Symposium vom 9.Dezember 2010 Pharmakologische SCHMERZ Therapie [email protected] SCHMERZ GROBEINTEILUNG oberflächlich Akuter Schmerz Warnfunktion tief (z.B. Muskeln, Knochen, Gelenke) Chronischer Schmerz ohne Funktion, sinnlos SCHMERZ KLASSIFIKATION Akuter Schmerz NozizeptorSchmerzen somatisch viszeral Chronischer Schmerz peripher Neuropathische Schmerzen zentral Psychosomatische Schmerzen SCHMERZ PATHOPHYSIOLOGIE SCHMERZ Entstehung, Weiterleitung, Empfindung, Reaktionen NOZIZEPTOREN SCHMERZSENSOREN Sensibilisierung durch Prostaglandine Freisetzung von Schmerzstoffen (K+, H+, Bradykinin, Serotonin, Histamin, etc.) Schmerzreiz (Gewebeschädigung) (mechanisch, thermisch, chemisch, elektrisch) SCHMERZ Weiterleitung, Empfindung, Reaktionen Reaktionen SchmerzSchmerzbewertung empfindung Schmerzlokalisation CORTEX koordinierte Abwehrreaktionen LIMBISCHES SYSTEM THALAMUS OPTICUS FORMATIO RETICULARIS RUECKENMARK Ad-Fasern C-Fasern SCHMERZREZEPTOREN vegetative Reaktionen (Blutdruck, Brechreiz) Abwehrreflex Körpereigene Analgesie über absteigende hemmende Bahnen SchmerzSchmerzbewertung empfindung Schmerzlokalisation CORTEX LIMBISCHES SYSTEM THALAMUS OPTICUS FORMATIO RETICULARIS RUECKENMARK Ad-Fasern C-Fasern SCHMERZREZEPTOREN SCHMERZ Entstehung, Weiterleitung, Empfindung, Reaktionen SCHMERZREZEPTOREN Sensibilisierung durch Prostaglandine Freisetzung von Schmerzstoffen (K+, H+, Bradykinin, Serotonin, Histamin, etc.) Schmerzreiz (Gewebeschädigung) (mechanisch, thermisch, chemisch, elektrisch) PROSTANOID - BILDUNG Phospholipide der Zellmembran Phospholipase A2 Arachidonsäure Lipoxigenase Leukotriene Cyclooxigenasen 1 und 2 Prostanoide Prostaglandine Thromboxane Prostacycline HEMMUNG DER PROSTANOID-BILDUNG Phospholipide der Zellmembran (-) Phospholipase A2 Steroide Arachidonsäure Lipoxigenase Leukotriene (-) Cyclooxigenasen 1 und 2 NSAR Prostanoide Prostaglandine Thromboxane Prostacycline PROSTANOID - WIRKUNGEN • Schmerzverstärkung, Sensibilisierung • Fieber (Pyrogene) • Entzündung • Magen-Darm Trakt - Bicarbonatsekretion - Schleimproduktion • Zunahme der Durchblutung • Verbesserung der Nierenfunktion (Wasserausscheidung) • Erweiterung der Luftwege Hemmung: erwünscht Hemmung: unerwünscht PHARMAKOTHERAPIE VON SCHMERZEN WHO STUFENSCHEMA ZUR SCHMERZTHERAPIE NICHT-OPIOIDE Prostanoid-Synthese-Hemmer (COX-Hemmer) Saure Acetylsalicylsäure NSAR (Nicht steroidale Antirheumatica) Nichtselektive COX-Hemmer (Ibuprofen, Indometacin, Mefenaminsäure, Diclofenac) Selektive COX-2 Hemmer (Etoricoxib (Arcoxia), Celecoxib (Celebrex) Nicht saure Paracetamol Metamizol (Novalgin) Acetylsalicylsäure (ASS) Aspirin Wirkungsmechanismus: Hemmung der Cyclooxigenasen (peripher und zentral) Wirkungen: Analgetisch – antipyretisch – antiphlogistisch – Hemmung der Blutgerinnung Indikationen: Schmerzen Fieber Entzündung Arterielle Thromboseprävention (Aspirin-Cardio) Nebenwirkungen: Gastro-Intestinaltrakt Asthmaanfälle (bei Asthmatikern) „Paradoxe Wirkung“ bei Gichtpatienten Kontraindikationen: Magen-Darm-Ulzera Asthma bronchiale NICHT-SELEKTIVE NSAR Vertreter: Ibuprofen Indometacin Mefenaminsäure Diclofenac uva. Chemie: Schwache organische