Braggsche Reflexion mit 2.8-cm-Wellen V070501 7.5.1 Braggsche Reflexion mit 2.8-cm-Wellen ****** Der Netzebenenabstand einer regelmässigen Anordnung kleiner Metallstücke wird durch Braggstreuung von 2.8-cm-Wellen analysiert. 2 Experiment Abbildung 1: Versuchsanordnung zur Braggschen Reflexion Ein Mikrowellensender S emittiert 2.8-cm-Wellen in Richtung einer konvexen Linse aus Bienenwachs L1 (Siehe Abb. 1). Das nun parallele Wellenbündel tritt auf das Kristallmodell K, das aus regelmässig angeordneten Metallstückchen auf einer Matrix von Plexiglasstäbchen besteht (Siehe Abb. 2) und sich zentrisch auf einem Drehteller D befindet. Das Wellenbündel wird an der Schar der Netzebenen braggreflektiert, wobei der Netzebenenabstand gleich a sei. Der Kristall ist um den Winkel ϑ gegenüber der Richtung der einlaufenden Wellenfront gedreht. Eine zweite konvexe Linse aus Bienenwachs L2 ist unter dem Winkel 2ϑ angebracht und fokussiert die Bragg-gestreute Welle auf den Empfänger E (Siehe Abb. 3). Die Abstände von Sender und Empfänger einerseits sowie der beiden Linsen andererseits vom Drehzentrum sind jeweils gleich gross. Physikdepartement ETH Zürich 1 V070501 Braggsche Reflexion mit 3-cm-Wellen Abbildung 2: Kristallmodell D L1 K S ϑ 2ϑ x L2 y y x E Abbildung 3: Schematischer Aufbau des Experiments mit Sender S, Wachslinsen L1 und L2 , Drehteller D, Kristall“ K und Empfänger E. ” Physikdepartement ETH Zürich 2 V070501 Braggsche Reflexion mit 3-cm-Wellen y α ϑ a δ δ Abbildung 4: Bragg-Reflexion. Die Bedingung für Bragg-Reflexion lautet (siehe Abb. 4): nλ = 2a sin ϑ (n = 1, 2, . . .) (1) Dabei bedeutet n die Ordnung der Streumaxima, λ die Wellenlänge, a den Netzebenenabstand und ϑ den Streuwinkel. Im Experiment ergeben sich die Streuwinkel in Tabelle 1. Tabelle 1: Streuwinkel für Braggstreuung ( ( ( ( Ebene 1 0 0 1 1 0 1 0 0 1 1 0 ) ) ) ) λ/mm 28 28 32 32 2ϑ 42,0◦ 60,0◦ 47,2◦ 68,9◦ a/mm 40 28 40 28 3 Theorie 3.1 Röntgenbeugung am Kristall Licht fällt auf die Oberfläche eines Kristalls. Wir nehmen an, dass im Kristall die Atome die fundamentalen Bausteine des Kristallgitters bilden, und dass das Gitter eine kubische Symmetrie hat (Siehe Abb. 5). Der Abstand zwischen zwei benachbarten Atomen sei a. Analog zu einem Spalt betrachten wir jeden Punkt in Abb. 6 als eine Quelle von Elementarwellen. Jedes Atom wirkt daher als Beugungszentrum. Die gebeugten Strahlen überlagern sich, und ein Intensitätsmaximum entsteht, wenn der Gangunterschied zwischen benachbarten Strahlen gleich einem ganzzahligen Vielfachen der Wellenlänge ist. Um eine konstruktive Interferenz in einer Richtung zu erreichen, müssen sich die von den einzelnen Ebenen gebeugten Strahlen verstärken. Dies bedeutet, dass der Gangunterschied zwischen benachbarten Ebenen ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge sein muss (siehe Abb. 4). Physikdepartement ETH Zürich 3 V070501 Braggsche Reflexion mit 3-cm-Wellen lle twe h c i L Kristall a Abbildung 5: Ein Schnitt durch einen Kristall. Jedes Atom wird als ein Punkt dargestellt. nλ = 2δ = 2a sin ϑ (2) Diese Bedingung heisst Bragg1 - Bedingung. Es folgt, dass bei bestimmten Wellenlängen und bestimmter Orientierung der einfallenden Lichtwelle konstruktive Interferenz der gebeugten Lichtwellen beobachtet wird. Die Richtungen der Interferenzmaxima werden durch die Geometrie des Kristallgitters bestimmt. Wir bemerken, dass die Wellenlänge des Lichts ungefähr so gross wie der Abstand zwischen benachbarten Atomen des Gitters sein muss. Wenn wir z.B. einen Abstand von 10−10 m betrachten, folgt hc 1,24 · 10−6 eV m ≈ ≈ 12 400 eV (3) E = hν = 10−10 m λ d.h., das Licht muss im Bereich der Röntgenstrahlen liegen. Abb. 7 zeigt ein typisches Interferenzmuster, das erzeugt wird, wenn ein monochromatischer Röntgenstrahl auf ein kristallines Silberbromid-Pulver fällt. Man sieht charakteristische Beugungspunkte, die sich um den Röntgenstrahl befinden. Diesen Punkten entsprechen die verschiePhysikdepartement ETH Zürich 1 Bragg, W.H. (1862-1942) und Bragg, W.L. (1890-1971). 4 V070501 Braggsche Reflexion mit 3-cm-Wellen Lichtwelle gebeugte Welle Abbildung 6: Die Lichtwelle fällt auf die ganze Reihe von Ebenen. Eine intensive Beugungswelle wird erzeugt. Film Film Röntgenstrahl Röntgenstrahl rahhl l rrSSt tra e t g e t ebeeuug ggeb Kristall Kristall Abbildung 7: Interferenzmuster von Photonen bei Beugung von Röntgenstrahlen an einem Kristall. denen Ebenen von Atomen im Kristall. Damit kann die Struktur von Materialen studiert werden. Solche Untersuchungen sind z.B. sehr wichtig, um die Regularität von Halbleiter-Kristallen zu kontrollieren, die für den Bau von integrierten Schaltungen in elektronischen Geräten verwendet werden. Physikdepartement ETH Zürich 5