Physikalisches Institut Universität Bonn Lehramt Quantenmechanik und statistische Mechanik Übung 1 13. April 2016 SS 16 Übungen zur Vorlesung Quantenmechanik und statistische Mechanik Prof. Herbert Dreiner, PD Dr. Stefan Förste, Sebastian Belkner, René Laufenberg www.th.physik.uni-bonn.de/people/sbelkner/QMSMSS16 –Hausaufgabe– Bis 12:00 Uhr, 20. April 2016 H 1.1 Planksches Strahlungsgesetz 20 Punkte In dieser Übung werden wir das Planksche Strahlungsgesetz, das Rayleigh-Jeans Gesetz und das Wiensche Strahlungsgesetz behandeln. (a) Plancks Strahlungsgesetz Die spektrale spezifische Ausstrahlung ist in Frequenzdarstellung gegeben durch Mν (ν, T ) dν dA = 2πhν 3 1 dΦ dν dA = dν dA, hν dA c2 e kT −1 (1) wobei ν die Frequenz, T die Temperatur, h das Planksche Wirkungsquantum und k die Boltzmann-Konstante ist. Hierbei ist Φν (ν, T ) = 1 8πhν 3 , hν c3 e kT −1 (2) die Strahlungsleistung. Die spezifische Ausstrahlung und die Strahlungsleistung beschreibt die Leistung, die ein idealer Schwarzkörper im Frequenzbereich [ν + dν] abstrahlt. Im Folgenden betrachten wir einen idealen schwarzen Körper. Unser Modell ist ein dreidimensionaler, hohler Würfel der Kantenlänge L, dessen Wände das gesamte elektromagnetische Spektrum verlustfrei reflektieren kann und sich in einem stationären Zustand befindet. Das heißt, dass ein Gleichgewicht zwischen Absorption und Emission besteht und der Würfel seine Temperatur daher nicht verändert. (i) Was ist die Ultraviolettkatastrophe? 1.5 Punkte (ii) Welche Energie hat eine elektromagnetische Welle der Frequenz ν? 0.5 Punkte (iii) Zunächst soll die Anzahl der Moden bestimmt werden, die sich in 1.0 Punkte dem Würfel befinden. Moden sind stehende Wellen, die im Hohlraum entstehen. Man kann sie sich wie schwingende Gitarrensaiten vorstellen. Um diese zu bestimmen, löse zunächst die eindimensionale Wellengleichung ∂2 1 ∂2 ψ(x, t) = ψ(x, t), ∂x2 c2 ∂t2 (3) mit den Randbedingungen ψ(0, t) = 0 und ψ(L, t) = 0. Benutze hierzu zunächst ψ(x, t) = χ(x)θ(t). Dies führt zu zwei separaten Differentialgleichungen, von denen hier lediglich die zeitunabhängige betrachtet wird. Zeige, dass für die zeitunabhängige Differentialgleichung gilt 1 ∂ 2 χ(x) = const. . χ(x) ∂x2 1 (4) (iv) Zeige, dass der Ansatz χ(x) = A sin(kx) + B cos(kx) die zeitunabhängige Differentialgleichung löst. 1.0 Punkte (v) Benutze die Randbedinungen und zeige, dass die Frequenzen ν der Moden 2.0 Punkte x quantisiert sind, wobei ν = cn 2L , nx ∈ N gilt. Was bedeuten die Randbedingungen physikalisch? (vi) Die Verallgemeinerung auf drei Dimensionen ist einfach. q 2 2 Sei |n| = nx + ny + n2z , dann sind die Frequenzen gegeben durch ν= c|n| . 2L 2.0 Punkte (5) Die Gesamtzahl der Moden, die eine Frequenz zwischen 0 und νmax haben sind diejenigen, für die νi ≤ νmax gilt. Da die Abstände der Moden klein sind, ist dies gerade das Volumen einer dreidimensionalen Kugel mit Radius νmax . Da alle Modenzahlen (nx , ny , nz ) positiv sein müssen, ist das Volumen um einen Faktor η reduziert. Des Weiteren haben die Photonen ganzzahligen Spin und somit mehr als eine Polarisationsrichtung. Daher kann jede Mode zusätzlich ζ oft besetzt werden. Zeige, dass die Gesamtzahl der Moden gegeben ist durch G(ν) = ζηV3d (νmax ) = π 3 2L c 3 ν3, (6) wobei V3d (νmax ) das Volumen einer dreidimensionalen Kugel mit Radius νmax ist. Hinweis: Bestimme zunächst ζ und η (vii) Bestimme die Modendichte 0.5 Punkte g(ν) = ∂ G(ν). ∂ν (7) (viii) Zusätzlich zur Modendichte wird die Energie pro Mode benötigt. 