Repetition Elektrotechnik für Elektroniker im 4. Lehrjahr von Alexander Wenk 2005, Alexander Wenk, 5079 Zeihen Inhaltsverzeichnis Temperaturabhängigkeit von Widerständen ____________________________________ 1 Berechnung der Widerstandsänderung __________________________________________ 1 Beispiele zum Temperatureinfluss auf Widerstände _______________________________ 1 Berechnung von α für eine andere Bezugstemperatur ______________________________ 2 Zusatzaufgabe zur Temperaturabhängigkeit von Widerständen._____________________ 3 Die Brückenschaltung ________________________________________________________ 4 Die reale Spannungsquelle _________________________________________________ 5 Ersatzspannungsquelle für den Spannungsteiler ________________________________ 7 Laborversuch Brückenschaltung _______________________________________________ 9 Der Superpositions- oder Überlagerungssatz ____________________________________ 10 Temperaturabhängigkeit von Widerständen Berechnung der Widerstandsänderung Bei Leitermaterialien mit linearem Temperaturverhalten lässt sich die Widerstandsänderung mit dem Temperaturkoeffizeinten α berechnen: ∆R = R20⋅α20⋅∆T ∆T = T - T20 = T - 20 °C ∆R: Widerstandsänderung R20: Widerstand bei 20°C α20:⋅Temperaturkoeffizient bei 20°C [1/K] ∆T: Temperaturänderung (hier in Bezug auf 20 °C) T: Aktuelle Temperatur vom Leiter R: Widerstand bei der Temperatur T Häufig interessiert uns nicht die Widerstandsänderung, sondern der neue Widerstand bei einer bestimmten Temperatur. Es ist R = R20 + ∆R = R20 + R20⋅α20⋅∆T R = R20⋅(1 + α20⋅∆T) Merke: α20 bezieht sich stets auf R20. Ist der Widerstand des Leiters bei einer anderen Temperatur wie 20 °C gemessen, müssen wir R20 durch Umstellen der Formel berechnen, oder wir müssen den Temperaturkoeffizienten α umrechnen. Einige Temperaturkoeffizenten (bei 20 °C) findest Du in dieser Liste: Material α20 [1/K] Material α20 [1/K] Aluminium 0.0040 Kohle -0.00045 Blei 0.0042 Kupfer 0.0039 Eisen 0.00657 Manganin 0.00001 Konstantan 0.00004 Wolfram 0.0051 Der Effekt der Temperaturabhängigkeit von Widerständen ist in ElektronikSchaltungen meist unerwünscht. Wir können uns dieses Phänomen aber in Form von Widerstands-Temperaturmessgeräten zu Nutze machen. Beispiele zum Temperatureinfluss auf Widerstände 1. Eine Spule hat bei 20 °C einen Widerstand von 50 Ω. Wie gross ist der Widerstand bei der Betriebstemperatur 80 °C? R80 = 61.7 Ω Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 1 2. Eine Motorwicklung hat im kalten Zustand (10 °C) einen Widerstand von 3.45 Ω, bei Betriebstemperatur 4.55 Ω. Wie hoch ist die Betriebstemperatur der Kupferwicklung? R20 = 3.59 Ω ∆T = 68.6 K TWarm = 88.6 °C 3. Eine Kupferspule hat bei 80 °C den Widerstand 130 Ω. Wie gross ist der Kaltwiderstand? R20 = 105.4 Ω Weitere Übungen: • Für Automatiker Europa-Rechenbuch S. 47/48 Nr. 1, 3a, 6, 8, 10, 11 • Für Elektroniker Westermann S. 48 Nr. 12 -14, 17, 18, 22 Berechnung von α für eine andere Bezugstemperatur Es gibt Aufgabenstellungen, wo der Widerstand R20 nicht bekannt ist. In diesem Fall gibt es zur Lösung zwei Möglichkeiten: • Wir berechnen aus den gegebenen Daten R20, um anschliessend die gesuchten Grössen zu finden. Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 2 • Wir rechnen den Temperaturkoeffizienten α auf die neue Bezugstemperatur um. ∆R = α 20 ⋅ R20 ⋅ ∆T = α x ⋅ Rx ⋅ ∆T ⇒ α x = R20 = αx = Rx 1 + α 20 ⋅ ∆T = α 20 ⋅ R20 Rx α 20 ⋅ Rx Rx ⇒ αx = 1 + α 20 ⋅ (Tx − 20°C ) Rx (1 + α 20 ⋅ (Tx − 20°C )) α 20 1 + α 20 ⋅ (Tx − 20°C ) = 1 1 α 20 + Tx − 20°C Zusatzaufgabe zur Temperaturabhängigkeit von Widerständen. Als Abgastemperatursensor wird ein Widerstandswickel aus Eisen verwendet (α20 = 0.0061 K-1 ). Dieser Widerstand wurde so konzipiert, dass er bei 100 °C ein Widerstand von R100 = 100 Ω besitzt. a) Wie gross ist sein Widerstand R20 bei 20 °C? b) Wie gross ist α100 wenn wir direkt von R100 aus die Widerstände für andere Temperaturen berechnen möchten. c) Kontrolliere Dein Ergebnis, indem Du mit dem Ergebnis aus b) den Widerstand bei 20 °C berechnest. d) Wie gross ist der Widerstand bei einer Temperatur von 250 °C (Annahme: die Widerstandsänderung