Literatur ist Leben – und umgekehrt

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WALLIS
Samstag, 19. September 2009
5
Literatur ist Leben – und umgekehrt
Das Theater Wallis und seine Uraufführung von «Vielleicht sehe ich wie in meinem Traum»
Unabhängige Tageszeitung
Herausgeber und Verleger
Ferdinand Mengis (F. M.)
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Geschäftsführer
Nicolas Mengis
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Mengis Druck und Verlag AG
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jeden Donnerstag Grossauflage
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Einzelverkaufspreis: Fr. 2.20
(inkl. 2,4% MWSt.)
Da hocken sie auf der Bank, die
barfüssige Frau und der Mann
mit dem groben Schuhwerk.
Beide mit Block und Schreibzeug in der Hand, beide still und
stumm in sich gekehrt.
Ab und zu schreiben die zwei,
ab und zu finden sich ihre Blicke. Nur ein kurzes Lächeln
lang. Dann sind beide wieder
bei sich gelandet, gehen in sich,
schweigen vor und für sich hin.
Und schreiben.
Rechts neben den beiden – eine
Leinwand. Erhaben die Bergwelt, die sich da entfaltet. Sie
«riecht» nach Freiheit, sie lässt
vom Fliegen träumen.
Minute um Minute verrinnt, Ruhe zieht ihre Kreise. Jeder für
sich und Bank für alle – denk
ich mir irgendwann. Aber es ist
nicht Einsamkeit, die Mann und
Frau da verbreiten. Sie scheinen
irgendwie zusammenzugehören.
Nicht bloss des Nebeneinandersitzens wegen.
Mein Blick ist schon lange am
Wandern. Pendelt von Bank zu
Berg, von Mensch zu Leinwand,
hin und her und her und hin.
Links neben den beiden – ein
Musiker. Halb versteckt sitzt er
da hinter seinen Instrumenten.
Leise und sacht die Töne, die er
erzeugt. Wer aufmerksam hinhört, spürt Wind und Wetter.
Und irgendwann haben Mann
und Frau die Sprache gefunden.
«Adam und Eva aufrecht vor dem
Baum . . .» – die ersten Worte.
*
So stimmungsvoll-still der Auftakt, so packend, was das Publikum in den nächsten rund 70
Minuten im Visper La Poste
mitverfolgen darf:
«Vielleicht sehe ich wie in meinem Traum. Begegnung mit S.
Corinna Bille», über die Bühne
gebracht von Regula Imboden
und Daniel Mangisch.
Gespielte Literatur ist es, mal
dargeboten als Erzählung, mal
als Gespräch. Rund um die Novelle «La Demoiselle Sauvage»
rankt sich die Lebensgeschichte
der Dichterin S. Corinna Bille,
die letztendlich aufzeigt:
Literatur ist Leben – und Leben
ist Literatur.
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WB extra
Alle 14 Tage erscheint das «WB extra»
als Gratisbeilage zum «Walliser Boten».
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ISSN: 1660-0657
Publikationsorgan CVPO
*
Idee und Konzept für «Vielleicht . . .» – ein Projekt von imbodenproduction
in Zusammenarbeit mit dem Theater
Wallis und dem Zürcher sogar
theater – stammen von Regula
Imboden. Wie diese engagierte
Theaterfrau die Lebensgeschichte der Corinna Bille mit
der «Bille-Novelle» verwob,
wie sie Corinna Billes Spuren
nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Landschaft
aufspürte – stark das Stück, das
sie da schuf.
Regula Imboden und Daniel
Mangisch – unterstützt vom
Klangkünstler Martin Gantenbein, dem Filmer Juri Steinhart
und Regisseur Klaus Henner
Russius – verkörpern glaubhaft
Frau und Mann. Meisterhaft,
was sie da bieten.
chen). – Zeit und Ort: 13.30
Uhr im alten Schulhaus, Eingang Mädchen (1. Stock Nr.
14). – Leitung: Eliane Noti
und Emmy Ritler.
Annahmeschluss Todesanzeigen
21.00 Uhr, Telefon 027 922 99 88
E-Mail: [email protected]
Inseratenannahmestellen
3900 Brig, Furkastrasse 21
3930 Visp, Terbinerstrasse 2
3920 Zermatt, Mengis Druckzentrum,
Tempelareal
Daniel Mangisch und Regula Imboden in «Vielleicht sehe ich wie in meinem Traum»: Starkes Duo mit starkem Stück.
