GnRH-Analoga zur Therapie des hormonabhängigen Brustkrebses vor den Wechseljahren Ein Ratgeber für Patientinnen Impressum Takeda Pharma GmbH Viktoriaallee 3 - 5 52066 Aachen Text Maria Weiß, Berlin Freie Medizin Journalistin Wissenschaftlicher Beirat Dr. Katja Krauss, Universitäts-Frauenklinik Tübingen Fotografien Angela Hasse, Artfotografin aus Hamburg, stellt gegenwärtig das Thema Brustkrebs in den Mittelpunkt ihres Schaffens. Ein zentraler Fokus liegt auf der Dringlichkeit der Früherkennung. Wie gehen wir damit um, wenn der Körper sich verändert? Es entstehen Bilder voller Menschlichkeit und Nähe, voller Sinnlichkeit und Erotik. Der Betrachter lernt, dass Krankheit auch einen Schritt zu sich selbst bedeuten kann. 2. Auflage 2007 GnRH-Analoga zur Therapie des hormonabhängigen Brustkrebses vor den Wechseljahren Mit Ihrem Schicksal stehen Sie nicht alleine da: Jahr für Jahr erkranken in Deutschland etwa 50.000 Frauen an Brustkrebs. Damit stellt der Brustkrebs – von Ärzten Mammakarzinom genannt – die häufigste bösartige Erkrankung bei Frauen dar. Wie für alle Krebsarten gilt auch für Brustkrebs, dass die Überlebenschancen umso günstiger sind, je weniger sich der Tumor ausbreiten konnte. Früherkennungsuntersuchungen bei jungen Frauen wie Selbstuntersuchung und Abtasten durch den Gynäkologen sowie ggf. zusätzliche Röntgenuntersuchungen der Brust (Mammographie) und Ultraschall kommen daher eine hohe Bedeutung zu. Je früher der Tumor entdeckt wird, umso größer ist auch die Chance, dass die Brust bei der Operation erhalten werden kann, also nur das befallene Gewebe entfernt wird. Dies ist heute bei etwa 70% der Frauen der Fall. Die Operation stellt aber nur einen Teil eines umfassenden Therapiekonzeptes dar. In ausführlichen Beratungsgesprächen wird Ihr Gynäkologe und/oder Onkologe zusammen mit Ihnen entscheiden, welche zusätzlichen Schritte in Ihrem Fall unternommen werden sollten, um die Krebserkrankung zurückzudrängen bzw. für immer zu besiegen. Dabei müssen zahlreiche Faktoren, wie z. B. der feingewebliche Befund des Pathologen, die Größe und Ausbreitung des Tumors und die Ausstattung des Tumors mit Bindungsstellen für Hormone berücksichtigt werden. 3 Auch Ihre persönliche Einstellung ist wichtig. So müssen letztendlich Sie entscheiden, welchen Behandlungen Sie zustimmen wollen und welche Risiken und Belastungen Sie dafür in Kauf nehmen würden. Bestrahlung, Chemotherapie und antihormonelle Therapie sind heute nach der Operation die therapeutischen Möglichkeiten, dem erneuten Tumorwachstum und der Entstehung von Tochtergeschwülsten vorzubeugen und die Chancen für eine endgültige Heilung zu erhöhen. Auch bereits vorhandene Krebsabsiedlungen in anderen Organen (Metastasen) lassen sich auf diese Weise bekämpfen. In vielen Fällen kommen diese Therapiemaßnahmen auch kombiniert zum Einsatz. Eine der Möglichkeiten, bei Frauen vor und in den Wechseljahren Tumorzellen durch Östrogenentzug quasi auszuhungern, sind GnRH-Analoga, die in den Schaltzentralen des Gehirns ansetzen. In dieser Broschüre können Sie sich über diese Therapieform informieren. 4 Beispiel einer Krankengeschichte Frau K. war 38 Jahre alt, als sie erstmals einen verdächtigen Knoten in der Brust tastete. Leider gehörte Sie nicht zu der Mehrheit der Frauen, bei denen sich solche Veränderungen als gutartig erweisen. Nach brusterhaltender Operation und nachfolgender Bestrahlung hat der Arzt ihr zu einer AntiHormon-Therapie geraten. Eine zusätzliche Chemotherapie war bei ihr aufgrund des Befundes nicht notwendig. Seit der Operation hat sie beschlossen, ihre Erfahrungen, Sorgen und Ängste einem Tagebuch anzuvertrauen... Die Probleme, die Frau K. ihrem Tagebuch anvertraut, erheben keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit und sollen nur der Veranschaulichung dienen. Möglicherweise empfinden Sie persönlich diese Therapiephase ganz anders. 