verhalte sich bis ca. 350 °C linear zur Temperaturänderung) e) Wie gross ist die Temperatur des Drahtes, wenn dieser einen Widerstand von 150 Ω besitzt? (Rechnen nach Arbeitsblatt und mit unserer auf 100 °C bezogene Formel.) a) R20 = 67.2 Ω b) α100 = 4.099⋅10-3 K-1 c) R20 = 67.2 Ω d) R250 = 161.5 Ω e) TWarm = 222 °C Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 3 Die Brückenschaltung R3= 15k U5 R4= 2.7k R2= 4.7k UB 10V R1= 10k + Die Brückenschaltung besteht im Prinzip aus zwei parallel geschalteten Spannungsteilern. Uns interessiert nun die Spannung zwischen den beiden Spannungsteilern. Die unbelastete Brücke kann einfach berechnet werden: Ist die Spannung U5 = 0 V, sprechen wir von einer abgeglichenen Brücke. Das Verhältnis der Widerstände R1/R2 entspricht dann genau dem Verhältnis R3/R4. Abgeglichene Brücke: R1/R2 = R3/R4 Dieser Spezialfall wird messtechnisch verwendet, um Widerstände genau auszumessen. Die eine Seite ist dann ein Präzisions-Potentiometer, auf der anderen Seite haben wir einen Referenzwiderstand in Serie mit dem unbekannten Widerstand. Zwischen den beiden Spannungsteiler befindet sich ein Galvanometer, d.h. ein sehr empfindlicher Spannungsmesser. Mit dem Potentiometer wird nun solange abgeglichen, bis das Galvanometer 0 anzeigt. Diese Messart hat den Vorteil, dass das Ergebnis nicht von der Betriebsspannung der Brücke abhängt. Das Messresultat beinhaltet also nur den Fehler der anderen beteiligten Widerstände. Wir haben bis jetzt von der unbelasteten Brücke gesprochen. Schwieriger wird es, wenn wir in die nicht abgeglichene Brücke noch einen Widerstand R5 einsetzen. Wie gross wird die Brückenspannung U5 in diesem Fall? Übungen Westermann S. 97 Nr. 6, 8, 9, 11, 12 Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 4 Die reale Spannungsquelle Eine ideale Spannungsquelle liefert unabhängig von der Belastung immer dieselbe Spannung. Dieser Idealfall ist aber nicht erreichbar. Wie verhält sich die Klemmenspannung einer realen Spannungsquelle in Bezug auf den Strom, den wir von der Quelle beziehen? Probieren wir es doch einfach einmal aus! Wir messen dazu Spannung und Strom an einer 1.5 V Batterie bei verschiedenen Belastungen, und erstellen dazu eine Messtabelle und ein Diagramm. Messtabelle: Schaltung: I + + V RL UB A U U [V] I [mA] 1.51 1.41 1.33 1.00 0 13.9 27.4 86 U [V] Kennlinie der Batterie 1.6 1.5 1.4 1.3 1.2 1.1 1 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 50 100 150 200 250 300 I [mA] Unsere Erkenntnis aus der Messung: Je grösser der bezogene Laststrom aus der Quelle, desto kleiner ist die Klemmenspannung. Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 5 Um diese Tatsache schaltungs- und rechnungstechnisch erfassen zu können, bedienen wir uns des folgenden Schaltbildes: I + Ri = 10 Uo = 10V U Die Konstanten bedeuten U0 Leerlaufspannung Ri Innenwiderstand der Quelle U Klemmenspannung I Laststrom Die Klemmenspannung können wir berechnen, wenn die Leerlaufspannung, der Innenwiderstand und der Laststrom bekannt sind. Sie ist U = U0-URi U = U0 - I⋅Ri URi = I ⋅Ri Ri = ∆U/∆I Beispiel: Berechne die Ausgangsspannung U in der oben dargestellten Schaltung bei einem Strom von I = 200 mA. U = U0- I⋅Ri = 10 V – 10 Ω⋅0.2 A = 8 V Übungen: Die Übungen sind nach Schwierigkeitsgrad geordnet. Falls Probleme auftreten, findet Ihr auf dem Lehrerpult noch ein Blatt mit weiteren Hilfestellungen und Informationen. • Einfache Übungen: o Westermann S. 72 Nr. 2, 3, 5, 6, • mittelschwere Übungen o Westermann S. 72/73 Nr. 7, 9 o Auswertung unserer Messung: Wie gross sind die Leerlaufspannung und der Innenwiderstand der von uns ausgemessenen Quelle? Und wie gross wäre der Kurzschlussstrom? • schwere Übungen o Westermann S. 73/74 Nr. 10, 12, 16 Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 6 Ersatzspannungsquelle für den Spannungsteiler I U+ Ri = I + R2 = 1k UB 10V R1 = 1k + Wir haben kürzlich die reale Spannungsquelle betrachtet und dabei den Innenwiderstand einer Spannungsquelle bestimmt. Ferner untersuchten wir bereits einmal den belasteten Spannungsteiler und stellten dabei fest, dass die Ausgangsspannung sinkt, wenn wir den Lastwiderstand