsergebnisse lassen sich durch das Induktionsgesetz beschreiben: ~ B ~ kleiner, Hier wird |B| Φ ist positiv und Φ̇ daher negativ. ~ n =⇒ U = −Φ̇ I A Q U >0 P Eine Spule mit n Windungen berandet die Fläche A und Φ ist der magnetische Fluss durch A. Die an den Spulenenden induzierte Spannung hat den Betrag dΦ |U | = n · |Φ̇| = n · dt Das Vorzeichen von U ist so definiert, dass bei positivem U der Normalenvektor ~n und die Stromrichtung ein Rechtssystem bilden (Korkenzieherregel!). A ist die vom Magnetfeld durchsetzte Fläche. Die Richtung des Induktionsstromes bzw. die Polung von U folgt aus der Lenz’schen Regel. ~ B Ohne Beträge lautet das Induktionsgesetzt (siehe rechts): A U U = −nΦ̇ Die Tatsache des Auftretens einer Induktionsspannung ohne Bewegung des Leiters und ohne Berührung des Magnetfeldes kann wie folgt erklärt werden: ~ B ~ Hier wird |B| kleiner ~ E Um ein sich änderndes Magnetfeld wird ein quellenfreies (keine Ladungen) elektrisches Feld mit geschlossenen Feldlinien (elektrisches Wirbelfeld) aufgebaut. Die Richtung des Wirbelfeldes ist die Gleiche wie die eines Induktionsstromes in einem entlang der Feldlinie gedachten Leiters. ~ E Im einfachen Fall eines axialsymmetrischen (zy~ ist lindersymmetrischen) Magnetfelds, d.h. B ~ hängt parallel zur Zylinderachse und B = |B| nur vom Abstand r zur Zylinderachse ab, sind die Feldlinien des Wirbelfeldes zur Achse konzentrische Kreise. Die Spannung U (r) entlang eines solchen Kreises ist nach dem Induktionsgesetz r0 ~ B Ist das axialsymmetrische Magnetfeld homogen für r ≦ r0 und null für r > r0 , dann ist ( B(t)r2 π für r ≦ r0 Φ(r) = B(t)r02 π für r > r0 |U (r)| = 2πrE(r) = |Φ̇(r)| und damit folgt für den Betrag des Wirbelfeldes E(r) = r |Φ̇(r)| 2πr woraus folgt Dabei ist Φ(r) der magnetische Fluss durch einen Kreis mit Radius r, dessen Mittelpunkt auf der Zylinderachse liegt und dessen Fläche senkrecht auf der Zylinderachse steht. |Ḃ(t)|r 2 E(r) = 2 |Ḃ(t)|r0 2r 81 für r ≦ r0 für r > r0 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Das Magnetfeld von Strömen Das Linienintegral Eine Kurve K mit den Endpunkten P und Q wird in kleine Abschnitte d~s zerlegt, die praktisch als gerade angesehen werden können. Für jeden dieser Abschnitte wird das Skalarprodukt ϕ ~ s = |B| ~ · |d~s| · cos ϕ Bd~ d~ s K berechnet. Die Summe all dieser Skalarprodukte nähert sich einem Grenzwert LK an, wenn die Längen von d~s gegen null gehen. Diesen Grenz~ über K. wert nennt man das Linienintegral von B ~ Das Linienintegral von E über K ist nichts anderes als die Spannung UPQ (siehe S.71). P Schreibweise des Linienintegrals: I ~ d~s LK = B Rogowski-Spirale Der magnetische Spannungsmesser (RogowskiSpirale) ist eine flexible, zweilagig gewickelte Induktionsspule, deren Anschlüsse dicht beieinander liegen. Die Rogowski-Spirale plaziert man entlang der Kurve K und schaltet dann das Magnetfeld aus. Die Fläche S unter dem Grafen der dabei auftretenden Induktionsspannung U (t) nennt man den Spannungsstoß. Man kann zeigen, dass das Linienintegral LK zu S proportional ist: LK = Q ~ B K Rogowski-Spirale K A l ·S An Dabei ist A die Querschnittsfläche der Spirale und n ihre Windungszahl. Schließt man an die Rogowski-Spirale ein Strommessgerät mit mechanischem Zeiger an (ballistisches Galvanometer), dann ist der Maximalausschlag a proportional zum Spannungsstoß S: A S = cut a Damit gilt LK = Ca mit C= lcut nA B Alternativ kann S mit Hilfe eines Computers gemessen werden, der den Spannungsverlauf U (t) aufzeichnet und dann S numerisch berechnet. Die Daten unserer Versuchsanordnung mit einem ballistischen Spiegelgalvanometer sind t l = 0,5 m, n = 2600, A = 2,5 cm2 und cut = 1,12 · 10−4 U Vs , Skt S woraus C= l cut Vs = 8,6 · 10−5 nA m Skt t folgt. 82 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Das Ampèrsche Durchflutungsgesetz Versuch 1: Versuch 1 mit der Rogowski-Spirale: K ist eine geschlossene Kurve, die die Fläche A∗ berandet, K geht durch das Innere einer Spule mit n Windungen, die vom Strom I durchflossen wird. Der Gesamtstrom durch A∗ ist Iges = nI. n I Iges a Skt A a · Iges Skt 300 1A 300 A 300 3A 900 A 900 1A 900 A 900 0,5 A 450 A 4,25 13,0 13,0 6,2 0,014 0,014 0,014 0,014 K A∗ a I Versuch 2: K Iges = 0 Die Versuche ergeben, dass der gemessene Spannungsstoß und somit auch das Linienintegral entlang der Kurve K proportional zu Iges ist. A∗ a LK Ca Vs = = 1,2 · 10−6 = µ0 Iges Iges Am Auch beim Ausschalten von I ist a = 0!! Damit gilt das Ampèrsche Durchflutungsgesetz: Versuch 3: Umschließt eine geschlossene Kurve K die Fläche A∗ und ist Iges der Gesamtstrom, der senkrecht durch diese Fläche fließt, dann ist das Linienintegral der magnetischen Kraft~ entlang von K gleich flussdichte B I ~ d~s = µ0 · Iges LK = B K I −I A∗ a Iges = 0 K Auch beim Ausschalten von I ist a = 0!! Die magnetischen Feldlinien eines unendlich langen, geraden Leiters, der vom Strom I durchflossen wird, sind konzentrische Kreise um die Drahtachse. Wählt man für die Kurve K einen dieser Kreise mit Radius r, dann ist der Winkel ϕ zwi~ und d~s immer null. Außerdem ist der schen B ~ auf K konstant. Daher vereinBetrag B von B facht sich das Linienintegral zum Produkt B mal