1. Tagebuchaufzeichnung Heute war ich wieder bei Dr. M. und er hat mir noch mal geduldig erklärt, was es nun mit dieser „adjuvanten“ Therapie in meinem speziellen Fall auf sich hat. Zwar hat man mir schon vor der Operation alles erläutert, aber in der ganzen ersten Aufregung scheint doch einiges an mir vorbeigegangen zu sein. Wie ich es jetzt verstanden habe, hatte ich noch Glück im Unglück: keine Tochtergeschwülste, keine befallenen Lymphknoten, der Tumor noch relativ klein und mit „Andockstellen“ für Hormone ausgestattet. Die Vorstellung, den noch verbliebenen, hinterlistig lauernden Krebszellen durch den Hormonentzug das Wasser abzugraben, finde ich ungemein beruhigend. Ich sehe schon bildlich vor mir, wie die kleinen Übeltäter dahin siechen und verdorren... Trotzdem habe ich natürlich ein bisschen Angst, was mit diesen künstlichen Wechseljahren so alles auf mich zukommt. Adjuvante Therapie Auch wenn der eigentliche Tumor durch die Operation vollständig entfernt wurde, kann man gerade beim Brustkrebs nie hundertprozentig sicher sein, dass sich nicht doch schon Krebszellen auf die Wanderschaft begeben haben und später dann irgendwo Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Man schätzt, dass rund 60 -70% der Patientinnen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits solche Mikrometastasen aufweisen. Damit auch diese Zellen 5 abgetötet werden, wird nach Operation und Bestrahlung meist eine zusätzliche Behandlung (adjuvante Therapie) mit zellabtötenden und/oder antihormonellen Wirkstoffen empfohlen. In vielen Studien konnte nachgewiesen werden, dass sich durch das Sicherheitsnetz der „adjuvanten“ Therapie die Chancen für eine endgültige Heilung deutlich erhöhen – auch wenn ein Teil der Frauen vielleicht auch ohne diese Therapie völlig gesund geworden wäre. Welche Form der adjuvanten Therapie bei Brustkrebspatientinnen empfohlen wird, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Eine der Möglichkeiten ist eine Chemotherapie mit mehreren Zellgiften (Zytostatika), die unabhängig vom Hormonstatus grundsätzlich bei allen Patientinnen wirksam ist. Die antihormonelle Therapie ist dagegen nur dann möglich, wenn der Tumor spezielle Bindungsstellen (Rezeptoren) für Östrogene aufweist. Sind diese Rezeptoren wie bei etwa 70% der Patientinnen vorhanden, wird die Teilung der Tumorzellen und damit das Krebswachstum durch Östrogene angeregt. Fährt man die Östrogene zurück, bleibt der Wachstumsreiz aus und die Krebszellen verkümmern. Ob der Arzt bei hormonrezeptorpositiven Tumoren eine alleinige antihormonelle Therapie für ausreichend hält oder eine Kombination mit einer Chemotherapie empfiehlt, hängt von dem Ausbreitungsgrad des Tumors, dem Alter der Patientin, bereits vorhandenen Erkrankungen, dem Grad der Bösartigkeit des Gewebes und der Dichte der vorhandenen Östrogenbindungsstellen ab. 6 Tagebuchaufzeichnung Heute habe ich die erste Spritze mit dem GnRH-Analogon bekommen! Entgegen meiner Befürchtungen als alter „Spritzen-Angsthase“ hat es kaum wehgetan, da die Nadel sehr dünn war. Trotzdem bin ich froh, dass ich erst in drei Monaten wieder hin muss, zumal bei dem weiten Weg zu meinem Doktor immer gleich der halbe Tag weg ist. Was passiert jetzt