Kernphysik I • Bemerkung: Relativistische Elektronstreuung Grundlegende Eigenschaften der Atomkerne: • Elektrisches Quadrupolmoment • Magnetisches Dipolmoment Wiederholung: MAMI Spektrometer Ladungsdichte Formfaktor Fourier-Trans. Experiment Ladungsdichte [x 1019 Coulomb/cm3] Zusammenfassung: Ladungsdichte Radiale Distanz [fm] Elektronstreuung am Kern Feynman-Diagramm v Virtuelles Photon überträgt Impuls q v v v v v q = p − p′ für p = p′ v v 2 q = p sin θ / 2 Die Wellenlänge des virtuellen Photons v v D = h q = h 2 p sin θ / 2 bestimmt die räumliche Auflösung Relativistische Kinematik der Elektronstreuung Kinematik der elastischen Elektronstreuung am Kern Viererimpuls und Rückstoß Viererimpulserhaltung Rückstoßenergie Elastische Elektron-Nukleon-Streuung Größe des Nukleons bestimmt die Energie des Elektronenstrahls Experimentell: einige hundert MeV bis zu einigen GeV Masse des Nukleons: ca. 938MeV => Rückstoß des Targets kann nicht mehr unberücksichtigt bleiben ⎛ dσ ⎞ ⎛ dσ ⎞ =⎜ ⎜ ⎟ ⎟ d d Ω Ω ⎝ ⎠ Mott ⎝ ⎠ * E' ⋅ E Mott => Benutzung des Viererimpulsübertrags: −4 EE ' 2 θ ⋅ q = ( p − p ') ≈ sin 2 c2 2 2 Um nur mit positiven Größen zu arbeiten, definiert man: Q 2 = −q 2 Erinnerung: Spin und Parität Der Kern ist ein abgeschlossenes System und hat somit einen definierten Kernspin mit der Quantenzahl =J für den Kernspin. J = J ( J + 1)h mJ = − J ,−( J − 1),...., J − 1, J Kernspin ist die Summe der Gesamtdrehimpulse der individuellen Nukleonen : j v J = ∑ ji (jj - Kopplung) i Der Gesamtdrehimpuls eines Nukleons ist die Summe des intrinsischen Spins und des Bahndrehimpulses : v v v j =l +s - intrinsischer Spin des Protons oder Neutrons : s = 1/ 2h - der Bahndrehimpuls eines Nukleons ist immer geradzahlig Daraus folgt: gerade Massenzahl A: J = ganzzahlig ungerade Massenzahl A: J = halbzahlig Alle Kerne mit geradem Z und geradem N haben J = 0 Erinnerung: Spin und Parität In einem symmetrischen Potential V(r)=V(-r) haben die Wellenfunktionen eine definierte Parität. v v Ψ(r ) = +Ψ( − r ) v v Ψ(r ) = −Ψ( − r ) positive Parität negative Parität Sphärische Polarkoordinaten (-x,-y,-z) Ψ nlml (r, π − ϑ , π + ϕ) = ( −1)l Ψ nlml (r,ϑ ,ϕ) v 2 v 2 [Ψ(r )] = [Ψ( − r )] Gilt für alle Kernwellenfunktionen Nomenklatur für Kernzustände: Spin und Parität 0+ (Spin:0 Parität: gerade) 5/2- (Spin:5/2 Parität: ungerade) Elektromagnetische Momente Statische elektromagnetische Eigenschaften der Kerne werden durch ihre elektromagnetischen Momente charakterisiert. Diese enthalten die Information über die Verteilung der Ladung und der magnetischen Momente im Kern. Die zwei wichtigsten Momente sind: Elektrisches Quadrupolmoment Q Magnetisches Dipolmoment μ Elektrische Momente Sie sind von der Ladungsverteilung im Inneren des Kernes abhängig und Sind ein Maß für die Kernform d.h. den Konturen konstanter Ladungsdichte. Die Kernform wird durch eine Multipolentwicklung des äusseren elektrischen Feldes parametrisiert. Elektrische - Momente Reihenentwicklung des Potentials für große Abstände r (r´/r < 1): Elektrische - Momente QM Beschreibung: Definition der z-Achse: Ladung Elektrischer Dipol Elektrischer Quadrupol Wellenfunktionen des Kernes haben definierte Parität. Das elektrische Dipolmoment des Kernes ist null. Quadrupolmoment 1 v Q = ∫ Ψ ∗ ( 3 z 2 − r 2 ) Ψd 3 r e 1 v v Q = ∫ ( 3 z 2 − r 2 ) ρ ( r ) d 3r e 1 v v ∝ ∫ r 2 (3 cos2 θ − 1) ρ ( r )d 3r e 1 2 0 v v ∝ ∫ r Y2 (θ , φ ) ρ ( r )d 3r e Q: Quadrupolmoment des Kernes • Dimension des Quadrupolmomentes ist Fläche. Einheit barn (b) • Für kugelsymmetrische Kerne verschwindet das Quadrupolmoment Q. • Prolater (zigarrenförmiger) Kern: Q > 0 Oblater (linsenförmiger) Kern: Q < 0 • In inhomogenen elektrischen