Länge von K und aus dem Ampèrsche Durchflutungsgesetz folgt LK = B · 2πr = µ0 I =⇒ B(r) = I ~ B A∗ µ0 I 2πr Mit der Definition der Stromstärke 1 A (siehe rechts) ist die magnetische Feldkonstante µ0 exakt festgelegt. Aus Ampèredefinition: 1m Im unendlich langen Paralleldrahtsystem mit dem Abstand 1 m ist I = 1 A, wenn die Kraft F auf ein Leiterstück der Länge 1 m genau 2 · 10−7 N beträgt. µ0 I 2 L F = BLI = 2πr folgt mit I = 1 A und L = r = 1 m µ0 = N 2πF = 4π · 10−7 2 2 I A µ0 = 4π · 10−7 r I I ~ B r ~ F Nm J VAs Vs N = 2 = 2 = 2 = 2 A A m A m A m Am Vs Am 83 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die langgestreckte Spule (Solenoid) Mit einem magnetischen Spannungsmesser wird das Feld einer Spule der Länge l vermessen. Die folgende Tabelle zeigt die ballistischen Ausschläge beim Ausschalten des Spulenfeldes: a1 15 Skt a2 0,5 Skt a3 0,5 Skt l 2R n a1 a4 15,5 Skt Der Tabelle entnimmt man, dass sich der Hauptteil des Spulenfeldes im Spuleninneren befindet. Unter der Annahme eines homogenen Feldes im Spuleninneren folgt aus dem Ampèrschen Durchflutungsgesetz (K1 ist der Teil der geschlossenen Kurve K, der im Inneren der Spule verläuft): a3 a2 µ0 nI = LK = LK1 + LK2 ≈ LK1 = B · l Damit folgt für das Feld im Inneren einer langgestreckten Spule (l ≫ 2R): B≈ a4 µ0 nI l K2 A Die Ringspule (Toroid) C K1 I ~ auf Kreisen Aus Symmetriegründen ist B = |B| um die Mittelachse des Toroids konstant. Mit der Windungszahl n folgt aus dem Durchflutungsgesetz: I ~ d~s = 2rπB = µ0 nI B K ra K ri µ0 nI B= 2rπ r (im Inneren des Toroids) ~ B ds Die Induktivität Für eine langgestreckte Spule (Solenoid mit n Windungen, Länge l, Querschnittsfläche A) gilt: Durch eine Spule oder eine einzelne Leiterschleife fließt der Strom I. Das von der Spule erzeugte Magnetfeld ist überall proportional zu I. Damit ist der gesamte magnetische Fluss Φges durch die Spule ebenfalls proportional zu I. Die Proportionalitätskonstante L heißt Induktivität der Leiteranordnung: Φges L := I Die Einheit der Induktivität wird nach dem US Physiker Joseph Henry (1797 - 1878) benannt: [L] = 1 Φges = n · A · B = nA · L= µ0 nI µ0 An2 = ·I = L·I l l µ0 An2 l (Induktivität eines Solenoids ohne Eisenkern) Beispiel: Eine 10 cm lange Spule mit 300 Windungen und der Querschnittsfläche 9,0 cm2 hat die Induktivität Vs = 1 H = 1 Henry A L= 84 µ0 · 9 · 10−4 m2 · 3002 = 1,0 mH 0,1 m Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Strom einschalten Ersatzschaltbild Die Spannung Ue = ( Ue Ue 0 U für t < 0 für t ≧ 0 Ui UR Ui UR A I liegt an einer Spule mit der Induktivität L und dem ohmschen Widerstand R (d.h. Einschalten des Stromes zur Zeit null). Da der Strom durch die Spule anwächst, wird auch Φges größer und nach der Lenz’schen Regel wird eine Spannung Ui an den Spulenenden induziert, die der angelegten Spannung Ue entgegenwirkt: n I R L L R Ue Ue Ue U t Ui = −Φ̇ges = −L · I˙ I U R Die Gesamtspannung an der Spule ist dann U = R · I = Ue + Ui = Ue − L · I˙ t und für den Strom gilt die Differentialgleichung Beispiel: Eine große supraleitende Spule hat die Induktivität L = 14 H und den Widerstand (Zuleitungen, Stromquelle) R = 0,50 Ω. τ sei die Zeit, in der die Stromstärke durch die Spule beim Einschalten von null auf 99% der Sättigungsstromstärke ansteigt: Ue R I˙ + · I = L L Die Lösung dieser Gleichung für eine konstante angelegte Spannung Ue = U lautet (Beweis!): R U + C · e− L ·t R I(t) = R U U 1 − e− L ·τ = 0,99 · R R I(τ ) = Mit der Anfangsbedingung I(0) = 0 folgt I(0) = U +C =0 R =⇒ C=− R e− L ·τ = 0,01 = U R − und damit I(t) = R U 1 − e− L ·t R 1 100 R 1 · τ = ln = − ln 100 L 100 L τ = · ln 100 = 129 s R Strom ausschalten Beim Ausschalten des Stromes zur Zeit t0 = 0 gilt Ue = 0 für t > 0, die Lösung der Differentialgleichung lautet damit R1 L I R I(t) = C · e− L ·t R2 R = R1 + R2 Mit der Anfangsbedingung I(0) = I0 folgt Ue R S I(t) = I0 e− L ·t I0 t 85 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Energie des Magnetfeldes Der Induktionsstrom l R I(t) = I0 e− L ·t A nach dem Ausschalten wird von der Induktionsspannung Ui = −L · I˙ angetrieben. Die Leistung des Induktionsstromes ist somit dI P = Ui · I = −LI˙ I = −LI dt Fassen wir zusammen: Eine Spule mit n Windungen, der Länge l und der Querschnittsfläche A wird vom Strom I durchflossen. Die magnetische Kraftflussdichte im Inneren der Spule ist µ0 nI B= , l ihre Induktivität Ist W (t) die vom Induktionsstrom nach dem Ausschalten verrichtete Arbeit, dann gilt P (t) = Ẇ = n I dW dI = −LI dt dt Die Lösung dieser Differentialgleichung ist 1 W (t) = − LI(t)2 + C 2 L= mit einer Konstanten C, wie man leicht mit der Kettenregel nachweist. Mit der Anfangsbedingung W (0) = 0 folgt 1 W (0) = − LI02 + C = 0 2 =⇒ µ0 An2 l und der im Wesentlichen auf das Volumen V = lA konzentrierte Energieinhalt des Magnetfeldes ist Wm = 1 C = LI02 2 B2 L 2 µ0 An2 B 2 l2 ·V ·I = · 2 2 = 2 2l µ0 n 2µ0 Die Energiedichte (Energie pro Volumen) des Magnetfeldes ist also und damit W (t) = 1 2 1 LI − LI(t)2 2 0 2 wm = Wegen lim I(t) = 0 folgt B2 2µ0 t→∞ Beispiel: 1 lim W (t) = LI02 t→∞ 2 Eine sehr große Spule eines Teilchendetektors hat den Radius r = 3,20 m, die Länge l = 13 m und n = 2196 Windungen. Der Strom durch die supraleitende Spule ist I = 2,0 · 104 A. Die Induktivität der Spule ist W kann nur vom Magnetfeld stammen, das von I0 erzeugt wurde. Im Magnetfeld einer Leiteranordnung der Induktivität L, die vom Strom I durchflossen wird, steckt also die Energie Wm = L= L 2 ·I 2 µ0 n 2 r 2 π = 15 H. l Im Magnetfeld der Spule ist die Energie W = 1 2 LI = 3,0 · 109 J = 833 kWh 2 gespeichert. Bei einem Preis von 0,3 ¿ pro kWh kostet das Einschalten der Spule 250 ¿. Die Kraftflussdichte in der Spule ist B= µ0 nI = 4,25 T, l die Energiedichte des Magnetfeldes im Inneren der Spule ist wm = 86 W W J B2 = = 2 = 7,2 · 106 3 . 