0.5 Punkte Elektromagnetische Wellen folgen der Bose-Einstein-Statistik, die wir im Laufe der Vorlesung noch genauer kennen lernen werden. Die Bose-Einstein Statistik ist gegeben durch n(E) = 1 E e kT − 1 , (8) mit E = hν und beschreibt die Verteilung, die Bosonen bei einer Temperatur T haben. Bestimme die Energie pro Mode = Eph n(E), (9) mit Eph der Energie eines Photons. (ix) Bestimme die spektrale Energiedichte 0.5 Punkte Φν (ν, T ) = g(ν) . L3 (10) Das Ergebnis ist das Planksche Strahlungsgesetz in Frequenzdarstellung! (x) Rechne die soeben hergeleitete Frequenzdarstellung Mν in eine 1.5 Punkte Wellenlängendarstellung Mλ um. Hinweis: beachte, dass dν nicht trivial mit dλ zu ersetzen ist. (xi) Zeichne eine qualitative Skizze für Mλ für drei unterschiedliche 1.0 Punkte Temperaturen. Bestimme die Wellenlänge, mit der die Sonne am stärksten abstrahlt, unter der Annahme, dass die Sonne ein idealer schwarzer Körper ist. 2 (b) Grenzfall hν kT (i) Was bedeutet der Grenzfall hν kT physikalisch? 0.5 Punkte (ii) Zeige, dass daraus dass Rayleigh-Jeans Gesetz folgt 1.0 Punkte Φν (ν, T )RJ = 2π 2 ν kT. c2 (iii) Trage eine Beispielkurve für eine Temperatur deiner Wahl in deine Skizze. (11) 0.5 Punkte (c) Grenzfall hν kT (i) Was bedeutet der Grenzfall hν kT physikalisch? 0.5 Punkte (ii) Zeige, dass hierfür das Wiensche Strahlungsgesetz folgt, 0.5 Punkte Φν (ν, T )W = 2πhν 3 − hν e kT . c2 (iii) Trage eine Beispielkurve für eine Temperatur deiner Wahl in deine Skizze. (12) 0.5 Punkte (d) Stefan-Boltzmann-Gesetz (i) Bestimme die Gesamtenergie, die ein idealer schwarzer Körper im 1.5 Punkte gesamten Frequenzbereich nach Planck abstrahlt. Die Lösung ist das Stefan-BoltzmannGesetz, Z ∞ 8π 5 k 4 4 I= Φν (ν, T ) dν = T (13) 15c3 h3 0 Hinweis: Substituiere sinnvoll und benutze R∞ 0 x3 ex −1 dx = π4 15 (ii) Wie bekommst du deinen Milchkaffee am schnellsten kalt, wenn du 0.5 Punkte nur ein paar Minuten zeit hast ihn zu trinken? Solltest du die Milch früh oder spät hinzufügen? Argumentiere mit Hilfe des Stefan-Boltzmann-Gesetzes. (iii) Zeige, dass für Φν (ν, T )RJ die Ultraviolettkatastrophe folgt. 0.5 Punkte (e) Wiensches Verschiebungsgesetz (a) Zeige, dass die Wellenlänge mit der ein idealer schwarzer Körper am intensivsten abstrahlt, gegeben ist durch λmax = Löse dafür das Nullstellenproblem −x x = 5(1 − e ∂Mλ ∂λ hc . 4.965kT 2.0 Punkte (14) = 0 Hinweis: Benutze x = 4.965 als Lösung für ). H 1.2 Funktionenvektorräume 10 Punkte Eine Menge von Funktionen kann ähnlich wie Rn einen Vektorraum bilden. Hierzu muss auf dieser Menge eine Addition und eine Skalarmultiplikation definiert werden, die eine Reihe von Axiomen erfüllen müssen. Sind solche Vektorräume einmal etabliert, können Teilmengen dieser Räume betrachtet werden. Durch Vererben der Rechenoperationen Addition „+“ und Skalarmultiplikation „∗“ können so Untervektorräume entstehen. Damit eine Teilmenge V einen Untervektorraum über einen Körper K bildet, müssen jedoch folgende Eigenschaften nachgewiesen werden: 3 • Der Untervektorraum V enthält den Nullvektor d.h. 0 ∈ V . • Für alle Vektoren v, w ∈ V liegt auch die Summe beider Vektoren wieder in V d.h. es muss gezeigt werden, dass v + w ∈ V . • Für alle Vektoren v ∈ V und Skalare α ∈ K liegt das Produkt beider ebenfalls wieder in V d.h. α ∗ v ∈ V . (a) Zeige nun, dass folgende Mengen mit den typischen Additionen und Skalarmultiplikationen Untervektorräume sind. n o (i) V1 = f : C −→ C | f ist Polynom vom Grad ≤ 2 n* o * (ii) V2 = f : Rn −→ Rm | f ist linear Z ∞ o n 2 |f (x)| dx < ∞ (iii) V3 = f : R −→ R | −∞ b Z n (iv) V4 = f : R −→ R | o f (x) dx = 0 a 4 Je 2.5 Punkte