WALLIS Samstag, 19. September 2009 5 Literatur ist Leben – und umgekehrt Das Theater Wallis und seine Uraufführung von «Vielleicht sehe ich wie in meinem Traum» Unabhängige Tageszeitung Herausgeber und Verleger Ferdinand Mengis (F. M.) E-Mail: [email protected] Geschäftsführer Nicolas Mengis E-Mail: [email protected] Mengis Druck und Verlag AG Terbinerstrasse 2, 3930 Visp Tel. 027 948 30 30, Fax 027 948 30 31 E-Mail: [email protected] Redaktion Furkastrasse 21, Postfach 720, 3900 Brig Tel. 027 922 99 88, Fax 027 922 99 89 E-Mail Redaktion: [email protected] E-Mail Sekretariat: [email protected] Chefredaktor: Thomas Rieder (tr) Stv. 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(beglaubigt WEMF) jeden Donnerstag Grossauflage 36851 Expl. Jahresabonnement Fr. 299.– (inkl. 2,4% MWSt.) Einzelverkaufspreis: Fr. 2.20 (inkl. 2,4% MWSt.) Da hocken sie auf der Bank, die barfüssige Frau und der Mann mit dem groben Schuhwerk. Beide mit Block und Schreibzeug in der Hand, beide still und stumm in sich gekehrt. Ab und zu schreiben die zwei, ab und zu finden sich ihre Blicke. Nur ein kurzes Lächeln lang. Dann sind beide wieder bei sich gelandet, gehen in sich, schweigen vor und für sich hin. Und schreiben. Rechts neben den beiden – eine Leinwand. Erhaben die Bergwelt, die sich da entfaltet. Sie «riecht» nach Freiheit, sie lässt vom Fliegen träumen. Minute um Minute verrinnt, Ruhe zieht ihre Kreise. Jeder für sich und Bank für alle – denk ich mir irgendwann. Aber es ist nicht Einsamkeit, die Mann und Frau da verbreiten. Sie scheinen irgendwie zusammenzugehören. Nicht bloss des Nebeneinandersitzens wegen. Mein Blick ist schon lange am Wandern. Pendelt von Bank zu Berg, von Mensch zu Leinwand, hin und her und her und hin. Links neben den beiden – ein Musiker. Halb versteckt sitzt er da hinter seinen Instrumenten. Leise und sacht die Töne, die er erzeugt. Wer aufmerksam hinhört, spürt Wind und Wetter. Und irgendwann haben Mann und Frau die Sprache gefunden. «Adam und Eva aufrecht vor dem Baum . . .» – die ersten Worte. * So stimmungsvoll-still der Auftakt, so packend, was das Publikum in den nächsten rund 70 Minuten im Visper La Poste mitverfolgen darf: «Vielleicht sehe ich wie in meinem Traum. Begegnung mit S. Corinna Bille», über die Bühne gebracht von Regula Imboden und Daniel Mangisch. Gespielte Literatur ist es, mal dargeboten als Erzählung, mal als Gespräch. Rund um die Novelle «La Demoiselle Sauvage» rankt sich die Lebensgeschichte der Dichterin S. Corinna Bille, die letztendlich aufzeigt: Literatur ist Leben – und Leben ist Literatur. Inseratenverwaltung Mengis Annoncen Administration und Disposition: Terbinerstrasse 2, 3930 Visp Tel. 027 948 30 40; Fax 027 948 30 41 PC 19-290-6 E-Mail: [email protected] Technische Angaben Satzspiegel: 282 x 440 mm Inserate: 10-spaltig, 25 mm Reklame: 6-spaltig, 43 mm Anzeigenpreise Grundtarif: Annoncen-mm Fr. 1.06 (Donnerstag Fr. 1.17) Kleinanzeigen bis 150 mm Fr. 1.17 (Donnerstag Fr. 1.29) Rubrikenanzeigen: Automarkt, Immobilien, Stellenmarkt Fr. 1.17 (Donnerstag Fr. 1.29) Reklame-mm Fr. 4.24 (Donnerstag Fr. 4.66) Textanschluss Fr. 1.38 (Donnerstag Fr. 1.52) Alle Preise exkl. 7.6% MWSt. Zentrale Frühverteilung Alois Seematter E-Mail: [email protected] WB extra Alle 14 Tage erscheint das «WB extra» als Gratisbeilage zum «Walliser Boten». Urheberrechte Inserate, die im «Walliser Boten» abgedruckt sind, dürfen von nicht autorisierten Dritten weder ganz noch teilweise kopiert, bearbeitet oder anderweitig verwendet werden. Insbesondere ist es untersagt, Inserate – auch in bearbeiteter Form – in Online-Dienste einzuspeisen. Jeder Verstoss gegen dieses Verbot wird gerichtlich verfolgt. ISSN: 1660-0657 Publikationsorgan CVPO * Idee und Konzept für «Vielleicht . . .» – ein Projekt von imbodenproduction in Zusammenarbeit mit dem Theater Wallis und dem Zürcher sogar theater – stammen von Regula Imboden. Wie diese engagierte Theaterfrau die Lebensgeschichte der Corinna Bille mit der «Bille-Novelle» verwob, wie sie Corinna Billes Spuren nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Landschaft aufspürte – stark das Stück, das sie da schuf. Regula Imboden und Daniel Mangisch – unterstützt vom Klangkünstler Martin Gantenbein, dem Filmer Juri Steinhart und Regisseur Klaus Henner Russius – verkörpern glaubhaft Frau und Mann. Meisterhaft, was sie da bieten. chen). – Zeit und Ort: 13.30 Uhr im alten Schulhaus, Eingang Mädchen (1. Stock Nr. 14). – Leitung: Eliane Noti und Emmy Ritler. Annahmeschluss Todesanzeigen 21.00 Uhr, Telefon 027 922 99 88 E-Mail: [email protected] Inseratenannahmestellen 3900 Brig, Furkastrasse 21 3930 Visp, Terbinerstrasse 2 3920 Zermatt, Mengis Druckzentrum, Tempelareal Daniel Mangisch und Regula Imboden in «Vielleicht sehe ich wie in meinem Traum»: Starkes Duo mit starkem Stück. Einladung an alle Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren Besichtigung Bahnhof Brig – 100 Jahre Eisenbahngeschichte Datum: Donnerstag, 8. Oktober 2009. – Zeit und Ort: 10.00–11.30 Uhr beim Haupteingang in der Bahnhofshalle Brig. – Kosten: Fr. 5.–. – Leitung: René Schmidhalter, Sachbearbeiter Infrastruktur SBB. – Anmeldung: bei Pro Senectute, Sekretariat Oberwallis, Visp. Staldenried Mittagstisch Ausflug nach Münster Datum: Freitag, 25. September 2009. – Abfahrt: 9.00 Uhr. – Anmeldung: bei Irmgard Furrer bis am 20. September 2009. Singgruppe Visp und Umgebung Datum: Montag, 21. September 2009. – Zeit und Ort: 14.00 Uhr im Singsaal Schulhaus Sand in Visp. – Leitung: Erika Bischoff, Visp. Handarbeitsgruppe Visp und Umgebung Wiederbeginn: Montag, 28. September 2009 (alle 2 Wo- Turngruppe Visp und Umgebung Wiederbeginn: Montag, 21. September 2009. – Zeit und Ort: 18.00–19.00 Uhr, Alte Turnhalle Visp. – Leitung: Giusy Zenhäusern, Baltschieder. Neue Turnerinnen sind herzlich willkommen. Wandergruppe Region Stalden Datum: Montag, 21. September 2009. – Wanderung: Lac de Moiry (leichte Wanderung). – Route: Rundweg um den Stausee. – Marschzeit: 2 ½ Stunden. – Hinfahrt: Stalden Extrabus ab 9.45 Uhr. – Anmeldung: bei Angie. – Leitung: Angie und Doris. Tennis 55+ in Brig/Gamsen für Anfänger und Fortgeschrittene Beginn: Dienstag, 22. September 2009 (jeden Dienstag). – Zeit und Ort: 9.00– 10.00 Uhr und 10.00– 11.00 Uhr im Tennis Center BrigGlis, Kantonsstrasse 1, Gamsen (Postauto-Haltestelle McDonald’s). – Kosten: Fr. 12.50 pro Lektion. – Versicherung: Die Teilnehmer sind selber für den Versicherungsschutz besorgt. – Anmeldung und Leitung: Bogdan Baburski, Visp. * Das Stück ist eine Hommage an die Unterwalliser Schriftstellerin, die vor 30 Jahren verstarb. Es will weder reines Dokument noch reine Erfindung sein. Es kommt daher als Collage aus Wort, Bild und Ton, lässt sich irgendwie als «Reise durch Texte und zu Menschen» empfinden. Was «Vielleicht . . .» seinem Publikum ermöglicht: Ein stetes Pendeln zwischen Märchenhaftem und Biografischem, zwischen Erzählung und Dialog, zwischen Waldhütte und Schloss, zwischen Liebe und Verliebtsein. Regula Imboden schlüpft mal in die Rolle des Fräuleins L. und dann in jene von Corinna Bille. Daniel Mangisch wechselt von Elysee von A. zu Maurice Chappaz und zurück. Ein Hin und Her, das viel abverlangt von Schauspielerin und Schauspieler. Beeindruckend, wie die beiden Profis ihren Figuren Leben einhauchen, wie sie die Figuren am Leben erhalten. Bis hin zum todernsten Ende. * So packend das Theaterstück, so ungewohnt der Publikumsraum im Visper La Poste: Wer sich «Vielleicht . . .» zu Gemüte führt, sitzt nämlich nicht im «normalen Publikumsraum», sondern auf der Bühne. Was dem Ganzen nicht nur «Kleintheatercharme» verleiht und Nähe bietet, sondern sich auf die Anzahl Plätze auswirkt: Pro Vorstellung stehen nämlich bloss rund 124 Plätze