Ansprechpartner: Fachbereich Gesundheitsdienste Telefon: 06172/999 58 44 [email protected] GESUNDHEITSDIENSTE MERKBLATT TUBERKULOSE Die Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit. Die Ansteckung (Infektion) erfolgt vorwiegend durch Einatmen von kleinsten Tröpfchen von Tuberkulosebakterien, die ein an einer offenen Tuberkulose erkrankter Mensch beim Sprechen, Husten oder Niesen ausgeschieden hat. Aber nur etwa 5 bis 10 % der Infizierten erkranken an Tuberkulose. Die 90 bis 95 %, die gesund bleiben, werden durch den Kontakt immunisiert und sind vor einer späteren Infektion geschützt. Es war der deutsche Bakteriologe, Prof. Robert Koch, der 1882 den Erreger der Tuberkulose, das Mycobacterium tuberculosis, beschrieben hat. Was machen die Tuberkulosebakterien? Die Tuberkulosebakterien werden mit der Atemluft in die Lunge transportiert, wo sie sich ansiedeln. Als Antwort bildet der Körper Antikörper gegen die Bakterien. Die Zellen schließen diese Bakterien ein, und in der Lunge bildet sich ein kleiner Herd. Gleichzeitig schwellen die nächstliegenden Lymphknoten an, es entsteht der so genannte Primärkomplex (keine Erkrankung). Etwa sechs Wochen nach der Infektion wird die Immunantwort nach einem Tuberkulin-Test positiv. Wenn die Abwehrkräfte diese Bakterien nicht unschädlich machen können, entwickelt sich die Infektion weiter. Die Tuberkulosebakterien können z. B. über die Blutbahn auch in andere Organe transportiert werden und dort tuberkulöse Entzündungen verursachen (z. B. in den Lymphknoten, im Urogenitaltrakt, im Rippenfell und in der Hirnhaut). Diese neuen Herde können entweder ruhen oder – auch nach vielen Jahren – eine Tuberkulose-Erkrankung verursachen. Welche Formen der Tuberkulose kommen vor? Bei der häufigsten Tuberkulose-Erkrankung, der Lungentuberkulose, wird zwischen der offenen und geschlossenen Form unterschieden. Bei der offenen Form ist das tuberkulöse Gewebe eingeschmolzen, bekommt Anschluss an einen Bronchus und wird ausgehustet. So entsteht ein Hohlraum (Kaverne). Der Patient hustet Tuberkulosebakterien aus. Die Erkrankten, die Tuberkulosebakterien aushusten, sind eine Ansteckungsgefahr für ihre Umgebung. Die zweite Form ist die geschlossene Lungentuberkulose. Hier entsteht keine Verbindung zu den Bronchien, es werden deshalb keine Tuberkulosebakterien ausgehustet. Die extrapulmonale Tuberkulose betrifft andere Organe als die Lunge. Bei geschwächter Abwehrlage können Tuberkulosebakterien über den Blutweg gleichzeitig mehrere Organe befallen. An betroffenen Stellen bilden sich kleine Knötchen, und man spricht von Miliartuberkulose. Stand Juli 2015 MERKBLATT TUBERKULOSE Krankheitssymptome Am Anfang fehlen charakteristische Beschwerden. Die Betroffenen klagen über Husten oder Hüsteln, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Gewichtsabnahme, leichtes Fieber, Stechen in der Brust und Nachtschweiß – also allgemeine Symptome. Es kommt auch vor, dass Menschen, die an offener Lungentuberkulose erkrankt sind, keine Beschwerden haben. Diese Fälle sind besonders gefährlich, da sich die Erkrankung im Körper ausbreiten kann und die Umgebung durch das hohe Ansteckungsrisiko gefährdet ist. Immungeschwächte Menschen wie AIDS-Kranke und HIV-Infizierte sind besonders gefährdet, an einer Tuberkulose zu erkranken oder sich zu reinfizieren. Sie sollten sich regelmäßig, etwa in halbjährlichen Abständen, untersuchen lassen. Auch bei länger als drei Wochen anhaltendem Husten sollte der Arzt aufgesucht werden. Diagnose der Tuberkulose Bei einer Tuberkulose ist die Diagnose allein anhand der Beschwerden schwierig, weil die Symptome sehr uncharakteristisch sind beziehungsweise gar keine auftreten. Aus diesem Grund sind Fehldiagnosen relativ häufig. Erste Hinweise auf eine Tuberkulose geben die Krankheitsgeschichte, Erkrankungen in der Familie oder der näheren Umgebung, ein abwehrgeschwächter Körper aufgrund anderer Erkrankungen, die momentanen Beschwerden sowie Röntgenaufnahmen. Bei Verdacht auf Tuberkulose kann die endgültige Diagnose nur durch einen klinischchemischen Nachweis des Erregers gestellt werden. Als Untersuchungsmaterial sind, je nach vermuteter Lokalisation, geeignet: ● ● ● ● Hustenauswurf Magensaft Bronchial-Sekret Urin Mithilfe spezieller Färbungen (Ziehl-Neelsen, Fluoreszenz-Färbung) wird das Material erst mikroskopisch auf Tuberkel-Bakterien untersucht und gleichzeitig eine Bakterienkultur angelegt, weil bei einer geringen Erregerkonzentration die Mikroskopie wenig zuverlässig ist. Zum Nachweis einer Infektion mit dem Tuberkulose-Erreger, ohne dass bereits eine Erkrankung ausgebrochen ist, kann der sogenannte Quantiferon-Test durchgeführt werden. Das ist ein immunologisches Testverfahren (sog. Interferon-Gamma-Release-Assay). Bei diesem Test versucht das medizinische Personal, im Labor in einer Blutprobe InterferonGamma nachzuweisen. Ist dies möglich, kann dies auf eine Infektion mit TuberkuloseBakterien hinweisen. Bei Personen, die Kontakt mit Tuberkulose-Erkrankten hatten, wird der Interferon-Gamma-Test heute routinemäßig angewendet. Informationen für Kontaktpersonen Die Tuberkulose, eine Volkskrankheit früherer Jahrzehnte, ist seltener geworden, jedoch weiterhin unter uns. An die Stelle von Röntgenreihenuntersuchungen sind heute gezielte Maßnahmen der Tuberkulosebekämpfung getreten. Stand Juli 2015 MERKBLATT TUBERKULOSE Da die Tuberkulose im zwischenmenschlichen Kontakt übertragen wird, befragen wir Patienten mit ansteckender Tuberkulose routinemäßig nach Menschen, mit denen sie im infektiösen Zeitraum zusammengekommen sind. Zur Erkrankung an Tuberkulose kommt es, wenn die eingeatmeten Bakterien die körpereigene Abwehr überwinden, sich vermehren und eine chronisch verlaufende Entzündung - meist in der Lunge - auslösen. Dazu kommt es bei etwa jedem 10.-20. infizierten Menschen im Verlauf von mehreren Monaten, Jahren oder Jahrzehnten. Eine erhöhte Aufmerksamkeit ist in den ersten 2 Jahren nach Ansteckung geboten. Vieldeutige Beschwerden wie Müdigkeit, Fieber, Nachtschweiß, Husten, Brustschmerzen und Gewichtsabnahme können, müssen aber nicht auftreten. Eine Frühdiagnose ist am besten durch Röntgenaufnahmen der Lunge in halbjährigen Abständen möglich. Sollten sich zwischen den Röntgenuntersuchungen die genannten Beschwerden bei Ihnen einstellen, beraten wir Sie gerne individuell. Stand Juli 2015