Sennhof-Geschichte Wie das alte Model den Weg in den Sennhof fand… Irgend wann zwischen 1930 und 1940 beauftragte Bäckermeister Willi Lüscher-Moor aus Vordemwald einen Herrn Wehrli im Dorf, ein Model mit der markanten Sennhof-Nordfassade zu schnitzen. Bäckerei-Conditorei Lüscher befand sich in dem 1897 erbauten Gebäude vis à vis des Schulhauses. Heute befindet sich dort ein FahrradFachgeschäft. Das «Stammhaus» in Vordemwald Heinz Lüscher mit dem ca. 80jährigen Model Ein Stück Zeitgeschichte Anfangs der 1920er Jahre übernahm Willi Lüscher die Bäckerei-Conditorei Moor, welche als solche bis 1975 geführt wurde. Ein notwendiger und teurer neuer Ofen gab wohl den Ausschlag, dass die Bäckerei aufgegeben wurde. Doch der älteste Sohn, Heinz Lüscher, eröffnete dann ein Lebensmittel-Fachgeschäft, das bis in die 80er Jahre bestand. Das damals noch sehr kleine Dorf bot allerdings wenig Entwicklungs-Chancen, so dass Heinz Lüscher zusammen mit seiner Frau Romana schon in den 60er Jahren Lebensmittel- und Feinkost-Geschäfte in Zofingen eröffnete, die sich im Laufe der Jahre zur Einkaufsadresse für Gourmets entwickelten. Der «Brotausläufer» Heinz Lüscher erinnert sich gut an die Zeit, als er als «Brotausläufer» auch den Sennhof belieferte. Anfänglich im Halbjahres-Rhythmus, später alle Vierteljahre war sein Vater an der Reihe. Die tägliche Bestellung umfasste jeweils 12 «Die tägliche Bestellung umfasste jeweils 12 bis 15 Zwei-Kilo Brotlaibe.» 44 bis 15 Zwei-Kilo Brotlaibe. Im Sommer in einem Pneukarren und im Winter auf einem Schlitten wurde die Brot-Fuhre transportiert und von der Jungmannschaft gezogen. Dann 1949 kam die grosse Erleichterung: das Brot wurde in einem Chevrolet angeliefert. Man fuhr durch das Tor in den Innenhof, um dort die edle Fracht abzuladen. «Bei einem etwas rassigen Fahrmanöver touchierte ich die Eckmauer des Torbogens,» erinnert sich heute noch Heinz Lüscher, denn der Wagen bekam einen gewaltigen Kratzer ab. Vater Willi Lüscher war wohl über diese Karosserie-Abänderung nicht sonderlich begeistert. Mit einem Schmunzeln erzählt Heinz Lüscher weiter: «Das Brot durfte unter Verwalter Werner Stocker nie frisch geliefert «Das Brot durfte unter Verwalter Werner Stocker nie frisch geliefert werden.» werden. Er befürchtete nämlich, dass sonst zu viel Brot von den pensionierten Knechten und Mägden gegessen würde und das Jahres-Budget nicht ausreichen könnte.» Mit dem späteren Verwalter Emil Schweizer wurde ein spezielles Lieferabkommen bzw. ein Tauschhandel beschlosssen. Die «Anstalt» lieferte das aus dem Eigenanbau nicht selber benötige Gemüse an Willi Lüscher, der im Sennhof-Geschichte Gegenzug für saisongerechte Früchte sorgte. So kam für die «Insassen» – wie damals die Bewohner noch genannt wurden – immerhin ab und zu ein feiner Fruchtsalat auf den Speiseplan. Während den Kriegsjahren mussten die Lüscher-Söhne kräftig im elterlichen Betrieb anpacken, war doch Vater Willi im Dienst (nicht etwa bei den Bäckern!!). So war es üblich, dass die Buben während den Unterrichts-Pausen - das Schulhaus stand ja genau gegenüber – schnell nach Hause rannten, um die gebackenen Brotlaibe aus dem Ofen zu holen. Sennhof-Erinnerungen Mit den Bewohnern hatte Heinz Lüscher ein unverkrampftes Verhältnis. Herr Tschudi zum Beispiel, ein grosser stattlicher Mann, war für das Läuten der Essens-Glocke über dem Eingang zuständig oder besorgte als ehrwürdiger Knecht Kommissionen wie z.B: Tabakwaren. Hans Basi, ein eher klei- Vorhängen. Der Sennhof, die «Anstalt» im damaligen Volksmund genannt, gehörte zu Vordemwald und prägte auch das Dorfleben mit. Ausgang gab es damals für die pensionierten Knechte zum nahe gelegenen, geschichtsträchtigen Restaurant «Tannenbaum». Dort sollen sogar Liebschaften ihren Anfang genommen haben, wenn sich die eine oder andere Magd dazu gesellte. Wieder entdeckt Beim grossen Räumen kam Heinz Lüscher das alte Model vom Sennhof in die Hände. «Es gehört in den Sennhof» – meinte er. Nach vielleicht über 80 Jahren, seit es geschnitzt wurde, kommt es nun wieder zum Einsatz. Auf das genussreiche Ergebnis darf man gespannt sein. uws Anisbiber – das Rezept In Model ausgedrückt 400 g Eier 100 g Kirsch 1000 g Puderzucker 900 g Mehl 200 g Stärkemehl 6 g Triebsalz 15 Tropfen Anisöl Herstellung: Eier, Kirsch, Puderzucker leicht aufwärmen und schaumig rühren. Dieser Masse sorgfältig das Stärkemehl und Anisöl, anschliessend Triebsalz und Mehl beigeben. Ca. 15 Minuten zugedeckt stehen lassen. Leicht durcharbeiten (der Teig darf nicht zähe werden). 8 bis 10 mm dick ausrollen, in Model ausdrücken und auf geschmiertes Blech absetzen. Ca. 24 Stunden trocknen lassen, dann backen (180° C.) «Hans Basi, ein eher kleiner, ruhiger und völlig unauffälliger Bewohner, beeindruckte durch seine Zeichenkünste Damen so sehr, dass sie sich zeitweise um die Gunst des unbescholtenen Mannes stritten.» ner, ruhiger und völlig unauffälliger Bewohner, beeindruckte durch seine Zeichenkünste Damen so sehr, dass sie sich zeitweise um die Gunst des unbescholtenen Mannes stritten. Eines der unvergesslichen Werke von Hans Basi war für Heinz Lüscher das Postauto mit den Bäcker- und Konditormeistermeister Arthur (Duri) von Ballmoos (Bäckerei Wälchli, Rothrist) testete das alte Model - und es funktioniert! 45