Magnetresonanztomographische Untersuchung der Relaxationszeiten und Diffusionseigenschaften von Zitrusfrüchten bei 1,5 Tesla Feldstärke Wissenschaftliche Arbeit im Fach Physik (1.überarbeitete Version) Erstellt von: Dominik Vitha Erstellt an der Universität Tübingen Sektion für Experimentelle Radiologie Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Radiologische Klinik Eberhard-Karls-Universität Universitätsklinikum Tübingen - Inhaltsverzeichnis - Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 5 2. Theoretische Grundlagen 7 2.1 Der Kernspin und das Magnetische Moment 7 2.2 Die Energie des Atomkerns im homogenen statischen Magnetfeld 9 2.3 Die Präzessionsbewegung des Kernspins 10 2.4 Makroskopische Magnetisierung 11 2.5 HF-Bestrahlung und Relaxation 13 2.6 Relaxationszeiten 13 2.6.1 Spin-Gitter-Relaxation 14 2.6.2 Spin-Spin-Relaxation 14 2.8 Chemische Verschiebung 16 2.9 Signalerfassungen und Bildgebung 16 2.10 Diffusion 20 3. Material und Methoden 3.1 Die Messobjekte: Zitrusfrüchte 21 21 3.1.1 Die Orange 22 3.1.2 Die Mandarine 22 3.1.3 Die Zitrone und Limette 23 3.1.4 Die Grapefruit 24 - Inhaltsverzeichnis - 3.2 Die Messgeräte und der Aufbau 25 3.3 Die Messungen 27 3.3.1 Die T1-Messungen 28 3.3.2 Die T2-Messungen 30 3.3.3 Die T2*-Messungen 32 3.3.4 Die Diffusions-Messungen 35 4. Auswertung 4.1 Die Auswertung der Relaxationszeiten 37 37 4.1.1 Die Relaxationszeit T1 38 4.1.2 Die Relaxationszeit T2 41 4.1.3 Die Relaxationszeit T2* 44 4.2 Die Auswertung der Diffusionsmessungen 47 5. Diskussion 49 Quellenverzeichnis 51 Danksagung 54 - Einleitung - 5 1. Einleitung Im Jahr 1925 führte der Physiker Wolfgang Pauli (1900 – 1958, Nobelpreis für Physik 1945) innerhalb eines Theoriemodells über die Aufspaltung von Spektrallinien in einem starken Magnetfeld eine mathematische Größe ein, welche später als Eigendrehimpuls bzw. Spin der Elektronen gedeutet wurde. Otto Stern (1888 – 1969, Nobelpreis für Physik 1943) zeigte, dass auch Protonen magnetische Eigenschaften besitzen. 1939 wies Isidor I. Rabi (1898 – 1988, Nobelpreis für Physik 1944) durch Experimente mit Atomstrahlen in Magnetfeldern die Existenz des Kernspins nach. 1945 entdeckten Felix Bloch (1905 – 1983, Nobelpreis für Physik 1952) und Edward Will Purcell (1912 – 1997, Nobelpreis für Physik 1952) unabhängig voneinander die magnetische Kernspinresonanz. Die Eigenschaft der magnetischen Kernspinresonanz (kurz NMR) ist, dass ein Atomkern in einem äußeren Magnetfeld Radiowellen absorbiert und emittiert. Die Forschung der nächsten Jahre und die Entwicklung immer stärkerer Magnete, durch sogenannte Supraleiter brachte die NMR-Spektroskopie an die Spitze der Analyseverfahren in der Physik, Biochemie und Chemie. 1971 hatte Raymond V. Damadian (geb. 1936) eine der bedeutendsten Entdeckungen gemacht. Er fand heraus, dass gesundes und pathologisches Gewebe ungleiche Relaxationszeiten (vgl. Kapitel 2.6) besitzen. Paul Lauterbur (geb. 1929) und Sir Peter Mansfield (geb. 1933) publizierten 1973 und 1977 zwei Arbeiten, welche die Entwicklung des unsichtbaren Magnetresonanz-Signals (kurz MR-Signal), bis hin zu sichtbaren Bildern entscheidend vorantrieben. Für diese entscheidenden Arbeiten erhielten beide im Jahre 2003 den Nobelpreis für Medizin. Von nun an gewann die Magnetresonanztomographie (kurz MRT) eine immer größere Bedeutung in der medizinischen Diagnostik und in der zerstörungsfreien Materialforschung. So hat auch die Lebensmittelindustrie ein immer größer werdendes Interesse an MR-Untersuchungen, da zum Beispiel sehr einfache Methoden zur Qualitätssicherung bzw. Authentizitätsprüfung angewendet werden können. Seit 1999 wird die MR-Technologie in die Routine der Lebensmitteluntersuchung integriert. - Einleitung - 6 Im Jahr 2003 veröffentlichten B. P. Hills und C. J. Clark in der 50. Ausgabe der Zeitschrift „Annual Reports on NMR Spectroscopy“ verschiedene MR-Messungen an unterschiedlichsten Obst- und Gemüsesorten. Ein Obst, welches seit dem in den verschiedensten wissenschaftlichen MR-Untersuchungen immer wieder auftaucht, ist die Gattung der Zitrusfrüchte. Da Zitrusfrüchte als Vitamin-C-Hauptquelle gelten gehören sie zum Lebensstil vieler gesundheitsbewusster Menschen. Weltweit werden ca. 100 Millionen Tonnen an Zitrusfrüchten jedes Jahr produziert. Deutschland importiert ca. eine Million Tonnen pro Jahr, welches einem Drittel der in Deutschland konsumierten Frischfrüchte entspricht. Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, eine magnetresonanztomographische Untersuchung (1,5 Tesla Feldstärke) der Relaxationszeiten und Diffusionseigenschaften von Zitrusfrüchten durchzuführen. Dazu wird in Kapitel 2 auf die für diese Arbeit notwendigen theoretischen Grundlagen eingegangen. Im darauffolgenden Kapitel 3 werden zunächst die verwendeten Materialen, also die Messobjekte und Messapparaturen, vorgestellt und die angewandten Messmethoden bzw. Messverfahren genauer erläutert. Im Kapitel 4 werden die Messungen ausgewertet. Im letzten Kapitel, dem 5., werden die ausgewerteten Daten diskutiert und mit Messergebnissen anderer Forschungsarbeiten verglichen. Quellenverweise: [7]: Seite 6-7 [8] [9] [11]: Seite 289-299 [12]: Seite 1-2 - Theoretische Grundlagen - 7 2. Theoretische Grundlagen 2.1 Der Kernspin und das magnetische Moment Ein Atom ist vereinfacht, wie es von Rutherford beschrieben wurde, aus einem Atomkern und einer Hülle aus Elektronen aufgebaut. Die Hüllenelektronen sind mehrere Angstrom groß und sind tausendfach leichter als der Kern. Der Atomkern, bestehend aus Neutronen und Protonen, ist nur wenige Femtometer groß, aber macht fast die ganze Masse eines Atoms aus. Eine der wichtigsten Grundlagen der Magnetresonanztomographie ( kurz MRT) ist der Kernmagnetismus. Ausgehend von der Tatsache, dass die meisten Atomkerne eine Eigenrotation, den sogenannten Kernspin besitzen, wird zunächst ein klassisches Modell, welches der Veranschaulichung dient, beschrieben. Betrachtet man eine um eine zentrale Achse rotierende geladene Kugel und wählt ein Massenelement m, welches sich auf einer Kreisbahn mit dem Radius R und einer Winkelgeschwindigkeit schwindigkeit ω befindet, so gilt für den Drehimpuls P, relativ zum Kreismittelpunkt: P = mvr = mωr2 = 2m πr2 t (1) Wie bei einem stromdurchflossenen kreisförmigen Leiter erzeugt das Massenelement, falls es geladen ist, ein magnetisches Moment µ : Q µ = Strom ⋅ Fläche = ⋅ πr2 t Abb.1: Veranschaulichung des Kernspins (2) Durch Einsetzen von (1) in (2) erhält man: µ = Q P ≡ kP 2m =konstant Vektoriell betrachtet steht also das magnetische Moment kollinear zum mechanischen Eigendrehimpuls der Kugel (magnetomechanischer Parallelismus). Da jedoch Drehimpuls und somit auch das magnetische Moment bzw. weitere Größen gequantelt sind, ist es nötig, für die Beschreibung der Abläufe auf Atomkernebene