Ostschweizer AGFF-Tagung in Schweizersholz, 22. August 2012 Grundfutterleistung – ihre Bedeutung für eine wirtschaftliche Milchproduktion Christof Baumgartner1 und Patrik Eigenmann2 1 Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg; [email protected] Landwirtschaftsbetrieb Schweizersholz; [email protected] 2 Die Grundfutterleistung ist immer noch ein sehr aussagekräftiger wie auch einfacher Wert, um die Effizienz des Kraftfuttereinsatzes zu überprüfen. Nebst der rein wirtschaftlichen Betrachtung, sind gute Grundfutterleistungen auch positiv für das Image der Schweizer Milchproduktion. Bei Grundfutterleistungen unter 5'500 kg pro Kuh ist das System zu hinterfragen. Dabei liegen die Ursachen nicht immer bei Mängeln im Fütterungskonzept. Abb. 1: Bei schlechter Grundfutterleistung gilt es nicht nur die Fütterung zu hinterfragen. Auch andere Faktoren haben einen grossen Einfluss! Entscheidend ist das Zusammenspiel. Passt die Kuh zum System? Insbesondere das Zusammenspiel von Genetik, Fütterungskonzept und Haltung hat einen grossen Einfluss auf die Grundfutterleistung. Werden Tiere mit mässigem Leistungspotential mit Kraftfutter getrieben, führt das genauso zu schlechten Ergebnissen, wie wenn Tiere mit sehr hohem genetischem Leistungspotential nicht ausgefüttert werden. Die Bedeutung des genetischen Einflusses kann in der Praxis sehr gut auf Betrieben mit 2 Rassengruppen beobachtet werden. Nicht selten liegen die Leistungsunterschiede bei identischer Haltung und Fütterung 1000 kg pro Kuh und Jahr auseinander. Abb. 2: Die Zufütterung von Protein ist 2.5-mal billiger als die Zufütterung von Energie Posten C1 – Grundfutterqualität – ihre Bedeutung für hohe tierische Leistungen Ostschweizer AGFF-Tagung in Schweizersholz, 22. August 2012 Energiereiches Grundfutter entscheidend Beim Fütterungssystem gilt, dass möglichst viel Energie über die selbstproduzierten Grundfutter in die Kuh gefüttert werden soll, da die Proteinergänzung viel effizienter ist und 2.5 mal weniger kostet pro kg Milch wie die Energieergänzung (siehe Abb. 2). Für Betriebe mit Ganzjahres-silagefütterung und Futtermischwagen bedeutet das, dass mit hohem Maissilageanteil gefahren wird. Die Verdaulichkeit sollte bei der Sortenwahl des Maises höchste Priorität haben. Ist genügend Futter auf dem Betrieb, kann die Energiekonzentration mit Hochschnittmais noch weiter erhöht werden. Bei der Grassilage gilt der Grundsatz „lieber zu jung“ als zu alt, weil im Mischwagenbetrieb, ein allfälliger Mangel an Rohfasern über Strohzulagen einfach ergänzt werden kann, was im umgekehrten Fall nicht möglich ist. Dieses System funktioniert aber nur, wenn die Tiere auch ein entsprechendes Leistungspotential aufweisen und gute Persistenzen erreichen. Ansonsten droht Verfettung am Ende der Laktation. Wie hoch ist Ihre Grundfutterleistung? Kg Milch pro Kuh und Jahr - kg *Kraftfutter x 2.3 kg Milch = kg Milch aus dem Grundfutter *als Kraftfutter KF werden Futtermittel mit tiefem Rohfasergehalt bezeichnet. Schnitzel und Maiswürfel werden daher dem Grundfutter zugerechnet. Andere Herausforderungen im Grünfutterbetrieb Das Konzept der Maximierung der Energiedichte über das Grundfutter funktioniert nur mit Hilfe von einem Mischwagen! Bei silofreien Betrieben stellen jedoch Heu und Frischgras in der Regel die einzigen selbstproduzierten Grundfuttermittel dar. Einer Maximierung des Energiegehaltes in der Grundration sind somit Grenzen gesetzt, da über Gras und Heu auch die Faserstoffe und die Strukturbestandteile in die Ration gebracht werden müssen, welche bei zu jungem Schnitt fehlen. Eingrasprofis