Wie lässt sich die Links-Rechts- Einschätzung der Ortsparteien der

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Wie lässt sich die Links-RechtsEinschätzung der Ortsparteien der vier
Bundesratsparteien erklären?
als
Seminararbeit
an der
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät
der Universität Bern
eingereicht bei
Prof. Dr. Andreas Ladner
Eingereicht von:
Sonja Kobelt
Sahlistr. 5
3012 Bern
[email protected]
99-215-980
Stephan Tschöpe
Belpstr. 21a
3007 Bern
[email protected]
97-113-559
Eingereicht am 1. Dezember 2003
Seminar: „Politische Parteien im Wandel – Lokalparteien“
Institut für Politikwissenschaften
Prof. Dr. Andreas Ladner
Sonja Kobelt
Stephan Tschöpe
Sommersemester 2003
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung ...................................................................... 3
2. Theorie und Hypothesen................................................... 4
2.1 Faktor Gemeindegrösse.............................................................5
2.2 Die
Parteien
auf
kantonaler
und
nationaler
Ebenen
und
die
Abhängigkeit von anderen Parteien .............................................6
2.3 Faktor aktive Frauen der Partei und Einwohnerinnenbasis ..............8
3. Operationalisierung ........................................................10
3.1 Die Bundesratsparteien ........................................................... 10
3.2 Abhängige Variable................................................................. 10
3.3 Unabhängige Variable ............................................................. 10
4. Das statistische Modell ....................................................11
4.1 Multiple Lineare Regression ..................................................... 12
4.2 Die vier Modelle ..................................................................... 12
4.2.1 Modell 1: Politische Einschätzung................................................ 13
4.2.2 Modell 2: Strukturelle Daten der Partei ........................................ 13
4.2.3 Modell 3: Soziodemographische Daten der Partei .......................... 14
4.2.4 Modell 4: Daten der Gemeinde ................................................... 15
5. Auswertung ...................................................................15
5.1 Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SPS) ...................... 15
5.2 Die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP)............................ 17
5.3 Die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) ................................. 19
5.4 Die Schweizerische Volkspartei (SVP)........................................ 20
6. Schlussfolgerungen ........................................................23
7. Literaturverzeichnis ........................................................25
Vorbemerkung: In dieser Arbeit wird nur die weibliche Wortform verwendet. Dies geschieht
ausschliesslich aus stilistischen Gründen, die männliche Form ist selbstverständlich immer
mitgedacht.
2
Seminar: „Politische Parteien im Wandel – Lokalparteien“
Institut für Politikwissenschaften
Prof. Dr. Andreas Ladner
Sonja Kobelt
Stephan Tschöpe
Sommersemester 2003
1. Einleitung
Unserer Arbeit vorausschicken möchten wir zum Schluss die Feststellung, dass sich
das
Links-Rechts-Denken
einer
ungebrochenen
Bedeutung
erfreut
(Ladner/Geser/Meuli/Schaller NZZ 7.3.2003). In beiden Umfragen, die unserer Arbeit
zu Grunde liegen, konnten mehr als 98% der Parteipräsidentinnen ihre Partei
problemlos auf einer Links-Rechts-Skala einordnen. Weiter haben wir in dieser Arbeit
die ebenfalls erfasste Grün-Antigrün-Skala vernachlässigt. Wir stützen uns dabei auf
die Aussagen von Schaller (1994: 135), der zur Schlussfolgerung kommt, dass das
Links-Rechts-Schema die Auseinandersetzungen im ökologischen Bereich, sofern diese
überhaupt noch zu polarisieren vermögen, quasi in sich aufnimmt.
Die circa 5500 lokalen Parteien in der Schweiz stehen mit der eigenen ideologischen
Einordnung in einem Spannungsfeld zwischen den Positionen der Partei auf kantonaler
und nationaler Ebene und der Meinungsfindung im kleineren Rahmen der Aktiven im
eigenen lokalen Gebiet. In der dieser Arbeit zu Grunde liegenden Studie und den
Daten von Geser/Ladner/Schaller/Ballmer-Cao1 (1994) erfolgt die ideologische
Einordnung der Lokalparteien auf einem Links-Rechts-Schema anhand der
Einschätzungen der jeweiligen Parteipräsidentinnen. Vor diesem Hintergrund haben
wir uns für folgende Fragestellung entschieden:
„Wie lässt sich die Links-Rechts-Einschätzung der Ortsparteien
der vier Bundesratsparteien erklären?“
Ziel dieser Seminararbeit ist es, Erklärungen für die Einschätzung beziehungsweise die
Entwicklung der Einschätzung der Parteipräsidentinnen der Lokalparteien auf der
Links-Rechts-Skala zu finden. Wir wollen dabei die von uns angenommenen Faktoren,
die diese Einschätzung auch unabhängig der inhaltlichen Ebene beeinflussen, auf ihre
Relevanz hin überprüfen und ihren allfälligen Erklärungswert aufzeigen.
In der politikwissenschaftlichen Theorie ist zu erkennen, dass für unsere Fragestellung
in den meisten Fällen eine qualitativ-quantitative Inhaltsanalyse der Parteibeziehungsweise Wahlprogramme und eine Bewertung von inhaltlichen Fragen
hinzugezogen wird (z.B. Brändli 1997). Betten wir die politischen Programme in die
Dimensionen des Politikbegriffes ein, erkennen wir, dass es sich hierbei um eine
Policy-Analyse handelt, in welcher als eine der Erscheinungsformen das „politische
Programm“ vorkommt. Wir möchten eine andere Herangehensweise versuchen und
uns damit von diesem Erklärungsansatz ein wenig lösen. Anders als bis anhin wollen
wir die ideologische Einordnung der Parteien, in unserem Fall die Einschätzung der
Parteipräsidentinnen auf der Links-Rechts-Skala, anhand von soziodemographischen
und strukturellen Daten sowohl der Gemeinden wie auch der Partei zur Erklärung
heranziehen.
1
Unsere Berechnungen erfolgen aufgrund der Daten von 2003.
3
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Sommersemester 2003
Unsere Untersuchung basiert auf einer Vollerhebung von Ladner et al. aus dem Jahre
2002/03 bei den Ortsparteien in der Schweiz. Wir benutzen für die statistische
Auswertung den um Gemeinde-Variablen erweiterten Datensatz (soziodemographische
Daten der Gemeinde, etc.) aus dem Jahre 2003. Dabei werden wir anhand von vier
Modellen anhand einer multiplen linearen Regression bei jeder der vier
Bundesratsparteien den Einfluss verschiedener unabhängiger Variablen auf die
abhängige Variable, nämlich die Links-Rechts-Einschätzung der Parteipräsidentinnen
der Ortsparteien, untersuchen und zu erklären versuchen, wieso sich die Parteien
genau so situieren.
Unsere Hypothesen basieren auf verschiedenen Theorieansätzen, weiter haben wir sie
mit Erkenntnissen aus der Fachliteratur ergänzt.
Die Überprüfung der Hypothesen soll uns Auskunft darüber geben, inwiefern die
ausgewählten soziodemographischen und strukturellen Daten und Variablen die
Einschätzung der Parteipräsidentinnen zu erklären vermögen oder einen Beitrag zur
Erklärung liefern können.
