Trockene Augen und Kontaktlinsen

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Trockene Augen und Kontaktlinsen
FAQs – Frequently Asked Questions
Welche Kontaktlinsentypen sind bei Trägern
mit Trockenem Auge möglich?
Bei weichen Kontaktlinsen steht die geeignete
Materialwahl im Vordergrund. Man könnte
meinen, dass höher wasserhältige Kontaktlinsen beim Trockenen Auge besser wären.
Paradoxerweise ist genau das Gegenteil der
Fall. Eine hoch wasserhältige Kontaktlinse
verliert viel ihrer Feuchtigkeit durch Umwelteinflüsse (z.B. trockene Luft). Zusätzlich
saugt sie dann den vorhandenen Wasservorrat
des Tränenfilms wie ein Schwamm auf, um
selbst hydriert zu bleiben und trocknet damit
die Augenoberfläche noch mehr aus.
Es wird empfohlen, bei Beschwerden des
Trockenen Auges auf ein anderes Material
wie z.B. Silikon-Hydrogel-Linsen zu wechseln,
da diese langsamer und weniger stark dehydrieren als konventionelle Hydrogel-Linsen.
Dennoch empfinden manche Träger die
Silikon-Hydrogel-Linsen als nicht angenehm,
eventuell auf Grund ihrer nicht idealen
Benetzbarkeit.
Neue weiche Kontaktlinsenmaterialien sind
zum Teil speziell für Menschen mit Trockenem
Auge vorgesehen. Diese sollten einen Wassergehalt von circa 50% haben, damit weniger
Wasser von der Augenoberfläche verdunstet.
Sie sollten auch nicht ionisch sein, damit sich
weniger Ablagerungen an der Kontaktlinse
bilden. Auch ein gutes Wasserbindungsvermögen ist notwendig, um die Feuchtigkeit über
einen längeren Zeitraum besser in der Linse
und somit an der Augenoberfläche zu halten.
Daher kann man diese Kontaktlinsen für einen
längeren Zeitraum problemloser tragen.
Auch gasdurchlässige, formstabile Kontaktlinsen sind für diese Patienten gut geeignet,
da sie kleiner sind, auf dem Tränenfilm
schwimmen und keine Tränenflüssigkeit von
der Augenoberfläche absorbieren. Dabei muss
speziell auf eine gute Benetzung und eine
periphere flache Anpassung geachtet werden,
weil dadurch die Unterspülung der Tränenflüssigkeit unter der Kontaktlinse gefördert wird.
Von Priv.-Doz. Dr. Jutta Horwath-Winter
D
Wirkungen von Kontaktlinsen auf den
Tränenfilm und die Augenoberfläche
transportieren Nährstoffe, Sauerstoff und
Stoffwechselprodukte für die Hornhaut. Sie
reinigen die Hornhautoberfläche und schützen vor Infektionen. Ein stabiler Tränenfilm
ist für ein gutes Sehvermögen entscheidend.
Jeder potentielle Kontaktlinsenträger sollte
über bestimmte Symptome, Krankheiten
und Lebensgewohnheiten befragt werden, da
diese sich auf das Tragen der Kontaktlinsen
entscheidend auswirken können: Hautkrankheiten (z.B. Rosacea), rheumatische Erkrankungen, Kollagenosen, die hormonelle Umstellung in der Menopause, Hormonpräparate wie orale Kontrazeptiva (Pille), Hormonersatztherapie oder ein Zustand nach operativer Korrektur der Fehlsichtigkeit.
Die Einnahme weiterer
Lipidschicht
­Medikamente wie z.B. Bewässrige Schicht
tablocker, Anticholinergika,
einige Psychopharmaka,
Diuretika, Antihistaminika
Kontaktlinse
kann ebenfalls die Quantität und Qualität des Tränenfilms beeinflussen.
Langandauernde Compuwässrige und
tertätigkeit oder der Aufentmuköse Schicht
halt in einer Umgebung mit
trockener Luft, Zigarettenrauch, Ozon, Feinstaub etc.
Schema Tränenfilm mit Kontaktlinse
belasten den Tränenfilm
und die Augenoberfläche.
ie Erkrankung des Trockenen Auges,
die unter Kontaktlinsenträgern weiter
verbreitet ist als in der übrigen Bevölkerung, ist der häufigste Grund, warum
Menschen keine Kontaktlinsen mehr verwenden. Beschwerden wie Brennen, Kratzen, Sehverschlechterung etc. treten beim
Kontaktlinsenträger 12-mal so häufig auf als
beim Normalsichtigen.