bloß in meinem Körper? Ein komisches Gefühl ist es schon, dazusitzen und zu warten, von den Wechseljahren überrumpelt zu werden. Bisher waren die Wechseljahre für mich etwas, das noch weit entfernt ist und in meiner Vorstellung nur ältere Damen betrifft – obwohl ich natürlich auch schon fast 40 bin. Auf einem langen Spaziergang habe ich versucht, Rolf das Therapieprinzip zu erklären. Dabei habe ich festgestellt, dass er nun wirklich gar keine Ahnung von den Vorgängen im weiblichen Körper hat – ihm fehlten sozusagen sämtliche Grundlagen. Habe dann mit Zyklus, Eisprung, Menstruation etc. angefangen – erstaunliche Wissenslücken bei einem erwachsenen Mann! Trotzdem konnten wir auch viel lachen über seine Ahnungslosigkeit – es war ein schöner Nachmittag. 7 Hypothalamus (Zwischenhirn) GnRH GnRH Analogon Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) FSH LH Ovar Östradiol Abbildung 1 Physiologischer Hormon-Regelkreis Regelkreis bei Einsatz von GnRH-Analogon Abnahme 8 Antihormonelle Therapie Das Ziel, die Tumorzellen auf „Hormondiät“ zu setzen, lässt sich über verschiedene Wege erreichen. Eine Möglichkeit ist es, die Eierstöcke (Ovarien) als wichtigste Produktionsstätte der Östrogene operativ zu entfernen oder durch eine Bestrahlung zu zerstören. Da man heute weit elegantere medikamentöse Möglichkeiten zur Verfügung hat, haben diese endgültigen Eingriffe in der adjuvanten Therapie ihren Stellenwert verloren. Durch die Gabe eines GnRH-Analogons (auch GnRHAgonist genannt) lassen sich die Eierstöcke vorübergehend medikamentös ausschalten. GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) ist ein körpereigenes Hormon, dass in einer übergeordneten Schaltzentrale des Gehirns (Hypothalamus) gebildet wird. Stellt der Körper einen Mangel an Östrogenen fest, wird es ausgeschüttet und kurbelt über die vermehrte Bildung weiterer Hormone in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) die Östrogenbildung in den Eierstöcken an (siehe Abbildung 1). Ein GnRH-Analogon ist ein Stoff, der dem körpereigenen Hormon GnRH zum Verwechseln ähnlich ist, ohne aber selbst die Östrogenbildung anzuregen. Es wird als Depot unter die Haut gespritzt und meldet dem Körper, dass bereits reichlich GnRH vorhanden ist. Auf diese Weise wird die Schaltzentrale im Gehirn ausgetrickst und die Signalkette wird unterbrochen. Folge dieses Eingriffs in den komplizierten Regelkreis: Die Östrogenproduktion in den Eierstöcken wird vollständig heruntergefahren. Da diese Therapie voraussetzt, dass der Regelkreis vor Behandlungsbeginn noch funktioniert und die Eierstöcke noch arbeiten, kommt sie nur für Patientinnen vor oder während den Wechseljahren in Frage. Eine weitere Möglichkeit der antihormonellen Therapie sind die sogenannten Anti-Östrogene, zu denen Tamoxifen als wichtigster Vertreter gehört. 9 Tamoxifen ähnelt als „Doppelgänger“ im Aufbau dem Östrogen und besetzt die Hormon-Bindungsstellen an den Zellen. Das körpereigene Östrogen kommt zu spät und findet nur noch bereits besetzte Andock-Stellen vor. Die Gabe von Tamoxifen wird häufig mit der Gabe eines GnRH-Analogons kombiniert. Auf diese Weise kann man sicherstellen, dass auch außerhalb des Eierstocks – z.B. im Fettgewebe – gebildetem Östrogen noch ein Riegel vorgeschoben wird. Die Chancen der Tumorzellen, irgendwie doch noch an ihr „Östrogenfutter“ zu kommen, werden so zusätzlich geschmälert. Ein weiterer Weg gegen die Östrogene vorzugehen, sind die Aromatasehemmer. Sie blockieren das Enzym Aromatase, das außerhalb der Eierstöcke für die Herstellung von Östrogen