Werbe- und Konsumentenpsychologie Welche Formen der Werbung kennen wir? Fernsehwerbung Radiowerbung Zeitschriften- / Zeitungswerbung Plakate / Schilder / Aushänge Handzettel / Flyer / Prospekte sog. Schleichwerbung (product placement, sponsoring) Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 1 Werbe- und Konsumentenpsychologie Was denken wir über Werbung? Jeder hat eine Meinung über Werbung Das Image der Werbung ist vielfältig: - gut gemachte Werbung spricht uns an und unterhält uns - Werbung wird als Informationsquelle genutzt - häufig wird Werbung als unglaubwürdig eingeschätzt - Werbung will zu unnötigen Käufen animieren (Beeinflussung) Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 2 1 Werbe- und Konsumentenpsychologie Was will Werbung? Verhaltensbeeinflussung der Konsument soll kaufen Werbung will Einstellung beeinflussen / ändern Verhalten wird von Einstellung bestimmt Werbung will ansprechen Aufmerksamkeit lenken / Interesse wecken Werbung will sich im Gedächtnis verankern positive Erinnerungen Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 3 Werbe- und Konsumentenpsychologie Funktionen der Werbung beim Konsumenten: 1) Werbung soll informieren nicht jede Produktinformation kann „Werbung“ genannt werden; Prospekte zur Information und zur Kaufentscheidung; bei erklärungsbedürftigen Produkten und ungesättigtem Markt sinnvoll 2) Werbung soll motivieren es sollen Anreize geschaffen und Emotionen geweckt werden; Aktivationszustand soll Hin- oder Abwendung hervorrufen 3) Werbung soll sozialisieren es sollen Normen und Modelle für das Konsumverhalten bereitgestellt werden („normale Verhaltensweisen“) 4) Werbung soll verstärken angenehme Assoziationen zu einem Produkt sollen aufgebaut und/oder aufrechterhalten werden (z.B. Markentreue) 5) Werbung soll unterhalten Unterhaltungswert und ästhetischer Reiz Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 4 2 Werbe- und Konsumentenpsychologie Vier Arten der Werbung: (abhängig davon, welche Situation auf dem Markt herrscht) Einführungswerbung Verdrängungswerbung neues Produkt soll beim Verbraucher eingeführt werden dem Konkurrenten sollen Marktanteile abgenommen werden Durchsetzungswerbung Expansionswerbung Abgrenzung gegenüber Konkurrenz; Marktpräsenz sichern wenn es noch Konsumenten gibt, die Produkt noch nicht verwenden Insgesamt sollen Kunden gewonnen und das Angebot gegenüber der Konkurrenz durchgesetzt werden Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 5 Werbe- und Konsumentenpsychologie Das Ziel der Verhaltensbeeinflussung: (wichtigstes Ziel, das allen anderen möglichen Zielen übergeordnet ist) Verhalten ist hier im engeren Sinn gemeint: beobachtbares Verhalten, Entscheiden, Handeln Werbung, die wirksam informiert, Spuren im Gedächtnis hinterlässt, unterhält, vielleicht sogar Emotionen weckt ... Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp ... hat nur dann ihr Ziel erreicht, wenn sie zu einem bestimmten Verhalten führt! Folie Nr. 6 3 Werbe- und Konsumentenpsychologie Beeinflussung des Verhaltens über Einstellung: (Werbung versucht häufig die Einstellung des Konsumenten für sich zu gewinnen) Verhalten wird von einer bestimmten Einstellung bestimmt. Dies ist jedoch nicht immer der Fall: Einstellungsänderung ohne Verhaltensänderung Auch wenn sich eine Einstellung verändert, muss sich das Verhalten nicht ändern; wie oft kommt es vor, dass wir gegen die eigene Einstellung handeln? Verhaltensänderung ohne Einstellungsänderung Verhalten kann beeinflusst werden, ohne die dahinterstehende Meinung zu ändern; z.B. wenn Belohnung oder Sympathie bei der Kaufentscheidung mitwirken (kurzfristige Verhaltensbeeinflussung beim Kauf, Einstellung bleibt gleich) Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 7 Werbe- und Konsumentenpsychologie Definition von Werbung