die - Theoretische Grundlagen - 8 Erkenntnisse der Quantenmechanik zu nutzen. Dennoch ist das Kugelmodel ähnlich zu dem der Quantenphysik. Auch dann, wenn der Drehimpuls eine inhärente Größe eines Atomkerns ist und somit nicht auf die mechanische Eigenrotation zurückgeführt werden kann. Es gilt die einfache Beziehung zwischen dem magnetischen Moment µ und dem Kernspin L : µ = γL (3) Die Konstante γ wird als gyromagnetisches Verhältnis (griech. Gyros = Kreis) bezeichnet. Sie ist ein Maß für die Empfindlichkeit von Kernsorten bei Magnetresonanzmessungen. Das gyromagnetische Verhältnis ist also spezifisch für die Isotope der Elemente und ist zum Beispiel für Wasserstoff am größten (aus [4]: Seite 75 Tab.3.1): γ ( 1 H) = 26,752 ⋅ 107 rad . T ⋅s Für den Betrag des Kernspins gilt: L = ℏ I(I + 1) (4) I ist die sogenannte Kerndrehimpuls- oder Kernspinquantenzahl, für die folgende Auswahlkriterien gilt: 1. I=0 ⇔ : #Protonen = gerade und #Neutronen = gerade 2. I = ganzzahlig und I ≠ 0 ⇔ : #Protonen = ungerade und #Neutronen = ungerade 3. I = halbzahlig ⇔ :#Protonen = gerade und #Neutronen = ungerade 4. I = halbzahlig ⇔ :#Protonen = ungerade und #Neutronen = gerade 1 Für Wasserstoff gilt I = . 2 Mit (4) und unter Ausschluss des ersten Auswahlkriteriums erhält man einen von Null verschiedenen Betrag des magnetischen Moments: µ = γℏ I(I + 1) (5) Theoretisch sind also alle Kerne, deren magnetisches Moment von Null verschieden ist, geeignet für magnetresonanztomographische Untersuchungen. Bei der MR-Bildgebung wird aber fast ausschließlich der Wasserstoffatomkern verwendet, da das Vorkommen von 1H innerhalb biologischen Gewebes mit Abstand am häufigsten ist und das gyromagnetische Verhältnis das Größte. Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 1, Seite 1-2 [2]: Seite 8 ; ; [3]:Seite 51-52 [5]:Seite 8 - Theoretische Grundlagen - 9 2.2 Die Energie des Atomkerns im homogenen statischen Magnetfeld Wird nun ein Kern ( I ≠ 0 ) in ein externes Magnetfeld, üblicherweise BT = ( 0, 0, Bz ) , gebracht, so richtet sich µ im Magnetfeld B aus und präzediert um die Magnetfeldachse (Abb.2). Bei dieser Richtungsquantelung beträgt die Komponente des Kerndrehimpulses in Richtung des Feldes: L z = mIℏ (6) Die Variable mI in Gleichung (6) ist die Magnetquantenzahl und kann Werte von +I,I − 1,I − 2,..., −I + 1, −I annehmen. Die Magnetquantenzahl charakterisiert die möglichen Eigenzustände. Die Gesamtanzahl der möglichen Eigenzustände eines Kerns beträgt somit 2I + 1 . Für Wasserstoff gibt es also zwei Eigenzustände (vgl. Abb.3). Für die Energie der sogenannten Kern-Zeeman-Niveaus gilt dann: (4),(5) (6) EmI = −µ zBz = − γL zBz = −γmIℏBz Abb.2: Präzession der Kernspinachse um externes Magnetfeld Bz (7) Abb.3: Kern-Zeeman-Niveau-Aufspaltung eines Kernspin ½-Teilchens Betrachtet man nochmals Abb.2, so ist man geneigt, ein analoges Modell, das eines Kreisels, zu sehen. Der Unterschied zwischen dem Kreiselmodell und dem der Quantenmechanik liegt darin, dass man den Drehimpuls des Kreisels mechanisch vorgeben muss und der Drehimpuls des Kerns inhärent ist. Dennoch sind Vergleiche mit der klassischen Bewegung eines Kreisels nicht so falsch, denn bei der MR-Messung werden nicht einzelne Atomkerne betrachtet, sondern vielmehr Mittelwerte über ein Ensemble von vielen Kernen. Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 1, Seite 2-3 [2]: Seite 9-11 - Theoretische Grundlagen - 10 2.3 Die Präzessionsbewegung des Kernspins Nach dem Theorem von Paul Ehrenfest, kann man die klassischen Bewegungsgleichungen auf die Mittelwerte, bzw. die Erwartungswerte der Quantenmechanik anwenden. Im folgenden Abschnitt sei also µ := µ bzw. µi := µi (mit i=x,y,z) der Erwartungswert. Das bei der Präzession auftretende Drehmoment hat die klassische Form: (8) D = µ ×B i Aus dem fundamentalen Zusammenhang D = L kann man die Bewegungsgleichung der Präzession aufstellen: i i L = µ × B und mit (3) erhält man µ = γ µ × B (9). Lösung der Bewegungsgleichung: i µx µx 0 i i µ = µy = γ µy × 0 i µ B µz z z ii i ⇔ i i µ x µ yBz i µ y = γ −µ xBz i 0 µz ⇒ µ x = γ µ y B z + γ µ y Bz = − ( γ B z ) µ x 2 = 0 da Bz statisch Durch Einsetzen erhält man, dass der Ansatz µx = C1 cos ( ωt ) + C2 sin(ωt) genau dann eine Lösung darstellt, falls gilt: ω = γB z (10) Die allgemeine Lösung ergibt sich dann zu: C1 cos ( γBz t ) + C2 sin(γBz t) µ = C2 cos ( γBz t ) − C1 sin(γBz t) C3 - Theoretische Grundlagen - 11 Setzt man nun noch Anfangswerte von µ an, so würde folgen, dass die Konstanten ( Ci )i=1,2,3 den Anfangswerten der zugehörigen Erwartungswerte entsprechen. Viel wichtiger ist jedoch die Bedingung der Lösung: dass die Frequenz ω , die sogenannte Larmorfrequenz, oder auch Larmor-Präzession, benannt nach dem britischen Physiker Sir Joseph Larmor (1857-1942), proportional ist zum angelegten Hauptmagnetfeld Bz . Für 1H ist die Larmorfrequenz bei 1,5 Tesla Feldstärke ca. 63,9 MHz. Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 1, Seite 3 2.4 Makroskopische Magnetisierung Ein Messobjekt einer MRT Untersuchung, setzt sich aus vielen Atomen zusammen. Daher ist es notwendig, ein Ensemble von Atomen, bzw. den Kernen zusammen zu fassen. Betrachtet man die Energiedifferenz ∆E in Abb.4 (auf der folgenden Seite) der Kernspineinstellungen, so stellt man fest, dass ∆E mit steigendem Magnetfeld zunimmt und über Subtraktion der (10) jeweiligen Werte von E sich berechnen lässt zu: ∆E = E↓ − E↑ = γ ℏBz = ℏω . Setzt man nun N1 als die Anzahl der Kerne im energetisch niedrigeren Zustand und N2 als die Anzahl des höheren Zustandes, so wird das thermische Gleichgewicht der Spinpopulationen durch die Boltzmann-Statistik beschrieben: ∆E ℏω − − N2 = e kB T = e kB T , N1 wobei kB die Boltzmann-Konstante und T die absolute Temperatur ist. Bei 1,5 T Feldstärke und bei Raumtemperatur für Wasserstoff ist das Verhältnis N2 ≈ 1,000010226 . Das heißt, N1 es herrscht annähernd Gleichverteilung zwischen den beiden Energieniveaus. Der Über schuss lässt darauf schließen, dass es eine messbare makroskopische Magnetisierung M gibt. Diese makroskopische Magnetisierung ist bei typischen Messtemperaturen etwa proportional zur Feldstärke innerhalb des Volumens, sofern in dem Volumen V genügend Protonen (z.B. N Stück) sind und das Feld homogen verläuft: - Theoretische Grundlagen - 12 Protonen (z.B. N Stück) sind und das Feld homogen verläuft: 1 N M = ∑ µi V i =1 Vernachlässigt man die Wechselwirkungen der Protonen mit ihrer Umgebung, so gilt für die Bewegungsgleichung der Magnetisierung innerhalb eines externen Magnetfeldes mit einer magnetischen Flussdichte B0 folgende Gleichung: dM = γM × B0 dt (11) Falls das von außen angelegte Magnetfeld, wie bisher in z-Richtung zeigt, so lässt sich zum Beispiel der parallele Anteil zum angelegten Feld der Magnetisierung angeben zu: Mz = 2 2 