3. Elektrostatik (Motivation) Nervenzelle • 18 Jh.: Neurone wie elektrische Leiter. • ABER: Widerstand des Axoplasmas sehr hoch 2,5 · 108 Ω (vergleichbar Holz) • Weiterleitung durch Prozesse senkrecht zur Zellmembran • Zellmembran wie ein Kondensator (Ruhepotential -60mV) • Elektrochemische Prozesse wesentlich • Zum Verständnis Grundbegriffe der Elektrizitätslehre wichtig VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3. Elektrostatik • Elektrizität: • ~ 600 v. Chr.: Reibung eines Stabes z.B. aus Bernstein (ểlektron griech.) bewirkt Anziehung leichter Körper. Stab aus z.B. Bernstein, Glas (Hartgummi) Lappen, z.B. Katzenfell (Wolllappen) • Elektrostatik: Beschäftigt sich mit ruhenden Ladungen und ihren Feldern VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.1. Elektrische Ladung • Es gibt positive & negative Ladungen Lichtenbergfiguren Positive Ladung “Nimmt man nun die Röhre mit der bloßen Hand fort und streut Pulver auf die Scheibe, so wird eine strahlende Sonne erscheinen” (Lichtenberg) G. C. Lichtenberg 1742-1799 VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.1. Elektrische Ladung • Gleichartige Ladungen stoßen sich ab. - - + + • Ungleichartige Ladungen ziehen sich an. + - • Ladungen können nicht erzeugt werden. • Können in eine ursprünglich neutralen Körper getrennt und umverteilt werden. VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.1. Elektrische Ladung • Ladungserhaltung: In einem abgeschlossenen System bleibt die Summe aus positiven und negativen Ladungen konstant. • Ladung ist gequantelt, d.h. sie ist ganzzahliges Vielfaches der Elementarladung e0=1,602176·10-19 C (Coulomb) (3.1-1) (Ladung eines Elektrons/Protons) • Allgemein: Ladung q [q] = 1 C = 1 As, manchmal 1 e = 1 e0 VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.2 Coulombsches Gesetz • Zwei elektrische Ladungen q1 und q2 deren Abstand r groß gegenüber ihre Ausdehnung ist, stoßen/ziehen sich bei gleichartig/ungleichartiger Ladung mit der folgenden Kraft ab/an: q1 ⋅ q2 F =k⋅ 2 r C. A. Coulomb (1736 - 1806) (3.2-1) mit k = 1 4 ⋅π ⋅ε0 (3.2-2) für das Vakuum • Influenzkonstante (elektrische Feldkonstante) ε0 = 8.8542·10-19 A2·s4/(kg·m3) VAK 5.04.900, WS03/04 (3.2-3) J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.2 Coulombsches Gesetz • Coulombkraft vektoriell r q1 ⋅ q2 r F12 = k ⋅ 2 ⋅ e12 r12 q1 + F21 e12 (3.2-1a) F12 r12 q2 - • Gravitationskraft vektoriell (siehe 1.2.2) r m1 ⋅ m2 r F12 = −G ⋅ ⋅ e12 2 r12 (1.2-9a) m1 F21 e12 F12 m2 r12 • Coulombkraft kann abstoßend • Gravitationskraft ist immer oder anziehend sein anziehend • Ladung bleibt in • Masse hängt (relativistisch abgeschlossenen Systemen betrachtet) vom immer erhalten Bewegungszustand ab Kräfte addieren sich vektoriell (Superpostionsprinzip) VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.3 Elektrisches Feldstärke & Flussdichte • Trägt ein Körper die Ladung q und erfährt die Kraft F, so ist die elektrische Feldstärke E am Ort des Körpers r r F E= q (3.3-1) [E] = N/C = kg·m/(A·s3) Feldstärke einer Punktladung q1 im Vakuum (3.2-1 & 3.3-1) r 1 q1 r E= ⋅ 2 er (3.3-2) 4πε 0 r VAK 5.04.900, WS03/04 Bemerkung: Ebenso Gravitationsfeldstärke einer Masse m1 definierbar m1 r r g = G ⋅ 2 er r (3.3-3) J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.3 Elektrisches Feldstärke & Flussdichte • Anwendung: Millikan-Methode zur Bestimmung der Größe der Elementarladung + + + + + + -ze0 mg - - - - + g E - - - • Öltropchen haben Ladung -z·e0. Das elektrsische Feld des Kondensator wird in seiner Stärke so eingestellt, dass der Öltropfen schwebt. • Masse bestimmbar über Kugelfaserviskosimeter (siehe z.B. Stroppe, Kap. 15) VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.3 Elektrisches Feldstärke & Flussdichte • (Elektrische) Felder werden durch Feldlinienbilder dargestellt. Die