Im Anschluss an diese Einleitung werden in Kapitel 2 die theoretischen Hintergründe
und die daraus abgeleiteten Hypothesen behandelt. Kapitel 3 gibt Auskunft über die
Operationalisierung der Variablen und Kapitel 4 über das statistische Modell. Im
darauffolgenden Kapitel stehen die Analyse und Interpretation der statistischen
Resultate im Vordergrund. In einem letzten Kapitel fassen wir unsere Erkenntnisse in
den Schlussfolgerungen zusammen.
2. Theorie und Hypothesen
Im folgenden Kapitel sollen die Hypothesen und die ihnen zu Grunde liegenden
Theorieansätze erläutert werden. Dafür haben wir die Hypothesen in drei Teile
gegliedert:
1. Faktor Gemeindegrösse
2. Die eigene Partei auf kantonaler und nationaler Ebene und die Abhängigkeit von
anderen Parteien
3. Faktor aktive Frauen der Partei und Einwohnerinnenbasis
Den ersten Teil stützen wir unter anderem auf die Erkenntnisse von Geser zur
Bedeutung der Gemeindegrösse (Geser 1994: 386-391) und im weiteren unter
Einbezug von Aussagen von Ladner zu politischen Gemeinden, kommunalen Parteien
und lokaler Politik (Ladner 1991).
Als theoretischen Hintergrund basiert Teil 2 insbesondere auf Ballmer-Cao/Geser, die
in ihrer Untersuchung zum Schluss kommen, dass auf der Ebene genereller politischer
Ideologie von einem hohen Konformitätsniveau zwischen Lokal- und Kantonalpartei
4
Seminar: „Politische Parteien im Wandel – Lokalparteien“
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gesprochen werden kann (Ballmer-Cao/Geser 1994: 369). Ausserdem dient uns
Sartori und seine Theorie des polarisierten Pluralismus als theoretische Grundlage.
Weiter sagt Geser aus, dass es den linksstehenden und „grünen“ Parteien in
überdurchschnittlich hohem Masse gelungen ist, ihre weibliche Anhängerschaft zu
vermehren. Dies bildet die Basis für den dritten Teil. Wir nehmen an, dass Frauen
generell eher linke Parteien beziehungsweise Lösungen bevorzugen und sich diese
Tendenz in allen Parteien zeigt. Auch die "Selects"-Studie von Farago zu den Wahlen
1995 wird in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.
2.1. Faktor Gemeindegrösse
Da sich, wie Geser feststellt, die Gemeindegrösse als in vieler Hinsicht einflussreiche
Kausalvariable für die Untersuchung der Lokalparteien erwiesen hat (Geser 1994:
386), wollten auch wir diesen Faktor in unsere Arbeit einbeziehen.
In der Untersuchung der Daten von 1990 kommt Schaller zum Ergebnis, dass die
ideologischen Abstände zwischen bürgerlichen und linken Parteien mit wachsender
Gemeindegrösse zunehmen. Die SP entwickelt sich zunehmend linker, während FDP
und insbesondere SVP nach rechts driften, während die CVP Richtung Mitte tendiert
(Schaller 1994: 118).
Geser erklärt diese schärferen Konturen der Parteien als leicht verständlich, da das
intensivere Konkurrenzverhältnis eine klarere Profilierung erzwingt (Geser 1994: 388).
Weiter hält Geser aber auch fest, dass mit wachsender Gemeindegrösse die aktiven
Parteianhängerschaften zu politischen „Eliten“ werden, es entsteht ein Statusgefälle
zwischen Basis und Parteielite. Die Parteielite besteht im Weiteren weniger aus
unteren Angestellten und Arbeiterinnen, und diese sind deshalb kaum mehr in
führenden Parteipositionen zu finden (Geser 1994: 388).
Für unsere Untersuchung der neueren Daten von 2003 haben wir nun folgende
Hypothese aufgestellt:
Hypothese 1:
„Je grösser die Gemeinde, desto linker die Einschätzung der SP und CVP und desto
rechter die Einschätzung der FDP und SVP auf dem Links-Rechts-Schema.“
Wir erhoffen uns mit dieser Hypothese eine klare Aussage über den Erklärungsgrad
der Variable Gemeindegrösse für unsere Fragestellung.
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2.2. Die eigene Partei auf kantonaler und nationaler Ebene
und die Abhängigkeit von anderen Parteien
Wie Geser zum Schluss kommt, verfügen die Schweizer Lokalparteien über eine hohen
Grad an Autonomie gegenüber den Kantonal- und Bundesparteien. Dies kommt
insbesondere dadurch zum Ausdruck, dass sie sich zu über 80% selber finanzieren
(Geser 1994: 377). Dennoch sind die Unterschiede zwischen der Einschätzung der
Positionierung auf der Links-Rechts-Skala auf der Ebene genereller politischer
Ideologie erstaunlich gering (siehe Tabelle 2.2.1).
Tab. 2.2.1. Durchschnittliche Positionierung der Lokalsektion
Kantonalpartei auf der Links-Rechts-Achse2 nach Parteirichtung
Parteien
Durchschnittliche
Skalenposition
Lokalsektion
Kantonalpartei
und
der
Durchschnittliche
Abweichung
Gesamtdurchschnitt
5.7
5.8
.72
FDP
CVP
SVP
SP
6.9
6.3
7.0
3.3
7.2
6.4
7.3
3.1
.71
.77
.59
.78
Quelle: nach Ballmer-Cao/Geser (1994: 344)
Mit den zu erwartenden Unterschieden zwischen den Kantonen (Kantonsgrösse und
weitere Faktoren) kommen Ballmer-Cao/Geser zum Schluss, dass sich die ideelle
Integration mit wachsender Gemeindegrösse eher verringert und sich dies unter
anderem auch auf die eigenständige Meinungsbildung grosser regionaler Parteiteile
zurückführen lässt3. Obwohl die Autorinnen die allgemein hohe Konformität in der
Einschätzung der ideologischen Positionierung auch darauf zurückführen, dass die in
Gemeinden anstehenden Fragen und Probleme mehrheitlich unpolitischer Art sind und
pragmatisch gelöst werden (und auch als dieses erkannt werden), stellt Geser fest, es
treffe nicht zu, dass Lokalparteien nur ideologieunabhängige Sachpolitik betreiben
würden. So zieht sich die Linie der auf kantonaler und Bundesebene relativ stark
polarisierten Parteien auch auf der lokalen Ebene weiter (Geser 1994: 375).
Es kann also gesagt werden, dass die Einschätzungen der ideologischen Verortung auf
der lokalen im Vergleich zu den höheren Ebenen nicht wesentlich abweichen, die
Polarisierung auf allen Ebenen bestehen bleibt, trotz der teilweise ideologisch breiten
Streuung (insbesondere innerhalb der CVP und FDP) der Sektionen einer Partei.
2
3
Es handelt sich hierbei um eine 1 bis 10 Skala, wobei „1“ „Links“ und „10“ „Rechts“ bedeutet.
vergl. Ballmer-Cao/Geser 1994: 344-370.
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In Hinblick auf diese ideologische Konformität haben wir folgende Hypothesen
formuliert:
Hypothese 2a:
„Je linker die kantonale Einschätzung der eigenen Partei, desto linker die
Einschätzung der regionalen Partei auf dem Links-Rechts-Schema beziehungsweise
je rechter die kantonale Einschätzung der eigenen Partei, desto rechter die
Einschätzung der regionalen Partei auf dem Links-Rechts-Schema.“
Hypothese 2b:
„Je linker die nationale Einschätzung der eigenen Partei, desto linker die
Einschätzung der regionalen Partei auf dem Links-Rechts-Schema beziehungsweise
je rechter die nationale Einschätzung der eigenen Partei, desto rechter die
Einschätzung der regionalen Partei auf dem Links-Rechts-Schema.“
Sie soll Auskunft darüber geben, inwiefern die ideologische Verortung der kantonalen
und nationalen Partei Einfluss auf die Einschätzung der Position auf der Links-RechtsSkala der Parteipräsidentinnen nimmt.
