Optische Übertragungstechnik (1)

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Informationstechnik
Optische Übertragungstechnik (1)
Grundlagen und Physik
F. Brandt, L. Otten
Mit dieser Serie gehen wir auf
die optische Übertragungstechnik
mittels Lichtwellenleitern ein. In
Anlehnung an die Serie »Verkabelung
und Messtechnik für HighspeedNetzwerke« (»de« 21-2006 bis 23/242006) leiten wir hier über zur optischen Übertragungstechnik. Themen
wie Grundlagen, Normen, Fasertypen, Steckertechnik sowie die
Messtechnik sollen hier zur Sprache
kommen. Wir beginnen mit den physikalischen Zusammenhängen der
Übertragungstechnik, was die Lichtwellenleitertechnik anbetrifft.
Finn Brandt, Lehrer und Studienleiter, Bildungszentrum für Technik u. Gestaltung,
Oldenburg, Lars Otten, Lehrer, Berufsbildungszentrum, Dithmarschen
S
chon seit langer Zeit werden
Nachrichten auch optisch übertragen. Lichtsignalübertragung
mittels Spiegeln oder Feuer oder die
Zeichengebung durch optische Telegraphen scheiterten an den Witterungsbedingungen (z. B. Nebel, Regen). Das Medium Luft ist in seinen
Übertragungseigenschaften
starken
Schwankungen unterworfen.
Etwa 1970 begann man mit der
Erprobung und Anwendung von Glasfasern zur Übertragung von optischen Signalen. Damit garantiert man nahezu
konstante Übertragungseigenschaften
auch über sehr lange Entfernungen. Die
optische Übertragung von Informationen basiert ebenso wie die elektrische
Übertragung auf der Ausbreitung
elektromagnetischer Wellen.
weise mit dem Auge als optische Strahlung, also als Licht, wahr.
Signalgeschwindigkeit
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines
optischen Signals hängt stark vom verwendeten Übertragungsmedium ab. Im
Vakuum, also z. B. im Weltraum, beträgt
diese als höchste Geschwindigkeit
c0= 300 000 km/s
Für die Beschreibung der Übertragungseigenschaften in einem optischen
Medium bezieht man sich auf die Brechzahl n. Sie beschreibt das Verhältnis der
Lichtgeschwindigkeit im Vakuum c0 zur
Lichtgeschwindigkeit im verwendeten
Medium cm.
n=
Frequenzspektrum
Für die optische Nachrichtenübertragung verwendet man einen Frequenzbereich deutlich oberhalb von Funkwellen
(Bild 1). Diesen Bereich nehmen wir teil-
c0
cm
Tabelle 1 stellt Beispiele für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts und die
Brechzahl verschiedener Medien dar.
Interessant ist der Vergleich der
erzielbaren optischen Ausbreitungsge-
Bild 1: Frequenzspektrum elektromagnetischer Wellen
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schwindigkeiten mit denen der elektrischen Signalübertragung. So beträgt die
Ausbreitungsgeschwindigkeit eines elektrischen Signals auf einem Kupferleiter
nahezu Lichtgeschwindigkeit. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines optischen Signals in einem Lichtwellenleiter
ist erheblich geringer.
Brechung
Durchläuft ein Lichtstrahl verschiedene
Medien mit unterschiedlichen Brechzahlen, so beschreibt er eine Ablenkung
(Bild 2). Je nach Auftreffwinkel des
Lichts auf die Grenzfläche der beiden
Medien kommt es zu unterschiedlichem
Verhalten. Die Basis für die Übertragung
von Lichtsignalen über einen Lichtwellenleiter stellt die Totalreflexion des
Lichtstrahls dar. Er verbleibt damit
immer vollständig innerhalb des Leiters.
Kenngrößen einer optischen
Übertragungstrecke
Eine optische Übertragungsstrecke wird
durch mehrere Kenngrößen beschrieben.
Moden
Der Eintritt des Lichts in den Lichtwellenleiter kann unter verschiedenen Winkeln geschehen. In Abhängigkeit vom
Kerndurchmesser eines optischen Leiters
überträgt dieser nur eine begrenzte
Anzahl von Wellenlängen. Diese Wellenlängen bezeichnet man als »Moden«.
