Inhaltsverzeichnis Lerneinheit 1 - Physik und Umwelt - Physik und Umwelt – Lerneinheit 1 Einführung in die Wärmelehre Feuer als Quelle von Licht und Wärme. Seine Beherrschung hat die Kulturgeschichte des Menschen seit über 500000 Jahren entscheidend mitbestimmt. Dieter Bangert Februar 2017 3 Inhaltsverzeichnis Lerneinheit 1 - Physik und Umwelt - Inhaltsverzeichnis Lerneinheit 1 - Physik und Umwelt Vorwort 6 1 Thermische Zustandsgrößen .................................................................................... 7 1.1 Das thermodynamische System....................................................................................... 8 1.2 Thermodynamisches Gleichgewicht................................................................................. 9 1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 Temperatur und Temperaturskalen ................................................................................ 10 Celsius - Skala ................................................................................................................ 11 Fahrenheit - Skala .......................................................................................................... 12 Kelvin - Skala .................................................................................................................. 13 Gefühlte Temperatur ...................................................................................................... 14 1.4 1.5 Thermische Eigenschaften von Stoffen: Thermische Ausdehnung von Festkörpern und Flüssigkeiten ....................................................................................... 15 Wärmeausdehnung der Gase777777777777777777777777.19 2 Thermische Zutandsgleichungen---..--.--...---.. ............ -----.22 2.1 Das ideale Gas. ............................................................................................................. .22 2.2 Ideale Gasgesetze und die Zustandsgleichung des idealen Gases .............................. 22 2.3 Gesetz von Avogadro ..................................................................................................... 29 2.4 Druckverhältnisse in der Erdatmosphäre und die Barometrische Höhenformel............ 31 2.5 Anwendung: Zugwirkung eines Schornsteines .............................................................. 36 2.6 Zustandsgleichung realer Gase ..................................................................................... 38 3 Energieformen und Energieumwandlung .............................................................. 41 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 Erscheinungsformen der Energie ................................................................................... 41 Potentielle Energie ......................................................................................................... 40 Beschleunigungsarbeit und kinetische Energie ............................................................. 41 Mechanische Energieerhaltung ...................................................................................... 41 Volumenänderungsarbeit ............................................................................................... 42 3.2 Innere Energie und Wärme ............................................................................................ 48 3.3 Energieumwandlung ....................................................................................................... 51 3.4 3.4.1 3.4.2 Kinetische Gastheorie und statistische Begründung der Thermodynamik .................... 51 Gasdruck als Summenwirkung....................................................................................... 51 Gleichverteilungssatz777777................ 7777777777777777.. 588 4 Wiederholungstest .................................................................................................. 62 4.1 Testfragen....................................................................................................................... 62 4 Inhaltsverzeichnis Lerneinheit 1 - Physik und Umwelt - 4.2 Lösungen der Testfragen............................................................................................... 62 5 Zusammenfassung-----------..---------------66 6 Übungen ................................................................................................................... 68 6.1 Übungsaufgaben............................................................................................................ 68 6.2 Lösungen der Übungsaufgaben .................................................................................... 68 Anhang 69 A1 Griechisches Alphabet 69 A2 Formelzeichen 70 A3 Literaturauswahl 71 5 Vorwort Vorwort Die Wärmelehre ist ein klassisches Teilgebiet der Physik und besitzt einen besonderen Bezug zur Ingenieurpraxis. Zentrale Begriffe der Wärmelehre sind Temperatur und Energie. Das thermische Verhalten von Festkörpern, Flüssigkeiten und Gasen ist auch für die Wärmetechnik von grundsätzlicher Bedeutung. Die Anwendungsgebiete überdecken einen weiten Temperaturbereich von der Tieftemperaturtechnik über die Kälte- und Klimatechnik bis zur Heiz- und Wärmetechnik. Weitere Anwendungen finden sich in der Energietechnik, die sich mit Verfahren zur Energieumwandlung und Energieübertragung beschäftigt, sowie im Maschinen- und Anlagenbau, bei dem es beispielsweise um die Optimierung der Wirkungsgrade von Wärmekraftmaschinen und Strömungsmaschinen geht. Die vorliegende Lerneinheit soll eine orientierende Einführung in die Wärmelehre liefern. Dazu werden in Kapitel 1 die thermischen Zustandsgrößen Temperatur T, Druck p und Volumen V eingeführt. In Kapitel 2 werden diese Zustandsgrößen durch die Zustandsgleichung idealer Gase miteinander verknüpft. Zur Beschreibung realer Gase wird schließlich die Van-der-Waalssche Zustandsgleichung vorgestellt. Gegenstand von Kapitel 3 sind die verschiedenen Energieformen und mögliche Energieumwandlungen. Abschließend erfolgt eine elementare Einführung in die gaskinetische Betrachtungsweise als Grundlage für eine statistische Begründung der Wärmelehre. Für Studenten der Ingenieurwissenschaften werden zur Vertiefung der thermodynamischen Grundlagen sowie zur Berücksichtigung der umfangreichen wärmetechnischen Anwendungen eigenständige Lehrveranstaltungen über Technische Thermodynamik angeboten. Verbesserungsvorschläge, Fehlermeldungen und sonstige Kommentare oder Hinweise sind erwünscht. Bitte richten Sie diese an folgende E-Mail-Adresse: [email protected] Marburg, im Februar 2017 6 Dieter Bangert 1.1 Das thermodynamische System 1 Thermische Zustandsgrößen Durch den vorgeschichtlichen Umgang mit Feuer und der frühgeschichtlichen Herstellung von Metallen aus Erzen ist der Mensch mit dem Phänomen der Wärme vertraut. Die praktische Erfahrung mit Wärmeerscheinungen führte zu zwei grundlegenden Begriffsbildungen der Thermodynamik: Temperatur und Wärmemenge. Dass es sich hierbei um unterschiedliche Begriffe handelt, zeigt beispielsweise die Flamme eines Schneidbrenners, die heißer als eine glühende Metallplatte ist, obwohl sie eine geringere Wärmemenge enthält. Bevor der Begriff „Temperatur“ völlig verstanden wurde, gab es bereits Temperatur-Messinstrumente, die Thermometer. Die frühesten Versionen basierten auf der temperaturabhängigen Ausdehnung der Luft. Die bei Erwärmung beobachtete Volumenänderung ∆V wurde als Maß für die eingetretene Temperaturänderung ∆T interpretiert. Das Messprinzip beruht auf der Annahme: ∆T ∝ ∆V (1.1) Die Temperaturänderung ist der Volumenänderung proportional. Das Messergebnis wurde allerdings durch die zusätzliche Abhängigkeit der Volumenänderung der Luft vom äußeren Luftdruck p L verfälscht. Die in (1.1) formulierte Proportionalität gilt streng genommen nur bei konstantem äußeren Luftdruck p L . Erst Ende des 17. Jahrhunderts wurden geschlossene Flüssigkeitsthermometer entwickelt, bei denen es zur Erzielung einer großen Messgenauigkeit auf die Herstellung von gleichmäßig engen Steigröhren ankam. Das Prinzip dieser einfachen Thermometer wird schematisch in nachfolgender Abb. 1 gezeigt. PL PL Abb. 1: Einfache Thermometer Feste und flüssige Körper können durch Angabe von Volumen und Temperatur beschrieben werden. Bei gasförmigen Körpern ist zusätzlich immer die Angabe des Druckes notwendig. Physikalische Größen zur Beschreibung der Zustandseigenschaften eines Körpers, 7 1 Thermische Zustandsgrößen der in der Thermodynamik auch als System bezeichnet wird, werden Zustandsgrößen genannt. Die verschiedenen Zustandsgrößen werden eingeteilt in: - thermische Zustandsgrößen: Volumen V, Druck p, Temperatur T - kalorische (lat. calor = Wärme) Zustandsgrößen: Innere Energie U, Enthalpie H, Entropie S, … Die thermischen Zustandsgrößen p, V und T sind direkt messbar. Die kalorischen Zustandsgrößen U, H und S sind nicht direkt messbar. Sie hängen von zwei unabhängigen thermischen Zustandsgrößen (z. B. U(p,T) oder U(V,T)) ab und werden berechnet. Anmerkung: Nicht jede kalorische Größe ist eine Zustandsgröße; dies gilt u. a. für die Wärme Q, die eine Prozessgröße ist. 1.1 Das thermodynamische System Als ein thermodynamisches System bezeichnet man einen Stoff, der aus einem Ensemble von Teilchen besteht, die mit der Umgebung oder untereinander in Wechselwirkung stehen. Die Eigenschaften des Systems werden durch die Systemgrenzen festgelegt, durch welche die räumliche Abgrenzung des Systems und das Verhalten der Systemgrenzen im Hinblick auf Wärmedurchlässigkeit und Stoffdurchlässigkeit definiert werden. Die Systemgrenzen können hinsichtlich der Wärmedurchlässigkeit adiabat (wärmedicht) oder diatherm (wärmedurchlässig) sein. Man unterscheidet folgende Systemtypen: Geschlossenes System Es ist massedicht, d. h. es besitzt eine konstante Masse m, bzw. konstante Stoffmenge n. Das Volumen, die Temperatur und der Druck des Systems können sich ändern. Durch die Systemgrenzen kann Energie in Form von Wärme und/oder Arbeit übertragen werden. Isoliertes oder abgeschlossenes System Es ist ein geschlossenes System. Durch die Systemgrenzen kann folglich keine Materie und zusätzlich auch keine Ener- 8 1.2 Thermodynamisches Gleichgewicht gie (Wärme oder Arbeit) übertragen werden. Jede Form von Wechselwirkung mit seiner Umgebung ist ausgeschlossen. Thermisch isoliertes (adiabatisches) System Es ist masse- und wärmedicht. Über verschiebbare Systemgrenzen kann Energie nur in Form von Arbeit mit der Umgebung ausgetauscht (abgegeben oder aufgenommen) werden. Offenes System Es ist massedurchlässig. Neben Materie kann aber auch Energie (Wärme, Arbeit) durch die Systemgrenzen übertragen werden. In der nachfolgenden Tabelle 1 sind die thermodynamisch möglichen Systemtypen im Überblick dargestellt. System offenes geschlossenes adiabatisches abgeschlossenes Austausch von Arbeit möglich? ja ja ja nein Austausch von Wärme möglich? ja ja nein nein Austausch von Materie möglich? ja nein rein nein Tab. 1: Thermodynamisch mögliche Systeme Weitere Systemeigenschaften können sich z. B. auf die Verteilung der Materie im System beziehen. Besitzt die Materie im gesamten System die gleichen chemischen und physikalischen Eigenschaften, so heißt das System homogen, anderenfalls heterogen. 