Wir gehen weiter von der Annahme aus, dass für die ideologische Positionierung auch
die anderen Parteien eine Rolle spielen. In der Parteientypologie spielt dahingehend
das Werk von Sartori eine wichtige Rolle. Sartori klassifiziert die Parteien in für das
System relevante und nicht relevante Parteien (Sartori 1990: 320ff.) Als Basis zählen
die Anzahl Wählerinnenstimmen und Parlamentssitze einer bestimmten Partei.
Allerdings können auch kleine Parteien einen relevanten Status erreichen, wenn es
ihnen
möglich
ist,
die
Regierungsparteien
(in
unserem
Fall
die
vier
Bundesratsparteien) zu beeinflussen, sei dies für das Zustandekommen einer Mehrheit
für eine bestimmte Regierung oder einer allgemeinen Koalitionsmehrheit. Je mehr
relevante Parteien sich nun in einem System gegenüberstehen, desto stärker wirkt
sich eine allfällige Polarisierung aus. Linke Alternativen zur SP und rechte Alternativen
zur SVP, wenn vorhanden, beeinflussen unserer Annahme nach nun die ideologische
Orientierung der Lokalparteien. Wie wir bereits oben festgestellt haben, bleibt die
Polarisierung auch auf der Ebene der Lokalparteien bestehen. Daraus erschliesst sich
unsere dritte Hypothese:
Hypothese 3:
„Je mehr Kommunalparteien in einer Gemeinde existieren, desto linker die
Einschätzung der SP und desto rechter diejenige der SVP auf dem Links-RechtsSchema.“
Sie soll Aufschluss über den Einfluss der Anzahl anderer Parteien auf die ideologische
Positionierung insbesondere der SP und der SVP auf der Links-Rechts-Skala geben.
Wir gehen davon aus, dass eine grössere Anzahl anderer Parteien die beiden am
stärksten polarisierten Bundesratsparteien umso mehr beeinflusst.
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2.3. Faktor aktive Frauen in der Partei und Einwohnerinnenbasis
Im dritten Teil unserer Hypothesen wollen wir uns zum einen mit den aktiven Frauen
in den Lokalparteien und zum anderen mit dem Anteil Rentnerinnen und Rentner in
der Gemeinde und ihrer allfälligen Auswirkung auf die ideologische Einordnung der
Lokalparteien auseinander setzen.
Seit längerem ist in der politologischen Forschung die Diskussion entbrannt, ob eine
Destabilisierung der Parteianhängerschaften zu beobachten sei oder ob diese These
nicht aufrecht erhalten werden könne. Im Fall der Schweiz wurde eine Destabilisierung
in Form sinkender Parteiidentifikation, insbesondere bei den linken Parteien,
(Longchamp/Linder 1989) sowie eine Abnahme der Parteianhängerschaft und
Verschiebung der Stimmverhältnisse von den Bundesratsparteien hin zu kleineren
Parteien/Gruppierungen (Longchamp 1987) konstatiert. Geser kritisiert nun diese
generelle Aussage, indem er insbesondere festhält, dass die Diagnose der Erosion der
Parteianhängerschaft insbesondere der linken Parteien nur bezüglich der Männer
zutrifft (Geser 1994: 68).
Geser stellt weiter fest, dass die Anzahl parteipolitisch aktiver Bürgerinnen in der Zeit
zwischen 1984 und 1989 massiv zugenommen hat. Über 50% aller Ortssektionen
gaben eine Zunahme der Aktiven an und den überwiegenden Teil davon stellen die
Frauen (Geser 1994: 65). Diese Entwicklung ist unter anderem auf die offensichtlich
noch nicht abgeschlossene so genannte politische Primärmobilisierung der Schweizer
Frauen zurückzuführen. In der Folge haben alle Schweizer Parteien eine gewisse
„Feminisierung“ erlebt (Geser 1994: 66).
Interessant für unsere Hypothese sind nun insbesondere die Erkenntnisse Gesers zur
Zunahme Aktiver in Verbindung mit der ideologischen Orientierung. Hier lässt sich
erkennen, wie die Frauenanteile zwischen den verschiedenen ideologischen
Ausrichtungen bereits stark differenzieren. Während es den linksstehenden und
„grünen“ Parteien in grossem Ausmass gelungen ist, Frauen als Aktive zu gewinnen
und die weibliche Anhängerschaft zu vermehren, sind es bei den rechtsbürgerlichen
Parteien die Männer, die sich von der Partei besonders angesprochen fühlten (Geser
1994: 66)
Auf der Basis dieser Erkenntnisse nehmen wir an, dass Frauen generell eher linke
Parteien beziehungsweise Lösungen bevorzugen und formulieren Hypothese 4 wie
folgt:
Hypothese 4:
„Je grösser der Anteil der aktiven Frauen der Partei, desto linker die Einschätzung
der regionalen Partei auf dem Links-Rechts-Schema.“
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Für unsere letzte Hypothese um Erklärungen für und Einflüsse auf die Einschätzung
der Parteipräsidentinnen zu finden, haben wir uns mit einer bestimmten
Einwohnerinnengruppe befasst:
Hypothese 5:
„Je kleiner der Anteil der Renterinnen und Rentner in der Gemeinde, desto linker
die Einschätzung der regionalen Partei auf dem Links-Rechts-Schema.“
Verschiedene Studien stützen und unterstreichen diese Hypothese. So stellt etwa
Höpflinger im UNIVOX-Jahresbericht 1996 die eher traditionellen Einstellungen der
älteren Generation etwa in Bezug auf die Rollen- und Familienbilder fest4. Dies legt
den Schluss nahe, dass die Bevölkerung in diesem Alterssegment ebenfalls eher mit
Parteien
beziehungsweise
Lösungsvorschlägen
sympathisiert,
welche
diese
traditionellen Werte und Lebensformen befürworten und unterstützen.
Weiter lässt sich bei einer Durchsicht der VOX-Analysen der Eidgenössischen
Urnengänge der letzten Jahre erkennen, dass die Stimmbeteiligung der über 60Jährigen regelmässig am höchsten ist5. Dieser überproportionale Einfluss auf den
Ausgang eidgenössischer Abstimmungen zeigt auf, dass die Gruppe der Renterinnen
und Rentner einen wichtigen Faktor für unsere Fragestellung darstellen könnte.
Noch stärker tritt dies bei der Analyse der eidgenössischen Wahlen zu Tage. Brunner
erläutert in seinem Artikel über den Einfluss des Alters auf das Wahlverhalten zu den
Wahlen 1995, dass das Ausmass der Wahlbeteiligung der jüngsten Wählerinnen um
30% geringer ist als dasjenige der ältesten. Weiter variiert die ideologische
Ausrichtung der Stimmabgabe stark nach dem Alter insofern, dass über 50-Jährige
eher rechts stimmen als der Rest der Bevölkerung. Ausserdem machen die über 50Jährigen (eine unter den Wählerinnen bereits allgemein übervertretene Gruppe) mehr
als die Hälfte der Wählerinnen der SVP und der Rechtsopposition aus (Brunner 1998:
225).