2µ0 V r πl m Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die Masse des Elektrons a Die von der Glühkathode eines Fadenstrahlrohrs emittierten Elektronen werden von der Anodenspannung U beschleunigt. Das ziemlich homogene Magnetfeld des Helmholtz-Spulenpaares zwingt die Elektronen auf eine Kreisbahn mit Radius r. Das Rohr ist mit einem verdünnten Gas gefüllt, das von den Elektronen zum Leuchten angeregt wird. 2eU m 2 v = e U =⇒ v2 = 2 m 2 =⇒ e B r v2 =⇒ v 2 = evB = m r m ~ B a Q ~ r ~ r M A Q K ~ B + U_ 6,3 V (Heizspannung) Helmholtz-Spulenpaar Mit den Versuchsdaten n = 130 und a = 15,0 cm und den Messwerten 2eU e2 B 2 r 2 = m m2 I = 1,71 A, U = 165 V und r = 3,25 cm e 2U = 2 2 m B r erhält man (als Zwischenergebnis nicht exakt gerundet) e heißt spez. Ladung des ElekDas Verhältnis m trons. Für das Magnetfeld B0 im Mittelpunkt M des Rohres und in guter Näherung in der Ebene der Elektronenbahn gilt B ≈ B0 = 1,3326 · 10−3 T und damit C e = 1,76 · 1011 m kg 23 4 n µ0 I B0 = · 5 a Der heute (2014) beste Wert für 2010) ist Dabei ist I der Strom durch die Spulen, n die Windungszahl pro Spule und µ0 = 4 π · 10−7 TAm . Experimente, bei denen die Bewegung geladener Teilchen im Magnetfeld untersucht wird, liefern e . Um die Masse des immer nur das Verhältnis m Elektrons oder anderer Elementarteilchen zu messen, muss die Elementarladung e durch anders geartete Versuche bestimmt werden. Netzsuche zu den Stichwörtern Millikan-Versuch und Quanten-Hall-Effekt. e m (gültig seit e As = 1,758820088 · 1011 m kg Mit der Elementarladung e = 1,602176565 · 10−19 A s folgt für die Masse des Elektrons me = 9,10938291 · 10−31 kg Das Wienfilter Eine Kombination aus einem homogenen elektri~ und einem darauf senkrecht stehenschen Feld E ~ mit einer Eintrittsden homogenen Magnetfeld B und einer Austrittsblende nennt man ein Wienfilter. Die Felder müssen dabei so orientiert sein, dass die Lorentzkraft auf ein in Durchlassrichtung fliegendes Teilchen der elektrischen Kraft entgegen gerichtet ist. Für geladene Teilchen, die geradlinig durch das Wienfilter fliegen, gilt FB = FE , d.h. q·E = q·v·B y m q oder v= E B 87 v0 O v< E B v> E B ~E F ~ B ~B F ~ E x Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Massenbestimmung Nebenstehende Abbildung zeigt als Beispiel den Massenspektrografen nach Bainbridge: Ein Strahl gleichartiger Teilchen (Masse m, Ladung q mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten tritt in ein Wienfilter ein. Die durchgehenden Teilchen mit v = BE1 gelangen in ein homogenes Magnetfeld B2 und beschreiben dort eine Kreisbahn, gemessen wird ihr Durchmesser d: mv 2 d 2 m= ~2 B r Skala d ~1 B Wienfilter = |q|vB2 ~ E |q|dB1 B2 |q|dB2 = 2v 2E Blenden m q Das Zyklotron Nebenstehende Abbildung zeigt den schematischen Aufbau eines Zyklotrons. Ein Strahl von Teilchen mit der Ladung q (Elektronen, Protonen, Ionen,...) wird im elektrischen Feld zwischen den beiden Duanden (Leiter in der Form einer flachen, auseinandergeschnittenen Konservendose) beschleunigt. In den Duanden herrscht kein elektrisches Feld (Faraday-Käfig). Die ganze Anordnung befindet sich im Vakuum und ist von ei~ durchsetzt. In einem Duanden nem Magnetfeld B wirkt nur die Lorentzkraft auf die Teilchen: mv 2 = |q|vB r =⇒ Duand Vakuum ~ B Beschleuni- ∼ U gungsfeld Duand r m = v |q|B Teilchenquelle r0 Die Zeit für einen halben Umlauf ist dann T rπ mπ = = 2 v |q|B d.h. sie ist unabhängig vom momentanen Bahnradius r. Wenn ein positives Teilchen zur Zeit Null die Teilchenquelle verlässt, dann muss zu diesem Zeitpunkt der untere Duand positiv und der obere negativ sein. Zur Zeit T2 ,wenn das Teilchen in der linken Hälfte das Beschleunigungsfeld durchquert, muss die Spannung an den Duanden gerade umgepolt sein. Die Frequenz f der Wechselspannung U (t) = U0 cos ωt an den Duanden muss also gleich der Umlauffrequenz f der Teilchen sein. f= U U0 Beschleunigungsphasen t Die Endenergie Wmax der Teilchen ist durch den Radius r0 des Zyklotrons begrenzt. Aus obigen Gleichungen folgt |q|B 2πm vmax = nennt man die Zyklotronfrequenz. Dem nebenstehenden Grafen entnimmt man, dass während der Beschleunigungsphasen |U (t)| ≈ U0 gilt. Pro Umlauf wird die kinetische Energie eines Teilchens also um 2qU0 vergrößert. r0 qB m und daraus Wkin,max = 88 r2 q 2 B 2 m 2 vmax = 0 2 2m Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die Maxwellgleichungen ~ E Die bisher gefundenen Erkenntnisse der Elektrodynamik lassen sich in vier Grundgesetzen zusammenfassen: Ist A eine geschlossene Fläche, Qi die gesamte Ladung innerhalb