1.2 Thermodynamisches Gleichgewicht Die phänomenologischen Größen, die den Zustand eines Systems als Ganzes charakterisieren, heißen Zustandsgrößen. Energieströme, die bei Zustandsänderungen auftreten, heißen dagegen Prozessgrößen. Wärme ist eine Prozessgröße. Sie stellt diejenige Energie dar, welche aufgrund eines Temperaturunterschiedes zwischen zwei Systemen ausgetauscht wird. Ein System befindet sich dann im Zustand des thermodynamischen Gleichgewichts, wenn sich seine Zustandsgrößen ohne Einwirkung von außen nicht ändern. In einem solchen von der Umgebung isolier- 9 1 Thermische Zustandsgrößen ten System herrschen z. B. überall der gleiche Druck und die gleiche Temperatur. Die phänomenologische Thermodynamik befasst sich mit Erscheinungen, die unmittelbar wahrnehmbar und messbar sind. Sie interessiert sich nicht für die atomistische Struktur der Materie. Ihre Aussagen beruhen auf makroskopischen Erfahrungstatsachen, die unabhängig von unserem Wissen über die mikroskopische Struktur der Materie sind. 1.3 Temperatur und Temperaturskalen Wärme ist verknüpft mit der ungeordneten Bewegung, der Wärmebewegung der Atome und Moleküle, und Temperatur ist ein Maß für deren kinetische Energie. Die Temperatur ist dabei als Mittelwert definiert und daher nur auf einen aus vielen Atomen/Molekülen bestehenden Stoff (Kollektiv), nicht aber auf die individuelle Bewegung eines einzelnen Teilchens anwendbar. Aus Erfahrung wird der Begriff der Temperatur mit der Empfindung von "warm" und "kalt" verbunden. Werden drei unterschiedlich warme Körper A, B und C so in Kontakt gebracht, dass B gleichzeitig mit den Körpern A und C in Kontakt steht und zugleich kein direkter Kontakt zwischen den Körpern A und C existiert, dann findet trotzdem ein Wärmeaustausch zwischen den Körpern A und C statt. A B C Abb. 2: Temperaturausgleich Dadurch gleichen sich die anfänglich bestehenden Ungleichgewichte über die Kontaktstellen aus, so dass sich alle drei Körper gleich warm anfühlen. Die exakte Definition der Temperatur erfolgt mit Hilfe dieses thermischen Gleichgewichts durch den "Nullten Hauptsatz der Thermodynamik", durch den die Temperatur als Basisgröße der Wärmelehre eingeführt wird: Es gibt eine Zustandsgröße, genannt Temperatur, die folgendes Verhalten zeigt: 10 1.3 Temperatur und Temperaturskalen Werden zwei Körper von unterschiedlicher Temperatur miteinander in Kontakt gebracht, so findet ein Temperaturausgleich statt. Beide Körper nehmen dann die gleiche Temperatur an. Sie befinden sich dann im Wärmegleichgewicht. Werden drei unterschiedlich warme Körper A, B und C so in Kontakt gebracht, dass B gleichzeitig mit A und C in Kontakt steht und zugleich kein direkter Kontakt zwischen den Körpern A und C existiert, dann findet trotzdem ein Wärmeaustausch zwischen den Körpern A und C statt, so dass schließlich alle drei Körper gleich warm sind.. Steht ein Körper B mit zwei anderen Körpern A und C im thermischen Gleichgewicht (Abb. 2), so besteht ein solches Gleichgewicht auch zwischen A und C. Alle drei Körper A, B und C haben dann die gleiche Temperatur. Wissenschaftshistorisch wurde diese Aussage des „Nullten Hauptsatzes der Thermodynamik“ zu einer Zeit formuliert, zu der die Begriffe Erster und Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik bereits eingeführt und damit schon vergeben waren. Gemessen wird die Temperatur durch Thermometer. Dabei wird zur Temperaturmessung eine Eigenschaft eines Systems benutzt, die in gesetzmäßiger und reproduzierbarer Weise temperaturabhängig ist und durch die mit Hilfe von Fixpunkten eine Temperaturskala definiert wird. Eine Temperaturskala ist eine Folge von Punkten auf einer Zahlenwertskala. Um zu einer einheitlichen Temperaturskala zu kommen, war eine Einigung im Hinblick auf die verwendete Thermometersubstanz und auf die Wahl der beiden Fixpunkte notwendig. Die gemessene Temperatur eines Gegenstandes wird dann durch einen Punkt auf einer solchen Skala dargestellt. 1.3.1 Celsius - Skala Benannt nach dem schwedischen Astronomen Anders Celsius (1701 - 1744). Sie wurde 1741 von Celsius erstmals als Zentigradskala benutzt. Bereits 1665 hatte der niederländische Astronom und Mathematiker Christian Huygens (1629 – 1695) den Schmelzpunkt des Eises und den Siedepunkt des Wassers als Fundamentalpunkte vorgeschlagen. Der dazwischen liegende Bereich wird durch 100 gleich große Skalenteile („Grade“) unterteilt. Dadurch entspricht der Abstand zwischen zwei Skalenteilen einer Temperaturdifferenz von einem Grad Celsius ( ∆ϑ = 1°C). 11 1 Thermische Zustandsgrößen Fixpunkte: ϑ = 0 °C Gefrierpunkt des Wassers (Schmelzpunkt des Eises) ϑ = 100 °C Siedepunkt des Wassers Die Fixpunkte sind bei Normdruck p n der Erdatmosphäre in Meereshöhe festgelegt. Gemäß DIN 1343 gilt für den Normdruck: p n =1,01325 ⋅105 N / m 2 = 1013 hPa = 1013 mbar 10 5 Pa = 1 bar Die Genauigkeit der Temperaturmessung variiert in den verschiedenen Temperaturbereichen. So hat der Gefrierpunkt (Eispunkt) des Wassers eine Unsicherheit von etwa 0,002 °C. Der Siedepunkt lässt sich mit einer Genauigkeit von etwa 0,001 °C reproduzieren. Wesentlich genauer lässt sich dagegen der Tripelpunkt des Wassers bestimmen. Der Tripelpunkt ( ϑ T = 0,01 °C, p T = 609 Pa ) des Wassers ist exakt definiert und reproduzierbar messbar mit einer Genauigkeit von 0,00005 °C. Er ist dadurch ausgezeichnet, dass bei einer bestimmten Temperatur ϑ T und einem bestimmten Druck p T alle drei Aggregatzustände eines Stoffes, wie zum Beispiel Eis, Wasser und Wasserdampf miteinander im Gleichgewicht existieren können. 1.3.2 Fahrenheit - Skala Benannt nach dem deutschen Naturforscher Gabriel Daniel Fahrenheit (1686 - 1736), der diese Skala 1714 einführte. In den USA wird die Temperatur heute noch in Grad Fahrenheit (°F) angegeben. Um einen Temperaturmesswert von t F auf der Fahrenheit-Skala in die entsprechende Temperatur ϑ auf der Celsius-Skala umzurechnen, wird die Beziehung 5 ϑ / °C = ( t F / °F − 32) 9 verwandt. Für die Berechnung der Fahrenheit-Temperatur gilt: 9 t F / °F = ϑ / °C + 32 5 Die o.g. Umrechnungsformeln werden als „zugeschnittene“ Größengleichungen bezeichnet. 12 1.3 Temperatur und Temperaturskalen Beispiele: a) t F = 98,6 °F ϑ = 37 °C (Körpertemperatur) b) ϑ = 100 °C t F = 212 °F (Siedetemperatur des Wassers) 1.3.3 Kelvin - Skala Die Kelvin-Skala der thermodynamischen Temperatur T ist nach dem irisch-britischen Physiker William Thomson (1892 zum Lord Kelvin geadelt) (1824 - 1907) benannt. Sie ist eine Absolutskala, d.h. der Nullpunkt dieser thermodynamischen Temperaturskala ist ein absoluter Nullpunkt. Die Kelvin-Skala wird durch einen Fixpunkt festgelegt. Hierzu wurde 1954 der Tripelpunkt TT des Wassers gewählt: Tripelpunkt: TT = 273,16 K ( ϑ T = 0,01 °C) Die Einheit Kelvin (K) der thermodynamischen Temperatur ergibt sich zu 1K = TT . 273,16 Die Temperatureinheit Kelvin ist der 273,16te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes von Wasser. Die Einheit Kelvin wird über eine willkürlich ausgewählte Materialeigenschaft, den Tripelpunkt des Wassers, definiert. Die thermodynamische Temperatur ist eine Basisgröße und ihre Einheit ist eine Basiseinheit des Internationalen Einheitensystems (SI-System). Die Celsius-Temperatur ist eine abgeleitete SI-Größe und ihre Einheit Grad Celsius (Einheitenzeichen: °C) ist eine abgeleitete SI-Einheit. Mit dieser Festlegung ergeben sich die beiden Fixpunkte der CelsiusSkala zu: Schmelzpunkt des Eises: TS = 273,15 K Siedepunkt des Wassers: TV = 373,15 K 13 1 Thermische Zustandsgrößen Im Gegensatz zum absoluten Nullpunkt und dem Tripelpunkt des Wassers sind der Schmelzpunkt von Eis und der Siedepunkt von Wasser als experimentell zu ermittelnde Größen nicht per definitionem festgelegt. Für den Zusammenhang zwischen CelsiusTemperatur ϑ (gemessen in °C) und Kelvin-Temperatur T (gemessen in K) gilt: ϑ /°C = T/K - 273,15 T/K = ϑ /°C + 273,15 Die Temperaturdifferenzen ∆T der Kelvin- und ∆ϑ der CelsiusTemperatur entsprechen sich. ∆T / K = ∆ϑ / °C Die Fixpunkte der wichtigsten Temperaturskalen sind in der folgenden Abbildung dargestellt. Fahrenheit (1714) Celsius (1742) 100 0 Kelvin (1851) Siedepunkt des Wassers bei Normaldruck 212 Schmelzpunkt des Eises 32 273,16 Tripelpunkt des Wassers Abb. 3: Verschiedene Temperaturskalen und deren Fixpunkte 1.3.4 Gefühlte Temperatur Die gemessene Lufttemperatur stimmt häufig nicht mit der menschlichen Temperaturempfindung überein. Mit wachsenden Windgeschwindigkeiten weicht die Temperaturempfindung zunehmend von der gemessenen Lufttemperatur ab. Dieser Auskühlungseffekt durch den Wind wird durch die gefühlte Temperatur berücksichtigt. Es handelt sich dabei um eine meteorologische Rechengröße, die seit 1997 vom Deutschen Wetterdienst als Zusatzinformation neben der reinen Lufttemperatur verbreitet wird. Dabei werden neben der 14 1.4 Thermische Eigenschaften von Stoffen: Thermische Ausdehnung von Festkörpern und Flüssigkeiten Windgeschwindigkeit weitere Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und die Intensität der Sonneneinstrahlung berücksichtigt. In den USA wird schon seit langem in den Wetterberichten die Abkühlung durch die Windbedingungen durch die Angabe eines Windchillindex berücksichtigt. Diese Information erlaubt es, die Temperaturverhältnisse realistisch einzuschätzen. Wichtigste Ursache für die Diskrepanz zwischen Lufttemperatur und gefühlter Temperatur ist der konvektive Wärmetransport. Der dabei auftretende Wärmeübergangskoeffizient ist von der Windgeschwindigkeit abhängig. 1.4 Thermische Eigenschaften von Stoffen: Thermische Ausdehnung von Festkörpern und Flüssigkeiten Erwärmen wir einen Körper, so ändern sich dessen Abmessungen. Die Länge l 0 eines Stabes vergrößert sich bei Erwärmung (Temperaturerhöhung) um ∆T um ∆l auf l = l 0 + ∆l . Der Längenzuwachs ist dabei proportional zur Ausgangslänge l 0 und der Temperaturerhöhung ∆T . ∆l = α l 0 ∆T α ist dabei ein stoffspezifischer Proportionalitätsfaktor. Für die Länge l folgt dann: l = l 0 (1 + α∆T ) l 0 = l(T0 ) bedeutet dabei die Ausgangslänge bei der Temperatur T0 . Die Länge des Stabes nach Erwärmung um ∆T = T − T0 auf die Temperatur T ist l = l(T ) . ∆l l0 l Abb. 4: Thermische Ausdehnung eines Stabes α heißt linearer thermischer Ausdehnungskoeffizient oder kurz Längenausdehnungskoeffizient. Er ist grundsätzlich temperaturabhängig und stellt nur in einem bestimmten Temperaturbereich eine stoffspezifische Konstante dar. Es gilt folgende Erfahrungstatsache: 15 1 Thermische Zustandsgrößen Im Allgemeinen nimmt α mit wachsender Temperatur zu. Insbesondere ist α = 0 für T = 0 K . Allgemein gilt: α= ∆l l 0 ⋅ ∆T [α ] = [∆l] m = = K −1 [l 0 ] ⋅ [∆T] m ⋅ K Sei l(T) die Länge bei einer Temperatur T, dann ergibt sich bei Temperaturerhöhung um dT eine Längenänderung dl und es gilt: dl = αldT dl = αdT l l dl T ∫ = ∫ αdT l0 l T0 ln l l0 T = ∫ αdT T0 T l(T ) = l 0 ∫ αdT T0 e Hierbei gilt: l 0 = l(T0 ) Obige Beziehung gilt für temperaturabhängiges α . Für konstanten Ausdehnungskoeffizienten α folgt: T ∫ αdT = α(T − T0 ) T0 l(T ) = l 0 e α( T −T0 ) Durch Potenzreihenentwicklung (Taylorreihe) der e-Funktion erhält man in linearer Näherung: l(T ) ≈ l 0 (1 + α(T − T0 )) Damit folgt die experimentell gesicherte Beziehung: l(T ) − l 0 = l 0 α(T − T0 ) oder ∆l = αl 0 ∆T . 