4
5
vergl. UNIVOX Jahresbericht 1996: Gesellschaft
vergl. VOX-Analysen der Eidgenössischen Urnengänge 1997-2002
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3. Operationalisierung
3.1. Die vier Bundesratsparteien
Die Einteilung in die vier Bundesratsparteien erfolgt anhand der Frage „Zu welcher
Partei gehört ihre Ortspartei“ (p2) der Studie zur „Ortsparteien in der Schweiz“ aus
dem Jahre 2002/036.
Dabei integrieren wir in unser Modell jeweils die vier Bundesratsparteien: SP, CVP,
FDP und SVP. Die jeweiligen Jungparteien, sofern vorhanden, werden der jeweiligen
Mutterpartei zugeordnet. Das bedeutet, dass wir die Jusos der SP, die JCVP der CVP,
den Jungfreisinn der FDP und die JSVP der SVP zuordnen.
3.2. Abhängige Variable
Die abhängige Variable wird aus dem Datensatz der Ortsparteien in der Schweiz
(Erhebung 2002/03) entnommen. Es handelt sich hierbei um die Frage der
Selbsteinschätzung der Ortsparteien (p6a). Die Variable ist so kodiert, dass der Wert
„1“ „Links“ bedeutet und der Wert „10“ „Rechts“. Der Wert „12“ für „weiss nicht“ wird
als systematischer Fehler kodiert.
Da wir die jeweilige Auswertung nach den vier Bundesratsparteien getrennt rechnen,
haben wir durch eine Häufigkeitsverteilung die Nennungen der vier Bundesratsparteien betrachtet und alle „scheinenden“ Tippfehler als systematischen Fehler
rekodiert. Das bedeutet, dass wir die Nennungen „10“ „Rechts“ bei der SP und „1“
„Links“ bei der SVP gelöscht haben, da es aufgrund der Plausibilität keine Antwort auf
diese Nennungen der beiden Parteien gibt.
Die kodierte abhängige Variable ist metrischer Natur, was als Konsequenz hat, dass
wir eine lineare Regression (siehe Kapitel 4: Das statistische Modell) durchführen
können, sofern die unabhängigen Variablen auch metrischer Natur sind.
3.3. Unabhängige Variablen7
Bei den unabhängigen Variablen handelt es sich grundsätzlich um metrische
Variablen8.
Wir unterteilen aber insgesamt in zwei Gruppen:
1. Ein Grossteil der Variablen sind prozentualer Natur. Das heisst, dass wir die
Variablen so rekodiert haben, dass sie in einer Skala zwischen 0 und 100 zu liegen
kommen. Falsche Werte (Werte grösser als 100%) oder Nennungen wie „weiss
nicht“ wurden aus dem Datensatz ausgeschlossen. Als Beispiel für solche Fragen
6
Der relevante Datensatz dieser Studie trägt den Namen „Lokalparteien_2003“.
Der genaue Wortlaut und die Kodierung der Variablen lässt sich aus dem Fragebogen „Ortsparteien in der Schweiz“
aus dem Jahre 2003 oder dem Datensatz „Lokalparteien_2003“ ablesen.
8
Eine vollständige Auflistung der Variablen findet sich unter Kapitel 4: Das statistische Modell.
10
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nennen wir hier die Fragebatterie p18 beziehungsweise p19. Wir haben hier z.B.
bei p18a den Anteil der „unter 30-Jährigen“ so kodiert, dass wir als unabhängige
Variable den Anteil der „unter 30-Jährigen in % der Gesamtaktiven der Partei“
erhalten.
2. Die restlichen unabhängigen Variablen sind metrischer beziehungsweise absoluter
Natur. Bei diesen Variablen haben wir nur alle „weiss nicht“-Antworten als
systematische Fehler rekodiert. Als Beispiel für eine solche Frage können wir die
Gemeindegrösse (v2a) oder die Frage zur Rolle der Schweiz (p8) erwähnen.
4. Das statistische Modell
4.1. Multiple lineare Regressionsanalyse
Mit der Arbeit untersuchen wir, aufgrund welcher Variablen sich die vier
Bundesratsparteien auf der Links-Rechts-Skala selbst verortnen. Dies bedeutet, dass
wir für jede der vier Bundesratsparteien eine eigene statistische Auswertung
vornehmen, wobei das Modell jeweils das gleiche ist.
Da unsere abhängige Variable wie auch alle unabhängigen Variablen metrischer Natur
sind, verwenden wir für die Auswertung ein Regressionsmodell: das multiple lineare
Regressionsmodell. Das multiple lineare Regressionsmodell zeichnet sich nämlich
durch eine abhängige und viele unabhängige Variablen aus (Jann 1998: 138). Zudem
ist das Modell dann linear, wenn für f(x1,...., xk) eine lineare Funktion unterstellt wird
(Friedmann 2003: 2), so dass gilt:
y = α + β1x1 + β2x2 + b3x3 +... + βkxk + ε
Grafisch lässt sich das ganze, wie folgt darstellen:
unabhängige Variablen X1, X2,... Xk
Einfluss
abhängige Variable Y
Die Überprüfung der Hypothesen geschieht mittels Regressionsanalyse. Dabei wird
jeweils die abhängige Variable mit den unabhängigen Variablen in Verbindung
gebracht. Die Regressionsanalyse gibt uns über die Form des Zusammenhangs
zwischen
den
unabhängigen
und
der
abhängige
Variable
Auskunft
(Bahrenberg/Giese/Nipper 1990: 134).
Bei der Regressionsanalyse verwenden wir die „Kleinste-Quadrate-Methode“ (OLSRegression) der multiplen linearen Regression, da wir unter anderem wissen, dass die
multiple lineare Regression eine Weiterentwicklung der linearen Einfachregression
11
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(f(x)= α+βX+ε) darstellt (Friedmann 2003: 4). Mit der Regressionsanalyse legen wir
von der Idee her eine Gerade durch eine mehrdimensionale Punktewolke eines
mehrdimensionalen Scatterplotts, so dass die quadrierten Abstände der Residuen (yi –
f(x)) am Kleinsten werden (Kreyszig 1968: 259). Die Regression gibt uns Auskunft
über die Form des Zusammenhangs. Die Regressionsanalyse erlaubt es uns zu
ermitteln, wie viel sich der Wert der abhängigen Variable verändert, wenn der Wert
der unabhängigen Variable sich um eins vergrössert. Dies erlaubt uns die Grundform
der Regression. Der Wert α gibt uns die Konstante der Regressionsgeraden an, der
Wert β die Steigung der Regressionsgeraden und somit die Veränderung bei Erhöhung
beziehungsweise Senkung der jeweiligen unabhängigen Variable. Es handelt sich
hierbei also um ein Schätzverfahren (Urban 1982).
Aus der Regression haben wir die Möglichkeit, die Güte des Modells zu bestimmen. Die
Güte oder das Bestimmtheitsmass gibt uns darüber Auskunft, welcher Anteil der
Gesamtstreuung von Y mit Hilfe der Regressionsgleichung erklärt werden kann (Jann
1998: 135). Für unser Modell nehmen wir das korrigierte Bestimmtheitsmass
(adjusted R square), denn es zieht die Eigenschaften des Modells und damit der
Variablen in Betracht und beinhaltet eine Korrektur.