zur Verfügung. * Starke Truppe – starkes Stück: Das ABC-Gebet für alle Fälle recht, wie ich beten soll. Ich finde nicht mehr die richtigen Worte, um zu danken oder auch um aus meiner Herzenstiefe heraus zu bitten . . .» Morgen feiern wir den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Ein spezieller Tag, an dem das Oberwallis sich nach unzähligen sommerlichen Anlässen einmal nicht in eine Festhütte verwandelt und wir nicht vor der Qual der Wahl stehen, an welcher Feierlichkeit wir teilnehmen müssen. Auch sportmässig steht da regelrecht nichts auf dem Spielplan. So richtig ein Sonntag – gemacht, um die Seele baumeln zu lassen . . . Bettag: In diesem Zusammenhang kommen mir auch all jene Leute in den Sinn, die zu mir sagen: «Herr Pfarrer, ich weiss nicht mehr so recht, wie ich beten soll. Zwar würde ich das schon gerne tun. Weil mir das Herz vor Freude fast zerspringt, möchte ich ein Lobgebet sprechen. Weil mir das Herz fast in die Hose rutscht vor Sorgen, möchte ich schon ein Bittgebet sprechen. Weil ich mich nicht immer so verhalten habe, wie ich es mir eigentlich als Ziel gesteckt habe, würde ich gern ein Bussgebet sprechen . . . Aber eben: Die alten Gebete sind mir abhandengekommen. Ich weiss nicht mehr so All jenen, die so sprechen, erzähle ich die folgende Geschichte: Jean-Pierre Brunner Ein armer und sehr frommer Bauer, der einmal sehr spät vom Markt nach Hause kam, bemerkte unterwegs, dass er sein Gebetbuch vergessen hatte. Und zu allem Unheil war mitten im Wald ein Rad seines Karrens gebrochen. So war es unmöglich nach Hause zu kommen, um dort die Abendgebete zu sprechen, die er nur höchst selten in den vergangenen Jahren ausgelassen hatte. Also sprach der Bauer folgendermassen zu Gott: «Lieber Gott, ich habe einen grossen Fehler gemacht. Ich habe heute früh mein Gebetbuch nicht mitgenommen. Du weisst, ich habe ein so schlechtes Gedächtnis, Foto zvg Dies der Eindruck, den die Uraufführung vom vergangenen Donnerstagabend hinterliess. Und wer sich in den kommenden Tagen «Vielleicht . . .» zu Gemüte führen wird, lernt nicht nur die Dichterin S. Corinna Bille kennen. Sondern kommt auch in Genuss bester Theaterkost. blo «Vielleicht sehe ich wie in meinem Traum» La Poste in Visp Weitere Vorstellungen am 19., 23., 24. und 25. September Beginn jeweils um 20.00 Uhr Über dieses Wochenende stehen im Pfynwald und zwischen Salgesch und Siders zwei Literatur-Wanderungen mit Hans Schnyder und Wilfried Meichtry im Programm. Zudem werden Regula Imboden und Charles Linsmayer am 22. September um 20.00 Uhr im Schloss Leuk das CorinnaBille-Lesebuch «Das Vergnügen, eine eigene neue Welt in den Händen zu halten» vorstellen. dass ich wirklich kein einziges Gebet auswendig aufsagen könnte. Aber ich will dir sagen, was ich tun werde. Ich werde ganz andächtig das Alphabet aufsagen, einen Buchstaben nach dem anderen. Und du, der du ja alle Gebete kennst, wirst dann die Gebete mit Sicherheit und mit Leichtigkeit zusammenfügen, an die ich mich nicht erinnern kann.» In jenem Augenblick sagte Gott zu seinen Engeln: «Von allen Gebeten, die ich heute gehört habe, ist dieses das schönste, denn es ist aus einem einfachen und ehrlichen Herzen gesprochen worden.» Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag steht vor der Tür. Wie wäre es also, wenn wir uns alle an diesem Sonntag irgendwo hinsetzten, ein wenig zur Ruhe kämen und all unseren Dank, all unsere Bitten und auch all unsere Umkehrbereitschaft wie der Bauer in der Geschichte zum Ausdruck brächten? Sagen wir morgen mindestens das Alphabet besinnlich auf – allein oder mit anderen zusammen (am Mittagstisch zum Beispiel) – und lassen wir Gott aus diesen Buchstaben jenes Gebet zusammenstellen, das ihm am besten gefallen wird. Denn so ein ABC-Gebet können wir überall sprechen und zu jeder Zeit! Also: A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M . . .