16 1.4 Thermische Eigenschaften von Stoffen: Thermische Ausdehnung von Festkörpern und Flüssigkeiten Für Flüssigkeiten und Gase, aus denen keine stabförmigen Proben hergestellt werden können, kann nur der kubische Ausdehnungskoeffizient γ angegeben werden. Die Abhängigkeit des Volumens von der Temperatur ergibt sich daraus, dass jede lineare Abmessung des Körpers sich gemäß l = l 0 (1 + α∆T ) ändert. Für die Änderung ∆V eines Volumens V0 bei Erwärmung eines Stoffes um ∆T gilt: V = V0 + ∆V = V0 (1 + γ ∆T ) γ heißt kubischer Ausdehnungskoeffizient oder Volumenausdeh- nungskoeffizient. Ausgehend von V = V0 (1 + γ ∆T ) lässt sich der kubische Ausdehnungskoeffizient γ wie folgt definieren: γ = lim ∆T → 0 1 ∆V 1 dV = ( )p=konst . V0 ∆T V0 dT γ beschreibt bei konstantem Druck die relative Volumenänderung pro Grad Temperaturänderung. In einem V,T - Diagramm ist γ ein Maß für die Steigung der V(T)Kurve. Nimmt das Volumen V mit wachsender Temperatur T zu, so ∆V ist > 0 und γ ist positiv. Dies ist bei den meisten Stoffen der ∆T Fall. Eine wichtige Ausnahme stellt Wasser dar. Für den Volumenausdehnungskoeffizienten γ von Wasser gilt: γ > 0 , für ϑ > 4 °C γ = 0 , für ϑ = 3,98 °C ≈ 4 °C γ < 0 , für ϑ < 4 °C V V0 l0 l Abb. 5: Thermische Ausdehnung eines Würfels 17 1 Thermische Zustandsgrößen Für den Zusammenhang zwischen α und γ gilt: γ = 3α . Ein Würfel von der Kantenlänge l(T) hat dann das Volumen: V = l 3 (T ) = l 30 (1 + α∆T ) 3 V = l 30 (1 + 3α∆T + 3α 2 (∆T ) 2 + α 3 (∆T ) 3 ) Da α∆T << 1 gilt: V = l 30 (1 + 3α∆T ) = V0 (1 + γ∆T) In der letzten Gleichung wurde die Abkürzung γ = 3α benutzt. Die thermische Ausdehnung von Flüssigkeiten ist im Allgemeinen um zwei Größenordnungen größer als die von Festkörpern. Die in Tabelle 2 genannten Ausdehnungskoeffizienten gelten für Festkörper im Temperaturbereich zwischen 0 °C und 100 °C. Von allen metallischen Werkstoffen haben Eisen-Nickel-Legierungen (z. B. FeNi 36 mit 36% Ni) im Temperaturintervall von 20 - 200°C den kleinsten linearen Ausdehnungskoeffizienten ( α = 1,5 ⋅ 10 −6 K −1 ). Sie sind unter dem Handelsnamen Invar (das Invariable, Unveränderliche) bekannt und werden für Unruhfedern von mechanischen Uhren, Messbänder und Geräte der Messtechnik verwendet. Der schweizer Physiker Charles Guillaume erhielt für die Entdeckung dieser Nickel-Eisen-Legierung Invar36 1920 den Nobelpreis für Physik. Extrem kleine Ausdehnungskoeffizienten besitzen glaskeramische Systeme. So besitzt die LAS-Glaskeramik, bestehend aus Lithiumoxid, Aluminiumoxid und Siliciumdioxid einen linearen Ausdehnungskoeffizienten von α = 0,1 ⋅ 10 −6 K −1 . Fast alle Stoffe haben im gesamten Temperaturbereich positive Ausdehnungskoeffizienten, die jedoch nicht konstant sind, sondern von der jeweiligen Temperatur abhängen. Das von den Stoffen eingenommene Volumen vergrößert sich daher monoton mit zunehmender Temperatur. Diese Volumenzunahme hat zur Folge, dass mit steigender Temperatur die Dichte abnimmt. ρ(T ) = m = V (T ) ρ0 m = V0 (1 + γ∆T ) (1 + γ∆T ) Dabei bedeuten ρ 0 = m die Dichte z. B. bei T0 = 273,15 K Vo ( ϑ 0 = 0 °C ) oder bei Zimmertemperatur TZ = 293,15 K ( ϑ Z = 20 °C ). Für die Temperaturänderung ∆T = T − T0 gilt: 18 1.4 Thermische Eigenschaften von Stoffen: Thermische Ausdehnung von Festkörpern und Flüssigkeiten ∆T ist bei Erwärmung des Körpers positiv ( T > T0 ), bei Abkühlung des Körpers negativ ( T < To ). Festkörper α / 10 −6 K −1 Flüssigkeiten/Gase (ϑ = 20 °C) γ / 10 −3 K −1 PTFE 100 Hexan 1,35 Pb 29 Ethanol 1,10 Al 23 Heizöl 0,95 Cu 15 Glycerol 0,47 Fe 12 Wasser 0,21 Ti 9 Quecksilber 0,18 W 4 (ideale) Gase 3,66 Invar 2 Wasserdampf 3,94 Tab. 2: Ausdehnungskoeffizienten verschiedener Stoffe Die Dichte eines Gases im Normzustand ( ϑ n = 0 °C ; p n = 1013,25 hPa ) wird Normdichte genannt und mit ρ n bezeichnet. Nur wenige Stoffe, wie spezielle Kristalle (z. B. Zirconiumwolframat) und einige Polymere (Kautschuk, Schrumpffolien und Schrumpfschläuche) haben im kristallinen Zustand (Polymerkristalle) in Kettenrichtung negative Ausdehnungskoeffizienten. Ursache hierfür ist die mit wachsender Temperatur zunehmende Amplitude ungeordneter Transversalschwingungen, die zu einer Verkürzung der Molekülkette in Längsrichtung führt. Dies trifft auch auf Aramidfasern (Beispiel: Kevlar) und C-Fasern zu. Ein besonderer Fall liegt beim Wasser vor. Der Ausdehnungskoeffizient von Wasser ist nur oberhalb von 3,98 °C positiv. Zwischen 0 °C und 3,98 °C ist γ negativ. Diese Eigenschaft wird als Anomalie des Wassers bezeichnet. Beim Dichtemaximum von 3,98 °C verschwindet der Ausdehnungskoeffizient ( γ = 0 ). Aufgrund dieser Eigenschaft ist 1 l Wasser bei etwa 4 °C schwerer als 1 l Wasser am Gefrierpunkt. Beim Erstarren erfolgt eine sprunghafte Abnahme der Dichte. Wasser hat bei ϑ0 = 0 °C eine Dichte von ρ0,W = 999,8 kg / m3 während die Dichte von Eis bei ϑ 0 = 0 °C nur ρ 0,E = 917 kg / m 3 beträgt. Eis schwimmt daher auf dem Wasser. Für Eis ist der Ausdehnungskoeffizient wieder positiv. Bei ϑ = −20 °C besitzt porenfreies Eis eine Dichte von ρ E = 920 kg / m 3 . Auch bei hohen Wassertemperaturen erfolgt die Volumenzunahme nicht linear. 19 1 Thermische Zustandsgrößen Der Ausdehnungskoeffizient γ ist nicht konstant, sondern temperaturabhängig, und zwar nimmt er mit wachsender Temperatur zu. Die Abhängigkeit des Wasservolumens von der Temperatur zeigt Abb. 6 im oberen Teil. Dabei wurde das Volumenverhältnis V( ϑ )/V(0) dargestellt. V(0) bedeutet dabei das Wasservolumen bei der Temperatur ϑ = 0 °C. Der untere Teil der Abbildung zeigt den Verlauf der Dichte von Wasser als Funktion der Temperatur. V( ) V (0) 1.0010 1.0005 1.0000 5 10 15 ϑ C 60 80 100 ϑ C 0 ρ g/cm³ 1,00 0,98 0,96 0,94 0,92 -20 0 20 40 0 Abb. 6: Temperaturabhängigkeit des Volumens und der Dichte von Wasser ( V (ϑ) = V0 (1 + γϑ) ) Im Eis ist jedes O-Atom tetraedrisch von vier H-Atomen umgeben. Zwei Wasserstoffatome sind über kovalente Bindungen an das Sauerstoffatom gebunden. Sie bilden zusammen das Wassermolekül ( H 2 O ). Die beiden anderen H-Atome gehören zu benachbarten Wassermolekülen und sind nur über Wasserstoffbrücken an das OAtom gebunden. Die Struktur von Eis kann daher als ein weitmaschiges Netzwerk von H 2 O -Molekülen aufgefasst werden, das von Wasserstoffbrücken zusammengehalten wird. Wenn Eis schmilzt, lösen sich einige der Wasserstoffbrücken. Die Moleküle sind im Wasser weniger regelmäßig, dafür aber dichter gepackt. 20 1.5 Wärmeausdehnung der Gase Abb. 7: Struktur von Eis in räumlicher Darstellung Neben Wasser dehnen sich auch die Elemente Si, Ga und Bi beim Erstarren aus der Schmelze etwas aus. Dieser Vorgang erfolgt beim Abkühlen bei der Erstarrungstemperatur. Abb. 8: Struktur von Eis in ebener Darstellung 1.5 Wärmeausdehnung der Gase Die experimentelle Erfahrung zeigt: Bei konstantem Gasdruck p ist das Gasvolumen V einer gegebenen Gasmenge eine lineare Funktion der Gastemperatur T. V = konst. * T V = konst. T Für zwei verschiedene Zustände „ “ und „ “ des Gases mit den Zustandsgrößen V0 und T0 bzw. V1 und T1 folgt dann: V0 V1 V2 = = = konst. T0 T1 T2 21 1 Thermische Zustandsgrößen Sei speziell T0 = 273,15 K , sowie die Temperaturänderung ∆T = T1 − T0 . Nach Erwärmung habe das ideale Gas bei der Temperatur T1 ein Volumen V1 Dann gilt für die Volumenänderung ∆V : ∆V = V1 − V0 Wegen V0 V1 T folgt: V1 = V0 1 = T0 T1 T0 ∆V = V1 − V0 = V0 T1 T T T T − T0 − V0 = V0 ( 1 − 1) = V0 ( 1 − 0 ) = V0 1 T0 T0 T0 T0 T0 Wegen ∆T = T1 − T0 ergibt sich: ∆V = 1 V0 ∆T T0 Andererseits gilt definitionsgemäß für den Volumenausdehnungskoeffizienten γ : ∆V = γV0 ∆T Koeffizientenvergleich liefert: γ= 1 1 = = 3,66 ⋅ 10 − 3 K −1 T0 273,15 K Alle idealen Gase dehnen sich bei konstantem Druck bei Tempera1 turerhöhung um 1 °C oder um 1 K um des Ausgangsvolu273,15 mens V0 aus, welches sie vor der Temperaturerhöhung einnahmen. 22 1.5 Wärmeausdehnung der Gase Gas ideales Gas Helium Neon Wasserstoff Stickstoff Sauerstoff Argon Krypton Kohlendioxid Ethan Wasserdampf γ /(10 −3 K −1 ) 3,66 3,66 3,66 3,66 3,67 3,67 3,68 3,69 3,73 3,75 3,94 Tab. 3: Ausdehnungskoeffizienten realer Gase 23 2 Thermische Zustandsgleichungen 2 Thermische Zustandsgleichungen 2.1 Das ideale Gas Das ideale Gas stellt eine physikalische Idealisierung dar. Es ist ein thermodynamischer Modellstoff, der eine einfache methodische Behandlung erlaubt und der das Verhalten der meisten technisch wichtigen Gase bei Zimmertemperatur und bei höheren Temperaturen hinreichend genau beschreibt. Das ideale Gas hat folgende Eigenschaften: - Die Teilchen (Moleküle, Atome) des idealen Gases sind Massenpunkte; sie haben kein Eigenvolumen - Die Teilchen des idealen Gases üben keine Anziehungskräfte aufeinander aus. Abgesehen von elastischen Stößen zwischen den sich bewegenden Gasteilchen und mit den Behälterwänden verhält sich ein ideales Gas wechselwirkungsfrei. 2.2 Ideale Gasgesetze und die Zustandsgleichung des idealen Gases Unter einer stoffmengenbezogenen Größe, kurz auch als molare Größe G m bezeichnet, versteht man den Quotienten aus einer physikalischen Größe G und der Stoffmenge n. Gm = G n Mit dieser Definition erhält man für die molare Masse M m : Mm = M = m n [ M ] = kg mol-1 Dabei sind m die Masse und n die Stoffmenge des Gases. Die molare Masse wird im Folgenden, wie international üblich, ohne Index durch das Formelzeichen M charakterisiert. Der Quotient aus der Anzahl N der Teilchen eines Stoffes und der Stoffmenge n, die sog. molare Teilchenzahl Nm hat für alle Stoffe den gleichen Wert und wird Avogadro-Konstante genannt und mit N A bezeichnet: 24 2.2 Ideale Gasgesetze und die Zustandsgleichung des idealen Gases Nm = NA = N = 6,022 ⋅ 10 23 mol −1 n 1 mol eines jeden Stoffes besteht stets aus N A = 6,022 ⋅ 10 23 Teilchen. N A wird auch als Loschmidtsche Konstante bezeichnet. Der Wie- ner Physiker Josef Loschmidt (1821 – 1895) veröffentlichte 1866 eine Arbeit „Zur Größe der Luftmoleküle“, in der er erstmalig die Größenordnung von N A abschätzen konnte. Für das molare Volumen Vm eines Gases mit dem Volumen V und der Stoffmenge n erhält man: Vm = V n Der funktionale Zusammenhang p = f(V,T) zwischen den thermischen Zustandsgrößen p,V und T wird durch die Zustandsgleichung der idealen Gase beschrieben: pV = NkT oder mit der Teilchendichte ν = N V p = νkT . Die Zustandsgleichung ist nicht das Ergebnis theoretischer Überlegungen oder mathematischer Ableitungen, sondern stellt eine kompaktifizierte Zusammenfassung der Versuchsergebnisse zur experimentellen Untersuchung idealer Gase dar. Der Gasdruck p ist der Teilchendichte ν und der Temperatur T direkt proportional. Für alle p = k konstant. νT N ⋅ m3 2 [ p] Pa N⋅m J [k ] = = = m = = 1 [ν][T] K K K K 3 m Gase ist der Ausdruck Der Proportionalitätsfaktor k ist somit eine universelle Konstante, die aus Messwerten ermittelt wird. Sie wird zu Ehren des österreichischen Physikers Ludwig Boltzmann (1844 – 1906) BoltzmannKonstante genannt. k = 1,381 ⋅ 10 −23 J / K 25 2 Thermische Zustandsgleichungen Erweitern von pV = NkT mit N A liefert: pV = N N A kT NA oder pV = nRT mit R = kN A folgt für die universelle Gaskonstante R: R = 8,314 J mol ⋅ K Die universelle Gaskonstante R ist stoffunabhängig und wird in der Literatur gelegentlich auch als molare Gaskonstante bezeichnet. Die Zustandsgleichung idealer Gase wird manchmal auch in der folgenden Formulierung angegeben: pV = m RT M mit n = m . M Hinweis: In der Literatur zur technischen Wärmelehre wird im Allgemeinen eine stoffabhängige Gaskonstante R S verwendet. Die Zustandsgleichung des idealen Gases kann dann in einer weiteren Form mulierung angegeben werden. Aus pV = nRT folgt mit n = , M wobei m die Gesamtmasse des betrachteten Gases und M die zugehörige molare Masse darstellt, pV = m R RT = m T = mR S T . M M R heißt spezielle oder individuelle Gaskonstante und M wird mit R S oder R i gekennzeichnet. Die spezielle Gaskonstante Die Größe R S hängt von der molaren Masse ab und ist somit charakteristisch für das verwendete Gas. In dieser Formulierung erhält man für die Zustandsgleichung des idealen Gases: pV = mR S T oder p = ρR S T . Die speziellen Gaskonstanten für Luft R L bzw. für Wasserdampf R D besitzen die Werte R L = 287,05 J /( kg ⋅ K ) und 26 2.2 Ideale Gasgesetze und die Zustandsgleichung des idealen Gases R D = 462 J /( kg ⋅ K ) . Die Zustandsgleichung idealer Gase beschreibt die folgenden experimentell bestätigten Beobachtungen: Gesetz von Boyle-Mariotte: Bei konstanter Temperatur T ist der Druck p umgekehrt proportional zum Volumen V. p T3 T2 T1 V Abb. 9: Isothermen eines idealen Gases mit T1 < T2 < T3 Die Zustandskurven dieses zu Ehren des irischen Naturforschers Robert Boyle (1627 – 1691) und des französischen Physikers Edme Mariotte (1620 – 1684) benannten Gesetzes sind Isothermen (T = konst.). Sie werden in der p-V-Ebene durch Hyperbeläste dargestellt. Gesetz von Amontons: Bei konstantem Volumen V steigt der Druck p wie die absolute Temperatur T: p V1 V2 V 3 0 T Abb. 10: Isochore eines idealen Gases mit V1 < V2 < V3 Die Zustandskurven dieses zu Ehren des französischen Physikers Guillaume Amontons (1663 – 1705) benannten Gesetzes sind Iso- 27 2 Thermische Zustandsgleichungen choren (V = konst.), d. h. Geraden im p,T-Diagramm, deren Steigung durch die Größe des konstanten Volumens bestimmt wird. Im p,V-Diagramm werden die Isochoren durch vertikale Geraden dargestellt. ϑ/°C p V = konst. Wärmezufuhr p/Pa Extrapolation V=konst. p 0 -273,15 -100 0 100 ϑ/°C Abb. 11: Messprinzip zur Definition des absoluten Nullpunktes der Temperatur Bei der Temperatur ϑ = -273,15 °C erhält man den Gasdruck p = 0. Bei dieser Temperatur verschwindet die thermische Bewegung der Moleküle. Sie wird daher mit dem absoluten Nullpunkt T = 0 der thermodynamischen Temperaturskala identifiziert. Aus der Zustandsgleichung des idealen Gases pV = nRT folgt das Gesetz von Gay-Lussac: Bei konstantem Druck steigt das Volumen wie die absolute Temperatur. V∼T 28 (für p = konst.) 