aus seinen Vorstufen gebraucht wird. Diese Medikamente kommen bisher vor allem bei Mammakarzinom-Patientinnen nach den Wechseljahren (Menopause) zur Anwendung. Hormontherapie bei fortgeschrittenem Brustkrebs Auch wenn ein hormonempfindlicher Tumor bereits zu Krebsabsiedlungen in anderen Organen (Metastasen) geführt hat, gehören antihormonelle Strategien mit zum Therapiekonzept. Bei Frauen vor oder während den Wechseljahren werden hierbei, soweit keine Chemotherapie erforderlich ist, GnRHAnaloga in Kombination mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern eingesetzt. Anders als bei der adjuvanten Therapie ist die antihormonelle Therapie bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen mit Tochtergeschwülsten nicht zeitlich begrenzt. Meist wird ein Therapiekonzept so lange fortgesetzt, bis die Erkrankung trotz Therapie fortschreitet und dann weitere Therapieschritte erforderlich werden. 10 Tagebuchaufzeichnung Die Zeit ist so schnell vergangen – heute sind bereits drei Monate vorbei und es wurde wieder Zeit für die Nachuntersuchung und die zweite Spritze. Das letzte Vierteljahr war ein Wechselbad der Gefühle. Dass ich meine Tage nicht mehr bekomme, finde ich eher angenehm, zeigt es doch deutlich an, dass das Prinzip funktioniert und der Kampf gegen mögliche Krebszellen aufgenommen wurde. Weniger angenehm sind allerdings die anderen Auswirkungen der verfrühten Wechseljahre. Meine Entschuldigung an alle, die ich bisher belächelt habe, wenn sie über Hitzewallungen und Schweißausbrüche klagten – ich weiß jetzt wie unangenehm das sein kann. Rolf ist zum Glück sehr verständnisvoll – er meinte aber auch, ich sollte meinen Körper nicht die ganze Zeit mit Argusaugen beobachten, um mögliche Auswirkungen des Östrogenmangels zu erspähen. Vielleicht hat er Recht – wie bei den natürlichen Wechseljahren muss ich ja nicht unbedingt unter allen denkbaren Symptomen leiden. 11 Verschiedene GnRH-Analoga Für das Austricksen der Hormon-Schaltzentrale im Gehirn stehen heute verschiedene GnRH-Analoga zur Verfügung, die sich in ihrer Wirkungsweise nicht unterscheiden. Auch die unerwünschten „Nebeneffekte“ der vorgezogenen Wechseljahre sind bei allen Wirkstoffen gleich. Unterschiede bestehen hinsichtlich der Form des unter die Haut gespritzten Depots und der Anwendungsfrequenz. GnRH-Analoga können in Form eines kleinen Implantats oder in Form einer Suspension von Mikrokapseln unter die Haut gebracht werden. Es gibt GnRH-Analoga, die 1x im Monat und solche, die alle 3 Monate injiziert werden. Tagebuchaufzeichnung Obwohl ich das Glück hatte, meine Brust behalten zu können und alles sehr gut verheilt ist, fühle ich mich in letzter Zeit irgendwie nur als „halbe“ Frau. Obwohl ich mich mit Rolf sehr gut verstehe, habe ich kaum Lust auf Sex und reagiere manchmal abwehrend und gereizt. Mein Arzt hat mir erklärt, dass auch das Symptome der verfrühten Wechseljahre sein können. Immer häufiger frage ich mich, was eigentlich nach der Therapie sein wird. Kommen meine Hormone wieder in Gang oder muss ich mich auf ein Leben mit Östrogenmangel einstellen? Therapiedauer Anders als bei Frauen mit weit fortgeschrittenem Brustkrebs und Metastasen, ist die adjuvante antihormonelle Therapie bei frühen Formen der Erkrankung zeitlich begrenzt. 