MEDIZINREPORT p = 0,001). Das Gesamtüberleben ab Randomisierung betrug 20,5 Monate im Prüf- und 15,6 Monate im Kontrollarm (HR: 0,64; 99,4-%-KI: 0,42– 0,98; p = 0,004). Es gab keine relevanten Nebenwirkungen. Fazit: Die Applikation schwacher elektrischer Wechselfelder als Teil einer Erhaltungstherapie bei Glioblastom verlängerte signifikant das progressionsfreie und das Gesamtüberleben. „Die Daten sind seit mehr als einem Jahr bekannt und in den meisten Zentren werden Patienten über die Therapie informiert, die zusätzlich zur Erhaltungstherapie mit Temozolomid eingesetzt werden kann, aber bisher überwiegt Skepsis“, kommentieren Prof. Dr. med. Wolfgang Wick, Leiter des Neuroonkologie-Programms am Na- tionalen Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg, und Prof. Dr. med. Joachim Steinbach, Dr. Senckenbergisches Institut für Neuroonkologie der Universität Frankfurt. Für Patienten seien offenbar die langfristige Kopfhaarentfernung und das Mitführen eines Geräts belastend. Für die Ärzte bedürfe es möglicherweise einiger Gewöhnung, dass ein Firmentechniker durch die erforderlichen regelmäßigen Hausbesuche Teil des Therapieteams werde. Bei den Experten bestehe wegen der ungewöhnlichen Studienpopulation Unsicherheit, ob die Daten generalisierbar seien und wie geeignete Patienten selektiert werden können. Die Patienten wurden im Mittel erst 3,8 Monate nach Diagnose in die Studie eingeschlossen. Zu dieser Zeit seien circa 30 % der Patienten unter einer Standardtherapie bereits progredient, so Wick und Steinbach. Nicht auszuschließen sei auch ein möglicher Einfluss der zusätzlichen supportiven Maßnahmen wie der regelmäßigen Hausbesuche auf das progressionsfreie und auf das Gesamtüberleben. „Eine Lösung könnte eine weitere Studie sein, in der Patienten therapiert würden, die vom bisherigen Konzept nicht abgedeckt worden sind: am besten mit Scheintherapie, zumindest aber regelmäßigen Hausbesuchen und idealerweise von Experten aus dem Hirntumorfeld initiiert und kontrolliert.“ Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze Stupp R, et al.: Maintenance therapy with tumor-treating fields plus temozolomide vs. temozolomide alone for glioblastome. A randomized trial. JAMA 2015; 314: 2535–43. DIABETISCHE RETINOPATHIE Anti-VEGF-Therapie erzielt besseres Ergebnis als Lasern Seit langem ist die panretinale Laserphotokoagulation (PRP) Therapie der Wahl bei diabetischer Retinopathie. Die großflächige Koagulation der Netzhaut, die unter anderem durch eine Reduktion des vascular endothelial growth factor (VEGF) wirkt, hinterlässt aber ausgedehnte thermische Schäden, auch in gesunden Bereichen der Retina. Die gezielte Inhibition von VEGF durch Injektion von Medikamenten in den Glaskörper des Auges ist der Goldstandard bei diabetischem Makulaödem (DME) und bei exsudaGRAFIK Gesamtkohorte (Balken: 95-%-Konfidenzintervalle) Ranibizumab panretinale Laserphotokoagulation Wochen A 334 modifiziert nach: JAMA 2015; 314: 2137–46. Änderung der in Sehtesttafeln erkannten Zeichen Visusänderung von Patienten mit proliferativer Retinopathie unter Ranibizumab oder panretinaler Laserphotokoagulation tiver altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) geworden. An 55 Zentren der USA wurden nun 305 Patienten mit proliferativer diabetischer Retinopathie für eine randomisierte Nicht-Unterlegenheitsstudie rekrutiert. Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 52 Jahren, circa drei Viertel der Teilnehmer hatten einen Typ-2-Diabetes. Von den 394 Augen wurden 203 mit panretinaler Laserkoagulation behandelt, 191 Augen mit intravitrealen Injektionen des VEGFInhibitors Ranibizumab. Die Injektionen erfolgten alle 4 Wochen für eine Phase von 12 Wochen, danach wurde im gleichen Rhythmus injiziert, so lange die Neovaskularisationen Aktivitätszeichen aufwiesen. Nach 2 Jahren verzeichneten die mit Ranibizumab behandelten Patienten eine durchschnittliche Visusverbesserung um 2,8 Zeichen auf den Sehtesttafeln versus 0,2 Zeichen nach Laserkoagulation. Das Gesichtsfeld zeigte unter der Anti-VEGF-Therapie eine weit geringere Verschlechterung (um durchschnittlich –23 dB) als nach Koagulation (um durchschnittlich –422 dB). Bei laserkoagulierten Augen entwickelte sich ferner häufiger ein diabetisches Makulaödem (28 % vs. 9 %) und es musste wesentlich öfter eine Vitrektomie vorgenommen werden (15 % vs. 4 %). Fazit: „Die Ergebnisse der Studie zeigen eine Alternative zur panretinalen Laserkoagulation auf“, erklärt Priv.Doz. Dr. med. Klaus-Dieter Lemmen, langjähriger Leiter der Augenklinik am Martinuskrankenhaus Düsseldorf. „Nach intravitrealer Injektion von Ranibizumab alleine treten Gesichtsfeldverluste signifikant weniger auf, der Visusgewinn ist allerdings nur im Sinne einer ‚non inferiority‘ signifikant. Zu diskutieren sind die Probleme der Patientenadhärenz gegenüber den notwendig häufigen Behandlungen und Kontrolluntersuchungen bei intravitrealer Therapie und die Kosten-Nutzen-Relation gegenüber der Lasertherapie. Auch ist zu bedenken, dass die vorliegenden Ergebnisse zu Häufigkeit und Dauer der Injektionstherapie im längeren Verlauf noch keine Aussagen liefern können.“ Dr. med. Ronald D. Gerste Writing Committee for the Diabetic Retinopathy Clinical Research Network: Panretinal Photocoagulation vs Intravitreous Ranibizumab for Proliferative Diabetic Retinopathy. JAMA 2015; 314: 2137–46. Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 8 | 26. Februar 2016