2.3 Gesetz von Avogadro V p 1 p 2 p 0 3 T Abb. 12: Isobaren eines idealen Gases mit p1 < p 2 < p 3 Die Zustandskurven dieses zu Ehren des französischen Chemikers und Physikers Joseph Louis Gay-Lussac (1778 – 1850) benannten Gesetzes sind Isobare (p = konst.). In der p-V-Ebene werden Isobaren (p = konst.) durch horizontale Geraden dargestellt. Gelegentlich wird die isobare Zustandsgleichung auch als das Gesetz von Charles bezeichnet. Der französische Physiker Jacques Alexandre Charles (1746 – 1823) hat sich mit der Wärmeausdehnung von Gasen beschäftigt und startete bereits 1783 den ersten wasserstoffgefüllten Gasballon. 2.3 Gesetz von Avogadro Im Folgenden soll die Frage beantwortet werden, in welcher Weise das Gasvolumen V von der Stoffmenge n des Gases abhängig ist. Für ein ideales Gas mit der Stoffmenge n gilt: pV = nRT . pV ist für ein gegebenes Gas immer konstant. Für zwei T verschiedene Zustände „ “ ( p 1 , V1 , T1 ) und „ “ ( p 2 , V2 , T2 ) gilt: Die Größe p1V1 T1 = nR und p 2 V2 = nR . T2 Folglich gilt: 29 2 Thermische Zustandsgleichungen p1V1 p 2 V2 = T1 T2 Damit man zur Charakterisierung eines Gases nicht alle 3 Größen (p,V und T) angeben muss, werden sog. Normwerte eingeführt: p n = 1013,25 hPa Tn = 273,15 K ( ϑ n = 0 °C ) Ein durch Normtemperatur ϑ n = 0 °C und Normdruck p n = 1013,25 hPa festgelegter Zustand eines festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffes wird Normzustand genannt. Das Normvolumen wird mit Vn bezeichnet. Es ergibt sich aus der Normdichte ρ n gemäß der Beziehung Vn = m . Aus p n Vn = nRTn folgt mit ρn n = 1 mol für das molare Normvolumen Vm,n , d.h. das Volumen, das ein Mol eines beliebigen idealen Gases unter Normbedingungen einnimmt: Vm, n = R Tn m3 L = 22,414 = 22,414 pn kmol mol Der genaue Wert (DIN 1343) beträgt Vm , n = 22,41383 m 3 / kmol . 1811 formulierte der italienische Naturforscher Amedeo Avogadro ( (1776 – 1856) eine Hypothese, die heute als das Gesetz von Avogadro bezeichnet wird: Bei gleichem Druck (p1 = p2) und gleicher Temperatur (T1 = T2) verhalten sich die Volumina zweier verschiedener Gase und so, wie deren Stoffmengen und damit so, wie deren Teilchenzahlen. Denn aus p1V1 = n 1RT1 (Gas ) (Gas ) und p 2 V2 = n 2 RT2 folgt mit p1 = p 2 und T1 = T2 : 30 2.4 Druckverhältnisse in der Erdatmosphäre und die Barometrische Höhenformel V1 V2 = n1 n2 = N1 N2 Bei gleichem Druck p und gleicher Temperatur T enthalten gleich große Volumina V verschiedener Gase stets die gleiche Anzahl von Atomen oder Moleküle N (und damit die gleichen Stoffmengen n). Mit anderen Worten: Aus V1 = V2 folgt N1 = N2 . Häufig wird in der Thermodynamik ein spezifisches Volumen υ eingeführt. Für ein Gas mit der Masse m, welches ein Volumen V einnimmt gilt: υ= V m 2.4 und [υ] = m3 kg Druckverhältnisse in der Erdatmosphäre und die Barometrische Höhenformel Der Druck stellt neben der Temperatur und dem Volumen eine weitere thermische Zustandsgröße dar. Als Druck p wird eine senkrecht auf eine Fläche A wirkende Kraft vom Betrag F bezeichnet. Der Druck ist somit eine skalare Größe. p= F A [p] = [F] N = 2 = Pa [A] m In technischen Anwendungen wird das Bar mit dem Einheitenzeichen bar als Druckeinheit außerhalb des SI verwendet. Die Einheit Bar ist gemäß Einheitenverordnung (EinhV) eine gesetzliche Einheit. 1 bar = 10 5 Pa Insbesondere zur Charakterisierung der Gase spielt der Druck als physikalische Größe eine wichtige Rolle. Für das kompressible Medium Luft gilt: Der Luftdruck und damit auch die Dichte der Luft nehmen mit zunehmender Höhe über dem Erdboden kontinuierlich ab. Der Atmosphärendruck ist ein Eigengewichtsdruck. Er ist der Schweredruck der Erdatmosphäre infolge ihres Gewichtes. Im Normzustand ( p n = 1013,25 hPa, ϑ n = 0 °C ) beträgt die Dichte 31 2 Thermische Zustandsgleichungen für trockene Luft ρ n = 1,293 kg / m 3 . Dann befindet sich am Erdboden über der Fläche von 1 cm² eine Luftmasse von 1,033 kg. p n entspricht dabei dem Jahresmittelwert des Luftdruckes auf Meereshöhe. pn = F mg = A A m= pn A m = g 1013 ⋅ 10 2 N / m 2 ⋅ 10 −4 m 2 9,81 m / s 2 = 1,033 kg Wäre die Luft inkompressibel und überall so dicht wie an der Erdoberfläche, d.h. wäre die Luftdichte ρ = ρ n = konst., so reichte die Atmosphäre wegen p n = ρ n gh nur bis zu einer Höhe h von: h = pn ρn g = 7988 m. Der Gipfel des Mt. Everest würde dann schon ins Leere ragen! Unter der Voraussetzung konstanter Temperatur der Erdatmosphäre erhält man für die Höhenabhängigkeit des Druckes: dp dh p, ρ h 0 p ,ρ 0 0 Abb. 13: Beschreibung der Höhenabhängigkeit des Luftdruckes Liegt in der Höhe h eine Luftdichte ρ vor, so erfolgt bei kleiner Höhenzunahme um dh eine Druckabnahme um dp: dp = −ρgdh Die Dichte der Atmosphäre ist mit dem Druck und mit der mittleren molaren Masse M der Luft durch die Zustandsgleichung für ideale Gase verknüpft: 32 2.4 Druckverhältnisse in der Erdatmosphäre und die Barometrische Höhenformel p=ρ ρ= R T = ρR S T M m ist die Gasdichte, und m stellt die gesamte Gasmasse dar. V Der Druck p eines Gases ist somit stets der jeweiligen Gasdichte ρ proportional. Beispiel: Berechnung der molaren Masse M von trockener Luft Für die Zusammensetzung der wichtigsten Komponenten des Gasgemisches Luft in der unteren Atmosphäre erhält man folgende gerundete Messwerte: Gas chemisches Elementsymbol VolumenAnteil hi relative Molekülmasse Mr ,i Stickstoff N2 78 % 28 Sauerstoff O2 21 % 32 Argon Ar 1% 40 Tab. 4: Hauptbestandteile der trockenen Luft (gerundet) Die molare Masse von trockener Luft hat den Wert: M= ∑h i ⋅ M r , i = 28,95 g / mol = 0,02895 kg/mol i Für die spezielle oder individuelle Gaskonstante R S von Luft folgt: R S = R J = 287 M kg ⋅ K Hinweis: Der CO 2 - Anteil der Luft von zurzeit (Stand 2015: Jahresmittelwert der Messstation Mauna Loa Observatory) 400 ppm (0,0400 %) wurde nicht berücksichtigt. Ebenso wurde der Wasserdampfanteil vernachlässigt, da vollständig trockene Luft vorausgesetzt wurde. Die Ableitung der Barometrischen Höhenformel erfolgt unter der Voraussetzung konstanter Lufttemperatur (T = konst.). Ausgehend ρ RT : von dp = −ρgdh erhält man durch Division mit p = M 33 2 Thermische Zustandsgleichungen gM dp =− dh p RT p ∫ p0 h dp gM =− dh p RT 0 ∫ ln p − ln p 0 = − gM h RT Mit der Abkürzung H = ln RT , der sog. Skalenhöhe, folgt: gM p h =− p0 H Delogarithmieren durch Exponentation zur Basis e liefert die Barometrische Höhenformel: p = p 0 exp(− h ) H Der Luftdruck nimmt exponentiell mit wachsender Höhe ab. Der Luftdruck am Erdboden (Höhe h = 0) wurde hier mit p 0 bezeichnet. Analog ist ρ 0 die Dichte der Luft am Erdboden. p Pa p 0 p(h)=p e-h/H 0 1p 2 0 1p 4 0 0 5,5 11 Abb. 14: Barometrische Höhenformel Für h = h 1 / 2 ist p(h 1 / 2 ) = 1 p . Daraus folgt: 2 h 1 / 2 = ln 2 ⋅ H = 0,693 ⋅ 7983 m ≈ 5,5 km 34 h / km 2.4 Druckverhältnisse in der Erdatmosphäre und die Barometrische Höhenformel Faustregel: Der Druck fällt mit zunehmender Höhe etwa alle 5,5 km auf die Hälfte seines Wertes ab. Die Skalenhöhe H hat für T = 273 K den Wert: H = 7983 m Wegen ρ RT 1 ρ0g 1 gM m folgt = und p 0 = 0 = . H p0 H RT Mm Damit erhält die Barometrische Höhenformel die Form p = p 0 exp(− ρ0g p0 h) . Der Schweredruck eines Gases nimmt mit der Höhe h um so schneller ab, je größer seine Bodendichte ρ 0 ist. Mit den Zahlenwerten p 0 = 1013,25 hPa und ρ 0 = 1,293 kg / m 3 , bei einer Temperatur von ϑ n = 0 °C, erhält man für den in hPa angegebenen Luftdruck p in der in km gemessenen Höhe h die folgende „zugeschnittene“ Größengleichung: p = 1013,25e −0,125 h / km hPa Die Barometrische Höhenformel wurde bereits 1686 erstmals durch den englischen Physiker und Astronom Edmond Halley (1656 1742) angegeben. Sie gilt unter den Voraussetzungen, dass die Lufttemperatur und die Erdbeschleunigung g unabhängig von der Höhe h sind, d. h. beide konstant sind. Diese Voraussetzungen sind in der Praxis nur näherungsweise erfüllt. Ist R E der Erdradius, so gilt für die Abhängigkeit der Erdbeschleunigung g von der Höhe h oberhalb der Erdoberfläche: g(h ) = G Wegen g(h ) = ME (R E + h ) 2 1 (R E + h ) g 1+ 2 h RE 2 = . 1 R 2E (1 + h 2 ) RE ≈ 1 R 2E (1 + h 2 ) RE folgt: . 35 2 Thermische Zustandsgleichungen Für Höhen in der erdnahen Atmosphäre kann daher mit dem konstanten Wert für die Erdbeschleunigung von g = 9,81 m/s² gerechnet werden. Für eine Höhe von beispielsweise h = 15 km erhält man eine vernachlässigbare Abnahme dieses Wertes um etwa 0,25 %. Die Lufttemperatur nimmt bekanntermaßen ebenfalls mit zunehmender Höhe ab. Im Jahresmittel liegt eine höhenabhängige (h in km) Lufttemperatur (T in K) in folgender Form vor: T (h ) = 288,15 K − 6,5 K h km Diese Beziehung beschreibt die Messdaten der mittleren Lufttemperatur der Erdatmosphäre bis zu einer Höhe von h = 11 km. Die Jahresmitteltemperatur der Luft an der Erdoberfläche wurde dabei mit ϑ = 15 °C angesetzt. Die Temperaturabnahme der Luft für jeden km Höhenunterschied um etwa 6,5 K wird später näher begründet. Die Internationale Höhenformel (h in km) berücksichtigt diese Temperaturabnahme. Sie soll hier ohne mathematische Begründung angegeben werden: p(h) = p 0 (1 − 6,5 h 5,26 ) . 288,15 km Der Unterschied in der Höhenabhängigkeit des Luftdrucks zwischen Barometrischer Höhenformel und Internationaler Höhenformel ist jedoch vernachlässigbar gering. Hinweis: Beide Höhenformeln erlauben eine barometrische Höhenbestimmung durch gleichzeitige Messung des Luftdruckes in zwei verschiedenen Höhen. In Bodennähe gilt für die Druckabnahme die Beziehung 1 hPa/8 m. Wegen der geringeren Luftdichte nimmt die Druckabnahme mit zunehmender Höhe ab. In 2 km Höhe beträgt sie 1 hPa/10 m, in 5 km Höhe 1 hPa/14 m und in 10 km Höhe nur noch 1 hPa/25 m. 2.5 Anwendung: Zugwirkung eines Schornsteines Die Zugwirkung von Schornsteinen beruht auf der durch die barometrische Höhenformel gegebenen Druckverteilung. Außendruck pa,u (Index a für außen) und Innendruck pi,u (Index i für innen) sind an der tiefsten Stelle (Index u für unten) eines Schornsteins gleich. pa,u = pi,u = p0 p0 ist der Bodendruck am unteren Ende des Schornsteins, dort ist 36 2.5 Anwendung: Zugwirkung eines Schornsteines h = 0. Die Dichte ρ i,u , der auf die Temperatur Ti erwärmten Gase im Innern des Schornsteins, ist kleiner als die Dichte ρ a ,u der dort den Schornstein, mit der Temperatur Ta, umgebenden kälteren Außenluft. Diese Aussage folgt aus der Zustandsgleichung p = ρR S T und führt zu folgenden Proportionalitäten: p a ,u ∝ ρ a ,u Ta und p i,u ∝ ρ i,u Ti Wegen p a ,u = p i,u folgt ρ i ,u ρ a ,u = Ta Ti < 1 und damit ρ i,u < ρ a ,u . Die Druckabnahme mit wachsender Höhe h ist gemäß der Barometρ g rischen Höhenformel p = p 0 exp(− 0 h ) wegen ρ i,u < ρ a ,u im p0 Schornstein kleiner als die Druckabnahme der umgebenden Außenluft. Dadurch stellt sich an der obersten Stelle des Schornsteines (Index o für oben) zwischen der umgebenden Luft und den Schornsteingasen eine endliche Druckdifferenz ∆p ein: ∆p = p i,0 − p a ,0 = p 0 [exp(− ρ i,u g p0 h ) − exp(− ρ a ,u g p0 h )] > 0 Potenzreihenentwicklung der Exponentialfunktionen und Abbruch nach dem linearen Glied e −x = 1 + − x (− x ) 2 + + ... ≈ 1 − x 1! 