MusicScope www.xivero.de ANLEITUNG KAPI T E L 1 Einleitung Wir lieben Musik und das Erlebnis der besten Musikwiedergabe. Unser Hören hilft uns primär dabei die Qualität der musikalischen Darbietung wahrzunehmen. Eine Visualisierung der Musik ermöglicht die Wahrnehmung über einen weiteren Sinn. Wir sind fest davon überzeugt, dass unse- Wir glauben, dass es uns mit dem re Ohren und somit unsere akustische MusicScope gelungen ist eine einfach zu Wahrnehmung die beste Möglichkeit dar- nutzende Software zu entwickeln, die es stellt die Qualität der Musikwiedergabe nach einer kurzen Eingewöhnungszeit je- eines HiFi Systems einzuschätzen. dem Musikliebhaber ermöglicht, alle messbaren Qualitätsparameter eines Mu- In unserem täglichen Umgang mit den sikstücks zu visualisieren. unterschiedlichsten Musikformaten ist jedoch der Wunsch aufgekommen, die Im Vergleich zu verfügbaren, sicherlich Musik und ihre Eigenschaften zu visuali- sehr guten „Digital Audio Workstations“ sieren, so das uns ein weiterer Sinn da- und deren „Audio Monitoring Plug-Ins“, bei hilft die Musik als Ganzes wahrzuneh- ist das MusicScope eine vollständig auf men. die Visualisierung ausgerichtete Lösung, die kein umfangreiches Expertenwissen Es entstand die Idee ein Audio-Mikro- voraussetzt und die Interpretation der skop für Musikaufnahmen zu entwi- Ergebnisse stark vereinfacht. ckeln, dass es dem Musikhörer ermöglicht die selbe Sicht zu erlangen, die dem Natürlich wurden alle Audio-Standards Toningenieur bei der Aufnahme der Mu- (z.B. EBU R128) implementiert um eine sik im Studio zur Verfügung steht. vollständige Vergleichbarkeit mit etablierter Studiosoftware zu garantieren. 1 Aus unserer Sicht spielt die Qualität der einem verlustfreien Audio-Codec kompri- Musikaufnahme die größte Rolle in der miert (z.B. FLAC, ALAC, etc.) um sicher- gesamten HiFi-Kette. zustellen, dass keine Artefakte, verur- Wenn wir die Einflussfaktoren und Kom- sacht durch verlustbehaftet Komprimie- ponenten nach ihrem Effekt auf die Mu- rung (z.B. AAC, MP3, etc.), die Qualität sikwiedergabe sortieren müssten, wür- beeinträchtigen. den wir sicherlich die folgende Liste er- Sogenanntes „Up-Sampled“ Material, halten: das aus einer Standard CD-Quelle mit entsprechender Software so bearbeitet 1. Musikaufnahme wurde, dass eine gefälschte hochauflösen- 2. Wiedergaberaum de Audiodatei entsteht kann das Mu- 3. Lautsprecher sicScope in Sekunden entlarven, falls 4. Vorverstärker / Verstärker dies nicht bereits unsere Ohren getan ha- 5. Digital-Analog-Wandler ben. 6. Abspielgerät (CD, Computer) Nachfolgend möchten wir auf die Anwen- Audio Qualität dungsfälle näher eingehen, für die das Sehr viele Faktoren bestimmen die Quali- MusicScope entwickelt wurde. tät einer Aufnahme. In den letzten Jahren hat sich leider ein Trend zur schnellen und lauten Produktion etabliert. High Resolution Audio Seit einiger Zeit besteht die Möglichkeit a.) Loudness War hochauflösende Musik bei verschiede- Die sogenannte „Lautheit“ der Musik nen Anbietern zu erwerben. wird mit Hilfe von Kompressoren und Li- Hierbei wird vorausgesetzt, dass eine mitern maximiert, da die Produzenten hochauflösende Audiodatei, im Ver- davon überzeugt sind, dass laut klingen- gleich zum CD-Format mit 16Bit / 44.1 de Musik besser ankommt. Genau das kHz, mindestens eine Auflösung von 24 Gegenteil ist der Fall, da extrem kompri- Bit im Zusammenspiel mit einer höhe- mierte Musik sehr anstrengend zu hören ren Abtastfrequenz von 88.1 - 384 kHz ist und keinerlei interessante Dynamik nutzt. mehr beinhaltet. Darüber hinaus werden die Dateien mit 2 Das „MusicScope“ erfasst verschiedene Periodische Signale: Parameter um die „Loudness“ eines Mu- Hierunter fallen zum Beispiel