von A, Φe der elektrische und Φm der magnetische Fluss durch A, dann gilt der Satz von Gauss für elektrische Felder und für magnetische Felder (siehe S. 68 und S. 79): Qi ε0 Φm = 0 Φe = ~ B (M1) (M2) ~ B Iges ~ n ~ n A∗ A∗ K K Die Fläche A∗ wird von der geschlossenen Kurve K berandet. Der Normalenvektor ~n legt den positiven Umlaufssinn von K fest (Korkenzieherregel). Iges : Gesamtstrom senkrecht zu A∗ K ~ d~s = µ0 Iges B A Geschlossene Fläche A. Nach außen zeigende Felder erzeugen positive, nach innen zeigende negative Flüsse durch A. Das Induktionsgesetz (S. 81) lässt sich auch mit Hilfe des Linienintegrals (S. 82) formulieren, das vierte Grundgesetzt ist das Ampèrsche Durchflutungsgesetz (S. 83): I ~ d~s = −Φ̇m E (M3) I A Qi (M4′ ) K Q Der Inhalt des Induktionsgesetzes (M3) besagt, dass ein sich änderndes Magnetfeld von einem elektrischen Feld umgeben ist. Es findet sich aber nichts Gleichwertiges für ein sich änderndes elektrisches Feld in den bisherigen Gesetzen. J.C. Maxwell gefiel diese Asymmetrie nicht und er ~′ = B ~ in neforderte die Existenz eines Feldes B benstehender Anordnung. Das Feld im Kondensator ist E= Q = ε0 A∗ E I Q ε0 A∗ =⇒ ~ E A∗ I ~ B I ~ B ~′ B Φe ist der Fluss des elektrischen Feldes durch die Fläche A∗ . =⇒ ~ E I = Q̇ = ε0 A∗ Ė ~ d~s = µ0 I = ε0 µ0 A∗ Ė = ε0 µ0 Φ̇e B Iges ~ n (M4′′ ) A∗ K K ~ Ein elektrisches Feld E(t) ist also von einem Ma~ gnetfeld B umgeben, das (M4′′ ) erfüllt. Ist A∗ von einem elektrischen Feld und einem Strom Iges durchsetzt, ergibt die Zusammenfassung von (M4′ ) und (M4′′ ): I ~ d~s = µ0 Iges + ε0 µ0 Φ̇e (M4) B Zusammenfassend lauten die Grundgleichungen des elektromagnetischen Feldes: Qi ε0 Φm = 0 Φe = K In den vier Maxwellgleichungen und dem Gesetz für die Kraft auf ein geladenes Teilchen (M1) (M2) I ~ d~s = −Φ̇m E (M3) I ~ d~s = µ0 Iges + ε0 µ0 Φ̇e B (M4) K ~ + ~v × B) ~ F~ = q(E K steckt die gesamte Elektrodynamik und damit auch die Optik! Maxwellgleichungen, 1873 89 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Elektromagnetische Schwingungen und Wellen Definitionen und Regeln Beispiele Elektromagnetische Schwingungen Der Schwingkreis Der ideale Schwingkreis besteht aus einem Kondensator mit der Kapazität C und einer Spule mit der Induktivität L, der Ohm’sche Widerstand der Schaltung ist null. Zunächst müssen wir die Vorzeichen der Kondensatorspannung UC und des Stromes I festlegen. I sei positiv, wenn er im Uhrzeigersinn fließt (Richtung des Zählpfeils). UC ist positiv, wenn die Ladung Q der rechten Platte positiv ist. Die Gesamtspannung entlang des Stromkreises in Zählpfeilrichtung muss null sein (Maschenregel). Die von der Spule erzeugte Indukti˙ die Spannung des Kondenonsspannung ist −LI, sators in Zählpfeilrichtung (also von rechts nach links) ist −UC : −LI˙ − UC = 0 =⇒ LI˙ = −UC = − L I >0 I C Q Zur Bestimmung von der Amplitude I0 braucht man neben L und C noch einen weiteren Wert, z.B. die maximale Kondensatorladung Q0 oder die Gesamtenergie Wges der Schwingung. Q C ˙ = −LI0 ω cos ωt = −U0 cos ωt UC (t) = −LI(t) Differenzieren unter Beachtung von Q̇ = I: mit 1 I¨ = − I LC U0 = LI0 ω = I0 mit √ I0 Q0 = U0 C = I0 LC = ω Die Gesamtenergie der Schwingung ist 1 ω= √ LC lautet die Differentialgleichung für den Schwingkreis (Schwingungsgleichung) ¨ = −ω 2 I(t) I(t) 1 1 LI(t)2 + CUC (t)2 = 2 2 1 1 = LI02 sin2 ωt + CU02 cos2 ωt = 2 2 1 2 = LI0 sin2 ωt + cos2 ωt = 2 1 1 = LI02 = CU02 2 2 Wges (t) = (S1) Die Lösung von (S1) ist I(t) = I0 sin(ωt + ϕ) (S2) Beweis durch Einsetzen von (S2) in (S1). I(t) beschreibt eine harmonische Schwingung mit der Amplitude I0 , der Kreisfrequenz ω und der Phase ϕ. Die Schwingungsdauer T ist die Periode der Schwingung: =⇒ Beispiel: Schwingkreis mit C = 0,10 µF, L = 0,025 H und U0 = 10 V: ω=√ √ 2π = 2π LC T = ω 1 ω 1 √ = = T 2π 2π LC Den Zeitnullpunkt (Start der Uhr) kann man immer so wählen, dass die Phase null ist: Wges I(t) = I0 sin ωt 90 1 1 = 2,0 · 104 s LC ω = 3,18 · 103 Hz 2π 1 T = = 3,14 · 10−4 s f r C I0 = U0 = 0,020 A L 1 1 = LI02 = CU02 = 5,0 · 10−6 J 2 2 f= Die Frequenz der Schwingung ist f= L C Q(t) = CUC = −U0 C cos ωt = −Q0 cos ωt Mit der Abkürzung ωT = 2π r Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die Schwingungsgleichung Beispiel: Masse an einer Feder Jede von der Zeit abhängige physikalische Größe f (t), die der Schwingungsgleichung F m 2 d f = f¨(t) = −ω 2 f (t) dt2 genügt, beschreibt eine harmonische Schwingung x x 0 x ist die Auslenkung aus der Ruhelage. Nach Hook gilt für die Kraft auf die Masse f (t) = A sin(ωt + ϕ) F = ma = mẍ = −Dx F >0 F <0 Auf eine Masse in der Gleichgewichtslage x0 x < x0 x0 x > x0 x F wirkt eine Kraft wie in nebenstehender Abbilx0 x dung. In erster Näherung (für kleine Auslenkungen) gilt F = −D(x − x0 ), d.h. der Körper führt eine harmonische Schwingung um x0 aus. Ein Beispiel sind die Schwingungen der Atome in einem Festkörper. mit der Federkonstanten D. ẍ = − ω= r D x = −ω 2 x m 2π f= = 2π ω D , m r m D Gedämpfte Schwingung Geht bei einer harmonischen Schwingung laufend Energie verloren (z.B. durch Reibung), spricht man von einer gedämpften Schwingung. Für den elektrischen Schwingkreis mit ohmschem Widerstand R steht in der