Die Signifikanz der Regressionskoeffizienten ermitteln wir mit Hilfe der t-Verteilung
(Urban 1982: 131; Jann 1998: 141; Bahrenberg/Giese/Nipper 1990: 155). Über die
Signifikanz des Gesamtmodells der Regressionen gibt uns der F-Test Auskunft (Jann
1998: 141f).
4.2. Die vier Modelle
Wie wir weiter oben schon erläutet haben, rechnen wir die statistische Auswertung für
die vier Bundesratsparteien jeweils einzeln. Weiter unterteilen wir unser Modell in vier
einzelne Modelle, welche jeweils eine Regressionsanalyse der oben genannten Art
nach sich zieht. Es sind dies folgende vier Modelle:
4.2.1. Modell 1: Politische Einschätzungen
Das
Modell
1
ist
sozusagen
unser
Referenzmodell
gegenüber
der
politikwissenschaftlichen Theorie und Forschung im Bereich der Links-RechtsEinschätzungen der Parteien. Das klassische Modell ist bekannterweise eine PolicyAnalyse der Wahlprogramme und Abstimmungsparolen beziehungsweise eine
Auswertung der Wahlplattformen (siehe dazu Brändli 1997).
Da es sich bei dieser politikwissenschaftlichen Theorie um die geläufige Theorie zur
Auswertung der Links-Rechts-Einschätzung handelt, haben wir drei Variablen aus dem
Datensatz ausgewählt, welche dem Spektrum der politischen Einschätzung zugeordnet
werden können und somit die „klassische“ Theorie unterstützen.
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Es handelt sich hierbei um die Fragen:
- Links-Rechts-Einschätzung der Kantonalpartei (p6b)
- Links-Rechts-Einschätzung der Bundespartei (p6c)
- Rolle der Schweiz (Alleingang vs. europäische Integration) (p8)
4.2.2. Modell 2: strukturelle Daten der Partei
Das Modell 2, wie auch alle weiteren Modelle, lassen sich theoretisch häufig schwer
untermauern. Dies liegt unter anderem daran, dass es im Bereich der Links-RechtsEinschätzung kaum Studien beziehungsweise Theorien gibt, welche vom oben
genannten Policy-Ansatz abweichen. Dies hat für uns einige „wissenschaftliche“
Schwierigkeiten mit sich gebracht, da wir nämlich Variablen in der Auswertung haben,
welche nicht durch eine oder mehrere Theorien gestützt sind. Wir sind uns bewusst,
dass dies als „unwissenschaftlich“ angesehen werden kann und dass wir Aussagen zu
gerade diesen Variablen kaum machen können. Wir haben uns aber trotzdem
entschlossen, diese Variablen im Modell zu belassen, da wir mit unserer Fragestellung
eben vom Policy-Ansatz wegkommen wollen, um zu betrachten, ob es noch weitere
Erklärungen für die Links-Rechts-Einschätzung der Ortsparteien gibt. Wir werden
selbstverständlich bei der Analyse alle signifikanten Variablen, die nicht theoretisch
gestützt sind, zwar als „mögliche Erklärungsvariablen“ angeben, aber keinerlei
Schlüsse daraus ziehen9.
Das Modell 2 beinhaltet all jene Variablen, welche Auskunft über die Struktur, die
Eigenschaften der Partei und der Parteilandschaft in der Gemeinde Auskunft geben.
Leider waren im Datensatz beziehungsweise im Fragebogen sehr wenige solcher
Fragen vorhanden, so dass sich dieses Modell aus den folgenden vier Variablen
zusammensetzt:
- Alter der Partei (p3b)
- Anzahl Kommunalparteien (partot)
- Frauenanteil als Prozentsatz aller Parlamentarierinnen (p55a)
- Frauenanteil als Prozentsatz aller Exekutivmitglieder (p55b)
4.2.3: Modell 3: soziodemographische Daten der Partei
Dieses Modell beinhaltet die soziodemographische Zusammensetzung der Partei,
sofern diese im Datensatz beziehungsweise in der Befragung vorhanden waren10.
Deshalb setzt sich dieses Modell aus drei übergeordneten Variablen zusammen (Aktive
9
Wir sind der Ansicht, dass damit allenfalls ein Anstoss an die Wissenschaft gegeben werden könnte. Vielleicht wird ja
unser Modell beziehungsweise unsere Modelle in weitere Studien einfliessen, um unsere Aussagen genauer zu
überprüfen.
10
Leider hat gerade das Einkommen der Aktiven der Partei gefehlt. Dies ist aber nicht weiter erstaunlich, da die
Einkommensfrage immer eine sehr heikle Frage ist.
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Frauen, Alter und Beruf), welche wir dann jeweils in
beziehungsweise Erwerbsgruppen unterteilen.
Die Variablen des Modells 3 sind die folgenden:
- Anteil Aktive Frauen in % der Aktiven (p16)
- Anteil der unter 30-Jährigen in % der Aktiven (p18a)
Anteil der 30 bis 45-Jährige in % der Aktiven (p18b)
Anteil der 45 bis 60-Jährige in % der Aktiven (p18c)
Anteil der über 60-Jährige in % der Aktiven (p18d)
Anteil der Freiberuflichen in % der Aktiven (p19a)
Anteil der Bäuerinnen in % der Aktiven (p19b)
Anteil der Gewerbetreibenden in % der Aktiven (p19c)
Anteil der Industriellen in % der Aktiven (p19d)
Anteil der Hausfrauen in % der Aktiven (p19e)
Anteil der leitende Angestellten in % der Aktiven (p19f)
Anteil der Angestellten in % der Aktiven (p19g)
Anteil der Arbeiterinnen in % der Aktiven (p19h)
Anteil der Beamtinnen in % der Aktiven (p19i)
Anteil der Studierende in % der Aktiven (p19j)
Anteil der Lehrerinnen in % der Aktiven (p19k)
Anteil der Rentnerinnen in % der Aktiven (p19l)
die
Altersgruppen
4.2.4. Modell 4: Daten der Gemeinde
Das vierte und letzte Modell beinhaltet die soziodemographische Zusammensetzung
der Gemeinde und weitere Variablen zur Gemeinde selbst, soweit die Variablen im
Datensatz vorliegen. Wir haben auch hier zwei Gruppen der soziodemographischen
Variablen (Alter und Beruf), welche auch hier in ihre Untergruppen unterteilt werden.
Die Variablen des vierten Modells sind folgende:
Gemeindegrösse (v2a)
Anteil Erwerbstätige in der Gemeinde (erwtot90)
Anteil oberes Management in der Gemeinde (obma90)
Anteil Freie Berufe in der Gemeinde (freb90)
Anteil Akademische Berufe und oberes Kader in der Gemeinde (akok90)
Anteil ungel. Angestellte und Arbeiterinnen in der Gemeinde (unarb90)
Anteil über 15-Jährige in der Gemeinde (ausb90)
Anteil Rentnerinnen in der Gemeinde (rent90)
Anteil Kinder bis 15 Jahre in der Gemeinde (kind90)
Anzahl politische Ämter in der Gemeinde (gb52a)
Anzahl Sitze im Parlament in der Gemeinde (v36a)
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5. Auswertung
Die Regressionsanalyse hat für jede Partei und damit für jedes Modell Werte für die
Konstante und die β's gegeben. Alle fehlenden Variablen in den Tabellen wurden zwar
gerechnet, haben sich aber als nicht-signifikant erwiesen, weshalb wir sie innerhalb
der Tabellen aus Platzgründen weggelassen haben. Wir haben hierfür die gängigen
Vertrauensbereiche (99%, 97,5%, 99% und 90%) verwendet.