Ein Lichtwellenleiter beschreibt man
also durch die Anzahl der übertragbaren
Moden.
Modendispersion
Die Lichtstrahlen in einem Lichtwellenleiter reflektieren in der Regel bei ihrer
Übertragung ständig an den Grenzflächen. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Signallaufzeiten der jeweils reflektierten Strahlen. Es kommt zu einer
Verbreiterung des ursprünglich ausgesendeten Impulses am Ende des Übertragungsweges. Bei der Verwendung von
Single-Mode-Fasern wird nur eine Mode
ausgesendet. Eine Modendispersion tritt
deshalb dort nicht auf (Bild 3).
Materialdispersion
Optische Signale sind nicht auf eine einzige Wellenlänge begrenzt. Sie bestehen
immer aus einem bestimmten Bereich.
Dieser Bereich wird als Bandbreite B
bezeichnet. Sie beträgt bei Leuchtdioden etwa 70 nm und bei Laserdioden
etwa 1 nm. Da, wie oben erläutert, die
Geschwindigkeit eines Signals von der
Wellenlänge abhängt, kommt es zu
unterschiedlichen Signallaufzeiten innerhalb des eingekoppelten Gesamtsignals. Die Auswirkungen sind abhängig
von der Brechzahl des Mediums. Wie
Bild 2: Brechung des Lichtes beim Übergang zwischen verschiedenen Medien: Brechung,
Grenzwinkel und Totalreflexion
Ausbreitungsgeschwindigkeiten
Medium
c in km/s
Brechzahl n
Vakuum
300000
1,000 0
Luft
299000
1,000 3
Wasser
225000
1,333
Quarzglas
200000
1,5
Kunststoffglas
197000
1,53
Tabelle 1: Vergleich verschiedener Ausbreitungsgeschwindigkeiten von Licht in verschiedenen Medien
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Bild 3: Die Eigenschaften einer »dicken« (Multimode-)
und »dünnen« SingleMode-Faser: In einer Multimode-Faser »verschwimmen« die Moden
bei der Modendispersion auch kommt
es deshalb auch hier zu einer Verbreiterung des ursprünglich ausgesendeten
Signals.
Damit es nicht zu einer Überlagerung
zweier Signale kommt, müssen die Signale einen zeitlichen Mindestabstand
haben. Die Materialdispersion begrenzt
deshalb die erreichbare Übertragungsgeschwindigkeit bzw. hat entscheidenden Einfluss auf die maximale Übertragungsentfernung.
Dämpfung
Auch bei der Übertragungstechnik mit
Licht definiert man den Begriff der
Dämpfung. Für das Verhältnis zwischen
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eingekoppelter und ausgekoppelter Sendeleistung gilt:
ap = 10lg
Pein
Paus
Bei Lichtwellenleitern beruht die Dämpfung auf folgenden Ursachen:
• Streuung (Ablenkung des Lichts im
Material),
• Absorption (Aufnahme des Lichts im
Leiter; ein Teil der Lichtenergie wird in
Wärme umgesetzt),
• Übergänge an Spleiß- und Steckverbindungen: Bei einem Versatz der
Fasern und Grenzflächen in den Steckverbindungen absorbiert das Übertra-
BUCHTIPP
Net IT
F. Brandt, L. Otten,
418 S., geb., mit
CD-ROM, 30,80 €,
ISBN 978-3-58203636-0, Verlag
Handwerk und Technik, Hamburg
Dieses Buch befasst sich umfassend mit
der Übertragungstechnik und versteht sich
als Lehr- und Lernmittel für alle technischen und kaufmännischen Ausbildungsberufe. Ein vertiefender Einsatz ist vor
allem in den IT-Berufen und den neu
geordneten Elektroberufen sinnvoll.
gungssystem einen Teil der Lichtleistung.
Bei Lichtwellenleitern gibt man üblicherweise den Dämpfungskoeffizient an,
der die Dämpfung auf die Länge der Leitung bezieht: Die Einheit ist dB/km.
(Fortsetzung folgt)
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