Schwingungsgleichung statt UC der Term UC + RI: LI˙ + UC + RI = 0 y h1 t (S3) h2 1 R I=0 (S4) I¨ + I˙ + L LC Die Lösung dieser Gleichung ist eine Schwingung mit exponentiell abfallender Amplitude und einer leicht verschobenen Frequenz: I(t) = I0 e mit ω= R − 2L ·t r Wegen −1 ≦ sin(ωt + ϕ) ≦ 1 liegt der Graf von I zwischen den Hüllkurven sin(ωt + ϕ) R R h1 (t) = I0 e− 2L ·t und h2 (t) = −I0 e− 2L ·t R2 1 − LC 4L2 Resonanz Ein gedämpfter Schwingkreis wird von einer externen Spannungsquelle Ue = U0 sin ωt angeregt: L R I LI˙ + UC + RI = U0 sin ωt (S5) C Ue 1 U0 ω R I= cos ωt (S6) I¨ + I˙ + L LC L Die Lösung von (S6) für genügend großes t: I0 I(t) = I0 (ω) sin(ωt + ϕ) mit I0 (ω) = q U0 ωL − 1 2 ωC ω0 + I0 (ω) ist maximal für ω = ω0 = R2 91 √1 . LC ω Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die Wellengleichung Es gibt viele physikalische Größen u(x, t), die vom Ort x und der Zeit t abhängen und der (eindimensionalen) Wellengleichung 1 u (x, t) = 2 ü(x, t) c ′′ u ct f (x) (W1) 0 genügen. Dabei bedeutet u′′ (x, t) die zweite Ableitung von u nach x bei konstant gedachtem t und ü die zweite Ableitung von u nach t bei konstant gedachtem x. Die allgemeinste Lösung von (W1) ist u(x, t) = f (x − ct) + g(x + ct) f (x − ct) t=0 t c x Welle nach rechts Beispiel: u((x, t) = f (x − ct) mit f (x) = x2 , f ′ (x) = 2x u((x, t) = (x − ct)2 d d (x − ct)2 = 2(x − ct) · (x − ct) = u′ (x, t) = dx dx = 2(x − ct) · 1 = 2(x − ct) = f ′ (x − ct) d d u̇(x, t) = (x − ct)2 = 2(x − ct) · (x − ct) = dt dt = 2(x − ct) · (−c) = −2c(x − ct) = (W2) wobei f und g beliebige zweimal differenzierbare Funktionen sind. f (x − ct) ist die um ct nach rechts verschobene Funktion f (x). f (x − ct) beschreibt also eine sich mit der Geschwindigkeit c nach rechts bewegende Welle, deren Form durch f (x) gegeben ist. g(x + ct) ist die um ct nach links verschobene Funktion g(x). g(x + ct) beschreibt also eine sich mit der Geschwindigkeit c nach links bewegende Welle, deren Form durch g(x) gegeben ist. = −cf ′ (x − ct) Beweis, dass (W2) eine Lösung von (W1) ist: u′′ (x, t) = f ′′ (x − ct) + g ′′ (x + ct) u̇(x, t) = −cf ′ (x − ct) + cg ′ (x + ct) Beispiele für physikalische Größen, die (zumindest näherungsweise) der Wellengleichung genügen: ü(x, t) = c2 f ′′ (x − ct) + c2 g ′′ (x + ct) = = c2 [f ′′ (x − ct) + g ′′ (x + ct)] = = c2 u′′ (x, t) 1 u′′ (x, t) = 2 ü(x, t) c Die Auslenkung in y-Richtung bei einem in x-Richtung eingespannten Seil (schwingende Saite, Musik) Die Dichteschwankung ∆̺ in einem Gas, =⇒ Beispiel: Paralleldrahtsystem (Lechersystem) einer Flüssigkeit oder in einem Festkörper (Schallwellen) I(x, t) Die z-Koordinate (nach oben zeigend) einer Ue Wasseroberfläche (Wasserwellen) U(x, t) −I(x, t) Elektrische und magnetische Felder (elek- x 0 tromagnetische Wellen, Licht) Für den Strom I und die Spannung U gelten die Wellengleichungen Die Stromstärke in einem idealen Leiter (R = 0) (Antennen) ¨ t) I ′′ (x, t) = ε0 µ0 I(x, ——————————————– Momentaufnahme einer Ladungsund Feldstärkeverteilung in einem Lechersystem: U ′′ (x, t) = ε0 µ0 Ü (x, t) Strom- und Spannungswellen breiten sich also mit der Geschwindigkeit Ue 0 1 m c= √ = 399792458 ε 0 µ0 s aus (Lichtgeschwindigkeit!). x 92 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die fortlaufende Sinuswelle Eine nach rechts laufende Welle λ u u(x, t) = f (x − ct) t=0 mit x0 x f (x) = u(x, 0) = A sin kx nennt man eine nach rechts laufende Sinuswelle. Die Periodenlänge λ= u c t= 2π k T 4 x der Sinusfunktion heißt Wellenlänge, k ist die Wellenzahl, A die Amplitude. u t= u(x, t) = A sin k(x − ct) = A sin(kx − kct) x An einer festen Stelle x0 beschreibt u(x0 , t) = A sin(kx0 − kct) = A sin ω(t − t0 ) u t= mit kx0 − π ω eine harmonische Schwingung mit der Kreisfrequenz ω und der Frequenz ω = kc f= T 2 3T 4 und t0 = x ω kc c = = 2π 2π λ Mit ω geschrieben lautet die Gleichung der nach rechts laufenden Sinuswelle: Die Frequenz f dieser Schwingung heißt auch Frequenz der Welle. Es gilt u(x, t) = A sin(kx − ωt) λf = c Reflexion von Wellen Eine auf ein Hindernis treffende Welle, das die Bedingung (B1) erzwingt, wird also am Hindernis reflektiert (u2 ist die reflektierte Welle). Mit der trigonometrischen Formel Eine nach links laufende Sinuswelle u1 (x, t) = A sin(kx + ωt) trifft bei x = 0 auf ein Hindernis, das u(0, t) = 0 für alle t sin α + sin β = 2 sin (B1) α+β α−β + cos 2 2 folgt für die resultierende, sich vor dem Hindernis aufbauende Welle erzwingt (z.B. ein bei x = 0 fest eingespanntes Seil). Die Lösung dieses Problems ist eine zusätzliche nach rechts laufende Sinuswelle u(x, t) = A sin kx cos ωt u u2 (x, t) = A sin(kx − ωt). 0 Die resultierende Welle u = u1 + u2 , also x u(x, t) = A[sin(kx + ωt) + sin(kx − ωt)] erfüllt die Wellengleichung (W1) und wegen u(x, t) beschreibt eine stehende Welle mit der von der Zeit abhängigen Amplitude A cos ωt. Die Knoten (Nullstellen) der stehenden Welle haben den Abstand λ2 . u(0, t) = A[sin ωt + sin(−ωt)] = 0 auch die Bedingung (B1). 