Säuren, Moleküle mit lipophilem und hydrophilem Teil Wirkungsmechanismus: Hemmung der Cyclooxigenasen 1 und 2 (peripher und zentral) Wirkungen: Analgetisch – antipyretisch - antiphlogistisch Indikationen: Schmerzen Entzündungen Fieber Nebenwirkungen: Gastro-Intestinaltrakt Substanz-spezifisch geringer und seltener als bei Aspirin COX-2 selektive NSAR Vertreter: Etoricoxib (Arcoxia), Celecoxib (Celebrex) Chemie: Schwache Säure mit –SO2 – Gruppe Wirkungsmechanismus: Hemmung der Cyclooxigenasen 2 >> 1 Wirkungen: Analgetisch – antipyretisch - antiphlogistisch Indikation: Entzündung und Schmerzen bei Arthrose Vorteile: Weniger Gastro-Intestinale Nebenwirkungen als nichtselektive NSAR Nachteile: Mögliches erhöhtes Risiko für thrombotische kardio- und zerebrovaskuläre Komplikationen Paracetamol (Acetaminophen) Wirkungsmechanismus: Hemmung der zentralen Cyclooxigenasen Wirkungen: Analgetisch – antipyretisch – nicht antiphlogistisch Indikationen: Leichte bis mittelschwere Schmerzen Fieber Nebenwirkungen: gering und selten Kontraindikationen: Entzündungen und entzündliche Schmerzen Überdosis: Leberzellnekrose, Leberkoma (Glutathion-Mangel) (Acetylcystein als Antidot) Kombinationen mit Codein oder Coffein WHO STUFENSCHEMA ZUR SCHMERZTHERAPIE OPIOIDE OPIOIDE Wirkungsmechanismus - Stimulation der Opioidrezeptoren an der Nervenzelle - Schliessung von Ca2 - Ionenkanälen Hemmung der Neurotransmitter-Ausschüttung - Öffnung von K - Ionenkanälen Hyperpolarisation - Hemmung der Adenylatzyklase verminderte cAMP-Bildung OPIOID-UNTERTEILUNG „zentrale“, stark wirkende Analgetika Wirkungsstärke Natürliche Opioide Morphin, (Codein) 1 Halbsynthetische Codein 0.1 Vollsynthetische Methadon Pethidin Fentanyl Buprenorphin Pentazocin 100 „zentrale“, mittelstark wirkende Analgetika Tramadol Dihydrocodein (Codicontin) 0.1 INDIKATIONEN FÜR OPIOIDE Starke Schmerzzustände Herzinfarkt, Angina pectoris Anfälle Karzinom-Schmerzen Viszerale Koliken (in Kombination mit Spasmolytica) Unfallverletzungen Postoperative Schmerzen Husten Diarrhoe Akutes Lungenoedem! NEBENWIRKUNGEN DER OPIOIDE Atemdepression Spastische Obstipation Harnverhalten Hypotension Übelkeit (initial) Sedation Psychische und physische Abhängigkeit Tramadol Tramal Mittelstarkes Analgetikum Wirkungsmechanismen: Aktiver Metabolit: Desmethyl-Tramadol zentrale noradrenerge und serotonerge Wirkung schwacher Agonist an m, d und k-Opioid-Rezeptoren Vorteile gegenüber Opioiden geringeres Abhängigkeitspotential geringe Abstinenzsymptome perorale Bioverfügbarkeit (60 – 70%) sehr selten Atemdepression gilt nicht als Betäubungsmittel Nachteile gegenüber Opioiden geringere Wirkungsstärke (1/10 von Morphin) Präparate: Tramal und Generika Zaldiar (kombiniert mit Paracetamol) CO-MEDIKATION ZUR BEHANDLUNG VON SCHMERZ Antikonvulsiva / Antiepileptika Wirksam bei chronischem neuropathischem Schmerz (z.B. Gabapentin: Neurontin und Generika Pregabalin: Lyrica Carbamazepin: Tegretol Lamotrigin: Lamictal “Trizyklische“ Antidepressiva Hemmung des Schmerzsignals über NA und 5-HT Beeinflussung der Schmerzverarbeitung im Hirn Einsatz bei chronischen Schmerzzuständen, wenn Analgetika alleine keine ausreichende