1 N N γ ℏ I ( I + 1 ) Bz µ = ⋅ ∑ i,z V V i=1 3kB T Abb.4: ∆E eines Kernspin ½-Teilchens Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 1, Seite 4-5 [2]: Seite 11 - Theoretische Grundlagen - 13 2.5 HF-Bestrahlung und Relaxation Durch das Anlegen von Hochfrequenzstrahlung BHF (t) senkrecht zum Hauptmagnetfeld, über einen Zeitraum ∆tHF kann das thermische Gleichgewicht gestört werden. In einem Ensemble des Volumens V werden diejenigen Kerne angeregt, deren Larmorfrequenz ω im Frequenzband des HF-Pulses enthalten ist. Dies hat zur Folge, dass die makroskopische Magnetisierung M mit der Winkelgeschwindigkeit ωHF aus der Richtung des Haupt magnetfeldes B um einen Winkel ϕ , dem sogenannten Flipwinkel, gekippt wird: i ωHF = γBHF und mit ωHF = ϕ folgt für den Winkel ϕ = γBHF ∆tHF In der Praxis liegt ∆tHF im Bereich von wenigen Millisekunden. Betrachtet man die Magnetisierung M genauer von einem ortsfesten Koordinatensystem aus, so dreht sich die Magnetisierung auf einer Kreisbahn um das statische Feld, bleibt aber in ihrem Betrag unverändert. Schaltet man anschließend das HF-Feld wieder ab, so fängt das System sofort an sich zu erholen (relaxieren). Quantenmechanisch betrachtet hat das HF-Feld die Folge, dass das Besetzungsverhältnis der Kernspins gestört wird. Den Übergang vom angeregten Zustand in den Gleichgewichtszustand nach dem Abschalten des HF-Feldes bezeichnet man als Relaxation. Dabei unterscheidet man zwei Anteile der Magnetisierung: Längsanteil Mz (Parallel zur z-Achse) und den Queranteil Mx,y (senkrecht zur z-Achse). Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 1, Seite 5-6 [2]: Seite 12-13 [5]:Seite 8-9 2.6 Relaxationszeiten Während der im vorigen Abschnitt erwähnten Erholung nach dem Abschalten des HF-Feldes (kurz: Relaxation) treten innerhalb der Gitterstruktur Wechselwirkungen zwischen Gitter und Spins, aber auch nur zwischen Spins auf. Daher wird zwischen zwei Relaxationsarten unterschieden: - Theoretische Grundlagen - 14 2.6.1 Spin-Gitter-Relaxation Nach dem Abschalten des HF-Feldes strebt das Ensemble hin zum Gleichgewichtszustand. Die Übergänge von einem Energieniveau zum anderen erfolgen durch Wechselwirkung mit dem Gitter, was zu einem Temperaturanstieg innerhalb des Messobjekts führt. Die Zeit, die das System braucht, um wieder in den Gleichgewichtszustand über Spin-GitterWechselwirkung zu gehen, nennt man Relaxationszeit T1. Für die Bewegungsgleichung gilt dann: dMz M0 − Mz = , wählt man t 0 als Startzeitpunkt des Relaxationsvorgangs, so ist eine dt T1 mögliche Lösung der inhomogenen Differentialgleichung: Mz (t) = Mz (t0 )e − t − t0 T1 t−t − 0 + M0 1 − e T1 (12) Strahlt man einem 90°-HF-Puls ein, so ist T1 die Zeit, bei der 63% des Gleichgewichtszustandes wieder hergestellt wurden. Abb.5: Relaxation der Längsmagnetisierung nach der Anregung durch einen 90°-HF-Puls 2.6.2 Spin-Spin-Relaxation Die Spin-Spin-Relaxation bezeichnet die Relaxation der Quermagnetisierung Mxy, also den exponentiellen Abfall der Quermagnetisierung. Die T2 entspricht der Zeit, in der die Quermagnetisierung Mxy auf 37% ihres Ausgangswertes abgefallen ist. Die Ursache ist die sogenannte Dephasierung, welche durch unterschiedliche Wechselwirkungen der einzelnen Spins auftretenden Magnetfelddifferenzen begründet ist. Die Larmorfrequenzen der Spins unterscheiden sich durch Inhomogenitäten des Magnetfeldes. Der Unterschied ist zwar - Theoretische Grundlagen - 15 gering, aber führt dazu, dass die Spins auseinanderrotieren. Somit können sich die Kernspins gegenseitig auslöschen. Die einzelnen Kernspins fächern sich also mit der Zeit auf, bis hin zu einem Zerfall der makroskopischen Quermagnetisierung. Diesen Vorgang nennt man Dephasierung. Nach dem Lösen der inhomogenen Differentialgleichung, für die Bewegungsgleichung der Querkomponente, erhält man folgendes Zerfallgesetz: Mxy (t) = Mxy (0)⋅ e − t T2 (13) Abb.6: Relaxation der Quermagnetisierung nach der Anregung durch einen 90°-HF-Puls Die Dephasierung wird durch die, wenn auch geringe aber vorhandene Inhomogenität des äußeren Magnetfeldes, verstärkt. Dieser zusätzlichen Dephasierung der Kernspins wird die T2* Relaxationszeit zugeordnet. Der Graph der sogenannten Scheinrelationszeit T2* ist die Fourier-Transformierte der Frequenzverteilung. Erweitert man die Bewegungsgleichung (11) in 2.4 um die eben beschriebenen Relaxationsprozesse, so erhält man die Bloch-Gleichungen (nach Felix Bloch): (Gl.1) dMz M − Mz = γ (MxB )z + 0 dt T1 und (Gl.2) dMx ,y = γ (MxB )x ,y + dt Präzession Mx ,y T2 Relaxation Durch Lösen der Gleichungen mit den experimentellen Randbedingungen, ergeben sich die genannten e-Funktionen. Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 1, Seite 6-9 [2]: Seite 13-17 [5]:Seite 10-11 - Theoretische Grundlagen - 16 2.8 Chemische Verschiebung Die Wechselwirkungen der Kerne mit ihrer Umgebung sind nach 2.6 ff also Ursachen für Relaxationseigenschaften verschiedener Kernsorten. Zu dem beeinflussen die Umgebungswechselwirkungen die Resonanzfrequenz ω . Die Elektronen verursachen eine Abschwächung des lokalen Magnetfeldes Bi am Kernort i. Das von den Hüllenelektronen induzierte Magnetfeld wirkt dem angelegten B0 Feld entgegen (Abschirmung). Nach 2.3 Gl. (10) gilt für die Resonanzfrequenz des i-ten Kerns: ωi = γBi . Somit führt das induzierte Feld zu einer Frequenzverschiebung, der sogenannten chemischen Verschiebung. Definiert man σi als die sogenannte Abschirmungskonstante, dann gilt für das Feld am Kernort i: Bi = B0 (1 − σi ) . Damit gilt für die Larmorfrequenz ωi = γB0 (1 − σi ) . Über folgende Frequenzrelation wird nun die chemische Verschiebung δ angegeben zu: δi = ωi − ωref ⋅ 106 , wobei ωref die Resonanzfrequenz eines Referenzstoffes ist. Die chemische ωref Verschiebung ist dimensionslos und wird in ppm (parts per million) angegeben. Für Wasserstoff wird üblicherweise Tetramethylsalin als Referenzstoff verwendet und man erhält für 1H eine chemische Verschiebung von 4,8 ppm. Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 2, Seite 1-2 [2]: Seite 24 2.9 Signalerfassungen und Bildgebung Nach dem Faraday`schen Induktionsgesetz gilt: wenn der auf eine Leiterschleife wirkende magnetische Fluss sich zeitlich ändert, kann an den Enden der Leiterschleife eine Spannung abgegriffen werden. In einer geschlossenen Leiterschleife führt der sich ausbildende Strom zu einem Magnetfeld, welches nach Lenz der Ursache, die Flussänderung, entgegenwirkt. Folglich induziert die in einem Messobjekt präzedierende makroskopische Magnetisierung, z.B. um die z-Achse, in einer Empfängerspule in der Nähe des Objekts, eine Spannung. Für - Theoretische Grundlagen - 17 den Fall, dass die Normale der Spule senkrecht zum angelegten Feld zeigt, so gilt für das Signal I: I ∼ ω0M0 sin ( ω0 t ) Das in der Empfängerspule detektierte Spannungssignal heißt fid-Signal (free-inductiondecay). Abb.7: Abnahme des fid-Signals, z.B. für T2-Zerfall Abb.8: rechts: transformiertes Signal (frequenzabhängig) Durch Fourieranalyse erhält man ein Spektrum, welches die Signalstärke als Funktional der Frequenz angibt. Nun gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Messsequenzen, auf die an dieser Stelle nicht eingegangen wird. Es werden jedoch die für die Untersuchung der Messobjekte dieser Arbeit verwendeten Sequenzen in (Kapitel 3.3) vorgestellt. Alle Sequenzen unterscheiden sich jedoch im Wesentlichen in der Art und Weise, wie das Spinsystem von mehreren HF-Pulsen präpariert wird. Da bei der HF-Bestrahlung alle Kernspins des Messobjekts innerhalb des HF-Impuls-Bereichs zum fid-Signal beitragen, ist - Theoretische Grundlagen - 18 klar, dass ohne weitere Modifikationen, um den Ort zu detektieren, wohl kaum ein brauchbares Bild entstehen würde. Für die Ortskodierung werden dem statischen Grundfeld zu bestimmten Zeitpunkten innerhalb einer Sequenz von der Anregung bis zur Detektion lineare Gradientenfelder in alle drei Raumrichtungen überlagert, wodurch nur bestimmte Bereiche des Messobjekts angeregt werden. Welche Schicht bzw. Bereiche ( ∆z ) des Messobjekts angeregt werden, hängt zum einen von Steilheit des Gradienten und vom gewählten Frequenzband ( ∆ω ) ab. Abb.10: Schichtselektion, durch Feldgradienten, senkrecht zur Schicht. Frequenzbereiche sind gleich, links: Gradient flacher Schaltet man während der Anregung einen Gradienten Gslice zu, so wird also eine bestimmte Schicht ausgewählt. In der Abb.10 wird durch das Schalten eines z-Gradienten eine transversale Schicht selektiert. Für die Ortskodierung, innerhalb der gewählten Schicht wird vor dem Auslesen ein in die gewählte Richtung liegender Phasengradient Gphase zugeschaltet. Dies hat zur Folge, dass Kernspins am Ort des höheren Feldes denen des kleineren Feldes, „vorrauseilen“. Schaltet man Gphase in y-Richtung, so ist die Phase von der y-Koordinate abhängig. Schaltet man während des Auslesens einen Lesegradienten Gread , z.B. in xRichtung zu, so wird während dem Auslesen die relative Phasenlage der Spins in x-Richtung stetig verändert. Phasenkodiergradient und Auslesegradient entscheiden also über die Form und Amplitude des gemessenen Gesamtsignals. Über den k-Formalismus kann das gemessene Signal transformiert werden: Dazu wird die Schicht in sogenannte Voxel diskretisiert. Schaltet man verschiedene Phasengradienten ky und während dem Auslesen einen x-Gradienten, so erhält man eine Zeile kx-Werte. - Theoretische Grundlagen - Schließlich erhält man 19 eine Matrix von Rohdaten. Da der Rohdatensatz die Foriertransformierte des Bildes ist, kann durch eine inverse Transformation ein Bild in Graustufen errechnet werden. Abb.11: links: Positionierung der Daten im k-Raum; rechts: Ortskodierung innerhalb einer Schicht In der folgenden Grafik, Abb.12, ist das Prinzip von dem oben beschriebenen Detektionsschritten dargestellt. Wobei TE die sogenannte Echozeit, die Zeit zwischen HF-Puls und Signalaquisition, und TR, die Repetitionszeit zwischen zwei HF-Pulsen, ist. Abb.12 aus [1]:Praktikumstag 3, Seite 1 Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 1, Seite 10 ; Praktikumstag 3, Seite 1-2 [2]: Seite 18-19, 26-33 [5]:Seite 11-15 - Theoretische Grundlagen - 20 2.10 Diffusion Mit Diffusion bezeichnet man den physikalischen Vorgang, welcher zur vollständigen Durchmischung von Stoffen führt. Diffusion ist also der physikalische Prozess der statistischen thermischen Bewegung von Molekülen, bzw. Atomen in Flüssigkeiten oder Gasen, was man unter der Brown`schen Bewegung versteht. Innerhalb eines abgeschlossenen Systems bewirkt also die Diffusion den Abbau des Dichteunterschieds bis hin zur vollständigen Durchmischung. Statistisch betrachtet ist die Bewegung von Teilchen innerhalb des abgeschlossenen Systems völlig zufällig, dennoch stellt sich bei längerer Betrachtung eine Vorzugsrichtung heraus, eben dann, wenn ein Dichteunterschied, also Konzentrationsunterschied (auch Konzentrationsgardient genannt), vorhanden ist. Es entsteht also ein Nettofluss bis hin zum thermischen Gleichgewicht. Im Gewebe ist die Bewegungsrichtung eingeschränkt. Ein Maß für die Bewegungsintensität ist der sogenannte „apparent diffusion coefficient“ (kurz: ADC-Wert). Auf den Diffusionskoeffizient in Gewebe wird an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen, sondern auf das noch folgende Kapiteln 3.3.4 auf der Seite 35 verwiesen. Quellenverweise: [1]:Praktikumstag 5, Seite 1-2 [2]: Seite 130-136 - Material und Methoden - 21 3. Material und Methoden 3.1 Die Messobjekte: Zitrusfrüchte Ihren Ursprung haben die Zitrusfrüchte in Südostasien. Seit 800 v.Chr. ist die Kultivierung von Zitrusfrüchten wissenschaftlich nachgewiesen. Alexander der Große brachte bei seinen Feldzügen 330 v.Chr. die Zitrusfrüchte nach Mitteleuropa, wo sie für die Medizin und Duftgewinnung genutzt wurden. Von da an verteilten sich die verschiedensten Kreuzungen über die ganze Welt. Heute gehören die Länder Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien, Marokko, Türkei und Ägypten zu den Hauptproduzenten der 100 Millionen Tonnen Zitrusfrüchte im Jahr. Die Zitrusfrucht gehört zur Obstartengruppe der Südfrüchte und wird der Pflanzengattung der Rautengewächse zugewiesen. Die Rautengewächse umfassen eine Vielzahl von Bäumen und Büschen, wobei die Zitruspflanze über ihre beerenartige Frucht definiert wird. In der folgenden Abbildung ist der prinzipielle Aufbau am Beispiel einer Orange dargestellt. Mesokarp Fruchtwand Spalt Kern/Samen Schale/Exokarp Fruchtfleisch/Fruchtfächer Abb.13: Aufbau einer Zitrusfrucht am Beispiel der Süßorange-Valencia (originalgroß) In der Schale befinden sich die Öldrüsen, die zur Aromagewinnung genutzt werden. Die wohl bekanntesten Zitrusfrüchte sind die des „Handels“ und bilden die Hauptgruppe, von denen es - Material und Methoden - 22 die verschiedensten Kreuzungen (Hybride) gibt. In den folgenden Abschnitten werden die fünf Vertreter dieser Hauptgruppe erläutert und jeweils die bekanntesten, bzw. meist gehandelten als Messobjekte dieser Arbeit ausgewählt. 