Weiter lässt sich auf den ersten Blick über alle vier Parteien hinweg erkennen, dass
die Modelle 2 bis 4 einen sehr geringes Güte-Mass aufweisen. Dies zeigt, im
Gegensatz zu Modell 1, dass bei den Modellen 2 bis 4 ein sehr kleiner Anteil der
Gesamtstreuung durch unser Modell erklärt werden kann. Deshalb können wir
allgemein davon ausgehen, dass unsere grundsätzliche Konzeption, die Links-RechtsEinschätzung der Ortsparteien anhand soziodemographischer und struktureller Daten
erklären zu können, gescheitert ist. Gerade wenn wir das Güte-Mass des Modells 1
betrachten, das bei allen Parteien (im Besonderen bei der SVP) hoch bis sehr hoch
sind, stellen wir fest, gerade weil wir das Modell 1 als Referenzmodell für den
klassischen Policy-Ansatz zur Erklärung der Links-Rechts-Einschätzung genommen
haben, dass wir mit den Einschätzungen einen Teil der Streuung erklären können.
Dies heisst im Allgemeinen, bevor wir auf die einzelnen Hypothesen eingehen, dass
unsere Modelle 2 bis 4 nur einen geringen Teil der Wirklichkeit erklären und dass
unsere Modelle nicht „vollständig“ sind. Gerade mal das Modell 1 vermag einen
grösseren Teil der Streuung zu erklären.
5.1. Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SPS)
Durch die Regressionsanalysen anhand der vier Modelle lassen sich bei der SP
insgesamt neun Variablen (siehe Tabelle 5.1) finden, welche einen anscheinend
signifikanten Einfluss auf die Einschätzung der Parteipräsidentinnen auf der LinksRechts-Skala
haben.
Im
Modell
1
sind
dies
die
Einschätzung
der
Ortsparteipräsidentinnen der kantonalen Partei und die Einschätzung bezüglich der
Rolle der Schweiz. Beim Modell 2 sind dies die Anzahl Kommunalparteien neben der
SP und der Frauenanteil der SP in der Exekutive der Gemeinde. Bei Modell 3 sind dies
der Anteil der 45 bis 60-Jährigen bei den Aktiven, der Anteil Bäuerinnen bei den
Aktiven, der Anteil leitende Angestellte bei den Aktiven und der Anteil Arbeiterinnen
bei den Aktiven. Und bei Modell 4 ist der Anteil der ungelernten Angestellten und
Arbeiterinnen innerhalb der Gemeinde signifikant. Zudem lässt sich erkennen, dass
die Konstante bei den Modellen 2 bis 4 annähernd gleich ist und sich kaum vom
Mittelwert, wie er in Tabelle 2.2.1 dargestellt ist, unterscheidet.
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Tabelle: 5.1.: SP
Unabhängige Variablen
Modell 1
3.28***
Konstante
L-R-Situierung der kant. Partei
Rolle der Schweiz
Modell 2
Modell 3
3.48***
-.164***
-.121**
.088†
F-Anteil in Exekutive
-.098†
Anteil 45-60-Jährige
-.141**
Bäuerinnen
-.120*
Leitend. Angestellte
-.137***
Arbeiterinnen
-.078†
Ungelernte Angestellte und
Arbeiterinnen 1990
R2
3.31***
.409***
Anzahl Kommunalparteien
F-Test
Modell 4
61.3***
4.1**
4.1**
3.0†
.199
.015
.039
.004
Abhängige Variable: Links-Rechts-Einschätzung der Ortspartei
†
signifikant bei 0.1
*
signifikant bei 0.05
**
signifikant bei 0.025
***
signifikant bei 0.01
Aufgrund dieser Regressionsanalyse lässt sich nun eine Überprüfung der Hypothesen
für die SP vornehmen:
Hypothese 1:
Der Zusammenhang zwischen Gemeindegrösse und Links-Rechts-Einschätzung ist
nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen
als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen werden.
Hypothese 2a:
Die kantonale Einschätzung der eigenen Partei ist bei der SP signifikant. Der βKoeffizient gibt an, dass, wenn sich die Einschätzung der kantonalen Partei um 1
nach rechts verschiebt, sich die Einschätzung der Ortspartei um 0.4 nach rechts
verschiebt. Die Hypothese 2a kann also nicht verworfen werden.
Hypothese 2b:
Der Zusammenhang zwischen der nationalen Links-Rechts-Einschätzung und der
lokalen
Links-Rechts-Einschätzung
ist
nicht-signifikant,
d.h.
dass
der
Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen als zufällig betrachtet wird. Die
Hypothese kann somit verworfen werden.
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Hypothese 3:
Diese Hypothese kann nicht verworfen werden. Die Anzahl der Kommunalparteien
ist signifikant und der β-Koeffizient gibt an, dass bei der Erhöhung der Anzahl
Kommunalparteien um 1 sich die Links-Rechts-Einschätzung der SP um .121 nach
Links verschiebt.
Hypothese 4:
Der Zusammenhang zwischen Gemeindegrösse und Anteil Aktiver Frauen ist nichtsignifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen als
zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen werden.
Hypothese 5:
Der Zusammenhang zwischen Anteil Aktiver Rentnerinnen und Links-RechtsEinschätzung ist nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen
beiden Variablen als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen
werden.
Über alle weiteren signifikanten unabhängigen Variablen lassen sich keine plausiblen
Aussagen machen, da eine theoretische Basis dafür fehlt und die Zusammenhänge
trotz allem noch zufällig sein könnten.
5.2. Die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP)
Durch die Regressionsanalysen anhand der vier Modelle lassen sich bei der CVP
insgesamt sieben Variablen (siehe Tabelle 5.2) finden, welche einen anscheinend
signifikanten Einfluss auf die Einschätzung der Parteipräsidentinnen auf der LinksRechts-Skala haben. Im Modell 1 sind dies die Einschätzung der Ortsparteipräsidentinnen der kantonalen Partei und die Einschätzung bezüglich der Rolle der
Schweiz. Beim Modell 2 sind dies die Anzahl Kommunalparteien neben der CVP. Bei
Modell 3 sind dies der Anteil der Frauen bei den Aktiven, der Anteil Bäuerinnen bei
den Aktiven und der Anteil Beamte bei den Aktiven. Und bei Modell 4 ist der Anteil der
Kinder bis 15 Jahren innerhalb der Gemeinde signifikant. Zudem lässt sich erkennen,
dass die Konstante bei den Modellen 2 und 3 annähernd gleich ist und sich kaum vom
Mittelwert, wie er in Tabelle 2.2.1 dargestellt ist, unterscheidet.