wissen, dass wenn das Gras zu jung gemäht wird, die Milchmenge zwar kurzfristig stimmt, die Klauenprobleme jedoch bald auftauchen. Besonderes Potential haben Systeme mit grasbetonter Fütterung durch den richtigen Ausgleich der wechselnden Gehalte. Auch dieses Jahr wies das Frühlingsgras bis im Juni sehr hohe Zuckergehalte und tiefe Proteingehalte auf. Mit einer deutlichen Proteinergänzung ab Beginn der Grünfütterung kann der Zucker im Pansen auch verwertet werden, worauf die Milchmenge stieg und der Kot fester wurde. Spätestens ab Anfangs August beginnen die Proteingehalte im Frischgras in die Höhe zu schnellen und die Zuckergehalte sind auf moderatem Niveau. Es gilt dann die Ergänzung anzupassen. In der Praxis werden silofreie Systeme erfolgreich umgesetzt, welche in Summe maximal 800 – 1000 kg Kraftfutter pro Kuh und Jahr zufüttern und damit 8’000 kg Milch pro Kuh und Jahr erreichen. Auch Systeme mit tieferen Leistungen können wirtschaftlich erfüttert sein, solange eine Grundfutterleistungen von über 5'500 kg erreicht wird. Bei Leistungen über 8’000 kg pro Kuh ist die silofreie Fütterung besonders anspruchsvoll, weil das Heu einen beschränkten Energiegehalt aufweist und die ständig wechselnden Gehalte des Grünfutters für Hochleistungskühe einen besonderen Stress darstellen. Posten C1 – Grundfutterqualität – ihre Bedeutung für hohe tierische Leistungen Ostschweizer AGFF-Tagung in Schweizersholz, 22. August 2012 Checkliste zur Verbesserung der Grundfutterleistung • Passen die Genetik meiner Tiere, das Fütterungssystem und die angestrebte Milchleistung zusammen? • Ist die Haltung so, dass meine Tiere Leistung erbringen können (Liegen, Luft, Licht, Laufen)? • Sind meine Grundfuttermittel von guter Qualität (Konservierungsfehler, Schmutz, botanische Zusammensetzung, Energiegehalt)? • Ermögliche ich meinen Tieren einen guten Grundfutterverzehr (Futtervorlage)? • Kenne ich die Gehalte meiner Grundfuttermittel und gleiche ich Nährstoffdefizite korrekt aus? • Setzte ich das Kraftfutter gezielt ein? Auf dem Betrieb Eigenmann spielt die Grundfutterleistung eine besonders grosse Rolle, weil biologische Landwirtschaft betrieben wird (begrenzter Kraftfutteranteile, sehr teures Kraftfutter). Im Sommer besteht die Ration ca. zu einem Viertel aus Weidegras. Im Stall wird mit einer Teilmischration ausgefüttert (Maissilage, Grassilage, Dürrfutter). Umsetzung auf dem Betrieb Eigenmann Aktuell wird mit einem Kraftfuttereinsatz von 450 kg eine Leistung von 7000 kg Milch pro Kuh und Laktation erreicht ( Grundfutterleistung ca. 6'000 kg). Patrick Eigenmann legt besonderen Wert auf eine sehr gute Futterqualität bei der Grassilage. Die Verschmutzung des Futters durch Mäuse wird möglichst vermieden. Seit neuestem wird die Gülle separiert. Dies soll die Verschmutzung des Futters vermindern („Mädlibildung“) und die Stickstoffwirkung verbessern. Im Stall schiebt ein Fütterungsroboter das Futter 12-mal pro Tag nach. Die Ration wird grundsätzlich 2-mal täglich vorgelegt, so dass ständig frisches Futter zur Verfügung steht. In der Weidewirtschaft wird mit der Portionenweide gearbeitet damit die Kühe möglichst viel Futter aufnehmen. Eine besondere Herausforderung stellen die vielen Waldränder und schlechten Auffüllungen dar. Auf solchen Parzellen sind der Ertrag und die Futterqualität merklich schlechter. Als Biobetrieb sind die Absenz von Kunstdünger und die Bekämpfung von Blacken und Hahnenfuss ein besonders anspruchsvolle Aspekte um eine gute Futterqualität zu erreichen. Posten C1 – Grundfutterqualität – ihre Bedeutung für hohe tierische Leistungen