sinusförmi- sikstücks zu visualisieren: ge Einstrahlungen, die im Spektrogramm des MusicScope sofort sichtbar Crest Factor: werden. Dieser Messwert ermöglicht eine Aussage über die Kurzzeitdynamik. Stark kom- Stereo-Abbildung: primierte Musik zeigt hier Werte kleiner Starke Phasenverschiebungen zwischen 3 dB. dem linken und rechten Kanal sind zwar effektvoll jedoch, wenn ungewollt, sehr Loudness: störend bei dem Versuch eine vernünfti- Die Messung der Loudness wurde in den ge Stereoabbildung zu erzielen. letzten Jahren von der ITU (Internatio- Das MusicScope bietet mit dem Stereo- nal Telecommunication Union) und EBU Meter die Möglichkeit alle Einflussfakto- (European Broadcast Union) vorangetrie- ren zu visualisieren. ben. Das „MusicScope“ erfasst alle standardi- DSD-Aufnahmen: sierten Loudness-Werte um eine genaue Speziell die Aufnahme von „Direct Aussage über die Aufnahme treffen zu Stream Digital“ erfordert hohe Sorgfalt. können. Die Aussteuerung sollte immer unter 3 dB SACD (0 dBfs) liegen, um die maxi- male Tonqualität zu erzielen. b.) Aufnahme-Fehler Aufgrund des hohen Zeitdrucks geschieht es leider, dass Aufnahmen Fehler enthalten, die dazu führen, dass der Musikgenuss leidet. Intersample Peaks: Wenn während einer digitalen Aufnahme nicht korrekt ausgesteuert wird, führt dies bei der Digital-Analog-Wandlung zu starken Verzerrungen. 3 KAPI T E L 2 Funktionen In diesem Kapitel möchten wir alle Funktionen des „MusicScope“ im Detail vorstellen. Die aktuelle Version des „MusicScope“ ist, kann diese einfach durch einen Klick ist Windows und Mac OS X kompatibel. auf „Analyze“ gestartet werden. Es ist jederzeit möglich zwischen „Play“ Es werden wichtige und „Analyze“ zu wechseln, um bestimm- Audioformate (WAV, te Teile der Aufnahme schneller zu analy- AIFF, FLAC, ALAC, sieren oder zur Kontrolle anzuhören. DSF, DFF und MP3) von 1 Bit bis 24 Bit Eine Playlist ermöglicht das Abspielen mit Abtastfrequenzen und Analysieren von selektierten Audio- von 44.1 - 384 kHz so- dateien. wie DSD64 und DSD128 unterstützt. Die Kontrollelemente sind denkbar einfach in ihrer Handhabung. Audio-Dateien können entweder per „Load“ oder via Drag & Drop in das Die Playlist wird automatisch geöffnet, MusicScope geladen werden. Ein Klick wenn mehrere Dateien über den Load-Di- auf „Play“ startet die Wiedergabe mit lau- alog oder via „Drag & Drop“ zugleich ge- fender Analyse. laden werden. Darüber hinaus öffnet ein Falls eine schnelle Analyse gewünscht 4 Klick auf das „Track Namen Feld“ jeder- Alle angezeigten Werte sind durchge- zeit die Playlist. hend mit einer bestimmten Farbe markiert. ACHTUNG: Die Audiowiedergabe besitzt keinen Lautstärkeregler! Die Messungen erfolgen in Dezibel [dB]. Dies ermöglicht auf MAC OS X eine Bit- Auf diese Weise können große Lautstär- Transparente Audioausgabe, jedoch keunterschiede grafisch dargestellt wer- muss die Lautstärke am externen Vers- den. tärker oder im Betriebssystem eingestellt True Peak Level: werden. Ein „True Peak Meter“ erfasst sogenann- Die Audioausgabe unterstützt die Wie- te „Intersample Peaks“, die bei der Digi- dergabe von bis zu 24 Bit / 384 kHz Ma- tal-Analogwandlung Übersteuerungen terial. von bis zu +3 dB verursachen können. Die aktuellen Peak-Werte werden durch Direct Stream Digital (DSD) Formate grüne Balken angezeigt. Fallende Peak- werden in PCM gewandelt. Auf diese Striche helfen dabei erreichte Spitzen- Weise wird kein DSD fähiger DAC für werte besser einzuschätzen. Der absolute die Audiowiedergabe benötigt. Peak-Wert (TPL) wird wiederum durch Striche und Zahlenwerte repräsentiert. Levels: Der TPL-Wert ist grün solange dieser un- Die Pegelanzeige ist eine der wichtigsten ter 0 dB bleibt. Verursachen „In- Analysewerkzeuge. tersample Peaks“ ein Überschreiten der 0 dB Schwelle wird der Wert rot markiert. Extrem ausgesteuerte DSD-Aufnahmen sind an einem TPL über 0 dB zu erkennen und erzeugen entsprechende Verzerrungen. Der RMS (Root Mean Square) Messwert war bis zur Einführung der „Loudness“ ein Maß für die wahrgenommene Lautstärke. Das Level-Meter zeigt den 400ms 5 RMS Mittelwert als hellgrüne Striche in Dynamik der Musik. den Peak-Balken an. Popaufnahmen haben im allgemeinen einen LRA kleiner 4 dB, während Klassik- Der CREST-Faktor hilft dabei den Grad aufnahmen über 20 dB erreichen kön- der Kompression der Musik zu bestim- nen. men. Am Ende einer Analyse wird der Maximal- und Minimal-Wert angezeigt. Mit Hilfe des Loudness-Histogramms Besonders stark komprimierte und als kann, ähnlich dem Histogramm eines Fo- laut empfundene Musik kann CREST- tos, die Häufigkeit der vorkommenden Werte um 4 dB erreichen. Gute Studio- Loudness-Werte abgelesen werden. Ein Master sollten einen CREST größer 8 dB breites Histogramm hängt direkt mit ei- zeigen. Um die gleiche Skala zu nutzen nem größeren LRA und somit dynami- ist der 400ms CREST Mittelwert mit ei- scherer Musik zusammen. nem hellblauen Balken zwischen 0 dB Durch Klick auf M-Mode oder S-Mode und -x dB dargestellt. kann zwischen den verschiedenen Modi umgeschaltet werden. Im S-Mode wird der LRA-Wert eingezeichnet. Loudness (LU): Das MusicScope erfasst alle nach EBU R 128 und ITU-R BS-1770 definierten Loudness-Werte. Dabei erfolgt eine Mittelwertbildung: M = Momentary = 400 ms (blau) S = Short Term = 3 s (orange) I = Integrated = Gesamte Musikaufnahme (weiß) Für die M- und S-Loudness werden die jeweiligen Maximalwerte grafisch und numerisch angezeigt. Der Lautheits-Umfang (Loudness Range / LRA) ist ein Maß für die empfundenen Lautstärkeschwankungen und somit der 6 History: schätzung der Signalverteilung zwischen Das Kreisdiagram zeigt die Entwicklung dem rechten und linken Lautsprecher. der Peak-Werte (grün) und der S-Loud- Eine senkrechte grüne Linie ist ein ness (orange) über die gesamte Mu- gleichphasiges Mono-Signal, dass genau sikaufnahme. in der Mitte zwischen den Lautsprechern zu hören ist. Eine waagerechte Linie repräsentiert ein gegenphasiges Signal, welches z.B. bei einer Mono-Wiedergabe ausgelöscht würde. Unter dem „Vector Scope“ befindet sich ein Balance-Indikator. Dieser hilft dabei zu bestimmen wo sich das aktuelle Signal zur Zeit in der Stereo-Ebene befindet und wie groß die Stereobreite ist. Die unterste Anzeige ist ein sogenann- Rot markierte Spitzenwerte sind „Inter- tes Stereo- Sample Peaks“. Treten diese häufig auf Korrelations- ist damit zu rechnen, dass die Verzerrun- Meter. Die- gen gut hörbar werden. ses wird ge- Die Anzahl der „Intersample Peaks“ wird nutzt um die im Text-Report getrennt nach rechten Mono-Kom- und linken Kanal ausgegeben (siehe Re- patibilität zu port). bestimmen. Werte im grünen Bereich sind auch bei Stereo-Meter einer Mono-Wiedergabe gut hörbar. Die verschiedenen Stereo-Anzeigen hel- Auch für eine Stereowiedergabe sollte fen dabei die räumliche Abbildung der sich die Anzeige im grünen Bereich befin- Musikaufnahme näher zu analysieren. den, um eine gute Ortbarkeit der Instru- Der obere Teil der Anzeige ist ein „Vec- mente zu gewährleisten. tor Scope“. Dieses ermöglicht die Ein7 Lineares Frequenz-Spektrum zu dieser Frequenz maximal gemessene Die Frequenzanteile der Musik werden Amplitude als auch die Amplitude der in einem Spektrum dargestellt. Entgegen Mausposition in Dezibel. der Standard-Darstellung auf einer log- Das Spektrogramm ist eine Darstellung arithmischen Frequenzskala nutzt das des Spektrums über die Zeit. Ein intensi- MusicScope eine lineare