2! ergibt die Näherungsformel ∆p ≈ (ρa,u − ρi,u )gh . Im Schornstein herrscht somit an der oberen Austrittsöffnung ein Überdruck gegenüber dem äußeren Luftdruck. Diese Druckdifferenz und damit die Zugwirkung wird bei vorgegebenen Dichten der Schornsteingase und der Außenluft um so größer, je höher der Schornstein ist. Wegen ρ i ,u ρ a ,u ∆p ≈ (ρa,u − = T Ta ist ρ i ,u = a ρ a ,u . Für die Druckdifferenz folgt: Ti Ti Ta ρa,u )gh Ti 37 2 Thermische Zustandsgleichungen Wird ρ a ,u = ρ 0 gesetzt, so ergibt sich schließlich ∆p ≈ (1 − Ta )ρ0 gh . Ti 2.6 Zustandsgleichung realer Gase Abweichend von den vereinfachenden Abstraktionen des Modellstoffes ideales Gas gilt in der Realität: Auch Gasatome haben eine räumliche Ausdehnung und das Gasvolumen kann nicht unter eine durch das Eigenvolumen aller Moleküle bestimmte Grenze verringert werden. Reale Gase (z.B. CO 2 , NH 3 ) zeichnen sich durch das Vorhandensein von nicht vernachlässigbaren Anziehungskräften zwischen den Gasteilchen aus. Diese resultierenden Kräfte FR sind in Abb. 15 dargestellt. Sie besitzen eine innere potentielle Energie der molekularen Wechselwirkung. Die Moleküle an der Oberfläche werden durch die Kohäsionskräfte nach innen gezogen und rufen einen Binnendruck d hervor, der zum Außendruck p addiert werden muss. Für den Binnendruck wird folgender Ansatz gemacht: d= n 2a V2 Ein reales Gas der Stoffmenge n hat im Gegensatz zum idealen Gas ein Eigenvolumen n ⋅ b . Um dieses Eigenvolumen muss das Volumen V, das den Gasmolekülen für ihre Bewegung zur Verfügung steht, vermindert werden. FR >0 FR =0 Abb. 15: Binnendruck in einem realen Gas 38 2.6 Zustandsgleichung realer Gase Im Innern eines Gases wirken die Anziehungskräfte allseitig und kompensieren sich gegenseitig. Eigenvolumen und Binnendruck können durch Korrekturglieder in der Zustandsgleichung idealer Gase berücksichtigt werden. Daraus folgt die 1873 erstmals formulierte Van-der-Waals-Zustandsgleichung realer Gase. (p + n 2a V2 ) ⋅ (V - n b) = n R T (reales Gas) p ⋅ V = n R T (ideales Gas) Zum direkten Vergleich ist die Zustandsgleichung idealer Gase ebenfalls aufgeführt. Die Größen a und b sind stoffabhängige Konstanten des jeweiligen realen Gases. Sie werden auch als Van-der-WaalsKoeffizienten bezeichnet. Sind die Parameter a und b identisch Null, so folgt wieder die Zustandsgleichung idealer Gase. Der niederländische Physiker Jan Dierik van der Waals (1837 – 1923) wurde 1910 für die Formulierung der Zustandsgleichung realer Gase mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Die Van-der-WaalsGleichung ist eine phänomenologische Gleichung, die auf einer mathematischen Beschreibung von direkt beobachtbaren Phänomenen beruht und die nicht aus vorangestellten fundamentalen Prinzipien abgeleitet werden kann. Isotherme (ϑ= konst.) p p reales Gas Isochore (V=konst.) ideales Gas ideales Gas reales Gas 0 V 0 T Abb. 16: Abweichung des realen Gases vom Verhalten eines idealen Gases (links: bei extremer Kompression; rechts: bei niedrigen Temperaturen) Die Van-der-Waals-Gleichung wurde 1949 von Redlich und Kwong modifiziert. 1974 gelang Soave eine grundlegende Verbesserung. Diese verbesserte Zustandsgleichung zur Beschreibung realer Gase wird daher Redlich-Kwong-Soave-Gleichung genannt. Eine Abweichung vom Verhalten des "idealen Gases" tritt sowohl bei hohem Druck (starker Kompression), als auch bei tiefer Temperatur auf. In der Ingenieurspraxis wird für die Zustandsgleichung 39 2 Thermische Zustandsgleichungen realer Gase vereinfachend die funktionale Abhängigkeit des idealen Gases angesetzt. Die Abweichung des wirklichen Verhaltens realer Gase vom Modell des idealen Gases wird durch einen temperaturund druckabhängigen Korrekturfaktor, den sog. Realgasfaktor Z = Z(p, T ) berücksichtigt: pV = ZnRT Der Verlauf des Realgasfaktors Z = Z(p, T ) von Luft ist in Abbildung 17 skizziert. Für ideale Gase ist Z = 1. 200 Realgasfaktor Z 100 1,0 50 25 0 -25 0,9 -50 0,8 0 10 20 30 Druck p/MPa Abb. 17: Realgasfaktor Z von Luft Bei tiefen Temperaturen ist der Realgasfaktor Z < 1 und preal < pideal . Bei hohen Temperaturen und hoher Kompression ist Z > 1 und preal > pideal . Reale Gase lassen sich im Gegensatz zu idealen Gasen durch Kompression und/oder Kühlung verflüssigen. Wichtige Beispiele für reale Gase stellen Wasserdampf, Kohlendioxid und Methan dar. Letzteres wird als Flüssigerdgas (LNG: engl. liquefied natural gas) bei Temperaturen unterhalb von -162°C auf Spezialschiffen über große Entfernungen transportiert. 40 3.1 Erscheinungsformen der Energie 3 Energieformen und Energieumwandlung Die physikalische Größe Energie (gr. energeia: Wirkungsvermögen) wurde phänomenologisch von Thomas Young (1773 - 1829) in die Naturwissenschaften eingeführt und erstmals durch William Rankine (1820 -1872) mit der Wortschöpfung „Energie“ versehen. Die Energie stellt eine abstrakte Größe dar, die nicht direkt messbar ist. Sie kann nur aus anderen messbaren Größen berechnet werden. Allgemein gilt: Energie ist das Vermögen Arbeit zu verrichten. 3.1 Erscheinungsformen der Energie Energie tritt in verschiedenen Formen auf: - mechanische Ruheenergie (potentielle Energie) mechanische Bewegungsenergie (kinetische Energie) Wärme elektrische Energie chemische Energie Kernenergie Energie der elektromagnetischen Strahlung Übersicht: Energiequellen Fossile Brennstoffe: - Kohle, Erdöl, Erdgas Regenerative Brennstoffe: - Holz , Biomasse, Biodiesel, Bioethanol Solarenergie: - Passive Sonnenenergienutzung - Solarzellen (Photovoltaik) - Solarkollektoren Erdwärme: - Geothermische Energie Wind: - Windräder (Rotoren) Wasserkraft: - Laufwasser, Gezeiten Kernenergie: - Kernspaltung 235 1 236 * 140 94 92 U + 0 n −> 92 U −> 56 Ba + 36 Kr + 2 01 n + 200 MeV - Kernfusion 2 2 3 1 1 d + 1 d −> 2 He + 0 n + γ + 3,2 MeV und 3 2 4 1 1 t + 1 d −> 2 He + 0 n + γ + 17,6 MeV 41 3 Energieformen und Energieumwandlung 3.1.1 Potentielle Energie Wird an einem Körper Arbeit verrichtet, so bedeutet dies: Dem Körper ist Energie zugeführt worden, die dann in verschiedenen Formen gespeichert werden kann. Energie ist das Vermögen Arbeit zu verrichten. Die bei der Hubarbeit WH an einem Körper mit der Masse m entlang der Hubhöhe h gegen die konstante Schwerkraft (Gewichtsv r kraft) F = mg verrichtete Arbeit wird als potentielle Energie E pot gespeichert. Wird ein Körper mit der Masse m gegen seine Gewichtskraft auf die Höhe h angehoben, dann nimmt seine potentielle Energie zu und es gilt: E pot = mgh . Wird eine elastische Feder, charakterisiert durch eine Federkonstante D infolge einer Kraft F = Dx gedehnt oder zusammengedrückt, dann wird die verrichtete Spannarbeit Ws ebenfalls als potentielle Energie in der Feder gespeichert. Für eine Dehnung um die Länge x aus der Ruhelage (x = 0) gilt: x x E pot = Ws = ∫ Fdx = ∫ Dxdx = 0 0 D 2 x . 2 Wird bei der Arbeit gegen eine Kraft die potentielle Energie des Systems erhöht, dann heißt diese Kraft konservativ. Nur konservative Kräfte besitzen ein sog. Potential. Die potentielle Energie besitzt dabei zwei Eigenschaften: 1. Die Änderung der potentiellen Energie eines Systems hängt nur vom Anfangs- und Endzustand ab, nicht aber vom Weg, der bei diesem Vorgang durchlaufen wurde. 2. Der Nullpunkt der potentiellen Energie kann willkürlich gewählt werden. Im Gegensatz zu den konservativen Kräften führt eine Arbeitsverrichtung gegen dissipative Kräfte nicht zu einer Erhöhung der potentiellen Energie des Systems. Die geleistete Arbeit wird stattdessen vollständig in Wärmeenergie umgewandelt, die sich ihrerseits nicht wieder vollständig in mechanische Energie zurückverwandeln lässt. 42 3.1 Erscheinungsformen der Energie 3.1.2 Beschleunigungsarbeit und kinetische Energie Wirkt auf einen frei beweglichen ruhenden Körper eine konstante v Kraft F , so wird erfährt er eine konstante Beschleunigung vom Betrag a: a= F m Nachdem der Körper insgesamt eine Strecke s durchlaufen hat, wurde eine Beschleunigungsarbeit W = Fs verrichtet. Der Körper wird dabei auf eine Geschwindigkeit v beschleunigt. Wegen v = at und t = s= v 1 folgt aus s = at 2 : a 2 1 v2 1 v2 = 2 a 2 F m Daraus folgt schließlich: W = Fs = 1 mv 2 2 Der durch seine Beschleunigung bedingte Zuwachs an Energie wird als kinetische Energie oder Bewegungsenergie E kin des Körpers bezeichnet: E kin = 3.1.3 1 mv 2 2 Mechanische Energieerhaltung Energieformen, die wie die potentielle und die kinetische Energie beliebig und vollständig ineinander umgewandelt werden können werden zur mechanischen Energie zusammengefasst. Wird an einem System, in dem nur konservative Kräfte wirksam sind, die Arbeit W verrichtet, dann führt dies zu einer Änderung seiner mechanischen Energie W = ∆E pot + ∆E kin . In einem abgeschlossenen System, auf das keine äußeren Kräfte einwirken ist die verrichtete Arbeit W = 0. In einem solchen System bleibt die mechanische Energie E erhalten und es gilt: 43 3 Energieformen und Energieumwandlung In einem abgeschlossenen System bleibt die Summe aus potentieller und kinetischer Energie konstant. E = E pot + E kin = konstant Die Energie ist somit eine Erhaltungsgröße. Nimmt eine Energieform ab, so muss zwangsläufig die andere um denselben Betrag zunehmen, wobei die Summe konstant bleibt. 3.1.4 Volumenänderungsarbeit Unter Volumenänderungsarbeit WV versteht man die Arbeit, die ein Gas bei Volumenänderung aufnimmt oder abgibt. ∆x A FG =(pA,0,0) x FK =(FX ,0,0) p 2 1 Abb. 18: Definition der Volumenänderungsarbeit r FG : Kraft, die ein Gas mit dem Druck p auf einen Kolben ausübt. r FK : Kraft, die ein beweglicher Kolben auf ein Gas ausübt. Für den Fall des Kräftegleichgewichts gilt: r r FG + FK = 0 oder r r FG = − FK r r r r Mit FK = (Fx ,0,0) und FG = (pA,0,0) folgt aus FG = − FK pA = − Fx Fx = − pA Bei der Kompression (Volumenverkleinerung) eines Gases muss zur r Verschiebung des Kolbens eine Kraft FK wirken, die den bisherigen Gleichgewichtszustand aufhebt. Die dem System dabei zugeführte Arbeit ergibt sich aus dem Produkt von Kraft und Weg. Das ursprüngliche Gasvolumen V1 wird bei Verschiebung des Kolbens 44 3.1 Erscheinungsformen der Energie nach innen um ∆x um das Volumen ∆V = A∆x = V2 − V1 verkleinert. Die Volumenänderungsarbeit ∆WV bei Kompression ergibt sich zu: ∆WV = Fx ∆x mit Fx = − pA folgt: ∆WV = − pA∆x und mit dV = Adx erhält man: ∆WV = −p∆V oder in differentieller Schreibweise: dWV = −pdV . Die Volumenänderungsarbeit dWV ist im p, V-Diagramm in Abb. 19 als rechteckige Fläche mit konstanter Höhe p und der Breite dV dargestellt. Das Minuszeichen erfüllt die folgende, in der Thermodynamik übliche Konvention: Die zwischen Kolben und System (Gas) übertragene mechanische Arbeit wird bei dV < 0 (Verdichtung oder Kompression) positiv gezählt ( dWV > 0 ), das Gas nimmt Arbeit (Energie) auf, bei dV > 0 (Expansion) negativ gezählt ( dWV < 0 ), das Gas gibt Arbeit (Energie) an den Kolben ab. Volumenänderungsarbeit kann unter 3 verschiedenen Bedingungen verrichtet werden: - isobar ( ∆p = 0 ) isotherm ( ∆T = 0 ) adiabatisch ( ∆Q = 0 ) Zunächst soll die isobare Volumenänderungsarbeit berechnet werden, die bei isobarer Expansion von V1 nach V2 während der Kolbenverschiebung verrichtet wird. Diese Arbeit wird vom Gas an den Kolben und damit nach außen abgegeben. V2 V2 V1 V1 W V = − ∫ pdV = − p ∫ dV = −p( V2 − V1 ) = −p∆V = −mR i ∆T 45 3 Energieformen und Energieumwandlung Hinweis: Bei isobarer Expansion nimmt das Volumen zu. Damit der Druck im größeren Endvolumen konstant bleiben kann, muss die Temperatur durch Wärmezufuhr ∆Q = c pm ∆T von außen ebenfalls zunehmen. Details werden