3.1.1 Die Orange Die Orange, oder auch Apfelsine genannt, wird in zwei Sorten kategorisiert: die Bitter- und Süßorangen. Verglichen mit den Süßorangen gibt es von den Bitterorangen, auch genannt Pomeranzen, deutlich weniger Hybride. Von den Süßorangen existieren vier Untersorten (Blondorangen, Navelorangen, Blutorangen und säurefreie Orangen). Auf jede Untersorte kommen ca. sechs Orangen-Hybride. Die am häufigsten gehandelte Untersorte sind die der Blondorangen, zu denen z.B. die Valencia gehört. Das Hauptanbaugebiet der Orange Valencia ist Brasilien. Zusammensetzung mit Bild (originalgroß): Wasser 87 % Fett 0,2 % Protein 0,7 % Kohlehydrate 8,5 % Ballaststoffe 2,4 % Asche 0,4 % Zitronensäure Vitamin C bis zu 1 % 45-55mg auf 100g ( [10]: Seite 424ff ) 3.1.2 Die Mandarine Die Mandarine ist nach der Orange die meist gehandelte Zitrusfrucht. Sie ist eine der süßesten Zitrusfrüchte. Typische Mandarinen sind: die Clementine, die Temple, die Tangerine, die Satsuma und noch viele mehr. Die wohl bekannteste ist die Clementine, welche eine Hybride aus Mandarine und Orange ist. Der Mittelmeerraum ist der Hauptproduzent der Clementine. - Material und Methoden - 23 In Deutschland ist die Clementine, wegen ihrer Reifezeit, nahezu ausschließlich in den Wintermonaten erhältlich. Zusammensetzung mit Bild (originalgroß): Wasser 85 % Fett 0,2 % Protein 0,6 % Kohlehydrate 11 % Ballaststoffe 2,3 % Asche 0,4 % Zitronensäure Vitamin C 0,8 bis 1,2 % 30mg auf 100g ([10]: Seite 431ff) 3.1.3 Die Zitrone und die Limette Die Zitrone wird in drei Arten unterschieden: die eigentliche Zitrone, oder auch Limone genannt, die Limette und die dickschalige Zitronatzitrone. Die Zitronatzitrone wird hauptsächlich kandiert im Handel angeboten. Von Limetten und Limonen gibt es die verschiedensten Hybride. Als Messobjekte wurden als Vertreter der Zitronen die eigentliche Zitrone (Limone) und die Limette gewählt. Zusammensetzung der Zitrone mit Bild (originalgroß): Wasser 87 % Fett 0,3 % Protein 1,2 % Kohlehydrate 6,5 % Ballaststoffe 4,6 % Asche 0,4 % Zitronensäure Vitamin C ([10]: Seite 427ff) 4 bis 6 % 60-80mg auf 100g - Material und Methoden - 24 Zusammensetzung der Limette mit Bild (originalgroß): Die Zusammensetzung der Limette ist qualitativ gleich wie bei der Zitrone. Jedoch unterscheiden sich beide in ihrem Aussehen. Zudem hat die Limette gerademal ein Fünftel des Anteils an Zitronensäure, der in der Zitrone enthalten ist. 3.1.4 Die Grapefruit Die heutige Grapefruit ist in ihrer Herkunft unbekannt. Es wird vermutet, dass sie ein Hybrid aus Orange und der Grapefruit sehr ähnlichen Pampelmuse ist. Die typische Grapefruit ist die Größte der Zitrusfrüchte und trägt daher den Namen Citrus Maxima. Die Hauptproduzenten sind Israel und Zypern. Zusammensetzung mit Bild (originalgroß): Wasser 90 % Fett 0,1 % Protein 0,6 % Kohlehydrate 7,5-8,5 % Ballaststoffe 1,1 % Asche 0,3 % Zitronensäure Vitamin C ([10]: Seite 428ff) bis 1 % 30-40mg auf 100g - Material und Methoden - 25 Wie in der Einleitung bereitss er erwähnt werden weltweit jährlich ca. 100 Millionen Mill Tonnen an Zitrusfrüchten produzierten. Im folgenden Diagramm ist die prozentualee Ve Verteilung der 100 Millionen Tonnen auf die fünf nf „„Zitrusfrüchte des Handels“ dargestellt: Orangen Ma Mandarinen 6% Zitronen Limetten Grap rapefruits 4% 7% 48% 35% Abb.14: Anteile der er verschiedenen v Zitrusfrüchte von der Weltproduktion nach na [12] Quellenverweise: [10]: Kapitel 12.3.6 [12]: Seite 1-2 3.2 Die Messgeräte und d der de Aufbau Als MR-Tomograph wurde das da Gerät Magnetom Vision Sonata von on Siemens S mit einer Feldstärke von 1,5 Tesla verwe rwendet (siehe Abb.15 auf der folgenden Seite ite). Jeder MR-Scanner ist vom Prinzip gleich aufgebau ebaut. Ein Grund, warum man MR-Tomographe aphen meistens in den Kellerbereichen von Kliniken n un und Instituten findet, ist das Gewicht des Tom Tomographen. Es liegt zwischen ca. 5 und 10 Tonnen nen. Die schwerste Komponente ist der Magne gnet und das Gehäuse (Tank) (siehe Abb.15 auf der er folgenden Seite, Schicht (5)). Das Magnetfe etfeld wird durch eine Spule, in der fortwährend ein elektrischer Strom fließt, erzeugt. Die Spul pule besteht meistens aus einer Niob Titan Legierun rung. Durch flüssiges Helium, welches eine Siedetemperatur Sie von –268,93°C hat, wird die Spule ule ggekühlt. Dies hat zur Folge, dass der elektrisc trische Widerstand der Spule verschwindet und ein in se sehr starkes Magnetfeld bis hin zu zehn Tes Tesla erzeugt werden kann. Durch dauerhaftes Küh Kühlen bleibt dieser Zustand auch ohnee w weitere Zufuhr von - Material und Methoden - 26 elektrischer Energie erhalten. Diese Eigenschaft nennt man Supraleitung. Andere Elektromagnete oder Permanentmagnete kommen wegen der deutlich geringeren Feldstärke bis zu 0,5 Tesla kaum mehr zum Einsatz. Die verwendeten 1,5 Tesla des Magnetom Vision entsprechen dem 25.000 bis 50.000 fachen des Erdmagnetfelds. Zum Senden und Empfangen der Radiowellen gibt es zusätzliche Sende- und Empfängerspulen. Als Empfängerspule wurde eine sogenannte Kopfspule verwendet. Durch Gradientenspulen kann das Magnetfeld in jede Richtung verändert werden und somit die verschiedenen Schnittebenen am Probanden oder Messobjekt ausgewählt werden. Das Schalten der Gradienten führt durch das Wirken sehr starker Kräfte zu Vibrationen und verursacht die MR typischen lauten Geräusche. Das MRSystem ist an einen hochleistungsfähigen Rechner angeschlossen, der über die Fourier Transformation die elektrischen Impulse in Bilder umwandelt. 1 2 3 4 5 6 7 Patiententisch Kopfspule Tisch-Bedienteil Helium Magnet Vakuum Gehäuse Abb.15: Schematischer Aufbau und Komponenten des Tomographen Magnetom Vision Sonata von Siemens - Material und Methoden - 27 3.3 Die Messungen Aus hygienischen Gründen wurden die Messobjekte für alle Messungen in Frischhaltefolie einzeln eingewickelt. Es wurden zwischen zwei bis vier Zitrusfrüchte derselben Sorte gleichzeitig gemessen. Dafür wurden die Objekte mit Schaumstoffelementen und Handtüchern in der Kopfspule eingespannt, um die Möglichkeit der Bewegung durch die Vibration zu verhindern. Nach dem Einfahren der Patientenliege wurden vom Rechner aus die verschiedenen Mess-Sequenzen, welche in den Abschnitten 3.3.1 bis 3.3.4 beschrieben werden, gefahren. Die Sequenzen liefern Bilderserien mit unterschiedlich starker Signalintensität, woraus dann die Relaxationszeiten und Kenngrößen der Diffusion in Kapitel 4 errechnet werden. Um den Verlauf der gemessenen Signalstärke mit den zu erwartenden eFunktionen direkt zu vergleichen und somit die Messungen zu überprüfen, wurden Bereiche ausgewählt, sogenannte ROI (region of interest), deren Signalabnahme über den Zeitverlauf aufgetragen wurde. Abb.16: Beispiel einer Aufnahme (hier: eine Inversion-Recovery Aufnahme im Rahmen einer T1-Messung) mit Daten zum Messobjekt und den Messparametern - Material und Methoden - 28 3.3.1 Die T1-Messungen Um die Relaxationszeit T1 zu messen, wurde eine Inversion-Recovery-Sequenz (vgl. Abb. 17) gefahren. Bei einer Inversion-Recovery-Sequenz wird die Längsmagnetisierung zunächst durch einen 180° – Puls in die antiparallele Lage umgeklappt, also invertiert. Nach einer Inversionszeit TI, die in der Sequenz festgelegt wird, folgt ein 90° – Puls. Der 90° – Puls wandelt die nach TI relaxierte Längsmagnetisierung in messbare Quermagnetisierung um. Nach der halben Echozeit TE folgt dann wieder ein 180° – Puls. Nach TE wird das