Skala. Dies veres Grün (oder Farbdarstellung) reprä- kommt dem Anwendungsfall einer Analy- sentiert eine höhere Amplitude. Die Dar- se der höheren Frequenzanteile entge- stellung kann durch Klick auf „MAX“ zwi- gen. Darüber hinaus hat das Spektrum schen Maximal- und Durchschnittswert eine Auflösung von ca. 100Hz über den umgeschaltet werden. gesamten Frequenzbereich. Das Spektrogramm ermöglicht das Auf- Die dB-Skala und somit die Auflösung spüren von periodischen Signalen (verti- läßt sich durch vertikales „Mouse Drag- kale Linien) und die Bestimmung der ging“ einstellen. höchsten Frequenzen von Musikanteilen. Dies ist interessant bei der Analyse Zur Messung an bestimmten Stellen von hochauflösenden Audio-Dateien. kann der Mauszeiger genutzt werden. Auch hier ist eine Messung in dB via Angezeigt wird die Frequenz sowie die Mauszeiger jederzeit möglich. 8 Analyse-Ergebnis und Report Beispiel des Text-Berichts: Am Ende einer Analyse bleiben die relevanten Werte im Display stehen. Auf diese Weise kann das Ergebnis sehr einfach abgelesen werden. Die Fortschrittsanzeige verwandelt sich in eine „Report“-Schaltfläche. Durch einen Klick auf „Report“ öffnet sich ein Speicher-Dialog, der das Exportieren des Berichts im .png und .txt Format ermöglicht. Es werden immer beide Dateien gespeichert. Beispiel eines grafischen Berichts: 9 KAPI T E L 3 Anwendung Nachfolgend demonstrieren wir anhand von Anwendungsfällen den Einsatz des MusicScope. Fall 1 - Hochauflösende Musikaufnahme Ein Blick auf das Spektrum und das Wir möchten eine Hochauflösende Mu- Spektrogramm entlarvt die Aufnahme sikaufnahme analysieren, die laut For- und zeigt anhand der Musikanteile, die matanzeige mit 24 Bit / 88.2 kHz aufge- bis maximal 21 kHz gehen, dass dies ur- nommen wurde. sprünglich eine Aufnahme mit 44.1 kHz Abtastfrequenz war. Darüber hinaus lässt sich an dem gleichmäßig hellen Spektrogramm erkennen und mit dem Mauszeiger messen, dass sich dort keine Werte unter -100 dB befinden. Dies deutet darauf hin, das die Originalaufnahme mit 16 Bit Auflösung erfolgt ist. Es lässt sich also eindeutig sagen, dass wir hier eine gefälschte hochauflösende Audioaufnahme vorliegen haben. 10 Fall 2 - Aufnahmefehler a.) Intersample Peaks b.) Periodische Störsignale Die zahlreichen vertikalen Linien im Spektrogramm (siehe unten) und Spitzen im Die Aufnahme zeigt zahlreiche „Inter Sample Peaks“ (siehe Histogramm Spektrum zeigen deutlich periodische oben) die zu einer Übersteuerung von na- Störung auf mehreren Frequenzen. Bei hezu +3 dB geführt haben (siehe TPL). der Aufnahme handelt es sich um eine Es ist leicht vorstellbar, dass die Verzer- Digitalisierung (24 Bit / 192 kHz) von ei- rungen gut hörbar werden. nem Master-Tonband. 11 Fall 3 - Direct Stream Digital (DSD 64) Das nachfolgende Beispiel zeigt eine DSD64 (1 Bit / 2.8224 MHz) Aufnahme. Das MusicScope ist in der Lage diese Aufnahmen zu analysieren und auch abzuspielen. Für die Wiedergabe wird der DSD-Datenstrom in einen PCM-Stream mit 24 Bit / 176.4 kHz umgewandelt. Auf diese Weise wird kein DSD fähiger Digital Analog Wandler für das Audio-Monitoring benötigt. Die Analyse (siehe oben) zeigt, dass die DSD64 Datei Musikanteile bis ca. 35 kHz beinhaltet, die dann in das Quantisierungsrauschen übergehen. Aufgrund des 1 Bit Digitalisierungsverfahrens steigt systembedingt das Rauschen ab einer bestimmten Frequenz stark an. 12 Fall 4 - Direct Stream Digital (DSD 128) Das Beispiel zeigt eine DSD128 (1 Bit / 5.6448 MHz) Aufnahme. Die höhere Abtastfrequenz sorgt dafür, dass das Quantisierungsrauschen erst später ansteigt. Im Spektrogramm sind Musikanteile noch bis 48 kHz gut zu erkennen, bevor diese in das Quantisierungsrauschen übergehen. 13