anhängen. Genau dasselbe betrachteten wir auch bei der belasteten Spannungsquelle. Die Vermutung liegt nahe, dass wir den Spannungsteiler mit der Ersatzschaltung von der realen Spannungsquelle beschreiben können. Wie gross sind aber die Komponenten U0 und Ri der Ersatzschaltung? Uo = U U U- Wir wollen diese Werte in einem Versuch messen und den Zusammenhang erkennen. Dazu messen wir die Schaltung aus: Messtabelle: U [V] Kennlinie des Spannungsteilers 6 I [mA] 0 4 U [V] 5 5 3 2 1 0 10 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 I [mA] Diese Strom-Spannungsfunktion erinnert uns an die kürzlich besprochene reale Spannungsquelle. Von dieser kennen wir bereits das Ersatzschaltbild und die Berechnungsformel U = U 0 − I ⋅ Ri Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 7 Wenn der Verlauf unserer Messung identisch mit der Messung einer realen Spannungsquelle ist, können wir sicher die Ersatzgrössen U0 und Ri aus unserer Messung bestimmen: Folgende Entdeckung können wir aus diesem Experiment ziehen: • Wir können das Verhalten eines Spannungsteilers mit der Ersatzschaltung der realen Spannungsquelle beschreiben. • Die Leerlaufspannung entspricht der Ausgangsspannung des unbelasteten Spannungsteilers (ILast = 0) • Der Innenwiderstand entspricht der Parallelschaltung der beiden Widerstände vom Spannungsteiler. Nachdem wir diese Beziehungen herausgefunden haben, dürfte es uns möglich sein, den Kurzschlussstrom des Spannungsteilers zu berechnen: Die Messung des Kurzschlussstromes ergibt IK = R1 Wir versuchen nun, die Formel unserer Spannungsteilerschaltung rein rechnerisch zu ermitteln. Folgende Ersatzschaltung ermöglicht uns, dies relativ einfach zu tun. Wie lautet die Formel, die unsere reale Quelle beschreibt? Wir berechnen zunächst I = f(U) und stellen dann um. + I R2 + UB U Übungen: Westermann S. 76/77 Nr. 22, 23, 27 a - c Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 8 Laborversuch Brückenschaltung R5 = 10k R3= 15k + R1= 1k Wir haben die belastete Brückenschaltung Mithilfe der Ersatzspannungsquelle für die beiden Spannungsteilerpfade berechnet. Mit folgender Schaltung können wir unsere Erkenntnisse nochmals üben und messtechnisch überprüfen: R4= 22k R2= 470 UB 10V U5 Aufgaben: • Berechne die Spannung U5, wenn die Brückenschaltung a) unbelastet und b) mit R5 belastet wird • Baue die Schaltung auf und messe die Spannung U5 mit und ohne Widerstand R5 nach. • Berechne für die Schaltung mit eingesetztem R5 die Ströme I1, I2, I3, I4 und I5 und messe diese Ströme nach. • Berechne und messe auch den Gesamtstrom I. Viel Spass beim Experimentieren! Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 9 Der Superpositions- oder Überlagerungssatz Nach einigen mathematischen Umformungen haben wir aus dem Spannungsteiler gemäss Laborversuch eine Ersatzspannungsquelle bilden können, die am Ausgang dasselbe Verhalten wie die tatsächliche Schaltung zeigte. Als Nebenprodukt fanden wir folgendes heraus: Die Gesamtwirkung aller Strom- und Spannungsquellen auf ein bestimmtes Element der Schaltung ist gleich der Summe der Einzelwirkungen. Was bedeutet dieser Satz? Und was müssen wir dabei beachten? Zur Bedeutung des Satzes: Wir stellen uns vor, dass wir zur Bestimmung der Einzelwirkung einer Quelle alle anderen Quellen ausschalten. So können wir der Anteil der einzelnen Quellen an der Gesamtwirkung herausfinden. Was ist zu beachten? • Ausgeschaltete Spannungsquellen sind im Schema als Kurzschluss zu betrachten. (UQuelle = 0 V) • Ausgeschaltete Stromquellen sind als Unterbruch zu betrachten ( IQuelle = 0 A) R2 = 4.7k UB 10V R1 = 3.3k + Beispiel 1: Gesucht ist die Spannung an R2 in Abhängigkeit der Strom- und Spannungsquelle gemäss Schema: IL 1mA U2 3.94V U2 = U2,UB + U2,IL Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 10 IL 1.48mA R2 = 4.7k + UB 10V R1 = 3.3k + Beispiel 2: Wie gross ist der Strom IL, der in die Quelle UL hineinfliesst? U 3V IL = IL,U1 + IL,UL Übungen: Aufgabenblatt aus Mathematik für Elektroniker S. 59 Nr. 5 – 9 (siehe nächste Seite) Lösungen auf www.Elektroniker.ch.tf Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 11 Elektrotechnik Alexander Wenk Seite 12