SpinechoSignal gemessen. Die Inversion-Recovery-Sequenz wird also durch ein {180°– 90°– 180°} -Puls Schema gekennzeichnet. Diese Pulsfolge wird nach der Repetitionszeit TR, die so groß sein sollte, dass das thermische Gleichgewicht sich näherungsweise wieder einstellt, wiederholt. Als Faustregel gilt für die Wahl der Repetitionszeit: TR ≈ 5 i T1 Abb.17: Impuls Schema einer Inversion-Recovery-Sequenz Die Messungen an den verschiedenen Zitrusfrüchten wurden mit einer Repetitionszeit von 10.000ms und für die Inversionszeiten 25ms, 50ms, 100ms, 200ms, 400ms, 800ms, 1.600ms, 3.200ms, 6.400ms und 9.600ms durchgeführt. Somit wurde eine Folge von zehn Bildern einer selektierten Schicht aufgenommen. - Material und Methoden - 29 TI=25ms TI=50ms TI=100ms TI=200ms TI=400ms TI=800ms TI=1.600ms TI=3.200ms TI=6.400ms TI=9.600ms Abb.18: Folge von T1 Bildern am Beispiel der Grapefruit Abb.19: Beispiel des Signalverlaufs über die Zeit einer T1-Messung an einer Grapefruit in einer der Fruchtfleischkammern. - Material und Methoden - 30 3.3.2 Die T2-Messungen Die Spin-Spin-Relaxationszeit T2 wurde mit einer Turbo-Spin-Echo-Sequenz (vgl. Abb.21 unten) gemessen. In der folgenden Abbildung ist zunächst das Impuls Schema einer Standard Spin-Echo-Sequenz dargestellt. Abb.20: Impuls-Schema einer Spin-Echo-Sequenz Die Turbo-Spin-Echo-Sequenz unterscheidet sich von der Standard-Sequenz dahingehend, dass in einem TR-Intervall durch zusätzliche 180° – Pulse mit äquidistantem Echoabstand mehrere Echos gemessen werden. Die Echos pro Anregung bezeichnet man als Echozug. Jedes Echo des Echozugs füllt eine andere Zeile der Rohdatenmatrix aus. Abb.21: Impuls-Schema einer Turbo-Spin-Echo-Sequenz; der Abstand des 90° – Pulses und des 180° – Pulses, bzw. der Abstand zwischen den 180° – Pulsen und den Echos, beträgt wie in der vorigen Abbildung 20 gerade die halbe Echozeit. - Material und Methoden - 31 Für jede Zitrusfrucht wurde somit eine Folge von 32 Bildern aufgenommen. Die Repetitionszeit dieser Messung betrug 3000ms. Die Echozeiten wurden vom Startwert 10ms bis zur letzten Echozeit 320ms, immer um 10ms erhöht. Abb.22: Folge von T2 Bildern am Beispiel der Grapefruit Abb.23: Beispiel des Signalverlaufs über die Zeit einer T2-Messung an einer Grapefruit in einer der Fruchtfleischkammern. - Material und Methoden - 32 3.3.3 Die T2*-Messungen Um die Scheinrelaxationszeit T2* zu bestimmen wurde eine monopolare MultigradientenEcho-Sequenz verwendet. Ein typisches Merkmal aller Gradienten-Echo-Verfahren ist der Verzicht auf den zusätzlichen 180° – Puls. Statt diesem wird durch das Anlegen eines Gradientenmagnetfeldes eine künstliche Magnetfeldinhomogenität erzeugt. Direkt nach dem Anfangspuls wird der Frequenzkodiergradient eingeschaltet, was zum Auffächern der Spins führt (vgl. Kapitel 2.6.2). Anschließend wird der zweite Gradient dem vorigen Gradienten entgegen gerichtet geschaltet. Dies führt zur Rephasierung der Spins und zum Echo. In der folgenden Abbildung ist eine Gradienten-Echo-Sequenz schematisch dargestellt. Abb.24: Impuls- und Gardienten-Schema einer (Multi)-Gradienten-Echo-Sequenz Zunächst wurde das Echozeitintervall von 1,78ms bis 280ms, auf 12 äquidistante Echozeiten aufgeteilt. Dabei fiel das Signal in den Fruchtfleischkammern ab, aber der Messwert-Verlauf war nicht exponentiell (vgl. Abb. 25 auf der folgenden Seite). Da das Relative Signal nur sehr gering abgefallen ist, wurde ein breiteres Echozeitintervall gewählt. Zusätzlich wurde noch das - Material und Methoden - 33 Spektrum der Zitrusfrüchte aufgenommen (vgl. Abb.26), so dass die Messung einer zusätzlichen Signal-Komponente ausgeschlossen werden konnte. Abb.26: Beispiel des Signalverlaufs über die Zeit, bei geringem Echozeitinterall, einer T2*-Messung an einer Grapefruit mit starken Schwankungen der Signalstärke Abb.27: Screenshot der Aufnahme des Spektrums einer Grapefruit - Material und Methoden - 34 Bei allen Zitrusfrüchten wurde dann, um eine geringe Messzeit zu erhalten, als Repetitionszeit TR 1000ms gewählt. Um einen möglichst großen Signalabfall zu erhalten, wurde ein relativ breites Spektrum von Echozeiten vorgegeben. Beginnend bei 1,78ms, 10ms, 50ms, 70ms, 100ms, 200ms, 300ms, … bis 800ms, wurden so 12 Bilder aufgenommen. Abb.28: Folge von T2* Bildern am Beispiel der Grapefruit Abb.29: Beispiel des Signalverlaufs über die Zeit einer T2*-Messung an einer Grapefruit in einer der Fruchtfleischkammern. - Material und Methoden - 35 3.3.4 Die Diffusions-Messungen Um den ADC-Wert, welcher ein Maß für die Bewegungsintensität in Gewebe ist (vgl. Kapitel 2.10) der verschiedenen Zitrusfrüchte zu bestimmen, wurde eine „half-fourier acquired-singleshot-turbo-spin-echo“ (kurz: HASTE) -Sequenz verwendet. Um die Bewegungsintensität mittels MR zu sensitivieren, wird zwischen HF-Anregungs-Puls und Datenauslese ein bipolares Paar starker Gradienten geschaltet. Das Puls-Schema dieser Sequenzen beruht auf dem SpinEcho-Experiment (vgl. Kapitel 3.3.2), um einen Signalverlust aufgrund statischer Magnetfeldinhomogenitäten zu vermeiden. Abb.30: Impuls- und Gardienten-Schema einer Diffusions-Sequenz Durch das Schalten des ersten sehr starken Gradienten, fächern sich die einzelnen Kernspins auf. Der zweite Gradienten-Puls soll die Dephasierung der Spins durch den ersten Puls vollständig rephasieren. Da jedoch die Bewegungsintensität eingeschränkt ist, werden die Kernspins nicht vollständig rephasiert und es kann ein Signalabfall detektiert werden. Da während der Bildaufnahme ebenso Diffusionseffekte auftreten, muss die Detektionszeit möglichst gering gehalten werden. Bei der HASTE-Sequenz wird dies dadurch erreicht, da es sich um eine Turbo-Spin-Echo-Sequenz handelt. Durch das Prinzip der „half fourier“, wird ebenso die Messzeit verkürzt, da nur die Hälfte der Zeilen im k-Raum besetzt werden. Die restlichen Zeilen werden aus der Symmetrie-Eigenschaft des k-Raums errechnet. - Material und Methoden - Mit dem 36 Diffusionskoeffizient Dg gilt für das Signal bei MRT-Messungen und einem Anfangssignal S0: S(b,Dg ) = S 0e − bDg Im b-Wert gehen Eigenschaften der Gradientenpulse, also die Dauer δ, die Amplitude und die Zeit zwischen den Pulsen (Diffusionszeit), ein. Somit müssen die beiden starken Gradienten absolut identisch sein. Da der b-Wert vom geschalteten Gradienten abhängt, also insbesondere richtungsabhängig ist, und der ADC-Wert für alle drei Raumrichtungen bestimmt wurde, ist die HASTE-Sequenz für jeden Gradienten (read, phase und slice) gefahren worden. Weil das Ausgangssignal S0 ebenso unbekannt ist, wie der zu bestimmende ADC-Wert, wurde die Sequenz für zwei unterschiedliche b-Werte gefahren. Für alle Zitrusfrüchte wurde der b-Wert von 0 s s und 600 , verwendet. Somit ergeben 2 mm mm2 sich folgende vier Bilder, je Frucht und Messung: Abb.31: Bilderfolge einer