12 In der Regel wird für die Anwendung von GnRHAnaloga ein Zeitraum von 2 bis 3 Jahren als ausreichend angesehen. Bei den meisten Patientinnen kommt nach dem Absetzen der GnRH-Analoga der körpereigene Hormon-Regelkreis wieder in Gang und die Eierstöcke nehmen die Produktion von Östrogenen wieder auf. Dies lässt sich an dem Wiedereinsetzen der Regelblutung erkennen. Auch nach einer Chemotherapie, die normalerweise über 6 Monate verabreicht wird, kann die Regelblutung ausbleiben, da die zytostatischen Medikamente auch das empfindliche Eierstockgewebe in Mitleidenschaft ziehen. Je älter die Patientin zum Zeitpunkt der Chemotherapie ist, um so wahrscheinlicher bleibt die Regelblutung dauerhaft aus. Dieser Nebeneffekt ist bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs sogar erwünscht. Bei Frauen unter 40 Jahren erholt sich die Eierstockfunktion häufig innerhalb weniger Monate nach Beendigung der Chemotherapie. Insbesondere für diese Gruppe scheint eine Therapieerweiterung mit 2-jähriger GnRH-Analogagabe sinnvoll. Die ebenfalls nach der Chemotherapie zu beginnende Einnahme von Tamoxifen erfolgt üblicherweise über 5 Jahre. Bei postmenopausalen Frauen kommen hier auch Aromatasehemmer zum Einsatz. Tagebuchaufzeichnung Inzwischen machen mir diese Wechseljahrbeschwerden etwas zu schaffen. Manchmal wache ich nachts mit Hitzewallungen auf und kann dann schlecht wieder einschlafen. Tagsüber bin ich dann unausgeglichen und nervös, was auch Rolf zu schaffen macht. Er ist zwar immer noch sehr lieb und rücksichtsvoll, aber ich glaube für ihn ist es doch sehr schwer nachzufühlen, was ich da durchmache. Ich habe allerdings jetzt einen neuen und sehr kompetenten Gesprächspartner für diese ganze Wechseljahrproblematik gefunden – meine Mutter. Bisher habe ich nie daran gedacht, dass sie das Ganze ja schon durchgemacht hat. Sie konnte mir viele wertvolle Tipps geben. Z.B. wurden bei ihr durch lange Radtouren und Wanderungen die Symptome deutlich besser. 13 Wechseljahrbeschwerden als „Nebenwirkung“ Durch die Hormonentzugstherapie werden die Frauen oft weit vor der Zeit von einem Tag zum anderen in die Wechseljahre „geschubst“. Die typischen Symptome des Wechsels, die auch Frauen mit natürlicher Menopause zu schaffen machen, bleiben dabei nicht aus. Dazu können z.B. Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzklopfen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen gehören. Möglicherweise ist auch die Scheidenschleimhaut trockener und die sexuelle Lust nicht mehr so ausgeprägt wie vorher. Wie bei den natürlichen Wechseljahren leiden während der Therapie mit den GnRH-Analoga nicht alle Frauen gleichermaßen unter diesen Symptomen. Mal steht das eine, mal das andere im Vordergrund und einige Frauen verspüren kaum etwas von dem „Wechsel“. Eine Östrogentherapie zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden ist bei Frauen mit Brustkrebs nicht erlaubt. Dies gilt insbesondere bei hormonrezeptorpositiven Tumoren. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, den lästigen Symptomen etwas entgegen zu setzen. So ist z. B. bekannt, dass sich die Symptomatik durch körperliche Bewegung und Sport bessern lässt. Hier kann es sich auch lohnen, an speziellen Sportgruppen für Brustkrebspatientinnen teilzunehmen, die in immer mehr Regionen Deutschlands angeboten werden. Entspannungsübungen und Ruhepausen mindern den Alltagsstress und sorgen für mehr Ausgeglichenheit. Einem möglichen, durch den Östrogenmangel bedingten, vermehrten Knochenabbau, können Sie mit viel Bewegung und Calcium- und Vitamin-D-reicher Ernährung vorbeugen. In sehr ausgeprägten Fällen können Sie Ihren Arzt auch nach nicht-hormonellen medikamentösen Möglichkeiten fragen. Dies können je nach Symptomatik z. B. Antidepressiva, schlaffördernde Medikamente oder bei trockener Scheidenschleimhaut