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Tabelle: 5.2.: CVP
Unabhängige Variablen
Modell 1
6.25***
Konstante
L-R-Situierung der kant. Partei
Rolle der Schweiz
Modell 2
Modell 3
6.20***
-.110***
-.093†
Frauen in % Aktive
-.156**
Bäuerinnen
.174***
.157**
Beamte
.184***
Kinder bis 15 Jahre 1990
R2
4.94***
.602***
Anzahl Kommunalparteien
F-Test
Modell 4
128.7***
3.1†
6.2***
14.6***
.378
.006
.064
.031
Abhängige Variable: Links-Rechts-Einschätzung der Ortspartei
†
signifikant bei 0.1
*
signifikant bei 0.05
**
signifikant bei 0.025
***
signifikant bei 0.01
Aufgrund dieser Regressionsanalyse lässt sich nun eine Überprüfung der Hypothesen
für die CVP vornehmen:
Hypothese 1:
Der Zusammenhang zwischen Gemeindegrösse und Links-Rechts-Einschätzung ist
nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen
als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen werden.
Hypothese 2a:
Die kantonale Einschätzung der eigenen Partei ist bei der CVP signifikant. Der βKoeffizient gibt an, dass, wenn sich die Einschätzung der kantonalen Partei um 1
nach rechts verschiebt, sich die Einschätzung der Ortspartei um 0.6 nach rechts
verschiebt. Die Hypothese 2a kann also nicht verworfen werden.
Hypothese 2b:
Der Zusammenhang zwischen der nationalen Links-Rechts-Einschätzung und der
lokalen
Links-Rechts-Einschätzung
ist
nicht-signifikant,
d.h.
dass
der
Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen als zufällig betrachtet wird. Die
Hypothese kann somit verworfen werden.
Hypothese 3:
Die Anzahl der Kommunalparteien ist signifikant und der β-Koeffizient gibt an, dass
bei der Erhöhung der Anzahl Kommunalparteien um 1 sich die Links-RechtsEinschätzung der CVP um .093 nach Links verschiebt. Dies hat aber auf die
Hypothese keinen Einfluss, da die FDP und die CVP explizit ausgeschlossen sind.
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Hypothese 4:
Diese Hypothese kann nicht verworfen werden. Die Anzahl der aktiven Frauen bei
der CVP ist signifikant und der β-Koeffizient gibt an, dass bei einer Erhöhung um
1% des Frauenanteils bei den Aktiven die Links-Rechts-Einschätzung der CVP um
.156 nach Links verschiebt.
Hypothese 5:
Der Zusammenhang zwischen Anteil Aktiver Rentnerinnen und Links-RechtsEinschätzung ist nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen
beiden Variablen als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen
werden.
Über alle weiteren signifikanten unabhängigen Variablen lassen sich keine plausiblen
Aussagen machen, da eine theoretische Basis dafür fehlt und die Zusammenhänge
trotz allem noch zufällig sein könnten.
5.3. Die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP)
Durch die Regressionsanalysen anhand der vier Modelle lassen sich bei der FDP
insgesamt neun Variablen (siehe Tabelle 5.3) finden, welche einen anscheinend
signifikanten Einfluss auf die Einschätzung der Parteipräsidentinnen auf der LinksRechts-Skala haben. Im Modell 1 sind dies alle drei Variablen. Beim Modell 2 ist keine
einzige der Variablen signifikant. Bei Modell 3 sind dies der Anteil der unter 30Jährigen bei den Aktiven, der Anteil Bäuerinnen bei den Aktiven, der Anteil
Hausfrauen bei den Aktiven, der Anteil der Angestellten bei den Aktiven und der Anteil
Lehrerinnen bei den Aktiven. Und bei Modell 4 ist der Anteil der Erwerbstätigen
innerhalb der Gemeinde signifikant. Zudem lässt sich erkennen, dass die Konstante
beim Modell 3 annähernd gleich ist und sich kaum vom Mittelwert, wie er in Tabelle
2.2.1 dargestellt ist, unterscheidet.
Tabelle: 5.3.: FDP
Unabhängige Variablen
Modell 1
Konstante
L-R-Situierung der kant. Partei
L-R-Situierung der
Bundespartei
Rolle der Schweiz
Modell 2
Modell 3
7.09
***
.520***
.115**
-.109***
-.147***
Anteil Unter 30-Jährige
Bäuerinnen
.148***
Hausfrauen
-.102†
Angestellte
-.127**
Lehrerinnen
-.114*
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Modell 4
4.27***
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Erwerbstätige Total 1990
F-Test
R2
.177***
99.7
***
.362
.
+
.007
***
17.0***
.058
.029
4.8
Abhängige Variable: Links-Rechts-Einschätzung der Ortspartei
+
nicht signifikant
†
signifikant bei 0.1
*
signifikant bei 0.05
**
signifikant bei 0.025
***
signifikant bei 0.01
Aufgrund dieser Regressionsanalyse lässt sich nun eine Überprüfung der Hypothesen
für die FDP vornehmen:
Hypothese 1:
Der Zusammenhang zwischen Gemeindegrösse und Links-Rechts-Einschätzung ist
nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen
als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen werden.
Hypothese 2a:
Die kantonale Einschätzung der eigenen Partei ist bei der FDP signifikant. Der βKoeffizient gibt an, dass, wenn sich die Einschätzung der kantonalen Partei um 1
nach rechts verschiebt, sich die Einschätzung der Ortspartei um 0.52 nach rechts
verschiebt. Die Hypothese 2a kann also nicht verworfen werden.
Hypothese 2b:
Die nationale Einschätzung der eigenen Partei ist bei der FDP signifikant. Der βKoeffizient gibt an, dass, wenn sich die Einschätzung der nationalen Partei um 1
nach rechts verschiebt, sich die Einschätzung der Ortspartei um 0.115 nach rechts
verschiebt. Die Hypothese 2b kann also nicht verworfen werden.
Hypothese 3:
Der Zusammenhang zwischen Anzahl Kommunalparteien und Links-RechtsEinschätzung ist nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen
beiden Variablen als zufällig betrachtet wird.
Hypothese 4:
Der Zusammenhang zwischen Anzahl aktiver Frauen und Links-RechtsEinschätzung ist nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen
beiden Variablen als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen
werden.
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Hypothese 5:
Der Zusammenhang zwischen Anteil Aktiver Rentnerinnen und Links-RechtsEinschätzung ist nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen
beiden Variablen als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen
werden.
Über alle weiteren signifikanten unabhängigen Variablen lassen sich keine plausiblen
Aussagen machen, da eine theoretische Basis dafür fehlt und die Zusammenhänge
trotz allem noch zufällig sein könnten.
5.4. Die Schweizerische Volkspartei (SVP)
Durch die Regressionsanalysen anhand der vier Modelle lassen sich bei der SVP
insgesamt sechs Variablen (siehe Tabelle 5.4) finden, welche einen anscheinend
signifikanten Einfluss auf die Einschätzung der Parteipräsidentinnen auf der LinksRechts-Skala haben. Im Modell 1 sind dies alle drei Variablen. Beim Modell 2 ist dies
die Anzahl der Kommunalparteien. Bei Modell 3 sind dies der Anteil der 30 bis 45Jährigen bei den Aktiven. Und bei Modell 4 ist die Gemeindegrösse und die Anzahl
politischer Ämter signifikant. Zudem lässt sich erkennen, dass die Konstante bei den
Modellen 2 bis 4 annähernd gleich ist und sich kaum vom Mittelwert, wie er in Tabelle
2.2.1 dargestellt ist, unterscheidet.