93 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Die stehende Welle Beidseitig geschlossenes System: Eine stehende Welle a u u(x, t) = A sin kx cos ωt 0 die neben der Bedingung (B1) auch noch n=1 u(a, t) = 0 für alle t (B2) 0 x n=2 λ2 = a 2. Hauptschwingung, 1. Oberschwingung u a 0 2a λn = n λ3 = n=3 2 3 x a 3. Hauptschwingung, 2. Oberschwingung Die möglichen Frequenzen der stehenden Welle mit den beiden Randbedingungen (B1) und (B2) sind dann c c fn = =n· λn 2a Beidseitig offenes System: a u λ1 = 2a Beispiele für stehende Wellen, die (B1) und (B2) genügen, sind die schwingende Saite (u ist die Auslenkung senkrecht zur Saite) und die Stromstärke im offenen Paralleldrahtsystem oder in einem geraden Leiter der Länge a (Dipol). a 0 u λ2 = a 0 a offenes Lechersystem a u λn mit n ∈ N 2 a x λ1 = 2 a 1. Hauptschwingung erfüllen muss (z.B. eine bei x = 0 und x = a fest eingespannte Saite), existiert nur für bestimmte Wellenlängen, da a ein ganzzahliges Vielfaches des Knotenabstandes λ2 sein muss: a=n· a Dipol x 2a 2 x u λ3 = Beispiele für stehende Wellen mit maximalen Werten von u bei x = 0 und x = a, d.h. u′ (0, t) = u′ (a, t) = 0, sind die Stromstärke im beidseitig geschlossenen Lechersystem oder die Luftschwingungen in einem beidseitig offenen Rohr. a 0 2a 3 x Einseitig geschlossenes und einseitig offenes System: a a u geschlossenes Lechersystem λ1 = 4a 0 Beispiele für einseitig geschlossene (einseitig offene) Systeme sind das einseitig geschlossene Rohr, das entsprechende Lechersystem oder ein geerdeter Dipol ( λ4 -Dipol, Stabantenne). a u λ2 = 0 a x 4a 3 x a a einseitig offenes Lechersystem u λ 4 Dipol λ3 = 0 Für das einseitig offene und einseitig geschlossene System gilt 4a λn = 2n − 1 94 a 4a 5 x Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Genauere Betrachtung der Schwingung eines λ 2 -Dipols: 1. Hauptschwingung ~ E ~ B t= t=0 T 4 t= T 2 t= 3T 4 ~ B ~ E 2. Hauptschwingung Da der gerade Leiter in der Grundschwingung genau eine halbe Wellenlänge lang ist, nennt man ihn auch λ2 -Dipol. Der Dipol ist die einfachste Form eines elektrischen Schwingkreises. Im geschlossenen Schwingkreis, bestehend aus einer ~ Spule und einem Plattenkondensator, sind die E~ und B-Felder fast ausschließlich auf den Innenraum der Bauteile beschränkt. Beim Dipol dagegen erstrecken sich die Felder weit in den umgebenden Raum. Der Dipol wirkt als Antenne zur Abstrahlung elektromagnetischer Felder. λ Die Ankopplung eines Di2 I pols an einen Hochfrequenzgenerator (Sender) IGen geschieht meist induktiv wie in der Abb. Da ein Generator Sender meistens nur eine feste Frequenz benützt, kann die Dipollänge optimal abgestimmt werden (eben eine halbe Wellenlänge). Die Dipollänge eines Empfängers, der Sender mit Frequenzen aus einem größeren Bereich empfangen soll (z.B. UKW), ist immer ein Kompromiss. Eine genaue Analyse der Maxwell’schen Gleichungen liefert für große Entfernungen zu den felderzeugenden Ladungen folgende Beziehungen, die zum Teil für einen Dipol im Ursprung sofort einsichtig sind: ~ c , E⊥~ ~ c , B⊥~ ~ B ~ E⊥ , x ~ B ~ ~ = ~c × E B 2 c y ~ E ~ Das B−Feld schwingt also gleichphasig mit dem ~ E−Feld. Für die Beträge der Felder gilt B= x ~ B E c y ~ E Eine Welle, deren Größen in einer Fläche senkrecht zur Ausbreitungsrichtung konstant sind, heißt ebene Welle. Weit weg von einem Sender sind alle Wellen näherungsweise ebene Wellen. Die Wellenabstrahlung eines Dipols rührt von den schwingenden Ladungsträgern (Elektronen) her. Allgemein gilt: x y Jede beschleunigte Ladung strahlt elektromagnetische Wellen ab! ~ E ~ E c x z Beispiele: Synchrotronstrahlung bei Kreisbeschleunigern, Bremsstrahlung von z.B. in Materie abgebremsten Ladungen 95 ~ B ~ B Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Energietransport in elektromagnetischen Wellen Wegen Einer mathematischen Formelsammlung entnimmt man sin2 x = E 1 B= und c = √ c ε 0 µ0 ist die Energiedichte in einer elektromagnetischen Welle 1 (1 − cos x) 2 sin2 x 1 1 2 ε0 2 B = E + 2 2µ0 ε0 1 = E 2 = ε0 E 2 + 2 2µ0 c2 0 w(x) = x π cos x sin2 x entsteht aus der cos-Funktion durch Streckung mit dem Faktor 21 , Spiegeln an der xAchse und Verschiebung um 21 nach oben. Speziell in einer Sinuswelle E(x) = E0 sin(kx − ωt) ist die Energiedichte w(x) = ε0 E02 sin2 (kx − ωt) A1 00 λ Beispiel: Die Intensität der Sonnenstrahlung kapp W ausserhalb der Erdatmosphäre ist J = 1367 m 2 (Solarkonstante). Die Sonne strahlt also die Leistung (r = 1,5 · 1011 m) ∆W ∆P = = wc A A∆t oder 1 ε0 cE02 2 P = 4πr2 J = 3,9 · 1026 W ab. Die Strahlung eines Senders der Leistung P (z.B. eines Stern), der seine Energie gleichmäßig in alle Richtungen (isotrop) abstrahlt, hat in der Entfernung r vom Sendermittelpunkt die Intensität Beispiel: Ein λ2 -Dipol der Sendeleistung P = 1 kW erzeugt am Punkt A die Intensität (ϕ = 90◦ ) P 4πr2 J= (Verleilung der Energie auf eine Kugelfläche mit Radius r). Ein Dipol strahlt nicht isotrop. Ist ϕ der Winkel zwischen der Dipolachse und der Strahlrichtung, dann gilt für einen λ2 -Dipol J= λ 2 Den Mittelwert einer Funktion in einem Intervall auf der x-Achse findet man, indem man die Fläche, die vom Grafen und der x-Achse eingeschlossen wird (Flächen unter der x-Achse negativ), in eine Rechtecksfläche gleicher Breite verwandelt. Der Mittelwert ist dann die Höhe des Rechtecks. Wegen A1 + A2 = A3 + A4 + A5 ist der Mittelwert von sin2 kx über