in der Lerneinheit PU-LE2 erläutert. Im Folgenden soll die isotherme Volumenänderungsarbeit infolge Kompression näher betrachtet werden. Bei einer Verdichtung mit T = konstant (isotherme Zustandsänderung) bleibt die kinetische Energie der Moleküle gleich. Da aber dann die Teilchenanzahldichte N ν= zunimmt, steigt auch der Druck p gemäß p = νkT an. DieV ser funktionale Zusammenhang zwischen den Zustandsgrößen wird als Zustandsgleichung idealer Gase bezeichnet. Die mathematische Struktur der Zustandsgleichung wird durch eine Vielzahl von experimentellen Ergebnissen nahegelegt. N der Druck p umgeV kehrt proportional zum Volumen V. Dieser Zusammenhang ist im nachstehenden p,V-Diagramm dargestellt. Die in Abb. 19 eingezeichnete Kurve mit konstanter Temperatur (T = konst.) heißt Isotherme. Bei isothermer Kompression ist wegen ν = p p = f(V,T) dW = - pdV p v dV 2 v1 V Abb. 19: p,V-Diagramm eines idealen Gases Im Allgemeinen kann die Temperatur bei verschiedenen Zustandsänderungen je nach den Versuchsbedingungen steigen, fallen oder konstant bleiben. Für die Volumenänderungsarbeit WV12 bei Verdichtung des Volumens V, d.h. bei Übergang von V1 nach V2 erhält man bei beliebiger Zustandsänderung: V2 V2 V1 V1 WV12 = - ∫ pdV = - ∫ f(V, T)dV 46 mit p = f (V, T) 3.1 Erscheinungsformen der Energie Der Druck p ist bei gegebener Gasmasse m eine zunächst noch unbekannte Funktion f der Zustandsgrößen V und T. Der funktionale Zusammenhang p = f ( V, T) wird durch die Zustandsgleichung idealer Gase beschrieben. p 2 p = f (V,T) 1 v v1 2 V Abb. 20: Volumenänderungsarbeit WV12 in einem p,V-Diagramm Die dem Gas zugeführte Energie - die Volumenänderungsarbeit entspricht der grau markierten Fläche unter der Zustandskurve im p,V-Diagramm. Für die Berechnung der Volumenänderungsarbeit bei isothermer Kompression folgt mit Hilfe der Zustandsgleichung idealer Gase ( pV = nRT ) : V2 V2 ∫ WV12 = − pdV = − V1 ∫ V1 V2 V nRT dV dV = − nRT = − nRT ln 2 V V V1 V ∫ 1 Bei isothermer Zustandsänderung gilt für zwei Zustände ( gleicher Temperatur: p 1 V1 = p 2 V2 oder und ) V2 p1 = V1 p 2 Damit erhält man für die isotherme Volumenänderungsarbeit WV12 : WV12 = − nRT ln p1 p2 Da insbesondere p 1 V1 = nRT gilt, folgt schließlich WV12 = − p1 V1 ln p1 p2 Die bei der Zustandsänderung durch Kompression von 1 → 2 dem Gas zugeführte Arbeit ∆W kann in innere Energie ∆U und/oder Wärme ∆Q umgesetzt werden, wobei die Aufteilung auf diese Größen von der Prozessführung abhängt. Arbeit und Wärme treten als Prozessgrößen nur bei einer Zustandsänderung auf. Arbeit und Wärme sind keine Zustandsgrößen, denn sie hängen nicht nur vom 47 3 Energieformen und Energieumwandlung Anfangs- und Endzustand ab, sondern auch vom Weg des durchlaufenen Prozesses. Damit bei der isothermen Kompression die Temperatur voraussetzungsgemäß konstant bleibt, muss während des Kompressionsvorganges Wärme ∆Q vom Gas an die Umgebung abgegeben werden. 3.2 Innere Energie und Wärme Die in einem thermodynamischen System enthaltene Energie kann in folgenden Formen vorliegen: - kinetische Energie E kin der Teilchen - potentielle Energie E pot der Teilchen - Wärme Q als Prozessgröße bei Zustandsänderungen Arbeit W als Prozessgröße bei Zustandsänderungen Die Energie eines Körpers (thermodynamischen Systems) kann in einen makroskopischen Anteil und in einen mikroskopischen Anteil aufgeteilt werden. Makroskopisch ist die mechanische Energie des Gesamtsystems (z. B. die Bewegungsenergie E kin einer Gasflasche, die sich in an Bord eines Flugzeugs von Frankfurt nach Genf befindet oder ihre potentielle Energie E pot im Schwerefeld der Erde). Mikroskopisch ist die versteckte Energie der einzelnen Atome bzw. Moleküle des Gases, die sog. innere Energie U. Unter der inneren Energie U versteht man die gesamte, als kinetische und potentielle Energie gespeicherte Energie aller Atome oder Moleküle eines thermodynamischen Systems. Im Falle eines idealen Gases besitzen die Atome keine potentielle Energie und die innere Energie stimmt mit der ungeordneten Bewegungsenergie der Gasteilchen überein. Sie hängt von der absoluten Temperatur ab, und ist wie diese eine Zustandsgröße des Systems. Jeder Zustand eines thermodynamischen Systems ist eindeutig durch einen bestimmten Wert seiner inneren Energie U gekennzeichnet. Die innere Energie U mit der SI-Einheit Joule (J) ist im Gegensatz zu den intensiven Variablen Druck p und Temperatur T eine extensive Variable. Sie ist eine Zustandsfunktion und beschreibt die gesamte Energie, die in einem thermodynamischen System vorhanden ist. In einem isolierten System (wärmedicht) ist die innere Energie nicht veränderbar, d.h. zeitlich konstant. In einem geschlossenen System muss die innere Energie U sich ändern, wenn mit der äußeren Umgebung über die Systemgrenzen hinweg Arbeit (W) oder Wärme (Q) ausgetauscht wird. Bevor Wärme als der makroskopischen Betrachtung verborgene Bewegungsenergie der Atome bzw. Moleküle erkannt wurde, nahm man an, dass die Wärme eines Körpers auf das Vorhandensein eines Wärmestoffes zurückzuführen sei. Dieser Wärmestoff wurde Caloricum genannt. Aber die Erzeugung von Wärme durch Reibungsarbeit zeigt: Wärme ist kein Stoff. Wärme ist eine Energieform. Der Wärmeinhalt eines 48 3.2 Innere Energie und Wärme Körpers entspricht derjenigen Wärmemenge Q, die sich aus der Summe der ungeordneten Energien seiner Atome und Moleküle ergibt und die Innere Energie genannt wird.. Beispiel: Erhitzung eines konstanten Luftvolumens: Die dabei zugeführte Wärme ∆Q steckt als der direkten Anschauung verborgene Bewegungsenergie, nämlich als innere Energie in den Luftmolekülen. Die innere Energie erhöht sich durch die Wärmezufuhr um ∆U = ∆Q . Wird einem isolierten System mechanische Energie beispielsweise durch Kompressionsarbeit ∆W zugeführt, so erhöht sich der innere Energieinhalt des wärmedichten Systems um ∆U = ∆W . T Zufuhr von Arbeit W wärmedicht Abb. 21: Mechanische Energiezufuhr in einem isolierten System Das Gas muss die zugeführte Arbeit ∆W aufnehmen. Die zugeführte mechanische Arbeit wird im "Innern" des Gases als innere Energie gespeichert. Bei gleichzeitiger Zufuhr von Wärme ∆Q und mechanischer Arbeit ∆W liefert der Energieerhaltungssatz den Anstieg der inneren Energie ∆U : ∆U = ∆Q + ∆W Die Zunahme der inneren Energie ∆U eines Systems ist gleich der zugeführten Wärmeenergie ∆Q und der am System verrichteten Arbeit ∆W . Diese Formulierung des Energieerhaltungssatzes, bei der Wärme als besondere Erscheinungsform der Energie berücksichtigt wird, wird 1. Hauptsatz der Thermodynamik genannt. ∆Q ist die mit der Umgebung durch die Behälterwand ausgetauschte (zugeführte ( ∆Q > 0) oder abgeführte ( ∆Q < 0)) Wärme. Diese Wärme ∆Q stellt eine Prozessgröße dar, die nur bei Zustandsänderungen auftritt. Im Gegensatz zur Zustandsgröße ∆U sind die beiden 49 3 Energieformen und Energieumwandlung Prozessgrößen ∆W und ∆Q keine Zustandsgrößen. Der Erste Hauptsatz der Thermodynamik schränkt die in der Natur vorkommenden Prozesse ein: Nur solche Prozesse sind möglich, bei denen die Gesamtenergie konstant bleibt. Es handelt sich hierbei um eine Idealisierung realer Prozesse, bei denen energetische Umwandlungsverluste vernachlässigt werden. Innerhalb eines solchen Systems können die verschiedenen Energieformen verlustfrei ineinander umgewandelt werden. Dabei sind Wärme und Arbeit gleichwertig. Wärme kann aus Arbeit erzeugt und in Arbeit umgewandelt werden. Der Erste Hauptsatz der Thermodynamik stellt daher eine Zusammenfassung der experimentellen Erfahrung aus der Energieumwandlung dar. Er wird üblicherweise in verschiedenen Formulierungen angegeben: Wärme und Arbeit sind gleichwertig; Wärme kann in Arbeit und Arbeit in Wärme umgewandelt werden. Oder: Es gibt kein Perpetuum mobile erster Art; das heißt, es gibt keine Maschine, die ständig Arbeit abgibt, ohne gleichzeitig Energie aufzunehmen. Ein Perpetuum mobile erster Art wäre eine Maschine, die dem aus bisheriger Erfahrung abgeleiteten 1. Hauptsatz der Thermodynamik widersprechen würde. Ihre Existenz würde den 1. Hauptsatz widerlegen. dU = dQ + dW Bei reversibler Volumenänderungsarbeit ist dW = - pdV. Der Erste Hauptsatz der Thermodynamik stellt damit eine andere Formulierung des verallgemeinerten Energieerhaltungssatzes der Mechanik dar. Die Rolle der mechanischen Energie dE spielt in der Thermodynamik die innere Energie dU. Die Änderung der inneren Energie dU eines geschlossenen Systems ist gegeben durch die Summe von übertragener Wärme dQ und mechanischer Arbeit dW, die das System an seiner Umgebung verrichtet. Dabei kann dem System mechanische Arbeit von außen zugeführt werden; diese wird dann vom System aufgenommen, oder das System kann mechanische Arbeit nach außen abgeben, wie es bei Wärmekraftmaschinen der Fall ist. Es gilt dabei folgende Vorzeichenkonvention: dQ, dW sind positiv, wenn das System Wärme und Arbeit aufnimmt; dQ, dW sind negativ, wenn das System Energie nach außen abgibt. Wird dem System nur Wärme zugeführt, ohne das an dem System mechanische Arbeit verrichtet wird, dann gilt wegen ∆W = 0 : 50 3.3 Energieumwandlung ∆U = ∆Q Die experimentelle Beobachtung zeigt: Die Erhöhung der inneren Energie um ∆U führt zu einer Temperaturerhöhung ∆T . 3.3 Energieumwandlung Jede Aktivität ist mit einem Energieumsatz, umgangssprachlich auch Energieverbrauch genannt, verbunden. Der so genannte Energieverbrauch bedeutet jedoch nur eine Umwandlung von Energie aus einer Form in eine andere Form. Alle Energieumwandlungen unterliegen zwei als Naturgesetze erkannten Prinzipien: - Bei jeder Energieumwandlung bleibt die Gesamtmenge an Energie immer erhalten (Energieerhaltung). - Die experimentelle Erfahrung zeigt: Die Umwandlung von Energie ist weiteren Beschränkungen unterworfen. Energie einer geordneten Form (z. B. mechanische Bewegungsenergie oder elektrische Energie) kann vollständig in Energie einer weniger geordneten Form (z. B. Wärme) übergeführt werden. Eine vollständige Umkehrung dieses Vorganges ist nicht möglich. Energie einer ungeordneten Form (z. B. Wärme) kann nur teilweise in Energie einer geordneten Form (z. B. elektromagnetische Energie) übergeführt werden. Mechanische Energie ist daher eine hochwertigere Energieform als Wärme; sie ist vielseitiger einsetzbar. Wärme stellt eine Energieform dar, die von einem Körper auf einen anderen übergehen kann. Dieser Übergang erfolgt dabei stets in einer Richtung, nämlich vom wärmeren zum kälteren Körper. Werden zwei Körper mit unterschiedlichen Temperaturen in Kontakt gebracht, so bezeichnet Wärme diejenige Energie, die vom Körper mit der höheren Temperatur zum Körper mit der niedrigeren Temperatur fließt. Diese Wärmemenge ∆Q wird innerhalb einer Zeitdauer ∆t durch die Kontaktfläche der beiden angrenzenden Körper transportiert. Es „fließt“ dann ein Wärmestrom . IQ = Q = ∆Q . ∆t Der Anteil der Energie E einer beliebigen Form, der in Energie einer geordneten Form umgewandelt werden kann, wird Exergie E E genannt, der verbleibende Rest heißt Anergie E A . E = EE + EA 51 3 Energieformen und Energieumwandlung Energie ist die Summe von Exergie und Anergie. Mechanische Energie und elektromagnetische Energie bestehen ausschließlich aus Exergie. Wärme beinhaltet je nach der Temperatur, bei der sie vorliegt, nur einen Anteil an Exergie, der Rest stellt Anergie dar. Die Exergie ist somit ein Maß für die Arbeitsfähigkeit des Energieinhalts eines Systems mit der Eigenschaft bei reversibler Energieumwandlung erhalten zu bleiben. Jede Irreversibilität reduziert den Exergieanteil zugunsten der Anergie. Umwandlungsverluste sind daher Exergieverluste, sie bedingen eine Verringerung der Arbeitsfähigkeit der Energie. Die Energie selbst kann nicht verloren gehen, sondern wird immer nur von einer Form in eine andere umgewandelt, wobei die Summe von Exergie und Anergie konstant