Einladung an alle
Seniorinnen und Senioren
ab 60 Jahren
Besichtigung
Bahnhof Brig – 100 Jahre
Eisenbahngeschichte
Datum: Donnerstag, 8. Oktober 2009. – Zeit und Ort:
10.00–11.30 Uhr beim Haupteingang in der Bahnhofshalle
Brig. – Kosten: Fr. 5.–. – Leitung: René Schmidhalter,
Sachbearbeiter Infrastruktur
SBB. – Anmeldung: bei Pro
Senectute, Sekretariat Oberwallis, Visp.
Staldenried Mittagstisch
Ausflug nach Münster
Datum: Freitag, 25. September 2009. – Abfahrt: 9.00
Uhr. – Anmeldung: bei Irmgard Furrer bis am 20. September 2009.
Singgruppe
Visp und Umgebung
Datum: Montag, 21. September 2009. – Zeit und Ort:
14.00 Uhr im Singsaal Schulhaus Sand in Visp. – Leitung:
Erika Bischoff, Visp.
Handarbeitsgruppe
Visp und Umgebung
Wiederbeginn: Montag, 28.
September 2009 (alle 2 Wo-
Turngruppe
Visp und Umgebung
Wiederbeginn:
Montag,
21. September 2009. – Zeit
und Ort: 18.00–19.00 Uhr,
Alte Turnhalle Visp. – Leitung: Giusy Zenhäusern,
Baltschieder. Neue Turnerinnen sind herzlich willkommen.
Wandergruppe
Region Stalden
Datum: Montag, 21. September 2009. – Wanderung: Lac
de Moiry (leichte Wanderung). – Route: Rundweg um
den Stausee. – Marschzeit: 2
½ Stunden. – Hinfahrt: Stalden Extrabus ab 9.45 Uhr. –
Anmeldung: bei Angie. –
Leitung: Angie und Doris.
Tennis 55+
in Brig/Gamsen
für Anfänger und
Fortgeschrittene
Beginn: Dienstag, 22. September 2009 (jeden Dienstag). – Zeit und Ort: 9.00–
10.00 Uhr und 10.00– 11.00
Uhr im Tennis Center BrigGlis, Kantonsstrasse 1, Gamsen
(Postauto-Haltestelle
McDonald’s). – Kosten: Fr.
12.50 pro Lektion. – Versicherung: Die Teilnehmer
sind selber für den Versicherungsschutz besorgt. – Anmeldung und Leitung:
Bogdan Baburski, Visp.
*
Das Stück ist eine Hommage an
die Unterwalliser Schriftstellerin, die vor 30 Jahren verstarb.
Es will weder reines Dokument
noch reine Erfindung sein. Es
kommt daher als Collage aus
Wort, Bild und Ton, lässt sich irgendwie als «Reise durch Texte
und zu Menschen» empfinden.
Was «Vielleicht . . .» seinem
Publikum ermöglicht:
Ein stetes Pendeln zwischen
Märchenhaftem und Biografischem, zwischen Erzählung und
Dialog, zwischen Waldhütte
und Schloss, zwischen Liebe
und Verliebtsein.
Regula Imboden schlüpft mal in
die Rolle des Fräuleins L. und
dann in jene von Corinna Bille.
Daniel Mangisch wechselt von
Elysee von A. zu Maurice Chappaz und zurück. Ein Hin und
Her, das viel abverlangt von
Schauspielerin und Schauspieler. Beeindruckend, wie die beiden Profis ihren Figuren Leben
einhauchen, wie sie die Figuren
am Leben erhalten. Bis hin zum
todernsten Ende.
*
So packend das Theaterstück, so
ungewohnt der Publikumsraum
im Visper La Poste:
Wer sich «Vielleicht . . .» zu Gemüte führt, sitzt nämlich nicht
im «normalen Publikumsraum»,
sondern auf der Bühne. Was
dem Ganzen nicht nur «Kleintheatercharme» verleiht und Nähe bietet, sondern sich auf die
Anzahl Plätze auswirkt:
Pro Vorstellung stehen nämlich
bloss rund 124 Plätze zur Verfügung.
*
Starke Truppe – starkes Stück:
Das ABC-Gebet
für alle Fälle
recht, wie ich beten soll. Ich
finde nicht mehr die richtigen
Worte, um zu danken oder
auch um aus meiner Herzenstiefe heraus zu bitten . . .»
