1 Update Typ 2 – 19.08.2008 Inhalt A1 A1.1 A1.1.1 A1.2 A1.2.1 Diabetes und Auge- Pathomechanismen und Therapiechancen Diabetische Retinopathie Behandlung der Retinopathie Diabetische Makulopathie Ophthalmologische Behandlung der Makulopathie 1 1 1 2 2 A1 Diabetes und Auge- Pathomechanismen und Therapiechancen A1.1 Diabetische Retinopathie Die diabetische Retinopathie lässt sich in verschiedene Stadien einteilen: Die nicht proliferative Retinopathie lässt sich in die Stadien mild, mäßig und schwer einteilen. Proliferation heißt, dass neue Blutgefäße im Auge gebildet werden. Dies ist bei der nicht proliferativen Retinopathie demzufolge noch nicht der Fall. Die schwere, nicht proliferative Retinopathie ist die Vorstufe der proliferativen Retinopathie, bei der durch den Gefäßuntergang neue Blutgefäße gebildet werden, die in den Glaskörper hineinwachsen. Bei der milden Retinopathie sind im Mikroskop zunächst Mikroaneurysmen (kleine Gefäßaussackungen) feststellbar. Bei der mäßigen Retinopathie platzen diese Mikroaneurysmen auf, es entstehen punktförmige kleine Blutungen, die Netzhautvenen können perlschnurartig verändert sein. Im schweren Stadium sind die Veränderungen noch weiter fortgeschritten. Bei der proliferativen Retinopathie werden dann neue Blutgefäße gebildet, die in den Glaskörper hineinwachsen, um das durch die Aneurysmen und verstopften Gefäße unterversorgte Gewebe weiterhin zu versorgen. Diese sind jedoch sehr instabil, so dass es leicht zu Blutungen kommen kann. Durch diese Blutungen kommt es zu einer Verschlechterung der Sehschärfe und weiteren Komplikationen. Es kann bis zur Ablösung der Netzhaut und sogar Erblindung führen. A1.1.1 Behandlung der Retinopathie Es gibt die Möglichkeit, die diabetische Retinopathie mittels Laserkoagulation zu behandeln. Milde und mäßige Formen werden noch nicht in der Form behandelt, aber bei der schweren, nicht proliferativen Retinopathie ist eine Laserkoagulation zu erwägen, insbesondere bei Risikpatienten mit mangelnder Compliance (d.h. bei fehlender Bereitschaft, bei der Therapie mitzuwirken), bei Typ-1-Diabetes, bei beginnendem Katarakt (grauer Star), oder bei Bluthochdruckerkrankung oder Schwangerschaft. Bei proliferativer Retinopathie besteht die Indikation zur Laserkoagulation wenn die Neovaskularisation (Neubildung von Blutgefäßen) an der Papille voliegt. Dies ist die Stelle, an der die Nerven der Netzhaut gebündelt werden, von dort verläuft der Sehnerv zum Gehirn. Es sollte auch koaguliert werden, wenn die Neovaskularisation 1 2 über die Hälfte des Papillendurchmessers beträgt, bei präretinalen Blutungen und Rubeosis iridis (= verstärkte Priliferation der Iris und des Augenkammerwinkels). Bei der Laserkoagulation werden mittels Laser die instabilen neu gebildeten Blutgefäße bzw. die Blutungsherde verödet. Das Gewebe vernarbt, was an dieser Stelle jedoch erwünscht ist. A1.2 Diabetische Makulopathie Die Makula ist der sog. „gelbe Fleck“, die Stelle des schärsten Sehens. Es ist ein ca. 5mm großer Bereich in der Mitte der Netzhaut, in dem sich die größte Dichte von Sehzellen befindet. Wenn im Rahmen der diabetischen Retinopathie Flüssigkeit, Eiweiß und Fette aus den schadhaften Gefäßen austreten, schwillt die Netzhaut an, es entsteht das sog. Makulaödem. Eine Netzhautschwellung in den umliegenden Bereichen wird häufig gar nicht vom Patienten wahrgenommen, erst wenn der gelbe Fleck, die Makula, betroffen ist, tritt eine Verschlechterung des Sehens ein. Die diabetische Makulopathie kann in jedem Stadium der diabetischen Retinopathie auftreten. Während bei der fokalen Makulopathie der Flüssigkeitsaustritt gut lokalisierbar ist, ist dieser bei der diffusen Makulopathie weiter ausgebreitet unter Einbezug tieferer Netzhautareale. Bei der ischämischen Makulopathie kommt es zu Verschlüssen kleinster Blutgefäße direkt im Zentrum der Makula, jedoch keinen ödematösen Veränderungen. A1.2.1 Ophthalmologische Behandlung der Makulopathie Auch bei der Makulopathie steht eine Laserbehandlung zur Verfügung. Diese ist angezeigt bei stark ausgeprägtem Makulaödem, das die Sehfähigkeit gefährdet und bei umschriebenen Ödemzonen, kombiniert mit Mikroaneurysmen, intrarenalen Blutungen und harten Exsudaten, die ganz oder teilweise innerhalb eines Papillendurchmessers vom mittleren Punkt der Makula entfernt liegen. Bei diffuser Makulopathie kann eine gitterförmige Laserkoagulation durchgeführt werden, wobei hier die Studienergebnisse noch nicht eindeutig sind. Bei ischämischer Makulopathie ist keine Laserkoagulation möglich. Leider kann eine Laserbehandlung die geschädigten Gefäße nicht reparieren und eine gute Kontrolle von Stoffwechsel und Blutdruck ist oft schwierig aufrechtzuerhalten, daher sind neue Therapien zum Erhalt der Netzhaut erforderlich. Bestimmte Blutdrucksenker können die diabetische Retinopathie verbessern, die Effekte sind auch nicht nur über die Blutdrucksenkung zu erklären, sondern scheinen auch über andere Mechanismen eine Verbesserung herbeizuführen. Das Auge kann Spiegel der Gefäßsituation im gesamten Körper sein. D.h. wenn Gefäßveränderungen der Netzhaut vorliegen, sind höchstwahrscheinlich auch andere Blutgefäße des Körpers betroffen, beispielsweise der Niere. Im Rahmen des DMP (Disease Management Programm) Anzahl der jährlichen ophthalmologischen Netzhautuntersuchungen von 1/3 auf 2/3 gestiegen. 2 3 Diabetiker sollten sofort nach Diagnosestellung zum Augenarzt und anschließend einmal jährlich. Wenn eine Retinopathie besteht, sollten die Untersuchungen halbjährlich durchgeführt werden. Auf jeden Fall ist eine normnahe Blutzucker- und Blutdruckeinstellung von großer Wichtigkeit, um ein schnelles Fortschreiten der diabetischen Retinopathie zu verhindern. Eine wirkliche Verbesserungen ist ab einem gewissen Grad der Schwere aber nicht mehr möglich. 3