Umsetzung empirischer Psychotherapieforschung durch Wirkfaktoren Therapeutischer Gemeinschaften AG: Von der therapeutischen Gemeinschaft zur Fachklinik „Auf dem Hansenbarg“ Wer braucht welche Settings ? Jahrestagung des „buss“ März 2011 Dr. med. Robert Stracke Chefarzt Fachklinik Hansenbarg Nicht nur optisch zwischen Baum und Borke: Hanstedt Nordheide bei Hamburg Zwar noch überschaubar, aber mit 100 Betten nicht mehr „richtige“ therapeutische Gemeinschaft www.hansenbarg.de 2 1 Verletzung menschlicher Grundbedürfnisse als Basis psychischer Störungen ( GRAWE 2004) Entstehungsbedingung der Sucht Genetische Ausstattung Prägungsprozesse, frühe Lebensereignisse Substanzwirkung Individuelle Vulnerabilität • Orientierung Sucht • Kontrolle Verfügbarkeit der Substanz • Bindung permissive Haltung • Selbstwertsteigerung / Selbstwertschutz psychosoziale Faktoren • Lustgewinn / Unlustvermeidung positive Verstärkung Kiefer, 2005 Kritische Prägungsprozesse bedingen Bindungsstörungen … 3 4 1 Drogen als „Breitbandpsychopharmaka“ Komorbidität und Entstehung von Abhängigkeiten • • • • • • • euphorisierend ADHS Posttraumatische Belastungsstörungen Angststörungen Depressive Störungen Persönlichkeitsstörungen Psychotische Störungen • beruhigend • antriebssteigernd • entängstigend • antidepressiv • enthemmend sind Folge von und erhöhen das Risiko für Bindungsstörungen und damit problematischen Alkohol / Drogenkonsum • Bindungsfördernd • konzentrationsfördernd 5 • Motivations / Belohnungssystem dient ursprünglich dem Überleben des Menschen • belohnt wird Sexualität Nahrungsaufnahme (Zucker, Fette) Lernen Freundlichkeit / /Beziehungs aufnahme / BINDUNG Musik Drogeneinnahme (Tabak, Alkohol, Cannabis, Heroin u.a) 7 • schlafanstoßend 6 „Neurobiologische Korruption“: Motivationssysteme und Drogenkonsum „Drogen sind also nur deshalb Suchtdrogen, weil sie auf die körpereigenen Motivationssysteme wirken, weil sie diese ersatzbefriedigen und damit quasi korrumpieren.“ (Joachim Bauer, 2006) „ mit Opiaten fühle ich mich wie auf Mutters Schoß“ J.S. 8 2 Soziale (Teilhabe / Bindungs ) störungen •berufliche Probleme Wie helfen therapeutische Gemeinschaften ? •wirtschaftliche Situation •familiäre Probleme •Veränderungen im Freundeskreis •soziale Anpassungsstörungen •Drogenbedingte Straffälligkeiten •andere gravierende soziale / familiäre Milieustörungen 9 Bio-psycho-soziales Modell der ICF 10 Wirkfaktoren speziell vollstationärer Therapie Gesundheitsproblem (Gesundheitsstörung oder Krankheit nach ICD - 10) Körperfunktionen und –strukturen Umweltfaktoren • Materiell : (Klinikmilieu !! ) • Sozial und verhaltensbezogen Aktivitäten Teilhabe persönliche Faktoren 11 • • • • • • • Entlastungs – und Schutzraum Tagesstruktur und Kontrolle ! Gegenseitige Motivationshilfe Gegenseitiges Lernen und Unterstützung Erprobungsfeld für neues Verhalten Anforderungsfeld z.B. VT Aufgaben, AT Umfassende Diagnostik und Interventionsmöglichkeit 12 3 Was hilft empirisch in der Behandlung ? Wirkfaktoren des vollstationären Settings (nach Linden 2004): • Schutzraum (vor bedrohlichen Bezugspersonen) • Motivationshilfe (Anregung von Verhaltensänderungen, die • • • • • • • ambulant nicht möglich sind) Modell – Lernen ( an Behandlungsfortschritten anderer Patienten) Entlastungsraum (Entpflichtung von Aufgaben) Tagesstruktur (Biorhytmus wiederherstellen) Erprobungsfeld („wie weit kann ich gehen ?“) Anforderungsumfeld (therapeutische Herausforderungen, Aufgaben) Kontaktfeld (Vorhaltung von Doppelzimmern, „Zwang“ zur Gruppe) Beobachtungsraum ( z.B. für sozialmedizinische Stellungnahme ) • motivierende Gesprächsführung als Grundhaltung • therapeutische Wirkfaktoren als Essenz unterschiedlicher therapeutischer Schulen 13 14 Therapeutische Wirkfaktoren bei gestörten Grundbedürfnissen Therapeutische Wirkfaktoren (Grawe et al. 1994) Gestörtes Grundbedürfnis Therapiemittel Orientierung Klärungshilfe Kontrolle • Klärungshilfe Aktive Hilfe bei der Problembewältigung / Problemaktualisierung/ Ressourcenaktivierung Bindung Einfühlende Beziehung / Milieu • Problemaktualisierung Selbstwertsteigerung / Selbstwertschutz Einfühlende Beziehung / Milieu / (psycho)therapeut. Angebote • aktive Hilfe bei der Problembewältigung Lustgewinn /Unlustvermeidung Einfühlende Beziehung / Milieu/ (psycho)therapeut. Angebote • Therapeutische Beziehung • Ressourcenaktivierung 15 16 4 Wirkfaktoren therapeutischer Gemeinschaften bei Störung von Grundbedürfnissen Gestörtes Grundbedürfnis Wirkfaktoren therapeutischer Gemeinschaften Orientierung Überschaubarkeit Kontrolle Überschaubarkeit, Transparenz der Abläufe Bindung Milieutherapie, sichtbare Verfügbarkeit der Therapeuten Selbstwertsteigerung / Selbstwertschutz Ständige Rückkoppelung des Verhaltens durch Milieu und Therapeuten Lustgewinn /Unlustvermeidung Bindungsverhalten im „kleinen Rahmen“ wird neu gelernt 17 5