Insgesamt klagen 20–78% aller Kontaktlinsenträger über Beschwerden im Sinne
eines Trockenen Auges. Es wird geschätzt,
dass deshalb circa 5–10% der Kontaktlinsenträger pro Jahr wieder aufhören, Kontaktlinsen zu tragen.
Bedeutung des Tränenfilms für die
­Augenoberfläche
Die Augenoberfläche muss durch den Tränen­
film regelmäßig befeuchtet werden. Tränen
Verdünnung des Tränenfilms
Tränenfilminstabiliät
Verdunstungserhöhung durch die
­Kontaktlinsen
Erhöhung der Salzkonzentration der
Tränenflüssigkeit
Verringerung der Hornhautempfind­
lichkeit
Geringere Tränensekretion
Erniedrigung der Lidschlagfrequenz
Mechanische Verletzung der Lider
(Lider reiben an der Oberfläche der
Linse, dadurch frühzeitige Alterung der
Lidranddrüsen)
Mechanische Schädigung der Augen­
oberfläche
Sauerstoffmangel
Toxische Wirkung durch Inhaltsstoffe
der Pflegesysteme
Dadurch sind Schädigungen der Augenoberfläche durch die Kontaktlinsen möglich,
welche die Erkrankung des Trockenen Auges
auslösen oder verstärken können.
Kontaktlinsenträger­-Beschwerden, die
auf das Trockene Auge h
­ inweisen
Beim Tragen der Kontaktlinsen tritt das Gefühl der Trockenheit sowie Kratzen, Jucken,
Fremdkörpergefühl und Lichtempfindlichkeit, besonders am Ende des Tages, auf.
Man empfindet, dass die Kontaktlinsen am
Auge kleben. Dazu kommt es besonders bei
belastenden Umständen, z.B. während oder
nach anstrengender Computertätigkeit, da es
durch die verringerte Blinzelfrequenz noch zu
einer zusätzlichen Austrocknung der Tränenflüssigkeit an der Augenoberfläche kommt. k
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T H E M E N - S P ECIAL • w w w . a u g e n . c o . a t
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24 • M e d i c a l N e t w o r k 2 0 1 1
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Universitäts-Augenklinik an der
Medizinischen Universität Graz,
Auenbrugger Platz 4, 8036 Graz
Tel. 0316 / 385-123 94
[email protected]
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Priv.-Doz. Dr. Jutta Horwath-Winter
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Bei der Kontaktlinsenanpassung ist auch
die Messung der Häufigkeit des Lidschlags,
der Tränenmenge und der Tränenfilmstabilität durch eine Spaltlampenuntersuchung
und Tränenfunktions-Tests von großer Bedeutung.
Bei zu geringer Tränenflüssigkeit oder
bereits vorgeschädigter Augenoberfläche
ist das Tragen von Kontaktlinsen manchmal
nicht möglich. Dies wird vom
Kontaktlinsen-Spezialisten
bei der Voruntersuchung abgeklärt. Kontaktlinsenträger
sollten in regelmäßigen Abständen auf Symptome und
Zeichen des Trockenen Auges hin befragt und untersucht werden. Es kann sich
auch nach mehreren Jahren
des problemlosen Kontaktlinsentragens ein Trockenes
Auge entwickeln.
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SIcca
Dürfen Tränenersatzmittel bei Kontaktlinsen
verwendet werden?
Tränenersatzmittel dürfen nach Rücksprache
mit dem Kontaktlinsenanpasser verwendet
werden. Diese stabilisieren den Tränenfilm
und verringern die Beschwerden wie Kratzen,
Fremdkörpergefühl und Brennen. Es ist aber
zu beachten, dass unkonservierte Produkte
zur Anwendung kommen.
Konservierungsmittel lagern sich besonders
in den weichen Kontaktlinsen ein und führen
Faschinger / Schmut (Hg.):
„Brille – oder?“ und
Wedrich / Schmut / Rabensteiner (Hg.): „Trockenes
Auge.“
Verlagshaus der Ärzte
k www.aerzteverlagshaus.at
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zu Veränderungen des Materials und zur verstärkten Reizung an Hornhaut und Bindehaut.
Darüber hinaus schädigen Konservierungsmittel die Bestandteile des Tränenfilms,
besonders den Fettanteil und die Zellen der
Augenoberfläche. Durch Konservierungsmittel
kann es zur Verfärbung der Kontaktlinsen
kommen. Es ist auch auf die Art der Benetzungsmittel zu achten. Zu hoch visköse Präparate können zu verlängertem Schleiersehen
führen und werden daher als eher unangenehm empfunden. Außerdem sind nicht alle
Inhaltsstoffe von Benetzungsmitteln kompatibel mit den Kontaktlinsen-Materialien.