Morgen feiern wir den Eidgenössischen Dank-, Buss- und
Bettag. Ein spezieller Tag, an
dem das Oberwallis sich nach
unzähligen
sommerlichen
Anlässen einmal nicht in eine
Festhütte verwandelt und wir
nicht vor der Qual der Wahl
stehen, an welcher Feierlichkeit wir teilnehmen müssen.
Auch sportmässig steht da regelrecht nichts auf dem
Spielplan. So richtig ein
Sonntag – gemacht, um die
Seele baumeln zu lassen . . .
Bettag: In diesem Zusammenhang kommen mir auch
all jene Leute in den Sinn, die
zu mir sagen: «Herr Pfarrer,
ich weiss nicht mehr so recht,
wie ich beten soll. Zwar würde ich das schon gerne tun.
Weil mir das Herz vor Freude
fast zerspringt, möchte ich
ein Lobgebet sprechen. Weil
mir das Herz fast in die Hose
rutscht vor Sorgen, möchte
ich schon ein Bittgebet sprechen. Weil ich mich nicht immer so verhalten habe, wie
ich es mir eigentlich als Ziel
gesteckt habe, würde ich gern
ein Bussgebet sprechen . . .
Aber eben: Die alten Gebete
sind mir abhandengekommen. Ich weiss nicht mehr so
All jenen, die so sprechen, erzähle ich die folgende Geschichte:
Jean-Pierre
Brunner
Ein armer und sehr frommer
Bauer, der einmal sehr spät
vom Markt nach Hause kam,
bemerkte unterwegs, dass er
sein Gebetbuch vergessen
hatte. Und zu allem Unheil
war mitten im Wald ein Rad
seines Karrens gebrochen. So
war es unmöglich nach Hause zu kommen, um dort die
Abendgebete zu sprechen,
die er nur höchst selten in den
vergangenen Jahren ausgelassen hatte. Also sprach der
Bauer folgendermassen zu
Gott: «Lieber Gott, ich habe
einen grossen Fehler gemacht. Ich habe heute früh
mein Gebetbuch nicht mitgenommen. Du weisst, ich habe
ein so schlechtes Gedächtnis,
Foto zvg
Dies der Eindruck, den die Uraufführung vom vergangenen
Donnerstagabend
hinterliess.
Und wer sich in den kommenden Tagen «Vielleicht . . .» zu
Gemüte führen wird, lernt nicht
nur die Dichterin S. Corinna
Bille kennen. Sondern kommt
auch in Genuss bester Theaterkost.
blo
«Vielleicht sehe ich wie in meinem Traum»
La Poste in Visp
Weitere Vorstellungen am 19., 23., 24. und
25. September
Beginn jeweils um 20.00 Uhr
Über dieses Wochenende stehen im Pfynwald und zwischen Salgesch und Siders
zwei Literatur-Wanderungen mit Hans
Schnyder und Wilfried Meichtry im Programm.
Zudem werden Regula Imboden und
Charles Linsmayer am 22. September um
20.00 Uhr im Schloss Leuk das CorinnaBille-Lesebuch «Das Vergnügen, eine eigene neue Welt in den Händen zu halten» vorstellen.
dass ich wirklich kein einziges Gebet auswendig aufsagen könnte. Aber ich will dir
sagen, was ich tun werde. Ich
werde ganz andächtig das Alphabet aufsagen, einen Buchstaben nach dem anderen.
Und du, der du ja alle Gebete
kennst, wirst dann die Gebete
mit Sicherheit und mit Leichtigkeit zusammenfügen, an
die ich mich nicht erinnern
kann.» In jenem Augenblick
sagte Gott zu seinen Engeln:
«Von allen Gebeten, die ich
heute gehört habe, ist dieses
das schönste, denn es ist aus
einem einfachen und ehrlichen Herzen gesprochen
worden.»
Der Eidgenössische Dank-,
Buss- und Bettag steht vor
der Tür. Wie wäre es also,
wenn wir uns alle an diesem
Sonntag irgendwo hinsetzten,
ein wenig zur Ruhe kämen
und all unseren Dank, all unsere Bitten und auch all unsere Umkehrbereitschaft wie
der Bauer in der Geschichte
zum Ausdruck brächten? Sagen wir morgen mindestens
das Alphabet besinnlich auf –
allein oder mit anderen zusammen (am Mittagstisch
zum Beispiel) – und lassen
wir Gott aus diesen Buchstaben jenes Gebet zusammenstellen, das ihm am besten
gefallen wird. Denn so ein
ABC-Gebet können wir überall sprechen und zu jeder
Zeit!
Also: A, B, C, D, E, F, G, H, I,
J, K, L, M . . .
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