Feldlinien zeigen in jenem Punkt in Richtung der Feldstärke. Die relative Dichte der Feldlinien ist ein Maß für die Feldstärke. Feldlinie E VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.3 Elektrisches Feldstärke & Flussdichte • Statische elektrische Feldlinien haben ihren Ursprung und Endpunkt in ruhenden Ladungen • Sie gehen immer von positiven zu negativen Ladungen • Das statische elektrische Feld ist ein wirbelfreies Quellenfeld mit Quellen (positive Ladungen) und Senken (negative Ladungen) + VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.3 Elektrisches Feldstärke & Flussdichte • Der elektrische Fluss φ ist die Gesamtheit der Feldlinien, die ein Flächenstück A senkrecht r r durchsetzen φ = ∫∫ EdA (3.3-4) [φ] = kg·m3/(A·s3) • Manchmal auch über den Verschiebungsvektor (3.3-5) (im Vakuum) definiert. D = ε0E • Für den so definierten elektrischen Fluss Ψ gilt für eine geschlossene Fläche (z.B Kugel): r r Ψ = ∫∫ DdA = ∑ qi (3.3-6) [Ψ] = 1 C = 1 A·s i (Elektrische Durchflutungsgesetz) VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.4 Spannung & Potential • Entsprechend (1.2-14) ist die im elektrischen Feld geleistete Verschiebungsarbeit r r (3.3−1) rr r r A12 = −∫r Fdr = − q ∫r Edr r r2 2 r1 r1 (3.4-1) • Elektrostatisches Potential: r r ϕ (r ) = − ∫ Edr r (3.4-2) ∞ + VAK 5.04.900, WS03/04 Äquipotentialflächen (ϕ= const.) J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.4 Spannung & Potential ¾ Die elektrische Feldstärke E ist der negative Gradient des Potentials ϕ r r E = − gradϕ = ∇ϕ (3.4-3) • Die Feldlinien zeigen in Richtung des größten Potentialabfalles. • Bemerkung: Der Gradient ist (in kartesischen Koordinaten) wie folgt definiert: ⎛ ∂ϕ ⎞ ⎜ ∂x ⎟ r ⎜ ∂ϕ ⎟ ⎛ ∂ϕ r ∂ϕ r ∂ϕ r ⎞ ∇ϕ = ⎜ e + e⎟ =⎜ e + ∂y ⎟ ⎜⎝ ∂x x ∂y y ∂z z ⎟⎠ ⎜ ∂ϕ ⎟ ⎜ ⎟ ⎝ ∂z ⎠ VAK 5.04.900, WS03/04 (3.4-4) J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.4 Spannung & Potential • Spannung zwischen zwei Punkten r1 & r2: r r U 12 = − ∫ E d r = ϕ ( r2 ) − ϕ ( r1 ) r2 (3.4-5) r1 [U]= 1 kg·m2/(A·s3)=1 V (Volt) • Beispiel: Spannung im Abstand R von einer Punktladung q gegenüber unendlich (Potential =0) (3.4-6) ( 3 .3 − 2 ) r r U ( R ) = ϕ ( R ) − ϕ (∞ ) = − ∫ E dr + 0 = ( 3 .4 − 5 ) VAK 5.04.900, WS03/04 ( 3 .4 − 2 ) R q ∞ 4πε 0 R J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.4 Spannung & Potential • Kapazität C der freistehenden Kugel/Punkt- Ladung C = 4πε 0 R (3.4-7) • Allgemein C = q/U (3.4-8) [c]=1 F (Farad)=1 C/V • Kapazität eines Kondensators der Fläche A mit Abstand d und der Ladung Q: ( 3 .3 − 5 ) ( 3 .3 − 6 ) r r E homogen D Q U = − ∫ Edr = E ⋅ d = ⋅d = ⋅d 0 ε0 ε0A ε0A ⇒C= (3.4-9) d d VAK 5.04.900, WS03/04 J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.5 Potential an der Zellmembran eines Neurons • Ausgangspunkt: Nernstgleichung • Nernst betrachtete die Diffusion von Elektrolyten unter Berücksichtigung der Coulombkraft und des osmotischen Drucks. Daraus konnte er folgenden Gleichung ableiten (z: Wertigkeit, T: Temperatur, F: Faradaykonstante 96485,34 C/mol, R Gaskonstante) R ⋅ T ⎛ [ X ]außen ⎞ E= ln⎜ ⎟ z ⋅ F ⎝ [ X ]innen ⎠ (3.5-1) • Für einwertig positives Ion bei T=309K(360C) vereinfacht: ⎛ [ X ]außen ⎞ E = 61,3mV ⋅ log⎜ ⎟ ⎝ [ X ]innen ⎠ VAK 5.04.900, WS03/04 (3.5-2) J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg ) 3.5 Potential an der Zellmembran eines Neurons • Konzentrationsquotient von Kalium plus 1/10 EK = 61,3mV ⋅ log(0,1) = −61,3mV + (3.5-3) • Zellmembran ist dünne isolierende Schicht wirkt wie Kondensator. Mit Kapazität C = 0,01µF pro mm2 für die meisten Zellmembranen ist die Ladung pro mm2 (3.4-8) ( 3.5 −3 ) Q = C ⋅ U = 0,01µF ⋅ 61,3mV = 6,13 ⋅ 10 −10 C ( 3.1−1) 6,13 ⋅ 10 −10 C 9 3 , 8 10 Q = e = ⋅ e0 0 -19 1,602176·10 C VAK 5.04.900, WS03/04 (3.5-3) (3.5-3a) J.L. Verhey, (CvO Universität Oldenburg )