Feld verschieben sich die Energieniveaus eines deformierten Kernes. • Das Integral verschwindet für J = 0 oder J =1/2 (Eigenschaft von Kugelfunktionen, Wigner Eckart Theorem) Kernzustände mit Spin 0 oder 1/2 haben kein elektrisches Quadrupolmoment. prolat oblat Quadrupolmomente Einfaches Modell für die Beschreibung einer Kernform: Homogen geladenes Rotationsellipsoid (um die z-Achse) der Ladung Ze mit den Halbachsen b in z-Richtung und a senkrecht dazu. Das klassische Quadrupolmoment ergibt sich zu: Q= 2 4 ⎛ ΔR ⎞ 4 2 Z (b2 − a 2 ) = ZR 2 ⎜ ⎟ ≡ ZR ⋅ δ 5 5 ⎝ R ⎠ 5 Die Abweichung ΔR = (b-a) von der Kugelgestalt mit mittlerem Radius R = (a+b)/2 wird üblicherweise durch den Deformationsparamter δ beschrieben. Quadrupolmomente 4 Q ≡ ZR 2 ⋅ δ 5 Deformationsparameter ist proportional zu: Q δ∝ ZR 2 Elektromagnetische Momente Intrinsisches und spekroskopisches Quadrupolmoment Unterschied zwischen dem Quadrupolmoment Qlab im Laborsystem (dem spektroskopischen Quadrupolmoment) und dem intrinsischen Quadrupolmoment Qintr. Qlab bezieht sich auf die z-Achse (Quantisierungsachse) im Laborsystem, Qintr bezeiht sich auf die 3-Achse im intrinsischen System Beide Achsen können um Winkel β verdreht sein. Beziehung zwischen Labor- und intrinsischem System: Quantenmechanische Beziehung Magnetisches Moment 1) Kreisstrom erzeugt magnetisches Diploment Leiterschleife: 2) Magnetischer Dipol in Magnetfeld hat potentielle Energie 3) Kreisendes Teilchen erzeugt Magnetfeld B Strom I S Fläche A N Magnetisches Dipolmoment μ= IA senkrecht auf A v μ= 1 v v v 3 ′ ′ [ ] r × j ( r ) d r′ ∫ 2 Drehimpuls L Magnetisches Moment des Elektrons Drehimpuls l r Umlaufzeit T π r2 • Bohrsches Magneton: magnetisches Moment eines Elektrons mit Bahndrehimpuls l=1ħ • QM Operator des magnetischen Dipolmoments: v e ∗ 3 ′ ′ Ψ ⋅ ⋅ Ψ μ= ( r ) L ( r ) d r′ ∫ 2m v Magnetisches Moment des Elektrons Magnetisches Moment des Elektrons für einen Kreisstrom wäre g=1 g: g-Faktor des Elektrons gs=2,0023 Spin ½ Teilchen: Dirac Theorie (relativistische QM) g=2 Abweichungen (g-2) wird erklärt durch QED: Wechselwirkung mit Strahlungsfeld Magnetisches Moment des Kernes Magnetisch es Moment eines Kernes r r r I μ I = const ⋅ I = g kμ k h Einheit des magnetisch en Momentes : Kernmagne ton eh μk = = 3.152 ⋅ 10 −14 [MeV T ] 2m p Analog zum Bohrschen Magneton m Kernmagnet on ist um Verhältnis e ~ 1 1836 kleiner. mp Für Kern g - Faktor könnte man 2 für das Proton (wie Elektron) erwarten, und null für das Neutron. Aber Exper iment zeigt : gs = 5,5858 gl = 1 für das Proton g s = −3,8261 gl = 0 für das Neutron Magnetisches Moment des Kernes Operatore für die magnetischen Momente : eh sˆ eh lˆ μˆ s = g s μˆ l = gl 2mN h 2mN h Das totale magnetische Moment eines Nukleons mit totalem Drehimpuls ˆj setzt sich aus den magnetischen Momenten des Spins und des Bahndreh impulses zusammen : 1 h Um das magnetische Moment µ zu bestimmen, muss man μˆ j auf den totalen μˆ j = µK ( g s sˆ + gl lˆ) Drehimpuls ˆj projizieren. Quantenmechanisch korrekt ist das magnetische Moment µˆ über den Erwartungswert der z - Komponente des Operators μˆ j definiert : μˆ = g j µK ˆj = μˆ j ⋅ ˆj ˆj j ⋅ j - zeigt in Richtung von j - Betrag ist gleich Projektion von µj auf j g-Faktoren des Kernes Für den g - Faktor g j gilt : gj = g l ( l̂ ⋅ ˆj) + gs (ŝ ⋅ ˆj) j 2 mit j( j + 1) = ˆj2 = l̂ 2 + 2 l̂ ⋅ ŝ + ŝ 2 l̂ 2 = l(l + 1) ŝ 2 = ( ˆj - l̂ ) 2 bzw. l̂ 2 = ( ˆj - ŝ) ŝ 2 = s(s + 1) = 3 4 g l {j( j + 1) + l(l + 1) − 3 4}+ g s {j( j + 1) − l(l + 1) − 3 4} 2 j( j + 1) ( gs − gl ) g j = gl ± für j = l ± 1 2 2l + 1 gj = Einfache Beziehung für den g-Faktor von Einteilchenzuständen. Weitere Details im Zusammenhang mit Zuständen im Schalenmodell.