auch örtlich anzuwendende Mittel sein. 14 Tagebuchaufzeichnung Obwohl es mir körperlich gar nicht mal so schlecht geht und auch sexuell wieder einiges läuft, habe ich in letzter Zeit häufiger das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu fallen, aus dem ich alleine nicht mehr herauskomme. Selbst Rolf geht mir dann mit seiner Fürsorglichkeit auf die Nerven. Ich weiß selbst, dass ich in solchen Momenten sehr ungerecht sein kann. Unsere Partnerschaft ist dadurch stark belastet. Schon vor einiger Zeit hat mich der Arzt auf die Möglichkeit einer Selbsthilfegruppe hingewiesen. Jetzt habe ich mir ein Herz gefasst und Kontakt aufgenommen. Vielleicht tut es mir ja doch gut, mich mit anderen betroffenen Frauen über diese Probleme auszutauschen. Krebs und Psyche Eine Krebserkrankung und ihre Therapie stellt immer einen schwerwiegenden Einschnitt in das bisherige Leben dar, der in den meisten Fällen auch Auswirkungen auf das seelische Befinden hat. Wie der einzelne Mensch damit umgeht, ist individuell sehr unterschiedlich, so dass an dieser Stelle auch keine „Ratschläge“ gegeben werden sollen. Vielfach fühlen sich Patientinnen von solch gut gemeinten Empfehlungen über den „richtigen“ Umgang mit der Erkrankung erst recht unter Druck gesetzt. Trotzdem sollten Sie wissen, dass Sie den schweren Weg nicht alleine gehen müssen. Psychoonkologische Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen bieten kompetente Hilfe und Begleitung an. Tagebuchaufzeichnung Es ist vollbracht! Schon vor einiger Zeit habe ich die letzte Spritze bekommen und heute habe ich zum ersten Mal wieder meine Tage gekriegt. Fast ein merkwürdiges Gefühl nach so langer Zeit. Jetzt bleiben mir also noch einige Jahre bis zur Menopause. Kommen dann irgendwann die Wechseljahre, treffen sie auf einen echten Profi. Anders als meine Freundinnen weiß ich immerhin durch die „Übung“, was auf mich zukommt und wie ich damit am besten umgehen kann. 15 Die Zeit nach der Therapie Durch die adjuvante Therapie – ob in Form einer Chemotherapie, einer antihormonellen Therapie oder einer Kombination beider Verfahren – werden die Aussichten auf eine endgültige Heilung deutlich erhöht. Dies konnte in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Trotzdem wird Ihnen Ihr Arzt zu Ihrer eigenen Sicherheit eine Nachsorge empfehlen. Die Zeitspannen zwischen den einzelnen Untersuchungsterminen werden dabei immer länger, so dass Sie bei komplikationslosem Verlauf nach drei Jahren nur noch halbjährlich zu einer Nachsorgeuntersuchung müssen. Zusätzlich sollten Sie Ihren Körper sorgfältig beobachten und abtasten und sich bei auffälligen Befunden sofort bei Ihrem Arzt vorstellen. 16 Informationen und Hilfe erhalten Sie u.a. unter folgenden Adressen: Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V. „Haus der Krebsselbsthilfe“ Thomas-Mann-Straße 40 53111 Bonn Tel: 02 28 / 3 38 89 - 4 00 Fax: 02 28 / 3 38 89 - 4 01 E-Mail: [email protected] www.frauenselbsthilfe.de mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V. Max-Hempel-Str. 3 86153 Augsburg Tel: 08 21/ 52 13-1 44 Fax: 08 21/ 52 13- 1 43 E-Mail: [email protected] www.mamazone.de Deutsche Krebshilfe e.V. Beratungsdienst Buschstraße 32 53113 Bonn Tel: 02 28 / 7 29 90 - 95 E-Mail: [email protected] www.krebshilfe.de Krebsinformationsdienst KID Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Tel: 0 800 - 4 20 30 40 (kostenlos) E-Mail: [email protected] www.krebsinformation.de 17 18 Notizen 19 Artikel-Nr. 66951091 Takeda Pharma GmbH, Viktoriaallee 3 – 5, 52066 Aachen