(Vitamine und Spurenelemente) ist, kann sich
günstig auswirken. Oft sind die Lidranddrüsen
bei Kontaktlinsenträgern verstopft. Eine Lidrandhygiene zur Freisetzung der körpereigenen Fette zur Stabilisierung des Tränenfilms,
mit Reduktion der Verdunstung der flüssigen
Komponente der Tränen, kann eine Besserung
der Beschwerden zur Folge haben.
Tränenwegsstöpsel (Punctum-Plugs) verschließen die ableitenden Tränenwege und
halten damit mehr Tränenflüssigkeit an der
Augenoberfläche. Damit kann der Linsentragekomfort gesteigert werden. Man sollte
bewusst öfter blinzeln.
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Kann man Tränenersatzmittel vor dem
­Einsetzen oder Entfernen der Kontaktlinsen
eintropfen?
Vor dem Einsetzen empfiehlt sich das Abspülen der Kontaktlinsen mit unkonservierter steriler Kochsalzlösung oder unkonservierten
Tränenersatzmitteln. Auch das Entfernen der
Kontaktlinsen kann durch die Anwendung dieser Flüssigkeiten leichter möglich sein.
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Welche weiteren Behandlungsmöglichkeiten gibt es beim Kontaktlinsenträger mit
­Trockenem Auge?
Wenn Beschwerden des Trockenen Auges
nur während des Tragens der Kontaktlinsen
auftreten, sollte der Kontaktlinsen-Typ bzw.
das Pflegesystem überprüft und gewechselt
werden.
All-in-one- oder Mehrzwecklösungen enthalten Konservierungsmittel, welche die
Augenoberfläche zusätzlich belasten können.
Hier könnte ein Wechsel auf konservierungsmittelfreie, auf Wasserstoffperoxid basierende
Reinigungssysteme hilfreich sein. Eine andere
Option ist, Tageslinsen zu verwenden. In
diesem Fall werden keine Reinigungs- und
Aufbewahrungslösungen benötigt.
Beim Trockenen Auge sollten verlängerte
Tragezeiten von Kontaktlinsen unbedingt
vermieden werden. Es lagern sich verstärkt
Entzündungsprodukte an der Kontaktlinse
an. Daher ist es günstig, die Tragezeiten zu
reduzieren. Durch eine qualitative Veränderung des Tränenfilms bei dieser Erkrankung
kommt es auch zu vermehrten Ablagerungen
von z.B. Eiweiß, Fetten oder Schleim. Kontaktlinsen sollten mehrmals täglich gereinigt
und vor dem Einsetzen mit steriler, unkonservierter Kochsalzlösung abgespült werden.
Eine Ernährung, die reich an ungesättigten
Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien
www.augen.co.at
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Darf ich Kontaktlinsen auch bei einer allergischen Bindehautentzündung verwenden?
Eine Allergie am Auge kann mit einem Trockenen Auge gleichzeitig vorkommen, ein Trockenes Auge auslösen oder die Symptome
verstärken.
Während einer aktiven allergischen Entzündung der Augenoberfläche sollten keine
Kontaktlinsen getragen werden. In den nicht
aktiven Phasen könnten gasdurchlässige,
formstabile Kontaktlinsen verwendet werden.
Diese sind auf Grund der verstärkten Schleimbildung öfter zu reinigen. Wegwerflinsen, die
nur einen Tag getragen werden, sind auch
eine Möglichkeit. Kontaktlinsen mit verlängerter Tragedauer, d.h. das Kontaktlinsen-Tragen
über Nacht ist bei Allergien strikt abzulehnen. Es kommt dabei zu einer verstärkten
Ansammlung von Entzündungsprodukten, die
eine Schädigung der Augenoberfläche wahrscheinlicher macht.
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Zukunftsausblick
Lange wurde das Trockene Auge als Kontraindikation für Kontaktlinsen angesehen. Dies
ist heute aber nur mehr bedingt richtig. In
Zukunft sollen neue verträglichere Kontaktlinsen mit flacher Randgestaltung sowie Materialien, die das Austrocknen der Augenoberfläche verhindern, zur Verfügung stehen.
Um das Blinzeln nicht zu behindern und den
Tragekomfort zu verbessern, könnten Materialien, die sich mit der Schleimschicht des
Tränenfilms und der Augenoberfläche benetzen, die Verwendung von Kontaktlinsen bei
Menschen mit Trockenem Auge besser möglich
machen.
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Abdruck mit freundlicher Genehmigung des
Verlagshauses der Ärzte
M e d i c a l N e t w o r k 2 0 11
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T H E M E N - S P ECIAL • 25
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