Zwei wichtige Bestimmungsstücke der Werbung, die einer Definition nahe kommen: 1) Werbung besteht darin, diejenigen Qualitäten der Sache offenkundig zu machen, die ohne Werbung verborgen waren. Produktvorteile hervorheben, Präsenz zeigen, Erlebniswert / Zusatznutzen 2) Werbung ist eine Handlungsweise, die das Ziel hat, Entscheidungsspielräume von Personen zugunsten einer bestimmten Sache zu beeinflussen – Wahlfreiheit soll „eingegrenzt“ werden Werbung als versuchter Eingriff in Verhaltensmöglichkeiten Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 8 4 Werbe- und Konsumentenpsychologie Warum kaufen wir das, was wir kaufen? a) Warum kaufen wir überhaupt etwas? b) Und warum kaufen wir dieses und nicht jenes Produkt? Zur Beantwortung der ersten Frage, betrachten wir zunächst die motivierenden Kräfte, Kräfte die einem Konsumverhalten zugrunde liegen. Was bringt uns überhaupt dazu, eine Konsumentscheidungen zu treffen? Zur Beantwortung der zweiten Frage, werden wir später die Entscheidungen für bestimmte Produkte genauer beleuchten. Warum entscheiden wir uns für ein bestimmtes Produkt? Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 9 Werbe- und Konsumentenpsychologie Was motiviert uns überhaupt zum Kaufen? Verhalten wird als zweckgerichtet angesehen Annahme, dass jedes Verhalten dem sich verhaltenden Organismus auf irgendeiner Ebene nützt Häufig dient die Kaufhandlung der Befriedigung eines Bedürfnisses: Selbstverwirklichung Geltung Zuneigung, Liebe Sicherheitsbedürfnisse biologische Bedürfnisse (Hunger, Durst) Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp (Bedürfnishierarchie nach Maslow, 1954) Folie Nr. 10 5 Werbe- und Konsumentenpsychologie Was motiviert uns überhaupt zum Kaufen? Problem: Problem Bedürfnisse, die durch Werbung „geweckt“ werden sollen, sind selten grundlegend oder elementar anderes theoretisches Modell nötig, um den Einfluss von Werbung auf das Kaufverhalten zu beschreiben „Gutes Leben“ – eine andere Sichtweise (O‘Shaughnessy, 1987) Die Vorstellung der Konsumenten vom guten Leben beinhaltet Ziele, die man jedem Menschen unterstellen kann (lieber gesund als krank, lieber reich als arm, lieber wissend als unwissend, lieber gut unterhalten als gelangweilt). Wir folgen als Käufer der impliziten Annahme, dass es besser ist zu kaufen, als nicht zu kaufen. Ein Mangelzustand oder ein Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung werden nicht vorausgesetzt. Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 11 Werbe- und Konsumentenpsychologie Warum entscheiden wir uns für ein Produkt? Eine (Kauf)Entscheidung ist eine Art Problemlöseprozess. Ein Produkt hat viele Merkmale auf verschiedenen Dimensionen. „Idealabstandmodell“ Konsument hat unterschiedliche Vorlieben auf den Dimensionen. Ziel: so wenig Kompromisse wie nötig eingehen; größtmögliche Wunscherfüllung Häufig werden Entscheidungen durch sog. Heuristiken vereinfacht. Eine der wichtigsten Entscheidungsheuristiken ist die Verfügbarkeitsheuristik. Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 12 6 Werbe- und Konsumentenpsychologie Wie kommen Kaufentscheidungen zustande? Auf welchem Weg die Kaufentscheidung zustande kommt, hängt davon ab, um welche Art des Kaufs es sich handelt: extensiver Kauf impulsiver Kauf komplexes Kaufverhalten; rational; aktive Suche nach Informationen reaktives Kaufverhalten, ohne lange nachzudenken limitierter Kauf habitualisierter Kauf Verwendung von Urteilsheuristiken; nur einige Infos werden herangezogen Gewohnheitskauf; Entlastungsfunktion; enthält keine Entscheidung Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 13 Werbe- und Konsumentenpsychologie Strategie / Aufbau der Werbung: Je nachdem, ob ein Kaufverhalten kontrolliert und überlegt oder ob es automatisiert bzw. reflexartig abläuft, gibt es verschiedene