bleibt. Alle technisch realisierten Energieumwandlungen sind mit Verlusten verbunden. Der energetische Wirkungsgrad η wird definiert als Verhältnis von energetischen Nutzen ∆E Nutzen zum energetischen Aufwand ∆E Aufwand : η= ∆E Nutzen . ∆E Aufwand Wird von einer Wärmekraftmaschine die Wärmeenergie ∆Q aufgenommen und durch Energiewandlung die mechanische Arbeit ∆W abgegeben, so gilt für den Umwandlungswirkungsgrad η= ∆W . ∆Q Bei mechanischen Energieumwandlungen wird durch den Wirkungsgrad η das Verhältnis der vom Energiewandler abgegebenen Nutzarbeit ∆WNutz zur aufgenommenen Gesamtarbeit ∆WGesamt bezeichnet und es gilt: η= ∆WNutz ∆WNutz / ∆t = . ∆WGesamt ∆WGesamt / ∆t η= PNutz P = Aus PGesamt PEin Bei kontinuierlich Arbeit leistenden Maschinen wird der Wirkungsgrad durch das Leistungsverhältnis von Ausgangsleistung bezogen auf die Eingangsleistung definiert. Für die dabei auftretende Verlustleistung PVerlust gilt: 52 3.3 Energieumwandlung PVerlust = PEin − PAus = (1 − η)PEin = 1− η PAus η Die ökonomische Nutzung von Energie bei der Bereitstellung der jeweils benötigten Form von Endenergie bedeutet sowohl eine Minimierung des Einsatzes an Primärenergie als auch die Minimierung des Einsatzes an Exergie. Diese Optimierung führt zu einer Senkung der Energiekosten und zusätzlich zu einer Vermeidung von Umweltkosten. Denn jede Energiegewinnung (Bereitstellung) ist immer mit Umweltbelastungen verbunden. Die Primärenergie (chem. Energie in fossilen Brennstoffen (Erdöl, Kohle, Erdgas), Kernenergie, Solarenergie u. a. ) wird nach Gewinnung und Aufbereitung (Erdgas kann nach der Förderung gereinigt und z. B. entschwefelt werden; Erdöl muss im Raffinerieprozess aufbereitet werden) und ggf. nach Transport zu einem Wärmekraftwerk in die Sekundärenergie ( z. B. Wärme und elektrische Energie ( Strom) ) umgewandelt. Das Wärmekraftwerk stellt dabei einen Energiewandler dar. Energieumwandlung ohne Energieverlust (z.B. Abwärme) ist nicht möglich. Die Sekundärenergie gelangt unter weiteren Energieverlusten ( z. B. Leitungsverluste ) als Endenergie zum Verbraucher, dem nach weiterer Energieumwandlung mit den damit verbundenen Umwandlungsverlusten die gewünschte Nutzenergie als Wärme, Licht, Kraft, usw. zur Verfügung steht. Die Energieeffizienz und damit die Größe der Umwandlungsverluste wird dabei durch die Wirkungsgrade der Energiewandler der Energieumwandlungskette bestimmt. Steinkohle, Braunkohle, Erdöl, Erdgas Kernbrennstoffe Primärenergie Umwandlung beim Erzeuger Strom, Benzin, Heizöl, Fernwärme Sekundärenergie Umwandlungsund Verteilungsverluste Eigenbedarf Umwandlung beim Verbraucher Endenergie Energieträger als chem. Rohstoff Leitungsverluste (Strom, Fernwärme) Heizwärme, Prozeßwärme, Licht, mechanische Energie Verluste beim Verbraucher Nutzenergie Abb. 22: Energieflussbild von der Primär- zur Nutzenergie Ausgehend von der Primärenergie wird durch eine Umwandlungskette Nutzenergie bereitgestellt. Das Verhältnis der abgegebenen Energie zur zugeführten Energie in einem Energiewandler, und zwar bezogen auf den Bestpunkt der Anlage, wird durch den Wirkungsgrad angegeben. Abweichungen vom Betrieb einer Anlage im Best- 53 3 Energieformen und Energieumwandlung punkt führen zu Wirkungsgradeinbußen. Sie können durch Teillastbetrieb oder infolge von unterlassener Wartung auftreten. Das während einer bestimmten Periode, z.B. einem Jahr, tatsächlich realisierte Verhältnis von Energieabgabe zu Energieeinsatz wird Nutzungsgrad genannt. Der Gesamtwirkungsgrad η G eines Systems von insgesamt k hintereinander geschalteten Energiewandlern ergibt sich durch Multiplikation der Einzelwirkungsgrade ηi zu: k η G = ∏ η i = η1 ⋅ η 2 ⋅ ... ⋅ η k . i =1 In Abb. 23 sind die Umwandlungsketten verschiedener Pfade zur Bereitstellung elektrischer Energie dargestellt. Ausgehend von erneuerbaren (regenerativen) bzw. nichtregenerativen Primärenergieträgern wird elektrische Energie als Sekundärenergie erzeugt. Dabei besitzen die Brennstoffzelle und die Solarzelle mit jeweils nur einer Umwandlungsstufe die kürzeste Umwandlungskette. Erneuerbare Primärenergiequelle Biomasse Nichtregechemische nerative Primärenergie- Energie fossiler Brennstoffe quelle Sonnenenergie Wasserkraft Windkraft Kernenergie aus Kernbrennstoffen Umwandlungsart chemoelektrisch Verbrennung Kernspaltung Strahlenabsorption fotovoltaisch Energiewandler Brennstoffzelle Brennraum Kernreaktor Sonnenkollektor Solarzelle Strömungs- in Rotationsenergie Turbine Rotor Erzeugte Energie Wärmeenergie mechanische Energie Umwandlungsart thermodynamisch mechanoelektrisch Energieübertrager Wasserdampf, Gase Welle des mechanischen Wandlers Energiewandler Turbine elektrischer Generator Erzeugte Energie mechanische Energie Umwandlungsart mechanoelektrisch Energiewandler elektrischer Generator Erzeugte Energie elektrische Energie Abb. 23: Umwandlungskette zur Bereitstellung elektrischer Energie 54 3.4 Kinetische Gastheorie und statistische Begründung der Thermodynamik 3.4 Kinetische Gastheorie und statistische Begründung der Thermodynamik 3.4.1 Gasdruck als Summenwirkung Die kinetische Gastheorie leitet die Eigenschaften der Gase aus den mechanischen Bewegungsvorgängen der einzelnen Moleküle ab. Sie beruht auf folgender Modellvorstellung: Das Gas besteht aus Teilchen, die sich in allen Richtungen bewegen und dabei elastische Stöße mit anderen Teilchen und den Wänden des Systems ausführen. Bei den Stößen findet ein Energieaustausch statt. Die Summe der Energien aller Teilchen des Systems bleibt dabei jedoch konstant. Die Messung des Druckes ist also nur die Messung der Kraft, die aus dem Aufprall der Teilchen auf eine Begrenzungsfläche resultiert. Der Gasdruck p entsteht durch die Summenwirkung der Impulsübertragung der auf eine Wandfläche A auftreffenden Moleküle. Es ist in skalarer Schreibweise: F = ma = m dv dp ∆p = = dt dt ∆t wobei p = mv den Teilchenimpuls darstellt. Für den Druck p folgt: p= F ∆p = A A∆t Der Druck p entspricht somit dem im Zeitintervall ∆t auf die Fläche A übertragenen Gesamtimpuls ∆p . Oder mit anderen Worten: Der Druck ist der von den Molekülen auf die Flächeneinheit in der Zeiteinheit übertragene Gesamtimpuls. Von insgesamt N in einem Würfelvolumen V vorhandenen Teilchen N (Abb. 24) bewegen sich im Mittel dN = auf eine der 6 Wandflä6 N chen der Größe A des Würfels zu (z. B. nach rechts). Ist ν = die V Teilchendichte, µ die Molekülmasse und v die zunächst für alle Teilchen als konstant angenommene Geschwindigkeit, so folgt für 55 3 Energieformen und Energieumwandlung die Zahl dN der Teilchen, die in der Zeit ∆t eine Wand mit der Fläche A erreichen: Abb. 24: Mikroskopische Beschreibung des Gasdruckes 1 1 1 dN = νdV = νA∆s = νAv∆t 6 6 6 Es handelt sich dabei um Teilchen, die sich in dem grau unterlegten Quader der Dicke ∆s = v∆t befinden. Jedes auf die Wand auftreffende Teilchen der Masse µ überträgt bei elastischer Reflexion einen Einzelteilchenimpuls dp: r r dp = p1 − p 2 = µv − (−µv) = 2µv Abb. 25: Impulsübertrag eines Teilchens auf eine Wand Der im Zeitintervall ∆t durch alle auftreffenden Teilchen an die Wand abgegebene Gesamtimpuls ∆p entspricht dem pro Teilchen 56 3.4 Kinetische Gastheorie und statistische Begründung der Thermodynamik übertragenen Impuls dp, dem oben genannten Einzelteilchenimpuls, multipliziert mit der Anzahl dN der Teilchen, die im Zeitintervall ∆t auf die Wandfläche A auftreffen: 1 ∆p = dpdN = νµv 2 A∆t 3 Der Druck p ergibt sich dann zu: p= F ∆p 1 = = νµv 2 A A∆t 3 Wenn sich N Teilchen im Gasvolumen V mit im Allgemeinen unterschiedlichen Geschwindigkeiten v 1, v 2 ,..., v N befinden, dann kann die mittlere quadratische Geschwindigkeit < v rms > definiert werden. Sie soll statt der einheitlichen (konstanten) Geschwindigkeit v das mittlere Verhalten der Gasmoleküle kennzeichnen. < v rms >= 1N 2 ∑ vi N i=1 Damit folgt die Grundgleichung der kinetischen Gastheorie: p= 1 νµ < v rms > 2 . 3 Diese Gleichung wurde bereits 1738 erstmals von den schweizerischen Physikern und Mathematikern Leonhard Euler (1707 – 1783) und Daniel Bernoulli (1700 – 1782) aufgestellt. Mit der mittleren kinetischen Teilchenenergie ε = 1 µ < v rms > 2 2 folgt: p= 2 νε . 3 Im Mittel trägt jedes Gasmolekül entsprechend seiner kinetischen Energie zum Druck bei. Der Druck eines Gases ist der Teilchendichte ν und der mittleren kinetischen Teilchenenergie ε direkt proportional. Die kinetische Gastheorie liefert somit auf mikroskopischer Basis eine statistische Begründung der phänomenologischen Thermodynamik. 57 3 Energieformen und Energieumwandlung 3.4.2 Gleichverteilungssatz Aufgrund der individuellen Teilchenbewegung hat die Gesamtheit aller Teilchen eines idealen Gases statistisch eine mittlere kinetische Energie, die sog. innere Energie U. Ist ε i die kinetische Energie des Teilchens Nr. i, dann erhält man für die innere Energie U eines Ensembles von N Teilchen: N U = ∑ ε i = Nε i =1 ε stellt dabei die mittlere kinetische Energie eines Teilchens dar. Die Grundgleichung der kinetischen Gastheorie 1 2 p = νµ < v rms > 2 = ν ε lässt sich mit der Zustandsgleichung für 3 3 1 2 ideale Gase p = νkT verknüpfen. Aus p = νµ < v rms > 2 = ν ε 3 3 und p = νkT folgt: 2 ν ε = νkT 3 oder ε= 3 kT . 2 Alle Gase gleicher Temperatur T besitzen unabhängig von ihrer Molekülmasse µ die gleiche mittlere kinetische Energie ε ihrer Moleküle. Die Temperatur T eines Körpers ist dem Mittelwert der kinetischen Energie jedes seiner atomaren bzw. molekularen Teilchen proportional ( ε ∝ T). Die Temperatur T ist somit ein direktes Maß für die innere Energie U eines Systems. Allgemein gilt: ε= 1 f kT 2 1 U = N ε = N f kT 2 k = 1,381 ⋅ 10 −23 JK −1 Es gelten dabei folgende Abkürzungen: 58 3.4 Kinetische Gastheorie und statistische Begründung der Thermodynamik k : Boltzmann-Konstante N: Zahl der Atome/Moleküle f: Anzahl der Freiheitsgrade Je nach Teilchenaufbau (Molekülzusammensetzung) ergeben sich verschiedene Freiheitsgrade f zur Speicherung der kinetischen Energie. Die Zahl der Freiheitsgrade entspricht der Anzahl der verschiedenen Möglichkeiten eines Teilchens kinetische Energie aufzunehmen. Während die Teilchen eines idealen Gases und alle einatomigen realen Gase nur kinetische Energie der Translationsbewegung besitzen (f = 3), können mehratomige Moleküle noch andere Formen von kinetischer Energie aufnehmen und damit zusätzliche Beiträge zur inneren Energie liefern. So können z. B. die beiden Atome eines zweiatomigen Moleküls auch noch um zwei zur Verbindungsachse ihrer beiden Atome senkrechte Drehachsen rotieren (f = 3+2 = 5). Die Rotation um die Molekülachse wird dabei nicht als Freiheitsgrad mitgezählt, da das zugehörige Trägheitsmoment J sehr klein ist. Zur Anregung dieser Rotationen wären wegen E rot = L2 / 2J sehr große Energien notwendig. Für drei- und mehratomige Moleküle ist f = 6. Bei sehr hohen Temperaturen sind innerhalb eines Moleküls zusätzlich auch noch die Freiheitsgrade der Schwingung von Atomen gegeneinander zu berücksichtigen. So können beispielsweise die beiden Atome eines zweiatomigen Moleküls entlang ihrer Verbindungslinie gegeneinander schwingen. Damit ergibt sich die maximale Anzahl von Freiheitsgraden eines zweiatomigen Moleküls zu f = 3+2+1 = 6. Allgemein gilt: Ein Molekül aus N Atomen besitzt f = 3N Freiheitsgrade. Die mit diesen inneren Bewegungsarten verknüpfte Rotations- und Schwingungsenergie führt zu einer Erhöhung der Anzahl der Freiheitsgrade f, die bei der Beschreibung der inneren Energie U eines Gases berücksichtigt werden müssen. Für die innere Energie U eines idealen Gases mit N Teilchen erhält man daher: 3 U = N kT 2 Im Gegensatz zu den Atomen eines idealen Gases, die keine Kräfte aufeinander ausüben, treten zwischen den Atomen / Molekülen realer Gase Wechselwirkungen auf. Ein Teil ihrer inneren Energie liegt 59 3 Energieformen und Energieumwandlung