Wirksamkeit zeigen. z.B. Tofranil, Saroten, Cymbalta, Efexor Muskelrelaxantien z.B. Sirdalud, Mydocalm, Lioresal, Benzodiazepine Spasmolytika z.B. Buscopan SCHMERZ NozizeptorSchmerzen KLASSIFIKATION oberflächlich somatisch tief (z.B. Muskeln, Knochen, Gelenke) viszeral Neuropathische Schmerzen Psychosomatische Schmerzen peripher zentral NEUROPATHISCHE SCHMERZEN Grundlagen und Definitionen Neuropathie: Schädigung von Nervenbahnen Schädigung oder Funktionsstörung des peripheren oder / und zentralen Nervensystems. Betrifft sensible Nerven (Gefühl- und Schmerz-leitend) und motorische Bahnen (Muskel-Innervation). Ausfälle im autonomen Nervensystem. Stark beeinträchtigende Erkrankung. Meist verbunden mit Schlafstörungen und Depression. Weltweit sind 3-5% der Bevölkerung betroffen. A) Primäre Neuropathie Idiopathisch, ohne erkennbare Ursache Vererbte, genetisch-bedingte Schädigung sensibler (Schmerz) oder motorischer (Lähmung) Nervenbahnen. Vom Nerv selbst ausgehende Erkrankung Selten B) Sekundäre Neuropathie Erworben URSACHEN: Andere Erkrankungen (über 150 bekannt) Stoffwechsel-, Entzündungs-, Autoimmun-Erkrankungen. Mechanische, Physikalische Schnitte, Zerrungen, Stürze, Quetschungen, Bandscheibenvorfall, Rückenmarkverletzungen, Gelenke, Druck (Karpaltunnelsyndrom), Hitze, Kälte, Bestrahlung. Entzündungen, Infektionen Herpes Zoster, Typhus, Diphterie, Lues, Aids, Multiple Sklerose, Borreliosis burgdorferi, Lepra, Guillain-Barré Syndrom. THERAPIE DER NEUROPATHIE 1.Ursächliche Therapie der Grunderkrankung Optimale Einstellung eines Diabetikers, verbessert schmerzhafte Poly-Neuropathie Antibiotika bei schmerzhafter Nervenentzündung (Borreliose) Antivirale Medikamente (Herpes Zoster) Vermeidung von Alkohol und Medikamenten bei toxischen Nerven-Schmerzen Operation (Karpaltunnel-Syndrom). 2.Symptomatische Therapie der Beschwerden Schmerz Erhaltung von Kraft und Mobilität PHARMAKOLOGISCHE BEHANDLUNG VON NEUROPATHISCHEM SCHMERZ Neuropathischer Schmerz spricht auf Analgetika wenig an! peroral: Medikamente der 1. Wahl: Antikonvulsiva / Antiepileptika Pregabalin (Lyrica), Gabapentin (Neurontin), Lamotrigin (Lamictal), Carbamazepin (Tegretol) Langsam einschleichen zur Vermeidung von Nebenwirkungen Antidepressiva Trizyklika: Amitriptylin (Saroten,Tryptizol) Duloxetin (Cymbalta), Venlafaxin (Efexor) Zudem: Kortikosteroide Methylprednisolon a-Liponsäure Antiarrhythmika Calcium-Antagonisten Transdermal: Capsaïcin Pflaster Lidocain Pflaster (Emla) Opioid Pflaster Parenteral: Lokalanästhetika (Lidocain) Pharmakologische Therapie immer kombinieren mit Physio- und ev. Psychotherapie. Anxiolyse verbessert Schmerzakzeptanz. -------------------------------------------Elektrostimulationsanalgesie: TENS = Transkutane Elektrische Nerven-Stimulation Operative Eingriffe, oft nicht vermeidbar: Neurolyse: Lösen eines eingeklemmten Nervs. Destruktion: Unterbrechung schmerzleitender Bahnen. SCHMERZ NozizeptorSchmerzen KLASSIFIKATION somatisch viszeral Neuropathische Schmerzen Psychosomatische Schmerzen oberflächlich tief (z.B. Muskeln, Knochen, Gelenke) peripher zentral Vielen Dank, frohe Festtage und ein schmerzfreies Neues Jahr