Diffusionsmessung von einer Limette(oben) und Zitrone (unten); s s links b = 0 und rechts b = 600 (read, phase und slice) mm2 mm2 - Auswertung - 37 4. Auswertung 4.1 Die Auswertung der Relaxationszeiten In diesem Abschnitt werden die nach den in Abschnitt 3.3 beschriebenen Messungen der Relaxationseigenschaften ausgewertet. Es wurden von jeder Zitrusfrucht drei bis vier Exemplare für die Auswertung herangezogen. Mit einem auf dem Programm Matlab basierenden Code wurden zum einen die Relaxationszeiten des Fruchtfleisches berechnet und zum anderen die Zeiten der Schale. Dazu wurde in jede Fruchtfleischkammer ein ROI gelegt, welches an die Größe der Kammer angepasst war (vgl. Abb.32). Abb.32: Ein Beispiel der Festlegung verschiedener ROI`s bei der T1-Messung an einer Zitrone in den Fruchtfleischkammern Die so über alle ROI`s berechneten Werte der Probanden wurden zu einem Mittelwert und der zugehörigen Standardabweichung berechnet. Dasselbe Auswertungsverfahren wurde für die Schale aller Messobjekte durchgeführt. Allerdings wurden die ROI`s an die dünnwandige Schale (polygonisch) angepasst. Damit man die verschiedenen Zitrusfrüchte untereinander besser vergleichen kann, wurden die jeweiligen Mittelwerte und deren Standardabweichung in Diagramme eingetragen. Um die Verteilung der Relaxationszeit über die jeweilige Frucht zu erhalten, wurde mit einem Matlab-Programm eine für die zugehörige Zitrusfrucht berechnete Gesamt-Map der jeweiligen Relaxationszeit berechnet. Als Colorationdesign wurde der Farbübergang „hot“ gewählt. Neben jede berechnete Gesamt-Map wurde ein intensitätshohes Bild der jeweiligen Messung bzw. Bilderserie nebengestellt. - Auswertung - 38 4.1.1 Die Relaxationszeit T1 Die folgenden Zahlenwerte sind in Millisekunden angegeben, wobei T1 der Mittelwert und σ T1 die zugehörige Standardabweichung von der Relaxationszeit T1 sind. T1 – Werte des Fruchtfleisches: Zitrusfrucht T1 σ T1 σ T1 in % Orange 2055,15 ms 60,00 ms 2,93 Grapefruit 2307,62 ms 85,02 ms 3,68 Zitrone 2632,45 ms 30,69 ms 1,17 Limette 2595,61 ms 54,41 ms 2,10 Mandarine 2209,45 ms 44,62 ms 2,02 Tabelle 1 Orange Grapefruit Limette Mandarine Zitrone 2650 2550 T1 in ms 2450 2350 2250 2150 2050 1950 Abb.33: Verteilung der T1-Mittelwerte des Fruchtfleisches und die jeweilige Standardabweichung (Werte in ms) - Auswertung - 39 T1 – Werte der Schale: Zitrusfrucht T1 σ T1 σ T1 in % Orange 1044,17 ms 70,46 ms 6,75 Grapefruit 979,18 ms 73,54 ms 7,51 Zitrone 1668,63 ms 87,98 ms 5,27 Limette 561,39 ms 89,37 ms 15,92 Mandarine 1045,33 ms 78,32 ms 7,49 Tabelle 2 Orange Grapefruit Limette Mandarine Zitrone 1800 1600 T1 in ms 1400 1200 1000 800 600 400 Abb.34: Verteilung der T1-Mittelwerte der Schale und die jeweilige Standardabweichung (Werte in ms) - Auswertung - 40 T1 – Verteilung über die Zitrusfrucht: Grapefruit: T1 in ms 3000 ms 2500 ms Orange: 2000 ms Mandarine: 1500 ms Zitrone: 1000 ms 500 ms Limette: 0 ms Rauschen - Auswertung - 41 4.1.2 Die Relaxationszeit T2 Die folgenden Zahlenwerte sind in Millisekunden angegeben, wobei T2 der Mittelwert und σ T2 die zugehörige Standardabweichung von der Relaxationszeit T2 sind. T2 – Werte des Fruchtfleisches: Zitrusfrucht T2 σ T2 σ T2 in % Orange 497,40 ms 70,63 ms 14,20 Grapefruit 729,08 ms 87,38 ms 11,98 Zitrone 998,05 ms 56,18 ms 5,63 Limette 774,73 ms 86,14 ms 11,12 Mandarine 625,11 ms 58,82 ms 9,41 Tabelle 3 Orange Grapefruit Limette Mandarine Zitrone 1100 1000 T2 in ms 900 800 700 600 500 400 Abb.35: Verteilung der T2-Mittelwerte des Fruchtfleisches und die jeweilige Standardabweichung (Werte in ms) - Auswertung - 42 T2 – Werte der Schale: Zitrusfrucht T2 σ T2 σ T2 in % Orange 118,75 ms 12,28 ms 10,34 Grapefruit 117,53 ms 15,45 ms 13,15 Zitrone 120,75 ms 17,73 ms 14,68 Limette 93,00 ms 13,68 ms 14,71 Mandarine 116,11 ms 15,19 ms 13,08 Tabelle 4 Orange Limette Grapefruit Mandarine Zitrone 140 130 T2 in ms 120 110 100 90 80 70 Abb.36: Verteilung der T2-Mittelwerte der Schale und die jeweilige Standardabweichung (Werte in ms) - Auswertung - 43 T2 – Verteilung über die Zitrusfrucht: Grapefruit: T2 in ms 1000 ms 900 ms Orange: 800 ms 700 ms 600 ms Mandarine: 500 ms 400 ms Zitrone: 300 ms 200 ms Limette: 100 ms 0 ms Rauschen - Auswertung - 44 4.1.3 Die Relaxationszeit T2* Die folgenden Zahlenwerte sind in Millisekunden angegeben, wobei T2 * der Mittelwert und σ T2 * die zugehörige Standardabweichung von der Relaxationszeit T2* sind. T2* – Werte des Fruchtfleisches: Zitrusfrucht σ T2 * T2 * σ T2 * in % Orange 160,20 ms 17,70 ms 11,05 Grapefruit 181,89 ms 17,25 ms 9,48 Zitrone 174,83 ms 19,74 ms 11.29 Limette 170,75 ms 14,82 ms 8,68 Mandarine 150,57 ms 24,36 ms 16,18 Tabelle 5 Orange Limette Grapefruit Mandarine Zitrone 210 200 190 T2 * in ms 180 170 160 150 140 130 120 Abb.37: Verteilung der T2*-Mittelwerte des Fruchtfleisches und die jeweilige Standardabweichung (Werte in ms) - Auswertung - 45 T2* – Werte der Schale: Die Messwerte waren zu gering, bzw. das Signal zu schwach, um eine Berechnung der T2* Relaxationszeiten der Schale mit der bisherigen Methode durchzuführen. Somit wurden die Werte mit Hilfe der folgenden modifizierten T2*-Maps geschätzt. Dazu wurde der Wertebereich auf ein sehr kleines Intervall eingeschränkt und dann die jeweilige Zeit abgelesen. Orange Grapefruit T2* in ms 20 ms Zitrone 18 ms 16 ms 14 ms 12 ms 10 ms Limette Mandarine 8 ms 6 ms 4 ms 2 ms Rauschen Zitrusfrucht T2 * Orange 8 ms Grapefruit 6 ms Zitrone 12 ms Limette 10 ms Mandarine 7 ms Tabelle 6 0 ms - Auswertung - 46 T2* – Verteilung über die Zitrusfrucht: Grapefruit: T2* in ms 250 ms 200 ms Orange: 150 ms Mandarine: 100 ms Zitrone: 50 ms Limette: 0 ms Rauschen - Auswertung - 47 4.2 Die Auswertung der Diffusionsmessungen In diesem Kapitel werden die nach Abschnitt 3.3.4 gemessenen MR-Bilder zur Bestimmung der ADC-Werte der Zitrusfrüchte verwendet. Mit einem Matlab-Programm wurden für die einzelnen Pixel der ADC-Wert über den Signalabfall (vgl. Kapitel 3.3.4 Seite 36) berechnet. Anschließend wurden zehn ROI`s in die Map gelegt und dann der ADC-Mittelwert Dg für jede Richtung des applizierten Gradientenpulses, bzw. die Standardabweichung σDg errechnet (vgl. Tabelle 7). Anschließend ist die Verteilung der ADC-Werte, wie in den vorigen Kapiteln der Auswertung für die Relaxationszeiten, über die gesamten Früchte für jede Diffusionsrichtung dargestellt (vgl. folgende Seite). Als Farbverlauf wurde hier „jet“ gewählt. Zitrusfrucht Orange Zitrone Grapefruit Limette Mandarine mm2 D g in i10 −3 s mm2 −3 σDg in i10 s σDg in % phase 0,84227 0,05196 6,17 read 0,91329 0,05039 5,52 slice 0,76444 0,04558 5,96 phase 0,95151 0,05499 5,78 read 0,98609 0,07182 7,28 slice 0,87482 0,01002 1,15 phase 0,92361 0,03167 3,43 read 0,97422 0,01270 1,30 slice 0,91731 0,02318 2,53 phase 0,96946 0,06306 6,50 read 1,00230 0,04767 