eine volle Wellenlänge gleich 12 . ∆W ist die Energie, die in der Zeit ∆t auf eine Fläche A trifft. Die Leistung ∆P , die auf eine senkrecht zur Ausbreitungsrichtung stehende FLäche A trifft, nennt man die Intensität oder Bestrahlungsstärke der Welle: J= A5 A4 A3 ∆W = wA∆x = wAc∆t J= A2 1 2 Der Mittelwert der Energiedichte (siehe rechts) ist ε0 w = E02 2 Ein Volumen mit der Querschnittsfläche A senkrecht zur Ausbreitungsrichtung und der Dicke ∆x = c∆t enthält die Wellenenergie J= sin2 kx y A z 100 m 3P W = 0,012 2 8πr2 m und die Amplitude des elektrischen Feldes r r 2J 3P V E0 = = = 3,0 2 ε0 c 4πr ε0 c m 3P sin2 ϕ 8πr2 96 x Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Reflexion und Brechung Die Menge aller zusammenhängenden Maxima einer Welle nennen wir eine Wellenfront. Die Wellenfronten einer ebenen Welle sind parallele Ebenen im Abstand je einer Wellenlänge, die Wellenfronten einer Kugelwelle sind Kugelschalen, deren Radien sich je um eine Wellenlänge unterscheiden. Trifft eine Welle auf eine sehr kleine Öffnung in einer für die Welle undurchlässigen Wand, dann geht von der Öffnung eine kugelförmige Elementarwelle aus. Christian Huygens (1629 - 1695) hat diese Tatsache verallgemeinert (Huygens’sches Prinzip): Wellenfront ebene Welle Von jedem Punkt eines beliebigen Wellenfeldes geht eine kugelförmige Elementarwelle aus. Die Einhüllende aller von einer Wellenfront ausgehenden Elementarwellen bildet eine neue Wellenfront. Die Ableitung des Huygens’schen Prinzips aus den Maxwellgleichungen gelang Gustav Kirchhoff (1824 - 1887). Elementarwellen Elementarwellen neue Wellenfronten In durchsichtigen Stoffen (Medien) ist die Lichtgeschwindigkeit c′ kleiner als im Vakuum (c). Vereinfacht ausgedrückt absorbiert ein Atom das Licht und sendet es zeitlich versetzt wieder aus. Das Verhältnis c n= ′ c heißt Brechungsindex des Mediums. Eine ebene Welle breitet sich in einem Medium mit der Geschwindigkeit c1 = nc1 aus und trifft auf die ebene Grenzfläche zu einem anderen Medium mit der Wellengeschwindigkeit c2 = nc2 . Die einfallende Wellenfront 1❥trifft zur Zeit t = 0 im Punkt A auf die Grenzfläche. Zur Zeit T = λc11 trifft 1❥in B und 2❥in A auf die Grenzfläche u.s.w. Überall dort, wo eine Wellenfront auf die Grenzfläche trifft, geht vom Auftreffpunkt eine Elementarwelle aus. Die Abbildung zeigt die Ele, 2❥ mentarwellen, die von den Wellenfronten 1❥ ❥ und 3 zu den Zeiten 0, T und 2 T erzeugt wurden. Der Abb. entnimmt man für den Einfallswinkel α und den Ausfallswinkel β sin α = 3λ1 3c1 T = AD AD , sin β = 3λ2 3c2 T = AD AD Einfallende Welle 3 c1 2 c2 < c1 , n2 > n1 3λ1 c1 c2 α A D β 1 3λ2 2 1 C B 2 3 Einfallslot 1 λ2 α α′ c2 n1 n2 1 Momentaufnahme zur Zeit 3T 1 n2 2 n1 =⇒ n2 sin α ≦ n1 β n1 > n2 n2 sin α = sin β n1 sin β ≦ 1 1 λ1 αg 3 3 2 2 1 1 und erhält damit das Brechungsgesetz Beim Übergang vom optisch dichteren ins optisch dünnere Medium (n1 > n2 ) ist nn12 < 1 und es gibt einen Grenzwinkel αg mit n2 c1 sin α = = sin β c2 n1 Zeichnet man die Elementarwellen im Medium 1 ein (mit λ1 !), erhält man das Reflexionsgesetz sin αg = n2 , n1 für den es gerade noch einen gebrochenen Strahl gibt. Für größere Einfallswinkel gibt es nur den reflektierten Strahl (Totalreflexion). α = α′ 97 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Polarisation Eine elektromagnetische Welle heißt linear polari~ seine Schwinsiert, wenn der Feldstärkevektor E gungsrichtung nicht ändert. Die Strahlung eines Dipols ist z.B. linear polarisiert. Ein Polarisationsfilter (Polfilter) besteht aus einem Material, in dem die Elektronen nur in eine Richtung schwingen können, d.h. er besteht aus lauter kleinen Dipolen. Liegt die Länge dieser Dipole in der Größenordnung der Wellenlänge der einfallenden Strahlung, dann werden die Dipole von der zur Dipolachse parallelen Komponente ~ k der einfallenden Welle zum Mitschwingen anE ~ k wird vom Polfilter also reflektiert (wie geregt. E an einer Metallwand) und ist somit hinter dem Filter nicht mehr vorhanden. Ein Polfilter lässt ~ ⊥ der Welle durch, der senkalso nur den Teil E recht auf den Dipolachsen steht. Die Welle nach dem Polfilter ist linear polarisiert. Ein Polfilter für Mikrowellen (cm-Bereich) besteht aus einem Gitter von parallelen Drähten. Polfilter für Licht (400 nm bis 800 nm) werden aus Kunststoffen gefertigt, die aus langgestreckten Molekülen bestehen, die ein über das ganze Molekül frei bewegliches Elektron besitzen. ~ e auf ein PolTrifft eine linear polarisierte Welle E ~ e und der filter und ist ϕ der Winkel zwischen E ~ Durchlassrichtung D, dann gilt für den Betrag des Feldstärkevektors der durchgehenden Welle ~⊥ E ϕ ~e E ~ D Elektron ~k E Durchlassrichtung ~d E ~ c ~ D Pol-Filter ~e E ~2 = 0 E ~1 E ~ D ~′ D lin. pol. natürliches Ed = E⊥ = Ee · cos ϕ ~ D ~′ D⊥ Licht Für die Intensität der durchgehenden Welle gilt dann wegen J ∼ E 2 Der Mittelwert der Funktion cos2 ϕ über eine volle Periode ist 12 (siehe S.96). Ein Polfilter reduziert die Intensität natürlichen Lichts also um 50%. Jd = Je · cos2 ϕ Natürliches Licht, das alle Polarisationsrichtungen enthält, wird durch ein Polfilter linear polarisiert. In nebenstehender Abbildung trifft natürliches Licht auf ein Polfilter mit der Durchlassrich~ Danach ist es linear polarisiert (E ~ 1 k D). ~ tung D. Trifft dieses polarisierte Licht jetzt auf ein wei~ ′ senkteres Polfilter, dessen Durchlassrichtung D ◦ ~ recht auf D steht, dann ist wegen cos 90 = 0 die Welle hinter dem zweiten Filter verschwunden. 