Tabelle: 5.4.: SVP
Unabhängige Variablen
Modell 1
Modell 2
***
Konstante
6.8
L-R-Situierung der kant. Partei
.584***
L-R-Situierung der
Bundespartei
.159***
Rolle der Schweiz
-.134***
Anzahl Kommunalparteien
Modell 3
7.48
***
Modell 4
7.18***
.157***
-.138*
Anteil 30 – 45-Jährige
Gemeindegrösse
.119*
Anzahl politischer Ämter
-.109†
F-Test
R2
129.8***
8.3***
3.9*
2.8†
.509
.022
.014
.012
Abhängige Variable: Links-Rechts-Einschätzung der Ortspartei
†
signifikant bei 0.1
*
signifikant bei 0.05
**
signifikant bei 0.025
***
signifikant bei 0.01
Aufgrund dieser Regressionsanalyse lässt sich nun eine Überprüfung der Hypothesen
für die SVP vornehmen:
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Hypothese 1:
Es liegt ein signifikanter Zusammenhang zwischen Gemeindegrösse und LinksRechts-Einschätzung vor. Der β-Koeffizient zeigt die erwartete Richtung an. Die
Hypothese 1 kann also nicht verworfen werden.
Hypothese 2a:
Die kantonale Einschätzung der eigenen Partei ist bei der SVP signifikant. Der βKoeffizient gibt an, dass, wenn sich die Einschätzung der kantonalen Partei um 1
nach rechts verschiebt, sich die Einschätzung der Ortspartei um 0.584 nach rechts
verschiebt. Die Hypothese 2a kann also nicht verworfen werden.
Hypothese 2b:
Die nationale Einschätzung der eigenen Partei ist bei der SVP signifikant. Der βKoeffizient gibt an, dass, wenn sich die Einschätzung der nationalen Partei um 1
nach rechts verschiebt, sich die Einschätzung der Ortspartei um 0.159 nach rechts
verschiebt. Die Hypothese 2b kann also nicht verworfen werden.
Hypothese 3:
Diese Hypothese kann nicht verworfen werden. Die Anzahl der Kommunalparteien
ist signifikant und der β-Koeffizient gibt an, dass bei der Erhöhung der Anzahl
Kommunalparteien um 1, sich die Links-Rechts-Einschätzung der SVP um.157 nach
rechts verschiebt.
Hypothese 4:
Der Zusammenhang zwischen Anzahl aktiver Frauen und Links-RechtsEinschätzung ist nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen
beiden Variablen als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen
werden.
Hypothese 5:
Der Zusammenhang zwischen Anteil Aktiver Rentnerinnen und Links-RechtsEinschätzung ist nicht-signifikant, d.h. dass der Zusammenhang zwischen diesen
beiden Variablen als zufällig betrachtet wird. Die Hypothese kann somit verworfen
werden.
Über alle weiteren signifikanten unabhängigen Variablen lassen sich keine plausiblen
Aussagen machen, da eine theoretische Basis dafür fehlt und die Zusammenhänge
trotz allem noch zufällig sein könnten.
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6. Schlussfolgerungen
Wir haben mit dieser Seminararbeit Erklärungsvariablen für die Links-RechtsEinschätzung
der
Ortsparteien
der
vier
Bundesratsparteien
durch
die
Parteipräsidentinnen anhand sechs Hypothesen und vier Modellen gesucht. Dabei hat
sich herausgestellt, dass die theoretische Grundlage für die verschiedenen Modelle im
Bereich Links-Rechts-Einschätzung kaum bis gar nicht vorhanden ist. Aus diesem
Grund haben wir trotz fehlender theoretischer wie empirischer Grundlage Variablen in
unsere Modelle integriert, um allfällige Zusammenhänge zu entdecken und mögliche
weiterführende Arbeiten zu ermöglichen. Wir sind uns bewusst, dass dieses Vorgehen
nicht „vollständig“ wissenschaftlich ist.
Dennoch lassen sich aus unserer Studie einige Schlüsse ziehen. In Anbetracht der
unterschiedlichen Güte-Masse der einzelnen Modelle erkennen wir, dass das Modell 1
bei allen Parteien am besten die Streuung erklären kann. Gehen wir davon aus, dass
Modell 1 das Referenzmodell des Policy-Ansatzes ist, können wir sagen, dass wir in
dieser Studie in erster Linie nachgewiesen haben, dass sich die Links-RechtsEinschätzung vor allem durch eine Wahl- und Abstimmungsprogramm-Analyse
bestimmen lässt. Diese Schlussfolgerung lässt sich dadurch untermauern, dass bei
allen Parteien die Hypothese 2a und bei der FDP wie auch der SVP zudem noch die
Hypothese 2b nicht verworfen werden kann. Wir stellen also fest, dass bei allen
Parteien die eigene Einschätzung der kantonalen Partei einen Einfluss auf die LinksRechts-Einschätzung hat, weiter bei der FDP und der SVP auch die Links-RechtsEinschätzung der Bundespartei. Ziehen wir noch als dritte Variable des Modells 1 die
„Rolle der Schweiz“ hinzu, sehen wir, dass auch diese bei allen Parteien mit dem
entsprechenden richtigen Vorzeichen11 signifikant ist. Das Modell 1 erklärt somit den
grössten Teil der Streuung und gibt uns, würden wir die β-Koeffizienten in eine
Rangfolge bringen, immer den stärksten Effekt auf die Links-Rechts-Einschätzung an.
Hypothese 3 wird nicht verworfen, da sowohl die SP wie auch die SVP die
entsprechenden Signifikanz und β-Koeffizienten aufweisen. Wir gehen davon aus, dass
ein Zusammenhang zwischen der lokalen Links-Rechts-Einschätzung und der Anzahl
Kommunalparteien besteht. Wir können also klar davon ausgehen, dass, wenn sich im
Links-Rechts-Spektrum der Parteien mehr Parteien bilden, sich die SP nach links und
die SVP nach rechts versucht abzugrenzen. Dies lässt sich jedenfalls aus unserer
Erhebung schliessen.
Hypothese 5 wird bei allen Parteien verworfen. Es lässt sich also bei keiner Partei ein
Zusammenhang zwischen Links-Rechts-Einordnung und Anteil Rentnerinnen in der
Gemeinde feststellen. Unsere Auswertung zeigt klar, dass hier bei keiner Partei eine
Signifikanz vorliegt.
Die Hypothesen 1 und 4 werden hingegen nicht so kongruent durch unsere
Auswertung gestützt beziehungsweise verworfen. Es lässt sich sehen, dass bei
11
Je mehr Integration der Schweiz in internationale Organisationen, desto linker.
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einzelnen Parteien der Anteil der Frauen oder die Gemeindegrösse einen Einfluss auf
die Links-Rechts-Einschätzung haben. Es liegt aber, betrachtet man alle vier
Bundesratsparteien gemeinsam, keine Systematik bezüglich der statistischen
Resultate vor.
Schlussfolgernd aus unserer Arbeit möchten wir festhalten, dass wir der Ansicht sind,
dass der Policy-Ansatz am besten die Links-Rechts-Einschätzung der Parteien erklären
kann und dass die drei weiteren Modelle nur in punktuellen Bereichen fähig sind
(gerade aufgrund der Höhe des Güte-Masses darf das hinterfragt werden), Aussagen
zur Links-Rechts-Einschätzung zu machen. Aus unserer Sicht müsste man die
signifikanten Einflüsse, die wir aufgrund fehlender Theorie nicht in die
Schlussbemerkungen hineingenommen haben (z.B. der Anteil Bäuerinnen bei den
Aktiven, der immerhin bei der SPS, der CVP und der FDP signifikant ist) genauer unter
die Lupe nehmen und untersuchen.
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