dann nicht als Bewegungsenergie sondern in Form von innerer potentieller Energie vor. F Abstoßungskraft 0 r Anziehungskraft Abb. 26: Kräfte zwischen den Teilchen eines realen Gases Bei nicht zu hohen Drücken, d. h. bei kleinen Teilchendichten ν und nicht zu tiefen Temperaturen sind diese Kräfte oder Wechselwirkungen jedoch bei allen Gasen vernachlässigbar. In diesem Fall ist der mittlere Abstand zwischen den Teilchen sehr groß gegen die Teilchenausdehnung. Die Teilchen können dabei je nach Gasart Atome oder Moleküle sein und sind in guter Näherung durch den thermodynamischen Modellstoff ideales Gas beschreibbar. Mit anderen Worten: Bei kleinen Drücken (großer Verdünnung) verhalten sich die Moleküle aller Gase immer wie ein ideales Gas, nämlich wechselwirkungsfrei. Bei einem idealen Gas sind außer beim unmittelbaren Zusammenstoß überhaupt keine Kräfte zwischen den Molekülen vorhanden. Die Temperatur ist nur ein anderes Maß für die mittlere kinetische Energie der Moleküle. Ihr Mittelwert ε ist gegeben durch den Quotienten aus innerer Energie U und Teilchenzahl N: ε= U N ε= 1 3 µ < v rms > 2 = kT 2 2 Diese Proportionalität zwischen der mittleren kinetischen Energie der Teilchen eines Stoffes und seiner Temperatur kann zur Definition der absoluten Temperatur T benutzt werden. Der absolute Nullpunkt der Temperatur (T = 0) erhält dadurch eine anschauliche Bedeutung: 60 3.4 Kinetische Gastheorie und statistische Begründung der Thermodynamik Für T = 0 ist die Molekülgeschwindigkeit v = 0 und damit ist auch die innere Energie U = 0. Alle Teilchen eines Stoffes nehmen unabhängig von ihrer atomaren bzw. molekularen Masse µ im thermischen Gleichgewicht stets die gleiche mittlere Translationsenergie ε an. Man spricht daher von einer Gleichverteilung der Energie. Diese Aussage stellt den Gleichverteilungssatz oder das Äquipartitionstheorem dar mit der Konsequenz, dass es einen nicht unterschreitbaren absoluten Nullpunkt der Temperatur gibt, an dem ε und T beide Null sind. Die klassische Physik liefert damit folgendes Bild: Am absoluten Nullpunkt verharren alle Teilchen bewegungslos im Zustand der Ruhe. Die quadratisch gemittelte Molekülgeschwindigkeit < v rms > ist die Wurzel aus dem Mittelwert des Geschwindigkeitsquadrates. Sie ist eine Funktion der Temperatur T und ergibt sich zu: < v rms >= < v rms > 2 = 3 kT µ Die Bezeichnung < v rms > (engl.: root mean square) für die quadratisch gemittelte Geschwindigkeit ist der angelsächsischen Literatur entnommen. Beispiel: Bewegung von N 2 -Molekülen in Luft bei Zimmertemperatur ϑ = 20 °C oder T = 293 K A r ( N ) = 14 und M r ( N 2 ) = 28 M(N2 ) = 0,028 kg / mol µ N2 = M ≈ 4,7 ⋅ 10 −26 kg NA < v rms > = 3 kT 3kT 3 RT = = M µ N2 M NA < v rms > ≈ 500 m / s Dies entspricht einer mittleren Molekülgeschwindigkeit von etwa 1800 km/h. 61 4 Wiederholungstest 4 Wiederholungstest 4.1 Testfragen Aufgabe 1 Die SI-Einheit der absoluten Temperatur ist (A) 1K B) 1° F C) 1° K (D) 1°C E) keine der oben genannten Einheiten Aufgabe 2 T=0K (A) ist der absolute Nullpunkt. (B) entspricht -273,15 °C. (C) ist der Nullpunkt der Kelvinskala. Aufgabe 3 Markieren Sie die beiden Gruppen von thermodynamischen Zustandsgrößen, die zur Beschreibung der physikalischen Eigenschaften eines Gases benutzt werden. (A) (B) (C) (D) (E) (F) adiabatische Zustandsgrößen thermische Zustandsgrößen volumetrische Zustandsgrößen kalorische Zustandsgrößen isobare Zustandsgrößen isotherme Zustandsgrößen Aufgabe 4 Von der Temperatur unabhängig und daher zur Temperaturmessung nicht geeignet ist die/der/das (A) (B) (C) (D) 62 Länge eines festen Körpers Masse einer Flüssigkeit Druck eines Gases Volumen einer Flüssigkeit 4.1 Testfragen Aufgabe 5 Ein Stahlbandmaß sei bei 20 °C kalibriert („geeicht“) worden. Mit diesem Bandmaß soll die Länge l(ϑ) eines Iridiumstabes bei einer konstanten Temperatur von ϑ = 35 °C gemessen werden. Misst man mit diesem Bandmaß, das ebenfalls eine Temperatur von 35 °C angenommen hat, eine zu große oder eine zu kleine Länge des Ir-Stabes oder hat die Temperaturänderung keinen Einfluss auf das Ergebnis der Längenmessung? (A) kein Einfluss auf die Längenmessung (B) man misst eine zu große Länge (C ) man misst eine zu kleine Länge (D) lässt sich nur bei genauer Kenntnis des linearen Ausdehnungskoeffizienten entscheiden Aufgabe 6 Welches Diagramm gibt qualitativ den Zusammenhang zwischen Luftdruck und Höhe richtig wieder (lineare Koordinatenskalierung)? (B) (A) p p 0 h (C) p p 0 h h 0 0 (D) h Aufgabe 7 In der folgenden Abbildung sind vier Zustandsänderungen in einem p,V-Diagramm eingezeichnet. Es soll gelten: V1 = V4 , V2 = V3 , p1 = p 2 und p 3 = p 4 . Benennen Sie die Zustandsänderungen: a) b) c) d) → → → → : : : : 63 4 Wiederholungstest p p3,4 p1,2 3 4 2 1 v2,3 v1,4 v Kreisprozess aus vier Zustandsänderungen Aufgabe 8 Dass sich für isobare bzw. isochore Zustandsänderungen eines idealen Gases im p,V-Diagramm jeweils zu einer der Koordinatenachsen parallele Geraden ergeben, ist sehr leicht einzusehen. Was für Kurven ergeben sich für isotherme Zustandsänderungen eines idealen Gases? (A) Parabeln (B) Geraden (C) Hyperbeln (D) Adiabaten Aufgabe 9 Die drei Zustandsvariablen p, V, T eines idealen Gases werden durch die Zustandsgleichung miteinander verknüpft. In nebenstehender Abbildung sind die zugehörigen V,T-, p,T- und p,V-Diagramme dargestellt, wobei jeweils die dritte Zustandsgröße konstant gehalten wird. Markieren [ ⊗ ] Sie das jeweils richtige Diagramm! Diagramm A B C Isobare V Isotherme p p T 64 Isochore T V 4.2 Lösungen der Testfragen Aufgabe 10 Warum steigt der Druck, wenn ein Gas bei konstanter Temperatur komprimiert wird? Der Gasdruck steigt bei isothermer Kompression an, (A) weil die innere Energie des Gases ansteigt, (B) weil sich bei Kompression die Geschwindigkeit der Gasmoleküle erhöht, (C) weil Kompressionsarbeit geleistet wird, (D) weil die Teilchendichte zunimmt, (E) weil der Druck der Temperatur proportional ist. 4.2 Lösungen der Testfragen Aufgabe 1 Aufgabe 2 Aufgabe 3 Aufgabe 4 Aufgabe 5 Aufgabe 6 Aufgabe 7 Aufgabe 8 Aufgabe 9 Aufgabe 10 A A, B, C B, D B C D a) isobar, b) isochor, c) isobar, d) isochor C A: Isobare B: Isochore C : Isotherme D 65 5 Zusammenfassung 5 Zusammenfassung Die Temperatur ist eine Zustandsgröße, welche die mittlere kinetische Energie der Atome bzw. Moleküle beschreibt. Am absoluten Nullpunkt T = 0 K = - 273,15 °C verlieren die Atome ihre Bewegungsenergie und verharren im Zustand der Ruhe. Bei nicht zu großer Temperaturänderung ∆T gilt für die Längenänderung eines Festkörpers l = l 0 (1 + α∆T ) . Der Längenausdehnungskoeffizient α ist eine temperaturabhängige Materialkonstante. Für die Volumenausdehnung von Festkörpern, Flüssigkeiten und Gasen unter konstantem Druck gilt V = V0 (1 + γ∆T) Der Volumenausdehnungskoeffizient γ ist für die meisten Körper positiv. Wasser besitzt im Temperaturbereich 0 °C < ϑ < 4 °C eine Anomalie mit γ < 0 . Die Avogadrosche Konstante N A = 6,022 ⋅ 10 23 mol −1 gibt die Anzahl der Atome bzw. Moleküle in jeweils 1 mol eines Stoffes an. Die Stoffmenge 1 mol entspricht dabei der Anzahl von Kohlenstoffatomen in 0,012 kg 12 C. Unter dem Druck p versteht man eine Zustandsgröße, welche den Betrag einer senkrecht auf einer Oberfläche der Größe A wirkenden Kraft F entspricht. p= F A Nach dem Gesetz von Avogadro besitzt jedes ideale Gas mit der Stoffmenge n = 1 mol unter Normbedingungen ( p n = 1013,25 hPa ≈ 1,0 ⋅ 10 5 N / m 2 und ϑ n = 0 °C ) das gleiche Molvolumen Vm,n = 22,4 ⋅ 10 −3 m 3 / mol . Zwischen den Zustandsgrößen Druck p, Temperatur T und Volumen V eines idealen Gases mit der Stoffmenge n gilt die Zustandsgleichung pV = nRT . 66 4.2 Lösungen der Testfragen Mit der Anzahl N der Atome bzw. Moleküle lautet die Zustandgleichung des idealen Gases pV = NkT . Dabei ist R = 8,314 J die universelle Gaskonstante. mol K k = 1,38 ⋅ 10 −23 J / K ist die Boltzmann-Konstante. Zwischen diesen beiden Konstanten besteht die Beziehung R = N A k . 67 6 Übungen 6 Übungen 6.1 Übungsaufgaben Aufgabe 1 Bestimmen Sie den absoluten Nullpunkt auf der Fahrenheit-Skala. Aufgabe 2 In einem geschlossenen Gefäß befindet sich Luft mit einem Druck von p1 = 1,06 bar und einer Temperatur von ϑ1 = 57 °C . Welcher Druck p 2 stellt sich im Gefäß ein, wenn der Inhalt auf ϑ 2 = 17 °C abgekühlt wird? Aufgabe 3 2 kg Luft mit p1 = 2 bar sollen bei ϑ1 = 35 °C isotherm auf p 2 = 13 bar verdichtet werden. Die spezielle Gaskonstante von Luft hat den Wert R i = 287 J /( kg K ) . a) Wie groß ist das Ausgangsvolumen V1 ? b) Welche Volumenänderungsarbeit ist bei der Verdichtung aufzubringen? c) Welche Wärmemenge ist dabei abzuführen? Aufgabe 4 In einem Dieselmotor sollen 0,1 kg Luft ( R i = 287 J /( kg K ) ) auf p1 = 30 bar verdichtet werden. Die Temperatur steigt dabei auf ϑ1 = 727 °C . Nach dem Verdichtungsvorgang wird Kraftstoff eingespritzt, der bei konstantem Druck verbrennt, wobei sich das Volumen verdreifacht. a) Welche Zustandsgrößen liegen nach der Verdichtung vor? b) Welche Arbeit wird geleistet? 6.2 Lösungen der Übungsaufgaben Lösung Aufgabe 1 t F [°F] = 32 + ϑ[°C] ⋅ 9 5 T = 0 K entspricht auf der Celsius-Skala ϑ = −273,15 °C . 68 6.2 Lösungen der Übungsaufgaben t F [°F] = 32 − 273,15 ⋅ 9 5 t F = −459,67 °F Lösung Aufgabe 2 Die Zustandsgleichung idealer Gase liefert: pV = nRT p1 V1 = n 1 RT1 und p 2 V2 = n 2 RT2 p 2 V2 p1 V1 = n 2 RT2 n 1 RT1 Wegen n 1 = n 2 und V1 = V2 folgt: p2 = T2 T1 p1 = 290 K 1,06 bar = 0,93 bar 330 K Lösung Aufgabe 3 a) Die Zustandsgleichung liefert: p1 V1 = mR i T1 V1 = 0,8844 m 3 b) Die isotherme Volumenänderungsarbeit ist WV = − p1 V1 ln p1 p2 = 331 kJ c) Da die Temperatur im System konstant ist (isotherme Verdichtung), ist die zugeführte Volumenänderungsarbeit gleich der abzuführenden Wärme. ∆Q = WV = 331 kJ Lösung Aufgabe 4 Die Zustandsgleichung liefert den Zusammenhang zwischen den thermischen Zustandsgrößen. p1 V1 = mR i T1 69 6 Übungen a) V1 = 0,0096 m 3 Nach der Verdichtung liegt das Volumen V2 = 3 ⋅ V1 vor. Die Temperatur T2 folgt wieder aus der Zustandsgleichung. p 2 V2 = mR i T2 T2 = 3000 K b) Für die isobare Volumenänderungsarbeit gilt: WV = − p1 (V2 − V1 ) WV = −57,3 kJ Die Volumenänderungsarbeit ist in Übereinstimmung mit der Vorzeichenkonvention negativ, da die Arbeit vom System abgegeben wird. 70 Anhang Anhang A1 Griechisches Alphabet Α Β Γ ∆ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ α β γ δ ε ζ η ϑ ι κ λ µ Alpha Beta Gamma Delta Epsilon Zeta Eta Theta Jota Kappa Lambda My Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω ν ξ ο π ρ σ τ υ ϕ χ ψ ω Ny Xi Omikron Pi Rho Sigma Tau Ypsilon Phi Chi Psi Omega 71 Anhang A2 Formelzeichen Symbol Benennung Einheit α Ausdehnungskoeffizient K −1 γ Ausdehnungskoeffizient K −1 η 72 Wirkungsgrad 1 ϑ Celsiustemperatur °C ε Teilchenenergie J µ Molekülmasse kg ρ Dichte kg / m 3 υ spezifisches Volumen m 3 / kg ν Teilchendichte m −3 ∆l Längenänderung m ∆T Temperaturänderung K ∆V Volumenänderung m3 A Fläche m2 E, E kin , E pot Energie J EA Anergie J EE Exergie J f Freiheitsgrade 1 F Kraft N g Erdbeschleunigung m / s2 h Höhe m l Länge m m Masse kg M molare Masse kg/mol n Stoffmenge mol N Teilchenzahl 1 p Druck Pa Q Wärme J r, R Radius m T Temperatur K U innere Energie J v Geschwindigkeit m/s V Volumen m3 W Arbeit J Anhang A3 Literaturauswahl Herr, H.: Kuchling, H.: Technische Physik, Band 3, Wärmelehre Europa-Lehrmittel, Haan Taschenbuch der Physik, Fachbuchverlag Leipzig Lindner, H.: Physik für Ingenieure, Fachbuchverlag Leipzig Lindner, H.: Physikalische Aufgaben Fachbuchverlag Leipzig Müller, R.: Thermodynamik Walter de Gruyter, Berlin Pitka, R. et al.: Physik Der Grundkurs Verlag Harri Deutsch, Frankfurt Aufgrund fortlaufender Aktualisierung seitens der Verlage, wurde auf die Nennung der jeweils gültigen Auflage sowie auf das Erscheinungsjahr verzichtet. 73