Werbestrategien: werden meist herangezogen, wenn neue Kampagnen / neue Slogans geschaffen werden sollen AIDAAIDA-Formel: attention, interest, desire, action PPPPPPPP-Prinzip: picture, promise, prove, push Zusatznutzen: zusätzlicher Mehr-Wert wird hervorgehoben USPUSP-Formel: unique selling proposition Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 14 7 Werbe- und Konsumentenpsychologie Beliebte Techniken der Fernsehwerbung: Slice of life: Lifestyle: Menschen im Alltag verwenden das Produkt Produkt verkörpert Lebensstil Traumwelt: Stimmungsbilder: Musical: Symbolfigur: Kompetenz: Zuschauer wird in irreale Szenerie entführt keine direkte Aussage zum Produkt Musik dominiert in der Werbung zentrale Persönlichkeit (real oder künstlich) Behauptung konkurrenzlos gut zu sein Wissenschaft: Testimonial:: Testimonial Erkenntnisse als Nachweis der Überlegenheit glaubwürdige Person spricht für das Produkt Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 15 Werbe- und Konsumentenpsychologie „Werbenützliche psychologische Prozesse“: Aufmerksamkeit = Fähigkeit, einigen Informationen vor anderen den Vorzug in der Verarbeitung zu geben. Reize, die besonders geeignet sind, Aufmerksamkeit zu binden: farbige, neuartige, intensive und große Reize; Dinge die sich bewegen und Reize, die ohne Anstrengung aufgenommen werden können; Inhalte, mit denen man sich aktuell beschäftigt, die in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen; erotische Reize Sonderfall der Aufmerksamkeitsbindung: Konsument, der sich für ein bestimmtes Produkt interessiert (z.B. Computer) wird von einer selektiven Aufmerksamkeit geleitet – das aktuelle Bedürfnis beeinflusst die Aufmerksamkeit des Konsumenten Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 16 8 Werbe- und Konsumentenpsychologie „Werbenützliche psychologische Prozesse“: Lernen = erworbene Änderung in den Verhaltensmöglichkeiten einer Person (man kann etwas tun, was man vorher nicht konnte) klassisches Konditionieren (Beginn der Psychologie des Lernens): Diese Art des Lernens ist eigentlich für die Werbung sehr interessant, da sie keine kognitive Beteiligung des Konsumenten voraussetzt (geringes Involvement nötig). Dennoch werden in der Werbung nur wenige der Bedingungen erfüllt, die einen Konditionierungseffekt hervorrufen können. zeitliche Abfolge der dargebotenen Reize, Verknüpfung der Reize, Stärke der unkonditionierten Stimuli (angenehmer Reiz), Häufigkeit der Darbietung etc. Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 17 Werbe- und Konsumentenpsychologie „Werbenützliche psychologische Prozesse“: Gedächtnis = erworbenes Wissen wird verarbeitet und gespeichert (Werbung soll Spuren im Gedächtnis hinterlassen) Speichermodell des menschlichen Gedächtnisses: sensorischer Speicher große Kapazität; sehr geringe Speicherzeit Kurzzeitspeicher 7 ± 2 Einheiten; Infos werden bereitgehalten Langzeitspeicher Inhalte werden semantisch geordnet Besonderer Gedächtniseffekt: PrimacyPrimacy-RecencyRecency-Effekt serieller Effekt bei der Codierung erst- und letztplatzierte Spots eines Werbeblocks werden besser erinnert als die in der Mitte platzierten Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 18 9 Werbe- und Konsumentenpsychologie „Werbenützliche psychologische Prozesse“: Informationsverarbeitung = es macht einen großen Unterschied, ob man etwas bewusst (mit Aufmerksamkeit) oder automatisiert (beiläufig, ohne Aufmerksamkeit) verarbeitet Implizite psychologische Prozesse: auch nebensächliche, beiläufig aufgenommene oder aktiv unterdrückte Informationen beeinflussen späteres Verhalten Manchen psychologischen Prozessen schadet bewusste Aufmerksamkeit regelrecht Genau die sind für Werbung interessant! Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 19 Werbe- und Konsumentenpsychologie Implizite psychologische Prozesse: „MereMere-exposureexposure-Effekt“ Implizites Gedächtnis beruht auf es handelt sich um Eine frühere – auch unbewusste – Informationsverarbeitung sorgt für eine bessere Abrufbarkeit (spätere Informationsverarbeitung wird erleichtert) Fehlzuschreibung von Eigenschaften: Die bessere bzw. leichtere Verarbeitung sorgt für eine positive affektive Haltung gegenüber dem Reiz (positive positive Einstellung) Einstellung Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Am stä stärksten, wenn ReizdarbieReizdarbietung kurz, wiederholt und v. a. beilä beiläufig erfolgt! davon profitiert die Werbung Folie Nr. 20 10 Werbe- und Konsumentenpsychologie Priming und Kontexteffekte: Priming = Verfügbarmachen von Informationen Wahrnehmung, Urteilsbildung und Verhalten werden von den Informationen am ehesten beeinflusst, die am besten verfügbar sind (assoziative Bahnung) Kontexteffekte = auch kleinste Veränderungen der Kontextreize können die Wahrnehmung / Beurteilung eines Zielreizes beeinflussen Bsp: dieselbe Person wird mit Brille als intelligenter, zuverlässiger und fleißiger wahrgenommen; edle Geschenkverpackung lässt Produkt wertvoller erscheinen wichtigster Kontexteffekt ist der Einfluss der Marke auf die Produktwahrnehmung Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 21 Werbe- und Konsumentenpsychologie Gestaltung der Werbung Wie soll Werbung gestaltet sein, damit sie einen möglichst guten Effekt bringt? Umgebung der Werbung Durch Wahl bestimmter Zeitschriften, Fernsehsender und (Werbeträger = Kontext) Sendezeiten sollen möglichst viele „richtige“ Adressaten erreicht werden. Häufigkeit der Wiederholung / Darbietung Wiederholungen sind nur bis zu einem gewissen Grad sinnvoll. Irgendwann setzt eine Art Überdrusseffekt ein. Makrotypische Gestaltungsmerkmale (einer Anzeige) Die Überschrift ist das Erste und oft das Einzige, was gelesen wird. Große Anzeigen werden eher wahrgenommen, links oben platzierte Anzeigen/Slogans/Bilder schneller realisiert. Farbgestaltung Farben können Aufmerksamkeit steuern und Sympathie erzeugen. Produkttypische Farben dominieren in Werbung. Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 22 11 Werbe- und Konsumentenpsychologie Gestaltung der Werbung Wie soll Werbung gestaltet sein, damit sie einen möglichst guten Effekt bringt? Die Gestalt der Worte muss eindeutig, die Wort-Silhouette Schriftgestaltung (Lesbarkeit & Anmutung) prägnant sein (deutliche Konturen). Außerdem transportieren Schriftarten Gefühle (romantisch, technisch, verspielt usw.) Bilder in der Werbung (Medium & Aussage) Bilder sind das Medium der Werbekommunikation. Viele Infos können hier simultan aufgenommen werden. Auch die Bildaussage ist wichtig (Assoziationen, Analogien, Metaphern). Werbesprache (Werbetext & Name) Werbesprache beinhaltet oft Wertungen („der Beste seiner Klasse“). Produktname soll bestenfalls direkte Urteilsheuristiken auslösen (becel vs. du darfst – was klingt kalorienarmer?). Angstappelle zeigen drastisch die Konsequenzen, wenn ein Konkrete Inhalte (Angst & Erotik in der Werbung) (Kauf-)Verhalten unterlassen wird. Erotik wird häufig eingesetzt, steigert aber nur Erinnerung an Spots, nicht an Inhalte. Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 23 Werbe- und Konsumentenpsychologie Zusammenfassung: Eine gute, effektive Werbung ist also mit den vorgestellten Mitteln und Methoden so gestaltet, dass sie - den Konsumenten informiert, motiviert und unterhält, - sich beim Konsumenten im Gedächtnis verankert - und ein bestimmtes (Kauf-)Verhalten auslöst. Wie und warum die vorgestellten Methoden wirken, konnte mit Hilfe von einigen (werbenützlichen) psychologischen Prozessen erklärt bzw. belegt werden (implizites Erinnern, Priming, mere-exposure-Effekt). Diplom-Psychologin Natalie Krippl-Philp Folie Nr. 24 12