98 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Interferenz Überlagerung von zwei Wellen gleicher Wellenlänge und gleicher Amplitude. Die Entfernung d zweier Wellenberge (Maxima) ist der Gangunterschied der beiden Wellen. d Ist d ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge (d = nλ, n ∈ Z), dann trifft Berg auf Berg und Tal auf Tal, die resultierende Welle hat die doppelte Amplitude der Einzelwellen (Verstärkung). d = nλ, n ∈ Z Ist d ein halbzahliges Vielfaches der Wellenlänge (d = n + 21 λ, n ∈ Z), dann trifft Berg auf Tal und die resultierende Welle hat die Amplitude null (Auslöschung). Wir betrachten jetzt zwei im Gleichtakt schwingende (gleichphasige) Sender S1 und S1 im Abstand d = S1 S2 , die Gerade g ist ein Lot auf S1 S2 . In die Richtung, die den Winkel ϕ mit g einschließt, haben die von S1 und S2 ausgehenden Wellen den Gangunterschied d= n+ 1 2 λ, S1 δ = d sin ϕ sin ϕn = nλ , d g δ Zur maximalen Verstärkung der Welle kommt es, wenn δ ein ganzzahliges Vielfaches von λ ist, also für alle Winkel ϕn mit n∈Z ϕ d ϕ S2 n∈Z (Verstärkung) Zur totalen Auslöschung der Welle kommt es, wenn δ ein halbzahliges Vielfaches von λ ist, also für alle Winkel ϕm mit sin ϕm = 1 λ , m+ 2 d hell dunkel hell ϕ m∈Z Schirm (Auslöschung) hell dunkel ϕ Beispiel: Ein Laserstrahl (enthält nur Licht einer Wellenlänge λ) fällt auf ein Gitter mit dem Spaltabstand d = 5,00 · 10−6 m. Auf einer Wand im Abstand a = 4,00 m zum Gitter findet man das Maximum 1. Ordnung in der Entfernung x = 0,510 m zum Maximum 0. Ordnung. tan ϕ1 = x = 0,1275 a hell Schirm x Gitter dunkel hell x Laser =⇒ x Doppelspalt Trifft Licht senkrecht auf einen Doppelspalt, dann wirken die Spaltöffnungen wie zwei gleichphasige Sender. Mit einem optischen Gitter (viele Spalte in gleichem Abstand) anstatt eines Doppelspalts treten die Interferenzeffekte viel deutlicher hervor. dunkel hell a ϕ1 = 7,27◦ ϕ x n=1 =⇒ λ = d sin ϕ1 = 632 nm Gitter 99 Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Beugung Paralleles Licht fällt auf einen Spalt der Breite a. Nach dem Huygens’schen Prinzip kann jeder Punkt des Spalts als Ausgangspunkt einer kugelförmigen Elementarwelle angesehen werden. Von jeder zu b parallelen Strecke des Spaltes geht dann eine zylinderförmige Elementarwelle aus (Einhüllende aller von der Strecke ausgehenden Kugelwellen). Zur Herleitung der Intensitätsverteilung J(ϕ) hinter dem Spalt denkt man sich den Spalt in n äquidistante Sender mit dem gegenseitigen Abstand d = na zerlegt und führt dann den Grenzübergang n → ∞ aus. Dazu muss man die Formel für die Intensitätsverteilung Jn (ϕ) des Gitters kennen und nicht nur die Winkel mit maximaler Intensität. Die ganze Herleitung findet man im LK-Skript zur Elektrodynamik. Das Ergebnis für die Intensitätsverteilung hinter dem Spalt lautet sin2 u f ür ϕ 6= 0 J · 0 J(ϕ) = u2 J0 f ür ϕ = 0 S1 d d d b a Sn a L ϕ a J(0) = J0 mit a π sin ϕ λ Die Nullstellen von J liegen bei ϕk mit u= sin ϕk = k · λ , a Die Intensitätsverteilung J(ϕ) für a = 3λ und −90◦ < ϕ < 90◦ : J k ∈ Z \ {0} 91% der gesamten Energie des Lichtes nach dem Spalt findet man im Hauptmaximum zwischen −ϕ1 und ϕ1 . Für eine kreisförmige Blende mit dem Durchmesser a gilt für das erste Beugungsminimum mit ε = ϕ1 : λ sin ε = 1,22 · a Ein paralleles Lichtbündel hat nach dem Durchgang durch eine kreisförmige Blende mit dem Durchmesser a also den Öffnungswinkel ε mit ϕ1 ϕ1 −ϕ1 ϕ Blende ϕ λ sin ε = 1,22 · a a Schirm Die Beugung beeinträchtigt das Auflösungsvermögen optischer Instrumente und verhindert die Herstellung echt paralleler Lichtbündel. Licht L ε a D ε 100 Minimum 1. Ordnung Grundwissen Physik – Jahrgangsstufe 11 Definitionen und Regeln Beispiele Elektromagnetisches Spektrum Vereinigt man die Spektralfarben mit einer Linse, so entsteht wieder weißes Licht: Der in folgender Abbildung dargestellte Versuch (das Gitter hat 570 Linien mm , L = 2,00 m) liefert für die Ränder des Spektrums 1. Ordnung xv1 = 47 cm und xr1 = 102 cm. Damit folgt aus tan ϕ = x , L d= 1 mm 570 Weißes Licht ist ein Gemisch aller Wellenlängen des sichtbaren Lichts! und λ = d sin ϕ für die Wellenlängen des sichtbaren Lichts: 400 | {znm} < ≈ λ < ≈ 800 | {znm} rot violett Linse Spalt Schirm Gitter L weißer Fleck xv1 violett xr1 Bogenlampe 1. Ordnung rot violett 2. Ordnung rot λ m 104 Überblick über das elektromagnetische Spektrum Name Erzeugung Anwendung ↑ Niederfrequenz ↑ ↑ Generatoren ↑ Mikrofone 103 Langwelle 102 101 Mittelwelle Kurzwelle 0 10 10−1 10−2 10−3 10−4 10−5 −6 10 10−7 Schwingkreis UKW Dezimeterwellen Fernsehen Radar Mikrowellen Klystron Infrarot (Temperaturstrahlung) Atome sichtbares Licht UV 10−8 10−9 10−10 Röntgenröhre Röntgenstrahlung Herd Medizin (Wärme) Medizin (Diagnostik) Beschleuniger 10−11 10−12 10−13 10−14 10−15 Rundfunk Atomkerne Teilchenvernichtung Gammastrahlung ↓ ↓ ↓ ↓ Höhenstrahlung 101 Materialprüfung