4,76 slice 0,87893 0,06894 7,84 phase 0,85079 0,06502 7,64 read 0,80300 0,02949 3,67 slice 0,70660 0,02124 Diffusionsrichtung 3,01 Tabelle 7 - Auswertung - 48 ADC-Wert – Verteilung über die Zitrusfrucht: Orange: 0,001 phase read slice Zitrone: 0,0008 phase read slice Grapefruit: 0,0006 phase read slice Limette: phase 0,0004 read slice 0,0002 Mandarine: phase read slice 0 - Diskussion - 49 5. Diskussion Vergleicht man die T1-Zeiten der Zitrusfrüchte untereinander, so stellt man fest, dass die Zitrone mit ca. 2,6 sec. (Fruchtfleischkammer) bzw. 1,6 sec. (Schale) am langsamsten relaxiert. Die Limette hat, wie die Zitrone, eine sehr hohe T1-Zeit innerhalb der Fruchtfleischkammern. Daher ist eine Abgrenzung der Limette und Zitrone von den anderen Zitrusfrüchten durch eine T1-Messung gut möglich. Desweiteren fällt auf, dass die Schale der Limette die kleinste T1-Zeit (ca. 0,6 sec.) hat, was auf den hohen Anteil an Ölen zurückzuführen ist. Vergleicht man die T1-Zeiten mit bereits veröffentlichten Untersuchungen, so zum Beispiel die der Abteilung „Lebensmittelwissenschaft der Universität von Kalifornien“ ergeben sich folgende Unterschiede: Eine T1-Zeit von ca. 1,6 sec. für das Fruchtfleisch und 0,6 sec. für die Schale. Die Ergebnisse dieser gemessenen Relaxationszeiten wurden im „Journal of the Science of Food and Agriculture” [9] präsentiert. Es fällt auf, dass die T1-Zeiten der ValenciaOrange, mit ca. 2,0 sec. für das Fruchtfleisch und 1,0 sec. für die Schale größer sind. Die Messungen der Universität von Kalifornien wurden mit einem 0,2 Tesla Bruker Minispec PC 110 NMR Spektrometer an Navel-Orangen durchgeführt. Bei dem in dieser Arbeit verwendeten 1,5 Tesla-Geräts war zu erwarten, dass die Ergebnisse der T1- Zeiten höher liegen als die des 0,2 Tesla starken Spektrometers. Auch bei der T2-Messung können Zitronen und Limetten von den restlichen drei Arten der Zitrusfrüchte durch MR-Untersuchungen abgegrenzt werden: Vergleicht man die T2Messergebnisse der Valencia-Orange mit den in [9] veröffentlichten Forschungen, so stellt man fest, dass die T2 Relaxationszeiten der Untersuchungen bei 1,5 Tesla Feldstärke nahezu nur halb so lang wie die T2 Relaxationszeiten der Messungen an den in [9] verwendeten Navel-Orangen bei 0,2 Tesla Feldstärke sind. Betrachtet man die T2-Gesamtmaps in Kapitel 4.1.2 auf der Seite 43, welche die Verteilung der T2 Relaxationszeit über die gesamte Zitrusfrucht zeigen, erkennt man, dass sich die unterschiedlichen Gewebestrukturen wie zum Beispiel das Fruchtfleisch, das Mesokarp oder die Schale deutlich voneinander abgrenzen lassen. Somit ist die MR-Bildgebung ein geeignetes Verfahren zur Bestimmung der T2-Zeiten von den verschiedenen Zitrusfrüchten. - Diskussion - 50 Bei den Messungen der Scheinrelaxationszeit T2* ist zu beachten, dass für ca. zehn äquidistante Echozeiten ein genügend großes Echozeitenintervall gewählt wird, zum Beispiel zwischen 1 ms und 800 ms, da sonst starke Schwankungen im Signal gemessen werden (vgl. Kapitel 3.3.3 Seite 32 (unten) ). Desweiteren fällt bei den T2*-Zeiten auf, dass die Reihenfolge nicht wie bei den Ergebnissen der T1- und T2-Messung von der Zitrone „angeführt“ wird, sondern dass alle Scheinrelaxationszeiten der Zitrusfrüchte nahe beieinander liegen. Unter der Berücksichtigung der Standardabweichung existiert sogar ein gemeinsames Zeitintervall der T2*-Zeit aller Zitrusfrüchte, nämlich zwischen 164 ms und 174 ms (vgl. Kapitel 4.1.3 Abb.37 Seite 44). Die Bestimmung des Diffusionskoeffizienten hat ergeben, dass die Orange und die Mandarine einen um 10 −4 mm2 geringeren ADC-Wert haben als die restlichen Zitrusfruchts arten. Abschließend kann man sagen, dass die Relaxationszeiten sehr lang sind verglichen mit anderen Lebensmitteln. Unter der Berücksichtigung, dass jedoch ca. 80% bis 90% der Zitrusfrucht aus Wasser besteht, ist dies nicht verwunderlich. Die Relaxationszeiten der Schale einer Zitrusfrucht sind immer kürzer als die Relaxationszeit der Fruchtfleischkammern. Die Ursache dafür ist, dass in der Schale der Wasseranteil geringer und der Fettanteil höher ist als in den Fruchtfleischkammern. Sortiert man die Zitrusfrüchte nach der Länge der Relaxationszeit, so ergeben sich bei T1und T2-Messungen dieselben Reihenfolgen. Nun könnte man in weiteren Messungen untersuchen wie sich die Relaxationszeiten beim Variieren des Aggregatzustands verhalten. In der Kombination mit Untersuchungen der Relaxationseigenschaften bei Verrottungsprozessen bzw. langen Lagerzeiten könnte man dann beurteilen, ob MR-Untersuchungen innerhalb der Prozesse zur Sicherung der Qualität von Zitrusfrüchten aussagekräftig genug und vor allem effizient sind. - Quellenverzeichnis - Quellenverzeichnis [1] Grundlagen und Anwendungen der Magnetresonanz in der Medizin Praktikum für das Wahlfach „Medizinische Physik“ F. Schick und U. Klose [2] Magnetic Resonance Tomography M.F. Reiser & Editors Springer (2002) [3] http://www.merten-web.de/scripts/spektroskopie1.pdf Zugriff: 22.Juni 2009 Kapitel 5-NMR Spektroskopie [4] Spektroskopische Methoden in der organischen Chemie M. Hesse, H. Meier und B. Zeeh Thieme Verlag (2005) [5] Grundlagen der Magnetresonanztomographie F. Schick Springer Medizin Verlag GmbH (2007) 51 - Quellenverzeichnis - [6] Magnetic resonance imaging in food science B. Hills John Wiley & Sons, Inc. (1998) [7] Der „Radiologe“ 4, Auszug: Vom Magnetismus zum Magnetresonanz-Tomographen H.P. Schlemmer Springer Verlag (2005) [8] Quality assessment of horticultural products by NMR C. J. Clark und B. P. Hills Annual Reports on NMR Spectroscopy , vol. 50 (2003) Elsevier Science Oxford [9] Proton spin–spin relaxation time of peel and flesh of navel orange varieties exposed to freezing temperature P.N. Gambhir, Y. J. Choi, D.C. Slaughter, J.F. Thompson und M.J. McCarthy Journal of the Science of Food and Agriculture 85, 2482-2486 (2005) [10] Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung R. Ebermann und I. Elmadfa Springer Wien New York (2008) 52 - Quellenverzeichnis - [11] Magnetic Resonance Microscopy: Spatially Resolved NMR Techniques and Applications S.L. Codd und J.D. Seymour WILEY-VCH Verlag (2009) [12] Hintergrundpapier Zitrusfrüchte 2008 D. August WWF Deutschland (FB Süßwasser) 53 - Danksagung - 56 Danksagung Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Dr. Fritz Schick, der mich trotz des hohen Andrangs auf Forschungsarbeiten in seiner Sektion noch aufnahm und mich herzlich willkommen hieß. Seine geduldigen und kompetenten Ratschläge trugen maßgeblich zum Gelingen dieser Arbeit bei. Desweiteren bedanke ich mich bei allen Sektionsmitgliedern, die mir stets hilfsbereit entgegentraten und immer ein offenes Ohr für Fragen hatten. Schließlich danke ich meiner Ehefrau Sabrina, die mich während der ganzen Zeit unterstützt und bestärkt hat.